1915 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 May 1915 18:00:01 GMT) scan diff

das Zusammenwirken der Militärmedizinalverwaltung nit den Trägern der Arbeiterversicherung zugunsten von ver- wundeten und erkrankten Kriegsteilnehmern, einen Runderlaß vom 25. Februar 1915 über die Buchung von Kosten, die den Versicheruñgsträaern durch die Bereitstellung ihrer N M nalien für die Pflege von verwundeten und erkrankten Kriegern und für sonstige mit dem Kriege zusammen- # hängende Zwecke erwachsen, ier zwei Bekanntmachungen vom 29. März 1915 über die Befreiung von der Versicherungs- A t nah § 1242 der Reichsversiherungs8ordnung sowie die efanntmahung vom 10. März 1915 über die am 1. Januar 1914 bei den “Trägern der Jnvalidenversicherung zum Zwecke # der Arbeiterwohnungsfürsorge und für andere, insbesondere ge- * meinnüßgige Zwecke verfügbaren und von ihnen aufaewendeten A 1356 Abs. 2 bis 4, § 1357 der Reichsversicherungs- ordnung).

Den Revisionsentscheidungen 1986 bis 1997 sind folgende Leitsäße vorangestellt :

Die Mit„liedschaft bei einer Krankenkasse dauert auf Grund der " Vorschrift des § 54 a Say 2 des Krankenversicherung8geseßes während des Bezugs von Krankenunterstüßung nur fort, wenn zugleih Er- werb8unfäbigkeit vorliegt [1986]; u Der Begriff der Arbeitsunfähigkeit im Sinne des § 182 Nr. 2 der Reichsv 1fiberungsordnung ist gleihbedeutend mit dem Begriffe A7 bonn Rbigteit nah § 6 des Krankenversicherungs8ge|etzes t 1 Eine Krankheit, die ein Versicherter sich bei einem Selbstmord- ersuche zugezogen hat, ist als vorsäßlich herbeigeführt im Sinne des “S 192 Nr. 2 der Reichsversiherungsordnung anzusehen [1988] ; j Wetbliche Pe: sonen, für deren Tätigkeit erst am 1. Januar 1914 ie Versicherungt pflicht eingeführt ist, haben keinen Anspruch auf Wochengeld gemäß § 195 Abs. 1 der Neichsversicherung8ordnung, * wénn die Niederkunft vor Ablauf von sechs Monaten seit jenem Zeit- | punkt eingetreten t [1989] ;

1) Zur Anwendung der Vorschrift des § 195 der Reichéver- icherungöordnung, wona von dem Wochengelde für acht Wochen

"zwei in -die Zett vor der Niederkunft fallen dürfen, bedarf es einer ausdrüdcklihen Bestimmung in der Kassensazung nichk.

2) Diese Vorschrift ift niht anwendbar, wenn die Versicherte

" damals an einer mit Arbeitsgunfähtgkeit verbundenen Krankheit litt nd daher bereits K:ankengeld erhalten hat [1990] ;

Arbeitsunfähig Erkrankte werden im Falle der Vereinigung ihrer Krankenkasse mit einer anderen Krankenkasse dann nicht Mitglieder der aufnehmenden Kasse 289 Say 1 der Neichsversiherungsordnung), wenn das threr Versicherung zugrunde liegende Beschäftigungsver hältnis im Zeitpunkt der Vereinigung erloshen ist. Auf sie findet demgemäß au § 212 der Reichsversicherungéordnung keine Anwendung [1991];

1) Die Versicherung eines aus der versicherungspflichtigen Be- schäftigung ausge|chtedenen Kriegsteilnehmers fann nah § 313 der MNetchsversiherung8ordnung auch durch Betitragszahlungen Dritter fort- gesezt werden, sofern die Beiträge für den Autge)chiedenen in der Absicht gezahlt werden, ibn bei der Kasse weiterzuversihern, und sofern dies seinem ausdrücklichen oder mutmaßlichen Willen entspricht.

E 2) Die „häutlihe Gemeinschaft“ im Sinne des § 203 Say 2 der Neichsversicherungsordnung wird durch Einberufung des Versicherten zum Kriegsdienst noch nicht ohne weiteres aufgehoben.

3) Sind Begräbniskosten niht entstanden, so ist das gesamte Sterbegeld als Ueberschuß dem in § 203 Sag 2 der Reicbsversiche- tung8ordnung erwähnten Bezugsberechtigten zu zahlen [1992] ;

. Im Falle des § 573 der NReichsversihherungso1dnung wird das Hausgeld vom Beginne der fünften Woche nah dem Unfall bis zum blauf der dreizehnten auf ein Drittel des maßgebenden Grundlohns

erhöht, es sei.

herungêordnung vor dem Ablauf der Wartezeit 7 füe einen durch Betriebsunfall Verl- ten, so ist sie. nit verpflichtet, Un durch etnen Arzt seiner Krankenkafse behandeln zu laffen [1994]; S 1520 der Retichsversicherung8ordnung gilt nicht bei Streit aroishen der Versicherungsan|talt und einem Versicherungsverecin auf Gegenseitigkeit, der nicht als Ersaßkasse zugelassen oder für die Ueber- gangs8zeit etner zugelassenen Ersaßkasse gleichgestellt ist [1995] ;

Nach dem bis zum 1. Januar 1913 geltenden Rechte konnte ein Knappschaftsverein, der den Hinterbliebenen eines durch Betriebs- unfall Ge1öteten nah § 172a Abs. 1 Nr. 4 des Gesetzes vom 19. Juni 1906, betreffend die Abänderung des Siebenten Titels im Allgemeinen Berggeseße vom 24. Junt 1865 30 Abs. 1 Nr. 4 tes Knappschaftsge]eßes vom 17. Juni 1912), eine Begräbnisbeihilfe gewährt hatte, Ersaß dafür aus der Unfallentshädigung niht bean- fpruchen [1996] ; :

Die Bestimmung im § 53 Abs. 1 der Kaiserlihen Verordnung über Geschäftsgang und Verfahren der Versicherungsämter, vom 24. Dezember 1911, wonach die Entscheidungen eine von Tatbestand ! und Gründen getrennte Entschetdungsformel zu enthalten haben, ist 1 zwingender Natur. Ihre Nichtbeachtung bildet etnen wesentlichen |+ Mangel des Verfahrens. Gleiches gilt nah § 36 Abs. 1 der Kaiser- lichen Verordnung über Geschäftégang und Verfahren der Ober- * versiherungëämter vom 24. Dezember 1911 sür die Entscheidungen der Oberversicherungsämter [1997]; :

Von dem Besblußsenat sind folgende Grundsätze aufgestellt : | Der Einwand der Verjährung nach § 29 Abs. 2 der Neichs- versicherungsordnung greift gegenüber dem An|pruch auf Nückerstattung zu Unrecbt geleisteter Wette1 veisiherungsbeitiäge auch dann durch, wenn der Versiberte die Ungültigkeit der Beiträge exst nach Ablauf der sechéêmonatigen Verjährungsfrist erfahren hat. Der Zusay im 8 29 Abs. 2 der Neichsversicherungsotdnung: „vorbehaltlich des 8 1446 Abs. 2 und der 1462, 1464" bezieht sich lediglih auf Beiträge, die in der irrtümlihen Annahme der Versicherungspflicht entrihtet find [1998] ; : S

1) Eine Betriebskrankenkasse kann nicht mit rückwirkender Kraft

A auf einen anderen Betrieb desfelben Unternehmers ausgedehnt werden.

2) Die Bestimmung der Sazgung einer Betrieb krankenkasse, daß fh der Kassenbezirk, abgesehen von einielnen besonders bezeichneten Betrieben, auf alle von dem Betrieb#unternehmer noch zu erwerbenden oder zu errichtenden Werke erfireckt, ist unzuläisig [1999];

Personen, die bereits vor Inkrafttreten der Retchsoersiherungs-

* ordnung aus der Versicherungepfliht ausgeschieden wdren, weil sie

versiherungsfrei wurden und die sih seitdem nah § 27 des Kranken- versiherungsgeseßes weiterverfihert baben, steht nad dem 1. Januar T 1914 gemäß § 313 Abs. 1 Say 2 der Reichéversiherungsordnung E I OO des Uebertritts in eine niedere Klasse oder Lohnstufe au [2000]; ih § 313 Abs. 1 Saß 2 der Neichêsversiherungsordnung gilt au F für diejenigen Personen, welche die Mitgliedschaft bei einer Gemein de» kÉrankenverfiherung freiwillig fortgeseßt haben und nach deren Schließung auf Grund des Artikels 14 des Einführungsgesetes zur A erstc{èrungsötdnung in Verbinduyg mit § 300 Abs. 1 Sat 2 der Neichsversicherungsordnung freiwillige Mitglieder bei der ent- jprehenden Kasse geworden sind [2001]; : Auch’ bei Krankenkassen, die den wirklihen Arbeilsverdienst der einzelnen Versicherten als Grundlohn bestimmen 180 Abf. 4 der " Meichsversicherungsordnung), ist die Weiter versicherung nach einem iederen Grundlohn gemäß § 313 Abs. 1 Satz 2 der Reichsversiche- rungeordnung zulässig [2002]; : Gehören zu dem Auss{huß einer Krankenkasse sechs Vertreter der "Versicherten, so verstößt eine Sazungébestimmung, daß die Vorschlags- Tiíten für die Vorstantswahl von dret Wahlberehtigten zu unter- © zeihnen find, gegen die Grundsäye des Verhä!tniswahlverfahrens und ‘ist daher unwirksam (2003); War bet einer Wahl zum Vorstand einer Krankenkasse ein Wahlausschuß zeitweise niht ordnungsmäßig beseut, so ist die Wahl ngültig, wenn dur die während der nicht ordnungsmäßigen Be-

denn Dek das Hausgeld C Dele Gel den b ten Îruar 1915 und 4 d 1513 der Reids- | Monaten Februar“ und Närz 1915. das Heilverfahren M R

sehuva abgegeben Stimmen das Wahlergebnis beeinflußt sein kann

__ Gegen Anordnungen des Oberversicherungsamts nah § 375 der Neich#versiherungsordnung ist die Beshwerde an das Reichsversiche- rungsamt auêgeschlofsen (2005) ;

Die Satzung einer Krankenkasse hat bestimmt, daß die Beiträge für Versicherungspflichtige wöchentlich im voraus an den vom Vor- stand ‘bestimmten Stunden vom Arbeitgeber einzuzahlen sind. Die Versicherungsberehtigten haben die Beiträge zu der g Zeit selbst einzuzahlen oder kostenlos einzusenden. Der hiernach maßgeblihe Tag gilt allgemein au dann als Zahltag, wenn der Vorstand nah der Saßtung berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, die fälligen Beiträge für Versicherungspflichtige monatlih durch Kassenböten vom Arbeit- geber abholen zu lassen, und von dieser Ermächtigung regelmäßig Ge- brauch mat [2006]; :

1) Zur Begründung des Anspruchs eines landwirtschaftlichen Arbeitnehmers oder eines Dienstboten gegen den Arbeitgeber auf eine den Leistungen der zuständigen Krankenkasse gleihwertige Unter- stüßung 418 Abs. 1, § 435 der Neichsversicherungsordnung) ist die Zustimmung des Beschäftigten nicht unbedingt erforderlich. Die fehlende Zustimmung wird dadur erseßt, daß die Kasse oder die Beschwerdeinstanzen dem Antrag des Arbeirgebers auf Befreiung des Bescbäftigten von der Versicherungspflicht stattgeben. z

2) In dem Befreiungsantrage brauchen die Leistungen, die der Arbeitgeber an Stelle der Kasse übernimmt, nicht einzeln angegeben zu werden. Es genügt die Erklärung des Arbeitgebers, eine den U der Krankenkasse gleihwertige Unterstüßung gewähren zu wollen.

3) Bei der Entscheidung über den Befreiungsantrag ist von dem E Jen Heisiungegia des Arbeitgebers abzusehen, wenn diese offenkundig ist.

4) In dem Befreiungsantrage müssen die zu befreienden Per- fonen namentlich aufgeführt werden [2007];

Werden landwirtshaftlich Beschäftigte oder Dienstboten nah den SS 418, 435 der MReichsversiherungsordnung von der Kranken- versicherungspfliht befreit, so erstreckt {sich die Befreiung niht ohne weiteres auf später von dem Arbeitaeber angenommene Personen der gleihen Art. Für fie ist ein neuer Befreiungsantrag zu stellen [2008];

Die Vorschrift des § 420 der Reichsversiherungsordnung über Grmäßigung von Beiträgen zur Krankenversicherung für landwirt- schaftlich Beschäftigte gilt nah § 439 a. a. O. auch für Dienstboten, die nicht nur vorübergehend in der Lardwirtschaft tätig find [2009];

Bei Prüfung der nach § 439 der Retchsversicherungsordnung zu entsheidenden Frage, ob die Beschäftigung eines Dienstboten in dem Betrieb oder anderem Erwerbsgeshäfte des Dienstberehtigten für fich allein nah § 168 versicherungsfrei ist, insbesondere ob der Beschäfttgte im Sinne der Nr. 1, 3 der auf Grund des § 168 ergangenen Bes kanntmahung vom 17. November 1913 font keine berufsmäßige Lohnarbetit verrichtet, kommt die Tätigkeit des Dienstboten tm Haushalt des Dienstberehtigten niht in Betracht [2010];

Auch die auétländischen persönlichen Bedtensteten eines im Inland wohnenden ausl[ändishen Berufskonsuls sind nah dem 4. Buche der Neichsversicherungs8ordnung versiherungspflichtig [2011] ;

In dem Beschetd 2012 wird die Ve1rsicherungspflicht der russis- polnischen Arbeiter während des jeßigen Krieges besprohen und in dem Bescheid 2013 wird die Geltung des § 1542 der Reichs- versiwerungs8ordnung für die Verordnungsansprüche der Krieas- teilnehmer nah dem Mannschafisversorgungsgeseße vom 31. Mai 1906 und ihrer Hinterbltebenen nah dem Militärhinterbliebenen- geseße vom 17. Mai 1907 verneint.

Den Schluß bilden die Uebersichten über die Zahl der im Jahre 1914 vereinnahmten Wochenbeiträge und Zusaßmarken, über Zahlungen aus Jnvaliden-, Kranken-, Alters- und Zusaß- renten und über Versicherungsleistungen der 31 Versicherungs-

anstalten an Hinterbliebene in den Monaten Januar und Fe- “ber den Erlös aus Beitragsmarken in den

ÆÁ.

Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ siegen die Ausgaben 484 und 485 der Deutschen Verlust- [listen bei. Sie enthalten die 5. Sonderverlustliste des Deutschen Heeres (Unermittelte), die 222. Verlustliste der elde Armee und die 181. Verlustliste der bayerischèn

rmee.

Oesterreich-Ungarn.

Das Präsidium des Polenklubs hatte in seiner lezten Sißung, der auch der Landmarschall und der Minister für Galizien beiwohnten, laut Meldung des „W. T. B.“ be- \hlossen, nahstehendes Beglückwünschungstelegramm an den Kaiser zu richten:

In unbegrenzter Ehrfurht, Dankbarkeit und Liebe zu Eurer Majestät geheiligtec Person gestattet sih der Nethsrätlihe Polenklub anläßlich des Glüdck verheißenden Sieges, den Eurer Maj-stät und die deutschen Heere unter den Augen des siegreihen Erzherzog-Feld- ma1shalls erfochten haben, aufri{tigste und innigste Glückwünsche an den Stufen des Allerhöchsten Thrones zu unterbreiten.

Dem Obmann Bilins ki ist hierauf folgendes Telegramm zugegangen :

Majestät danken dem Reichsrätlihen Polenklub hberz=lich für die in bewährtir Treue und Anhänglichkeit darg?ebrachten Glückwünsche zu dem hocherfreulihen Erfolge der verbündeten Heere.

Im ungarishen Abgeordnetenhause erklärte gestern der Ministerpräsident Graf Tisza auf das Ersuchen des Oppositionellen Rakovszky um Aufklärungen über die auswärtige Lage, im Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit müsse er erwidern, daß er den jeßigen Augenblick nicht für geeignet halte, daß die Regierung sih äußere oder eine Debatte über die auswärtige Lage im Hause stattfinde.

Grofßbritanuien nnd Frland.

Im Unterhause erwiderte gestern der Premierminister Asquith auf die Anfrage, ob die Regierung Schritte getan habe, um Deutschlands wiederholte Uebertretungen der Haager Konvention zur Kenntnis der Unterzeichner zu bringen, laut Bericht des „W. T. B.“:

Deutschland habe den Krieg mit einem offenbaren Vertragsbruch begonnen und seße ihn mit zunehmender Mißahtung der Ueberein- künfte früher gutbefundener Be1immungen über die Krtegsführung fort. Diese Tatsachen, bemerkte Asquith weiter, seten allgemein be- kannt, und es habe féinen Zweck, mit der genannten Regierung in Verbindung zu treten, außer wenn England zu irgendeiner Aktion übergehen wolle. England veriraue, daß die neutralen Nationen immer mehr begreifen würden, daß die Ereignisse dieses Krieges die ganze zivilisierte Welt und die Zukunft der Menschheit berührten.

Darauf wurden Anfragen, die Versenkung der „Lusitania“ betreffend, an die Regierung gerichtet.

Lord Charles Beresford fragte, ob der Premierminister weitere Einzelheiten über den Verlust der „Lusitania“ angeben könne. Mit welher Schnelligkeit sie gefahren set, ob sie über Old Head of Kinsale fahren wollte oder nicht; ob Old Heab reaelmäßig beim Ein- und Auslaufen von Schiffen passiert werde, ob dort kein Patrouillendienst stattgefunden habe und welches das nächste Patrouillens{if gewesen sei; ob der Premterminister dem Hause versichern könne, daß alle solWe Punkte, an denen ein- und ausgehende Schiffe vorbeizukommen pflegten, jeyt entsprehend überwacht

deutschen Bo1schaft getroffen worden wären.

“die Ordnung rdfêder

Untergange entgegenge

würden; ob die Admiralität die Warnungen, die den nords amerikanishen Passagieren vor der Abfahrt zugegangen seten, erbalten habe. McMaster fragte, welWe Maßregeln zum Schutze der

„Lusitania* angesichts der in den Zeitungen erschtenenen Warnung der Houston fragte Churill, ob er vor dem 7. Mai gewußt hätte, daß deutshe Unter- seeboote seit einiger Zeit an der Südküste von Cngland, im St. Georgsfanal und îin der Jrishen See tätig gewesen seten, ob er ge- wußt hätte, daß Taas zuvor die beiden großen Liverpooler Dampfer „Centurion*“ und „Candidate* in diesen Gewässern versenkt worden seten, ferner, daß die ,Lusitania® am 7. Mai eintreffen sollte und daß die Admiralität früher Toryedobootszerstörer und andere Schiffe ausgesandt hätte, um Schiffe, die Pferde aus Amerika für die Negierung gebraht hätten, an der Südküste von Firland in Empfang zu nehmen und sicher zu geleiten, und we!che Maßregeln die Admiralität getroffen hätte, um die „Lusitanta" zu \chüßen und nah Liverpool zu geleiten. Der Erste Lord der Admiralität Churchchill erwiderte, es würde voreilig setn, eine Antwort zu geben, bevor etne Untersuchung stattgefunden hätte, es sei auch unmögli, die Vor- kehrungen der Flotte für die Ueberwachung der Fahrwasser nach der Küste zu veröffentlihen. Die- verfügbaren Hiljsquellen erlaubten England nit, den Handels- und Passagiershiffen eine Eskorte von Zerstörern zu stellen, da täglih durh|schnittlich 200 Schiffe ankämen und abführen. Die Admiralität habe Kenntnis von der deutschen Drohung und den Bewegungen der Unterseeboote gehabt; auf Grund davon habe dite „Lusitania“ Warnung und Weisung für ihren Ku1s erhalten und beide Bot\chaften empfangen, die zweite ganz kurz vor dem Angriff. Die Admtralität habe manchmal Eskorten für Schiffe gestellt, die Truppen, Munition und andere von der Regierung unbedingt benötigten Ladungen führten, aber Grundsatz sei, daß jedes Handels\{chiff für fh felbst sorgen müsse, abgesehen von allgemeinen Vorkehrungen. Ote Admiralität habe nach diesen Grundsäßen, die sich bewährt hätten, gehandelt. Eine {recklihe Ausnahme, wie der Fall der „Lusitania“, dürfe die Aufmerksamkeit des Hauses und der Welt niht von derx Talsache ablenken, daß der gesamte Seehandel Englands ohne merk« baren Verlust und Schaden fortgeführt werde.

Das Unterhaus nahm sodann in zweiter Lesung die Bill an, die die Regierung ermächtigt, die Schankwirtschaften in den Bezirken, wo Munition hergestellt oder Transporte aus- geführt werden, unter Kontrolle zu nehmen; die Bezirke werden später bestimmt werden. Die Regierung darf nach dieser Bill alle Wirtschaften eines solchen Bezirks schließen oder nach eigenem Ermessen führen.

Jtalien.

Wie das „Giornale d’Jtalia“ meldet, beriet der Minister: präsident Salandra gestern vormittag mit dem König und darauf mit dem Minister des Aeußern Sonnino, der später den Fürsten Bülow empfing. Das genannte Blatt warnt das Publikum vor den umlaufenden Gerüchten, die einander aufs stärkste widersprechen, und seßt hinzu:

Es i1t niht wahr, daß der Ministerrat heute vormittag wsammen- treten sollte, jedoh vertagt wurde. Daher sind auch die Meldungen über Entschlüsse ernster Natur, über die der Ministerrat angebli bätte beraten sollen, völlig unwahrscheinlich.

Portugal.

Bei der Ankunft einiger monar cistisch gesinnter Redner in Coimbra, die der Eröffnungsfeier der monarchistishen Klubs beiwohnen wollten, kam es gestern, wie der „Matin“ berichtet,

olten jih ja: Kundgebungen gege olizei und*Pülitär E ie Manifestanten und stellten er:

ho Degen Kundgebungen. Nach der Eröffnungsfeier twieder- A

Türkei,

Der „Tanin“ bringt Enthüllungen über ein engli\ch- französisches Komplott und die Organisation einer Ver- \hwörung, dié \{hließlih zur Vorbereitnng einer militärischen Revolution ausartete, die dazu bestimmt war, die Hauptstadt dem Feinde auszuliefern. Er schreibt:

Die Verschwörung begann mit der Bildung einer geheimen Ge- sellshaft, die tetls politische, teils betrügerishe Zwede verfolgte. Nachdem das Komplott, das zur Ermordung Mahmud Schefket Pa)chas: führte, dank der ent\chtedenen Maßnahmen der türkischen Negierung mißlungen war, versammelten sich alle die Leute, die mehr oder weniger in die Affäre Mahmud Schefkets verwickelt waren, in Paris um Scherif Pascha, der den Mittelpunkt der Um- triebe wegen des thm zur Verfügung stehenden Vermögens bildete; so namentli der frühere Oberst Sadik und der frühere Abgeordnete von Gümüldshina Ismail. Sadik hatte sich von Aegypten nah Paris begeben. Dem Jsmail, der ih in der englischen Botschaft in Konstantinopel verborgen gehalten hatte, wurde es dur den früheren Ersten Draçoman dieser Botschaft Figmauxice ermöaliht, si an: Bord eines französischen Schiffes zu begeben. Entschlossen, das Glü noch einmal zu versuchen, und in der Hoffnuyg, die Macht an sid reißen zu können, gründeten Scherif und Genossen die geheime Gesell- haft „Die Patrioten“. Als Gründer trat Sadik auf. Zweig- organisationen dieser Gesellschaft bestanden in Athen, Aegypten, Odessa, Constanza und Saloniki. Da der Balkanfriede damals noch nit ge- {lossen war, befanden sich zahlreihe kricgegefangene osmanische O' fiziere in Griehenland. Um diese gewinnen zu können, war der Zwetg-. organisation Athen ganz béfdiibete Bedeutung betgelegt worden. Sadik und Ismail kamen mit 40 000 Fr., die von Scherif herrührten, nach Athen, Ismail gründete die Zwetgvereintgung, deren leitende Mitglieder der geflühtete Oberstleutnant Zeki sowie die Majore: Nusret, Kemal und Kudret waren. Zu den Mitgliedern gehörten: Hauptmann Dschemal und der berüchtigte Kovalti Mustafa. Die: Mitglieder dieter Organisation erhielten anfangs 100, dann 130 und 150 Fr. monatlich. Der wahre Zweck der Zwetgvereinigung war, Geld herausiulocken, solange solches vorhanden war. Das Geschäjr ging gut, aber später funktionierte die Maschine niht mehr. Sadik be)\chloß darau*, die Zweigvereinigung Athen aufzulösen. Zhre Mitglieder s{ickie er teils nah Odessa, teils nah Constanza, wo sie weitere Befehle abwarten sollten. Sie sollten sih nah ihrer: Ankunft, als rusfische Matrosen verkleidet, nah Konstantinopel begeben und sih in Pera im Haufe neben der ru} sischen Botschaft versammeln, um von dort die Nevolutton zu leiten und im Falle eines Mißerfolges gleih in die Botschatit flüchten zu können. Inzwischen erscheint als. neue Person unter ihnen Midhat Effendi aus Akufa in Albanien. Mtidhat, der damals in Bosnien weilte, erhtelt von Scherif einen vom 31. Jult 1913 talieiten Brief, dessen Faksimile der ,Tanin*® ver- öffentllcht. Darin bittet Scherif Midhat, ihm seine Arsihten über die Mittel zur Le der Tiükei, welhe, wie Scherif schreibt, dem

e, darzulegen. Er bemerkt, Sabah Eddin: sei gegenwärtig tin einer Botschaft in Konstantinopel verborgen.. Ein anderer Verschwörer, Nihad Bei, wohne in Paus. Er: übe seinen Einfluß aus, um für den Sturz der türkischen Regierung zu arbeiten, welhe durch die Wiedereinnahme Adrianopels kühn aeworden sei. Im Briefe wird auch von dem Zwischenfall des Sekretärs des Prinzen Sabah Eddin Lutfi Savfet, esprohen. Mtdhat war ein früherer Gegner des Komitees für Ein- eit und Fortschritt. Später erkannte er jedoch infolge Wieder- eroberung Adrianopels an, daß das Komitee' und dessen Anhänger Patrioten seien. Er war es, der die Revolution der Offiziere, die von Sabah Eddin mit russishem Gelde vorbereitet worden war, um Scheitern brate. Nah dieser Affäre ging Midhat mit pri Familie nach Bosnien, wo er Handel trieb. Nachdem er den Brief Scherifs erhalten hatte, begab sich Mtidhat nach Athen und trat der geheiinen Gesellschaft bei, nur zu dem

nie

egen die Monarchisten. Die

y ihre Ziele kennen zu lernen. Da damals! Sadik ten und Jsmail nah Paris gereist waren, blteb Midhat 18 Leiter der Gese0schaft. Statt jedo dort längere Zeit fuhr er mit feiner Familie über Konstantinopel nah Der „Tanin“ veröffentiliht einen Brief desselben Midhat, daß es namentlich_ ihm zu verdanken sei, daß die jilihe Geheimnifse der Organisation erfahren habe... Midhat eingehend dar, wie er, nahdem er veranlaßt wurde, mit ition zu arbeiten, deren infame Ziele, die durch aus- Geld gefördert wurden, festgestellt und bes{lossen habe, die hrheit zu enthüllen. Man werde ihn der Denunziation be- aher er fei stolz darauf, dem Vaterlande diesen Dienst y fônnen. : „Tanin“ wird seine Veröffentlihungen fortseßen.

Bulgarien.

llebungen, die auf einen Monat berechnet sind, ist, i T. B.“ méldet, zum 1./14. Mai eine Anzahl hoffiziere einberufen worden, ebenso für eine ebung drei Jahrgänge Reserveinfanterie.

Amerika.

) einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ hat der Botschafter in Washington Graf Bornüorf f den retär Bryan aufgesuht und sein tiefes Bedauern nusgesprochen, daß die Kriegsereignisse zum Verlust so erifanisher Menschenleben geführt haben.

Porsigende der Kommission des Senats für aus- Angelegenheiten, Senator Stone, äußerte dem Telegraph“ zufolge über die Versenkung der I:

fen niht übersehen, daß die „Lusitania" etn“ englisches r, unter englisher Flagge fuhr und verpflichtet war, jederzeit enst der englishen Regierung zu treten. Es ist au erklärt das Schiff, als es angegriffen wurde, Reservisten an e, die nah England gingen, um in das englische Heer ein- Die Passagtere haben fich infolge der halbamtlichen dur die deutsche Botschaft iu voller Kenntnis der ihnen Gefahr befunden, als fie sich auf dies Schiff einer krieg- Partei begaben, auf welchem sie sih auf englishem Boden ihre Lage war dieselbe, wie innerhalb der Mauern einer englishen Stadt. Was kann die Regierung der Ver- [taaten tun, wenn fich Staatsangehörige in einer belagerten nden und dort verleyt werden ?

e erklärte, der Fall des Dampfers „Gulflight“ sei eriger und ernsthafter als der der „Lujsitania“.

Des „Neutershe Bureau“ meldet aus Meriko vom

daß Truppen unter dem Befehl des früheren danten der Hauptstadt, Barona, die Residenz des n Präsidenten Garza, auf den auch ein Attentat prden sei, angegriffen haben, daß der Angriff aber jen worden sei; die Lage in der Hauptstadt sei kritisch,

rchte ernste Ereignisse.

Asien.

| das „Reutershe Bureau“ meldet, wird in Lahore ein

gegen 82 Personen wegen aufrührerischer Ver- g gegen die Regierung verhandelt, deren Anstifter erifa zurückgekommene Jnder sind. Die Sendlinge

Wbesonders im Pendschab, in den Vereinigten Provinzen,

nd Audh. Es kam zu Räubereien und Morden. ei hat Bomben gefunden und die Pläne der Ver-

d u fgededtt.

Kriegsnahrihten.

WVestliher Kriegsschauplaßz.

ßes Hauptquartier, 11. Mai. (W. T. B.) Gestern wurde vor Westende ein englishes Linienschiff er Feuer vertrieben. Oestlich Ypern machten wir Fortsh ritte und erbeuteten 5 Maschinengewehre. h Lille seßten die Franzosen ihre Angriffe auf ttohöhe und die Orte Ablain und. Carency ämtlihe Angriffe wurden abgeschlagen. Die von uns hier gemachten Gefangenen erhöht 800, Zwischen Carency und Neuville hielten josen die von ihnen genommenen Gräben noch in Kampf dauert hier fort. Ein englisches Flugzeug wesilih Lille heruntergeschossen. Nordwestlih Berry in den Waldungen südlich La Ville au Bois unsere Truppen gestern eine aus zwei hinter- genden Linien bestehende Stellung in Breite m, machten dabei eine Anzahl unverwundeter Ge- und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition. e Jnfa nterieangriffe nördlih Flirey und im valde \cheiterten unter erheblihen Ver- r den Gegner. Oberste Heeresleitung.

ODestlicher Kriegsschauplaß.

hes Hauptquartier, 11. Mai. (W. T. B.) Die inverändert. Oberste Heeresleitung.

Pes Hauptquartier, 11. Mai. (W. T. B.) Die suchten gestern in der Linie Besko—Brzozow an iica—Brzezankaabschnitt—Ropczyce (östlih Debica)— an der Weichsel die Verfolgung der Armeen des ersten von Mackensen zum Stehen zu bringen. scht ist völlig gescheitert. Gegen Abend waren die Linien an vielen Stellen, insbesondere bei d zwishenBrzozow und Lutcza durhbrochen, im Vormittag bereits ein verzweifelter Angriff k russisher Divisionen von Sanok in Richtung er \chwersten Verlusten für den Feind ge- war. Die Verfolgung wird fortgeseßt. Oberste Heeresleitung.

n, 11, Mai. (W. T. B.) Amtlich wird ‘gemeldet: împfen der lezten zwei Tage haben unsere Truppen je Shlachtlinie bei Debica durhbrohen. Hierdurch südlih der Weichsel kämpfenden starken russischen h schleunigen Rückzug hinter die untere Wisloka ge- Die Tragweite dieser Ereignisse wird klar durch heute Früh vorliegenden Meldungen über zug des feindlihen Südflügels in : Polen. ie stat befestigte Nida- d vom Gegner als unhaltbar erkannt und jeräumt. Wie der Erfolg bei Gorlice und ) auf die Karpathenfront übertrug, so beeinflußt Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand bei Tarnow

und Debica die Lage in Russish-Polen. Jn Mittelgalizien dringen unsere und ‘die deutschen Truppen unter fortivährenden erfolgreichen Kämpfen den Trümmern der geschlagenen rusfischen Korps gegen den Sanabschnitt Dynow—Sanok nah. Ein ver- suchter russisher Gegenangriff von etwa drei Divi- sionen von Sanok entlang der Bahn gegen Westen wurde unter {weren Verlusten des Feindes blutig zurück- geschlagen und die Verfolgung fortgeseßt. Gefangenen- zahl und Beute nehmen täglich zu. Die aus dem Waldgebirge vorgedrungenen Kolonnen haben bei Baligrod den starken Gegner geworfen und mit Vor- truppen den San bei Dwernik überschritten. Die russishe achte Armee, die im allgemeinen zwischen Lupkow und Uzs\ok kämpfte, ist nunmehr mit beträchtlichen Teilen ebenfalls in die Niederlage verwickelt. Jn Süd- ostgalizien sind die Russen in mehreren Abschnitten zum Angriffe übergegangen. Ein Vorstoß starker Kräfte nördlih des Pruth auf Czernowiß wurde an der Reichsgrenze zurückgeschlagen, 620 Gefangene gemacht. Nördlich Horodinka gelang es feindlichen Abteilungen, am E Dnjestrufer Fuß zu fassen. Der Kampf dauert ier an. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Berlin, 11. Mai. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier erhalten wir über den Fortgang der Durch- bruhchs\chlacht “in Westgalizien, die den Namen der Schlacht von Gorlice-Tarnow tragen wird, folgende weitere telegraphishe Mitteilung:

Am Abend des 4. Mai war der taktische Durchbruch vollendet. Troß des Einsaßes namhafter Reserven und trotz aller vorbereiteten 2., 3 und 4. Linien war der Feind geschlagen und im vollen Nü- uge über die Wisloka. Wie der offizielle russishe Bericht selbst zugibt, war die Truppe vor allem durch die außerordentliche

Wirkung der {weren Artillerie der Verbündeten Lark erschüttert. -

Am Morgen des 5. Mat meldeten die Flieger, die dur ihre Un- ermüdlichkcit und ausgezeichneten Meldungen die Führung außerordent- lih unterstüßten, und deren Tätigkeit durch eine warme, vnverwüst- lihe Matensonne ganz wesentlich begünstigt wurde, den Rückzug des ¿Feindes auf allen von Jatlo nah Osten und Norden tührenden Straßen: Sie waren sämtli von in großer Unordnung abztehenden Kolonnen bedeck1, die Strafenbrücken bei Faslo brannten, die Eisen- bahnbrüden über Nopa und Wisloka waren gesprengt. Nun war kein Zweifel mehr, daß der Feind niht mehr die Kraft besaß, die Wislokalinte zu verteidigen.

Der Verzicht auf die Behauptung dieser Linie mußte aber von der weittragendsten Bedeutung für die ru\sishe Nahbararmee werden, deren Stellungen im nördlichen Zipfel Ungarns nunmehr unkbaltbar wurden. Die strategishe Wirkung des Durhbruhs mußte si jeßt fühlbar maten, und die Aufrollung der russishen Karpathentront bis zum Lupkow-Sattel als Frucht des gelungenen Durhbruchs dem Sieger in den Schoß fallen. Zögerte der Feind mit dem Abzuge, dann wurden ihm die rückwärtigen Verbindungen verlegt, und setne im Ge- birge stehenden Truppen abgeschnitten.

Tatsächlich brachte der Telegraph von der bena§barten Armee des Generals der Infanterie Boreovic von Bojna {on am frühen Morgen die Kunde, daß der vor ihr gewesene Feind in der Naht vom 4. zum 5. Mai den Abmarsch nach Norden angetreten habe, und daß er \ich nahezu vor der ganzen Front im eiligen, teilweise fluhtartigen Rückzuge befände. Die dritte österreichische Armee folgte dem Feinde auf dem Fuße; um diesem aber womöglih noch die Rückzugsstraße zu verlegen, ließ der den rechten Flügel der Armee Maden1en betehlende General von Emmi seine Truppeo, die bet Zmigrod dank dem eiligen Abzug der Nussen die Wislokabrückte noch unversehrt gefunden hatten, in einem Gewaltmarsh bis zur Fasiolka nördli Dukla vorrücken, fodaß seine Kanonen am Abend dieses Tages die Stadt Dukla und die von dem gleichnamigen vielgenannten Passe beranführende Gebirgsstraße unter Feuer nahmen.

Während Hannoveraner und Bayern die Wacht gegen die Kar- parthen hielten, damit aus ihnen nichts nach Norden entschlüpfte, stand im Nüden der deutshen Truppen noch shanzender Feind. Jm übrigen rüdten Mitte und linker Flügel der Armee Mackensen an diesem Tage gegen feindlihe Nachhuten kämpfend an die Wisloka beran. Am 6. Mai vollzog die Masse der Armee den Uebergang über den Fluß. Der Feind versuchte preußishen Garderegimentern die ôsilihen Uferhöhen sireitig zu machen. Er wurde angegriffen und ließ 15 Feldkanonen fowie zwei {were Geschüße in der Hand des Siege! 8. Die Gardetruppen hatten bis dahin allein 12 000 Gefangene gemacht, drei Geschüße und 45 Maschinengewehre erbeutet.

In engster Zusammenarbeit mit Mackensen überschritt die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand am 6. Mai mit ihrem retten Flügel die Wisloka. Die 10. ösfterreihishe Division, die sih unter Führung thres Kommandeurs, des Generals von Mecensefy während der sämtlichen bisherigen Kämpfe ganz besonders autgezeihnet hatte, seßte fich am 7. Mai nah erbittertem Straßenkampf in todes- mutigem Sturm in den Besiß der Stadt Brzostek, die die Nussen hartnäckig verteidtgt hatten. Mitte und linker Flügel der öster- reihischen Armee warfen den Fetnd aus vershiedenen zäh verteidigten Nachbutstellungen und \eßten den Vormarsch fort. Dke erzherzogliche Armee hatte bis zum Abend dieses Tages 16 000 Gefangene gemacht, sechs Geschüße und 31 Maschinengewehre erbeutet.

Der Krieg zur See.

Berlin, 11. Mai. (W. T. B.) Verschiedene englische Pressestimmen haben vor kurzem behauptet, daß die Erfolge des Unterseebootskrieges an der englishen West- Tüste in leßter Zeit wesentlih nachgelassen hätten. Als Grund hierfür wird angeführt, unsere U-Boote würden zu Unter- nehmungen gegen die englishe Flotte gebraucht, außerdem hätten sie sih als unfähig erwiesen, den Handelskrieg inso großer Entfernung vonder [Heilat gu führen. Auch weisen englishe Blätter darauf hin, daß unsere V-Boote hauptsähhlih neutrale Schiffe versenkten. Demgegenüber können wir auf Grund einer Mit- teilung von maßgebender Seite feststellen, daß allein in der Zeit vom 28. April bis 3. Mai von einem V-Boot an der englishen Westküste sieben feindlihe Dampfer versenkt worden sind, nämlich die englishen Dampfer „„Mobile“, „Cherbourg“, „Fulgent“, „Edale“ und „Minterne“, der russishe Dampfer „Svoronow“ und der französische Dampfer „Europe“. Mit nicht geringerem Erfolge ist der U-Bootshandelsfrieg an der Ostküste fortgeseßt worden. Jm ganzen sind in der Zeit vom 28. April bis 5. Mai 29 Dampfer und drei Segelschiffe, mithin 32 Fahr- zeuge, versenkt worden. A

Berlin, 11. Mai. (W. T. B.) Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß die englishe Cunard-Linie und die White Star- Linie bis auf weiteres ihren Dienst völlig eingestellt haben. Die Agenturen der beiden Linien haben Anweisung erhalten, keine Fahrkarten mehr auszugeben.

St. Petersburg, 11. Mai. (W. D. B.) Eine Ab- teilung von Kreuzern der Baltischen Flotte, die im süd- lichen Teil der Baltischen See auf der Höhe von Windau freuzte, tauschte einige Schüsse auf großer Entfernung mit

einem feindlihen Kreuzer und Torpedobooten us, die von ihrer größeren Schnelligfeit Gebrauch machien und einem Kampfe auswichen. Sie vershwanden in südlicher Richtung. (Wie „W. T. B.“ mitteilt, handelte es sich um ein Zusammentreffen unserer zur Aufklärung vorgeschobenen leichten Streitkräfte mit russischen Schiffen. Die Russen vershwanden in nördlicher Richtung.) -

Frederifkshavn, 12. Mai. (W. T. B.) Der Drei- master „Anna“ aus Marstal, der gestern mit Kohlen aus Wemyes hier eintraf, brahte 9 Mann der \chwedischen Bark „Elsa“ mit, die auf der Neise von Helsingborg nah Granton mit Props von dem deutschen Unterseeboot „V 9“ in Brand gesteckt worden war.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Reichstag sind ein dritter Nachtrag zu der Denkschrift über wirtshaftlihe Maßnahmen aus Anlaß des Krieges und ein vierter Nachtrag zu der Zusammenstellung der Anordnunaen, die der Bundesrat auf Grund des 8 3 des Gesezes über die Ermächtigung des Bundes- rats zu mwirtschaftlihen Maßnahmen usw. vom 4. August 1914 erlassen hat, nebst einem Anhang zugegangen, der die seit An- fang März 1915 erlassenen Ausführungsbestimmungen des Bun- desrats und des Reichskanzlers zu wirtschaftlichen Maßnahmen aus Anlaß des Krieges enthält.

_ Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Humann (Zentr.), Vertreter der Kreise Wiedenbrück, Pader- born und Büren im Regierungsbezirk Minden, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom 11. d. M. in Neuenkirchen bei Wiedenbrück gestorben.

Woßhlfahrtëbpfiege.

E Kriegsblindenstiftung der Deutschen Gesellshaft für künstlerische Volkserziehung veröffentliht einen Aufruf, der unter- zeihnet_ ist von Ahren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin August Wilhelm, dem Grajen Bolko von Hochberg, Frau von Iktne, dem Staatéminister D. Dr. ven Studt und einer Anzahl angesehéner Persönlichkeiten, die auf dem Gebiet der Krüppelfürsorge fachverständig sind. Die Stiftung {tellt sich die Aufgabe, sofort, d. h. solange nicht die Erhaitungspfliht des Staates in Kraft treten kann, den Bedauernéwertesten urter unseren Krîegs- invaliden, den Erblindeten, eine nuzbringende Beschä}tigung zu verschaffen, die fie gleichzeitig vor den Gefahren hbe- wahrt, die das Grübeln über ihr Schiksal mit sich bringt. Die Leute follen unter gleidzeitiger (Erlernung der Blindenschrift zu Telefonisten, Schreibmaschinisten, Masseuren ausgebildet werden, soweit nicht die übuichen Blindenberute in Frage kommen. Gleichzeitig jollen sie dur eine musikalishe Erziehung sih einen dauernden Trost erwerben, der ibnen thre Vêéußestunden erhellt. Eine berufliche Autbiltung zur Musik foll nur ganz ausnahmsweise bei besonderer Begabung erfolgen. Die Geschäftsstelle der Kriegsblindenstiftung befindet si in Berlin- Wilmersdorf, Emser Straße 3. Spenden werden dort entgegen- genommen oder sind zur Gutschrift auf das Konto Nr. 18530 (Deutsche Gesellschaft für künstlerische Volkserziehung) des Post)check- amts Berlin NW. 7 einzuzahlen.

Kunft und Wissenschaft.

DieSammlung mittelalterliher italienischer Plastik im Kaijer Friedrih-Véuseum ift in den leßten Jahren, vornehmlich aus Anlaß des 50 jährigen Dienstjubiläums des Generaldirektors Wilhelm von Bode, durh Schenkungen sehr erhebli@ bereichert worden. Im WMaiheft ‘der „Amtlichen Berichte aus den Köntglichen Kunstsammlungen*“ aibt der Kustos, Professor Dr. Wulf in Wort und Bild eine Beschreibung der namhaftesten diefer Neuerwcrbungen. Das älteste Stück trägt dekorativen Charakter. Es ist eine mit Ornamenten gezierte Fensterverschlußplatte aus dem longobardtschen Kreise aus vortrefflich hartem Stuck. Das Gttterwerk besteht nit aus dem typishen Bandgeschlinge, das zahlreihe Denkmäler der Kirchen- einrihtungen des 8. bis 10. Jahrhunderts in Italien schmüdckt, sondern noch aus dem einfahen Kretisgefleht der Antike. Zu den êkt- lehnten Motiven ter longobardishen Kunst, die die Platte auf- weist, gehören neben dem gleihförmig verwendeten Rankenwerk au Rosetten. Zeitlich dürfte das Stü in das 8. Jahrhundert zu Iegen sein, die Herkunft der Plaite aus Mittelitalien steht dur zuver- läffige Angaben fest. Zwei Jahrhunderte jünger ist ein ebenfalls im rômishén Kunsthandel erwoibenes Bruchstück eines Kalk- steinbalkens, der wohl zu einem Portal gehört hat. Höhere Bedeutung als diejes Ueberbleibsel bcsigtsowzhl in gegensländlicher: wte in stilistii@er Hinsicht eine in drei Stücken erhaltene Neltef- platte aus Marmor, die sich unschwer zu etner einhetitlihen Dar- stellung ergänzen läßt. Die auf den Stücken wiedergegebenen Szenen find merkwürdig genug und s{heinen do alle aus demselben Vor- stellungskreife ges{öp|t zu sein. Die Grundvorstellung spricht am deutlibsten im größten und vollständigsten Relief aus. Wir erblicken auf ihm einen huntsköpfigen Menschen, derx nah einem Baum hinauflangt, einen jungen Kentauren sowie ein drittss menschenähnl:ches, lkTangbehaartes und anscheinend gehörntes Wesen, die sih augers®beinlid) an einem Baumzweig gütlich tun wollen. Offenbar sind alto Fabelwesen dargestellt, die im Walde lében. Die mittelalterlihe Voikskunst hat bier eine unklar be- wahrte Erinnerung an antike Mischwesen zu verkörpern verfucht. Der gehörnte Mann is} wohl ein Satyr, den Hundéköpfigen mag die byzantintishe Kunst geliefert haben. Auf einem der kleineren Bruchstücke i} gleihtal!s ein von einem Baumzwetg essender Satyr targestelt. Die arôßere Nel'iefplatte aber 1rägt als zweite Szene zwei in Liebesumarmung begriffene ähnlihe Wesen unter ciner Baum- laube. Das Reltef dürfte im 10. Jahrhunde:t im longobardischen Herzoglum Spoleto entstanden sein. Der Fortschritt der Figuren- bildung in den folgenden Jahrhunderten läßt sich an mehreren. Kapitellen beobahten. Den altetümli(hsten Stilcharaktex etwa der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vertritt unter ihnen ein Kämpferkapitell aus Kalkstein. Es stellt auf jeder Seite zwei Nücken an Nücckn auf dem Hinterteil sizende und einer den andern größten- teils verdeckente Löwen dar, die ihre Zähne in ein von unten avfraaendes jugendlihes Menschenhaupt (Bln Das Beftreben, für jede der vier Ansichten den Löwenkopf vollständig zu zeigen und do das Zu- sawmenstoßen mit dem der Nebenseite zu vermeiden, hat zur teil- weisen Versbmelzung der Obe1kiefer und Stirnen geführt und ein sonderbares Gebilde mit zwei Rachen erzeugt. Das ist aber für diese Stiistufe durchaus bezeihnend; in der Regel pflegt die Vereinigung sogar noch weiter zu gehen, sodaß ein einziger Kopf verschiedenen Tter- oder sogar Mepvschenaestalten ge. Ein größeres Kapitell nähert sh dem Typvs des korinthishen Blattkapitells und trägt auf jeder Seite einen aufgerichteten Greifen; ein drittes Kapitell verrät noch deutl|her eine bewufte Annäherung an die antike Form, bewahrt in den Figuren aber den Charakter an die mittelalterlide Grotesle, Sie wid dur zwet über Kreuz sißende Wwen gebildet, deren unverhältniömäßia große Köpfe an den Elen mit je einem von der Nebenseite in der oben erwähnten Art