1894 / 275 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Nov 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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für das Jahr 1891 nicht mehr ausgestellt und

mit Gültigke ‘nadträglid mit Beitragsmarken für dieses Jahr nicht mehr

beklebt werden können. i 17) Eine Vereinbarung einzelner Versicherungsanstalten darüber, daß von einer vom Rehnungsbureau zu bewirkenden Vertheilung derjenigen Renten, bei welchen diese Aristalten allein N ind, Abstand y nehmen sei, wurde zwar als es

1g bezeihnet, jedoch wurden andererseits praktische

Bedenken gegen ein O freiwilliges Kartell hervor- hoben und als radikales I aen die Beseitigung der

Kentenvertheilung unter die verschiedenen Anstalten überhaupt eichnet.

y 18) Es. wurde allerseits für wünsehenswerth erklärt, wenn diejenige Versicherungsanstalt, an welche tums _der Quittungskarte | wie Beiträge entrichtet sind, Zweifel über die rechimäßige Verwendung dieser lezten Marke nur in thun- lihst beshränktem Umfange vor Einleitung des Rentenver- fahrens zum Gegenstand von Verhandlungen mit anderen Versicherungsanstalten maht. Durch derartige Verhandlungen könnte zum Nachtheil der Versicherten die Erledigung des Rentenverfahrens in manchen Fällen erheblich verzögert werden.

19) Von cinigen Vorständen wird lebhaft beklagt, daß die bürgerlichen Gerichte in vereinzelten Ober-Landesgerichts- bezirken die im Ermittelungsverfahren an sie gerichteten Er- suchen der Vorstände der Versicherungsanstalten um eidliche Vernehmung von Zeugen abgelehnt haben. Die Versammlung beshloß, daß Schritte gethan werden möchten, um jene Un- uträglichkeiten, welhe zu Ungunsten der Versicherten aus- blügen, zu beseitigen. Denn es erfolge in solhen Fällen nothgedrungen ein ablehnender Bescheid, wodur der Renten- bewerber gezwungen werde, die Berufung an das Schiedsgericht zu erheben, dessen Requisitionen die bürgerlichen Gerichte dann doch Folge leisten müßten. Solcherweise werden unnöthig Erbitterung, Verzögerung, Kosten verursacht. :

20) Es wurde der Erlaß von Ausführungsbestimmungen zu den Artikeln 12 und 77 des Geseßes vom 22. Mai 1893 zu Gunsten - der bereits vor Erlaß dieses i ange- nommenen Beamten der Versicherungsanstalten allseitig als erwünscht bezeichnet. : L

21) Die Ansprüche der verheiratheten weiblichen Versicherten und der hinterbliebenen Versicherten gemäß §8 30, 31 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes auf Erstattung der Beiträge erfordern nicht die Leistung von 235 Beiträgen ; es werden vielmehr auf die fünfjährige Wartezeit der S8 30, 31 a. a. O. auch Krankheiten und Militärdienst citen anzu- rechnen sein in Ger Weise, wie bei der Wartezeit für die Alters- und Jnvalidenrenten. i ;

22) Zu eingehender Erörterung führte die Frage der Behandlung der Rentenanträge solher Personen, welche zeit- weise auf Grund des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs- geseßes, zeitweise als Hausgewerbetreibende der Ee auf Grund der Bundesrathsbestimmungen vom 1. März 1894 versichert waren. Die Entscheidung der mannigfachen si hier enden Zweifelsfragen soll der Rechisprehung vorbehalten bleiben.

23) Ueber die Fráge, ob die Versicherungsanstalten befugt seien, den zur Leistung der Beiträge verpflihteten Arbeitgebern deren Beiträge unter Umständen zu erlassen, insbesondere wenn die Versicherungspflicht erst durch eine Verwaltungs- entsheidung nachträglih bejaht wurde, waren die Meinungen

etheilt. Bon mehreren Seiten wurde dieser Nachlaß, ins- E ahbete wenn der Versicherte auf der nachträglichen Beitrags- de bestehe, als unzulässig bezeichnet. : E

24) És wurde als erwünscht bezeichnet, daß die Ermäßi-

gung der Eisenbahntarife, welche bei der Beförderung von

mittellosen Kranken, Blinden, Taubstummen und Waisen zur Anwendung kommt, auch bei der Beförderung von Personen, für welche die Versicherungsanstalten die Kosten des Heil- verfahrens übernommen haben, zur Anwendung komme. Damit war die Tagesordnung erschöpft. Der Vorsißende {loß die Verhandlung mit Worten des Dankes, die namens der anwesenden Vertreter von dem Landes-Direktor, Wirklichen Geheimen Rath von Levetzow herzlich erwidert wurden.

Der General der Kavallerie v on Krosigk, à la snite

| des Leib-Garde- Husaren-Regiments und Jnspekteur der 1. Ka-

vallerie-Jnspektion, ist hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant von Massow, Kommandcur der 30. Divifion, ist hier eingetroffen.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlih rumänischen Hofe Graf von Leyden hat Bukarest mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legations-Rath von Schloezer als Geschäftsträger.

Laut telegraphis man der Marine ist S. M. yäne“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Bachem, am 19. d. M. in Libreville Bao De eingetroffen und wollte am 21. d. M. nah San Paolo de

Loanda weitergehen.

G P ATD an das Ober-Kommando

Sachsen-Weimar-Eisenach. Seine Königliche O der Erbgroßherzog ist vor- estern jd! um 11 Uhr 45 Minuten in Kap St. Martin anft ents enh erst spät, zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags in Weimar ein. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin theilte sie Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog mit, als Höchstderselbe aus der Kirche, in der er dem Gottesdienst beigewohnt hatte, in das Schloß zurückkehrte. Die Nachricht verbreitete sih als- bald in der Stadt und erregte das innigste Beileid. Zahl- reiche Personen aller Gesellshaftskreise eilten alsbald in das Schloß, um durch Einschreiben in die ausgelegten Bogen den Großherzoglichen Herrschaften die Theilnahme auszu- drücken, welche alle Schichten der Bevölkerung auf das tiefste empfinden. Die nah der Uebersiedelung an die Riviera eingetretene Besserung in dem Befinden des Erbgroßherzogs hätte nur einen kurzen Bestand gehabt. m Laufe der verflossenen Woche traten erneut ungünstige

nzeihen hervor, die ein Zunehmen des Leidens erwarten ließen. Die Verschlehterung verschärfte sich so s{hnell, daß

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dem Quittungskarte) vom Jahre 1895 ab rechtswirksam Karten | ge ) Jah E

lafen. Die Nachricht traf, wie die „Th. K.“ meldet,

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Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß- gIegin pay v , sich noch nach Kap St. Martin zu egeben, Abstand nehmen mußten. Die im Laufe des vor- gestri en Tages einge Res Nachrichten ließen die atastrophe nahe Levaceien erscheinen ; wie oben gemeldet, ist das Ableben bereits in den ersten Nachtstunden eingetreten. Der Erbgroßherzog Carl August war am 31. Juli 1844 geboren und besuchte 1863 zunächst die Universität Heidelberg, sodann die Universitäten Leipzig und Jena. Seit dem Jahre 1863 Offizier im Weimarischen Kontingent, war er im Frühjahr 1867 als Rittmeister

“à la suité in das 15. preußische Husaren-Regiment eingestellt worden,

und machte im Hauptquartier des Kronprinzen Friedrich den deutsh- französishenKrieg mit. Nach dessenBeendigung kehrteer zu dem 15. Husaren- Regiment nah Düsseldorf zurück. Im Winter 1872/73 unternahm der Erb- Grolberinn eine längere Reise in denOrient und im Herbst 1873 vermählte er sih mit Ihrer Königlichen Hoheit der | Same auline von Sachsen- Weimar, einer Tochter des Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar und der Prinzessin Auguste von Württemberg. Von diesem Zeitpunkt an nahm er seinen Wohnsiß in Weimar, vm sich durch unmittelbare Theilnahme an den Regierungsgeshäften auf seinen künftigen hohen Beruf vorzubereiten. 1878 wurde der Erbgroßherzog zum Obersten, 1884 zum General - Major, 188 zum Ge- neral - Lieutenant und 1892 zum General der Kavallerie ecnannt und à la suite des 5. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) sowie des Hannoverschen Husaren- Regiments Nr. 15 geführt. Seiner Ehe sind zwei Söhne entsprofsen : Prinz Wilhelm Ernft, geboren am 10. Juni 1876 und Prinz Bernhard Heinrich, geboren am 18. April 1878.

Oesterreich-Ungarn.

Im österreihishen Abgeordnetenhause erklärte gestern der Ackerbau-Minister Graf Falkenhayn in Beant- wortung einer Jnterpellation über die Explosion s{hlagender Wetter in den Plutoshächten: die Ursachen der Katastrophe hätten bisher nicht mit Sicherheit festgestellt werden können, doh sei es wahrscheinlich, daß die Veranlassung eine Selbstentzündung der Kohle gewesen sei. Die Regierung sei unausgeseßt bemüht, Maßregeln zur Bekämpfung der Gefahr infolge shlagender Wetter zu treffen; es bleibe aber dahin-

estellt, ob ähnlihe Katastrophen ganz vermieden werden önnten. Das Haus nahm sodann den Geseßentwurf über die Regelung der kaufmännischen Ausverkäufe in der Spezial- debatte mit einigen Abänderungen an und begann die Debatte über den Geseßentwurf zur Bekämpfung der Trunksucht.

Wie in Prager parlamentarischen Kreisen verlautet, hätte Dr. Julius Gregr das Landtagsmandat niedergelegt und sei aus dem Exekutivcomité der jungczehishen Partei

eschieden. Dr. Gregr beabsichtige, sih gänzlih der Redaktion er „Narodni Listy“ zu widmen.

Bei der Ergänzungswahl zum Reichsrath seitens der steierishen Großgrundbesißer wurde Moscon (deutsh- liberal) mit 62 gegen 5 Stimmen gewählt. i

Jn der vorgestrigen Sißung des ungarischen Unterhauses ergriff vor dem Eintritt in die F agen der Abg. Hermann das Wort und besprah die in Stuhl- weißenburg abgehaltene Katholikenversammlung. Der Verlauf der Versammlung und die. auf derselben gefaßten Beschlüsse involvierten L 0D mit Rücksicht auf die legetäatige politische. Lage große Gefahren, weil

aselbst die Konstituierung einer politishen Partei auf konfessioneller Grundlage erfolgt sei. Die Katholiken- versammlung habe deshalb eine so große Bedeutung, weil die kirhenpolitishen Vorlagen noch nicht sanktioniert seien. Der Redner ersuchte den Minister-Präsidenten, sih diesbezüglich zu äußern. Der Minister-Präsident Dr. Wekerle erwiderte, er sei selbstverständlich mit den in Stuhlweißenburg ver- fündeten Prinzipien niht einverstanden und erachte deren Verkündigung als gefährlich und geeignet, die öffentliche Ruhe Ungarns zu stören. Andererseits müßten aber das Versammlungsrecht und die freie Meinungsäußerung eifer- süchtig gewahrt bleiben. Gegenüber solhen Erscheinungen müsse das Gebiet der sozialen Gegenagitation betreten werden. (Großer Beifall.) Die gesunde offentlihe Meinung sei stark genug, einen allzugroßen Schaden derartigerKundgebungen hintan- uhalten. Er (der Minister-Präsident) werde Verfügungen gegen en eventuellen Mißbrauch derRedefreiheit und derVersammlungs- freiheit treffen, er habe jedo keine Kenntniß davon, daß dies in Stuhlweißenburg nothwendig gewesen sei. Ps der An- spielung des FJnterpellanten auf die bisher ausständige Sanktion der kirhenpolitischen Vorlagen sprah der Minister- Präsident die feste Ueberzeugung aus, daß die Sanktion er- folgen werde; eine andere Auffassung sei nach den politischen Prämissen unmöglih. Er erachte jedo die Zeit für eine Bitte um Beschleunigung an die Krone noch nicht für gekommene Der Minister-Präsident versicherte, weder er noch der Landes- vertheidigungs - Minister hätten in dieser Nichtung Schritt. untecnommen, weil sie dies mit dem Taktgefühl für unver- einbar hielten. Da die Regierung überzeugt sei, die Sanktio- nierung werde beruhigend wirken, werde sie, wenn sie die Zeit g erachte, ihre Pfliht gewiß kennen. (Lebhafter

cifall.

It der L Sizung des Hauses brachte der liberale Abgeordnete Busbach folgende Interpellation ein :

Warum läßt die Regierung den fremden Staatsangehörigen Kossuth eine politishe Rundreise unternehmen und ee MNeden den Landfrieden stören? Hat der Justiz-Minister Verfügungen getroffen, um die auf dem Bankett zu Ehren Kossuth’'s in Debreczin vorgekommene S auns auf das strengste zu ahnden ?

Das Haus beendete sodann die Generaldebatte des Etats des Jnnern und begann hierauf die Spezialdebatte. Vor dem Schluß der Sizung begründete der Abg. Busba ch seine Interpellation. Der Vorgang werde im ganzen Lande sehr entschieden verurtheilt (lebhafte Zustimmung, demonstrativer Beifall der äußersten Linken). Es dürfe nicht erlaubt werden, daß ein fremder Staatsangehöriger eine poli- tische Rundreise in Ungarn unternehme. Der Abg. Kovacs En Linke), der an dem Bankett theilgenommen hatte, konstatierte, daß der f\kandalóse, allgemein verurtheilte E auf einem Mißverständniß beruht habe. Es gebe wohl niemanden im ganzen Lande, der für den gekrönten konstitutionellen König (lebhafte v Su nicht die größte Verehrung hege (lebhafte Rufe: „Es lebe der a Me es gebe niemänden, der den Q niht aufs tiefste bedauere und verurtheile. (Allgemeine Zustimmung.) Der Minister des Jnnern Hieronymi antwortete, die Regierung halte es nicht für erlaubt, daß ein fremder Staatsbürger, namentlich Kossuth, oder auch ein ungarischer Staatsbürger irgendwo etwas verübe, was gegen die Geseye des Landes ver- stoße (lebhafte Zustimmung auf der äußersten Linken), und wenn dies doh geschehe, werde die Regierung ohne Unter- schied der Person, deren Stellung oder Staatsangehörigkeit

pollen Strenge. des Geseyes einschreiten. e di Besondere Verfügungen gegenüber Kossuth alte die Ss shon deshalb niht für ange eigt weil dieser bekanntlih die ungarische Stor af nachgesucht E und die bezüglihen Verhandlungen bald beendet sein dürften. Jn Betreff des zweiten Punktes der Jnterpellation habe er, der Minister, eine behördliche Fest- stellung des Thatbestands verfügt. (Lebhafte Zustimmung der äußersten Linken.) Der Justiz - Minijter von Szilagyi er- klärte, er habe aus den Blättern den Zwischenfall erfahren, der im ganzen Lande allgemeine Lung hervorgerufen habe und allseitig verurtheilt worden sei. (Lebhafte Zustim- mung, besonders auf der äußersten Linken.) Die zur amtlihen Feststelung des Thatbestands nöthigen Wei- sungen seien an die Verwaltungs- und Justizorgane ergangen. Er könne dem Zwischenfalle keine außergewöhnliche Bedeutung beilegen (Lärm), erachte aber andererseits diesen Fall für einen derartigen, daß weder die öffentliche Meinung noch die Behörde in Ungarn darüber einfah zur Tages- ordnung übergehen könnten. (Lebhafter Beifall.) Er glaube niht, daß der Zwischenfall den herrshenden Anschauungen und Gefühlen in der Stadt Se zu imputieren sei. Er habe seinerseits verfügt, daß die Justizbehörden im Vereine mit den Verwaltungsorganen die Untersuchung sofort einleiten und nah Feststellung des Thatbestands unver- züglich die einshlägigen Strafverfügungen anwenden sollten. Nachdem noch der Abgeordnete für Debreczin Koeroesi erkläct hatte, daß die Bürgerschaft als solche und die liberale Partei dem verdammenswerthen Zwischenfall fernständen, wurden die Antworten der Minister von dem Jnterpellanten und dem Hause zur Kenntniß genommen.

Die Budapester Zeitungen sprechen die Erwartung aus, daß Franz Kossuth seine Rundreise nah der Defiged Znterpellation im Abgeordnetenhause nicht fortseßen werde. Sollte diese Erwartung nicht zutreffen, so werde man Mittel finden müssen, ihn auf gesellschaftlichem Wege unschädlich zu

machen. Frankreich.

Der Kriegs-Minister, General Mercier hat nach einer Meldung des „W. T. B.“, bestimmt, daß die Generale, die in die Lage kommen können, ein Armee-Korps zu komman- dieren, zuvor der Reihe ‘nah Jnfanterie, Kavallerie und Ar- tillerie befehligt haben müßten. j

Die Kommission der Deputirtenkammer für die Armeevorlage hat einen Antrag angenommen, wonach das Kontingent der Jnsel Réunion unmittelbar in die Kolonial- truppen eingereiht werden solle. Die Madagaskar- Kommission genehmigte den Bericht des Deputirten Chautemps, worin die Nothwendigkeit einer Expedition um Zweck der Wahrung der Rechte, der Würde und des Prestige Frankreichs im a tas Orient betont wurde.

In der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer interpellierte der Deputirte Guesde (Sozialist) die Regierung wegen der Aufhebung des Beschlusses des Munizipalraths von Roubaix, durh den ein kommunaler pharmazeutischer Dienst und ein Bureau für unentgeltlihe Rehtsauskünfte ein- E werden sollten. Der Redner erhob lebhaften Protest gegen

ie Aufhebung dieses Beschlusses und sagte, die Kommunen ständen unter der Herrschaft des Zaren. -Das Vorgehen des Munizipalraths von Noubaix sei durchaus gesezmäßig. Der Minister-Präsident Dupuy rechtfertigte die Maßnahme der Regierung und wies nah, daß die Errichtung kommunaler Pharmazien der erste Schritt zum Kollektivismus sei. Der Deputirte Bou ge forderte die Sozialisten auf, endlih einmal ihr Programm zu entwickeln. Der Deputirte Guesde ent- wickelte darauf die Jdeen des Sozialismus; der Kampf Pag Kapital und Arbeit habe die Bildung zweier feind- ichen Klassen herbeigeführt. Die Sozialisten wollten den Kollektivismus, damit in der Gesellschaft der Zukunft alle für alle arbeiten und allgemeine Menschenliebe herrshe. Der De- putirte Deschanel legte die Nachtheile des Kollektivismus dar. Die Regierung sei bestrebt, den bestehenden O der Verhält- nisse zu verbessern, der bei weitem vorzuziehen sei. Die Weiter- berathung wurde fodann auf9 Uhr Abends vertagt. Nach Wieder- aufnahme der Sizung vertheidigte der Deputirte Vaillant (Sozialist) unter großer Unaufmerksamkeit des Hauses den Sozia- lismus. Der Deputirte G oblet meinte, die Lösung der Frage liege in der Affociation, er wünsche für die Arbeiter einen Theil des Eigenthums an den Fabriken, sowie Gewinnbetheiligung. Unter dem Beifall der äußersten Linken behauptete der Redner, das Parlament könne kein Geseß zu Gunsten der Arbeiter zu stande bringen. Der Deputirte Abbé Lemire (Sozialist) bezeichnete Rd als Anhänger des Gemeineigenthums und forderte die Kammer auf, etwas zu Gunsten der Demokratie zu thun. Der Deputirte Bourgeois trat für dîe republikanishe Konzentration ein. Nach Schluß der Berathung e die Kammer mit 355 gegen 177 Stimmen dic von dem Deputirten Bouge beantragte und von der Regierung angenommene Tagesordnung, welche die follektivistischen Lehren verwirft. Der Deputirte Chautemps brachte den Bericht über die für Madagaskar verlangten Kredite ein. Die Besprehung wurde auf heute festgeseßt.

Rußland.

Die Kaiserliche Familie und die ausländishen Fürstlich- keiten wohnten am Dienstag Mittag der Seelenmesse für den Kaiser Alexander IIl. in der Peter Pauls- Kathedrale bei. i: :

Der Kai ser besuchte vorgestern den König vonGriechen- land und empfing sodann die zu den Beiseßzungsfeierlichkeiten eingetroffene außerordentlihe \panishe Gesandtschaft. Gesiern wurde der deutsche Botschafter, General der Jnfanterie von Werder vom Kaiser in besonderer Privataudienz empfangen. ;

Beim Großfürsten Wladimir fand am Montag ein Diner zu Ehren der ausländischen Fürstlichen Gäste statt. Vorgestern waren die ausländishen Fürstlihkeiten zum N diner im Le - Palais geladen.

estern fand im Konzertsaale des Winterpalais ein Diner statt, dem der Kaiser, die Großfürstin Alexandra Ae derawna, die ausländischen Fürstlihkeiten, dic

roßfürsten und Großfürstinnen beiwohnten. Neben dem Kaiser saßen die Großfürstin Alexandra Feodorowna und die Königin von Griechenland. Glei eitig fand im Wappen- aal Marschalltafel statt, zu der das Gefolge des Kaisers und er ausländischen Fürstlichkeiten sowie die fremden Militär- Deputationen geladen waren. Nach dem Diner begaben sih die Suiten der ausländischen Fürstlichkeiten und die auslän- dischen Deputationen in den Konzertsaal, wo der Kaiser sich mit den fremden Vertretern unterhielt.

mit der

Der Erzherzog Karl Ludwig und der Erbgroß- herzog von Luxemburg haben am Dienstag, der Prinz Eugen von Schweden gestern St. Petersburg wieder ver- lassen. Die Abreise des Prinzen Ludwig von Bayern, des PrinzenFriedrih August vonSachsen und des Königs von Serbien ist auf heute angeseßt. Der König von Dänemark wird, wie verlautet, am 27. d. M. die Nückreise nach Kopenhagen antreten.

An Stelle des Admirals Avelan wurde Kontre-Admiral Mak arow zum Kommandierenden des Mittelmeergeshwaders ernannt. Der Admiral Avelan ist zum jüngeren Flaggmann der zweiten Flotten-Division ernannt worden.

Gestern fand in St. Petersburg eine Sißzung der Duma statt, um über die Veranstaltungen für die bevorstehende Vermählung des Kaisers zu berathen. Die Versamm- lung beschloß, eine Gratulations-Deputation zu entsenden und dur dieselbe Brod und Salz überreichen ’u lassen, sowie auch zum Gedächtniß an dieses hochfreudige Ereigniß Schulen zu errichten.

JFtalien.

Die „Gazzetta Ufficiale“ von gestern veröffentlicht ein Dekret, durh welches das Parlament auf den 3. Dezember einberufen wird.

Der Unter-Staatssekretär im Ministerium des Jnnern Galli ist zum Königlihen Kommissar für die Provinzen Reggio di Calabria und Catanzaro behufs Behebung des dur das Erdbeben hervorgerufenen Nothstandes ernannt worden. Galli ist vorgestern nah Reggio abgereist.

Spanien.

Der Anarchist Salvador, der Urheber des Attentats im Teatro Liceo, ist heute hingerichtet worden. Ein Zwischenfall kam nicht vor.

Türkei.

Der „Politishen Korrespondenz“ wird aus Konstan- tinopel gemeldet, der dortige britishe Botschafter habe in- folge wiederholter Vorstellungen der Pforte auf die beabsich- tigte Entsendung des englischen Militär-Attahés, Obersten Chermside nah Kurdistan verzichtet, da die Pforte eine C va Os der dortigen Vorkommnisse bestimmt zu- gesagt habe.

Jn Belgrad eingetroffenen Meldungen zufolge hat die Pforte die Entlassung des ökumenischen Patriarchen vorgenommen.

Griechenland.

Der Minister-Präsident Trikupis legte gestern der Deputirtenkammer das Budget für 1895 vor und gab ein Exposé über die Finanzlage Griechenlands im Jahre 1894. Er führte aus, Griechenland habe aus eigenen Mitteln seinen Zins- verpflichtungen nahkommen können. Die Regierung werde ver- suchen, die nöthigen Maßregeln zur Besserung des Wechsel- kurses, der auf dem Handel laste, zu treffen. Zum Schuß der Landwirthschaft Thessaliens werde ein Gesezentwurf über die Erhöhung der Getreidezölle um 50 Pre, eingebracht werden, ferner werde ein Geseßentwurf wegen Abschaffung des Oftroi vorgelegt werden. Der Betrag für die Bezahlung des Dezember-Kupons der Staatss{huld sei in Gold bei der Nationalbank hinterlegt worden. Die Staatseinnahmen im Jahre 1895 seien auf 91333 118 Drachmen, die Ausgaben auf 90 150 380 Drachmen veranschlagt. Die Kammermajorität nahm die Erklärungen mit Beifall auf.

Rumänien.

…_ Das amtliche Blatt veröffentliht ein Schreiben des Königs an den Minister-Präsidenten, worin Aller- DMIEN dem „W. T. B.“ zufolge der Freude Ausdruck giebt, die ihn und die Königin über die von dem ganzen Lande aus Anlaß der Feier ihrer silbernen Hochzeit ihnen dargebrachten großartigen warmen Kundgebungen erfülle. Der König könne dieje rührenden Kundgebungen nicht besser erwidern, als mit der gleichen Liebe, sowie tiefer und um so leb- hafterer Erkenntlichkeit, als er sih der Ueberzeugung hingebe, daß die Gesinnungen des rumänischen Volks ihre Quelle in den mächtigen, ¿wilden dem Lande und der Dynastie bestehen- den Banden hätten. Jn diesem Augenblick des Glücks und der Freude könne er niht umhin, seine Gedanken den ländlichen lrbeitern und Bauern zuzuwenden, die scinem Herzen so theuer, und die in schlechten Jahren zuweilen selbst der Existenzmittel beraubt seien. Um deren Lasten zu vermindern und zugleich zum Gedächtniß der silbernen Hochzeit beabsichtige der König, eine Bauern- Unterstüzungskasse zu errichten, und spende zu diesem Zweck 200 000 Fe; er sei überzeugt, daß der cdelmüthige Sinn des rumänischen Volks den Fonds an- wachsen lassen werde. Der König beauftragt sodann den Minister-Präsidenten, sich zum Dolmetsh der Gefühle und der Genugthuung zu machen für die in den jüngsten, seinem Gedächtniß unauslöschbar eingeprägten Tagen bewiesene Liebe und Anhänglichkeit, und alle jene, die selbst in den entlegensten Theilen des Landes an der Freude des Herrscher- paares theilgenommen hätten, zu versichern, daß die Erkenntlich- keit des leßteren der bezeugten Liebe und Freude gleihkomme.

__ Dieser neue Akt des Edelmuths und der Sorgfalt des Königs für die zahlreihste Bevölkerungsklasse ebenso wie die Worte des Königlichen Schreibens haben im ganzen Lande einen tiefen Eindruck und die größte Dankbarkeit hervorgerufen.

Aus Anlaß des Michaeltages hielten vorgestern die Studenten nah dem Gottesdienst ein Meeting ab und ¿ogen darauf zu dem Denkmal Michael’s des Tapferen, wo sie einen Kranz niederlegten. Jnfolge der en Vorsichts- N ist alles ruhig verlaufen. eden wurden nicht gehalten.

Amerika.

Der Präsident Cleveland ist am Dienstag, wie „W. T. B.“ berichtet, auf einem Spaziergang dur einen Fepltritt zu Fall gekommen und hat sich dabei eine leichte Verrenkung zugezogen, infolge deren er der Kabinetssizung nicht beiwohnen konnte.

Auf die Anfrage des amerikanischen Gesandten in Tokio, ob die amerikanishe Vermittelung Japan genehm sei, hat die japanische een eantwortet, Japan würdige zwar das Gefühl der Freun schaft, von der Amerika beseelt sei, andererseits aber sei der Erfolg der japa- nischen Waffen ein derartiger, daß Japan meine, China müsse Japan direkt Vorschläge machen. An- gelichts der Abwesenheit der cinesishen und japanischen

ertreter von Tokio bezw. Peking wird in Washington der Antwort die Bedeutung beigelegt, die Verhandlungen zur Wiederherstellung des Friedens sollten durh die Ver-

mittelung der amerikanishen Gesandten in Tokio und -Peking gepflogen werden, die seit dem Beginn des Krieges mit der Wahrnehmung der Jnteressen der beiden Länder beauftragt worden seien.

__ Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Rio de Janeiro, die Regierungen der verschiedenen Staaten der Republik hätten dem Präsidenten Moraes Zustimmungsversiherungen gesandt. Die Meldung von dem Rücktritt des Gouverneurs von Rio Grande do Sul Castilho is unbegründet.

? Asien.

Nach einer amtlichen Meldung aus Tokio vom 20. d. M. begann eine Abtheilung der ersten japanishen Armee am 18. d. M. 6 Uhr Morgens Hsiuyen, das von chinesischen Truppen, deren Zahl auf 20 000 angegeben wurde, beseßt war, anzugreifen und nahm den Play um 9 Uhr Morgens ein. Die Chinesen flohen in nordwestliher Richtung. Die Japaner eroberten 5 Kanonen.

Aus Chefoo von heute meldet das „Reuter'she Bureau“, das aróßte chinesische Kriegsschiff, der „Tschen-yün“, sei bei der Einfahrt in den Hafen von Wei-Hai-Wei gescheitert, während es versucht habe, die am Eingange bei Lin-tai-tsan gelegten Minen zu vermeiden. Der Kommandant des Schiffs solle Selbstmord begangen haben.

Dasselbe Bureau erfährt aus Yokohama von heute, das chinesishe Geshwader solle auf die gegén Port Arthur vorgehenden Japaner geschossen haben. Darauf sei ein furchtbares Gefecht zwishen den chinesischen Schiffen und dem die Bewegung der Landmacht {üßenden japanischen Geschwader gefolgt, dessen Ausgang noch nicht bekannt sei. |

Der katholischen Missionsgesellshaft in Lyon ist eine De- pesche des Bischofs von Hupe (China) zugegangen, wona in Li-Tchuan eine heftige Christenverfolgung statt- gefunden habe und zahlreiche Christen getödtet worden seien.

Nach einer amtlihen, im Haag eingetroffenen Meldung aus Lombok wurde am Montag die Umgebung von Tjakranegra durchsuht und mit der Zerstörung begonnen. Der alte Radjah wurde nicht gefunden. 230 kg Gold und 3810 kg Silber wurden nah Ampenan gebraht. Eine Depesche der Amsterdamer „Nieuws van den Dag“ aus Batavia meldet: Der Ra djah, sein Sohn und sein Enkel seien von zwei Bataillonen eingeschlossen worden und hätten si ergeben ; sie seien nah Ampenan gebraht worden. Der Radjah sei verwundet. Viele Balinesen - Chefs hätten ihre Unterwerfung angeboten. Neue Schäßge an Shmucfsachen, Gold und Silber seien aufgefunden worden. Die bei dem Angriff am 25. August verlorenen Kanonen seien alle wieder erobert worden. Die Nachricht von der Gefangen- nahme des Radjah, seines Sohnes und Enkels wird amtlich bestätigt. Da der Widerstand der Balinefen aufgehört habe, so habe der General Vetter vorgeschlagen, zwei Bataillone zurückfehren zu lassen. Bei dem Angriff auf Tjafranegra O Ven niederländishen Truppen einen Verlust von

odten.

/ Afrika.

Aus Kairo meldet das „Reuter'she Bureau“, der Pater Rossignoli, der leßte der von den Mahdisten im Jahre 1884 bei Omdurman gefangen genomménen Priester, sei ent- kommen und in Assuan eingetroffen.

Statiftik unnd Volkswirthschaft.

Noheisenproduktion Deutschlands.

,_Nach den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Noheisen- produktion des Deutschen Reichs (eins{chl. Luxemburgs) im Monat Oktober 1894 auf 490 934 t; darunter Puddelroheisen und Spiegel- eisen 133 035 t, Bessemerrobeisen 32 508 t, Thomasroheisen 241 181 t, G'eßereiroheisen 84219 t. Die Produktion im Oktober 1893 betrug 437 183 t, im September 1894 473 070 t. Vom 1. Januar bis 31. Oktober 1894 wurden produziert 4579180 t gegen 4084056 & im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Langendreer wird der „Frkf. Ztg.“ geschrieben : In einer Ausschußsiyung des Verbandsvorstandes der evangelischen Ar- beitervereine von Rheinland und Westfalen, die am Sonntag stattfand, wurde über den Beitritt zum Gewerkverein christliher Bergarbeiter folgender Antrag angenommen: Die evangelishen Arbeitervereine stehen dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter vollständig neutral gegenüber. Der Beitritt von Mit- gliedern der en Arbeitervereine zum Gewerkverein bleibt diesen selbst überlassen.

ier in Berlin erstattete am Sonntag in einer Versammlung der Klavierarbeiter die Lohnkommission über den Stand der Lohnbewegung Bericht. Die Versammlung erklärte si, wie die Berliner „Volksztg.*" berihtet, mit dem bei der Firma Höhne und Sell erzielten Ergebniß einverstanden und hob die über diese Werk- statt verhängte Sperre auf.

Aus Glasgow wird dem „W. T. B.* zur Lohnbewegung der shottishen Bergarbeiter berihtet: Ein Rundschreiben des Vollzugsausshusses der shottishen Bergleute fordert alle Berg- arbeiterführer auf, sofort die Grubenbesizer um eine Lohnerhöhung von 6 Pence anzugehen. Nah Eingang der Antwort der Gruben- besißer wird der Aus[huß berathen, ob die Lohnerhöhung durch die Aufforderung zu einem zweiten Ausstande erzwungen werden soll. Auf den 30. November ist eine allgemeine Konferenz nah Glasgow einberufen worden,

Kunst und Wissenschaft.

4+ In Gurlitt’s Kunstsalon is gegenwärtig eine Samm- lung von Werken moderner \GottisVer und englischer Maler Ugen en Der Gesammteindruck dieser zartgestimmten, in weichem Farbendunst vershwimmenden Landschaften ist L ein vornehmer, E aber der Beschauer bleibt kühl, weil kein kräftiger Gegen ch keine unmittelbar wirkende E be aus diesem Einerlei hervorblickt. Dazu kommt, daß die |cottishen Porträt- maler, unter denen sich hervorragende Führer der Schule befinden, n diefer Ausstellung fehlen. Am schärfsten prägt sih uns die künstlerishe Physiognomie Alexander Roche’'s ein, wenn- leich das in Ribot’'s Helldunkel \{welgende Interieur „die Puppe“ und die Studie eines italienischen Mädchenkopfs E zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehölen. Auch die in keckem Pleinair gemalte Obstverkäuferin von Whitelaw Hamilton, Ee die farbensatte Ansicht des Clydeufers von demselben Maler chlagen kräftigere Töne an. Alle übrigen Bilder unterscheiden sich von einander fast nur durch das Format. Die Herkunft des schottischen Landschafts\tils verräth uns deutlih Macaulay Stevenson?'s große Waldlandschaft, eine melancholishe AÄAbwandlung des Typus des Paysage intime, wie ihn Corot und Dare in ‘der Schule von Barbizon gepflegt haben. Es braucht nicht

gesagt zu werden, daß diese zarteste Naturauffassung ihre |

Berechtigung und großen Reize hat ; aber sie kann, wie jedes

rinzip, in Durchschnittsleistungen s{hablonenhaft?wirken, und Durschnittölcif n überwiegen in der Me . Nur E K. Brown, wie sein Erntefeld mit dem Ausbl

Bilder von A

auf die See, Grosvenor Thomas? hellgrüne Meerstudie und

Nisbet’s Aquarelle sind davon auszunehmen. Dagegen bleibt

aterson mit seinen neuesten Bildern hinter seinen früheren Leistungen etwas zurück, und William Milne's großes Frühlings- bild ist troß hoher dekorativer Vorzüge im einzelnen zu unklar, s Verhältniß zu den Maßen der Leinwand gar zu weihlich, um einen tiefen Eindruck zu binterlafsen.

Im leßten, elektris erleu{teten Ausstellungsraum i Gabriel Mar’ Affenmenschenbild ausgestellt, das auf der diesjährigen Münchener Ausstellung Aufsehen erregte, wohl mehr durch den selt- famen Gegenstand, der Häckel’'s Entwicklungstheorie künstlerisch ver- herrliht, als dur seine malerische Haltung, die keine neuen Eigen- thümlichkeiten des Malerphilosophen offenbart.

Land- und Forstwirthschaft.

2 Saatenstand in Dänemark. Die überaus milde und feuchte Witterung der leßten Wochen ift der Entwickelung der jungen Saaten fehr günstig gewesen, sodaß der Saatenstand durchschnittlich als gut bezeichnet werden kann.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Breslau, 20. November. Bei der Regierung zu Oppeln ist am 19. d. M. je ein Cholerafall aus A damowit, Kreis Groß- Cs, und aus Brzenskowiß, Kreis Kattowiß, gemeldet

orden.

Wien, 21 November. Nach den am 18., 19. und 20. d. M. hier eingetroffenen Nachrichten über den Stand der Cholera kamen in Galizien 248 Erkrankungen und 124 Todesfälle vor.

In der Woche vom 4. bis 10. November blieb der Gesundheits- stand in Berlin ein günstiger und die Sterblichkeit eine niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 14 7). Unter den Todesursachen kamen akute Entzündungen der Athmungs- E in etwas größerer Zahl, zum Vorschein, do blieb der Ver- lauf in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ein milder. Au Erkrankungen an G rippe wurden mehrfah beobachtet, und ein dur Grippe hervorgerufener Todesfall mitgetheilt. Akute Darmkrankheiten blieben selten. Die. Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterb- lihfeit war eine gleih geringe wie in der vorhergehenden Woche; von je 10 000 Lebenden \tarben, aufs Jahr berechnet, 39 Säuglinge. Von den __Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an typhöfen Fiebern vereinzelt, an Masern etwas mehr, an Scharlach und Diphtherie etwas weniger als in der Vor- woche zur Anzeige. Erkrankungen an Masern wurden aus dem Stralauer Viertel, an Scharlach aus der jenseitigen Luisenstadt, an Diphtherie aus den beiden genannten Stadttheilen und aus der Nosen- thaler Vorstadt und dem Wedding am zahlreichsten zur Meldung ge- braht. Erkrankungen an Kindbettfieber kamen 5 zur Kenntniß. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden nicht häufiger als in der Vorwoche zur ärztlichen Beobachtung gebracht. Erkrankungen an Keuchhusten, die ihren milden Verlauf behielten, zeigten sih seltener, während rheumatishe Beschwerden aller Art im O zur vorhergegangenen Woche feine wesentlihe Veränderung in ihrem Vorkommen aufwiesen.

Handel und Gewerbe.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Shlacht- viehmarkt vom 20. November 1894. Auftrieb und Marktpreise nah Schlahtgewiht mit Ausnahme der Schweine, welche na Lebendgewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 321 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) T. Qualität A, Il. Qualität #, [IL. Qualität 88—100, A L[V. Qualität 76—84 A Schwe ine. Auftrieb 4568 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 104—106 4. Landshweine: a. gute 100—102 M, b. geringere 94—98 4, Galizier A, leihte Ungarn M bei 20 0/6 Tara, Bakonyer 88 4 bei 27,5 kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 840 Stück. (Dur(schnittspreis für 1 kg.) T. Qual. 1,24—1,36 4, II. Qual. 1,06—1,22 #4, III. Qualität 0,84—1,04 A Schafe. Auftrieb 925 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 4, II. Qualität 4. Ul. Qualität M

Klausenburg, 20. November. (W. T. B.) Die Direktionen der hiesigen Kreditinstitute haben die Vorschläge der Pester vaterländishen Sparkasse wegen der Uebernahme der Aktiven und Passiven der ersteren durch Gründung eines auf ganz Sieben- bürgen auszudehnenden Geldinstituts angenommen. : Hie in den nächsten Tagen stattfindenden Generalversammlungen der hiesigen Kreditinstitute werden über die Gründung beschließen.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 21. November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ is am 17. November Abends von Neapel nach New-York abgegangen. Der Postdampfer ,Neckar hat am 19. November Nachmittags die Reise von Gibraltar nah Neapel fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Werra" is am_19. November Nachmittags in New-York ange- kommen. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm 11." hat am 20. November Vormittags Punta Delgada passiert. Der Reichs- Postdampfer „Bayern“ hat am 20. November Nachmittags die Reise von Singapore nah Colombo fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Hohenzollern“ ist am 20. November Nachmittags in Genua angekommen.

22. November. Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 20. November Abends die Reise von Southampton nah Bremen

fortgeseßt; er überbringt 247 Personen und volle E Der. e

Schnelldampfer „Fulda“ hat am 20. November Abends Reise von Algier nach Genua fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfec ‘Darmstadt hat am 21. November Morgens die Reise von Southampton nah Antwerpen fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Gera* hat am 20. November Nachmittags die Reise von Genua nah Neapel fortgeseßt. Der Reichs-Postdampfer „Sachsen“ ist am 21. November Vormittags in auge ong angekommen.

London, 21. November. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Gaul“ is gestern auf der Ausreise in Lissabon an ekommen. Der Castle-Dampfer „Garth Castle“ hat gestern auf der Heim- reise die Kanarischen Jnseln passiert. Der Castle-Dampfer „Dunbar Castle“ ist heute auf der Heimreise in Dubar (Natal) ange- kommen. Der Union-Dampfer „Tartar“ ist heute auf der Heim- reise von Madeira abgegangen.

Kronstadt, 20. November. (W. T. B.) zu der milden Witterung ist die Schiffahrt unbehindert. Zwei Dampfer sind eingelaufen, drei Segelschiffe ausgelaufen.

Theater und Musfik,

Deutsches Theater. /

Das Schauspiel „Daniela Weert“ von Ernst von Wol- zogen fand bei seiner ersten Aufführung am Dienstag Abend Auf- merksamkeit und zumeist auch die. lebhafte Theilnahme der Zuschauer. Den werthvollen Seiten der bedeutsamen Dichtung wurde volle

SaE zu theil, doch vermochten die Zuhörer das Unbe nt ne n

das einze heikle Umstände der Handlung hervorriefen, - völlig zu besiegen; daher s{chwankte der Eriola des Stü ¿wischen Beifall und Widerspruch hin und her. Wolzogen hat sich an das oft behandelte und nie ers{chöpfte Problem von der „unver«