1916 / 135 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 Jun 1916 18:00:01 GMT) scan diff

lihem, strafrechtlidem, hygienishem und sanitärem Gebiete; aber damit allein ist es nit getan. Wenn allgemein im Leben des Volkes und namentlih auch in seinen gebildeten Kreisen nit auf eine größere Sittlichkeit hingestrebt wird, wenn es nicht gelingt, die in Meligion und Moral beruhenden Kräfte zu beleben, das Verant- wortungsgefühl des einzelnen gegen si selbs und gegen die All- gemeinheit zu stärken und von der Larxheit der Auffassung in gesclet- lichen Dingen zu befreien, dann wird es nicht möglich sein, dem Uebel, das an der Wurzel eines Volkes nagt, wirklich Abbruch zu tun. (Lebhaftes Bravo.)

„_ Fürstbishof Dr. Bertram: Das Ziel des Antrages is ein pädagogisches. Deshalb müssen auch die Eltern zur Mitarbeit heran- gezogen werden, wie die Vereine, die sid mit der Förderung der Zugend befassen. Mit Warnen und Aufklärung ist nicht alles getan. Die Lehrer müssen natürlih eine Kenntnis des Gegenstandes haben. Die Hauptsache ist aber, daß sie die geeigneten Zeitpunkte heraus- fühlen, in denen sie an das Kind herantreten können. Das Kind muß cine bohe Auffassung von all den Kräften erhalten, die Gott dem Menschen gegeben hat, und eine tiefe Ehrfurcht gegen die Gebote Gottes. Ich beantrage deshalb, nicht allein von einer geschlechtlihen Aufklärung zu sprechen, sondern das Gebiet weiter zu stecken und auch den anderen Vereinigungen Unterstüßungen zukommen zu lassen, die ähnliche Ziele verfolgen.

Der Antrag wird mit diesen vorgeschlagenen Aenderungen angenommen.

Das Haus geht über zur Beratung des Antrags Dr. Hillebrandt um Vermehrung der Auslandsfkenntnisse, wonach an einer Reihe höherer Schulen tatt des bisherigen Englisch und Französisch allmählich andere moderne Sprachen einzuführen sind. Ferner werden u. a. auch besondere Vor- tehrungen zur Förderung der Orientalistik gefordert.

Berichterstatter Dr. Klein beantragt im Auftrage des Aus- schusses, dem Antrage stattzugeben mit der alleinigen Aenderung, daß die Frage der obligatorischen Einführung anderer moderner Sprachen als Englisch und Französisch an einigen höheren Schulen einer Prüfung zu unterziehen ist.

Professor Dr. Hillebrandt: Der Krieg hat gezeigt, daß die Kenntnis des Englischen und Französischen allein nicht die Be- dürfnisse deckt, die im deutschen Volke vorhanden sind. Das Bedürfnis nach der Kenntnis einer anderen fremden Sprache is aber nach der Lage des Landesteils ein verschiedenes. Ebenso ist es erforderlich, nit nur Oberlehrern, sondern auch jüngeren Universitätsdozenten die Mbg- lichkeit zu gewähren, im Ausland sich die praktishe Kenntnis der Länder zu erwerben. Die bestehenden Hochschulen und Seminare “allein genügen nicht, um die für die Zukunft für unser Volk nötige Kenntnis fremder Sprachen zu vermitteln.

Dr. RNißmüller : Zur Reform des Schulwesens sind allerlei Vorschläge gemacht worden. So wollen einige das Studium der alten Sprachen zugunsten der modernen einshränken. Man wird deshalb in eine allgemeine Reform des gesamten Schulunterrichtes ein- treten müssen. Es is deshalb mißlich, hier einen einzelnen Punkt herauszuareifen und diesen einzelnen zu regeln. Dadurch ist die allgemeine Reform, die Regelung nach einem Guß, gefährdet.

Minister der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:

Meine Herren! Mein Herr Vorredner hat aus dem vorliegenden Antrag den Anlaß genommen, auf weitgehende Fragen unserer Schul- verwaltung und Schulpolitik hinzudeuten. Er hat erwähnt, wie be- züglich der Organisation unserer Schulen und ihrer inneren Einrich- tungen von vielen Seiten jeßt Abänderungsvorschläge gemacht werden, hat ihren Inhalt auch kurz bezeichnet, sih aber enthalten, auf diese . Vorschläge sahlich einzugehen. Jh möchte ihm in diesem Beispiel folgen. Es ist gewiß erfreulich, zu sehen, wie groß bei uns das Interesse an den Schulfragen ist. Dieses Interesse hat sich gerade jeßt während des Krieges in einem Maße gezeigt wie nie zuvor. Vorschläge nah allen Richtungen hin und von allen Richtungen her sind auf diesem Gebiete in der Oeffentlichkeit erschienen, und sie sind alle, das darf ih versichern, mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt von der Unter- richtsverwaltung verfolgt worden. Aber das muß ih allerdings auch zugeben, sie haben keineswegs alle die Zustimmung der Unterrichts- verwaltung gefunden. Die Vorschläge sind von verschiedenster Art und verfolgen zum Teil so radikale Umformungen unseres Schulwesens, ohne daß, wie mir scheint, dazu der Anlaß irgendwie gegeben ist. Ich meine doch, wir könnten aus den Erfahrungen, die wir jeßt gerade während des Krieges machen, immerhin den Schluß ziehen, daß sich unsere höheren Schulen in der Art und Weise, wie sie bisher bestanden haben, doch sehr wohl bewährt haben. Wir haben hocherfreuliche Er- fahrungen gerade mit den Schülern unserer höheren Leheranstalten ge- macht, die die Schulbänke verlassen haben und ins Feld hinausgezogen sind und dort bewiesen haben, daß sie als junge Deutsche charakter- und willensstark alles das geleistet haben, was man irgend nur von ihnen verlangen kann. (Bravo!) Das sind doch s{ließlich Beobachtungen und Erscheinungèn, die den Schluß gerechtfertigt erscheinen lassen, daß es auf unseren hohen Schulen nicht \hleccht. bestellt sein kann. Das soll nun durchaus nicht bedeuten, daß unsere Schulen, unsere höheren Schulew insbesondere, nicht hier und da reformbedürftig wären, aber ich glaube doch, daß man an dem Bestehenden im wesentlichen fest- zuhalten und nicht eine radikale Aenderung vorzunehmen, sondecn nur im einzelnen zu prüfen haben wird, wo etwa die bessernde Hand anzu- legen ist. In diesem Sinne nah dem Kriege tätig zu sein, bin ih durchaus bereit, und ih werde diejenigen Maßnahmen dann einzuleiten versuchen, die nach diesem Ziele hin gerichtet sind. Ich will das Thema hier niht weiter verfolgen. Jch glaube aber, daß der Ausblick auf diese etwaigen Möglichkeiten und Notwendigkeiten dem vorliegenden Antrag nicht entgegensteht; so s{werwiegend und einschneidend für unsere höheren Schulen ist er niht. Er bedeutet, wie mir scheint, einen Ausschnitt aus dem Juhalte der Bestrebungen, die darauf gerichtet sind, für die bessere Kenntnis der Auslandsverhältnisse bei uns zu sor- gen. Diese Bestrebungen haben ja, wie bekannt, {on vor Ausbruch des Krieges eingescßt und haben sih bei den Verhandlungen im Reichs- tag dahin zugespibt, die Forderung zu stellen, daß eine besondere Aus- landshohschule begründet werden sollte. Wir haben uns dann über diese Frage im Hause der Abgeordneten vor dem Kriege und auch wäh- rend des Krieges. sehr eingehend unterhalten. Jch habe dort meine Auffassung der Dinge in breitester Weise dargelegt und von allen Seiten Zustimmung gefunden. Jch habe die Ansicht vertreten, um dem Zwee zu dienen, der hier verfolgt werde, sei es nicht angezeigt, eine besondere Auslandshodschule zu gründen, sonderw man solle si be- streben, die Einrichtungen, die wir haben, zu dem Zwecke zu benußen und sie so umzugestalten, daß sie auh diesem Zwecke dienlich sein könnten. Da kommen in erster Linie unsere Universitäten in Betracht, aber auch unsere anderen Hochschulen, Das Orientalische Seminar wird hier gute Dienste leisten können, und auch sonst wird es Einrich- tungen geber? oder es werden sich Einrichtungen angliedern lassen, die diesem Zwecke zu dienen hätten, Ueber diese Fragen schweben augen-

blicklih bei mir die Verhandlungen. Jch bin mit einzelnen Fakultäken bereits in Verbindung getreten, denn ich werde natürli bei dieser Frage den erprobten und bewährten Rat der Universitäten reihlich zu- zuziehen haben. Es ist eine weittragende und weitschauende Aufgabe, die nicht von heut auf morgen gelöst werden kann. Es werden ein- achende Erörterungen und Prüfungen stattfinden müssen. Aber ih hoffe, wir werden dem Ziele, dem wir zustreben, näherkommen und Einrichtungen schaffen an unseren Universitäten und anderen geeigneten Körperschaften, die dazu dienen, die Auslandskenntnis bei der heran- wachsenden Jugend zu fördern, das Interesse für die Verhältnisse im Auslande zu heben und in weiteren Kreisen zu verbreiten. Gerade der Gedanke, nicht nur Spezialisten auf diesem Gebiete auszubilden, deren wir au bedürfen, sondern das allgemeine Interesse für die Kenntnis des Auslandes in unseren gebildeten Schichten zu verbreiten, ist ein Grund, warum ih glaube, es is} besser, man knüpft mit diesen Be- strebungen an die bestehenden Universitäten und Hochschulen an und gründet nicht eine besondere Auslandshocbschule, die doch nur wieder vornehmlich denjenigen dienen würde, die sich so wie so für diese Dinge interessieren. Doch ich will das nicht weiter vertiefen, es wird sich ja gewiß später noch Gelegenheit finden, darüber auch in diesem hohen Hause eingehender zu sprechen.

Ich komme jeßt auf den Antrag selbst zurück. Die Frage, welche nah Nummer 1 des Antrags von. der Unterrichtsverwaltung geprüft werden soll, ist eingehend in der Kommission behandelt worden, und dort ist in meinem Auftrage auf die Bedenken. hingewiesen worden, die dem Antrage entgegenstehen. Ih möchte diese Bedenken hier nit wiederholen, aber doch erklären, daß ih sie auch durch die Verhand- lungen, die stattgefunden haben, nicht widerlegt finden kann.

Immerhin bin ich selbstverständlich bereit, wenn von einer solchen Seite, wie es hier geschehen ist, ein Wunsch ausgesprochen wird, in eine eingehende Prüfung der Angelegenheit einzutreten. Ob ich dabei gerade eine besondere Lebhaftigkeit entwickeln würde, möchte ih dahin- gestellt sein lassen. Denn in der Tat, die Bedenken sind doch recht groß, da darüber gar kein Zweifel bestehen kann, daß wir als fremde Sprachen Französish und Englisch an unseren höheren Schulen au in Zukunft nicht entbehren können. An allen höheren Schulen muß auch ferner die Möglichkeit bestehen, wenigstens eine dieser beiden fremden Spracben lernen zu können. Wenn also der Wunsch geäußert wird, noch andere Sprachen an den Schulen einzuführen, so würde das die Hinzufügung eines neuen Faches bedeuten, und für dieses Fach würde eine Lehrkraft anzustellen sein. Jch verstehe jedo sehr wohl, wie der Herr Antragsteller die Angelegenheit meint; der Schüler \oll in die Lage kommen an Stelle des Französischen oder Englischen etwa Russisch, Türkisch oder Spanisch wählen zu können, und diese gewählte Sprache würde dann für ihn als obligatorishe Fremdsprache rechnen. Das wäre auch wohl der einzige Weg, der gangbar wäre, und ih bin bereit, die Angelegenheit nach dieser Nichtung hin näher zu prüfen.

Daß dabei, wenn man wirklih zu einer Bejahung dieser Frage käme, natürlich der unter Nr. 2 erwähnte Gesichtspunkt zu berüsihti- gen sein würde, versteht sich wohl von selbst.

Wenn in Nr. 3 des Antrages der Wunsch ausgesprochen wird, in erhöhtem Maße Stipendien für Reisen ins Ausland zur Erweiterung ¡hrer Kenntnisse nicht nur an Oberlehrer, sondern auch an jüngere Privatdozenten und Gelehrte zu gewähren, so ist mir dieser Gedanke sehr sympathish. Aber auch jeßt, meine Herren, werden {on eine ganze Reihe von Stipendien für diesen Zweck vergeben. Wenn es aber gelingen sollte, mi in reiherem Maße als bisher mit Mitteln auszustatten, um diesen Zweck zu fördern, so würde ih gewiß dankbar sein. Eine ganze Reibe von Spendern haben ja schon in der Ver- gangenheit Mittel hierfür gegeben, und vielleicht ist das in der Zukunft in noch erhöhtem Maße der Fall. Jch habe {hon gewisse Andeutungen gehört, die mih in dieser Beziehung Hoffnungen hegen lassen. Ich würde mih ganz gewiß darüber freuen, denn ih glaube, daß auf diesem Wege sehr viel nah dem Ziele hin, von dem i vorhin sprach, erreiht werden könnte. Wenn wir Einrichtungen der er- wähnten Art schaffen wollen, so kommt es vor allen Dingen darauf an, daß wir geeignete Lehrkräfte haben. Um diese heranzubilden, müssen wir die jungen Gelehrten in das Ausland schicken, dessen Geschichte, Sprache und Kultur sie später lehrend an den Universitäten und sonstigen Hochschulen vertreten sollen.

Wenn dann am Ende des Antrages eine Förderung der Orienta- [istik gefordert wird, so habe ich den Ausführungen des Herrn Antrag- stellers entnommen, daß diese Förderung in einer ganz besonderen Nichtung gewünscht wird. Dadurch erübrigt sih für mi, den Nach- weis zu erbringen, daß die Unterrichtsverwaltung ein gutes Gewissen

haben darf, bezüglih der Ansprüche, die die Orientalistik an die Unterrichtsverwaltung stellen kann. Wir fördern sie in reichem Maße. Wir haben überall und in manchen Universitäten sogar mehrere Lehrstühle für Orientalistik, auch für Sansfrit, das ja dazu gerechnet werden kann. Wir haben solche Lehrstühle in großer Zahl am Drientalishen Seminar. Auch unsere Bibliotheken wenden si der Drientalistik zu; niht unerheblihe Mittel stehen ihnen zur Ver- fügung, um die orientalistische Literatur zu pflegen. Jch glaube, wenn man die Einrichtungen, die wir für Orientalistik haben, mit den- jenigen in anderen größeren Staaten vergleichen, so werden wir an erster Stelle stehen. Auch unsere Museen stellen si, wie bekannt, in den Dienst der Orientalistik. Wir haben in ihrem Interesse zahl- reiche wissenscaftlihe Meisen unternehmen lassen, und reiche Funde sind nah Berlin gekommen. Jch glaube in der Tat, daß wir nach dieser Nichtung hin irgendwelhe Vorwürfe nicht verdienen.

Was nun die besonderen Wünsche des Herrn Antragstellers an- langt, so wurde dafür in Sonderheit auf die Professur hingewiesen, die von dem Kolonialinstitut im Hamburg gegründet worden ist. Dem Herrn Antragsteller wird es bekannt sein, daß der erste Inhaber dieser Professur jeßt an der Universität Bonn lehrt und daß er dort- hin die Professur von Hamburg gewissermaßen übernommen bat, in- dem er sich dort ebenso eingerichtet hat wie in Hamburg und weniger die philologisbe als vielmehr die kulturelle und historisbe Seite seines Faches in den Vordergrund stellt. Jm übrigen bin ih bereit,

zu unterziehen, und ih werde sehen, ob ih ihr in dem Rahmen der gegebenen Möglichkeiten entsprechen kann.

G A

"Noch einigen Bemerkungen der Herren Prof. Dr. Hillebrandt und Dr. Rißmüller- wird der Antrag nach dem Vorschlage des Ausschusses angenommen.

Der Geseßentwurf, betreffend Erhöhung der Zu- schläge zur Einkommensteuer und zur Er-

die hier gegebene Anregung des Herrn Antragstellers einer Prüfung-

zur schriftlichen Berichterstattung an die Finanzkominissgj zurückverwiesen. Dem Zusaßvertrage zu dem zwischen Preußen eine seits und Bayern, Württemberg und Baden andererseits g, geschlossenen Staatsvertrage zur Regelung der Lotteriever! nisse vom 29. Juli 1911 wird die geseßliche Genehmigun, erteilt, ebenso findet der Antrag auf Vertagung des Landtags bis zum 14. November De, Das Haus erledigte dann noch eine

sachen. F W Schluß nah 414 Uhr. Nächste Sipung: Dienst

20. Juni, Mittags 12 Uhr (Vereidigung; Steuergesey,:

kl. Vorlagen). ;

Haus der Abgeordneten. 39. Sißung vom 8. Juni 1916. Mittags 12 Uhr.

Ueber den Beginn der Sitzung i} in der gestrigy Nummer d. Bl. berichtet worden.

Auf Beschluß des Hauses vom 30. vorigen Monats j folge eines Antrages der Abag. Dr. Friedberg (nl.) un Genossen hat sich der verstärkte Staatshaushaltsaus\chuß mj den Ernährungsfragen beschäftigt und auf Antrag di Berichterstatter Abgg. Dr. Ho e \ch (kons.) und Lippmanz (fortschr. Volksp.) eine große Reihe von Maßregeln zuy Sicherstellung einer zweckmäßigen und 0e rechten Verteilung der Lebensmittel im alls meinen und für die einzelnen Lebensmittel im besonderen au gestellt, um deren Durchführung die Regierung ersucht wird. Berichterstatter Abg. Dr. H oe #\ ch (kons.): Das Haus hat #4 im Januar Beschlüsse über die Ernährungsfragen gefaßt; wenn di auch an manchen Stellen einer gewissen Grausamkeit nit entbehy, so bitte ih doch die Regierung, diese Beschlüsse, soweit sie noch nid erfolgt sind, von neuem in Erwägung zu ziehen. Wenn aud jed Partei die Ernährungsfragen nah ihrem besonderen Standpunkt bi leuchten mag, so find wir doch alle in dem Ziel einig, au darin, di die Interessen der Produzenten und der Konsumenten gewahrt werd müssen. Der Ausschuß it jeßt zu Beschlüssen gekommen, die von ally Seiten Billigung gefunden haben. Vor allem müssen alle wirt\chas lichen Verordnungen, die einmal getroffen werden müssen, so frübzeiß wie möglich erlassen und bekannt gemacht werden. Die Verordnung müssen ferner möglichst vereinfachb werden, denn der Bevölkerung es unmöglich, sich durch den Wust von Verordnungen durczufinta Gleichzeitig mit den Verordnungen müssen die Ausführungsbestimmu gen erlassen werden, damit nicht der eine Beamte so, der ande anders die Verordnungen auslegt. Bei der Festseßung von preisen müssen auch die durch die Eigenart der Umstände geboten Preisschwankungen sofort genannt werden; Abänderungen der Do preise sollen nur infolge nicht vorauszusehender “Ereignisse statthy sein. Die Kriegsgesellschaften sollen ihve Verkaufspreise nur \o bd über die EGinkaufspreise anseßen, daß sie thre Verwaltungskof decken können. Für die Bemirtschaftung der Lebensmittel muß # fester Plan untevy Berücksichtigung der vorhandenen Mengen aufgestell werden; demgemäß hat auch die Produktion nah einem festen Y zu arbeiten. Beim Brotgetreide müssen wir zunächst an die Decky des Bedarfs füy die Monate Junt und- Juli denken. Es stehen bunde! tausend Tonnen Brotaetreide für diese Zeit der RNeichsgetreideste| mehr zur Verfügung als vorgesehen waren, sie müssen zur Erhöhu der Brotrate verwendet werden, zumal die Kartoffeln nicht so reidl sind. Ein dringendes Exfordernis ist es, ein möglichst genaues B) von der zu erwartenden neuen Ernte zu gewinnen; die Ernteschäßung sollen nur durh die landwirtschaftlichen Vertrauensmänner und 8 fommunalen Kommissarien, erfolgen, aber eine zuverlässige Bestant aufnahme wird nicht vor dem 1. Februar 1917 möglich sein. Ein vechtigter Wunsch der kleinen Mühlen ist es, daß das Brotgetri möglichst im den Kommunalverbänden ausgemahlen wird, aus weld es stammt. Zur Verfütterung darf Brotgetreide erst freigegelt werden, wenn der Bedarf für die menshlide Nahrung vollkomn

geven werden. Im Frieden können wir große Mengen von Bu getreide für die Viehfütterung zur Verfügung stellen, und auf | Dauer kann den Viehzüchtern dieses Futtermittel nit vorenthall werden. Es geht aht an, daß ein Viehzüchter seinen Noggen fl 220 Æ abgeben und dafür andere Futtermittel für 310 M fa muß. Deshalb muß die Neicbsgetreidestelle ihnen andere Futt mittel zur Verfügung stellen. Wenn win eine veide Ernte bab wird wieder ein forcierter Transport auf den Eisenbahnen einsel gerade zur Zeit, wo auch Kartoffeln, Düngemittel und so weiter 1 frachtet werden müssen. Dagegen gibt es nur das einzige Mittel, d die Lagerung des Getreides bis zun Abnahme bei den Produzenl gestattet wird. Jn der Zuckerversoraung sind Fehler gemacht word jeßt müssen alle nur irgendwie greifbaren Zuckermengen für den K sum zur Verfügung gestellt“ werden, besonders aub für Einmal zwecle. Für die Kartoffelversorgung muß alles rechtzeitig gesche damit die Interessen von Produzenten und Konsumenten sich auf ander einstellen können. Wir erwarten, daß wir spätestens im Aug eine vollkommene Disposition über die zu erwartende Spätkarto!! erfahren können. Es wird na Ansicht des Ausschusses möglich den Bedarf an Cßkartoffeln möglichst nell zu ermitteln, thn un legen und dann die Versorqung zu sicern. Die Festseßung eiu Hochstpreises wird für die Speisekartoffel genügen, die anderen M toffeln könnte man freigeben, wenngleich es au mögli ift, für al Kartoffeln Höchstpreise festzuseßen; jedob müßte man sich da an! üblichen Futtermittelpreise anschließen. Nicht verlangen kann der 10! liche Industriebezirk, daß der Osten ihm aub noch alle Kartoffeln | die Schweine, Pferde und Rindvieh zur Verfügung stellt. Für Ung von Gemüse und Obst müssen unverzüglich wel laßnahmen getuoffen werden. Verhindert werden muß die reellität, daß für inländishes Obst oder Gemüse unter der Bezeichnl als ‘Auslandsware zu hohe Preise gefordert werden. Gemüse | feine Stapelware, und deshalb lassen sich Höclstpreise nicht gut seßen. Die Gersteverwertungs-Gesellschaft hat viel von sich r gemacht; es ist eine freie Gesellschaft, die aus dem Rahmen uns! übrigen Kriegsgesellsckaften herausfällt und für ihren eigenen Nuß arbeiten Fann. Sie ist zu sehr hohem Verdienst gekommen, ob! sie dieses bestreitet und behauptet daß die Brauereier daran bete sind. Das kommt alles auf dasselbe hinaus. Die Konsumenten haf den Nachteil, die Bierpreise sind bedeutend erhöht ‘worden, bis 1 60 Pf. für das Liter. Die Gexsteverwertungsgesellshaft hat ein Bt guthaben von über elf Millionen, obwohl das Grundkapital nur d! hunderttausend Mark beträgt. Daß dieses Bankguthaben nur t vorübergehende Bedeutung habe für den augenblicklichen Gersteverft und sih nach Abwicklung dieser Geschäfte wieder verflüchtigen wel kann ih mir nicht denken. Die Gersteverwertunas-Gesellschaft 1! unter \chärfere Kontrolle gestellt werden, einen winn über Prozent thres Geschäftskapitals sollte sie dem Reiche zur Beschaf!! von Nahrungsmitteln für die ärmere Bevölkerung. überweisen. Kontingent der Brauereien sollte zwecks Vermehrung unserer Ful mittel auf 50 % des Friedenskontingents herabgeseßt werden. die Hülsenfrüchte muß die Aenderung getroffen werden, daß sie mehr für die Zentraleinkaufs-Gesellschaft, sondern für due Roi getreidestelle beschlagnahmt werden ochstpreise können festac werden. Dev Anbau von Hülsenfrüchten und Oelfrüchten ist d! die Landwirtschaftskammern zu fördern. P dev Fleischversorgl können wir gegenüber dem tatsählich vorhandenen Mangel n Vollkommenes leisten, in dieser Beziehung müssen von allen S! Konzessionen gemacht „werden. Futtermittel sind aus allen ven baren Quellen zu mäßigen Preisen unter Gewährung von Reichs: !

(Fortseßung in der Zweiten Beilage)

gänzungssteuer wird auf Antrag des Herrn von Bu ch

eihe von Rechnung,

gesichert i. Dafür muß den Viehhaltern allerdings ein Ersaß g

pra

9 135.

(Fortsehung aus der Ersten Beilage.)

taatshilfen an die Viehhalter jalich, sofort cine neue Wirts ¡tteln, als bisher üblich waren,

bei zu bedarf es Anregung und

des

ingend das Ministerium Die bisherigen

hungen zu treffen.

jung der Preise für das Schlachtvieh müssen è Züchtung von Milchvieh müßten Staatsbeibhilfen gegeben

ar sind Beihilfen für die Einfuhr

den, aber es muß auf jeden Fall verhindert werden, daß ein Züchter 2500 bis 3000 : beim Bezuge durch die

solces Vieh auf dem Viehmarkt nend er dasselbe Vieh

nmer hâtle für 1400 bis 1500 f, wie überhaupt die wichtigsten ¡her Weise mit derselben

je Finbringung der Ernte

nte. L shalb muß der Bedarf e während dev rnte- und cden. (G Tommbt jeßt vor

serer Schweinebestände werden halten, und der Besiß bis zu 20 rtoffelmengen. Gerade für Speisek upterzeuger.

lungen des Neichsamts des

Verordnungen mit der nötigen Schnelligkeit zu erlassen.

{ auch nit zuviel erwartet werden,

dazu müssen Mitarbeiter herangezogen werden. n nit durch ein Machtwort oder dunch eine

den, dazu bedarf es

it fähig bleiben. Unter die Eins n. Jn der ganzen Bevölkerung tandmis dafur. Einschränkungen forthelfen. en zu lassen. L namschen Quellen gesichert haben,

doch den großen Taten unserer tapferen Armee.

immer eingedenk bleiben.

Mitberichterstatter Abg. Lippmann hier boraten, ist von der größten Wichtigkeit. e Wirtschaft organisieren, um den Feinden unsere Vernichtung Diese Aufgabe ist gelöst. Gewiß

dh Hunger unmöglich zu maden. en wir für die nädsten . Monate

pfen, aber wir können das Ma Gfen Apr wia 2e dêm en und nichts zu verschweigen. enten und Konsumenten Gegen-

élande; wir haben nihts zu ve

wiß gibt es sonst zwisckchen Produ aber in diesem Augenbli beste ise, Wir sind alle einig in dem

t

ih und Arm, ja wir wollen gerade § deutsche Volk wird durchhalten

-

Viehbestände angreifen, wir haben noch eine Unmenge von Vieh, : Wenn wir unsere Viehbestände ichten für den augenblidlihen Fleishbedarf, eme längere Dauer des Krieges überhaupt die | zu ernähren. Das würde uns in der Tat in die Hände unserer ( Wie könnte nur ein deuts{er Mann sagen: en wir doch unsere Fleiscbbestände,

das wäre eine Kurzsichtigkeit.

ide liefern.

tehen !“

è Erhöhung dey Brotrate. Das S da

til meines Vorredners möglich, êde zur Verfügung haben. Jch w ten, die Erhöhung der Brotrate auf

9 zu beschränken; ich würde vorschlagen, sie der ärmeren Bevölke-

eiwa mit einem Einkommen bis n. Das würde au psychologisch fi der Zuckerfrage hat sih das Kri

it, Es lagern noch Unmengen von Nohzucker bei den Kommunen _Bezugsvereinigungen der Landwirte, die aufgespart werden Wi bis sie von der neuen Ernte

den

Kriegsernährungsamts hat hon etwas maden. Vieh nit gebraucht, und die thn abzugeben,

) stärker in Anspruch genommen werden.

pilung der Margarine it bereits en. nigen Stellen zuzuführen, die sie Kartoffeln könnte eine Beschlagn

Maßregel für die Landwirtschaft sehr hart wäre. Wie in dieser noch Lebensmittel aus Deutschland ausgeführt werden könnten, lnerfindlih; Spargel ist ausgeführt worden, Jch trete gewiß für die Verbesserung der Valuta

berbessern. aber gerade jeßt noch Lebensmittel a man gar nicht verstehen kann. Zur s empfiehlt die Kommission, au n, ohne bestimmte Maßregeln im

überläßt diese vielmehr der Negierung. ) hat es evregt, daß die Maßnahmen, die die Regierung \cchon

diesen Gebieten getroffen hat, in

onzeit vorschrieb, in manchen hmengen be enen, die in Gefan în, Die Kommission war

de über die Beköstigung der Gefa

s diejenigen verantworten, die den Der Import von Le

| derhängt haben. g mit unserer Jnlandsproduktion

fine a erung unserer Grnährung in dem Kriegsernährungs- ann steht man vor einem s bei dem Lebensmittelimport und -erport das Kriegsernährunas-

erreicht ist,

n feiner Weise mitzureden hat,

zum Deutschen Nei

w beschaffen. vaftêweise mit

Belehrung. Unter Mithilfe von Lom! unalen Beamten und der Landräte mk i TeEAE E ¿ zur Schlachtung zugelassenen Viehes stattfinden für ter , Landräte von manchen anderen Arbe | 1 je Beamte gemacht werden könnten, entlastet werden; wir bitten Innern, nach dieser Ni, ,

M betommen Fönnen.

Nate auf jedermann verteilt ; ng de muß auf alle Fälle gesichert werden. mnen Gegenden überragt die neue Ernte himmelbocch die vorjährige Vebevall sieht man eine außerordentlich \org i an landwirtschaftlichen Arbeitern, insbeson- Bestellzeit, voll und vechtzeitig gedeckt fo allem auf die Kultur j h der Hand in den Mund leben, und deshalb müssen zugunsten der dbestellung auch mal Meliorationsarbeiten, Wegebauten usw. zurück- hen, Bed der Frage, wer denn eigentlich der n immer meist an den Grundbesiß: stärker an der Produktion beteiligt. im den

pte Das Kwiegsernährungsamt ist unst worden, weil es nicht möglich war, Ing bSan s Innern diese Unzahl von Lasten zu ltigen, und weil eine einzige Person maßgebend sein mußte, um

Dazu Hod systematischer Verwaltungsarbeit. h das Landwirt}schaftsministerum zu weiterer opferfreudiger Mit-

Wir müssen uns noch über Wir brauchen die Hoffnung nicht Wenn wir dur Tatkraft und Geschicklichkeit uns die

se. / Ziel, den unvershämten Angriff Feinde abzuschlagen. Hier gibt es au keinen Unterschied zwischen

; während der nächsten Monate, ihm Gottes Segen die neue Ernte bescbert.

Der Mangel an Fleisch kann wettgemacht werden dur

“abgelöst werden. einfach Zentner Rohzucker abgenommen und erklärt, damit ließe Dieser Rohzucker wird augenblicklich für iht, Kommunen würden auch bereit Für die Futterbeschaffung können die Molkereien

Es kommt bei allen Lebensmitteln darauf an, die Vorräte

i i Gegenden überhaupt nit befolgt ên sind. N befremdend wirkt es,

ommen, wie sie unserer Bevölkerung nicht zur Ver- g stehen. Man muß mindestens unterscheiden zwischen den Ge- Jenenlagern sind, und denen, die {wer arbeiten i i darin einig, “genen nicht besser sein darf als die Beköstigung Vllerung, die in derselben {weren Arbeit steht. fangenen bei uns beshweren, \o

Zweite Beilage

Ysanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Freitag, den 9. Juni

1916.

Es ift A nit i 17 ganz anderen Futter- den Viehzüchtern durchzusetzen;

3 s Dafür könnten iten, die ebenso gut dur an-

teser Nichtung Ver- Ungeretigkeiten în der Fest- beseitigt werden. Für vbbilfe werden. von Milcbvieh bereits aegeben

M anlegen muß, Landwirtschafts- Die Butter vollkommen werden. In

Lebensmittel, in

sorgfältige Kultur. an, denn wir müssen

Produzent sei, denkt aber der kleine Landwirt ist Zweiundfünfzig Prozent allerkfleinsten Betrieben erzeugt 60 % unserer ist der Kleinbesiß der vor allem ersehnt und mit den jeßigen Ab-

Hektar artoffeln

. Aber es sorgfältig geprüft n. Die Produktion Vevordnung gesteigert Dazu muß

muß alles

ränkungen müssen wir uns alle findet man auch patriotisches zwet bis drei Monate

so verdanken wir im Grunde Dessen wollen

(forts{hr. Volksp.): Was Wir wollen hier

noch mit großem Mangel zu

ein solcher Gegensaß in feiner

die Armen besonders bedenken.

Wir könnten jeßt

50! ‘vernichten wir Möglichkeit, unser

Ber-

dann müssen wir Frieden ist nah dem sachverständigen wir noch Reserven an Brot- ürde es aber nicht für ritig die schwer arbeitende Bevölke- „zu 700 A zuteil werden zu ir die Bevölkerung bess er sein. easernährungsamt bereits be-

Der Präsident

einer Bezugsvereinigung

l Für die sachgemäße eine Zentralstelle gearündet am mötigsten brauchen. Bei ahme stattfinden, wenn auch

um unsere Valuta 4

uszuführen, ist eine Maßregel, Vermehrung unseres Fleisch: ch den Wildbestand heranzu- dieser Hinsicht vorzuschlagen: Aber große Verwunde-

dem sie die Verkürzung der

daß die Gefangenen

daß die Beköstigung der unserer eigenen Wenn sich unsere

ungerkrvieg über Deutsch- mitteln muß in Ver- gebraht werden. Wenn end-

Nätsel, wenn man hört,

wenn bei der Zentraleinkaufsgesellscaft jener berühmte Konsumverein besteht, durch den die Beamten der Zentraleinkaufsgesellschaft jedes zuantum Lebensmittel ohne Rücfsiht auf die Borrâte, auf die Höchstpreise und auf die Nationierung bekommen können. Deshalb muß die Zentraleinkaufsgesellscchaft dem Kriegsernährungsamt unter- stellt werden. Man hat dagegen eingewendet, daß dadurch die Zentral- einkaufsgesellschaft bureaufkratisiert werden würde. Wer aber Herr von Batocki und seine Art, die Dinge anzufassen, kennt und damit die bisherige Tätigkeit der Zentnaleinkaufsgesellshaft vergleit weiß, daß gerade bei diejer der Bureaukratismus zu suchen ist. In einem Fall hat die Zentraleinkaufsgesellchaft den Import von Mil{kühen verboten und das Geschäft selbst gemacht mit dem Erfolg, daß der Preis dieser Kühe plößlich von 1100 auf 2000 M getrieben wurde; aber der bureaukratische Grundsaß der Gesellschaft, daß niemand außer ihr selbs importieren dürfe, war gewahrt. Auch der Bezug von Butter und Fett aus dem Auslande wird durch die Zentral- einkaufsgesellschaft nach diefen Grundsäßen lahmgelegt. Hoffen wir auf Herrn von Batocki, daß er Ordnung schaffen wird. Die Beyölke- rung kann verlangen, daß die Verteilung der vorhandenen Lebensmittel in gerechter Weije erfolgt. Unsere Bevölkerung ist patriotisch genug um zu wissen, was die nätsten beiden Monate noch für uns bedeuten, und sie ist auch zu (Entbehrungen bereit, aber sie kann eine gerechte Verteilung verlangen. _Unwürdig ist es deshalb wenn einzelne Kreise noch immer an dem Verbot, Lebensmittel aus ibrem Bezirk auszu- führen, festhalten. _ Alle solhe Ausfuhrverbote sollten generell quf- gehoben werden. Wenn irgend ein Bundesstaat das nicht tun wollte so würde das des deutschen Namens unwürdig sein. Die Bestandës- aufnahme von Lebensmitteln will Herr von Batocki mit Necht auf die Vorräte in Haushaltungen ausdehnen. Die Hamster müssen ge- fangen werden. Bei der Versorgung mit Brot und Kartoffeln müssen die ärmeren Volkskreise bevorzugt werden, denn die Reichen können sich immerhin nod dies oder das hinzutcufen. Das unnötige lange anten vor den Verkaufsgeschäften muß vermieden werden. Die E nicht wahllos den Geschäften überlassen bleiben, sondern ger, Dertauf nah Kundenlisten sollte allgemein eingeführt werden. Veù der Bildung der Provinzialorganisation zur Verteilung dev Le- bensmittel sollte der Großhandel, der in dieser Zeit {wer zu kämpfen hat, nicht ausgeschaltet werden. Dagegen sollte der Kettenhandel mit Lebensmitteln, durch den die Lebensmittel in unnötiger Weise ver- teuert werden, verhindert werden. Die Kommission empfiehlt hier, die Anzeige- und Schlußscheinpflicht für Lebensmittelkäufe durch (Broß- händler einzuführen. Ersaßstoffe für Lebensmittel dürfen nur in den Verkehr gebracht werden, wenn sie vom Kaiserlichen Gesundheitsamt gepruft und zugelassen sind. Der Präsident des Kriegsernährungsamts follte einen Beirat von Sachverständigen aus Produzenten und Kon- sumentenkreisen haben. Die Kommission s{lägt vor, daß în den Vorstand des Kriegsernährungsamts eine mit der Lebensmittelver- sorgung Groß-Berlins vertraute Persönlichkeit zu berufen ist. Aub 1st die Berufung einer mit den Verhältnissen des Kleinhandels ver- trauten Persönlichkeit erwünfcht. Wir wünschen, daß “Netbunaen zwischen dem Kriegsernährungsamt und anderen Instanzen vermieden werden. Es schien einmal, als ob eine solhe Differenz zwischen dem Kriegsernährungsamt und dem Landwirtschaftsminister bestand. Dur eine Erklärung des Landwirtschaftsministers ift dieser böse Schein beseitigt worden. Jch hoffe und wünsche, daß Produzenten und Kons fumenten gesc{lossen zusammenhalten und gemeinsam die unvermeid- lichen Opfer tragen werden, um den Aushungerungsplan der Feinde zuschanden zu machen. : y Wag Hofer (Soz): Fehler in der Ernäßrum rung sind gemacht worden, namentli bei der Versorgüng mit Kar- feln und Zucker. Wenn wür eine Verbésserung ‘noch erreichen wollen, dann ist es die hödste Zeit. Die Negietung ist verantwort- lich, denn sie hat von vornherein Generalvollmacht erhalten. Die Maßnahmen der Gewerksckaften haben sih bewährt. Für die Re- gierungsmaßnahmen war es immer zu spät, weil man auf die Agrarier Rücksicht nahm. Es hieß, man müsse die Bauern mit der goldenen Os zwingen. Wir Sozialdemokraten haben son längst die lationierung des Fettes verlangt, jeßt erst gehen Sie heran, nachdem es zu spät ist. Herr von Batocki hat einen quten Willen, aber es wird auf seine Taten ankommen, damit das Volk nicht glaubt, daß solche Neueinrichtungen nur geschaffen werden, um es wieder für einige Zeit zu bes hwichtigen. Wir stehen Herrn von Batocki vorurteilsfrei gegenüber, aber wir fürchten, daß es bei seiner agrarischen Vergangen- beit ihm {wer werden wird, die üppig ins Kraut geschossene Hunger- blume auszurotten. Die Kartoffelnot ist jeßt wieder in den Nor- orten von Berlin groß, und doch sind Kartoffeln geung vorhanden. Die Kartoffelversoraung hätte man ebenso vegeln follen wie die Brotversorgung. Wir haben vehtzeitig Vorschläge gemadt, aber wir haben in den Wind gesprocken. Die Kartoffelernte läßt sich ganz genau ermitteln, und danach hätte man feststellen können, wieviel Kartoffeln hätten bes{chlagnahmt werden sollen. Hunderktausende von Zentnern Kartoffeln sind verdorben. Jn der Beschaffung von Fleisch und Fett muß Wandel geschaffen werden, denn so wie jeßt kann es nicht weiter gehen. Auch die weiteren S( lachtungen zu verbieten, hieße, unser Volk dem Hunger preisgeben. Wir verlangen und er- warten, daß Vieh enteignet, ges{lachtet und für den Konsum zur Verfügung gestellt wird. Wir müssen die Untereornährung des Volkes verhindern. Die Agrarier wollen die jeßigen Zustände über den Krieg hinaus verlängern, um dann wieder die Grenzen sperren zu können. Die Wohlhabenden haben noch immer ihre Butterquellen, von denen sie sih Butter iden lassen, aber die ärmere Bevölkerung leidet Mangel daran; die Buttersendungen müssen verboten werden. Die Regierung muß dafür sorgen, daß jeder nur dieselbe Menge Butter bekommt. Der Wucher mit Nahrungsmitteln, die dur die indirekten Steuern son erheblich verteuert werden, muß energis{ unterdrückt werden. Von den Neden und Verordnungen wird das Volk nicht satt. Das Volk wird nur eingelullt mit dem Versprechen, daß es besser werden wird, daß die neue Ernte das gelobte Land sein wird. Auch der neue Diktator des Kriegsernährungsamts kann nicht schaffen, was nicht da ist. Der Krieg muß beendet werden. Bet, den Ansammlungen auf den Straßen sagen die Leute, wenn die Nussen nach Berlin gekommen wären, hätte es uns auch nicht \{Gleter gehen können. Draußen in den Schübengräben wird das Volk abgeschlachtet,» hier muß es hungern. (Präsident Dr. Graf von Schwertn- Löwiß: Jch rufe Sie wegen dieser durchaus ungehörigen, das patrio- tische Empfinden des Hauses verleßenden Aeußerung zur Ordnung. e as Hoffmann: Das Geldsackempfinden! Gelächter rechts. Ein Schlußantrag wird eingebracht. Der Schlußantrag wird angenommen. Abg. H oe \ ch (kons.) bemerkt in seinem Schlußwort: Es erübrigt sich, auf die angeblichen fachtechnischen Ausführungen des Vorredners einzugehen. Nach den Verhandlungen in diesem Hause und im Roichs- bage über die Ernährungsfvage ist keine der Ausführungen des Abg. Hofer berechtigt aewesen. Er sagt, daß die Landwirtschaft nicht in der Lage sei, das Volk zu ernähren. Eine solche Prüfung, wie der Land- wirtschaft jeßt auferlegt ist bei dem gänzlichen Abschluß aller Produk- tionômittel, ann man sich nicht in (roten Weise vorstellen. Troß- dem haben wir den Krieg zwei Jahre durchgehalten, und wenn jeßt eine Depression in der Ernährung vorübergehend eintritt, so war eben die vorleßie Ernte und namentlich die lebte so gering, daß wir

machen, was während des ersten Teils des Krieges versäumt worden ist. Wir werden erweisen mit der Regierung und allen national ge- finnten Kreisen, daß wir durchalten und weiter die Kraft haben werden, die wir uns in der zurückliegenden Zeit erarbeitet haben. Wenn Herr Hofer sagt, es würde beinahe ein Segen sein für die deutsche Bevölkerung, wenn die Russen in Berlin Einzug gehalten hätten, so heißt das nur, unseren Feinden Werkzeuge zu thver Ünter=- ltüßung in die Hände spielen. In welchem anderen Lande hätte ein Abgeordneter wagen dürfen, so etwas zu sagen! Solche Angriffe Legen das eigene Vaterland erträgt fein andeves Volk. Wir baben auch feine Lust, es zu ertragen. Wir protestieren dagegen und wünschen, daß diejenigen, die der gesamten deutschen Nation nicht mehr das Vertrauen schenken wollen, daß fie durchhalten wird, si außerhalb derselben stellen mögen. fs i

Mitberichterstatter Abg. Lippmann (fortsr. Volksp.): Jh begreife und teile die Erregung meines Vorredners, aber wir sollten uns nicht von der Saclichkeit entfernen. Wenn eine Rede die Würde des Hauses verleßt, sollten wir nit in Grregung geraten, weil die Erregung so verstanden werden könnte, als ob die Rede, die sie herbei- geführt hat, wirklich bedeutsam gewesen wäre. Wie kann der Abg. Vofer verlangen, daß wir jest unser Vieh abslacdten sollen! Wir wollen unser Land micht in die Lage bringen, die die Gegner wünschen daß wir infolge unserer schleckien Ernährung gezwungen sind einen ¿rieden abzuschließen, der unsere Selbständigkeit für die Zukunf t gefährdet. Jm ¿rieden kann man wohl das Vieh abschlacten, wenn man mchtb genug Futtermittel hat, aber im Kriege müssen wir unseren Viehstand erhalten. Wir haben auch Sehnsucht nach Frieden, aber wir können nur eimen Frieden gebrauchen der uns dauernd gegen die Willkür solcher Zustände s{chüßt. Was Herr Hofer fühlt, i nicht Sehnsucht nach Frieden, sondern Sehnsucht nach Krieg im Jünern. Vie Brüderlichkeit und Einheit, die wir uns jeßt erworben haben im Kampfe gegen den gemeinsamen Feind, darf nicht gestört werden d urch Hepereien. Den Opfern muß der Lohn folgen. Wir wünschen, daß unsere Braven aus den Schüßengräben zurückehven im Vollbesißz der Freiheit. j

_ Abg. Hirs ch - Berlin (Soz.) macht zur Geschäftsordnun: darauf aufmerksam, daß die beiten Benichterstatter nit die Auffassung der Kommission zum Aunsdruck gebracht hätten, sondern ihre eigene An- schauung. Ein Berichterstatier habe nuht das Recht, einem Mitgliede gu sagen, daß es sich lieber außerhalb des Landes {tellen solle. Der Borwirf, daß ber seinen „Freunden eim Bedürfnis nah Krieg im mern bestehe, sei ein Mißbrauch des Wortes.

Abg. Hoffmann (Soz) (zur Geschäftsordnung): Die Er- regung 1 dadurch hervorgerufen daß Sie durth die Rede meines e ias Hofer da getroffen sind, wo sie sterblih sind, an Jhrem

__ Abg. Hofer (Soz.) (persönlich): Jch habe nit gesagt, daß cs ein Segen wäre, wenn die Russen hier wären, fondern nur, daß die Leute auf den E sich sagen, wenn die Russen bergefommen wären, föonnte es au nicht {limmer sein. Jch gehe nicht aus den Lande fort sondern ih bleibe hier und sorge dafür, daß bessere Zu- stände entstehen.

Der Pr O ent macht den Abg. Hirsch darauf aufmerksam, daß nach der Geschäftsordnung die Berichlérstatter in dem Schlußwort nicht auf die Wiedergabe der Kommissionsverhandlungen beschränkt Feilen. Die Vorschläge der Kommission werden vom Hause ‘an-

ordnung vom 11. 4 :

erung der Verordnung, betreffend die rung

ederaufbaues der durch den Krieg zerstörten Ortsck lin der F O e B vom 19. Januar 1915 nebst der Denk- schrift über die Beseitigung der Kriegsschäden in den vom feindlichen Einfall berührten Landesteilen wird von dem Be- richterstatter der vérstärkten Staatshaushaltskommission

Abg. Freiherr von Zedliß (freitons.) in längeren Dar- legungen erläutert; Redner teilt mit, was bisher für die Provinz Dtpreußen in bezug auf den Wiederaufbau gesehen sei, und bemerkt, daß die Bevölkerung in der Provinz sich als ein kräftiger und tüchtiger Teil des deutschen Volkes erwiesen habe. . Das deutsche Volk könne mit Recht auf diesen seinen Volksteil stolz sein. Die Kommission beantrage, die Verordnung zu genehmigen und die Denkschrift unter voller Anerkennung des für die Wiederherstellung Ostpreußens Ge- leisteten und im Vertrauen, daß die Königliche Staatsregierung in gleicher Wiese auh für das wirtschaftliche Aufblühen der Provinz sorgen wird, dur Kenntnisnahme für erledigt zu erklären,

Das Haus beschließt ohne weitere Debatte nach diesem Kommissionsantrag.

Die Verordnung vom 1. Mai 1916 über die Sicher- stellung der zum Wiederaufbau im Kriege zerstörter Gebäude gewährten Staatsdarlehen wird nach dem Bericht des Bericht- erstatiers Abg. Dr. von Campe genehmigt.

Schluß 514 Uhr. Nächste Sißung Freitag 10 Uhr (Anträge).

Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der inm Kriege Gefallenen. ¿ S7. Gabenliste.

Bei der Reichsbank Verlin gingen ein: Dr. Theodor Janßen, Davos-Dorf 2,90, Stadthauptkasse Bad Schmiedeberg 5. Magistras Bad Schmiedeberg 13. Spende der Deutschen in Numänien 4210,65. Reichsbank Alfeld (Leine): & Köckeriß 3. Sohns, Röllinghausen 0,50. Reichsbank Cassel: Ortsverband der Gemeindebeamten 50. Reichsbank Göttingen: Marie Körber, Edesheim 5. Reichs- bank Graudenz: „Der Gesellige“ 315,99. Reichsbank Halle (Saale): Câcilienhaus 5. Reichsbank Königsberg: Ungenannt 9,64. Reichsbank Köslin: Kanzleisekretär John 5. Reichsbank Konstanz: Ludwig Goldschmidt 4,70. Reichsbank Lößen: Bai- leitung Ost 20. Reichsbank Magdeburg: Paul Schmidt 1000. Prokurist C. Kallineyer, Bernburg 20. Reichsbank Münster: ie E Anzeiger und ita 200. Reichsbank Nüru- berg: Edelmann 3,40. Reichsbank Posen: Gesangverein, Tre=4 messen 160. Bankdirektor Behrend (als Hindenburg-Jubiläumsspende) 90. Landratsamt Bromberg 10. Reichsbank Siegen: M. H. & K. Schüler, Ferndorf 10. Reichsbank Straßburg i. E.: Ungenannt 20. Verein chem. 47 ev 9. Armeeflugpark Falkenhausen 91,80. Reihsbauk Wesel: Kais. Deutsches Konsulat Notterdam 913. Bei den Postämtern: Charlottenburg Postamt 4, 3. Bernau 4. Las= dehnen 8,15. Unna 23446. Schleswig 0,74. Barth 1. Kalkberge 20. Hamburg E 13, 100. Völklingen 38. Marienber 1,10. Straßburg-Neudorf 5. Oels 3. Altona 100. Potsdam 125. Srossen 15. Bersenbrück 10. Finstingen 9. ale een 68,41. Bergneustadt L mburg Postamt 7, 2. Bielefeld Postamt 1, 5. Teucern D Sn ql. Seehandlung, Verlin: Durch Königl. Regierungshaupt- kasse Münster i. W., von einem ungenannten Wohltäter 100 000. Vank für Handel und Judustrie, Berlin: ¿Frau Geheimrat Marie Wilms 30. Joh. Gro Zehlendorf 75. Commerz- und Digs-

uns auch in Friedenszeiten besondere Beschränkungen hätten aufer-

Es ist ferner unglaublich,

legen müssen, Zu spät ist es nun und nimmermehr wieder gut zu

contobank, Verlin: tadthauptkasse Spandau 917. D u 205,90, A. Lewin, Tempelhof 5. Disconto-Gesellscha at