1893 / 148 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

3. Juli d. J., früh 8 Uhr, ihren Anfang nehmen. “Das Ein- zählen der irmmtlichen 225 620 Loose:Nummern nebst den

Gewinnen gedachter 1. Klasse wird schon am 1. Juli d. J., Nachmittags 3 Uhr, durch die Königlichen Ziehungs-Com- missarien im Beisein der dazu besonders aufgeforderten König- lihen Lotterie-Einnehmer Herren Weil, Kuhn, Eisenschmidt und Fronhöfer von hier öffentlih im Ziehungssaal des Lotteriegebäudes stattfinden.

Berlin, den 22. Juni 1893. E

Königliche General-Lotterie-Direction. Thiele.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Am Squllehrer-Seminar zu Erfurt is der bisherige Seminar-Hilfslehrer Reiber zu Halberstadt als ordentlicher Seminarlehrer, : /

am Schullehrer-Seminar zu Delißsh der Predigtamts- Candidat Leist zu Barby als Hilfslehrer, und :

am Sébullebver-Seminar zu A als der Predigtamts- Candidat Dr. Carl Schmidt daselbst als Hilfslehrer ange-

stellt worden. i Der Kreis-Wundarzt des Kreises Gelnhausen Dr. Wol-

temas in Gelnhausen ist zum Kreisphysikus des Kreises Diepholz, und / :

der praktische Arzt Dr. Denckmann in Enger zum Kreis- physikus des Kreises Lübbecke ernannt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Betanntmachung.

Bei der heute öffentlich bewirkten Verloosung von Schuldverschreibungen der Anleihe der Angermünd e- Schwedter Eisenbahngesellschaft sind die Nummern 20 und 26 gezogen worden. /

Dieselben werden den N mit der Aufforderung

ekündigt, die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen

apitalbeträge vom 1. Juli 1893 ab gegen Quittung und Rückgabe der Schuldverschreibungen und der nach diesem Termine zahlbar werdenden Zinsscheine Nr. 19 entweder bei der Staats\hulden-Tilgungskasse in Berlin, Taubenstraße 29, oder bei der Berliner Handelsgesellschaft hier zu erheben. Der Betrag fehlender Zinsscheine wird vom Kapital zurück- behalten. :

G Mit dem 1. Juli 1893 hört die Verzinsung der verloosten Schuldverschreibungen auf.

Berlin, den 7. Juni 1893. Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Hoffmann.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König erledigten- wie aus Kiel gemeldet wird, gestern in den Morgenstunden Regierungsgeshäfte, empfingen gegen 91/4 Uhr den Obersten von Lippe als Vertreter des Chefs des Militärcabinets zum Vortrage, besichtigten gegen 11 Uhr das Panzerschiff „König Wilhelm“, Flaggschiff der 2. Division, und wohnten im Laufe des Nachmittags den Einzelschiffsübungen des Flaggschiffs und des Panzerschiffs „Deutschland“ an.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rech- nungs3wesen hielten heute eine Sizung.

Für die Zeit vom 1. April 1893 bis zum Schlusse des Monats Mai 1893 sind von Einnahmen (einshließlih der creditirten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie von anderen Einnahmen im Deutschen Reih zur Anschreibung gelangt:

Bolle 48847 758 6 (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres) 13 276 387 M6), Tabadtiteuer 1 334 279 4/6 (+ 36 923 A6),

ukermaterialsteuer 1 603266 M (+ 16 161 376 44), Zuker- teuer 10 923 200 M6 (+ 2760 211 M6), Salzsteuer 5 952 677 M + 282 489 M6), aishbottih- und Branntweinmaterial- teuer 2425 770 4/6 (— 716768 4), Verbrauchsabgabe von

ranntwein und Zuschlag zu derselben 19402080 M (4+ 2535 900 46), Brausteuer 4 769 451 M (+ 311 877 46), Uebergangsabgabe von Bier 582842 (+4 47163 M); Summe 92634791 Æ (+ 8142784 M). Spiel- fartenstempel 167934 (— 5797 M), Wechsel- stempelsteuer 1351 628 # (+ 36 230 M4), Stempelsteuer ür: a. Werthpapiere 636576 ûM, na 78057 M), Kauf Und sonsti e Anschaffungsgeschäste 1 612 817 44 38453 M), c. Loose zu: Privatlotterien 339 025 M + 49 649 M), Staatslotterien 412199 M (— 298 643 A6).

os- und Telegraphen - Verwaltung 41379433 X (+ 1 951 907 M6), Reichs-Eisenbahn-Verwaltung 10 085 000 4

(+4 335 000 A6). ; ; A te Jst - Einnahme abzüglich

Die zur Reichskasse gelan der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten beträgt bei den

nachbezeichnetenEinnahmen bis Ende Mai 1893: Zölle43678457A4M6 19939 563 6), Tabacfsteuer 1259774 M. (—82838 M), uckermaterialsteuer 1597 250 M (— 28242670 M6), Zuker- teuer 14 231365 M, darunter Verbrauchsabgabe nah dem Geseh vom 9. Juli 1887 = 1 439 604 M. (+ 4 158 967 M6), Salz- steuer 6 804 91046 (+ 132 190 6), Maischbottich- und Brannt- weinmaterialsteuer 3 804 760 4 (— (270751 4), Verbrauchs- abgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 18 297 969 M A 1246 086 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von ier 4553467 (+ 307 302 4); Summe 91 033 452 M f 34984 277 M46). Spielkartenstempel 223 232 1711 M).

Jm Reichs-Eisenbahnamt.- ist die Uebersichtskarte der Eisenbahnen Deutshlands in 6 Blättern neubearbeitet

können zum Preise von 7,50 # durch den Buchhandel (Verlag von Marx Bald Königlicher Hofbuchdrucker, Berlin SW., Ritterstraße 50) bezogen werden.

Die Karte ist gleich der früheren im Maßstab 1 : 1000 000 entworfen. Jhre Längengrade sind aber niht mehr von dem Meridian von Ferro gezählt, sondern beginnen mit Rücksicht auf die Ms das Reichsgeseß vom 12. März d. J. erfolgte Einführung der Mitteleuropäischen Zeit mit dem Meridian von Greenwich. Der Jnhalt der Karte hat nach verschiedenen Rich- tungen eine Erweiterung erfahren. Außer den neueröffneten Strecken und den durch Landesgesege oder Concessionen zum Ausbau genehmigten Eisenbahnprojecten ist eine große Anzahl bisher fehlender Stationen bei den älteren Strecken nachgetragen worden. Der Raum Mette wurde durch Verschmälerung der die Bahnen darstellenden Linien ge- wonnen : eine Aenderung, die es auch ermöglichte, die Ein- führung der einzelnen Linien in die N unkte deut- licher zur Anschauung zu bringen. Neben der denen Reichs- grenze. sind jeßt auch die Grenzen der Bundesstaaten durch Farbe gekennzeichnet. Den in größeren Maßstäben ent- worfenen Nebenkarten is eine weitere, die Eisenbahnen im Königreih Sachsen darstellend, hinzugefügt worden. Näumlich wurde die Karte P nah Westen und Süden ausgedehnt, um den östlihen Theil Englands bis London, Frankrei bis in die Gegend von Tours, sodann die Schweiz und einen Theil von Oberitalien mit den Alpenübergängen und endlich die ungarische Hauptstadt aufnehmen zu können. Während früher die Eisenbahnen und ihre Stationen am Nande der Karte aufgeführt waren, ist jet ein Verzeichniß dieser zum ersten Mal als besonderes Druckheft beigegeben worden. Um das Aufsuchen der Stationen auf der Karte zu erleichtern, sind die durch die Meridiane und die Parallel- kreise gebildeten Felder durch Buchstaben bezeichnet, auf die in dem Stationsverzeichnisse hingewiesen ist.

S. M. Kreuzer „Seeadler“, Commandant Corvetten- Capitän Koellner, beabsichtigt am 26. Juni von Aden nach Bombay in See zu gehen.

Württemberg.

Wie der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet, ging die gestern in Stuttgart abgehaltene Versammlung, welche zur Berathung von Vorkehrungen gegen die Futter- noth zusammenberufen worden war, davon aus, daß zu- nächst die Gemeinden in Action treten müßten, und daß erst in zweiter Linie der Staat Vorschüsse ge- währe. Es wurde eine Commission niedergeseßt, welche die besten Bezugsquellen für Futtermittel feststellen soll. Ferner publicirt der „Staats-Anzeiger“ einen Erlaß an die Ober- ämter, wonach diese sofort den Bedarf der Landwirthe er- mitteln, der Nothstandscommission darüber berihten und mit den Gemeinden über die Mittel zur Deckung verhandeln sollen. Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog empsing vor- gestern in besonderer Audienz den Königlich italienishen Bot- schafter, General-Lieutenant Grafen La nza, der Höchstdemselben ein Schreiben Seiner Majestät des Königs von Jtalien über- reihte, wodurch er als Gesandter am Großherzoglichen Hofe accreditirt wird. Später empfing auch Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin den Grafen Lanza, der hierauf an der Großherzoglichen Hoftafel theilnahm.

Hessen.

Mit Nücksicht auf die bestehende Fut ter noth hat das Groß- herzogliche Ministerium der Finanzen den Verwatitungen der Oberhessishen Eisenbahnen und der Main-Neckar- Bahn die Ermächtigung ertheilt, bis Ende September für Futter- und Streumittel, welche in Wagenladungen als Fracht- gut auf hessishen Stationen eintreffen und an landwirth- schaftliche Bezirksvereine, Ortsvereine, Consumvereine oder an Gemeinden adressirt sind, auf den hessishen Streden eine Ermäßigung im Betrag eines Drittels der Fracht zu ge- währen. Die gleiche Ermäßigung wurde mit Genehmigung der Großherzoglichen Regierung von den Verwaltungen der Hessischen Ludwigsbahn und den Hessishen Neben- bahnen im Privatbetrieb gewährt. Weiter is eine Verfügung erlassen worden, worin die A und Oberförstereien angewiesen werden, bis auf weiteres den Eintrieb des Viehs in die sämmtlichen offenen Bestände der Domanialwaldungen für die unter Aufsiht von Hirten stehenden Gemeindeheerden unentgeltlich zu gestatten. És wird dabei die Zuversiht ausgedrückt, daß bezüg- lich der Gemeindewaldungen die Gemeindevertretungen ähnlih verfahren. Ferner soll Waldstreu zum halben Tarif abgegeben und die Zahlung dafür bis Martini 1894 gestundet werden. Das Commando der hessishen Division ist bereits vom Ministerium benachrichtigt worden, daß eine Fourage- lieferung während der diesjährigen Manöver auf dem Lande von diesem nicht zu fordern ist. Auf Anlaß der Großherzog- lichen Staatsregierung sind 300 Waggons Torfstreu, 3000 Sack Mais und 3000 Sack Palmmehl beschafft und zur Ab- gabe zum Selbstkostenpreis an die Landwirthe bei langer Zahlungsfrist bereitgestellt worden.

Sachsen-Meiningen.

Seine Hoheit der Herzog hat infolge der landwirthschaft: lihen Futternoth, wie die „Schwarzb.-Rudolst. Lds.-Ztg,“ mittheilt, das Abschießen größerer Mengen Hochwilds an- geordnet, um den Wiesenbestand in der Nähe der Waldungen nicht noch mehr durch das Aesen des Wildes zu {hmälern, und die Abgabe von Futter aus den Waldwiesen an bedürftige Viehhalter befohlen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Coburg hat in seiner vorgestrigen Sizung die Berathung des Staatskassen- Etats beendet. Eine Aenderung des Grundsteuer-

eseßes, das neue Fabrikanlagen, Villen u. dergl. bisher teuerfrei ließ, wurde der „Magd. Ztg.“ zufolge mit der Be- chränkung angenommen, da die Steuerpfliht erst nah einem Jahre seit Errichtung des Gebäudes ein- treten solle. Der Laeg ab ferner seine Zustimmung zur Erhöhung des Fonds für Ablösung geistliher Stolgebühren von

landwirthschaftlihen Futternoth kam vorgestern gleichfalls ur Sprache. Die Regierung hält für jeßt eia Ein en des taats nicht «9 nöthig, da zunächst die landwirthschaftlihen Vereine hilfreih einzutreten hätten, auch sei noch Milderung der Noth durch baldigen Regen zu hoffen.

Großbritannien und Frlaund.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Parlamentssecretär des Aus- Den Sir E. Grey in Beantwortung einer Anfrage, daß über die Missionen in Uganda keine Unterhandlungen mit dem Vatican stattgefunden hätten. Die Frage, ob irgend welchen Missionen in Üganda ein Vorrecht einzuräumen sei, sei von der Re- Cen garnicht erwogen worden. Bezüglich des Urtheils des tür- ischen Gerichts inA ngora gegendiedes Hochverraths angeklagten Armenier erklärte Sir E. Grey, daß die Urtheils\sprüche vor den Cassationshof kommen müßten, eine Vollstreckung stehe vor der Hand außer Frage. Der Premier - Minister Gladstone theilte mit, daß die kürzlih in der Bilancirung des irishen Staatshaushalts vorgenommenen Veränderungen keine großen Veränderungen der finanziellen E der Homerule-Bill veranlaßt haben würden, aber die Situation der Bill habe die Regierung zu der Erwägung veranlaßt, wie die Finanzvorlage vereinfacht werden könne. Die be nanziellen Paragraphen seien demgemäß folgendermaßen umgebildet beabsichtigt, einen Zeitraum von finanziellen Arrangements festzu- sechs Jahre werde der Plan wesentlih von dem ursprünglihen verschieden sein. Während dieser Zeit solle nämlih die irishe Legislative keine Befugniß besißen, die in dem jeßigen Steuersystem inbegriffenen Steuern festzuseßen, zu verwalten oder zu erheben. Zweitens werde Jrland die Befugniß gegeben, neue Steuern für sih selbst einzuführen. Drittens habe Jrland zur Reichs- kasse ein Drittel seiner festgestellten Einkünfte und außerdem den Ertrag einer Steuer beizusteuern, die ausdrücklih für Kriegs- oder besondere Vertheidigungszwecke von dem Reichs- parlament auferlegt werden dürfte. Nach Ablauf der sehs Jahre würde dann das Finanzarrangement revidirt werden, und Jrland würde mit Mithabine der Zölle, Accise und Postgefälle seine eigenen Steuern erheben und verwalten. Fohn Redmond erklärte unter dem Beifall der Parnelliten, er werde die Absicht, Jrland während sechs Jahre die Befug- niß der Erhebung, Verwaltung oder Controle der Steuern zu entziehen, als ungerecht und demüthigend für Jrland be- kämpfen. Sir William Macckinnon, Mitbegründer und Vor- sizender der „British East-Africa Company“, ist gestern gestorben.

Frankreich.

Der Secretär bei der englishen Botschaft Phipps hatte noch am Mittwoch Abend, wie „W. T. B.“ meldet, eine Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen Develle. Ueber die angeblih in der englischen Botschaft ent- wendeten Documente laufen die verschiedensten Gerüchte um; unter anderem soll es sich um Quittungen über Gelder handeln, die an mehrere französische Politiker seitens der eng- lishen Botschaft gezahlt seien. Die Documente seien von einem im Dienste der Boischaft stehenden Canadier entwendet, von Morès photographirt und dann wieder zurückgestellt worden.

Sowohl der Minister-Präsident Dupuy wie der Minister des Auswärtigen Develle haben es abgelehnt, von Millevoye die in den Blättern besprochenen Schriftstücke entgegenzu- nehmen und darüber weitere Mittheilungen zu empfangen. Der Minister-Präsident Dupuy erklärte im Namen der Re- gierung, daß er es ablehne, in seinen Händen oder selbst nur vor Augen Schriftstücke zu haben, die einer befreundeten Macht entwendet sein sollen; er wolle weder ein derartiges Vorgehen benußen, noch irgend eine Unsicherheit bei den Botschaftern aufkommen lassen, die zu der französishen Regierung in Be- ziehung stehen. iy

Die Staatsanwaltschaft hat gestern auf Anordnung der Negierung die Untersuchung über den Ursprung und den Werth der Documente eröffnet, durch die mehrere A angeschuldigt werden, Geld von der englischen Botschaft an- genommen zu haben. Man glaubt, daß die Documente einer Persönlichkeit, welche sie selbst angefertigt habe, abgekauft worden seien. Eine gestern Nachmittag in den Ges)chäfts- räumen der „Cocarde“ vorgenommene Haussuchung blieb er- folglos. / Der Deputirtenkammer ist gestern von der Regie- rung das französish-russishe Handelsübereinkommen vorgelegt worden. Nach demselben wird Rußland der Minimal- tarif für Petroleum zugestanden; der Zoll wird damit für rohes Petroleum auf 9 Fr., für raffinirtes auf 12,50 Fr. fest: geseßt. Rußland gesteht dagegen Frankreich seinen Minimal- pit mit Herabseßungen für 51 französishe Producie zu; unter leßteren befinden sich Gewebe von gekämmter Wolle, für die der Zoll um 20 Proc., gewisse Tricotage- und Strumpf- wirkerwaaren, für welhe der Zoll ebenfalls um 20 Proc. herabgeseßt wird, und Weine in Flaschen, für welche der Zoll um 15 Proc. herabgeseßt wird.

Die gestrige Sihung der Deputirtenkammer war überaus zahlreih besucht, und vor der Eröffnung herrschte be- reits eine lebhafte Bewegung. Millevoye richtete die bereits angelündigte Anfrage über den Stand der Unterhandlungen zwischen Frankreih und England bezüglich der Auslieferung des Cornelius Herz an die Regierung. Der Minister-Präht- dent Dupuy erklärte, die Regierung beschäftige sih noch fort- dauernd mit der Auslieferung von Herz. Leßterer sei aber augenblicklih nicht U 4 wie ausdrücklih in dem Bericht der nah Bournemouth ge andten Doctoren Charcot und Brouardel constatirt werde. Millevoye bemerkte, England bediene sich der im Besiß von Herz befindlichen Geheimnisse, aber es sei eine noch schwerer wiegende Angelegenheit ins Auge zu fassen. Es gebe einen Deputirten, welcher die Preisgebung von Corsica verlangt und dazu beigetragen habe, daß Frankrei auf seine Rechte in Egypten verzichtete. Millevoye wurde hier von dem Präsidenten unterbrochen und wandelte U eine Anfrage in eine Jntérpellation um; der Präsident lehnte es indessen ab, diese Interpellation wegen ihrer asel zur Ver- lesung zu bringen. Pourquéry de Boisserin wünschte, über die Angelegenheit Herz und Arton sowie über die auf der englishen Botschaft irre Papiere zu interpelliren. Der Minister-Präsident Dupuy erwiderte unter lebhaftem Beifall, die Regierung habe alles Mögliche gethan, die est-

Erstens sei für die

worden : sechs Jahren seßen; während dieser

13500 auf 15300 #4 und nahm den Gesehentwurf über

und zugleih ein Verzeihniß der deutschen Eisenbahnen und ihrer Stationen antgclietid worden. Karte nebst Verzeichniß

Zwanggserziehung shulpflichtiger Kinder an. Die Frage der

nahme von Cornelius Herz zu erwirken, und werde es weiter

Fin Mitglied der

E

thun, um die Auslieferung herbeizuführen. Was die angeb- lich gestohlenen Documente angehe, so habe si hiermit nur die GeriguEbehörde zu befassen, die Untersuchung in dieser An- gelegenheitsei eingeleitet. Hierauf nahm Clémenceau das Wort und verlangte von Millevoye und Déroulède Beweise für ihre Be- hauptungen, daß er Frankreich für Geld verrathen habe. Er fordere ste auf, Beweisstücke beizubringen. Millevoye er- klärte, ein von den Mauritius-Jnseln gebürtiges Jndividuum habe in der englischen Botschaft täglih Briefe abgeschrieben. (Lärm, Zwis ne Millevoye verlas eine Stelle aus einem Herz betreffenden Schreiben. Der Präsident der Kammer Casimir Périer und der Minister Develle legten gegen die Verlesung Verwahrung ein. zin Y ; Kammer verlangte, daß die Kammer sich als geheime Commission erkläre. Millevoye seßte die Verlesung der Briefe fort, verbreitete sich über die Behring- affaire, über eine Correspondenz Ribot's, über Verhandlungen bezüglih einer Allianz zwischen den Vereinigten Staaten und ‘Rußland, über die Lage Belgiens und rief durch seine Aus- A lebhafte R und Hohngelächter hervor.

Nehrere Redner wiesen auf die Unwahrscheinlichkeit hin, daß die von Millevoye vorgebrachten Schriftstücke eht seien. Der Minister des Auswärtigen Develle erklärte, er glaube, daß Millevoye das Opfer einer verabscheuenswürdigen Mystification sei. Déroulède erhob sich und erklärte, daß er sein Mandat niederlege. Mill evo ye verlas des Weiteren ein Acten- stück, das das Siegel der englischen Botschaft trage. Darin werden verschiedene Beträge aufgeführt, welche an bestimmte politische Persönlichkeiten, darunter Burdeau, Clémenceau und Rochefort ausgezahlt sein sollen und zwischen 500 und 20 000 Pfund Sterling s{hwanken. Diese Mittheilungen wurden mit Lachen, Hohn- und Protestrufen der ganzen Kammer auf- genommen. Burdeau protestirte energisch und verlangte Beweise. Millevoye übergab dem Präsidenten ein Actenbündel und behauptete, daß dasselbe Schrift- stüde eines Beamten der englishen Botschaft ent- halte, welher vor d weitere Mittheilungen machen werde. Maujean brachte sodann eine Tagesordnung ein, welche die von der Rednertribüne herab vorgebrachten Beschuldigungen als gehässige und lächerliche Verleumdungen brandmarkt und dem Bedauern darüber Ausdruck giebt, daß die Kammer ihre Zeit nußlos vergeudet habe. Robert Mitchell erklärte, man müsse im Lande wissen, daß die Kammer, einstimmig die auf der Rednertribüne verlesenen Schriftstücke verurtheile. Millevoye legte gegen die Tages- ordnung Verwahrung ein und erklärte, daß er ai Mandat niederlege, um ungehindert vor Gericht erscheinen zu önnen. Mehrere Boulangisten, darunter Castelin und Barres, trennten sich ostentativ von ihren Parteigenossen und forderten, daß diese ihre Mandate niederlegen. Bur deau und Clémenceau befürworteten die Tagesordnung Maujean, die unter lebhaftem Beifall der ganzen Kammer mit 382 gegen 4 Stimmen angenommen wurde. Hierauf brachte Dubost den Generalberiht über das Budget ein. Die Sizung wurde alsdann aufgehoben.

Norton, der die die Acten Millevoye's bildenden Docu- mente aus der englischen Botschaft entwendet haben soll, wird sich heute zur Haft stellen; übrigens is auch {hon ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die Blätter tadeln ohne Unterschied der Richtung die Leichtfertigkeit, mit der so {were Anklagen öffentlih gegen Politiker Frankreichs erhoben seien.

JFtalien.

: Die Deputirtenkammer hat, wie telegraphisch aus Rom gemeldet wird, in ihrer gestrigen Sißung das Budget des Ackerbau-Ministeriums genehmigt.

Schweiz.

___ Auf Grund der Verhandlungen mit Frankreih hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, der Bundesrath den Stände- rath und den Nationalrath um die Ermächtigung ersucht, mit der französischen Regierung eine Vereinbarung zu treffen, dur die den französishen Handelsreisenden in der Schweiz und den \{hweizerischen Handelsreisenden in Frankreich gleiche Behand- lung vom 1. Juli an zugesichert wird, wie sle für Reisende shweizerisher Häuser in der Schweiz selbst bestimmt ist. Der Ständerath hat, wie bereits der Nationalrath, die Maß- nahmen des Bundesraths im Handelsverkehr mit Frankreich genehmigt.

Niederlande.

Die Zweite Kammer verhandelte, wie „W. T. B“ berichtet, gestern über die Jnterpellation des Deputirten Ty dens, betreffend das Einfuhrverbot von Zug- und Reitpferden aus, dey Provinz Groningen nach Ostfriesland. Der Minister des Auswärtigen drückte die Poffnung aus, daß Deutshland nach Erlöschen der ferrsQen! en Rinder- und Pferdekrankheiten wieder für hol- ändisches Racevieh seine Grenzen öffnen werde, und besprach die Möglichkeit einer zukünftigen internationalen Vereinbarung Über Pigamteinge Einfuhr und Ausfuhr von Vieh während herrschender Thierkrankheiten.

Spanien.

Wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, sind in Bar- celona und La Corunna weitere Verhaftungen von Anarchisten vorgenommen worden.

Serbien.

Bei der gestern vorgenommenen Berathung des Adreß- entwurfs lehnte, wie „W. T. B.“ berichtet, die Skupschtina einen Antrag des Abg. Veselinovic, die Anklage gegen die frühere Negierung auch auf die Regenten A, ab. Nach der Annahme des Adreßentwurfs verlas der Minister- Präsident Dokic das Programm der Regierung, worin erklärt wird, die Regierung werde die Verfassung streng achten, die öffentliche Sicherheit Jedermann gewährleisten und mit allen fremden Mächten, insbesondere mit den Nachbarmächten, loyale freundschaftlihe Beziehungen unterhalten , damit Serbien et seinen internationalen Verpflichtungen ent- prehe. Von den neuen Monopolen und der exacten Erhebung

er Steuern erwarte die Regierung die L ONNAE Me e

stellung des Gleichgewichts im N Die er- Hun der Adresse an den König erfolgt heute Mittag. ie Skupschtina trat sodann in die Berathung des Handel s- dextrags mit Oesterreih-Ungarn ein. Drei Redner, ger unter ein Radicaler, sprachen gegen und der COALE friggeovie für die Annahme, obwohl letzterer den Vertrag A y ie Negierungkommissare legten die Vortheile des ar.

- Schweden und Norwegen.

as norwegishe Storthing hat der „Köln. Ztg.“ zu- folge mit 63 gegen 48 Stimmen beschlossen, den Run antrag wegen G a der directen Steuern gegen Einführung verschiedener Zollerhöhungen nit in Berücksichtigung zu ziehen.

Dänemark.

Der König und der Kronprinz begeben \ih, dem ¿W, L. B“ zufolge, am Dienstag Nachmittag, die Königin am Mittwoch Nachmittag nah E sbj erg, von wo aus sodann bei günstigem Wetter Donnerstag, den 29. d., Morgens, die Abreise nah England erfolgt.

Parlamentarische Nachrichten.

__ Die nächste Plenarsizung des Herrenhauses ist au Dienstag, 27. Juni, anberaumt. t g abe el stehen die Entwürfe des Ergänzungssteuergeseßes, des Gesetzes wegen Aufhebung directer Staatssteuern und des Gesetzes, betreffend die Verbesserung des Volkss{hulwesens und des Diensteinkommens der Volksschullehrer.

Der Rest des Gesehentwurfs wegen Aufhebung directer Staatssteuern ist von der mit der L orberathung betrauten C om - mission des Herren hauses gestern Nachmittag unverändert in der Fassung des anderen Hauses angenommen worden. Die Commission des Herrenhauses für das Communalsteuergeseß hat gestern die erste Lesung der Vorlage beendet. An der Fassung des Abgeordnetenhauses wurden im wesentlihen nur Aenderungen redactio- neller Art vorgenommen. Bei der heute begonnenen zweiten Lesung der Vorlage wurden bis § 33 im ganzen die Beschlüsse erster Be- rathung bestätigt; nur wurde auf den Antrag der Subcommission in bestimmterer Weise, als es das Abgeordnetenhaus formulirt hatte, festgestellt, daß auch das Einkommen aus außerpreußischem Eigenthum und Gewerbebetriebde zur Gemeinde-Einkommensteuer herangezogen werden kann.

Wahlangelegenheiten.

Die Stichwahlen haben gestern mit Lübeck begonnen: dort ist Dr. G oerß (freis. Verein.) mit 8023 Stimmen gegen Schwarß (Soc.), der 7869 Stimmen erhielt, gewählt worden.

Die „Schlesische Volkszeitung“, das Hauptorgan des Centrums in Schlesien, fordert die bAbolifh Wähler auf, in den Stihwahlen überall für die Conservativen gegen die Freisinnigen und die Socialdemokraten zu stimmen. Eine Kartellmehrheit sei ausgeschlossen. Für Centrumswähler Schlesiens gebe es keine andere Parole als „gegen Freisinn und Socialdemokratie“. Kein Centrumswähler dürfe, selbst niht durch Wahlenthaltung, die Umsturzpartei oder ihre Vor- frucht verstärken. :

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 in Preußen. Im 111. und IV. Vierteljahrsheft des Jahrgangs 1892 der „Beitschrift des U preußischen Statistishen Bureaus“ liegen die endgültigen Ergebnisse der leßten Volkszählung in Preußen, bearbeitet von dem Geheimen Ober-Regierungs-Rath und Director des Königlich preußischen Statistishen Bureaus Blenck, vor. (Hiervon ist auch ein Sonderabdruck erschienen.) Bei der Volkszählung war Preußen dur die Zufaßfrage nah der Muttersprahe und die Ein- fügung einer Spalte für das Religionsbekenntniß über die vom Reich für die Volkszählung aufgestellten Forderungen hinausgegangen ; ebenso war auch den röeren Städten in Preußen Gelegenheit geboten worden, die Erhebung für Gemeindezwecke nugbar zu machen. Von dieser Gelegenheit machten nächs Berlin noch 21 Städte Gebrauh. Der Reichshauptstadt wurde das bei der Zählung gewonnene Urmaterial zu selbständiger Bearbeitung überlassen, wofür diese die Zählpapiere auf eigene Kosten zu beschaffen hatte. Von diesen Zählpapieren abgesehen wurden, 34 Millionen Stück Zählkarten (A. für die in der Haushaltung Anwesenden), 1 Million ausgefüllter Muster für vorübergehend Abwesende, 7 430 000 Stück Haushaltungsverzeichnisse, 7 395 000 Stück An- leitungen und Zählbriefe, 250 000 Zähleranweisungen, 500 000 Stück Zählercontrollisten, 133 000 Ortslisten, 133 000 Stück Muster aus- efüllter Ortslisten, sowie 133 000 Stück Anweisungen für die Be- örden, im ganzen 50974000 Stück Zählpapiere versandt, die 212 977 kg wogen. : __Im ganzen ist die Theilnahme der Bevölkerung an der Zählung, wie die hierher gelangten Berichte fast übereinstimmend bekunden, außerordentli gering gewesen. Namentlich die Landbevölkerung bewies für die Zwecke und Ziele der Aufnahme ein mangelhaftes Verständniß. Die Zählpapiere wurden deshalb meist von den Zählern ausgefüllt, \chon deshalb, weil die Ausfüllung seitens der Haushaltungs- Vorstände für jene nur Anlaß zu umständlihen Nachträgen und Verbesserungen bot; den gleihen Weg {lug man auch bei der städtischen Arbeiter- bevölkerung ein. Wo diese ein regeres Interesse für die Zählung zeigte, und die Ausfüllung der Zählpapiere selbs vornahm, wie in Breslau, stellten sih bei der nachfolgenden Prüfung viele Fehler heraus Mißtrauen und Widerwillen wurden den Zählern nur in der Stadt Aachen entgegengebraht, wo Me oft grober Weise abgewiesen wurden. Auch das alte Vorurtheil gegen die Volkszählnng, als handle es sich dabei um Steuerzwecke, wurde im Regierungsbezirk Hannover und im Kreise Halle, wenn auch in ersterem in geringerem Grade als früher, bemerkt. Vereinzelte Fälle der Angabenverweige- rung werden nur aus dem Landkreise Beuthen, dem Kreise Neisse und der Stadt Osnabrück gemeldet. Nach dem endgültigen Ergebniß der Zählung vom 1. Dezember 1890 hatte Preußen an diesem Tage auf einem Flächenraum von 348 436,68 gkm (außer der 59 ha großen Insel Helgoland mit 2086 Einwohnern, da sie erst am 1. April 1891 mit der preußischen Monarchie vereinigt wurde, also bei der Zählung noch nicht in Betracht kam) in 546 Kreisen, einschließlich Berlins und der Hohen- zollernshen Oberämter darunter 57 Stadtkreise —, eine orts- anwesende Bevölkerung von 29955281 Personen, von welhen 49,08% dem männlihen und 50,92 Personen dem weiblichen Geschleht angehörten. (Die Wohnbevölkerung betrug 29897859 Köpfe.) Die gesammte Bevölkerung vertheilte sich auf 54903 Gemeinde-Einheiten und zwar auf 1263 Städte, 37 081 Landgemeinden und 16559 Gutsbezirke mit zusammen rund 126 200 Wohnpläßen, An Wohnstätten wurden bei der letzten Volkszählung im gesammten Staat 3374189 ermittelt, wovon 3 281 193 bewohnte und 58241 unbewohnte (im Bau vollendete, in der Reparatur begriffene, leer stehende bezw. verlassene u. \. w.) Wohn- Mole 23 465 andere (zunächst niht für Wohnzwecke bestimmte) Ge- äude, 2149 Hütten, Buden und Zelte, sowie 9141 Wagen, Schiffe und Flöße, welche in der Zählungsnacht bewohnt wurden. In diesen Wohnstätten befanden sich 6 384175 Haushaltungen, und zwar426019 Einzelhaushaltungen, 5 937 419 Familien- und 20 737 Anstaltshaus- haltungen, darunter 2116 Anstalten für dasHeer und dieFlotte, welche ihrer- seits mit einer Kopfzahl von 292 173 = 0,97% an der Gefammt- bevölkerung theilnahmen. Dem evangelischen Religionsbekenntniß gehörten von der Gesammtbevölkerung an 19230376 (9411 161

männlihen und 9819215 weiblihen Ges t3). waren vorhanden 10 252 807 (5 058 292 En und 5194515 * weiblihen Geschlechts). An anderen Christen wurden ge- Ba 95 349, dabon Brüdergemeinde 4514, Mennoniten 13 833,

aptisten 23 969, Presbyterianer 2175, Methodisten 3232 Irvingianer 16 081, Deutschkatholiken, 929, Freireligiöse 7304, Dif e denten 20273, fonstige Christen 3039. uden gab es 372 (182 738 männlichen und 189 320 weiblihen Geshlechts). Ueber Zu- sammensetung der Familienhaushaltungen, Gebürtigkeit der Bevölke- rung, Staatsan ehörigfkeit, Alter, Pamilienflaud, eligionsbefkenntniß der im Haushalt ihrer Eltern lebenden Kinder aus confessionellen Mischehen, sowie über Muttersprahe erhält man in der Eingangs erwähnten Abhandlung jede gewünschte Auskunft.

Der Stand der Bevölkerung am 1. Dezember 1885 betru 28 318 470; hierzu kamen dur Geburten 5 638 603 hinzu, während bur Sterbefälle ein Abgang von 3 705 131 erfolgte: es würde demgemäß die natürlihe Bevölkerungsvermehrung bis zum 1. Dezember 1890 einen Stand von 30 291 942 haben erreihen müssen; thatsächlich a E gur E a E e Fehlbetrag von 296 661

in der Hauptsache dur den niht zur amtliche i

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Deutschlands, seiner Volkszahl nah ba E A 1890 Ee 3/5 des Neichs aus. Die Bevölkerungsdichtigkeit für das Quadrat- kilometer stellte fih zu Ende des Jahres 1890 im Deutschen Reich auf 91,4, für Preußen auf 86,0 Köpfe und s{chwankte innerhalb der preußischen Provinzen, mit Aus\{luß von Berlin, zwischen 174,5 im Rheinlande und 50,5 in Pommern. Als am dichtesten be- völkerter Staat des Deutschen Reichs ersheint neben den drei Hansestädten, welche auf kleiner Flähe eine hohe Bevölke- rung bergen das Königreih Sachsen mit 233,6 Köpfen, als am dünnsten bevölkerter Mecklenburg-Streliß mit 33,4 Orts- anwesenden auf dem Quadratkilomter. Die größte Stadt Preußens Berlin zählte 1890: 1578 794, die kleinste 351 Einwohner, die größte Landgemeinde (Nixdorf) 35 702, die kleinste 2, der größte Gutsbezirk 5610, der kleinste 2 Einwohner. Nächst Berlin hatte Breslau die meisten Einwohner (335 186), ihm folgt Köln mit 281 681, Magde- burg mit 202 234, Frankfurt a. M. mit 161 666 Einwohnern. Von den übrigen deutshen Städten mit über 150 000 Einwohnern sind München mit 349 024, Hamburg mit 323 923, Leipzig mit 295 025 und Dreêden mit 276 522 Ortsanwesenden zu nennen.

,_ Ziemlich ähnliche Verhältnisse zeigen fich in Preußen und im Reich bezüglich des Familienstandes: es waren vorhanden in Preußen 60,0 (im Reich au 60,0) Proc. Ledige, 34,0 (33,9) Proc. Verheirathete_ und 6,0 (6,1) Proc. Geschiedene oder Verwittwete. Den 6384175 Haushaltungen in Preußen stehen im Reich 10 617 933 Haushaltungen gegenüber. Hiernach entfielen in Preußen (im Reich) auf eine Haushaltung überhaupt 4,7 (4,7) Personen. Auf je eine Familienhaushaltung entfielen 1890 in Preußen durh- schnittlich 4,87 R fast dieselbe Zahl wie 1885 (4,9).

In räumlicher Wohngemeinschaft lebten in Preußen 25 708 108 oder 88,93 % Familienmitglieder, 271 131 oder 0,94% Pfleglinge E w., 1 623 485 „oder 9,6299 Dienstboten, 629 611 oder 2,18 9% Gewerbs- und Arbeitsgehilfen, 365 320 Zimmerabmiether, Chambre- E E ps S 13e Bee E beide zusammen = 2,19 9/0), 264 oder 0,13 % Personen auf Besu 292 oder 0,02 9% einquartierte Soldaten. E E

: In Preußen zählte man: 1885: 156 969 Reichsausländer, d. b. 9,94 bom Tausend der Ortsanwesenden, im Jahre 1890: 164 798 = 9,90 vom Tausend; unter diesen nahmen die erste Stelle ein die Oesterreicher und Ungarn mit 46 348; ihnen folgten die Holländer mit 34 392, die Dänen mit 31 439, die Rufsen mit 10347, die Britten mit 7414, die Schweizer mit 6096, die Schweden mit 5595, die Bürger der Vereinigten Staaten mit 5066, die Belgier mit 4932 die Srnolen mit 1708. :

Ver Muttersprache nah wurden bei der leßten Zählung i Preußen ermittelt 88,26 9/9 Deutsche, 9,94 9% Polen, S ar vanmaen Kaffuben, 0,46 9/9 Dänen und Norweger, 0,40 9/6 Littauer, 0,25 9%» Mähren und Czechen, 0,23 9/4 Wenden, 0,16 9% Friesen, 0,14 9%» E 0,04 9/9 Wallonen und 0,12 % andere nicht deutsch sprechende

rsonen.

__ Seit 1816 hat sih die Bevölkerung Preußens eins{ließlich der Neuerwerbungen nahezu verdreifaht ; sie Ablte e. 10 349 G das E Ret E Á tene Einwohner.

le Kosten der Volkszählung von 1890 betrugen in Preußen 484 411,05 M, d. h. 1,62 4 auf den Kopf der erdittléfien Hees le- rung, gegen 1,78 „g bei der Volkszählung von 1885 und 1,83 bei der von 1880.

Katholiken

Weltausstellung in Chicago.

Der deutshe Reichs - Commissar, Geheime Regierungs-Rat Wermuth hat am Mittwoch die deutshe Wein- und e R stellung eröffnet.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die Ausstände der Kohlenarbeiter in Dur und Kladno sind heute Nachrichten von Bedeutung nicht cuegangen, Die gestrige Meldung, daß der Ausstand sih auh auf das Teplißer und Brünner Revier ausgedehnt habe, bedarf der Bestätigung. Jn Kladno scheint der Ausstand seinem Ende entgegen zu gehen.

__ Naq einer Meldung des „W. T. B.“ von heute haben in sämmt- lien Brauereien Wiens und in der Umgebung die Faßbinder die Arbeit eingestellt. Sie fordern die Abschaffung des Monatélohns und die Einführung eines Wocenlohns in Minimalhöhe von 12 Fl. sowie eine zehnstündige Arbeitszeit -und vollständige Sonntagsruhe. et Der „Danz. Ztg.“ wird aus Bromberg gemeldet: Die Flößer, welche das Holz aus der Weichsel und Brahe von hier G Schleuse) bis zur 6. Schleuse des Bromberger Kanals bringen, ind am 19. d. M. mit einer erheblich höheren T T linbeina bervor- getreten, und da ihnen solche nicht gewährt wurde, fo haben fie die Arbeiten eingestellt und striken seit Montag Morgen. Es hat deshalb auch der Holzverkehr im Kanal vollständig aufgehört. Die Zahl der Strikenden beträgt 150 Mann.

Der „Voss. Z.“ ist über den Kutscher-Ausstand in Paris (vgl. Nr. 147 d. Bl.) unter dem 20. d. M. folgende Mittheilung Migegangen:

Der Kut fle g dürfte damit enden, daß eine Anzahl

Droschken eingehen, was nit schaden könnte, da jeßt deren zu viele (10 bis 15 000) vorhanden sind. Die Drof{hkenbesizer und Gesell- haben haben ebenfalls ihren Fachverein, lehnen aber durchaus jede Verhandlung mit dem Fachverein der Kutscher ab. Dagegen stellen sie einzelne Kutscher zu den vom Fa@verein erstrebten Bedingungen (15 Fr. Tagespacht) ein. Sie wollen sich ofenbar der Rädels« führer entledigen und lieber eine Anzahl ihrer Wagen ganz außer Betrieb stellen. Die Kutscher beharren im Ausstand, sodaß mindestens 9 bis 6000 Wagen nit ausfahren und wohl niht viel mehr als 3000 in Betrieb sind. Für die Ausständigen find erst 12000 Fr. eingelangt, wozu noch 10 000 Fr. kommen, die der meinderath bewilligt hat. Wie der „Köln. Ztg.“ unter dem 22. d. M. aus Mailand berihtet wird, wollten am Mittwoh in Alzano bei Bergamo die ausständigen Seidenweber (vergl. Nr. 146 d Bl. die Arbeiter des Fabrikanten Frizzoni an der Wiederaufnahme der Arbeit mit Gewalt verhindern. Es kam zu einem ernsten Zusammenstoß. Die einschreitenden Truppen wurden mit Steinwürfen empfangen und mußten gegen die Rubestôörer mit aufgepflanztem Seitengewehr vor- gehen. Bablreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.

Land- und Forstwirthschaft. Für den Saatenstand in Deutschland Mitte

Juni sind nah der Zusammenstellung des Kaiserlichen