1896 / 298 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

L 2 Schwarzburg-Rudolstadt, andtag hat in seiner pstrig en Sigung den entwurf, cfend die anderweite un N Dienst: ‘einktommens der Geistlihen der Landes irche, worin das Mindesteinkommen der definitiv an estellten Geistlichen auf 2100 e, das Maximaleinkommen derselben auf 3600 4. ‘festgeseßt wird, angenommen.

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung aus Dar-es-Salâm hat die von dem Stations-Chef am Kilimandjaro, Kompagnieführer Johannes, aus Anlaß der fürzlih erfolgten Ermordung von zwei deutshen Missionaren unternommene Strafexpedition vollen Erfolg gehabt. Die an dem Ueberfall betheiligten Land- haften Meru und Groß:-Arusha sind gezüchtigt und voll- kommen unterworfen worden.

Ueber einen Zug nach der Landschaft Uhehe und die Begründung einer Station in Kuirenga wird im „Deutschen Kolonialblatt“ folgender Bericht des Kompagnie- führers Prince E :

Lager, zwei Stunden sstlich JIringa, den 20. September 1896. Dem Kaiserlihen Gouvernement melde ih gehorsamfst, daß i in drei ‘Etappen, je sieben, zwölf und zwanzig Stunden von Perondo (leßtere noch acht Stunden füdlih Iringas), unter jedesmaligem Bau eines befestigten Magazins 1200 Lasten mit acht Europäern, 170 Sol- daten, 800 Trägern und Boys, zwei Maxims, ein Berggeschühß bis zum 20. August nach Iringa vorgeschoben habe. Von vornherein ließ der Quawa (Ober-Häuptling der Wahehestämme), der alle meine Boten unter Todesdrohungen zurückgejagt hatte, uns dur be- waffnete Wachen beobachten und zwang mich dadur, in größter Kampfbereitshaft zu marschieren: Soldaten gesclossen vorn, im Abstande dahinter in großen Gruppen die Träger und fonstige Nichtkomkbattanten. Unterwegs und in JIringa absoluter Kriegszustand: kriegstanzende, uns verhöhnende Wachen, Polen, die in übliher Weise vor uns zurückfielen; Weiber, Nicht-

eger in den Bergen versteckt; sämmtliche Krieger im Kriegslager südwestlich Jringas um Quawa konzentriert. Eine halbe Stunde vor Iringa zogen sih die Patrouillen, als ih Schauri anzuknüpfen ver- suchte, johlend in die Stadt zurück; hinter den Mauer- trümmern und Büschen westlih derselben lauerten bewaffnete Abtheilungen, Troßdem hielt ich die Truppe zurü, mußte jedo, um Schauri zu ermöglichen, selber unbewaffnet und allein an die Krieger herangehen, an diefer Stelle theilweise „Gesandte“, die vor kurzem noch in Dar:es-Salam und Kilossa gewesen. Jch habe alles Friedlihe versucht. Zehntägige Schauris blieben erfolglos. Der Quawa schickte eine Menge aufgepußte Wassagira, dur die er Zeug und Gewehre „erbitten“, mir den baldigen Abmarsch aus Uhehe anheimstellen und seine Erlaubniß zur Stationsanlage unweit Marore (eine Dornenwüste) übermitteln ließ. Auf die von mir zur Beseiti- gung seines angeblihen Mißtrauens vorgeschlagene Blutsfreundschaft verzichtete er; sein Vater habe auch nicht mit Europäern verkehrt. Meine Erlaubniß, für seine Person fern zu bleiben und zum Verkehr mit mir, bis er fich von europäischer. Loyalität überzeugt, ic ver- mittelnder Wafsagira zu bedienen, nahm er sheinbar an. Jch ließ eine für eine Station günstige Stelle ¿wei bis drei Stunden östlih Iringas erkunden und schaffte die vielen Lasten dahin. Während er aber die Rückkehr der Leute bis zum 31. versprah, schafte er Weiber und Vieh derselben, theilweise mit Gewalt, nah dem 35 Stunden ent- fernten Ubenalande und shickte mir erst dann, wie zum Hohne, Kilossaboten zu, die jene Station am 3. August mit der Post des Kaiserlihen Gouvernements über Jringa an den Lieutenant Graf Fugger gesandt und die er seit dem 8. August festgenontmen hatte. Ich erwähne noch, daß die vom Araberwali Kondoos seinerzeit ge- bißte Flagge an einem krummen Holze „weit von der Residenz- tembe in kothigem Gebüsh wehte, während auf dem eigent- lihen hohen Flaggenhügel, den der Quawa vor seiner Tembe hat aufwerfen lassen, ein Geshüßfattel der Zelewski-Expedition prangte. Als Mittags des 31. Ueberläufer, deren Weiber gebunden fortges{chleppt worden waren und dite selber wegen Verdadts der Friedensliebe hatten g ee follen, zu mir flühteten marschierte ih augenblicklich mit fünf Europäern, 113 Mann und zwei Marims ab, sprengte gleih vier Stunden westlich ÎIringas ein gut ausgebautes Lager von mindestcns 6000 Mann (der äußere Doppel- hüttenring hatte allein 1600 Schritt Umfang), jagte sie in die wildeste Flucht, {loß \ofort energische Verfolgung der Hauptspuren an, lagerte vom 1. September in der Hauvhttembe Mypangires, Bruders des Quawa, passierte am 2. September in Mbuenti zwei weitere Lager für je 700 bis 1000 Mann, Ubenakontingent, war am Vormittag des 3, September in Kidunda, einer riesigen ne (etwa 3 km Umfang) des Quawa in Ubena, fast 40 Stunden üdwestlih Iringas, s{ickte hier die Truppe in verschiedenen Abthei- lungen los und hatte bis zum Abend des 4. September über 2000 Stück Vieh aufgespürt und erbeutet. Hierbei is es zu einseitig blutigen Zusammenstößen zwishen Wahehe und Truppe gekommen; die Schnelligkeit unserer Märsche, die völlig überrashenden Angriffe jagten dem numerisch fkolofsal überlegenen Feind panischen Schrecken ein. Damit war, obgleich ih es damals nit wissen konnte, die Angelegenheit in der Hauptsache erledigt. Schon von erondo aus hatte ich Station Langenburg mitgetheilt, daß erühte gingen, der Quawa wolle, wenn er hier nidt reus jere, im Süden Ubenas ausbrehen und sich mit Mharule (Mag- wangwara) vereinigen, mit welchem er seit Jahr und Tag Gesandt- schaften und Geschenke (Elfenbein, Vieh) ausgetausht hat. Noch am 24. August, also während meiner Jringa- Verhandlungen, sind zwei Wassagira mit Elfenbein über Mbyeras zu Mharule abgegangen, um Unterstühung gegen uns in Ubena zu erbitten und mitzutheilen, daß, wenn der Kampf ungünstig auéfiele, Quawa mit Kind und Kegel des reinen Wahehe-Stammes zu ihm auswandern würde. Ich hatte am 6. August auf zwei verschiedenen Wegen Bot- {aft an Langenburg geschickt, mit der Bitte, einen Euro- per, dreißig Hinterlader an der Durchbruchsstelle zu postieren, wohin ih gleichzeitig Kiwanag mit fünf Soldaten und einigen feiner und Jagamanga’s Leute als Wache entsandte. Desgleichen bat ih die Küste des Nyassa zu überwachen, da die Wangoni des Tutu auf englischer Seite mitbetheiligt sein follten; ebenso bei Mharule durch Naschid bin Mafsand, an den ich Pa Warnung für ersteren richtete, Schritte zu thun. Da ih von Langenburg nichts form wiederholte ih am 6. September von Ubena aus jene Bitte in

orm einer Requisition und \{ickte Antrag nach Kimatinde um 1 is 2 Europäer, 60 Mann und 1 Maxim. Ich nee sandte glei Lieutenant Graf Fugger mit 1 Unteroffizier, 38 Mann und 1 Maxim - in die Durhbruchsgegend. Mit dem Nest der Truppe trieb ich das Vieh unter großen Schwierigkeiten bis Mbueni, 20 Stunden westlich Iringa, wohin ih den Feldwebel Spiegel mit 30 noch marsh- fähigen Soldaten aus Jringa kommen licß, Während ih am 15. Lieutenant von Stocki mit Arzt Dr. Stierling und 52 Mann ebenfalls in die Durhbruchsgegend sandte, trieb i mit Feldwebel Spiegel, Unteroffiziere Hammermeister, 1 Maxim und dem Rest der Mannschaft das Vieh, zu dem noch einige Hundert hinzu- ekommen, eiligst nah Îringa, um die Verhältnisse daselbft zu erfahren. Am 17. erhielt ich über Peronda, Jringa Mittheilung gear, daß meinen Bitien Folge geleistet sei: Wache am Amelia ai Feld- webel Hägele mit 12 Regulären, 30 Jrregulären, 1 Maxim feit dem 1. September bei Mbejeras. Am selben Tage erhielt ih Gou- vernements- und Kommandobefehl, betreffend Gntsendung des Detache- ments Kleist. Am 18. traf ih im Lager öftlih Fringa ein. Vor Iringa kamen die Wassagira der Südhälfte der Stadt die vollzählig zurüctgekehrt, mir entgegen. Bis heute ftrömen Wassagira des Quawa zu Dußzenden, Leute zu Hunderten herbei, die {hon wäh- rend meiner Abwesenheit theilweise zum Feldwebel Spiegel ge- fommen waren; infolge dessen bin id mit Unterwerfungs\hauris derart in Anspruch genommen, daß ih viele Quawa und die Wahehe

Fieber her {wache

beleuhtende elheiten weglassen und das Kaiserliche Gouvernement bitten i i vorerst die Raten kurze Angabe der weiteren zu treffenden Maßregeln ohne ausführliche Begründung der- selben gelten zu laffen, zumal Feldwebel S breben vom perniziöfen

ugen hat, deshalb beim Schreiben nicht helfen kann, während Unteroffizier Step han feit fast vier Wochen ua hat. Bis jeyt if alles über meine Hoffnung hinaus günstig ab- gelaufen. Dur unsere Gewaltmärshe, urplößlihe Angriffe in winzigen Trupps und das lobenswerth prompte Handeln der Station Langenburg und des Kiwanga sind wir dem Quawa z¡uvorgekommen und haben den Wahehe Respekt eingejagt. Quawa wäre für die Magwangwara der Funken im Pulverfasse geworden. Die gefährliche Bexrbinigna ist durkreuzt, die Auswanderung einer bedeutenden, vieh- reihen Menschenmenge aus Uhehe, die mögliche Uebersiedelung in ausländishes Gebiet sind verhindert. Der Glaube der Wahehe an den Quawa, der nit einmal sein Vieh sihern könne, ift zer- trümmert ; die kompakte Organisation, welche die Wahehe mit ihren Tributären gefährlichß machte, ist gelockert. Die Leute fallen allerorten von ihm ab; zwei Drittel der Bevölkerung Iringas ift da, östlich JIringas bis zum Ruaha sißt wieder jedermann an seiner Scholle. Die Nicht-Wahche biiten um Einseßung stammverwandter Chefs, die Wahehe wollen weder vom Quawa noh von seinem Bruder Mpan- gire für das Gebiet Uhehe selbst etwas wissen. Sie äußern für Neger überraschend klare Begriffe organisierter Regierung und wollen für Ubena als Oberhaupt Merere haben, und drei andere Sultane (selbständig nur unter Station) von ÜUbena bis Marore haben Die Wandongwe, ein zahlreiher Stamm südöstlich Jringas, wollen Mèsattima, Sohn ihres leßten eigenen Chefs, der zur Eil n Ugogo weilt, als Sultan habea u. \. D QUE De Ut es- natürlich viel zu früh, definitive Entschlüsse zu fassen, feste Programme aufzustellen. Vorläufig habe ih in Iringa selbst einen Ober-Miagira eingeseßt und einen anderen Msagira zur Wahr- nehmung des Quawa' schen persönlichen Besißes an Temben, Schamben, Sklaven u. s. w. bestimmt. Sein Vieh wird mir von den Wassa- ira, die es bis jeßt gehütet, stellenweise angezeigt. An die Elfen- beinfrane will ih noch nicht herangehen. Im übrigen bleibt die Wassagira-Wirthschaft, die gut zu funktionieren scheint, so wie sie bisher gewesen, vorläufig bestehen. Nach Beruhigung des ganzen Gebiets, d. h. in spätestens zwei Monaten habe ih eine General- verfammlung der Wafsagira in Aussicht gestellt, bei der alles Ein- shlägige zur Sprache kommen soll.

Oesterrei{-Ungarn.

Jn Obergrafendorf bei St. Pölten fand gestern Mittag die Leichen feier für den verstorbenen Präsidenten des Herrenhauses, Grafen Trautmannsdorff, statt, welher außer den Mitgliedern der Familie des Verstorbenen der Oberst-Hofmeister Ninx von und zu Liechtenstein als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, der deutsche Botschafter Graf zu Eulenburg als Vertreter Seiner Majestät des Deuts Lin Kaisers, der Minister- E Graf Badeni, der Minister des Auswärtigen

raf Goluchowski, der Minister für Ackerbau Graf von Ledebur, der Justiz-Minister Graf Gleispach, die Pr ä- sidien sowie zahlreihe Mitglieder der beiden Häuser des Reichsra thes und des hohen Adels beiwohnten.

Der Budgetausshuß des össterreihishen Ab- geordnetenhauses verwarf gestern mit 20 gegen 10 Stimmen den Antrag des Abg. Ruß auf Aufhebung des Zeitungs - stempels vom 1. März 1897 ab, nahm dagegen den Antrag des Abg. Haase mit 18 gegen 10 Stimmen an, den Zeitungs- stempel vom 1. Januar 1898 ab aufzuheben. Auch wurde der Antrag des Abg. Romanczuk genehmigt: den Zeitungsstempel für nicht öfter als dreimal wöchentlih étidicinende Blätter hon vom 1. März 1897 an aufzuheben. Zum Berichterstatter wurde der Abg. Ruß bestellt.

Die „Wiener Zeitung“ vom heutigen Tage veröffentlicht ein Kaiserliches Patent, durch welches die L andtage vonBöhmen, Galizien, Nieder-ODesterreih, Steiermark, Krain, Mähren, Schlesien und Görz-Gradiska auf den 28. d. M. einberufen werden.

Der Minister des Jnnern hat der „Neuen Züricher Zeitung“ das Postdebit für Oesterreich entzogen.

Im ungarischen Unterhause sprach sih gestern bei der weiteren Berathung des Adreßentwurfs der Abg. Komjathy, von der Kossuth - Fraktion, mißbilligend darüber aus, daß in der Thronrede ein auf die auswärtigen Beziehungen bezüglicher Passus fehle. Was die Ausgleichsfrage age, so sei er der Ansicht, daß nur bei einem getrennten Zollgebiete die beiden Staaten ihre Jnteressen verfolgen fonnten. Der Dualismus habe weder Ungarn noch Oesterreih glücklich gemacht. Der Großmachtstellung der Monarchie würde es cher enisprehen, wenn beide Staaten selbständig wären. Der Minister - Präsident Baron Banffy erklärte, die Regierung sei für jeden Buchstaben der Thronrede verantwortlih; er würde nicht auf seinem Vate stehen, wenn in der Thronrede etwas gegen seinen illen stände. Der Thronrede fehle jede Tendenz, die staatlihe Selbständigkeit Ungarns einzuschränken. Dies bewiesen die Kundgebungen des Bride während der Millenniums- feier. Er (der Minister-Präsident) lege großes Gewicht darauf, daß die Großmachtstellung der Monarchie gesichert werde: der Weg, welchen der Abg. Komjathy empfehle, führe nicht dahin ; die sicherste Grundlage für die Großmachtstellung sei der Ausgleih vom Jahre 1867. Auf dieser Grundlage wolle Ungarn dieses Ziel erstreben.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung des Budgets des Marine-Ministeriums fort. Der Berichterstatter de Kerjégu meinte, wie „W. T. B.“ berichtet, die Ausstellungen des Deputirten Pelletan vom Tage vorher seien schr übertrieben. Einzelne Verbesserungen seien bereits in gewissen Dienstzweigen eingeführt worden; es sei aber nöthig, eine allgemeine Reorganisation und durchgreifende Umgestaltungen vorzunehmen. Besonders e es noth, den Posten eines Ersten Direktors für

eubauten zu schaffen; auch müsse die RNechnungsführung vereinfaht werden. Der Berichterstatter erkannte an, daß, wenn plößlich Verwickelungen entständen, die Streitkräfte Frankreihs im westlichen Mittelmeer der Flotte des Drei- bundes nicht gewachsen sein rbürden. Das Nordost-Geschwader sei zu schwach; indessen werde die Kammer alle nothwendigen Kredite bewilligen. Der Deputirte Lockroy führte aus, es sei nothwendig, die drei großen Dienstzweige dec Marine Flotte, Werften, Rechnungswesen auseinander zu halten. Zeder Dienstzweig müsse seine selbständige Verwaltung haben. Der Marine - Minister, Admiral Besnard vertheidigte den Marine-Etat, gab aber zu, daß das Nordgeschwader zu Fut sei, doch fehlten die Kredite zu dessen Verstärkung. Die Flotte bi nicht erneuert, sie müsse jedo unterhalten werden. Da ie Regierung dic Zah! der Neubauten nicht vermehren

könne, werde sie den Werth der vorhandenen G ts- einheiten erhöhen. Ein Entwurf, betreffend die Küsten- vertheidigung, sei in Vorbereitung. Der Minister beton daß die französishen Panzerschiffe und Kreuzer denen anderer Nationen an Werth gleih seien. Die im Bau befindlichen Kreuzer würden dem jeßigen Stande des Fortschritts ent- sprechen; es werde ihncn Stärke, Gediegenheit und Shnellig- keit eigen sein. Die Marine arbeite; sie sei keine Feindin ortschritts, sie thue ihre Pflicht und werde dieselbe weiter thun. Der Depulirte Lo ckroy brachte hierauf einen Antrag ein auf Bewilligung von 50 Millionen Francs zur Er- neuerung des Flottenmaterials und zu Neubauten, als erste Rate eines Kredits, welcher in drei aufeinanderfolgenden Budgetjahren 200 Millionen erreichen solle. Der Redner führte aus, sein Antrag wolle die Marine in den Stand seßen im Falle eines Krieges mit Vortheil zu kämpfen. Er, der dic Lage kenne, wolle niht, daß gegen ihn Vorwürfe, wie gegen die Männer von 1870, erhoben werden könnten. Der Marine- Minister Besnard erwiderte, es sei unmöglich, einen Kredit zu verlangen, che dessen Verwendung bestimmt sei. Die Kessel der Schiffe seien gut; wozu sie also verändern? Die Regierung werde der Kammer ein entsprehendes Programm unterbreiten, nach: dem dasselbe dem Ober - Marineamt vorgelegen habe. Der Deputirte Lor oy rief: Wann? Der Deputirte Del o mbre aso sich namens der Kommission gegen den Antrag Lockroy aus, a die Ergung der Finanzfrage bei einer derartigen Maß- nahme Sache der Regierung sci. Der Minister - Präsident Méline theilte mit, daß die Einbringung einer Vorlage sei: tens der Regierung am Anfang des nächsten Jahres erfolgen werde. Der Deputirte Pelletan fragte an, welchen Gebrau die Regierung von den zu bewilligenden Geldern zu machen gedenke, worauf der Minister-Präsident Méline ers klärte, es werde die Materialerneuerung nach Maßgabe deg Bedürfnisses durchgeführt werden. Die Kammer wi e, daß hinter dem Antrage Loroy R eine politische Frage verberge. Sodann tadelte der Minister-Präsident den von vornherein gefaßten Entschluß, an der - Marine ungünstige Kritik zu üben. Schließlih wurde der Antrag Lockroy mit 335 gegen 73 Stimmen abgelehnt.

Dem „Temps“ zufolge hat der französische Botschafter in London Baron de Courcel endgültig den Entschluß gefaßt, zurückzutreten, doch werde der Nüttritt erst in der zweiten

älfte des Januar erfolgen, um die s{hwebenden diplomatischen Verhandlungen niht zu unterbrechen.

Nußland.

Nach der (russischen) „St. Petersburger Zeitung“ ift die Frage, ob die Geshworenengericht c auiaffen seicn, in der hierfür eingeseßten besonderen Komtnission zur Verhandlung gelangt. Die Kommission sprah sich mit großer Majorität für die Beibehaltung der Geschworenengerihte aus.

Ftalien.

Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer er- klärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Marine-Minister Brin auf cine Anfrage des Deputirten Santini: der amtliche Wort- laut der Entscheidung des Prisengerichts in der An- gelegenheit des „Doelwyk“ sei noch nicht veröffentlicht, doch wisse er, daß dieser Wortlaut mit der bereits veröffentlichten Jnhaltsangabe übereinstimme. Nach der Veröffentlichung des ge- nauer Wortlauts werde er den Justiz-Minister befragen, ob Anlaß vorliege, gegen die Entscheidung des Prisengerichts Berufung einzulegen. Das Haus begann hierauf die Berathung des zwischen Jtalien und Tunis abgeschlossenen Handels- vertrages. Der Minister des Aeußern Visconti Venofsta gab dabei einen historishen Ueberblick über die Verhand- lungen, betreffend den italienish - tunesischen Vertrag, welcher die Aufhebung des Vertrages von 1868 in si schließe. Die italienische Regierung sei vor die Wahl zwischen zwei politishen Wegen gestellt worden, deren einer fie zu Verwickelungen und Zwisten geführt haben würde, welche obendrein danach angethan seien, sich mehr und mehr zu ver- shärfen. Die Regierung habe daher geglaubt, cinen Akt der Staatsklugheit und politischen Weisheit zu begehen, wenn sie den Weg einer ehrenhaften Versöhnung vorzöge und eine Vereinbarung treffe, dic bestimmt sein konne, ver- mittels der guten Gesinnungen, von welchen beide Negie- rungen erfüllt seien, den ersten Schritt zu andern Abmachungen zu bilden, und welche zu beiderscitigem Vortheil in einem dem Frieden und der Wohlfahrt dienenden Werke ein Unterpfand für die guten politischen Beziehungen zu erlangen strebe, wie fie den Jnteressen beider Völker entsprächhen. Die Sitzung wurde sodann ausgehoben.

Portugal.

«Die Lissaboner Blätter von gestern veröffentlihen, oem „W. T. B.“ zufolge, cine halbamtlihe Note, welche vesagt: Die Wiederholung bedauerlicher Vorkommnisse in Lourenço Marquez, von welchen der deutsche Konsul be- troffen worden sei, erfordere, daß Deutschland für die beiden bereits bekannten Fälle gewaltthätiger Aus- shreitungen Genugthuung gegeben werde. Die Ange- legenheit sei jeßt Gegenstand der Ünterhandlung. Alle Berichte von einem gewaltsamen Vorgehen seitens Deutschlands seien vollflommen unbegründet; es sei unwahr, daß Deutschland die Ufer des Cunene- Flusses oder irgend einen anderen Punkt portugiesishen Gebiets beseßt habe.

Schweiz.

Der Ständerath genehmigte heute ohne weitere Be- sprehung den Vertrag mit Jtalien über den Simplon- Durch stich.

Belgien.

Der Senat berieth gest-rn, wie „W. T. B.“ meldet, die Vorlage, betreffend die börsenmäßigen Wetten und Spielgeschäfte. Art. 1, welcher besagt, daß die Termin- käufe gescßlich anerkannt und wie jede erlaubte Ver- einbarung ausführbar seien, wurde angenommen. Sodann wurde auch Art. 2 angenommen, wonah börsenmäßige Wetten oder Spielgeshäfte als den guten Sitten ent- gegen von Nechtswegen ungültig sein jollen, ebenso Art. 3, welcher bestimmt: Börsenmäßiges Wett- oder Spielgeschäft sei jede Vereinbarung, bei welcher es die Absicht beider Theile sei, die Lieferung und den Empfang der Produkte, Waaren oder beweglihen Werthe, über welche sie nur zum Schein abschlössen, auszuschließen und den Vertragsgegenftand au? die Differenz nah dem Steigen oder Fallen der Kurse zu. be- schränken. Nachdem noch drei weitere Artikel der Vorlage angenommen waren, wurde die Sizung aufgehoben.

des Mini

Türkei, in Wienék „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ wird aus e e gemeldet, daß in der lezten Sizung

erraths der Vorschlag, betreffend die Amnestie

úr die Armenier , berathen worden sei. Das armenische

f : a i:

rhat habe der Pforte \riftlich die Versicherung er- L s L on die Amnestie erlassen werde, die Begnadigten s fünftig ruhig verhalten würden, und daß denselben in den- Kirhen der Eid der Unterthanentreue werde abgenommen

n. L Mi Pforte hat den Botschaftern versprohen, Sa ad Eddin Pascha von Kreta abzuberufen.

Der Staatsrath Theodoruki ist zum Gehilfen des Vali von Adrianopel, der frühere General-Konsul Zkiades zum Gehilfen des Vali von Siwas und der Regiebeamte Dimitra- fopulo zum Gehilfen des Vali von Beyrut ernannt worden. Alle drei find Griechen. : i i

Im Bezirk des TI1. Armee-Korps sind vier Redif- Bataillone entlassen worden.

Bulgarien.

Die Herzogin Clementine von Sachsen-Coburg und Gotha if gestern Abend in Sofia eingetroffen.

Amerika.

Im Senat befürwortete, wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, der Senator Morgan eine Resolution, worin die Vorlegung des O EN gewünscht wird, der fih auf Cuba und auf das Verfahren beziehe, welches auf Cuba gegen die Mannschaft des Dampfers „Competitor“ eingeleitet worden sei. Morgan drang in seinen Ausfüh- rungen auf ‘eine sofortige Jutervention der Ver- einigten Staaten auf Cuba, „um der grau- samen, fkaltblütigen Niedermegelung der Einwohner ein Ende zu bereiten“. Die Vereinigten Staaten sollten niht zögern, Spanien, wenn nöthig, den Krieg zu erklären. Die Zeit sei nahe, wo Amerika, wie in der Botschaft Cleve- land's angedeutet sei, in entschiedener Weise vorgehen müsse. Das Haus nahm die Resolution an. Das Repräsentanten- haus überwies eine Resolution Woodman's, worin der Präsident zur Jntervention auf Cuba und zur Anerken- nung der Unabhängigkeit Cubas aufgefordert und die Art der spanischen Kriegführung auf das strengste verurtheilt wird, an den Ausshuß für auswärtige Angelegenheiten.

Der „Times“ wird aus New-York gemeldet, es habe sih dort eine Liga zur Förderung der Sache Cubas ge- bildet. Den Vorsig führe Ethan Allen; außerdem betheiligten fh an der Bewegung u. A. der frühere Gouverneur von New-York Flower, der frühere Mayor Gilroy und der Polizei- Präfident Noosevelt.

Afrika.

Aus Sansibar wird der „Agenzia Stefani“ berichtet, eine Barke der Eingeborenen habe aus Mogdischu Briefe des Kommissars Dulio, datiert vom 3. Dezember, mitgebracht. Das Kriegsschiff „Governolo“ habe danach am 2. De- zember das Dorf Gezira, zehn Meilen südlih von Mogdishu, bombardiert, welhes von Nahans bewohrt werde, die sich an der Niedermegßelung der Expedition Cecchi betheiligt hätten. Jn Mogdishu sei sodann das Ver- fahren gegen diejenigen Angreifer der Expedition, welhe man gefangen genommen habe, fortgeseßt worden. Fünf derselben, die man für s{huldig befunden habe,- seien bereits erschossen worden. Diese energishe Maßnahme habe einen wirkungs- vollen Eindruck gemacht.

Die in Prätoria erscheinende „Volks em“ bringt, wie „W. T. B.“ erfährt, einen Leitartikel, worin sie erklärt, ein offizieller Empfang Cecil Rhodes’ in Kapstadt würde von den Boécren als eine absichtlihe Beleidigung angesehen werden. Das Blatt wendet sh an die einflußreihen Persönlichkeiten der Kap - Kolonie, indem es hervorhebt, daß deren Stillschweigen in dieser Sache von den Bevölkerungen des Oranje-Freistaats und Transvaals so gedeutet werden würde, als wenn sie das Vorgehen derjenigen dilligten, welhe in Cecil Rhodes einen Helden sähen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Neichs- tages befindet sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (148.) Sipung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs: Justizamts Dr. Nieber- ding beiwohnte, stand auf der Tagesordnung zunächst die erste Berathung der Erklärung zwischen dem Reiche und Frankreich, betreffend die Regelung der Ver- tragsbeziehungen zwischen Deutschland und Tunis.

Abg. Dr. Hafse (nl.) spricht feine Befriedigung darüber aus, daß der Vertrag mit Tunis nur bis 1903, bis zum Ublauf der Handels- verträge abgeschloffen fei. Der Vertrag selbst, führt Redner aué, bringt elne Venachtheiligung Deutschlands mit #ch. Es find mehrfache Wand- lungen eingetreten dur das französishe Protektorat. Frankreich nimmt für fih das Recht in Anspruch, französishe Waaren zollfrei einzuführen, während andere Waaren verzollt werden müssen. Deutschland erhält mit den übrigen Staaten das Recht der Meistbegünstigung. Etwas mehr war wohl jeßt nit zu erreichen. Bedauerlich ist, daß Deutsch- land nit auf anderen Gebieten eine Kompensation dafür erhalten hat. Auf dem kolonialen Gebiete sind manche Dinge wünschenswerth, deren

tfüllung von Frankreich allein abhängt. Wenn Ländergebiete in die Abhängigkeit von anderen Staaten g:langen, so muß das völkerre{cht- ih anerkannt werden, und Deutschland muß dafür Kompensationen erhalten. Das muß das Ziel der Weltpolitik sein.

Die Erklärung wird darauf in zweiter Lesung ohne weitere Debatte genehmigt. s

n Es olgen Wahlprüfungen. Die Wahl des Abg. þVPles (b. k. F.) im sechsten elsaß-lothringishen Wahlkreise wird nah dem ntrage der Kommission für gültig erklärt. Bezüglich der Prüfung der Wahl des Abg. Holtz (Rp.) beantragt Ente 20se Gamp (Rp.) wegen der wichtigen Fragen, die dabei zur Wi. scheidung kämen, die Abseßung von der Tageëordnung, damit die Wahl von einem beschlu fähtgen Hause erledigt werde. Redner be- iweifeli zuglei die Besch ußfähigkeit des Hauses, * deb bg. Spahn {Zentr.) beantragt, den weiter auf der Tages- dnung ftehenden Geseßentwurf, betreffend die Zwangéversteigerung,

vort P 5 A A e ( ctwas mh Hehandeln; plelleidt fülle sih im Laufe der Zeit das Haus

__ Abg. Gamp erklärt, daß er au bei dieser Veränderung der Cs den Zweifel an der Beschlußfähigkeit aufrecht erhalten würde.

Abg. Dr. von Bennigsen (nl.): Der Herr Präsident hat den dringenden Wunsch, daß der Gefepentburk über die Zwangsversteigerung noch vor Weihnachten in erster Lesung berathen wird, damit die Kommission gewählt werden und si konstituieren kann. Ich dächte do, man sollte diesen Wünschen des Präsidenten niht entgegen- wotrTen.

Abg. Gamp: Wir wollen au die erste Berathung noch er- ledigen. Deshalb habe ih die Abseßung der Wahlprüfung von der Tagesordnung beantragt.

Abg. Ridckert (fr. Vgg.) empfiehlt, wenn sich die Beschluß- unfähigkeit herausftellen folite, die Sihung nah einer halben Stunde wieder zu eröffnen. L;

Der Namensaufruf wird vorgenommen und ergiebt die Anwesenheit von nur 194 Mitgliedern; das Haus is also nicht beshlußfähig. Die Sihung wird abgebrochen.

Schluß nach 2 Uhr. Nächste Sißzung Nachmittags 21/4 Uhr. (Dritte Berathung der Erklärung bezüglih Tunis; erste Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Zwangsver- steigerung, und Prüfung der Wahlen der Abgg. Neichmuth und Holt.)

Die heutige (3.) A des Herrenhauses, in welcher der Finanz: Minister Dr. Miquel, der Minister der offentlichen Arbeiten Thielen, der Minister der eistlichen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Justiz-Minister Schönstedt zugegen waren, eröffnete der Erste Vize-Präsi- dent Freiherr von Manteuffel mit der Mittheilung, daß er Seiner Majestät dem Kaiser und König und Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrih von Preußen anläßlich der Geburt des zweiten Sohnes des Prinzen Heinrich telegraphisch die Glückwünsche des Hauses dargebracht hat. Die Dankschreiben Seiner Majestät des Kaisers und Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich gelangten zur Verlesung, welche das Haus ftehend anhoörte. :

Verstorben ist am 27. November das erbliche Mitglied des Hauses Fürst zu Fürstenberg. Das Haus ehrte sein An- denken in der üblichen Weise. i

Neu berufen und bereits eingetreten ist Herr von Kessel.

Eingegangen ist eine Jnterpellation des Grafen Udo zu Stolberg, betreffend das Bestehen von sog. Frühbörsen; reelle wurde auf die Tagesordnung der nächsten Sißung gestellt. i:

Das Haus schritt zunächst zur Wahl des Ersten Präsidenten, welhe durch Stimmzettel erfolgte. Es wurden 177 Stimmzettel abgegeben; 97 entfielen auf den Fürsten zu Solms-Hohensolms-Lih, 78 auf den Herzog von Ratibor, 1 auf von E 1 Zettel war unbeschrieben. Bri zu Solms-Hohensolms-Lich ist somit zum Ersten

räsidenten gewählt.

Der Gewählte war nit anwesend; es wurde sofort nah Lich die telegraphishe Nachricht von der Wahl abgesandt.

Hierauf gelangte der Geseßentwurf, betreffend den Er- werb des Hessishen Ludwigsbahn-Unternehmens für den preußischen und hessishen Staat, sowie die Bildung einer Eisenbahn-Betriebs- und -Finanz- gemeinschaft zwishen Preußen und Hessen zur Be- rathung.

Die verstärkte Finanzkommission empfahl, denselben unver- ändert anzunehmen.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung

über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam stellte sid; nah den Ermittelungen des Kaiserlihen Statistischen Amts für N E 1896 und den gleichen Zeitraum des Vorjahres folgender- maßen: Es wurden befördert im Novernber über 1896 1895 683 949 Hamburg 641 958 andere deutsche Häfen (Stettin) 33 33 deutsche Häfen zusammen. . . 1357 1940 Antwerpen 257 360 Rotterdam 67 Amsterdam 25 Rberhaubt . . ---TOBIL 2392.

Aus deutschen Häfen wurden im November 1896 neben den vor- genannten 1357 deutshen Auswanderern noch 4294 Angehörige {remder Staaten befördert. "Davon gingen über Bremen 2404, Hamburg 1809, Stettin 81.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstande der Hamburger Hafenarbeiter wird dem „Wolff schen Bureau“ aus London gemeldet, daß gestern Abend auf Ersuchen der „Shipping federation“ 63 freie Arbeiter auf dem Dampfer „Lutterworth“ nah Hamburg abgehen sollten. Die Bureaux der Federation sind von zahlreichen Bewerbern umsftanden, welche in Hamburg verwendet zu werden wünshen, Diese Meldung ist in so fern bemerkenswerth, als der „Voss. 3tg.“ am 14. Dezember aus London telegraphiert wurde, der Präsident des deutschen Hafen- arbeiter-Verbandes Kellermann set dort angekommen, um die weitere Entsendung englisher Dockarbeiter nah Hamburg zu verhindern.

us Oranienburg wird rem „Vorwärts“ berihtet, daß sämmtlihe Metallarbeiter der dortigen Sch ilderfabrik von Johannfen die Arbeit niedergelegt haben. Als Ursache wird die SOIO ete NEUNng eines den Arbeitern mißliebigen Werïimeisters an- gegeben,

Hiec in Berlin ist ein Zentralverband der in städtischen Betrieben in Gasanstalten, in Wasser- und Kanalisationswerken, in der Straßenreinigung 2c. beschäftigten Arbeiter gegründet worden. Den Stamm der Mitglieder bilden vorläufig, wie die „Voss. Ztg.“ bemerkt, die Berliner städtischen Gasanstaltsarbeiter. Die Leitung hat der Sattler Bruno Pörsch übernommen; ein Ver- bandéblatt „Die Gewerk|[chaft*“ wird herausgegeben, dessen Redakteur, Verleger und Expedient wiederum Bruno Pörsch ist.

Aus London meldet „W. T. B.“: Eine Versammlung, in welcher die Londoner Abtheilungen der Vereinigungen der Dockleute und Seeleute vertreten waren, beschloß, allen Dodleuten und Wasserarbeitern des Hafens von London zu empfehlen, eine Lohn- erhöhung von 10 Shilliug für die Woche zu verlangen, und wenn R nicht bewilligt werden follte, den allgemeinen Ausstand zu er-

ären.

Aus Glasgow wird dem ,W. T. B.“ berichtet: Der Aus- stand der Seeleute und Heizer dehnt si beständig weiter aus. Am Montag find überhaupt keine Dampfer abgefahren. Zwei Schiffe liegen in Greenock fest, da sie niht im stande sind, Mannschaft an- zumustern. Die allmonatlih nah dem Kontinent fahrenden Schiffe sind ebenfalls sämmtlich ohne Mannschaft.

Kunst und Wiffenschaft.

Dem Königlihen Museum für Naturkunde sind am 8. Juli und am 29. August d. J. Sendungen zoologischer Gegenstände, welhe von dem Stationéleiter Grafen Zech zu Kete-Kratyi im Togogebiet gesammelt worden sind, jugegang » Sie enthielten: 2 Säugethiere in Alkohol, 34 Vogelbälge, 3 Glâfer mit Vögeln in Alkohol, 50 Reptilien und Amphibien, 45 Fische (zum theil nur Köpfe), 20 Schmetterlingsraupen in sieben Arten, 25 Ter- miten in zwei Arten, 1 Blattide mit Jungen, 3 Fliegenlarven, 2 Tausendfüßler, 2 Krebse, 1 halbèn Fadenwurm. Die Kenlernlrenos der Thiere war im Ganzen gut. Den werthvolUsten Theil der Sendung bilden die Vögel. Die Anzahl der bisher aus Togo bekannten Vogelarten wird durch fie um weitere ses Spezies vermehrt, sodaß die Gefammts zahl der für das Togogebiet nahgewiesenen Vogelarten nunmehr 230 beträgt. In der ornithologishen Abtheilung des Museums für Natur- funde sind jeßt Vertreter sämmtlicher in den einzelnen Schußzgebieten nachgewiesenen Vogelarten zusammengestellt. Die in die Kolonien hinausreisenden Beamten 2c. können ih daher hier jeßt leiht über die Vogelwelt ihres künftigen Wirkungskreises unterrihten. Die Reptilien enthielten einige seltene Frösche der Gattung Rappia. Die Fishe waren wegen ihrer Fundörter bemerkenswerth, die Krebsart neu für das Mufeum und deshalb recht willkommen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Hamburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Polizeibehörde macht bekannt, o bet vier Kälbern auf dem hiesigen Schlahthof dec L l der aul- und Klauenseuhe amtlich festgestellt worden tft.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberswlesien. An der Ruhr fino am 15. d. M geftellt 1334 nit rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 15. d. M. geftelli 6694, nit rets zeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 15. Dezember. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen Pei riums, (Höchste und niedrigste Preise.) Per 100 kg für: Richtstroh 4,50 A; 4,00 A. Heu 6,60 46; 420 Erbsen, gelbe, zum Kochen 40,00 46; 20,00 A6. Speisebobnen, weiße 50,00 Æ; 25,00 A. Linfen 60,00 6; 25,00 (4. Kartoffeln 6,00 Æ; 4,00 . Rindfleish von der Keule 1 kg 1,60 M; 1,10 dito Bau(lfleish 1 kg 1,20 A; 0,90 4. Schweinefleish 1 kg 1,50 A; 1,00 4. Kalbfleish 1 kg 1,60 A; 1,00 A. Hammel- fleish 1 kg 1,50 A; 0,90 A. Butter 1 kg 2,80 A; 2,00 (. Eier 60 Stück 6,20 4; 2,60 46. Karpfen 1 kg x Aale 1 Kg 2,40 (; 1,20 4. Zander 1 kg Helhte 1 kg 1,60 4; 1,00 4. Barsche 1 kg Sqleie 1 kg 2,40 A; 1,20 M. Bleie 1 kg Krebse 60 Stück 12,00 4; 2,00 M.

Der Deutsche Fischereiverein hielt am Montag unter dem Vorsiß des Prinzen Heinrih zu Schönaich - Carolath, welcher den erkrankten ürsten von Hayßfeldt vertrat, hierselb#t eine Aus\chußsißung ab, die eine besondere Bedeutung dadur ge- wann, daß der Ne dabei Veranlassung nahm, dem anwesenden Vorstandsmitgliede A. Schillmeyer - München, welcher au VBor- standsmitglied des bayerishen Landesfishereivereins ist, den Ehrenpreis Seiner Majestät des Kaisers, einen prachtvollen silbernen Humpéen, für den Landesfischereiverein zu überreihen und dabei der Verdienste des bayerishen Vereins um die Hebung der Salmonidenzucht zu gedenken. Vorgelegt wurde die neue, von dem Hofgraveur Otto ausgeführte Verdienstmünze, welhe der Verein in Silber oder Bronze für befondere Verdienste um die deutshe Binnens fisherei auszugeben gedenkt. :

Wie die „RNhein.-Westf. Ztg.“ meldet, hofft die Verwaltung der Zehe „General“, daß die oberirdische Wasserhaltung in einigen Tagen wieder betriebsfähig sein werde. Es ist anzunehmen, daß die vierte Sohle vorübergehend unter Wasser kommt; die in der Grube befindlichen Pferde sind auf der dritten Sohle und daber vor- läufig ungefährdet.

Königsberg, 15. Dezember. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen behauptet, Roggen unverändert, pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 109. Gerite ruhig, er unverändert, de. loko pr. 2000 Pfd, Zollzew. 128. Weiße Crbfen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 116,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 9% loko 36,20, do. pr. Dezember 36,590, do. pr. Frühjahr 38,50.

Danzig, 15. Dezember. (W. T. B), Getreidemarkt. Weizen loko fester, Umsay 200 t, do. inländ. bodbunt und wei 167, do. inländ. hellbunt 161—163, do. Transit hochbunt und wei 131,00, do. hellbunt 127,00, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Dezember 164,50, do. Zransfit pr. Dezember 130,00, Negulierungspreis zum freien Verkehr 163. Roggen loko behauptet, inländ. 109,00, do. russischer und polnischer zum Transit 76,00, do. Termin pr. Dezember 113,00, do. Termin Transit pr. Dezember —,—, do. Regu- lierungópreis zum freien Verkehr 110. Gerste, große (660—-700 Gramm) 128. Gerste, fleine (625—660 Gramm) 111,00. Hafer, inländischer 123,00. Erbsen, inländische 127,00. Spiritus loko kontingentiert 59,79, nit Tontingentiert 36,00.

Stettin, 15. Dezember. (W, T. B,) Getreidemarkt. Weizen geschäftslos, loko —,—, per Dezember —,— Roggen M loko 120—122. Pommerscher Hafer loko 128—133. Rübs! loko rubig, per Dezember 55,20, per April-Mai 99,00. Spiritus ruhig, loko mit 70 4 Korsumsteuer 36,00. Petroleum loko —,—.

Breslau, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) Bres- lauer Diskontobank 118,00, Breslauer Wedyslerbank 104,75, Kredit- aktien 233,75, Schles. Bankverein 129,75, Bresl. Spritfbr. 133 00, Donnersmark 156,00, Bresl. eleïtr. Straßenbahn 185,00, Kattowiter 195,60, Oberschl. is. 90,00, Caro Hegenscheidt Akt. 125,10, Oberschl. P. 3. 133,00, Opp. Zement 149,00, Giesel Zem. 126,00, L. Ind. Kramsta 141,60, Schles. Zement 195,50, Schl. Zinkb.-A. —,—, aurabütte 157,25, Bresl. Oeifbr. 99,50.

Getreide- und Produktenmarkt. Spiritus per 100 1 100% je 90 „#& Verbrauchsabgaben pr. Dezember 54,70 Gd., do. do. 70 6 Verbrauhsabgaben pr. Dezember 35,20 Gd.

Magdeburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Zuckerberiht. Kornzucker exkl. von 92% —,—. Kornzucker exkl. §80/4 Rendem. 9,60-—--9,75. Nachprodukte exkl. 75%/e Rendem. 7,20 -—- 7,80. Rubig. Brotraffinade 1 23,50. Brotraffinade 11 23,25. Gem. Raffi« nade mit Faß 23,25—24,00. Gem. Melis 1 mit Faß 22,50. Ruhig. Rohzucker 1. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg pr. Dezember 9,024 Gd., 9,05 Br., pr. Januar 9,15 bez. und Br., pr. Januar-März 9,2 Gd., 9,274 Br., pr. April-Mai 9,50 Gd., 9,524 Br, pr. Juli 9,723 Gd., 9,774 Br. Stetig.

Frankfurt a. M., 15. Dezember. (W. T. B.) (Sc{luß-Kurse.) Lond. Wechs. 20,352, Pariser do. 809,60, Wiener do. 169,50, 3 %/o Reichs-A. 97,90, Unif. Egypter 105,40, Ftaliener 91,20, 30/% port. Anl. 25,70, 5% amort. Rum. 99,90, 40/6 ruff. Konsols 103,70, 4°%/a Russ. 1894 —, 4% Spanier 59 50, Mainzer 118,00, Mittelmeerb. 96,90, Darmstädter 155,60, Piskont-Komm. - 207,60, Mitteld. Kredit 113,50, Oest. Kreditakt. 3154, Oest.-Ung. Bank 797,00, Reichsbank 159,50, Laurahütte 157,20, Westeregeln 174,30,

“S Ssseltep-Sojietit. (S4) É

Effekten-Sozietät. (Sc(luß. esterr. Kreditatti 3143, Gotthardbahn - 166,20, Diskonto-Komm, 207,20, Laurabütte 157,10, Portugiesen 25,75, Schweizer Nordostbahn 131,30, Italien.

Mittelmeerb, —,—, Mexikaner —,—, Italiener 91,00. lußberidt.

Bremen, 15. Dezember. (W. T. B.) Börsen - Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleurm-