1894 / 153 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Jul 1894 18:00:01 GMT) scan diff

förster Packenius ist die Oberförsterstelle zu

di it ierungsbezirk Marienwerder O rie Luther die Oberförsterstelle zu Klooschen

Regierungsbezirk Königsber : dem O fürster Lu de Vie Oberförsterstelle zu Gotts- n im Regierungsbezirk Cassel, i dem Oberförster Freiherrn von Wolff-Metternich die Oberförsterstelle zu Morbach im Regierungsbezirk Trier, dem Oberförster Hoffmann die Oberförsterstelle zu _Pfeilswalde im Regierungsbezirk Gumbinnen, f dem Oberförster Volk die Oberförsterstelle zu Balesfeld mit dem Amtssiy zu Kyllburg im Regierungsbezirk Trier, : dem Oberförster Steh ow die O erförsterstélle zu Tauben- walde im Regierungsbezirk Bromberg dem Oberförster Hart og die Oberförsterstelle zu Wolfsbruch mit dem Amtssiß zu Johannisburg im Regierungsbezirk Gumbinnen, und O , _ dem Oberförster Bockemühl die Oberförsterstelle zu Rauschenberg im Regierungsbezirk Cassel übertragen worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der D Lea Dr. Genz ist dem Provinzial- Sgulkollegium in. Berlin, : der Megierungs- un in Grisar dem Königlichen Regierungs-Präsidenten zu Koslin, Sees T Reziaan 3- hs Medizinal-Rath Dr. Roth in Köslin dem Königlichen Regierungs-Präsidenten zu Oppeln, i ver Negierungs- und Medizinal-RathDr. Shmidtmann in Oppeln dem Königlichen Regierungs-Präsidenten zu Breslau, und der Regierungs- und Schulrath Dr. phil. Albert Otto der Regierung zu Cassel überwiesen worden. i Der praktische Arzt Dr. Schmidt in Pillkallen ist zum Kreisphysikus des Kreises Pillkallen ernannt worden.

Die Nummer 21 der Geseß-Sammlung, welhe von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter :

Nr. 1 das Gese zur Ausführung des Reichsgeseßes, betreffend Abänderung des Geseßes über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuhen, vom 1. Mai 1894. Vom 18. Juni 1894; unter i : ,

Nr. 9682 das Gesetz, betreffend die Errichtung cines Amtsgerichts in der Gemeinde Kalkberge - Rüdersdorf. Vom 90. Juni 1894; und unter : Í

Nr. 9683 das Kirchengeseß, betreffend die Abänderung des Kirchengeseßes vom 12. März 1893 über die in der evan-

elish-lutherishen Kirche der Provinz annover zu begehenden n und Bettage. Vom 11. Juni 1894.

Berlin, den 2. Juli 1894.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

310/iges Anlehen der vormals freien Stadt Frank» : fart a. M. von 2500 000 Fl. vom 30. November 1848.

Bei der am 19. d. M. ftatt¿efundenen 38. Verloofung des dnlefecs ba vormals freien Stadt Frankfurt a. M. von 2 500 000 Fl. vom 30. November 1848 wurden i T TT Nummern der Schuldverschreibungen Läitt. G. zur ückzahlung auf den 1. Oktober 1894 gezogen: a mia

39 S ' ibungen à . Oder M 29 „S. R 15€ A T 939 974 285 449 481 541 543 605 637 646 651 692 780 847 848 850 921 938 940 954 969 1078 1088 1110 1113 1126 1223 1262 1273 1280 1297 1309 1323 1449 1585 = 39 000 F1. oder 66 857 M4 31 S. ; 4 S schreibungen à 500 Fl. oder 857 M o. A "1649 1802 1931 Drs 9144 2265 2412 29537 9549 2616 2671 2726 = 7000 FI. oder 11 999 M 96 8. reibungen à 300 Fl. oder 514 M 29 S. Se O 2811 9840 2856 Lb 2879 2944 2945 2994 3019 3031 3033 3035 3039 3050 3077 3087 3115 3123 3128 3133 3141 3147 3155 3165 3172 3173 3179 3267 3269 3272 3290 = 9900 Fl. oder 16 971 M 57 S. : i erschreibungen à 100 FI. oder 171 M 43 K. G e O 3444 3520 3583 i 3625 3631 3681 3753 3896 3837 3848 3911 3943 3970-3975 3984 4002 4062 4106 4130 4159 4175 4203 4222 4310 4324 4506 4515 4535 4693 4735 = 3300 Fi. oder 5657 M 19 . : 119 Schuldverschreibungen über 59 200 Fl. oder 101 486 03 4.

Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß geseßt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum NRücfkzahlungstermine erfolgt, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., bei der E lihen Staatsschulden-Tilgungskasse in Berlin sowie bei jeder Königlichen Regierungs- E gegen Rückgabe der S SaldrEs@reldungen nebst den Zinsscheinen Reihe III Nr. 3 bis 8 und Zinsschein-Anweisung erheben können. ; E

Der Geldbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlih zurückzu- ebenden Zinsscheine wird an dem zu zahlenden Kapitalbetrage der

huldvershreibung zurückbehalten. Soll die Einlöfung von der- gleichen Schuldver]chreibungen nit bei der igen Regierungs-

auptkasse hier oder bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., ondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Schuldverschreibungen nebst Zinssheinen und Zinsschein- Anweisungen durch diese Kasse vor der ang an den Unter- zeichneten zur Prüfung einzusenden, weshalb diefe Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermin eingereiht werden können.

| Rückständig sind noch aus der Verloosung :

pro 1. Oktober 1891: G. 4456.

pro 1. Oktober 1893: G. 103 1760 2439 2967 3529 3638 4036 4048 4191 4319 4534 4671. : /

Die Inhaber dieser Schuldverschreibungen werden zu deren Ein- Iösung wiederholt hiexdurch aufgefordert.

Wiesbaden, den 21. Juni 1834.

Dex Ea Bent. von Tepper-Laski.

Angekommen:

der Unter-Staatssekretär im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten D. von Weyra u ch, vom Urlaub;

der Ministerial-Direktor im Ministerium für Landwirth- gge Domänen und Forsten, Wirkliche ( erie Ober- Regierungs-Rath Sterneberg, aus Schleswig-Holstein.

Abgere i st: : Seine Excellenz der Staats-Minister und Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, nah Tirol;

der Ministerial-Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Fleck, mit mehrwöchigem Urlaub.

Nichtamtliches. Deutsches Neid.

Preußen. Berlin, 2. Juli.

Seine Majestät der Kaiser und König kehrten heute Nacht gegen 2 Uhr von Swinemünde nah Kiel zurü, empfingen gegen 9 Uhr den chilenischen Brigade-Kommandeur Koerner und den Kontre-Admiral von Reiche und gingen gegen 10 Uhr nah Eckernförde in See. Von dort wurde nah kurzem Aufenthalt die Reise nah Stavanger in Norwegen fortgeseßt.

Der Kaiserlihe Gesandte in Stockholm, General - Lieute- nant und General - Adjutant Graf von Wedel ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über- nommen. j

Sachsen.

Seine Majestät der König empfing am Sonnabend Nachmittag im Lustschlosse zu V den neuernannten württembergischen , außerordentlihen Gesandten und bevoll- mächtigten Minister, Geheimen Legations-Rath Freiherrn Varnbüler von und zu Hemmingen und den eben- falls neuernannten niederländischen außerordentlihen Ge- sandten und bevollmächtigten Minister Jonkheer van Tets van Goudriaan bchufs Entgegennahme ihrer Beglaubigungsschreiben in besonderen Audienzen. Hierauf empfing Jhre Majestät die Königin die genannten beiden Herren, sowie die Gemahlin des hiedérländien Gesandten. Um 5 Uhr fand Hostafel statt, wozu die beiden Gesandten, ferner Frau van Tets van Goudriaan und der Stáats- Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Meßsh Ein- ladungen erhalten hatten. S

ie das „Dr. J.“ hört, hat auch Seine Majestät der König durch den deutschen Botschafter Grafen Münster zu Paris der Frau Carnot aus Anlaß ihres überaus \chweren Verlustes sein tiefstes Beileid aussprechen lassen.

Württemberg. Jhre Mazestät die Königin hat sich vorgestern von Wildbad nah Friedrichshafen begeben.

Hessen.

Seine Majestät der König von Sachsen traf heute Vormittag 9/5 Uhr in Darmstadt ein und wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog am Bahnhofe mit militärishen Ehrer. empfangen. Nach kurzem Aufenthalt begab sih der König mit dem Großherzog unter Begleitung einer Esforte nah dem Residenzschloß, woselbst Seine Majestät Wohnung genommen hat. Die Stadt ist festlih geshmüdt.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Bef der Herzog gedenkt, der „Goth. Ztg.“ zufolge, am 6. Juli früh von London abzureisen und am 7. Mittags zu dreiwöchigem Kurgebrauch in Kissingen einzutreffen. Der Rückkehr Jhrer Kaiserlichen und Königlichen oheit der Herzogin und Jhrer Königlichen Hoheiten der E wird in Coburg zum 8. Juli entgegen-

esehen. N Reuß; ä. L.

—+ Am Freitag waren hundert Jahre verflossen seit der Geburi des Hochseligen Fürsten Heinrich XX. Jn treuer Gesinnung ist dieses edlen Landesherrn, der dur eltene Leutseligkeit, durch Thatkraft und politishen Scharfblick Es auszeihnete und, mit diesen hohen Herrschertugenden begabt, eine rial Regierung zum Wohl seines Landes geführt hat, im Lande gern gedacht worden. Dem Amtsblatt vom 29. v. M. war das wohlgelungene Bildniß des verewigten Fürsten beigegeben. E :

Aus Anlaß des Zentenariums hatten die öffentlichen Gebäude sowie viele Privathäuser Flaggenshmuck angelegt. Seine Durchlauht der Fürst fuhr Vormittags kurz nach 9 Uhr in großer Uniform mit Jhren Durchlauchten den

rinzessinnen Emma, Marie, Caroline und dermine in offfenem Wagen nah der in der Stadt- kirche befindlihen Fürstengruft, um daselbst einen großen Lorbeerkranz mit |chwarz-roth-gelber Schleife am Sarge des Durchlauchtigsten Vaters niederzulegen. Am äußeren Eingange zur Gruft hatten die höheren Verwaltungs- und Zustizbeamten des Landes, die Stadtgemeinde Greiz, ver- schiedene patriotishe Vereine und Korporationen und auch Privatpersonen ebenfglls Kränze niederlegen lassen.

Von Seiner Durchlaucht dem Fürsten wurden an dem Erinnerungstage mehrfache Gnadenbeweise ertheilt, u. a. ift der Negierungs- und Konsistorial - Präsident von Dietel zum Wirklichen Geheimen Rath ernannt worden.

Oesterreich - Ungarn.

Der Rg Fer ist am Sonnabend in Trient eingetroffe und am Bahnhofe von den Spitzen der Behörden em sangen worden. Der Landes-Hauptmann Graf von Merveldt hielt auf Jtalienish eine Ansprache, worin er namens der Provinz dem tiefgefühltesten Dank für den Besuh des Kaisers in Südtirol Ausdruck gab und hervorhob, daß in dem Herzen eines jeden Bürgers des Landes der Jubel über diesen Besnch einen freudigen Widerhall finde. Mit Ken Segenswünschen für das pag p T {loß die

nsprache des Landes-Hauptmanns. Der Kaiser gab in seiner ebenfalls in italienisher Sprache gehaltenen Erwiderung der Freude Ausdruck, Südtirol wieder besuchen zu können und dankte dem Landes-Hauptmann für die dargebrachte Huldigung. Alsdann hielt der Vize-Bürgermeister von Trient eine Ansprache, die der Ka iser gleichfalls italienish erwiderte ; es seien

bereits viele Jahre verflo treue Stadt Trient besucht habe; er sei Überzeugt, vos er bei dem diesma ligen Besuche Gelegenheit haben werde, sich von den Forischritten der Stadt zu überzeugen. Schließlich dankte der e für die gun Ausdruck gebrahten Gefühle der Ergebenheit und Ehrfurcht und erkundigte sich lebhaft nah dem Befinden des Bürgermeisters von Trient Mazurana. Hicrauf \prah der Kaiser mehrere Persönlich- keiten an, {ritt alsdann die Front der Ehrenkompagnie ab und begab sich zu Wagen unter brausendem, stets sih er- neuerndem Jubel nah dem Hotel Trento. Die Stadt war prächtig geshmückt. Bei dem Erscheinen des Kaisers im Theater , woselbst die Oper „Falstaff}“ zur - Aufführung fam, wurde die Volkshymne intoniert, die das Publikum unter begeisterten Hochrufen stehend anhörte. Bei der Rückkehr aus dem Theater wurden dem Kaiser wiederum begeisterte Ovationen dargebracht. Gestern Vormittag begab sih der Kaiser nah dem Dom, wo der Fürstbischof die Messe zelebrierte. Die Straßen, die der Kaiser passierte, waren mit Fahnen und. aufgehängten Teppichen geshmückt; die e Menschenmenge brachte begeisterte Ovationen dar. m 10 Uhr empfing der Kaiser Deputationen des Klerus, des Offizierkorps, der Behörden und die höchsten Würdenträger. Gestern Vormittag fand in Wien in der franzöfischen Nationalkirhe ein feierlihes Requiem für den Präsidenten Carnot statt. Der Kaiser war durch den Oberst-Stallmeister Prinz von Lichtenstein, die Kaiserin durch den Oberst-Hof- meister Freiherrn Nopcsa vertreten. Ferner waren das ge- samînte diplomatische Korps, der Minister des Auswärtigen Graf Käálnoky, der Minister-Präsident Fürst Windischgräß, zahlreihe Würdenträger und Mitglieder der franzö hen Kolonie zugegen. / Wie die „Wiener Zeitung“ von gestern meldet, sind die Delegationen auf den 14. September nah Budapest ein- berufen worden.

Großbritannien und Jrland.

Die „London Gazette“ meldet die Ernennung des e maligen General - Staatsanwalts für England und Wales Sir Charles Russel, nunmehr Lord Russel, zum Lord- Ober- Richter von England.

Frankreich.

Der deutsche Botschafter Graf zu Münster seßte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Vormittag bei der Trauerfeier- lichkeit für den Präsidenten Carnot den Minister-Präsidenten Dupuy und den Minister des Auswärtigen Hanotaux davon in Kenntniß, daß Seine Majestät der Deutsche Kaiser die beiden durh das Reichsgericht verurtheilten fra n- zösishen Offizierebegnadigt habe. Der Minister-Präsident Dupuy übermittelte die Nahriht dem Präsidenten der Republik, sobald dieser im Elysée eingetroffen war. Der E der Republik ersuchte den Minister-Präsidenten,

einer Majestät dem Deutschen Kaiser zu danken für das so hochsinnige Gedenken eines Tages wie des gestrigen, das beiden. großen Nationen zu Herzen gehen werde. Die Nach- riht von der Begnadigung verbreitete sich s{chnell unter den Theilnehmern der Feier und rief tiefe Bewegung her- vor. Allerorten konnte man Bemerkungen vernehmen, welche Freude und Genugthuung über den Akt Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm ausdrücckten. Die Blätter brachten die Nachriht an erster Stelle. Eine Extraausgabe des Journals „Le Jour“ sagt: Jedermann werde davon durch- drungen sein, daß Seine Majestät der Kaiser Wilhelm edel ge- handelt, und selbst diejenigen, welche nihts vergessen könnten, würden sich vor der hochherzigen Jnitiative des Souveräns verneigen. „La Presse“ schreibt: Seine Mazestät der Deutsche Kaiser hat eine befonders ergreifende Form gefunden, um seine Gefühle der Werthshäßung und Be- wunderung für Carnot zu bezeigen; diese einem großen An- denken gewordene Huldigung bedarf keines Kommentars. Der Akt Kaijer Wilhelm’'s wird ebenso gerehtfertigten als nach- haltigen Widerhall erwecken. 4

Ueber die Trauerfeierlihkeiten selbst liegt folgender Bericht vor: Am Sonnabend Abend legte der von Seiner Majestät dem deutshen Kaiser mit Allerhöchstseiner Ver- tretung beauftragte deutsche Botschafter Graf Münster, der von den Mitgliedern der Botschaft begleitet war, den Kranz Seiner Majestät im Palais Elysée an dem Sarge des De Carnot nieder. An dem Kranze, der von jeltener

chönheit ist und aus Rosen und Orchideen besteht, befindet sih eine schwarz-weiß-rothe Schleife mit einem goldgestickten gothischen und der Kaiserkrone. Um 10 Uhr wurde der Sarg auf einem Katafalk im Ehrenhof des Elysée aufgebahrt. Gleichzeitig begannen auch die Neugierigen sh in den Straßen längs des Weges, den der Leichenzug nehmen sollte, auf- zustellen. Um3 Uhr früh wogte zwischen dem Elysée und der Notre- Dame- Kathedrale bereits eine dihtgedrängte Menge, die immer weiteren Zuwachs erhielt. Der Concordienplag und der Plat. vor dem Hôtel de Ville waren zu dieser Zeit shon shwarz von Menschen. Die Menge verhielt sich im allgemeinen ruhig. Gestern früh um 81/4 Uhr nahmen die Truppen Aufstellung in den Straßen, die der Trauerzug zu passieren hatte. Träger von Kränzen bewegten sih in ununterbrohenem Zuge zum Elysée. Der Zugang zu den Champs Elysées, wo sih die Deputa- tionen aufstellten, war von einer dicht gedrängten Menschen- menge eingenommen. Um 9 Uhr begannen die Deputationen von Körperschaften einzutreffen. Die Fenster und die Dächer waren von Neugierigen beseßt, deren ) tert eine ernste war. Das Menschengedränge war besorgnißerregend. Die Gesandten und Militär-Attachés, sowie die Mitglieder der Regierung wucden bei ihrem Eintreffen im Elysée von der Menge begrüßt, die Truppen präsentierten. Um 10 Uhr erschien der Präsident Casimir-Périer und wurde von allen anwesenden Generalen empfangen. Um 10 Uhr 25 Minuten gab der General Saussier das Zeichen zum Aufbruh des Zuges, die Truppen bildeten Spalier und präsentierten. ex Zug bewegte sih in der Mitte der Straße und wurde von der Menschenmenge unter Zeichen tiefer Ergriffenheit empfangen. Die Garde républicaine zu Pferde eröffnete ihn, dann folgten der Kranz des Präsidenten Casimir-Périer und die Wagen des Klerus, der den Sarg begleitete. Der Leichen- wagen, der von sechs Pferden gezogen wurde, war au das \hönste geschmüdt, der Sarg von Trikoloren GRgeTEn inter dem Leichenwagen schritten Offiziere mit den Orden des ver- storbenen Präsidenten, ihnen folgten die drei Söhne Carnot's, dann der Präsident Casimir-Périer an der Spiße jeg raier Jnhaber des Großkreuzes vom Orden der Ehrenlegion und seines militärischen Gefolges, hieraufder Präsidentdes Senats Challemel- Lacour und der Vize-Präsident der Kammer de Mahy, die Botschafter und Gesandten, die höchsten Beamten der Re-

en, seitdem er zum leßten Male die :

ierung, die besonders zur Vertretung bei den Beisehungs- feierli teiten abgesandten Persönlichkeiten, das. diplomatische Korps, Senatoren, Deputirte und die T Um 11 Uhr 20 Minuten verließ der Zug das ale. In der Noire-Dame - Kirhe trat der General S d ier mit eke die Leiche mit dem Degen, während die Hornisten liejen und die Tambours anshlugen. Sämmtliche Glocken in den Champs Elysées ließen Trauergeläut ertönen. Der Erz- bischof von Paris, Kardinal Richard, umgeben von dem ge- sammten Klerus, empfing den Sarg am Portal. Vor Er- theilung der Absolution gab der Erzbischof in einer Allokution dem Wunsche Ausdruck, das der Pflicht geweihte Leben Car- not's möge eine große Lehre sein für eine Einigung aller Kinder des französischen Vaterlandes durch das Bündniß des Patriotismus und des Glaubens. Die kirchliche Zeremonie endete um 2 Uhr. Um 3 Uhr d der Bug im Panthéon ein. Auf dem ganzen Wege erhob sih bei dem Vorüberschreiten des Präsidenten Casimir-Périer in der Menge eine große Be- wegung der Sympathie und Aufmerksamkeit. Sehr bemerkt wurden unter den Kränzen diejenigen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, der Kaiser von Oesterreih und Rußland, des ‘Königs von: Jtalien und der russishen Marine. da ganzen verharrte die Menge in andahtsvoller

seinem Generalstab auf die linke Seite des e Bo und

altung. Beim Passieren der Botschafter in großer Üniform machte sih eine lebhafte Bewegung der Neu- gierde bemerkbar, jedoch kam keinerlei Zwischenfall vor. Un- zählige Kränze wurden getragen und gefahren. Beim Panthéon wurde der Sarg herabgehoben und in die Vorhalle Getragen, wo der Minister-Präsident Dupuy folgende Rede hielt :

„Carnot hat sein Leben für das Land hingegeben, er ift gestorben für Frankreich und die Republik, getroffen von der wilden Rache einer Sekte, welche die Vereinigung der Völker ohnmächtig zu machen wissen wird; er fiel wie ein Soldat auf dem Felde der Ehre, er sprach bereits von der Stunde der Nuhe, denn er dachte nicht daran, sich um eine Wiederwahl zum Präsidenten zu bewerben, welche er als dem Geiste der Verfassung zuwiderlaufend ansah; von der Aufgabe des Präsidenten hatte er einen sehr hohen Begriff; er hatte es verstanden, überall im Lande felbst wie nah außen Sympathie zu erwecken. Frank- rei sowie das Ausland, im Schmerz geeint, bringen nunmehr Beweise ihrer Sympathie dar für den Menschen, den Bürger und das Staats- oberhaupt, namentlich aber für den Freund des Friedens, dem er seine Kräfte geweiht, den er immer verherrliht hat; er wird im Panthéon seine Ruhestätte finden neben dem „Organisator des Sieges“. Der Tod wird somit das Genie des Krieges und das Genie des Friedens bergen; die Geshihte wird sagen, er habe alle Franzosen in der toleranten, weisen, freien und dem Fortschritt huldigenden Republik vereinigen wollen. Dupuy hob sodann die Eigenschaften Carnot's hervor und wies nah, wie seine Popularität \tets im Zunehmen begriffen war; er {loß mit den Worten: Lebe wohl! Dein Andenken wird nicht untergehen. Frankrei fühlt die Größe seines Verlustes. Wir danken dir, daß du eine Einigung aller seiner Söhne vorbereitet hast, eine Einigung in der gemeinsamen Liebe zur Republik und zum Vaterlande. Wir werden den Grundsaß deines politishen Strebens festhalten, den Grundsaß, um der Republik zu dienen, niemals Frank- reih aus dem Auge zu lassen. Die Republik neigt über deinem Sarge die trauerumflorte Fahne. So nimm hin die leyte Ehrfurchts- bezeugung ihrer Dankbarkeit und Trauer.“

Nach dem Minister-Präsidenten nahm der Präsident des Senats Challemel-Lacour das Wort, der zunächst der Lig pag der sterblihen Ueberreste Lazare Carnot?s in das Panthéon im Jahre 1889 gedachte und dann ausführte: Frankreich trage im Gefühl seiner Stärke und Lebenskraft mit ¡VPürde die Wunden, die es dur Carnot’s Tod erhalten habe. Diese Wunden flößten Achtung ein durh die Sicherheit, mit der es aus solchen Krisen hervorgehe. Ein Arbeiter sei mitten in seinem Schaffen dahingerafft worden, sein Werk aber schreite fort und bleibe erhalten. Der Schlag, der Frankreich in Lyon getroffen, finde einen Widerhall in den Zeugnissen der Sympathie, aus denen man mit Recht Kraft und Stolz schöpfen könne. Der Redner hielt dann in beredten und be- wegten Worten eine Lobrede auf Carnot, dessen Leben einem Jeden Achtung, Bewunderung und Liebe einflößen müsse. Niemals habe Carnot sich von jener Ruhe entfernt, jener Hal- tung und Würde, die eine so unshäßbare Gabe eines Staats- mannes ist. „Mag diese Ruhe“, so {loß der Präsident des Senats, „uns in der shweren Stunde treu bleiben, die wir durhmachen, in dieser von dunklen Problemen erfüllten Zeit. Wir können nichts Besseres thun, als dem Lichte zu folgen, das Carnot’s Leben durhleuchtete, der tiefen Vaterlandsliebe und der unverbrüchlihen Verehrung der Geseze.“

Der Vize-Präsident der Kammer de Mahy verlieh darauf in seiner Rede der Trauer, der Entrüstung und dem Zorn über das ungeheure Verbrehen Ausdruck und erinnerte an die hohen persönlichen Eigenschaften und_ die seltene Bescheidenheit Carnot's. Niemals habe der Tod eines Staatsoberhauptes eine tiefere Empfindung einmüthiger und wahrer Trauer hervorgerufen. Der Redner gab sodann einen Lebensabriß Carnot’s und fügte hinzu, es könne niht von einem Mörder abhängen, Frankreich in Trostlosigkeit zu stürzen und um seine Fassung zu bringen. Attentate würden das Parlament nicht ablenken von seinem Werk des Fortschritts. Das Parlament werde die nothwendigen Reformen ins Werk seßen und feindselige Elemente energish unterdrücken. Es werde sih hierin eins wissen mit dem Willen des Volks, das den internationalen Kosmopolitismus verwerfe und die Ein- tracht des Landes wünsche. Jeder Franzose werde bereit sein, sein Leben zu opfern, vor allem aber müsse ein Jeder seinen Haß, seine Rachsuht und seine Vorurtheile dem Wohl des Landes zum Opfer bringen.

Nach einer Rede des Generals André und nah Beendi- gung des Vorbeimarsches des Zuges und der Truppen wurde dann der Sarg in die Gruft hinabgelassen, was ohne Störung vor sih ging. Die Menge zerstreute sih langsam. Kirchliche Trauerfeiern zum Andenken Carnot's fanden in zahlreichen Städten der Provinz und des Auslandes statt.

Die Pariser Blätter erklären einstimmig, das großartige Leichenbegängniß Carnot's sei eine würdige Bezeugung der nationalen Dankbarkeit.

Der Präsident Ca Marie machte am Sonnabend Abend, von zwei Sekretären begleitet, einen Spaziergang, wobei er, a dem Opernplaß von der Volksmenge erkannt, mit Zurufen, wie: Das ist muthig, er hat keine Furcht ! jubelnd begrüßt und unter lebhaften Kundgebungen nah dem Palais Bourbon begleitet wurde.

_ Vie früher berichtet, waren dem Erzbischof von Lyon die Bezüge gesperrt worden; nunmehr ist die Anweisung er- gangen, thm den ganzen Rückstand auszuzahlen. i

Der Mörder Carnot's Caserio soll nah einer Mitthei- [sung aus Lyon Mittheilungen über die internationale Vershwörung gemacht haben, deren Beschluß er zur Aus- führung gebracht habe, ¿T Paris wurden gestern früh 4 Uhr 200 Anarchisten in ihren Wohnungen in Haft genommen.

Jtalien.

Der deutsche Botschafter von Bülow, der bereits am Ds eine Dee Unterredung mit dem Schaß-- Minister onnino gehabt hatte, konferierte vorgestern mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Baron Blanc und mit dem Minister-Präsidenten Crispi. __ Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Paris, der Minister des Auswärtigen Hanotaux habe den italienishen Botschafter Reßmann ersucht, der italienishen Regierung das lebhafte Bedauern der französishen Regierung über den Vorfall in Grenoble auszudrücken. i Jn der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen Baron Blanc in Be- antwortung einer Anfrage des Deputirten Jmbriani wegen des angeblichen Úedertalls italienischer Matrosen durh Kroaten in Wodizze, daß die Sache keineswegs ernst und die Untersuhung im Zuge sei; die Schuldtragenden würden zweifellos bestraft werden; die Erörterung jolcer Fragen, solange sie sih in der Schwebe befänden, würde die eigenen Staatsangehörigen schädigen. stern legte der inister - Präsident Crispi der Kammer folgende Geseß- entwürfe vor: 1) Ueber Emphyteusis der juristischen Personen gehörigen Güter und über Verbesserungen des Nes von Privaten in Sizilien; 2) gegen Aufreizung zu erbrehen und Verherrlihungen von Verbrehen durch die im Edikte vom 26. März 1848 angeführten Mittel; 3) über Maßnahmen -im Jnteresse der öffentlihen Sicherheit. Crispi verlangte für den ersten, Sizi- lien betreffenden Geseßentwurf ‘die Dringlichkeit, bezüglich der andexen beiden beantragte er Verweisung an die Kommission, die mit Prüfung des Geseßentwurfs über die durch Explosiv- DoIN begangenen Verbrechen betraut war, und erinnerte daran, daß das französishe Parlament ähnlihe Gesezentwürfe binnen 24 Stunden votiert habe. (Sehr gut.) Der Deputirte Jm- briani bekämpfte diesen Antrag Crispi's und verlangte, daß die beiden Geseßentwürfe auf dem teh o Weg erledigt würden. Der Deputirte Agnini (Sozialist) drückte seine Befriedigung über die unterbreiteten Gesetzentwürfe in der Ueberzeugung aus, daß die Ausnahmegeseßze zum Mor neuer Jdeen beitragen würden. (Heiterkeit, ärm.) Die Kammer genehmigte sodann die Anträge des Minister-Präsidenten. Der Deputirte Torraca fragte den Minister-Präsidenten, ob er über das gestern früh in Livorno begangene grausame Verbrechen (siche unten) Mittheilung machen könne. Der E e Did Crispi antwortete, daß Giuseppe Bandi, der heldenmüthige Soldat von Marsala und Calatafimi, von den Anaristen aus Rache wegen eines in seinem Blatt enthaltenen Artikels erdolcht worden sei. (Beroegung.) Die Deputirten Torraca, Fili und Elia. hoben Bandi's Verdienste als Patriot und Publizist lobend hervor. “Jn Beantwortung einer Anfrage des Deputirten ZJmbriani, der die Wahrheit über alle den Plan der Gründung einer italienish-deutshen Bank betreffenden Gerüchte zu wissen wünschte, erklärte der Handels - Minister Barazzuoli, daß eine Vereinigung von deutschen Banquiers die Absicht gehabt habe, in Jtalien eine Diskopto-Bank mit einem Kapital von 40 Millionen E errichten zum Zwecke des wechselseitigen Austausches remder Devisen und italienisher Banknoten unter gewissen Bedingungen. Er (Barazzuoli) habe der Abordnung der Banquiers geantwortet, daß er dem fremden Kapital die

| Thüren öffnen werde, wenn sie niht zu Gunsten dessen eine

Verlegung des gemeinen Rechts forderten. Er habe auch ge- fragt, ob es wahr sei, daß in dem Entwurf der Statuten der neuen Bank etwas der Würde Jtaliens E an ent- halten sei. Dies sei durhaus in Abrede gestellt worden. Er habe gefordert, daß „der Entwur} der Bank- statuten - vorgelegt werden solle. Jnzwischen werde er die Rechtsschwierigkeiten geprüft haben, die in der geplanten Vereinbarung mit der Bank von Jtalien liegen fönnten. nas werde die Regierung ihren Entschluß fassen. Seitdem abe er keine weitere Nachricht in dieser Angelegenheit erhalten. Der Deputirte Jmbriani erklärte sich mit dieser Antwort zufriedengestellt. Der Zwischenfall war damit erledigt. Aus Livorno meldet „H. T. B.“ über die Ermordung des Direktors der Journale „Gazzetta Livornese“ und „Jl Telegrafo“ Bandi, daß dieser schon fit einiger Zeit Drohbriefe erhalten habe, worin ex aufgefordert worden sei, seine heftigen Angriffe gegen den Anarchismus zu unterlassen. Bandi habe indessen unershrocken seine Artikel gegen die Anarchisten fortgeseßt und namentlih das Attentat gegen den Präsidenten Carnot mit den schärfsten Worten verurtheilt. Als Bandi sich gestern Vormittag in sein Bureau habe begeben wollen, habe h ein Jndividuum auf ihn gestürzt und ihm seinen Dolch in die Brust gestoßen. -Bandi sei g todt gewesen, der Mörder sei entflohen, ohne daß man seiner bisher habe hab- haft werden können.

Spanien.

Der Minister-Präsident Sagasta hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid auf eine Anfrage formell das im „ZJmparcial“ wiedergegebene Gerücht dementiert, daß die spanische Regierung 408 Schluß der Kammer durch König- liches Dekret den a S andelsvertrag zu ratifizieren und in der folgenden Session die Jndemnität für dieses Vorgehen zu verlangen beabsichtige.

Türkei.

Der König Alexander von Serbien wohnte am Din in Konstantinopel dem Selamlik bei. Zu Ehren des Gastes atte der Sultan eine Defilierung der Truppen anbefohlen. R dem Selamlik stattete der König dem Großvezir Dshewad- Pascha einen Besuh ab und erhielt sodann den Besuch des Khedive. Um 5 Uhr empfing der König die Chefs der ae Missionen. Jm Laufe des Tages be- sichtigte der König, stets von einer Ehren-Eskorte der Kavallerie begleitet, vershiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt, darunter das alte Serail und die Sofien - Moschee. Gestern besuchte der König das Patriarhat am Thanar. Der Zeitpunkt der Abreise ist noch nit festgeseßt.

Bulgarien.

Die neue politische Zeitung „Concordia“, das Organ der konstitutionellen liberalen Partei, die allgemein den Namen „Zankowisten“ führt, ist, wie „W. T. B.“ aus Sofia berichtet, vorgestern ershienen. Bezüglich der äußeren Politik besagt das Programm, sie habe sih den vitalen Jnteressen des Landes unterzuordnen bei Aufrehterhaltung der freundschaft- lichen Bezichungen zu allen Mächten ohne Ausnahme.

Nach Meldungen aus Fez hätten die versc

Stämme dem Sultan bei dessen ras “er beo Man

, ernste Unruhen ü j

werfung erklärt mit Ausnahme der sih gegen dic Spanier Wu erheben in Tanger, wie „W. T. B.“ erf Melilla.

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Nr. 259A des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 27. Juni hat folgenden Inhalt: Eisfenbakn über die Hohen Tauern und den Predil. Die Zugstangenverbindung der Ei i wagen. Vermischtes: Wettbewerb für Pläne zu einer die evangelisch-lutherishe Gemeinde in Breslau. / für Entwürfe zu einem Delta der V ngsgesellschaft Wil- helma in Magdeburg. tbewerb für Pläne zu einer E ; Kirche in Troppau. Wettbewerb für Pläne zu einer evaùgeli reformierten Kirhe in St. Gallen. Der Theodolit bei Gisenbahn- vorarbeiten. ertigung: Bücherschau.

Nr. 26. Inhalt : Die General-Zollvirektion in Hamburg. Beitrag zur M mes der Kird,zn des östlihen Hinter- pommerns. Umbau des Mühlendamms in Berlin. (Schluß). Fischereihafen bei Scheveningen. Vermischtes : Wettbewerb um Pläne für ein Gesellshaftshaus in Mainz. Besuch der Technis Hochschule in Dresden. Königliche Technische Hochschule in Berlin. Das \ymmetrishe Cisenbahnwagenrad. Wettbewerbe p Staats- amar R E Hochschule für Musik in London. Bücherschau. ä

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Spanien.

__ Durch Königliche Verordnung vom 26. Juni d. J. ist für Her- fünfte aus Lüttich und Umgegend eine dreitägige Beobachtungs- quarantäne angeordnet rwoorden.

E Belgien.

__ Durch Königliche Verordnung vom 17. Juni d. J. ist in Belgien die Ein- und Durchfuhr von Hadern und Lumpen, Leibwäsche, alten und getragenen Kleidungsstücken und gebrauhtem Bettzeug sowohl auf dem Land- als auf dem Det verbotea worden. Ausgenommen hiervon find die in dem Art. 2 der Königlichen Verordnung vom 30. Juli d. J. aufgeführten Gegenstände. ( Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 202 vom 23. August v. J.) Außerdem kann der Königlich belgische Minister für Landwirth\chaft, Industrie und öffentliche Arbeiten Aus- nahmen gestatten unter Anordnung einer Desinfektion der fraglichen Gegenstände oder anderer besonders durch ihn zu bestimmenden Maß- nahmen. (Vergl. auch „R.-Anz.“ Nr. 221 vom 14. September und Nr. 279 vom 21. November 1893.)

Schweden.

Durch Bekanntmachung des Königlichen Kommerz - Kollegiums vom 26. Juni d. I. sind die russishen Gouvernements Podolien und Tula, sowie Galizien für holeraverseuht, Japan dagegen für cholera- frei erflärt worde. :

(Vergl. „A.-Ánz.- Nr. 83 vom 9. und Nr. 95 vom 23. April d. F.)

Cholera.

St. Petersburg, 1. Juli. An der Cholera erkrankten bezw. starben laut Meldung des ,W. T. B.“ vom 10. bis 23. Juni n. St. in Warschau 25 bezw. 8 Personen, im Gouvernement Kowno 19 bezw. 10; vom 17. bis 23. Juni erkrankten in Warschau 39, es starben 20; in Kiew erkrankten 53, starben 25, in Kurland 4 bezw. 1, in Radom 14 bezw. 10 Personen. Jn Plozk erkrankten vom 10. bis 17. Juni 55 Personen, 24 starben. ie Zahl der Er- krankungen in Grodno betrug vom 8. bis 23. Juni 35, 18 Todes- fälle find daselbft vorgekommen.

_ Brüssel, 1. Juli. Dem „Journal de Brurelles" zufolge ge- winnt die Cholera in Lüttich an Ausdehnung; es sind gestern ses neue Erkrankungsfälle vorgekommen, von denen einer tödtlich verlief. Die Krankheit tritt meist in ärmeren Stadtvierteln auf. In der ver- flossenen Nacht sind zwei weitere Personen an Cholera erkrankt. Seraing und Tilleur if der Gesundheitszustand jeßt wieder ein guter, in Soumagne und in einem anderen Dorf der Umgegend tritt die Cholera jedoch bedenklih auf.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater.

Am Sonnabend wurde die leßte Vorstellung unter der Direktion

von Adolph L’Arronge gegeben. Mit Bedauern sieht man den Gründer und Leiter der Bühne, die neben dem Königlichen Schau- spielhause die dramatishe Kunst in edelstem Sinne pflegte, sih von [einem Werke zurückziehen, das bis zum S@&luß in s{öner Blüthe iteht. Bei der Eröffnung des Deutschen Theaters vor etwa elf Jahren vereinigte fih eine Reihe erster Künstler, die gewohnter- maßen als einzelne Glanzpunkte an den verschiedenen Bühnen gleid sam als Wandersterne aufleu@teten und wvershwanden, zu einem Sternbilde, das dauernd am Theaterhimmel in vornehmem Verein zu strahlen versprah. Aber von den Trägern der hochklingenden Namen zog sih einer nach dem andern wieder zurück. Friedri Haase, Ludwig Barnay, Hedwig Niemann-Rabe und S. Friedmann, fie alle ingen, und von den Sozietären der nah dem ster des Théâtre Francais gegründeten Bühne blieben nur noch Förster und Adolph Arronge. Förster ging s{ließlich auch, seiner Sehnsucht folgend, nach Wien zu kurzer, durch den Tod zu früh abges{lossener Thätigkeit, und L’Arronge blieb als alleiniger Besißer und Leiter des Theaters übrig. Das Verschwinden der großen Mimen ließ zwar Lücken zurück, die aber zumeist allmählich ausgefüllt werden konnten. Neue Namen und neue Künstler tauchten auf, ältere be- kannte Darsteller entfalteten und erweiterten ihr künstlerishes Naturell in ungeabnter Î pn Josef Kainz, Hermann Nifsen, Ernst Pittschau, das Ehepaar Sommerstorf, Mar Pohl, Nosfa Retty reihten Rd an Gustav Kadelburg, Hedwig Meyer, Paula Carlsen und Deo Gi gels. Ein wirklicher Verluft war dem Theater durch das von S Förster entstanden. Dié seltene Kraft und Feinheit seines egietalents konnten Adolph L'Arronge's Tüchtigkeit und ernstes Streben nie voll ersehen, Jmmerhin behauptete das he en

Theater einen ehrenvollen Gas in der Reihe der Muste in den deutshen Landen. l und vornehm wie die war auch das Repertoire der Bühne, die den Meist flassishen Literatur aller Länder die Thore öffnete und au literarishen und Fünftlerishen Bestrebungen der modernen Ku freundlich aufnahm. Neben Wildenbruch und Ludwig Fulda k auch Hauptmann zu Worte, aber ‘den derbsten Auswüch Naturalismus blieb das Haus verschlossen. Dem modernen estattete der he:dende Direktor ebenfalls einen behaglihen Play fiaet Bühne: neben seinen eigenen pielen gewannen andere, eDer Herr Senator*, „Die nder der Erxcelle glücklihe Tage“ u. \. w. dem Hause

. Zu wirklihen Musterleistungen gestalte id) neben den alten rubmreihen Darstellungen des „Don Carlos* des „Richters von Zalamea“ u. st. w.,, die noch Förste! einstudiert hatte, unter Adolph LArronge?s eigenster führungen des „Goethe - Cvclus“, ferner „Misanthrop", Fulda's „Talisman“", Hau „Kollege Crampton“. Auf der Büh Deutschen

ühne des den Thie hatte eben alles Raum, was gut und s{ôn war; das gute V