1913 / 113 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 May 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 4216 eine Bekanntmachung, betreffend die Jnkraft- sesung des am 4. Mai 1910 in Paris unterzeichneten Ab- kommens zur Bekämpfung der Verbreitung unzüchtiger Ver- öffentlihungen in einer Anzahl britisher Kolonien und Be- sißungen, vom 5. Mai 1913.

Berlin W. 9, den 15. Mai 1913.

Kaiserliches Postzeitungsamt. J. V.: Horn

Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst gerußt :

den bisherigen Justitiar und Verwaltungsrat bei den Königlichen Museen in Berlin, Regierungsrat Kurt Stuben- rauh zum Verwaltungsdirektor dieser Museen zu ernennen und ihm hierbei den Charakter als Geheimer Regierungsrat mit dem Range der Räte dritter Klasse zu verleihen,

den bisherigen etatsmäßigen Professor an der Landwirt- schaftlihen Hochschule in Berlin, Landesökonomierat Dr. Friedrich Aereboe zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität zu Breslau unter gleichzeitiger Ver- eihung des .Charakters als Geheimer Regierungsrat sowie

den bisherigen außerordentlihen Professor Dr. Johann Plenge in Leipzig zum ordentlichen Professor in der rehts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälishen Wilhelms- Universität in Münster und

den bisherigen Oberlehrer am französischen Gymnasium in Berlin, Professor Lic. theol. Leopold Schulze zum Kon- sistorialrat zu ernennen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

dem Spediteur Julius Müller zu Swinemünde das Prädikat eines Königlichen Hofspediteurs zu verleihen.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts- angelegenheiten.

Dem Obermusikmeister Große beim JInfanterieregiment von Wittich (3. Kurhessischen) Nr. 83 ist der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten.

Dem Privatdozenten an der Landwirtschaftlihen Hochschule Berlin Dr. Felir Bornemann is das Prädikat Professor sowie S

dem Oberinspefktor der städtischen Friedhöfe Johannes Erbe in Breslau und dem städtishen Gartendirektor Hugo Richter daselbst der Titel Gartenbaudirektor verliehen worden.

Die Oberförsterstelle Astrawischken im Regierungs- bezirk Gumbinnen ist zum 1. November 1913 zu besezen. Be- werbungen müssen bis zum 1. Juli 1913 eingehen.

Evangelischer Oberkirchenrat. Dem Konjistorialrat, Professor Lic. theol. Leopold S chul tze ist eine erledigte geistlihe Ratsstelle im Hauptamte bei dem Konsistorium der Provinz Wesipreußen verliehen worden.

Abgereift: Staatsminister Forsten Dr.

und Minister für

Seine Exzellenz der Freiherr von

zandwirishaft, Domänen und

Nicfamilickes. Deutsches Reich. Berlin, 15, Mai 19138

Preußen.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten

heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge

des Chefs des Großen Generalstabes und des stellvertretenden Chefs des Militärkabinetts.

Der Königlich bayerische Graf

ld-Köfering hat Berlin verlassen. Während seiner Ab-

wesenheit führt der Legationsrat von Schoen die Geschäfte der (Besandtschaft.

Gesandte Lerchen-

_Der Großherzoglih badishe Gesandte Graf von Berck- heim ift nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der (Sefandtschaft wieder übernommen.

Am 12. d. M. Vormittags starb nah \{hwerer Krankheit

der Königliche Geheime Oberbaurat und vortragende Rat im Kriegsministerium, Leutnant der Landwehrfkavallerie a. D., Ritter vieler hoher Orden, Paul Hartung im 66. Lebens- 1567/68 bat er dem Heere als Einjährig-

williger angehört und an dem Feldzuge 1870/71 zuleßt

t der Reserve ehrenvollen Anteil genommen. Seit

Ende 1873 war er fast ununterbrochen im Dienste der Militär- auvermwaltung, seit 1904 im Kriegsministerium tätig und hat vermöge sein Kenntnisse und seiner reichen, praktischen Begabung in allen von ihm befleideten Dienststellungen Vorzügli geleistet. Seine ehrenhafte Ge- / Charakters, verbunden mit ihm die allgemeine Zuneigung er- ehrenvolles Andenken.

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Der Regierungsrat Dr. Jaffé in Düsseldorf ist der Königlichen Regierung in Marienwerder, der Regierungs- afsessor Freiherr von Droste zu Hülshoff in Perleberg dem Königlichen Oberpräsiduum in Münster, der Re- gierungsassessor von Boetticher in Lüneburg der König- lihen Regierung in Düsseldorf und der Regierungsassessor Dr. Schmit iu Koblenz der Königlichen Regierung in Danzig zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, der Regierungsafssessor Eich in Liegniß dem Landrate des Kreises Bunzlau, der Regierungsassessor Berner in Ottweiler dem Landrate des Kreises Lehe, der Regierungsassessor von Trotha aus Potsdam dem Landrate des Kreises Höchst a. M. und der neuernannte Regierungsassessor Wuthenow aus Oppeln dem Landrate des Kreises Pinneberg zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare Mengel aus Oppeln und van Erckelens aus Königsberg haben die zweite Staats- prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Straß-

burg“ am 13. Mai in Konstantinopel eingetroffen.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurkunde, betreffend eine Anleihe- der Stadtgemeinde Kiel, veröffentlicht.

Oefterrci-Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph hat gestern den Staats- sekretär von Jagow in Schönbrunn in Audienz empfangen. Darnach begab sih der Staatssekretär von Jagow nah dem Ministerium des Aeußern, um dem Grafen Berchtold einen Besuch abzustatten. : ;

Gestern hat unter dem Vorsiß des Grafen Berchtold eine gemeinsame Ministerkonferenz stattgefunden, an der die gemeinsamen Minister, die beiden Ministerpräsidenten, die beiden Finanzminister und der Marinekommandant, Admiral Haus, teilnahmen. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ gab der Minister des Aeußern eine längere Erklärung über die auswärtige Lage ab, an die sih eine eingehende Diskussion über die Rückwirkung der Lage auf die Frage, betreffend die getroffenen militärishen Maßnahmen, knüpfte. Hierbei ergab sich vollständige Uebereinstimmung der Ansichten.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus _hat heute die Arbeiten wieder aufgenommen. Der Präsident widmete dem König Georg von Griechenland einen warmen Nachruf. Verschiedene Parteien brachten Jnter- pellationen an die Regierung ein, in denen {im Zusammen- hang mit der äußeren Lage die Entlassung der Reservisten verlangt wird. Der Präsident gab den Dank der deutschen Regierung für die aus Anlaß des Untergangs des Torpedo- boots „S3 178“ befundete Teilnahme bekannt.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht eine Bekannt- machung, wodurch der galizishe Landtag aufgelöst wird und Neuwahlen angeordnet werden.

Der Ukrainische Klub hat eine Entschließung ange- nommen, in der, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, gegen die Art der Lösung der galizishen Statthalterfrage Einspruch erhoben und jede Verantwortung für ein eventuelles abermaliges Scheitern der Wahlreform in dem neu zu wählenden galizishen Landtag abgelehnt wird. Der Klub hält an dem Beschluß fest, daß die Erledigung des Finanzplans nicht vor Erledigung der galizischen Wahlreforra zugelassen werden dürfe, und beabsichtigt, die zweite Lesung des Finanzplans mit den schärfsten Mitteln zu bekämpfen.

Die Donauinsel Adakaleh ist nach einer Meldung des „Ungarischen Telegraphenkorrespondenzbureaus“ seitens der ungarischen Behörden annektiert und von einer Abteilung ungarischer Gendarmerie sofort in Besiß genommen worden. Adakaleh hatte auf Grund des Uebereinkommens zwischen Oesterreich-Ungarn und der Türkei vom 21. Mai 1878 eine österreichish-ungarische Besaßung. Nunmehr ist die staatliche Zugehörigkest Adakalehs formell verkündet worden. Das Protokoll über die Einverleibung ist von dem türkischen Gouverneur Sherif Eddin nicht unterzeihnet worden. Der Gouverneur ist abgereist.

Der Ausnahmezustand in Bosnien und der Herzegowina ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute au f- gehoben worden, da durch die Uebergabe Sfkutaris an die internationalen Truppen die Gefahr eines Kon- flifies beseitigt erscheint, derentwegen aus Anlaß der Ein- nahme von Skutari durh die Montenegriner in Bosnien und der Herzegowina, als dem Nachbarlande der mutmaßlichen militärischen Ereignisse, am 3. Mai der Ausnahmezustand ver- hängt worden war.

Großbritannien und Frland.

Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, nimmt die bul- garische Regierung im Prinzip die Friedensprälimi- narien an, macht aber Vorbehalte geltend inbetreffff der Grenz- linie Enos—Midia. Von bulgarisher Seite wird vorge- schlagen, die neue Grenze solle von Midia zunächst nah Sarai und dann nah Muradli an der Eisenbahnlinie Konstantinopel Adrianopel, einem geeigneten Punkte für die Ausdehnung der Eisenbahn bis Rodosto, gehen. Die Grenze solle dann nach Airobol, weiter zwishen Malgara und Keschan hindur und dann über die Wasserscheide des Aegäischen Meeres östlich von Enos führen. Auf diese Weise würden Enos und die Mündung der Mariza in bulgarishem Gebiet belassen, was nicht der Fall wäre, wenn, wie von den Mächten vorge- schlagen, Enos zum Grenzpunkt gemacht würde.

Einer weiteren Meldung des genannten Bureaus zufolge deuten Anzeichen auf die Möglichkeit ciner Hinauszögerung der Friedensverhandlungen hin. Bulgariens Bereitwilligkeit, die Präliminarien sofort zu unterzeihnen, wird von Serbien und Griechenland nicht gebilligt. Serbien und Griechenland sind nicht geneigt, zu unterzeichnen, ohne sich a!le sie nahe berührende Punîte voll und ganz vorzubehalten und ohne daß diese Punkte erst zwischen den Verbündeten selbst und dann mit den Mächten durch ihre Botschafter in London erschöpfend besprochen werden.

rFraufkreickch;. Im Senat stand gestern die Beratung des

S i Budgets auf der Tagesordnung.

Nah dem Bericht des „W. T. B.* versiderte der Senator Dumont im Laufe der Verhandlungen, daß ®die Lage der Staats- finanzen keineswegs zu Beunruhigung Anlaß gtbe und daß keine Liquidattionsanleihe notwendig Zei. Die in Umlauf befindlihen Schazscheine betrügen 100 Millionen Francs mehr ais im Vorjahre, aber es ständen auch von der Bank d'Algérie 100 Millionen mehr zur Verfögung. Beunruhigung sei demncch ungerehtfertigt. Der Finanzminisier gab zu, daß das zegenwärtige Budget ein Defizit aufweise, dech zweifle er nicht daran, daß das Lad, das beständig reiher werde, die ihm auferlegten neuen Lasten tragen könne. Der Senator Dumont führte weiter aus, die französische Rente erfreue sich erheblicher Vorrehte. Sie unterliege keiner Besteuerurg, ibr Markt sei sehr ausgedehnt. Die kürzliche Baisse sei durchaus übertrieben gewesen. Sie sei zurückzuführea ge- wesen auf eine Irreführung der öffentlichen Meinung, die dur ge- wisse Stimmungsmacher sehr bearbeitet worden sei. Die Regierung betrat? die Nentencoupors als unantastbar. Der Finanzminister {loß damit, daß er sagte, er vertraue darauf, daß das Land den notwendig gewordenen Opfern zustimmezn werde.

Die Deputierten kammer beschäftigte sih gestern abermals mit der Frage der Spielkasin os. E

Der Konservative Piou begründete obiger Quelle zufolge noch- mals feinen Anirag auf deren Aufhebung, indem er auf die Ver- wüstungen moralisher und au politischer Natur hinwies, dte die Spielkasinos verur}achten. Die Kammer möge Frankrei nicht die Demütigung antun, in das Budget einen Posien aus den Erträgnissen der Spielkasinos einzustellen. Der Minister des Innern Kloß bekämpfte den Antrag Pious, _durch den nur die staatlich überwahten Spielkasinos abgeschafft, dagegen die heimlihen Spielhöllen geradezu begün|tigt würden. Der Parijer Abgeordnete Berry brate einen Zufagantrag ein, wonach in dec Umgebung von Paris in einem Umkreise von mindestens 50 km feine Spielkafinos gestattet werden dürften. Er wies dabei insbesondere auf das Spielkasino in dem benachbarten Badeorte Enchien hin und verlas einen Polizeiberiht, in dem -mitgeteilt wird, daß die Politik in dem Betriebe dieses Kasinos eine „große Nolle spiele, und daß politische Persfönlihketten von dem Pächter dieses Kasinos regelmäßige Bezüge erhalten hätten.

Hierauf wurde die Debatte vertagt.

Wie offiziós gemeldet wird, hat der Minister des Jnnern Kloß eine Untersuhung über den von dem Abgeordneten Georges Berry in der T verlesenen Polizei- bericht angeordnet, der unter den A geordneten lebhafte Er- regung hervorgerufen hat. Jn diesem Bericht, den der mit der Ueberwachung der Spielhäuser betraute Polizeikommissar Aschwandew dem Leiter der Sicherheitsbehörde erstattet hat,

eißt es:

: * E ist rictig, daß die Politif bei dem Generaldirektor des Kasinos von Enghien eine große Rolle spielt. Wir besitzen hier die voll- ständige Lisie jener Persönlichkeiten, die aus dem Budget des Kasinos von Enghien regelmäßig Geldbeträg? erhalten. Wenn ein Angestellter der Spielbank von einer Strafe betroffen wird, dann kommen uns glei zablreiße Empfeblun.sschreiben zu. Das ist übrigens Sache der Senatoren und Abgeordneten, wir baben uns da nicht einzumischen. Aber wir können zum mindesten bedauern, daß der Direktor des Kasinos gewisse Buiefe im Bereiche seines Personals beläßt, die nur für ihn allein ein Interesse haben.

Auch der Bericht des Kommissars Moreau über die Nolle der Journalisten in den Spielhäusern ist überaus bezeichnend. Der Minister Kloß hat den Leiter der allgemeinen Sicherheits- behörde Jujalet beauftragt festzustellen, auf welche Weise der Bericht in die Hände des Abgeordneten Berry gelangt und

ob der Bericht echt ist. NuF§Sland.

Im Ministerium des Aeußern hat gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Austaush der Ratifikationsurkunden, _be- treffend die Urheberrechiskonvention zwishen Deutsch- land und Rußland, stattgefunden.

Das Geseß, welches das Recht auf Grunderwerb und Grundstüksausnußung in der U mgebung von Festungen und festen Pläßen einschränkt, ist auf Finnland ausgedehnt worden.

Die Budgetkommission der RNeichsduma hat die Beratung des Budgets beendet und das Budget in der bereits gestern gemeldeten Höhe angenommen. :

Der Vorsitzende der Kommission betonte, obiger Quelle zufolge, den glänzenden Stand der russishen Finanzen und wies auf tie {nell-n Fortschritte hin, die Rußland binsihtli feines Wohlstandes und seiner fulturellen Entwiklung mahe. Der Ministerpräsitent Kok owt8ow, ter der Sitzung beiwohnte, erklärte, daß es im nächsten Jahre nötig sein werde, neue Einnahmequellen zu ershließen, um den Bedürfnissen der Neichéverteidigung gerecht werden zu können.

Spanien.

Der gestern unter dem Vorsiß des Königs abgehaltene Ministerrat beschäftigte sich nah einer Meldung des „W. T. B.“ mit der Reise des Königs nah Paris und mit ihrer Bedeutung für die internationale Politik.

Die Kammern sind auf den 26. Mai einberufen worden.

Dänemark.

Die erste Sizung der Seerechtskon ferenz in Kopen- hagen behandelte die Londoner Deklaration. Wie „W. T. B.“ berichtet, wurde einstimmig anerkannt, daß die Londoner Dekla- ration sowohl für Neutrale wie für Kriegführende einen be- deutenden Fortschritt darstelle.

Sir Norman Hill - Liverpool eröffnete die Diskussion über die Bedeutung der Worte „Operationsbasis" und „Ver- proviantierung" in Artikel 33 und 34. Professor Perels- Hamburg, Berlingieri-Genua und Worms- Wien er- klärten, daß man darunter nur die feindlidben Arsenzle und Verproviantierungtdepots verstehen könne und nicht jeden Hafen, von dem aus feindlihen Kräften durch die Eisenbahn Lebensmittel zu- geführt werden fönnen. Mehrere Delegierte des Festlandes führten aus, daß ihre Länder sich in einer schwierigen Lage befänden, wenn die Einführung des Getreides nur mit der Eisenbahn ae\cheben könne, und daß cu fie eine so weite Auétlegung der Artikel 33 und 34 nidt annebmen fönnten. Die Tatsache, daß die deutschen, italienishen und österreihischz:n Delegierten erflärten, daß ihre Auslegung in diescm Punkie mit dec der englis{hen Delegierten vollständig übereinstimmze, wird für sehr wichtig angesehen.

In der gestrigen Sizung beschäftigte sih die Seerechts- fonferenz mit den Vorbereitungen zu internationalen Bestim- mungen über die Charterung. An den Verhandlungen nahmen teil Sir Norman Hill, Kc. Batten, Präsident der Chamber of Shipping zu London, ferner der Oberlandes- gerihtspräsident Brandis-Deutshland, der Generalsekretär Franck-Belgien und der Generalkonsul Johann-Hansen- Kopenhagen. Mehrere Artikel wurden einstimmig angenommen.

Türkei.

Die Pforte bereitet eine Mitteilung an die Botschafter vor, worin die Reformen bekanntgegeben werden, deren Durch- führung von der Türkei bereits im Jahre 1895 beschlossen worden war. Unter diesen Reformen befindet sih, wie „W. T. B.“ meldet, insbesondere das neue Geseß über

die Verwaltung der Wilajets, das bereits in Kraft gesezt ist und die Machtbefugnisse der Walis genau hesti®mt, die die Zentralgewalt repräsentieren werden. Das Geseß umschreibt die Befugnisse der General- räte, deren Kompetenz sich auf die wirtschaftlihen An- gelegenheiten der Wilajets beschränkt. Der Minister des

nnern hat an die Provinzbehörden ein Rundschreiben gerichtet, in dem er die Vorteile des Wilajetgesezes darlegt und betont, daß die Walis von den ihnen übertragenen Machtvollkommen- heiten einen guten Gebrauch machen müßten, sollten nicht an Stelle der erwarteten Vorteile Unzuträglichkeiten eintreten. Der Minister fordert die Walis auf, ihm die Schwierigkeiten anzuzeigen, die sich in der ersten Zeit der Durchführung des Gesezes entgegenstellen könnten, damit die Regierung die not- wendigen Maßnahmen treffe.

Laut amtlicher Mitteilung ist die Einstellung der Feindseligkeiten mit Bulgarien bis zum 28. Mai aus- gedehnt worden.

Nah den leßten Zusammenstößen zwischen Griechen und. Bulgaren haben beide Teile ihre ursprüng- lihen Stellungen wieder eingenommen. Eine bulgarische Offizierkommission ist von Serres abgegangen, um bei Angista eine Untersuhung wegen der leßten Käinpfe anzustellen.

Die internationalen Truppen sind, obiger Quelle zufolge, unter dem Kommando des englishen Admirals Burney gestern um 2 Uhr Nachinittags in Skutari ein- gezogen. Der General Betschir begrüßte den Admiral bei seinem Einzug in die Stadt mit einer kurzen Ansprache, auf die der Admiral mit einigen liebenswürdigen Worten ant- wortete. Hierauf begab sich der Admiral in die Stadt. Die internationalen Truppen beseßten sofort die öffentlichen Gebäude, wo sie garnisonieren werden, und übernahmen den Ordnungsdienst. Eine montenegrinishe Abteilung erwies dem Admiral bei seinem Einzug in die Stadt die militärischen Ehren. Die montenegrinischen Truppen haben die Stadt verlassen.

Gestern sind in San Giovanni di Medua 2500 Soldaten Essad Paschas eingetroffen, um die von Konstantinopel kommenden Transportschiffe zu erwarten.

Serbien.

Der Generalstabshef Woiwode Putnik ist gestern aus Uesfüb in Belgrad eingetroffen und vom König in Audienz empfangen worden.

Montenegro.

Der englishe Admiral hat, einer vom „W. T. B.“ ver- breiteten amtlihen Meldung zufolge, die montenegrinishe Re- gierung dur den englischen Gesandten in Cetinje davon ver- ständigt, daß die internationale Blockade gestern um 2 Uhr nahmittags aufgehoben worden ist.

Amurerika.

Der canadisce Handels minister hat im Unterhause einen Geseßentwurf über den Bau staatliher Lagerhäuser für Getreide in den westlihen Provinzen eingebracht.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Kraftfahrzeuge in Deutshland am 1. Januar 1913, Unfälle im Verkehre solcher von Oktober 1911

s bis September 1912.

Das I. Vierteljahrsbeft 1913 zur Statistik des Deutschen Neis enthält u. a. eine Statistik über den Bestand an Kraftfahrzeugen und über Unfälle, die sich beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen ereigneten, fowie eine Uebersiht über den Verkehr ausländisher Kraftfahrzeuge in Deutschland und außerdem Gegenüberstelungen des Bestandes an Kraftfahrzzugen und der vorgekommenen shädigenden Ereignisse.

Am 1. Januar 1913 wurden - im Deutschen Reiche 77789 Kraftfahrzeuge festgestellt, von denen 70085 ¿zur Personen- und 7704 zur Lastenbeförderung dienen. Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 12 339 Kraftfahrzeuge = 18 59 v. H. Unter den Personenfraftfahrzeugen befanden fh 20 325 = 29 o v. H. Kraft: räder, deren Zahl gegen das Vorjahr um 367 = 1,8 v. H. zuge- nommen hat. Unter den 7704 zur Last:nbeförderung dienenden Krart- fahrzeugen waren nur 123 = 1 s v. H. Krafträder. Von den Personen- kraftfahrzeugen wurden 26 678 = 38, v. H. im Handelsgewerbe und in fonstigen Gewerbedbetrieben, 26 408 = 37,7 v. H. für Vergnügungs- und Sportzwecke, 8249 = 11s v. H. für andere Berufszwecke, z. B. für Aerzte und Feldmesser, verwendet, 7031 = 10,0 v. H. waren Kraft- droshken und Kraftomnibusse, decen Zzhl gegen das Vorjahr um etwa 1800 = 33,8 v. H. zugenommen hat. Die Zahl der zur Lasten- beförderung dienenden Kraftfahrzeuge ist seit dem Vorjahre von 5549 pes Ls angewachsen, hat also einen Zuwachs von 2155 = 385 v. (D gehabt.

In der Zeit vom 1. Oktober 1911 bis 30. September 1912 haben 22326 ausländische Kraftfahrzeuge die Neichsgrenze überschritten; darunter befanden sh 1406 Krafträder. Aus Franfkreih stammten 7990 = 35s v. H. Kraftfahrzeuge, aus ODester- reih-Ungarn 6117 = 27,4 v. H., aus der Schweiz 2500 = 11 2 v. D, aus Belgien 1654 = 7 4 v. H., aus den Niederlanden 1626 = 7 z v. DV., aus Großbritannien 737 und aus den Vereinigten Staaten von Amerika 487. Der stärkste Verkehr ausländischec Kraftfahrzeuge trat, ebenso wie im Vorjahr, im August 1912, und zwar mit 4915 Kraft- fabrzeugen ein; im Juli 1912 überschritten 4198, im September 1912 2748 und im Juni 1912 2618 Kraftfahrzeuge die deuishe Grenze.

In der Zeit vom 1. Oktober 1911 bis 30. September 1912 ge- langten 10105 \chädigende Ereignisse beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen zur amtlichen Kenntnis, an denen 10 864 Kraft- fahrzeuge beteiligt waren. Von den Führern der Kraftfahrzeuge konnten 10121 = 93,2 v. H. ohne weiteres der Person nah fejt- gestellt werden, 166 = 1, v. H. machten einen Fluchtversuch, und 977 = 9,3 v. H. gelang s zu flüchten. Bei den schädigenden Er- cignissen wurden 5542 Personen verleßt und 442 Personen getôötet. Von den Verleßten waren 407 = 7, v. H. Führer, 1045 = 18,9 v. H. Insassen von Kraftfahrzeugen und 4090 = 73,8 v. H. dritte Personen. Unter den Getöteten befandezn sich 34 = (,7_ v. H. Führer, 61 = 13s v. H. Insassen von Kraftfahrzeugen und 347 = 78,5 v H. dritte Personen. Der entstandene Sah schaden betrug 2281 283 6, wovon 1 864303 M = 81, v. H. auf Schäden entfielen, welche die beteiligten Kraftfahrzeuge erlitte0. Von den 977 Kraftfahrzeugführern, die nah eingetretenem Unfall flüchteten, wurden 341 nachträglih ermittelt; es blieben somtt 236 Kraftfahrzeug- sührer unbekannt. Bei dieser Art von Unfällen wurden 146 Personen verleßt, 7 getôtet und ein Sachschaden von 15 109 4 herbeigeführt.

Von den an den Unfällen beteiligten Kraftfahrzeugen dienten 9452 der Personenbeförderung, es entfallen somit auf 100 Personen- fraftfahrzeuge 13,5, die Unfälle erlitten baben; im Lastenverkehr stellt fih die Zahl auf 17,7. Am ungefährlihsten haben sih die Personen- krafträder erwiesen, die nur mit 1,0 v. H. an dn Unfällen beteiligt waren. Am häufigsten, nämlih mit 26 2 v. H., waren Personenkrast- wagen mit 16 bis 40 PS an den \{chädigenden Ereignissen beteiligt. Unter Berüksichtig!ng des Verwendungszweck3 ergab si, daß die im difentlihen Fuhrverfehr benußten Wagen am häufigsten an Unfällen teilnahmen (100 : 65,7); es folgten dann mit 15 6 die Fahrzeuge im Dienste öffentlther Behörden, nah diesen mit 13,2 die Bergnügungs- und Sportfahrzeuge.

Zur Arbeiterb ewegung.

Aus Beuthen (Oberschlesien) wird dem „W. T. B.“ tele- graphiert: Gestern fehlten bei der Frübshicht 11 673 Mann, Advends 3380 Mann, beute früh 5093 Mann. (Val. Nr. 112 d. BL.)

In Nürnberg hatten die Arbeiter der Bürsten- und Pinfselfabriken vorige Wothhe fehr weitgehende Forderungen an die Arbeitgeber gestellt. Diese wollten gestern darüber in Beratung tretes Ohne aber die Antwort abzuwarten, beshloß, wie die „Frff. Ztg.“ erfährt, am Dienêtagabend etne Versammlung der Arbeiter, die Arbeit sofort niederzulegen. Es find etwa 1800 bis 2000 Arbeiter ausftändia. x

In London hat, wie „W. T. B.* meldet, diz Gewerkschaft der Kesselschmied?e mit einer Mehrheit von etwa 5: 2 einen Ausstand besch!ofsen, durch den eine Erhöhung der Afkordsäge für Nietarbeiten um 22 °/9 erkfämpft werden soll.

In St. Petersburg wurde, „W. T. B.“ zufolge, gestern früß in allen kleinen und fast allen großen industriellen Unternehmungen die Arbeit niedergelegt. In einigen großen Fabriken, wie in den Obuchow- und in den Putilow-Werken, wurde noch bis gegen 10 Uhr gearbeitet, worauf die Arbeiter nach Hause entlassen wurden. An einigen Stellen wurden Kundgebun gen unter Entfaltung roter Flaggen versucht, die Polizei vereitelte aber alle diese Versuche. Bis zum Mittag war nirgends eine ernsthafte Störung der Ordnung vorgekommen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)

VBanutoesen.

Etnen Wettbewerb für Vorentwürfe zu einem Be- bauungsplan des rechtsseitigen Havelgeländes gegen- über dem Grunewald bet Berlin schreibt der Kreisaus|{chuß des Kreises Osthavelland in Nauen bei Berlin mit Frist bis zum 1. November d. J. aus mit drei Preisen von 12 000, 9000 und 6000 Æ fowie 6000 Æ zu Ankäufen. Dem Preisgeriht gehören u. a. an: Landesbayrat Gebeimer Baurat Prof. Goece in Berlin, Gebeimer Regierungsrat Dr.-Ing. Muthesius in Nikolas\ee, Architekt Prof. Bruno Möhring in Berlin, P:of. Nichard Petersen in Berlin, die Baumeister Gestrich in Gatow a. d. Havel und Robert Guth- man in Neu Kladow. Die Unterlagen für diesen Wettbewerb sind für 20 4 vom Bureau des Kreisaus|husses in Nauen bei Berlin zu beziehen, die dem Bewerber zurückgezahlt werden. Sie können auch dort und im Berliner Architektenverein, in der Vereinigung Berliner Architekten, Berlin W. 66, Wilhelmstraße 92/93, und in der Provinzial-Bauberatungsstelle, Berlin W. 10, Matthäikirchitraße 20/21, eingesehen werden.

Literatur.

Zu dem bevorstehenden Regierungsjubiläum Seiner Majestät des Kaisers und Königs ist eine große Anzahl von Sthriften erschienen, deren Verfasser es unternommen haben, das Lebensbild des Monarcen zu zeichnen und darüber hinaus die Bedeutung feiner bishertgen Ne- gierung8zeit für das Deutshe Reih zu würdigen. Es kann ih selbstverständlih bei all diesen VersuGßen nur um etwas Vorläufiges handeln, denn . das Lebenswerk eines Zeitgenossen ist vorerst ein Bru@stüuck und wo es sh um einen machtvollen Herrscher handelt, dessen Tun und Lassen tiefen Einfluß auf den Verlauf der Geschichte ausübt, ist die Mitwelt um so wenigèr imstande, zu einer sahlihen und abs{ließenden Würdigung zu ge- langen. Und doch sind manche der zum Negierungsjubiläum ver- faßten Skizzen durhaus nicht ohne Jateresse und Wert: gewähren sie doch einen Einblick in die Wirkungen, die die Persönlichkeit des Monarchen auf die Gegenwart ausübt, und soweit sie von wohl- unterrihteten, bedeutenden Männern herrühren, lassen se au sehr wohl schon gewisse Umrisse erkennen, in die ich das Bild des Kaisers, wie es einst vor der Nahwelt stehen wird, einfügen dürfte. Vor allem aber haben diese Lebensbildec den Wert, weite Volkskreise von neuem daran zu erinnern, wie tief die Beziehungen sind, die in Deutshland Volk und Kaiserhaus mitein2nder ver- binden und wie die Ardeit dieser 25 Regierungsjahre allein des Reiches Größe und Woh!fahrt galt. Unter den vorliegenden Jubiläumsshriften sei in erster Linie des Büchleins gedecht, das der Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Gols unter dem Titel „Kaiser Wilhelm Il. und das Vaterland“ bei Velhagen und Klasing hat erscheinen [assen (50 4). Der erprobte Soldat , dessen Urteil in militärishen Dingen in der ganzen Welt don Gewicht ist, wendet sh in dieser fnappen, aber inhaltsreihen Skizze, die vornehmlih alles das hervorbebt, was der Kaifer für die Wehrmatht des Reiches getan hat, in erster Linie an die wehrfähigen deutshen Männer in Landh:er und Flotte. Darüber binaus werden aber auch die wihtigsten Fragen der großen Politik gestreift, und der Versuch gemacht, die Bedeutung des abge- laufenen Vierteljahrhunderts für Ne: und Volk abzuwägen. So ist die Schrift \{hon wegen der Persönlichkeit ihres Berfafsers für die weitesten Kreise von Interesse. Der Verfasser sicht in der bisherigen NRegierung8zeit des Kaisers eine Zeit des Sammelns und der Vor- bereitung auf eine neue Lebentepohe des deutshen Volkes: für die großen Aufgaben der Zukunft, in der es gelten werde, ih fkraftvoll zu behaupten. Der eifrige Förderer einer mannhaften Jugend- erziehbung {ließt darum mit der Mahnung : „ESrziehen wir die heutige Jugend zu einem tatkräftigen, harten, unerschrockenen Geshlecht, das sich des Friedens und seiner Arbeit freut, aber die Gefahren auch niht sheut, unter denen wir ehemals groß geworden siad." Als Sghirmherrn des Friedens, Pfleger von Sitte und Frömmigkeit, als Förderer der Neichswohlfahrt, als Helfer der Armen und Bedrängten und als Wäthter des Rechts lhildert der Hof- und Domprediger O h ly den Mon1rcen, in seiner in demfelben Verlag erschienenen Schrift „Katser Wilbelm Il. Ein treuer Fürst“ (50 4). Das \{liht und warmherzig geschriebene Büchlein kann also als eine Ergänzung des vorgenannten gelten, indem es die unmittelbar auf die Volkswohlfahrt und den Kulturfortschritt gerihtete Arbeit des Monarchen würdigt und zu leih sein häuslihes Leben in den Kreis der Schilderung zieht. Beide Büchlein sind mit zahlreihen guten Abbildungen versehen und von dem Verlag ge- schmadckvoll und würdig ausgestattet. Der billige Preis ermöalicht ihre weite Verbreitung. Auch der Kaiser Wilhelm-Dank, Verein der Soldatenfreunde, hat eine empfehlenswerte, volkstümliche illustrierte Schrift „Wilhelm I11., Deutscher Kaijer, König von Preußen“ herausgegeben (80 4). Mehrere Verfasser haben an ibr mit- gearbeitet : Der Professor Dr. Schwarz schilderte die politische Tätig- keit, der Oberstleutnant von Bremen die Fürsorge: für Heer und Flotte und der Professor Dr. Paczer das bâäuétlihe Leben des Kaisers. Auch diese Schrift verdient eine freundlihe Aufnahme. Schließlich sei einer umfangreicheren Darstellung gedacht, des Buches : Wilhelm Il. 29 Jahre Kaiser und König, von Dr. Paul Meinhold: Verlag von E. Hofmann u. Co. in Berlin (4 M). Der Verfasser versußt in ihr, auch die innere und äußere Politik der [egtverflossenen 25 Jabre in ihren Ursachen und Wirkungen zu analysieren und zu bewerten. Er verfolgt damit ein Ziel, das gegenwärtig nicht voll erreihbar ist. Der Versuch ist aber nicht ohne Geshick unternommen und man fann dem Verfasser zugestehen, daß er mit möglihster Sahhlihkeit und Besonnenheit vorging und daß e Darstellung von offfenherzigem, vaterländishem Sin ge- tragen ift.

Land- und Forstwirtschaft.

Wie alljährlih veranstaltet die Königliche Gärtnerlehr- anstalt in Berlin-Dahlem, Post Steglitz, einen Obst- und Gemüseverwertungskursus für Damen, der in diesem Jahre bereits in der Woche vom 16. bis 21. Juni stattfinden wird. Das relhhaltige Programm umfaßt das gesamte Gebiet der Obst- und Gemüseverwertung, sodaß die Teilnehmerinnen Gelegenheit baben, thr Wissen und Können nah dieser Richtung zu mehren. Der Unterricht, theoretisch und prafktish, wird von Spezialisten auf diesem Gebiete

erteilt. Prospekte mit Angabe der Unterrihtszeit versendet oben- genannte Anstalt. Anmeldungen sind an den Direktor der Anstalt einzureihen. Das Unterrihtshonorar beträgt für Deutsche 9 , für Ausländer 18 # nebst 5 4 Postbestellgeld.

Saatenstand und Weinhandel in Südfrankreich.

Die Witterung des April war im allgemetnen für die Landwict- haft in Südfranfkreich wenig günstig. Starke Negenfälle in der ersten Hälfte des Monats, zum Teil verbunden mit Ueker- s{wemmungen, hatten zur Folge, daß die Frübjahrsbestellung nur langsam vor sich ging und Unkraut und Schneckenfraß überhand nahmen. Der plöglich eintretende Frost, der vem 13. big 15. April dauerte, hat zum Teil erbeblihen Shaden angerihtet. Am meisten gelitten haben die Obstbäume, deren Ernte zum großen Teil vernihtet worden ist. Auch die künstlißen Wiesen, Gemüse und Frühfartoffeln haben niht unbedeutenden Schaden gelitten. Nach dem Frost sezte wieder eine längere Regenzeit ein, die wobl einen Teil der Frostshäden milderte, aber die Bestellungsarbeiten weiter hinauszägerte. Mit dem Kartoffellegen konnte erst gegen Ende des Monats wieder begonnen werden. Au die Weinreben sind durch den bis auf heruntergehenden Frost hart mitgenommen worden; doch seinen die Schädigungen geringer zu sein, als anfänglih befürhtet wurde. Besonders stark elitten haben frühe Sorten, wie Aramon und ähnliche: die Reb- ftöde in der Ebene haben stärker gelitten als die auf den Hängen.

Die Pret se sind seit Mitte April um etwa 2—Z3 &r. für den Hektoliter gestiegen, aber das Geschäft ist sehr still und der Verbrauch im März war um 420 000 h1 geringer als im Februar: (Bericht

des Kaiserlichen Konsuls in Marseille vom 7. Mai 1913.)

Getreidemarkt in Jtalien während des Monats April 1913.

Weichweizen: Die Aufwärtébewegung der Preise, die im Vormonat eingeseßt batte, nahm im Berichtsmonat zu und zwar infolge der politishen Spannung, des ungünstigen Wetters sowie infolge der Zurüchalturg der argentinishen Verkäufer und der ver- ringerten Verschiffungen von dort. Erst eit wentgen Tagen ift ein Rüdshlag eingetreten, der zeitliß mit der Lösung der Skutarifrage zusammenfällt. Die Ucsprungsforderungen Argentiniens sind aller- dings in den leßten Tagen nur unwesentliÞch zurückgegangen, aber Nordamerika und die Terminmärkte verzeihnen wesentlidhe Preisreduktionen, denen \sich au unser Markt nicht ver- \hließen konnte. Die Vorräte an inländishem Weizen sollen fehr zurückgegangen sein; die Preise für diesen Weizen haben in der Tat einen hohen Stand erreiht und würden Auffäufe auf den ober- italienishen Inlandmärkten von nur 5000 + eine Haufse von mehreren Liren für je 100 kg bervorrufen. In Oberitalien und in Apulien wird dieses Jahr eine sehr gute Ernte erwartet: die Berichte aus Sizilien lauten dagegen nicht sebr günstig. Infolge Verspätungen einiger Dampfer verteilen sih die hier anfangs Vêai eintreffenden Zufuhren auf einen größeren Zeitraum, wodur eine weniger preis- drückende Einwirkung auf den htesigen Markt erwartet wird, als big- her angenommen wurde. In den hiesigen Silos liegen zurzeit recht geringe Mengen (etwa 6000 t) Weichweizen.

Vartweizen ist im Preise sebr zurückgegangen. Die Preise haben sich denen für Weihweizen stark genähert.

Mais: Das Geschäft in neuem Platamais ist bereits im Gange, doch warten die Käufer im allgemeinen noch ntedrigere Preise ab, um ihren Hauptbedarf zu decken. Alte Ware, die noch in geringen Mengen vorhanden ist, wird jeßt abgeseßt. Mittels Postdampfer ist bereits ein Posten neuen Rotplatamaises von ausgezeihneter Güte eingetroffen; der Sendung wird jedoch ni&t viel Wert beigemessen, E ersten Partien von dort ets aus ausgesucht \{chöôöner Ware esteyen.

Hafer: Das Geschäft stockt infolge der hohen Forderungen der argentinishen Veikäufer, während für hiesige Artikel hter keine Stimmung ist. Ware anderer, als argentinischer Herkunft wird hter nit gehandelt. Nah der amtlihen Statistik betrug die Einfuhr von Hart- und Weichwelzen nach Ftalien vom L. Januar bis 31. März d. J. 522798 t gegenüber 306 525 t im gleihen Zeitraum des Vorjahres.

Am 7. Mai stellten sich die Preise für 100 kg cif Genua wie folgt:

Donau - Wefzen, prompte Verschiffung, 223—224 Fr. : Plata- Barusung, 78 kg, Mai-Verschiffung, 22—212 r. ; Plata-NRosafé, 77 kg, 218 Fr. ; Ulfa Taganrog, s{chwimmend, 21{Fr.; desgl., prompte Ver- shiffung, 21 Fr.: Hardwinter Nr. 2, 22—217 Fr.: Northern Spring Nr. 1, 22—21F Fr.; desgl, Mai-Vershiffuna 21 75 Fr; italienisher Landweizen, lombardisHe Mittelqualität, 301—302 Lire franko Mailand; Mehl Ta. weiß, je nah Marke und Müller 362 bis 375 Lire franko Genua; Novoroïsisk-Hartweizen, ladend Mai, 224 Fr.; Taganrog - Hartweizen 222 Fr. ; desgl., ladend Mai uind Juni, 225 5, t Golf Neavel und: anders Häfen; Plata - Mais, gelbrot, Mai-Verschiffung, 1425 Fr. : desgl, Juni- JIult-August-Verschiffung, 14 Fr. ; desgl., rot, Î höher: italienisher Vîais, inländische Mittelqualität 18—191 Lire franko Mailand ; Plata-Hafer, 45 kg, Ursprung per Mai, 153 Fr.: desgl, s{wimmend

und 2. Hand per Mai, 15 Fr. ; italienisher Hafer, inländische Mittel- qualität, 20¿—21 Lire franko Mailand. Die in Genua lagernden Getreidevorräte wurden ge\chäßt am 31. 3. 1913 am 390. 4. 1913 dz dz 219 600 956 300 18 500 31 900 26 000 2700 Noggen . 2 900 1500 Hafer. 35 000 12 000. In Savona betrugen die Preise für Weizen 30,55 bis 31.10 Lire für 100 kg; eingeführt wurden 6484 gz. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Genua vom 8. Mat 1913.)

Saatenstand im Staat Kansas gegen Ende Arril 1912

Das Ackerbauamt des Staates Kansas hat seinen ersten dies- jährigen Saatenstantsberiht am 24. April veröffentliht. Er stellt die Lage am 19. April dar, berücksichtigt aber in einer Nachschrift noch die für die Winterweizensaaten so nötig gewesenen Regenfälle seitdem. Darnach sind die Aussichten zurzeit glänzend.

Winterweizen. Von 7636282 Acres (zu 40,47 a) im Herbste 1912 geschäßter Anbaufläche sind nah Auswinterung von nur etwa 5 v. H. 7255080 Acres unter dem Halm verblieben, alfo 1190 080 Acres mehr als im leßtjähricen April berechnet wurden. Zu bemerken ist, daß die Aprilshäßungen in der Regel später berichtigt *werden müssen. So waren im vorigen April 6 065 000 Acres Anbaufläche geschäßt worden; es ift aber s{ließlich von 6195319 Acres geerntet worden. In anderen “Jahren war die Ernteflähe auG wohl kleiner als die Aprilshäßung erwarten ließ. Die Qualitätszahl, d. i. die Prozente des Normalstandes 100, wird mit 89,58 a-gegeben, also 8,38 höher als im Vorjahre. Dies ist das beste Prädikat seit 1908. Darnach verspriht der heutige Saatenstand eine Ecnte, die die bisherige NRekordziffer noch bei weitem übersteigen würde. Die Gefahrenzeit für die junge - Pflanze is aber noch nit abgeschloffen. Immerhin gestattet der vorzügliche Zustand des Bodens, der aus allen Teilen des Staates mit Ausnahme des Süd- westens gemeldet - wird, ein vorläufiges Festhalten an der Hoffnung auf eine ungerwöhnlich ergiebige Winterwetizenernte. Im Südwesten war über strihwweise Trockenheit, Sand- und Drehstürme, au über Heuschrecken zu klagen. Im Osten aber werden aus dret Counties eine Qualitätszahl von 103, aus vier eine folhe bon 100 und aus einer langen Reihe von weiteren Counties Qualitätszahl-n von 90—98 gemeldet. Ueber tierishe Schädlinge verlautet wenig.

Weichweizen Yartweizen . Mais .