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Quelle: UB Mannheim

die letzte Flamme und der erste Funke

Reformation und Medienrevolution

„Die Truckery ist summum et postremum donum, durch welches Gott die sache deß Evangelii fort treibet. Es ist die letzte Flamme für dem Auslöschen der Welt.“ Die Einordnung der hohen Bedeutung der Buchdruckkunst für die Ausbreitung der Reformation wird Luther selbst zugeschrieben. Ohne die neue Technik wäre die schnelle Verbreitung von Luthers Ideen und Botschaften nicht vorstellbar.

Die virtuelle Ausstellung wurde von Studierenden des Historischen Instituts der Universität Mannheim unter Anleitung von Herrn Dr. Hänger und Herrn Prof. Dr. Hiram Kümper erstellt. Die digitalisierten Werke werden vom 9.12.2016 bis zum 31.03.2017 im Bibliotheksbereich A3 gezeigt.

Bullinger, Heinrich (1561): Der Widertöufferen Ursprung, Fürgang, Secten, Wäsen, fürnemme und gemeine jrer Leer Artickel

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In seinem Werk „Der Widertöufferen Ursprung“ beschäftigt sich Heinrich Bullinger sehr umfassend mit den Lehren der Täufer, deren Entstehung in Zürich er hautnah miterlebte. In seinem Werk stellt sich der Vorsteher der reformierten Kirche von Zürich gegen die radikale Bewegung.  Dementsprechend ist die erste Seite des Argumentes über die Taufe in der Ausstellung aufgeschlagen. Das Werk reiht sich in eine große Zahl von Werken gegen die Täufer ein. Die im Dunstkreis Zwinglis in Zürich teilentstandene Bewegung wurde aufgrund ihrer radikalen Ansichten jahrhundertelang verfolgt und letztendlich in die Emigration getrieben.

Täuferdisputation 17. Januar 1525 im Zürcher Rathaus. Darstellung aus dem frühen 17. Jahrhundert. Heinrich Thomann – Kopienband zur zürcherischen Kirchen- und Reformationsgeschichte. Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Täuferdisputation_1525.jpg
Seite aus Bullingers Werk „Der Widertöufferen Ursprung". Quelle: UB Mannheim
Seite aus Bullingers Werk „Der Widertöufferen Ursprung". Quelle: UB Mannheim

Der christliche Lutheraner stellet vor die Kirchen – Historien vom Jahr 1370. und was von selbiger Zeit darinnen ergangen (1717)

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Das gezeigte Werk wurde im Oktober 1717 zur 200 Jahrfeier des Thesenanschlags gedruckt und behandelt die Zeit von der Vorreformationszeit bis zur Augsburger Konfession aus protestantischer Sicht. Es finden sich eine Vielzahl bemerkenswerter Kupferstiche, die bedeutende Personen und Ereignisse darstellen. Das ausgestellte Bild beinhaltet den sogenannten Traum „Des Kurfürsten zu Sachsen Friedrichs des Weisen Traum zu Schweinitz den 31. Oktober 1517.“ Dargestellt wird Luther, der seine 95 Thesen gegen den Ablass an die Schlosskirche von Wittenberg schreibt und mit seiner Feder dem Papst in Rom die Tiara vom Kopf stößt.

Luthers Weg auf die Wartburg nach dem Werk „Der christliche Lutheraner stellet vor die Kirchen-Historien". Quelle: UB Mannheim

Gretser, Jacob (1606): Iacobi Gretseri … De sacris et religiosis peregrinationibvs libri qvatvor. Eiusdem De Catholicae Ecclesiae processionibvs sev svpplicationibvs libri dvo. Quibus adiuncti, De volvntaria flagellorvm crvce, sev de disciplinarvm vsu lib

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Dieses Werk des bedeutenden Jesuitengelehrten Jakob Gretser stellt eine wichtige Veröffentlichung der gegenreformatorischen Streitliteratur dar und verteidigt die katholischen Praktiken des Pilgertums, der Prozessionskultur und der Selbstgeißelung gegen protestantische Einwände. Es liefert indirekt einen Einblick in das effektive Netzwerk der Gegenreformatoren, das neben hohen Klerikern und religiösen Vereinigungen auch säkular-wirtschaftliche Vertreter wie die Kaufmannsfamilie der Fugger umfasste.

Gretser, Jacob (1606): Iacobi Gretseri … Unterbuch 2, Seite 48. Quelle: UB Mannheim
Gretser, Jacob (1606): Iacobi Gretseri … Unterbuch 2, Seite 49. Quelle: UB Mannheim

Luther, Martin (1555): Der … Teil aller Bücher und Schrifften des thewren, seligen Mans Doct: Mart: Lutheri

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Erste kurfürstlich, lutherische Gesamtausgabe. Gedruckt zwischen 1555 und 1562 von Christian Rödinger und Donatum Richtzenhain in Jena. Umfasst Luthers reformatorisches Schaffen von 1517 an, bis zu seinem Tod 1546. Vermutlich im Besitz des niedersächsischen Räteadelsgeschlechts ‚von Wolff‘, bis sie Ende des 18. Jahrhunderts in die Sammlung Desbillons aufgenommen wurde. Zusehen Band eins und acht von acht.

Die abgebildeten Seiten zeigen einen Ausschnitt aus den 95 Thesen Luthers.

Die 95 Thesen im ersten Band. Quelle: UB Mannheim
Die 95 Thesen im ersten Band. Quelle: UB Mannheim

Luther, Martin (1526): De Servo Arbitrio Mar. Lutheri ad D. Erasmum Roterodamum

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Mit „De servo arbitrio“ (dt. Über den geknechteten Willen) antwortet Luther auf eine Schrift von Erasmus von Rotterdam mit dem Namen „De libero arbitrio“ (dt. Über den freien Willen). In den beiden Werken wird eine theologische Grundsatzdiskussion geführt. Es geht um die Frage des eigenen Willens des Menschen bei der Erlangung des Seelenheils. Nach Erasmus Meinung habe der Mensch hier einen freien Willen. Luther dagegen ist der Auffassung, dass der Mensch nur Entscheidungsfreiheit Dingen gegenüber habe, die ihm gleich oder unter ihm stünden.

Titelblatt des „De libero arbitrio diatrib sive collatio Desiderii Erasmi Roterod". Quelle: UB Mannheim
Titelblatt des „De servo arbitrio“. Quelle: UB Mannheim

Melanchthon, Philipp (1555): Historia de vita et actis … Martini Lutheri

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Auf diesen Seiten erzählt Philipp Melanchthon über die Herkunft der Familie Luther. In dieser Schrift werden viele Ereignisse aus Luthers Leben das erste Mal mit einem konkreten Datum verbunden. Auf der aufgeschlagenen Seite ist Luthers Geburtsdatum exakt datiert. Nach Melanchthon erinnert sich Luthers Mutter sich genau an den Tag und die Stunde (10. November, nach 11 Uhr nachts) der Geburt erinnern könne, jedoch nicht an das exakte Geburtsjahr. Dies wird von Luthers Bruder auf 1483 festgelegt.

Seite aus Melanchthon, Philipps „Historia de vita et actis … Martini Lutheri". Quelle: UB Mannheim
Seite aus Melanchthon, Philipps „Historia de vita et actis … Martini Lutheri". Quelle: UB Mannheim

Melanchthon, Philipp (1523): Philips Melanchtho[n] anweisung in die warhafftig haylig geschrifft gottes, allen Christglaubigen menschen ser dienstlich

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Philipp Melanchthon ist neben Martin Luther die herausragende Person der Reformation. Mit nur 21 Jahren wurde er auf eine Professur für Gräzistik an der Universität Wittenberg berufen und nahm in den folgenden Jahren eine herausgehobene Rolle im Rektorat der Universität wahr. Aufgrund seiner profunden Kenntnisse der klassischen Sprachen, seines hohen Abstraktionsvermögens und seiner beeindruckenden Rhetorik war er einer der bekanntesten Intellektuellen seiner Zeit und gut innerhalb der Humanistenszene vernetzt. Das vorliegende Werk verbindet das Denkschema der klassischen Philosophie mit der neuen reformatorischen Lehre und versteht sich als eine humanistische Bibelauslegung. Der Druck des Werks erfolgte 1523 in Augsburg.

Auszug aus der Vorrede Philips Melanchtho[n] anweisung in die warhafftig haylig geschrifft gottes, (...). Quelle: UB Mannheim.
Auszug aus der Vorrede Philips Melanchtho[n] anweisung in die warhafftig haylig geschrifft gottes, (...). Quelle: UB Mannheim.

Murner, Thomas (1522): Von dem grossen Lutherischen Narren. (Nd. 1918)

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Das Werk ist eine 1522 gedruckte satirische Flugschrift des Franziskanermönchs, Satirikers und Dichters Thomas Murner. Seine fast schon groben Texte zeichnen sich trotz allem durch feinsinnigen Humor aus und eine hinter den Witzen wohl versteckte Kritik an der Luther aber auch der katholischen Kirche. So wird mit lustigen Versen eine feinsinnige Kritik verhüllt, die damit auch für das einfachere Volk lesbar und lesenswert gemacht wurde. Die wunderschönen und Martin Luther herabsetzenden Holzschnitte, die von Thomas Murner gefertigt wurden, runden die Schrift ab. Das Buch wurde 1918 im Auftrag der Gesellschaft für Elsässische Literatur gedruckt und von dem Leipziger Literaturhistoriker Dr. Paul Merker mit einem Kommentar versehen.

Von dem grossen Lutherischen Narren – satirische Flugschrift des Franziskanermönchs, (...). Quelle: UB Mannheim
Von dem grossen Lutherischen Narren – satirische Flugschrift des Franziskanermönchs, (...). Quelle: UB Mannheim

Weislinger, Johann Nicolaus (1740): Höchst – nothwendige Schutz – Schrifft Des scharff angeklagten, doch aber gantz unschuldig befundenen Lutherthums

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Weislinger ist ein der Gegner des Luthertums und des Calvinismus im 18. Jahrhundert. Er gab eine zweibändige Schrift heraus, in der er die Reformation als eine vom Teufel geführte Bewegung erklärte. Auf der linken Seite findet sich im ersten Band eine Abbildung der Katharina von Siena. Auf der rechten Seite ist der zweite Band aufgestellt, in dem der Autor den Aufbau seines Werkes erläutert und seine Lehre als die Wahrheit für alle Christen betrachtet.

Titelseite Vorbericht an den Christlichen Leser. Quelle: UB Mannheim

Zwingli, Ulrich (1527): Antwurt Huldrychen Zwinglins über Doctor Strussen Büchlin

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Im Mittelpunkt des Werks steht der protestantische Abendmahlsstreit der 1520er Jahre. Zuvor hatte der lutherische Anhänger Jacob Strauß Zwinglis Position aufs Schärfste kritisiert. Die Auslegung Zwinglis ist auf den aufgeschlagenen Seiten gut erkennbar: Das Abendmahl sei in erster Linie eine Danksagung der christlichen Gemeinde gegenüber Jesus Christus und habe damit symbolischen Charakter.

Auszug aus „Antwurt Huldrychen Zwinglins über Doctor Strussen Büchlin/ (...)". Quelle: UB Mannheim
Auszug aus „Antwurt Huldrychen Zwinglins über Doctor Strussen Büchlin/ (...)". Quelle: UB Mannheim

Studierende der Universität Mannheim haben in einem Seminar diese Ausstellung konzipiert.
Die ausgestellten Werke stammen aus der Universitätsbibliothek Mannheim und werden vom 9. Dezember 2016 bis zum 31. März 2017 gezeigt.

Ansprechpartner:

Dr. Christian Hänger, UB Mannheim
Prof. Dr. Hiram Kümper, Historisches Institut, Universität Mannheim