1896 / 298 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

oder garnichts errei will. Wird die Vorlage abgelehnt, so wird garnichts erreiht, auch nit das einheitliche Forum für die

resse. Wenn man die Beschlüsse der zweiten Lesung prüft ohne

üdsicht auf die Berufung, fo ist die erste Instanz wesentlich verbessert worden gegenüber der Vorlage. Jh muß anerkennen, daß die ver- bündeten Regierungen uns entgegengekommen sind. Doß fünf Richter besser sind als drei, kann ih niht anerkennen; ih kann au nit zugeben, daß der deutsche Richterstand so s{chlecht is, daß unter drei NMichtern einer abhängig ist von dem Vorsißenden. Auch die jüngeren Richter, die Assessoren sind von dem Vorsißenden niht abhängig; denn der Landgerichts-Präsident entscheidet durch seine Berichte über ihr Schicksal, und unter ihm werden niht alle Assessoren arbeiten. Es wird gesagt: Was hilft die Berufung, wenn sie \{chlecht ge- staltet ist! Das ist aber niht der Fall, es sind erheblihe Ver- besserungen vorgeschlagen; sie ist Pg: daß jeder Zus te damit zufrieden sein kann. Wenn diese Vorlage egraben ist, be- Tommen wir nie wieder eine zu sehen; die Frage der Berufung ist dann auf lange Zeit verschoben. Was is dem Angeklagten oder dem unschuldig Verurtheilten, der keine Entschädigung bekommt, damit E daß der Reichstag der Regierung die Verantwortung zu-

dhiebt ?

Abg. von Czarlinskt (Pole): Die Beate gerade steht im engsten Zusammenhang mit der Strafprozeßordnung. Daß der direkte mündlihe Verkehr zwishen dem Richter und dem Angeklagten vollkommen ausgeschlossen ist, M en unleidliher Zustand. Jeder Volks\tamm hat das unveräußerliche MNecht, sich in seiner Muttersprache zu vertheidigen. Dieses göttliche und natürlihe Recht ist den Polen durch die feterlichsten Ver- \sprehungen gesichert worden. Der Minister meinte, es gebe Leute, welche genügend deutsh verständen und doch polnisch sprehen wollten. Darum handelt es sih nicht; es handelt sih darum, ob sie das, was sie deuts sagen, auf ihren Eid nehmen können. Gs giebt viele Deutsche, die die Richtersprache nicht verstehen. “Der Minister hat ja au fremde Sprachen gelernt; würde er im stande sein, sich vor Gericht in einer fremden Sprache zu vertheidigen ?

Justiz-Minister Schönstedt:

Meine Herren! Wenn ih es gestern unterlassen habe, mich über den oberschlesishen Fall auszusprehen, der von dem Herrn Abg. von Wolszlegier zur Sprache gebracht war, fo is dies deshalb geschehen, weil mir der Fall gänzlich unbekannt war, und ih über mir unbekannte Dinge nicht zu sprechen liebe.

Die Wichtigkeit der Sprachenfrage für die Nechtsficherheit ist mir vollkommen klar; ih bin aber der Ansicht gewesen und bin dieser Ansiht auch heute noch, daß in den Rahmen der hier zur Diskussion stehenden Vorlage die Sprachenfrage nicht hineingehört. (Sehr gut! rets.) Wenn ih dieser Empfindung in meinen einleitenden Worten gestern Ausdruck gegeben habe, fo geschah es, weil ich glaubte, dem Herrn Präsidenten gegenüber einer Entschuldigung zu bedürfen, daß ih hier etwas vorbrahte, was nach meiner Ueberzeugung nit in die Debatte hineingehört. Daß ih damit niht, wie gestern Herr von Wolszlegier meinte, in die Funkttonen des Herrn Präsidenten habe ein- greifen wollen, bedarf wohl feiner Auseinanderseßzung.

Meine Herren, zu dem, was ih über die Anwendung des Sprachen- geseßes gestern gesagt habe, kann ih mich au eute nur vollständig bekennen, und ich habe aus den Ausführungen des Herrn von Czarlinski nihts entnehmen können, was meine gestrigen Ausführungen zu widerlegen geeignet wäre, In eine Polendebatte hier einzutreten, dazu liegt für uns doch fein Anlaß vor. Das Recht, welches die Polen haben auf den Gebrauch ihrer Muttersprache, is bestimmt durch das Sprachengeseß von 1876. Die Ausführung dieses Gesetzes ist die Pflicht aller Behörden, au des preußischen Justiz-Ministeriums, undl die von mir gebilligte Verfügung des Ober-Landesgerichts-Präsi- denten in Marienwerder enthält nichts, was diesem Gesetze widerspräche. Wenn die Voraussetzungen dieser Verfüguny vorhanden sind und nur dann kommt sie zur Anwendung —, so ist für niemand ein Grund zur Beschwerde gegeben. Die Vorausseßung ist die, daß Leute, die der deutshen Sprache mächtig sind, die Kenntniß dieser Sprache vor Gericht verleugnen, und auch der § 187 des Gerihts- verfassungsgeseßes bestimmt weiter nihts, als daß bei Verhandlungen mit Personen, die der deutshen Sprache nicht mächtig find, ein Dolmetscher zuge¿ogen werden foll; er bestimmt aber niht, daß der Dolmetscher auch da zugezogen werden soll, wo das Gegentheil der Fall ist. Jh glaube also nach keiner Richtung hin weder recht- lihe Ansprüche, noch berechtigte Empfindungen der polnischen Be- wohner des preußishen Staats irgendwie verleßt zu haben. (Bravo! rechts.)

Abg. Beckh (fr. Volksp.): Jh bedauere, daß man die Frage der Entschädigung unschuldig Verurthbeilter nicht aus dem Gesetze herausgenommen und gesondert behandelt hat, dann würde doch wenigstens ein Ergebniß erzielt worden sein. Daß der Vorsitzende der Kommission, Herr Rintelen, das Scheitern der Borlage ver- hindern möchte, ist begreiflih. Die Beseßung der Strafkammern mit dret Richtern ist um fo bedenklicher, als den Straffammern cine Anzahl s{chwerer Verbrechen zugewiesen werden soll, die bis- her den Schwurgerihten vorbehalten war. Das Volk will nicht die Berufung an ein stärker beseßtes Gericht haben, sondern an ein höheres Geriéht. Deshalb muß die Berufung an die Ober-Landes- Se gehen. Mißstände werden durch die Einrichtung der detachierten

trafsenate niht entstehen, wie L Spahn befürchtete. Die Be-

ptigung des Zeugnißzwanges mu durchgeseßt werden. Was die kleinen Landgerichte betrifft, fo foll man nur mehr Assessoren, deren ja genug vorhanden sind, als Richter anstellen, dann hat man Vertretung für erkrankte Richter und braucht keine Hilfsrichter.

Abg. S pahn (Zentr.): Der Reichstag hat si allerdings fn den 80er Jahren mit drei Richtern bei den Strafkammern begnügen wollen, aber unter der Vorausfetung, daß die Landgerichte die Be- rufungsinstanz sein sollten. So große Dber-Landesgerichtsbezirke wie die von Berlin, Breslau, München sind nicht geeignet, da es für die Angeklagten zu kostspielig wäre, dort zu erscheinen. Die Berufung ff von annover und den Rheinlanden übernommen worden, und dort hat fie sih vorzüglich bewährt. Es kommt vor allem darauf an, daß die Strafkammern richtig zufammengeseßt sind und sorgfältig arbeiten. Es kommt vor, daß die Nichter veranlaßt sind, in shwierigen Thatfragen, nit bloß Nechtsfragen, die Verhandlung aus- zuseßen und erst nah drei Tagen die Entscheidun zu fällen, Aber das sind Ausnahmen. Die große Masse der Fälle drängt zur un- mittelbaren Neg aut Grund der mündlihen Verhandlung, und darin liegen die Gefahren, die dur Einführung der Be- igl M bei den Landgerichten beseitigt werden müssen. Was das tederaufnahmeverfahren betrifft, so hat der Staats- sekretär \ih ebenfalls auf den Beschluß des Reichstages berufen. Man pte fih damals darauf, daß so viele unrichtige FreispreGungen im

ederaufnahmeverfahren vorgekommen seien; die Statistik hat dies aber widerlegt. Cinzelne Richter sollen während der Sitzung ihre Dezernate aufarbeiten; ich muß dies bestreiten. Sie mögen #ich wohl als Untersuhungsrichter bet den langen Verhandlungen gelang-

aber das ist anders geworden, seitdem die Strafkammern abfolut und souverän entsheiden und so das Gefühl der Verant- wortlichkeit für ihre Entscheidungen in den Richtern verstärkt haben.

Damit {ließt die Generaldiskussion., Abg. Schröder

Mritia8) erstattet Bericht über die zu der Vorlage eingegangenen etitionen. :

Die Speéezialberathung beginnt mit § 77 des Gerichts- verfassungsge s ae die Beseßung der Strafkammern

mit fünf Richtern betrifft. : b n von Buchka (d. kons.) befürwortet den Antrag der

Deutschkonservativen, die Strafkammern erster Instanz mit drei Ribteen y beseßen; die Mehrzahl seiner politischen Freunde werde, um den verbündeten Regierungen entgegenzukommen, für diesen An- trag stimmen, um dafür die Wiedereinführung der Berufung zu er-

l ; 7 oa, Mundel (fr. Volksp.) tritt für die Aufrehterhaltung der

Beschlüsse zweiter Lesung ein. Die Annahme des konservativen Antrags, erklärt ibi würde eine Verschlechterung bedeuten, das haben der Staatssekretär und Herr Nintelen anerkannt. Die Aufgabe des Richters

erster Instanz wird nicht dadur leichter, daß eine zweite Instanz eingerihtet wird. Was würde man zu dem Menschen fagen, der die nethwendigsten Vorbeugungsmaßregeln gegen Krankheit unter- ae weil ein berühmter Arzt ihm zur Verfügung steht ? Die erste Instanz ist die Regel, die zweite nur die Aus- nahme, und ih kann es nicht verantworten, daß die jeßt noch leidlich gute erste Instanz verschlehtert wird im Interesse einer fragwürdigen zweiten Instanz. Es handelt sich nit um das Scheitern der Vorlage, sondern darum, ob wir die Ver- antwortung für eine Vershlehterung übernehmen können. Daß die verbündeten Regierungen so sehr entgegenkommend gewesen sind, ist eine felisame Begründung. Sind die Regierungen von der Noth- wendigkeit der Berufung überzeugt, dann is} die Vorlage keine Ge- fälligkeit uns gegenüber, sie fönnen also kein Nachgeben unsererseits verlangen. A finanzielle Gründe mitsptelen, ift gesagt; ih freue mi, daß man ihnen eine untergeordnete Bedeutung beilegt. Die vor- gebraten organisatorischen Gründe stehen mit Son au in einem noch nicht aufgeklärten Zusammenhange. Jch kenne Richter, die niht genügend beschäftigt find, nicht, sondern nur das Gegentheil. Sollte man für das Fünf-Männer-Kollegium nicht Arbeit genug haben, fo bin ih bereit, die an die Schöffengerichte überwiesenen Sachen wieder an die Landgerichte zurückzugeben. Wenn die verbündeten MNegierungen de Meinung Mb dah die Berufung nothwendig sei, so fürhte ich mih vor der heutigen Gntscheidung garniht und nehme die Verantwortung auf mi; denn das kann ih nicht annehmen, daß die verbündeten Negierungen aus Aerger die Vorlage niht wieder einbringen follten. Sollte das wirklich nit gesehen, so werden wir sie alljährlih daran erinnern, wie das seit 1882 gesehen ist. Besser, es kommt nachher etwas Gutes, als daß wir jeßt eiwas Schlehtes annehmen. Vor 10 Jahren hätte die Regierung cin Drei-Männer- Kollegium haben können. Ob sie nach 10 Jahren ein Fünf-Männer-Kollegium haben kann, oder ob man dann ein Sieben-Männer-Kollegium zu- gestehen muß, das lafse ich dahingestellt.

Abg. Schmidt- Warburg (Zentr.): Die Regierung sollte be- denken, daß die Vorlage erheblihe Verbesserungen in ihrem Sinne enthält. Dur die Ausdehnung der Kompetenz der Schöffen- gerihte und Strafkammern wird Geld gespart; dasselbe gilt von der Ausdehnung der Privatklagen, von der Einführung des sum- marischen Verfahrens. Die Frage der Berufung wird immer wieder- kehren.

Justiz-Minister Schönstedt:

Meine Herren! Jch bin doch einigermaßen überrascht über die Nechnung, die der Herr Abg. Schmidt soeben den verbündeten Re- gierungen gegenüber aufgestellt hat. Der Herr Abg. Schmidt hat alle die Konzessionen aufgezählt, die den verbündeten Negierungen in der jeßigen Fassung der Vorlage gemacht seien, und er begreift es foldem Entgegenkommen des Reichstags gegenüber nicht, daß die Regierungen in diesem unbedeutenden Punkte, ob die Strafkammern erster Instanz mit drei oder fünf Richtern zu be- seßen seien, nicht nahgeben wollen. Nun, meine Herren, das, was der Herr Abg. Schmidt Konzessionen an die verbündeten Regierungen nennt, sind in deren Augen nur Verbesserungen des bestehenden Ver- fahrens. Es ist also in keiner Weise etwas, was die Regierungen aus irgend welchen besonderen Interessen in die Vorlage hineingebracht haben, fondern alles, was sie gewollt haben, und was der Neichstag in dieser Beziehung nah den Beschlüssen seiner Kommission zu ge- währen geneigt ist, sind nur Verbesserungen des Verfahrens; also in der Beziehung liegt niht ein Verdienst seitens des Reichs- tags vor, welches nun die Bundesregterungen zu ganz besonderen Gegenleistungen veranlassen müßte.

Wenn wir bet der vorliegenden Frage stehen bleiben, der Be- seßung dec Strafkammern erster Instanz, so ist eines nit aus der Welt zu scchafffen, daß nämli die streng sachlihen Gründe des Herrn Staatssekretärs, die allein maßgebend sind für die s{ließlige Ents{eidung der Bundesregierungen, dur die heutigen Verhandlungen nah meiner Auffassung nicht widerlegt worden sind. Wie gegenüber den bestimmten Erklärungen des Herrn Staatssekretärs nocch immer der Gesichtspunkt aufrecht er- halten und vertreten werden kann, daß finanzielle Erwägungen für die verbündeten Regterungen bestimmend [e ift mir eigentlißh nit verständlih. Es sind niht finanzielle Erwä- gungen, ich wiederhole es noch einmal, wie ich es schon in der zweiten Lesung gesagt habe. Im übrigen darf ih mich gerade dem Herrn Abg. Schmidt gegenüber darauf berufen, daß in einer mir vorliegen- den Nummer der „Kölnischen Bolkszeitung"“ aus der vorigen Woche in cinem sehr verständigen Artikel folgender Sah steht der Artikel befindet si an der Spitze des Blattes:

„Wer hat denn hier am Rhein vor Einführung der Straf- prozeßordnung, also in den Dezennien vor 1879 bei eingeführter Berufung eine andere Beseßung der Zuchtpolizeikammern als mit drei Nichtern gekannt ? Und war man nicht allgemein damit zu- frieden? Ist es noch heutzutage in Frankreih anders? Niemals hat sih eine Stimme gegen diese Beseßung der Straffkammern erster Instanz erhoben.“

Ich glaube, ein jeder, der sich unserer gerihtlihen Praxis aus der Zeit vor 1879 noch erinnert, wird bestätigen, daß niemals Angriffe gegen die damaligen Strafgerichte aus dem Gesichtspunkte erhoben worden sind, daß sie nicht stark genug besetzt seien. Jch felbst habe vor 1879 25 Jahre lang in gerihtliher Thätig- keit gestanden und niemals ift nah meiner bestimmten Erinnerung davon die Rede gewesen, daß die Strafgerichte erster Instanz einer stärkeren Beseßung bedürften. Der ganze Gedanke ist erft hineingekommen, als die Abschaffung der Be- rufung bei der Berathung der jeßigen großen Justizgesetze in Frage kam, ledigli als Kompensation für ten Wegfall der zweiten Instanz; lediglich dafür is die stärkere Beseßung verlangt. Nun sagen Sie, ja, wir besißen aber diese Einrichtung einmal, und müssen sie doch für besser halten als die Beseßung mit 3 Nichtern. Also es is wesentlich der Besißstand, den Sie glauben schüßen zu müssen. Aber um einen folhen Schuß des Besißstandes handelt es #ch hier niht, wo eine neue Organisation geschaffen werden soll. Da läge viel näher der Ge- danke, daß, wenn das Institut wieder eingeführt werden soll, aus dessen Abschaffung damals die Gründe entnommen wurden zux Ver-

ftärkung der Strafkammern, daß man dann bei Wiedereinführun dieses Instituts auch zurückkommt auf die damalige Besetzung da Strafkammern. Es i} ja der Versuchß gemacht worden, diefen Zusammenhang zu leugnen, und ih glaube, daß der Herr Abg. Spahn beabsichtigt, nur zu widersprechen, nah den Zeichen, die er eben gegeben hat. (Heiterkeit.) Aber ih glaube, es ist nicht aus der Welt zu schaffen, daß historisch ledigli die Beseitigung der Berufung den Grund gegeben hat zur Verstärkung der Strafkammern und niht etwa der Zweifel, das Mißtrauen in die Leistungen der damaligen Straf: gerichte.

Nun, den fahlihen, nah meiner Meinung sehr {wer wiegenden Gründen des Herrn Staatssekretärs für die Annehmbarkeit der Beseßung der Strafkammern mit 3 Richtern, habe id kaum noch etwas Erhebliches hinzuzufügen. Ih möchte nur auf einen Gesichtêépunït aufmerksam machen, der vielleiht bei einigen von Ihnen ins Gewicht fallen könnte. Man hat vielfa die Klage gehört, daß die Sißzungen der Strafkammern zu lange dauern, daß sie zur Abspannung und Ecmüdung aller Beisitzer führen. Eg ist niht in Abrede zu stellen, daß ein solcher Zustand der Abspannung nach den langen angreifenden Strafkammer- sißungen eintritt und eintreten muß. Diese lange Dauer ist aber die nothwendige Folge der Beseßung mit 5 Mitgliedern ; sie ergiebt si daraus, daß die sich aus den Verhandlungen ergebende Arbeit si auf 4 Beisißer vertheilt, und es liegt ganz in der Natur der Sade, daß dementsprechend auch das Vensum der einzelnen Sißungen berechnet wird. Das wird bei der Beseßung der Strafkammern mit 3 Richtern auders, Die beiden Beisizer sind, wie von vielen Seiten {hon hervorgehoben wurde und von niemand, am allerwenigsten von den verbündeten MNegierungen bestritten wird, gar nicht in der Lage, die Arbeiten zu bewältigen, die jeßt von 4 Richtern bewältigt werden. Daraus folgt ganz von selbst mit Naturnoth- wendigkeit, eine Verkürzung der einzelnen Sitzungen , die der sahlihen Behandlung und Beurtheilung der einzelnen Strafsachen nur zu gute kommen kann. Die Beseßung mit drei Richtern ermög- liht eine Vermehrung der Strafkammern, sie nöthigt dazu. Sie nöthigt ebenso zu einer Verkürzung der einzelnen Sitzungen, und ih glaube, daß der Vortheil, der gerade daraus erwächst, daß bei kürzeren Sißungen die Richter viel mehr in der Lage sind, den Verhand- lungen bis zum Schluß in voller Frische zu folgen, reihli aufwiegt den meiner Ansicht nah wesentlih imaginären Vortheil, den die Be, feßung mit einer größeren Anzahl von Richtern bietet.

Meine Herren, so liegt thatsählih die Sache. Ich glaube nicht viel zu weit zu gehen, wenn ih die Behauptung auffstelle, daß von allen Strafsahen, die vor die Strafkammern gelangen, 9/10 rechtlih und thatsähliÞch überaus einfa sind und daß es eine Vershwendung an Kräften ist, wenn jedesmal fünf Richter ge- nöthigt werden, an der Entscheidung diefer Sachen theilzunehmen, Nur für die Frage des „Schuldig“ hat ja die Zahl der Beseßung der Kammer überhaupt Bedeutung, da für das Strafmaß auch in Zukunft die einfahe Majorität entscheidend ift, und es da ziemli gleichgültig ist, ob zwei durch drei oder einer durch zwei übezrstimmt werden. Ich sage, für ?/10 der Sachen kann ein Bedürfniß kaum an- erkannt werden für die Beseßung der Strafkammern mit einer so großen Zahl von Richtern. Das eine Zehntel, was übrig bleibt, wird dann jo zweifelhaft und so s{hwierig sein, daß dieses Z hntel, wenn wir einmal die Berufung haben, unter allen Umständen an die Be- rufungsinstanz geht, mag die erste Instanz mit drei oder fünf Nichtern beseßt sein. Das wird, glaube ih, das thatsählihe Resultat sein, daß in wirklich zweifelhaften Sachen die Entscheidung nicht endgültig in der ersten Instanz, sondern in der zweiten Instanz getroffen wird Das, meine Herren, ist ein Gesichtspunkt, der mciner Ansicht nah auch für Ihre Würdigung noch neben den zahlreichen anderen Gründey des Herren Staatssekretärs in Betracht zu ziehen ift.

Nun, meine Herren, hat der Herr Abg. Schmidt auch noch die « Schuldfrage* angeregt, die ja auch {hon von cinem Theile der Presse dahin gestellt wurde: wer is nun {huld daran, wenn dieses große Geseß, das von allen Seiten, von allen Parteien gewüns{ht wurde, an dem unendlih viel Arbeit verbrauht worden ift, das, glaube ih, 65 Kommissionssißungen in Anspruch genommen hat, doppelt fo viel Plenarsißungen, wie das ganze Bürgerliche Geseßbuch, wenn di-ses Gesey in der leßten Stunde zu Falle kommt? Selbstverständlih haben die Zeitungen, die fich damit beschäftigt haben, die Frage dahin beantwortet: die verbündeten Re- gierungen (fehr richtig !), und hier ift selbstverständlich ein großer Theil der Mitglieder geneigt, sich der gleichen Beantwortung der Frage anzuschließen. Jch glaube, dem gegenüber kann ih doch drei Punkte ganz klipp und klar feststellen.

Die drei Streitpunkte, um die es sih hauptsählich dreht, sind: 1) die Regierung will in der Beseßung der Strafkammer auf den Zustand zurückommen, der bis 1879 unangefohten und zur allgemeinen Befriedigung bestanden hat und nur mit Rücksicht auf den Wegfall der Berufung geändert ist; 2) bezüglich der Wiederaufnahme und der Entschädigung unschuldig Verurtheilter hat die Regierung Ihnen Vorschläge gemacht, welche dem im Jahre 1886 vom Reichstage einstimmig gefaßten Beschlusse entsprachen ; 3) bezügli des Zeugnißzwanges gegenüber den Ange- hörigen der Presse, der ja au heute {on gestreift worden ist, ver- langt die Regierung weiter nichts, als die Aufrechterhaltung des bestehenden geseßlihen Zustandes, weil se in der Beseitigung dieses Zustandes eine ernstlihe Gefährdung hoher staatliher Interessen erblicken zu müssen glaubt.

Nun, meine Herren, frage ih: ist es denn vom taktishen Ge- sihtspunkte aus zu rechtfertigen und zu erflären, und wiegt es die Verantwortlichkeit des Reichstages auf, wenn einmal diese Ab- wägung statifinden foll, ist es tafktisch erklärlih, daß Sie einen Geseßentwurf, der eine große Zahl allseitig anerkannter Verbesserungen bringt, deshalb ablehnen, weil eine von Ihnen gewünschte, nod weitere Verbesserung von den Negierungen nicht konzediert wird?

Meine Herren, die verbündeten Regierungen haben ein durchaus gutes Gewissen in der Sache (Heiterkeit); sie sind sih bewußt, daß sie ehrlih und loyal bestrebt gewesen sind, eine Gestaltung unsercb Strafverfahrens herbeizuführen, wie sie den Wünschen und Bedürf- nissen des Volkes und zugleih den Interessen des Staats entspricht, und wenn die Vorlage hier fällt, die verbündeten Negierungen sind in der Lage, den sie treffenden Theil der Verantwortlichkeit zu tragen. (Bravo l)

(Schluß in der Zweiten Beilage)

E Zweite Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und: Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger

Berlin, Mittwoch, den 16. Dezember

6 298,

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Abg. Spahn (Zentr.) weist darauf hin, daß die leiten Sachen alle den Schöffengerichten zugewiesen seien, während die schwierigsten Fragen vom Schwurgericht an die Strafkammern überwiesen würden. Es reiche also nicht mehr wie vor 1879. für neun Zehntel der Fälle eine Beseßung mit drei Nichtern aus. Die Bevölkerung habe si an das Fünf-Männer-Kollegium gewöhnt; wenn man es ihr entziehe, ohne die nöthigen Garantien, so verleze man das Rechtsbewußtsein.

Damit \{ließt die Debatte. Gegen die Stimmen der Deutsch-Konservativen und der Reichspartei wird der Antrag der Konservativen auf die Besezung der Strafkammern mit drei Richtern abgelehnt.

Staatssekretär des Reichs - Zustizamts Dr. Nieberding:

Meine Herren, dur die eben vorgenommene Abstimmung hat das hohe Haus den Willen kund gethan, es bezüglich der Besetzung der Straffammern, entgegen dem Wunsch und der Ueberzeugung der ver- bündeten Regierungen, bei der Beschlußfassung der zweiten Lesung zu helassen. Damit ift, wie ih schon die Ehre hatte, vorher in der General- debatte anzudeuten, in die Vorlage eine Bestimmung aufgenommen worden, welche für die verbündeten Regierungen unter allen Um- ständen unannehmbar i}, und ein Entwurf geschaffen, der sie, nach- dem Ihr Beschluß endgültig geworden ift, ihre Zustimmung nicht werden ertheilen können. Unter diesen Umständen, meine Herren, hin „ih durch Beschluß des Bundesraths ermächtigt, zu erklären, daß die verbündeten Regierungen auf eine weitere Berathung der Vor- lage keinen Werth mehr zu legen haben. (Bravo! rechts. Hört, hôrt! links.)

Präsident Freiherr von Buol s{lägt vor, die weitere Berathung zu vertagen.

Das Haus triit diesem Vorschlage bei, beschließt aber, entgegen dem Vorschlage des Präsidenten, die Fortseßung der Verathung nicht auf die nähste Tagesordnung zu seßen.

Schluß nah 5 Uhr. Nächste Sißung: Mittwoch 1 Uhr. (Erklärung zwishen Frankreich und Deutschland, betreffend die Regelung der Vertragsbeziehungen zwishen Deutschland und Tunis; Wahlprüfungen; erste Berathung des Gesehß- entwurfs, betreffend Zwangsversteigerung und Zwangs- verwaltung.)

Literatur.

Weihnacwts-Bücher.

Die Berlinerin. Bilder und Geschichten. Mit Bei trägen der hervorragendsten Berliner Schriftsteller, herausgegeben von Ulrih Frankf. Mit 90 farbigen Text-Jllustrationen und Farben- druck-Umschlag von Fr. Stahl. „Concordia“, Deutshe Verlags- Anstalt in Berlin. Pr. geh, 5 A In diesem Buche wird der Verfuch gemacht, das Frauenleben der deutshen Reichshauptstadt in einer Reihe von unterhaltenden Aufsäßen zu )childern, die in ihrer Vereinigung ein Gesammtcharakterbild der Berlinerinnen darbieten. Eine Anzahl der bekanntesten Berliner Schriftsteller hat sich zu diefem Zweck vereinigt und jeder jenen Kreis geschildert, den er am enauesten zu kennen meint. Karl Frenzel sucht in einer geistreichen inleitung den Berliner Frauen-Typus im allgemeinen zu kennzeihnen ; Georg Ebers (der, was nicht allgemein bekannt sein dürfte, ein ge- borener Berliner ist) \{ildert den foliden Kleinbürgerstand, Fedor von Zobeltit die Aristokratin, Max Kreter die Arbeiterin, Karl Emil Franzos die Dame aus dem Thiergartenviertel, Ernft von Wolzogen die Hausfrau der mittleren Stände, Max Grube die Schauspielerin, Ludwig Pietsh die Malerin u. st. f. Auch Alexander Moszkowski, G. von Beaulieu, Julius Nodenberz, Julius Stettenheim, Fritz Mauthner, Georg Engel, J. Trojan, Julius Stinde, Heinz Tovote und Ulrih Frank haben Beiträge dazu geliefert. Ernst von Wildenbruh endlih i in dem Buche durh eine seiner gemüthvollsten Novellen: „Glühwürmchen“, eine Geschichte aus vier Berliner Wänden, vertreten. Die beigegebenen, farbig in den Text eingedruckten Illustrationen von Friedri Stabl sind flott und der Wirklichkeit getreu gezeichnet, die Umschlagszeihnung bumorvoll er- funden und in keckem Buntdruck ausgeführt. L

Der Roman „Im Lamde der Sonne“, den B. Cl6óment im Verlage von Fr. Bahn in Schwerin i. M. hat erscheinen lassen, ist eine überaus interessante Erzählung, welhe dem Boden des christ- lichen Mifsionswesens entsprossen is und, wie schon der Titel erkennen läßt, in Indien spielt. Das in christlicher Gesinnung geschriebene Buch ist, dem Stoffe entsprehend, von einer frommen Grund- stimmung dur{zogen; das is aber bei der reichen Phantasie und dem bekannten Erzählergeschick der Verfasserin kein Hinderniß für cine lebhaft fortschreitende \spannende Handlung, deren Höhe- punkte in engster Verbindung stehen mit dem furhtbaren Sepoy- Aufstande der fünfziger Jahre und seiner Niederwerfung durch die Engländer. Eine Reihe prächtiger Gestalten, Männer und Frauen, sind die Träger der Handlung; ein bejahrter und ein junger englisher Missionar, des Ersteren in Deutschland erzogene Tochter die der junge Amtsbruder nah vielem Kampf, Bitterniß und Reue als Gattin heimführt, und seine Pflegetohter, ein indisches Fürstenkind, das der Vater nah der Geburt batte tödten wollen, welches aber von der Mutter in die Missions\tation gerettet wurde, stehen im Vordergrunde der Geschichte. Aber wie diese mit ihren Vorzügen und Mängeln psychologish fein gezeihneten Personen, fo gewinnen auch die in der zweiten Linie stehenden unsre volle Theil- nahme, weil sie niht willfürlih in die Geschichte hineingezogen find, sondern mit jenen durch Verwandtschaft2- und Freundschaftsbande vereint oder dur die Berufsarbeit in natürliche Verbindung zu thnen getreten sind oder endlich dur die ungewöhnlichen Verhält- nisse der Aufstands- und Kriegszeit in ihre Gefchicke ein- greifen. Zu der scheinbar kleinen, aber doch für die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Heiden so bedeutsamen Wirksamkeit, ie yon der älteren und der neuen Missionsstation ausgeht, stehen die großen Kriegsereignisse mit ihren Gefahren, ihrer Lrauer und dem endlichen Stegetjukel in fesselndem Kontrast; mit idyllish-anmuthigen wechseln ernste und ergreifende Familienscenen av, in denen jedoch niemals niedrige Leidenschaften die Herrschaft behalten, Kurz, das neue Buch i} eine erfreuliche literarishe Er- Meinung, die jungen und älteren Lesern als anregente und \innige nterhaltung wohl enpfohlen werden daf. Der Roman kostet debunden und in hübscher Ausstattung 5 4 /

„Allerleirauh.* Thiergeschihten für Kinder von O. Verbeck. Mit 39 JZllustrationen von Ch. Votteler, Leipzig, r. Wilh. Grunow. Pr. fein kartonniert b A In äußerlicher Ai- lipfung an das Märchen von der Königstochter „Alerleirauh“ in der

mmlung der Gebrüder Grimm bietet die Verfasserin, welche Qs dur ihre im vorigen Jahre zur Weihnachtszeit ershienenen Er- Khlungen einen Namen gemacht hat, hier eine Reihe niedlicher Thier:

P für Kinder. Sie woill dadur die Kinder, wte sie selbst agt, die „Sprache der Thiere“ verstehen lehren, und weil dazu Liebe für die Thiere gehört, diese in ihnen zu erwecken suchen. Der Zweck des Buches is \onach ein menschlih s{chöner, durch die einzelnen Erzählungen in geshickter Weise angestrebt und größten- cheils au erreicht. Die Thiergeshichten, welche der sehr bübsch aus- bis Band enthält, sind zum Vorlesen bestimmt und von Künstler- )and ganz vortrefflich illustriert, sodaß auch die Eltern ihre Freude taran haben werden, wenn sie das Buch zur Hand nehmen.

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Katechismus der Tanzkunst. Ein Führer und Nath- geber für Lehrer und Schüler des theatralishen und des gesellshaft- lihen Tanzes. Von Margitta Rosóri. Mit 53 in den Text ge? bruckten JZllustrationen. Leipzig, Max Hesse's Verlag. Preis 2 4 Diefer Katechismus enthält alles Wesentliche über Theorie und Praxis des Bühnen- wie des Gesellschaftstanzes Die von der Ver- fasserin gegebenen Erläuterungen und Rathschläge beruhen auf ciner langjährigen eigenen Thätigkeit als Tanzkünstlerin und dem Unterricht ausgezeichneter, namentlih französisher Lehrmeister, welchen sie ge- nossen. Auch der Geschichte des Tanzes und den Tänzen vergangener Zeiten sind besondere Abschnitte gewidmet. Das kleine Handbuch hat den Zweck, dem Lehrenden zur Nachhilfe, dem Lernenden als Rath- geber zu dienen, und wird besonders wegen der gründlichen Anleitung zur Erlernung der verschiedenen modernen sowie der jeßt wieder ein- geführten älteren Gesellschaftstänze der jungen Welt willkommen sein.

Deutscher Hausbesizer-Kalender für das Jahr 1897. Herausgegeben und bearbeitet im Auftrage des Zéntralverbandes der städtischen Haus- und Grundbesitzer-Vereine Deutschlands von Dr. jur. Franz Günsburg, Rechtsanwalt. Berlin, Verlag von Reinh. Kühn. Preis eleg. geb. in Tasschenformat 1 A In seinem vorliegenden Jahrgang enthält dieser Kalender eine bis auf die neuesten Bestim- mungen ergänzte, fahmännisch erläuterte Sammlung der den Haus- fißer speziell angehenden Gesetzgebung. Ferner bringt derselbe außer dem Kalendarium noch Aufsäße über Grundstückskaukf, Hasft- pflicht und Unfallversicherung, Hausshwamm, Nathschläge in allen Klagesachen nebst praktischen Formularentwürfen, Muster für Kauf-, Bau-, Miethêverträge 2c., Haus-Einnahmen- und Ausgaben-Kafsabuch, Steuertabellen und Stempeltarife 2.

In der neuesten Nummer (8) der Wowhenschrift „Von Haus zu Paus“, welhe im Verlage von Adolf Mahn in Leipzig erscheint, finden wir unter der Nubrik „Selbsterlebtes aus dem Leben berühmter Männer und Frauen“ eine sehr gefällige Skizze über die ersten \{rift- stellerishen Erfahrungen von Charlotte Niese. Diese Nubrik verdient bei den Leserinnen besondere Anerkennung, weil die kleinen Schil- derungen einen tieferen Blick in das Seelenleben und den Charakter berühmter Männec und Frauen ermöglichen als ihre bekannten Werke. Zwei hübsche Nomane, „Juliane“ von Hertha von Winbßbingerode und „Der neue Glaube“ von Marco Brociner, machen diese Nummer noch ferner anziehend.

Handel und Getverbe.

Leipzig, 15. Dezember. (W. T. B.) (SWluß - Kurse.) 3% Sächsische Rente 96,70, 34 %/ do. Anleihe 101,20, eiter Paraffin? und Solaröl-Fabrik 100,00, Mansfelder Kure 761,00, Leipziger Kredit- anstalt-Aktien 214,50, Kredit- u. Sparbank zu Leipzig 120,00, Leipziger Bankaktien 181,40, Leipziger Hypothekenbank 138;00, Säcsishe Bankaktien 124,00, Sächsishe Boden - Kreditanstalt 118,75, Leipziger Baumwollspinnerei-Aktien 184,00, Leipziger Kammgarnspinnerei - Aktien 206,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 207,00, Wernhausener Kammgaruvspinnerei 92,00, Alten- burger Aktienbrauerei 236,00, Zuderraffinerie Halle-Aktien 110/00, „Kette“ Deutsche Elbschiffahrts-Aktien 78 00, Große Leipziger Straßen- bahn 189,00, Leipziger Glektrishe Straßenb. 156,00, Thüringische Gasgefell}chafts-Aktien 204,25, Deutsche Spigenfabrik 224,00, Leip- ziger Elektrizitätôwerke 136,50, Böhmische Norbbahn-Aktien 182,00.

Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Dezbr. 3,974 Æ, pr. Januar 3,074 M, pr. Februar 3,10 K, pr. März 3,10 4, pr. April 3,12} 4, pr. Mai 0,124 #6, Pr: Juni 3,122 K, pr. Juli 3,125 4, pr. August 3,15 X, vr. Sep- tember 3,174 #, pr. Oktober 3,174 #4, pr. November 3,174 4, Umsay 10 000. Schwach. :

London, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) Engl. 22% Konf. 1118, Preuß. 49% Kons. —, Jtal. 59/6 Rente 923, 4°%/ 89er Ruff. 2. S. 104, Konvert. Türken 208, 4°/, Spanier 604, 3495 Ggvpt, 1005, 40/6 untf. do. 1043, 449/69 Trib.-Anl. 94, 60/6 kons. Mex. 94t, Neue 93er Mexik. 91, Ottomanbank 114, De Beers neue 29è, Rio Tinto 25, 34 9/0 Rupees 627, 69/0 fund Arg. A. 833, b 0% Arg. Goldanl. 84}, 4} °/o äuß. do. 534, 39% Neichs, Anl. 974, Brasil. 89 c Anl. 67}, Playdiskont 33, Silber 30, 50%/6 Chinesen 99, Anatolier 86. Wechselnotierungen: Deutsche Plätze 20,65, Wien 12,16, Paris 25 41, St. Petersburg 251/16.

In die Bank flossen 5000 Pfd. Sterl.

An der Küste 2 Weizenladungen angeboten.

969% Javazucker 113 ruhig, Nüben-Robzucker loko 91/16 stetig. Chile-Kupfer 487/16, pr. 3 Monat 491/16.

Liverpool, 15. Dezember. (W. T. B.) Baumwolle. Umsay: 12000 B., davon für Spekulation und Export 500 B. Stetig. Egypter d niedriger. Middl. amerikanische Lieferungen: Stetig. Dezember-Januar 3%8/64— 3/64 Käuferpreis, Fanuar-Februar 3%/64— 3/64 Verkäuferpreis, Februar-Yéärz 3%8/64—3%/64 do., März- Avril 3% 64 —3%/64 Käuferpreis, April-Mai 35/4 do, Mai-Juni 369/e4 Verkäuferpreis, Juni-Juli 360/644—361/e4 Käuferpreis, Juli- August 361/64—382/64 Verkäuferpreis, August-September 30/64 d. do.

Getreidemarkt. Weizen 1—2 d. höher, Mehl und Mais fest.

Manchester, 15. Dezember. (W. T. B.) 12r Water Taylor o 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 64, 30r Water Clayton 7, 32r Mock Brooke 7, 40r Mayoll 73, 40r Medio Wilkinfon 73, 32r Warpcops Lees 6} 36r Warpcops Rowland 74, 36r Warpcops Wellington 74, 40r Double Weston 8, 60r ouble courante Qualität 118, 32“ 116 yards 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r 159, Nuhig.

Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) Roheisen. Mixed numbers warrants 47 sh. 11 d. Ruhig. (Schluß) Mixed numbers warrants 48 h. 1¿ d. Warrants Middlesborough 11 40 sh. 1 d,

Hull, 15, Dezember. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen träge, englischer 1 h. niedriger, fremder unverändert. i

Paris, 15, Dezember. (W. T. B.) An der B örse herrschte durchgängig günstige Tendenz für türkishe Werthe bei theilweise

1896.

weiter steigenden Kursen. , Banque Ottomane ziemlich lebhaft, der übrige Markt ruhig, Spanier matt auf ungünstige Berichte aus Manila.

(Schluß-Kurfe.) 830% amort. Rente —,—, 3% Rente 103,10, Italienische 5 0/9 Rente 93,15, 40% ungar. Goldrente —,—, 49/9 Nufsen 89 , 30%/ Russen 1891 9355, 4% unifizierte Egypt. 105,30, 4% spanis&e Mare Anleihe 607, B. ottomane 939,00, B. d. Paris 807,00, eheers 743,00, Gredit foncter 669,00, Huanchaca-A. 83,00, Meridional-A. 635,00; Rio Tinto-A. 630,50, Suezkanal-A. 3363, Cród. Lyonn. 765,00, Banque de France —, - Tab. Ottom. 319,00, Whs. a, dt. PL London Wh. k. 25,23, Cheq. a. London 25,25, Weh. ¿L 206,596, do. Wien k. 208,25, do. Madrid L. 397,00, Wch. a. Italien 42, Portugiesen 25,18, Portug. Taback-Obl. 473,00, 40% 94 er Ruf}. 66,20, Privatdiskont —, 3409/0 Russ. A. 100,65, 39% Russen (neue) 92,60.

Getreidemarkt. (Schlußberiht.) Weizen rubig, pr. Dezember 21,65, pr. Januar 21,80, pr. Januar-April 22,15, pr. März-Juni 22,69. * Roggen ruhig, pr. Dezember 14,25, pr. März-Juni 14,90. Mehl ruhig, pr. Dezember 46,15, pr. Januar 46,39, pr. Januar-April 46,95, pr. März-Juni 47,75. Rüböl matt, pr. Dezember 964, pr. Januar 564, pr. Januar-April 567, pr. Mai-August 57. Spiritus matt, pr. Dezember 323, pr. Januar 32}, pr. Januar-April 334, pr. Mai- August 34.

Rohzuder (Schluß) matt, 88°%/6 loko 243 à 25, Weltßer Zucker matt, Nr. 3, 100 kg, pvr. Dezember 264, pr. Januar 268, pr. Januar-April 27, pr. März-Juni 271.

St. Petersburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Ae London (3 Monate) 93,45, do. Amsterdam do. —,—, do. Berlin do. 45,70, do. Paris do. 37,15, Privatdiskont 94, Ruff. 4% Staatsrente 994, do. 4% Goldanleihe v. 1889 1. Serie 153, do. 4 °%/0 Goldanleihe v. 1894 6. Serie 1552, do. 33 % Goldanl. v. 1894 —, do. 3% Goldanl. von 1894 —, do. 5% Prämien-Anleihe von 1864 293}, do. 59% do. von 1866 2544, do. 9 % Pfandbriefe Adelsbank-Loose 2123, do. 41 0/ Bodenkredit - Pfandbriefe 155 St. Petersburger Privat-Handelsbank 1. Em. 538, do. Diskontobank 7375, do. Internat. Handelsb. 1. Em. 65714, Nuss. Bank für aus- wärtigen Handel 485, Warschauer Kommerzbank 508.

Produktenmark1. Weizen loko 9,25. Roggen loko 5,40, Hafer loko 3,80. Leinsaat loko 9,30. Hanf loko —s Talg loko 47,00,

pr. August —. (W. T. B.) Naqh hier vorliegenden Privat-

16. Dezember. meldungen aus Warschau treten die Warschauer Zucker- Dieselben

industriellen zu einem eigenen Syndikat zusammen. haben ihren Austritt aus dem Kiewer Syndikat erklärt.

Mailand, 15. Dezember. (W. T. B.) Italienishè 5 9/9 Rente 97,39, Mittelmeerbahn 516,00, Msridionaux 668,00, Wechsel auf Paris 104,672, Wechsel auf Berlin 129,774, Banca d'Italia 729.

Amsterdam, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) 94 er Russen (6. Em.) 1004, 40%/% Russen v. 1894 633, Kony. Türken 208, 39/0 holl. Anl. 983, 5 % Transv.-Obl. 91 er —, 6% Trans- vaal 2324, Warshau-Wiener —, Marknoten 59,41, Nussische* Zoll- kupons 1924, Wechsel auf London 12,09.

__— Getreidemarkt. Weizen auf Termine fest, do. E März 191, do. pr. Mai —. Roggen loko —, do. auf Termine ruhig, do. pr. März 106, do. pr. Mai 107. Rübsl loko —, do. pr. Mai —, do. pr. Herbst —.

Java-Kaffee good ordinary 51. Bancazinn 354.

Antwerpen, 15. Dezember. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen behauptet. Noggen ruhig. Hafer ruhig. Gerste ruhig.

Petroleum U Nberigs,, Raffiniertes Type weiß loko 187 bez. u, Br., pr. Dezember 184 Br., pr. Januar 185 L, V Januar-März 184 Br. Fest. Schmalz pr. Dezember 514, Margarine ruhig.

Brüssel, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Einnahmen der PrinzHeinrih-Bahn betrugen in der ersten Dezember-Dekade : aus dem Bahnbetriebe 92 216 Fr., aus den Minen 10 552 Fr., Gesammt- einnahmen 102768 Fr., Mehreinnahme gegen die vorläufig fest- gestellten Einnahmen im entsprechenden Zeitraum des vorigen Sabres

17 458 Fr.

New-York, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Bör se eröffnete {wach und s{hloß, nahdem die Kurse nahgegeben, {wach und niedriger. Der Umsay in Aktien betrug 205 000 Stück.

Weizen behauptete anfangs eine gewisse Stetigkeit, nahm auch im weiteren Verlauf infolge von Erportkäufen eine steigende Tendenz an, verlor aber nahe dem Ende des Marktes die Besserung, da eine allgemeine Liquidation Play griff und die Haussiers mit Verkäufen vorgingen. Mais mit wenigen Reaktionen durchweg fallend. Der Markt wurde durch die Bewegungen des Weizenpreises beherrscht.

(Schluß-Kurse.) Geld für Re ierung8bonds, Prozentsaß 1È, do. fr andere Sicherheiten do. 2, Wechsel auf London (60 Tage) 4,84, Cable Transfers 4,874, Wechsel auf Paris (60 Tage) 5,20, do. auf Berlin (60 Tage) 95, Atchison Topeka & Sauta Aktien 133, Canadian Pacific Aktien 54, Zentral Pacific Aktien 144, Chicago Milwaukee & St. Paul Aktien 733 Denver & Rio Grande Preferred 4l4, Illinois Zentral Aktien 92}, Lake Shore Shares 153, Louis- ville & Nashville Aktien 48, New-York Lake Erie Shares 144, New-York Zentralbahn 944, Northern Pacific R 224, Norfolk and Western Preferred 15è, Philadelphia and Reading 5 2/6 I. Inc. Bds. 434, Union Pacific Aktien 9, 49% Vereinigte Staaten Bonds pr. 1925 120, Silber, Commercial Bars 652. Tendenz für Geld : Leicht.

Waarenberihcht. Baumwolle - Prets in New - York 7/1 do. do. in New-Orleans 613/16, Petroleum Stand. white in New- od 6,40, do. do. in Philadelphia 6,35, do. rohes (in Cases) 7,35, do. Pipe line Certif. per Januar 99, Schmalz Western steam 4,15, do, Nohe & Brothers 4,50, Mats per Dezember 29, per Januar —, per Mai 313, Rother Winterweizen 98, Weizen per Dezember 874, do. per Januar 87, do. per März 89}, do. per Mai 868, Getreidefraht nach Liverpool 34, Kaffce far Rio Nr. 7 10, do. Rio Nr. 7 per Januar 9,40, do Rio per März 9,40, Mehl, Spring-Wheat clears 3,55, Zucker 25, Zinn 12,80, Kupfer 11,40, Nachbörse: Weizen { c. niedriger.

Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Ble ee betrug 8399 140 Doll. gegen 8 616 171 Doll. in der

zorwodhe. 4

Weizen - Br Mita oaon der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten nah Großbritannien 137 000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen Kontinents 15 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 59 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents Qrts.

Chicago, 15. Dezember. En T. B,) Auf Grund der Nach- riht über die abnehmenden Ankünfte im Nordwesten und besserer Kabelmeldungen zogen die Preise für Weizen zunächst niht unerbheb- lih an. Da aber wenig Kaufordres vorlagen, sahen ih die Verkäufer zur Nachgiebigkeit gezwungen. Berichte über auswärts herrschende un- günstige Witterung befestigten zwar aufs neue die Stimmung, E die egen Schluß eintreffenden s{chwächeren Kabelberihte und die ange Pla nachfrage hatten wieder eine Abschwähung zur Folge. Mais infolge großer Ankünfte Lea fallend.

Wetzen pr, Vezember 77}, pr: Januar 777. Mais pr De- ¿ember 228. Schmalz; pr. Dezember 3,724, do. pr. Januar 3,85, Speck short clear 4,00. Pork vr. Dezember 6,774.

t R Janeiro, 15. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf ToOndon ° - Buenos Aires, 15, Dezember. (W. T. B.) Goldagio 179,70.