1894 / 37 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Feb 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Ei A. E ntt E) Tr pi. A Hi ibu E Us Et ati L Pie O Bi: Se E

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üricher Behörden einzelne dieser Personen strafrehtlich ver-

In der Betriebsverwaltung werden für die Ober - Post-

P wird die Ausweisung fich erft nah der gerichtlichen | direktionen (40 Ober-Postdirektoren, 144 Ober-Post- und Post-

Entscheidung vollziehen.

räthe, 18 Post - Bauräthe, 156 Post- und Telegraphen-

Bei der gestrigen Ersaßwahl für den Nationalrath | Jnspektoren, 9 Post-Bauinspektoren) insgesammt 58 950 # im Kanton SrRaE E wie aus Bern gemeldet wird, | für 9 Posträthe und 4 Post-Jnspektoren mehr verlangt. olfs 0

der Führer der partei ( j

Obiervanz) Du orronmaættasnon den rom binton

Bd T Ar 470A E Av b & 166 6E HLHLE V Laa eve

Steinhauer. Türkei.

__ Der neu ernannte großbritannishe Botschafter Sir Ph. Currie is vorgestern Nachmittag in Konstantinopel ein-

getroffen.

Serbien. Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus

nservative Opposition ftrengster | Die Budgetkommission hat die Mehrforderung niht bean-

Konservativen ! ftandet. Die Abgg. Graf Hompesch n. Gen. (Zentr.) haben zu diesem Titel folgende Resolution eingebracht : Den Reichskanzler zu ersuchen, veranlaffen zu wollen, das die Annahme und Bestellung gewöhnlihzer Pakete der Reichspost an Sonn- und Feiertagen, mit Ausnahme der Weihnachtszeit (18. bis 30. Dezember) auf Eilsendungen beschränkt werde.

Abg. Dr. Lingens (Zentr.) weist darauf hin, daß er sich seit sechzehn Jahren bei der Berathung des Post-Etats zur Aufgabe gestellt habe, für die Innehaltung der Sonntagsruhe und Sonntags- Belgrad ge- | beiligung durch die Beamten unter Berufung auf das gött-

meldet, daß die Abreise des Königs Milan noch unbestimmt lihe Gebot einzutreten. Es fei anzuerkennen, daß der Chef der

Postverwaltung mit der ihm eigenen Energie die Erfüllung

jei. Man glaube, daß fie erfolgen werde, sobald die Lage gi 2 E . : Pr R : volle Beruhigung über den normalen Weitergang der Dinge | Lee, etots angeben r der lee E ine b biete. Die maßlose Sprache der radikalen Organe gegen den | dingungslofe Durdführung der Sonntagsruhe und Sonntags- König Milan rufe bei der nicht radikal gesinnten Bevölkerung | heiligung niht mögli sei, so bleibe doeh noch manches zu wünschen Entrüstung hervor. Viele Gemeinden und Korporationen | übrig. Der Packetverkehr an Sonntagen könne ohne Nachtheil beabsichtigten Ergebenheits-Adressen in diesem Sinne an den | für die Verkehrsinterefsen fortfallen und so_ einer weiteren großen

Konig. Amerika. D C Sn wird, na einer

W. r.

aus Washington, die Tarifvorlage im

Zabl von Beamten die Gelegenheit zur Sonntagsruhe und zum Kirchenbesuch gegeben werden. Besonders störend und ungehörig fei es, wenn während der Kirchzeit an Sonntagen die Packetwagen Meldung des | der Post dur die Straße rollten. Die Rücksicht auf das Publikum werde in diesem Fall zu weit getrieben. Redner bittet, zum mindesten den Zentrumsantrag anzunehmen und auf diese Weise auf eine Besse-

Senat bereits am nähsten Donnerstag einbringen, und zwar O : E M N B E / E O rung der Zustände hinzuwirken. Im Interesse weiterer Einschränkungen

wesentlich in der von dem Repräsentantenhause angenommenen | ges S Ai Ie es vielleicht aud, das Porto für an Sonn-

Fassung; jedoch sind Zucker, Eisen und Kohlen wieder auf | tagen zu bestellende Briefe und Telegramme zu verdoppeln.

die Liste der zollpflihtigen Artikel gesezt worden. Bei Schluß des Blattes nimmt der Staatssekretär

Die brafilianishen Aufständischen landeten

vorgestern bei | Dr. von Stephan das Wort zu einer Rede, deren Wortlaut

Nictheroy, wurden indessen, in Paris eingetroffenen Nah- | wir morgen mittheilen werden.

richten aus Rio de Janeiro zufolge, von den Regierungs- iruppen zurügeshlagen, wobei eine große Anzahl von ihnen,

Das Haus der Abgeordneten sehte in seiner

darunter mehrere Marine-Offiziere, gefangen genommen | heutigen 14. Sizung, welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel

wurden. Jn dem Staate Rio Grande d

die Aufständishen Passofundo, Alegrete,

Cruz Alta und Soledad eingenommen. Afrika.

o Sul haben | und der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen bei- Nonohany, | wohnten, die erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staats- eisenbahnnetes, fort. Abg. Fritzen-Rees (Zentr.) weist darauf hin, daß in manthen

__ Die egyptishen Staatseinnahmen betrugen nah | Landestheilen Pläne zum Bau von Sekundärbahnen in Ausficht einer Meldung des „Reuter shen Bureaus“ im vergangenen | ftänden, auf deren Verwirklihung die Interessenten noch hofften;

Fahre 10 300 000, dieSta atsausgaben 9600 000 egyptishe

eshalb sei es schwer, sie für den Bau von Kleinbahnen zu gewinnen.

Pfund. Die Reserve des Staats\chaßes übersteigt gegen- Wenn der Ausbau jener Linien aber niht zu erwarten stehe, dann

wärtig den Betrag von 3 500 000 egyptishe Pfund.

sollte dies bald erklärt werden, damit die Interessenten eine Kleinbahn vorbereiten fönnten. Redner verweist auf die Linie Trompette—

Bei der Antisklaverei-Gesellshaft in Brüssel ist, wie Mörs—Rheinberg——Kleve.

„W. T. B.“ erfährt, die Nachricht eingelaufen, daß die

Aba. Krebs (Zentr.) dankt für die Berücksichtigung des Ostens

Expedition Descamps am 22. September vorigen Jahres | in der Vorlage; denn erst durch den Ausbau der Nebenbahnen würden in Abercorn mit Kapitän Jacques zusammengetroffen jei. | die Staffeltarife einen Werth erhalten. Die Linie von Rothfließ

Kapitän Jacques habe mit zwei Kanonen und freiwillig die Verfolgung NRumaliza's angetreten.

Verstärkungen | follte niht nah Zinten, fondern nah Mehlsack geführt werden.

Abg. Dr. Lohmann- Hagen (nk.) bittet um Berücksichtigung der ländlichen Bezirke an der Peripherie der Industriezentren, die wegen der mangelnden Eisenbahnen unter den hoben Frachten litten. Redner

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die Sonnabendsizung des Reichstags befindet sih in der Er sten Beilage.

In der heutigen 47. Sißung des

verweist auf die Gegend zwishen Vörde und Nadevormwald und empfiehlt die Linie Hagen—BVörde. |

Abg. Lassen (Däne) spricht seine Befriedigung über die Linie Tingleff—Sonderburg aus. i

Abg. Burghardt- Lauban (nl.) bittet um den Ausbau der zweiten Gleise auf den Streckeu Königszelt—Breslau und Lauban— S

2

Reichstags, bg. von Lieres und Wilkau (b. k. Fr.) empfiehlt die Ver-

welher der Staatssekretär Dr. von Stephan beiwohnte, | bindung ‘des Waldenburger Kohlenreviers mit dem Flachlande

wurde die Berathung des Etats der Post- graphenverwaltung fortgeseßt.

Temperatur

Stationen.

Bar. auf 0 Gr.

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in ® Celfius

d. Meeres\p red. in Millim. 59C, =4%R.

Belmullet . . Kopenhagen . Stockholm . aranda . I . Cort, Queens- I .ck e Cherbourg . E

E .... | 180 mburg .. | 736 Swinemünde | 735 Neufahrwafser| 7395 Memel 734

D, 756 Mattec 4 Karlsruhe . . 753 Wiesbaden . 750 München .. | 755 Chemnig .. | 748 Berlin... | 749 E v 794 Breslau 747

le d'Aix . . | 760 A T 0E at ¿1.702

1) Nachts s{werer Sturm. ?) Gestern und Nachts Regen, heute starker Sturm. ?) Abends und Nachts Regen. #4) Nachts Regen. 5) Nachts Regen und Sie 5) Gestern und Nachts Sturm. 7) Gestern anbaltend Schnee und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein sehr tiefes barometrishes Minimum liegt über der östlihen Nordsee, an der westdeutschen Küste {were Sturmböen aus vorwiegend südwestlicher Richtung verursachend. u Hamburg wurden heute Morgen um 10 Uhr indstöße mit einer Ge- ihwindigkeit bis zu 42m in der Sekunde beobachtet. Auch auf der Jrischen See weht s{hwerer Weststurm. In Deutschland is das Wetter überall stürmisch, vorwiegend trübe und ungewöhnlich warm; die Temperatur liegt 5 bis 10 Grad über dem Mittel- werthe. Grünberg meldet 20 mm Regen. Auf den Britischen Inseln is Abküblung erfolgt, welche sich demnächst auch über unsere Gegenden ausbreiten dürfte.

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6 halb bed. 7ibededt 9'wolfig 8'bededt!) 9 wolkig?) 9 wolkig?) 6 bededt) 5Regené) 4wolfig

9 bededckt 7\wolkia 8'bededtis)

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Deutshe Seewarte.

und Tele- | Stlefiens, namentli au, um den Handwebern eine andere Erwerbs- quelle zuzuführen : ferner befürwortet er die Linie Neurode—Glaß.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- Kapelle. (Gedächtniß-Feier für Richard Wagner.) | E. Shlack und L. Herrmann.

Opernsängerin, und die Damen des Nes 7 Ubr. Overnchors. Programm: 1) Trauermarf „Götterdämmerung“ von Wagner.

gewidmet) von Liszt. 3) Ouverture „Der fliegende

Wagner. 6) Vorfviel „Die Meistersinger von Nürn-

vergriffen. i IX. Symphonie-Abend am 9. März 1894.

9. Spmphonie). L Z Oeffentliche Hauv - Mi 5 j 2 SLIC _ Oeffentliche Hauptprobe heute Mittag 12 Uhr im von Benno Jacobíon. Opernhause. S : Billets zu 2 und 1 Æ sind bei Bote u. Bock und an der Kasse des Opernhauses zu haben.

Schauspielhaus. 44. Vorstellung. Zopf und Schwert. Luftsviel in 5 Aufzügen von Karl Gußkow.

Anfang 7 Uhr. i Mittwoh: Opernhaus. 39. Vorstellung. Der fliegende Holländer. NRomantishe Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Ukr. Schausvielhaus. 45. Vorstellung. Die Minue-

leben von Goffredo Cognetti.

vantes, von Emil Gött. Anfang 7 Uhr. 74 Ubr.

Deutsches Theater. Dienstag : Des Meeres

und der Liebe Wellen. Anfang 7 Uhr. Mittwoch : Der Herr Senator. Donnerstag: Der Herr Senator. "t Freitaa- Der Talisman. 7 Uhr. 1

Berliner Theater. Dienstag: Kean. Anfang

Mittwoch: Ein Tropfen Gift. Donnerstag: Zum 1. Male. Timon vou Athen, D on und Benno Jacobson.

Lessing-Theater. Dienstag: Madame Sans- Gêne. Mittwoch : Ohue Geläut.

Donnerstag: Madame Sans-Gêne. - E Hg, Zum 16. Male. in

bige Thomas. Unter vier Augen. Mittwoch: Heimath.

Theater - Anzeigen. | Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater.

E D L Dienstag: er Lieutenant zur See. pe- 2 a A

8, VIII. ¡e- Könitali r R j 5 dee) von | Konzert. Ouv. „Der Freishüß“ von_ Weber. haus. VITI. Symphonie-Abend der Königlichen f rette in 3 Akten (nach einer ae “Die Zanberslôte“ von. Maar: „Libussa- “pon Direktion: Herr Felix Weingartner , Königlicher | Roth. In Scene geseßzt von Julius Frigzsche. iebli Kapellmeister. Mitwirkende: Fräulein Hiedler, K. | Dirigert : Herr Kapellmeister Krones. Anfang

aus Freitag: Mit vollständig neuer Ausstattung. Zum

2) Dante- | 1. Male: Brautjagd. Operette in 3 Aïten von Svymvhonie mit Solo und Schluß-Chor (Wagner | H. Hirschel. Mufßik von Franz von Suppé.

Valabrègue.

Neues Theater. Direftion: Sigmund Lauten-

Anfang 7§4 Ubr. b D; : Qt ; 1 t L 4+ N urg. Dienstag: Jugend. Ein Liebesdrama in e c y 6 eußisder 3 Aéten von Mar Halbe Anfang 74 Übr. bungen für den Marstall. Blondel, oftpreußi! c Cas teur Mas Mittwoch: Zum ersten Male. 9 Fn Scene gesest vom Dber-Regifteur Max Grube. | warts. Scenen aus dem neapolitanischen Volks- Maéstoso, ger. von Frl. Oceana Renz; die Trapez-

Viktoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. fönigin. Komödie in 1 Aufzug von Hans von Dienstag: Nur noch weni e Aufführungen SRESOUD R R E R E E S P L E Ar I AREE L Gumpvenberg. Verboteue Früchte. Lustspiel | Die Kinder des Kapitän Grant. Ausstattungs- in 3 Aufzügen, nah einem Zwischen!piel des Cer- | ück mit großem Ballet in 12 Bildern. Anfang

Theater Unter den Linden.

Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. E West und L. Held. Musik von C. Zeller. Anfang | Gestorben: Hr. Ober-Amtmann Carl Fischer

Adolph Ernft-Theater. Dienstag, 74 Uhr: | li irh Charley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Peroor, Kreis Fraustadt). Fr. Uhr. Brandon Thomas. Vorher:

Abg. Hirt (kons.) verlangt eine Bahn von Schweidniß nach dzs Waldenburger Kohlenrevier und nah Ströbel. L O La Abg. Dreyer (onf.) empfiehlt die Weiterführung der Linie Angerburg— Gerdauen nah Königsberg und nah Goldap-Stallupönen. Abg. Mies (Zentr.) spriht fih zu Gunsten einer kürzeren Ver- bindung zwischen Köln und M.-Gladbach aus, als fie dur die Liniz Köln—Grevenbroich hergestellt werde.

(Schluß des Blaites.)

Die Kommission des Reichstags für den Gesez- entwurf wegen Abänderung des Reihs8-Stemvelabgabengesetzez nahm beute die vor einigen Tagen abgebrochene Berathung der Novelle zum Stempelftieuergeseß wieder auf und trat in die zweite Lesung der Vorlage ein. Im Tarif wird unter Nr. 1a für inländische Aktien und Aktien-Antheilscheine der Steuerfaß von 19/5 fest- geseßt. Der Abg. Graf von Dönhoff (dkons.) beantragt , hinter „Antheilsheine“ einzushalten: „und Antheilsheine von Gesell- schaften mit beschränkter Haftung“. Gegen diesen Antrag erklären h die Abgg. Gamp und von Koscielski, sowie der bayerische Ministerial - Rath Freiherr von Stengel und der Staatsfefretär Dr. Graf von Pofadowsky, welcher mitiheilt, daß ein ähnliher Antrag im Bundeérath gestellt worden war, dort aber keine Annabme gefunden habe. Da der Antragsteller nach diefer Erklärung feinen Antrag für aussihtslos bâlt, zieht er ihn zurück. Nr. 1a wird darauf ange- nommen. Tarif - Nr. 1b besteuert ausländische Aktien und Afktien-Antheilsheine, wenn fie im Inlande ausgçe- bândigt, veräußert, vervfändet oder wenn daselbst andere Geschäfte unter Lebenden damit gemacht oder Zahlungen darauf geleistet werden unter der gleihen Vorausfeßung auch JInterims- scheine über Einzahlungen auf diese Werthpapiere, mit einem Satze von 14%. Der Abgeordnete Gamp (Rp.) beantragt die Worte hinter „Aktien - Antheilsheine“ zu ftreihen unt dafür Folgendes zu seßen: „sowie Interimsscheine über Ginzahlunger auf solhe Werthpapiere, und zwar: 1) wenn derartige vom Auslande in das Inland gelangende Werthpvapiere im Inlande in Besitz ge- nommen werden, oder 2) wenn derartige Werthpapiere im Inlande ausgehändigt, veräußert, verpfändet oder. zum Gegenstande eines anderen Geschäfts unter Lebenden gemacht oder Zab- lungen darauf geleistet werden .…. . Der Besißnahme im Jn- lande steht es gleich, wenn die Werthpapiere feitens des in- ländishen Besißers in das Inland eingebracht werden." Der Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky ist mit der Tendenz des Antrages Gamp einverstanden, würde aber der nachfolgenden Faffung den Vorzug geben: „Der Aushändigung ausländischer Werthpapiere im Inlande wird es gleicherahtet, wenn folhe Werthpapiere, welche eine im Inlande wohnhafte Person oder Firma durch ein von ihr im Auslande abgeschlofsenes Geschäft angeschafft bat, ihr aus dem Auslande übersandt oder von ihr oder einem Vertreter aus dem Auslande abgeholt werden“. Abg. Gamp isst bereit, diefe Fafsung zu acceptieren, wenn die gesperrt gedrvuckten Worte gestrichen worden. Der Geheime Finanz- Rath und Mitglied des Keichöbank-Direktoriums Müller ift für die vom Reichs-Schatzsekretär empfohlene Fassung, durch welche alle Differenzen beseitigt würden, während der Antrag Gamp viele Unklarheiten enthalte und Differenzen hervorrufen würde. Von mehreren Seiten wird die Einseßung einer Subkommission empfohlen zur Berathung der vom Staatssekretär Dr. Grafen von Pofadowsky empfohlenen Fassung des Antrags Gamp. Demgemäß wird {ließlich eine aus den Abgg. Gamp, Dr. Rintelen, Gescher und Freiberrn Heyl zuHerrnsheim bestehende Subkommission gewählt.

Die Wahblprüfungskommission des Reichstags be- antragt, den Beschluß über die Gültigkeit der Wahl des Abg. Grafen von Bismarck-Schönhausen im Wahlkreise 3., Magdeburg, bis zum Eingang weiterer Ermittelungen auszuseßen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Erften und Zweiten Beilage.)

Konzerte. Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder-

Smetra. Polonaise von Stör. „Unser ng“, Walzer (neu) von Loepke. Potpourri aus „Der alte Deffauer“ von Findeisfen. „Capriccio®“ fi Violine von Bohm (Herr Carnier). „Aus dx Jugendzeit“ für Piston von Nadeke (Herr Werner).

Sing-Akademie. Dienstag, Abends 8 Ubr:

Holländer“ von Wagner. 4) Ouverture „Tann- | Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- | Martha Remmert-Konzert unter gef. Mitw. der

häuser“ von Wagner. 5) Vorspiel „Lohengrin“ von burg. Dienstag: Zum 61. Male. i G : ; = : E s gatte. (Le premier mari de France.) Konzertmeifters Herrn Carl Prill (Viokine) und dez

berg* von Wagner. Sämmtliche Sißpläßze find Schwank in 3 Akten von Albin

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Mi folg : » tals D r S t . d E S R ittwoch u. folgende Tage: Vietelve Borstelung. Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson. Deutîich | gef. Mitwirkung des Pianiften Herrn Kurt Müller.

Der Mufster- | Konzertsängerin Fräulein Elisabeth Gerash, de

Cel[lo-Virtuosen Herrn Julius Klengel.

Saal Bechstein. Dienstag, Abends 74 Uhr:

Birkus Renz (Karlstraße). Dienstag, Abendz 74 Uhr: Nur noch einige Male: Ein Künstlerfe|. Außerdem: Galamusterung sämmtliher Neuerwer-

Hengst, vorgef. v. Dir. Fr. Renz; das Schulpferd A _Waso0| geritten von Herrn R. Renz; das Schulpferd fünstlerinnen Geshw. Hoffmann; Frl. Agnes als Jongleurin zu Pferde; Mm. Ella in ihren Dauer- sprüngen durch 40 Ballons 2.

Mittwoch: Ein Künstlerfeft.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Irma Hollaender mit Hrn. Amté- richter Kurt Alter (Leobf{chüt). i: ;

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieut. Rudol! Rusche (Namslau). Eine Tochter: Hrn. Professor Süß (Strehlen).

Dienstag:

(Berlin). Hr. Oberst-Lieut. a. D. Richard

Koch (Breslau). Hr. Frhr. Nicolaus von Zed- lig und Neukirh aus dem Hause Kausfung (Nieder itterguts-

izer Auguste Guenther, geb. Schiffer (Berg- Die Bala, Fle), Hr. Friedri von Seidli (Habendor!,:

E S L I 4 _— Hrn. Frhrn. Hugo von Nichthofen Sohn Erich Noth. In Scene geseut von Adolph ‘Frnst. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

(Leipzig).

Ta.

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor.

s Teri: - Bentral-Theater. Alte R Verlag der Expedition (Scholz). ; l 3 Akten von E. Blum und R. Toché. | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag#-

Wallner-Theater. Dienstag: Der ungläu- Stecas Zum 52. Male. Berlin 1893. Nevue in 2 Abtheilungen von L. Leipziger. Anfang

77 Ubr. Î 5 Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32. Sieben Beilagen u (einshlie5li Börsen-Beilage), (241i

zum Deutschen Reichs-Anzeige

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Deutscher Reichstag. 46. Sißung vom Sonnabend, 10. Februar, 1 Uhr.

Die Berathung des Spezial - Etats der Post- und Telegraphenverwaltung wird fortgeseßt, und zwar bei den Ausgaben des Neis -Bosiumts Titel 2: Unter - Staats- sekretär 20000 #, zwei Direktoren je 15000 # Die Budgetkommission beantragt, wie bisher nur die Gehälter für drei Direktoren à 15 000 M zu bewilligen.

Ueber den Beginn der Berathung is bereits in der Nummer vom Sonnabend berichtet worden; die in derselben Nummer schon kurz erwähnte Rede des Staatssekretärs Dr. von Stephan zur Beantwortung der Ausführungen der Abg. von Kardorff, Gröber und Dr. Schoenlanf hat folgenden Wortlaut :

Meine Herren! Ich sage zunächst dem Herrn Abg. von Kardorff namens der Verwaltung Dank für seine Ausführungen von vorhin. Ich weiß recht gut, daß das, was er gesagt hat, niht meiner Perfon gilt, sondern der Stellung des General - Postmeisters überhaupt als eines der Chefs der großen Verwaltung im Deutschen Reich, und ih weiß au, daß das, was i vielleiht durch die Gunst der Umstände habe leiften können, nicht meiner Person zuzuschreiben ist. Der Welt- vostverein, den er die Güte gehabt hat, zu erwähnen, und den ich allerdings begründet habe, wäre niht zu stande gekommen ohne den großen Hintergrund des Deutschen Reichs. Dur solche Reden, wie sie gestern hier geführt worden find, und wie wir heute im besten Zuge waren, sie wieder zu vernehmen wird das Ansehen des deutshen Postwesens allerdings nach außen hin wesentlich ges{hwächt. Wir werden den Einfluß auf die auswärtigen Postverwaltungen verlieren, wenn hier von Tag zu Tag bei jeder Berathung des Post-Etats in die Welt hinaus verkündet wird: Der General-Postmeister taugt garnihts mehr, er ist völlig veraltet, er gehört unter die Petrefalten was mir übrigens gar- niht so unangenehm wäre, denn um fo länger konserviert man si. Wenn das also täglih in die Welt hinausgerufen wird, obwohl in der Reichs- Postverwaltung niemals fo viele Reformen wie jeßt gemacht sind, so [chwäht man natürlich unfer Ansehen. Ich kann Ihnen als Bei- spiel erzählen, was im vorigen Jahre auf der Ausftellung in Chicago der Superintendent des Post-Office daselbst zu einem unserer Kommifsare gesagt hat: Am meisten beshweren sich hier die Deutschen über unsere amerikanischen Post- und Telegrapbenzuftände, das liegt aber daran, daß sie es in ihrem Vaterland so gut haben. So urtheilt man da drüben, und das sind doch Stimmen, auf die man auch Werth legen muß.

Die Maßregeln, die von der württembergischen Poft jeßt ergriffen sind, werden uns sowohl in der Prefse als auch bier als Spiegel vor- gehalten; in Wißblättern ist sogar gesagt worden: die Schwaben fommen jeßt {hon dem deutshen Reichspostwagen voran. Was hat si nun gestern bei der Verhandlung ergeben? Sie haben aus dem Munde des verehrten Herrn Abgeordneten, der die Dinge im württembergishen Bruderland ganz genau kennt, gehört, daß diese ganze Maßregel sehr zweifelhafter Natur und durhaus nicht nah- ahmenswerth ist. Künftig, ehe Sie solhe Bemerkungen machen und uns einen Spiegel vorhalten wollen, sehen Sie sich also - die Sade etwas genauer an! (Sehr richtig! rechts.) Der Herr Abg. von Kardorff hat zwar den Leistungen der Verwal- tung große Anerkennung zu theil werden laffen, aber er hat si gegen die Bewilligung dieser Position ausgesprohen, und das hat mi persönli sehr geshmerzt. Denn ih muß Ihnen fagen, ih lege in diesem Fall mehr Werth auf gute Bezahlung, als auf gute Behandlung (Heiterkeit) und wenn auch noch so viele chône Reden gehalten werden. Ich denke an den alten Thoas, der der Iphigenie lagte:

Man spricht vergebens viel, um zu versagen, Der Andre bört aus allem nur das Nein. Ich weiß aber auh aus meiner langen parlamentarisch en Erfahrung, daß, wenn man einmal einem parti pris gegenübersteht, d. h. alfo, wenn in den Fraktionen Entsheidungen, Abstimmungen vorher feft- gelegt worden sind, man mit Menschen- und Engelszungen reden könnte ; es ift vergeblih, man seßt im Plenum doc nihts durch. Sie erinnern si an die Worte des Robert Peel : in seiner dreißigjährigen parlamentarischen Erfahrung wäre es ihm nur ein- oder zweimal vorgekommen, daß ein Redner, ein Abgeordneter oder ein Mitglied der Regierung durch eine Parlamentsrede umgestimmt wäre, wenn er si: vorher hon seine Meinung gebildet hatte. Wenn das \{on bei Einzelregierungen der Fall ift, um wieviel mehr bei Kollektivregierungen, wie fie Ihre Frafk- tionen leider immer avant la bataille bißdcn.- In den Fraktionen ift kein Regierungsvertreter anwesend, der die verehrten Herren auf- flären fann (Heiterkeit links), die do mitunter auch dem Irrthum ¿ugânglich sind. Das will ich Ihnen gleich an einem einzelnen Bei- spiel erläutern. Der geehrte Herr Abg. Gröber, der vorhin gesprochen, der also in der Fraktion natürlich seine Meinung sich nicht bloß gebildet, fondern sie bei der Stellung, die er dort einnimmt und bei dem großen Einfluß, den er ausübt, auch verfohten hat, hat seine Deduktionen hauptsählich auf einen Punkt gerichtet, der total falsch ist. Er sagt: es handelt sich nur um eine Gebalts-, eine Titel- oder eine Stellenerböhung, die hier ausgebracht werden foll. Dazu seien 2000 Æ zu fostbar, namentli bei der finanziellen Bedrängniß, in der wir uns befänden. Damit ftimme ih vollkommen überein; aber die Sache liegt gerade entgegengeseßzt. Es handelt sch um eine neue Organisation. Sie haben ausdrücklich ausgesprohen, wenn es fih um eine neue Organisation handeln würde, dann läge die Sache ganz anders. Und dieser konditionale, bypothetishe Saß mit „wenn“ trifft im vollsten Maße zu. Die Sache ift die: jeßt besteht das NReichs-Postamt aus drei Abtheilungen, unter welche die verschiedenen Materien vertheilt werden. Jch werde nachher ein kleines Bild ent- werfen, von welchem Umfang und von welcher Bedeutung diese Materien sind. Darüber teht allein der Staatssekretär als die zusammenfafsende Instanz, an den alles Wichtigere aus den drei Abtheilungen kommt, dem alles Wichtigere beim Eingang vor-

Erste Beilage

l Beriin, Montag, den 12. Februar

gelegt wird, um dann wieder zu ihm zurückzuströmen. Nun fehlt aber eine zweite Inftanz, die sich neben dem Staatssekretär diese Arbeiten auch ansieht, um jederzeit über alles unterrihtet zu sein für den Fall, daß der Staatssekretär krank ift oder fih auf Reisen oder auf Urlaub befindet u. f. w. Ich habe in meinem ganzen Dienstleben niemals,

was man fo nennt, einen Erbolungsurlaub gehabt. Jeßt muß ih

leider Gottes seit einigen Jahren nah Karlsbad gehen, was auf die Lasten der Verwaltung, die auf meinen Schultern ruhen, zurück- zuführen ist. Da feblt nun, daß, wie es in allen anderen Ministerien von der Bedeutung der Postverwaltung der Fall ist, dem Staatssekretär ein Unter-Staatssekretär zur Seite steht, der von allen Sachen zuerst Einficht ¿zu nehmen, fie von dem Gesichtspunkt der Gesammtverwaltung aus durchzusehen, durchzukorrigieren und für den Staatssekretär vorzubereiten hat. Erstens wird dadurch eine weniger einseitige Behandlung der Geschäfte hervorgerufen, wie es Ihnen Allen doch erwünscht sein muß, und zweitens kommt die nothwendige und äußerst dringende Erleichterung dabei zu stande, die ih seit langen Jahren anfstrebe und die ich kenne die Verhältnisse der Verwaltung; an deren Spiße ih seit 25 Jahren stehe, genau sich immer mebr als ein dringendes Be- dürfniß berausftellt. Jch bitte, diesen Punkt zu beachten: es handelt h um eine neue, und zwar um eine ganz entscheidende Organisation.

Es ift in der Kommission, als ih den Herren ein Bild von der großen Bedeutung der Verwaltung, der größten Betriebsverwaltung, nicht bloß Europas fondern der ganzen Welt, entwarf, wiederholt, und zwar, glaube ich, auch von sozialdemokratisber und von frei- sinniger Seite gesagt worden: wenn Sie einen neuen Direktor ver- langt hätten, so würden wir niht abgeneigt gewesen sein, den zu be- willigen, auch in der vollen Erkenntniß der Thatsache, daß der neue Direktor 15000 M fkosten würde, während die hier vorgeshlagene Organisation nur 5000 # erfordert. Und das, meine Herren, ist der Punkt, der mich von dem Herrn Abg. Gröber trennt: der vierte Direktor würde mir nur Schaden gebracht haben; es wäre eine weitere Zersplitterung der Geschäfte gewesen. Schon jeßt ist es bei drei Abtheilungen, deren jede aht bis neun Referenten hat, für den Staatssekretär außerordentlih schwierig, die Uebersicht über die Abtheilungen zu behalten, da viele Sachen einen doppelten Charakter haben, in zwei Abtheilungen, öfters sogar “in alle drei Üübergreifen und also in vershiedenen Abtheilungen behandelt werden müfsen, bis fie \chließlich zur Zentralstelle kommen. Wenn Sie einen vierten Direktor anstellen, vermehren Sie die Schwierigkeit und die Kosten: der Direktor kostet 15000 Æ, der Unter-Staats- sekretär 5000 4 Es wäre entschieden ein Schritt nah rückwärts ; denn es würde dadurch eine weitere Zersplitterung der Geschäfte berbei- geführt, während ih eine {ärfere Zusammenfafsung dur die Assistenz des Unter-Staatssekretärs erzielen will. Nicht das zentrifugale Element sondern die Zentripetalfraft wollen wir verstärken in der obersten In- ftanz. Ihr Vorschlag geht viel zu sehr in die Analyfis hinein, ift zu induftiv; ich will die Synthesis, das Deduktive; das if es, was uns fehlt.

Nun bedenken Sie noch: der Staatssekretär kann wechseln, das fann jeden Augenblick eintreten, erstens, wenn er das Vertrauen des Monarchen verliert, zweitens aus Gesundheitsrücksichten, drittens er stimmt in feinen politishen Ansichten mit dem Reichskanzler nicht überein, oder es fommt bier zu Differenzen mit den verehrten Herren, oder er folgt, was mir allerdings niht sehr wahrscheinlich ift, dem woblgemeinten Rath verschiedener Parteiblätter, die ibm alle Tage die Annehmlichkeiten der landwirthshaftliden Beschäftigung des Cincinnatus empfehlen (Heiterkeit) und in lebbaften Farben schildern, ih würde jeden Augenblick meinen Rückzug gern nehmen, auf meine Person kommt es niht an, ich würde mih vekuniär auch viel beffer stehen, das will ih nebenbei sagen. Wenn also plögzlih ein folhes Vakuum eintritt, so muß jemand da sein, der diese Riesenverwaltung übersieht und geshult is. Mein Nachfolger kann vielleicht eine politishe Persönlichkeit sein, einer aus der Mitte der verehrten Herren. Aber gerade darum muß er einen Unter-Staatssekretär haben, der ihn informiert und der genau von allem Bescheid weiß) es ist das ein Stück Konservatismus, es ift eine der wichtigsten Po- sitionen der ganzen Verwaltung.

Das sind die organischen Ursachen gewesen, meine Herren, aus denen man in allen Ministerien von der Bedeutung der Postverwaltung seit langen langen Jahren einen Unter-Staatssekretär angestellt hat. Ich will nur noch sagen, daß bei der Postverwaltung in Eng- land, die fich mit der deutshen einigermaßen messen kann, ein Unter- Staatssekretär angestellt ift mit 40000 A = 2000 Pfd. Sterl.

. Gehalt.

Nun komme ih auf das, was ich vorbin sagen wollte, um auh materiell die Gründe für diese Forderung anzuführen.

Ich wiederhole, bei dem parti pris der einzelnen Fraktionen ift es ja so ziemlich eine Sifsyphusarbeit, die ih hier unternehme; doch glaube ih, daß sie das nit für immer sein wird; eine Wahrheit, meine Herren, geht nimmer verloren; die briht sich Bahn troß aller Widerstände, zu allen Zeiten und bei allen Gelegenheiten, und darauf rene und baue ich.

Meine Herren, zu der preußischen Postverwaltung, die den Kern der Reihs-Postverwaltung bildet, trat im Jahre 1866 das anze

Thurn- und Taris*’sche Postwesen. Dadurch erfuhr die an ih große -

Verwaltung eine ganz erhebliche Erweiterung. Wenige Vêèonate nachber fam der Norddeuts{he Bund, es trat das ganze Postwesen von Sachsen, Braunshweig, Mecklenburg, Oldenburg, Hessen nördli des Mains hinzu. Das Jahr 1871 brachte uns mit dem Deutschen Reih Süd- befsen, Baden und Elsaß-Lothringen. Dazu traten dann noch Bayern und Württemberg, soweit diese Staaten \sih nicht Reservatrehte vor- bebalten hatten, und es mußte nun das große Postgebiet organisiert werden; die Verhältnifse lagen ganz verschieden, die Beamtenverhält- nisse, die Lokalverbältnisse, die Betriebsverhältnifsse. Sie werden {ih vorstellen können, was das für eine Arbeit war!

Das Jahr 1875 führte zur Vershmelzung der Telegraphie mit der Post: es wurde dem Postressort durch Kabinetsordre die gesammte Telegraphenverwaltung übertragen, die bisher ihren eigenen Chef

r und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1894.

gehabt hatte. Meine Herren, ih bin feft. überzeugt, wenn ih damals einen Unter-Staatssekretär gewünscht hätte, um die Telegraphen- Verwaltung mit ihren Tausenden von Köpfen und Lokalen zu über- nehmen: niemand von Ihnen wärde opponiert haben. e

Nun fam 1877 die Reichsdruckterei dazu, auch ohne weiteres dur Allerhöchste Ordre. Auch das war wieder cin bedeutender Zuwachs, von dessen Umfang mehrere von Ihnen die Güte gehabt baben, \ih zu überzeugen. Es sind 1500 Arbeiter, eine größere Anzahl Techniker, Künstler, höhere Beamte, Kafsenbeamte dort beschäftigt; und die Arbeit, die uns die NReichsdruckerei verursaht, macht sh in unserem Zeitalter der großen Erfindungen und Entdeckungen namentli auf dem Gebiete der Heliogravüre, der Galvanoplaftik, der Gravierkunft u. \. w. täglih im Reichs-Postamt fühlbar. Alle diese theilweise sehr s{wierigen Sachen find durzustudieren, man muß sich au mit allen neuen Erfindungen furrent kalten, die technischen Zeitschriften lesen u. f. w. * Nun dahte man, es wäre endli ein ge- wifffser Halt herangekommen, aber drei Jahre später kam das Fern- sprechwesen, das seitdem ganz ungeheuer gewasen ift. Ich habe TFhnen schon wiederholt vorgeführt, wie sich dasfelbe durch ganz Deutschland spinnt, welche kolofsalen Fortschritte da gemacht werden, mit welcher fieberhaften Schnelligkeit die ganze Entiwicklung vor ih geht. Berlin fing mit 77 Fernsprech{stellen an und hat heute deren 22 000. Das Fernsprechwesen geht durch ganz Deutschland und fängt {hon an, fich international zu entwickeln; denn wir müssen {on jeßt über die Grenzen hinübergehen und mit den fremden Handelspläßen Sprehverbindungen anknüpfen. Es ist das, wie gesagt, ein ganzes Verwaltungsbureau für sich geworden mit einem eigenen Chef, mit eigenem geshäftlihen Betrieb, mit eigenen Beamten und- mit einem eigenen Organiêmus. Weiter kam im Jahre 1888 durch einen einfachen Federstrih in einem Gesetz, wobei ih garnicht gefragt worden bin, die ganze Arbeit hinzu, die der Post aus der sozialpolitishen Geseßgebung durch die Aus- zahlungen für Rehnung der Berufsgenossenschaften u. |. w. ent- steht, eine ganz tolofsale Arbeit, die uns auch noch nöthigen wird, in verschiedenen Orten große Lokalerweiterungen vorzunehmen. Endlich, um diese Reihe was man im Darwinismus die organische Ent- wickelung nennt zu s{ließen, kamen die Kolonien hinzu, die uns eine ganz erbeblihe Arbeit verursachen. Wir haben in Oft-Afrika, in West-Afrika, in Neu-Guinea, in Apia ein sehr großes und namentlichein sehr unruhiges Gebiet, wo sich fortwährend Zwischenfälle ereignen. Wir baben dort Telegraphenlinien gebaut und haben dabei die größten Schwierigkeiten zu überwinden gehabt, zum theil im Urwald, zum {heil mit den Eingeborenen und zum theil auch mit den wilden Thieren, die die Telegraphenleitung zerstören und beschädigen. Das verursacht bei der Zentralstelle große Arbeit. Neulih bei der An- gelegenheit mit Kamerun mußte ich Nächte lang aufbleiben, um die Telegramme in Empfang zu nehmen.

Endlich ift als ganz erbebliher Zuwachs das Postdampfschiff- wesen, dessen Urbeber ih bin, anzuführen. Ich habe im Jahre 1882 zuerst dem Fürsten Bismarck den Plan dazu nah Kissingen geschickt, eine große Denkschrift, die er drei Tage fstudierte und mit nur zwei Buchstaben unterschrieb, nämli mit einem „Ja“. Daraufhin wurde die große Kampagne ins Werk geseßt, von der fich gezeigt hat, wie segensreich sie für den Handel und Verkehr mit Asien und Australien gewirkt hat. Lesen Sie einmal in der „National-Zeitung“ nach, was darin über die Ergebnisse und Erträgnisse der Reihs-Postdampferlinien während des leßten Jahres gesagt ist; Sie können sich dann davon überzeugen. Die Einrichtung der großen Linien verursahte eine koloffale Arbeit: Verhandlungen mit dem Lloyd, mit der Hamburgischen Padtetfahrtgesellshast, mit all’ den ausländishen Verwaltungen und Behörden. Die Fahbrplanregulierung vor allen Dingen veranlaßt eine fortlaufende Korrespondenz. Das ift das letzte ge- wesen bis jeßt. Was morgen kommen wird, weiß ih nicht. Auf diesen Gebieten nehmen die Erfindungen und Entdeckungen ja kein Ende. Ich kann fagen, daß niht ein Tag vergeht, wo ih niht von einem Erfinder auf dem Gebiete der Telegraphie oder des Telephonwesens mit einer neuen Entdeckung angegangen werde; das muß alles versuchßt werden. Nun nehmen Sie dazu, daß die Post längst aufgehört hat, bloß eine heimische Transportanstalt zu sein; sie hat vielmehr große internationale, interozeanishe Beziehungen. Dadurch unterscheidet sie sich von den Eisenbahnen; fie hat einen ungeheueren Aufschwung genommen und ift ein großes Kulturinstitut geworden. Wir sind aus der Einzelwirthschaft zur Staatswirthschaft gekommen, und jeßt gehen wir der Weltwirth- schaft entgegen. Das ift ganz unzweifelhaft. Der gesammte Weltverkehr bildet einen Organismus und was auf dem einen Theil geschieht, ich will sagen, in dem fernen Argentinien, das wird hier im andern Theil tief empfunden. Dieser “inter- nationale Charakter legt der Post- und Telkäraphenverwaltung neue große Lasten auf. Es vergehen keine 3 oder 4 Tage, an denen ih nit 10 bis 12 Schreiben in den verschiedensten Sprachen erhalte ; so groß ift der internationale Verkehr bei uns. Alles das konzentriert sih scließlich beim Staatssekretär. s

Die Post ist auch ein vollständiges großes Bankinstitut geworden, seitdem wir die Postnahnahmen, die Postanweisungen und die Post- aufträge eingeführt haben. Meine Herren, es ftellt das einen Umsatz von jahrlich 6 000 000 000 Æ dar (hôrt! hört! linfs), und zwar be- steht dieser Verkehr \chon fast mit allen Ländern der Welt. Ih habe z. B. heute Morgen, ehe ich die Ehre hatte, hier im Reichstag zu erscheinen, einen Vertrag mit Neu- Süd-Wales über einen direkten Postanweisungsdienst unterzeichnet. Man darf niht untershäßen, wie der Verkehr mit s\elbs #o ent- legenen Ländern \sih entwickelt, sobald die Anstalten getroffen sind, aber auch, welche langwierigen Verhandlungen dem vorausgehen müfsen.

Nun möchte ih Ihnen nur einige wenige Zahlen angeben. Jch bin im allgemeinen kein Freund von ftatistishen Zahlen und sage mit dem alten arabishen Sprihwort: ein Korn Geist ift besser als zwanzig Scheffel von Zahlen. Es haben die Sendungen von- 1880 bis 1892

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