1915 / 278 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Nov 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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hat si der Revers von vornherein nicht als cin Verbot sozial- demokratisher Bekundung dargestellt, sondern cr war abei E

gegen den Arbeiterausftand gerichtet. Baden.

Jn der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer legte der Finanzminister Dr. Rheinboldt den Staatsvor- anschlag für 1916/17 vor, der laut Meldung des „W. T. B.“ mit einem Fehlbetrag von rund 17!/» Millionen Mark abschließt. Zu desfjen teilweiser Deckung wivd eine 20pr ozentige Erhöhung der Einkommensteuer vorgeshlagen, wodurch die Einnahmen um 8 Millionen Mark“ gesteigert werden. Die kleinen Ein- kommen bis zu 1600 M bleiben frei. Für den Fall, daß die vorgesehenen Mittel nicht ausreichen, ersuht die Regierung um die Ermächtigung, weitere Mittel bis zum Beirage von 75 Millionen Marf im Wege des Kredits zu beschaffen. Der seit Beginn des Krieges für Familienunterstüßzungen aufgewendete Betrag dürfte bis zum Jahres{luß 43 Millionen Mark er- reichen. Der Minister betonte, wie dringend notwendig es ge- wesen sei, daß im Reiche seinerzeit mit den Finanzplänen nicht Wege eingeschlagen worden seien, die in das einzig dem Bundes- staat noch verbliebene Steuergebiet, das der direkten Steuern, einführten. Für das Reich bestünden noch genug Mèoöglich- keiten, seinen Geldbedarf, mag er auch noch so hoch sein, ohne Beschränkung der bundesstaatlihen Steuerhoheit und ohne Er- höhung der Matrikularbeitragslasten zu befriedigen. Die Zweite Kammer hat das bisherige Präsidium durch Zuruf mwieder- gewählt. Aus dem Hause ist eine große Reihe von Anträgen eingelaufen, die sich hauptisählih auf den Lebensmittelmarkt

beziehen.

Großbritannien und Frland.

Der Munitionsminister Lloyd George beriet vorgestern den ganzen Tag mit den Vertretern der französischen,

italienishen und russischen Regierung.

—— Der Gesetzentwurf, durch den die Legislaturperiode dés Parlaments verlängert werden soll, ist demn „Nieuwe Rotterdamschen Courant“ zufolge vorgestern nicht eingebracht wordén, wie Asquith seinerzeit angekündigt hatte, da fich im

leiten Augenblick Schwierigkeiten eingestellt haben.

00D Unterhaus teilte der Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts Grey mit, daß alles möglihe getan werde, um die Serben vor Hunger zu schüßen. Die britische Regie- rung suche im Verein mit ihren Verbündeten so schnell wie möglich genügende Mengen Nahrunasmittel her beizuschaffen. Der Kanzler des Schaßamts Mac Kenna machte über die Einzahlungen der kleinen Sparer bei der leßten

Kriegsanlei he folgende Mitteilung: Die Einzahlungen der kleinen Sparec, dite bis zum 1. Dezember

fortdauern sollten, bâtten einen Gesamtbetrag von nur 5 Viéillionen Pfund Sterling erreicht. Das set angisihts d-r hoben Löhne, voa denen viel gespart werden könnte, feineöwegs fo viel, als man erwartet

bâite. Die Erfahrung levre, daß die Urbeitekiafse Wertpapiere,

teren Bewertung Schwarknngen unterworfen set, abweite und ihr Geld lieber aur die Sparka :n trage, daß es arer auch an einer

organisierten Beeinflufjung des Volkcs, die geboteue Vorteiie aus- zunüßev, féhlie. Mc Kenna teilte mit, es sei die Nusgate fünf- prözentiger Einpfund-Bonds g-plant.

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Jtalien. {

Zur Befriedigung der außerordentlichen Bedürfnisse werden durch einen Königlichen Erlaß verschiedene fina nzielle Maß- nahmen angeordnet. Wie die „Agenzia Stetani“ mitteilt, befinden sich darunter Abgaben auf. den Handel mit Lebens- mitteln in Höhe von 1 Prozent, Abgaben auf alle von den direkten Sieuern betroffenen Einkünfte und ferner Steuern auf Kriegsgewinne. Vorgesehen ist ferner eine Aenderung des Stempelgeseßes fowie \{chließlich Aenderungen in der Salz- besteuerung und im Jnlandsposttarif.

Der „Secolo“’ erfährt aus Syrakus, daß dur Dekret des Statthalters die Beschlagnahme der 36 in italienischen Häfen liegenden deutshen Dampfer verfügt worden und daß jeßt die Maschinen von sechs im Hafen von Syrakus liegenden Dampfern geprüft worden seien. Dabei sei festgestellt worden, daß alle Maschinen durch die Kapitäne déèr Dampfer verdorben wären. Man habe aber bei den Nachsuhungen auf den Dampfern fast alle an den Maschinen fehienden Teile wieder- gefunden, die im Kielraum der Schiffe versteckt gewesen seien. Da man jedoh befürchtete, daß die Maschinen unterminiert seien, habe man jeßt begonnen, alle Maschinen abzumontiéren, was um so ricbtiger sei, als einer der Dampfer, die „Sigmaringen“, unter anderem 11 t Dynamit an Bord ge- habt habe, das eines Tages in mysteriöser Weise vershwunden sei. Der Kapitän der „Sigmaringen“ habe erklärt, er sei in- folge eiñes an Bord ausgebrochenen leichten Brandes ge- zwungen gewesen, fich der gefährlichen Ladung auf hoher See zu entledigen.

Türkei.

, Der Senat hat die Adresse in Beantwortung der Thronrede angenommen. Diese Adresse gibt dem Dank des Senats an den Allmächtigen für die Ereignisse in den leßten zehn Monaten Ausdruck, die den Osmanen und der islamitischen Welt die Ueberzeugung von dem endgültigen Siege eingeflößt aben. Sie ‘hebt die Tapferkeit der türtischen Armee an den Dardanellen hervor, deren Leistungen gezeigt haben, daß der Halbmond ein nie untergehendes Gestirn sei. Es wird weiter erflärt, daß die ununterbrochenen Siege der Türkei, ODester- reich-Ungarns und Deutschlands den Sieg des Rechts und der Gerechtigkeit gesichert haben. Der Versuch der Feinde, den Krieg dutch seine Uebertragung auf den Balkan zu entscheiden, sei dant der weisen Politik der Türkei gescheitert, durh die Bulgarien bestimmt wurde, dem Bündnis beizutreten. Schließ- li erflärt die Adresse, der Senat teile voll und ganz die Auf- fassung des Herrschers, daß der Krieg so lange dauern müsse, bis die verbündeten Armeen einen vorteilhaften Frieden ge-

sichert hätten. Griechenland.

Die gemeinsame Note des Vierverbandes, die der „UAgétice Havas“ zufolge von der griechishen Regierung die Bestätigung der son früher aegebenen Zuticherungen, betreffend die Lage der Truppen der Verbündeten in Griechenland, ver- länat, etithält keine Frist, bittet aber um eine möglichst rasche Antwort. Sofort nach dem Besuch der Gesandten fand ein Ministerrat statt.

Der Ministerpräfident Skuludis erklärte dem Athener Korrespotdenten des „Petit Parisiêèn“, daß Griechenland troy alles Druckes, woher er auch kommen möge, neutral hlei ben werde. Diese Neutralität werde gegenüber den Ver-

bündelen und besonders gegenüber Frankreih einen wohl- wollenden M Tien, dr m V

2 Ir Transportdampfer mit Truppen sind obiger Quelle zufolge vorgestern vormittag in Saloniki an- aetommen. Fünf andere mit Munition, Flugzeugen - und Die Beförderung großer Mengen

Kraftwagen sollen folgen. Monastir für die serbische

von Munition und Geschüßen nah Armee hat vorgestern begonnen.

Einer amtlichen Meldung zufolge hat die englische chen mit Getreide und ) Dampfer, die in Malta zurück- gehalten wurden, gestattet. Auch die Beförderung von Depeschen über Malta ift zugelassen worden.

Negierung die Abfahrt der griech if

anderen Waren beladenen

Kriegsnahrihten. Großes Hauptquartier, 24. November. (W. T. B.) Wesstlicher Kriegs\schauplaß. Keine wesentlichen Ereignisse.

Der englische Oberbefehls hckber hat verfucht, die amtliche deutihe Richtigstellung, daß alle béi ben Kämpfen Loos am 8. Oktober beteiligten deutschen Truppen nicht, von englischer Seite behauptet, verktoren haben, Unterfangen nichts zu erwidern.

Oestlicher Kriegs schaup lags.

des Ge1teralfeldmarschalls von denb on Riga fielen bei einem Vorstoß auf Bersemünde, der die Russen vorübergehend aus dem Orte vertrieb, 6 Offiziere 700 Mann gefangen in unjere Hand, 2 Maschinengewehre wurden erbeutet. Ein vorgeshobener Posten in Janopol (nördlih von Jlluxt)- mußte fich vor einem russischen Angriff zurückziehen ; durch Gegenangriff wurde das Gehöft wieder genommen.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Die Lage is unverändert.

Linsingen.

7—8000, fondern 763 Mann

anzuzweifeln. Wir haben auf ein solches

Heeres gruppe

Hindenburg. Südöstlih v

Leopold von Bayern.

Heeresgruppe des Generals von Vorstöße russisher Abteilungen nordöstlich von Czar- torysf und bei Dubiszcze (nördlich der Eisenbahn Kowel— Rowno) wurden abgewiesen: 50 Gefangene und 3 Maschinen-

gewehre wurden eingebracht.

Balkankriegsschaupla s.

von österreihisch - ungarischen,

Truppen genommen. i

Pristina über die Sitnica Oberste Heeresleitung.

Mitrovica Pristina von deutschen Serben sind westlich von zurückgeworfen.

Großes Hauptquartier, 25. Novémber. (W. T. B.) We stlicher Kriegs8schauplaß. Es hat Zih nichts von Bedeutung ereignet.

) Oesilichè?Kriegs\chauplay. d pde des Gozætéerdalfeldmarschalls von ] Bersemünde ist fest in unserer H Die Zahl der Gefangenen hat sich auf 9 Offiziere.

Mann, die Beute auf 3 Maschinengewehre erhöht. Bei den Heeresgruppen des Generalfeldmarschalls

Prinz Leopold von Bayern und des -Generals von Linsingen ist die Lage unverändert. :

_BValkan-Kriegsschauplaß. * 7 :

Mi trovica wurden von Truppen der Armee

| etwa 10000 Serben : 19 Geschüße - erbeutet. und an - dér

Heeresgru Hindenburg.

efangen ‘genommen, ämpfen um; Pristina 7400 Gefangene und

Sitnica fielèn Die Beute an! Kriegs-

6 Geschüßge“in unsere Hand. gerät und Vorräten ist erheblich. | berste Heeresl eitung.

Wien, 24. November. (W. T. B.) Amtlich, wird' gemeldet: Russischer Kriegs\schauplat. j Nichts Neues. Jtalienisher Kriegsschauplaß. | Der Görzer Brücenkopf stand zwar auch'gestern unter

lebhaîtem Geschüß- und Minenwerferfeuer. Jn) Jnfanterie- fämpfen trat jedoch eine Pause ein, da die Jtaliener nicht an- Um so erbitterter wurde beidérseits des Monte San Michele gerungén. Nördlich des Berges drängen italienishe Kräfte Nachmittags Steierishe Jnfanterie angriff und warfen Nahkämpfen vollständig zurü. den Monte San Michele selbst und im Raume von San Martino wurden unter \{wersten Verlu.sten der Jtalienér abgewiesen, Stellungen auf dem ‘euer erstickt., Gegen egner \{chwere Minenwerferbomben, die An der Tiroler Südfront wurde der Ba und der alte Stadtteil von Riva wieder ‘beschossen. unserer Flieger belegte Baracken und Magazine von Ala mit Bomben.

unsere Stellungen und Honveds schritten zum Gegen- den Feind nah wechselvollen wütenden Mehrere AngLisfe auf

Angriffsversuche te dei Sei Busi fofort durch die Straßensperre bei Zagora warf der giftige Gase ent-

Südöstlicher Kriegs\chauplaß. An der oberen Drina verlief der Tag ruhig. Priboj haben sich unsere Truppen

den Uebergang auf das Südufer des Lim erkämpft.

Südwärts von Novi- K und K. Streitkräfte gegen die montenegri- Die durch das Jbar- Tal vorgehenden hen Truppen warfen unter heftigen eind aus seinen Stellungen nordöstlich von Mitrovica und rückten in diese Stadt ein. nœhmen 700 Mann, unter ihnen vier Offiziere, gefangen. Auch Pristina ist _dên Serben en deutsche Kolonne drätig von Norden her ein, folgte von Osten.

Der Stellvertreter des. Chefs von Hoefer, Feldma

pazar dringen nische Grenze vor. österreichish-ungari Kämpfen den

ntrissen worden. eirlé bulgarische

s Generalstabes. alleutnant.

Mien, 24. November. (W. T. B:) Aus dem Kriegs- pressequartier wird über die legten Kämpfe an der Strypa gemeldet : Mie aus den Berichten der verbündeten Gereralstäbe bervor- aebt, bildete Anfang November das Tal der mittleren Strypa den Schauplag hestiger Kämpfe. Es find dort von Nord nah Süd die Dörfer Bonatkowce, Siemikowce, Bianiawa, Racowik, Sosnow_an- einandergereiht. Von ibnen liegen Bonatkowce und Bianiama östlich der breiten versumpiten Strypa-Niederung, alle übrigen woefilih der- selben. Die zwei erstgenannten Orxte siad in unsere Verteidigungs- stellung nicht einbezogen gzwesen. Am 31. Oktober Nachmittags seßte gegen unsere Stellungen bet Sosnow _und gegen die deutschen Linien bei Siemikorce und an den Teichen nördlich davon beftiges Artillerieteuer ein. Jn den Ab?ndftunten griffen rusfifche Kräfte in Stärke von mindestens zwei Divisionen auf schmalem Raume Stemi- fowce an. Das Dorf und die Stellungen beiderseits mußten nah erbitterten Kämpfen geräumt werden. Die Verteidiger gingen auf die westlichen Höben zurück. Andern Morgens versuchten die Nussen zu- nächst in gewohnter Weise tie Einbruhsfront zu erweitern. Diese ¡ht wurde durch einen kühnen Flanfenstoß vereitelt, den das onvedinfanteriéregiment Nr. 308 von Racowiec her gegen den üdflügel der bei Siemikowce kämpfenden Russen führte. Gleich- zeitig schritten die Verbündetea an tie Wiedergewinnung der alten Stellungen. Tagsüber wurden Reserven der Nachbargruppen, ein öfterreichis-ungarishes und deutibes Bataillon, ins Gefeht ge- worfen. Abends traf die von Nordwest kerangeführte Steben- bürger Honveddivision auf dem Schlachtfelde ein, aber auch der eind, dessen Hauptkrafi aus sibirishen Schüyendivisionen bestand, ¿ite von Stunde zu Stunde neue Vecstärkungen ein, sodaß sih das

erbältnis zwishen ihm und den Verbündeten auf zwet zu eins, nit selten aber noch mehr zu seinem Vorteil stellte. Den Brennpunkt des Kampfes bildete, wie erinnaerlih, das beißumstrittene Dorf Siemi- fowce, von dem zwischen dem 1. und d. Novimber jedes Gehöft fo und so oft den Besizer wethselte, bis endli am 95. früh die Russen aus den leßten Häusern getrieben waren. Der Feind ließ; 50 D: fiztere und über 6000 Mann in der Hand der Verbündeten. Seine Ver- luste an Toten und Verwundeten waren um ein vielfahes größer. Diese Zahlen und der Verlauf dis einwöhigen Kampfes ließen ohne weiteres den sicheren Rücks{luß zu, daß die Russen mit ibrem Angriff größere Ziele im Auge halten als das, einen öôrt- l‘chen Erfolg zu erringen, und daß. demnach auch der Sieg unserer Truppen mehr bedeutet als die Wtedergewtnnung eines vorübergebend verlorenen Grabenftücks. In der Tot wurde, wie aus russischen Dokumenten und aus Auésagen von Gefangenen natträglih hervorgeht, auf feindliher Seite die Unternebwungen gegen unsere St1ypa- Stellung in einer Art eingeleitet, die bernerker8wert genug war. Feldpoyen \criiten tagszuvor in fesilihem Ornat von Schüßengraben zu Schützengraben, um den geplanten Angr:ff anzukündigen, und er- teilten den Soldaten ihren Segen zu dem blutigen Werk. Das Dünaburgische Infanterieregiment Nr. 61, das im Rufe be'‘onderer Tapferkeit und Ausdauer steht, wurde zur Vorhut bestimmt. Einen besonderen Chatakier erhielt die russi\ce Aktion dadurch, daß ih einige Tage zuvor der Zar, begleitet vom Zwemwitsch, im Bereiche der um Tarnopol stehenden 11. Aruiee etágefunden hatte.

Sofia, 24. November. (W. T. B.) Amtlicher Bericht über die Operationen vom 22. d. M.: Die Kämpfe dauern in der Ebene von Kossovo an. Wir erbeuteten 6 Schnell- feuerhaubißen und 2 Snellseuerfeldgeschüße sowie eine Menge Munition und Kriegsmaterial und machten eine aroße Anzahl Gefangene. Auf den übrigen Fronten keine Veränderung. Französische Gefangene erzählen, Offiziere hätten ihnen - ver- sichert, daß si in der bulgarischen Armee aus Menschenfressern züsammengeseßte Truppen befänden. Am 19. d. M. brachten unsere Truppen von drei Feredschik überfliegenden feindlichen Wasserflugzeugen eins zum Absturz, das wischen den Armeen der unteren Marißa niederfiel, wo es verbrannte.

Der Krieg der Türkei gegen den Vierverband.

Konstantinopel, 24. November. (W. T. B.) - Das Hauptquartier meldet: Auf der -Dardanellenfront außer

E Artillerie- und Bombenkämpfen nichts Wichtiges. on den übrigen Fronten ist nichts zu melden.

Der Krieg zur See.

Amsierdam, 24. November. (W. T. B.) Wie das „Handelsblad“ aus Ymiuiden ‘meldet, glaubt man, daß. der Fischdampfer „Hibernia“ mit Besazung verloren ge- gangen ift.

Nr. 47 der „Versöffentlibungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts*“ vom 21. November 1915 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gäng der Volkskrankheiten. Zetiweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Desgl. gegen Cholera. Sapitäteberiht über die Preußisch? Armee 2c, 1911/12. Gesetgebung-usw. (Deutsches Reich.) Kartoffelverjorguog. _— Oele uud Fette (S4chsen.) Vertretung von Aerzten. Zett- weilige VMafßiregela gegen Tierser chzn. (Preuß. Neg.-Bezirke Köntgs- berp, SBumbinnen.) —- Vermischtes. (Peru) Pest, 1. Halbjahr 1915, Motentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in Hroperen Städten des Aus- landes, Etfranfungen in Krankenhäusein deut)her Grofßistädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. B age: Gerichtliche Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Aerzte).

Statistik und Volkswirtfchaft.

Staatlihe Maßnahmen zur Regelung der Volksernährung. :

Der Zwang, die grundsäßlihe Organisation unserer Verkehrt- wirt\cha\t unter den obwaltenden Umständen Sperrung von der ausländischen Zufuhr in einer Weise zu regeln, daß die Volks- ernährung gesichert i und kein Hindern1s für unsern Willen zum Durzhalten bieter, hat éine Fülle von Maßnahmen settens des Staats nôtig gemacht. Jett, wo gängbare Wege zur LWsung der kritischen Fragen gefunden worden find, {s es an der Zeit, zurückzus{auen und in kurzen StriWhen das Bild feitzubalten, das heute unsere Nahrungs- nttelversorgung und ihre Organisation bietet, die Fülle der geseß- lien Anordnungen knavp und für jeden verständlich zu skizzieren.

1. Maßnahmen, betreffend die Sicherung der Brot- ernährung (Getreide, Meh1).

Einige Zahlen beleuchten die Lage auf diesem Gebiete. Der Noggaenérträg 1912/13 betrua rund 11,9 Mislioney: Topoen, davon für den Konsum verfügbar 8,1 Millionen Tonnen. Die!e Menae überstieg unterèn Bedarf, sodaß wir einen Autfubrübershuß von 0,53 Million Tonnen hat'en, Anders liègt die Sache bei Meilen: einer Erzeugung vón dz - Millionen Tonnen 1912/13, wovon 3.75 Millionen für mens{!ichen Konsm _ freistehen, steht éin Eiasubrüberduß von 159 Métlliokên Tonnen aegenübér. Dieses Minus kann dur Sperrung ter Roggenausfvhr niht behoben werden; es bléibt noh ein relativ beträchtliher Ausfall an Brotgetreide, wenn die auss ländische Zufuhr unterbunden ijt.

An diesen Tatsahenzusammenhang knüpft die Regelung unserer

ide treideversorgung an: die beiden nächstliegenden fkorrelaten Maß-

n, Ausfuhrverbote (31. Juli 1914) und Einfuhr-

leiter r (4. August), wurden obne Verzug ergriffen; als vénzeude Maßnabmen traten hinzu am 24. Oktober 1915 die Ein- irung von Ausnahmetarifen zu Zwedcken der besseren und isligeren Verteilung der vorhandenen Getreidevorräte über das In- nd, beziehungsweise der Erleichterung der Zufubr von den Grenzen 7, Ciner von vielen Seiten befürworteren Anregung, die Ver- dung von Roggen zur Branntweinproduktion zu verbieten, wurde ¡t stattgegeben, weil dadurch doch nur ein geringer Prozentsaß 110% der Ernte) erspart werde. Nur soweit die Kürzung des durhshnittébrandes die Produktion der Kornbrennereien ein- vránfte, wurde Rogcen für den Konsum reierviert (0,16 Millton mnen). Welt wichtiger war das Verbot, Brotgetreide und Mehl (s Futtermittel an das Vieh zu veifüttern; denn hier handelte sh um bedeutende Mengen: ungefähr ein Viertel der deutschen Poggenernte und ein Zehntel der Weizenernte fiel 1912/13 dieser Ver- endung anheim. An diese Maßnahmen s\ch{lossen si solche zur zireckdung des Getreides. Eine Steigerung der für den sum fcelstehenden Brotgetreidemengen wurde erstrebt durch die estimmung, \härfer auszumahlen. Laut Verfügung vom 28. Oktober o14 sollte Roggen auf 72 9%, Weizen auf 75 %% ausgemahlen „erden. Nur für besondere Verwendung konnte Weizenau?zugs- bl in feinerer Ausmablung durch die Landesbehöxden gestattet erden. Unter demselben Datum erging eine w-itere a g zur Streckung der Vorräte: Allem Weizenbrot müssen mindestens 10 9/6 toggenmebl zugesept werden; alles Roggenbrot muß mit mindestens 0/9 Kartoffelfloen, Walzmebl oder Stärkemebl bezw. mit mindestens 10% grquetshten oder gertebenen Kartoffeln verseßt sein. Mit diesen Maßnahmen war \ckchon ein bedeutender B'uchteil des Brotgetreide- uéfalls erseßt. Freilih für die absolute Sicherung genügten die bt8- erigen Masmanen noch nicht; solange eine genaue fortlaufende lebersicht über den Vorrat und eine Kontrolle der Verwendung feblte, ar in der Bedarfsver sorgung ein unbekannter Fakior. Statistiscbe Bestandsaufnabmen waren nötig als Grundlage für ntuele neue Maßnabmen (Bekanntmachung vom 29. Ok- ber 1914 über die Bestandsaufaahme an Brotgetreite und mehl). Bei all dem aber blieb befcraniserregend der hobe Stand der Brotgetreidepreise, verursat dur ‘den Druck des Verbrauchs und die Ungewißheit der Händler und Produzenten über die künftige Marktlage. Hier griff die Regierung ein mit der Festseßung von höhstpreisen am 28 Oktober. Diese Höchstpreise wurden später n 5 6 für die Tonne gesteigert im Anschluß an_die fich ein- hürgernde Handelsgewohnheit, sie als Preduzentenböchstpreise zu be- achten. Eine weitere unwesen!lche Aenderung der Höchsipreis- normieruna wurde am 23. Juli 1915 versügt.

Es stellte s bald beraus, daß die Vorräte an Brotgetreide troß der getroffenen Diaßnahmen zusawmen)|chmolzen, teils durch weitere Verfütterung, teils dutch Konsumsteigerung. Demgegenüber verschärfte man teilweise die alten Betzimmungen, tèils ergänzte man die Politik der kleinen Miitel durch ganz nene, tiefgreifende Maßregeln. Die Bekanntmachung vom 95. Januar 1915 ordnete eine shärfere Ausmahlung tes Brotgetreides an: Weizen b1s zu mindestens 80% und Roggen bis zu mindestens 82%. Das BVerfütterungs- verbot wurde nochma!8s nachd: üXlich{\s wiederholt und weiter ausge- dehnt. Unter demselben Datum wurde aageorznet, daß ailes Weizen- brot mindestens 30 9/9 Rogaenmehlzusay enthalten muvß, dos K-Brot wurde zwangéw?ifse enge‘ührt und 109% an Kartoffelproduki bezw. anderen Surrogatprodukten (Gerstenmehl, Hafermehl usw.) als Mindestzusaß feitgelegt. ine Neibe kleinerer Véaknahmen wurde elassen zum gleihen Zweck der Streckuna der Vorräte bezw. d-r Gin\chränfung des Konsums (Lerb-t dex Verwendung von Mebl für tehni!he Zwette 22. Dezember 1914, bezw. 15 Februar 1915).

Die grundlegenden neuen Maßaahmen bestanden in der Neber- nahme der Getreidevorräte auf die Allgemeinbeit und in der straffen Regelung des Brot- und Wtebhlverbrauchs bis zum éinzelnen Verbraucher (Bikanntmahung vom 25. J1- nuar 1915). Die \chwterige Organisationsfrage wurde prinzipiell dahin gelöst: die allgemeine Leitung ltegt bet einer zentralen Neichs- verteilungs stelle. Sie hat die Vorräte p anmäßig für das Reich umzulegen. Das Herausziehen der Vorräte und die Beardeitung ist der Kriegsgetreidege!ellschaft zu überlassen, die, als privates Unternebmen nach faufmänntsh-n Gesich1spunkten geleitet, dazu alle nötigen Voraussezungen besizt. Als legtes Organisation8glied \hließen fih an sie die Kommunalverbände, die die effektive Verteilung an die Bäcker und von dort zum Konsumenten in der h haben. Grund\äßlich hält man wegen der Einfachheit und der ostenersparung daran fe}t, daß Selbstversorgung da statthaben soll, wo se ohne Gefährdung der ganzen Altion und ihres Zweckes stait- haben kann. Las ist der Fall beirefffs des CEigenverbrauchs der Landwirte und betreffs des Cigenverbrauchs der selbit- wirtshaftenden Kommunen; dieje können aus den in ihr:m Kereich befindlichen Getreide- und Mehlyorräten die auf fiz enifallende Ouote unmittelbar übernehmen. Die Krieg8getreideges-Uscha#st bekam ein tatsählihes Getreidemonovol, am 1. Februar war alles Brot- aetreide zu ihren Gunsten beshlagrahmt. Die Retichsvertcilungbfti ll? seßte dann am 9 Februar 1915 den Saß von 225 g Mehl pro Kopf der Bevölkeruna fest, mußte aber hon im März diejen Betrag hervnter- segen auf 200 c, freilich bei Nückstellung etner erheblih:n Reserve als Sicherung für alle Fälle. Das Getreidemonopol wurde ergänzt dur das Meblmonoyol, das in Preußen den Kommunalverbänden, in Bayern den Bezirksämtern ükertragen wurde, mit dem Recht der estsezung von Höchstpreifen. Am 1. Februar unterfiel alles im Bereich der betreffenden Verbände befindliche Mehi diesen, Ueber- üsse über die tim Verhältnis ibrer Bevölkerung ihnen zustebende Menge hat auf Verlangen die Krieg8getretveges- llhaft selb zu über- nebmen bezw. sh um ihren Verkauf zu bemühen. Die N: cttsform der Aneignung der Vorräte war fre itändiger Beikauf bezw. Cuteignung auf Grund der Héch\lpreisbestimmungen. Es hat sich sehr bewäbrt, daß die mit den örtliden Verhältnissen vertrauten Kommunen die Verteilung an die Bäcker und die Regélung des Konsums selb- \ländig übetwiesen bekamen. In kleinen Gemeinden und einfachen Verhältnissen bot es wentg Scwierigkelt, daß jeder Korsumert nur die ihm zustehende Höchstmenge an Brot oder PVtebl erhielt: wo die Verbältnisse kompltiterter lagen, ergab \ih allgemein als bester Aus- weg die Zuweisung festbestimmter Bezugsrechte in Form von Brot- karten. Mit diesen Maßnahmen war im wesentlichen die Brot- getreidepolitik der Regierung abgeschlossen. Ste erreichte eine fidhere und zweckmäßige Regelung der Broternährung.

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Entwicklung des Beshäftigungs8grades und Arbeits- marktes in Groß Berlin in der Zeit vom 6. bis 13. November 1915.

Nah der vergleihenden Darstellung des gewerblien und industriellen Beschäftigungsarades in Groß Berlin am 6. und_13. No- vember, die das Statistishe Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, ¡eigt für die Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Getamtzahl der versiherungsp\lichttgen Mitglteder von 238 Kranken fassen Groß Berlins eine Erböbung von 1128 903 auf 1132 249, d. 4 um 3346 oder 0 09/0, das Ergebnis einer Abnahme der märn- lihen V*isiherungspfl:chtiaen um 687 oder 0,14 %/o und einer Zu- nahme der weiblihen um 4033 oder 0 «4/0. i

Bei den 28 allgemeinen Ortsfrankenkassen ergibt h ¡war bei den Männern ein allerdings nur s{hwaher Rückaang der Versi{ertenzahl: um 494 oder 0,20 9/0, doch stebt dem eine ges der Zahl der wetbiichen Beschäftigten um 2188 oder 0,50 %% gegen- über; sodaß es bier zu einer Ge)amtwunahme um 1694 oder 0,24 °/o kam. Bei der Berliner allgemeinen O tékrankenkasse sind die Ver- änderungen in der Berihtswoche nur geringfügig, beide GSelihlemtex zusammen weisen ein Mebr von 730 Beschäftigten oter 0,19 °/o e:

Die beridtendin 207 gewerbl ich geoliederten Kran E: kassen zeigen diesmal cine Zunahme um 1529 Versicherungspflichiige

oder 0,36 9/6, als Au des 203 oder 0. 9% betragenden Wenkgers beint männl Ges und eines Mehrs voñ F728 oder 1, */n bei den uüngspflihtigen Fräuen. Von den 9 Gewetbegruppen mit einèr Zunahme dér Zahl der Beschäftigten seien u. a. erwähnt: die Metall- und Masctneninduftrie mit 4- 1098 (0,53 9/9), das Ver- kehr8gewerbe mit —— 247 (0,6 2/0) und die Waren- und Kaufbäufer mit 202 (1,03%). Die größte Abnahme um 219 (1,77% ist beim Baugewerbe festzusteUen.

Die Zahl der bei 38 Fachbverbänden der freien Gewerkschaften ermittelten Arbeitslosen stig in der Wohe vom 8. bis zum 15. November von 2112 auf 2271, d. 1. um 159 oder 7,53%/9. Die Zunahme ist in der Hauptsahe auf das 109 betragende Mebr beim Verbande der Buchbintec zurückiuführen, bei dem es sich um Ent- lassimgen der {hon im vorwöchigen Bericht erwähnten weiblichen Auehilfea handelt. Die übrigen Verbände lafsen keine nennenswerten Veränderungen erkennen.

Nach dem Bericht des Verbandes märkisher Arbeitsnahweise mate fh in der Wode vom 6. bis 13. November ein geringer Rükgang der Zahl der offenen Stellen für männliche Arbeitskräfte bemerkbar; doch nahm die Zahl der Stellensuchenden gleichfalls ab. Der in der Vorwohe gemeldeie Rükzang auf dem Arbeitsmarkte für weiblies Personal dauerte an; das Verhältnis der gemeldeten offenen Stellen zu den Stellensuchenden blieb wie in der Vor- woche ungefähr 1:2. Gesuht wurden unter andern besonders Arbeiter für Spedition, Tiefvau und Eisenkonsttuktion, und auh in der {emishen Industrie blieb der Mangel an geübtem Personal bestehen. In der Automobilindustcie, die dauernd mit großen Heerecaufträgen beshäftigt ist, macht fch fogar ein Mangel an ungelernten Atbeitern fühlbar, sodaß teilw?ise Ueber- arbett notwendig wurde. In anderen Zweigen der Metallindustrie, z. B. in der Afumulatorenindustrie, wurde zum Teil der Mängel an Arbeitskräften dur Ginstelung von Frauen zu heben v*rsucht. Auch im Baugewerbe machte si eine Knavphett an männlichen Arbeitékräften bemerkbar. In der Holzindustrie wären dur erneute Einberufungen zum Heere gelernte und ungelernte Arbeiter knapp, obglei die Lage in der Indu'trie unbefriedigend war. Im ganzen betrug bei den öffentlichen Arbeitsnahwelsen von Groß Berlin die Zahl der ver- mittelten männlichen Arbeitskräfte 2920 (in der Vorwcche 3304), die der weiblihen 2759 (2577). “An cffffenen Stellen waren für män nlihe Arbeiter 3772 (4234), für Ftauen 3021 (2831) vorhanden. Die Zahl der männltchen rbeit subenten stellte fh auf 3823 (4362), die der wetblihen auf 5040 (4817).

Zur Arbeiterbewegung.

Nath einer von der „Frkf. Ztg.“ wiedergegebenen Havasmeldung aus London sind 3500 Bergarbeiter aus Süd-Wales in den Ausstand getreten, weil zahlreihe in das Heer eingestellte Berg- arbeiter durch nihtorganisierte Arbeiter in militärdienftfähtigem Alter aus anderen Gegenden ersegt worden feten.

Kunft und Wissenschaft.

Im jüngsten „Jahresbericht des Karlsvereins für die Restauration des Aadenec Münsters* werden über die Nachforschungen nach dem Grabe Karls des Großen folgende interessante Mit- teilungen gemacht, die wix dem „Koirespondenzblatt des Gesamt- vereins der deut|chen Geshtickchts-- und Altertumévereine" entnehmen: Das Grab Karls des Großen ist im Laufe des 19. Jahrhunderts Eegenstand eingehender Fo:shungen gewesen. Gegen Ende des 18, zu Anjaag des vorigen Jahrhunderts und darüber hiraus hatte sich die Ueberzeugung berausgebildet, daß Deutschlands erster Kaiser im Münter zu Aachen inmitten des Oktogons unter dem großen Barbarossa-Kronleuchier belgeseßt worden sei. Für dieje ‘Annahme fehlte es jedoch an wissenschaftlihen Unterlagen. Bischof Bert oiet li. ß, dieter Annahme chne weitere Prüfung folgend, die dortbia perleg'e Steinplatte . mit der vom Inmititut de France feitgestellten Jaschctist .Carolo Magno“ versehen. ‘Auf Anregung des Generaldirettors der Vtaseen, Geheim:n Regterungsrats von Difer8, wurde im Jahre 1843 eine grundsäßlihe Durchforshung des Münster- unterbodens beschlossen und auch in Angriff genommen. Das Er- gebnts besGränkte ih jedcch auf die AufdeXung von zwei Blei- färcen, welche die Ueberbleibsel des von Otto 111. um das Jahr 1000 nah Aachen übergeführfen und im Münster beigeseßten heiligen Leopardvs und der beiligen Corona enthielten. Die Hoffnung, auf das Grab Karls des Großen zu stoßen, blieb unerfüllt. Am 2. Sep- tember 1861 wurden, wiederum auf Drängen und unter Mit- wi:kung des Geheimen Regferunaërats bon Olfers, nochmals Aus- grabungen vorgenommen. Die Dur{hforihung wandte sih zunächst dem Innenraum d°s alten Karolingischen, in seiner äußeren Abshluß- mauer damals festgestellten Chors zu. Anh der Oktogonraum unter dem großen Kronleuchter wurde in die Forshung einbezogen. Das erboffte Ergebnis blieb jedoch aus. Settden ist eine Reihe wissen- scha!ilicher Arbeiten ‘über den Ort der Beisezung des großen Kaijers veröfen1liht wordeo. Ueber Mutmaßungen, die auf mihr oder minder starken Wabrscheinlichkeitägründen fußten, sind sie niht binaus- gekommen. Im Iahre 1910 wurde gelegentlih des damals beschlossenen Neubelags des Münsters auf Anregung und unter Oberleitung des G heimen Regterungsrats Prof. Dr. Clemen eine wiederholte und d eses Mal er\höôpfende Durhforshung des Münsteroktogons und Chors in Angriff genommen. Auch dieses Mal wurde die Ecwaitung, das Grab Karls des Großen zu entdedea, nicht verwirtliht. Wohl aber wurde außer Zweifel gestelt, daß el-e Beisetzung des gr »ßen Kaisers inmitten des Oktogons unter der Platte mit der Auf\chrift _Carolo Magno“ unmöglich erfolgt sein konnte. Die Platte bededte gewach]enen, unberührt gebliebenen Boden. “Am 10. und 11. Oktober 1910 wurde im Chor vor den Stufen des Havuptaltar3 das durch die Inschrift des Dcksteins als solches bezei ete Grab VDito3 111. ge- ffnet. Dekstein und Inschrift stammten aas dem Jahre 1834. Nach näheren Festitelluvgen des Befundes sowohl des vorgefundenen Steinsarkophags wte setnes Inhalts wurde die Grabstätte am 13. Oktober in feierlichem Aft geschlossen. Dieses Grab bildet ren Gegenstand einer eiygehenten wissenschastlihen Studie - dés Nereinsvorsißenden, des Landgecichtspräsidenten, Geh. Obetjustizrats Ludwtg Shm|yz. Ec fühit an der gas urkundliher Beleae den Nachweis, daß das damals geëffnete Grab, entgegen der bisherigen, früber auch hon von ihm selbst geteilten Annahme, nicht das Grab Ottos Ill. gewesen it. Das Grab Ottos Lil., ein Hochgrab, hat der französishe Bischof Berdoiet am 11. Oktober 1803, unter Außetacht- lassung der natürl!ch1ten Pietät, voUuständig beseitigen lassen. Dafür ließ er vor dem Münstereingang im Atriumraum seinem be- sonderen Gönner, dem damaligen ersten Konsul Napoleon, eine dem Mönster-Innern entnommene Säule vcn kostbarem weifièn Marmor errichien, die das Brustbild Napoleons mit der SFni{hrift trug: Heroi Bonaparte, primo rei publicae consuli, opiscopus. aquisgranus clerusque posuerunt. Diejes Denkmal, von deutsich sühlenden Aachéner Bürgern üver Nacht beseitigt, ift verschwundên und vers{chwunden geblieben. „Das Grab Ottos UI.“, fo sagt der Landgerichtspräsident Schmit am Séhlusse seiner Studie, „kann das am 10. vnd 11. Oktober 1910 in dem Géêwölbe vor dem Hochaltar offfengelegte Grab nach den bisberigen Ausführungen ntcht lein . . . Die nun offéne Frage, wéssen sterbliche Ueberreste der in dem Gewölberaum unter dem Standorte des früheren Hochgrabes Ottos' I11. gefundene Steinsarg birgt, möchte ih dabin beantworten, daß es sich hôödst wahrs{einlich um die Grabstätte Karls dcs Großen handelt.“ Die bier ausgesprochène Meinung wind in der wissenschaftlih-n Welt überrashen. Die Aus- grabuinäta im Müntterinnern und. in der Münsterumgebüng bilden tn ibren Ergebnissen das Schlußkapitel des Ber1h18. Durch eine diesem vorgehestete, vom MRegierungösbaumeilter (Grich Schmidt entworfene Karte wird über die Grundrifgestiltung des Aus,xabungéergebnisses im Bereich der einigen Kaiserpfalz Karls des Großen eine will- fommene Uebersicht geboten. Die Aufdeckungen haben Mauerwerk bloßgelegt, das der rômish-n, fränkischen, farolingishen, romanischen, gotishen und Barokzeit angehört. Mehrere 1ömtishe Badeanlagen

haben sh in der Münsterumgebung vorgefunden. Die bisher auf- gewandten Kosten beziffern sih auf 38 000 4. Darn hat aufge- bracht die Provinz 20400, der Karlsverein 4000, die Stadt Aachen 92600, das Kultusministerium 10000, der Fonds für Erforshung der deutschen Kaiferpfalzen 1000 #6.

Literatur.

Der unlautere Wettbewerb. Darstellung des Tett- bewerböredts von Iosef Kobler. XI und 322 Seiten. Veclag von Dr. Walter Rothschild, Berlin-Wilmersdorf. Geb. 14 M. Koblers rastloser Sbaffenekraft, die bei seiner Univertalität die metsten Gebiete der Nehtäwissenshaft dur wertvolle Arbeiten be- reicerte, bat cines derselben ganz besondere Förderung zu verdanfen : das umfassende Gebiet des privaten Fndustrierechts, namentlih das des gewerblihen Rechts\chußes, auf dem jeine Arbeiten niht nur unbestcitten den ersten Play einnehmen, fondern in manchen Be- ziehungen für eine wisjenschaftliche B: handlung der einschlägigen Fragen überhaupt erft den Grund gelegt haben. Die Lehren von dèn Immaterialgüterrechien und dem Persönlichkeitsrecht hat er schon in den 70er Fahren des vergangenen Jahrhunderts aufgestellt und seit- dem in zahlreichen Schriften und Abhandlungen, von denen nament lich sein rund 1000 Seiten starkes „Handbuch des deutichen Patent- rets in rechtsvergleiwender Darstellung“ als eine unübertroffene Arbeit gilt, mit stets wachsendem Ecfolge vertreten. Nah- dem 1910 auch von seinem „Recht des Markenschußes mit Be- rücksihtigung ausländisber Geseggebungen“, in dem Kohler vor drei Fahrzehnten die wissen'chaftlide Grundlage für das deutsche Markenret geschaffen hatte, eine Neubearbei;ung unter dem Titel „Warenzeichens recht* erschienen it, soll cie vorliegende Darstellung des Wettbewerbs- rechts „den Umfreis des privaten Industrierehts (Immatertalgüter- und Perfönlichkeitzrehts) beschließen und das legte Giied an die Kette fügen. Nib'n das Fmtmmaterialgüterrecht tritt das Persönlichkeiterecht, und dieses ist es, wels im privaten Weitbewerbstecht waltet.“ In geistreichen und sharfsinnigen Ausführungen wird es nach allen Seiten bin verfolgt und werden die vecs{hiedenen Einzelbestimmaungen der

Zettbewertsgeseße auf die Grundgedanken zurüdgeführt. Der Ver- fasszr b?gnügt sich nit damit, das geltende deutihe Recht darzu- stellen, sonden zeiat aub überall den Zusammenhang des positiven Rechts mit seiner Entwiklung und mit den Bedürfnissen des Lebens, berücsihtigt in reichem Maße die Rechtsübung des Auslandes und gibt seine Ansicht de legé ferenda fund. Wie Kohler \{chon in seinem „Warenzeihenrecht" darauf hingewiesen hat, daß diz durch das G.sey zum Schuße der Tarenbezeihnung?-n vom 12. Mai 1894 sowte dur dos Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren M ¿itbêwerbs erfolgte Ausgestaltung des deutschen Fnduftrierehts zu einem Recht des guten Glaubens und der Lzuterkeit des BYerkehrs von dem GSelste getragen ist, den die erste Auflage dieses Werkes bekundet hat, so stellt er in der jegt vorliegenden Darstellung des Wettbewerbtre@ts mit Genugtuungy fest, daß „die heutigen Ent- scheidungen in Deutschland völlig der Richtung zulireben, die er vor 30 Jahren (ia jéin-m „Rechte des Markenscbußzes*) vorgezeichnet hat”. Der Shwerpunkt liegt in dem duiten Teile des Buches, in dem die in ein getistvolles System gebrahten Formen des un- lauteren Weltbewerbs auf Grund reicher Erfahrung und unter Bee rüdsichtigung der gesamten NRecht)prehung behandelt werten. Ihnen it, nahdem im ersten und zweiten Teile interessante philo=- sovbische, geschichilde und rehtévergleichende Betrachtungen über „stoatssoziale und movnopolistische Wirtschaitsformen“ und über „freien Wettbewerb und Weitbewerbsrccht“ vorausgeschickt find, die größzre Hälite des Werkes gewidmi!. Der Verfasser unters{heidet zwei Gruppen von Focmen unlauteren Wettbewerbs: „Irceleitungen“ und „Fetndseligteiten“. E'stere sind „subjektive“ Täuschungen, wenn sie tusbesondere Nameri, Firma, Etablissements#bezeihnung, Waren- zeihen, Ausstäatiuungen, Buch- und Zeitungétitel betreffen; oder fi? siad „objekiive“ Täu'chungen, bei teren eingehender rech!syzraleihender Betrachtung zunächst die fal\che Ankündizung und Reklame im allgemeinen und sodann die falschen Ankündigungen im einzelnen (Täuschungen in bezug auf Qualität, Q zantität,. Pceis!age, Geschäft8«- lage, falshe Herkunstsbezeihungen, fluaverfauf und Auéverfaufs- täushung, Preismedaille und Medaillentäushung) behandelt werden. Von besonderem Interesse dürften die Aueführungen über das ntcht geringe Schwierigkeiten für die Nechtsprehung in Wettbewerbssachea bictende Ausverkauföwesen (§S 6 bis 19 des Wettbewerb8geseße8), in denen u. a. die Konzeisionterung - befürwcrtet wird, und die gründliß2 Darstellung des Rechts der Preismedaille sein. In der zweiten Hauptgruppe von Formen unlauteren MWettbeweibs als „Feindseligkeiten“ werden u a. Anschwärzung, Gebeimniéverrat, Beitechuyg behandelt. Während vielfa ein Unter- \chied zwischen Bettciebs- und Geschäftsgetetmnifsen 17 des Wett- bewerbêsgeseßes) nicht anerkannt wird, unterscheidet Kohler drei Aiten von Geheimnissen, die Gegenstand eines Verrats im Geschäftsverkehr fein können: 1) Geheimnisse der Industrie (Betriebs- oder Her- stellung8geheimnisse), 2) Geheimnisse der Grkundungstehnik (Ent- deckungen) und 3) Geheimnisse des Geschäftslebens. Nach den Formen des unlauteren Wettbewerbs gelangt im vierten T-il des Buches die „Reaktion des Rechts“ zur Darstellung, die eine zivilrechtlihe, eine itrafcehtlihe, eine verwaltungs- und polizeirehtlihe sein kaan, namentlich in Ansprüchen auf Scadendsersotz und, „soweit die Ge- fahr der Fortsetzung gegeben ift“, auf Unterlassung besteht. Fn der leßteren Frage vertritt Kobler die Ansicht, daß „die Gefahr der Fortsetzung, sofern die Tätigkeit als Aeußz:rung des gewerblichen Betrieos ecsheint, regelmäßig anzunehmen ist und keiner besonderen Begründung bedarf“, und daß der Anspruch auf Unterlassung nur dann entfällt, „wenn die Umstände si so gestaltet haben, daß eine weitere Zuwiderhandlung unmöglih oder do unfunlih tt*. Mit einem kurzen fünften Teil über zwisch nstaatlites Recht {ließt die verdtenstvole Darstellung des für das Verket rsleben so wichtigen Wettbewerbsrechts. Wie in anderen Kohlerschen Werken fesselt au in ihr den Leser eine Fülle voa Gedanken, die Zeuganis davon ab- legen, von welch hoher Warte der Verfasser N-chiebildung und Rechi8auslegung betrachtet. Das Studium des Buchs, dem auch ein ausfübrlibes Sachregister beigegeben, ist für jeden, der in das Wett- hewerbörecht ti:fer eintringen will, unerlößlich.

‘“ Der Vertrteb pharmazeutischer und fo8metischer Spezialitäten in Deutschland. Von Ernst Rosenberg. (Einzelwirtschaftlihe Äbbandlungen, herausgegeben von Friedri Leitner, Professor der Handelswissen\haft an der Handelshoch\ckule zu Berlin, Heft 1.) 1V und 80 Seiten. Verlag von Georg Reimer, Berlin. Preis 1,75 #. Zu den deutschen Industrien, ‘di? ihren Siegeszug durh die Welt dem Fcäftigen und siheren deutscken ge- werblihen Rechtéshußze, tirsbesondere dem Patent- und Markenschuße mitzuverdanken haben, gehört auch die chemische Industcie und nicht zulegt der pharmazeutische Zweig derselben. Mit diesem und dem fosmetischzn Zweig der chemich:n Industrie beshäftigt sh der Ver- fasser der bier angezeigten Schrift. Er gibt zunächst ein Bild von der Entwickelung der s{chnell vorwärts \trebenden deutschen pharmazeutischen Industrie, innerhalb deren gegen Ausgang der 60er Fahre des 19. Jahrhunderts eine neue Art von Fabriken, die sogenannte Prâparatentndustrie, entstand, die die moderne pharmazeutishe Spezialität gesbaffen hat, d. h. gebrauhs8- fertige Viedikamente jegliher Art, die die Fabiuikationsstätte in Konsfumpäckungen mit dem Warenzeichen und dem Namen der ‘ibi verlassen und für deren Absag die Fabrik durch etne umfassende Propaganda sorgt. Dann schildert er ebenso die Gnt- wicklung der deutihen foßsmetishen Industrie, der Fahzikation von Toilettensetfen und Parfümerteartikeln, die neuerdings bâäufig an Fabriken pharmazeutischer Spezialitäten angegliedert ist. «Jn wetteren Abschnitten werden die Prinzipien, die in der Art des Vertriebes. der harmazeutischen und kosmeti\hen Spezialitäten, intbe1öndere in der Sonsumbackuna, und in der propagandi\ishen Konsumentenbearbeitung, ibren Auédruck finden, eingehend bebandelt, die ein)lägigen Be- stimmungen des Retchs- und des Landesrechts, die Lage der pezialitäten- Großhandlungen, der Verkehr der Grossisten mit dem Fabrikanten und mit

dem Detailhändel (Apotheke, Drogerie) und {lil die den Betriebsa