1896 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

E e E E E E E Es P L L 2 E N E E

n sechs Monaten hat der Stipendiat über den Fort- 7 Studien dem Senat der Akademie der Künste chen Bericht zu erstatten und, zum E des Studien- preises, zeihnerishe Aufnahmen und S igen beizufügen. Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat März 897. Nach e Entscheidung findet eine öffentliche [usjtellung der Konkurrenzarbeiten statt. Berlin, den 15. Oktober 1896. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für Roe Künste. nde.

Wettbewerb

um das Stipendium der Dr. Paul Schulze-Stiftung für das Jahr 1897.

Auf Grund des Statuts der Dr. Paul Schulßtze- Stiftung, die den Zwect hat, jungen befähigten Künstlern deutscher Abkunft ohne Unterschied der Konfession, welche als immatrikulierte Schüler einer der bei der hiesigen Königlichen Akademie der Künste bestehenden Unterrichts-Anstalten für die bildenden Künste (der akademischen Pie für die bildenden Künste oder den akademischen Meijter-Ateliers) dem Studium der Bildhauerkunst obliegen, die Mittel zu einer Studien- reise nah Jtalien zu gewähren, wird hiermit zur Theilnahme an dem für die Erlangung des Stipendiums eröffneten Wett-

“_ bewerb für das Jahr 1897 eingeladen.

Als Preisaufgabe ist gestellt eine durchgeführte Relief- Mage, darstellend:

„Christlihe Märtyrer in einem römischen Zirkus“. Die Größe der zur Darstellung gelangenden Hauptfiguren erwachsener Personen soll etwa 60 cm betragen.

Die kostenfreie Ablieferung der Konkurrenzarbeiten nebst \chriftlihem Bewerbungsgesuh an den Senat der König- lichen Akademie der Künste muß bis zum 15. März 1897 er- folgt sein.

Der Bewerber hat gleichzeitig einzureichen:

1) einen von ihm verfaßten Lebenslauf, aus welchem der Gang seiner künstlerischen Ausbildung ersichtlich ist,

2) verschiedene während seiner bisherigen Studienzeit von ihm selbst gefertigte Arbeiten,

3) eine schriftliche Versicherung an Eidesstatt, daß er die von ihm eingelieferte Konkurrenzarbeit selbst erfunden und ohne fremde Beihilfe ausgeführt habe,

4) Zeugnisse darüber, daß der Bewerber ein Deutscher ist und zur Zeit der Bewerbung als immatrikulierter Schüler einer der obenbezeihhneten akademischen Unterrichts-Anstalten dem Studium der Bildhauerkunst obliegt.

__ Eingesandte Arbeiten, denen die vorbezeichneten Schrift- stüde und Zeugnisse nicht vollständig beiliegen, werden nicht berüsichtigt.

Der Preis besteht in einem Stipendium von 3000 M zu einer Studienreise nach Jtalien.

__ Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 1897. Die Auszahlung der ersten Rate im Betrage von 1500 M erfolgt beim Antritt der Studienreise; die zweite Rate in gleicher Höhe wird gezahlt, wenn der Stipendiat nach Verlauf von sechs Monaten über den Fortgang seines Studiums an den Senat der Akademie der Künste einen für geuügend erachteten Bericht erstattet hat.

j Eine Theilung des Stipendiums an mehrere Bewerber ist ausgeschlossen.

Die Zuerkennung des Preises erfolgt Ende März 1897. Nach ge tPliener Entscheidung kann auf Bestimmung des unter- zeihneten Senats eine öffentliche Ausstellung der Bewerbungs- arbeiten stattfinden.

Die preisgekrönte Konkurrenzarbeit wird Eigenthum der Akademie der Künste.

Berlin, den 15. Oktober 1896.

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. H. Ende.

Wettbewerb

um den Preis der erstenMichael Beer'’shenStiftung auf dem Gebiete der Bildhauerei für das Jahr 1897.

Der Wettbewerb um den Preis der ersten Michael Beer’schen Stiftung für Maler und Bildhauer jüdischer ties day wird hiermit für das Jahr 1897 für Bildhauer eröffnet.

___ Die Wahl des darzustellenden Gegenstandes bleibt dem eigenen Ermessen des Konkurrenten überlassen. Die Komposi- tion kann in einem runden Werk oder einem Relief, in Gruppen oder in einzelnen Fiauren bestehen, nur muß sie ganze Figuren enthalten und zwar für runde Waike nicht unter einem Meter; das Relief aber soll in der Höhe nicht unter 70cm und in der Breite niht unter einem Meter messen.

Die kostenfreie Ablieferung der Konkurrenzarbeiten nebst shriftlichem Bewerbungsgesuh an den Senat der König- lihen Akademie der Künste muß bis zum 13. März 1897, Nachmittags 3 Uhr, erfolgt sein.

Es haben außerdem die Bewerber gleichzeitig einzusenden:

1) eine in Relief ausgeführte Skizze, darstellend: „Ver- \chmachtende finden eine Quelle“;

2) einige Studien nach der- Natur, die zur Beurtheilung des bisherigen Studienganges des Bewerbers dienen können;

3) eine amtlihe Bescheinigung, aus der hervorgeht, daß der Bewerber zur Zeit der Einsendung ein Alter von 22 Jahren erreicht, jedoh das 32. Lebensjahr noch nicht überschritten hat und daß derselbe sih zur jüdischen Religion bekennt;

4) eine Bescheinigung darüber, daß der Bewerber seine Studien auf einer deutshen Akademie gemacht hat;

L einen Lebenslauf, aus dem insbesondere der Studien- gang des Konkurrenten ersihtlih ist ;

___6) eine shriftliche Versiherung an Eidesstait, daß die eingereihten Arbeiten von dem Bewerber selbst erfunden und ohne Zenn Beihilfe ausgeführt sind.

ingesandte Arbeiten, denen die vorstehend unter 3 bis 6 aufgeführten Schrifistücke nicht vollständig beiliegen, werden nicht berücksichtigt.

__ Der Preis besteht in einem Stipendium von 2250 H zu einer Studienreise nah Jtalien unter der Bedingung, daß der terie sih aht Monate in Rom aufhalten und über seine

tudien vor Ablauf der crsten sechs Monate an die Akademie

Bericht erstatten muß.

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Of- tober 1897. Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat März 1897. Berlin, den 15. Oktober 1896. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sekiion für Es Künste. nde.

Ministerium für-Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der Oberförster Wallis zu Kronthal, Oberförsterei Stronnau, is|ff auf die Oberförsterstele Bordesholm im Regierungsbezirk Schleswig verseßt worden.

Der Forst-Assessor, Premier-Lieutenant im Reitenden Feld- jäger-Korps RNehfeldt ist zum Oberförster ernannt und ihm

ie Oberförsterstelle Stronnau, mit dem Wohnsiß zu Kronthal bei E a. Br. im Regierungsbezirk Bromberg, übertragen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Der Geheime expedierende Sekretär und Kalkulator Dölberg ist zum Ober-Buchhalter der Staatsshulden-Tilgungs- kasse ernannt worden.

VeltanntmaMmung.

Für die Provinz Sachsen wird die nächste Turn- lehrer-Prüfung zu Halle a. S. vom 11. März 1897 ab und die nächste Turnlehrerinnen-Prüfung zu Magde- burg vom 23. April 1897 ab stattfinden.

Das Nähere über diese Prüfungen enthalten unsere im Januar 1897 erscheinenden, Bekanntmachungen in den Amts- blättern der Königlichen Regierungen zu Magdeburg, Merse- burg und Erfurt.

Magdeburg, den 24. Oktober 1896.

Königliches Provinzial-Schulkollegium. Trosien.

Angekommen:

Seine Excellenz der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr.

Nichtamkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. November.

Jhre Kaiserlihen und Königlihen Majestäten wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienst in der Friedens- firhe bei. Sodann nahmen Seine Moajestät der Kaiser im Neuen Palais die Monais:Rapporte der Leib-Regimenter aus den Händen der betreffenden Kommandeure entgegen.

Heute Morgen um 9 Uhr empfingen Seine Majestät den Chef des Zivilkabinets, Wirklihen Geheimen Rath Dr. von Lucanus sowie den Kaiserlich chinesishen Zolldirektor Detring und nahmen hierauf die Vorträge des kommandierenden Admirals, Admirals von Knorr, des Staatssekretärs des Reichs-Marineamts, Admirals Hollmann und des Chefs des Marinekabinets, Kontre-Admirals Freiherrn von Senden: Bibran entgegen.

Die „Hamburger Nachrichten“ führen in einem Artikel, betitelt „Die Erklärung im Reichs-Anzeiger“, Folgendes aus: eGinmal geben wir nicht zu, daß diplomatishe Vorgänge der in Nede stehenden Art zu den „strengsten Staatsgeheimnissen* ge- hören. Die besprochenen rufsisch- deutshen Verhandlungen gehören der Geschichte an und den Archiven; ihre Geheimhaltung war für uns wie für den Dreibund von Hause aus kein Bedürfniß, sie erfolgte lediglih auf russischen Wunsch, und die Situation, auf welcher dieser Wunsch damals beruhte, besteht heute niht mehr. Im deutschen Interesse hätte unserer Ansicht nah die volle Ver- ôffentlihung gelezen, da der ganzen Sache für uns niht etwa ein Pudendum zu Grunde liegt, sondera ein berehtigter Anlaß für alle friedliebenden Angehörigen tes Reichs wie des Dreibundcs, mit Genugthuung auf den Vorgang zurückzublicken.*

Wir sind ermächtigt, darauf Folgendes zu erwidern: Die Frage, von welchem Zeitpunkt an geheime diplomatishe Vor- gänge den Charakter von Staatsgcheimnissen verlieren, kann aus]chließlich von leitenden Staatsmännern auf Grund ihrer Verantwortlichkeit und ihrer besonderen Kenntniß der politishen Lage entschieden werden. Jede Abweihung von diescm Grundsaß würde die auswärtige Politik Ueber- rashungen und Erschütterungen ausseßen und damit das Staatsinteresse gefährden. Hat Deutschland bedingungslos die Zusage ertheilt, sowohl die Thatsache wie den Jnhalt der vor 1890 mit Rußland geführten Verhandlungen geheim zu halten, so dauert diese Verpflichtung für Alle, die darum wissen, auch heute noch unverändert fort. Damit entfällt auch die Mög- lichkeit, auf den sachlihen Jnhalt jener Verhandlungen ein- zugehen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Scewesen und für Nehnungswesen, sowie die vereinigten Aus- \hüsse für Handel und Verkehr, für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Jn der Zeit vom 1. April 1896 bis zum Schlusse des Monats September 1896 sind im Deutschen Rei ch folgende Einnahmen (einschließlich der kreditierten Beträge) an P und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern

owie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt:

Bóôlle 213 021 291 (gegen denselben Zeitraum des Vor- jahrs + 18557 825 46), Tabacfsteuer 4606738 M (— 50 397 ky Zudersteuer und Zuschlag zu derselben 48526 841 f.

-+ 9934 908 M6), Salzsteuer 21 176 602 M (4+ 482 080 46), aishbottih- und Branntweinmaterialsteuer 294 623

ushlag zu derselben 60037719 # (+ 3837784 M),

gu 1 242 399 46), Verbrauchsabgabe von Branntwein und rennsteuer 681362 A (4+ 8341386 H), Brausteuer

14371984 M (+ 385006 4), Uebergangsabgabe von Bier 1 840148 M (+ 40014 A), Summe 363968 062 # (+ 32 286 207-4). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 8178435 M (+ 1027943 46), b. Kauf- und sonstige An- schaffungsgeschäfte 6 793 788 M (— 3 486 089 A), c. Loose A Privatlotterien 2735 000 M4 (+ 735 354 M), Staats- otterien 6 000954 #4 (— 527 136 M), Spielkartenstempel 597 356 6 (+ 57 978 A6), Wechselstempelsteuer 4 465 493 M“ (+ 267 030 A), Post- und Telegraphenverwaltun 142 462 920 (+ 6381 668 M6), Reichs - Eisenbahnverwal- tung 36 029 000 M (+ 1375 000 46).

Die zur Reichskasse gelangte Js - Einnahme abzüglich der Tv ergan und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende September 1896: Zolle 193 801 481 / (+ 17213919 M), Tabasteuer 4087 828 Æ (+ 53300 M), Zudersteuer und Zuschlag zu derselben 41 567 649 (+ 2987872 M), Salzsteuer 20 708 127 M (+4 667 060 4), Maischbottih- und Brannt- weinmaterialsteuer 5 458 403 (— 1175515 4), Ver- brauchs8abgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 51 458 176 M. (4 3782916 M), Brennsteuer 425 026 M (+ 147 258 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 13 777 574 M (+ 361 339 Æ) Summe 331 284 264 M (+ 24038 149 #). Spielkartenstempel 665187 M (+ 49 568 46).

Der Kaiserlihe Gesandte in Lissabon, Wirklihe Geheime Rath von Deren thall ist von dem ihm Allerhöchst be- willigten Urlaub auf seinen Posten PLEREUE und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Nach telegraphishen Meldungen an das Ober-Kommando der Marine[sind S. M. S. S. „Stosch“, Kommandant Kapitän zux See Thiele, und „Moltke“, Kommandant Korvetten- Kapitän Stiege, gestern in Tanger eingetroffen: S, M. S. „Stosch“ beabsichtigt die Weitecreise am 3. d. M. nah Port Mahon (auf Minorca) und S. M. S. „Moltke“ om 4 d M. nah Neapel fortzuseßen: S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Kommandant Korveiten- Kapitän Thiele (Adolph), ist heute von Nagasaki nach China in See gegangen; die abgelöste Besaßung S. M. S. v Iane - des Hulks „Cyclop“ und des Peilboots „Kasnerun“ wird am 4. November unter Fühuung des Korvetten-Kapitäns Deubel mit dem Dampfer der Wörmann- Linie „Lulu Bohlen“ die Heimreise über Monrovia antreten.

Potsdam, 31. Oktober. Am Sonnabend Nachmittag fand hier die Taufe der Tochter Seiner Durchlaucht des Prinzen und Jhrer Königlihhea Hoheit der Prinzessin Carl Anton von Hohenzollern statt. Die Taufe vollzog der fkatholishe Feldpropst der Armee Bischof Dr. Aßmann unter Assistenz des fkatholischen Divisions- Pfarrers Hoffrichter. Die Prinzessin erhielt die Namen Maria Antoinetta Wilhelmina Victoria Augusta. An der Feier nahmen theil: Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Jhre Königliche Hoheit die Gräfin von Flandern, Seine Königliche Hoheit ‘der Fürst von Hohen- zollern sowie Seine Durchlaucht der Erbprinz und Zhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Hohenzollern. Nach der Taufe fand ein Diner zu 32 Gedecken statt.

Baden.

Nach der Operation hat sich am Freitag bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ein mehrstündiger erquickender Schlaf eingestelk. Troß der Schwere des Ein- griffs sind die Nacht und der vorgestrige Tag befriedigend verlaufen. Temperaturerhöhungen sind niht wieder ein- getreten.

Braunschweig.

Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und die Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht sind am Sonntag Nachmittag von Blankenburg a. H. nach Camenz bezw. Berlin abgereist.

Anhalt.

Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sowie Jhre Durchlaucht die Prinzessin Alexandra, Höchstwelche während der leßten Tage zum Besuch am Fürstlihen Hofe in Sondershausen verweilten, sind am Sonnabend von dort wieder in ‘Dessau eingetroffen.

Deutsche Kolonien.

Das „Deutsch: Kolonialblatt“ vom gestrigen Tage ver- öffentlicht eine Verfügung des Neichskanzlers vom 17. d. M, betreffend die Ausführung der Allerhöchsten Verordnung vom 15. Juni d. J. über Schaffung, Besißergreifung und Ver- äußerung von Kronland und über den Erwerb und die Ver- äußerung von Grundstücken im Schußgebiet von Kamerun.

Oesterreich-Ungarn.

Jn der vorgestrigen Sißung des Budgetaus\chusses des osterreihishen Abgeordnetenhauses bemerkte der Minister - Prästdent Graf Badeni, cs sei bereits das Noth- wendige veranlaßt worden, um den übergroßen Bureaukratismus cinzushränken und cine Erleichterung in der Kürzung des Ver- fahrens bei der Verwaltung herbeizuführen. Er hoffe bestimmt, die Angelegenheit im Laufe des Jahres 1897 zum Abschluß zu bringen. Der Minister - Prästdent kündigte sodann eine Novelle zum Unfallversicherungtgesey an. Bei der Berathung des Etats des Ministeriums des Jnnern erklärte der Minister-Präsident betreffs der Wünsche der deutsh-böhmischen Abgeordneten : es bilde die Souge und eine der wichtigsten Aufgaben der Regierung, das Kuriengesch zu ver- wirklihen, zu dessen Annahme jedoch Zweidrittel- Majorität nothwendig sei. Jn der Frage der Abgrenzung der Bezirke stehe er auf dem von ihm und dem Justiz-Minister bereits dargelegten Standpunkt. Bezüglich der Regelung der Sprachenfrage werde die Regierung unbedingt allen sahlich begründeten Anforderungen auf dem Gebiet der Verwaltung und der Justizpflege Rehnung tragen. Die Klage, die Deutschen seien “in ihrem er- sammlungsreht behindert, sei unbegründet. Die Deutschen

in Böhmen hätten in Diesem Jahre in den deutschen und in den gemischtsprahlihen Bezirken 1020 Versamm- lungen unbehindert abgehalten; nur drei seien gestört worden, was er lebhaft bedauere. Die protestantischer- 1s eäußerten Besorgnisse erklärte Graf Badeni für un- egründet, da die Regierung unbedingt auf dem Boden der bestehenden Verfassung und der Staatsgrundgeseße stehe und die konfessionelle Gleichberehtigung in Oefter- reih ein unantastbares, \taatsgrundgeseßlihes Verfassungs- recht bilde. Der Minister - Präsident äußerte ferner, die Regierung beabsichtige durchaus nicht, die Statthalterei-Abthei- lung für Süd-Tirol aufzulösen; die Unterbrehung dauere nur bis zur Lösung der Frage der Beseßung des Statthalterpostens. Die Regierung werde das ihrige Be um den Wieder- eintritt der Süd-Tiroler in den Tiroler Landtag zu ermöglichen.

Der Klub der Vereinigten deutschen Linken nahm am Sonnabend, entgegen dem von dem Abgeordneten Pergelt im Namen der deutsh-böhmischen Abgeordneten eingebrahten Antrage, der Klub solle den Dispositionsfonds und das Budget in dritter Lesung ablehnen, mit 44 gegen 20 Stimmen folgen- den Antrag des Vorstandes an: „Den Klubmitgliedern ist die Abstimmung über den Dispositionsfonds und die dritte Lesung des Finanzgeseßes freigegeben. Alle Mitglieder haben gegen die Position „Cilli“ Des Budgets für 1897 zu stimmen. Bezüglich der zweiten Lesung des Budgets behält sich der Klub die Stellungnahme vor.“ Jnfolge der Annahme dieses An- trages beschlossen die deutsch-böhmischen Mitglieder, im Laufe der nächsten Woche eine Versammlung der deutsch- böhmischen Abgeordneten bchufs endgültiger Beschluß- fassung einzuberufen.

Von den für die vier Wahltage anberaumten 405 Wahlen zum ungarishen Reichstag ist bis heute das Endergebniß aus 404 Bezirken bekannt. Darnach wurden gewählt: 274 Liberale, 37 Anhänger der Nationalpartei, 48 Anhänger der Kossuth-Fraktion, 6 Anhänger der Ugron-Fraktion und 21 Anhänger der Volkspartei; 9 Gewählte haben sh keincr Partei angeschlossen; in 7 Bezirken hat sich die Noth- wendigkeit einer Stichwahl ergeben, in einem Bezirk (in Varin, Komitat Trencsen) wurde die Wahl unterbrochen, und in einem anderen Bezirk (Rimaszecs, Komitat Gömör) muß wegen Stimmengleichheit eine Neuwahl vorgenommen werden. Die Neuwahlen dürften in der ersten Hälfie des Monats Novem- ber stattfinden. Die liberale Partei hat bisher 81 Mandate gewonnen, und zwar 24 von der Nationalpartei, 16 von der Kossuth-, 21 von der Ugron-Fraktion und 20 von denen, die früher keiner Partei angehörten. Hingegen verlor die liberale Partei 17 Bezirke, und zwar 3 an die Nationalpartei, 6 an die Kossuth-Fraktion, 7 an die Volkspartei und 1 an jene, die sih keiner Partei anshließen. Der Reingewinn der libe- ralen Partei beträgt demnach 64 Wahlbezirke.

Großbritannien und JFrland.

Die Königin hat den Bischof von Peterborough, Creighton, welcher bei der Krönung des russischen Kaisers in Moskau als Vertreter Der anglikanischen Kirche zugegen war, zum Bischof von London ernannt.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer begann am Sonnabend die Berathung der Vorlage über die Kunstweine. Entgegen dem Vorschlag des Referenten, wurde ein Amendement, wo0o- nah Rosinen für den häuslichen Gebrauch zollfrei sein sollen, der Kommission überwiesen.

Von dem Finanz-Minister Cochery ist in der Deputirten- kammer eine Vorlage, betreffend die Ecneucrung des Privilegiums der Bank von Frankreich, eingebracht worden. Nach derselben foll der Gewinn von einer gewissen Grenze ab zwischen der Bank und dem Staat getheilt werden. Ferner sollen die landwirthschaftlihen Kreditbewerber den kaufmännischen gleichgestellt rverden.

Ein Dekret des Prästdenten Faure verfügt die Ein- sezung einer außerparlamentarischen Kommission von 58 Mitgliedern zum Studium der Frage des Alkfoho[l- Monopols. Der dem Dekret beigefügte Bericht des Finarz- Ministers faßt die Prüfung folgender Fragen ins Auge: Fabrikations-Monopol, Rektifizierungs-Monopol und Verkaufs: Monopol.

Nufland.

Der Kaiser und die Kaiserin trafen, wie dem „W.T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, mit der Großfürstin Olga und dem Großfürsten und der Großfürstin Sergius vorgestern Abend auf der Station Gatschina ein und wurden von dem Minister des Kaiserlichen Hauses Grafen Woronzow - Dashkow, dem Minister ür Verkehrswege Fürsten Chilkow und dem General- Adjutanten Fürsten Bariatinsky empfangen. Alsbald nach der Ankunft begaben sih Jhre Majestäten nach dem Palais, um die Kaiserin - Mutter zu begrüßen, Allerhöchstwelche Nachmittags um 4 Uhr mit dem Großfürsten Michael und der Großfürstin Olga Alexandrowna daselbst eingetroffen war. Um 8 Uhr Abends kehrten die Majestäten zum Bahnhof zurück und fuhren nah Zargkoje-Sselo weiter, wo Allerhöchstdieselben auf dem Bahnhof von dem Minister des Jnnern Goremykin und anderen hervorragenden Perfönlichkeiten empfangen wurden. Die Majestäten begaben fich sodann ohne Aufenthalt nah dem Alexandrowsky-Palast.

Jn der Kathedrale der Peter-Paulsfeste fand gestern, am Todestage Kaiser Alexan der's Il, eine feierlihe Todte n- messe in Gegenwart des Kaisers, der Kaiserin, der Kaijerin-Mutter und aller Großfürsten und Groß- fürstinnen slatt. Nah Der Messe kehrten der Kaiser und die Kaiserin sofort nah Zarskoje- Sselo zurück. Jn allen

- Kirchen St. Petersburas wurden ans Messen abgehalten. C

Durch Kaiserliche Ordre ist General-Major Tikhonow un Gouverneur der neugeschaffenen Provinz des chwarzen Meeres ernannt worden.

Ftalien.

Der König hat, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, von Monza aus ein Telegramm an den Minister-Präsidenten di Rudini gerichtet, worin Allerhöchstdersclbe betont, daß die Erinnerung an die überaus lebhafte Antheil- nahme der ganzen Bevölkerung an der Vermählung seines vielgeliebten Sohnes bei ihm unauslöshlih sein werde. Der! König fügt in Dem Telegramm hinzu: „Durch- drungen von tiefer Dankbarkeit, hegen Wir, die Königin und

ch, dieselben Cane der Liebe für das italienishe Volk, und Zch ersuhe Sie, der Dolmetsh Meines Herzens für dieses

l der Liebe zwishen Ztalien und Meinem Hause Gegenüber den in Schweizer Blättern veröffentlichten, aus Adibaba vom 24. September datierten Mittheilungen des Jagenieurs Jlg, daß die Friedensunterhandlungen mit Menelik im besten Gange seien und der Abschluß derselben nur von dem Willen JZtaliens abhänge, daß ferner die Wegnahme des Schiffes „Doelwyck“ nur vorübergehend verstimmt und daß die Mission Msgr. Macario's deshalb eine ungünstige Wirkung gehabt habe, weil die abessynische Geistlichkeit über die Einmishung des Papstes entrüstet ge- wesen sei, erklärt die „Agenzia Stefani“, daß der Regierung bisher keine Mittheilung des Majors Nerazzini zu- geaangen sei; die verschiedenen umlaufenden Nachrichten müßten daher mit Reserve aufgenommen werden. __ Das nächste Konsistorium wird, wie „W. T. B.“ be- richtet, zwishen dem 23. und 30. November stattfindea: in N dürften keine ausländishen Kardinäle ernannt werden.

Die Leiche des Kardinals Gustav Adolf zu Hohenlohe wurde vorgestern Nachmittag nach einer kurzen Trauerfeier in der Kirhe Santa Maria Maggiore, welcher der Herzog von Ratibor beiwohnte, in der Stille nah der Kapelle des deutschen Friedhofs bei Sankt Peter Übergeführt, auf dem die Beerdigung am 3. November nah einem feierlihen Todtenamt in der Kirhe San Lorenzo in Lucina stattfinden wird. Seine .Majestät der Deutsche Kaijer hat den preußishen Gesandten beim Vatikan, von Bülow, mit Allerhöchstseiner Vertretung bei den Trauerfeierlihkeiten beauftragt und einen prächtigen Kranz am Sarge niederlegen lassen. Die Königin von Jtalien sowie die Prinzessinnen Friedrich Carl und Friedrih Leopold von Preußen haben ebenfalls Kränze gespendet, desgleichen der Kronprinz und die Kron- prinzessin von Schweden und Norwegen, Höchst- welche si bei dem Begräbniß durch den shwedischen Gesandten, Baron von Bildt vertreten lassen werden. Der Erbprinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist zur Theilnayme an der Beerdigung heute in Rom eingetroffen.

Spanien.

Der Ministerrath hat die Grundlagen der Kredit- operation, welche in Spanien me werden soll, ge- nehmigt. Es wird, wie „W. T. B.“ erfährt, die Ausgabe einer fünfprozentigen, in aht Jahren zu tilgenden inneren Schu!d im Betrage von 400 Millionen Pesetas erfolgen.

Türkei.

Die Nachricht, daß an den Berathungen der Militär- Attachés in der Kommission für die Reorganisation der Gendarmerie auf Kreta auch die türkishen Mit- glieder theilgenommen hätten, ist, nah einer dem Wiener „Telegraphen - Correspondenz - Bureau“ zugegangenen Mit- theilung aus Konstantinopel, unrichtig. Die leßteren hätten bisher keinen Kontakt mit den Militär - Attachés gehabt und dürften demnächst durch andere erseßt werden, da, wie gemeldet, die Botschafter die Qualifikation dieser Delegirten bemängelt und ihre Ersezung durch andere verlangi hätten. Auch die Nachricht von täglichen Bot- \hafter-Konferenzen entspreche niht den Thatsachen; die Botschafter träten wie bisher einmal wöchentlih zur Be- rathung über die laufenden gemeinsamen Angelegenheiten zu- sammen.

Griechenland,

Jn den meisten Städten des Königreihs wurden, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern für die in Macedonien getödteten Jnsurgenten Requiems abgehalten. Jn den Kirchen wohnte eine zahlreihe Menge von Andächtigen den Gebeten der Geistlihen bei. An verschiedenen Orten wurden patriotishe Ansprachen gehalten und zahlreihe Kränze mit Jnschriften niedergelegt. Jn einigen Städten waren die Behörden, Deputirte, Offiziere sowie Professoren mit ihren Schülern bei der Feier anwesend.

Rumänien,

Bei dem Galadiner, welches zu Ehren des Königs von Secbien am Freitag im Königlihen Schlosse in Bukarest stattfand, brachte der König von Rumänien einen Toast auf den König Alexander aus, worin Allerhöchstderselbe sagte, er begrüße den dritten Herrsher Serbiens in seiner Haupistadt, was ein Beweis dafür sei, wie L und beständig die Beziehungen zwischen Serbien und Rumänien stets gewesen. Der König sprach sodann seinen Dank für den Besuh aus und wünschte dem König Alexander und dem serbischen Volke, für das die Rumänen so viele Sympathien hegten, Glück und Segen. Dec König von Serbien dankte für die ihm ausgedrückten Gefühle und den ihm bereiteten herzlihen Empfang und sprach sodann den Wunsch nach einer weiteren Vertiefung und Befestigung der lraditionellen, auf aufrichtiger Freundschaft und Jnteressen- gemeinschoft beruhenden Beziehungen beider Staaten aus. Abends fand ein glänzender Fackelzug statt. Jm Laufe des vorgestrigen Tages besuchten die Majestäten das Arsenal, die Geniekaserne und das pyrotechnishe Jnstitut. Nach dem Dejeuner reisten die Majestäten, der Prinz Ferdinand von Rumänien und der Minister-Präsident Sturdza nah Sinaia ab, wo die Königin und die Prinzessin Rerdinaid noch verweilen. Von dort trat der König von Serbien gestern die Rückreise uah Belgrad an. Jn Giurgew o wurde der König Alexander von einer Deputation im Namen des Fürsten ferti Pie von Bulgarien begrüßt. Der König beauftragte den serbishen diplomatischen Agenten in Sofia Danits\ch, dem Fürsten Nan für diese Auf- merksamkeit seinen Dank auszusprechen.

Serbien.

Die Sku pschtina hat ihre Sißungen dis zum 28. No- vember vertagt.

Bulgarien.

Dem „W. T. B.“ wird aus. Sofia berichtet: die vier Führer der Opposition hätten nah der Audienz bei dem Für ten, der ihnen gegenüber volles Vertrauen zu Stoilow ausgedrückt und erklärt habe, daß die Wahlen in voller E vor sih gehen würden, beschlossen, bei den nächsten Wahlen folidarish vorzugehen.

Montenegro.

Der Fürst, der Prinz Mirkoò und die Prinzessin Anna sind am Sonnabend nach Le zurückgekehrt und von einer großen Volksmenge mit begeisterten Huldigungen begrüßt worden.

Amerika.

Aus E wird berichtet, daß ein neuer H stoß stattgefunden habe, bei welhem 12 Ausfständische getödt und zahlreiche verwundet worden seien. Die Spanier hätten drei Verwundete verloren. Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge trete in Havanna mit Bestimmtheit das Gerücht auf,

er Führer der Aufständishen Maceo wolle sih unterwerfen.

Asien.

Der Erzbischof von Manila hat den Prokurator

des Dominikaner-Ordens in Madrid telegraphisch benachrichtigt, daß die Lage auf den Philippinen \chwieriger werde.

Afrika.

Der Sultan von Marokko hat, wie dem „Reuter'shen Bureau“ aus Aangas berichtet wird, dem britischen Ge- sandten daselbst 25 000 Dollars zum Bau einer neuen Mole in Tanger übersandt. Es ist dies eines von den Due nissen, welhe der britishe Gesandte vor einigen Monaten erlangt hat. Der Sultan hat ferner den Gouverneuren von Tanger und Tetuan befohlen, Expeditionen zur Bestrafung des Stammes der Beni Gorfet zu entsenden.

Dasselbe Bureau erfährt aus Kairo, daß die Scheichs mehrerer bedeutenden Stämme des Sudan sih der egyptischen Negierung unterworfen hätten. Es befinde sich daher cin großer Theil der Wüste zwischen Dongola, Berber und Omdurman im Besiß von Arabern, welche der Regierung freundlich gesinnt seien.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Neichstags-Ersaßwahl im 8. Potsdamer Wahlkreise (Westhavelland - Stadt Brandenburg) wurden, nah der amtlichen Zählung, insgesammt 18969 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Schriftsteller Peus- Dessau (Set 7864 Stimmen, auf den Landrath von Loebell-Rathenow (kons.) 6283 Stimmen und auf den Sn Blell-Brandenburg a. H. (fr. Volksp.) 4808

timmen.

Kunft und Wissenschaft.

Nach einem Runderlaß des Auswärtigen Amts dürfen die ethnographishen und naturwissenschaftlihen Samm- lungen der in den Shugßgebieten befindlihen Beamten und Militärpersonen, sofern sie niht lediglih im Privat- besiß des Sammlérs bleiben oder den heimischen wissenschaftlichen Instituten zur Verfügung gestellt werden, nur ausnahmsweise und nach vorher eingeholter Genehmigung des Auswärtigen Amts anderweitig verwerthet oder veräußert werden. Derartige Sammlungen sind vielmehr vor etwaiger Entäußerunz an das Königliche Museum für Völkerkunde zu Berlin, Kolonial-Abtheilung, zu senden, damit zunächst den heimishzn wissenshaftlihen Instituten Gelegenheit zum Erwerb gegeben wird. Diese Bestimmung is auch auf die Ange- hörigen der Schußtruppen und auf die in den Schußgebieten befind- lihea fkommandierten Offiziere ausgedehnt worden.

Der längere Zeit auf der Station am Kilimandjaro thätig geroesene Premier - Lieutenant von der Marwitz, welcher chon wiederholt dem Königlichen Museum für Naturkunde zu Berlin werthvolle Sammlungen von Vögeln zum Geschznk gemaht hat, überwies neuerdings der genannten Anstalt eine fleine Ausbeute von Säugethieren, welhe er östlih von Moschi zusammengebracht bat. Darunter befinden \sich mehrere fehr seltene Arten, u. a. ein Löffelhund, das erste in europäishen Museen befindlihe Cremplar aus Deutsh-Ostafrika, und der Schädel einer Giraffe, durch welchen leßteren es möglih fein wird, endli feftzu- stellen, ob die Sudanform oder die südafrikanishe Abart dieser merk- würdigen Thierform am Kilimandjaro lebt.

Bei dem Wettbewerb für farbige Plakat-Entwürfe, welche die Kunstanstalt von Grimme und Hempel in Leipzig ausgeschrieben hatte, konnte der erfte Preis von 1500 A in Er- mangelung eines dafür geeigneten Entwurfs nicht ausgetheilt werden. Statt desen wurden gebildet: ein weiterer zweiter Preis von 1000 #4 und zwei weitere Prie von 309 und 200 X Von Becliner Künstlern erhielten Preise die Maler Otto Gußmann, Albert Klingner, Hans Koberstein, Friß Beckter, Julius Voß und Arno Weber fowie die Malerin S Schütze- Charlottenburg.

Theater und Musik,

; Theater des Westens.

_Eine recht feltsame Aufführung von Shakespeare*s e Vamlet hat die neue Charlottenburger Bühne am Sonnabend vecanstaltet, nicht im Stil der überkommenen, wohl zumeist das Richtige treffenden Tradition, sondern in einer Anordnung, die der Darsteller der Hauptrolle, Herr Bonn, nach Berlin importkieët hatte. Sowohl in der Auffassung des Hamlet - Charakters als auch des ganzen Trauerspiels weiht er wesentli bon seinen Vorgängern ab. Im Kopfe des Negisseurs Boan malt sih die Welt, in der Hamlet der Däne sih bewegt, als ein Spuk- und Zauubecland, in welhem sich erheblich Wunderbareres ereignet, alé fi die Schulweisheit träumen läßt; man kann hier {leckchter- dings auch faum anders, als die Vordringlickeit bühnentechnischer Hilfsmittel, die durchaus nicht die Wirkung der Dichtung erhöhen, als eine Versündigung aegen Shakespeare zu bezeichnen; ift es doch, als wenn Auge und Ohr durch diese Neberdinge von dem bedeut- samen Inhalt des Trauerspiels gewaltsam abgelenkt' werden follten. Zu diesen Dingen gehörten die Chöre, die beidem Einzug des Königs- paares gesungen werden, wundersame Töne und Feuerersheinungen in der Schwurscene wobei Hamlet’s Schwert unmotivierterweise blau aufflammte, während das bedeutsame ,Shwört !“ des Geistes wie durch ein Nebelhorn gerufen klang —, ferner in der Titaag völlig unvor- geschene Gewitter eines sogar bci hellem Mondschein —, Sonnenaufgänge und andere Himmelsersheinungen. Die Oert- lihkeit, an welcher die einzelnen Scenen spielen, war in ziemlich willkürliher Weise geändert. Die obenerwähnte Scene mlet’s mit dem Geist ist in dem Park an die Stelle vers legt, wo der Mord begangen worden sein sol, der Geist selbft er- scheint hier zuerst durh die Kronen der Bäume? s{hwebend; an dieser Stelle spriht auch später Hamlet seinen Monolog, und hier. findet darauf die Vorstellung der Schauspieler vor dem Königspaare ftatt. Die letztgenannte Anordnung kann allein als eine ret geiteas Konjektur gelten, da der König just an dem Ort, wo er thn selbst begangen, den Mord zum Schein sich wiederholen sieht. Herrn Bonn's Leistung als Darsteller war ebenfalls bizarr genug, um manchen Widerspruch zu crwecken; vor allem aber war sie keine Schöpfung aus einem Guß, sondern eine Aneinanderreihung von mehr oder minder gelungenen Einzelheiten. Eines indeß kann man ihr wenig- stens nachrühmen, daß sie immer interessant blieb. Nicht als Grübler Zweifler stellte er den Dänenprinzen im Ganzen dar, fondern als eine im Schmerz wie in der Freude ungestüme Heldennatur. Da indessen diese Auffassung aus der Dichtun Yeraus namentlich in dem bekannten E nicht zu rehifertigen mußte hier der Geist Shakespeare’'s in einer Weise verg = werden, die unbedingt die Unhaltbarkeit der Bonn’shen Auffassung erwies. Hamlet Hheendete den in leidenshaftliher Erregung f \prohenen Monolog damit, daß ér den Dolch auf seine Brust