1913 / 30 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

L Svar AES G G S E T: apa A ÓLE R H AE R I E

.\{hnittener, wasserreiher Fluß; ein Plateau wie das heutige, wentg

. Militärs{wank in drei Aufzügen von

muß: Ein sih windender, bereiis tief in das Kreidegebirge einge-

niedriger, kein Wald, ver N Omiig niedrige Bäume -— im ganzen ein trockenes Land von Steppencharakter. Diesem Charakter entsprach die Fauna: Pferd, Ur, Renntier, vielleiht auch der Hirsch, {sicher der Schakal und der Fuchs. Ob von den Nagetieren dec Hase vorhanden wär, ist fraglich, dagegen muß es gegen Ende dcs Magde- léniens massenhaft Kaninchen gegeben haben, die aus Südwest- europa stammen. Der Biber war zweifelsfrei in Frankreich vor- handen (Languedoc); ob auch in der Dordogne, ist fragli. Am Ende des Solutréen, fast aus\{ließlich in der obersten Schicht, begegnet man Spuren von Feldmäusen, was auch auf das Vorhanden- fein von Raubvögeln, Eulen z. B., zu {ließen erlaubt. Fraglih ist für Moustérien bis Magdaléónien auch die Anwesenheit von Nhinozeros und Elephas antiquus. Was f in Frankrei davon findet, gehört wohl der ältesten Schicht des Chelléen an. Für diese betden Dick- bäuter war das Klima der leßten Eiszeit wahrscheinli zu kalt. Kurz zusammengefaßt: Die unerhebl:chen Aenderungen der Fauna, wie sie uns aus den Tierresten der 4 Perioden entgegentreten, in denen das Vézèretal in der Diluvialzeit b. wohnt war, erlauben den RNücks{chluß, daß s in diesem ganzen Zeitraum das Klima Südfrank- reis nit erbeblich geändert hat. Fraglih bleiben deéhalb die Urscchen, aus denen wiederholte Abwanderungen der Bevölkerung statt- gefunden haben.

Literatur.

Kurze Anzeigen neu ershienener Schriften, deren Besprehung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm- straße 32, zu rihten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

Für alle Welt. Jllustrierie Zeitschrift mit der Abteilung Erfindungen und Entdeckungen auf allen Gebteten der Naturwissenshäften und Technik. XIX. Jahrgang 1913, Heft 10 bis 12. Jährlih 28 Hefte à 0,40 A. Berlin W. D, Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.

Charafkterbilder. Von Gustav Schmoller. 7 k; gebdn. 8,50 M. Leipzig, Duncker u. Humblot.

Meisterbilder in Farben: „Holbein“. Gebdn. 2 5. Berlin W. 35, Lüßowstr. 85a. Schlesische Verlagsanstalt (vorm. Schottlaender).

Theodor Körner. Eine Gedenkfeier von Fr. Gaile. 1 4. Berlin SW. 11, Dessauerstraße 23. Deutsche Landkuchhandlung.

Deutsches Fußball-Fahrbuch. 9. Jahrg. 344 S., in bieg- samem Letneneinband, mit zahlreichen ausgesuhten Bildern. Dort- mund, Selbstverlag des Deutschen Fußball-Bundes.

Dynamomaschinen und Elektromotoren. (Der elektrische Strom, Bd. 111.) Eine allgemeinverständliche Darstellung für jeder- mann Von H. Günther. Mit zahlreihen Abbildungen. (104 S.) 89, 1912. Geh. 1 Æ, geb. 1,80 4. Stuttgart, Verlag der Tech- nischen Monatshefte (Franckhshe Verlagshandlung).

Nr. 9 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraue- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 1. Februar 1913 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Nunderlaß vom 14. Januar 1913, betr. die Gewichte ebener Decken aus Hohlsteinen. Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Das neue Dienstoebäude für die Intendanturen und die Ge|häftsräume des Generalkommandos des XVI. Armee- korps in en Ein Dammbruch am Eriekanal. Zur Geschichte des farbigen Anstrihs von Häusern Vermischtes: Auszethnung. Wettbewerb um Entwürfe zu Möbeln. Prüfungen im Eisen- betonbau an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Verbilligung des Betriebes von Badeanstalten. Besuch der Technischen Hoch- schulen in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Darmstadt und Braunschwetg.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln. Indien.

Nach einer Mitteilung der Regierung bon Bengalen vom 10. Ja- nuar d, J. sind die Quarantänemaßregeln in Chittagong gegen von Moulmein ankommende Schiffe aufgehoben worden. (Vgl. Reich2anzeiger vom 16. Januar v. J., Nr. 14.)

Theater. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Aida. Oper in vier Akten (7 Bildern)

von G. Verdi. Text von Antonio Ghis- lanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet

Herr Kapellmeister Wetler. Negie: Herr

Regisseur Braunshweig. Ballett: Herr | Brand. Drama in fünf Akten von Abends 8 Uhr: Eugen Ounegin.

Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Pro- | Henrik Ibsen. fessor Nüdel. Anfang oe. / Donnerstag: Braud.

Schauspielhaus. 36. Abonnementsvor- stellung. Der Austauschleutnant, | Frankfurter.

Richard Wilde und C. G. von Negelein.

Patry. Anfang 7F Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 36. Abonne- inn ment8vorstellung. Im 1V. Nang sind die : Dienst- und Freipläge sowie die Reservate aufgehoben. Kerkyra (Korfu). Ein Fest- spiel. Zwei Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart von Joseph Lauff. Die zur

Freitag: Die Weber.

von Ioseph Schlar. Anfang 7x Uhr. 8 Uhr: Der gute Ruf. stellung. Die glückliche Haud. Lust- ( spiel in drei Aufzügen von Hugo Lubliner. | Kampf ums Rosenrote. (Frau Emma Schünemann: Fräulein Senta Söneland vom Komödtenhaus als Gast.) Anfang 7# Uhr.

Deutsches Theater. Abends 8 Uhr: Romeo und Julia. Donnerstag und Sonnabend: Der

blaue Vogel. Freitag: Zum ersten Male: Der

lebende Leichnam. Kammerspiele.

Retter in dex Not.

Frauen. Akten von Hénrik Ibsen. Donnerstag bis Sonnabend: Schöne

Frauen. Freitag: Die Geschwister. Hierauf:

E Elga. Berliner Theater. Mittwoch, Nach-

Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf | in 5 Aufzügen von Schiller. Abends

8 Uhr: Uriel Acosta. Trauerspiel in S Ubr: Dis (Madame la Présidente.) Sdwank in | (Cello) mit dem Vlüthuer-Orchester. von M. Hennequin und

Bernauer und Nudolph Schanzer. 3 Uhr: U j ] Donnerstag und Freitag: Filurzauber. | fünf Aufzügen von Karl Gußkow.

9E A Sonnabend, Nachmittags Dpernhaus. 35. Abonnementsvorstellung. Vhilotas. Hierauf: Der zerbrochene | in 80 Stunden.

Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Krug. Abends: Filmzauber.

ne bear Theater in der Königgräbßer | ar von Julius Schanz. Musikalische Leitung: Straße. Mittrwooch, Abends 71 Uhr: lottenburg, Bismark A Straße 34— 37.

Freitag und Sonnabend:

Vtegeli Lessingtheater. Mittwoch, Abends lontis Overettenthe S S E E É tis / : ontis Operettentheater.(Früher: In Szene geseßt von Herrn Regisseur | 2 Uhr: Gabriel Schilliugs Flucht. Majo Ea, Tin Abends

Deutsches Schauspielhaus. (Direk- Handlung gehörende Musik unter teilroeiser | tion: Adolf Lanß. NW. 7, Friedrich-

Benußung vorhandener Originalmelodien | straße 104—104 a.) Mittwoch, Abends Schausptel in

Schauspielhaus. 37. Abonnement®êvor- | vier Akten von Hermann Sudermann. 1 Donnerstag: Zum ersten Male: Der

Freitag und Sonnabend : Dex gute Ruf. Komödienhaus. Mittwoch, Abends Frauenfresser. : 8 Uhr: Der Retter in der Not. Lust- Mittwoch, | spiel in drei Akten von Schönthan und Rudolf Presber. Donnerstag und folgende Tage: Der

Schillertheater. O. (Wallner -|Studenteugräfin. theater.) Mittwoh, Abends 8 Uhr: | S: n Mittwoch, Abends 8 Uhr: Schöne | Hedda Gabler. Schausptel in vter| Schülervorstellung :

Charlottenburg. Mittwoch, Nach- | Schwank in drei Akten von Leo Walther

Verkeh rêwesen.

Im Paketverkehr mit der Türkei bestehen zurzeit noch folgende Beschränkungen. Der Paketdienft ist bis auf weiteres ein- gestellt im Verkehr mit sämtlihen türkishen Postanstalten in der europäishen Türkei mit Ausnahme von Konstantinopel, ferner im Verkehr mit einer Reihe türkisher Postanstalten in der asiatischen Tünkei, über die das Publikum am Postshal'er Auskunft erhält. Die Pakete für die türkishen Postanstalten in Konstantinopel und in der asiatishen Türkei werden aus\{chließlih über Rumänien geleitet. Postpakete und Postfrachtstücke für die österreichische Postanstalt in Salonik find nur auf dem Wege über Triest zugelassen.

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause wird morgen, Mittwoch, „Aida“ wiederholt. Die Damen Kurt (Aïda), Arndt-Ober (Amneris) find mit den Herren Jadlowker (Radames), Bronsgeest (Amonasro), Schwegler (Namphis), Bachmann (König) tin den Hauptrollen be- schäftigt. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister Weßler.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen das Militärlustspiel „Der Austauschleutnant“ von R. Wilde und C. G. von Negelein in der bekannten Besegung wiederholt. A

Im Dom veranstaltet der Hof- und Domorganist, Königlicher Musikdirektor Bernhard Irrgang morgen, Mittwoch, Abends 8 Uhr, das nächste Orgelkonzert (Bach-Konzert) unter Mitwirkung von Fräulein Ethel Peake (Alt) und der Herren George Ad. Walter (Tenor), Franz von Szpanowékt, Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters, und Willy Buffé (Violine).

Mannigfaltiges. Berlin, 4. Februar 1913.

Die Haushaltungsschulen der dret Heime des Veretns „Jugendshutz“, E. V. (Heim 1 und 11, Berlin, Stralauer Straße 52 und Beuthstraße 14, Heim 111, Neuzelle bei Frankfurt a. D.), bieten billige Gelegenbeit zu hauswirtscastlicher Ausbildung und Erlernung sparsamer Wirtschastsführung. (Lebrbonorar ein- shließlich Wohnung und Kost 450 4 jähriih.) Der Unter- riht wird von staatlich geprüften Lehrerinnen erteilt. Am l. April 1913 beginnen neue Lehrgänge. Im Heim [l finden Koch- und Industriekurse (Schneidern, Weißnähen mit Schnittzeihnen, Stopfen, Flicken, Puß) von 6 # an statt: neu eingerihtet find Servier- und Glanzplätikurse. Durch die Obst- und Gartenbauschule in Neuzelle und die dort be- findlihe Haushaltungs\{hule werden Stützen gärtnerisch ausgebildet, nah denen besonders von Besißzern kleinerer Villen viel Nachfrage ist. Es werden demnä dort größere Neu- anpflanzungen von Obstbäumen und -sträuchern, hochstämmigen Nosen usw. vorgenommen. Erholungsbedürftige Mädchen und Frauen finden billigen Aufenthalt (3 S den Tag) in dem landschaftlih so \{chön und gesundheitliß so günstig unmittelbar am Hochwald gelegenen Walderholungsheim Neuzelle au im Winter. Näheres ist durch die Geschäftsstelle « des Vereins (Berlin W. 62. Kurfürstenstraße 114111, Sprechstunde 32 bts 4x Uhr, Fernruf: Kurfürst 8802) zu erfahren.

Auf der Treptower Sternwarte wurde am 2. d. M. unter Teilnahme von Vertretern der Kunst und Wissenschaft, der Behörden und Handelskreise eine kinematographishe Studien- gefellschaft gegründet, die sih neben der Veredelung der Volks- unterhaltungsfilms die Aufgabe gestellt hat, die Herstellung wissen- schaftliher Unterrihts- und Kulturfilms zu fördern. Eine Studienanstalt, ein kinematographi\sches Museum und ein Filmarhiv für wertvolle Aufnahmen sollen eingerichtet werden. Vorfsizende sind der Direktor ÄArchenhold von der Treptower Sternwarte und der Professor Eberlein von der Tterärztlihen Hoch- schule. Zum Schatmeister wurde der Schatullenverwalter Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Geheimer Hofrat Grimm ernannt, zu Beisizern Professor Dr. Brunner, der Zenfor des Polizeipräsidiums, Dr. Ludwig Fulda und andere.

Ein sichtbares Zeichen für die weithin reihende Geltung unserer Sprache sind die deutshen Zeitungen im Auslande. Daß es außerhalb des Deutschen RNeihs im geschlossenen deuts{en Sprach gebiete von Mitteleuropa also in Osterreih, in der Schweiz. und in Luxemburg hunderte von deutschen Zeitungen gibt, wird niemand wundern, vtele werden aber mit freudigem Erstaunen lesen, daß sih das Deutschtum in der Zerstreuung, in der Fremde eine Menge zum Teil hochansehnliher Zeitungen geschaffen hat. Obenan

33 Uhr: | Donnerstag: Die Reise durch Berlin bea Akten

§ No Freitag: Die Shmetterliugs\chlacht. | P- Veber.

Deutsches Opernhgus. (Char-

Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, Schönfeld.)

Waffenschmied. Freitag: Tiefland. / : Sonnabend: Der Waffenschmied.

Die fünf

VPuppchen.

Donnerstag und Freitag: Der Frauen- | und Nancey.

e Ene ONP Caro Triagnontheater. (Georgenstr., nahe Drama in füuf Akten von Gerhart Haupt- | 3 br: Der Frauenfresser. Operette | Bahnhof Friedrichstr) Mittwo, Abends Verlobt: F Else Flato mit Hr C tag: R Bernd in drei Akten von Leo Stein und Karl 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. Lust- Amtsrichter Dr Alfred Gerstel (Berlin). Ser ag, Ame Beond, Lindau. Musik von Edmund Eysler. spiel in vier Akten von Mouezy - Eon

freffer. Donnerstag und folgende Tage: Wenn Frauen reifen.

steben, wie M. Rau in der Sprachecke des Allgemeinen deutscher Sprachvereins mitteilt, die Vereinigten Staaten von Amerika mit mehr als 700 deutschen Zeitungen, die vor allerx in den Staaten Wiskonsin, Illinois, New York und Ohio s Wie anbänglich die Deutschen Brafiltens an ihre Mutterswrache sind, geht aus der großen Zahl der vornehmlich in Südbrasilien erscheinenden deutschen Blätter hervor. 35 Zeitungen, von tenen 10 auf Porto Allegre entfallen, helfen den 400 000 deutshen Bauern und Bürgern Brafiliens thr Volkstum wahren. Es spricht für die Bedeutung und für die Volkstreue der 20 000 Deutschen in Buenos Aires, der Haupt- stadt Argentiniens, daß sie zwei täglih ersheinende große Zeitungen deutscher punge haben. In Kanada halten die in den lezten Jahren gegründeten 11 deutschen Zeitungen die auf dem Lande wohnenden deutshen Bauern in geistiger Verbindung mit der großen deutschen Sprachaemeinschaft. Alter deutsher Sprachboden ist Siebenbürgen. Jn den 17 deutschen Zeitungen und den 24 deutshen Jahreétberihten, Jahrbüchern und Kalendern dieses Landes waltet Geist von unserm Geiste; wir haben es hier zum Teil mit alten Kämpen für unsere Art und Sprache zu tun; denn die „Hermannstädter Zeitung®* steht im 128. und die „Kronstädter Zeitung“ im 76. Jahrgang. Obgleich wir in dem zwifchen Theiß, Donau und Maros gelegenen Banat keine einzige reindeutsche Schule finden, ersheinen toh 26 deutsche Zeitungen dort. In Rußland behaupten unter den nictrussischen Blättern die deutschen die erste Stelle mit 68. Allein in den Ostfeeprovinzen finden sich 44 deutsche Zeitungen, und 14 deutsche gelehrte Gesfell- schaften geben 23 Monatsschriften, Jahrbücher und Situngsberichte heraus. Vor Jahren haben fränkishe und \{chwäbishe Siedler öde Landschaften des Kaukasus zu Stätten der Kultur gemacht, heute haben die Nachkommen dieser Siedler ein eigenes Blatt, die „Kau- kasishe Post“. Sogar das ferne Japan hat zwet deutsche Zei- tungen, obglei dort noch nit 1000 Deutsche wohnen. Japaner geben eine „DZeitschrift für deutsche Sprache in Japan“ heraus, die son im 12. Fahr- gang steht. In Jokohama erscheint seit zehn Jahren wö@tent- lih einmal die deutshe ,Japan-Poft“; es haben auch einzelne wissen- schaftliche japanische Zeitschriften einen besonderen deutshen Teil. Nur wenige Kulturländer haben gar keine deutsche Zeitung, wie z. B. Spanten, Portugal, Norwegen. Noch sei erwähnt, daß England 9 deutsche Zeitungen hat, Australten deren 3, Rumänien, Deutsch Ostafrika, British Südafrika, Italien, Frankreich, die Türket, Deutsch Südwestafrika je 1. Sie alle tragen thr Teil dazu bei, unserer Sprache die Stellung einer Weltsprache zu erhalten.

Guben, 4. Februar. (W. T. B.) Heute mittag erfolgte die feterlihe Einweihung des neuerbauten Stadtmuseums.

Ribnit, 4. Februar. (W. T. B.) Geslern abend 8 Uhr 30 Minuten ist der holländishe Dampfer „Titan“, auf der Reise von Amsterdam nah Stettin mit Stückgut und Eisenschienen, bei Dierhagen gestrandet. An Bord befinden sich 15 Mann Besaßung. Das NRettungsboot „Wustrow“ war kald zur Stelle. Außerdem find die Bergungsdampfer „Rügen“ aus Warnemünde und „Svags“ aus Gjedser zur Hilfeleistung herbeigerufen. Die Dek- ladung wurde geworfen. Die Mannschaft befindet sich noch an Bord. Man hofft, den Dampfer abbringen zu können.

London, 3. Februar. (W. T. B) Wie Llovds Agentur aus Manila meldet, ist der britische Dampfer »Vingchow“" mit chwerer Havarie nah Manila geschleppt worden. (Vgl. Nr. 28 B)

Paris, 3. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ado ur“ der Schiffahrt 8gesellschaft Messageries Maritimes, der am 30. JIa- nuar bei St. Suzanne an der Küste der Insel RNsunion scheiterbe, wird als verloren angesehen. Etn Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen.

Born, 3. Februar. (W. T. B.) Jn Seebach bet Züri evplodierte beute nachmitiag in der Fabrik der Elektro- thermishen Werke-A.-G. der Rezipient, während der Fabrik- besißer Kühne damit beschäftigt war, einen Versuch mit Wasserstcffgas vorzunehmen. Der Fabrikbesißer Kühne war sofor t tot. Das Fabrikgebäude wurde durch den Brand völlig zerstört. Der Schaden wird auf 100 000 Fr. geschäßt.

(Fortsehung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Ri V L a S R E C O E R

Refidenztheater. Mittwoch, Abends| Blüthner-Saal. Mittwoch, Abends

Frau Präfidentin. |8 Uhr: Konzert von Anton Hefkkiug

Birkus Bchumann. Mittwoch, Abends

Di 8 flag So S ck. i j Donnerstag und folgende Tage: Die |71 Uhr: Große Galavorstellung. Frau Prüsiveutiu. 2

Auftreten sämtlicher Spezialitäten. Zum Schluß : Der unfichtbare

Thaliatheater. (Direktion: Kren und | Mensch! Vier Bilder aus Indien. Mittrooch, Abends 8 N R D E N Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz Donnerstag: Zum ersten Male: Dev in drei Akten von Gurt Kraay und Jean | 77 Uhr: Große Galovorstellung. Kren. Gesfangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.

Donnerstag

Birkus Kusch. Mittwoch, Abends

Zum Schluß: Die große Prunk- pantomime: „Sevilla“‘.

Familienunachrichten. Frl. Else Flato mit Hrn.

und folgende Tage:

‘Frl. Gertrud Lehmann mit Hrn. Hauptmann Alfred von Larish (Blase- witz-Dresden—Lübeck).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Alfred von Otterstedt (Ballenstedt a. Harz) Hr. Landgerichtsrat Hugo

Theater des Westens. (Station: Zoologisher Garten. Kantstraße 12.) Wiedereröffnung: Donnerstag, den 6. Februar: Zum ersten Male: Die

Akten von Léon Iefffsel.

Scanz von Fheater am Nollendorfplaß. | Mitwirkung: Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Studenuten- Lröbe gräfin. Operette in drei Aufzügen. | B : Musik von Leo Fall. Donnerstag und folgende Tage: Die

Sonnabend, Nachmittags 34 Ukr: | Leopold.

Iphigenie auf Tauris.

Mittwoch, Abends 8} Uhr: Mazjolika.

Konzerte.

Königl. Hochschule für Musik. beiden Husaren. Operette in drei | Theatersaal: Mittwoch, Abends 8 Uhr: 1 | : KFouzert von Jules Renaud (Cello). Sonntag, Nachmittags 34 Uhr: Der | Am Klavier: August Göllner. Konzertsaal : Mittwoch, Abends 8 Uhr: l Konzert von Mark Günzburg (Klavier). | Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

känstlerinnenorchester. Dirigent: Jwau

Singakademie. Mittwoch, Abends 8s Uhr: Klavierabeund von Ralph

Kassel (Hannover) Hr. Landes- Öfonomierat Franz Ludwig Späth (Berlin-Baumschulenweg). Hr. Haupt mann Hermann Frhr. von Wangenheim (Eisenach).

Verantwortlicher Redakteur : Neues Berliner Tou-| Perlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. (2434) Druck der Norddeutshen Buchdrukerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Zehn Beilagen (einschließliÞ4 Börsenbeilage und Waren- zeichenbeilage Nr. 10 A u. 10 B),

} Saal Behstein. Mittwoch, Abends | sowie die Inhaltsangabe zu Nv. 5 Donnerstag: Emilia Galotti. : E 04/8 Uhr: 8. Kammermusikabend des | des bwöffentli*en Anzeigers (eiu- Lusispielhaus. (Friedrichstraße 236.) Wietrowetßz-Quartetts.

schließlich der unter Nr. 2 ver- öffentlichten Bekauntmachungeum), be- treffend Kommanditgesellschaften auf

Beethoven-Saal. Mittwoch, Abends | Aktien und Aktiengesellschaften, für

i 3 i: s, Hierauf: 3 : Wallensteins Lager. | Stein und Ludroig Heller. E E O i i T Aensiein i Donnerstag und Tae Tage: Ma- |8 Uhr: Liederabend von Betty Callish. | die Woche vom 27. Jauuar bis

“Der zerbrochene Krug. Abends | Schauspiel in einem Aufzug von Schiller. 8 Uhr 7 fevenguie bg Öroße Posse mit Hierauf : Die Piccolomini. Schauspiel | jolika.

Am Klavier: Otto Bake.

1, Februar 1913.

zum Deutschen Reichsanzeiger und K

¿ 30.

Personalveränderungen.

Königlich Preufeische Armee. Evangelische Militärgeistlice. Durch Verfügung des Evangelischen Feldpr op stes. Den 18. Januar. Dr. Fritsch, Militärhilfsgeistliher der 91. Div. in Mainz, zum Div. Pfarrer ernannk. ELENE Beamte der Militärverwaltung. Im aktiven Heere. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.

Den 24. Dezember. Chut\ch, Garn. Verwalt. . in Dieuze zum Garn. Verwalt. Oberinsp. ernannt A Insp. in Dieuze,

Den 30. Dezember. Zorn, Garn. Verwalt, Insp. in Kiel, zum

Garn. Verwalt. Oberinsy. ernannt.

Verseßt: Die Garn. Verwalt. Oberinspektoren Baum garten in Dhrdruf nah St. Avold, Beer in Schleswig nach Ohrdruf; die Garn. Verwalt. Inspektoren Zuschneid in Hörter nah Schles- wig, Vogel in Strasburg i. Westpreuß. nah Höxter, Heim in Graudenz nah Strasburg in Westpreußen als Amtsvorstände, VDrzehowski in Graudenz in die Kontrolleführerstelle seines Stand- ortes, Wilhelm in Hannover nah Munster, Schulze in Spandau nach Brandenburg a. H., Funke in Magdeburg nah Posen, Weigand in Mörchingen nah Magdeburg.

Den 10. Januar. Ernannt: Möller, Gerichtsassessor bei der

Intend. des X1. Armeekorps, zum etatmäßigen Militärintend. Assessor, Herz09g, Sterke, Militärintend. Diätare von den Intendanturen des I. Armeekorps und des Militärverkehrswesen3, zu Militärintend. Sekretären, Gerlach (Otto), geprüfter Intend. Sekretariatsanwärter, bei der Intend. der 2. Div. ‘als Militärintend. Diätar angestellt. __ Den 13. Januar. Die Unterzahblmeister Segschneider beim ITI. Bat. 4, Unterelsäss. Inf. Negts. Nr. 143, Eltrich bei der 1]. Abteil. Neumärk. Feldart. Negts. Nr. 54, zu Zablmeistern er- nannt. Lehmann, Zahlmstr. von der IL. Abteil. Neumärk. Feldart. Negts. Nr. 54 zum I. Bat. 23. Oberelsäss. Inf. Negts. Nr. 172 verseßt. :

Ven 15. Januar. Behrens (Georg) Militärintend. Sekretär von der Intend. des Militärverkehrswesens, Archangel i, Militär- intend. Diätar von der Intend. des IIL. Armeekorps, zum 1. Fe- bruar 1913 gegenseitig verseßt.

e Dey 165 Januar. Dtto: Sommer, geprüfte JIntend. Negi- ftraturanwärter, bei den Intendanturen des XX. und VIL. Armee- korps als Militärtntend. Diätare angestellt.

On 17 Januar. Ernannt: Liewig, Nehnungsrat, Buchhalter

bei der Gen. Militärkafse, zum Kassier bei den Oberbuchhaltereien, Albrecht, Geheimer Sekretär bei der Gen. Militärkasse, zum Buch- halter, Hiel, Proviantamtsinsy. und Amtsvorstand in Lissa, zum Proviantmeister. | Den 18. Januar. Las\ch, Proviantamisinsp., und Amtsvorstand in Dieuze, zum Proviantwmeister ernannt. Berndt, Nechnungsrat, bermilitärintend. Sekretär von der Intend. des V1. Armeekorps, Mikoleit, Militärbauregistrator beim Militärbauamt Thorn 11, auf ihren Antrag mit Pension in den Nuhestand versegzt. S „Den 21, Januar. Gottke, Negierungsbaumeiïter, Vorstand des Y (itärbauamts Posen 1, und Zimmermann, Negierungsbaumeister, technischer Hilfsarbeiter der Intend. X V. Armeekorps in Straßburg zum 1. April 1913 gegenseitig versegt.

Den 22. Januar. Klewtt, Negierungsbaumeister, technischer Hilfsarbeiter der Intend. XI1V. Armeekorps in Karlöruhe, zum Sa 1913 als Vorstand des Militärbauamts nah Bromberg

l Le _ Den 23. Januar. Janek, Kanzleidiätar bet der Intend. VT. Armeekorps, zum Intend. Kanzlisten ernannt. Die Zahlmeister Pickhard vom 1] [I. Bat. 9. Rhein. Inf. Negts. Nr. 160, Pohl vom II. Bat, 9. Niedershle\. Inf. Negts. Nr. 90, gegenseitig verseßt.

5 Den 29. Januar. Henning, Lazarettoberinsp. in Diedenhofen, auf seinen Antrag zum 1. April 1913 mit Pension in den Ruhe- stand verseßt. l

, Den 27. Januar. Wellach, Geheimer Kanzleisekretär beim Kriegsministerium, beschäftigt beim Militärkabinett, der Charakter als Geheimer Kanzleiinsp. verltehen. Schmalinsky, Kanzleisekretär im Großen Generalstabe, zum Geheimen Kanzleisekretär beim Kriegs- ministerium ernannt.

Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei.

Den 10. Januar. Guriß, Betriebsmeister bei der Art. Werk- ftatt in Spandau, zum Betriebsobermeitster, Schörck, Betriebs- meisterdiätar beim Feuerwerkslaboratorium Siegburg, ¿um Betriebs- meister ernannt. :

___Den 13. Januar. Die Diplomingenieure: Warnecke bei der Geschüßgießerei, Gladischefskti beim Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zu Militärbaumeistern und Betriebsassistenten, Dr. U teser beim Feuerwerkslaboratorium in Spandau, zum Militärchemiker und Betriebsassistenten ernannt.

_ Den 14. Januar. Dr. Theel, Betriebsleiter bei der Geschüßz- gießerei, zur Gewehrfabrik in Spandau, Kellner, Waffenoberrevisor beim Inf. Konstruktionsbureau, mit dem 1. März 1913 zur Gewehr- fabrik in Spandau verseßt.

Im Beurlaubtenstande. Durch Verfügung des Kriegsministeriums.

Den 13. Januar. Bastian, Oberveterinär der Landw. 2. Auf- gebots (Torgau), Blan ck, Oberveterinär der Res. (1 Hamburg), der Abschied bewilligt.

C n Ter

Preußischer Landtag.

Herrenhaus. 23. Sißung vom 3. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphishem Bureau*.)

Zum Schriftführer wird an Stelle des zurückgetretenen Hn Dr, von Burgsdorff durch Zuruf Graf von Ballestrem gewählt.

Das Haus tritt darauf in die Beratung des Entwu rfs eines Wassergeseßzes auf Grund des vom Grafen von Vehr-Behrenhoff erstatteten schriftlichen Berichtes der XI1. Kom- mission ein.

Es findet zunächst eine Generaldiskussion statt.

Der Präsident von Wed el ersucht die Redner, ih dabei nicht ee einzulassen, da er sonst hindernd würde eingreifen müssen.

Referent Graf von Behr-Behrenhoff legt darauf ausführlich die durch den Entwurf zu \{affende einheitliche Regelung des gesamten Wasserrechts und seine Rückwirkuna vor allem auf die Landeskultur und auf die Landwirtschaft dar. Zwischen den widerstreitenden Inter- essen habe im großen und ganzen die Kommission mit ihren Be- [chlüssen den richtigen Mittelweg getroffen und die gleihmäßige

Erfte Beilage

Berlin, Dienstag, den 4. Februar

Berücksichtigung der Interessen von Landwirtsckaft und Industrie, Vandel, Gewerbe und Schiffahrt nach Möglichkeit gefördert. Die Konstruktion eines Privyateigentums des Staates an den Wasserläufen set {hon im anderen Hause, nachdem der Wasserzins gefallen war, zugunsten des Gemeingebrauchs aufgegeben worden : die Mehrheit der Kommission habe sich damit einverstanden erklärt, und au bier sei man über eine tunlihst alle Interessen berücksihtigende Mittellinie einig geworden. Im großen und ganzen seien die Beschlüsse des O Hauses auch * die Grundlagen der Kommissionsbe\chlüsse geblieben.

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Ur. Freiherr von Schorlemer:

Meine Herren! Nachdem der Entwurf eines Wassergeseßes nach eingehender Beratung mit den beschlossenen Abänderungen die ein- stimmige Zustimmung des Abgeordnetenhauses gefunden hat und nun- mehr mit den Anträgen Ihrer Kommission Ihrer Beschlußfassung vorgelegt wird, darf ih mir wohl erlauben, mit wenigen Worten auf die Entstehung und Bedeutung dieser Gesetzesvorlage einzugehen.

Wenn man die Bedeutung dieses Gesetzentwurfs würdigen will, so muß man si den Nechtszustand vergegenwärtigen, wie er auf wasserwirtschaftlihem Gebiete zur Zeit besteht. Es sind gegenwärttg, ih glaube, mehr als 70 Gesetze, in denen sich die wasserrechtlihen Vorschriften niedergelegt finden, Gesetze, die zum Teil aus dem Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Fahr- hunderts stammen, deren Bestimmungen zu einem großen Teile als veraltet anzusehen sind. Dazu kommt, daß diese geseßlihen Vor- schriften. zu einer Zeit getroffen worden sind, wo von einer Wasserwirtshaft im modernen Sinne eigentli} noch feine Rede sein konnte, wo auf dem Lande und zum größten Teil auch in den Städten die Bevölkerung noch eine verhältnismäßig dünne und geringe war und wo tas Wasser in der Hauptsache ledig- lih einem völlig extensiven landwirtschaftlißen Betriebe diente. Es liegt in der Natur der Dinge, daß die Entwicklung der Land- wirtschaft, die Notwendigkeit der Cntwässerung und der Bewässerung weiterer landwirtschaftliher Gebiete, ‘dann aber auch die Zunahme der Bevölkerung und nicht in leßter Unie die Ertwicklung der ÎIn- dustrie das Bedürfnis hervortreten ließen, ändernde und. ergänzende Bestimmungen auf dem Gebiete des Wasserrechts vorzunehmen. Ich brauche ja nur zu erinnern an die Abführung der Abwässer, die Trinkwasser- versorgung der Städte, an die vielfa sich als notwendig erweisende Benutzung des Wassers zu Trieb- und anderen gewerblihen Zweden, um die Notwendigkeit darzulegen, die zu folhen Zwetten getroffenen Veranstaltungen geseßlichen Vorschriften zu unterwerfen.

Meine Herren, das geltende Necht [éidet, äbgesehen davon, daß es gewisse große Fragen der Wasserwirts@aft überhaupt nit berührt oder niht erschöpfend regelt, auß an dem Mangel, daß es die zweifellos vielfah widerstreitenden Interessen der beim Wasserlauf und seiner Benutzung Beteiligten in eincm geregelten Verfahren auszugleichen, nicht imstande ist. Der Wuns, die bestehenden Geseze in dieser Beziehung zu ändern und zu bessern, ist ja ah nit neuesten Datums. Bereits im vorigen Jahrhundert ist der Wuns einer Vervollständigung des geltenden Nehts hervorgetreten. Es ist aber im Laufe der Jahre nur zu dem Privatflußgeseß und dem Detchgesez gekommen. In den siebziger Jahren verstärkten sich die Anläufe zu einer umfassenden geseßlichen Regelung der Wasserverhältnisse. Sie sind aber längere Zeit durh die Ausficht hingehalten worden, daß das Bürgerliche Geseßbuch es übernehmen würde, auch diese Materie cinbeitlich und | ershöpfend zu regeln. Erst als ic jerausstellte, daß es zu einer reis- geseßlihen Regelung weder im Vürgerlihen Geseßbuh noch in einem | Sondergeseß kommen würde, t\t die preußische landwirtschaftliche Ver- | waltung im Verein mit den fonft beteiligten Ministerien dazu über- | gegangen, ein Wassergeseß für den Umfang der MonarWie zu ent- werfen. Es sind Entwürfe im Jahre 1893, im Jahre 1907 und im Jahre 1911 ausgearbeitet worden. Die beiden ersigenannten Ent- würfe sind nah ihrer Fertigstellung veröffentlicht, und den verschiedenen Interessentengruppen Gelegenheit gegeben worden, fich dazu nicht allein | bei Beratung innerhalb thrcr Verbände zu äußern, sondern über die- | selben auch mit den Komnmissaren der beteiligten Minister zu verhandeln. Auch die Landwirtschaftskammern und das Lande8ökonomiekollegium sind gehört worden und ebenso dite Vertretungen von Industrie, Handel und Gewerbe. Man wird nach den eingehenden Erörterungen, die nahezu über alle in dem Gesetz berührten Fragen in der Oeffent- lichkeit und in den Verhandlungen der Interessenten stattgefunden haben, nah den zahlreihen Vorschlägen, die zur Aenderung und Ver- besserung des Gesetzes gemacht worden sind, jedenfalls nit den Einwurf erheben Éönnen, daß es an einer ausrei{enden und gründlichen Vorberatung des Gesetzes gefehlt hätte. Das gleiche darf i von der Beratung des Gejeßentwurfs im Abgeordnetenhause behaupten. Die Kommission des Abgeordnetenhauses hat nahezu ein halbes Jahr gebraucht, um den Geseßentwurf durchzuberaten, und die Verhandlungen in der Kommission wie im Plenum des Abgeordnetenhauses baben meines Erachtens reichlich Gelegenheit geboten, nodmals alle auf dem Gebiet des Wasserrechts gemachten Vorschläge gründlih und eingehend zu prüfen.

Meine Herren, ich möchte in diesem Augenblicke nit auf die einzelnen Fragen näher eingeben, die in dem Entwurfe des Wasser-

geseßes geregelt sind. Jch will aber zunächst die zweifellos auch hier auftauhende Frage beantworten, warum man es nit vorgezogen hat, in cinem für das ganze Gebiet der Monarchie zu erlassenden Geseßz- entwurf nur die Grundzüge des Wasserre{ts festzulegen und die ausführenden Bestimmungen den für die einzelnen Pro- vinzen zu erlassenden Sondergeseßen wvorzubehalten. Meine Herren, es war nicht möglich, auf diesem. Wege vorzugehen, weil die größten und wichtigsten Fragen auf wasserrehtlihem Gebiete nur einheitlih für den Bereih der Monarchie geregelt werden konnten. Ein großer Teil der in erster Unie tin Betracht kommenden Wasserläufe beschränkt {G nidt auf das Gebiet einer Provinz, sondern durchläuft vershiedene Provinzen. Aus naheliegenden Gründen, die ih niht weiter auseinanderzu-

öniglih Preußishen Staatsanzeiger.

1913.

seßen brauche, erscheint es unzweckmäßig, das Gebtet eines Wasser- laufs in seinen verschiedenen Teilen verschiedenen rechtliden Be- stimmungen zu unterwerfen. Die Staatsregierung hat es deshalb vorgezogen, den meiner Ansicht nach allein rihtigen Weg zu be- schreiten, die Vorschriften über das Wasserreht grundsäßlich einheitlih zu gestalten, aber überall da, wo es notwendig und angezeigt erschien, die örtlichen bewährten Bestimmungen aufrechtzuerbalten. - Sie werden bei näherer Prüfung des Entwurfs die Veberzeugung gewinnen,“ daß nach dieser Nichtung hin allen berechtigten Wünschen Rechnung ge- tragen worden ift.

Meine Herren, ich wcnde mich dann kurz gegen den Vorwurf, der in den leßten Tagen häufiger gegen den Wassergeseßentwurf erhoben worden ist, gegen den Vorwurf, daß der ‘Ent- wurf cinen wesentlichen und gefährlichen Eingriff in das Privat- eigentum enthalte. Ih will zugeben, daß etne oberflählihe Ginficht in die Vorschriften des Gesetzes, auf die fch leider die Mehrzahl der Leser beschränken muß, zu der Annahme führen kann, als seten die Nehte des Privateigentums in diesem Gefeßentwourfe nicht genügend gewahrt. Aber ih meine, auf der anderen Seite {ütt {hon der Erfolg der Beratungen im Abgeordnetenhause, die Be- urteilung, die der Gesezentwurf dort auf allen Seiten und nit in leßter Linie bei den Vertretern der Landwirtschaft und der Industrie gefunden hat, die Staatsregierung vor den Borwurfe, als habe fie mit diesem Geseße in die Nechte des Privateigentums zu weitgehend ein- gegriffen. Im Gegenteil, ih glaube, es ist ein wichtiger und anzuerkennender Vorzug dieses Geseßes, daß dasselbe zunächst die Frage des Eigentums an den Wasserläufen im Gegen- saße zu der bisherigen Geseßgebung anders, und zwar zugunsten des Privateigentums, entschieden hat. Während das Preußische Landrecht und nicht einmal unbestritten nur ein Eigentum an den Privat- flüssen kannte, und während nah dem gemeinen und französischen Recht alle Wasserläufe öffentli waren, als außerhalb des Privateigentums standen, geht der hnen vorgelegie Gesetz- entwurf von dem Grundsaß aus, daß der Wasserlauf als aus Bett und Wasser bestehendes Ganzes Gegenstand des Privateigentums ist. Er überweist die Wafsserläufe zweiter und dritter Ordnung direki dem Privateigentum, während an den Wasserläufen erster Ordnung der Staat das Eigentum erhält. Fch sehe darin kein? Verleßung, sondern eine Berücksichtigung und An- erkennung des Privateigentums, die aber noch ihre bedeutende und besondere Ergänzung dadurch findet, daß auch die Nechte des Grund- eigentümers in dem vorliegenden Gesetentwurfe eine ausgedehntere und eingreifendère Berüsichtigung finden, als es nach der bisherigen Gesetzgebung der Fall war. In dieser Beziehung kommen vornemßhlich in Betracht die Bestimmungen des Gesetzentwurfs über die Entziehung des Grundwassers und die Veränderungen des Gruündwasserstandes, über die Verunreinigung der Wasserläufe, die dem Anlieger und Grund- eigentümer einen Schuß gewähren, der dem geltenden Rechte zum größeren Teile unbekannt war. Wenn es gerade in den leßten Jahrzehnten tahin gekommen ist, daß in vielen Bezirken und an manhen Flußläufen mit Necht über die Verunreinigung der- selben und darüber geklagt wurde, daß es der Wasserpolizeibehörde und den Beteiligten felbst unmöglih war, diese teilweise wirklich be- jammernswerten Zustände zu ändern, so ist zweifellos anzuerkennen, daß der Geseßentwurf in dieser Hinsicht so wesfentlihe Verbesserungen enthält, daß {hon aus diesein Grunde es erwünscht erscheint, seine Borschriften in Kraft treten zu lassen. Auf der anderen

| Seite können wir bei fortschreitenden Entwicklung der

Landwirtschaft und Industrie, bet der Zunahme unserer Be- völferung und der Städte, uns zweifellos der Auffassung nicht entziehen, daß das Wasser mehr wie bisber ein Gemeingut der

| Allgemeinheit geworden ist, dessen Benußung und Verwendung im

öffentlichen Interesse #\ch nit überall auf den Eigen- tümer und Anlieger beschränken kann. Von diesem Gesichtspunkt ausgebend, hat der Gefeßentwurf eine Neibe von Bestimmungen getroffen, welWe unter möglister Berüsichtigung der entgegen- stehenden Interessen sowobl die Benußung der Wasserwelle zu Trieb- und gewerblihen Zwecken, zur Abführung von Ab- wässern, zur Entnahme von Trinkwasser und ebenfalls auch eine Verfügung über das unterirdisch abfließende Wasser zulassen. Aber im Gegensaß zu dem bisherigen Hecht ist auch im Geseßt- entwurf die Vorschrift enthalten, daß derartige Vergünstigungen im Interesse der Allgemeinheit oder im überwiegenden Privatinteresse nit gewährt werden können, durch einseitige Verfügungen der Wafser- polizeibehörde und der dieser übergeordneten Instanzen, fondern daß über dieselben in cinem geregelten Verfabren, in dem sogenannten Ver- leibungsverfahren, entshieden wird! In diesem sind alle Interessenten mit ihren Ansprüchen zu hören, und cine Entscheidung zugunsten des Antragstellers kann nur dann getroffen werden, wenn der Nachweis erbraht wird, daß alle Vorkehrungen gelroffen find, um den Nathteil anderer abzuwehren, und wenn voller Schadensersaßz gewährt wird in den Fällen, in welhen Nachteile dur entsprehende Einrichtungen nicht verhindert werden können. Mit diesen Vorschriften entspricht der Gesetzentwurf allen berechtigten Wünschen! Es wird gewiß Ihre Aufgabe sein, zu prüfen, ob diese meine Auffassung im einzelnen zutrift! Aber einen Auss{lag gebenden Gesichtspunkt bitte ih Sie do bei de®bevorstehenden Beratung nit außer Acht zu lassen. Es handelt sih um ein Geséßeswerk, dessen Ausarbeitung in der Ministerialinstanz nahezu ein Vierteljahrhundert erfordert bat. Alle Beteiligten, wie ih {on hervorgehoben habe, die Vertreter der Landwirtschaft, der Industrie, des Handels und Gewerbes, haben \ich zu den Vorschlägen der Staatsregierung geäußert, und nachdem dies geschehen ist und der Entwurf in dem Hause der Abgeordneten auf das eingehendsie beraten und auch teilweise abgeändert worden ist, hat er am Schlusse die einhellige Zustimmung aller Parteien gefunden. Sie werden gewiß bestrebt sein müssen, dkejenigen Aenderungen im Gefege durhzusezen, von denen Sie eine wesentlide Verbesserung der Vorschläge der Regierung erwarten, aber Sie werden ih auf der anderen Seite auch bewußt bleiben müssen, daß es für das