1895 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jan 1895 18:00:01 GMT) scan diff

sowohl was Preis als Nachfrage anbelangt, die früheren Verhältnisse bestehen. AufdemBandeisenmarkt istdie Geschäftslage unverändert wie in der Vorwoche, d. h. die Nachfcage ist verhältni mähig lebhaft geblieben. In Grobblechen blieb der Begehr gleihfalls unver- ändert schwach, und die erhoffte Besserung läßt immer noch auf sih warten; die erzielten Preise stehen außerordentlich niedrig. In Feinblechen laufen die Aufträge in leßter Zeit etwas besser ein, infolge dessen hat die weihende Tendenz der Preise einigermaßen nachgelassen; sie bleiben aber troy _ hoher Notierungen für Rohmaterial auf dem bisherigen. Standpunkt. In Walz- draht, gezogenem Draht und Drahtstiften ist das Ge- {äft etwas besser als in den Vorwochen. Die Beschäftigung der Eisengießereien ist eine mäßige und auch die Maschinen- fabriken und Konstruktionswerkstätten haben nur in einzelnen Fällen enügend Beschäftigung. Die Preise sind andauernd unlohnend. Be- ftellun en für Lokomotiven sind in der leßten Zeit niht nur vom

siben Staate, sondern auch von E in ziemli bedeutendem

preußi ahnwagenanstalten ist

Umfang erfolgt. Ueber die Lage der nihts Neues zu berichten.

Aus Brüssel wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: In der gestrigen Sißung des Verwaltungsraths der Banque des. chemins de fer wurde eine Kapitalserhöhung von 15 Millionen Franks in voll eingezahlten Aktien beschlossen, die bereits übernommen sind und nicht emittiert werden. Ferner wurde die Schaffung von 25 Millionen Franks Ske Obligationen beschlossen, deren Emission im Februar in in und in der Schweiz beabsichtigt ist. Die Bank hat dagegen eine Reihe von Tranëporten im wesentlichen österreihish-ungarisher Bahngesellshaften käuflih erworben.

Magdeburg, 14. Januar. ¿La D) ZulerberiGL Kornzucker exfl.,, von 92 9% —, neue 9,15—9,35. Kornzuder erxfl., 88 9/6 Rendement 8,75—8,90, neue 8,75—8,959. Nachprodukte exkl., 75 9/0 Rendement 5,90—6,60. Ruhig. Brotraffinade I —. Brots- raffinade IT —,—. Gem. Raffinade mit Faß 20,37#—21,590, Gem. Melis T .mit Faß —,—. Nuhig. Robzucker 1. Produkt Transito f. a. B. Hamburg pr. Januar 8,774 Gd., 8,824 Br., pr. Februar 8,80 Gd., 8,824 Br., pr. März 8,824 Gd., 8,85 Br., pr. April-Mai 8,924 Gd., 8,95 Br. Schwach.

Leipzig, 14. Januar. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 2,725 M, pr. Februar 2,724 4, pr. März 2,75 #, pr. April 2,75 4, pr. Mai 2,7745 M, pr. Juni 2,80 4, pr. Juli 2,824 A, pr. August 2,82} #, pr. September 2,85 #, pr. Oktober 2,877 4, pr. November 2,90 4, pr. Dezember 2,90 A Umsay 15 000 kg.

Bremen, 14. Januar. (W. T. B.) (Börsen-Schlußbericht.) Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum-Börse.) Fest. Loko 5,35. Baumwolle. Still. Upland middl. loko 285 5. Schmalz. Fest. Wilcox 37È s, Armour shield 37 4, Cudahy 38 „, Fairbanks 30 4. Speck. Felt Short clear middling loko 355, Januar-Abladung 34.

aback. Umsatz: 174 Packen Paraguay.

Amstérdäm, 14 Zañuar, (W. T. B)

_ good ordinary 527. Bancazinn 363.

Iava- Kaffee

Verkehrs-Anftalten.

London, 14. Januar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Goth“ ift auf der Ausreise Sonnabend von Southampton ade. Der Castle-Dampfer „Norham Castle®" ift gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle- Dampfer „Pembroke Castle“ hat am Sonnabend auf der Heim- reise die Kanarishen Injeln passiert. Der Castle-Dampfer „Lismore Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Kap- stadt angekommen. Der CastleDampfer „Methven Castle“ ist gestern auf der Heimreise in Durban (Natal) angekommen. ift ppe T, 14. Se (S S T4 s L O ist hier geschlossen worden. In Hanggös soll die Passage dur Eisbrecher e n werden. G

Theater und Musik.

Konzerte. _ Das VI. Philharmonishe Konzert, welches gestern unter Leitung des Hofkapellmeisters Richard Strauß ftattfand, wurde mit einer neuen Ouvertüre „Carneval“ von DvoFkák eröffnet.

Das Werk beginnt mit der Schilderung des geräushvollen Carnevals- Treibens und charakterisiert dann auch, musikalisch malend, die Grazie des Tanzes und die Liebeshändel. Lauter Beifall folgte dieser interessanten Komposition. Der Violinvirtuos Emilé Sauret trug hierauf das Konzert in D-dur (op. 42) von N Gerns- heim vor, das, dem Vorbilde Mendelsfohn's folgend, klar end melodiós gehalten ist und den Solisten, dem diskret gehaltenen Orchester gegenüber, \tets vortheilhaft zur Geltung kommen läßt. Der Vortragende wurde mit mehrmaligem Hervorruf ausgezeichnet. Lon Jean Philippe Rameau (1683) brate die Kapelle einen reizenden, fein instrumentierten Balletsaß aus „Fêtes d’Hébé“ und einen Rigaudon aus der Tragödie „Dardanus", in dem gleichfalls die unershöpflich frishe Erfindung des geistvollen Franzosen die Pre ezauberte. Herr Sauret trat noch mit einer eigenen domposition „Elegie und Rondo“ hervor, die dem Instrument trefflih angevaßt war, jedoch zu wenig Neues enthielt. Zwischen den beiden tüden von Rameau wurde ein „Grave“ aus A des Großen Flötenkonzert in C-dur ausgeführt.

ieses {chóne Konzert ist wahrscheinli zur Zeit des Aufenthalts des Monarchen in Rheinsberg komponiert worden und giebt durhweg einer sanften kflagenden Stimmung Ausdruck. Den Beschluß des Abends bildete die Symphonie Eroica von Beethoven, deren vortref- lihe Ausführung von seiten der Kapelle und ihres Dirigenten gleich den vorausgegangenen Musikstücken mit allgemeinem Beifall aufge- nommen wurde.

Im Königlichen Opernhause wird mora Richard Wagner’'s „Walküre“ (Der Ring des Nibelungen, I. Abend) unter Kapellmeister Weingartner's Leitung mit folgender Besetzung gegeben: Siegmund: Herr Gudehus, Hunding: Herr öód- linger, Wotan: Herr Stammer, Sieglinde: Frau Pierson, Brünnhilde: Frau Sucher, Fricka: Frau Goetze, Walküren : Damen: Rothauser, Hiedler, Deppe, Dietrih, Krainz, Varena, Lammert, Kopka. Der 6. Symphonie - Abend der König- lihen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner's Leitung findet am Mittwoch, 23. d. M,, statt. Auf dem Programm stehen: Ouvertüre „Ghismonda* von Eugen d’Albert (neu), Sin- fonie fantastique von SHector Berlioz, Symphonie Es-dur von Jofeph Haydn (Nr. 12 der Ausgabe von Breitkopf u. Härtel). Das Königliche Balletkorps veranstaltet am nächsten Sonntag eine Matinée, in welher „Hänsel und Gretel“, sowie ein neues Ballet- Divertissement von Emil Gräb und ein von Moriß Moszkowski in Musik geseßter Fackeltanz zur Aufführung gelangen. Für diese Matinée treten; Konzertpreise ein: 1. Rang und Parquet 5 M, 11. Rang 3 , Il1. Rang 2 #4, Amphitheater 1 M u. st. w.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen mit Allerhöchsier Genehmigung zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaisern und Königin \tehenden e Vaterländischen Frauen - Vereins“ (Zweigverein Berlin) eine Ee Veranstaltung mit folgendem Programm statt: Prolog von V. von Strantz, gesprochen von Pen Rosa Poppe; „Sang an Aegir* , vorgetragen vom Sängerbund des Berliner Lehrer-Vereins (180 Mitglieder); Orchester : Die Kapelle des 4. Garde-Regiments z. F. ; „Die alte Schachtel“, Lustspiel von Putliß (Lotte: Frau Marie Seebach); „Die stille Wache", Schwank von Skowronnek; „Die Dienstboten“, Genrebild von Benedix (Frau Schramm, Herr Vollmer). Nach der Vorstellung findet in den Nebensälen Prome- nadenkonzert von der Kapelle des 4. Garde-Regiments z. F. statt.

Die Direktion des Lessing-Theaters hat einen Vertrag voll- zogen, nach welchem Ludwig Stahl mit dem Beginn der nächsten Spielzeit in den Verband des Lessing- und des Berliner Theaters ein- treten bezw. wieder eintreten wird.

_Im Theater Unter den Linden gelangt morgen die drei- aktige Operette „Der Probekuß* von Julius Bauer und Hugo Witt- mann, Musik von Carl Millöer, zur erstmaligen Aufführung. Herr Direktor U hat die Neuheit felbst in Scene geseßt und mit einer durchaus neuen Ausftattung versehen; den musikalischen Theil E Kapellmeister Federmann. Herr Alexander Klein wird an diesem Abend debutieren. Die übrigen Hauptrollen sind mit Le P Collin, Cornelli und den Herren Wellhof und Steiner

eseßt.

Die Klaviervirtuosen Gebrüder Thern aus Wien, bekannt wegen ihres unvergleihlichen Zufammenspiels auf zwei Flügeln, werden morgen in dem populären Symphonie- Konzert des Phil-

h.armonischen Orchesters mitwirken und am 21. d, M. im Saal Bechstein unter Mitwirkung von Fräulein Adelina Herms einen Klavier-Abend veranstalten. Die Künstler werden bei dieser Gelegenheit Originalwerke für zwei Klaviere von Mozart St. Saëns, Thern u: a, M: Gebdr -Pringen ns rofessor Selma Nicklaß-Kempner hat dem thres hiesigen Liederabends (Saal Bechstein) am Donnerstag u. a. ubert's Liedercyclus „Die {ôöne Müllerin®* und desselben E selten zum Vortrag gelangende „Scene aus Goeth#s Faust* eingefügt. é

Im Konzerthaus wird der Komponist Herr Adolf König morgen zwei eigene Kompositionen, und zwar eine Symphonie (C-dur) in vier Säßen und eine Violin-Romanze, gespielt vom Konzertmeister Herrn Carnier, unter persönliher Leitung zur Auf- führung bringen.

Mannigfaltiges.

‘Am Sonntag ist, wie die „N. Pr. Ztg." mittheilt, in der hiesigen Dreifaltigkeitskirhe Graf Paul von Hoensbroe zur evangelischen Kirche übergetreten. General-Superintendent D. Dryander hat dten- selben vorbereitet und ihm das heilige Abendmahl gereicht.

Dresden, 14. Januar. Der Minister des Innern von Mets\ch

hat das Ehrenpräsidium der im Jahre 1896 hier stattfindenden Aus- stellung des sächsishen Handwerks und Kunstgewerbes übernommen.

Dresden, 15. Januar. Im Hotel du Nord fand, wie „W. T. B." berichtet, heute Vormittag die Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellscchaft unter dem Vorsiß des Ge- heimen Raths Simon statt. - 60 Personen waren anwesend. Fürst zu Hohenlohe-Langenburg wurde zum Ehrenpräsidenten!, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin

zum Präsidenten, der Ober-Präsident von Bennigsen und der -

Reichstags - Abgeordnete ernannt.

Dr. Hammacher zu Ehrenmitgliedern

__ London, 14. Januar. Jn dem Kohlenbergwert Diglake in der Nähe von Audley (Staffordshire) erfolgte, wie ,W. T. B.“ meldet, cin Wassereinbruch, während 250 Mann in dem Berg- werk beshäftigt waren. Es wurde alles gethan, um die Bergleute zu retten; um 5 Uhr Nachmittags waren 150 gerettet. Man fürchtet jedo, daß 20 Bergleute, welche in den untersten Gruben arbeiteten, ertrunken sind.

Paris, 14. Januar. „W. T. B.“ meldet: Die im städtischen Laboratorium vorgenommene Untersuhung hat ergeben, daß die in der Rue Monceau explodierte Bombe eine mit Chloratpulver gefüllte Sturzbombe war. Die Wirkung der Explosion zeigte \ih hauptsählich in der Höhe; auf den Dächern wurden Bruchtheile der Bombe gefunden. Wäre die Explosion auf dem Fenster erfolgt, so bätte die großen Schaden angerichtet. Die Polizei hat noch kein Anzeichen, das auf die Spur des Urhebers der Explosion führen könnte. In der Polizeipräfektur glaubt man, daß es sich eher um einen gefährlihen Scherz, als um ein anarchistishes Attentat handele und daß der Explosionskörper niht dazu bestimmt gewesen sei, irgend welche Zerstörung zu verursachen, fondern nur eine Detonation bervor- zurufen.

__ Genua, 14. Januar. Infolge starker Schneefälle mußten, wie „W. T. B." berichtet, alle aus Ober-Jtalien kommenden Eif en- bahnzüge auf der Station Nonco halten, da die Weiterfahrt un- möglich war. An der Freimachung der Linie wird gearbeitet. Der Schneefall dauert fort.

Bern, 195. Januar. Die Strecke Faido—Lavorgo der Gotthardbahn ist nach Meldung des „W. T. B.“ infolge eines Lawinensturzes gesperrt.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterber i 8

om 15. Januar, orgen s.

Bx t

r

= S

burg 23, Memel 22 cm. Nachts Föhnsturm.

Friedrihshafen hatte Deutsche Seewarte.

Donnerstag : Ghismonda. Herz.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p red. in Millim.

Temperatur in 9 Celsius 59C.=49R

4 halb bed. 4|bededt

2 (beiter 5|Dunst 2'Schnee bededt wolkenlos Schnee

Belmullet. . | 736 Aberdeen . . | 741 Christiansund | 752 Kopenhagen . | 750 Stockfholm . | 754 Haparanda .' | 766 St. Petersbg.| 764 Moskau... | 765

Cork, Queens- n 1 788 Cherbourg . | 736 e 43 E N 745 büta .. | 744 Swinemünde | 749 Neufahrwasser] 753 Memel .…. | 754

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Weingartner.

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Frauen- Vereins“

Regen bedeckt Nebel bedeckt bedeckt mea) Dunf bededt 2)

bedeckt bedeckt bededÆi3) bedeckt#) bedeckt5) wolkig

und des

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Dienstboten. Benedix.

sälen:

|

74 Ubr.

und Gretel.

V S L D R R S Co! ck A f C R S C C

O Karlsruhe . . | 746 iti Wiesbaden . | 746 |O München .. | 747 |SSO Chemniß .… | 748 |S Berlin... . | 747 |SSO bedeckt®) i t e bedeckt Breslau... | 750 |SO bedeckt Ile d’Aix .… | 743 |SSW 2wolkig Triest .….. | 754 |SO 1|Regen

J] l fa 3 U park pk pak pak L) | pk

A O

1) Morgens Schnee. 2?) Nachts Schnee. ?) Abends Regen. #) Nachts etwas Regen. *) Föhnwetter.

6) Reif. Deutsches Theater. Mittwoch: Der Talis- Anfang 7X Uhr. Donnerêtag: Nora. Freitag (18. Abonnements-Vorstellung) :

Uebersiht der Witterung. A

Die Abnahme des Luftdrucks hat über Nord-Europa fortgedauert und hat \sich auch südwärts ausgebreitet, während über Irland das Barometer stark gestiegen ist. Die Wetterlage hat sih im allgemeinen wenig verändert, und daher dauert über Europa die vor- wiegend südliche bis östlihe Luftströmung fort. In Deutschland, wo vielfa Niederschlag cefalíea ist, ist das Wetter trübe und fast überall wärmer, erheblich in den füdlihen Gebietstheilen, die Temperatur liegt jeßt meist über dem Mittelwerthe, zu Chemniß und

cünchen um 4, zu Bamberg um 6 Grad. Frank- rei und ein großer Theil von Westdeutshland sind frostfrei. Schneehöhe zu Wilhelmshaven 9, Ham-

Eyolf.

Geficht.

zweite Gesicht.

Manöver. 74 Ubr.

S S S SS R DNE S E S TAE E”: Sa T E Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Mittwoch: Opern- haus. 15. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Erster Abend: Die Walküre in 3 Akten. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. unter Aufhebung des Abonnements und unter Fort- fall der permanent reservierten Sive: des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden „Vaterländischen (Zweig-Verein Berlin). von V. von S gesprochen von Fräulein Rosa obe, Sang anu Ae

erliner Lehrer: Vereins. Schachtel. Lustspiel in 1 Aufzug von Gustav zu Putliy. Regie: Herr Plaschke. Die stille Wache. Schwank in 1 Aufzug von Richard Skowronnef!. t vom Regisseur Plaschke. Die enrebild in C DON Noderich In Scene geseßt vom Max Grube. Nach der Vorstellung in den Neben- Promenaden-Konzert, Kapelle des 4. Garde-Regiments z. F.

In Scene gesegt

Donnerstag: Opernhaus. 16. Vorstellung. Häusel Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Die Jahreszeiten. Tanz-Poëm in 2 Akten und 4 Bildern von Emil G Musik von P. Hertel. Anfang 7F Uhr.

Schauspielhaus. Vliefßt. Dramatisches Gedicht in 3 Abtheilungen von Franz Grillparzer. Dritte Abtheilung: Medea. Trauerspiel in 4 Aufzügen.

Berliner Theater. Mittwoh: Das zweite Anfang 7{ Uhr. : Donnerstag: Der Kompagnon.

Freitag (19. Abonnements-Vorstellung) 9 Das

Lessing-Theater. Ein goldenes Herz. Anfang

Dirigent: K i Anfang Uhr. Fun, S Donnerstag: Orpheus. Mit Allerhöchster Genehmigung,

Zum Besten Direktion:

Prolog

Scene geseßt von Julius Frißsche.

gir, vorgetragen vom Sänger- Kapellmeister Federmann.

Die alte

Direktion : Thomas a. G. Zum 135, Male:

Anna Bâtckers. ber-Regisseur

ausgeführt von der | Salingré's „Neise durh

Anfang

Adolph Ernst-Theater.

raeb und Emil Taubert.

16. Vorstellung. Das goldene

Anfang 7ck Uhr.

Freitag: Nach dem Manöver.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

i Chaufseestraße 25/26. Mittwoh: In durchaus neuer

stattung: Orpheus. Große Ausstattungsóperette

in 4 Akten und 12 Bildern von Jacques Offenbach. | Jey de

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Iulius Frißshe. Mittwoh: Mit neuer Ausstattung. Zum ersten Male: Der Probe- fufßs. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Dirigent: Herr Anfang 7F Uhr. Donnerstag: Zum 2. Male: Der Probekuß.

Bentral-Theater. Alte Jakobftraße Nr. 30. Richard Schulz. Mittwoh: Emil Josefine Dora. : 1 O, diese Berliner! Große ofse mit T und Tanz in 6 Bildern (nach

Berlin“) von Julius San, Musik von Julius Einödshofer. Anfang

É, Donnerstag: O, diese Berliner ! | Mittwoh: Auf- von Arnim-Suckow (Berlin). Hrn. MRechts-

treten der Grotesktänzerin Miß Nose Batchelor

vom Prince of Wales-Theater in London.

23. Male: Ein fideles Corps. Große Gesangs-

posse mit Tanz. Nach dem englischen „A Gaiety

Girl“ von Jonas Sidney frei bearbeitet von Eduard

Jacobson und Jean Kren. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Saal Bechstein. Linkstraße 42. Mittwoch, o 8 Uhr: Lx. Konzert von Lillian San- eron.

Birkus Renz (Karlstraße). Mittwoh: Gala- Vorstellung. Besonders hervorzuheben: 6 trakebner Rapphengste, vorgef. von Herrn Rob. Renz. Das Sqhulpferd Beautifal, ger. von Frau Renz-Stark. barre, fom. Reitpièce. Auftreten des Deren Gustav Hüttemann (als Gast) mit feinem

chulpferde „,Cincinatus“. Miß Agnes, Jongleuse zu Pferd. Mr. Frankoni, Saltomortale - Reiter. Mr. Clark, Jockey. Auftreten des beliebten August Mr. Lavoter Lee sowie der excentrischen Clowns Gebr. Villaud 2. Zum Schluß: Tjo Ni En. (Beim Jahreswechsel in Peking.) Neue Musik- einlagen. Anfang 74 Uhr. /

Donnerstag : Gala-Sport-Vorstellung. Auf viel- seitiges Verlangen Auf, auf zur fröhlichen Jagd! Original - Spott - Schaustück in 3 Abthei- lungen vom Direktor Fr. Renz. Herr Gustav Hütte- mann (als Gast). '

Familien-Nachrichteu.

Geboren: Ein Sohn; Hrn. Prem.-Lieut. Wil- belm von Marcard (Berlin). Hrn. Hauptmann Wilhelm von Stockhausen (Königsberg i. Pr.) Hrn. Hauptmann von Rège (Hamburg). Hru. Militär-Intendantur-Assessor Schmidt (Münster

W.). Eine Tochter: Hrn. Lieut. Georg

Ein goldenes

länzender Aus-

hr

anwalt Arthur Mayer (Geestemünde). / Gestorben: Verw. Fr. Major Wally von Gries- heim, geb. Freiin von Bissing (Halle). Hr. General-Lieut. z. D. Karl von Holleuffer (Berlin). Hr. General-Lieut. z. D. Frhr. Theodor von Locquenghien (Bonn). Hr. Justiz-Rath und Notar Julius Kempe (Stargard). Hrn. Haupt- mann Adolf von Waldow Tochter Marie Elifabeth

Zum

Konzerte.

Klein Konzert.

des Komponisten.

Grünfeld, unt. güt. Mitw. d.

Mittwoch :

(Bratsche).

Konzert-Haus. Mittwoh: Karl Meyder-

j Kombponiften - Abend, Mitw. des Komponisten Herrn Adolf König. Symphonie C-dur von König, unt. persönl. Leitung

Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 7+ Uhr: x1. Abonnement-Konzert. Fl. Zajic Heinr.

räul. Matja v. Nießen, d. K. K. Nach dem ie Herrn Alfred Grünufeld (Kl.), sowie d. Herren Th. Kilian (ll. Viol.) u. Th. Krelle

(Neuftreliß). Hr. Landesgerichts-Rath Hermann Bischoff (Kolonie Grunewald). D

Verantwortlicher Redakteur : J. V.: Siemenroth in Berlin Verlag der Expedition (Scholz) in Bersltu.

Druck der Norddeutshen Buchdruckterei un» Verïagbs Anstalt, Berlin SW,, Wilhelmftraße Nr. 32,

Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

sowie die Junhaltsaugabe zu Nr. 6 des öffeut-

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die W vom 7. bis 12,

unt. freundl.

onzert\sän gerin Oesterr.

annar 1895,

rogramm _

L Ï

zum Deutschen Reichs-Anz

M 12.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 15. Januar

eiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1895.

Deutscher Reichstag. 14. Sißung vom Montag, 14. Januar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sigzung ist bereits in der gestrigen mmer berichtet worden. : M Nach Erledigung ge MeQ nigen or Agen geht das Haus zur Berathung der gestern im Wortlaut mitgetheilten Fnter- pellation der Abgg. Dr. Hasse und Genossen (nl.), be- treffend den Schuß der Deutschen im Auslande, über,

zu deren Begründung das Wort erhält der

Abg. Dr. Hasse (nl.): Unvergessen ist wöhl uns allen noch, wie -

r 1866 und 1870 die Deutschen im Auslande dafür büßen mußten, daß Deutschland so zerrissen war. Mit der Aufrichtung des Deutschen Reichs wurde das anders, und selbst diejenigèn, welche auf ethische Werthe nihts geben, werden eingestehen müssen, daß die Existenz des Deutschen Reihs und der Einfluß der Persönlichkeit des Fürsten Bismarck ein Kapital wurden, von dem auch die Deutschen im Aus- lande zehren fonnten. Und nit nur diese, sondern auch andere Kultur- völfer haben davon gezehrt. Die im Auslande lebenden Deutschen fonnten das feste Vertrauen hegen, daß Fürst Bismarck im Nothfall sie und ihre Interessen bis zum äußersten hüßen werde. Wenn Fürst Bismarck auch fehr selten in dieser Richtung einschritt, so that er es doch, wenn er einmal dazu genöthigt wurde, mit Macht und Wucht. Das zeigen die Vorgänge in Nicaragua in den Fahren 1876 bis 1878. Damals hatte die Entsendung eines deutshen Geschwaders den Erfolg, daß die Ansprüche Deutschlands baldigst erfüllt wurden. Jenes Auftreten ist eine Zeit lang in den mittelamerikanischen Staaten von nachhaltiger Wirkung gewesen. ürst Bismarck hatte den Vertretern im Aus- land ausführlihe Instruktionen für ihr Verhalten ertheilt. Es heißt, daß diese Instruktionen noch heute zu Recht bestehen. Das ist möglich; aber was vielleicht Schwaches in diesen Instruktionen ist, das wurde früher durch den Rückhalt erseßt, den die Vertreter Deutschlands an dem Fürsten Bismarck hatten. Als dieser 1890 abtrat, änderte sich das selbstverständlih; der Umschwung is aber ein gar zu drastiscer gewesen. Heute haben die Deutschen im Ausland das Gefühl, daß sie in jedem Fall zurückweihen müssen. Die Militärvorlage haben wir gewissermaßen als einen Ersaß für die persönlihe Macht des Reichskanzlers Fürsten Bismarck anzusehen, und ähnliche Gründe werden auch für die zu erwartende Marinevorlage in Betraht kommen. Graf Caprivi hat im Jahre 1891 eigenthümlihe Theorien über die Entsendung von deutschen Kriegsschiffen nah dem Ausland entwidelt; es handelte fich damals um die Entsendung von Kriegsschiffen nah Chile, und da meinte der damalige Reichékanzler, daß es auch vorkommen könne, daß man durch die Entsendung der Kriegs\hiffe zu Feindseligkeiten reize und dadurch den deutshen Interessen hade. Auch der Staatssekretär Freiherr von Marschall hat am 11. Dezember 1893, als es sich um den Handelsvertrag mit Kolumbien handelte, gesagt, daß in Bezug auf den Schuß der dortigen Deutschen das Völkerrecht gegen- über den mittel - amerifanishen Staaten genau so gelte, wie gegenüber den europäishen, daß also ein Entshädigungs- anspruch nur dann bestehe, wenn eine culpa der fremd- ländischen Regierung bestehe. Diese Aeußerung hat den allerungünstig- sten Eindruck bei unseren Landsleuten im Auslande hervorgerufen, die dana geradezu auf Selbsthilfe angewiesen sind. In diesem Sinne hat denn au die Gesandtschaft in Rio de Janeiro die Vertretung der Ansprüche der Deutschen in Brasilien, die dur den Aufstand

eshädigt waren, abgelehnt. Die Stellung der Deutschen im Aus- and ist dur solhes Verhalten der Regierung seit 1890 wesentlich geschwächt worden. Die auswärtige Politik des Grafen Caprivi war eine Verneigung nah allen Seiten. Wir haben England, Rußland und andern Staaten gegenüber Konzessionen gemacht, um mit ihnen in Frieden zu leben. Den deutschen Konsuln im Auslande wurde An- weisung gegeben, si in der Hauptsache der Interessen des heimischen Handels nah dem Ausland und nicht ebensowohl der Interessen der dort ansässigen N anzunehmen. Das Deutsche Reich, hat man uns ja gesagt, könne n te dem Vaterlande den Rüden gekehrt haben und si in die Politik der neuen Heimath einmishen. Und doch sind unsere Landsleute dort zum größten Theil Förderer deutsher Kultur, und wir müssen ihnen dafür Dank wissen. Seitdem Deutschland Industrie- staat geworden ist, hat es das lebhafteste Interesse, sih Abfaßgebiete im Auslande zu s{affen ; und unsere Landsleute sind unsere berufenen Vertreter dort. Deshalb ist es unbillig, wenn man von Rechtswegen alles Risiko von sih abwälzt und jene Deutschen das Risiko allein tragen läßt. Man sagt, so lange es den Leuten gut geht, bekümmern sie sich niht um das Vaterland, und erst wenn sie (irie Geschäfte machen oder bedroht sind, rufen sie nach Hilfe. Man übersieht aber, daß es meist nicht dieselben Personen find. Man thut alles Mögliche, um die deutschen Landsleute fo | nell wie mögli los zu werden. Sowohl unsere Gesetzgebung, wie unsere Verwaltung wirken in diesem Sinne. Eine Reihe von Klagen find deshalb an uns er- gangen, von denen ich diejenigen hier niht erwähnen will, die sich darauf beziehen, daß das Deutshe Reich den bankerotten Staaten Portugal, Griechenland und Argentinien gegenüber niht energisch genug vorgegangen sei, und diese Staaten nicht, wie man es bei privaten Bankerotteurs thut, unter Vormundschaft gestellt habe. Bei diesen Klagen handelt es ih keineswegs hoh um das Großkfapital, nein, au der deutshe Mittelstand is lebhaft dabei betheiligt. Es würde viel bôses Blut vermieden werden, wenn die Beschwerden eine vorläufige Entscheidung fänden. Ich hatte eigentlih die Absicht, die Beschwerden der deutschen Templer in Palästina und Jaffa zur Sprache zu bringen, will aber nur konstatieren, daß diese seit dem 12. Juni v. J. von der deutschen Botschaft in Konstantinopel unbeantwortet geblieben sind. Auch aus Südbrasilien liegen Be- [werten von Landsleuten vor, die dahin gehen, daß diese nit die-

elben Rechte wie die Italiener haben und în ihrem Besiß eshâdigt werden. Aus Zentral - Amerika habe ih mehrere Fälle anzu- führen. Vor allem muß ih betonen, daß über den Konsul Er in San Salvador aus allen Gebieten, aus Venezuela,

uatemala, abfällige Urtheile vorliegen. Er foll dem LTrunk ergeben sein; ferner foll er bei seinén Besuchen in verschiedenen Städten große Zechen gemacht haben und abgereist sein, ohne die Rechnungen zu bezahlen. Ein Deutscher, Prowe, hatte als Arzt einen Feldzug mitgemacht, wurde vom General insultiert und ins Gefängniß

eworfen. Die Regierung von San Salvador war schon darauf wo faßt, 50 000 M zu zahlen. Aehnlich liegt der Fall Matthies. Dieser seines Geldes beraubt. Nur dem

Wabhlkonsuls Augspurg war es zu verdanken, daß feine weiteren Excesse begangen _ wurden. Von seiten des Herrn Peyer wurde ihm kein Schuß zu ei Matthies hat \sich nachher aus Rahe am Aufstande be- theiligt. Der Fall Ruhnke ist bekannt. Ruhnke wurde der Spionage verdächtigt, im Lager gefangen geseßt, an den Daumen aufgehängt und dann in das berüchtigte Venezuelaer Gefängniß geworfen. Es {stellte si heraus, daß er geisteskrank war. Troßdem ließ man es nicht zu, daß ihm Landsleute Lebensmittel ins Gefängniß brachten. Er wurde zum Tode verurtheilt, aber nicht erschossen. Nicht etwa, weil der deutsche Vertreter für ihn eintrat, sondern weil ein Schiffskapitän eines Handels- \{hiffs zur Selbsthilfe griff. Es wurde gesagt, Ruhnke habe seine Reichs- angéhörigkeit verloren, weil er in Free Dienste eingetreten fei. Das entspricht nicht dem § 13 des Gesetzes über die Staats-

wurde festgenommen und energishen Einschreiten des

fein besonderes Interesse haben für Leute, die

lih bescheinigt worden, daß er noch deutscher Neichzangehöriger sei. Ich erinnere feruer an den Plantagenbesizer Jubl, der auf seinem Anwesen die deutsche Flagge gebißt hatte. Als er eines Tags nah Hause kam, fand er Haus und Hof geplündert, und es wurde ihm triumphierend gesagt, der General habe die deutshe Flagge herunter- reißen lassen. Auch die Handelsinterefsen Deutschlands in Guate- mala wurden geschädigt, ohne daß - Herr Peyer einschritt. Welche Wirkungen alle diese Vorgänge auf die Stellung der Deutschen haken müssen und gehabt haben, läßt sih unshwer denken. Die deutsche Presse im Ausland erklärt offen: Die Deutschen in Zentral-Amerika sind shuylos. Dieses Sinken des deutschen An- schens im Auslande seyt sih aber auch wieder in Geld um; denn die Deutschen unterlassen es, Handelsbeziehungen mit den zentralamerika- nishen Staaten anzuknüpfen. Was kann nun -geshehen, um die Dinge zu bessern? Ein Mittel dazu ist der Vorschlag, den meine politischen Le in Form einer Novelle zu dem Gesez über den Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit hier eingebraht haben. Ferner muß der häufige Personen- wechsel in der Vertretung Deutschlands im Auéland aufhören. Ein solher Vertreter wird erst von eigentlißem Werth, wenn er Jahre lang an Ort und Stelle bleibt und die Verhältnisse von Grund auf kennen gelernt habe. Schon vom finanziellen Gesichtspunkt aus ist der häufige Wechsel der deutschen Vertreter im Auslande wichtig. Im vorigen Jahre beliefen fih die Umzugskosten für folhe auf 360 000 6 Dieses Geld wäre besser angewandt, wenn man es benußte, unzulänglihe Vertreter zu pensionieren. So hoffe ih auch, vom Staatssekretär des. Auswärtigen die usage zu erhalten, daß der Herr Peyer nicht mehr auf seinem Plate bleiben wird. Ob unsere Vertreter im Auslande mit größeren Vollmachten ausgestattet werden sollten, diese Frage wage ih nicht zu entsheiden. Jedenfalls sollten unsere Vertreter sich bewußt sein, daß sie niht Richter, sondern Anwalte der Deutschen sein sollen. Ein sehr wirksames Mittel zur Hebung des deutschen Ansehens im Auslande würde die häufigere Aussendung von Kriegs- schiffen sein. Die Klagen der Deutschen im Auslande richten sich auch besonders dagegen, daß die deutsche Flagge sih so selten zeige. Auf den Einwand, daß zur Abstellung dieser Klage die Be- willigung größerer Forderungen für die Matine nothwendig t, U W jet nt eingebeiL Vielleiht genügte es au), die vorhandenen Schiffe mehr als bisher in Dienst zu stellen. Das Auftreten unserer Kriegsschiffe in Chile und in der Delagoa- Bai, und die Entsendung von Kriegsschiffen nach Marokko zeigen, welhen Werth. derartige Aktionen haben können. Die Thronrede spricht von der Nothwendigkeit, der deutschen Handelsflagge zu folgen. Ich hoffe, daß von den Worten zur That übergegangen wird; denn in keiner Zeit war es so nothwendig wie gegenwärtig, das nationale Selbstbewußtsein zu stärken. Dieses Selbstbewußtfein ist der Jung- brunnen, aus. dem wir immer \{chöpfen müssen für ernste Zeiten.

Staatssekretär des Auswärtigen, Staats - Minister Frei- herr von Marschall:

Meine Herren! Dem Herrn Vorredner bin ih dankbär dafür, daß er meinem Wunsche, die Frage des Schußes der Deutshen im Auslande möglih\s bald hier im Reichstag zur Sprache zu bringen, in so bereitwilliger Weise gefolgt ist und mir durch die eben begrün- dete Interpellation Gelegenheit gegeben hat, eine Reihe von Vorgängen zu beleuchten, die seit längerer Zeit zur öffentlihen Diskussion stehen und au nah meiner Wahrnehmung in weiten Kreifen Bewegung und Erregung verursacht haben.

Wenn der Herr Vorredner dabei auf eine Kritik der auswärtigen Politik der leßten fünf Jahre eingegangen is, so will ih ihm im einzelnen nit folgen; wenn er aber dem Herrn Grafen von Caprivi hier vor versammeltem Reichstag den Vorwurf gemacht hat, seine aus- wärtige Politik sei nihts gewesen, als „ein fortwährendes Verneigen vor dem Auslande“ (Hört! hört!), so hat er dafür keinen Beweis erbraht, und ich muß diesen Vorwurf mit Ent- shiedenheit zurückweisen. (Sehr rihtig! Bravo!) Niemand kann mebr als ich die unsterblichen Verdienste des Fürsten von Bismarck anerkennen (Bravo! rechts); niemand kann mehr als ih anerkennen, welhe Bedeutung seine Persönlichkeit hatte im Aus- lande und im Inlande, aber ih meine, man kann das an- erkennen, ohne darum ungerecht zu werden gegen seinen Nachfolger (Sehr rihtig! Bravo !), der in s{hwerer Zeit die Geschäfte des Reiches übernommen und das müssen alle Gegner desselben anerkennen \ich seiner Aufgabe während mehr als vier Jahre mit voller Hingebung, mit voller Aufopferung gewidmet hat. (Bravo !) Die Kunde aus fernen Landen, daß dort Deutsche mißhandelt, getödtet, ihres Eigenthums, ihrer Freiheit be- raubt worden seien, ohne daß der deutshe Vertreter einen Finger für dieselben gerührt, ja, daß er auf dringenden Hilferuf diefe Hilfe ver- weigert habe mit nihtigen Vorwänden, is in der That geeignet, unser Nationalgefühl zu verlezen, und darin hat der Herr Vor- redner Recht : es is mehr als je Zeit, daß wir dahin streben, unser Nationalgefühl zu stärken (Bravo! rechts), und es kann kein Vors wurf für die auswärtige Politik empfindlicher sein, als der, daß sie sich in Widerspruch geseßt habe mit dem nationalen Empfinden.

Nun hat der Herr Vorredner eine ganze Reihe von Fällen dar- gelegt, aus denen nach seiner Ansicht die Squtlosigkeit der Deutschen hervorgehen soll. Seine Vermuthung, daß in den leßten fünf Jahren neue Instruktionen an unsere Vertreter im Auslande nicht ergangen seien, trifft vollkommen zu. Es ist nichts modifiziert worden an den generellen und speziellen Instruktionen, die in den 70er und 80er Fahren an die Vertreter in Mittel- und Süd-Amerika erlassen find. Ich will diese Instruktionen niht verlesen. Ih kann es niht für nüßlih finden, daß wir uns im einzelnen dem Auslande gegenüber hier festlegen; nur das kann ih sagen: von dem Gedanken, der viel- fah in der Polemik außerhalb des Hauses und au in der Rede des Herrn Vorredners zu finden war, daß wir jene mittel- und füd- amerikanischen Staaten von oben herunter betrahten sollen, als nit ebenbürtige Staaten, daß wir ihnen {rof gegenübertreten sollen, von diesem Geiste findet sih in jenen Instruktionen keine Spur; wohl aber ist es den Vertretern gerade in jenen Ländern zur Pflicht gemacht, daß sie auch da, wo festes Auftreten nothwendig ist, stets danach traten, das empfindlihe Nationalgefühl jener Völker nit zu verleßen und, meine Herren, wenn ih die heutige politishe Kon- stellation in der Neuen Welt ins Auge fasse, wenn: ih sehe, welche Strömungen dort sich zur Geltung bringen, dann muß ich sagen, man könnte keinen unglückliheren Moment wählen, in dieser Be-

rf rif Aber abgesehen davon, war ihm vom Konsul ausdrück- f ch

ziehung einen Systemwechsel eintreten zu lafsen und jegt diese Länder

nah dem Grundsag: „ih bin groß und du bist klein* zu behandeln,

was au zur Zeit des Fürsten Bismarck niemals geschehen ist.

Mit dem Herrn Vorredner erkläre ih es für eine der wichtigsten

Pflichten unserer Vertreter im Auslande, stets bedacht zu sein

auf einen wirksamen Schuß der Deutschen, ihres Eigenthums, ihrer

Person und ihrer Interessen, und ih bin der Ansicht, daß inmitten

der \treitenden Privatansprüche sie stets im Auge behalten müssen, daß

auch diese ihre Thätigkeit dem Endziele, dem allgemeinen Wohle,

dem allgemeinen Interesse dient. Der oberste Grünbsaß muß doch immer

der sein, daß der Deutsche im Auslande, wo er au den Fuß hinseße,

Anspruch hat, behandelt zu werden nachMaßgabe vertrags8mäßiger

Abmachungen, und, wo die nicht bestehen, nach Maßgabe

der Sitten und Normen des VBblkerrechts und daß er unter

feinen Umständen anders behandelt werden darf, als irgend der Ein-

heimische oder ein Angehöriger einer anderen Nation. Aber, meine

Herren, die Worte „Shuy des Deutschen im Auslande“ bilden doch

keine Formel, die man einfach auf alle Verhältnisse anwenden fann. Man muß doch im einzelnen Falle prüfen, was is das für ein Mann, der Schuß suht; was war seine Thätigkeit? Was hat seine Schußbedürftigkeit veranlaßt? Denn nicht jedes Interesse, was ein Deutscher im Auslande sich |chafft, ist darum ein deutshes Interesse (sehr rihtig!), und es is merkwürdig, in welcher Weise dies in der öffentlihen Polemik übersehen wird. Ja, es giebt auch Interessen, die die Deutschen sih im Auslande schaffen, die mit unseren nit identisch, die geradezu den unseren feindlich sind.

Sollen wir die auch {chüßen? (Sehr richtig! links.) Und kann es

unsere Absiht sein, daß wir dem Deutschen im Ausland das ge- währen, was wir ihm im Inlande versagen, nämlich da5 er die Verantwortlichkeit für feine eigenen Handlungen, wenn Folgen eintreten, die ihm niht gefallen, von sich ablehnt und auf die Gesammtheit überbürdet? (Sehr richtig! links.) Jh bin an sich kein Gegner der Auswanderung, aber in der Weise sollten wir doch die Auswanderung nicht befördern, daß wir den Begriff „Schu der Deutshen im Auslande“, dahin interpretieren : ihr Deutschen, die ihr hinausgeht, ihr könnt treiben und lassen, was ihr wollt ; was daraus auch geschieht, für euch tritt das Deutsche Reich, der deutsche Vertreter, eventuell das deutsche Kriegs\cifff ein.“ Nein, meine Herren, es is nothwendig, gegenüber UÜebertreibungen die heute sih vielfah breit mahen, auf diefe allgemeinen Grundsäße wieder zurückzukommen ; denn, meine Herren, es sind doch gar ver- \chiedenartige Elemente, die von Deutschland aus hinübergehen über das Weltmeer (sehr richtig !), um sich eine neue Heimath zu gründen. Es sind gute, friedlilhe Leute darunter, aber auch unruhige Köpfe und auch die Spezialität fehlt niht von Leuten, die ‘sich dort sehr rasch amalgamieren assimilieren, deren Ideenkreis sehr bald beherrscht wird von den dortigen Ver- hältnissen, deren Nationalgefühl sich abstreift, die in sih den Beruf des Weltverbesserers fühlen, sich in allerlei Dinge mischen, die uns garnihts angehen, und die dann, nachdem sie längst alle Fühlung mit dem Heimaths\taat verloren haben, sobald die Sache schief geht, sich an das „civis Romanus“ erinnern und dann darüber flagen, daß noch nit einmal ein deutsches Kriegsschiff da sei, um sie heraus- zuhauen. (Sehr gut!) Die Erfahrung lehrt, daß, während gerade diese Elemente am meisten geeignet sind, Ansprüche an die Vertretung zu stellen, zu reflamieren und zu räsonnieren, umgekehrt die Elemente am bescheidensten sind, die in erster Reihe Anspruch auf wirksamen Schuß haben. Das sind die wirklihen Pioniere deutshen Erwerbs- fleißes, deutschen Handels und deutsher Wissenschaft, die hinausgehen, um dort in ernster Arbeit, in friedlihem Dasein in steter Fühlung mit der Heimath zu arbeiten, indem sie in ihren Interessen zugleich den heimathlihen Interessen dienftbar find, und diese Elemente, meine Herren, haben gar feine Freude daran, wenn der deutshe Vertreter bei der dortigen Regierung fort- während queruliert und reklamiert. Im Gegentheil, sie betraten es nicht als eine Förderung, sondern als eine Schädigung ihrer Interessen, wenn unbedeutende Vorgänge, Vorgänge, die mit deutshen Interessen gar nihts zu thun haben, zu internationalen Fragen aufgebauscht werden und sie dann an ihrem eigenen Leibe die Folgen davon zu spüren haben. Diese Auffassung wird vielfa getheilt von denjenigen Leuten im Inlande, die dort Interessen haben, und ih meine, wir dürfen do über dem Schuß der Deutschen im Auslande die Interessen der Deutschen im Inlande auh nit vergessen. (Sehr wahr!) Die Mannigfaltigkeit der Fragen, die Möglichkeit der Kollision von Interessen ich meine, das Alles enthält doch eine recht ernste Mahnung, die Klagen, die aus dem Auslande zu uns herüberschallen über den angeblih mangelnden Schuß, mit einiger Zurückhaltung zu beob- achten, zunächst der „audiatur et altera pars“ Raum zu geben und sih zu erinnern, daß, wie im Inlande derjenige, der einen Prozeß verloren hat, geneigt ift, zu klagen, daß überhaupt kein Ret im Lande mehr sei, auch derjenige, der mit einer Reklamation abgewiesen - ist, geneigt ist, einen Artikel darüber zu schreiben, daß die Deutschen im Auslande vollständig schußlos seien (sehr wahr!), und wenn der Herr Vorredner auf die vielen Klagen hinweist, die jeßt vom Aus- lande zu uns herüberkommen, und daraus argumentiert, daß es früher dort anders gewesen sei, so vergißt er anzuführen, daß in neuester Zeit im Inlande sih gewisse Sammelstellen etabliert haben, in denen alle derartigen Klagen ohne irgend welchen Widerwillen aufs genommen werden. (Heiterkeit)

Der Herr Vorredner wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich ihm anheimstelle, die einzelnen Klagen doch forgfältig zu prüfen; denn jeder Vertreter, der einmal im Auslande war, bestätigt, daß an die Ver- treter mitunter die allerunglaublihsten Ansprüche gestellt werden. Also Unzufriedene in der Beziehung hat es von jeher gegeben, und nachdem wir außer stande sind, im Inlande allgemeine Zufriedenheit zu schaffen, so glaube ih, können wir nicht dem Ideal nachftreben, alle Deutschen, die im Ausland sich aufhalten, zufrieden zu machen.

Der Herr Vorredner hat einen Theil der in seinen Augen ungünstigen