1913 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Oct 1913 18:00:01 GMT) scan diff

E R A E E E E R E E Ee | Lia S T E U S M m,

E E 3 E E

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (Ges.-S. Seite 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal- abgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1912/13 bei der Stendal-Tangermünder Eisenbahn auf

94 200 M festgestellt worden ist. Magdeburg, den 7. Oktober 1913.

Der Sas Eisenbahnkommissar. ommer.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke vom Urlaub.

Nichkamkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 9. Oktober 1913.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im Jagdschloß Hubertusstock die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnanis von Falkenhayn und des Chefs des Militär- kfabinetts, Generals der Jnfanterie Freiherrn von Lyncker.

__Jhre Majestät die Kaiserin und Königin hat sich, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag vom Neuen Palais nah dem Jagdshloß Hubertusstock begeben.

Aus Anlaß der Wahl des Präsidenten Yuanschikai und der Anerkennung der Republik China sind, wie „W. T. B.“ meldet, zwischen dem Präsidenten und Seiner Majestät dem Kaiser und König treundlihe Telegramme ge- wechselt worden.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sißung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen, der Aus\{huß für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr Sigzungen.

Der von seinem hiesigen Posten abberufene amerikanische Botschafter John G. A. Leishman hat Berlin verlassen. ae Geschäfte der Botschaft führt einstweilen der Botschaftsrat

rew. :

Laut Meldung des „W. T. B.“ find am 7. Oktober S. M. O. „Victoria Luise“ in Spezia und S. M. S. „LUchSs8“ in Hankau eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn.

Der T iroler Landtag beschäftigte sih in der gestrigen Sißung mit dem Entwurf der Wahlreform.

Wie „W. T. B.“ meldet, gab der Abg. Greil eine Erklärung ab, in der es beißt: Da dur die Verhandlungen unter den Parteien eine Einigung in den wesentlichen Punkten des Entwurfs der Wahl- reform erzielt worden ist, entfällt für meine Partei jeder Grund, die Verhandlungen des Landtags zu verhtndern. Deshalb zieht meine

artei die Dringlihkeitsanträge zurück. Der Abg. Schra ffl er- lärte, daß das Einvernehmen mehrere Aenderungen an dem Wahl- reformenñtwurf bedinge, weshalb er die Nückverweisung der Vorlage an den Ausshuß beantrage. Dieser Antrag wurde einstimmig ange- nommen.

Bei der gestrigen Wiedereröffnung des ungarischen Abgeordnetenhauses legte Graf Andrassy dar, welche Gründe die Opposition verhinderten, an den Beratungen des Parlaments teilzunehmen, und hob insbesondere hervor, daß die Parlamentswache für die Ausweisung der Abgeordneten ausgedehnte Befugnisse besitze, die der verfassungsmäßig garan- tierten Unverlebßlichkeit der Abgeordneten widersprächen. Nach Schluß seiner Rede erhob sich Graf Andrassy und verließ mit seiner Partei den Beratungssaal, von höhnischen Zurufen seitens der Regierungspartei begleitet. Der Ministerpräsident Graf Tisza wandte sih gegen die Ausführungen des Grafen An- drassy und führte obiger Quelle zufolge aus:

In allen Ländern jei für die Wolstreckbarkeit der Anordnungen des Präsidenten Vorsorge getroffen. Die Parlamentswache dürfe nur auf Anordnung des Präsidenten den Beratungssaal betreten und könne nur auf dessen Weisung einschreiten. Nachdem der außerordentliche Fall vorgekommen sei, daß ein. auëgewiesener Abgeordneter fh nicht darauf beschränkte, passiven Widerstand zu leisten, sodaß stürmische Auftritte entstanden, babe ein Offizier der Parlamentswache einen der Abgeordneten mit Waffen verlegt. Dieser Fall der an einen Ausschuß ver- wiesen worden sei, werde demnächst verhandelt werden Die Grundlosigkeit der Klage des Grafen Andrassy über eine Verfassungsverleßzung und Willkürherrshaft werde am besten dadurch bewiesen, daß die Stimmung des Landes ausgezeihnet und durchaus ruhig sei. Die Schreckbilder von revolutionärer oder antidvnastischer Stimmung, auf die Andrafsy verwiesen habe, seien auf Aut1osuggestion der Opposition zurück- zuführen. Diese Beschwerde könne keinen Vorwand bilden, um sich der pflichtmäßigen Teilnahme an ten Beratungen tes Hauses systematisch zu entziehen.

Großbritannien uno Frlaund.

Der Erste Lord der Admiralität Sir Winston Churchill hielt gestern in Dundee eine Rede, in der er sih gegen die Aufwiegelungen der Opposition zu Streit und Krieg in Ulster und gegen den Vorschlag eines Boykotts der Territorialarmee

wandte und erklärte, Homerule werde Geseß werden. Wie

„W. T. B.“ meldet, führte er aus: ,

Es würde ein U-glüdstag sein, wenn die Regierung sich selbst so \chwach zeigen sollte, um der Gewalt irgend einer Gruppe des Volkes feige nachzugeben. Fede Annäherung an eine Versöhnung von seiten der Männer bon Ulster würde v:n ihren ¿rien Landélzu‘en und von ter liberalen

Partei wettgemaht und mehr als wettgemacht werden. Eine Partei allein könne Homerule durchführen, aber es würde mehr als etne Fette! notwendig sein, um sie zu etnem dauernden Erfolg zu gestalten.

er Friede sei besser als der Triumph, vorausgeseßt, daß es ein Friede in Ehren sei. Die Homerulebill sei niht unabänderlich. Innerhalb der nächsten zwei Jahre, also bevor Homerule voll wirksam sein könne und bevor irgend ein Geseg vom irischen Parlament ange- nommen werden könne, müßten allgemeine Wahlen stattfinden. Sollte ihr Ergebnis eine Verschiebung der Macht sein, dann würden die Unionisten die Maßnahme widerrufen können. Wenn die Annahme von Homerule von einer Mehrheit zunihte gemacht würde, die die geseßlose Kühnheit hâtte, ein Raufbold-Veto (Bully's Veto) einzulegen, das willkürlicher set als das Veto der Krone, das sett 300 Jahren abgeschafft sei, dann würde die konstitutionelle und parlamentarishe Bewegung und die Abstellung von Mißständen überall im Neich und in der ganzen zivi- lifierten Welt in s{hlechten Ruf gebracht und verhöhnt sein. Gegen eine folhe Gefahr, gegen folhe zügellosen Ansprüche sei die Negierung bereit, alle notwendigen und geeigneien Maßnahmen zu ergreifen. Aber erfreuliherweise seten 'auch Anzeichen einer Wendung zum Besseren vorhanden. Er habe jüngst in einem Teil von Ulster die Neigung gesehen, die Forderungen einzushränken durch die Beanspruchung einer besonderen Berücksichtigung von Nordostirland. Dieser An- spruch sei sehr verschieden von dem, Homerule zu hemmen und dem ganzen übrigen Irland den Weg zu verspercen. Es fei ein Anspruch, der, wenn er aufrichtig verfolgt würde, nicht unbeachtet gelassen werden könne.

Rußland,

Die Kommission des Handelsministeriums zur Förderung der nationalen Schiffahrt hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ zugunsten der Einführung von Prämien für russische Reeder ausgesprochen. Es sollen sehs Kopeken für 1000 t gezahlt werden an russische Schiffe, die zwischen russi- schen und fremden Häfen verkehren, an Schiffe, die nur zwischen fremden Häfen, an solche, die auf der Donau und ihren Neben- flüssen und endlich an solche, die zwischen den russishen Häfen an den verschiedenen Meeren verkehren.

Spanien.

Der König Alphons und der Präsident Poincaré sind mit ihrem Gefolge, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag nah Toledo gefahren. Während der Eisenbhahnfahrt hatte der Präsident Poincaré mit dem Grafen Romanones, den Ministern Lopez Munoz und Pichon sowie dem General Lyautey eine lange Unterredung, an der sich zeitweilig auch König Alphons beteiligte. Nach der Rückkehr von Toledo speisten die Majestäten und der Präsident Poincaré Abends in intimem Kreise und begaben ih sodann in das Königliche Theater, wo zu Ehren des Präsidenten ein Festkonzert stattfand.

Der König hat eine Verfügung unterzeichnet, die die Einbringung einer Gesezesvorlage über die Fortseßung der Kriegs schiffs bauten in den Kammern genehmigt.

Türkei.

Ein Erlaß, betreffend die Demobilisierung in Adria- nopel, ist vorgestern veröffentliht worden. Mit der Aus- führung ist bereits begonnen worden.

Griechenland.

Der Ministerrat wird, der „Agence d'Athènes“ zufolge, mehrere Sißzungen der genauen Prüfung des türkischen Gegenentwurfs widmen und sodann die ottomanischen Be- vollmächtigten die gefaßten endgültigen Beschlüsse wissen lassen, die als Grundlage für die Verhandlungen dienen sollen. Die Prüfung ist nötig, da der ottomanishe Gegenentwurf in mehreren Punkten, ‘die man für geregelt hielt, einshneidende Aenderungen bringt, die sih sogar auf die Wakuffrage erstrecken. Zur Prüfung des Berichts über die Frage der Wakufgüter hat der Ministerrat eine Kommission eingesetzt, zu deren Vorsißenden der Minister des Aeußern Panas ernannt ist.

Der Prinz Sabah Eddin ist gestern früh aus Kon- stantinopel in Athen eingetroffen. Er besuchte den Minister- präsidenten und wurde später vom König empfangen.

Rumänien.

Der gestern unter dem Vorsiß des Königs in Sinaia ah- gehaltene Ministerrat beschäftigte sich mit der Anleihe- frage. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde die Beschlußfassung darüber auf Freitag vertagt. Der Ministerrat beriet sodann die finanziellen Maßnahmen zur Unterstüßung der von der Mobilisierung betroffenen Reservisten und die Organisation der Gerichtsbehörden in der einverleibten Provinz.

Serbien.

Jn der gestern zusammengetretenen Skupschtina hat der Abg. Jowanowitsch einen Geseßentwurf eingebracht, der die unentgeltliche Ueberlassung von Grundstücken an Familien ge- fallener Soldaten betrifft.

Bulgarien.

Der König Ferdinand hat anläßlih der Ratifikation des Friedensvertrages an den Sultan ein Telegramm gerichtet, in dem er ihn zu dem beide Teile befriedigenden Frièdens- \chlusse beglückwünsht. Das Telegramm hat, wie „W. T. B.“ meldet, folgenden Wortlaut:

Ich beeile mih, Eure Majestät davon in Kenntnis zu seten, daß ih soeben den Konstantinopler Vertrag, der am 29. September zwishen der Türkei und Bulgarien unterzeihnet wurde, ratifiziert habe. Indem dieser Vertrag allen unseren alten oder neuen Streits fragen ein Ende seßt, eröffnet er für unsere beiden Länder eine neue Aera fruchtbringenden Friedens und wohltätiger Freundschaft. Ich bin ebenso wte meine Regierung von dem lebhaftesten Wunsche beseelt, alles zu tun, was von uns abhängen wird, damit in Zu- kunft zwishen meinem Lande und dem Ihrigen freundnachbarliche Beziehungen zugleih mit aufrichtiger dauernder Herzlichkeit bestehen. Fch zweifle nicht, daß Eure Majestät und die Hohe Pforte, indem sie diesen Wunsch teilen, uns in der Verwirklihung desselben unterstüßen werden, auf die unsere Völker, nachdem sie die böse Vergangenheit vergessen haben, nunmehr ihr Gedeihen und ihren zukünftigen Fortschritt werden gründen müssen.

Das Antworttelegramm des Sultans lautet :

Ich habe mit lebhaftem Vergnügen das Telegramm erhalten, das Eure Majestät an mich gerichtet hat, um mir die Ratifikation des Vertrags mitzuteilen. Nachdem ih meinerseits diesen Vertrag ratifiziert habe, bege ih -Teinen Zweifel, daß er für die beiden Länder die Einleitung zu einer Zukunst des Glückes und des Gedethens bilden und als Grundlage für die Herstellung herzliher und freund- licher Beziehungen zwishen den Nationen dienen wird. Eure Majestät können ükterzeugt sein, daß ich und meine Regierung an der Verwirklichung dieses Zieles arbeiten werden.

Der König Ferdinand ist gestern früh in Kaschau ein- getroffen und nach seiner Besituüng in der Tatra 1eitergereist.

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Montenegro.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die Alb a- nesen am 6. d. M. den linken Flügel der montenegri- nishen Truppkn bei Gussinje angegriffen, worauf die Montenegriner einen Gegenangriff unternahmen. Die Kämpfe, die auch noch vorgestern fortdauerten, waren heftig. Die montenegrinishen Truppen warfen den Gegner zurück und

verfolgten ihn. Amerika. '

Nach Meldungen des „W. T. B.“ haben Deutschland Frankreich und andere Mächle beim amerikanischen Staats- departement gegen die Zollvergünstigung von 5 Proz. zugunsten amerikanisher Schiffe Einspruch erhoben. Das Schaßamt hat angeordnet, daß diese Bestimmung der Tarifbill aufgehoben wird, bis das Justizamt die Entscheidung gefällt hat.

Wie aus Laredo in Texas gemeldet wird, sind der Bundesgeneral Alvarez, sein Stab und 125 Mann vor- gestern in Torreon auf Befehl des Führers der Konstitutio- nalisten Francisco Stilla erschossen worden. Die Ausfstän- dischen erbeuteten in Torreon, wie obiger Quelle zufolge ge- meldet wird, die gesamten Waffen und die Artillerie der Bundestruppen. Der Kampf dauerte vier Tage unter schweren Verlusten auf beiden Seiten.

Asien.

___ Der Prinz Salar ed Dauleh, der lange Zeit hindurch in Nordpersien Unruhen verursachte, hat, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung eines Mitgliedes der russishen Gesandt- schaft Kermanschah verlassen, um sich nah der Schweiz zu begeben.

_ Der diplomatische Agent Rußlands hat dem Hutuktu in Urga sein Beglaubigungsschreiben überreicht.

Koloniales.

Das Oktoberheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen Aufsaß von Emil Helfferich (Hamburg) über die Kautschuk- baisse und tbre Rückwirkung auf die Kautschukkultur. In inter- essanter Weise \{ildert der Verfasser die natürlichen Ursachen der Kautschukbaisse, die in der herannahenden Ueberproduktion und weiterhin in tehnishen Mängeln bei der Realifierung des Plantagenkautshuks liegen. In einem weiteren Aufsaß gibt Dr. K. Friederichs, Pflanzungspathologe beim Kaiserlihen Gouvernement von Samoa, ein anschaulihes Bild von dem gegenwärtigen Stand der Bekämpfung des Nashornkäfers “in Samoa. Die Bedeutung dieses Schädlings ergibt sich daraus, daß er bei fortdauernd gleich starker Vermehrung in wenigen Fahren die Kokoskultur größtenteils in Fraae stellen Fönnte, auf der sowohl die Steuerkraft der Eingeborenen als auch das Fortbestehen zahlreiher Pflanzungs- und Handelsunternehmen vorzugsweise bes ruht. Der Aufsaß von Hermann Bodenstab über die wichtigsten Gerbstoffpflanzen der deutsch-afrikanishen Schußgebiete wird foi tge- führt. Der Verfasser behandelt in diesem Teile die praktishe Ver- wendbarkett des Mangrovenexrtraktes als Gerbstoff. Des weiteren enthält das Heft Abhandlungen über die Bekämpfung des Kakao- krebses (Nindenfäule) in Samoa, über Flachsbau und Flachsindustrie in Südchile, einen Beitrag zur Koagulation der Kautschukmilh sowie eine Anzahl kürzerer Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der tropischen Agrikultur.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die am 8. d..M. in den Stadtkreisen Elberfeld und Barmen, Regierungsbezirk Düsseldorf, statt- fand, wurden nah amtlicher Feststellung, wie „W. T. B.“ meldet, 725 Stimmen abgegeben. Davon erhielt der Chefredakteur Walter Ba cmeister (nl.) 401, der Rentner Dr. Wilhelm de Weerth (freikons.) 324 Stimmen. Bacmeister ist somit gewählt.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Neue Konkurse im Deutschen Reiche im 2. Viertel- 1h L913:

Nach den vorläufigen Mitteilungen des Kaiserlihen Statistischen Amts über die Ergebnisse der Konkursstatistik für das 2. Vierteljahr 1913, die im neuesten „Vlierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Neichs* enthalten find, gelangten in Deutschland in den Monaten April bis Juni 1913 3289 neue Konkurse zur Zählung (gegen 2994 im 2. Vierteljahr 1912). Es wurden 2513 Konkurbverfahren eröffnet und 776 Anträge auf Konkurseröffnung mangels hinreihender Masse abgelehnt.

Die neuen Konkursfälle verteilen fich, wie folgt : [s Maf

; e, davon mangels Masse E abgelehnte Anträge i auf Konkurseröffnung nelle Pérsojen… 1837 347 Nachlässe 576 991 Ge. a aa Ls 541 28 offene Handelsgesell\chaften . 121 20 Kommanditgesellshaften . . . c l Aktiengesell\chaften . . ... 3 Gesellen O. 68 81. bergbaulihe Gewerkschaften ¿ andere Gesellshaften eingetragene Genossenschaften . andere Gemeinschuldner . . . Zie

Auf 48 Großstädte (mit mehr als 100 000 Einwohnern) ent- fallen 1117 neue Konkurse, davon 412 mangels hinreihender Masse abgelehnte Konkursanträge.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Entlassung von Arbeitern auf dem der Gelsenkirhener Berg- werks-Aktiengesellshaft gehörigen Hüttenwerk „Rote Erde“ bet Aachen teilt die Verwaltung des Werks dem „W. T. B.“ folgendes mit: „Auf unserem hiesigen Hüttenwerk i von Arbeiterentlafsungen in größerem Umfange niemals die Nede gewesen. Es wurde zwar einigen Arbeitern gekündigt, die Ursache hierfür liegt aber in dem allgemein fortschreitenden Ersaß der Handarbeit durch Maschinen und keineswegs in der Notwendigkeit von Betriebseins{hränkungen. Daß die Hoch- fonjunftur und damit die Zeit der flotten Besäftigung vorüber ift, dürfte allgemein bekannt sein. Auch auf unseren Anlagen in „Note Erde“ is die Beschäftigung keine drängende mehr. Wir benußen diefen Umstand zur Ausführung längst notwendig gewordener größerer A Nas, Daher sind für diefen Monat Reparaturschichten vorgesehen.“ b

Um ihre Gemeinbürgschaft mit den ausständigen Arbeitern in Moskau zu bezeigen, sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in zwei Stadtteilen St. Petersburgs 9000 Arbeiter in einen

| eintägigen Ausstand getreten, Jun Moskau umfaßte dex

Ausstand gestern nah einer Meldung der „St. Petersburger Tels- graphenagentur“ nur fünf Häuser mit 740 Arbeitern, die weniger als ein halbes Prozent der Moskauer Arbeiterbevölkerung darstellen. Der Poltzeipräfekt hatte eine öffentlihe Aufforderung erlassen, Nersammlungen und Sitraßenunruhen zu unterlassen. Er er- innerte an die {were Verantwortlichkeit, die die Anstifter des Streiks für derartige Fälle treffe. Mit Rücksicht auf die öfffen!lihe Wohlfahrt wurde den Polizeibeamten eingeschärft, Straßen- unruhen mit allen Mitteln, selbst mit Waffengewalt, zu unterdrücken. Nach. einer heutigen Meldung - des „W. T. B." haben die Straßenbahnangestellten heute früh die Arbeit wieder aufgenommen. Der Verkehr ist wiederhergestellt. (Vgl. Nr. 236 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

In den Besi des Antiquariums der hiesigen Köntglichen Museen find zwei neue antite Schnellwagen gelangt. Diese Wagen, deren Anordnung auf der Hebelkraft beruht, werden noch heute im Hinblick auf ihre Herkunft römische Wagen genannt. Die Römer wiederum bezetchneten sie als campana, weil fie sie in Kampanien fennen gelernt hatten, wohin fie aus Griechenland eingeführt waren. Der Balken dieser Wagen zerfällt in zwei ungleiche Teile : einen kurzen \{chweren, an dessen einem Ende die Last aufgehängt wird, und einen langen dünneren, der durch Striche oder Punkte eingeteilt ift und an dem das kleine beweglihe Gewicht hängt. Je größer die Last ist, desto weiter nah dem entgegengeseßten Ende hin muß das Gewicht gehoben werden. Den Hebelpunkt bildet eine an dem kürzeren Teil befindliche Oese, an dem der zum Aufhängen oder Halten der Wage dienende Haken metst mit einem Ketthen oder Ringe befestigt ift. Oft sind mehrere \olcher Oesen und Haken angebracht, deren jeder eine Etnteilung auf der ‘dünneren Seite des Stabes entspricht. Derartige Wagen zeigten das Gewicht natürlih nicht fo genau an, wie solche, die mit zwei Schalen verschen waren und in der Mitte des Balkens aufgehängt wurden; fie ließen sich aber leiht handhaben und genügten für die Gewichts- bestimmung geringwertiger Gegenstände. Ihre Benußung war sehr verbreitet; auch in Deutschland waren sie vom Mittelalter bis in die neuere Zeit vielfach im Gebrauch. Die beiden vom Anttquarium neu erworbenen beschreibt der Kustos Professor Dr. Zahn im Oktoberheft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“. Die eine ist #. Zt. im Tiber gefunden; sie ist bis auf das Lauf- gewicht fast vollständig erhalten. Die forgfältig mit konzentrishen Kretsen gezierte Schale hängt an vier aus dünnem Draht geflohtenen Ketthen, von denen je zwei oben von einem ODraht- ringe zusammengehalten werden. Die Rinae hängen an einem Haken, dessen nah auswärts gebogene Enden tin Schwanen- föpfe auslaufen. Ein zweiter Haken verbindet jenen mit der Dese des Wagebalkens. Die Wage hat zwei Aufhängehaken, denen zwei Zfalen auf verschiedenen Seiten des im Schnitt rhombischen Teiles des Balkens entsprehen. Auf der einen sind die Gewichte von 5 bis 54 Pfund angegeben, und zwar die ganzen Pfunde dur lange, die halben durch furze Striche. Nur beim fünften Pfund ist die Zahl beigeshrieben. Die andere Skala enthält in kurzen Strichen die Pfunde 5—16 angezeigt. Besonders merkwürdig ist das Stück durch eine auf dem breiten Teil des Balkens eingeschlagene Inschrift, aus der hervorgeht, daß die Wage unter dein vierten Konsulate des Kalsers Aurelius Antonlus Uüund unter dem zwelten seines Mitregenten Lucius Aureltus Verus im Jahre 161 auf dem Kapitol geeiht worden ist. Auf dem Kapitol wurden nämlich die Normalgewichte aufbewahrt, nah denen unter der Auf- iht der Aedilen die Prüfung vorgenommen wurde. Neben der In- rift ist auf ein aufgeschmolzenes Bleistückchen ein Kopf, wohl der des Mark Aurel, aufgedrückt. Wagen mit solchen Inschristen sind sehr selten. Eine Vergleihung des genannten Stückes mit anderen ergibt, daß die Form dieses Geräts in den ersten zwei Jahrhunderten unserer Zeitrehnung glei blieb; auch ein gutes Teil der in Frankreich, Deutschland und England gefundenen römischen Wagen zeigt denselben Typus, wenn auch mitunter in roherer Ausführung. Die Gewichte dieser Wagen zetgen sehr vershiedene Gestalt. Neben einfache Formen, wie Kugeln, Oliven und Eicheln, treten figürliche, wie Büsten von Göttern und Kaisern, seltener ganze Figuren. Die zweite der neuerworbenen Wagen |sstt in Pergamon gefunden, bet ibr ist auch das Gewicht erhalten, wie überhaupt nur ganz geringe Beschädigungen an ihr zu bemerken find. Auch diese Wage trägt auf ihrem Balken zwei Skalen, auf denen die ganzen und halben Pfunde, darüber hinaus aber auch die Unzen durch längere und kürzere Strihe angegeben find. Ueber der Schale ist an einer Kette noch ein Haken angebracht, sodaß die Ware je nah ihrer Beschaffenheit entweder in die Wagschale gelegt oder an dem Haken aufgehängt werden konnte. Viele der uns erhaltenen Wagen haben überhaupt keine Schale, sondern nur zwei Ketten mit großen Haken; sie dienten rwoohl zum Fleishverkauf. Als Gewicht bängt an der pergamenischen Wage die Figur eines unbärtigen Mannes, der auf einem Hocker sißt, in der rechten Hand eine Kugel hält und die linke auf einen Schild stüßt. Dér Kopf trägt ein Diadem, der Oberkörper ist nadckt, den Unterkörper umhüllt ein heroishes Gewand, dessen Ende über die eine Schulter ges{hlagen ist. Das Innere der Figur is mit Blei aus- gegossen. Die Figur stellt wahrscheinlih einen Kaiser dar.

Seit drei Jahren besteht in der gleißnamigen Hauptstadt der Nepublik Mexiko eine Internationale Schule für amerika- ni\sche Altertums- und Völkerkunde, die eine merkwürdige Gründungsgeschihte aufzuweisen hat. An threr Stiftung find nämlich beteiligt die Regierungen von Mexiko und Preußen, dann drei Univerfi- täten der Vereinigten Staaten und die sogenannte Hispanische Gesell- {aft Amerikas. Im zweiten Jahre des Bestehens trat auch die bayerische Regierung und die russishe auf Veranlassung der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg in die Liste der Förderer ein, im vorigen Jahr dann die Stadt Leipzig durch ihr Museum für Völkerkunde und die österreihishe Regierung. Dadurch find die Mittel der Schule von 6000 auf 12000 Doll. gewachsen, wovon Mexiko nur den dritten Teil beisteuert. - Deutschland hat in der Person des Professors Seler auch den ersten Leiter der Schule gestellt. und bisher hat nur einmal ein Mexikaner an threr Spitze gestanden. Gegenwärtig führt die Direktion der Professor Tozzer von der Harvard- Universität. Ein Unterricht wird in der Schule überhaupt nit erteilt, doch ist Gelegenheit für vorgeschrittene Studenten geboten, fich dort mit den Aufgaben der mexikanischen Altertums- und Völkerkunde bekannt zu machen und die auf diesem Gebiet bereits gesehenen Forschungen kennen zu lernen. Die von der Schule zusammengebrahten Samm- lungen werden dem merikanishen Nationalmuseum zur Verfügung gestellt, das eine Auswahl für seinen eigenen Besiß trifft, der Rest wird den ausländishen Patronen der Schule zur Teilung ausgeliefert. Die hauptsächlihe Tätigkeit der Schule ist bisher absihtlih auf wenige, als besonders wichtig erahtete Aufgaben gerichtet worden. Professor Seler aus Berlin hat als Leiter der Anstalt im Jahre 1910 eine Erforschung der Ruinen von Palenque und einiger wenigen bekannten Muinenstädte auf der Halbinsel Yukatan in Angriff genommen. Nach der Durchführung dieser Arbeiten blieb ihm noch Zeit, Untersuhungen über die altertumskundlichen Typen im Tal von Mexiko einzuleiten. Im selben Jahr nahm bereits Professor Boas, ein geborener Deutscher und jeßt Lehrer an der Columbia-Universität, an den Arbeiten teil, und zwar durch sprachlihe Studien über die Dialekte der Nahua. Im zweiten Jahr übernahm dteser Gelehrte die Leitung der Schule, seßte die altertumskundlichen Forshungen im Tal von Mexiko fort und sorgte namentlih für die Untersuchung des Bodens wichtiger Pläße. Dadurh wurde das Vorhanden- iein von drei Kulturschichten aufgedeckt. Die in großer Tiefe unter- halb des Spiegels der Seen im Tal von Meriko gefundenen Neste baben das hohe Alter verschiedener Kulturtypen erwiesen. Die ältesten Ueberbleibsel wmden an den Talwänden entdeckt. Die Erforschung dos Landès wurde fortgeseßt, Studien über mexikanische Sagen siad begonnen. Dieje Arbetten haben überraschende Ergeb-

nisse geltefert, indem die merkwürdigsten Beziehungen zwischen amerika- nishen, afrikanishen und syanischen Sagen hervorgetreten sind. Wahr scheinlih haben die spanishen Sagen einen viel größeren Ein- fluß auf Amerika ausgeübt, als man bisher vermutet hat. Jm dritten Jahr folgten Forshungen und Sammlungen in den Pro- vinzen Colima und Daxaca. Die Untersuchungen über die verschiedenen Kulturshihten werden künstig auch von dem Geologischen Institut gefördert werden. So hat sich die mexikanishe Schule dur internationales Zusammenwirken zu einem erfreulichen und wertvollen wissenschaftlichen Faktor entwtdckelt.

Literatur.

Von Adolph von Menzels Kinderalbum, das bisher nur in etner teuren Luxusausgabe veröffentliht war, hat die literarische Vereinigung des Berliner Lehrervereins im Verlag von E. A. See- mann in Leipzig eine Volksausgabe zum Preise von 3,60 1 ver- anstaltet. Die in dem würdig ausgestatteten Bande in guter farbiger Wiedergabe vereinten 25 Bilder, meist reizende Tierszenen, hatte Menzel ursprünglih für die Kinder seiner Schwester gemalt. die sich an dem Schaß erfreuen durften, nachdem der Onkel die Bilder | hinter den Glasscheiben eines Notenschrankes bes festigt hatte, wo die kleinen Finger sie niht beschädigen konnten. Nachdem die Blätter dann zwei Jahrzehnte in den Mappen des Meisters geruht hatten, kamen sie in den Besiß der National- galerie; eine Lrxusausgabe machte sie bisher nux begüterten Kreisen zugänglih. Die vorliegende Volksausgabe ist mit besonderer Freude zu begrüßen. Ein \chöneres Bilderbuh können sich die Kleinen nicht wünschen und der mäßige Preis ermögliht es vielen Eltern, diesen Wunsch. zu erfüllen.

Im Verlag von Hesse und Becker in Leipzig sind Auswahlen der Dramen von Calderon und Molière erschienea. Die Meiste r- dramen Calderons in 8 Teilen und 2 Bänden mit Einleitungen und Anmerkungen herausgegeben von Dr. Wolfgang von Wurz- bach, Privatdozent an der Universität Wien (4 M), bieten eine Auswahl aus desselben Herausgebers zehnbändiger Calderon-Ausgabe; die Ueber-

Tsèzungen rühren von Slegel, Gries und dem Herausgeber selbst her.

Der Leser findet in der Sammlung 15 Draméèn des großen |panischen Dichters, unter ihnen die berühmtesten: Das Leben ein Traum, Der wundertätige Magvs, Die Andacht zum Kreuze, Der Arzt seiner Ehre, Der standhafte Prinz und Der Richter von Zalamea. Die neuerdings mehrfach unternommenen Versuche, Calderon auf der modernen Bühne wieder einen Play zu erobern, haben leider feinen rechten Erfolg gehabt. Die vorliegende Auswahl aus seinen Dramen wird hoffentlich daza dienen, wetteren Kreisen die Kunst des Klassikers der spanischen Bühne wieder näher zu bringen. Die Molidre - A usgabe (2 M) enthält 8 Stücke in der Uebersetzung des Grafen Wolf Baudis sin mit Einleitungen und Anmerkungen von Dr. Ph. August Becker, Professor on der Universität Wien. Aufgenommen wurden: Die lächerlih?en Preziösen, Tartüff, Der Mujenscherz, Der Arzt wider Willen, Der Geizige, Der bürgerliche Gdelmann, Die gelehrten Frauen und Der eingebildete Kranke. Das Interesse an Molières Kunst ist ja nie erloschen, und seine Dramen und Lustspiele sind nie von der Bühne verschwunden. Die vor- liegende Auswahl, die Molières Hauptwerke in guter Uebersegzung bietet, kann deshalb ohne weiteres auf einen größeren Kreis dankbarer Leser rechnen.

Land- und Forftwirtschaft.

Der Antwerpener Getretdemarkt im September 1913.

Im Laufe des Monats September haben die Preise für Brot- früchte bei dringendem Angebot und geringer Nachfrage beständtg nachgeben müssen, wenn auch an einzelnen Tagen die Stimmung etwas weniger gedrückt war. Die Vorräte am Plate haben \ich ver- mehrt; auch einheimische Ware war im Ueberfluß vorhanden. Gerste war weichend im Preise; nur Mais war infolge der ungünstigen nordamerifanischen Ernte steigend im Preife.

Die Vorräte am Antwerpener Markte wurden gegen Ende des Berichtsmonats wie folgt ges{ägt:

400 000 Sack Weizen, 275000 Gerste, 80000 MNRoggen. 125 000 Mäts;

(Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls in Antwerpen vom 1, Oktober 1913.)

Die landwirtschaftlihe Lage RNumäniens am 1 OTFOD L M913,

Weizen. Die Ernte des Weizens ist größtenteils beendet. Das Ergebnis war gut. Durch die Mobilmachung, die den größten Teil der Arbeitskräfte eingezogen hat, gingen die Erntearbeiten sehr langsam vor sich, sodaß die Frucht auf dem Felde bleiben mußte. Die retch- lthen Nieders{hläge während der Erntezeit haben die Frucht auf dem Felde überrasht und stark beschädigt. Der Schaden war größer in der Walachei, wo die Landwirte die Garben nicht zu Tristen bildeten, wie dies in der Moldau üblich ift, fondern in Mandel aufstellten.

Troß dieses Umstandes, der die Ernte sehr beeinträchtigt hat, ift der durch\chnittliche Ertrag quantitativ viel besser wie im Vorjahre. Die Quantität beträgt 20—24 hl pro Hektar. Die Qualität des Weizens hat infolge des vielen Regens und des unzeitig vorgenommenen Schnittes einigermaßen gelitten. Der kleinere Teil des Weizens, der \{ön und rôtlih auégefallen ist, betrug 70—80 kg pro Hektoliter, während der größere Teil, der feucht ist, 73—76 kg pro Hektoliter aufweist. : :

Gerste. 1) Die Hezerbstgerste ist mit 35—40 h1 für den Hektar ausgefallen. Die Qualität derselben hat an Gewicht verloren und hat auch eine dunkle Farbe erhalten. Das Gewicht betrug 62—66 kg für das Hektoliter. 2) Der Ertrag der Frühblingsgerste war etwas \chwächer infolge des geringen Anbaues und der {hlechten Entwicklung.

Hafer. Die Ernte des Hafers war dieses Jahr sehr befriedigend. Die infolge des ungünstigen Herbstwetters unbebaut gebliebenen Felder wurden in diesem Jahre hauptsächlid mit Hafer angepflanzt, der ih dank der guten Witterung gut entwickelt hat und etn günstiges Durchschnittsergebnis aufweist. Die Qualität, die dur Niederschläge während des Drusches in Mitleidenschaft gezogen worden war, weist 44—50 kg für das Heftoliter bei 35—50 hl für den Hektar auf. Das Ergebnis der heurigen Haferente gestattet eine Ausfuhr von größeren Quantitäten.

Noggen. Roggen is tin diesem Jahre sehr wenig angebaut worden ; derselbe ift quantitativ und qualitativ gut ausgefallen. Das Ergebnis war 69—73 kg für das Hektoliter bei 25 h1 für den Hektar.

Bohnen. Di? Qualität der Bohnen, die in kleinen Vèéengen angebaut worden sind, hat auch viel gelitten. Das Ergebnis war 14—15 h1 für den Heftar.

Hirse. Die Hirse, die gewöhnlih später angebaut wird, hat durch die Dürre stark gelitten. Der Ertrag war s{chwah, und die Qualität läßt zu wünschen übrig. 5

Mais. Dank der reihlihen Niederschläge hat \ich der Mais fehr gut entwidckelt; infolge der zu großen Niederschläge in den Monaten August und September sind - die Maisstauden noch ganz grün geblieben. Eine zwei Wochen lange warme und trocktene Witte- rung dürfte dem Mais verhelfen, einen quantitativ und qualitativ guten Ertrag zu erzielen. Oesterreih-ÜUngarn sowie die anderen euro- pâishen Staaten halten große Nachfrage, sodaß die Winterausfuhr eine bedeutende zu werden verspriht. Zurzeit geht die allgemeine Getreideausfuhr sehr langsam vontstatten, weil infolge der milttärishen Bedürfnisse der hon schr beshränkte Waggonpark noch vermindert worden ist. Infolgedessen liegt das Getretde auf den Bahn- höfen und ist, wegen Unzulänglichkeit der vorhandenen Schuppen, dem ungünstigen Wetter ausgeseßt. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats zu Bukarest vom 1. Oktober 1913.)

E

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrangs- - maßregeln.

Nußla nd.

Odessa, s. Oktober. (W. T. B.) Hier wurde die fünfte Ec- krankung an Cholera festgestellt, die tödlih- verlief.

Norwegen.

Durch eine Verordnung des Königlid Norwegishzn Sozial- und Indutitriedepartements vom 3. d. M. sind die Städte Braila, Galaß und die übrigen Hafenstädte inRumänien, Konstanti- nopel in der Türkei, Odessa, Nikolajew und Nostow in Nuß- land für choleraverseuch t erflärt worden.

Rumänien.

, Bukarest, 8. Oktober. (W. T. B.) Nah der über den der- zeitigen Stand der Cholera veröffentlihen amtlihen Mitteilung ist zu den bereits gemeldeten 908 Cholerafällen ein Zuwachs: von 880 Neu- erkrankfungen an Cholera zu verzeichnen, wovon 336 Fälle auf den Bezirk Dolj entfallen.

Verkehrêwesen.

Im Neichspostgebtet ist die Zahl der Kontoinhaber im Postsheckverkehr Ende September 1913 auf 83 367 gestiegen (Zugang im Monat September 822). Auf diefen Postscheckonten wurden im September gebucht 1435 Millionen Mark Gut- {riften und 1438 Millionen Mark Lastschriften. Das Ge- samtguthaben der Kontoinhaber betrug im Sevtember durh- s{nittlich 1834 Millionen Mark. Im Verkehr der Neichs- postscheckämter mit dem Postsparkassenamt in Wien, der Postspar- fasse in Budapest, der luxemburgischen und belgishen Postverwal!ung sowie den rieden Postsheckbureaus ‘wurden 75 Millionen Mark umge{ßt und zwar auf 2990 Uebertragungen in der Rich- ug O und auf 14 520 Uebertragungen in der Richtung aus dem uslande.

__Am 2. Oktober ist ein neuer großer Tunnel durch den Jura glüdlih vollendet und damit eine neue Verbesserung des Eisenbahn- verkehrs von Frankreih nach ter Schweiz geshafen worden. Der neue Schienenweg wird den ont d’Or in einer Länge von 6099 m durhschneiden. Aehnlih wie der Stmplon liegt der Tunnel gerade auf der Landesgrenze, gehört jedo zum größeren Tetl zu Frankreih. Er ist ein Beweis dafür, wie hoh die Ansprüche an die Verkürzung der Eisenbahnverbindungen zwischen wichtigen Gebieten gestiegen find, denn dieser mehr als 6 km lange Tunnel führt für die Strecke Paris—Lausanne eine Verkürzung der Fahrzeit von nur einer Stunde herbei. Das Hindernis lag fretilich lediglich in dem Grenzgebiet des Jura, wo die Eisenbahn einen großen Umweg von Dijon über Pontarlier machen mußte. Durch Benußung des neuen Tunnels wird sie das Gebirge geradlinig bis Vallorve durch- fahren. Damit is au ein Fortschritt in der Erschließurg des fran- zösischen Jura geschehen, dessen landschaftlihe Shönhelten bisher wenig gewürdigt wurden. Auch die Franzosen selbst suchen ihn selten als Touristen auf. Gerade vor einem Jahr is in demselben Gebirge eine andere Bahnlinie aeschaffen worden, die an Kühnheit die des Mont d’Or noch übertrifft. Hier liegen zwei altbekannte Industrie- städte St. Claude und Morez. Jene ist seit Jahrhunderten ein Mittelpunkt der Pfeifenindustrie, diese ein solher der ÜUhrenfabrikation. Beide liegen im Tal der Bienne, hatten aber bisher ketne Verbindung, obgleih fie kaum 20 km voneinander liegen. Die neue Bahnstrecke mißt 24 km, hat aber auf ihrem ganzen Wege fo viel Hinder- nisse zu überwinden und infolgedessen so viel Kunst- bauten notwendig gemacht, wie wenige andere nien von gleiher Kürze. Die Bahnanlage im Tal von Morez selbst ijt cine Sehenswürdigkeit. Der Schienenweg ift hiec gezwungen, bis zu der mit Morez sh berührenden Gemeinde Morbter fich 125 m in die Höhe zu schrauben und muß daher einen Weg von 6 km zurücklegen, während die Luftlinie nur 1 km beträgt. Nicht weniger als 10 meist gebogene Biadukte und 18 Tunnels sind auf diesem kurzen Wege notwendig gewesen. Die Gesamtlänge der Tunnels mißt nahezu 5 km, also fast } der ganien Linie. Die Bienne fließt fast überall in einer tiefen Schlucht in einer Folge von Stromschnellen und Wasfferfällen. Ein Besu dieser Gegend bietet ein erhöhtes Interesse wegen der erwähnten - Industrie- tätigkeit. Die Uhrenindustrie in Mèorez ijt allerdings sehr zurüdck- gegangen und hat eine Bedeutung nur nöch für die Lieferung von Turmuhren. Dagegen ist der Ort ein Mittelpunkt der Brillen- erzeugung geworden, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts hier ein- geführt wurde. Der Verkaufswert der hier jährlich hergestellten Brillen wi1d auf 4 Millionen WVèark angegeben. Die Industrie ist mit den Forderungen der Neuzeit fortgeschritten und bedient sich jeut der feinsten Werkzeugmaschinen zur Verrichtung selbst der kleinsten Handgriffe. Einen neuen Aufschwung hat der Ort seit der Einführung des Kraftwagenverkehrs genommen, indem er einen großen Teil aller Autobrillen für Frankreich liefert, und zwar in all den verschiedenen Arten der Herstellung, wie sie der Sport und die Mode veclangen. Von den mißgestalteten „Ochsenaugen" bis zu den zierlihsten Auto- brillen für Damen“ stellt Morez akle Muster für den Markt zur Verfügung.

Theater und Musik.

Theater in der Königgräßer Straße.

Im Theater in der Königgräßer Straße wurde gestern JIbsens Drama „Brand“, in zwet Hauptrollen neu beseßt, gegeben. Am meisten Interesse erweckte der Vertreter des Pfarrers Brand, Georg Henri, den man von setnem Wirken am Deutschen Theater kennt. Er führte den Charakter des Wahrheitsfanatikers ganz allmählich erst zur Höhe, zu jener einsamen Höhe, auf der er zuleßt steht; darum erschien seine Gestaltungskraft zu Anfang étwas matt, später aber merkte man, daß der Darsteller damit die weise Absicht verfolgte, die Steigerung recht stark herauszubringen, im Gegensaß zu seinem Vorgänger Hartau, der gleih von Anfang zu grelle Lichter aufsetzte. So griff denn der Eindruck, den Herr Henrich erzielte, tiefer in die Seele des Zuschauers als Hartaus schauspielerishe Leistung. In der früher von Frau Bertens gegebenen Rolle der Mutter stellte sich Fau Maria Pospishil nah jahrelanger Abwesenheit von Berlin wieder vor. JIhré dem Heroinenstil älterer Schule zuneigende Art, zu \prehen und zu spielen, kam ihr gerade für diese höchste SchUchtheit er- hetschende Nolle nicht eben zu slatten. Doch werden ihr mit der Zeit gewiß -für fie günstigere Aufgaben zufallen als eben diese. Eine er- greifende Gestalt war wiéderum die der Agnes in der Darstellung Irene Trieschs.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitag, an- läßlich der Jahrhundertfeier von Verdis Geburtstag „Violetta“ aut- geführt. Fräulein Alfermann singt die Titelrolle, Herr Kirhhof den Alfredo, Herr Hoffmann den Vater Alfredos. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeifier von Strauß.

_Im Königlichen Schauspielhause wird morgen die Ko- mödie „Die drei Brüder von Damaskus“ von Alexanter Zinn in der Besetzung der Uraufführung wiederholt. Die Spielleitung hat dér Oberregtsseur Patry.

Im Schillertheater werden jeßt zwei neue Werke einstudiert : das vieraktige Lustspiel „Jugendfreunde" von Ludwig Fulda und die fünfaftige Offizierstragödie „Rosenmontag“ von Otto Erih Hart- leben. Die erste Aüfführung der „Jugendfreunde“ ist für Sönn- abend, den 18. Oktober, auf der Bühne des Schillertheaters O. (Wallnertheater) in Aussicht genomrnen: der „Rosenmontag“ soll am Dienstag, den 21. Oktober, zum ersten Male im Charloltenbürgec Hause gegeben werden. *