1894 / 60 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Mar 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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Theater und Musik. Neues Theater.

Von einem bisher als LEECGr User Les Verfasser end unter „Studie“ ein Einakter, , Das Recht der Frau“ Oen und von den Zuschauern mit Interesse aufgenommen. Das Zer ] quter, fließender A Plauderei über die Frauenfrage, ohne dabei im wesentlihen neue Ge- Eine junge Frau, Anna Bohrmann, is dur l g mit dem Schriftsteller Karl geistert worden für die Idee, daß es das Necht der Frau sei, an ibres Ehemanns thätigen Antheil zu nehmen und i: Freuden und Vergnügungen im geselligen Leben auh seine Sorge und Befriedigung im Erwerbsleben zu theilen. Nach einer kurzen Unterredung mit ihrem Gatten, der ihr auseinander- seßt, daß das Leben der Frau unter normalen Verhältnissen sich im Hause abspielen, daß sie dur ihre liebevolle Sorgfalt dem Mann seine im Lebensberuf außer dem Haufe entstandene Sorge erleihtern müsse, finkt sie ihm in die Arme und erklärt sih damit besiegt durch die über- zeugenden Gründe ihres Ehemanns. Das anspruhslose Stück wurde treff- lich dargestellt. Die junge, nah Selbständigkeit ringende Frau paßt fo ret für die eigenartige Begabung des Fräuleins Wagen und wurde darum ebenso tadellos gegeben, wie der feine männliche Ueberlegenheit in freundlister Unterredung, aber mit darum nit geringerer Sicherheit zur Geltung bringende Gatte durch Herrn Rittner. waren an der Plauderei noch mit gutem Erfolg betheiligt die Damen

CGduard Krämer wurde gestern

leine Werk enthält in

danken zu bringen. eine Unterhaltung mit

dem Erwerbe so wie seine

Pagay und Lou Brion, die Herren E und Bee anwesende Verfasser wurde dur den leb

Konzerte.

Im Königlichen Opernhause fand gestern der neunte Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle unter Leitung des Königlichen Kapellmeisters Herrn Felix Weingartner statt. i von Beethoven eröffnete den Abend ; ihr folgten Shumann's B-dur-Symphonie, die beliebteste des Meisters, und die Ouvertüre zu der Oper „Die verkaufte Braut“ von Smetana, welche auf Wunsch wiederholt wurde. Den Beschluß des Abends machte die selten gehörte Symphonie von Goldmark

Die Ouvertüre „Die Weihe des Hauses“

ozeit“, die von der Kapelle früher nur einmal, Leitung Wilhelm Taubert's ausgeführt wurde. Reihe von fünf wechselnden, die in origineller und sinnreiher Weise

Trauerfeier zum Gedächtniß Dr.

die Direktion der Philharmonie und Direktion Hermann Wolff.

nationales Andenken erworben habe.

ihnen einen Weltruf vershafft.

Wetterbericht vom 10. März, r Morgens.

im. a Celfius

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Milli

5 C, = 42N.

1 Lemperatur

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Belmullet . SW 4wwolkig Aberdeen 2 |SSW 2hbeiter Christiansund SO 4|bededckt Kopenhagen . [SW 3|Negen 1) Stockholm . [DSO 6b\bedeckt G varanda i {till wolkenlos t. Petersbg. NO d Schnee

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1) Dunst. 2?) Nachts Regen, 3) Gestern und Nachts Regen.

Vebersiht der Witterung.

Die Wetterlage hat sich im allgemeinen wenig verändert. Die Witterung von West - Europa \teht unter dem Einfluß einer umfangreichen Depression, deren Kern nördliÞ von Schottland liegt; am höchsten ist der Luftdruck über Nordost-Europa. Bei meist s{wacher, südlicher bis westliher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland mild, trüber und regnerisch; allenthalben is Regen gefallen, am meisten, 13 mm, auf Sylt und Helgoland; die Et liegt 2 bis 5 Grad über dem Mittel- werth ; die Frostgrenze verläuft von Stockholm süd- ostwärts nah Kiew, während an der Westküste von Frankreich die Temperatur 10 Grad über Null liegt.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. . 62. Vorstellung. Die Medici. Historische Poiang in 4 Akten, Dichtung und Musik von

. Leoncavallo. Uebersezung von Emil Taubert.

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Horizont Dunst.

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„Schidfalslied" von Brahms für Chor und Orchester pr ivándelt droben im Licht“ (nah Hölderlin's Dichtung). Alle Ansführenden schienen von begeisterter Hingebung für den verehrten Meister erfüllt. Chor und Orchester waren hinter einem Wald von blühenden Topf- gewächsen aufgestellt und für die Zuhörer nicht sichtbar. Vor dem

derselben Künstlerin in der Titelrolle, zu ermäßigten i t *lthehen von Heilbronn.“ * ermäßigten Preisen Âleist'z

Im Lessing-Theater wird sich in der neuen Woche de; Spielplan auss{hließlich aus Wiederholungen von Victorien Sardou's

i 1 lebhaften Beifall mehrere Male veranlaßt, sfih zum Dank auf der Bühne zu zeigen.

l Sie enthält eine tets interessant belebten Tonbildern, 1 1 durchgeführt sind. Kompositionen wurden von der Königlichen Kapelle unter ihrer an- erkannt ausgezeihneten Leitung vortrefflich zur 2 usführung gebracht. Gestern Mittag wurde im Saale der Philharmonie eine f i Hans von Bülow s begangen. Veranstaltet hatten diese würdige Feter der von Herrn Ochs geleitete Philharmonishe Chor, das Philharmonishe Orchester,

: Nach einem Choralvorspiel für Orgel von Seb. Bach stimmte der Chor den „Elegischen Gesang“ von Beethoven an: „So, wie du lebtest, hast du vollendet“. Hierauf folgte eine von Dr. Welti verfaßte Gedächtnißrede, welhe Herr Fos ef Kainz vortrug, und die des Dahingeschiedenen Verdienste um die Tonkunst, die Verbreitung und geistvolle Interpretation der Meister- werke eines Bach und Beethoven sowie der neueren Kompositionen von Wagner, Liszt, Brahms und anderen hervorhob, und betonte, daß er sich durch seine Thätigkeit als ausgezeichneter Dirigent ein

! And | Mit Vorliebe habe er die in der hiesigen Philharmonie veranstalteten Musikaufführungen geleitet und Den Schluß der Feier bildete das

der Bezeichnung | mit \{chwarzem Flor umfkleideten Podium erhob sich die Büste Hans Im von Bülow's. Der Eindruck der Feier war ein nahhaltiger und

zum ersten Male

4 tef ergrei ; e eine anziehende Nef ergreisennèr

Wilde be-

op. 18, eröffnete.

tehnishe Sicherheit,

erwarb si der Konzertge

Außerdem

Aderer. Der im

Hiedler, Et gunde: Fräulein Y meister Sucher dirigiert.

„Die ländliche

und zwar unter Lustspiel

aktige „Verbotene

Alle | Lichter, Herren Matkowsky,

und Sonnabend.

die Konzert-

Ludwig Barnay die Titelrolle,

Tanz von Emil Graeb. Ober-Regisseur Tetlaff. Sucher. Anfang 74 Uhr. Schauspielhaus. 69. Vorstellung. Verbotene Früchte. Lustspiel in 3 Aufzügen, nach einem Zwischenspiel des Cervantes, von Emil Gött. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Die Komödie der Jrrungen. Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Für die deutsche Bühne eingerihtet von Karl von Holtey. In Scene gefeßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang Uhr. Montag: Opernhaus. 63. Vorstellung. Auf Allerhöchsten Befehl. 5. Gesellschafts - Abend. Das Rheingold von Richard Wagner. Anfang

(5 Ú Le Schauspielhaus. 70. Vorstellung. Die Her- mannsschlaht. Ein Drama in 5 Aufzügen von Anfang 75 Uhr. Mara.

Heinrich von Kleist. : 64. Vorstellung. Text von

Dienstag : Opernhaus. Oper in 1 Akt von Ferdinand Hummel. Arel Delmar. Die Puppenfee. Pantomimisches Ballet -Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musik von J. Bayer. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncapallo, deuts bon Ludwig Hartmann. (Tonio: Herr Pröll, vom Hof-Theater in Stuttgart, als Gast.) Anfang 7x Uhr. Schauspielhaus. 71. Vorstellung. Was ihr wollt. Lustspiel in 4 Aufzügen von Shakespeare, nah Schlegel's Ueberseßzung. Anfang 74 Uhr. Opernhaus: Mittwoch: Falstaff. Donnerstag: Lohengrin, (Telramund: Herr Pröll, vom Hof- theater in Stuttgart, als Gast.) Freitag: Die Medici. (Lorenzo: Herr Pröll, vom Hoftheater in Stuttgart, als Gast.) Sonnabend: Falstaff. Sonntag: Tannhäuser. (Wolfram von Eschin- bah: Heur Pröll, vom Hoftheater in Stuttgart, als Gast.) Montag: Orpheus und Eurydice. Schauspielhaus. Mittwoch: Emilia Galotti. (Marinelli : Herr Friedrih Haase, als Gast). Don- nerstag: Sannele. Meister Andrea. Freitag: Ein Sommernachtstraum. Sonnabend: Neu einstudiert: Michel Perrin. Neu einstudiert: Der Narr des Glücks. (Michel Perrin und Theo- bald: Herr Friedrih Haase, als Gast.) Sonntag: Die Hermaunsschlacht. Montag: Narziß. (Narziß: Herr Friedrih Haase, als Gast.)

Devisches Theater. Senator. Anfang 7} Uhr. Montag: König Lear. Dienstag: Der Herr Senator.

In Scene geseßt vom Dirigent: Kapellmeister

Der Herr

a Sonntag :

Berliner Theater. Sonntag, Nachm. 24 Uhr: Aus eignem Recht.

Abends 73 Uhr: Kean. i

Montag: Narziß. Anfang 7# Uhr.

Dienstag: Dorf und Stadt,

Lessing-Theater. Sonntag u. folgende Tage: Madame Saus-Gêne.

Im Saal Bechstein gab® gestern Abend der Cellovirtuose Herr Demeter Dinico, Professor am Konservatorium in Bukarest, l 1 ein Konzert, welches er in Gemeinschaft mit der Pianistin Frau | Aufführung gelangt die Offenba)'sche Operette „Die s{chöne Helena“ Der Vorverkauf der Billets zu dieser Vorstellung findet bereits am

Agathe Fischer-Sobell dur E Donnerstag, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 2

öfter gehörten Sonate für Klavier Sein breiter, sowie feine famen darin trefflich zur Geltung. wenn man au mit den Tempo- bewegungen nit immer einverstanden sein konnte. Auch mit mehreren kleineren Stücken von Fee Valensin, Popper, Händel u. a.

er wohlverdienten Beifall; dem „Spinnlied“ von Popper fehlte jedoch das erforderliche duftige piano im Vortrag. Die Pianistin, welche ihren Klavierpart in der Sonate klar und icher ausführte, | rollen. erfreute noch durch die grazióse und interessante Ausfü )rung mehrerer Piècen von Chopin, Mendelssohn und Weber. theilhaft bekannte Altistin Fräulein Harriet M. Behnne erntete durch den wohlgelungenen Vortrag einiger Lieder von Bungert und R. £. Oerman ermunternden Beifall; jedoch wird sie für die Ausgleichung der Klangfarbe noch Sorge tragen müssen.

Zm Königlichen Opernhause werden morgen Leoncavallo's „Medici“ gegeben. Montag, am 5. (leßten) Gesellschaftsabend, geht Wagner's „Rheingold“ in nachstehender Beseßung in Scene: Wotan: Herr Bet, Donar: Herr Krokop, Froh: Herr Philipp, Loge: Herr Gudehus, Alberih: Herr Schmidt Mime: Herr Lieban, Fasoldt: Herr Stammer,Fafner : Herr Mödlinger, Fricka : Frau Sucher, Freia: Fräulein

Erda: Frau Götze, Woglinde: Fräulein Leisinger, Well- Rothaufer, Floßhilde: Frau Lammert. Kapell- Die Oper „Frauenlob“ von Reinhold Becker, Dichtung von Franz Koppel-Ellfeld, ist Königliche Opernhaus zur Aufführung angenommen worden.

Im Königlichen Schauspielhause werden morgen] das drei- Früchte“ i Keßl°»r, Herter), und Shakespeare?s „Komödie der Irrungen“ (Damen von Hochenburger, Lindner, Kahle, ichte! Purschian, Vollmer, Hartmann, Keßler, Oberländer, Link, Eichholz, Winter) Heinrich von Kleist's „Hermannsshlaht“ zur Aufführung. Das Deutsche Theater bringt Wiederholungen des Lustspiels „Der Herr Senator“ morgen, am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag Am Montag geht neu einstudiert mit theilweise neuer Beseßung „König Lear“ in Scene. Jüdin von Toledo“ zur Aufführung. Das Berliner Theat er bringt am Mittwoch in neuer Einftudie- rung und theilweise neuer Beseßung Shakespeare's „König Lear“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle und den Damen Pospischil und Sauer, den Herren Kraußneck und Stahl in den übrigen. Hauptrollen. Das Werk wird am Freitag (gelegentlih der 29. Abonnements-Vorstellung) wieder- holt. Der morgige Abend bringt eine Wiederholung von „Kean“, der Montag eine solche des E Sau Bes „Narziß“, in welchem i Marie Pospischil die Pompadour darstellt. Wichert’s Schauspiel „Aus eigenem Recht“ gelangt morgen Nachmittag,am Donnerstag und am Sonnabend zur Aufführung. das Schauspiel „Dorf und Stadt“ mit Auguste Prasch-Greven erg als Lorle in Scene, und der nächste Sonntag Nachmittag bringt, mit

Schramm, Plan, Herren Vollmer,

den Vortrag der hier bereits und Cello von Rubinstein, markiger Ton, feine unfehlbare fehr lebendige Vortragsweise

Kasse des

Krieg“ gegeben.

Auch die bereits vor-

mann und eine

foeben für das

R einer

(Damen Conrad, Lindner,

egeben. Am Montag gelangt

Freitag kommt „Die

Potsdamerftraße

Soirée mit der

Am Dienstag geht (Fortsezung

ewahrung alter Akten j Jahren 1818 bis 1820 entdeckt, aus welchem erfichtlih ist, daß der Mittenwalder Magistrat hon damals an den Berliner wegen Einlösung der alten Schuldverschreibungen herangetreten is, darauf aber cinen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Aktenstück aus dem Jahre 1823 gefunden, welhes ebenfalls die Ab- rift von Anträgen auf Einlösung derselben Schuldtitel, jedo keine Antwort des Berliner Magistrats enthält.

Lustspiel „Madame Sans-Gône“ zusammensetzen. Im Wallner-Theater findet morgen die leute Gastvor-

stellung des Lessing-Theaters statt, und zwar Et

in vollständig neuer Nollenbeseßzung Oscar Blumenthal's Lustspiel

„Das zweite Gesicht“ zur Darftellung. Am 18. d. M. beginnt das

Gastspiel des Friedrih-Wilhelmstädtischen Theaters.

angt, wie son gemeldet,

Zur

hr an der

allner-Theaters zu den bisherigen Preisen statt. Im Friedrich -Wilhelmstädtis einschließli nächften Freitag die Strauß’she Operette «Der lustige

en Theater wird bis

_Im Theater Unter den Linden bringt der morgige Nach- mittag zu halben Kaffenpreisen eine Wiederholung von Ferron'’3 „Sataniel“ mit Jenny Broch und Eduard Steinberger in den Haupt- Am Abend geht zum 43. Male - „Der Oberiteiger" in Scene.

Im Viktoria-Theater geht morgen Abend wie alltäglih das Ausstattungs\tück „Der Südstern* und Nachmittags 3 Uhr bej bedeutend ermäßigten Preisen (Parquet 1 4) die Nestroy’she Posse „Einen Jux will er sih machen“ zum ersten Mal in Scene.

Das Programm des zweiten Klavierabends, welchen Madame Marie Roger-Mielos aus Paris am Dienstag im Saal Bech- fein giebt, bringt von größeren Werken den „Karneval“ von Schu-

Phantasie von Godard; leßtgenanntes Werk it hier

noch nicht gespielt worden.

Mannigfaltiges. -

Auf Wunsch Seiner Majestät des Kaisers hat, wie die „N. A. Z.“ erfährt, der Magistrat von Mittenwalde diejenige Schuldurkunde aus dem \. Z. erwähnten historischen Funde, welch{e von dem Kurfürsten Joachim 11. ausgestellt worden ist, an das Bivil- kabinet Seiner Majestät gesandt. Rathhauses wurde kürzlih noch ein

Auf dem Boden des Mittenwalder neuer Fund gemacht. Ge Erweiterung der Repositorien, welche zur Auf- dienen, wurde ein Aktenstück aus den

Ferner wurde noch ein

Wor bem Deutschen Sprachverein Berlin wird an Dienstag, 13. März, Abends 84 Uhr, inr Wirthéhaufe zum Schultheiß,

13, Dr. Streit einen Vortrag über „Zween, zwo,

zwei und' Verwandtes“" halten. Gäste find willkommen.

Im Zirkus Nenz finden morgen wieder zwei Vorstellungen statt, und® zwar Nachmittags die zur Erhbeiterung der Kinderwelt be- stimmte Komikervorstellung und Abends eine große equestrishe Extra-

Jagdpantomime „Auf auf! zur fröhlichen Jagd !“

des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wallner-Theater. Sonntag: Das zweite

Geficht. E Friedrich - Wilhelmstädlishes Theater.

_ Chausseestraße 25.

Sonntag: Neu einstudiert: Der lustige Krieg. Operette in 3 Akten von F. Zell und M. Genée. Musik von J. Strauß. MRegie: Herr Epstein. 2 Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 74 Uhr.

Moutag: Der lustige Krieg. Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum 20. Male. Der Masken- ball (Veglione), Swank in drei Akten von Alexandre Bisson und Albert Caré. Deutsch von Benno Jacobson. Negie : Hermann Haak, Vorher: Vermischte Nuzeigen. Schwank in 1 Akt, nach dem Französischen des M. Dreyfuß, von Maximilian Bern. Anfang 75 Uhr.

Montag und folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Neues Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Nachmittags - Vorstellung zu er- mäßigten Preisen. A4 Bass@ Porto. Scenen aus dem neapolitanischen Volksleben in 3 Akten von Goffredo Cognetti. Deuts von Emil Dürer. In Scene gefeßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Jm Negligée. Anfang 3 Uhr. |

Abend - Borstellung. Zum 1. Male wiederholt. Marguerite Beruard (La Cemme). Schau- spiel in 4 Akten von Frederic Carmon. Deutsch von Paul Block. Anfang 7x Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Dienótag; A Bass0 Porto. Recht der Frau.

Vorher: Das

Viktoxia-Theater. Belle - Allianceftrafe 7/8. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr, ermäßigte Preise: Eineu Jux will erx sih machen. Posse mit Ge- sang in 8 Bildern.

Abends 75 Uhr: Der Südftern. Ausstattungs- \tück mit Gesang und großem Ballet.

Montag: Der Südftern.

Theater Unter den Linden. Sonntag,

Nachm. 3 Uhr: Sataniel. (Halbe Kassenpreise.) Abends 7s Uhr: Der Obersteiger.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag, 7x Uhr: Charley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Vorher: Die Vajazzi. Ae Posse mit Gesang in 1 Akt von Ed. Jacobfon und Benno Jacobson. Musik von Franz Noth. In Scene gese8! von Av. Ernst.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Bentral-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Sonntag: Zum 6. Male. Novität! Ein ge- suuder Junge. Posse mit Gesang in 3 Atten von Jean Kren. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7x Uhr.

Montag: Ein gesunder Junge.

Konzerte.

Konzert-Haus. Karl Meyder - Kouzert. Sonntag Anfang 6. Uhr, Montag Anfang 7 Uhr. Symphonie-Konzert unter gefälliger Mitwirkung der Opernsängerin Fräulein Wilh. Meyer. Symphonie Nr. 2 D-dur von Beethoven. Arie der Elisabeth aus „Tannhäuser“ von Wagner, gesungen von Frl. Meyer. Serenade D-mol1 von Volkmann, a. Se tu m'amassé von Denza. Þ. „Vöglein, wohin so \{hnell“- von Holzel, gesungen von Frl. Meyer.

Saal Bechstein. Sonntag, Abends 72 Uhr:

ITI. Lieder-Abend von Selma Niklaß - Kempner, M gef. Mitw. des. Violinvirtuosen Herrn Ludwig Bleuer.

BPirkus Renz (Karlstraße). Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachm. 4 Uhr (1 Kind unter 10 Jahren frei): Große Komiker-Vorftellung. Auftreten sämmtl. Clowns. Ferner: 6 Rappen und Karoussel vo1. A Pferden, vorgeführt von Herrn R. Renz; Jeu de a rose X.

Abends 72 Uhr: Auf auf zur fröhlichen Jagd. Außerdem: der ostpr. Hengst Blondel und Monístre-. Tableau von 60 Pferden, vorgeführt vom Dir. Fr. Renz; Konkurrenzshule, geritten von Frau Nenz- Stark und Frl. Oceana Renz; der urkomische Jmi- tator-Clown Mr. Ybbs; die Handakrobaten Gebr. Detroit 2c. :

Montag: Auf auf zur fröhlichen Jagd.

SCARE S C R RUR R M DRBG E E A O E R A O E S N Li E SIEE Q S B

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Valeria von Dillon mit Hrn. Prem.-Lieut. Konrad von Horn (Berlin——Groß- Lichterfelde).

Verehel iht: Hr. Regierungs - Rath Wilhelm Holzapfel mit Frl. Elsa Schmidt (Limburg a. d. Lahn).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrichter R. Weisser (Lissa). Eine Tochter: Hrn. Pfarrer F. Hofemann (Fredersdorf). Hru. Kgl. Amts- pächter Körner (Kostellitz O.-S.). :

Gestorben: Hr, Pastor emer. Eduard Weise (Wittenberg). Frl. Anna von Wartenberg (Charlottenburg). Hr. Major a. D. Constant von Ruville (Stendal). Hr. Pfarrer Augustin Berczik (Schönwald).

Redakteur: Dr. H. Klee, Direktor. Bier Tini it tirneattapiirr iat Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (einschließli} Börsen-Beilage).

Deutscher Reichstag. 67. Sißung vom Freitag, 9. März, 1 Uhr. Ueber den Beginn der Sißung ist bereits in der Nummer

n Freitag berichtet worden. Die gestern erwähnte Rede des aéniglich preußischen Ministers der öffentlihen Arbeiten Thielen bei der Berathung des Etats der Reichs- Eisenbahnen zur Bekämpfung des Antrags der Budget- fommission, die Einnahmen aus dem Personen- und Gepäck- verkehr um 500 000 M, aus dem Güterverkehr um 2500000 zu erhöhen, hat nachstehenden Wortlaut: Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen: 7 Meine Herren! Die Veranschlagung der Einnahmen und Aus- gaben für das Betriebsjahr 1894/95 ist genau nah denselben Grund- sägen erfolgt wie die der Vorjahre, insbesondere ift die Schäßung dieser Verkehrseinnahmen erfolgt auf Grundlage der für das Jahr 1892/93 rechnungsmäßig festgestellten Zahlen. Die Kommission des hohen Hauses hat geglaubt, diefe Grundsätze verlaffen zu müssen, und sd für die höhere Veranschlagung der Verkehrêcinnahmen aus dem Personen- und Güterverkehr auf die inzwischen bekannt gewördenen Einnahmen der ersten zehn Monate des laufenden Betriebs- jahres gestüßt. Meine Herren, diese Zahlen beruhen zum über- wiegenden Theile auf Schätzungen und sind nur zum geringen Theil quf feste rechnungsmäßige Grundlage aufgestellt. Es ift sehr natürlich, daß cin großer Theil der Verkehréeinnahmen infolge Abrechnung mit remden Bahnen erst monatelang, nachdem die Einnahme erfolgt ist, festgestellt werden kann. Ft dies im allgemeinen fon erflärlidh, so wird dies umsomehr bei einem Eisenbahnney wie das der Neichs- eisenbahnen, bei denen der direkte Verkehr eine so außerordentlich große Rolle spielt. S ; f

Meine Herren, nun i} richtig, daß die ersten zehn Monate des laufenden Jahres eine niht unbeträhtlihe Mehreinnahme E haben, Die zu Der 0, s ber Gal aufs oestelt werden mußte, naturgemäß noch nicht in Aus- idt genommen werden konnte. Vielmehr ließen die Ergebnisse der ersten vier Monate nicht voraussehen, daß eine erheblite Mehrung der Einnahmen eintreten würde.

Meine Herren, im allgemeinen glaube ih, ist der Grundsatz, der bisher seitens der Verwaltung der Neichseisenbahnen aufgestellt worden i}, bei der Veranschlagung der Verkehrseinnahmen, dem- jenigen vorzuziehen, den die Budgetkommission eingeshlagen hat, und ¡war um deswillen vorzuziehen, weil die einzige sichere Grundlage diejenige ist, welhe sich aus den vollständig festen Zahlen des abge- {lossenen Etats ergeben. Denn, wenn wir die Einnahme des laufenden Jahres zu Grunde legen für die Veranschlagung der Ver- fehreinnahmen des nächsten Jahres, begeben wir uns auf ein Gebiet der Spekulation, weiches erfahrung8mäßig zu bitteren Täuschungen führen kann. Ich erlaube mir, in dieser Geziehung nur auf die Er- fahrungen hinzuweisen, welhe in ähnlicher Lage bei dem Etat der vreußishen Staatseisenbahnen für das Verkehrsjahr 1892/93 gemacht worden find. Aber auhch wenn wir über die sehr gewichtigen Bedenken hinwegsehen, welhe dem entgegenstehen, die Einnahmen des laufenden Jahres zu Grunde zu legen, müssen wir uns doch zunächst fragen, ob bei der Einnahme des laufenden Jahres auch die Momente mit berücksihtigt werden dürfen, welche für das nächste Jahr als wegfallend zu betrachten sind. Im Personenverkehr wird nah dem Januarabschluß i der Annahme, daß die Einnahmen der noch ausstehenden beiden Monate Februar und Mâr; denen des Vorjahres ungefähr gleihkommen werden, die Ge- sammteinnabme des Jahres 1893/94 \fich voraussichtlich auf 13 674 000 6 stellen. Das i} gegen das Jahr 1892/93 wehr 944 000 M und gegen den Etatéanfaßz für 1894/95 mehr 200 000 4 Allein der Personenverkehr des laufenden Jahres ist durch verschiedene günstige Momente beeinflußt, deren Wiederkehr man nicht voraussehen tann. Das Jahr 1893/94 war ein ganz ausnahmsweise vom Wetter begünstigtes, frühes Frühjahr, warmer Sommer, milder Winter, drei Mo- mente, die für den Personenverkehr von außerordentlicher Bedeutung find. Als picrtes Moment kam hinzu, daß im vorigen Herbst die Kaisermanöver in den Reichslanden abgehalten wurden. Ich habe feststellen lassen, wie hoh ungefähr die Mchbreinnahmen, die sich aus den Kaiser- manöôvern sür die Reichs-ECisenbahnen ergeben, zu verans{lagen sind, und es ift dieser Voranschlag auf die Summe von 120 000 A4 be- ziffert worden. Aehnliche außerordentlide Anlässe zur Vermehrung der Verkehrseinnahmen sind naturgemäß für das Jahr 1894/95 nicht zu erwarten. Für den Güterverkehr liegen die Verhältnisse ganz ähnlih, Der Güterverkehr wird nach tem Januarabs{chluß unter Einbeziehung der vorjährigen Einnahmen aus Februar und März im Jahre 1894/95 voraussichtlih cine Einnahme von 44 056 000 be- tragen. Das ist gegen 1893/94 mehr 1784000 #, und gegen den Etatsansaß für 1894/95 mehr 1 728 000 4

Aber auch hier muß ih auf eine Reihe von Momenten auf- mertfam machen, welche dazu beigetragen haben, die Vermehrung der Verkehrseinnahmen herbeizuführen. Zunächst der außerordentliche Mehr- transport von Futtermaterial, welcher infolge der Futternoth im ganzen Lande, besonders auch im Neichélande, eingetreten ist. Die hieraus für die Reichseisenbahnen fich ergebenden Mehreinnahmen find berehnet worden bis zum September allein auf 335000 A Sie werden bis (Ende des Rechnungsjahres auf etwa 600 000 \ zu veranschlagen fein. Ferner wird, ebenfalls infolge der Futternoth, eine sehr bedeutende Mebreinnahme sih ergeben aus dem Viehverkehr. Bekanntlich haben leider die Landwirthe einen großen Theil ihres Viehstandes ab- stoßen müssen, weil sie es nicht ernähren konnten. Die Mehrein- nahmen, die aus dieser bedaucrlichen Thatsache den Reihs-Eisenbahnen etslossen sind, werden auf 160000 (4 veranschlagt. Dann kommt noch ein Posten hinzu, der eine ziemli hohe Ziffer darstellt, das sind nâmlich die Mehreinnahmen der Reichs - Eisenbahnen aus dem Vordringen der belgishen Kohle nach Süddeutschland. ® i allerdings anzunehmen , daß dieses Vordringen der belgischen Kohle, welhe die Saarkohle auf den Konkurrenz-

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußishen Staats-Anzeiger.

„Wi 60.

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Berlin, Sonnabend, den 10. März märkten zum theil weggedrängt hat, nur ein vorüber- gehendes sei. Allein im laufenden Jahre sind daraus doch Mehr- einnahmen, wie gesagt, von über 400 000 4 für die Reichseisenbahn erwachsen. Bringt man die Einnahme aus diesen außergewöhnlichen Tranéporten in Abzug, wie dies doch nothwendig erscheint, so redu- ziren fich die heranzuziehenden Einnahmen für das Jahr 1893/94 auf 42 940 000 « Es würde meines Erachtens nicht geretfertigt sein, unter Zugrundelegung dieser Ziffer. nunmehr noch einen nicht unerheb- lihen Zuschlag für die Verkehrseinnahmen aus dem Güterverkehr in den Etat mit Rücksicht auf eine etwaige möglihe Steigerung des Verkehrs im Jahre 1894 einzuseßen. Daß eine solche Steigerung des Verkehrs an und für \sich aus den wirthschaftlihen Ver- hältnissen des Landes nicht zu rechtfertigen i}, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung. Ich möchte daher meinerseits befürworten, daß das hohe Haus auf den Weg, den seine Budgetkommission vorge- schlagen hat, nicht eingeht und an den Einnahmen, wie sie ursprüng- lih veranschlagt sind, festhält. Es ist ja wohl die begründete Hoffnung vorhanden, daß diese Einnahme nit nur wird erreicht werden, sondern daß fie vielleiht auch noch einen UVebershuß ergeben wixd. Wir hoffen das, es wird aber im wesentlihen von der gesammten Entwicke- lung der wirthschaftlihen Verhältnisse unseres Landes abhängen. Aber ih meine, es wäre doch der natürliche Zustand bei der Veran- \clagung der Berkehrseinnahmen, nicht die möglicherweise erreihbare Höhe dieser Einnahmen in den Etat hineinzuseßen, sondern folche Summen in den Etat zu seßen, von denen die Verwaltung wie das hohe Haus mit Sicherheit annehmen kann, daß, wenn nicht ganz besonders ungünstige Verhältnisse eintreten, diese Summe auch wirkich werden erreicht werden. Sollte das hohe Haus indeß anderer Ansicht fein, so würde jedenfalls die Konsequenz der Erhöhung der Einnahmen auch eine Vermehrung der Ausgaben nah sich ziehen; werden wirklih die Einnahmen um die veranschlagten drei Millionen höher sein, als wie sie ursprünglih im Etat vorgesehen find, so werden diese Verkehrseinnahmen nur unter Aufwendung ent- sprechender Ausgaben zu erzielen sein, Es ist nicht richtig, wie in der Budgetkommission angenommen worden ist, daß innerhalb gewisser Grenzen ein Mehr an Einnahmen kein Mehr an Ausgaben herbei- führen wird. Es ift ja zuzugeben, daß bei manchen Positionen des Etats der Ausgaben diese Mehrausgaben nicht fofort erkennbar fein werden; allein bei einer großen MNeihe anderer Positionen werden ganz genau im Verhältniß der Mehreinnahmen unbedingt auch Mehrausgaben entstehen. Es würde daher, wenn dem Antrag der Budgetkommission entsprochen werden sollte, meines Erachtens auch eine entsprehende Vermehrung der Ausgaben einzutreten haben, und zwar, da bisher in den leßten Jahren der Betricbékoeffizient 62 9/6 betragen hat, d. h. die Ausgaben 62 % der Brutto-Einnahmen be- tragen hatten, auch ungefähr in diesem Maße die Ausgaben in dean Etat zu erhöhen sein. Jch befürworte aber nohmals dringend, daß das hohe Haus es bei der ursprünglichen Veranschlagung möge be- wenden lassen.

Abg. Dr. Hammacher (nl): An dem Beschluß der Kom- mission trägt die Regierung selbs Schuld; denn es werden in d:m Gijenbahn-Ctat nur kümmerlihe Mittheilungen über ¿ie Entwickelung des Eisenbahnverkeh1s gemacht, so daß sih die Mitglieder des Reichstags kein richtiges Bild über die Finnahmeverhältnisse bilden fönnen; denn den Jahresberiht der Reichseisenbahnen werden die Mitglieder kaum in die Hände bekommen. Der Vermehrung der Einnahmen im Post-Etat habe ih lebhaft widersprochen; aber hier liegen die Dinge anders; ih habe mih durch das genaue Studium des Jahresberichts überzeugt, daß erhebliche Mehreinnahmen zu erwarten sind. Die vorläufigen Ermittelungen der Cinnahmen haben sich in den leßten Jahren bei den Reichseisenbahnen immer als erheblich niedriger als die Isteinnahmen erwiesen. Wenn es jeßt anders fein sollte dann müßte man ja einen Rückgang des Verkehrs annehmen. Wenn der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten den starken Transport von Futtermitteln als einen besonderen Umstand anführte, der eine Einucahmesteigerung mit sih brachte, so muß er ausgleichend in Nechuung stellen, daß bei der durch die Futternoth beschränkten Kauftkraft der Landwirthschaft andere Transporte unterblieben sind. Wir haben dech allgemein das Gefühl, daß mit der Annahme des russischen Handelsvertrags eine Besserung der wirthschaftlichen Ver- hältnisse eintreten wird. Daß auch die Ausgaben erhöht werden, ift nicht nothwendig, denn wenn si) Ausgaben nothwendig zeigen; so fönnen dieselben über den Etat gemabt werden. ;

Abg. Dr. Lingens (Zentr.) erklärt, daß seine Freunde sich den Ausführungen des Vorredners anschließen.

Darauf wird der Beschluß der Kommission angenommen.

Bei den Ausgaben tritt der Abg. Dr. Lingens (Zentr.) für die ausgedehntere Sonntagsruhe der Eisenbahnbeamten ein; er habe aus den Ecflärungen in der Kommission cutnommen, daß seinen Wünschen fehr weit entgegengekommen sei, wofür er der Verwaltung o eine Anregung des Abg. Dr. Hammacher (ul.) erklärt der

Königlich preußische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:

Die Bestimmungen der vom Herrn Vorredner verlesenen Instruk- tionen find auf ‘ein Uebergangsstadium zurückzuführen, welches die elsaß-lothringishe Eisenbahn durhmachen mußte. Als sie den Betrieb übernahm, mußte sie in der Auswahl, namentlich der Maschinen- ingenieure, weiter greifen, als es wohl der Fall gewesen wäre bei einer Verwaltung, die bereits seit langen Jahren besteht und sich ihre Ingenieure selbst ausbildet oder in regelmäßiger Weise ergänzt. Diese Uebergangsperiode ist aber bereits überwunden, und die Anforderungen, die an die Techniker der elsaß-lothringischen Eisenbahnverwaltung gestellt werden, einschließlich der Maschinen- techniker, sind jeßt gleihartig mit den Anforderungen, die im preußischen Staatsdienste gestellt werden. Es werden zu den höheren Stellen der Maschinentechniker nur solhe Beamte zugelassen, welche die be- treffende Staatsprüfung in ihrem Heimathslande absolviert haben. Also wenn ein bayerisher Maschineningenieur in den Dienst der Neichs-Eisenbahnverwaltung eintritt, so muß er den Anforderungen für den bayerishen Staatsdienst genügt haben, und ebenfo verhält es sih beim Eintritt preußisher Beamten in den Reichsdienst. Infolge dessen ist es auh mögli und ecforderlih gewesen, die Techniker, ins- besondere also au die Maschinentechniker, im Rang und Gehalt höher zu stellen, als es früher der Fall gewesen: ist. Aus diesem Grunde

1894.

sind die Maschineningenieure allmählich in Bauinspektoren verwandelt worden, weil sie mit den Bauinspektoren der Ingenieurverwaltung auf gleihem Fuße akademischer und allgemeiner Bildung \tehen.

Bei den Ausgaben zur Erneuerung des Oberbaues

und der Betriebsmittel bemängelt der j

Abg. Dr. Hain macher (nl.), daß. der erstere Titel zwar er- heblih erhöht sei, daß aber aus dem leßteren eigentlih nur größere Reparaturen bestritten, keine neuen Wagen und Lokomotiven ange- schafft werden sollen, troßdem doch folche abgängîg werden. Redner empfiehlt die Einrichtung eines besonderen Erneuerungsfonds.

Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:

Meine Herren! Die im Etat vorgesehenen Ausgaben für die Erneuerung und Ergänzung der Betriebsmittel beruhen auf einer speziellen Veranschlagung. Die General-Direktion der NReichs- Eisenbahnen glaubte auch ohne Vermehrung der Lokomotiven mit dem vorhandenen Bestande des Vorjahres den Verkehr voll- ständig bewältigen zu können, ‘eine Vermehrung der Personen- und Güterwagen ist im Etat vorgesehen. Meine Herren, es ist ganz richtig, was der Herr Abg. Hammacher angeführt Hat: wir treten in eine Periode ein, in der sih die Erneuerung sowohl dés Oberbaues wie der Betriebsmittel in weit höherem Maße als wie bisher als nothwendig erweisen wird. Allein, meine Herren, ih glaube: eine öfonomische Verwaltung wird doch dahin \treben müssen, soweit dies mit der Sicherheit des Betriebes vereinbar ist, die Er- neuerung des Oberbaues und die Erneuerung der Betriebsmittel niht in eine Periode zusammenzufassen, sondern sie immer unter derselben Voraussetzung thunlichst auseinanderzuziehen, und aus dieser Nücksicht sind wir zunächst genöthigt, mit der Erneuerung des Oberbaues in \tärkerem Maße vorzugehen, und beabsichtigen demnächst, wenn wir damit einigermaßen über den Berg weg sind, dann auch in stärkerem Maße mit der Erneuerung der Betriebsmittel vorzugehen. Ich nehme an, daß wir in ungefähr vier, höchstens fünf Jahren fo weit sein werden, daß wir mit der stärkeren Erneuerung der Betriebs- mittel vorgehen fönnen. Meine Herren, diese rein wirthschaftlichen Erwägungen schienen bei der allgemeinen Lage der Finanzen des Reichs erst recht am Plate zu sein.

Was nun die wiederholt vom Herrn Abg. Dr. Hammacher an- geregte Frage der Gründung eines Erneuerungsfonds anbetrifft, fo fann ih mi, wie auh im vorigen Jahre, mit dem Grundgedanken durchaus einverstanden erklären. Auch mir würde es uur erwünscht sein, wenn man von dem Zeitpunkt an, wo man die Reichsbahnen übernahm, gleich einen Erneuerungsfonds gebildet hätte. Wir wären dann heutzutage offenbar -in einer besseren Finanzlage. Meine Herren, Sie werden mir aber zugeben, daß der heutige Moment nicht gerade sehr dazu geeignet is, außer den eigentlichen Betriebs8ausgaben noch besondere Rücklagen für den Erneuerungsfonds zu machen, zumal in einer Zeit, wo die Erneuerung von Oberbau und Betriebsmittel ohnedies {on sehr stark den Betriebsfonds in Anspruch nimmt. Indessen werde ih sehr gern mit dem Reichs4 Schaßamt mi bezüglich dieser Frage in Verbindung halten und zy geeigneter Zeit erwägen, ob der Bildung eines Erneuerungsfonds näher getreten werden kann.

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Hammacher (nl.) giebt der

Negierungskommissar, Geheime Regierungs-Rath im Reichsamt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen Wackerzapp Auskunft über die Neuordnung des pa tverhältnisses des Reichs zur Wilhelms- Luremburgbahn, das eine Mehrausgabe von 300 000 veranlaßt.

Die laufenden Ausgaben werden darauf genehmigt.

Bei den einmaligen Ausgaben für die A r einer vollspurigen Eisenbahn von Wingen über Meisenthal nah Münzthal bittet der

Abg. Adt (nl.) um eine Fortführung der Linie nah der Pfalz.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:

Meine Herren! Jch bin heute niht in der Lage, eine Zusage ertheilen zu können über die Fortseßung der Linie von Wingen- Meisenthal nah der Pfalz. Jch kann nur sagen, daß bei Ausführung dieser Linie darauf Nücksiht genommen werden wird, daß keine technischen Schwierigkeiten dieser Abzweigung demnächst erwachsen. Es ist bei der Berathung dieser Linie im vorigen Jahre vom Bundes- rathstisch aufmerksam gemaht worden, daß diese Linie eine erhöhte Bedeutung dadurch gewönne, daß mit der Zeit eine Verbindung nah der Pfalz sich an dieselbe anschließen werde.

Daß die Herren diese Verbindung bald ausgeführt zu sehen wünschen, begreife ich wohl. Andererseits is aber doch mit einer Reihe von Faktoren zu rechnen, dic zur Zeit es noch nicht ausführbar erscheinen lassen, mit der Fortseßung in der gewünschten Richtung vorzugehen, abgesehen davon, daß dabei niht bloß die Reichseisenbahn, \fondern in ebenso hohem Maße die Pfälzishe Eisenbahn in Betracht kommt.

Der Titel wird bewilligt.

Zur Vermehrung der Betriebsmittel find 1 000000 #4 ausgeworfen.

Abg. Dr. Hammacher (nl.) bemängelt, daß der Bedarf nah der Neineinnahme der Strecken berechnet fei.

Königlich preußisher Bevollmächtigter zum Bundesrath, Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:

Meine Herren! Um den richtigen Bedarf an Betriebsmitteln für eine neue Linie zu veranschlagen, kann man drei Wege einschlagen. Der erste und einfachste Weg ist der, daß man sich an die Kilometer hält. Wird eine neue Bahn von 60 km gebaut, fo sagt man, man braucht so und so viel Lokomotiven, Personen- und Güterwagen durch- \cnittlih auf den vorhandenen Linien, folglich macht das auf die 60 km so und so viel. Das aber if ein sehr roher Maßstab, der in den meisten Fällen gewiß nicht zu einem richtigen Resultat führen wird. Dieser Maßstab ist daher auch meist verlassen worden. Der zweite Maßstab ist der der Bruttoeinnahmen, den der Herr Abg. Hammacher befürwortet. Dieser Maßstab if offenbar ein viel zu- treffenderer, allein er hat doch gewisse Mängel, und die bestehen darin,

daß, wenn man die Bruttoeinnahmen allein zu Grunde legt, es sehr