1894 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

E U E A

teen. E Is

\chwerden des Abg. Bassermann an.

schritt bringen werde. Sodann wurde zur Bildung des Bureaus geschritten. Bar rère wurde zum Präsidenten gewählt. Man einigte sih dahin, daß die Berathungen geheim gehalten werden sollen. Die nächste Sizung findet Mittwoch, den 14. d. M., statt. Sämmtliche Mitglieder waren gestern zum Frühstück bei dem Minister-Präsidenten Cafimir A geladen.

Die Steuern und Zölle haben im Januar einen Mehrertrag von 23 661 Fr. ergeben. Davon entfallen 20 241 400 Fr. auf die Getreidezölle.

Nach einem der „Magd. Ztg.“ zugegangenen Telegramm hat die Polizei in Paris gestern wieder ses französishe und neun fremde Anarchisten verhaftet. Bei dem Anarchisten Sebastian Faure wurde eine Haussuhung vorgenommen, die die Beschlagnahme vieler wichtiger Papiere, insbesondere des Briefwechsels zwischen Vaillant und dem flüchtigen Paul Neclus herbeiführte.

Rußland.

Dem Moskauer Professor Sacharjin, der den Kaiser in dessen leßter Krankheit behandelte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Alexander-Newsky-Orden, dem Finanz-Minister Witte vom Präsidenten Carnot das Großkreuz des Ordens der Ehren- legion verliehen worden.

Spanien.

Der Marschall Martinez Campos hat, wie „W. T. B.“ erfährt, gemeldet, daß Maimon Mohater, der hauptsächlich die Riff-Kabylen aufgereizt habe, nah Marokko in das Ge- fängniß gebracht worden sei. Die Privataudienz des Marschalls Campos beim Sultan fand am 3. d. M. statt, es wird jedoch über das Resultat derselben bis zum Abschluß der Unterhandlungen strenges Schweigen beobachtet.

Schweiz.

Die italienishe Regierung hat, wie die „Köln. Dig erfährt, dem Bundesrath als Nachtrag zu der Note über die Erhebung der A in Baargeld eine Denkschrift über- mittelt, worin die Gründe für ihr Beharren auf der Maß- regel als einer rein internen angegeben werden und das vom Bundesrath verlangte Schiedsgericht infolge dessen abgelehnt wird. Das Auswärtige Amt beschäftigt d mit dieser An- gelegenheit und wird dem Bundesrath seine Vorschläge dem- nächst unterbreiten. :

Griechenland.

Die Deputirtenkammer ist gestern wieder zusammen- getreten. Da die oppositionellen Deputirten der Sißung fern- blieben, war das Haus nit beshlußfähig und vertagte sich auf Montag. Dem „W. T. B.“ zufolge hofft die Regierungs- partei, in der nächsten Sißzung ein beschlußfähiges Haus auch ohne die oppositionellen Deputirten zusammenzubringen.

Bulgarien.

Einer Meldung der „Politishen Korrespondenz“ aus Sofia zufolge ist der Zustand der Prinzessin Marie Louise, Gemahlin des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg, wenig befriedigend. Vorgestern Nacht trat eine Verschlimmerung cin. Dem Vernehmen nach wurden die Minister in das Palais berufen.

Montenegro.

Der Regierung nahestehende Kreise äußern nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Cetinje ihre Verstimmung über die angeblih sich häufenden Ueberf älle seitens der albanesishen Grenzbevölferung, die sie dem Umstande zuschreiben, daß die Jnstruktionen für die ottomanishen Kom- missare noch nicht eingetroffen seien, wodurch die Kommission zur Unthätigkeit gezwungen werde.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Pernam- buco sind gestern das Torpedoboot „Destroyer“ und die fünf auf der Schihau’shen Werft für die brasilianishe Regierung gebauten Torpedoboote von dort in südliher Richtung ab- gegangen.

Afrika.

Jn Liverpool eingetroffene Nachrichten besagen, rie die „Allg. Corresp.“ berichtet, daß die Franzosen ihre Flagge in Half Cavally in Afrika aufgehißt und damit thatsächlich die Einverleibung des Landes vollzogen hätten. Half Cavally liegt niht weit von der Küste von Liberia und war vor einigen Monaten von den Truppen Liberias eingenommen und beseßt worden.

Parlamentarische Nachriehten.

Die Shhlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

Der heutigen 44. Sißung des Reichstags wohnt der Staatssekretär Dr. von Boetticher bei.

Die zweite Berathung des Spezial - Etats des Reichsamts des Jnnern wird fortgeseßt beim Kapitel „Patentamt“.

Abg. Bassermann (nl.) fragt an, ob die Regierung im Wege der Verroaltungsverfügung oder der Lelrboevung den großen Be- \chwerden abhelfen wolle, welhe den Inhabern älterer Patente da- dur zugefügt worden feien, daß die Patente wegen Nichtinnehaltung der im neuen Patentgesez vorgesehenen Zahlungéfrist für die Gebühren für verfallen erklärt wurden. E

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Geheimer Regierungs-Rath Ha uß: Das Patentgesey von 1877 bestimmte, daß die Gebühren spätestens 13 Wochen nah dem Beginn jedes Patent- jahres fällig werden. Diese Bestimmung is in dem neuen Patent- geseß erseßt worden dur dié Vorschrift, daß die Frist 6 Wochen währt, nach deren Ablauf eine Mahnung erfolgt und die Zahlung bei Ver- meidung des Verfalls des Patents nah weiteren 6 Wochen zu erfolgen hat. Jn dem früheren Fatentgeley war eine Mahnung niht vorgeschrieben. Die Annahme der Inhaber älterer Patente, daß diese Vorschrift für ihre Patente nicht gelte, ist durchaus rehts- irrthümlih und als folhe durch Gerichtserkenntnisse erwiesen. Das i “air pe hat jeßt an die Patentinhaber eine Belehrung in diesem

inn erlassen; an eine Korreftur in dem von dem Vorredner ge- wünschten Sinn kann nicht gedacht werden. j

Abg. Dr. Langerhans (fr. Volksp.) {ließt fih den Be- In der Patenturkunde stand doch ausdrücklih, daß der Inhaber verpflichtet sci, nah 90 Tagen vom Beginn jedes Patentjahres die Gebühr zu ‘entrihten. Diese Urkunde sei dem Patentinhaber doch vom Staat ausgestellt und könne dur die neue Vorschrift nicht einfah aufgehoben werden.

Staatssekretär Dr. von Boetticher tritt dieser Auffassung ent- gegen: Die betreffende Vorschrift gehöre niht zum Inhalt

der Patenturkunde, sondern stehe nur auf der Rückseite nach- rihtlich angegeben. Das neue Verfahren ewähre jede billige Garantie gegen etwaige Rechtsnachtheile ; . die nah ses Wochen an den teressenten gerihtete Mahnung, die früher garnicht erfolgte, reiche fiherlih aus, um die Patentinhaber vor Schaden zu bewahren. ine Aenderung im Verwaltungswege oder durch eine Aenderung des Geseßes könne also, wie sehr man auh die etwa erfolgte Schädigung beklagen müsse, nicht erfolgen.

Abg. Dr. Cme Rer (nl.) is derselben Meinung; es handle sih hier um öffentlich - rehtliche Verhältnisse, nicht um privat- rechtlihe Ansprühe. Im übrigen habe sich das neue Geseß sehr gut eingeführt und bisher bewährt. Das Prüfungs- verfahren habe fich als ganz besonders fruhtbringend und ersprießlich erwiesen. Die Erledigung der Gesuche geschehe nit mehr in der alten bureaufratischen Weise, sondern in sahgemäßer praktisher Weise. Der gemachte R ergebe sich au aus der sehr zurückgegangenen nzahl der gegen die Bescheide des Patentamts erhobenen Beschwerden. Eine Vermehrung der Beamten sei vielleiht in so fern wünschens- werth, als man zweckmäßig für die Beschwerdeabtheilungen ständige Vorsitzende anstellen sollte. Redner wünsht eine Erweiterung der Des des Patentamts dahin, vas es auch in Fällen, wo \taatsanwaltlihe Behörden Gutachten erfordern, zur Ab- gabe derselben berechtigt sein soll. : :

Staatssekretär Dr. von Boetticher bemerkt, daß dieser An- regung CNIEReO schon vor einigen Wochen eine Verfügung erlafsen worden ist.

Abg. Bassermann (nl.) bedauert den ablehnenden Standpunkt der Zentralinstanz gegen seine Beshwerde. Durchführbar wäre doch jedenfalls, eine Zustellung an die sämmtlihen Inhaber früherer Patente zu bewirken, welche ihnen mittheilt, daß die alten Zahlungs- bedingungen aufgehoben sind. Das Patentamt möge diesen Weg auf seine Gangbarkeit prüfen. E :

Das Kapitel wird bewilligt. Es folgt das Kapitel Reichs -Versicherungsamt. ; | a

Nbg. Schmidt - Berlin eet bemängelt die Thätigkeit der Schiedsgerichte in der Unfallversiheruug. Die Prozesse würden viel zu lange hingeshleppt, bis auf sechs8 Monate und länger. Das Interesse der Versicherten erfordere shnelle Ent- scheidung über die Zutheilung der Rente oder Abweisung des erhobenen Anspruchs. Das Schiedêgerihhtswefen müsse auf einer anderen Basis aufgebaut werden; der Wahlmodus für die Arbeiter- vertreter genüge den Ansprüchen der Arbeiter niht. Die Arbeiter

wollen ihre Vertrauens8männer in diese Schiedsgerichte wählen,

Männer, denen die Mehrbeit ihr Vertrauen shenkt; das fei gegen- wärtig weder in den Berufsgenossenschaften, noch beim Reichs- Versicherungsamt der Fall.

(Schluß des Blattes.)

Jn der heutigen 12. Sigung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten von Heyden und der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen beiwohnten, wurde die erste Berathung des Gesetzentwurfs über die Landwirthschaft s- kammern weiter nen N

Abg. Freiherr von Erffa- Wernburg (kons.) ist mit den Rednern seiner Partei darin einverstanden, daß man der Vorlage weder zu große optimistische Hoffnungen noch auch zu pessimistishe Befürhtungen entgegenbringen follet. Er habe Bedenken gegen die Vorlage, aber diese würden sich in der Kommissionsberathung S enfel lassen, sodaß etwas Brauchbares daraus entstehen könne. Jedenfalls, fährt Redner fort, ist diese Vorlage eine freundlichere Hilfe als das früher gegebene Rezept des Abschreibens, welches mir ganz un- verständlich ist. Denn damit kann man \{chließlich jedes Unter- nehmen rentabel machen. Die Frage, ob fakultative oder

obligatorische Landwirthschaftskammern, ist eigentlich eine eue Denn

wenn wirklih die Sache fakultativ gemaht würde, müßten {ließlich doch alle Landestheile die Kammern einrihten, oder ihre Zentral- vereize werden Vertretungen zweiter Klasse sein. Daß die Lokal- vereinigungen beeinträchtigt werden, ist niht zu befürhten; es wird lediglich von der Thätigkeit der Landwirthschaftskammern und von ihrem Zusammenarbeiten mit diesen Vereinen * abhängen. Es ift ein Jammer, daß der Grundbesiß mobilisiert ist, daß er eine Waare geworden ist. Deshalb kann ich die Beschränkung der Verfügungsfreiheit ‘über den Grund und Boden im Erbfall nur mit größter Freude begrüßen. Aber bezüglich der Amortisationsschulden ist zu bemerken, daß derjenige, der heute seine Zinsen niht aufbringen fann, erst recht nicht noch eine Amortisationsquote tragen kann. Die Verschuldung ist durch die Restkaufgelder und die Erbantheile mit entstanden; aber die Nothlage der Landwirthschafr hindert es eben, die Verschuldung zu tilgen, weil die Einnahmen fo gesunken find, daß nichts übrig bleibt. Der Minister hat gestern ganz richtig gesagt, daß die Nothlage der Landwirthschaft auf den neueren Verkehrsverhältnissen beruht ; deshalb verurtheilen wir eben die Handelsverträge. Uebrigens sind nicht alle Schulden eingetragen, namentlich beim bäuerlichen Besiß giebt es viele Personalschulden. e der Freisinn die Beschränkung der Verfügungssreiheit verwirft, da

die Abgg. Richter und Rickert, diese Führer der neuen Ordnungs- partei im Reichstag, sich gegen die Vorlage erklären, ist selbstver- ständlih. Sie wissen, daß ein fest gebundener, mit der Scholle verwachsener Grundbesiß konservativ und monarchish ist. Mit dem mobilen Besitz ist eine größere bürgerliche Demokratie verbunden, aber auch eine bere Sozialdemokratie. Deshalb widersprechen wir den Handelsverträgen, weil wir die Bauern von der Sozialdemokratie fern halten wollen. Herr Nickert sagte in seinem Dithyrambus auf den russishen Handelsvertrag, daß der Dienstag aûgestrichen werden würde in der Weltgeschichte. Er hat aber nicht gesagt, mit welcher Farbe. Ich fürchte, er wird {warz angestrihen. Daß das Anerben- recht in manchen Gegenden den Bauern widerwärtig ist, mag richtig sein; aber freiwillig thut der Bauer oft das, was das Anerbenrecht will. Schwierigkeiten bietet allerdings das Anerbenrecht, weil man entweder den Anerben zu gut stellt und die Geschwister benachtheiligt, oder umgekehrt. Aber das muß in Kauf genommen werden; denn beim freien Verkauf niht nah dem Nuzungs-, sondern nah dem E wird \{ließlich auch der Grundbesißer Sozialdemokrat, weil er sich nicht halten kann. Die Zersplitterung des Bodens im Westen und Süden Deutschlands is deswegen nicht bedenklich, weil dort els Wein- und Obstbau betrieben wird, wodurch die kleinen Grundbesitzer fi

halten können. Vielleicht könnte man den Anerben die Auszahlung der Miterben. erleihtern durch Benußung der Lebensversicherung. Herr Richter fürd}tet von den weit aussehenden Plänen der Regierung eine Erschütterutg des Staatskredits ¿ er fragt, woher das Geld kommen foll. J verweise auf die Invalidenversicherungsanftalten, deren Bestände sich massenhaft ansammeln. Warum foll daraus nicht die Landwirthschaft billig Geld zu 24% erhalten? Die Landschaften sind niht bloß auf den Großgrundbesißz be- shränkt. Bezüglich des Besteuerungsrechts der Landwirthschaftskammern gab Herr Richter den freiwilligen Beiträgen den Vorzug vor den Steuern. Ich bin der Ansicht au; aber die freiwilligen Beiträge werden eben nicht gezahlt, deshalb verfügen die Zentralvereine nit über genügende ittel, sodaß sie nur durch die Staatszuschüsse wirksam arbeiten können. Aber diese Staatssubventionen sind für bestimmte Zwecke zu verwenden, sodaß sie für eine vielleiht un- nöthige Sache verwendet werden müssen, obgleich man vielleicht eine Versuchsstation oder etwas Aehnliches für nothwendiger hält. Daß Herr von Puttkamer erklärte, er wisse gar niht, was er mit dem neuen Gelde anfangen solle, kann ich nit ernsthaft nehmen, oder er müßte von den Ausgaben der Zentralvereine eine sehr bescheidene Auffassung haben. Daß immer ein volles Prozent des Grundsteuer- reinertrags erhoben werden müsse, ist niht nothwendig. Der fächsische Landes-Kulturrath, der dieses Besteuerungsreht hon längere Zeit besißt hat noch niemals einen so hohen Beitrag erhoben. Dieser Beitra ist überhaupt keine Steuer, sondern eine Zinsen tragende Kapitalanlage. Die Untersuchungsstation des fächsishen Zentralvereins untersucht

“SFahres war, daß 64

fünstlihe Dung-- und Futtermittel, und das Ergebniß des lebten 46 für unterwerthige Waaren an die Vereine zurückgezahlt werden konnten. Es giebt eine Fabrik, welche künstlichen Kleesamen aus Steinen herstellt. Die Vermishung dieses künstlichen Kleesamens mit dem echten hat die Untersuhungsstation festgestellt. Daß einige Landwirthe über Kapitalien verfügen, mag richtig sein; das ist ein Kapitalist auf dem Lande, aber kein Landwirth mehr. Der Bauer aus der Nähe von Berlin, der sich an Herrn Rickert gewendet hat, wird wohl ein Millionenbauer von Schöneberg sein. Der Tadel gegen den Bund der Landwirthe is zum theil berechtigt; das Einholen von Versprehungen , die naher niht gehalten werden, ift niht hübsh. Man sollte sich die Kandidaten ansehen und sich nicht auf ihre Versprechungen verlassen. Uebrigens enthält jedes Partei- programm ein imperatives Mandat, und ‘Herr Richter hätte wohl ‘feinem Frafktionsgenofsen gestattet, nach den leßten Wahlen für die Militärvorlage zu stimmen. (Unruhe links.) Ja, die Herren haben uns gestern sehr heftig angegriffen, und jevt E sie nicht hier, sogar der Adjutant des Herrn Richter, Herr Parisius, fehlt heute. Herrn von Minnigerode führt Herr Rickert für sich ins Gefecht; davor hätte dieser Herr doch bewahrt bleiben sollen. Woher hat Herr Rickert die Kenntniß? In der „Danziger Zeitung“, die ‘V Rickert sehr nahe steht, ist ein Auszug aus der angeblichen

ede des Herrn von Minnigerode veröffentlicht. Aber es heißt da nicht, die Landwirthe sollten nicht klagen, weil es anderen noh \hlechter geht, sondern er sagte: Die Landwirthe des Ostens sollten nicht klagen, weil die Landwirthe im Westen unter der Dürre noch vielmehr ge- litten hätten. Das war kein Heldenstück, Oktavio! L Herr von Schorlemer gesagt hat, wir sollten nit verzweifeln, halte ih für rihtig. Wir verzweifeln auch garnicht, wir kämpfen mit allen Kräften gegen den Nothstand an. Jch [Aliene mit dem Wunsche, daß die Kommissionsberathung ein gutes Ergebniß liefern möge.

Jm weiteren Verlauf der Sißung, über den wir morgen berihten werden, sprahen noch die Abgg. Conrad- Pleß r rain Hoensbroech (Zentr.) und von Boel-

erg (Ttonfs.).

A wurde die Debaite geschlossen und nach einigen persönlichen Bemerkungen die Vorlage einer Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen.

Bei Schluß des Blattes beginnt die erste Berathung des Vertrags zwishen Preußen und Lübeck, betreffend den Elbe-Trave-Kanal.

In der Budgetkommission des Neichstags wurde heute in die Spezialberathung des Kolonial-Etats eingetreten, zunächst des Etats für das ostafrikanishe Schußgebiet, welher in Ein- nahme und Ausgabe mit 5650000 M balanciert (870 000 M mehr als im laufenden Jahre). Die Ansäße der einmaligen Ausgaben werden durhweg bewilligt, darunter 25000 4 für den ständigen Vertreter des Gouverneurs, welcher gegenwärtig außerdem für seine Verwendung im Ex- peditionsdienst eine nicht pensionsfähige Zulage von 10000 4 bezicht, die auf Antrag des Referenten Abg. Prinz Arenberg (Zentr.) mit Zu- stimmung des Dirigenten der Kolonial-Abtheilung, Wirklichen Geheimen Legations-Raths Dr. Kayser als „künftig wegfallend“ bezeichnet

wird. Bei den einmaligen Augen werden 230 000 46 gefordert

für Bauten und zu sonstigen vöffentlihen Arbeiten: 130 000 M jollen verwendet werden zum Bau eines Gouvernements-Lazareths in Dar-es-Salam, derHauptstadt des Shußgebiets, in welcher etwa 400Guro- pâer ihren Siy haben; die übrigen 100 000 4 sind dafür in Aussicht ge- nommen, begonnene Bauwerke fortzuseßen und bestehende zu erweitern, mit besonderer Berücksichtigung von Wege- und Hafenanlagen. Die Forderung für den Neubau des Lazareths giebt zu einer längeren Diskussion Veranlassung, nah welcher auf Vorschlag des Abg. Dr. Hammacher (nl.) die Position von 230000 getheilt wird; bei der Abstimmung werden fodann die 130000 4 für das Lazareth abgelehnt, die 100000 # für andere Bauten bewilligt. Hierauf wird der Etat für das Schußzgebiat von Kamerun berathen (610 000 46). Dabei nimmt auf Anregung des Abg. Prinzen Arenberg der Dirigent der Kolonial-Abtheilung Dr. Kayser Veranlassung, über den Bericht des Herrn Leist, betr. die Vor- gänge in Kamerun, Folgendes zu erklären: Man wolle nichts beshönigen und nichts vershweigen, doch seien noch keine weiteren Nachrihten eingegangen. Als die ersten Depeschen über den Aufstand eingeganaecn, habe man den Inhalt für unmöglich gehalten. Am \{chlimmsten lautete der englishe Bericht, worin behauptet wurde, Leist habe 20 Dahomehweiber nackt über Pee legen und in Gegenwart ihrer Männer peitschen assen. Sollte 4A ähnliches bewahrheiten, so würde Leist der strengsten hndung nicht entgehen. A sei nad Ansicht aller Sachverständigen die Prügelstrasfe dort nid! zu entbehren, unter Umständen sogar durchaus gerechtferti;!. Es sei sofort ein Beamter zur Untersuchung der Thatsachen, nah Kameru entsandt worden und bereits dort eingetroffen. Vom Ergebniß ' der Untersuchung hänge das Weitere ab. Leist sei auh keineswegs zu jung und bereits 24 Jahre in der Kolonie. Früher sei er sogar vielfach als ein zu milder Beamter bezeichnet worden. Ueber Leist seien nie Klagen zur Kenntniß der Regierung gekommen. Er (Redner) bitte, den bot- liegenden Bericht mit Vorsicht aufzunehmen und erst ein Urtheil; u fällen, wenn weitere Berichte eingegangen seien. Die Dahomehec seien faktish gekauft worden, sofort aber, als die Nach- ‘riht nah Deutschland gekommen, sei Ordre gegeben worden, sie frei zu lassen, keiner aber sei zurückgekehrt. Als die Dahomeher angekommen seien, hätten sie in jeder Beziehung. auf einem nict- menschlichen Zustand gestanden, waren halbverhungert und mit etel- haften Krankheiten behaftet. Die Beamten haben alles Mögliche ethan, um sie zu heben; hätte man sie fic) selbst über- assen, so wären sie einfah verkommen. Die Dahomeher seien wie andere Soldaten auch behandelt worden, nur sei ihnen ihr Sold in natura ge worden, was daher käme, E die anderen Soldaten für Weiber Geld brauchten, während die Dahomeher verheirathet seien. Man müsse den höheren Beamten dort eine gewisse Freiheit bewilligen, na bestimmten Gesetzen sei dort noch nicht auszukommen. Die deutschen Marinesoldaten seien nit gezwungen worden, nah Kamerun zu gehen, sondern es haben sich Freiwillige gemelde

In der Kommission des Reichstags für den Geseß- entwurf wegen Abänderung des Reichs-Stempelabgaben-

geseßes wurden heute zunächst unter Zuziehung von zwei geladenen *

„Sachverständigen“ Demonstrationen am otalisator__vor- geführt und dessen praktisher Betrieb erläutert. Sodann wurde die Berathung der Stempelsteuervorlage, und ¿war der Position „Lotterieloose“, fortgeseßt, für welche die Regierungsvorlage den Stempel von 5 auf 89% erhöhen will Ein Antcag Gröber will die Besteuerung der Wetteinsäße durd folgende Formulierung sichern: „Den Spieleinlagen ftehen_ [eich di Ee bei öffentlich veranstalteten Pferderennen und ô entlich Glüksspielen.“ Abg. Sin ger beantragt, die Wetteinsäßte bei Pferdt rennen und öffentlihen Glüdsspielen mit 50 9/0 zu esteuern. —- Abg. Richter beantragt eventuell die Erhöhung der Steuer auf diese Wetteinsäße auf 200/60. Der Königlich preußische Finanz-Minifter Dr. Miquel erklärt, mit der Erhöhung der Steuer auf 10 % würde die Regierung einverstanden sein, zumal diese Berehnung sih “in der Praxis bequemer gestalte. Der Abg. Gröber (Zentr.) bringt nunmehr folgenden Anirag ein: „1) Der po ‘5, des Tarifs folgenden Zulap anzufügen: Den Spieleinlagen e leih tie Wetteinsäße bei öffentlichen Pferderennen und Ah E öffentlichen eranstaltungen. 2) Dem § 295 Abs. L folgenden Zusaß A Die gleihe Strafe trifft E en welcher Wetteinlagen der in der Tarifnummer 5 bezeichneten Art entgegennimmt, ohne einen Ausweis darüber auszustellen. Bei der Abstimmung werden die Anträge S in ger (50 2%) und Richt er (20 9/6) gegen 6 Stimmen abgelehnt; der Antrag Gröber dagegen die Wetteinsäßze bei Rennen als Glüdsspiele zu besteuern, wird ein- stimmig angenommen. Die Erhöhung des Steuersaßes au!

10%/% wird gegen 3 Stimmen angenommen. Der zuleßt vom

Abg. Gröber gestellte Antrag wird bis zur zweiten Lesu rüd- E Die Berathungen der Kommission werden lie ge ? #

-— In der „Wirthschaftlihen Vereinigung* des Reichs- tags wurde heute nach kurzer Diskussion der Ä utra So n Kard Are nach den Vorschlägen einer Subkommission in der folgenden Fassung mit allen gegen 3 Stimmen angenommen: Die verbündeten

egierungen zur Vorlegung eines Reichsgeseßes aufzufordern, durch welches der Bundesrath ermächtigt und verpflichtet wird, bei der Einfuhr von Roggen, Weizen und Mehl in das Deutsche Reich denjenigen Staaten gegenüber, welhe Papiervaluten mit Zwangskurs besitzen, beziehungsweise in welhen für Gold ein Auf- geld Agio gezahlt wird, Zollzuschläge zu erheben, welche dahin festgeseßt werden, daß zu dem Doppel-Zentner Roggen, Weizen oder Mehl ein Zollzuschlag erhoben wird: bei einem bestehenden Dis- agio von mehr als 109% von 1 Æ, bezw. für Mehl von 2,50 4; bei Un Disagio von mehr als 209/69 von 2 Æ, bezw.. für Mehl von z

Die Abgg. Tuyzauer und Auer (Soz.) haben im Re ihs- tag folgenden Abänderungsantrag zur zweiten Berathung des Vel betreffend die Abzahlungsgeschäfte, eingebracht : N wolle beschließen, dem Geseß folgenden Paragraphen in :

Ga. Wird über den Verkauf einer beweglihen Sache gegen Theilzahlung eine Urkunde errichtet, fo ist der Verkäufer De dem Käufer der Sache eine zweite Ausfertigung der Vertragsurkunde auszuantworten und diese im E des Käufers dauernd zu belassen. Die E „des zweiten Cxremplars der Vertragsurkunde an den Käufer hat spätestens bei der Uebergabe der veräußerten Sache

zu erfolgen. Hat der Verkäufer die Aushändigung des zweiten!

Exemplars dér Vertragsurkunde unterlassen, oder seßt sih derselbe

ge n E ms un nur vorübergehend wieter n den er zu belassenden zw i

\{riftlihe Vertrag N tag E S

Nr. 6 der „VeröffentliGßungen des Kaiferlichen Gefundheitsamts" vom 7. Februar hat F oTienden b Gesundheitsftand und Gan der Volkskrankheiten (Cholera, In- fluenza u. |. w.). Gesundheitsftand und Sterbefälle, Dezember. Zeitweilige Maßregeln gegen Ckbolera x. Desgl. gegen Gelb- fieber. Geburten und Sterbefälle in Preußen 1891. Geseßz- gebung u. st. w. (Deutsches Reih Belgien). Benachrichtigung beim Ausbrud) von ansteckenden Thierkrankheiten. (Preußen). Desgl. Apotheken. Schluß.) (Reg.-Bez. Oppeln.) Sirupus papa- veris. (Reg.-Bez. Merseburg.) Felle. (Reg.-Bez. Cassel.) Künst: lihe Mineralwässer. (Braunschweig.) Anzeigepflicht bei plößlichen

_ Erkrankungs- und Todesfällen. (Hamburg. Patent-Brotöl. (Oesterreich.) Infektionskranke. (Italien.) Venediger Sanitäts- konferenz. Gang der Thierseuhen in Oesterreich, 4. Vierteljahr. —— Les Maßregêln gegen Thierseuhen. (Schweiz.) Recht- sprechung. (Schöffen- und Landgeriht 1 Berlin.) Anpreisung un- geglnter Naturweine. Verhandlungen von gesetzgebenden Körper- haften. (Deutshes Reich.) _Gemeingefährliche. Krankheiten. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Aus- landes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. e o S Pai e E: in deutschen Orten mit

und mehr Einwohnern, Dezember. esgl. i Ö Orten des Auslandes. : R A dds

Nr. 5 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, berausgegebenimMiniskèriumder öffentlihenArbeiten, vom 3. Februar, hat folgenden Inhalt: Rund-Erlaß vom 18. Ja- nuar 1894, betreffend die fortlaufende Vervollständigung der Inven- tarienzeichnungen. Nichtamtliches : Einfamilienhaus in der Wiß- mannstraße in der Villenkolonie Grunewald bei Berlin. Aus- blühungen des Mauerwerks. Der Jacks-Run-Viadukt bei Pittsburg. E s Kirche in Ober-Bredow. Der Verkehr auf den Wasser- straßen erlins im Jahr 1893. Vermischtes: Stiftung eines Preises zur Förderung des Studiums der Élassishen Kunst unter den Künstlern I ANIs, _— Erweiterung des preußischen Staatsbahn- nebes. Wettbewerb für die Erweiterung der Martin’schen Frauen- flinik in Berlin und für ein Kreishaus in Rastenburg. Preis- aus\chreiben für Entwürfe zu einer evangelishen Kirhe in Magdeburg. Wettbewerb um Entwürfe für eine evangelische Kirche in Karlsruhe. Wettbewerb für Pläne zu einer Réall&ulé in Altona a. E. Bettungêmaterial aus gebranntem Thon. Bücherschau.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Fordert Käufer vom säumigen Verkäufer statt der Er- füllung Schadensers aß, fo kann er, nah einem Urtheil des Reihs- gerihts I. Zivilsenats vom 14. Oktober 1893, wenn ein vom Er- [üllungsort verschiedener Ablieferungsort vereinbart war, den Scadensersaß na dem Marktpreise des Erfüllungsortes be- renen, falls am Ablieferungsorte ein Marktpreis nicht bestebt.

___— Bei einer Körperverleßung mittels eines gefäht- Gen Werkzeuges, weldhe nah § 223 a Straf-Gesebbuchs r Ui nicht unter zwei Monaten zu bestrafen ist, muß, nah einem prlhel des Reichsgerichts, T. Strafsenats, vom 2. November 1893 ieses Werkzeug ein beweglicher Gegenstand sein. Í

ommi

Kunst und Wissenschaft.

Aus Anlaß des Ablebens !des Professors Dr. T i

b „Theodor Bill-

rot z sandte, hiesigen Blättern zufolge, ge n Abend dien edizi Ei be

fa ultät der Universität Berlin durch ihren Dekan, Professor

Aa! Bergmann, folgendes Telegramm an den Dekan der «Wiener

e izinishen Fakultät, Professor Aug. Emil Vogl: „Im Auftrage

er tnedizinis hen GLULEt erlaube ich mir den Ausdruck innigster

2 e über den {weren Verlust zu übermitteln, der Sie dur

Gloi od Theodor BVillroth's betroffen hat. Dekan von Bergmann.“

eihzeitig ist ein Beileids-Telegramm an die Wittwe Villroth?s nah bazia abgegangen.

4 Hermine von Preuschen, die gefeierte Stillleben j : ¿ malerin, jt in n Kunstsalon von F. Gurlitt eine Sonderausstellung abr n leßter Zeit geschaffenen Werke veranstaltet. Schon vor d ren überraschte die Künstlerin in ihrem „Mors impera'or“ dur an ¿elimistischen Zug ihrer Phantasie, die aus der Blüthenpracht Us 2 und dem äußeren Glanz des Lebens die lauernden Gewalten i Le und der Vernichtung hervorblicken sah. Auch das Haupt- h E egenwärtigen Ausstellung bekundet den gleichen Hang zu welt- did er Grübelei, der die Malerin auch E in einem erklärenden Sccbtt Ira verlieh. Die „Lebens\phinx“, die am Ufer einer einsamen Flut L n DMallièn der (Cypressen ruht, ruft dem aus den wilden Flutben des Lebensmeeres {n den still-ernsten Hafen des Nachdenkens na ne i anderer zy: „Wozu das Hasten deines ganzen Lebens; Me E Us e Be umsonst, es ist vergebens!“ Diese He nungslosigkeit, spricht ftr ersen der Dichterin als ergreifende Mahnung zu uns Laie ail ak: iG die Malerin Lügen. Die Stimmung der A N , die enleibe herauswächst, \{chwe Uppige Lebensluft. Wir wissen niht, ob dieser aide n La

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ihn aber als inneren Widerspru und, wollen wir der Malerin ge- reht werden, dürfen wir nicht auf die Dichterin hören. Thr R Cred reiches koloristisches Talent bekundet sich auch in dieser

öpfung, wie in den zahlreihen Stillleben und Blumenstücken, unter denen wir dem kleinen Arrangement von Feldblumen und einer antiken Bronze (Nr. 25) den Preis zuerkennen möchten. Auch der be- di Traumgott der antike Bronzekopf des Hypnos von einem prächtigen Spr ost benlcanz umgeben bekundet erfinderische Phantasie; aber die S genitze zwischen der grün patinierten Bronze und den buntschillernden umen beeinträhtigen ein wenig die Ruhe des Gesammteindrucks. Ein ganz selbständiges poetisches Farbenempfinden bekundet das Interieur Nr. 12: Angolo di casa Telman, ein Kind auf einer von prächtigen Vorhängen und Pflanzengruppen umgebenen Lagerstatt. Nach der Benennung geht man wohl nit fehl, wenn man das kleine Geshöpf mit einem Wortspiel auch als den „Angelo di casa Telman“, das Rind der an den Schriftsteller Telman ver-

find, mangelt hie und da die Tiefe des Raums, während die koloristi Kraft auch hier den Hauptvorzug bildet. Die größere A -An der ukunftspforte" würde au ohne den \symbolistischen Titel ihre ernste Wirkung auf den Beschauer nicht verfehlen. Schon die Fülle und Manni altigfeit des Gebotenen beweist, mit wie großem Eifer die begabte Künstlerin immer neueren höheren Zielen zustrebt ; gleihwohl werden i re Landschaften und großen Kompositionen niemals thren Ruhm als Meifterin des Stilllebens verdunkeln. Dafür bürgen 1 ORaIe A en, al das ir s Ce 3) und die vor- umenstüdcke, welche in ansehnlicher Zahl auch in dies A vertreten sini. her Zahl auch in diefer Aus V r QuSs iesbaden schreibt uns Herr Dr. Emil ei ständiger Sekretär des Kongresses 6 innere Meder! Folgendes: Da infolge der Verlegung des XI. internationalen medizinischen Kongresses auf die Zeit vom 29. März bis 5. April 1894 sih für die Abhaltung des Kongresses für innere Medizin Schwierig- keiten ergeben haben, so hat das Geschäftscomité und der engere E E Ae C lapunig L T den XIIL. Kongreß edizin zu verschieben und erst im Î Mes Les i | O E Aus Erlangen meldet ,„W. T. B.“ vom gestrigen Tage den Tod des Professors der lutherishen Theologie an der ortan Uni- versität, Geheimen Raths Franz Hermann Reinhold von Frank (Oen 1827 in Altenburg). Der Verstorbene hat sih neben seiner ehrwirksamkeit auch schriftstellerish durch Mitarbeit an theologischen Cs reen s eine O ne Us bethätigt. Seine leßten ) onen waren „Dogmatische Studien“ und ein „Vade f angehende Theologen“ (Leipzig, 1892). A __S. Professor Franz von Lenbach hat im vorigen Jahre ein Bildniß Seiner Majestät des Königs Albert von S für das Städtishe Museum in Leipzig und ‘außerdem für. Herrn Rudolf Sendig in Schandau drei Bildnisse des Monarchen gemalt, welche die hervorragendste Zierde der diesjährigen Schandauer Ausstellung bilden werden. Alle diese Bildnisse sind mehr oder minder im Profil gehalten, da Lenbah diese Stellung und Haltung für am meisten charafteristis{ch befunden hat. Eines der drei Bildnisse zeigt den König in Zivil, zwei in Uniform; alle drei sind/Brustbilder. Von besonderer Schönheit ist ein Pastellbildniß. Die Züge sind frei von jedem theatralischen Ausdruck, natürlich und mit sprehender Achnlichkeit wiedergegeben. Gewinnendes Wohlwollen und hoheitsvolle Würde \prehen aus den Mienen; das seelenvolle Auge des greisen Fürsten kommt troß der Profilstelung wohl zur Geltung. ° Technish is das Bild meisterhaft, in den Gesichtsformen höchst sorgfältig in charak- teristischer Schärfe, im übrigen mit freier Leichtigkeit durchgeführt. Das Bildniß ist nach Lenbach?s Gewohnheit auf graue Pappe gemalt ; es ist von allen gemalten Bildnissen des Königs Albert das beste, das wir kennen. Uebrigens hat Herr Sendig davon farbige Nachbildungen bei Troißsch in Berlin herstellen lassen, welche die Vorzüge des Vriginals mit reue Treue wiedergeben. Diese Nachbildungen follen zunächst durch Subskription vertrieben werden. Dabei sei noch erwähnt, daß zum 50 jährigen Militär- jubiläum Seiner Majestät des Königs Albert us ein radiertes Bildniß erschienen ist, das sich der Allerhöchsten Anerkennung in vollem Maße zu erfreuen hat. Es rührt von dem Dresdener Stecher Ludwi l DENO her, welher zuleßt auf Staatskosten noch ein Jahr die Verliner Akademie besucht hat, um die Unterweisung Professor Köpping's zu genießen. Dieses Bildniß ein Kniestück zeigt den Herrsher in. der Feldmarschalls - Uniform, auf der Brust die Ordensdekorationen, besonders die einzig vorhandene kostbare Kette zum sächsischen Militär - St. Hein- rihé-Drden, welhe Seine Majestät als Huldigungsgeschenk zu seinem Militärjubiläum erhielt. Auf dem marmornen Tische zur Seite e sich spiegelnd, Helm und Marschallstab. Der König teht in aufrechter Haltung ungezwungen da, süßt die Rechte leicht auf den Tisch, während er mit der Linken den Säbel umfaßt. Die Züge sind sprec end lebendig wiedergegeben. Technisch ist das Bild in jeder Beziehung meisterhaft. Alle einzelnen Theile sind höchst sorgfältig be- handelt, dabei aber hat der Künstler den Gesammteindruck aufs beste zu wahren gewußt. Seine Majestät der Kaiser hat dem verdienst- vollen Künstler kürzlich den preußischen Kronen-Orden verliehen. __S. Die marmorne Büste „Moderne Salome“ von Max Klinger ist soeben laut Beschluß des Raths der Stadt Leipzig aus Mitteln der Petschke- Stiftung für das Städtishe Museum in Leipzig angekauft worden.

Land- und Forstwirthschaft.

Deutfche landwirthschaftlihe Ausstellung in Berlin 1894.

Die bevorstehende, von der Deutschen Landwirthschafts- Gesellschaft veranstaltete Tandwirthschaftliche Ausstellung enter wird für Berlin die erste ihrer Art sein, denn die im Kroll’schen Garten in den fünfziger Jahren abgehaltene kann ihres geringen Um- fangs wegen kaum in Betracht kommen. Dagegen foll die im Juni d. J. im Treptower Park stattfindende allgemeine deutsche landwirthschaftliche Ausstellung die bedeutendste Fachausftellung werden, die Berlin überhaupt gehabt hat. Die Ae a die in Berlin ansäfsige Deutsche Landwirthschafts-Gesellschaft, hat es sich u. a. zur Aufgabe gestellt, alljährlih- landwirth- schaftliche Wanderausstellungen abzuhalten. Auf dieser Wanderung berührte sie seit dem Jahre 1887 die Städte Frankfurt a. M., Breslau, Magdeburg, Straßburg i. E., Bremen, Königsberg i. Pr., B h M E iy es Jahr L ga

an jagt den Ausstellungen der Deutschen Landwirth\chafts- Gesellschaft na, daß sie als Augenweide nur mäßig seien, baß fie aber an Durchbildung von gesunden Ausf\tellungsgrundsäßen und über- ihtlicher pfen, sowie uagems iger Handhabung in ihrex rt Musterhaftes eisten. Die Schli theit dieser Ausstellungen wird allerdings in diesem Jahre. gehoben werden durch den Plaß, welchen der Magistrat von Berlin dazu angewiesen hat, nämlich die Nasenflächen des Treptower Parks. Der Treptower Park ist den remden, die in Berlin in der Regel keine 8 haben, einen außer- alb der Peripherie der Stadt gelegenen Park aufzusuchen, wenig be- kannt. Cs wird daher den Besuhern der Ausstellung eine gewisse eraluna , geboten werden, wenn sie än den Ufern, der Spree oberhalb Berlins weite Parkflächen finden, die an Dichtigkeit des Raséns und des Baumwuchses nihts zu wünschen übrig lassen.

Saatenstand in Frankreich.

Das „Journal Officiel* vom 5. d. M. veröffentlicht eine i landwirthschaftlichen Ministerium zusammengestellte Ire t über die Anbauflächen und den Stand der Wintersaaten in Frankrei zu Ende vorigen Monats. Wir entnehmen dieser Uebersicht folgende Angaben: Weizen. Die mit Weizen bestellte Fläche it in 6 Depar-

Künstlerin beabsichtigt; ein neues NRäthsel birgt, wir empfinden

tements um d bis 2009/0 und in 6 Departements um 1 bis 40/0 größer

heiratheten Malerin, bezeichnet. Den zahlreichen. Landschaftsftudi aus Norddeutschland und Italien, die in zwei ars ias Kabmen verinigt e

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P de Bee me an r m geblieben ist. La R Departement um 150 %%, in 15 um 20 bis 609/06, in 11 um S bis dis is Botlalee* wäbreas ile in 8 Devartenents tee A “s Be Stark E in 44 Departements sehr Î l 3 gut und in einem ziemli gut. E E

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrun#s- : Maßregeln. sperrungs

Türkei. Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat di 12 fl nag sbe e A os bestehenden c aa n bis auf die ärztliche Untersuchung, welche î i aufgehoben. (Vergl. „R.-A.*“ Nr. 28 vom f d. M) O E

Cholera.

__ Desterreich-Ungarn. In Bosnien wurde den „Veröffent- liGungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ zufolge in der L . bis 8. Januar nur 1 Grkrankung festgestellt, und zwar zu Stafkava im Bezirke Brcka. Während des 34 Monate anhalten- den Auftretens der Cholera sind den amtlihen Nachrichten zufolge im ganzen 1007 Personen in Bosnien erkrankt und davon 517 R E

ußland. Vom 13. bis 19. Januar (n. St.) wurden die nach- stehend aufgeführten Erkrankungen und Todesfälle ) Ee A In Plock vom 31. Dezember bis 6. Januar 21 bezw. 21; in Warschau vom 31. Dezember bis 6. Januar 24 bezw. 9; in Radom zu derselben Beit 108 bezw. 22; in Lublin vom 24. bis 30. Dezember 12 bezw. 7; in St. Petersburg (Stadt) vom 12. bis 17. Januar 71 bezw. 30; in St. Petersburg (sonst im Gouv.) vom 27. Dezember bis 6. Ja- nuar 44 bezw. 24; und in Wolhynien vom 18. Dezember bis 3. Fa- er pv 12

Italien. Während des Monats November v. J. wurden na

den in der „Gazz. ufficiale“ vom 10. Januar fir Vie R O, auptorte mitgetheilten Sterblichkeitsausweisen in Rom 22 Cholera- “C ern fe ad A Livorno 1. iederlande. em „Staats-Courant“ vom 2. Februar zu- folge sind während ‘des Monats November 11 Personen J afiatisdier Cholera, 3 an „cholera nostras“ gestorben.

Türkei. In der Woche bis zum 8. Januar wurden für Kon- stantinopel im ganzen 91 Erkrankungen (und 51 Todesfälle) an- gezeigt, davon entfielen 54 (31) auf Stambul. Seit dem Ausbruch der Seuche zählte man in Konstantinopel 1973 Erkrankungen und 1114 Sterbefälle. In Adrianopel verstarb vom 24. zum 25. Jas nuar 1 Person an Cholera; aus Erzerum wurden für die Zeit vom 17. bis 20. Januar 25 Todesfälle für Nowik, 5 für Kurgu mit- getheilt. In Tripolis sind einer Mittheilung vom 20. Januar zufolge seit 3 Wochen weitere Cholerafälle niht beobahtet worden.

Handel und Gewerbe.

Die \chweizerishe Zollverwaltung beabsichtigt ein neues Verbleiungsverfahren für bie Ge Zoll- verschluß beförderten Güter einzuführen. Die gepreßte Ver- et soll fortan so beschaffen sein, daß bei einer Wegnahme des Bleies von der Bleischnur Prägung und Blei in einer Weise zerstört werden, die eine Wiederherfietung der Verbleiung mit dem nämlichen Material unmöglih maht. Für die Liefe- rung eines dieser Anforderung entsprehendenPlombierzan gen- modells nebst zugehöriger a Pas ist eine Konkurren ausgeschrieben worden unter Zusicherung einer Prämie von 150 bezw. 100 und 50 Franken für die drei besten Modelle. Die Erwerbung des besten Systems als Eigenthum der Zollverwaltung ist bei E in Aussicht genommen. Mechanische Werkstätten, die nh an der Konkurrenz betheiligen wollen, haben Modelle mit Konstruktionsbeschreibung und eine Anzahl offener und fene Plomben unter Angabe der Herstellungs- un E a O E für die eventuelle ÄÂb-

g des betreffenden Patents bis zum 15. März d. J. Ober-Zolldirektion in Bern nzureicien. is a

Die Einnahmen der Marienburg-Mlawkaer Eisenba betrugen im Monat Januar 1894 nah vorläufiger Feststellung A i g gegen 135500 4 im Januar 1893, mithin mehr

Der Aufsichtsrath der Obershlesishen Cementfabrik hat beschlossen, der Generalversammlung bei üblichen Abschreibunges die Vertheilung von 24 9/0 Dividende gegen 14 9% im Vorjahr vor- E Die Aussichten für das laufende Jahr werden als günstig

In der Generalversammlung der Magdeburger Hagel - versiherungs-Gesellshaft vom 7. d. M. Gitrben Di eis gelegte Tas „Und die beantragte Gewinnvertheilung ge- nehmigt. Der Jahresgewinn beläuft sih auf 1350 000 A Hiervon lesen zum Reservefonds 405 000 %, zum Sparfonds 509 900 M, zu Tantièmen an den Verwaltungsrath und den Gesellschaftsvorstand werden 139 000 e und zur Dividende auf 3001 Aktien à 100 4 (20 9/0) 300 100 Æ verwandt. Die Entwickelung des Geschäfts war durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse im Frühjahr und Vor- fommer beeinträhtigt. Die Gesammtversicherungssumme betrug für 67 004 Versicherungen 276 036532 #4 und die Prämieneinnahme 2734 494 4 Der Prämien-Durchschnitts\aß stellte sich wie im Vor- jahre a. in Nord- und Mitteldeutshland auf 0,95%, b. in Süd- deutshland auf 1,31%, c. im gesammten Geschäft auf 0,99 9/6. Der General-Direktor der Gesellshast machte Mittheilung von der Absicht der Verwaltung, in Ausführung des § 5 des Statuts und wegen des in den leßten Jahren außerordentlich gesteigerten Geshäfts- umfangs einen Theil der noch im Portefeuille der Gesellschaft befind- f ea zu dr: R Lei an die Aktionäre der Ge-

um Parikurfe mit einem mäßigen, zur Deckun Be- gebungskosten ina Aufschlag zu Vedeben. \ L

Verdingungen im Auslande.

s ui Niederlans]de. ¿ Februar, r. Het bestuur der afdeeling Beek en Donk, ebenda (Nordbrabant) in der Herberge der Wittwe Swinkels : Lieferung von ungefähr 125 000 kg Kainit 12,4 °/6, 120 000 kg Superphosphat 14 9/6, 40 000 Le Chilesalpeter 15—16%,. Be- dingungen für 0,25 Fl. bei dem A theilungs-Sekretär erhältlich. 17. Februar, ittags. Der Kirchenrath der reformierten Ge- meinde A. in Enschede im Hotel de Klomp daselbst: Bau einer Kirhe und eines Pfarrgebäudes auf einem an der Wilhelminastraat in Enschede belegenen Grundstück. Loos mit drei Zeichnungen für 3 Fl. bei dem Architekten H. E. Zeggelink in Enschede zu beiliben: . Februar. Do Jae, landbouwbelang in St. Annaland (Zeeland) bei dem Sekretär Ad. van Goedegebuure: Peserung von mindestens 20 000 kg Superphoëphat, 9100 k Ammoniak-Superphosphat, 1200 kg \{wefelsaurem Ammonia ;

ball s Chilesalpeter. Bedingungen bei genanntem Sekretär er-