1895 / 287 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Dec 1895 18:00:01 GMT) scan diff

¿ Serbien. Der König hat den Minister-Präsidenten Nowakowic zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften ernannt.

Bulgarien.

In Sofia fand vorgestern Abend in der Kapelle des dortigen Palais die Taufe des Prinzen Cyrill im engsten Familienkreise statt. Als Taufpathen fungierten der Herzog von Aumale und die Herzogin von Chartres. Leßtere wurde bei dem Taufakt von der Prinzessin Clementine vertreten, während der Herzog von Aumale den Marquis de Lasteyrie, einen Urenkel Lataette's, mit seiner Vertretung betraut hatte.

Unter zahlreicher Betheiligung aus allen Ständen fand, wie „W, T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag in Sofia eine Versammlung statt, in welher der zur Opposition gehörige Deputirte Tafkiew, einige Studenten und ein wegen Be- theiligung an den diesjährigen Kämpfen in Macedonien ent- lassener Offizier für die macedonishe Sache sprachen. Während der Versammlung brachen Streitigkeiten aus; zwei Revolvershüsse; durch -welhe jedoch niemand verleßt wurde, riefen eine Panik hervor. Die vollzählig aufgebotene Polizei und eine Schwadron Kavallerie säuberten den Verjsammlungsplaß.

Das Journal „Progreß“ meldet: Die serbische Regie- rung habe in Sofia erklären lassen, he wünsche Verhand- lungen wegen Abschlusses eines Handelsvertrages cinzu- leiten. Die bulgarische Regierung habe den Vorschlag günstig aufgenommen und werde demnächst die Delegirten für die Verhandlungen bestimmen.

Amerika.

Nach einer Meldung aus Washington betrugen die Einnahmen des Staatsschazes im Monat November 95 986 503 Doll., die Ausgaben 27 112708 Doll.

Der Ausschuß der republikanischen Partei hat zum Sprecher des Repräsentantenhauses Thomas Reed be- stimmt. Reed dankte für seine Wahl und führte aus, Amerika habe niht den Wunsch, sich in die Angelegenheiten anderer Nationen zu mishen, müsse aber seine Rechte mit Festigkeit und Selbstachtung wahren.

Nach einer in New - York eingetroffenen Depesche aus Havanna brachte eine spanische Truppenabtheilung unter den Generalen Luque und Oliver einer von Gomez ge- führten Jnsurgentenschaar eine vollständige Nieder- lage bei. Die Jnsurgenten hatten 80 Todte und 100 Ver- wundete, die \panischen Truppen 8 Todte und 18 Verwundete. Der Lieutenant Feijo, welher das Fort Pelayo den Insurgenten übergab, ist von einem Kriegsgericht zu lebens- länglihem Gefängniß verurtheilt worden.

Wie aus Lima gemeldet wird, ist das neue Ministerium folgendermaßen zusammengesezt: Justiz Barinage, Aus- wärtiges Zevallos, Jnneres Boza, Finanzen Dbin, Krieg Oberst Jbarra.

Afriïa.

Das „Reuter'she Bureau“ berichiet aus Tananarivo unter dem 23. v. M.: am Tage zuvor hätten ungefähr 2000 Eingeborene die englische Missionsstation in Arivonimamo angegriffen. Der Missionar Johnson, dessen Frau und deren Kind seien ermordet und die Leichen

‘Admiral Freiherr von Senden - Bibran.

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verstümmelt worden. Die Eingeborenen seien den Europäern feindselig gefinnt. Man befürchte noch andere Angpiffe auf die fremden Missionsftationen. S

Dasselbe Bureau erfährt aus Las Palmas, daß der Dampfer „Bathurst“ mit einem Hre der Ashanti-Expedition, Sir Francis Scott und dem Prinzen Christian zu Schleswig - Holstein am Sonnabend Abend dort ein- getroffen sei.

Mannigfaltiges.

Die Centennarfeier des Königlihen medizinis- chirurgischen Friedrih-Wilhelms-Instituts begann gestern mit einem Begrüßungsabend im Rittersaale des Kroll’s{hen Eta-

blifsements. Alle Räume pparen dicht gefüllt. Der Chef des preußishen Militär - Medizinalwefens, General - StabZarzt der Armee Dr. von Coler, wohnte mit den Herren der

Medizinal- Abtheilung des Kriegs-Ministeriums der kameradschaftlihen Vereinigung bei. Sämmtliche General-Aerzte der preußishen Armee waren erschienen, ebenso viele General-Aerzte a. D. sowie eine große Anzabl auswärtiger Medizinalbeamten und Professoren.

Der Hauptfestakt fand heute Mittag 12 Uhr in der rei ge- s{müdckten Aula der Universität statt. Zu Seiten des von goldenen Palmen überwölbten Vestibüls erhoben sich zwei Siegesgöttinnen. Dem iîn die Aula Eintretenden bot sich an der Fenster- wand eine überaus wirkungévolle plaftishe Darstellung: das Heiligthum der Athene, deren von elektrishem Licht hell beleuhtete Gestalt sich von einer griechishen JIdealland- schaft abhob. Zwei Karyatiden trugen das Gebälk des Tempels, das von einem goldenen Adler gekrönt und mit goldenen Palmen ge- \{chmüdckt war. Hinter der Rednertribüne sah man vor einem pur- purnen Velarium, das in reicher Goldstikerei den Reichsadler zeigte, die Büste Seiner Majestät des Kaisers und Königs. An der Brüftung der Galerie, gerade über dieser Büste, \trahlte in flammendem Licht zablreiher Glühlampen die Kaiserkrone. Die Säulen, welche die Galerie tragen, warên mit Laubgewinden umwunden, in denen elektrische Birnen leuchteten. Rechts und links in den Interkolumnen standen die Nauch’sden Vifktorien. Ueber den Säulen der Langwände waren zebn Lünetten angebraht, welche die Namen der um das Militär-Medizinalwesen besonders verdienten Männer trugen : Theden, Görcke, von Wiebel, Lohmeyer, Büttner, Löffler, Grimm, von Lauer, von Langenbeck und von Helmholy. Die gesammte Ausschmückung des Naumes war nach den Plänen des Regierungs-Baumeisters Jaffá ausgeführt. Vor Beginn der Feier fand die Verkündigung der Allerhöchsten Auszeihnungen ftatt. Dem General - Stab2arzt der Armee Dr. von Goler übersandte Seine Majestät eine Kabinetsordre, in der in huldvollen Worten der Verdienste desfelben gedacht ift.

Zur Tbeilnahme an dem Festakt fand sih eine ebenso bochansehn- lihe wie zahlreihe Versammlung ein. Es waren erschienen : der Kriegs- Minister Bronsart von Schellendorff, der General - Oberst Freiherr von Los, die fommandierenden Generale von Winterfeld und Prinz Friedrich von Hobenzollern, der Chef der Kriegë-Akademie General von Brauchitsch, die Generale von Scheel und Golz und viele andere hohe Offiziere, ferner der Staatssekretär des Reichs-Marineamts von Hollmann, der fommandierende Admiral Knorr und der Chef des Marinekabinets, Von Vertretern der Zivil- tebörden seien genannt: der Vize - Präsident des Staats - Ministe- riums, Staatssekretär des Innern Dr. von Boetticher, der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse mit dem Minifterial-, Direktor de la Croix und mehreren Räthen des Ministeriums, der Si us des Reichs-Gesundbeitsamts Köhler und der Polizei-

räsident von Windheim. Zur Rechten der Tribüne hatten der ektor der Universität, Profestor Wagner und der Dekan der medizi-

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s : nishen Fakultät Profelos Rubner mit den Professoren der medizini- hen Fakultät P cas genommen. Die Zabl der Sanitäts - Offiziere, die zur Feier herbeigeeilt waren, betrug weit übr 300. SeineKönigliche Hoheit derPrinzFriedrih Leopold öchstwelher von Seiner Majestät dem Kaiser und König mit Aller - ¿chftsciner Vertretung betraut war, wurde von dem General- stabs-Arzt der Armee Dr. von Coler, dem Kriegs-Minister, dem General-Obersten Freiherrn von Loë und dem Kultus-Minister empfangen und in die Aula geleitet. Nachdem der Prinz die Ge- nehmigung zu dem Beginn der Feier gegeben hatte, intonierte der Domchor die Hymne „Jauchzet dem Herrn alle Wege“. Hierauf er- griff der Generalftabs-Arzt der Armee Dr. von Coler das Wort zu der (in der Ersten Beilage zur heutigen Nummer d. Bl. ab- gedruckten) Festrede. S 129 Hierauf bgtrat der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Boffe die Tribüne: Als Vertreter der preußischen UÜnterrihts- und Medizinalverwaltung empfinde er es mit großer Freude und als eine bohe Ehre, hier die militärärztlihen Bildungsanstalten an ihrem Ehrentage begrüßen zu dürfen. Zwischen dem Institut und dem Ministerium habe von jeber ein freundliches Berx- bâltniß bestanden. War im Anfang dieses Verhältniß auch nur ein lockeres, so sei es im Laufe des Jahrhunderts immer fester, inniger und freundschaftliher geworden. Aus dem Institut fei eine Neibe hocangesehener Männer der Wissenschaft, Universitätslehrer und Forscher hervorgegangen , und welcher Segen durch sie der Universität und der Wissenschaft zugeflossen, das brauhe niht weiter dargelegt zu werden. Das ganze Volk wisse es, was es diesen Männern und der Alma mater derselben, dem Institut verdanke. Aber noch weiter gehe die Dankezpflicht. Die Pepinière sei es gewesen, die zuerst das große E der Vereinigung der Chirurgie und Medizin nach Jahr- hunderte langer Trennung gelöst habe, und unausfprechlich groß seien die Einflüsse, die dadurch zurücgewirkt hätten auf die Universitäten, auf die gesammte ärztlihe Vorbildung und auf die Organisation unseres Medizinalweiens. Hier sei die Wurzel dieser Reform zu suchen. Dieser Ruhm folle dem Institut unver- gessen bleiben, und nie werde die preußische Unterrichtsverroaltung aufhören, dafür dankbar zu sein. Der Minifter rühmte endli

noch die Hilfe, die die Militärärzte bei der Bekämpfung der Choleragefahr geleistet haben, und verlas sodann eine Tabula gratulatoria, in der das Institut gefeiert

wird als Trâägerin großer wissenshaftliher Erinnerungen, als allzeit bereite Mitarbeiterin an den großen gemeinsamen Aufgaben der Volkswoblfahrt und Gesundheitspflege, und dem Institut Dank, Gruß und Heil sowie weiteres Gedeihen entboten wird.

Im Namen der Universität beglückwünschte alsdann der Rektor, Geheime Regierungs-Rath, Professor Wagner das Institut, indertn er vom volkswirthscaftliben Standpunkt aus auf die Nothwendigkeit der Kriegsbereitshaft hinwies. Auch er überbrachte eine Adreffe.

Nachdem noch der Dekan Profeffor Rubner den Glückwünschen der Fakultät Ausdruck gegeben, verlas der Kriegs-Minister eine Aller-

bôhste Ordre, welche aus Anlaß der - hundertjährigen Stiftungsfeier des medizinisch - chirurgischen Friedrih-Wilhelms- Instituts bestimmt, daß die jeßt bestehenden militär-

ärztlihen Bildungsanstalten, das mediztinish-chirurgishe Friedrih- MWilhelms-Institut und die Chirurgish-medizinishe Akademie für das Militär zu einer Anstalt vereinigt werden, welhe denNamen „Kaiser Wilhelm-Akademie für das militärärztlihe Bildungswesen" erhält.

Mit einem Hoch auf Seine Maiestät den Kaiser und König uad dem Gesang des „Salvum fac regem“ fckchloß die Feier.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Saal Behslein. Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 7+ Uhr: Ix. Kammermusik-Abeud von

Wetterbericht vom 2. Dezember von Dr. Leopold Florian Meißner erzählten wahren ertodriech Mi x4; * 8 Uhr Morgens. Begebenheit, von Wilhelm Kienzl. In Scene Friedrich Wilhelmsindiisiyes Theater. _= E | gefeßt vom Ober-Regisseur Tetlaff. Dekorative l ubios Y She Tae blo OE.E | [228 inrihtung vom Ober-Inspektor Brandt. Diri- Dienêtag blei t das Gee IeN ofen. _ L S 2E |ZSS | gent: Kapellmeister Dr. Muck. Phanutafieu | Mittwoch : Gastspiel des Kaiserlich ruffishen Hof- Stationen. |=2S | Wind. | Wetter. |2S || | im Bremer Rathskeller. Phantaftishes Tanzbild, schauspielers Herrn Julius Fiala mit seiner Gesellschaft. | 5S E| | E. frei nah Wilhelm Hauff, von E. Graeb. Musik Volksthümliche Vorstellung. Lorbeerbaum und [B dd | S =2 | von Steinmann. Dirigent : Musikdirektor Stein- Bettelftab. Schauspiel in 4 Akten von Carl von S \| mann. Anfang 74 Ubr. Holtei. S Belmullet. . | 7588 |WSW s6'halb bed. 10 Schauspielhaus. 268. Vorstellung. Neu ein- Aberdeen .. | 758 'SW 3 woltia 3 studiert: Der Störenfried. Lustspiel in 4 Auf- Ueues Theater. Schiffbauerdamm 4a. / d. Christiansund | 753 |W 4 balb bed. D zügen von Roderich Benedix. (Lebrecht Müller: | §ournée Judic. Direktioa: Theodor von Glaser. Kopenhagen . | 760 |SSW 1 Nebel l Herr Friedrih Haase, als Gast.) Anfang 7# Uhr. Dienstag: La ‘rcemme à papa. Vauderille- Stockholm . | 762 |SW_ 2bedeckt 0 Mittwoch: Opernhaus. 177. Vorstellung. Jvanhoe. Opérette on 3: Actes de Mrs. THenrnequin 66 Haparanda . | 756 |SSW 4bedeckt 0 Romantische Oper in 4 Akten von Arthur Sullivan. | 411344 Musique de M HarvG. Anfang 72 Uhr. St. Petersbrg.| 769 |SO 1 halb bed. | —9 Nach Walter Scott's gleihnamigem Roman bearbeitet | & ämmtliche freien Entróes sind. aufgeboben. Moskau . …. | 773 |W 1bededt | —6 4 e 0 deutsch von H. Wittmann Mittwoch: Fünfter Judic-Abend. Le Parsam. A | nfang (# LHr. , »omédi 3 de Mrs. Bl t Toché. town 764 [SW (wolkig 10 Schauspielhaus. 269. Vorstellung. Wilhelm ap Scar el 2E E Gherbourg . | 767 W 9 beiter 7 Se E 4 L Î ge n von Friedrich von E a 764 |S Ife T SMIUeT. nfang r. : ; E: Se e s E Bab me 5 Opernhaus. Donnerstag: Don Juan. Freitag: | Theater Unter den Linden. Direktion: burg .. | 761 |SW U1Nebell) 2 COaRneE MULEEe x. Rienzi. Anfang 7 Uhr. Julins Frie i Maas: Ie glatte inemünde | 7 [S 3 S —4 Sonnavend: Ftignonu. er Mikado, oder: in Tag in Titipu. eas Eewocser 766 SSO 2 wolenl.2) —11 Schauspielhaus. Donnerstag: Minua von | Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert, Memel . .. | 767 SO 2Regen |—10 | Barnhelm. (Riccaut: Herr Friedrih Haase als | deuts von Julius.Frißshe. Musik von A. Sullivan. is —7e7 [WSW 1 bedeckt =— | Gast.) Freitag: Der Störenfried. (Lebreht | Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Hierauf : M7 ste E 769 [SW 1 Nebel 3 Müller: Herr Friedrih Haase, als Gaft.) Sonn- | Großes Ballet-Divertissement, arrangiert und aideabe ; “| 767 SW 2 'bededckt 4 | abend: Die Quitow’'s. N on Balletmeister Jean Reisinger. Wiesbaden . | 766 |SW 2sbedeckt 4 S nfang (5 Uhr. . ] : München .… | 766 SW 24 bedeckt) | 2 | Deuishes Theater. Dienstag: Die Weber. | Gle Divertisement. Hierauf: Großes Genn. 74 V Se | 1 | Muna S | & E ittwoch: Die in vou Toledo. ; Í Ey 2 | Donnerstag: Die Jüdin von Toledo. Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Der E El 2 kleine Lord. Lebensbild in 3 Akten, nah dem le d'Aix. . | 769 |D 2/Dunst 9 ; i aleihnamigen Roman von Mrs. Hodgfsen Burnett, a... | 7620 Sve O Berliner Theater. Dienstag: Pan Cezar. | überseßt von Bolten-Bäckers. Hierauf: Die Me ....| (K DNOD 2ibededt | 8 Anfang E ; s da eivige Brant, Ee ¿k 1 Ats W. Mann- 1)‘ 9 Dunst. 3 j ittwoh: Hasemann” er. ädt und Jean Kren. Anfang E / s C & f ara ata Mgen S Zum erften Male: Der Herrgott- Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. c ntßzer. Se Lat Er Aba In B nete Bentral-Theater. Alte Zakobstraße Nr. 30. ausgebildet hat, hat sih- der Einfluß der Depression Z : L ; “G. im wesen e, fast ganz Fetiral-Guropa and ¿As Fegler, Dienstag: Wettreunen. Ae M O nze A S gebreitet, wobei die Frostgrenze bis zur, Oder zurüdck- iz s : ; ; ; egangen ist, im öftlihen Deutschland herrscht noch Mittwoch: Wettrenuen. stattungeyoe i Ses L I Dun tirenge Kälte, welhe demnähst dem Thauwetter | _ Donnerstag: Erftes Gastspiel vou Felix e lius Einödsbhofer. Ïn Scene gesezt vom Plate machen dürfte. Bei schwacer südlicher bis nord- | Schweighofer. Zum ersten Male: ’s Nullerl. | 19n F Bi hard Sul. Die Tan f reanzements westliher nuna ist Aas Dn in p DtE ea Bi va A A S Laa Balletmeister Gund a. Aibins 74 he nd in den westlihen Gebietstheilen, wo faft | Aut bo N 5 T 7 Mittwoch: Eine tolle Nacht. i überall Regen gefallen ist, mild und trübe, im Often / fal, worvlegen bete, 19d froden. Ns Seigere meldet 11, Breslau 12 Grad unter Null. Feucht- esidenz - Theater. Direktion: Sigmund + mildes Wetter demnächst ror arte, | Lautenburg. Dienstag: Der Rabenvater. Schwank | Konzert-Haus. Dienstag: Karl Meyder- - lin 3 Akten von H. #r. Fischer und Iosef Jarno. dl En a Di H i; Konzert. Ouv. „Der Freishüß“, Weber. „Die as | Lorber: Aber die Ehe! Komödie in 1 Akt von | Feen“, Wagner. „Le Caïd*“, Thomas. Phantasie i ' P O: Ausano 74 A Nabeuvater. | 2 „Der Evangelimann* (neu) von Kienzl. Coletta- Theater. ittwoch un folgen ge: Sr * | Walzer aus „Das Modekl* (neu) von Suppé. Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern n Berbereitung: Hals über Kopf, Coup | Gavotte für Cello von Popper (Herr Sw; . h L z Bz eSingvöge aus dem Thüringer Wald“ | bes. E Vorstellun Ñ Der ¡Ev i gelimaun. de tête. Sqhwank in 3 Akten von A. Bifson. Pifton von Hoh (Herr Werner). Musikalische auspiel in ufzügen, n ner N S LTE E D S

Halir, Markees, Müller, Dechert, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Hof-Kapellmeifters Bernh, Stavenhagen (Kl.).

Zirkus Renz. Karlstraße. Dienstag, Abends 77 Uhr: Extra - Vorftellung. A1S870/71. Großes militärishes Ausstattungsitück vom Direktor Fr. Renz. Außerdem besonders hervorzubeben : Joujou hippique mit 7 Freibeitêpferden. 1) Bagdad, arab. Vollbkut-Schimmelhengst. 2) Die Spazierfahrt eines Jagtherrn, ausgeführt von 5 Rapphengsten. 3) Der Favorit Donner, das non plus ultra - ter Pferdedressur. Sämmtliche Pferde dressiert und vorgeführt vom Direktor Fr. Renz. Bon ersten Male: Jeu de barre, geritten von den

erren Williams, Krembser und Fr. Ackermann. Auftreten der Schulreiterin Frau Robert Renz mit dem Schulpferde Feruccio. Hierauf : Neu! Der Baguettesprung. Neu! Serr W. JImmaus mit seinen auf das Vor- züglichste dressierten zehn Kolofsal-Pracht- hunden. Mr. James Fillis mit dem Vollblut- Rapphengst Povero. Auftreten der hervorragendften Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Komische Entrées und Intermezzi von sämmtlichen Clowns und dem beliebten Original-August Mr. Lavater Lee. fdb N aus Plakaten und Austragezetteln er- ichtlih.

Mittwoch, Abends 74 Uhr: 1870/71.

E E m i G R A Familien-Nachrichten.

Verlobt: Freiin Bianka von Seherr-Thoß mit Hrn. Hauptmann Lothar Frbrn. von Richthofen (Breslau—Oels). Frl. Agnes von Esmarck mit Hrn. Hauptmann Otto Christoph Frhrn. von Verschner (Homburg v. d. Höhe). B Elise van Kempen mit Hrn. Regierungs-Baumeifter Max Brosius (Krefeld). A S

Verebeliht: Hr. Lieut. Graf Willy von Per- poncher mit Frl. Margarete von Plüskow Demmin).

G Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Schild- fnecht (Berlin). =/ Eine Tochter: Hrn. Pro» fessor Flügge (Breslau). / 4

Gestorben: Hrn. General-Sekretär Dr. Kußleb Sohn Viktor (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenzxoth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckterei und Verlag#- Anstalt Berlin SW., Wilbelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen

(einschließlich Börsen-Beilage), (19267)

und ein Prospekt der Firma J. Hurwis in Berlin.

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Erfte Beilage

=

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

1895.

M 287.

Festrede zur Feier des hundertjährigen Stiftungsfeftes des medizinisch-chirurgischen Friedrih-Wilhelms- JFustituts E am 2. Dezember 1895, gehalten von

Professor Dr. von Coler,

General-Stabsarzt der Armee, Chef des Sanitäts-Korps, Direktor der militärärztlihen Bildungsanstalten.

- Noch nicht verhallt sind die Jubelrufe, welche von der Erinnerung an die opfermüthigen Heldenthaten unseres Heeres in den blutigen Schlachten des Jahres 1870 wachgerufen, allüberall vom Fels zum Meer wiedertônen, und bald naht fih des großen Krieges freudigster;, der welthistorishe Tag, an welhem dem deutshen Volt vor 25 Jahren wieder ein Kaiser, ein Mehrer des Reihs an Gütern und Gaben -des Friedens, her:lih erstand.

__ Mitten hinein zwischen die Gedenktage friegerisher Ereignisse mit ihren patriotischen Kundgebungen und die Jubelbymnen über die Wiedererrihtung des Deutschen Reichs ließ der Allerböchste Kaiserliche Wille ein der Wissen schaft und Humanität gewidmetes, dies heutige, der Erinnerung an die nunmehr hundertjährige Geschichte unserer Anstalt geweihte Fest legen, und zeigte somit, wie in unserem Vaterlande neben der Begeisterung über ruhmreiche fkriegerishe Lorbeern und über die politishe Wehlfahrt unseres Reichs doch auch immer Wissenschaft und Humanität ie B gefördert und ihre denkwürdigsten Tage hochgehalten ehen sollen.

x T9 ist in der That cin Jubelfest, das die Wissenschaft heute

egeht.

Denn die deutsche Chirurgie, diese den Tod bannende Wehr im Rüft- zeuge der Minerva medica, muß in der Feier der Gründung der irur- gischen Pepinière ein Fest der Geburt ihrer wissenschaftlihen Richtung und Gestaltung erblicken, und wenn fie auc später ihr eigentlihes Heim erft unter der Obhut der alma mater der hiesigen Universität fand, so verdankt sie doch unserer Anftalt ihr erstes geregeltes Fortschreiten zur Wissenschaft und ihre erste Verschmelzung mit der wissenschaft- lien Medizin,

_ Die Erinnerung an die Männer, welhe mit prophetishem Blick für diefe so hohbedeutende, folgenschwere, wissenshaftlidje Entwide- lung gekämpft und gerungen haben : an einen Theden, den erfahrenen und bewährten General-Chirurgen in den Fridericianishen Schlachten, an einen Goerdcke, den Leiter des Feldlazarethwesens in der Rhein- kampagne und Organisator diefer Anstalt, wird in dem Gedächtniß pietâtvoller Epigonen nie erlöschen.

__ Aber auch die helfende und hilfreiche Schwester der Wissen- saft, die Humanität, hat ihr gewihtiges, untrennbares Anrecht an den beutigen Tag. :

“_Galt es doch als Zweck und Ziel dieses Instituts, niht nur die Wissenschaft abstrakt zu pflegen, sondern Aerzte für die Kranken des Heeres zu gewinnen und dieselben fo zu bilden, daß sie, mit dem vollen Schatz mediko-chirurgishen Wissens ausgestattet, den tapferen Kriegern in der Stunde der Noth, bei Krankheit oder Verwundung, als Helfer und Berather thatkräftig zur Seite ständen. Diese humane Schöpfung aber entsprang der eigenften Initiative unseres Hohen-

zollernhaufes. Eine wahrhaft - erhebende Erscheinung in der Geschichte einzig steht jf da, daß die

der Menschheit i es, und

Regenten eines Herrsherhauses, ich möhte jagen, traditionell von Glied zu Glied in der Kette ihres Geshlechts in shwersten Zeiten aus reiner Menschlichkeit immer von neuem die fo schwierige Fürsorge für das sanitäre Wohl der Armee und des Vaterlandes si felbst zu eigen gemaht haben.

__ Darum ift es, wenn die Aufgaben und Leistungen dieses Instituts b gewürdigt werden sollen, ebenso Pflicht der Dankbarkeit wie ein Gebot der Nothwendigkeit, die wichtigsten Allerhöchsten Maß- nahmen für das Sanitätêwesen überhaupt anzuführen, da \sich in ihnen die Bedeutung des Instituts am besten widerspiegelt.

Und so muß ih, wenn ih mir gestatte, den Beweggründen für Entstehung und Entwickelung dieser Anstalt nachzugehen, Sie weit zurückführen in die Zeiten des Kurfürsten Georg Wilhelm, in den Beginn der Existenz des kurbrandenburgishen Heeres. Es er- scheint vor Ihren Augen sein Fußvolk und die Reiterei fast 11000 Mann —, so wie fie bei der Musterung vor ihrem Kurfürstlihen Herrn 1638 bei Eberswalde paradierten —, und Sie sehen, wie des Kurfürsten Sorge s{chon damals bei jeder Kompagnie zu Fuß und zu Roß einen Kompagnie-Feldscherer, bei jedem Regiment den Regiments-Feldscherer hatte werben laffen.

Sodann zum Heere Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten! Schon giebts außer den Feldscherern auch ge Medici, akademische Doktores, wohlbestallt und geprüft, beim Stabe im Heere, welche bei inneren Krankheiten Rath zu ertheilen und vor- nehmlih die Offiziere zu pflegen haben, Wir wandern über die glor- reihe Walstatt von Fehrbellin, das Saatfeld, aus dem die Größe unseres preußischen Vaterlandes mahtvoll emporwuchs, und wir hören die Stimme und den Befehl des Großen Kurfürsten an den Statt- halter der Mark: „Nicht zu vergessen die Blessierten, daß sie mit ge- höôriger Wartung und Pflege versehen werden !*

_Zwei Jahre später! Die Thore des belagerten Stettin haben sich geöffnet, und es ergeht die Weisung an den Magistrat, die zurüdck- gelassenen Kranken und Verwundeten nit allein an- und aufzunehmen und mit Quartier zu versehen, sondern auch gebührend zu verpflegen und zu kurieren. „Was auf dieselben an Medikamenten gereicht wird, folches wollen Seine Kurfürstlihe Durchlaucht nicht allein bezahlen, sondern au den Feldschers wegen ihrer deshalb gehabten Mühe noh einige Ergeßlichkeit zufließen lassen.“

Nur vier Jahre vollkommener Ruhe hat der Gründer der Königskrone Preußens, Friedrich I., seinem Heere geben können. Es mehrten fih daher die Scharen der Kranken, der Shwachen, der Verwundeten, welche nah den zahlreiden Kämpfen in 15 Hauptschlachten und wohl hundert Gefehten haben seine Truppen im Dienste des Reichs gegen Türken und Franzosen ruhmvoll gekämpft verforgungsbedürftig um Hilfe und Existenz flehten. So fam unter Preußens erstem König der Fumanitätsgedanke in der Verforgung der Invaliden, der Errichtung der Invaliden- kasse, der auh die Einkünfte aus dem ehemaligen Klostergut Chorin überwiesen wurden, und in dem Plan eines Invaliden-Verforgungs- hauses zum Ausdruck.

Staunenswerth i die vielseitige und eingreifende Für- sorge für das Wohl der Armee bei Friedrich Wilhelm I. In Würdigung der Erfahrung, daß mit der Anerkennung des Werths der Einzelnen und der Förderung eines Standes- bewußtseins auch Eifer, Zuverlässigkeit und Hingebung wächst, hob er zunächst die Stellung seiner oberen Militär-Chirurgen, flellte sie den Adjutanten, Predigern und Auditeuren gleih, gab den Regiments-Chirurgen eine eigene Uniform blaue Kamisöler mit etwas Silber und befahl, daß sie überall als „einer der Subaltern- offiziere traftieret würden“.

Ferzer seßte er durch seine Ordre vom 30. Januar 1725 feft, „wie bei Abnehmung der Regiments-Feldscherer verfahren werden, und worin derselben Funktion und das Detail ihrer Verrichtungen bestehen solle“. Auch wollte er die Sicherheit haben, daß seine

Berlin, Montag, den 2, Dezember

L von guten Feldsherern sollten behandelt und trafktieret werden.

Er forgte für eine Unterweisung und Ausbildung derfelben, er- rihtete die Anatomie - Kammer, fstiftete das Collegium medico- chirurgicum, gründete das Charité - Krankenhaus, führte die Prü- fungen für die Regen Wb irytgen ein und legte durch sein Medizinal - Edikt vom 27. September 1725 aufbauend auf dem Edikt des Großen Kurfürsten vom 12. November 1685 den Grund für die ganze fpätere Gestaltung und Entfaltung der p:cußi- hen Medizinal-Verfafsung.

So wurde in seinem Staat unter seiner Regierung der wissen- \chaftlihe Ausbau der Militär-Medizin und -Chirurgie begonnen, als in Deutschland und vielen seiner Nachbarländer die Wundarzneikunft völlig im Argen lag und unentwickelt s{lummerte. .

Aber die Zeit bis zu den gewaltigen Kriegen seines Nachfolgers war zu kurz, als daß {on ein ausreichendes Personal hätte gebildet sein können. i

Was Friedri der Große für sein Heer empfunden, wie er für seine Soldaten geforgt und gelitten hat, ist allbekannt. Jch erinnere an die ‘vielfältigen perfönlihen, rührenden Beweise seiner Menscbenliebe und Milde für seine Soldaten und die ver- wundeten Feinde auf dem Schlachtfelde. Nur das Eine wollen Sie mir gestatten. Jh führe Ihre Gedanken auf einen kurzen Augenblick in das Todesjahr des großen Königs zurück und be- trete mit Ihnen seine Räume im Fürsten}chloß Sanssouci. Es ist der 9. Juli 1786. Der König fißt, son ergriffen von seinem {weren Leiden, zurückgesunken in seinem Lehnstuhl. Aber der Bli ist frei, der Sinn lebhaft, únd rührig s{chweifen seine Gedanken zurück in seine große Vergangenheit. Da schaut er „mit groyem Auge und mit seinem Adlerblick“ um sich und spriht wie der Ohrenzeuge Dr. Zimmermann wörtlih berihtet in Erinnerung an feine Feldzüge und an seine Soldaten „mit „einer Stimme, die nur ein König haben kann“, die denkwürdigen Worte :

„Im Kriege kommt es nicht bloß auf Rezepte an, sondern auf alle übrigen Anstalten, die man bei einer Armee maht. In allen meinen Kriegen befolgte man meine Befehle in Absicht auf meine franken und verwundeten Soldaten äußerst {chlecht. Nichts hat mich in meinem Leben mehr verdrofsen, als wenn ih sah, daß man diese braven Männer, die Gesundheit und Leben so edel für ihr Vaterland bingaben, in ihren Krankheiten und bei ihren Wunden übel verpflegte. Nichts hat mich von jeher mehr betrübt, als wenn ich die unshuldige Ursache am Tode irgend eines Menschen war.“

Als er erfuhr, daß von einem Feldmedikus Fritze ein guter Vor- {lag zur Reorganisation des Feldlazarethwesens ausgearbeitet fei, ließ er den Verfasser dieses Entwurfs zu sich bescheiden, und {Gon am 19. Juli gab er die bestimmten Befehle, sogleich zur Ausführung der gebilligten 2a zu schreiten. : :

Er selbst sollte der Erfüllung seines Wunsches sih niht mehr erfreuen, {hon wenige Wochen |\päter entshlief der große König zur ewigen Ruhe! Aber der neue, mächtige Impuls, den er fast sterbend der Sache gegeben hatte, ist nicht vergebens gewesen. Sein leßter Wille über die Heeres-Sanitäts-Reorganisation ift getreulih als heiliges Vermächtniß vollführt.

Schon ein Jahr später, am 16. September 1787, unterzeichnete sein erlauhter Nachfolger auf dem Thron Preußens F riedri ch Wilhelm II. das neue Feldlazareth-Reglement, ein Muster vor- treffliher, fürsorgliher Verfügungen, von denen viele bis auf den heutigen Tag in Geltung sind, und am 2. August 1795 hat der- selbe dieses Institut gegründet.

Nachdem durch das Geseß vom 3. September 1814 über die Verpflichtung zum Kriegsdienst die allgemeine Wehrpflicht zur Durch- führung gebraht war, somit die Söhne des Volks felbst aus\ch{ließlich die waffentragenden Mannschaften bildeten, und die vornehmste Sorge der Könige der Armee noch allseitiger zugewandt wurde, blieben auch die gesundheitlihen Interessen niht außer Acht.

Nicht wärmer tann dies zum Ausdruck kommen, als in der Ordre Friedrih Wilhelm?s IIL, in der die Rechte der Militär-

verwaltung an die Charité niedergelegt sind, und in der

es heißt: „Bei der gänzli veränderten Militärorganisfation, wo die Blüthe der Nation, die Söhne aller Stände in einem sehr jugendlihen Alter die Militärpfliht abfolvieren,

ist es unumgänglih nöthig, daß der Ausbildung des militärärzlihen Personals die größte Berücksichtigung gewidmet werde.“

Die Pepinière wurde in Verbindung mit der Schwesteranstalt, der neugeshaffenen Akademie für das Militär, reformiert, mehr der medizinishen Fakultät analog eingerihtet und nunmehr „Friedrich Wilhelms-Institut“ benannt. :

Ein wichtiges Denkmal edelster Humanität hieße es übergehen, wenn ih niht des Königlichen Befehls gedenken wollte, der auf per- sönliche Initiative des Prinzen Wilhelm, unseres späteren Ersten Kaisers, im festen Vertrauen auf den Rath der Militärärzte von seinem Vater über die obligatorishe Impfung in der Armee erlassen wurde. Die große Zahl von Menschenleben, die allein dur \trifte Durchführung dieser Maßregel erspart find, geht {hon aus den Zahlen des leßten Krieges hervor, in welchem unsere Armee nur 459 Soldaten an Pocken verlor, das französishe Heer aber, dem damals keine prophylaktishe Durführung der obligatorischen Wiederimpfung zur Seite stand, nah dem eigenften Zeugniß seines Kriegs-Ministers Freycinet 23 400 Todesfälle allein an Pocken zu beklägen hatte. /

Infolge der fortschreitenden Entwickelung konnte sodann unter der Regierung Friedrih Wilhelms IV. die entsheidende Ordre ergehen, daß als Militärärzte nur noch folche Mediziner in die Armee eingestellt werden durften, die alle für das Studium der Medizin yor- geshriebenen Vorlesungen an der Universität mit Erfolg gehört und alle die für die Zivilärzte ftaatlich vorgeshriebenen Prüfungen ab- gelegt baben. A

Abschließend mit einem Theil feiner Vergangenheit, war das Institut jeßt in der Lage. nur noch in voller Uebereinstimmung mit den Einrichtungen der Universität und dur ein zwar planmäßig ge- regeltes, aber durch nichts beshränktes, freies Studium für eine gründliche, umfassende und sicher vorwärts {reitende Ausbildung seiner Studierenden zu forgen; es seyte hierfür in den folgenden Dezennien alle Mittel und Kräfte cin.

Dies findet seine Anerkennung mit in den denkwürdigen Ordres des Hochseligen Kaisers Wilhelm I. jedesmal nah den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71, in deren einer es heißt: „Die Armee foll in diesen Gnadenverleihungen einen neuen Beweis Meiner gerechten Würdigung des shwierigen ärztlihen Berufs und Meines lebhaften Interesses für die Förderung des Sanitätsdienstes erkennen.“

Die Gründung der Medizinal-Abtheilung im Kriegs-Ministerium, die Schaffung des Sanitätskorps, die einheitliche Vershmelzung der Interessen der Aerzte des Friedens- und des Beurlaubtenstandes, die Ein- führung der Chefärzte, ‘die Organisationen in der Kriegs-Sanitäts- Ordnung, die Einrichtung der Fortbildungskarse das Alles ver- dankt seine Entstehung zumeist den eingehenden Erwägungen des Großen Kaisers selber. i

Wohl wäre es verlockend, nunmehr anzureihen die Entscheidungen, die Huld- und Gnadenbeweise der leßten sieben Jahre, durch welche das Sanitätskorps nicht nur zu gesteigerter Thätigkeit für seine Auf- geben angespornt, befähigt und beseelt, sondern ihm auch neue wichtige

ahnen erschlossen wurden, besonders auf dem Gebieté der Hygiene; aber das Alles steht für jeden Einzelnen noch zu sehr im Vordergrunde

der aktuellen Gegenwart und des Werdens, als daß es mir ziemte, hier dessen preifend zu gedenken. Facta loquuntur.

Dagegen fei es mir! vergönnt, nah dem kurzen e qud Rückblick ein Streifliht auf die reife Fruht und den Segen fallen zu lassen, den die Fürsorge der Allerhöchsten Kriegsherren für den speziellen Sanitätédienst und noch weit darüber hinaus für das sanitäre Wobl der Truppe überhaupt zur Folge gehabt hat. Schon allein bit Se und die Sterbeziffer in der Armee sind ein Indikator zierfür.

Da vermag ih anzuführen, daß allein im leßten Jahre ungefähr 100 000 Mann weniger erkrankten und 2000 Mann weniger starben, als es der Fall gewesen sein würde, wenn wir noch die Grkrankungs- und die Sterbeverhältnifse vor 27 Jahren des Jahres 1868 ge- habt hätten. Der Krankenzugang ist gegen damals um 42 °/o, die Sterblichkeit um 57 9/9 gesunken. y

Welhe Sunime von Nationalkraft, Volksvermögen und Familienglück wird hierdurch erhalten! Und doch erscheint dies nur gering - gegenüber den Segnungen und unberechen- baren Werthen, welhe dem Volk zu gute kommen aus der körperlichen und geistigen Erziehung der Mannschaften, durch die Festigung und Stählung der Gesundheit und damit der Verlängerung des Lebens, der erhöhten Geschicklichkeit, Erwerbs- R durch Entwicklung ihrer Gesittung und der Mannestugenden im Heere.

Zu den erstgenannten Ergebnissen hat aber, soweit ärztliche Wissen- schaft und Thätigkeit daran Antheil besißt, unser Institut nicht unwesent- [ih beigetragen. Denn von hier stammt der größte Theil der Militärärzte. 4300 derselben traten in 100 Jahren aus diesen Bildungsanstalten in die Armee, und 729% der jeßigen Sanitätsoffiziere sind ihre Schüler. Es sind aber von hier auch Männer für die gesammte wissenschaftlihe Welt hervorgegangen, die felbst bahnbrehend als Leuchten der Wissenschaft neue Ziele und Wege aufgefunden und gangbar gemacht haben.

Für das Institut aber darf auf der Babn, die ihm vorgezeihnet ist, kein Stillstand Plaß greifen.

Rasten ist Rosten.

_ Es muß erstrebt werden, daß die Bildung der Stadierenden das Stadium des Wissens und Könnens vornehmlich auf den funda- mentalen Disziplinen erreiht, welches von vornherein eine sichere Erfüflung ihrer beruflihen Pflichten verbürgt. Daran hat si die Pflege der Hygiene und deren praktishe Verwerthung für die Armee anzuschließen. :

Was auf diesem Felde erzielt werden kann, zeigt die Thatsache, daß die früher so verheerenden En- und Epidemien von Ruhr, Pocken, Trachom, Malaria, Typhus und jeßt au die Wundinfektionskranfkheiten aus den Reihen unserer Armee mehr und mehr zum Shwinden ge- bracht sind, und beweist die Abwehr der drohenden Gefahr det Cholera. i

Weiter aber is es eine immer mehr hervortretende Nöthigung,

den Aerzten von Zeit zu Zeit ausgiebige Gelegenheit zur Er- gänzung und Vervollkommnung ihrer Erfahrungen zu geben. Hier fann das Institut fürforglih eintreten. Nicht mehr die Ausbildung der Studierenden allein, sondern au die Fortbildung der Militärärzte foll zu seinem Wirkungskreis gehören. __ Zur Erfüllung dieser Aufgaben muß es, in immer engerem An- {luß an die Professoren der Fakultät, mit seiner reichhaltigen Bibliothek, welhe durch eine hochberzige Schenkung heute um 9000 Bânde vermehrt ist, seinen mannigfaltigen Sammlungen, seinem chemisch-hygienishen Laboratorium, feinen werthvoäen ftatistishen Schäßen ein Brennpunkt des geistigen Lebens für das Sanitäts- Offizierkorps werden.

Wir hegen die Hoffnung, daß das Institut zu diesen seinen Auf- gaben auch in Zukunft der Förderung aller Betheiligten, der Reichs- und Staatsbehörden, zumal der Lehrer und Profefforen, fi erfreuen wird, ohne deren opferfreudige, felbstlose Mitwirkung die jeßigen Er- folge nit zu erlangen gewesen wären, ohne welche das Erreichen der Zukunftspläne nicht gedaht werden fann.

Möchte das für das Blühen dieser Bildungsstätte so entscheidende Wohlwollen des Herrn Kriegs-Ministers, des Kurators der Anftalt, ihr ferner erhalten, und möôhte das warme Interesse des Herrn Kultus-Ministers für die militärärztlihe Ausbildung, von dem wir neuerdings wieder einen Beweis empfangen haben durch Zulafsung jüngerer Sanitätsoffiziere zu den flinishen Anstalten der Universitäten, jowie die wirksame Unterstüßung des Zivil-Medizinalwesens ihr ge- wahrt bleiben !

Dann wird der Sanitätsdienst im Heere stets folhen Kräften anvertraut sein, wie sie das persönliche Interesse des einzelnen Kranken und das Gesammtwohl der Armee erheischt.

_Möhte Gottes Segen auf der Anstalt und der Arbeit der Männer ruhen, die an ihr zu wirken berufen find!

Des Kaisers und Königs Majestät aber wolle in Gnaden geruhen, den ebrerbietigsten Dank für die Weihe entgegenzunehmen, die Aller- hôchstderselbe diesem Fest und dieser Anstalt für alle Zeit in beson- derer Weise gegeben hat, und wir empfinden in tiefer, unvergänglicher Dankbarkeit die Ehrung und Gnade, welhe Eure Königliche Hoheit der Wissenschaft, der Humanität und dieser Feier durch Höchstihre Anwesenheit erweisen. Auch wage ih die Allerhöchste Huld für das Gedeihen der militärärztlihen Bildungsanstalten für die fernere Zu- kunft zu erflehen. :

Gott segne und shüge Kaiser und Reich!

Kunst und Wiffenschaft.

Neues aus der egyptishen Sammlung der Königlichen Museen.

Jm Säulenhofe der egyptijhen eung der Königlichen Museen ift zur Zeit eine größere Sammlung von Alterthümern ausgestellt, die den neuesten Ausgrabungen des englischen Forichers Herrn Flinders Petrie entstammen. Sie sind den

öniglichen Museen von Herrn Martin Kennard in London als Geschenk überwiesen, dem die egyptische Aus schon viele werthvolle Proben aus Petrie’'s früheren Ausgrabungen in den Stadtruinen von Kahun, Gurob, Tell-el-Amarna und Koptos verdankt.

Petrie’s Arbeiten sind alle für die Wissenschaft von großer Bedeutung gewesen. Mögen Einzelheiten in seinen Urtheilen bestritten worden sein, so muß doch zugegeben werden, daß die egyptishe Archäologie, d. h. die Kenntniß von egyptischen Älterthümern, soweit sie nicht in Jnschriften bestehen, erft durch ihn auf festeren Boden gestellt worden ift.

Während seiner t ret in der Stadt Koptos1) waren Petrie von den Bauern der Umgebung öfter Alter- thümer von seltsam unegyptishem Stil gebracht worden, wie sie vereinzelt wohl {hon vorher bekannt waren, über deren Herkunft und Alter man jedoch völlig im Unklaren war.

1) Koptos liegt etwas nördlih von Theben, an der Stelle, wo sich der Nil dem Rothen Meere am meisten nähert.

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