1893 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Aug 1893 18:00:01 GMT) scan diff

von Mecklenburg-Schwerin beizuwohnen, in dessen Heeres- abtheilung sih der Herzog längere Zeit während des deutsch: französishen Krieges befand.

Elsaß-Lothringen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden traf laut Meldung des „W. T. B.“ gestern Nadanlttaa wieder in Straßburg ein und wurde am Bahnhof von dem Gouverneur und dem Commandanten empfangen. Heute begiebt sih Seine Königliche Hoheit zu den Uebungen des 10. Fuß-Artillerie- Regiments nah Bitsch. | i

Vorgestern Abend hat sih, wie die „Straßb. Post“ mit- eit, der Kaiserliche Statthalter Fürst N O Eli in

egleitung der Fürstin sowie der ae in Elisabeth und des Prinzen Alexander nah Schloß Dyck bei Neuß begeben, wo am 19. d. M. die Hochzeit des Prinzen Moriß zu Hohenlohe mit der Prinzessin und Altgräfin von Salm- Neifferscheidt stattfinden wird.

Großbritannien und. Frland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Staatssecretär des Jnnern Asquith es für unwahr, daß der wegen Dynamit- attentats verurtheilte Gallaghen freigelassen worden A sei gesund, seine Freilassung werde nicht eabsichtigt.

Jn Tuer am Dienstag von den waliser Parlaments- mitgliedern abgehaltenen Versammlung wurde A A die Correspondenz, welche sie mit dem Premier - Minister Gladstone über die. Entstaatlihung der Kirche in Wales gehabt haben, zu veröffentlichen. Gladstone hat sich darin außer stande erklärt, ein bestimmtes Versprechen in Bezug auf die Zeit zu geben, in welcher die Frage im Parlamente zur Berathung kommen könne. Jn liberalen Kreisen wird es der „Allg. Corr.“ zufolge für bedauerlich gehalten, daß die Par- lamentsmitglieder für Wales die Schwierigkeiten, mit denen die O zu kämpfen habe, durch ihr Verhalten noch ver- mehrten.

Frankreich.

Der Deputirte do (gemäßigt conservativer Nepubli- kaner) hat an seine Wähler ein Schreiben gerichtet, worin er die nachstehenden Punkte als die wesentlichen seines Programms bezeichnet: 1) Eine starke und unabhängige Regierungsgewalt, die das allgemeine Wahlrecht respectirt, aber weiß, was sie will und den Muth hat, es zu wollen. 2) Eine streng spar- same Finanzverwaltung, welche Einheit und Gleichgewicht im Budget zu erhalten weiß und danach strebt, in einer nicht zu fernen Zukunft die Lasten der Grundsteuer zu erleichtern. 3) Die Erhaltung des confessionellen Friedens, durch sach- gemäße Auslegung des Concordats, d. h. in dem Geist der Milde und Versöhnung, der dasselbe dictirt hat, und der unbedingten Gewissensfreiheit, sowie die gleich- berechtigte Zulassung aller Staatsbürger zu den öffentlichen Aemtern. 4) Pflege des socialen Friedens durch Arbeiter- geseße, welche auf die Principien des Genossenschafts, Schieds- gerihts und Versicherungswesens gegründet sind. 5) Schuß der hartgeprüften Landwirthschaft vermittels einer zweck- mäßigen Organisation des ländlichen Credits und gegenseitiger

ilfe im Unglück sowohl durch Erweiterung der den ländlichen Syndikaten gewährten Befugnisse, als dur Ang Der Gerichtskosten und der Einschränkung der Haftpfliht unter Lebenden. ,

Spanien.

Die heutigen Madridèr Morgenblätter lenken dem „W. T. B.“ zufolge die Aufmerksamkeit auf eine carlistise Bewegung in Catalonien. Der „Heraldo“ verzeichnet das Gerücht von einer Versammlung von 25 Führern der Carlisten in Mataro.

Bulgarien.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Varna berichtet wird, hat daselbst aus Anlaß des sicbenten Jahrestages des Regie- rungsantritits des Prinzen Ferdinand von Sachsen- Coburg ein E dees stattgefunden. Bei dem darauf folgenden Festessen hielt der Minister-Präsident Stambulow eine Rede, worin er die Wichtigkeit des helle hervorhob und Freude darüber ausdrückte, daß es in Anwesenheit der Ge- mahlin des Prinzen gefeiert werde. Aus allen Theilen des Landes trafen Begrüßungs-Telegramme cin, darunter solche von sämmtlichen Bischöfen.

Montenegro.

Der Cardinal - Staatssecretär Rampolla hat, wie „W. T. B.“ aus Cetinje erfährt, dem Fürsten Nicolaus mitgetheilt, daß der Papst officiell die slavische Liturgie der Katholiken Montenegros anerkannt habe. Ug über- sandte Cardinal Rampolla mchrere Bücher in altglagolitischer Schrift.

Afrika.

Der Sultan von Marocco is, wie „W. T. B.“ aus Marocco von heute meldet, in der im Nordwesten der Sahara am Südabhang des Atlas belegenen Oase Tafilelt ein- getroffen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 1. Hamburgishen Wahlkreis vorgenommenen Reichstags - Ersaßwahl erhielten dem „W. T. B.“ zufolge Laeisz (natl.) 8800, Raab (Antis.) 2285 und Molkenbuhr (Soc.) 16474 Stimmen; zersplitterte e 29, ungültige 85. Molkenbuhr (Soc.) ist somit gewählt.

Nr. 7 des „Ministerial - Blatts für die gesammte innere T anan fia in den Königlich preußischen Staaten“, herauëgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern, vom 15. August, hat folgenden Inhalt: 1. Allgemeine Verwal- tungssahen. Verfügung, betreffend die Ermittelung und Feststel- [lung etwaiger Chehindernisse durch die Standesbeamten. Ab- ändernde Bestimmungen zur Landmesserordnung. 11. Medizinal-

Angelegenheiten. Circular, betr. die Revisionen dex Dregenband,

lungen x. TI. Verwaltung der Communen, Corporationen und Institute. Verfügung, betr. Veröffentlihungen von Bezirksverände- rungen und Verbandsstatuten. Circular, betr. die Nachweisungen über die Geschäftsergebnisse der Sparkassen. I1V. Polizeiverwaltung. A. Versicherungswesen. Bekanntmachung, betr. das Verfahren bei der Ausstellung und dem Umtausch 2c. von Quittungskarten. B. Sicher- heitspolizeï. Circular, betr. die Anzeige von der vorläufigen Fest- nahme eines in der Schweiz verfolgten Verbrehers. V. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Circular, betr. die Vorbereitung 2c. der auf Staatskosten zu beschaffenden Hochbauten, deren Herstellung der all- gemeinen Staatsbauverwaltung obliegt. VI. Verwaltung für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten. Circular, betr. die Ausdehnung der Krankenversicherungspflicht auf die Betriebsbeamten ter Land- und Ber H Circular, betr. die Concessionirung von Hypotheken- anken,

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sih nah den Ermittelungen des Kaiserlihen Statistishen Amts im Juli 1893 und im gleichen Zeitraum des Vorjahres folgendermaßen : Es wurden befördert im Juli über 1892 Bremen 3 4E 4 038 Hamburg Í 3 069 andere deutshe Häfen (Stettin) 133 deutshe Häfen zusammen . . 6620 7240 Met a ae LGLO 1390 MTOTICIDOM a a a ab 201 385 Ia s 104 Veberhaupt. . 8187 9 119 Aus deutshen Häfen wurden im Juli d. J. neben den vorgenannten 6620 deutshen Auswanderern noch 9851 Angehörige fremder Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 7728, über Hamburg 2123.

Zur wirthschaftlichen Lage der Arbeiter im Jahre 1892.

Wir fahren fort mit den Mittheilungen aus den Berichten der Negierungs- und Gewerbe-Räthe über die wirthschaftlihe Lage der Arbeiter im Jahre 1892, nachdem wir bereits in Nr. 195 des „N.- u. St.-A." Auszüge aus den Berichten über die östlichen Provinzen gebracht haben. j

Im Regierungsbezirk Schleswig hat sih die Zahl der Arbeiter gegenüber dem Vorjahc um 1,6 9/0 vermindert. WBemerkenétwerthe Ausstände kamen nicht vor. Hinsichtlih der Löhne und Arbeitszeiten sind vielfah Veränderungen zu Ungunsten der Arbeiter eingetreten, wobingegen nur in sehr wenigen Fällen die Löhne bei gleich- bleibenden Arbeitszeiten etwas - erhöht wfirden. Mit Ver- minderung des Lohnes hat nit selten eine gleichzeitige Betriebseinschränkung durch Verminderung der Arbeiterzahl oder Ver- kürzung der Arbeitszeit stattgefunden; häufiger ist eine Lohnverminde- rung bei gleihbleibender Arbeitszeit eingetreten. Lohnherabseßung in Verbindung mit Verlängerung der Arbeitszeit gehörte zu den selte- neren Fällen. Entspreh2nd dem Niedergang faît in der gesammten wirthschaftlihen Thätigkeit, hat auch die Lebenshaltung der arbeitenden Klasse eine allgemeine Einschränkung erfahren, theilweise ist fie namentlih unter den Gelegenheitsarbeitern der größeren Städte cine äußerst niedrige. Mit dem Aufhören der S&iffahrt, der Erdarbeiten u. \. w. traten daher in den leßten Tagen des Jahres Suppenküchen, mildthätige Vereine u. st. w. meist in bedeutend er- weitertem Umfange in Thätigkeit. Der namentlih in Altona herr- enten Arbeitslosigkeit is von der Stadtgemeinde durch die In- angriffnahme einer großen Reihe von Straßenbauten nah Möglichkeit abgeholfen worden.

Im Negierungsbezirk Münster war die wirthschaftliche Lage der Arbeiter bis gegen Mitte des Jahres 1892 eine recht gedrüte ; sämmtliche Lebensmittel, Brot, Fleisch, Kartoffeln, \tanden sehr hoh im Preise, und der recht harte Winter kostete den Arbeitern bei den hohen Kohlenpreisen einen nicht unbeträhtlihen Theil ihres Ein- fommens. Erst die gute Ernte in Begleitung mäßiger Preise ver- mochte den Druck zu heben und die erwünschte Erleichterung zu bringen. Glückliherweise hob sich auch mit Mitte des Jahres die Hauptindustrie des Bezirks, die Textilindustrie, theils dur Anziehen des Rohmaterials, der Baumwolle, theils durh vermehrte Nachfrage nach Geweben. Legtere ist darauf zurückzuführen, daß die Kaufkraft der Massen durh den Niedergang der Lebensmittelprei]se gestiegen war.

Im Regierungsbezirk Minden is die Zahl der beschäftigten Arbeiter im wesentlihen unverändert geblieben. In einzelnen Zweigen der Textil - Industrie wurden Arbeiter gesucht, Ent- lassungen von Arbeitern wegen Mangels an Arbeit sind möglichst vermieden worden. Wo die Lage der Industrie eine Einschränkung der Production erforderte, wie namentlich in der Cigarrenfabrikation, ist die Arbeitszeit gekürzt worden. Fast allgemein sind die Arbeit- geber bestrebt gewesen, den Verdienst der Arbeiter während des fle f nicht zu kürzen ; die Folge davon ift, daß jeßt die Läger über- üullt find.

Im Negterungsbezirk Ca sel sind Ausftände von großer Trag- weite niht vorgekommen. Der im allgemeinen gute Ausfall der Ernte hatte ein merkbares Sinken der Preise mancher nothwendigen Lebens- mittel zur Folge, was auf die wirthschaftlichen Verhältnisse der Ar- beiterbevölkerung niht ohne günstigen Einfluß geblieben ist. /

Im Regierungsbezirk Wiesbaden hat sih die wirthschaftliche Lage der Arbeiter insofern verbessert, als {hon im Spätsommer die Preise des Getreides einen Rückgang erfuhren, und auch die Kar- toffelpreise sich {hon im August schr niedrig stellten. Be- merkenswerthe Erhöhungen der Löhne sind nicht bekannt geworden, dagegen i} infolge des Verlustes vom Absaßzgebiet durch die Schutzölle mancher Länder von einzelnen Seiten eine Beschränkung der täglichen Arbeitszeit und damit verbunden eine Verminderung -der Löhne eingetreten. :

Im O Köln und Koblenz hat im allgemeinen ein Sinken des Arbeitseinkommens infolge vielfach vorgenommener Verkürzung der Arbeitszeit stattgefunden. Sn einigen Fabriken mußten auch Herab}etzungen der Accordsäße vorgenommen werden, Da aber die dd der wichtigsten Lebensmittel, mit Ausnahme des Fleisches, niedriger tanden als im vorigen Jahre, fo läßt sih annehmen, daß die Lebens- haltung sich nicht in gleihem ‘Maß ungünstiger gestaltet hat, wie die Minderung des Arbeitseinkommens. Aeußere Störungen des Arbeitsverhältnisses in größerem Umfang, wie Ausftands- bewegungen, haben nicht stattgefunden. N fanden în einzelnen Anlagen aus Anlaß von Lohnkürzungen statt. Im Winter hatte im YNegierungsbezirk Köln, wie regelmäßig, eine Anzahl von Arbeitern ihre Sommerbeschäftigung verloren, dagegen hat die Arbeitsgelegenheit für diejenigen Arbeiter, welche nicht Saison- arbeiter sind, stetig zugenommen, sodaß die Behauptung, im leßten Winter sei eine besonders starke Arbeitslosigkeit vorhanden gewesen, nicht begründet ift. j /

Im Regierungsbezirk Aachen hat die Zahl der erwachsenen männlichen Arbeiter fast keine Veränderung gegen das Vorjahr er- fahren. In einigen Betrieben der Eisenindustrie, die vornehmlich Eisenbahnmaterial herstellen, mußte gegen Schluß des Jahres wegen Mangels an Aufträgen ein kleiner Theil der Arbeiter abgelegt, auch die Arbeitszeit eingeshränkt werden. Infolge der allgemein ungünstigen Lage waren zeitweilige Lohnherabseßungen und Einschränkungen der Arbeitszeit auch in anderen Industriezweigen nicht zu vermeiden. Entlassungen in größerem Umfange haben nt stattgefunden. Ausstände zur Erzielung Mee e sind in Anbetracht der allgemeinen Geschäftsstille niht eingetreten. Da- gegen wurde eine ganze Neiße von Arbeltercaitftänben durch

O Die Su ren waren genügend beschäftigt. X

“wurden

gewisse Bestimmungen der Arbeitsordnungen veranlaßt; in der ehrzahl der Falle trat aber {on nach Verlauf eines oder zweièr Tage eîne Einigung cin. Die Höhe der Löhne muß für die Städte des Bezirks als niedrig bezeihnet werden, die Fleischpreise bewegen sih in Aachen fast immer auf einer für eine mehrköpfige Familie \chwer erreihbaren Höhe. Glücklicherweise sind infolge der großen Zufuhr von den Seehäfen her die Ei für Seefische so ede g daß die Arbeiterbevölkerung in der Fishnahrung Ersatz für Fleisch finden kann.

____ Im Regierungsbezirk Sigmaringen sind Klagen der Arbeiter über Lohnverminderung, Arbeitsverlängerung und dergleichen nicht be- kannt geworden. Die Arbeitslöb,ne sind ziemlich glei geblieben und pa in keinem ungünstigen Verhältniß zu den Preisen der Lebens- mittel.

| Textilindustrie.

Im Regierungsbezirk Ee war der Geschäftsgang in der Textilindustrie im abgelaufenen Quartal ein guter; einige abriken arbeiteten noch mit Ueberstunden. Der Export nah Amerika hat etwas zugenommen, der as ist im allgemeinen im Steigen be- griffen. cshalb haben auch Erweiterungen einzelner A statt- Im be- onderen foll der Export nah Belgien einen erfreulichen Aufschwung genommen haben.

Die Mineralquellen in der vulkanishen Eifel, namentlih bei Gerolstein und Birresborn, finden reihlihen Absay. Der „Gerolsteiner Sprudel “* hat eine neue Dampfmaschine aufgestellt und wird demnächst mit dem Bau eines neuen E beginnen. Auch der Birresbornéêr Brunnen hält bei guter Nachfrage den Wettbewerb mit den anderen Quellen nachhaltig aus.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der englischen Bergarbeiter liegen heute folgende Meldungen vor:

Gestern früh wurde in Ebbw Vale (Wales) eine Versammlung von 10000 ftrikenden Kohlenarbeitern durch nichtstrikende Arbeiter angegriffen und in die Flucht geschlagen, wobei eine große Anzahl von Verwundungen vorkam. Alle Gruben in Süd-Wales sind, einer Wolff’shen Meldung zufolge, geschlossen. An mehreren Orten versuhten die strikenden Arbeiter die nicht- strikenden zum Verlassen der Arbeit zu zwingen. Jn

Cumberland ist die Arbeit nah einer Lohnerhöhung von 10 9%,

wieder aufgenommen worden. In Wales gewähren einige Gruben- besißer eine Lohnechöhung von 20 9/4. Die Grubenarbeiter von Durham haben den- Beschluß gefaßt, stand einzutreten. Sie handeln, ebenso wie die Gruben- arbeiter von Northumberlan d, gegen den Nath des nationalen Bundes. Infolge der Vertheuerung der Kohlen macht die Great - Northern-Nailwa y die Einstellung von dreißig Deren von und nah Leeds sowie die Einstellung mehrerer Güterzüge be- fannt. Die Londoner „Allg. Corr.“ führt noch folgende Einzel- heiten über die Wirkungen des Ausftandes an: Infolge der Nuhe- \störungen in Wales stiegen Maschinenkohlen auf der vorgestrigen Londoner Kohlenbörse um 2 sh. bis 2 sh. 6 d. die Tonne. Seckohlen notirten 2 \h. die Tonne höher als am Montag. Die Kohlenzufuhr nah London, sowohl zu Wasser wie per Bahn, ist noch immer be- trächtlih. In einigen Theilen Lancashires ist das Elend unter den Ausständigen {hon groß. In Leigh gehen Weiber von Haus zu Haus betteln. Eine Suppenküche is eingerihtet worden. In Der- byshire feiern jeßt 40 000 Arbeiter. In New-England bei Peterborough werden die Locomotivführer und Heizer der Great- Northern-Cifenbahn von jeßt an nur Tage die Woche beschäftigt. Nach der Unterdrückung der Unruhen im Ebbw-Thal in Wales val, die gestrige -Nr.-196 d: Bl) wurde die Arbeit in der Mounllw yd und der Craigrawr Zeche wieder begonnen. Am Vormittag aber kamen Tausende mit Knüppeln bewaffneter Striker über die Berge gezogen und verlangten die Einstellung der Arbeit. Die ODirectoren der Gruben versuhten wvergeb- lih, die Leute zum Frieden zu bewegen. Trotzdem die Zechen von einer starken Abtheilung S&ubkeute bewaht wurden, blieb nihts übrig, als die arbeitenden Bergleute aus der Grube herauf- zuwinden, wenn eine förmlihe Schlacht vermieden werden follte. Die Polizei nahm darauf 25 Verhaftungen vor. Jeßt ruht die Arbeit in allen Zechen des Thales. 130 000 Mann feiern in Wales. Die Folgen des Strikes, der im ganzen bis jeßt 1000000 Arbeiter brotlos gemaht hat, machen sich bereits in vielen Industrien geltend. Die großen Fro dinghame’ schen Eisen- und Stahlwerke haben \{chlicßen müssen. Die Hochöfen der Gesellshaft waren s\chon früher ausgeblasen worden. Die Abstimmung der Bergleute von Northumberland über die Frage, ob sie striken sollten, falls ihnen niht cine Lohn- erhöhung von 164 9%/% bewilligt würde, fam Mittwoch zum Abschluß. Zwischen 13-—14 000 Arbeiter gaben ihre Stimmen ab. Die Mehr- heit gegen den Strike betrug 1500—1600 Stimmen. Troßdem ge- hôren die Bergleute von Northumberland dem nationalen Werbande an. Es heißt jedo, daß sie keine Vertreter zu der am 26. d. M. in Birmingham stattfindenden Conferenz der nationalen Organisation \hicken wollen.

In Aigues-Mortes (Arrondissement Nimes) fanden gestern, wie „W. T. B." berichtet, Zusammenstöße zwischen fran- zösischen und italienischen Arbeitern statt, bei welchen zehn Per- sonen getödtet und 26 Personen verwundet wurden. Die Magazine geschlossen, Arbeitermengen durchzogen mit Stöcken be- waffnet die Straßen. Die Gendarmerie wurde verstärkt. Nach der Ankunft von Truppen wurde die Ordnung wieder- hergestellt. Die italienishen Arbeiter, die sich förmlih verbarricadirt hatten, wurden na dem Bahnhofe geleitet, um nah Marseille zu fahren. Andere Italiener sind auf das Land geflüchtet. Man glaubt, daß noch mehrere Todte und Verwundete in den Sümpfen liegen. Die Truppen bivouaciren für den Fall neuer Unruhen. Alle Getödteten und Verwundeten l Ftaliener. Nach Privatmeldungen, die in Paris aus Aigues-Mortes eintrafen, sind die Nuhestörungen dadurch ver- anlaßt worden, daß die italienischen Arbeiter gegen einen äußer|t ge- ringen Lohn arbeiteten. Die Gendarmerie war in zu geringer Stärke anwesend und konnte deshalb die e poant Le Arbeiter niht wirksam {ügen Dem Führer der Polizeimannschaften gelang es indessen, die von den französischen Arbeitern auf einem Gehöft ein- geschlossenen N Arbeiter zu v als diese aber wieder in Aigues-Mortes eintrafen, stießen sie auf eine neue Schaar französischer Arbeiter, pon denen sie angegriffen und bis in die Straßen von Aigues-Mortes zurückgedrängt wurden. Soweit bisher festgestellt werden konnte, betcägt die Zahl der Getödteten 12, darunter 11 Italiener, doch ist es niht ausgeschlossen, daß noh weitere Leichname aufgefunden werden. Die Schuld an deu Ausbruch des Konflikts in Aigues - Mortes wird den italienischen Arbeitern zur Last gelegt, die am Mittwoch französische Arbeiter auf den Werften von Fangoune angriffen und zehn von ihnen {wer verwundeten. i :

Hier in Berlin fand vorgestern Abend wieder eine Versamm- lung von „unabhängigen“ Socialdemokraten und Anarchisten statt, in der Buchdrucker Wilhelm Wernex über den Züricher Congreß Bericht erstattete. fall alle Redner ke wie den Blättermeldungen zu entnehmen ist, die Congreßbe|chlÜ} und namentli das Verhalten der socialdemokratishen Führer Bebel, Liebkneht und Singer heftig an,

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Die „Statistischen Uebersihten, betreffend den aus” wärtigen Ds des österreichisch- ungarischen Zoll- gebiets im Jahre 1893“, die vom Statistishen Departement 1 österreihishen Handels-Ministerium zusammengestellt werden, enthalten im VIL Heft die Waaren-Ein-, Aus- und Durchfuhr im ersten Ha jahre 1893.

nicht in den Aus:

Kunst und Wissenschaft.

Seit dem 6. August is in Würzbur Ausstellung von Alterthümern in Kunst und Kunst- gewerbe" eröffnet. Diese Ausstellung verdient, wie man der M. „Allg. 3 .“ berichtet, wegen ihres reihen Inhalts fowohl als wegen der ge utacktüollen Anordnung die Beachtung weiterer Kreise. Sie umfaßt eine {öne Gemäldesammlung (Gemälde von Wohl- gemuth, Kranach, Correggio, Ruysdael, Tiepolo, Urlaub, Fesel 2c.), etwa 70 Kupferstihe und Miniaturen (u. a. 18 Stiche und sonstige alte Illustrationen Würzburgisher Geschihte aus ver- schiedenen Zeiten), über 60 Bücher und Urkunden, die theils als Jncunabeln, theils wegen ihrer künstlerischen Ausftattung werthvoll find (Friesishe Chronik im Original, die Missalien aus der Aschaffenburger Stiftskirhe mit den Miniaturen Glockendon's, Wappenbücher 2c.), an 140 Werke der Plastik (Altäre, Gruppen- bilder und Einzelfiguren, insbesondere von Riemenschneider und sciner Schule, dabei Arbeiten allerersten Ranges), interessante alte Städtesiegel, eine fast lücckenlose Sammlung fränkis{ch-würzburgischèr Münzen, etwa 180 Möbel und Einrichtungsgegenstände S Meisterwerke der Kunstschreinerei, prachtvolle Uhren, Spiegel, Lüster u. st. w.), Textilarbeiten und Kleidungsutensilien, Meßornate und Paramente, E mehr als drittehalbhundert Arbeiten in Edelmetall, Email, Elfenbein und Perlmutter, gottesdienstliche und religiöse Geräthe in den s{önsten Formen, Arbeiten in Bronze (2 Cellini), Kupfer, Messing, Zinn, Eisen, in Steingut, Porzellan und Glas, endlih eine von Keñnern hochgeshäßzte Waffensammlung.

eine „Fränkische

Land- und Forstwirthschaft.

Weinaussichten.

Die Weinberge an der Mosel zeigen einen sehr guten Stand. Sie sind im Vergleiche zu gewöhnlihen Jahren in der Entwickelung um mehrere Wochen vorzeschritten. Die Blüthe des Rebstocks ist frühzeitig und gleihmäßig verlaufen, und die zahlreichen kräftigen Traubenhänge lassen, günstige Witterung vorausgeseßt, eine ergiebige und in Bezug auf Güte günstige Ernte ‘erhoffen, zumal bis jeyt Rebenschädlinge niht wahrgenommen worden sind.

Gegen die Nonne sind in der Inspection Frankfurt—Lübben Versuche mit Leimringen gemacht worden, die man hoch über und unter der Region, in der die Eierspiegel sih hauptsächlich finden, am Stamm angebracht hat. Der Erfolg bleibt abzuwarten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

__ Lemberg, 17. August. In dem Bezirk Nadworna fanden, wie „W. T. B." meldet, gestern sieben neue Erkrankungen und elf Todesfälle an Cholera statt. Jn dem Bezirk Brzesko ift eine Er- krankfung, in dem Bezirk Sniatyn ein Todesfall festgestellt.

St. Petersburg, 17. August. (W. T. B.) Der heute veröffentlihte Choleraberiht meldet: im Gouvernement Wladimir vom 6, bis 12. August 17 Erkrankungen, 4 Todesfälle, vom 30. - Juli bis 5. August im Gouvernement Woronesh 6 Er- krankungen, 2 Todesfälle, im Gouvernement Kursk 142 Er- krankungen, 51 Todesfälle, im Gouvernement Mohilew 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle, im Gouvernement Perm 3 Erkrankungen, 3 Todes- fälie, im Gouvernement Saratow 28 Erkrankungen, im Gou- vernement Tschernigow 2 Erkrankungen, im Tergebiet am 11. August 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, im Gouvernement Tambow am 6. August 3 Erkrankungen, 1 Todesfall, im Gouvernement Taurien vom 7. bis - 14. August 25 Erkrankungen, 11 Todesfälle, im Gouvernement Tomék am 11. August 2 Erkrankungen, 1 Todes- fall, im Kubangebiet vom 3. bis 9. August 7 Erkrankungen, 5 Todes- fälle, im Gouvernement Tiflis vom 8. bis 11. August 6 Erkrankungen, 1 Todcsfall, im Gouvernement Charkow vom 6. bis 11, August 24 Erkrankungen, 15 Todesfälle.

18. August. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Mittheilung ift hier am 15. d. M. ein Soldat an Cholera gestorben. Alle erforder- lichen Vorsichtémaßregeln sind getroffen.

_ Rom, 17. August. Wie die „Tribuna" meldet, sind in Neapel gestern 11 Erkrankungen an Cholera und 8 Todesfälle, heute 10 Er- kranfungen und 6 Todesfälle, in Sulmona 2 Todesfälle vor- gekommen. Auch in der Provinz Campobasso sind in den Orten Trivento und Fossalto mehrere Personen an der Cholera er- krankt. Aus Turin wird ein verdächtiger Fall gemeldet, welcher in dem Gefängniß von Fossano vorgekommen ist.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 18. d. M. geftellt 10 613, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. _ In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 4317, niht reht- ¡eitig gestellt keine Wagen.

Der Halbjahrsabs{chluß per 30. Juni 1893 der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt weist, wie ,W. T. B.“ meldet, einen Reingewinn von 1 926 581 M auf gegen 1829 022 in dem ent- sprehenden Zeitraum des vorigen Jahres. ___— Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt be- richtet die „Schles. Ztg.*: In der Lage des oberschlesishen Eisen- geschäfts ist in verflossener Woche ein, wenn auch nur {wacher Nük- gang zu verzeichnen gewesen, zumal die Aufträge auf Baueisen nicht mehr fo zahlreih als Vorher eingingen, weil der Bedarf an Trägern und den zu Bauten verwendbaren Walzeisensorten und Gußstücken der vorgeschrittenen Saison wegen im Inlande geringer wird und der Export nah Rußland fo gut wie ganz ‘aufgehört hat; die vereinzelten Sen- dungen nach dort erlfveden ih lediglich auf solches Qualitätseisen, welches in Rußland nöthig gebraucht, aber dort nit hergestellt dieselben sind jedoch für den Eisenmarkt wenig von Belang. Im Roheisengeschäft macht si die Mattigkeit bereits bemerkbar, und die Werke sind theilweise hon jeßt genöthigt, cinen Theil des frishen Roheisens in die Bestände zu bringen. Der Absay oberschlesisher Gießereiroheisen nach 4 [lesien ist selbst bei dem niedrigen Preise von unter 5 A nicht erweitert worden, und der Bedarf im Revier hat besonders an Puddel- roheisen \{chon merklich abgenommen. Die Walzwerke sind zwar größtentheils noch voll beschäftigt, klagen jedoch allgemein über chwächer gewordenen Eingang von Specificationen. Die Geschäfts- flaue erstreckt si bereits auf sämmtliche Waljzeisensorten; au für die bisher noch ziemlich stark begehrten gröberen D nbledhe. enforten gehen Auf- rage nur in ungenügender Anzahl ein, Für #Feinblehe, besonders zu Bau- zwecken, war bis jeßt noch befriedigende Nachfrage vorhanden, die fei Váfiala e für Grokbleche verblieb jedo in der bisherigen Mattig- keit. Die Stahlwerke sind nur sehr gering beschäftigt und dürften in diesem Zustande so lange verharren, als die Bahnverwaltungen mit ihren Ausschreibungen zurückhalten. Bei den Gießereien hat

die BeswGäftt ung in Bauguß ebenfalls etwas vermindert, da egen verblieb Vis Nöhrengießerei in der bisherigen Stärke, und die Nachfrage für QAnd regu) ist etwas reger. Die Preise snd jedoch sowohl hier wie in allen übrigen Branchen gedrüdte. i Maschinen- und On fehlen allgemein größere Auf- frübe, Draht- und Nägelwerke sind infolge der noch vorliegenden rüheren Abschlüsse flott weiter beschäftigt; neue Aufträge gehen au bei diesen {on \pärliher cin. Nöhrenwalzwerke sind bis jeßt

wird;

gut beschäftigt geblieben bei \s{lankem Absaß der Fabrikate. In Walzzink is das Geschäft gegenwärtig recht rege, und gehen die Specificationen lebhaft „ein. Die Preise für Zinkblehe blieben in verflossener Woche unverändert. In Nohzink sind einige größere Posten ur Deriabung gekommen, nachdem seitens der Producenten in den reisen ein kleines Zugeständniß gemacht worden is. Für gute ge- wöhnlihe Marken dürfte jeßt mit 34,50-——34,30 4 anzukommen sein. In Blei und Bleifabrikaten is das Geschäft mäßig.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisberiht vom 17, August 1893.) Die Marktlage i unverändert. (Berehnung in Mark für 1000 kg und, wo niht anders bemerkt, ab Werk.) Kohlen und Koks. 1) Gas- und Flammkohlen: Gaskohle für Leuchtgasbereitung 9 , bis 10,50, Generatorkohle 8,50—9,50, Gasflammförderkohle 7,50—8,50; 2) Fettkohlen: Förderkfohle 7—7,50, melirte beste Kohle 8 —8,60, Kokskohle 5—6; 3) Magere Kohlen: Förderkohle 7—8, melirte Kohle 9—10, Nußkohle Korn 11 (Anthracit) 17,00—20,00 ; 4) Koks: Gießereikoks 13,50—14,50, Hochofenkoks 11, Nußkoks, e 11—15; 5) Briquets 8,50—11,00. Erze: 1) NRoh- path 7,00—7,60, 2) Gerösteter Spatheisenstein 10—11,50, 3) So- l b. Rotterdam —, 4) Nasqauischer Notheisenstein mit ca. 50% Eisen —,—, 5) Rasenerze franco ,—. Roheisen: 1) Spiegeleisen Ia 10—12 0/ Mangan 51, 2) Weißstrab- liges Qualitäts-Puddelroheisen : rheinish-westf. Marken 45,50—46,50, aer 41—42, 3) Stahleisen 47—48, 4) Engl. Bessemereisen ab Verschiffungshafen —,—, 5) Spanisches Sessemereisen Marke Mudela cif. Notterdam —,—, 6) Deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen franco Verbrauchs\telle 47—48, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) —,—, 9) Englisches Roheisen Nr. 111 ab Ruhrort 53,00, 10) Luxem- burger Gießereieisen Nr. II1 ab Luxemburg 43,00, 11) Deutsches Gie ereieisen Nr. I 62, 12) do. Nr. Il —, 13) do. Nr. 111 53, 14) do. Hâmatit 63, 15) Spanisches Hämatit Marke Mudela loco Ruhrort 70,00. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 110—115. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche 130—145, 2) Kesselblehe 150—165, 3) Fein- blehe 125—135.

Der Aufsichtsrath der Harpener Bergbau-Actien- Gesellschaft hat vorgestern beshlossen, der im Oktober stattfinden- den Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 5 9% (gegen 100/06 im Vorjahre) vorzuschlagen. Der Gewinn des Jahres 1892/93 stellt fih auf 4292 683 M. (gegen 8 450 000 6 im Vor- jahre). Die Abschreibungen und außergewöhnlichen Kosten betragen : auf Anlage-Conten 1799544 4. (im Vorjahre 3571309 46), auf Meservefonds B_ 94416 ÆÆ (im Vorjahre 170696 4), nah Urtheil des Ober - Verwaltungsgerichts zu zahlende Auf- geldsteuer 504 812 Æ. MNüdlage wegen s{chwebender Verpflichtungen 100 000 Æ, Rüdlage zu Beiträgen für oemeinnüßige Zwecke 20 009 (6, zusammen 2518772 4 Im Vorjahre wurde ungefähr die Hälfte des Gewinnes mit 4 098 000 4 zu Abschreibungen und Rückstellungen verwendet. Die Zahlung von 5 9/9 Dividende erfordert 1500 000 4, für Gewinnantheile werden 132278 4 verwendet (gegen 168 334 M im Vorjahre), und es bleibt ein Saldovortrag auf neue Rechnung von 141 633 Æ (im Vorjahre 49 896 46).

Ueber den englischen Eisenmarkt wird der „Nhein.- westf. Ztg.“ unter dem 13. d. M. aus Middlesborough berichtet : Der englische Eisenmarkt hat durch die nit sehr günstige Julistatistik cine gewisse Beunruhigung erlitten, von der er sih jedoch wieder zu erholen scheint. Da der Ausftand der Kohlenarbeiter in der leßten Woche die Brennstoffe kaum vertheuert hat, so wird auch die Haltung des Nobeisengeshäfts im Nordwesten hierdurch so gut wie garnicht becinflußt. Im allgemeinen is Noheisen besser gefragt; die Preise find natürlich fester. Im Norden Englands find die Verschiffungen reger und die Preise, die in der Vorwoche eine etwas weichende Tendenz hatten, sind wiederum fest geworden. Im Lancashiredistrict ist das Geschäft ill; die Nachfrage in Gießereiroheisen ist ziemlich stetig, doch sind die Abnehmer nicht zu größeren Abschlüssen geneigt, so lange die gegenwärtige Unsicherheit anhält. In South Stafford shire ist Noheisen ziemlih gut gefragt; in North Staffordshire ist das Ge- {äft durch die Arbeitseinstellungen der localen Gruben ernstlich beeinflußt und die Hochöfen, welche nicht niedergeblasen worden, sind für prompte Lieferung in regem Betrieb. In Yorfkshire ist die Nachfrage eine leb- hafte, doch können die Producenten nur kleinere Aufträge infolge von Koksmangel annehmen. In South Wales ist Noheîisen nur mäßig gefragt. Im Nordwesten Englands befindet sich das Hämatiteisen- geschäft in einer sehr unbefriedigten Lage. Ueber Eisenerze ist nichts Neues zu berihten. Die locale Nachfrage ist ruhig. Die Nachfrage in Spiegeleifen is sehr gering. Fertigeisen war im Norden Eng- lands in der vergangenen Woche etwas besser gefragt, besonders Schiffsplatten und Winkeleisen, die Preise versteifen \si{ch. Jm Lancashiredistrict haben einige Werke wegen Mangels an Brenn- material den Betrieb eingestellt und andere werden ihn in einigen Tagen einstellen müssen. Im Stahlgescchäft hat sich wenig geändert, das Geschäft ist unbedeutend und beschränkt sid meist auf \{chwere Profil-Stahlschienen. In Cumberland und Barrow sind die Schienenwalzwerke gut beschäftigt und sind gropete Posten nach den Colonien und Japan verschifft worden. Die Nachfrage in Stahl- shiffbaumaterial ist ruhig, die Producenten sind wenig geneigt, zu den gegenwärtig niedrigen Preisen Geschäfte abzuschließen. Walzdraht ist noch vernachlässigt. Auf den Sch iffbauw E ist die Thätigkeit eine etwas lebhaftere und neue Aufträge stehen in Aussicht. Die Maschinenfabriken sind ungenügend beschäftigt; ein größeres Werk in Barrow wird Ende dieser Woche den Betrieb einstellen.

—- Ueber den belgishen Kohlen- und Eisenmarkt wird der „Rhein.-Westf. Ztg.“ unter dem 14. d. M. berichtet: Der bel- gische Kohlenmarkt verharrt im ganzen in seiner bisherigen Hal- tung. Der Einfluß des englischen Rabloiiebeitermudit bes macht sich insofern fühlbar, als die Preise fih hier besser behaupten lassen. Die Käufer waren der Ansicht, daß für neue Contracte einige Concessionen zu machen sind, willigen aber jeßt ohne Umstände in die verlangten Preise, und so find son viele Abschlüsse zu den bisherigen Preisen efolat Der Ausstand hat also wenigstens eine Baisse verhindert. In Hausbrand- kohle will fih das Geschäft noch nicht so reht lebhaft entwickeln. Der belgishe Eisenmarkt is noch uner auf demselben Stand- punkt wie in der Vorwoche. Bleche stellen sih etwas günstiger im Preise, im übrigen aber ist sowohl Nachfrage wie Preislage un- verändert.

Magdeburg, 17. August. (W. T. B.) Zusckerbericht. Kornzucker excl., von 92 %/o —, Kornzucker excl., 88 9/6 Rendement —, Nachproducte excl., 75 %/% Rendement 13,00. Still. Brot- caffinade I. —., Brotraffinade 11. —. Gem. Raffinade mit Faß —, Gem. Melis I. mit Faß geräumt. Geschäftslos. Robzuer 1. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. August 14,70 Gd., 1485 Br.,, pr. September 14,70 bez. und Br., pr. Oktober 13,85 bez., 13,874 Br., pr. November-Dezember 13,70 bez., 13,723 r. Bt

Ne furt a. M., 17. August. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Auch in der leßten Woche zeigte sih im allgemeinen nur wenig Kaufsneigung. Das Geschäft entwickelte ih wieder in einem recht ruhigen Tempo und brahte demgemäß auch in den leyten Cursen größere Schwankungen kaum hervor. Für Weizen überwog das Angebot den Begehr. Tendenz s{hwah. Curse bleiben : ab Umgegend 17—2/10 4, frei Bahn hier ebenso, da Export s\tockdte. Ausl. Sorten (redwinter Kansas, La Plata) je -nach Qualität und H 163—173 M; hiesiger, neuer (klamm) 16—è Æ Roggen hat unter der Einwirkung der allge- meinen Tendenz gelitten. den Preis um etwa 20 K. Tendenz träge. Neuer hiesiger 143—} M, vorjähriger 15—{ A, norddeutsher wegen hoher Förderung nicht ge- handelt. Von Gerste sind feine Sorten noch immer nicht dem herrschenden Begehre entsprechend angeboten. Alles Angebotene findet zu stramm behaupteten, mitunter anziehenden Preisen s{lanke Auf- nahme. Gefragt bleibt Haupt Tg Ia. ungarische. Die Notiz bleibt; Brauerwaare von 173—19 4, Futterwaare verlassen 12—} 4— Hafer zeigt in seinen Notirungen der neuen Campagne wenig Ver- änderungen, dagegen waren die Preise für loco ca. 25 besser.

morrostro f. o.

ie etwas S oert Frage verminderte

Händler und Consumenten sind ohne Vorrath. Die Notiz bleibt: Vor ähriger amerifanischer (mixed) 16—} #Æ, Königsberger 174 M oh la inländischer 18}—19 Æ, hiesiger, neuer ca. 17 M je nach Qualität und Herkunft. In Raps wurden Abschlüsse niht bekannt. Man fordert 27 # und bietet 26—} A Für Mais blieben die noch immer an den Markt gelangenden Angebote zumeist erfolglos, da kein Begehr vorhanden ist. Curse bleiben : Mixed 12} 4, Donau etwa 12 4 -— In Futterstoffen ist das Geschäft überall gelähmt, die Lustlosigkeit is eine allgemeine und die Curse leiden natürlich dar- unter. Curse: Noggenkleie 11 A, Weizenkleie 10 M, 1a Heu 5}—6 M pr. Ctr., Roggenstroh 34 4. Malzkeime ca. 11—} #4, Spelzenspreu, Kleinigkeiten mit 2}3—3 A bezahlt. Erbsen und Wicken verlassen. Torfstreu (Ersaß sür Roggenstroh) 1,60 A pr. Ctr. Gemahlene Erdnußschalen mit ca. 3 #, aus dem Markt genommen. Der Mehlmarkt war bei gedrückten Preisen {werfällig. Tendenz flau; prompt lieferbar, viel unter Notiz gekauft. Milchbrot- und Brotmehl im Verband 46—49 4, norddeutsche und west- fälishe Weizenmehle Nr 00 23—24 M, eizenmehl, hiesiges Nr. 0 27—28 Æ, Roggenmehl loco hier, Nr. 0 23— 24 Æ, Nr. 0/1 213—223 #4, Nr. 1 20—20} A (Obige Preise ver- stehen 0s pro 100 kg” ab hier; häufig auch loco auswärtiger Sta-

tionen bei mindestens 10 000 kg.)

Lei pzig, 17. August. (W. T. B.) Kammzug -Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per August 3,525 4, per September 3,924 A, ver Oktober 3,57} #4, per November 3,60 A per De- zember 3,60 Æ, per Januar 3,65 #4, ver Februar 3,67} #, per März 3,70 4, per April 3,725 #Æ, per Mai 3,75 #, per Junt 3,79 4, per Juli 4 Umsay 35 000 kg.

Bremen, 17. August. (W. T. B.) (Börsen-Shlußbericht.) Naffinirtes Petroleum. (Officiele Notirung der Bremer Petroleum-Börse.) Faßzollfrei. Flau. Loco 4,50 Br. Baum- wolle. Schwach. Upland middling, loco 40} H. Upland, Basis middling, nichts unter low middling, auf Termin-Lieferung, pr. August 104 , pr. September 402 », pr. Oktober 402 4, pr November 407 S, pr. Dezember 40} 8, pr. Januar 41 4. Schmal z. Felt. Shafer 48} 4, Wilcor 467 , Choice Grocery d,

rmour 46 -, Cudahy 47 4, Rohe & Brother (pure) 46 , E 40 „\. Spe, short clear middl. September-Ab- adung 46. Wolle. Umsay 108 Ballen. Taback. Umsay 77 Fässer Kentucky, 15 Fässer Scrubs.

London, 17. August. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen - ladungen angeboten.

6%/% Javazucker loco 185 ruhig Rüben-Rohzudcker loco 143 fest. Chile-Kupfer 411/16, pr. 3 Monat 41/16.

_— 18. August. (W.T.B.) Wie die „Times“ aus Philadel- phia meldet, überbrahte der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Lahn“ nach New - York 4250000 Dollars Gold. Man erwartet außerdem noch 1400000 Dollars.

Liverpool, 17. August. (W. T. B.) (Officielle Notirungen.) American good ordin. 4, do. low middling 47, do. middling 4}, do. good middling 4/16, do. middling fair 4°/16, Pernam fair 4é, do. good fair 44, Ceara fair 43, do. good fair 411/16, Egyptian brown fair 411/16, do. do. good fair 43, do. do. good 54, Peru rough good fair 61/16, do. do. good 64, do. do. fine 6E do. moder, rough fair 48, do. do. good fair 5, do. do. good 5#, do. smooth fair 42, do. do. good fair 4°/16, M. G. Broach good 4, do. fine 43, Dhollerah good 3, do. fully good 37, do. fine 41/16, Oomra good 3/16, do. fully good 31/16, do. fine 47, Scinde good 311/16, Bengal fully good 37, do. fine 41/16.

Bradford, 17. August. (W. T. B.) Wolle ruhin, fet S ruhig, Spinner halten an ihren Forderungen fest. Stoffe ruhig.

Luzern, 17. August. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im Juli 1893 für den Personenverkehr 415 800 (im Juli 1892 445 000) Fr., für den Güterverkehr 740 200 (im Juli 1892 755 000) Fr., verschiedene Einnahmen im Juli 1893 60 000 (im Juli 1892 55 000) Fr., zusammen 1 215 000 (im Juli 1892 1 255 000)“ Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im Juli 1893 660 000 (im Juli 1892 585 000) Fr. Demnach Ueber- {uß im Juli 1893 555 000 (im Juli 1892 670 000) Fr.

Amsterdam, 17. August. (W. T. B.) Java - Kaffee good ordinary 504. Bancazinn 53.

Delarad, 1 Sum, (W.T. B.) Es betrugen die Einnahmen der Serbischen Tabackregie vom 1. Januar bis 31. Juli 1893 59277872 Fr. (+ 430672 Fr.). Die Einnahmen der Serbischen Salzregie betrugen vom 1. Januar bis 31. Juli 1893 1 815 296 Fr. (+ 110 984 Fr.).

New- York, 17. August. (W. T. B) Die Stahlfabeit Oliver in Pittsburg hat heute die Zahlungen eingestellt. Das Fallissement wird dem Zustande des Geldmarkts und dem Mangel an S zugeschrieben. In Cincinnati fallirte die Standard-Bahnwagenbau-Gesellschaft. Die Passiva Laa 700 000 Dollars, die nicht realisirbaren Activa 1 200 000

ollars.

Die B öôr se eröffnete lustlos, wurde im weiteren Verlauf matt und {loß stetig. Der Umjfay der Actien betrug 115 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 160 000 Unzen geschäßt. Silber - vertäufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe für den Staats- haß betrugen 164 000 Unzen zu 72,60.

Weizen eröffnete schwach und fallend auf Nachrichten aus dem Westen und infolge von Export-Nachfrage. Schluß träge. Mais anfangs fallend auf günstiges Wetter in den Maisgebieten; später auf Deckungen etwas erholt; dann wieder weichend. Schluß träge.

Chicago, 17. August. (W. T. B.) Weizen einige Zeit nah Eröffnung fallend auf matte Kauflust und infolge finanzieller Störungen; dann lebhafte Reaction auf bedeutende Käufe und Deckungen. Später wieder fallend. Mais einige Zeit steigend auf Berichte über Eïrnteschäden, später Reaction. Schluß träge.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

22. August, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Rom. Lieferung und Lens folgender Gegenstände für die Aus- rüstung der Section Roccaravindola-Jsernia, Linie Cajanello—Jfsernia : 6 Signalvorrichtungen; 2 Drehscheiben von 8,50, 2 von 5,50, 4 von 4,90 m; 3 Krahnen von 6 t; 6 hydraulishe Krahnen 2c. Lieferungs- frist vier Monate. Kostenanshlag 101 088 Fr., vorläufige Caution 5000 Fr., definitive 10 000 Fr.

Spanien.

26. August, Mittags. Stadtverwaltung von Torrente, Provinz Valencia: Kanalisationsarbeiten zur Gewinnung von Trinkwafser aus der Quelle San Luis in Torrente. Kostenan|schlag 96 054 Caution 5 9% der Höhe des Zuschlags. Ausführungsfrist 8 Auskunft bei der vorerwähnten Verwaltung.

: 30. November, 1 Uhr. Centro Consultivo del Ministerio de Marina, Mad rid: Beschaffung und Aufstellung einer Maschine von 100 t Kraft im Arsenal von Carraca zur Aus- und Einladung der L O und sonstiger Gegenstände für Kriegsschiffe. Caution 89% des Preises, Näheres in spanifher Sprahe beim „Reichs-Anzeiger“.

Schweiz.

20. August. Bundesverwaltung für Kriegsmaterial in Bern: Lieferung verschiedener militärisher Ausrüstungéëgegenstände, wie: Gewehrriemen, Koppeln, Patronentaschen, Satteltashen, Equipirungs- zégènstände für Pferde, Sättel, Futterale, Koffer, Bürsten, wämme,

eldkessel, Feldflaschen, Teller 2c.

Griechenland.

3. September, Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Athen Bau des Hafens von Katakolon. Kostenanschlag 1013 U Caution 50 000 Fr.

rancs8. onate.