1894 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Oct 1894 18:00:01 GMT) scan diff

I S E E A Ie E C I E E RI Lr P B ita ar eis

V um Regierungs-

Bayern.

Der Runge Ben der Oberpfalz Dr. von Ziegler räsidenten von Oberbayern und der r bei der Regierung von Oberbayern Graf Fugger

zum Regierungs-Prästdenten der Oberpfalz ernannt worden. Das neue Viehversicherungsgeseß, das in der nächsten Landtagssession zur Vorlage kommen wird, ist, der M. „Alg. Ztg.“ zufolge, bereits in allen wichtigen Bestim- mungen so weit ausgearbeitet, daß der Entwurf dem Gencral- comité des „Landwirthschaftlihen Vereins“ zur Begutachtung

Übergeben werden fonnte.

Sachsen.

Jhre Majestät die Königin begab sich am Sonnabend Vormittag nah Plauen im Voigtlande, um der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des dortigen Albert - Zweig- vereins beizuwohnen, und reiste am Nachmittag von dort über Leipzig und Karlsruhe weiter nah Umkirh bei Freiburg zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der verwittweten Fürstin von

ohenzollern. Die Rückkehr Jhrer Majestät steht in etwa 4 Tagen zu erwarten.

Seine Majestät der König hat sih gestern Nachmittag

zu mehrtägigem Jagdaufenthalt nah Rehefeld begeben.

Vaden.

Ihre Königlihe Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen hat sich am Sonnabend mit den Prinzen Gustav Adolf und Wilhelm zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Erbgroßherzo gs und der Erb-

Ca MeLgpgin von Baden von Mainau nah Schloß

adenweiler begeben, wo am Mittwoch auch Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Shweden und Norwegen ein- trifft. Am 12. d. M. werden dann beide Kronprinzlichen Herr- haften mit ihren Kindern nah Schloß Baden kommen.

Die Uebersiedelung Jhrer Königlichen Men des Großherzogs und der Großherzogin von Mainau nah Schloß Baden findet am heutigen Tage statt. Höchstdieselben beabsichtigen, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, dort bis zum 13. zu verweilen, an welchem Tage Jhre Koniglichen Hoheiten nah Mannheim reisen werden, um daselbst der Feier anzuwohnen, welche die Stadt zu Ehren der Enthüllung des für Seine Mazestät den böeligen Kaiser Wilhelm I. errichteten Denk- mals veranstaltet.

Mecklenburg-Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat am 6. d. M. Nachmittags Zasniß verlassen und sih nah Ludwigs- lust begeben, wo auch Jhre Kaiserliche Hoheit die Groß- herzogin sowie Jhre Kaiserlihen Hoheiten der Großfürst und bie Großfürstin Wladimir eintrafen. Die Aller- höchsten Herrschaften gedenken bis Mittwoh in Ludwigslust zu verweilen und dann nah Schwerin zurückzukehren.

Jhre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern sind von Schwerin abgereist.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Jhre Kaiserliche und Lad M ets Hoheit die Herzogin ist am 6. d. M. Morgens von Coburg abgereist, um sih über Wiesbaden nach Darmstadt zu begeben. Seine Königliche Hoheit der Erbprinz hat L über Wien nah Sinaia zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Ferdinand von Rumänien begeben.

Der Ausschuß des gemeinschaftlihen Landtags der Herzogthümer Coburg und Gotha hat in der am Sonn- abend Vormittag abgehaltenen Sißung seine Arbeiten beendet.

Schwarzburg-Rudolfstadt.

Seine Durchlaucht der Fürst hat sich am Sonnabend nah Schwerin begeben, um an der Feier des 75 jährigen Stiftungs- estes des 1. Et A A Mettenburgisthen Dragoner- egiments Nr. 17 theilzunehmen, in dessen Reihen Seine Durchlaucht den französischen Feldzug mitgemacht hat.

Oesterreich-Ungarn.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge ist die Pester Meldung von der Entsendung eines Schiffes der eco Gen Kriegsmarine in ostasiatishe Gewässer | mindestens verfrüht. Die wenigen in China ansässigen Staatsangehörigen D eia-Unguens s ich .shon durch die Ankunft des deutschen Geshwaders geshüßt fühlen, sodaß unter den augen- blicklichen Verhältnissen eine dringende Nöthigung zur Ent- sendung eines österreichischen Kriegs\chiffs kaum vorhanden sei. Dem ersten Diner bei dem Kaiser, welhes am Sonn- abend zu Ehren der Mitglieder der Delegationen in Buda- pest stattfand, wohnten bei : der Minister des Auswärtigen Graf Kálnoky, der Reichs-Kriegs-Minister von Krieghammer, der Reichs-Finanz-Minister Baron Kallay, der Marine-Minister Freiherr von Sterneck, die Minister-Präsidenten Fürst Windisch- räß und Dr. Wekerle, der Minister des Königlichen Hauses Graf Andrassy, die Präsidenten und Vize - Präsidenten, sowie r Pa Delegirte Kaiser hielt nah dem Diner Cercle, |prah zahlreiche Delegirte an und äußerte sih sehr befriedigt über den latten und raschen Verlauf der Delegationsverhandlungen. Dem Delegirten Promber sprach der Kaiser seinen Dank aus für die patriotische Rede bei der Berathung des Heeresbudgets und dem Delegirten Czedik für die rasche Berichterstattung über die Schlußrehnungen. Badeni nahm Anlaß, die Ge- rüchte über das Stillshweigen ver Polen bei der Debatte über das Auswärtige Amt für unbegründet zu erklären, und be- tonte, die Polen hätten keinen Anlaß gehabt, das Wort zu ergreifen, da seit dem Schluß der lezten Delegation sich die politische Lage nicht geändert habe. Das ungarische Oberhaus hat am Sonnabend mit 122 gegen 9% Stimmen den dritten Abschnitt des Ge}: ÿ- entwurfs übcr die freie Religionsübung, welcher die Fre gebung der Konfessionslosigkeit betrifft, abgelehnt und alsdann den Geseßentwurf sclbst in dritter Lesung ver- worfen. Ueber den Verlauf der Berathung liegt folgender Bericht vor: Bei der Berathung des zweiten Abschnitts über die geseßlich anerkannten Konfessionen erklärte der Minister - Präsident Dr. Wefkerle sih gegen den Antrag des Grafen Ferdinand Zichy, den zweiten Abschnitt über die gesezlih an- erkannten E oen zu streichen und die Regierung u verpflichten, für die Anerkennung jeder neuen Konfession ie Zustimmung der Gesetzgebung Eer Die Regierung halte an der vorgelegten Fassung des Gesehes fest und werde

beider E Der

sih im Falle der uns derselben gezwungen sehen, diese Fassung seiner Zeit nochmals dem Oberhause zu unterbreiten. —— Nad Ablehnung des Antrags Zichy folgte die erag des dritten Abschnittes: über die A e eit. Der Kultus-Minister Baron Eoetvoes führte aus, wo von einer Gewissenssahe die Rede ist, könne ein Zwang der Einreihung in cine gewisse Klasse nicht acceptiert werden; die Kinder konfessionslo})jer Eltern müßten übrigens dem Gesetz zufolge eine religiöse Erziehung erhalten. Stefan Keglevich beantragte, den Abschnitt an den Ausschuß zurückzuverweisen. Dieser Antrag wurde abgelehnt, dagegen wurde der Antrag Aladar Andrassy's, den dritten Abschnitt, betreffend Kon- fessionslosigkeit, Hallen L lassen, angenommen. Bei der Be- rathung des vierten Abschnitts über die Schlußbestimmun- gen erklärte der Minister-Präsident, über das Fallen: lassen des dritten Abschnitts werde sih die Regierung bei der Verhandlung im Abgeordnetenhause äußern, er müsse jedoh jeßt schon erklären, daß das ganze Kabinet mit dem von dem Kultus - Minister entwickelten Standpunkt soli- darish sei. Das Haus lehnte die Anträge auf Abänderung einzelner Paragraphen dieses Abschnitts ab, worauf der Prä- sident die Spezialdebatte für beendet erklärte und die dritte Lesung vornahm. Auf die Aufforderung des Präsidenten, die- jenigen, welche die Vorlage in dritter Lesung votieren, möchten Fh erheben, entstand großer Lärm. Für die Vorlage erhob ih kaum ein Drittel des Hauses, worauf der Präsident die Vorlage für abgelehnt erklärte.

In der heutigen Sizung des Oberhauses wurde über die Vorlage, betreffend die Rezeption der Juden, verhandelt. Szontagh (liberal) sprach für die Vor- lage, Graf Ferdinand Zihy dagegen; er liebe und achte die israelitischen Mitbürger, die zwar Patrioten seien, doh könne er als Christ niht zugeben, daß ein Christ Zude werden könne. Der Kultus - Minister Baron Eötvös und der Präsident des Obersten Gerichtshofes Darnváry vertheidigten die Vorlage und bekämpften den einseitigen dogmatishen Standpunkt. Oberst - Hofmarschall Graf Szécsen verurtheilte den Antisemitismus aufs \härfste, erklärte jedoch die Bestimmung für unannehmbar, daß un- mündige Kinder mit den Eltern zum Judenthum übergehen. Der frühere Kultus-Minister Graf Czaky trat für die Vor- lage ein mit der Begründung, daß man niemandem eine Religion anbefehlen oder verbieten könne. Der Entwurf wurde \hließlich mit 109 gegen 103 Stimmen abgelehnt.

Heute haben in Budapest Zollkonferenzen unter Theilnahme von Vertretern der österreichishen und ungarischen Ministerien des Handels, für Ackerbau und der Finanzen be- gonnen. Die Konferenz beschäftigt sih dem Vernehmen nah unter anderem mit der Frage der Weinzollklausel.

Großbritannien und Frland.

Der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha wird am 25. d. M. in England eintreffen. Nach einem kurzen Besuch L E wird sih der Herzog zur Jagd nah Schottland egeben.

Die City von London hat einen neuen Lord Mayor in Sir Joseph Renals erhalten. Er ist in Nottingham ge- boren und erst 1885 in die City-Korporation als Vertreter von Aldersgate eingetreten. 1886, als Sir Stuart Knill Lord Mayor war, diente er als Sheriff. Die Verheirathung des Herzogs von York brachte ihm den Rittertitel.

Frankreich.

Der Präsident Casimir-Perier empfing Sonnabend Nachmittag den österreichish-ungarishen Botschafter Grafen Hoyos. Gestern fuhr er mit seiner Gemahlin in einem vierspännigen Landauer ohne Eskorte nah den Long- champs, um den Rennen - beizuwohnen. Jnfolge des shönen Wetters und wegen des vom Gemeinderath gestifteten neuen Preises hatte sih eine außerordentlih große Menschenmenge eingefunden. Auf der ganzen Fahrt, namentlich auf den Longchamps, wurde der Präsident lebhaft begrüßt.

Der frühere Minister des Jnnern Ra ynal hielt gestern in Bordeaux eine Rede, in welcher er hervorhob, die Republik oe von ihren politishen Gegnern nihts mehr zu fürchten.

uh der äußere Friede sei gesichert, niht nur dank den militärischen Streitkräften Frankreichs, sondern auh dank der friedlihen Gesinnung der europäischen Souveräne. E

Der ehemalige Minister Waldeck-Rousseau ist im Departement Loire mit 829 von 946 abgegebenen Stimmen zum Senator gewählt worden.

Außer dem Kreuzer „Jsly“ haben A zwei andere Kreuzer und das Kanonenboot „Lutin“ den Befehl erhalten, zur Verstärkung des französishen Geschwaders nah den chinesishen Gewässern in See zu gehen.

Nußfland.

Wie aus St. Petersburg verlautet, ist der Gesundheits- ustand des Kaisers befriedigend und giebt zu Besorgnissen Linen Anlaß ; das Befinden sei jedenfalls besser, als in den leßten Tagen in Spala, der Schlaf sei gut. Nach einer Meldung aus Athen werden der Kaiser, die Kaiserlihe Familie und die Königin von Griechenland demnächst in Korfu eintreffen. Der König von Griechenland werde sih schon vorher nah Korfu begeben, um den Kaiser daselbst zu empfangen, welcher in der Königlichen Villa wohnen wird.

Jtalien.

Der König hatte vorgestern die Ehren-Präsidenten des in Mailand tagenden internationalen Kongresses für Arbeiter- Unfallversicherung, den Präfidenten des deutshen Reichs-Ver- sicherungsamts, Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Rath Dr. Bödiker, ferner Léon Say und Luigi Luzzatti, sowie den ardt arie des permanenten Pariser Comités Linder zum

ejeuner nah Monza eingeladen. ; j

Die römischen Abendblätter brachten gestern aus Mai- land folgendes Telegramm: „Auf der Holzverkleidung eines Fensters der Polizei-Direktion wurde ein Explosivkörper mit B aRA Lunte gefunden. Mehrere Personen wurden ver-

aftet.“

y Der „Agenzia Stefani“ wird aus Tanger gemeldet: Nachrichten aus Fez zufolge hatte der Sekretär und Dolmelsch bei der italienishen Gesandtschaft Gentile, nahdem er von dem Großvezier empfangen worden, eine Audienz bei dem Sultan. Der Sultan sprah seine Befriedigung über die Glückwünsche aus, welche der König von Jtalien ihm anläßlich seiner Thronbesteigung übersandt hatte.

Spanien. Der Minister-Präsident Sagasta ist gestern Abend bei

Portugal.

Mehrere Mariné-Offiziere, die sich durh einen Passus der Thronrede verleßt füfltes, haben, wie aus Badajoz gs meldet wird, an das Land ein anonymes Protest-Manifest

erichtet. Der Drucker des Manifestes wurde verhaftet. ndere disziplinarishe Maßregeln sind in Vorbereitung. Man spriht von einer Demission des Marine - Ministers. Der „Correspondencia de Espasia“ zufolge bezieht sih der betreffende Pássus der Thronrede auf das Verhalten des Kommandanten des Panzerschiffs „Mindello“ während des brasilianishen Bürger- kriegs. Da Portugal die Vermittelung Englands zur Wiederh stellung der Beziehungen zwischen Portugal und Brasilien nachgesucht hatte, habe sich die Nothwendigkeit ergeben, daß der König in seiner Thronrede dieses Verhalten des Kom- mandanten des „Mindello“ erwähnte, damit es nicht schiene, als ob cr es billigte.

Der spanische Parteiführer Salmeron is von der portugiesischen Polizei festgenommen und nah zweistündiger Hal! aus Portugal ausgewiesen worden wegen eines

anketts, welches P e Republikaner ihm zu Ehren an Bord eines auf der Rhede von Lissabon liegenden Schiffes veranstaltet hatten.

Griechenland.

Vor dem Militärgeriht in Athen begann am Freitag der Prozeß gegen 86 Offiziere wegen der in dem Geschäftshaus der Zeitung „Akrop olis“ verübten Ausschreitungen. Der staat- lihe Kommissar tadelte das Benehmen der Offiziere, ebenso aber auch die unpatriotishe Haltung der „Akropolis“. Bei der Urtheilsfällung am Sonnabend wurden sämmtliche Offiziere einstimmig freigesprochen.

Amerika.

Aus Washington meldet „W. T. B.“: Jn hiesigen poli- tishen Kreisen glaubt man, daß Präsident Cleveland demnächst in einer Botschaft den Kongreß auffordern werde, seine Aufmerksamkeit auf die Proteste Deutshlands und anderer Mächte betreffs des Zuckertarifs und auf die Nüglichkeit einer Abänderung des Tarifs zu rihten. Vor Zu- sammentritt des Kongresses kann kein Schritt in“ dieser Rich- tung erfolgen.

Asien.

Wie der „Times“ aus Tientsin gemeldet wird, lten die Japaner den Marsch auf Mukden fort, ohne sih in gewagte Unternchmungen einzulassen. Japanische Kreuzer sollen die cinesishe Flotte im Golf von Petschili überwachen. Die Londoner Blätter veröffentlihen eine Depesche aus Niutschuan, nach welcher die chinesischen Truppen in vollem Rückzuge von Mukden begriffen sind. Nath anderen (Gerüchten wären sie abberufen worden, um die Landung der japanishen Truppen im Golf von Petschili zu verhindern. Jnfolge der Besorgnliß vor einer Landung werden die Wachen auf den Kriegsschiffen und die Posten in allen Häfen verstärkt. Fu Shanghai war am Sonnabend das Gerücht verbreitet, daß eine Flotte von ungefähr 70 japanischen Kriegs- und Transportschiffen am Dienstag Abend in den Golf von Petschili einfahren gesehen wurde, nachdem fie das Vor- gebirge westlich von Chefoo passiert hatte. Die Flotte segelte angeblih nah Nordosten. Gerüchtweise verlautete ferner, die chinesischen Behörden beschäftigten sih mit der Frage, ob die Passage durch den Wusung (an welhem Shanghai liegt) zu sperren sei; hiermit würde die Schiffahrt nah Shanghai aufhören.

Eine der siamesishen Gesandtschaft in Paris aus Bangkok zugegangene Depesche widerlegt die Meldungen von einer Verschlimmerung im Zustande des Königs von Siam; die Genesung des Königs sei vielmehr zweifellos.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

It zwischen dem Unternehmer und seinem Mitarbeiter eine Be - theiligung des leßteren am Neingewinn des Unternehmens vereinbart, fo hat, nah einem Urtheil des Reichs8gerihts, 111. Zivil- senats, vom 4. Mai 1894, der Betheiligte mit dem Borliegen eines RNeinüberschusses, gleichviel, in Geld oder in irgend einer anderen Ge- stalt einen Anspruch auf den vorliegenden Gewinnantheil. Besteht der Gewinn niht tin Geld, sondern in einem anderen Werthobjekt, so kann si der Unternehmer durch Zahlung des Werths von der Be- theiligung des Mitarbeiters an dem Werthobjekt befreien. Ver Kreismaurermeister D. in W.(Braunschweig) hatte mit dem Maurermeister Sch. in W. einen Vertrag abgeschlossen, in welchem dem D. als Ver- gütung für seine Dienste als Bauleiter der Sch’shen Bauten zwei Eünftheile des bei jedem Bau erzielten Nettogewinns zugesichert rourden. Nach dem Tode des Sch. blieb dieses Geschäftsverhältniß zwischen den Erben des Sch. und dem D. bestehen, und dieser führte für deren Rechnung den Bau einer Zuckerfabrik aus. Der bei dem gedahten Bau erzielte Reingewinn lag in Gestalt einer für die Sch’\chen Erben auf das Fabrikgrundstück eingetragenen Hypothek vor. D. beanspruchte Uebertragung eines Theils dieser Hypothek in der Höhe seiner Gewinnbetheiligung ; er wurde aber mit der deshalb gegen die Sch’s{ben Erben erhobenen Klage in der Berufungsinstanz abgewiesen, indem diese annahm, daß dem Kläger ein Neht auf Gewährung eines Antheils an der den Ueberschuß bildenden Hypothek nicht zu- stehe, vielmehr exst, wenn die Hypothek in Gemäßheit der Hypotheken- bedingungen eingegangen fei, ein Reingewinn im Sinne der gedachten Verträge ih ergebe, an welhem dem Kläger ein Antheil gebühre. Auf die Revision des Klägers hob das NReichsgericht das Berufungs- urtheil auf, indem es begründend ausführte: „Der vorige Richter hat verkannt, daß auf die Art der Vermögenswerthe, welhe den Rein- gewinu bilden, nihts ankommt. Mit dem Vorliegen eines Rein- übershusses in irgendwelcher Gestalt steht fest, daß etwas und was gewonnen ist. Damit ist der Anspruch auf den Gewinnantheil zur Ent- \tehung gelangt. Wollte man die Entstehung desselben hinaus|chieben, bis die den Ueberschuß bildenden Vermögensrechte ihrem Inhalt nach in Geld sih umsegen lassen oder umgeseßt haben, so würde man je nah Art der betr. Nechte eine völlige Vereitelung der Ansprüche des Gewinnantheilsberehtigten ermöglihen, und seine Mechte von der Willkür des Verpflichteten abhängig machen . ., Der Umstand, daß bei einer Werkverdingung der Reingewinn gewöhnlih und vor- aus\ihtlich in einem Theil des Preises bestehen wird, läßt nit auf eine beschränkte Eayeg des Ausdrucks „Reingewinn“ durch die Betheiligten {{chließen. ie Analogie des gewinntheilberehtigten Handlungsgehilfen paßt nicht, denn diesem ist ein Antheil an dem rechnungsmäßigen Gewinn eines gewissen Zeitabschnitts des Handels- betriebs zugesagt, nicht ein Antheil an dem nach vollständiger Liqui- dation übrig bleibenden Vermögen. Richtig mag sein, daß der Verpflichtete in cinem Fall, wie der vorliegende, niht verbunden ist, eine Quote zu übertragen, fondern fich dur Hn des Werths be- freien kann, da ein P be nit und zwar auch nicht wegen des Nettogewinns besteht. Aber fordern kann der Gewinn- antheilsberechtigle nur einen Antheil an der Hypothekenforderung ; denn sonst würde er zuviel E da möglicherweise der wirkliche Werth den Nominalwerth nicht erreicht.“ (66/94.)

voller Gesundheit nah Madrid zurückgekehrt.

er- -

Entscheidungen des Ober-Verwaltungsgerichts.

Nah § 1 des Gesepes, betreffend die Heranziehung der Fabriken u. \. w. “mit Präzipualleistungen für den Wertes in der e Slefien, vom 16. April 1889 können die Unternehmer der dort näher bezeihneten Anlagen nur dann zur Zahlung eines Präzipual- beitrags zu der Unterhaltung der von ihnen benutzten A Wege érángetogen werden, wenn diese Wege einerseits dur den Be- trieb der Unternehmung dauernd in erheblihem Maße ab- genußt werden, und andererscits, wenn hierdurh gleich- zeitig die Unterhaltungslast des Wegebaupflihtigen ver- mehrt wird. In Bezug auf diese. zweite Vorausseßung für die Präzipualbeitrag8pflicht, die vermehrte Unterhaltungslast des Wegebaupflichtigen, hat das Ober-Verwaltungsgeriht, 1V. Senat, durch Urtheil vom 13. Juni 1894 ausgesprohen: „Wenn der gegen- wärtige Betrieb an die Stelle eines anderen, in gleiher Weise be- lastenden Betriebs, welher aber nit zu Präzipualleistungen heran- gezogen werden konnte, getreten ist, so ist eine Mehrbelastung des Wegebaupflichtigen im Sinne des Gesetzes nicht eingetreten und der Unternehmer kann niht zur Zahlung eines Präzipualbeitrags heran- gezogen werden.“ (IV. 759.)

Kunst und Wissenschaft.

Internationale Erdmessung.

Die diesjährige Versammlung der Permanenten Kom- mission der Jnternationalen Erdmessung fand in der Zeit vom 5. bis 12. September in der Aula der Universität zu Junns- bruck unter dem Vorsiß ihres Präsidenten Hervé Faye aus Paris statt. Die Kommission hatte \sih nahezu vollzählig ein-

efunden; außerdem erschienen mehrere andere Delegirte, odaß 10 Staaten durh 23 Delegirte vertreten waren. Die erste Sizung wurde durch sehr freundliche Worte der Begrüßung von seiten des K. K. Statthalters, des Bürgermeisters und des Rektors der Universität eingeleitet. Außer den gewöhnlihen Gegenständen der Verhandlungen: den Thâätigkeitsberichten des beftändigen Sekretärs und des Direktors des Zentralbureaus, sowie den Mittheilungen der Delegirten über die Fortschritte der Arbeiten in den verschiedenen Ländern, standen dicsmal drei wichtige Fragen auf der Tagesordnung: die Organisation der Beobachtungen über die Veränderlihkeit der geographishen Breite in- folge Schwankungen der Erdachse im Erdkörper, die Organisation er Messungen der Jntensität der Schwerkraft an möglichst vielen Orten der Erdoberfläche und die Erneuerung des inter- nationalen Erdmessungs-Uebereinklommens vom Oktober 1886, dessen Dotierung zunächst nur für zehn Jahre vorgesehen ist.

Ueber den gegenwärtigen Stand der Forschung in Bezug auf die Breitenshwankungen gaben der Direktor und der Erste Sektions-Chef des Zentralbureaus, Geheime Nath Helmert und Professor Albreht aus Potsdam eingehende Mittheilung, denen Direîtor van de Sande Bakhuyzen aus Leyden einen Bericht über seine Untersuchungen anschloß. Geheimer Rath Foerster aus Berlin besprach sodann die weitere Organisation der Forschung, worauf die Versammlung eine Spezialkommission beauftragte, für die nächste allgemeine Konferenz einen Plan mit Kostenanshlag zu diesem Zwecke auszuarbeiten.

Die Erfolge, welche der österreichishe Oberst-Lieutenant von Sterneck vom militär-geographischen Jnstitut in Wien in den leßten sechs Jahren durch Messung der Jntensität der Schwerkraft mit besonders kompendiösen Pendelapparaten erzielte, haben nicht nur im Kreise der Erdmessung Aufsehen erregt und einen mächtigen Jmpuls zur Belebung dieses Forshungs-

ebietes gegeben, sondern es haben auch die Geologen die

üßlichkeit der Schwerkraftmessfungen für ihre 2wecke er- kannt, weshalb die vereinigten Akademien und Gesellschaften der Wissenschaften von Wien, Göttingen, München und Leipzig Abgesandte nah Jansbruck geschickt hatten, die mit den Ver- tretern der Erdmessung über das weitere Vorgehen in Be- rathung traten und ein vorläufiges Abkommen erzielten. Bei der im nächsten Jahre stattfindenden Allgemeinen Konferenz der Internationalen Erdmessung wird auf diese Angelegenheit zurücgekommen werden. Es ijt die Bildung einer besondern Sektion für die Untersuchung der Störungen der Schwerkraft nah Größe. und Richtung ins Auge gefaßt.

_ Die zur Erneuerung der Konvention von 1886 erforder- lichen Vorarbeiten wurden einer Kommission übertragen, welche mit Hilfe des Zenitralbureaus nah Anhörung der Wünsche der Delegirten einen Entwurf aufstellen soll, der bei der Al- gemeinen Konferenz, die im September 1895 in Berlin tagen wird, zur Berathung gelangt. j

_ Aus den verfügbaren Mitteln des Dotationsfonds der Permanenten Kommission wurden fünf Kredite für wissen- shaftlihe Zwete, zusammen im Betrage von 18000 A, be- willigt. Es handelt sih dabei um die Einrichtung einer Station für Pendelmessungen im Internationalen Maß- und Gewichtsbureau in Breteuil, um Förderung der freiwilligen Beobachtungsreihen der Sternwarten zur fortgeseßten Prüfung der Schwankungen der geographischen Breiten, um Untersuchungen Über die Aenderung der Holzlatten durch Wärme und Feuchtig- keit und den besten Shuß gegen den Einfluß der leßteren, um Konstruktionsverbesserungen an Basisapparaten und .um Versuche zur Herstellung eines Apparats zur Messung der öntensität der Schwerkraft auf Due. È „_ Die Landesberichte boten dem Fahmann wie immer eine ülle interessanter Thatsachen ; sie und die persöónlihe Aus- prache im privaten Veckehr dienen in hervorragender Weise azu, das Erdmessungswerk zu fördern. Am Sonnabend, September, “hatte die Versammlung die Ehre, einer Einladung Seiner Excellenz des K. K. Statthalters ien Merveldt zur Soirée Folge zu leisten, bei welcher auch Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Erz- erzog Ferdinand zugegen war und die Delegirten ins Ge- präch zog. Der folaende Sonntag perengee die Delegirten

Aa eng der Regierung zu einem Ausflug nah dem

In der Sipung des Vereins für deutsches Kunst : S ih ) j 8 gewerbe am nächsten Mittwoh wird der Direktor des Königlichen Kunst- 0ewerbe-Museums, Geheime MNegierungs-Nath Julius Lessing Dien ortrag über die nächsten Ziele unseres“ Kunstgewerbes halten. 8 le Slßung findet im großea Saale des Architektenhauses Abends

è Uhr [atk „— Ver ausgezeihnete Botauiker und Pflanzenphysiologe Geheime Negierungs,Rath Professor Nathan Pringsheim is, wie die zj A79tg. meldet, am Sonnabend nah kurzen {weren Leiden im tudi C enelahte hier gestorben. Zu Wziesko in Oberschlesien geboren, s er L er in Breslau, Leipzig, Berlin und Paris Medizin, dann Bötatis ssenschaft und habilitierte sich 1851 als Privatdozent der cie an der Universität Berlin. Bereits 1866 wurde er auf nd seiner beiden Schriften „Grundlinien einer Theorie der

Algen und das Wesen des Zeugungsakts* zum Mitglied der Ber- liner Akademie der Wissenschaften ernannt. 1864 folais er einem Nufe als ordentlicher Professor der Botanik nah Jena und gründete dort das erste Institut für Pflanzenphysiologie, welches den Ansto zu vielen ähnlihen Einrichtungen gab. - 1868 legte Pringsheim es diese Falehue nieder und kehrte nach Berlin zurück. ier chtete er fih aus eigenen Mitteln ein Pcivatlaboratorium. Pringsheim ist der Entdecker der Sexualität bei den niedrigsten ewächsen und stellte eine neue Theorie von der Rolle des Chlorophylls in den Pflanzen auf. Er veröffentlichte „Untersuchungen über das Chlorophyll“, eEntwickelungsgeschichte der Achlya prolifera*, „Bei- träge zur Morphologie und Systematik der Algen“, „Ueber die Dauerschwärmer des Wassernetzes“, „Ueber Paarung von Schwärm- sporen“ 2x. Außerdem bezogen si feine mifroskopishen Forshungen auf die Borgänge der Zellbildung in den „Untersuchungen über den Bau und die Bildung der Pflanzenzelle“ und besonders auf die Ent- S. Be rei Ds der Stämme und

r, Sei ( gab Pringsheiîim auch die „Jahrbücher für wissen- \chafiliche L api S N 9 A

Zie aus New-York gemeldet wird, is der Dichter

Sriftsteller Oliver Wendell Holmes gestorben. M N

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

: Preußen.

Regierungsbezirk Oppeln. Der Regierungs-Präsident bat unt dem 28. September 1894 nachstehende E a as

Die im Extrablatt zum Amtsblatt, Stück 29, enthaltene Ver- ordnung vom 25. Juli cr., *) betreffend die Meldepfliht der aus den galizishen e Zaleszcyki und Borczczow zugereisten Personen, [owie das erbot der Einfuhr von Leibwäsche, En Bettzeug, alten und getragenen Kleidungsstücken, sowie von Hadern und Lumpen (mit den im § 4 der Berodnung vor- gesehenen Ausnahmen) aus den genannten Bezicken, wird hiermit auf die von dem österreichischen Ministerium des Innern als Cholera- herde erklärten galizischen Bezirke Bohordczany, Kalusz, Kolomea, Kofow, Nadworna, Podjace, Sniatyn, Stanislau, Chrzanow, Wieliczka, Stadt und den polnischen Bezirk Krakau ausgedehnt.

Indien (Großbritannien).

Durch Verfügung der Lokalregierung zu Bombay vom 6. Sey- tember 1894 ist vom 23. Iuli d. J. ab bis auf weiteres in A Häfen von Aden, Perim und der Somali-Küste über Herkünfte aus den Häfen der arabischen Küste des Rothen Meeres von Leith bis Lohaya Quarantäne gegen Pest verhängt worden.

Cholera.

Breslau, 6. Oktober. Am gestrigen Tage sind, wie die „Schles. Ztg.“ mittheilt, bei der Königlichen Regierung zu Oppeln zwei bafkteriologish festgestelte Erkrankungen an Cholera aus Siemianowiß und ein choleraverdächtiger Fall aus Königshütte gemeldet worden. /

St. Petersburg, 6. Oktober. An Cholera erkrankten bezw. ¡tarben nah dem Bericht des „W. T. B.“ vom 30. September bis 9. Oktober in St. Pêétersburg 25 bezw. 16 Personen, vom 23. bis 30. September in dem Gouvernement Warschau 6 bezw. 6, bom 16. bis 22. September in den Gouvernements Kalisch 18 bezw. 11, Kielce 56 bezw. 25, Livland 18 bezw. 11, Wol- hynien 8 bezw. 4, Grodno 8 bezw. 4, in Bessarabien 143 bezw. 67; vom 16. bis 29, September in Saratow 162 bezw. 96, Kiew 44 bezw. 21; vom 23. bis 29. September kam in Lomscha weder eine Erkrankung noch ein Todesfall vor, in Petrikau 62 bezw. 38, Radom 3 bezw. 2, Sjedlez 22 bezw. 14, Minsk 32 bezw. 19, Podolien 290 bezw. 142, Bessarabien 157 bezw. 63, vom 10. bis 15. September in Kurland 28 bezw. 21, vom 13. bis 26. September in Taurten 9 bezw. 4.

Verkehrs-Anstalten.

Morgen kehrt der Tag wieder, an dem vor nunmehr zwanzig Jahren durch den in Bern am 9. Oktober 1874 erfolgten Abschluß des allgemeinen Postvertrags der Grund zu dem Welt-Postverein gelegt wurde. Alle Staaten Europas, ferner die Vereinigten Staaten von Amerika und Egypten, im ganzen 22 Länder mit einem Flächenraum von rund 37 Millionen Quadratkilometer und 350 Millionen Bewohnern, traten damals zusammen, um für den internatio- nalen Briefverkehr fortan ein gemeinsames Postgebiet mit ein- heitlichen Brieftaxen zu bilden. Die natürliche Anziehungs- kraft des in dem Verein verkörperten Gedankens führte dem Verein in rascher, unaufhaltsamer Folge zahlreiche neue Mitglieder aus der Zahl der überseeishen Länder zu. Schon bei dem ersten, im Jahre 1878 in Paris abgehaltenen Vereinskongreß sah der Verein seine Beziehungen auf Gebiete aller Welttheile ausgedehnt; um diesem Verhältniß auh äußer- lih Rechnung zu tragen, nahm er hinfort die Bezeichnung „Weltpostverein“ an. Gegenwärtig umfaßt der Verein ein Gesammt-Postgebiet von 98484348 gkm mit über einer Milliarde Bewohnern.

Angesichts des morgigen Gedenktags ist es erfreulich, feststellen zu können, daß der Verein in Bezug auf die räum- liche Ausdehnung an seinem Endziel, sämmtliche Kulturvölker der Welt mit eigenem Postwesen in L aufzunehmen, nun- mehr angelangt is. Zwar fehlen in seinem Verbande zur Stunde noch die Kap-Kolonie nebst British-Betschuana- land und der Oranje-Freistaat. Allein es sind anläßlich des Gedenktags, dem Vernehmen nach, bereits Nachrichten von Kapstadt hier eingelaufen, welhe an dem Entschlusse der Kap-Kolonie, vom 1. Januar 1895 ab dem Verein beizutreten, sowie auch an der Wahrscheinlichkeit, daß Britisch-Betichuana- land und der Oranje-Freistaat diesem Schritte alsbald folgen werden, keinen Zweifel mehr lassen.

Gleich günstig wie dieses äußere Wachsthum ist auch die innere Entwickelung des Vereins in der verhältnißmäßig kurzen Frist von 20 Jahren gewesen. Jm Anfang auf den Brief- postdienst beschränkt, hat der Verein nah und nah den Werth- brief-, den Postanweisungs- und Postauftrags-, wie den Post- packet-Verkehr, endlih den Zeitungsvermittlungs-Dienst in seinen Wirkungskreis einbezogen.

Um eine Vorstellung von dem Verkehrsaufshwung, bei welchen der Einfluß der Weltposteinrichtungen wesentlich mit betheiligt ist, zu geben, mögen folgende Zahlen erwähnt werden. Der gesammte Postveröchr, welcher für das Jahr 1873 in den heute zum Wellpostverein gehörigen Ländern auf rund 3300 Millionen Sendungen geschäßt wurde, ist bis 1892 auf 18 000 Millionen Sendungen jährlich, älso auf 50 Millionen täglich gestiegen, Unter jenen 18 Mülliarden bez finden sich rund 8000 Millionen Briefe, 2000 Millionen Postkarten, 7300 Millionen Drucksahen und Waarenproben, 260 Millionen Paene Le über 12 Milliarden Mark, 330 Millionen Pakete, 65 Millionen Een und 45 Millionen Postauftrags- und Nachnahmesendungen. Die

Pflanzenzelle* und „Ueber die Befruhtung und Keimung der

Zahl der Postanstalten ist von 85 443 auf 197 914 gestie und an Werthen, soweit solche auf den Sendungen angeg sind, vermittelt die Post jährlih mehr als 70 Milliarden Mc

Bremen, 7. Oktober. (W. T. B.) Norddeut dre

Wei E „Pfa G S E “a L as Nachmittage O pn ekommen. er Postdampfer , Bi 2

am % Tre La N p val “g A E

Hamburg, 6. Oktober. T. B, amburg-A e kanische \adetfahrt-Aftiengesellshaft. Der Shaclibeaes „Columbia“ ist gestern Mittag in New-York angekommen. Der Schnelldampfer «Normannia“ und der Postdampfer „Russia“ find heute Srtole R E

7. ober. R td ia” f g: R 2 D eBat “eingetroffen. ages R

reit 6. ober. (W. T. B. Der Lloydd

„Thalia ist heute Nahmittag hier SUERE I

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Das ebenso kraftvolle wie poesiereihe dramatishe Märchen „De Traum ein Leben“ von Grillparzer ging O Seite vor dicht beseßtem Hause in der vom Lessing-Theater her bekannten Aus- stattung in Scene. Die edle Sprache der glänzenden Dichtung fand auch an dieser Stätte eine theilnahmevolle Aufmerksamkeit, obwohl die Aufführung nicht frei war von manchen kleineren und größeren Mängeln. Neben dem Rustan des Herrn Sommerstorff, der mit jugendlihem Feuer den nah den höchsten Ehren \trebenden, durch Mangel an Widerstandskraft gegen die Versuhung aber zum Berbrecher herabfinkenden Jüngling und neben der Mirza der Frau Geßner, die mit ihrer lieblihen Erscheinung und ihrer flangvollen Sprache treffend die vom Dichter so \hön gezeichnete märchenhasfte Gestalt darzustellen wußte, konnte die Prinzessin von Samarkand des Fräulein Krauß nicht bestehen. Wenn ¿uB altung und Deklamation eine eingehende und verständnißvolle Beschäftigung mit der ihr gestellten Aufgabe verriethen, so verhinderte do der Mangel an Kraft und Biegsamkeit des Organs die Ausführung der besten Absichten. _Mit komischer Lebendigkeit gab Herr Kober den R voller Würde Herr Waldow den alten Massud, majestätis{ verr Nollet den König von Samarkand und ganz andtnietee nur cin wenig zu shwerfällig Herr Viebeg den „Mann vom Felsen“. Fräulein Fanto spielte die Rolle des „alten Weibes“ nit ohne Erfolg, obgleich fie den Charakter zu sehr von der burlesken Seite auffaßte.

: Lessing-Theater.

Die erste Aufführung der Komödie „Die Schmetterlings - \chlacht" von Hermann Sudermann veranlaßte am Sonnabent einen heftigen Meinungsstreit im Publikum, der nah dem ersten Aufzug leife einfeßte und dann stetig anwuchs, Der Widerspruch blieb aber Ae der gewinnende Theil. Der seltsame poetische Titel erregte die Neugier, aber eine Erklärung für ihn geht aus dem Stü nit hervor ; es wird nur erwähnt, daß Nosi, die jüngste von drei hübschen Töchtern der Steuer-Inspektorswittwe Hergentheim, Schmetterlinge und Schmetterlingsshlachten auf ihre für den Verkauf bestimmten Fächer malt. Im übrigen behandelt die Komödie den dramatish oft: ver- wertheten Stoff von der armen Wittwe, die ihre Töchter nur für den äußern Schein erzogen hat, damit fie mit Erfolg auf reiche Freier Jagd machen können. Die älteste Tochter ist gutmüthig und leiht- innig, die zweite schön aber einfältig und die jüngste eine chwärmerische kleine Idealistin, obgleih auch sie in der Lüge und Heuchelei nicht unerfahren ist. Dem gefunden Kern ihrer Naturanlage hat sie es zu verdanken, daß sie {ließlich den für die älteste Schwester bestimmten Millionärs\ohn heirathet.

F DIE Schmetterlingss{lacht“ ist ein Ftonventionelles, über- maßig mit naturalistischer Kleinmalerei ausgestattetes Stück. Die Schilderung des Milieus, der Dialog und die Entwickelung der willkürlih verknüpften Handlung sind fo nüchtern und empfindungs- arm durchgeführt, daß sie kaum mehr als ein Abbild des Alltags- lebens und öder Wirklichkeit darbieten. Zum Sch{luß wird dann unvermuthet auf die soziale Frage hingedeutet, indem sich die vielgeprüste Mutter und Witiwe GcheE um wie eine Märtyrerin_ ihr soziales Elend zu schildern und da- dur ihre leihtfertige Crziehungsmanier zu entshuldigen. Die Kriegslist und die scheinheilige Verlogenheit werden zwar sehr natürlich geschildert und geschickt entschuldigt, aber sie können eben vor der Wahrhaftigkeit nicht bestehen. Die Zuhörer fanden denn auch * die tragische Vertheidigungsrede beinahe belustigend.

Die Schuld an dem aufgeregten Meinungsstreit trug dic Beifalls- freudigkeit eines Theils der Aubéree die eine wohlberechtigte Aufleh- nung hervorrufen mußte. Schon nah dem ersten inhaltslosen Att, den man unter dem Gesichtswinkel einer einfachen, nüchternen Expo- sition gelten laffen könnte, wenn \ih eine kräftig entwickelte Handlung daraus ergâbe, folgte ftürmischer Applaus. Der Opposition lag offenbar keine vor}äßlide Feindschaft zu Grunde; denn Niemand wird Suder- mann's frübere bedeutendere Leistungen untershäßen; aber das Theaterpublikum richtet vor allen Dingen nach dem Gegenwärtigen, ohne reflektierende Betrachtung des Vergangenen.

___ Im Vordergrunde der Darsteller stand Fräulein Rett y; ihre jugendfrishe Anmuth, ihr sinniges Empfinden rettete von der kind- lichen Mädchengeftalt der jüngsten Tochter Rosi, was zu retten war. E Gro! a die leihtfertige älteste Tochter, die mit ihrer

ittwenshaft Nührung erzwingen will, und Fräulein Waldegg die phlegmatishe Laura in gutem Stil. Die forgenvolle Mutter, die in Aengsten auf einen reihen Schwiegersohn zur Bezablima der Toiletten- s{ulden hofft, spielte Frau von Pöllnig; das materielle Elend, | das verkömmerte Hoffen guckten ihr aus dem versorgten Gesicht und tönten aus ihrer resignierten Rede. Die Herren Guthery O und Wehrlin (Max) bewährten ihre tüchtige Ge- taltungékraft in dea Rollen eines ewig nörgelnden reihen Vaters und seines vershüchterten Sohnes. Ein flotter Geschäftsreisender fand - in Herrn Schönfeld einen gewandten Vertreter, der die vordring- lihe Dreistigkeit durÞ Humor milderte.

Konzerte.

Der Pianist Herr Konrad Ansforge, der vor etwa zehn Jahren sih hier zuweilen Be ließ, gab am Sonnabend in be Si i Akademie ein erstes eigenes Konzert und bewies sich er war ein Schüler Liszt's als ein Virtuos auf seinem Instrument, der sichere Technik mit ges{chmadckvoller Vortragsweise ver- - einigt. Die perlende Geläufigkeit in rapiden Passagen, das unfehlbare Treffen s{chwieriger JIntervallsprünge und die voll-“ fommene Ruhe seiner äußeren Haltung am Klavier nehme sofort für ihn ein. Sein Anschlag ist im piano besonders shön, ün forte dagegen von einer gewissen Härte nicht frei; au möchte man dem sehr begabten Künstler zu einem mäßigeren Gebrau des Pedals rathen, da namentlich die rg im Baß mitunter E klar genug erschienen. Die erwähnten Vorzüge seines Spiels kamen in der felten gespielten B-dur-Sonate von Schubert, in dem - Trauermarsch desselben Komponisten, in einem Pastorale von Scar latti und in mehreren für Klavier in sehr virtuofer Bearbeitung über- tragenen Orgelkompositionen von Bach trefflich zur Geltung. Drei tannte Klavterstücke von Liszt machten deu Beschluß. Das z erschienene Publikum nahm alle Vorträge mit lebhaftem Beifs

Die neue Konzertdirektion des Herrn E. Stern führte

diesem Klavierabend vortheilhaft ein. S

__In der Philharmonie ps gestern unter rordentll reiher Bethe at A des Publikums die Eröffnung der popu Konzerte pons er Abend begann mit Richard x

*) N.-A.*“ Nr. 185 vom 8. August 1894.

"8 2A marsch", auf den Beethoven's Ouvertüre zu „Egmont“ folgte. Ÿ oft und gern gehörte Kompositionen von Saint-Saëns, sit