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August von Kotzebue und seine Ermordung vor 200 Jahren

  • Ludolph Beckedroff: An die deutsche Jugend. Ueber die Leiche des ermordeten August von Kotzebue.

    Ludolph Beckedroff: An die deutsche Jugend. Ueber die Leiche des ermordeten August von Kotzebue.

    Hannover: Helwingsche Hofbuchhandlung, 1819
    UB Mannheim

     

    Schon kurz nach der Ermordung August von Kotzebues im Jahr 1819 erschien eine Vielzahl an Schriften, die Carl Ludwig Sand als einen fanatischen Einzeltäter darstellten. Das liberal geprägte Erziehungswesen, die burschenschaftlich dominierten Universitäten sowie die Professoren wurden meist gänzlich aus der Verantwortung genommen. Vielerorts war zu lesen: Eine Einzeltat solle nicht zum Anlass genommen werden, über Kollektivstrafen innerhalb des Universitäts- und Pressewesens nachzudenken. Noch während des laufenden Verfahrens gegen Sand schränkten die Karlsbader Beschlüsse die Freiheit des Universitäts- und Pressewesens in Deutschland ein. Ludolph Beckedorff prophezeit diese Veränderungen in seiner Flugschrift schon kurz nach der Tat. Er sieht die Professoren und nicht Carl Ludwig Sand in der Verantwortung und fordert eine rasche und unmittelbare Reform des deutschen Erziehungswesens. Beckedorff appelliert jedoch nicht nur an die Regierenden, vielmehr nimmt er die deutsche Jugend in die Pflicht, sich von ihren Lehrern loszusagen und die Burschenschaften von innen heraus zu reformieren.

  • August von Kotzebue: Die Negersklaven

    August von Kotzebue: Die Negersklaven

    Ein historisch-dramatisches Gemälde in drei Akten
    Leipzig: Kummer, 1796
    EDA: Mannheim, Nationaltheater, 29. Juli 1794
    UB Mannheim

     

    Das Rührstück spielt auf einer Plantage in Jamaika. Der Besitzer, John, ist ein grausamer, reicher Weißer. Er missbraucht seine Sklavinnen und misshandelt seine Sklaven willkürlich. Sein Bruder William ist ein aufgeklärter junger Mann, der von seiner liberalen Ausbildung in Europa zurückgekehrt ist. Aus Mitleid kauft er den Sklaven Zameo frei. Dieser ist der Ehemann der Sklavin Ada und der Sohn von Ayos. Auf der Plantage kommt es zu einer Wiedervereinigung der Familie. John hat nun ein wirksames Druckmittel gegen Ada. Er führt eine Scheinexekution Zameos durch, um sich Ada gefügig zu machen. Das Spiel gipfelt im gemeinsamen Selbstmord von Ada und Zameo. Kotzebue schrieb auch ein alternatives Ende, in dem William die gesamte Familie freikauft. Die Theateraufführungen mussten wegen der Empfindlichkeiten des Publikums entschieden gekürzt und redigiert werden.

     

     

  • August von Kotzebue: Menschenhass und Reue

    August von Kotzebue: Menschenhass und Reue

    Schauspiel in fünf Aufzügen
    Berlin: Himburg, 1790
    EDA Reval 23. 11.1788
    UB Mannheim

     

    Das Stück wurde in ganz Europa erfolgreich gespielt. Es verhalf Kotzebue zu seinem Durchbruch als Theaterautor.

    Ehebruch und Versöhnung in feudalen Verhältnissen sind die Themen des Dramas. Geschichten von Ehebrecherinnen gibt es viele, doch kommt es hier zur Versöhnung. Die Ehebrecherin, die Hauptperson des Dramas, wird als tugendhafte und reuige Sünderin vorgestellt. Die Thematisierung und im Besonderen das Verzeihen eines Ehebruchs hatte die Öffentlichkeit erregt. Das Drama zeigt, dass Kotzebue für die Reformierung des Adelsstands eintrat. Die Radikalität der Revolution und die Abschaffung der Adelsprivilegien sind für ihn jedoch kein Thema.

  • August von Kotzebue: Der hyperboreische Esel oder die heutige Bildung

    August von Kotzebue: Der hyperboreische Esel oder die heutige Bildung

    Ein drastisches Drama, und philosophisches Lustspiel für Jünglinge, in Einem Akt
    Leipzig: Kummer, 1799
    EDA: Leipzig, zur Michaelismesse im Oktober 1799
    UB Mannheim

     

    Kotzebue greift in dieser literarischen Parodie die zeitgenössischen Schriftsteller um Goethe, Schiller, Arndt und die Gebrüder Schlegel an. Eine „ästhetische Prügeley“ im Spiegel der zeitgenössischen Situation nach der französischen Revolution. Mit den Gebrüdern Schlegel hatte er eine Auseinandersetzung um die intellektuelle Dekadenz ihrer Werke. Bei der Leipziger Erstaufführung war Friedrich Schlegel zugegen. Weitere Aufführungen wurden, wahrscheinlich aufgrund der Intervention Schlegels, vom Leipziger Bürgermeister untersagt. Das Drama handelt von einem jungen Mann, der von seinem Onkel zur Universität nach Jena geschickt wird. Er kehrt entrückt von der realen Welt zurück, zwar intellektuell gebildet, aber ohne Herzensbildung zurück. Er spricht in scheinbar zusammenhangslos aneinander gereihten, schwer verständlichen Sätzen, die zum Großteil aus Schlegels Roman Lucinde stammen.

  • Hartwig Hundt-Radowsky: Kotzebues Ermordung in Hinsicht ihrer Ursachen und ihren wahrscheinlichen literarischen Folgen für Deutschland

    Hartwig Hundt-Radowsky: Kotzebues Ermordung in Hinsicht ihrer Ursachen und ihren wahrscheinlichen literarischen Folgen für Deutschland

    Berlin: Petri, 1819

    UB Mannheim


    Das Werk beschreibt Kotzebues Persönlichkeit und verschiedene durch seine Werke ausgelöste öffentliche Debatten. Hundt selbst ist mehrmals von Kotzebue kritisiert worden und hatte ein angespanntes Verhältnis zu ihm. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Kotzebues Person in dieser Schrift negativ dargestellt wird. Abschließend warnt Hundt davor, Schriftsteller und Gelehrte für die Mordtat verantwortlich zu machen, die seiner Meinung nach das Werk eines fanatischen Einzeltäters war. Die Beschuldigung, Gelehrte hätten sich durch die Verbreitung eines liberalen Geistes schuldig gemacht und so den Mord veranlasst, weist Hundt entschieden zurück. Des Weiteren betont er, dass es aus Sicht der Gelehrten günstigere Situationen gegeben hätte, um Kotzebues Ermordung zu initiieren: Im Jahr 1819 war Kotzebue durch die öffentlichen Debatten und die Empörung über seine Werke bereits so geschwächt, dass er im literarischen Diskurs kaum noch wahrgenommen wurde. In der Folge dieser Veröffentlichung wurde Hundt beschuldigt, Teil einer geheimen Verbindung mit dem Ziel einer Revolution in Deutschland zu sein.

  • August von Kotzebue: Erinnerungen aus Paris 1804

    August von Kotzebue: Erinnerungen aus Paris 1804

    Autobiographische Schrift
    Berlin: 1804
    UB Mannheim

     

    August von Kotzebue nahm, wie schon bei seiner Flucht nach Paris im Winter 1790, den Tod seiner zweiten Frau zum Anlass, um ein weiteres Mal die französische Hauptstadt zu besuchen. In seinem Reisebericht Erinnerungen aus Paris 1804 beschreibt er zunächst in zahlreichen Anekdoten den Weg von Berlin über Wittenberg, Frankfurt, Heidelberg und Lyon nach Paris. An seinem Reiseziel angekommen, schildert der Autor ausführlich seine zahlreichen Spaziergänge durch die Straßen von Paris und beschreibt hierbei in Briefform die verschiedensten Erlebnisse. Er geht auf verschiedene Sehenswürdigkeiten, Schausteller und Gaukler, aber auch auf die um sich greifende Armut unter der Bevölkerung ein.

    Ein großer Teil des Reiseberichts behandelt schließlich Kotzebues Begegnungen mit Napoleon Bonaparte. Kotzebue, der dem französischen Herrscher im Kontext der Befreiungskriege meist mit Spott und Tadel begegnet, zeigt sich im Jahr 1804 noch tief beeindruckt. Er hält jede Begegnung mit dem französischen Konsul fest und wechselt sogar einige Worte mit ihm.

  • August Wilhelm Schlegel: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue

    August Wilhelm Schlegel: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue

    Ein drastisches Drama, und philosophisches Lustspiel für Jünglinge, in Einem Akt

    Leipzig: Kummer, 1799

    EDA: Leipzig, zur Michaelismesse im Oktober 1799

    UB Mannheim

     

    August Wilhelm Schlegel verspottet in dieser satirischen Sammlung aus Gedichten, Geschichten, Liedtexten und einem Drama Kotzebues Leben, Werk und Person maßlos. Der Autor und sein Bruder Friedrich sind ausgesprochene Gegner Kotzebues.

    Nachdem Kotzebue mit dem Werk Der Hyperboreische Esel die Zeitschrift Athenaeum und den um diese wirkenden Kreis der Jenaer Frühromantiker beleidigt hatte, reagiert Schlegel nun im Jahr 1800 mit Kotzebues Diskreditierung auf poetisch-ästhetischem Niveau. Die indirekt und sarkastisch formulierte Kritik an Kotzebue äußert Schlegel vorläufig an dessen vermeintlich unmoralischem Charakter. Laut Schlegel spiegelt sich dies in der Ausgestaltung seiner Werke wider: Seine Figuren handelten gewissenlos und impulsiv, die Themenwahl beschränke sich auf alltägliche Geringfügigkeiten.

  • Wilhelm Traugott Krug: Kotzebue und die deutschen Universitäten

    Wilhelm Traugott Krug: Kotzebue und die deutschen Universitäten

    Artikel aus der Zeitschrift Hermes
    Leipzig: Brockhaus, 1819
    UB Mannheim

     

    In dieser Flugschrift verteidigte der Leipziger Philosophieprofessor Wilhelm Traugott Krug schon kurz nach der Ermordung August von Kotzebues die Freiheit der deutschen Universitäten. Damit antwortet er auf kritische Äußerungen Kotzebues gegen das liberale Universitätswesen. Dieser hatte im Literarischen Wochenblatt wiederholt den Missbrauch der akademischen Freiheit durch Lehrende und Studierende angegriffen. Die akademische Freiheit an den deutschen Universitäten steht für Krug jedoch nicht zur Diskussion, eine Verschulung lehnt er kategorisch ab. Die Flugschrift ist Teil einer hart geführten Debatte um die Reform des deutschen Universitätswesens, die durch die Bestimmungen der Karlsbader Beschlüsse durch die Regierenden beendet wurde.

  • Kotzebue ergreift mit dieser Schmähschrift Partei für seinen Freund Johann Georg von Zimmermann. Dieser kritisierte in einer 1790 erschienen Schrift die Zustände im Literarischen Berlin, die diffamierten Aufklärer reagierten mit einer Vielzahl von Gegenschriften. Kotzebue veröffentlichte seine Parteinahme nicht unter seinem Namen, sondern unter dem Namen des auch heute noch bekannten Schriftstellers Adolph Freiherr Knigge. Ebenso findet sich keine Angabe zum Verleger oder dem Verlagsort des Werkes. Kotzebue gelingt es, seine Autorenschaft fast zwei Jahre lang zu verschleiern. Erst als die Beweise zu erdrückend sind, gesteht er sie in einer öffentlichen Erklärung ein. Um der Strafverfolgung zu entgehen, floh Kotzebue nach Russland. Das Werk und der anschließende Skandal zerstörten Kotzebues Ruf als Schriftsteller nachhaltig. Die Affäre wurde noch Jahre später gegen ihn verwendet.

    August von Kotzebue: Doctor Bahrdt mit der eisernen Stirn

    Ein Schauspiel in vier Aufzügen
    Greiz oder Dorpat: Hennig, 1790
    EDA: nicht aufgeführt
    UB Mannheim

     

    Kotzebue ergreift mit dieser Schmähschrift Partei für seinen Freund Johann Georg von Zimmermann. Dieser kritisierte in einer 1790 erschienen Schrift die Zustände im literarischen Berlin. Die diffamierten Aufklärer reagierten mit einer Vielzahl von Gegenschriften. Kotzebue veröffentlichte seine Parteinahme nicht unter seinem Namen, sondern unter dem Namen des auch heute noch bekannten Schriftstellers Adolph Freiherr von Knigge. Ebenso findet sich keine Angabe zum Verleger oder dem Verlagsort des Werkes. Kotzebue gelingt es, seine Autorenschaft fast zwei Jahre lang zu verschleiern. Erst als die Beweise zu erdrückend sind, gesteht er sie in einer öffentlichen Erklärung ein. Um der Strafverfolgung zu entgehen, flieht Kotzebue nach Russland. Das Werk und der anschließende Skandal zerstörten Kotzebues Ruf als Schriftsteller nachhaltig. Die Affäre wurde noch Jahre später gegen ihn verwendet.

  • August von Kotzebue: Der Freimüthige

    August von Kotzebue: Der Freimüthige

    Erster Band
    Königsberg: Nicolovius, 1814
    UB Mannheim

     

    Als August von Kotzebue im Jahr 1801 aus russischer Verbannung nach Weimar zurückkehrte, dauerte es nicht lang, bis es zum endgültigen Bruch des gefeierten Theaterautors mit den Weimarer Romantikern kam. In seinem Stück Der hyperboräische Esel oder die heutige Bildung hatte er bereits im Jahr zuvor ein deutliches literarisches Zeichen gegen die Gebrüder Schlegel und deren Zeitschrift Athenaeum gesetzt. Nachdem er sich zu allem Überfluss auch noch mit Goethe überwarf, übersiedelte er 1802 von Weimar nach Berlin, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Doch auch von Berlin aus feuerte Kotzebue die literarischen Auseinandersetzungen mit den Romantikern weiter an. Im Jahr 1803 begann er mit der Herausgabe des Journals Der Freimüthige, einer Zeitung, die ein führendes Sprachorgan gegen den Weimarer Dichterkreis um Goethe und die Gebrüder Schlegel werden sollte. Die Zeitung enthielt kurze Notizen und längere Beiträge über Kunst, Literatur und Politik. Allein das Inhaltsverzeichnis der ausgestellten Ausgabe zeigt die enorme Themenvielfalt der Zeitung.

  • August von Kotzebue: Der Flussgott Niemen und Noch Jemand

    August von Kotzebue: Der Flussgott Niemen und Noch Jemand

    Ein Freudenspiel in Knittelversen
    [St. Petersburg]: 1813
    EDA: Reval, Dezember 1812
    UB Mannheim

     

    Der historische Kontext des Theaterstücks Der Flußgott Niemen und Noch Jemand ist das Scheitern von Napoleons Russlandfeldzug. Kotzebue nennt den Namen Napoleon nicht; stattdessen redet er nur von einem gewissen „Noch Jemand“. Auch die Darstellung dieser Person ist interessant. Es ist das Bild eines gehetzten Mannes auf der Flucht vor den russischen Kosaken. Der große Kaiser ist sich dabei auch für Bestechungen, Flehen und Manipulation nicht mehr zu schade. Neben den Schmähungen auf Napoleon ist das Stück zugleich ein Loblied auf die russische Nation, die russische Armee und den russischen Zaren. Kotzebues Verhältnis zu Napoleon ist ambivalent, insofern er sich 1804 während seines Aufenthalts in Paris noch von Napoleon tief beeindruckt zeigte.

  • August von Kotzebue: Das Literarische Wochenblatt

    August von Kotzebue: Das Literarische Wochenblatt

    Zeitschrift
    Weimar: Hoffmannische-Hofbuchhandlung, 1818
    Nrn. 1 (1818) - 52 (1818)
    UB Mannheim

     

    August von Kotzebues letztes publizistisches Werk war das Literarische Wochenblatt, das in zwei Bänden von 1818 und 1819 erschien. Das Vorhaben Kotzebues, das Blatt als reine literarische Plattform zu nutzen, ist nicht vollständig geglückt. Schon das Inhaltsverzeichnis gibt einen Einblick in die breit gefächerte Thematik des Blattes, das literarische und politische Inhalte behandelt. Neben Artikeln über das Universitätswesen, das Kotzebue missbilligte, gibt es auch mehrere Artikel über die Pressefreiheit. Kotzebue strebte die Rückkehr zur allgemeinen Zensur an. Zwar solle jede Person das Recht auf eine freie Äußerung der persönlichen Meinung haben. Das Recht auf freie schriftliche Äußerung stehe aber nur wenigen Personen zu, denen dieses Privileg vom Staat verliehen wird. Falls ein Unbekannter etwas veröffentlichen möchte, müsste er sich jemanden mit Pressefreiheit suchen, der der Veröffentlichung zustimmt.

  • August von Kotzebue: Der weibliche Jacobiner Clubb

    August von Kotzebue: Der weibliche Jacobiner Clubb

    Ein politisches Lustspiel in einem Aufzug

    Leipzig: Kummer, 1792

    EDA: Weimar, Hoftheater, 19. November 1791

    UB Mannheim


    Im Winter des Jahres 1790 reiste Kotzebue nach dem Tod seiner Ehefrau im Kindbett nach Paris. Zurück in Deutschland, verfasste er mehrere Werke, in denen er sich mit der Französischen Revolution beschäftigte. Zu diesen Werken zählte das Theaterstück Der weibliche Jacobiner Clubb, in dem er die Auswirkungen der beginnenden Revolution auf die bürgerliche Familie Duport in Paris beschreibt. Während der Hausherr tief den traditionellen Werten und Ordnung verbunden bleibt, radikalisiert sich dessen Frau zunehmend. Durch diese konträren Charakterentwicklungen entstehen vermehrt Reibungen und Konflikte innerhalb der Familie, welche im Besonderen auf dem Rücken der beiden Kinder ausgetragen werden. Kotzebue ist den Veränderungen innerhalb der Gesellschaft durch das neue revolutionäre Gedankengut nicht abgeneigt. Die Radikalisierung der Revolution lehnt er jedoch ab.

  • August von Kotzebue: Das merkwürdigste Jahr meines Lebens

    August von Kotzebue: Das merkwürdigste Jahr meines Lebens

    Autobiographische Schrift
    Berlin, 1802
    UB Mannheim

    Im April 1800 beschloss August von Kotzebue nach Russland zu reisen, um seine Söhne in St. Petersburg zu besuchen. Beim Grenzübertritt nach Russland wurde Kotzebue mit dem Vorwurf verhaftet, Jakobiner zu sein und revolutionäre Absichten gegen den Zaren zu hegen. Kotzebue fertigte eine Verteidigungsschrift an, um seine Unschuld zu beweisen. Die gegen ihn angebrachten Vorwürfe weist Kotzebue kategorisch von sich. Er beteuert, dem Zaren untertänig zu sein und keine revolutionären Gedanken zu vertreten. Abschließend legt Kotzebue seine Bekanntschaften lückenlos offen und erklärt, dass auch unter all seinen Bekannten keine Personen mit revolutionären Ansichten sind. Kotzebue wird schließlich vom Zaren begnadigt. Der Verbannte wird zudem mit einem Gut in Livland und einer erhöhten Bezahlung entschädigt und bleibt bis kurz nach der Ermordung des Zaren Paul I. im Jahr 1801 am russischen Hof.

  • August von Kotzebue: Geschichte des deutschen Reiches von dem Ursprunge bis zu dessen Untergange

    August von Kotzebue: Geschichte des deutschen Reiches von dem Ursprunge bis zu dessen Untergange

     

    2 Bände
    Leipzig: Kummer, 1814/15
    UB Mannheim

     

    Kotzebue verfasste eine Geschichte des Deutschen Reiches, die nach seinen ursprünglichen Planungen einen Zeitraum von den Germanen bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation behandeln sollte. Das Werk blieb aber unvollendet und klingt mit den Ausführungen zum deutschen Hochmittelalter aus. Kotzebue bezieht in diesem Werk Stellung gegen das Geschichtsbild des idealisierten Mittelalters, das in der Geschichtsschreibung der Romantik vorherrschte. Die Fachwelt nahm das historische Werk Kotzebues negativ auf. Insbesondere bei den politisch organisierten Burschenschaften galt die Geschichte des Deutschen Reiches als Symbol der Reaktion, gar des undeutschen Gedankenguts und wurde daher auf dem Wartburgfest im Jahr 1817 verbrannt. Nach Kotzebues Ermordung geriet das Werk in Vergessenheit.

     

     

  • August von Kotzebue: Kurze und gelassene Antwort des Herrn von Kotzebue auf eine lange und heftige Schmähschrift des Herrn von Masson

    August von Kotzebue: Kurze und gelassene Antwort des Herrn von Kotzebue auf eine lange und heftige Schmähschrift des Herrn von Masson

    Berlin: Sander, 1802
    UB Mannheim

     

    Kotzebues Werk steht am Ende eines Streits mit Charles François Philibert Masson. Beide waren im Umfeld des russischen Zarenhofs tätig. Masson wurde von Zar Paul I. aus Russland verbannt und verfasste über diesen die Schmähschrift Secret Memoirs of the Court of St Petersburg. Kotzebue stellte im Anhang zu seinem Werk Das merkwürdigste Jahr meines Lebens Massons Charakterisierung von Paul I. als zu negativ dar. Im ersten Drittel des Werkes bleibt Kotzebue seinem in der Einleitung angekündigten Vorsatz der Zurückhaltung treu. Dagegen verfällt er im restlichen Werk seinem üblichen Verhaltensmuster und schmäht Massons Schriften heftig. Kotzebue wollte durch seine Kritik an Masson seine Treue zu den Zaren unter Beweis stellen und einer möglichen erneuten eigenen Verbannung vorbeugen.

  • Heinrich Luden: Verurtheilung und Rechtfertigung in der von Kotzebue’schen Bülletin-Sache

    Heinrich Luden: Verurtheilung und Rechtfertigung in der von Kotzebue’schen Bülletin-Sache

    Heidelberg: Wahr und Winter, 1818
    UB Mannheim

     

    Die Burschenschaftler und viele Universitätsprofessoren betrachteten Kotzebue aufgrund seiner Dienste für den Zaren als einen Vertreter der reaktionären Kräfte. Zentrum der damaligen liberalen und nationalen Bewegung war die Universität Jena. Zwischen dem Jenaer Universitätsprofessor Heinrich Luden und Kotzebue entstand eine politische Kontroverse. Luden war Mitinitiator des Wartburgfests 1817, auf dem unter anderen Büchern auch Kotzebues Geschichte des Deutschen Reiches verbrannt wurde. Außerdem war Luden Mitherausgeber der Zeitschrift Nemesis. In seiner Funktion als russischer Staatsrat hatte Kotzebue Bulletins (Berichte) an den Zaren Alexander I. über neu veröffentlichte Literatur in Deutschland geschickt. In einem Bericht warnte er auch vor dem gefährlichen Gedankengut Heinrich Ludens. Diese Bulletins wurden gekürzt und zum Teil entstellt an Luden geschickt, der deren Veröffentlichung in seinem Journal veranlasste. Dies führte zu einem europaweiten Skandal und der Einstellung von Ludens Zeitschrift. In der Verurtheilung und Rechtfertigung greift Luden Kotzebue als Vaterlandsverräter an. Dadurch wurde der Theaterautor endgültig zur Hassfigur der damaligen nationalen und liberalen Bewegung.

  • Levin Karl von Hohnhorst: Vollständige Uebersicht der gegen Carl Ludwig Sand, wegen Meuchelmorde geführten Untersuchung

    Levin Karl von Hohnhorst: Vollständige Uebersicht der gegen Carl Ludwig Sand, wegen Meuchelmorde geführten Untersuchung

    Stuttgart: Cotta’sche Buchhandlung, 1820
    UB Mannheim

     

    Eine Untersuchungskommission des Landes Baden, der der Autor des Werkes vorsaß, hatte den Auftrag, die Tatumstände der Ermordung Kotzebues zu klären. Der Autor beginnt mit der Aufarbeitung der schwierigen Kindheit Carl Ludwig Sands. Sand nahm zudem als freiwilliger Soldat an den Befreiungskriegen teil. Daraufhin begann er ein Theologiestudium zuerst in Tübingen, später dann in Erlangen und Jena. Zu dieser Zeit kam er zum ersten Mal mit den Burschenschaften in Berührung. Sand erwähnt seinen Plan, Kotzebue zu töten, erstmals im Jahre 1818 in seinen Tagebüchern. Zu Beginn des Jahres 1819 reist er dann nach Mannheim, um seinen Plan zu verwirklichen. Nach der Tat ist Sand der Meinung, er habe dem deutschen Volk mit dem Mord an Kotzebue einen großen Gefallen erwiesen und stellt seine Tat auf eine Ebene mit den antiken politischen Tyrannenmorden. Daher verweigerte er ein Gnadengesuch an den Großherzog von Baden, woraufhin er zum Tod verurteilt und am 20. Mai 1820 in Mannheim hingerichtet wurde.

  • Robert Wesselhoeft (Hrsg.): Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher

    Robert Wesselhoeft (Hrsg.): Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher

    Altenburg: Hahn, 1821
    UB Mannheim

     

    Der Herausgeber zeichnet in seinem Werk den Lebenslauf des späteren Kotzebue-Attentäters und Burschenschaftlers Carl Ludwig Sand nach. Wesselhoeft war Vorstandsmitglied und führender Kopf der Jenaer Urburschenschaft. Die Autoren selbst blieben anonym, da sie politische und rechtliche Repressalien fürchteten, falls ihre Namen im Zusammenhang mit dem Mord an August von Kotzebue genannt würden.

    Sands Eltern und sein Umfeld erzogen ihn von klein auf zum protestantischen Glauben und zum Patriotismus. Aus patriotisch-nationalistischen Gefühlen trat er einem Freikorps bei und beteiligte sich am Krieg gegen Frankreich. Nach seiner Teilnahme auf dem Wartburgfest 1817 zog er nach Jena, trat in die Jenaer Urburschenschaft ein und entwickelte sich bald zu einem ihrer führenden Köpfe. Dem Werk zu Grunde liegen Sands Tagebucheinträge und der Briefwechsel mit seiner Mutter. Am 24. November 1817 findet sich eine erste Erwähnung Kotzebues in Sands Tagebuch. Auf seinem Weg über den Marktplatz in Jena hörte er bei einem Vorleser Auszüge aus Kotzebues Werken. Sand empfand diese als „giftige Schimpferei“ auf Deutschland und die Burschenschaften. Mit Aufkommen der Bulletin-Affäre radikalisierte sich Sand. So wünschte er sich, dass jemand Kotzebue umbringe. Er schreibt: „Nicht grübeln will ich, sondern tun.“ Der endgültige Entschluss für die Ermordung Kotzebues fällt auf der letzten Seite seines Tagebuchs. Der „Landesverräther [und] Verführer der Jugend“ müsse sterben, heißt es dort.

  • August von Kotzebue: Ode an Napoleon

    August von Kotzebue: Ode an Napoleon

    Ein Schauspiel in vier Aufzügen
    Greiz oder Dorpat: Hennig, 1790
    EDA: nicht aufgeführt
    UB Mannheim

     

    Der Inhalt steht im Gegensatz zur erhabenen Gedichtform Ode. Kotzebue geht es nicht darum, Napoleon zu preisen, sondern er stellt ihn als eine Person dar, die für ihren eigenen Ruhm Menschenleben opfert und anderen Leid zufügt. Im Unterschied zu anderen Zeitgenossen beschreibt Kotzebue die Toten der napoleonischen Kriege nicht als Märtyrer für Deutschland, sondern allein als Opfer einer selbstsüchtigen Großmachtpolitik.

  • Theodor Heinrich Friedrich Knutenhiebe für August von Kotzebue

    Theodor Heinrich Friedrich Knutenhiebe für August von Kotzebue

    Kurzes Pamphlet
    Hamburg: 1818
    UB Mannheim


    Das Werk steht im Kontext der politischen Debatten des Jahres 1818, während derer Kotzebue von einer literarischen Unperson zu einem politischen Hassobjekt der national und liberal gesinnten Personen wurde. Ein russischer Diplomat stellte in einer veröffentlichten Denkschrift die Pressefreiheit und die freie Lehre an den Universitäten als mögliche Ursachen einer Revolution dar. Kotzebue verteidigte die Denkschrift mit dem Argument, dass sie die Meinung des Zaren wiedergebe und nicht in Frage gestellt werden könne. Kotzebue griff in dieser Debatte u.a. den satirischen Schriftsteller Theodor Heinrich Friedrich an. Dieser Autor wehrte sich gegen Kotzebues Vorwurf, die politische Meinung des Zaren zu kritisieren.

  • August von Kotzebue Fragmente über Recensenten-Unfug

    August von Kotzebue Fragmente über Recensenten-Unfug

    Leipzig: Kummer, 1797
    UB Mannheim

     

    Kotzebue wählte für seine Abrechnung mit den Rezensenten seiner Werke die literarische Form des Fragments. Die Frühromantiker setzten diese Form ein, um die Einheit literarischer und gesellschaftlicher Fragen zu thematisieren. Durch die Wahl dieser Form unterstreicht Kotzebue die Bedeutung seiner Kritik. Er sieht sich selbst als „Schauspieldichter der Deutschen“ und betrachtet alle Kritik an seinen Werken als einen persönlichen Angriff. Die Rezensenten beschreibt er als Assassinen, die ständigen Krieg gegen seine Werke – seine Kinder nach eigener Auffassung – führten. Die Kritik hatte seit der Aufklärung eine wichtige Funktion im Literaturbetrieb, da sie Anerkennung oder Ablehnung von Werken zum Ausdruck brachte. Daher war es eng mit der Rolle eines Schriftstellers verbunden, sich mit seinen Werken der Kritik der Rezensenten zu stellen. Kotzebues übersteigertes Selbstwertgefühl hinderte ihn daran, diese Kritik an seinen Werken hinzunehmen.

  • Karlsbader Beschlüsse Allgemeine Preußische Staatszeitung vom 5.10.1819

    Karlsbader Beschlüsse Allgemeine Preußische Staatszeitung vom 5.10.1819

    Berlin: 1819
    UB Heidelberg

     

    Der österreichische Staatsminister von Metternich sah bereits im Wartburgfest eine Radikalisierung der Burschenschaften und damit die Gefahr einer allgemeinen Revolution. Die Ermordung von Kotzebue durch Sand bot ihm einen willkommenen Anlass, seine Ziele durchzusetzen. Im August 1819 trafen sich die Vertreter der bedeutendsten deutschen Staaten in der böhmischen Stadt Karlsbad, um die nach ihrer Sicht erforderlichen Maßnahmen zu beraten. Das Ergebnis waren die sogenannten Karlsbader Beschlüsse. An erster Stelle stand die Kontrolle der Universitäten durch die Regierungen der Bundesstaaten, die ebenso ein Verbot der Burschenschaften und eine Amtsenthebung von Professoren bei Fehlverhalten vorsah. Der zweite Beschluss unterwarf alle Veröffentlichungen bis 320 Seiten einer Zensur. Die Beschlüsse blieben bis zur Revolution 1848 gültig.

  • August Wilhelm Iffland (1759-1814), Schauspieler, Dramatiker, Regisseur und Intendant

    Als Antonius in Kotzebues Trauerspiel Octavia und als Bittermann in Kotzebues Menschenhaß und Reue

    Kolorierte Radierungen, Antonius von Schröter, Bittermann Umkreis Gebrüder Hensche
    Berlin um 1810
    rem Mannheim

     

    August Wilhelm Iffland kann als der bedeutendste Schauspieler um 1800 gelten. Von 1779 bis 1796 war er in Mannheim engagiert, danach wurde er zum Direktor des Königlichen Nationaltheaters in Berlin berufen. Auch dort spielte er neben seiner Intendantentätigkeit in vielen Stücken Kotzebues. In der preußischen Hauptstadt intrigierten erneut Vertreter der Romantik gegen den Dichter und polarisierten das Publikum (Stichworte: Goethe gegen Kotzebue, „Erwählte versus Pöbel“), vgl. Klaus Gerlach, August Wilhelm Ifflands Berliner Bühne, Berlin/Boston 2015, S. 111 und S. 101.

    In Kotzebues Trauerspiel Octavia steht Antonius zwischen zwei Frauen: seiner Ehefrau Octavia und seiner Geliebten Cleopatra. Kotzebue entwirft in beiden unterschiedliche Frauenbilder. Octavia ist sanft, tugendhaft und klug. Cleopatra steht für Hochmut, Machtgier und Berechnung.

  • August von Kotzebue

    Almanach dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande

    Leipzig, Kummer, 15. Jg. 1817
    Aufgeschlagen Kupfer: Nicodemus aus Der Citherschläger und das Gaugericht. Ein altdeutsches Lustspiel in zwei Acten
    EDA: Würzburg 6. November 1816
    rem Mannheim

     

    Etwa 100 Dramen von ihm selbst, hat Kotzebue in seinen von 1803 bis 1819 erschienenen Almanachen veröffentlicht. Obwohl sie für den privaten Kreis gedacht waren, wurden sie häufig auch von professionellen Theatern aufgeführt. Kotzebue sah sich als Volksdichter: Das Publikum wolle „unterhalten und belehrt seyn, aber ohne große Anstrengung, und nur unter der Bedingung, daß es unmerklich geschehe, erlaubt man dem Volksdichter, auch die Köpfe seiner Zuhörer in Thätigkeit zu setzen, Sie dürfen gleichsam nicht gewahr werden, daß sie denken“.

    In der Komödie Der Citherschläger dreht sich alles um den inkompetenten und bestechlichen Richter, Nicodemus, der sein junges Mündel Gertrud heiraten will. Getrud ist aber in den Zitherspieler Gideon verliebt. Dieser ist eigentlich der verstoßene Sohn des neuen Gaugrafen. Im Zug einer fingierten Gaugerichtsverhandlung fliegt Nicodemus auf, der neue Gaugraf führt alles zu einem versöhnlichen Ende.

  • August von Kotzebue

    Eventuell sein letzter Brief, an seinen Verleger Paul Gotthelf Kummer (1750-1835) in Leipzig

    Mannheim, 22. März 1819
    rem Mannheim

     

    Neben Währungsverrechnungsfragen (Umrechnung von russischen Rubeln zu sächsischen Talern) erwähnt Kotzebue, dass er seinen Sohn [Major Otto von Kotzebue] sehnlichst in Mannheim erwarte. Außerdem könne er bereits zwei Drittel der Werke für den nächsten Almanach [dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande] im April des Jahres nach Leipzig schicken.

    Gleichfalls bittet er Kummer, ein Exemplar von Adam Johann Krusensterns Werk [wohl: Beyträge zur Hydrographie der grössern Ozeane als Erläuterungen zu einer Charte des ganzen Erdkreises nach Mercator’s Projection, Leipzig 1819 bei P.G. Kummer], an den Sekretär [John] Barrow von der Admiralität in London zu schicken. Krusenstern war deutsch-baltischer Admiral der russischen Flotte und leitete 1803-1806 die erste russische Weltumseglung, die Kotzebues Sohn Otto begleitete. August von Kotzebue war in zweiter und dritter Ehe je mit einer Cousine Krusensterns verheiratet (zunächst mit Christine Gertrude, dann mit Wilhelmine Friederike von Krusenstern). Kotzebues am 2. Februar 1852 verstorbene Tochter Wilhelmine Friederike (1812-1852) liegt übrigens in Heidelberg-Handschuhsheim begraben. Sie war mit Paul Theodor von Krusenstern (1809-1881) verheiratet.

  • Schnupftabakdose

    August v. Kotzebue’s Ermordung
    den 23ten März 1819

     

    Schwarz lackiertes Holz um 1820

    Unbekannte Manufaktur

    rem Mannheim


    Die Darstellung folgt grob dem Vorbild von J.M.Voltz (?) der Nürnberger Lithographie von 1820. Es spricht für die „Popularität“ des Ereignisses, dass es auf einer Lackdose wiedergegeben wurde. Auf Schnupftabakdosen finden sich häufig Porträts berühmter Zeitgenossen (besonders beliebt waren die Porträts Friedrichs des Großen oder Napoleons), Schlachten- und Landschaftsmalereien, aber auch (versteckt) erotische Darstellungen. Häufig wurden diese Dosen von Militärs gekauft. Die Herstellung von lackierten Gegenständen war langwierig und sehr aufwendig. Berühmt für ihre hochwertigen Ausführungen waren vor allem die Produkte der Braunschweiger Fabrikation von Stobwasser.

  • Unbekannter Künstler (nach Friedrich Deurer?)

    Porträt August von Kotzebue

    Bleistiftzeichnung, weißes Farbmittel

    Um 1848 (?)

    rem Mannheim


    Das Werk weist starke Ähnlichkeiten mit dem „im Oct. 1818“ nach dem „Leben gemahlt[en]“ Ölporträt von Friedrich Deurer (1778-1869) auf. In welchem Zusammenhang die anonyme Bleistiftzeichnung zu dem Ölporträt von Deurer steht, lässt sich zurzeit nicht klären. Das Ölporträt jedenfalls gilt als ähnlichste Darstellung des Dichters.

  • Anonym

    Prolog bei Veranlassung der Todtenfeier für den Staatsrath von Kotzebue, gesprochen auf dem Königlichen Operntheater zu Berlin am 3. July 1819

    Berlin 1819
    Stadtarchiv Heidelberg


    Der Prolog wurde vor der Aufführung von Bernhard Anselm Webers und August von Kotzebues heroischer Oper „Hermann und Thusnelda“ gesprochen. Die Oper war am 29. März 1819 erfolgreich uraufgeführt worden. In einem Brief von Friederike Liman aus Berlin an Rahel Levin Varnhagen vom 6. Juli 1819 erwähnt Friederike Liman die Uraufführung, die am selben Tag stattfand, als die Nachricht von der Ermordung Kotzebues in Berlin eintraf. Kommentar eines Bekannten, „der gleich von dieser schrecklichen Nachricht mit uns spricht“: ‚ein jeder [werde] sich in zukunft […] in acht nehmen müssen irgend etwaß zu schreiben‘“. Zit. nach: Birgit Anna Bosold, Friedrike Liman. Briefwechsel mit Rahel Levin Varnhagen und Karl Gustav von Brinckmann […]. Phil. Diss. Hamburg 1996, S. 108 (Quelle: Internet, https://d-nb.info/962003573/34). Der Prolog enthält auf Seite 2 eine einfühlsame Charakteristik der außergewöhnlichen Bandbreite von Kotzebues Stücken.

  • Wendelin Moosbrugger (1760-1849)

    Carl Ludwig Sand

    Eigenhändige Kopie des Künstlers, gemalt im Auftrag eines Familienmitglieds der Familie Bassermann

    Öl auf Leinwand

    Mannheim um 1820

    rem Mannheim


    Das Porträt stammt aus der Mannheimer Familie Bassermann. Mina Bassermann berichtet, ihre Großmutter habe sich sehr für Sands Schicksal interessiert. Das Bild habe immer in ihrem Schlafzimmer gehangen. In dem Bericht wird auch der Hergang der Tat beschrieben. Weiter heißt es: „Im Gefängnisspital ward [Sand] von Dr. Baierle [Joseph Anton Beyerle, 1776-1831; sein Grabstein befindet sich auf der Grabstätte Sands auf dem Mannheimer Hauptfriedhof], Großmutters Hausarzt behandelt u. sehr viel von Pfarrer Karebach [Dr. Philipp Karbach, 1780-1839, evangelischer Theologe] besucht. Beide Männer scheinen die wärmste Teilnahme für den armen jungen Mann gehabt zu haben u. wußten auch Großmutter auf das lebhafteste für ihn zu interessieren. Sie schickte ihm häufig eingemachte Früchte u. dergleichen zu.“

    Der Bericht ist symptomatisch dafür, wie viel Sympathie Mitglieder des Bürgertums Sand (und seiner Tat?) entgegenbrachten.

  • Kleiner Taschendolch mit Holzgriff

    In Lederscheide
    Um 1819
    rem Mannheim

     

     

    Mündlicher Überlieferung nach soll es sich um die Waffe handeln, mit der Carl Ludwig Sand August von Kotzebue am 23. März 1819 in seiner Wohnung in A 2, 5 vor den Augen seiner Familie erstochen hat. In der Beilage zur Publikation des Oberhofrichters Levin Karl von Hohnhorst Vollständige Uebersicht der gegen Carl Ludwig Sand geführten Untersuchung (Stuttgart 1820) ist eine Tatwaffe abgebildet, die jedoch dem Taschendolch wenig ähnelt.

  • Carl Ludwig Sand

    Jena, 21. Juni 1818

    Stadtarchiv Heidelberg


    „Unser Lauf ist Heldenlauf

    Kurzer Sieg; früher Tod!

    Thut nichts, wenn wir nur wirklich Helden sind, wenn wir nur rege in stetem Aufschwung u. Gebote zum heiligen Vater, u. in frischer Begeisterung leben, für das, was sein Wille ist. Singen werden wir imer, wenn wir nur selbst tüchtig und frisch sind. Früher Tod bricht nicht die Siegerbahn, wofern [so lange] wir nur auf ihr als Helden sterben!

    So sey den unser Wahlspruch: „From glauben an Gott, demüthig Ihn bewahren im Herzen und thätig lieben seine Sache hier auf Erden, thätig lieben unser Volk und Vaterland!“//

    Frey müssen wir werden im Leben, oder frey zu den glücklichen Vätern gehen!

    Walte Gott mit uns!

    Jena, den 21. Juny 1818“ […]

  • Thomas Rößler (Idee)

     

    Polizeiliche Nachuntersuchung

     

    Bildmappe Nr. KT 2306/94, vom 23. Juni 1994

    rem Mannheim


    1994 wurde für die Theaterausstellung der rem eine „kriminalpolizeiliche Untersuchung“ der Vorgänge vom März 1819 „aus heutiger Sicht“ erstellt, die zur Freude der Ausstellungsmacher immerhin zu einer Meldung in der BILD-Zeitung führte.

    Wie schnelllebig die Zeiten sind, zeigt die fotografische Dokumentation von damals: Das Haus in A 2, 5 ist inzwischen durch einen Neubau ersetzt, bereits der zweite Neubau an Stelle des ehemaligen Hauses, das im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Wie an den beiden Häusern zuvor befindet sich wieder eine Tafel an dem Haus, die auf die Ereignisse von 1819 hinweist.

  • Lederbrieftasche

     

    rem Mannheim


    Mündlicher Tradition zufolge soll sich die Brieftasche im Besitz von Carl Ludwig Sand befunden haben. Ein exakter Nachweis fehlt jedoch.

  • Johann Michael Voltz (1784-1858), zugeschrieben

    „Sand der Freie“ und „August von Kotzebue’s Ermordung“

    Altkolorierte Lithografien

    Nürnberg 1820

    rem Mannheim


    Das Zitat („Lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften“) aus Schillers Die Jungfrau von Orleans unter der Abbildung „Sand der Freie“ zeigt, dass die Autoren der Illustration die Bedeutung von Sands Tat mit der Befreiung Frankreichs durch Jeanne d’Arc gleichsetzten. Auch Johanna ist eine Einzelgängerin, auch sie verlässt die gewohnte Umgebung und entscheidet sich für den Kampf ums Vaterland.

  • Johann Michael Voltz (1784-1858) zugeschrieben

    „Sand auf dem Blutgerüste zu Mannheim den 20ten May 1820“ und „Sands Ende auf dem Schaffot den 20ten May 1820“

    Oben Bildzusatz: „Mein Vertrauen steht auf Gott!“
    Altkolorierte Lithographien
    Nürnberg 1820
    rem Mannheim

     

    Das Bild oben wirkt pathetisch: Sand, den Blick zum Himmel gerichtet, mit erhobener Schwurhand und völlig frei stehend. Realistisch ist die große Anzahl von Menschen, die der Hinrichtung beiwohnte, auf dem Bild unten, obgleich der eigentliche Hinrichtungstermin von den Behörden verschleiert wurde, um keinen öffentlichen Auflauf, geschweige denn Protest zu provozieren. Der Termin ließ sich jedoch nicht verheimlichen, so dass auch viele Studierende aus Heidelberg nach Mannheim kamen. Am Schafott spielten sich Szenen ab, die Sand eindeutig in die Rolle eines Märtyrers erhoben: Taschentücher wurden mit seinem Blut getränkt, Haarlocken und Splitter vom Schafott mitgenommen. Sand wurde zunächst auf dem lutherischen Friedhof in P 7/Q 7 beigesetzt (dort befand sich auch lange Zeit eine Gedenktafel). Die neue Grabstätte auf dem Mannheimer Hauptfriedhof wurde während des deutsch-französischen Krieges an Sands Todestag, am 20. Mai 1870, unter großer Anteilnahme der Mannheimer Bevölkerung eingeweiht.

  • August von Kotzebue

    La Peyrouse 

    Ein Schauspiel in zwey Acten
    Soufflierbuch
    EDA: Mannheim 24. Mai 1796 (nur einmal)
    rem Mannheim

     

    Das Stück huldigt der Südsee-Mode. Es bezieht sich auf den Weltumsegler und Geografen Jean-François de La Pérouse (1741-1788), der bei Kotzebue ungewollt zum Bigamisten wird. Eine Thematik, die zum Misserfolg des Schauspiels beitrug.

  • August von Kotzebue

    Die deutschen Kleinstädter 

    Ein Lustspiel in vier Akten
    Stuttgart, Reclam, 2008
    EDA: Wien, Burgtheater, 22. März 1802
    privat

     

    Am Beispiel des Dorfes „Krähwinkel“ zielt das Werk auf Borniertheit und Provinzialismus allgemein ab. In der Hauptrolle der jungen Sabine zeichnet der Autor aber ein modernes Frauenbild. Das Stück enthält Angriffe auf die Brüder Schlegel und Christian August Vulpius, den späteren Schwager Goethes, die Goethe für die geplante Weimarer Aufführung strich. Dies missfiel Kotzebue, so dass es zunächst zu keiner Aufführung in Weimar kam. Das Stück konnte sich aber gerade auch wegen seiner satirischen Anspielungen und der witzigen Dialoge durchsetzen und wird bis heute gespielt.

  • Ludwig van Beethoven (1770-1827), deutscher Komponist

    Die Ruinen von Athen op. 113

    Ein Nachspiel mit Chören und Gesängen nach der literarischen

    Vorlage von August von Kotzebue zur Eröffnung des neuen Theaters in Pest [Ungarn]. Das Theater existierte bis 1847.

    Gedruckte Partitur der Ouverture

    Leipzig (Breitkopf & Härtel), ca. 1919

    EDA Pest, Deutsches Theater, 9. Februar 1812

    privat

     

    Beethoven hat auch die Musik zu Kotzebues Vorspiel König Stephan (op. 117) komponiert und hätte von ihm gerne einen Opernstoff erhalten, wozu es jedoch nicht kam. Es sind viele Werke Kotzebues von, zum Teil auch Mannheimer Komponisten vertont worden. Darunter Albert Lortzing (Der Wildschütz), Bernhard Anselm Weber (Deodata), Carl Maria von Weber (Lieder), Peter Joseph von Lindpaintner (Die Rosenmädchen), Michael Frey (Der KiffhäuserBerg), Friedrich Heinrich Himmel (Fanchon oder Das Leyermädchen), Johann Friedrich Braun (Der Kosack und der Freiwillige), Peter Ritter (Der Schutzgeist, Alfred, Feodore), Paul Wranitzky (Johanna von Montfaucon) oder Louis Spohr (Die Kreuzfahrer).