1913 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

pas R Zins T Sa Hp R T M ei vet D E Da 5 eite Z s R R A T i E E I T E T E ore E ret E I Cp E E E n Ia f A S L - L f Sin E UE A R R R S C R gz R IC E Ö A R A A drei A A i dia io

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Bekanntmachung.

Auf Grund der Nummer 4 der in Nr. 213 des „Deut- schen Reichs- und Königlich Preußischen Staatsanzeigers“ vom 9. September 1913 veröffentlichten, am 22. Mai 1912 in Kraft

etretenen Grundsäße für amtlihe Tintenprüfung Eiben ferner folgende Firmen Kennmarken für ihre Tinten bei dem unterzeihneten Amt eintragen lassen :

Nr. d / S Firma Bezeichnung der Tinte

marke

G. Sgeller & Co., Wwen Urkunden-Tinte.

B weig, D s Pes Eisen - Gallus - Schreib- nte.

Nob. Nikutowski, Berlin | Normal Urkundentinte. S. 14, ODresdener-

t 23, / Diidte B Eisengallus\chreib- nte.

G. Sparmann, Berlin | Preußishe Normal - Urkunden- W. 56, Französische- tinte.

straße 33 E,

ieselbe reußische Normal - Eisen- E G Gallus-Schreibtinte. H. y. Gimborn Akt.Ges, | Urkundentinte.

[S “envibs Normaltinte Eisengallus- Shreibtinte. Berlin-Lichterfelde West, den 27. September 1913. Königliches Materialprüfungsamt. J V MUdElo.

Verant mamun s.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesezes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 166) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1912 der Dahme-Uckroer Eisenbahn auf

35 000 M6 festgeseßt worden ift. Halle (Saale), den 30. September 1913. Der Königliche Eisenbahnkommissar. J: V SGeévingér.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Evangelischen Ober- kirchenrats, Wirkliche Geheime Rat D. Voigts vom Urlaub.

Nichtkamlliches.

Deutsches Neich.

Preusßen. Berlin, 2. Oktober 19183.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen beute vormittag im Jagdhaus Rominten den Vortrag des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Frei- herrn von Schorlemer entgegen.

Der Ausshuß des Bundesrats für Handel und Ver- kehr hielt heute eine Sißung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Großherzoglich sächsishe Geheime Staatsrat Dr. Paulssen ist in Berlin angekommen.

Der Großherzoglih badische Gesandte, Wirklihhe Geheime Nat Graf von Berckheim ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der weltliche Stellvertreter des Präsidenten des Evange- lischen Oberkirchenrats, Wirklihe Geheime Oberkonsistorialrat D. Moeller ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Das Reichs postmuseum bleibt wegen innerer Arbeiten vom 9. bis 17. Oktober geschlossen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 30. September D. Mi. S. „Jaguar in Nanking, S. M. S, „Panther“ in St. Paul de Londa und S. M. S. „Jltis“ in Putu eingetroffen.

Hamburg.

Die Bürgerschaft hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, den Senat um die Genehmigung zu ersuchen, das Honorar der neun rechtsgelehrten Senatoren ab 1. Oktober 1913 auf 30 000 6, das der übrigen Senatoren auf 15 000 46 zu erhöhen und die dem präsidierenden Bürgermeister und dem zweiten Bürgermeister zu gewährende Zulage auf 10 000 und 5000 4 festzuseßen.

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Frankreich. Der serbische Ministerpräsident Paschitsch ist gestern abend von Paris nah Belgrad zurückgereist.

Türkei.

Da die Erkrankung Reschid Beys andauert, hat die Pforte den Rechtsbeirat des Ministeriums des Aeußern Herant Bey

Griechenlaud.

Infolge der Unterzeihnung des türkisch - bulgarischen riedensvertrages, durch den die türtisch - bulgarishe Grenze Bent wird, hält es die griechishe Regierung, wie die „Agence Havas“ meldet, für überflüssig, Dedeagatsch noch länger beseßt zu halten. Sie hat daher Befehl gegeben, daß die griechishen Truppen diese Stadt unverzüglich verlassen. Der Marineminister hat obiger Quelle zufolge an die Reservisten der Jahrgänge 1900 bis 1906 den Befehl ergehen lassen, sih binnen drei Tagen bei den Fahnen ein- zufinden. Die verschiedenen Zweige der Landesverteidigung treffen alle Maßnahmen, die die unbestimmte Lage nötig macht.

Serbien,

Eine amtliche Kundgebung bezeichnet, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, den albanesishen Appell an die Großmächte mit der Bitte um Jntervention gegen die serbisch-griehischen Greueltaten als wahre Jronie, wenn man bedenke, daß dieser Appell aus Gebieten und von Menschen stamme, deren ganzes Leben bisher mit Raubzügen in Nachbarländer, mit Mord, Totschlag und Greueln jeder Art ausgefüllt gewesen sei, wovon die Annalen der türkischen Regierung haarsträubende Dinge zu erzählen wüßten. Eher dürfte es Serbien und Griechenland zustehen, im Namen der Humanität und der Zivilisation einen solchen Appell an Europa zu richten, damit die Einfälle albanesisher Freibeuter in serbisches und griechisches Gebiet aufhören. Wenn Serbien bisher seine Stimme nicht gegen die albanesishen Greueltaten erhoben habe, so sei es gesehen, weil es ein geordnetes, von Europa anerkanntes Staatswesen sei, das das Recht habe, sich selbst Genugtuung zu verschaffen, wenn albanesische Banden seine Grenze überschreiten, friedlihe Einwohner plündernd und mordend überfallen und sich in Gebieten häuslih niederlassen, die ihnen von Europa nicht zugestanden sind. Uebrigens trage der Appell der albanesischen Stämme, sofern er authentish sei, ganz den Charafter der Ver- zweiflung über den mißlungenen Einfall in das serbische Gebiet und der Furht vor der gerechten Strafe seitens der serbishen Regierung, die solche Einfälle weder dulden fönne noch dürfe. Jm übrigen möchten die Albanier beruhigt sein; denn Serbien wolle an seinen Grenzen sich nur Ruhe und Sicherheit schaffen. Daß man hierbei im Rahmen der bestehenden Geseße die Menschlichkeit in vollem Maße walten lassen werde, könne als feststehend betrachtet werden, weil ein länger als ein Jahrhundert bestehendes Staatswesen wie Serbien die Geseße der Kultur und Gesittung besser kenne als der noch in anarchishem Urzustande lebende Volksstamm der Albanier. :

Nach amtlichen serbischen Berichten ist es den zwischen Ochrida und Dibra operierenden serbishen Truppen ge- lungen, die Albanier aus den eingenommenen Stellungen zu verdrängen und zum Rückzug über die Grenze zu zwingen. Auf ihrem ganzen Rückzuge haben die Albanier, obigen Be- richten zufolge, furhtbare Grausamkeiten begangen, Dörfer in Brand gesteckt und wehrlose Christen, Albanier und Türken, die ihnen die Gefolgschaft verweigerten, niedergemacht.

Albanien.

Essad Pascha hat, der „Albanischen Korrespondenz“ zu- folge, der vorläufigen Regierung mitgeteilt, daß er angesichts er s{hwierigen Verhältnisse, in denen sih Albanien augen- blicklih befinde, in der Einigkeit der Nation gegenüber ihren Feinden die erste Notwendigkeit sehe. Daher erachte er seinen Zwist mit der vorläufigen Regierung als beendet und sei bereit, seine patriotishe Pflicht gegenüber dem Vaterlande zu erfüllen. : G :

Wie ferner die „Tribuna“ meldet, hat Essad Pascha an die serbische Regierung ein Schreiben gerichtet, in dem er sein Bedauern über die blutigen Ereignisse an der serbisch-albanischen Grenze ausspricht, gleichzeitig aber erklärt, daß er mit seinem Anhang die Integrität des durh die Londoner Botschafter- vereinigung abgegrenzten albanishen Staatsterritoriums gegen die serbishe Armee verteidigen werde.

Die Kämpfe, die in den leßten Tagen bei Dibra, Struga und anderen Orten stattgefunden haben, sind einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureaus zufolge durhaus nicht im Einverständnis mit der Regierung erfolgt. Diese steht ihnen vielmehr völlig fern und bedauert die Ereignisse, die dem Lande nur schaden können. Da die

gaben steht, trachtet Jsmail Kemal Bey danach, fich im Kabinett tit Männern zu umgeben, die den Bedürfnissen des Landes genügendes Verständnis entgegenbringen.

Amerika.

Der amerikanische Senat hat die Diskussion über den Bericht, den das Konferenzkomitee über die Tarifbill erstaltet hat, wie „W. T. B.“ meldet, um 24 Stunden vertagt, um den demokratischen Caucus in die Lage zu verseßen, seine Beratungen abzuschließen. | s

Die demokratishe Parteiversammlung hat sih gestern abend mit der Tarifvorlage in der Form des Berichts des gemeinsamen Ausschusses beider Häuser einverstanden erklärt und beschlossen, die Frage der Besteuerung von Termingeschäften in Baumwolle später zu erledigen.

Der. mexikanischen Kammer ist obiger Quelle zufolge ein Geseßentwurf, durch den die Wahlen vers oben werden, vorgelegt worden; aber troy des Wunsches der Liberalen, die Beratung darüber sofort zu eröffnen, hat man ihn einer Kom- mission überwiesen.

Asien.

Die Wahl des Präsidenten der chinesischen Republik ist der Londoner „Morning Post“ une auf den 5. d. M., die Wahl des Vizepräsidenten c en 6. d. M. festgeseßt worden; die feierlihe Amtseinführung soll am 10. Oktober stattfinden.

Auf die Vorstellungen der fünf Mächte hat die chinesishe Regierung, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, eingewilligt, die Stellung des Salzkommissars mit der des Generalsalzinspektors zu vershmelzen, was Sir Richard Dane und die fünf Mächte zufrieden gestellt hat. Eine weitere Verschmelzung wird herbeigeführt dur veröffentlihte Erlasse, die Tsaitingkan zum Mitdirektor im Kontrollausschuß für die Seezölle ernennen und Changhu, den gegenwärtigen stellvertretenden Finanzminister, zum Chef der Salzsteuer und Generalinspektor der Salzinspektion in Verbin- dung mit Dane.

Regierung vor immer größeren und verantwortungsvolleren Auf- |.

Koloniales. Ueber die Ermordung des Regierungsarztes Dr. Houy

berihtet der Führer der Logone—Pama-Grenzerpedition, Hauptmann Bart\ch:

„Nach Beendigung der Arbeiten im Grenzgebiet marschierte die Expedition in vier Abteilungen auf Gar ua zurück. Eine dieser Ab-

teilungen führte Negierungsarzt Dr. Houy. Er hatte den Auftrag, von Bosum über

Gore—Baibokum—NRei Buba _na

Garua zu marschieren. In Gore war Dr. Houy noch mit Ober- leutnant GCbert zusammen, der später einen nördliheren Weg eins{lug. Am 15. Juni marschierte er mit 8 Soldaten, 1 Dol-

metscher und etwa 80 Trägern nah Baibokum zu ab. Nach seinem sorgfältig geführten Routenbuch if Dr. Houy mit seiner Kolonne

am 21. Juni 1913, Mittags 12 Uhr 40 Minuten, in dem Lakka-

dôörfhen Lau am Lim-Bach eingetroffen und hat westlih dieses Baches sein Lager errichtet. Die weiteren Ereignisse sind dur das Nestdenturgeriht Garua aktenmäßtg, wie folgt, festgelegt:

Dr. Hou y hatte am 21. Juni bald nach dem Aufshlagen des

Lagers eine Mahlzeit zu sich genommen und si dann, wie er es täglich tat, in seinem Zelt auf sein Bett zur Nuhe niedergelegt. Während er

\chlief, schlich sich sein Togodiener Heinrich in das Zelt, nahm die an der Zeltstüße hängende Doppelbüchse seines Herrn herab und aus der Jagdtasche eine Patrone, lud das Gewehr, hielt die Mündung dicht an den Hinter-

kopf des Schlafenden und drückte ab. Darauf legte er das Gewehr

auf das Bett an die Seite des Ermordeten, lief zum Zelt beraus und schrie zu dem Gefreiten Ssoroma: „Mein Herr hat sich tot-

geschossen!“ Gefreiter Ssoroma und andere Soldaten kamen sofort

in das Zelt. Auf den ersten Blick sah der Gefreite, daß Dr. Houy

sih nicht selbst getötet haben konnte. Er lag mit über der Brust gekreuzten Armen auf dem Bette, der Schädel war gänzlich zerstört,

nur der Unterkiefer befand sich noch am Halse; das Geschoß steckte in einem der seitlihen Spannbölzer des Bettes. Das Gewehr lag neben dem Körper. Der Gefreite ließ sofort sämtliche Diener des Or. Houy festnehmen und sagte dem Heinrich auf den Kopf zu: „Du hast deinen Herrn ermordet.“ Heinri gestand nun feine Tat ein und gab zuglei an, daß er der einzige Schuldige sei und zu anderen nichts von seiner Absicht gesagt hätte. Als Grund gab er an, sein Herr habe ihn häufig geschlagen und ihm Lohnabzüge in Aussicht gestellt.*) Aus Nache dafür habe er auf dem Marsche am 21. Juni den Plan gefaßt, seinen Herrn während der Mittagsruhe zu töten. Heinrich war sich wohl bewußt, daß ihm diese Tat das Leben kosten fönnte. Aber er überlegte so: ein Weißer ist nicht bei der Ab- teilung, und die Schwarzen werden mir {hon glauben, wenn ih ihnen einen Selbstmord meines Herrn vortäushe. Der Gefreite Ssoroma hat dann mit großer Umsicht gehandelt. Zwei Soldaten mit der Meldung entsandte er nah der nächsten Station Bu mo, Hauptmann von Naven; den Körper des Ermordeten ließ er in Bettücher wickeln und barg ihn in einem aus Kisten hergestellten Sarge. Darauf marshiertee er nach dem großen Dorf Kaitia am westlihen Logone und erwartete das Cintreffen eines Curopäers. Er beerdigte den Ermordeten in Ka itia, umgab das Grab mit einem Zaun und erteilte dem Dorfhäuptling den Auftrag, die Grabstelle von Gras und Strauhwuchs freizuhalten. Auch gab er den Dorfleuten einen Lohn in Tauschartikeln für die Instand- haltung des Grabes. : E

Nach etwa zehn Tagen traf Hauptmann von Raven in Kaitia ein, nahm über die Vorgänge ein Protokoll auf und sandte_ die Ab- teilung sowie den Mörder unter Führung des Gefreiten Ssoroma nach Garua. Der Mörder wurde dem Residenten Hauptmann Schwarz übergeben, der das gerihtlihe Verfahren wegen Mordes gegen ihn einleitete. Am 25. Juli wurde durch ein unter dem Vorfiß des NResidenten gebildetes Gericht das Todesurteil gegen Heinrih ge- fällt und bald danach vollstreckt. Der Nachlaß des Ermordeten ift aufgenommen und wird durch mich dem zuständigen Nachlaßgericht übergeben werden.“ (Deutsches Kolontalblatt.)

*) Nah dem Urteil von Teilnehmern an einer ostafrikanisden Forschungsexpedition, der Dr. Houy als Zoologe und Arzt angehörte, erscheinen diese Angaben des Togodteners als fehr unglaubwürdig. Dr. Houy hat si stets als ein ruhiger, besonnener Mensch gezeigt, der sein farbiges Personal stets wohlwollend und gereht behandelte.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand in der Großberliner Glasindustrie (vgl. Nr. 232 d. Bl.) berichtet die „Voss. Ztg.", daß erneute Ver- handlungen, die gestern zur Beilegung der Streitpunkte zwischen denbeider- seitigen Ausschüssen stattfanden, ergebnislos- verlaufen sind. Die Aus- ständigen, die gestern abend versammelt waren, beschlossen, an ihrer Haupt- forderung: Verkürzung der Arbeitszeit um wöchentlih drei Stunden, verteilt auf die dreijährige Tarifdauer, unbedingt fe tzuhalten. Die erste Verkürzung um eine Stunde soll im Oktober 1913, die zweite am 1. Oktober 1914 und die dritte am 1. Oktober 1915 eintreten, sodaß von diesem Tage ab die wöchentliche Arbeitszeit 50 Stunden betragen wird. /

Wie die „Weserzeitung“ meldet, sind die organtsierten Glaser in Bremen gestern in den Ausstand getreten.

Fn Verviers sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, infolge einer neuen Arbeitsordnung 350 Arbeiter des Kammgarnwerkes La Verviétoise in den Ausstand getreten.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. |. d. Ersten Beilage.)

Kunst nnd Wissenschaft.

Um die archäologishen Studien zu beleben und die ans \hauliche Laas des klassishen Altertums möglichst zu verbreiten, insbesondere um für das Arch äologische Institut leitende Kräfte und für die vaterländischen Universitäten und Museen Vertreter der Archäologie heranzubilden, werden mit dem genannten Institut fünf jäh1lihe Netsestipendien, ein jedes im Belauf von viertaufend Mark, verbunden, die den nahstehenden Bestimmungen gemäß vergeben werden sollen:

Zur Bewerbung um vier der gedachten Stipendien wird der Nachweis erfordert, daß der Bewerber entweder an einer Universität des Deutschen Reichs die philosophische Doktorwürde erlangt oder das Examen pro facultate docendi bestanden und in ihm für den Unterricht in den alten Sprachen in der obersten Gymnasialklasse die Befähigung nachgewiesen hat. Der Bewerber hat ferner nahzuweisen, daß zwischen dem Tage, an dem er promoviert worden oder das Oberlehrerexamen absfolviert hat, bezw. wo beides stattgefunden hat, dem späteren von beiden, und dem Tage, an dem das nachgesuchte Stipendium für thn fällig werden würde, höchstens ein dreijähriger

wischenraum liegt. Für das fünfte der L zu vergebenden

tipendien, das in erster Reihe bestimmt ist, die Erforshung der christlihen Altertümer der römischen Kaiserzeit zu fördern, wird erfordert, daß der Bewerber an der theologischen Fakultät etner Universität des Deutschen Reichs den Kursus der protestantishen oder der fkatholishen Theologie absolviert, das heißt nach Ablauf mindestens des akademishen Trienniums in ordnungsmäßiger Weise die Erxmatrikulation bewirkt hat, und daß er an dem Tage, wo das Stipendium fällig wird, das dreißigste Lebensjahr noch nit überschritten hat. Der Bewerber hat ferner die gutachtlihe Aeußerung der philosophischen, bezw. theologisen Fakultät einer Universität des Deutschen Reichs, oder auch einzelner bet etner folhen L angestellter Professoren der einschlagenden

A bro beauftragt, die Friedensverhandlungen mit Griechenland fortzuseßen.

wi aftlihen Fächer über seine bisherigen Leistungen und seine e D erwirken und e Gesuch beizufügen, au, falls er

{on literarische Leistungen aufzuweisen hat, wo möglich diese mit einzusenden. Ferner sind in dem Gesuche die besonderen Neisezwecke kurz zu bezeichnen. s unter den Neiseztelen in der Regel Rom mit einbegriffen sei, liegt im Geiste der Stiftung. Bei Gesuchen um Verlängerung des Stipendiums finden diese Be- stimmungen keine Anwendung. Dagegen is} hier eine übersichtliche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gesuch aufzunehmen, und es wird, falls der Stipendiat bereits in Nom oder Athen sich auf- gehalten hat oder noch aufhält, über seine Leistungen und seine Be- fähigung das Gutachten des Sekretariats des Fustituts erfordert.

Die Gesuche um Erteilung des Stipendiums sind in jedem Jahre vor dem 1. Februar an die Zentraldirektion des Archäo- logishen Instituts nah Berlin einzusenden, welche die Wahl nah vorgenommener Prüfung der Befähigung des Bewerbers in der Gesamtsißzung vornimmt. Bei gleïher wissenschaftlicher Tüchtigkeit wird die Zentraldirektion denjenigen Bewerbern den Vorzug geben, die neben der unerläßlihen philologishen Bildung sich bereits einen gewissen Grad funstgeshihtliher Kenntnisse und monumentaler Anschauungen zu eigen gemaht haben, und die dem Archäologischen Institut oder den deutschen Lehranstalten oder Museen dereinst nüßlich zu werden versprehen. Die Stipendien können niht aufgehäuft, noch für einen längeren Zeitraum als ein Jahr vergeben wcrden; zulässig ist jedoch die Wiedergewährung

etnes Stipendiums für ein zweites Jahr. Die Wiedergewährung des“

fünften Stipendiums auf ein zweites Jahr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat bei eintretender Fälligkeit des zweiten Stlpendiums das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben follte. Dispensation von den aufgestellten Vorschciften erteilt in besonderen Fällen das Auswärtige Amt nah Anhörung der Zentraldirektion.

Bis auf weiteres kann jährli eines der vier Reisestipendien für klassishe Archäologie mit Wegfall der geseßten Präklusivfrist an Gymnafiallehrer vergeben werden, die an etnem öffentlichen Gymnasium innerhalb des Deutschen Reichs festangestellt und in Lehre und Wissenschaft besonders bewährt sind. Das Stipendium kann zu diesem Zwede in zwei halbjährige jedes zu 2000 4 zerlegt werden behufs einer im Winterhalbjahr, \päteslens am 1. Dezember, anzu- tretenden halbjährigen Studienreise. Anstatt der sonst geforderten Zeugnisse von Universitäten oder Professoren hat der Bewe: ber ein Zeugnis setner vorgeseßten Behörde, sowohl über seine bisherige Amtswirksamkeit als auch darüber beizubringen, daß im Falle der Stipendienverleihung auf die Erteilung des erforderlihen Urlaubs gerechnet werden könne. Ein derartiges Stipendium kann an ein und dieselbe Person nur einmal verliehen werden. Die \{ließlihe Entscheidung wtrd in der Negel vor Ablauf des Julimonats den Empfängern mitgeteilt, deren Namen in dem „Reichsanzeiger“ veröffentliht werden. Das Stipen- dium wird jährli am 1. Oktober fällig und der ganze Betrag auf einmal dem Bewerber oder seinem gehörig beglaubigten Bevoll- mächtigten durch die Kasse der Zentraldirektion gegen Quittung aus- gezahlt. Der Stipendiat ist verpflichtet, so lange er in Nom oder Athen verweilt, an den Sißungen des Instituts regelmäßigen Anteil zu nehmen. Er hat überdies während seiner Neise die Zwecke des Instituts nah Möglichkeit zu fördern und nah threr Beendigung über die Ergebnisse etnen zusammenfassenden Bericht an die Zentraldirektion einzusenden.

Es ist wünschenswert, daß jedem Gesuche um ein Stipendium wenigstens 6 Exemplare der Doktordissertation des Bewerbers beis- gelegt werden, soweit dies den außerhalb Berlins ansässigen Mit- gliedern der Zentraldirektion nicht {on mitgeteilt ist. Die Gesuche sind an die Zentraldirektion des Kaiserlichen Archäologischen Instituts, Berlin W. 50, Ansbacherstraße 46, einzusenden.

A. F. Am 22. September gaben sich, vom Besitzer eingeladen, die Mitglieder der „,Brandenburgia*, Gesellshaft für Heimat- kunde, in großer Zahl nah Charlottenburg, Sophienstraße 23/25, zur O des historishen Marhshen Terrakottahauses ein Stelldichein. Aehnlich dem Ermelerschen Patrtizierhause in Altkölln, das vor etwa Jahresfrist von der Gesellschaft besuht und verdienter- maßen bewundert worden war, wobet [ih herausstellte, daß nur wenige Kenntnis von diefem Schaß aus der Nokokozeit besaßen, ist auch das _Mar{chshe Haus in seiner besonderen Art ein Muster reinsten und edelsten gotischen Baustils, kei weitem nicht nach Würdigkeit bekannt und als eine der ersten Sehens- würdigkeiten Großberlins gebührend geshäßt. Der Grund hiervon liegt zu etnem Teil in der versteckten Lage des Hauses inmitten des von stillen Gärten und Parks erfüllten Charlottenburger Gebiets- teiles, der begrenzt ist dur die Berliner Straße von der Charlotten- burger Brücke bis zum Knie, dem Landwehrkanal zwischen Charlotten- burger- und Marchbrücke und der Mar{hstraße. In diesem Viertel, etwa parallel der Mar(hstraße, liegt der Techni- schen Hochschule gegenüber, in die Berliner Straße einmündend, die Sophiensiraße, und an ihrer Westseite, mehr der Straßen- mündung nah dem Landwehrkanal zu, das prächtige Gartengrunditück des Fabrikbesißers Albert Marh. Darin erhebt sich, von Efeu und Glyzinien dicht berankt, jenes Wohnhaus edelsten Geshmacks, das, im Jahre 1865 und den folgenden Jahren vom Vater des gegen- wärtigen Besißers, Kommerzienrat Paul March erbaut, in so hohem Grade wert ist, nicht nur in seiner {snen Gliederung, seinem archi- tektonishen Schmuck und seinem sich harmonisch anschließenden Turm von außen betrachtet und bewundert, sondern auch in seinem bis ins einzelne stilvollen Innern, der vielen geshichtlihen Erinnerungen, die es birgt, sowte seines künstlerishen und kfunstgewerblihen Inhalts wegen eingehend besichtigt zu werden. Jm Garten vom Besitzer empfangen, erfreute sih die Gesellshaft vor der Veranda des Hauses alsbald eingehender Mitteilungen über die Vorgeschichte dieses Hauses. Damit verband Herr Albert March in Kürze auch die hochinteressante Gntwilungsgeshihte der Firina Ernst March Söhne, wovon an dieser Stelle leider nicht so ausführlih berihtet werden kann, wie es der Gegenstand wegen seiner engen Beziehungen zur Baugeschichte Berlins sonst empfehlen würde. Nachfolgender Bericht stellt ih deshalb nur die Aufgabe, von der äußeren und inneren Besichtigung des gotishen Hauses zu erzählen. Kommerzienrat Paul March, der aleid seinem jüngeren Bruder Emil erst vor wenigen Jahren gestorben ist (der jüngst verstorbene Geheime Baurat Ötto Marh war der dritte Bruder), galt in weiten Kreisen als ein enthusiastisher Be- wunderer und genauer Kenner des gotishen Baustiles, zugleih war er ein warmer Patriot und tiefer Verehrer der großen Geister, vor allem des Reformationszeitalters und der Koryphäen der bildendenKunst. Hieraus, sowie aus setner vollständigen Beherrshung der vom Vater über- kommenen Zerrakottafabrikation, in der er mit Recht ein Mittel zur Bereicherung der Baukun st sah, erklären sih die im großen und im kleinsten treue mustergültige Innehaltung des gewählten Stils und ebenso der reiche bildnerishe Shmuck, den der Erbauer seinem Hause zu geben wußte. Es ist erhebend, zu sehen, mit welcher Liebe und Be- harrlihkeit das durchgeführt t. Wie die Mauern des Hauses von weißen Terrakottabausteinen hergestellt sind, die niht wie Ae Ziegel durch Stoßfugen, sondern durch Nuten verbunden sind, so ijt alles und jedes, was zum Bau gehört, in dem aus zwei Sto- werken bestehenden Hause aus diesem Material; die weitaus meisten Q aus dem besten, fkünstlerisch vielseitig geschmüdckten

errakottamaterial, zeigen gotishe Formgebung. Bis herab zu den Kelleröffnungen, die je eine Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln, soweit sie Luftauslaßöffnungen sind, und soweit sie Luft ein- lassen, je eine Lerche als halben Vershluß nach außen zeigen, ja bis auf den Hühnerstall, entspriht alles dem hier herrschenden Ege Gesetz. Die Liebe des Bauherrn für die Helden unseres Volkes, nicht am wenigsten für die Geisteshelden, findet durch Bildsäulen in voller Gestalt oder in Medatllonbildern außen am Hause und im Innern ihren Ausdruck, und sehr bemerkenswert ist die Spruch- weisheit, womit die Wände des Saales und anderer Näume ges{chmüdckt sind. So steht an einer Saalwand der Kernspruch: „Wer ist Meister? Der was ersann. Wer ist Geselle? Der was kann. Wer ist Lehrling? Jedermann!“ Ein Prachtwerk ist vor allem das Treppenhaus. Die Fülle des fkünstlerishen und kunstgewerblichen Inhaltes der zahlreichen Räume des Hauses in sih aufzunehmen, war

bei der naturgemäß begrenzten Befuchszeit nahezu unmögli. Man (baus den Eindruck, daß während 40 Jahren hier unausgeseßt das

ewählteste zusammengetragen ist und daß hierin seitdem pietätvoll fortgefahren wurde. Leßteres gilt auch von wirtshaftlihen An- bauten der Neuzeit, die geflissentliß dem Stil des älteren Hauses getreu angepaßt sind. Die Veranda an der Südseite und der Altan darüber eröffnen einen Blik auf den wohlgepflegten Garten mit ihres- gleichen fuhenden stattlihen Bäumen. In ersterer haben Bilder von Paul Marchs und seiner Gattin, von Anton von Werner gemalt und in Mosaik ausgeführt, ihren Play gefunden. Dies wunderbare Haus in feiner Ursprünglichkeit und Schönheit der Netichshauptstadt dauernd erhalten zu sehen, scheint ein öffentliches Interesse.

In der am 24. September im Märkischen Museum abgehaltenen Versammlung der „Brandenburgia“ sprach Dr. Friedri Solger über „Geologishe Wanderungen über branden- burgishe Schlachtfelder.“

Die „Brandenburgta" hat in früheren Jahren wiederholt Anlaß gehabt, ‘den Scharfblick kennen zu lernen, mit dem Dr. Solger die geologishen Wandlungen zu beurteilen weiß, die gegebene Gelände ihrer heutigen äußeren Erscheinung zufolge in der Vergangenheit erfahren haben müssen. Das von ihm gewählte Thema ist thm durch die Betrachtung eingegeben worden, daß es wohl nit auf Zufälligkeiten beruht, wenn die Schlachten, deren Erinnerungen wir in diesem Fahre feierten, an Stellen geschlagen worden sind, die {hon öfter Schlachten ausfechten gesehen haben. Er gedenkt dabei der Namen Jena, Lüßen, Torgau, Leipzig, Mühlberg sowie Dennewiß und Groß- beeren auf dem thüringisch - \ächsis{ - märkischen Kriegsschauplaß einerseits, der Namen Liegniy, Leuthen, Hohenfriedberg, Kaßbach auf dem \{lesischen Kriegsshauplaß andererseits und findet eine rlärung für ihre zum Teil wiederholte Schlachtfeldbestimmung in der süd- lihen Nähe des Gebirges, tin der Nähe des s\tark kupterten, sumpf- und seenreihen nördlichen Geländes der Mark, und dem nit überall den Uebergang erleihternden, also eine gewisse Schußgrenze gegen Norden und Osten bildenden Zustand der Oder in Schlesien.

ür den Slachtengürtel auf thüringis{ - sächsishem Gebiet cheint ihm die Erklärung dur den ungeeigneten Schlahhtenboden des nördlichen Teils der Mark genügend ; Dennewiy und Großbeeren waren beherrs{cht durch die Angriffsabsiht von Berlin auf feindlicher, die Absicht des Schußes der Hauptstadt auf freundlicher Seite. Hier waren andere Erwägungen kaum maßgebend. Was aber den Oderübergang in Schlesien angeht, dessen Schwterigkeit allzeit emp- fohlen hat, die Shlachten een Gebirge und Strom auszutragen, fo erinnert Dr. Solger daran, daß die Geschichte an der mittleren und unteren Oder nur 3 Stellen für Truppenübergänge kennt: Krossen, Frankfurt und Küstrin, die \ich von jeher den Kriegführenden ihrer besonderen Enge halber empfohlen haben, wofür die Schlachten von Kay, Kunersdorf und Zorndorf Belege bilden, auch wenn die Ueber- gänge an diesen Stellen nur gesucht, nicht ausgeführt worden sind, weil andere Hindernisse im Wege waren. Diese Enge des Strom-

bettes erklärt sid, wie der Vortragende lihtvoll erläuterte, für

Krossen und Küstrin durch den hier erfolgenden Zusammen- fluß von Bober und Oder, bezw. Warthe und Oder, wodur infolge fächerförmiger Verbreiterung des von den Flüssen angeschwemmten Schuttkegels Verengungen des Haupt- stromes unausébleiblich waren, begleitet von Wiesen- und Moor- land an den inneren Winkeln der Zusammenflüsse. Anders liegt der Fall bei der ganz besonders {malen Oderstelle in der Nähe von Frankfurt, bedingt von dem Durchbruch des Stromes durch das Lebuser Pochplateau am linken und die hart an den Strom herantretenden Hügel am rechten Oderufer. In allen 3 Fällen liegen also an leßter Stelle geologische Gründe vor als entscheidend für die Wahl von Uebergangsstelle und Schlaißtfeld. In weiteren fesselnden Dars- legungen wußte Dr. Solger noch dafür zu interessieren, wie auf viele Entshlüsse und Beschlüsse der Menschen die Vorgänge maß- gebend gewesen sind, die einem längst vergangenen Zeitalter der Erdgeschichte, z. B. der Spree- und Savelbifbung, dem Laufe der Urströôme und anderen Ursahen angehören, die zu erkennen uns keineswegs verfagt ist, sondern die wir auf Grund der sorgfältig zu studierenden Oberflächengestaltung, wie wir sie sehen, und der Beschaffenheit des Grundes, wie wir fie ohne große Mühe untersuchen können, mit einem gewissen Grade von Sicherheit zu enträtseln vermögen. Ja, es ist niht aus- geschlofsen, den verwidckelten Verhältnissen in fortgeseßtem Studium auf die Spur zu kommen, die sich in den verschiedenen Eiszeiten dadurch herausbildeten, daß der Vorstoß des Eises in A diefer Epochen in verschiedener Richtung erfolgte. Dr. olger gab an der Hand von Karten des Gebiets zwishen Weichsel und Elbe, die Stromtäler, Hügel- und Plateauformationen mit be- sonderer Deutlichkeit hervortreten ließen, eine Vorstellung von den Ergebnissen solher Studien und Betrachtungsweisen; doch ift es außer an der Hand dieser Karten kaum angänglih, sh hierüber weiter zu verbreiten. Jedenfalls war die Schlußdarlegung von be- sonderem Interesse, welhe Verhältnisse für die Anlage der großen Straße aus dem Reiche nah Berlin maßgebend gewesen sind und wie die Vorfahren nach ihren Beobachtungen und in ihrem naturwüchsigen Urteil das Richtige getroffen haben.

Technik.

__ Die zehnte Sißung des Ausschusses des Deuts hen Museums in München fand dortselbst gestern vormittag im Festsaal der König- lichen Akademie der Wissenschaften unter dem Ehrenvorsiß Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Ludwig bei äußerst zahlreicher Beteiligung statt. Der Professor Dr. von Heigel- München be- grüßte, wie „W. T. B.“ meldet, als Vorsißender des Vorstands- rats die Erschienenen, gedahte des zehnjährigen Bestehens des Museums und mit herzlihen Worten des verstorbenen Prinz-Regenten Luitpold, der an der Gründung und Fortent- wicklung des Deutshen Museums eifrigen Anteil genommen und ihm auch wertvolle Geschenke zugewiesen habe. Volles Vertrauen wende sfih auch seinem Nachfolger, Setner Königlichen Hoheit dem Prinz- Regenten Ludwig zu, dem das Heute und die Zukunft gehöre. Der Redner sprach dann dem Regenten den Dank für die Uebernahme des Protektorats aus. Der Regent habe {hon vor Uebernahme der Re- gentschaft mit Rat und Tat bewiesen, welchen Anteil er an den Be- strebungen des Deutschen Museums nehme ; der Redner hoffe, daß er au als Regent dem Museum seine Gunst nicht entziehen werde. /

Auf diese mit vielem Beifall aufgenommene Ansprache erhob sich Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent Ludwig und dankte zunächst für den Beifall, der den Worten des Vorredners geworden set, der au dessen gedacht habe, was er für das Museum getan habe. Er könne ja in der Hauptsache nur anregen und all denen danken, die sfih um das Museum verdient gemaht haben. Es set selbstverständlih, daß er ein Werk, an dem er mitgearbeitet habe und dessen Blühen ihn erfreue, auch als Regent, wo er über eine größere Macht verfüge, nicht im Stich lassen werde. Zur Erinnerung an den heutigen Tag habe er eine Stif- tung gemacht, die in einem Modell des Donau-Main- Kanals bestehe. Der Megent verlas die Stiftungsurkunde und sagte dann weiter, es sei bekannt, daß der Ausbau der Wasser- straßen und der Anschluß Bayerns an die insen Schiffahrtswege der Welt eine Sache sei, die er für das Blühen und Gedeihen Bayerns für höchst wichtig halte. Bayern liege in der Mitte Europas, habe aber durch seine Lage wentg \{iffbare T O und nur durch künstliche Beihilfe könne es zum Anschluß an die Großschiffahrtswege kommen. Durch diese Verhältnisse seien ihm Handel und Industrie sehr ershwert. Vor allem müsse Bayern an die Nordsee angeshlossen werden, die eine ganz andere Bedeutung habe als das Schwarze Meer, an das Bayern durch die Donau angeschlossen sel. Jn jahrelangen Ag a sei es erreiht worden, daß der Main bis Aschaffenburg ausgebaut werde. Das dürfe aber nur der erste Schritt sein, und mit der Zeit müßten alle g'ößeren Städte Bayerns an das große Schiffahrtsneß an-

enen werden. Wünschenswert sei der direkte Anschluß an dite ordsee über die Weser nah Bremen. Selbstverständlich aber sei,

daß die {hon bestehendèn So U eaten weiter aufgebaut werden mup:en. Was man vor Jahren für unmöglih gehalten habe, der Ans{chluß von München und insbesondere auch von Augsburg an einen großen Schiffahrtsweg, das sei heute tens sehr wohl möglich geworden, wenn auh mit großen Kosten verbunden, und vor denen schreckde man hauptsächlich zurück. Wenn man aber bedenke, was die Eisenbahnen verlangten und was z. B. die großen Bahn- hofsumbauten kosteten, so seten die Kanalkosten nicht fo \{limm. Er freue sich, daß man diesen Bestrebungen, die man früher {ür Utopien und Hirngespinste gehalten habe, jeßt entgegen- komme. Ein Zeichen dafür sei, daß im Landtag der Wunsch ausgesprochßen worden sei, den Main bis Bamberg als Wasserstraße auszubauen. Bayern allein könne den Anschluß an die Großschiffahrtswege nicht vollziehen, es bravche die Unterstüßung seiner Nachbarn, und die werde ibm A zuteil. Der Plan eines Anschlusses durch die Weser bringe a Bremen große Vorteile, das jeßt nicht genügend Hinterland habe. Besonders die Industrie habe von dem Wzrke Vorteil zu erwarten. Zum Schluß seiner Ausführungen \sprah der Regent den Wunsch aus, daß die Tagung einen ebensolhen Erfolg haben mte, wie die vor- hergegangenen, daß dem ersten Jahrzehnt noch viele ebenso erfolgreiche E und das schône nationale Werk ständig Fortschritte machen möchte.

_Der Staatssekretär Dr. Delbrück dankte unter wiederholtem Beifall der Anwesenden dem Regenten, daß er au künftighin dem Museum seine Gunst erhalten wolle. Bei allen wichtigen nationalen Fragen sei das deutshe Volk gewöhnt, ihn unter seinen Führern zu sehen. Besonders aber dankte der Staatssekretär dem Regenten für die wertvolle Stiftung, indem er darauf hinwies, daß der Regent ein tatkräftiger Förderer einer großzügigen deutshen Wasserstraßen- politik sei. Dr.-Jng. Bl ohm - Hamburg als erster Vorsitzender des Vorstandsrats {loß fich diesem Dank mit herzlichen Worten an und berichtete dann über die in der Organisation vor- gekommenen Aenderungen. Der Reichsrat Dr. Oskar von Miller gas hierauf die Abrehnung über 1913 und den Voranschlag für 1914 ekannt, erstattete den Verwaltungsbericht, berihtete über den Museums- betrieb und den Museumsneubau. Das Vermögen des Museums be- trägt jeßt rund 12 Millionen Mark, davon der Sachwert 5 Millionen. Das Museum werde jährlich von etwa 300 000 Perfonen aus dem In- und Auslande besucht, etn Zeichen, was für eine Bedeutung ihm beizumessen sei. În jüngster Zeit hätten auch Ausländer dem Museum Stiftungen zugewiesen. So \tammten das Modell der großen Sternwarte bei Chicago, das Modell des Panamakanals und ein Ausschnitt von der Brooklyner Brücke von Amerikanern. Auch von Deutschen seien im verflossenen Jahre wieder . große Stiftungen gemacht; so werde z. B. die Firma Zeiß in Jena das Planetarium für das Museum einrihten. Der Redner erläuterte dann das Uebereinkommen mit der Düsseldorfer Ausstellung. Hierauf fer der Professor Roeber-Düsseldorf seiner Freude über das abge- chlossene Uebereinkommen Ausdruck. Er sei überzeugt, daß die Aus- stellung in Düsseldorf dazu beitragen werde, die Ideen des Museums in die weitesten Volkskreise zu tragen. Der Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky als Vorsißender des Kuratoriums der Nationalflugspente, übergab eine Stiftung, die aus dem Modell eines Doppeldeckers besteht. Für diese Spende spra der Geheimrat Pro- fessor von Linde den Dank des Museums aus. Geheimrat Professor Dr. von Dyck stellte dann den Antrag, ein Denkmal für Heinrih Herß im CEhrensaale des Deutshen Museums zu er- rihten. Der Geheimrat Lehmann übergab dem Museum Driginalapparate des großen Physikers und erläuterte sie. Für diese wertvolle Stiftung dankte im Namen des Museums der Geheim- rat Dr. Duisberg. Der Geheimrat Professor Dr. von Linde unterbreitete dann Vorschläge für die Wahlen zum Vorstand und Aus\chuߧß, die angenommen wurden. Reichsrat Dr. v. Miller, der ages aus\ceidet, wurde in den Vorstand wiedergewählt. Als erster Vorsißender des Vorstandsrats wurde an Stelle des aué scheidenden Dr. Blobm-Hamburg der Gesandte Dr. Krupp von Bohlen und Halbach-Esfsen (Ruhr) gewählt. Als neuer Schrifttührer des Vor- standsrats wurde der Geheime Regierungsrat, Professor Dr. von Hagen- Berlin, Direktor der physikalishen Reichsanstalt, berufen. Als neue Mitglieder des Vorstandsrats wurden gewählt: Berg- rat Generaldirektor Zörner - Kalk bei Cöln, Kommerzienrat Dr. - Ing. Sack - Leipzig und .Dx. Abt = Lien, Ge- heimer MNegierungsrat, Professor Dr. Fischer - Berlin, Geheimer Regierungsrat Dr. Planck, Rektor der Universität Berlin, und Akademiedtrektor Professor Dr. Nocber-Düsseldorf. Außerdem wurden 19 Mitglieder, die fich um das Museum Verdienste erworben haben, in den Auss{huß gewählt. Gesandter Dr. Krupp von Bohlen und Halbach nahm die Wahl mit dankenden Worten an und wies auf die große Bedeutung der Eisenindustrie für Deutschland hin, für die ja die Firma Krupp eine so große Bedeutung habe. Der Staatsminister Dr. Fretherr von Hertling dankte in einem Schluß- wort mit begeisterten Worten Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz- Regenten und Seiner Majestät dem Deutshen Kaiser, der gleihfalls dem Deutschen Museum ein Schirmherr und Förderer sei. Er dankte dem scheidenden Vorsißenden und Schriftführer, begrüßte die neu gewählten Herren und spra die Anerkennung der Regterung für die neuen Stiftungen aus. Nachdem der Minister nochmals auf die große Bedeutung des Museums hingewiesen hatte, das au cin Symbol der jetzigen starken Einheit des Deutschen Reichs sei, forderte er die Versammlung zu einem Hoh auf Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten auf, in das die Anwesenden be- geistert einstimmten. Damit war die diesjährige E S Abends hatte Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent den ge- samten Vorstandschaftsrat und den L A Deutschen Museums zu einem geselligen Abend in die Residenz geladen. Der Regent empfing seine Gäste, von denen etwa 340 erschienen waren, im Saale Karls des E und ließ \ich viele vorstellen. Hterauf hielt im Hofballsaale der Geheime Rat Professor Dr. Nernst einen Vortrag über die Bedeutung des Stickitoffes für das Leben. Nach dem Vortrage wurden Erfrishungen gereiht und der Prinz-Regent hielt längere Zeit Cercle.

Theater und Musik.

Kammerspiele des Deutschen Theaters.

„Die goldenen Palmen“, ein Lustspiel in vier Akten von Nobert de Flers und G. A. de Caillavet, das gestern im Kammerspielhause seine hiesige Erstaufführung erfuhr, erwies ih als etwas schwählihe Satire auf die franzöfishe Akademie. Das Satirishe tritt hinter dem Bestreben zurück, komische Situationen zu schaffen. Die Hauptszene ist in eine Aufnahme- sfißung der Akademie verlegt. Man hört hier die Ansprache des neugewählten Mitglieds und die abgelesene Begrüßungsrede dos Akademitepräsidenten, der plößlich \tockt, weil ein F seiner Frau an das neue Akademiemitglied sich in das Manuskrip vertrrt hat. Es kommt beinahe zu einem Skandal, aber shließlich endet doch alles s{hiedlich-friedlich, wie es im Lustspiel üblih ist. Außer dieser Akademiesißung ist den Verfassern nihts Besonderes eins gefallen. In manchen Residenztheaterschwänken hat man fast alles, was in den ersten Akten vorgeht, {hon lustiger und wibiger gesehen und vernommen. Immerhin holte die Darstellung, welche die dret besten Vertreter komischer Nollen bei den Reinhardtbühnen : Wassermann, Arnold und Biensfeldt ins Treffen führte, an E en Wirkungen alles mögliche aus dem Stück beraus. Ihnen {lo K Gustav Roóôs in der Charaktermaske des Crpräsidenten Falliòres an. Die weiblichen Hauptrollen lagen in den Händen von Rosa Bertens, die die liebebedürftige Präsidentengattin mit wirksamem Humor ver- körperte, und Johanna Terwin. Als Regisseur von Geschmack be- währte sch Richard Ordynski. Das Bühnenbild der beweate U hatte als solches seine besonderen Reize. Der Beifall bewegte ih in mäßigen Grenzen. /