1896 / 269 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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‘demokraten und 2 Nationalliberale.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. E els, 4. November. ayer, Sec. Lt. vom Feld- Art. Regt. Nr. 34, auf sechs Monate zur Dienstleistung bei dem 9. Westfäl. Inf. Negt. Nr. 53 kommardiert. Haeseler, Sec. Lt. von der Re1. des Inf. Regts. Prinz Moriß von Anhalt:Dessau (5. Pomm.) Nr. 42, früher in diesem Regt., im aktiven Heere und war als Sec. Lt. mit einem Patent vom 22. März 1892 bei dem

nf. Negt. Keith (1. Oberschles.) Nr. 22 wiederangestelt. Gan ser, Königl. württemberg. Pr. Lt. vom Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen (7. Württemberg.) Nr. 125, behufs Kom- mandierung zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt, von dem Kommando zur Dienstleistung bei der trigonometrischen Abtheilung der Landesaufnahme entbunden.

XUL. (Königlich Sächfisches) Armee-Korps,

Beamte der Militär-Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs, Ministeriums. 4. No- vember. Großmann, Intend. Sekretariats, Assist. von der Korps- Intend., zum Kriegs-Zahlamt verseßt. Kappel, Intend. Sekretariats- Assist. von der Korps-Intend., zum Intend. Sekretär, Farr, Bureau-Diätar von der Intend. der 3. Div. Nr. 32, Gran, Bureau-Diätar von der Korps-Intend., zu Intend. Sefretariats- Assistenten, ernannt. Kemter, Baumgaertner, Militär- anwärter, als Intend. Bureau-Diätarien bei der Korps- Intend. an- gestellt. Moser, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. bei der 3. Ab- theil. 3. Feld-Art. Regts. Nr. 32 ernannt.

Nichkamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 11. November.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen Lei Vormittag um 9 Uhr im Neuen Palais den Chef des ivilkabinets, Wirklihen Geheimen Rath Dr. von Lucanus Len Chef des Militärkabinets, General von Hahnke zum ortrag.

In der heute unter dem Vorsiz des Vize-Präsidenten des Stáats - Ministeriums, Staatssekretärs des Jnnern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsißung des Bundes- raths wurden die Entwürfe der Etats auf das Etatsjahr 1897/98 für den allgemeinen Pensionsfonds, für die Ver- waltung des Reichsheeres, für das Auswärtige Amt und für die Reichsshuld genehmigt. Die Zustimmung wurde ertheilt: dem Geseßentwurf, betreffend die Feststellung des Reichshaus- halts-Etats für 1897/98, dem Gesegentwurf, betreffend die Feststellung des Haushalts-Etats für die Schuß- ebiete für 1897/98, dem Gesegentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Neichsheeres u. \. w., dem Gescgentwurf, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schußgebiete für 1896/97, sowie den Ausschußanträgen zu den Entwürfen von Gesegen wegen Abänderung der Unfallversicherungsgeseze. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: die Vorlage wegen Bildung mehrerer Schiedsgerichte für die Fleischerei- Berufsgenossenshaft, der Entwurf von Ausführungs- bestimmungen zur Gewerbeordnung, die Uebersichten der Reichs-Ausgaben und -Einnahmen für 1895/96, der Ent- wurf zum Besoldungs- und Pensions-Etat der Reichsbank- Beamten mit Ausnahme der Witglieder des Reichs- bank: Direktoriums für 1897, sowie der Gesehentwurf wegen Verwendung überschüssiger Reichseinnahmen aus dem Jahre 1897/98 zur Schuldentilgung. Außerdem wurde die Wahl von Mitgliedern für den provisorisch zu bildenden Börsenaus\s{huß vorgenommen.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag

2 Uhr im Reichstagsgebäude unter dem Vorsiy des Vize-

een, Staats-Ministers Dr. von Boetticher zu einer ißung zusammen.

Der Regierungs - Assessor Freiherr von Falkenhausen ist dem Landrath des Kreises Lübben zur Hilfeleistung zu- getheilt worden.

Oldenburg.

Der Landtag hat heute, wie „W. T. B.“ berichtet, mit 30 gegen 7 Stimmen in namentliher Abstimmung sein im vorigen Zee abgegebenes Mißtrauensvotum gegenüber dem Vorsißenden des Staats-Ministeriums und Minister des ner Jansen und dem Justiz-Minister Flor wiederholt. er Minister Jansen verlas hierauf einen Protest, worin die isse des Landtages staatsrehtlich für ungültig erklärt werden.

Sachsen-Coburg-Gotha.

JZhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Herzogin und Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Geilen find heute von Coburg nah Darmstadt abgereist. Von dort E Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit sich nah England egeben.

Die Landtagswahlen im Herzogthum Gotha haben, der „Goth. Ztg.“ zufolge, das Ergebniß gehabt, daß von den 19 Vertretern 7 der Sozialdemokratie, 6 den beiden freisinnigen Parteien und 6 den Nationalliberalen angehören. 11 der bisherigen Abgeordneten sind wiedergewählt worden, während 8 Abgeordnete neu eintreten, und zwar 6 Sozial- Jn den Landtag für das Herzo M4 um Coburg sind 6 Freisinnige und 5 National- liberale gewählt worden, sodaß sih der gemeinschaftliche Landtag aus 12 Freisinnigen, 11 Nationalliberalen und 7 Sozialdemokraten zusammen}egzt.

Oesterreich-Ungarn.

Die feierlihe Beiseyg ung des Herzogs Wilhelm von Württemberg hat, wie „W. T. F: gestern Vormittag daselbst in Anwesenheit der Herzogin Philipp von Württemberg, der Erzherzoge Franz Ferdinand und erdinand Karl, der Herzoge Nikolaus und Albreht von Württemberg, der Großfürstin Alexandra von Rußland, des Reichs- Kriegs-Ministers von Krieghammer, des ungarischen Landes- vertheidigungs-Ministers Barons Fejérváry und zahlreicher Regiments-Deputationen stattgefunden. Am Sarge wurden zahlreiche Kränze niedergelegt, darunter solche des Deutschen Kaisers, des Kaisers Franz Joseph und des Königs und der Königin von Württemberg.

Der Budgetaus\chuß des österreichischen Abgeord- netenhauses nahm gestern eine Refolution zu Gunsten der Ertheilung des Oeffentlichkeitsrehts an die czechische Komensky- Schule in Wien an ; ein Antrag des Abg. Fux auf Streichung des Postens „Cilli“ wurde E Bei dem Kapitel „Tabac- gefälle“ erklärte der Finanz-Minister Dr. von Bilinski, die Frage der Sonntagsruhe in den Trafiken (Tabackverkaufs- läden) werde sofort nah dem Abschluß der im Gange befind- lihen Erhebungen gelöst werden.

Bei den gestrigenLandtagswahlen in sechs südtiroler Landgemeindebezirken wurden durhweg Abstinenz- kandidaten gewählt. Es wurden zumeist die bisherigen Ver- E großen Mehrheiten, theilweise einstimmig, wieder- gewählt.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung der Jnterpellation über die Organisation der Ver- waltung in Algerien fort. Der General-Gouverneur Cambon betonte dabei die Nothwendigkeit, daß das bisherige System, welches die verschiedenen Dienstzweige in Algerien den entsprehenden Ministerien unterstellt, aufgegeben und diese Dienstzweige unter die unmittelbare Autorität des Gouverneurs gebraht würden. Eine in diesem Sinne beantragte und von der Regierung genehmigte Tagesordnung wurde von dem Hause fast einstimmig angenommen. Der Deputirte für Oran Saint-Germain interpellierte die Regierung wegen des Verhaltens englisher Methodisten in Algerien, welche er beschuldigte, daß sie ihren Einfluß an die Stelle des französishen seßen wollten und Waffen und Schießbedarf an die Kabylen vertheilten. Der General - Gouverneur Cambon erwiderte, daß über die bezeichneten Vorgänge eine Untersuhung eröffnet sei. Saint-Germain brahte darauf eine Tagesordnung ein, welhe die Regierung auffordert, den Umtrieben der Methodisten ein Ende zu bereiten. Diese Tagesordnung, welche der Minister des Jnnern Barthou billigte, wurde ohne namentliche Abstimmung angenommen. Die Deputirtenkammer b:\{chloß sodann mit 273 gegen 254 Stimmen, in der nächsten Sizung Über den Modus der Wahlen zum Senat zu berathen, entgegen dem Antrage des Minister-Präsidenten Méline, welcher den Beginn der Budgetberathung auf die Tagesordnung geseßt wissen wollte.

. Mit Ausnahme der Regierungspresse erblieen die Pariser Blätter in diesem Ergebniß der Abstimmung über die Tages- ordnung der nächsten Sißung der Deputirtenkammer eine empfindliche Niederlage des Kabinets. Die radikalen Blätter sehen den baldigen Sturz des Ministeriums voraus und glauben, schon die heute stattfindende Debatte über die Jnter- pellation, betreffend den Kongreß der katholischen Geistlichkeit in Reims, könne die Entscheidung bringen.

Ftalien.

Der badische Gesandte in Berlin Dr. von Jagemann wurde gestern von dem Papst in einstündiger Audienz empfangen. Msgr. Macario hat dem Papft ein Hand- \hreiben Menelik’s überreiht, welhes angeblih ver- öffentliht werden wird.

Spanien.

Aus Alicante erfährt „W. T. B.“, daß der frühere Minister-Präsident Sagasta shwer erkrankt sei.

Schweiz.

Gestern is in Bern ein vom 17. Juli 1897 ab für zwölf Jahre gültiger Freundschafts- und Niederlassungs- vertrag zwishen der Schweiz und Japan unterzeichnet worden. Der Vertrag entspriht im wesentlihen den von Japan mit England, den Vereinigten Staaten, Deutschland, Frankreih u. \. w. abgeschlossenen Verträgen. Haupt- bestimmungen des Vertrags sind: Erhöhung des japa- nischen Zolltarifs, Aufhebung der Konsulargerichtsbarkeit in Japan, Erschließung des ganzen japanischen Gebiets für den fremden Handel, Beitritt Japans zu den internationalen Kon- ventionen zum Schuße des geistigen Eigenthums und gegen- seitige Meistbegünstigung.

Luxemburg.

Die Session der Deputirtenkammer is gestern in Luxemburg ohne Thronrede eröffnet worden. Nachdem die im Juni vorgenommenen Wahlen als gültig befunden waren, wurde die Eidesleistung vorgenommen, bei welcher der Depu- tirte Spoo-Esh darauf hielt, dem „König-Großherzog“ Treue zu geloben, weil niemand das Recht habe, in der Verfassung das Wort „König“ ohne weiteres zu streichen. Bei der darauf folgenden Wahl des Bureaus wurde der bisherige Vize - Präsident Simons im zweiten Wahlgang mit 26 gegen 18 Stimmen, welhe auf von Tornaco fielen, zum Präsidenten und von Tornaco, cin - ausgesprochener Gegner des Staats - Ministers Eyschen, mit 22 gegen 21 Stimmen, welche auf den Anhängec der Regierung Hammer fielen, zum Vize-Präsidenten gewählt. Zu Sekretären wurden Laval und August Collifi gewählt, welche * ebenfalls als Gegner der Regierung betrachtet werden.

Türkei.

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Konstantinopel qufolge sind die Armenier von amtlicher Seite in den lättern aufgefordert worden, „den durch Uebelgesinnte verbreiteten falshen Gerüchten kein Gehör zu enken , sondern sich andauernd ruhig zu verhalten und mit vollem Vertrauen friedlich ihren Geschäften nachzugehen“. Weiter ist amtlich mitgetheilt worden, der Sultan habe befohlen, die zur Unterstüßung der von den leßt- jährigen Unruhen Betroffenen gezeihneten Summen an die

aus Mecan berichtet,

nothleidenden Landbauer Kleinasiens ohne Unterschied zu vertheilen.

Bulgarien.

Wie der „Neuen Freien Presse“ aus Sofia geme wird, hat der Kaiser von Oesterreich dem bularit@e Kriegs-Minister Petrow seine mit eigener Unterschrift ver- sehene Photoaraphie übersandt. Der Fürst Ferdinand ließ sofort auf diplomatishem Wege seinen wärmsten Dank für die Auszeihnung des Kriegs-Ministers nah Wien ge- langen, indem er hinzufügte, daß er in diesem Gnadenbeweise des Kaisers eine hohe Auszeihnung für die ganze bulgarische Armee erblie.

Der russische Botschafter in Konstantinopel von Nelid ow wurde gestern auf der Reise nah St. Petersburg von dem Fürslen Ferdinand auf dem Bahnhofe in Sofia be- grüßt. Der Fürst hatte eine längere Unterredung mit dem Botschafter.

Amerika.

Der am Montag Abend in Washington abgeschlossene Schiedsvertrag zwishen Großbritannien und den Ver- einigtenStaaten, betreffend die Venezuela-Frage, besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, daß die E chiedskommission aus fünf Mitgliedern bestehen soll, von denen je zwei seitens der Vereinigten Staaten von Amerika und Englands gewählt werden; das fünfte Mitglied soll dann von diesen vier gewählt werden. Der Schiedsoertrag stellt als Grundsaß fesi, daß eine 50 Jahre hindur nicht bestrittene Occupation das Eigen- thumsrecht an den folonisierten Gebieten begründe.

Asien.

Aus Manila wird berichtet, die Aufständischen, welche sich in Noveleta verschanzt gehabt hätten , seien geiagen und die Stadt nah erbittertem Kampf von den opantern genommen worden. Die Aufständischen hätten 400, die Spanier 33 Todte verloren.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sizung des Reichs- tags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (121.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher und der Justiz-Minister Schönstedt bei- wohnten, wurde die zweite Berathung des Geseßentwurfs, be- treffend Aenderungen und Ergänzungen des Gericht s- verfassungsgeseßes und ber Siraspboiehordauna, fortgeseßt, und zwar bei der gestern abgebrochenen Debatte über S 77 des Gerichtsverfassungsgeseßzes.

Nach dem bestehenden Geseh sind die Kammern des Landgerichts mit drei Richtern beseßt, bei der Hauptver- handlung in Strafsachen aber mit fünf Richtern.

Die Regierungsvorlage will Zivil- und Strafkammern mit drei Richtern beseßen, während die Kommission für das Berufungsverfahren die Beseßung mit fünf Nichtern beantragt.

Die Abg. Gröber, Rembold und Genossen (Zentr.) beantragen, zu dem Drei-Richter:Kollegium zwei Laien als E o heranzuziehen.

ür den Fall der Ablehnung dieses Antrags will der Abg. Sch midt-Warburg (Zentr.) die Strafkammern in erster Jnstanz bei Fällen, in welchen ein Verbrehen den Gegenstand der Verhandlung bildet, und in zweiter Jnstanz, wenn ein Ver- gehen den Gegenstand der Verhandlung bildet, mit fünf Richtern beseßt wissen.

Bei Schluß des Blattcs begründet der Redner seinen Antrag.

Bon den Abgg. Munckel und Genossen sind im Reichs- tag folgende Interpellationen eingebraht worden:

1) Im Auftrage des Herrn Reichskanzlers hat Herr Staatssekretär Dr. von Boetticher in der Reichstagssißung vom 20. April d. J. in Beantwortung der Interpellation Dr. Bachem, welche aus Anlaß des Duells Schrader-Kote erfolgt war, die Erklärung abgegeben, daß der Herr Neichskan;ler „in ernste Erwägungungen darüber ein- getreten ist, welhe Maßregeln zu ergreifen sein werden, um eine Sicherung und Achtung der Strafgeseße wirksamer als bisher zu erreichen". Das Ergebniß dieser Erwägungen mitzutheilen, sei, da dieselben noh nicht abgeschlossen sind, zur Zeit nicht thunlich.

. Am Tage darauf, am 21. April d. J., hat dec Reichétag cin- stimmig den Antrag angenommen: „die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln dem mit den Straf- geseßen im Widerspruch stehenden Duellwesen mit Entschiedenheit ente gegenzuwirken“.

Inzwischen hat das Duellunwesen noh weiter um sih gegriffen, insbesondere in den Kreisen der Offiziere und Beamten. Die von den Gerichten verhängten Strafen sind mehrfach durch Begnadigungen nahezu aufgehoben worden. Von einer Ausführung des Reichstags- beshlusses oder auch nur von einem Ergebniß der oben erwähnten Erwägungen des Herrn Reichskanzlers is bisher nihts bekannt geworden.

Demgemäß erlauben wir uns, an den ‘Herrn Reichskanzler die Anfrage zu richten, ob er zum Abschluß seiner vom 20. April {ebenden Erwägungen nunmehr gekommen is und was etwa an- geordnet ist, um dem einstimmig gefaßten Beschluß des Reichstags Rechnung zu tragen.

2) An den Herrn Reichskanzler erlauben wir uns die Anfrage zu rihten, was den Behörden bekannt geworden is über die Vorgänge, welche in der Nacht zum 12. Oktober d. J. in Karlsruhe zur Tödtung des Technikers Siepmann durch den Premier-Lieutenant von Brüsewißz geführt haben.

Der Abgeordnete von Ploeg hat im Reichstag einen Geseygentwurf, betreffend den Verkehr mit Ersaßzraitteln des Weines und die Besteuerung derselben sowie die besondere Besteuerung des bei der gescßlich zulässigen Weinvermehrung verwendeten Zuckers, eingebracht.

Die Abgg. yon Ploey und Genossen haben ferner im Neichstag den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Jn- validitätsversicherung, eingebracht.

Von den Abgg. Ancker und Gen. Antrag gestellt : Hinter § 210 des Reihs-Strafgesezbuchs wird folgender 8 210a eingeschaltet: Bei jeder Verurtheilung aus den §8 201, 202, 203, 205, 206, 207, 208 und 210 is neben der Freiheitsstrafe auf Verlust der bekleideten öffentlichen Aemter, sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte zu erkennen.

wurde folgender

B E gt: E i. I

Nach amtlicher Feststellung wurden im 1. hessischen a ice (Gießen) bei der Reichstags-Ersaßwahl am 5. November d. J. 12015 gültige Stimmen abgegeben, wovon entfielen: auf Landwirth Philipp Köhler VI. in Langsdorf (Antis.) 4177, Philipp Scheidemann in Gießen (Soz.) 3351, Gutspächter Karl Meinert in Hammerhof (nl.) 9442, Professor Dr. Stengel in Greifswald (dfreis.) 2129, auf andere Personen 6. Es ist somit eine Stihwahl zwishen Köhler und Scheidemann erforderlich.

Nr. 32 des „CEisenbabn-Verordnungsblatts“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 9. November, hat folgenden Inhalt : Bag zu dem Internationalen Ueber- einkommen über den Eifenbahnfrachtverkehr vom 14. Oktober 1890, vom 20. Sep:ember 1893. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 27. Oktober 1896, betr. Besoldungédienstalter der aus Militäranwärtern hervorgegangenen Eisenbahn - Sekretäre; vom 27. Oktober 1896, betr. Amtskautionen der Beamten des Fahrdienstes ; vom 28. Oktober 1896, betr. Milchbeförderung; vom 2. November 1896, betr. Kostenansaß in Disziplinarsachen; vom 4, November 1896, betr. Aenderung der Dienstanweisung zur Freifahrtordnung. Nach-

richten.

Statistik und Volks8wirthséhaft.

Außenhandel des österreihisch- ungarischen Zollgebiets im Jahre 1895.

Das statistische Departement im österreichischen Handel8-Ministerium hat jüngst den zweiten Band der „Statistik des auswärtigen Handels des öôsterreihish-ungarischen Zollgebiets im Fahre 1895“ heraus- gegeben, der die endgültigen Angaben über den Spezialhandel enthält. Die „Wiener Zta.“ theilt daraus folgende Ziffern mit:

Es betrug die 1895 1894

in Millionen Meter- Ztr.

U O29 COEC

Ausfuhr . a 1802 132,5 An diesem Verkehr partizipierte der Seeverkehr 1895 bei der Einfuhr mit 9,8 Mill. M.-Ztr., d. i. 11,8 %/% (gegen 9,1 Mill. M.-Ztr., d. i. 11,7% in 1894), und bei der Ausfuhr mit 8,3 Mill. M.-Ztr., d. i. 6,2 9% (gegen 8,9 Mill. M -„Ztr., d i. 6,79% in 1894). Dem Werthe nah bezifferte sich (exklusive der edlen Metalle und

Münzen) die 1895 1894

in Millionen Gulden Einfuhr 7225 700,0 Ausfuhr 741,8 795,5

Also Ueberschuß der Ausfuhr 19,3 95,5 Der Antheil des Seeverkehrs an dem Werth der Einfuhr betrug 149,5 Mill. Gulden, d. i. 20,7% (gegen 135,6 Mill. Gulden, d. i. 19,49% in 1894), sein Antheil an dem Werth der Ausfuhr 94,7 Mill. Gulden, d. i. 12,89% (gegen 96 Mill. Gulten, d. i. 12,1% in 1894). Der Verkehr in Edelmetallen und Münzen gestaltete

ih, wie folgt : nh 1895 1894

in Millionen Gulden O08 37,6 E Do 27.4

Die wichtigsten Artikel waren in der Einfuhr: Kolonialwaaren mit einem Werthe von 41 Mill. Gulden (gegen 41,2 Mill. Gulden in 1894), Tabak 25,5 (23,1), Getreide und Hülsenfrüchte, Reis, Mehl und andere Mahlprodukte 28,4 (34,3), thierishe Produkte 39,7 (36), Getränke 14 (14,1), Koblen und Keks 33,5 (30,7), Baumwolle, roh 90,1 (46,5), Wolle 39,5 (34,7), Seide und Seidenwaaren 34,8 (32,2), Leder und Lederwaaren 19,2 (20,4), literarishe und Kunstgegenstände 19,5 (25,8), und in der Ausfuhr: Zucker mit einem Werthe von 63 Mill. Gulden (gegen 73,4 Mill. Gulden in 1894), Getreide und Hülsenfrüchte, Reis, Mebl und andere Mahlprodukte 55,8 (74,4), Schlacht- und Zugvieh 62,2 (98,8), thierishe Produkte 72,9 (66,3), Getränke 19,2 (18), Leder und Lederwaaren 38 (31,6), Holz 65,2 (61,8), Kohle und Koks 30,8 (30,2), Holz- und Beinwaaren 19,3 (19), Glas und Glaswaaren 23,1 (19,3).

Bei den wichtigsten Her kunfts- und Bestimmungsländern gestaltete ih die Handelsbewegung folgendermaßen: Es betrug die Einfuhr aus dem Deutschen Reich 257,6 Mill. Gld. (+ 20 000 Gld.) oder 35,7 9% der gesammten Einfuhr; die Ausfuhr dahin 350,1 (— 37,0) Mill. Gld. oder 47,2%/9 der gesammten Ausfuhr. Die Einfubr aus Jtalien be- trug 47,5 (— 2,4) Mill. Gld. oder 6,6 9/ der Einfuhr; die Aus- fuhr dabin 62,3 (+ 10,0) Mill. Gld. oder 8,4 9/9 der Ausfuhr. Die Eiafuhr aus Rußland betrug 46,9 (+ 3,9) Mill. Gld. oder 6,5 %; die Ausfuhr dahin 26,9 (— 2,3) Mill. Gld. oder 3,6%. Die Eins» fuhr aus der Schweiz 21,3 (— 1,3) Mill. Gld. oder 2,9 %/0; die Ausfuhr dahin 34,7 (— 7,3) Mill. Gld. oder 4,79/6. Die Ein- fuhr aus der Türkei 15,5 (+ 3,2) Mill. Gld. oder 2,1 9%; die Ausfuhr dahin 19,5 (— 5,1) Mill. Gld. oder 2,6 9%. Die Einfuhr aus Rumänien 13,9 (+ 3,4) Mill. Gld. oder 1,99%; die Ausfuhr dahin 24,9 (— 3,8) Mil. Gld. oder 3,40/9. Die Einfuhr aus Serbien 17,3 (— 0,1) Mill. Gld. oder 2,49/0; die Ausfuhr dahin 9,3 (—2,4) Mill. Gld. oder 1,3 9%/0. Die Einfuhr aus Großbritannien 75,3 (+ 0,8) Mill. Gld. oder 10,4%; die Ausfuhr dahin 63,7 (— 7,4) Mill. Gld. oder 8,6%. Die Einfuhr aus Fraukreih 25,9 (+ 2,1) Mill. Gld. oder 3,6 9/6; die Ausfuhr dahin 30,4 (— 2,6) Mill. Gld. oder 4,1 9%. Die Einfuhr aus brit. Indien 40,1 (— 3,8) Mill. Gld. oder 5,6 9/0; die Ausfuhr dahin 6,5 (— 0,3) Mill. Gld. oder 6,9 %. Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten von Amerika 37,7 (+ 6,4) Mill. Gld. oder 5,2 90; die Ausfuhr dahin 16,8 (+ 4,0) Mill. Gld. oder 2,3 9/0.

Die syftematische Waarengruppierung des Außenbandels zeigt für 1895 folgendes Bild:

a. nach NRobstoffen und Fabrikaten geordnet: Ausfub

c uêésuHhr gegen Einfuhr Ausfuhr Einfubr in Millionen Gulden 405,4 318,2 872 114 2 97,7 16,5 202,9 325,9 -+ 123,0

20 (M8 + 19,0 b. nah Produktions-Gruppen geordnet : Einfahr Ausfuhr Vuefade egen

Rohstoffe Halbfabrikate Ganzfabrikate

in Millionen Gulden Erzeugnisse der Land- und Forst- wirthschaft und der Fischerei . 343,9 281,9 62,0 Erzeugnisse des Bergbaues und Hüttenbetriebes 74,6 45,9 928,7 Erzeugnisse der Industrie . 304,0 414,0 + 1100 722,5 741,8 + 19,3

Zur Arbeiterbewegung.

In Gräfrath befinden sih, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, die Former der Firma C. W. Mell schon seit etwa 3 Wochen wegen Lohnstreits im Ausstande.

Aus Berlin berichtet die Berliner „Volks-Ztg.“ zum Aus- stande der Lithographen und Steindrucker, daß 427 aus- pandige Lithographen, wie in einer Versammlung der Ausständigen mitgetheilt wurde, von den Arbeitgebern wegen Kontraktbruchs vor dem Gewerbegeriht verklagt worden sind; 85 Ausständige sind bis jeßt zu je 16,20 4 Schadenersaß

an die Fabrikanten verurtheilt worden. (Vgl. Nr, 268 d. Bl.). In der Gufßstahlfabrik und Eisengießerei vormals Hartung in Berlin haben die Arbeiter nah einer Mittheilung des , Vorwärts“ die Arbeit niedergelegt.

Kunst und Wissenschaft.

__In der „Naturforshenden Gesellshaft“ zu Danzig spra, wie die „Danz. Allg. Ztg.* berichtet, am b. d. ‘M. Herr Professor Dr. Conwentz über einige jüngst bei Baumgarth gemachten prä - historishen Funde. Der Vortragende erinnerte zunächst daran, daß gerade aus den Mooren der Provinz Westpreußen die zahlreihsten Funde zu verzeichnen seien; jeßt sei aber ein Fund gemacht worden, der alle bisherigen übertreffe, nämli der einer Moorbrüdcke, die man im Sorgethal bei Baumgarth auf- gedeckt habe. In Deutschland, so führte der Redner aus, {sind bereits verschiedene Arten von Holzwegen angetroffen worden, z. B. in Olden- burg, Braunshweig, Berlin, Ae Auch in Danzig scheinen solche Holzwege bestanden zu haben ; alle ‘diese Wege sind aber sogenannte Knüppeldämme, während die Moorbrüde bei Baumgarth ein festes G füge aufweist. Solche Moorbrücken sind bisher nur im Westen Deutsch- lands, im Dithmarschen und einmal auch in Jütland entdeckt worden, für den Osten ift diese Moorbrücke im Sorgethal der erste derartige Fund. Die Moorbrücke besteht aus 4 bis 6 über einander geshihteten Lang- resp. Querhölzern, als Belag dienten 2 resp. 3mal gespaltene starke Baumstämme. Die Brücke zeigt der Lage nach in ihrer Bauart verschiedene Abweichungen, die je nah der Bodenbeschaffenheit unter der Brückeausgeführt sind. An vielen Stellen der Brüe fehlen bereits die Belagstüke; sie find versoben oder weggeshwemmt. Bei durh- schnittliher Breite von 24, stellenweise auch 34 m ist bei der Brücke eine Länge von 1280 m nachgewiesen: das ist die doppelte Länge der Dirschauer Brücke. Im allgemeinen läuft die Brücke, deren Material fast durchweg Eichenholz und nur im Anfang der Brücke als Belag Kiefernholz zeigt, von Westen nah Osten; nur nach der Mitte zu befintet si ein kleiner Knick, was darauf schließen läßt, daß man bei der Brücke von beiden Seiten zugleich zu bauen be- gonnen hat und hier bei dem Knick zusammengetroffen is. An Holz- werth würde die Brücke jeßt wohl, da sie etwa 1600 cbm Holz auf- weist, etwa 40 000 M repräsentieren. Die Bearbeitung der Holz- theile der Brüdcke is eine sehr rohe, nirgends läßt sih eine Ein- wirkung der Säge oder des Bohrers erkennen; alles is mit der Art oder einem andern groben Instrument gemaht. Es ift wahrscheinlih, daß die Brücke nicht gleih so gebaut wurde, wie sie sich jeßt zeigt, sondern, da die Brücke sh verschiedentlih gesenkt, nah und nah neue Auftragungen erhalten hat. sonstigen Funden sind bei den jeßigen Ausgrabungen daselbst erbeutet worden: Thonscherben, welhe der Burgwallperiode angehören, Knochen von Haus- und Waldthieren, Haselnüsse, ein Stein zum Quetschen des Getreides, ein Holz;shlägel 2x.,, sodaß also dort unbedingt früher Leute gewohnt haben müssen. Was das Alter der Brücke anbetrifft, so wird man die Entstehung wohl in die Z:it der alten Preußen zurückverlegen müssen. Bemerkenswerth ist, day die Brücke, soweit sie aufgedeckt ist, noch keinerlei Abnugung zeigt; hauptsächlich hat die Brücke 'zwar dem Fußgängerverkehr gedient, jedo ist dieselbe auch von Pferd und Wagen passiert worden, wobei allerdings zu er- wägen ift, daß die Wagenräder sowie die Pferde damals wohl noh nit beshlagen gewesen find. Troßdem hätte aber doch eine Abnuzung zu konstatieren sein müssen, und es liegt daher die Annahme nahe, daß die Brücke noch mit einer Erdshiht überdeckt gewesen ist. Kürzlich ist nun eine halbe Meile oberhalb dieser Fundstelle eine zweite und jedenfalls noch ältere Brücke entdeckt wroorden, die aber bedeu- tend einfacher gebaut ist. Das im vorigen Jahre bloßgelegte Boot wurde 1,7 km südlich der Moorbrücke gefunden. Herr Professor Conweny bemerkte noŸ, daß, nachdem die einzelnen Gruben zur Fundstelle der Moorbrücke wieder zugeshüttet sind, demnächst auf dem Terrain der Fundftelle und zwar am Anfang, in der Mitte und am Ende Signalstangen aufgestellt werden sollen, welche die Lage der unter Tage befindlichen Brücke anzeigen werden. Mit Dankesworten an die Kreisverwaltung des Kreises Stuhm, sowie an alle, welhe an der Zutageförderung dieses hohwihtigen Fundes mitgeholfen haben, besonders an den Kreis - Baumeister Lucas für dessen hilfsbereite Thätigkeit bei den s{chwierigen Ausgrabungsarbeiten {loß Herr Con- went den Vortrag und erläuterte dann noÿh die ausliegenden photo- graphishen Aufnahmen, Zeichnungen 2c von der Moorbrüde

Aus Bern meldet „W. T. B.*, daß der Bundesrath auf Einladung Bayerns beschlossen hat, auf der tnternationalen Kunst-Ausstellung in Vünchen im Jahre 1897 mit Hilfe des Bundes eine Kollektiv-Ausstellung von Werken \chweize- risher Künstler zu veranstalten.

Anton Springer’'s „Handbuch der Kunstgeschichte“ ist in der neuen, vierten Auflage mit dem soeben ershienenen Bande, der die „Renaissance im Norden und die Kunst des 17. und 18. Jahr- bunderts* behandelt, vollständig geworden. Das öfter erwähnte, von E. A. Seemann in Leipzig verlegte Werk umfaßt nunmehr vier Bände, die in Leinen gebunden 24 A kosten: ein im-Hinblick auf das Gebotene (160 Bogen Text mit 1450 Abbildungen und 8 Farben- drucktafeln) fehr billiger Preis. Gewährt das Werk mit diesem reichen Bildershmuck {on äußerlich einen sehr vortheilhaften Ein- druck, fo läßt au das Studium des Textes erkennen, wel ein Meister der Darstellung der leider zu früh verstorbene Gelehrte war. Aus dem reihen Born seines Wissens {öpfend, hat er mit diesem Grund- riß für den weiteren Kreis der Gebildeten ein Handbuch für die erste Erna die Kunstgeschichte geschaffen, das seinen allseitig an- erkannten Werth noch lange behalten wird

Meisterwerke der Holzschneidekunst aus dem Gebiet der Architektur, Skulptur und Malerei. Verlag von F. J. Weber in Leipzig. Jährlich 12 Hefte zu je 1 A Die „Meisterwerke der

ol;shneidekunst“ vollenden soeben ibren achtzehnten Jahresband.

hr Ziel war von jeher, die zeitgenössishen Schöpfungen der Bau- funst, Bildhauerkunst und Malerei in vorzüglichen xylographi|chen Nachbildungen wiederzugeben und die Freude an gediegenem Holzschnitt rege zu erhalten. Sie geæähren in der stattlihen Folge von Bänden einen Abriß aus der Kunstgeschihte der Neuzeit und bieten au ohne den Besuch von Ausftellungen Gelegenheit zur Theilnahme am künst- lerishen Leben. Keine Richtung, kein Volk bleibt in ihren Blättern unberücksihtigt. In dem vorliegenden Bande ane wir dem meisterhaften Bildniß des Fürsten Bismark von Lenbach, den Werken Menzel’'s, Kriegsbildern von Braun, den kühnen Versuchen der Se- zefsionisten 2c Die Franzosen sind durch Bisson, die Jtaliener durch FOAO Corelli und NMicci, die Spanier durch Puig y Roda,

nrique Serra und Jofó Gallegos v-:rtreten; unter den Werken der älteren Malerei ragt besonders hervor die Darmstädter Madonna von Hans Holbein d. J. Die Skulptur is repräsentiert durh die Denk- mäler für Kaiser Wilhelm 1. auf dem Kyffhäuser, der Porta West- falica und in Ruhrort, die Architektur durch die Ansicht des Reichs- gerihtsgebäudes in Leipzig.

Land- und Forstwirthschaft,

Heft 29 der „Mittheilungen der Deutschen Landwirt h- \chafts-Gesellshaft*“ vom 5. November us 4 Aufsätze über die gemeinshaftliche Vertretung der Landwirthe auf den Hauptabsay- märkten (von C. Petersen - Eutin), über Wiesendüngung (von Pro- fessor Dr. M. Fleischer), über Pflanzenshädigungen und Maßregeln gegen den Schildkäfer der Rüben und gegen die Feldmäuse. In der die Berichterstattung der land- und forstwirthschaftlihen Sachverstän- digen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Auslande enthaltenden Beilage veröffentliht der Sachverständige in Washington einen Aufsaß über „das Molkereiwesen im Bericht des Bureau of Animal Industry“, der Sachverständige in Buenos Aires den ersten Theil einer Abhandlang über die Landwirthschaft der Republik Rana und der Sachverständige in Wien den Schluß seines Berichts über den Zuckerrübenbau in Ungarn,

Washington, 10. November. (W T. B.) Der Bericht des Akerbau-Bureaus besagt: Die Meldungen über den Baum- wollenstand sind noch zu unvollständig zu einem zuverlässigen Bericht, zeigen aber eher bessere Ergebnisse an, als es im leßten Monot den Anschein hatte. Der Durchschnittsertrag für den Acre Mais beträgt 27,3 Bushela gegen 262 im vorigen Jahre; dies ift der größte Ernteertrag der leßten Jahre. Der Durh\chnittsertrag: des Buchweizens beträgt 19,7 gegen 20,1, der Durchschnittsertrag der Kartoffeln 86,8 gegen 100,7 im vorigen Jahre.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Der Gesundheitsftand in Berlin blieb auch in der Woche vom 25. bis 31. Oktober ein günstiger und die Sterblichkeit eine geriage wenn auch eine etwas größere als in der Vorwoche (von je 1000 Ein- wohnern starben, aufs Jahr berechnet, 15,9 pr. M. u. JI.). Unter den Todesursachen kamen akute Entzündungen der Athmungs- organe in gesteigerter Zabl zum Vorschein und endeten auch in einer größeren Zahl von Fällen tödtlih. Auch Erkrankungen an Grivpe wurden häufiger beobahtet und führten au in einem Fall zum Tode. Dagegen forderten akute Darmkrankheiten weniger Opfer, auch blieb die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit fast die gleih geringe wie in der Vorwoche; von je 10000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 44 Säug- linge. Von den JInfektionskrankheiten blieben Er- kranfungen an Unterleibötyphus selten, Masern kamen nur in der gleichen beschränkten Zahl wie in der Vorwoche zum Vorschein, während Erkrankungen an Scharlah und Diphtherie in ge- steigerter Zahl zur Anzeige gebraht wurden, und zwar zeigten d Erkrankungen an Diphtherie in der Tempelhofer Vorstadt, in der jenseitigen Luisenstadt und in der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten, während Erkrankungen an Scharlach nur in der jenseitigen Luisen- stadt zahlreicher auftraten. Auch 1 weitere Erkrankung und 3 Todes- fälle an Genickstarre wurden mitgetheilt. Erkrankungen an Kindbett- fieber sind 6 bekannt geworden. Rosenartige Entzündungen des Zell- gewebes der Haut wurden seltener beobachtet. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 10 Fällen tödtlich endeten, haben wieder zu- genommen. Rheumatische Beshwerden ter Muskeln gelangten \eltener zur ärztlihen Behandlung, während akute Gelenkrheumatismen im Vergleih zur Vorwoche keine wesentlihe Abnahme erfuhren.

Handel und Gewerbe.

Der Aufsichtsrath der Stärke-Zucker- Fabrik -Aktien- Gesellschaft vorm. C. A. Köhlmann u. Co. in Frank- furt a. D. hat beschlossen, für das am 30. September 1896 ab- gelaufene Geschäftsjahr die Vertheilung einer Dividende von 15 % der Generalversammlung vorzuschlagen ; für das Vorjahr wurden 14 °%/ Gewinn vertheilt.

Wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ meldet, berichtete in der gestrigen Versammlung der Zechenbesißer des rheinisch-westfälishen Koblen-Syndikats der Vorstand, daß im September d. F. die Betheiligung 3 688 638 t, die Einschränkung 302 568 t, d. h. 8,2% betrug gegen 10,47 %/% im August d. J. und 14,96% im September 18959. In den Monaten Juli-September 1896 betrug die Be- theiligung 11 185 618 t, die Einschränkung 1 104 306 t oder 9,87 9%. Die thatsächlihe Einschränkung im Oktober betrug 7,79 0/4. Die Versammlung seßte die Abgabe und Entschädigung für - 1897 auf 1 M, die Strafe auf 2 fest. Ferner wurde. der von dem Beirath vorgeschlagene Förderplan für 1897 angenommen; es wurde die Fördereinschränkung zunächst nur für das 1. Halbjahr 1897 festgestellt, und zwar für Januar und Februar auf 5 9/0, für die Monate März-Juni auf 10%. Die bereits mehrfah berathene Frage des Beginnes der Förderung auf neuen Schächten wurde dahin entschieden, daß die Förderung jederzeit eintreten Tann.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

16. November, 10 Uhr. Artillerie-Direktion des Feuerwerks- laboratoriums in Capua: Lieferung von 4000 qm weißen Perkals à 0,70 Fr. und von 20000 qm à 0,40 Fr. Voranschlag 10 800 Fr., Kaution 1080 Fr., Lieferfcist 40 Tage.

17. November, 10 Uhr. Ebendaselbst : Lieferung von 100 000 kg Blei in Stangen. Voranschlag 30 000 Fr., Kaution 3000 Fr., Lieferfrist 40 Tage.

17. November, 10 Uhr. Ebendaselbst : Lieferung von 5000 kg O Voranschlag 15 000 Fr., Kaution 1500 Fr., Lieferfrifst 50 Tage.

17. November, 19 Uhr. Ebendaselbst : Lieferung von 60000 qm weißen Perkals. Voranschlag 2400 Fr., Lieferfrist 50 Tage.

Niederlande.

18, November, 1 Uhr. Kolonial-Ministerium, in einem der Räume der Gesellshaft „tot Nut van’t Algemeen“ N. Z. Voor- burgval 212 in Amsterdam: Folgende Lieferungen: Gußeisen, galvanisiertes Eisen, Gasröhren, Bolzen, Schraubenmuttern, Niet- stifte, Drahtstifte, Kupfer in Barren, Röhren aus Kupfer, Eimer aus galvanisiertem Eisen, Stationsglocken, Werkzeuge, Scheuerlappen, Filz, Riemen, Hanf, Seilerwaaren, Stearinkerzen, Bürstenwaaren, Chamottemörtel, Zinkweiß, Seife, Leinöl, Packpapier, Packleinwand aus Iute, Theer, Farben u. \. w.

21. November. Kommunalverwaltung von Leyden: Bau einer Schleuse bei Spaarndam.

Rumänien.

28. Dezember, 4 Uhr. Ministerium der öffentlihen Arbeiten in Bukarest: Schutzarbeiten am linken Donauufer oberhalb der Borcea- Mündung. Voranschlag 130 119 Fr. Näheres 10 Tage vor dem Zuschlagstage im genannten Ministerium oder bei dec Hydraulischen Verwaltung.

Egypten.

93, November. Verwaltung der egyptishen Eisenbahnen in Kairo: Lieferung von Feilen. :

26. November. Ebendaselbst : Lieferung von eisernen Reservoirs.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 11. November. (W.T. B) Norddeutscher Lloyd. Der Postdampfer „Halle“ is am 9. November Abends auf der Weser angekommen. Der Postoampfer „Craigearn* ist am 9. November in Buenos Aires angekommen. Der NReichs-Posts dampfer „Bayern“ hat am 9. November Nacmittags die Reise von Southampton nah Genua fortgeseßt. Der Reichs - Poste- dampfer „Darmstadt“ hat am 9. November Nachmittags die Reise von Suez nah Aden fortgeseßt. Der Schnelldampfer „S aale“ ist am 10. November Nachmittags auf der Weser angelommen. Der Eeampier „Karlsruhe“ hat am 10. November Nachmittags

t. Catherines Point pafsiert. Der Schnelldampfer , Havel" hat am 10. November Nachmittags Scilly und der Postdampfer „Roland“ Eastbourne passiert. Der Reihs-Postdampfer „Prin Heinrih* hat am 10. November Nachmittags die Reise von Neape nah Genua fortgesetzt.

Rotterdam, 10. November. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie, Der Dampfer „Maasdam*“ hat heute Vormittag Prawle Point und der Dampfer , Edam* Lizard passiert.