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1905 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Oct 1905 18:00:01 GMT)

1905 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Oct 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamfkliches.

Dentsches Reich.

Preufseu, Berlin, 16. Oktober.

Vom 14. bis 15. Oktober Mittags ist im preußischen Staat ein Cholera-Bazillenträger, vom 15. bis 16. Oktober sind vier weitere Bazillenträger,* alle fünf auf dem Rittergut Stolpe, Kreis Niederbarnim, amtlih neu gemeldet worden. Diese 5 Personen sind eine Frau und vier Kinder aus den beiden einheimischen Arbeiterfamilien, die mit den ungarischen

eldarbeitern in einem Hause gewohnt hatten. Alle Fünf L bereits unter Beobachtung gestanden. Von den früher gemeldeten Erkrankungen haben 1h eine im Kreise Marienburg und eine tödlih verlaufene in Schwedenhöhe, Landkreis Brom- berg, nicht als Cholera herausgestellt. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt daher bis jeßt 278 Erkrankungen, von denen 90 tödlich verliefen.

Der Regierungsassessor Osterroht in Posen ist der König- lichen Sonieratià É Aachen und der Regierungsassessor Dr. Kieckebush aus Posen der Königlihen Regierung in Trier zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiejen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Bremen“ am 13. Oktober in Galveston (Texas) eingetroffen und geht am 1. November von dort nah Key West in See.

S. M. S. „Bussard“ ist vorgestern von Bagamoyo nah Daressalam in See gegangen. ;

e austeifende Fähnrichstransport für das Kreuzergeshwa der ist mit dem Reichspostdampfer „Prinz Heinrich“ vorgestern in Antwerpen eingetroffen und seßt heute die Neise nah Southampton fort.

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ vom 14. d. M. find die Unruhen im deutsch-ostafrikanishen Bezirk Daressalam nicht bedenklih und bleiben auf dessen südlichen Teil beschränkt. Hauptmann von Kleist kehrte mit der achten Kompagnie am 11. Oktober nach Daressalam zurück, nachdem er einige Haufen Aufständisher zersprengt hatte. Er fand den Küstenplay Kijidju zerstört und den dortigen Akida vertrieben. Der Bezirksamtmann Boeder bleibt vor- läufig noch mit der Polizeitruppe südlih von Daressalam. Es scheint, daß religiöser Fanatismus die Ursache der Unruhen

er sozialistishe Deputierte Mirman ist, „W. T. B.“ E | A N f or des Wohltätigkeits- und offentlichen Gesundheitswesens im Ministerium des Jnnern ernannt

worden. Rußlaud.

Der Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist gestern morgen in Petersburg angekommen. Zu seiner Begrüßung waren auf dem Nikolai-Bahnhof erschienen die Großfürsten Wladimir, Boris, Konstantin, Peter und Sergius Michailowitsh sowie der Hezog Alexander von Olden- burg, ferner der deutshe Geschäftsträgec von Viiquel, die Herren der deutschen Totshaft und des deutschen Den, der bayerishe Geszndte, zahlreihe Hofivürden- träger, Generale, Admirale, de: Stadthauptmann u. A. Die Leibgardekosaken stellten die Ehreneékadron mit Standarte und Musikkorps. Vom Bahnhofe bigat sih der Prinz nah dem Winterpalais, wo er als Gasi des Kaisers vom Hofminister Baron Fredericksz und vom E L Due Sa Baron Korff empfangen wurde. Um 11 Uhr fuhr der Prinz nah Peterhof, um dem Kaiser und der Kaiserin seinen Besuch abzustatten und am Familienfrühstick teilzunehmen. L

Der „Regierungsbote“ veröffntliht ein Kommuniqué, betreffend die vollzogene Ratiikation des vom Kaiser unterzeichneten Friedensverrages vonPortsmou th. Der Vertrag ist mit dem 15. Ofkftber in Kraft getreten, die Veröffentlichung des Vertrages soll demnächst erfolgen.

Nach einer Meldung der „St, Petersburger Telegraphen- Agentur“ hat der Reichsrat ax fkaiserlihen Befehl einen großen Teil seiner 1H ta M agieb e vis eingestellt und die ihm vorliegenden Geseßentwürfe a! die betreffenden Ministerien zur Einbringung in der Reichsdu1a zurügesandt. j

Jn dem Fabrikort Marki bei Warschau wurde, wie W. T. B.“ aus Warschau meldt, auf die Villa eines Herrn Posselt eine Bombe geworfen, Zwei Hausbediente wurden

etótet. Auf der Flucht sho}se die Tâter auf die sie ver- Folgenden Polizisten und töteten wei von ihnen. Die Täter entkamen. : / :

In der Zentralsiraß+ in W:ebsk wurde eine geheime Druckerei und Niederlage vrbotener Schriften mit einem Stempel des sozial:revetitionären Komitees entdeckt. 30 Personen wurden verhaftet. j i

Bei der gestern erfolgten ‘eberführung der Leiche des Fürsten Trubeßkoi ne dem Moskauer Bahnhof in St. Petersburg fiel, wie „W.L. B.“ meldei, aus der ange-

ammelten Menge ein Revokershuß. Kosaken und Gen- Paagus griffen darauf die Ynge an und trieben sie aus- einander. Nachdem der Zugmit der Leiche des Fürsten abgefahren war, zog die Menge mit roten Fahnen den Newsky - Prospekt enthig; sie wurde von der Polizei und von Militär useinander getrieben, rottete sih aber wieder zusammen, fz, an der Universität angelangt, auf patrouillierende Gendar?zn und Kavallerie und warf Steine gegen diese. Es ersch darauf Polizei, die den Teil der Menge, der sich nicht êtte in das Universitätsgebäude

ist. Die Eingeborenen kämpfen unter {chwarzen Flaggen mit dem Nuf „Wasser! Wasser !“, d. h. Zauberwasser. Jm Norden nlinie ist alles ruhig. Für die Ausbreitung des x Nachrichten, wie derjeni Grund die Verbr M ntl g er Cu rSerphantasie nit verfehlt _Mahenga wurde dur den H uuptmann Nigmann von Jringa aus entseßt, wobei der Gegner gründlih ge- schlagen wurde. Im Hinterland von Kilwa is der Gegner s{hwer zu fassen, da er im Busch überall ausweit. Das Ausfstandsgebiet ist bei großem Umfang völlig unwegsam, wodurch sih die Langsamkeit der Niederwerfung erklärt. Die Nord- und Westbezirke sind ruhig, jedo empfiehlt es sich nicht, fie von Truppen zu entblößen. Aus Deutsh-Südwestafrika wird amtlih gemeldet : Am 12 Oktober wurde durh die 30 Gewehre starke Patrouille des Oberleutnants Heres eine Hottentotten- bande am oberen Tsub unter Elias überrasht. An- scheinend wollte dieser die durch das Gefeht bei Nubib am 13. September völlig zersprengten Banden von neuem sammeln. Die Hottentotten räumten das Gefechtsfeld in völliger Panik unter Verlust von 50 Toten. Auf der Ver- folgung fam es 10 km weiter südlich am Nachmiitage noch- mai!s zu einem zweistündigen Gefecht, in dem noh 5 Hotten- totten fielen. Von der deutshen Patrouille el Der Reiter Jörgen Clausen, geboren am 7. Zuli 1883 zu Schnabeck, frühec im Jnfanterieregiment Nr. 85 (Kopfschuf). Ferner hatte am 5. Oktober eine deutshe Patrouille unter Leutnant Schulz ein siegreihes Gefecht am Kutip, wobei 6 Hottentotten fielen, auf seiten der deutschen Patrouille drei Reiter verwundet wurden.

__ Der Oberstleutnant van Semmern trat am 14. Oktober mit der 2. Kompagnie des Regiments Nr. 1, der 9. und 10. Kompagnie des Regiments Ne. 2, der Ersaßkompagnie 3a, 5 Geschüßen der 9. Batterie und 2 Maschinengew hren der Maschinengewehrabteilung Nr. 2 aus der Linie Springpüts— Heiraha bis Ukfamas den weiteren Vormarsch gegen M o- renga an, der in der Gegend von Ondermaitje stehen soll.

Der englishe Kolonia' sekretär in Kapstadt hat dem deutshen Generalkonsul mitgeteilt, „daß 150 unbewaffncte Witbois auf englishes Gebiet übergetreten sind. Sie sollen auf zwei östlih von Upington gelegenen Regierungs- farmen interniert und dort polizeilih arf überwacht werden. Morenga überfiel bei Schuitdrift einen deutschen Posten und erbeutete 15 Proviantwagen. Hierbei fielen der Leutnant Surmann und 4 Mann, 8 Mann wurden verwundet, und 8 Mann traten auf englisches Gebiet über. Leßtere werden bei Ramansdrist wieder auf deutshes Gebiet zurückgebracht. Waffen und Munition werden dem deutschen Gen-cralkonsul übergeben.“ Die Regierung in Kapstadt hat den Poliz-ioffizier in Pella, wohin Morenga Weiber und Kinder bringen wollte, angewi.fsen, das Uecbertreten der Werften Morengas auf englishes Gebiet zu verhindern. Eine Bestätigung des Ucberfalls bei Schuitdrift liegt in Berlin noch nicht vor.

Frankreich.

Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Kaiser von Nußland, nachdem er den Friedensvertrag unterzeichnet hatte, den russischen Botschafter in Paris beauftragt, der französishen Regierung davon Mitteilung zu machen mit E die japanische Regierung davon in Kenntnis zu seten.

1 verleßt.

en von einer Zerstörung |

flüchten können, auzteinandé trieb; zwei Personen wurden

dgs ien. _ Den König wegs„Z wie „W. T. B.“ meldet, auf seiner “N E E Bette ja wie der Oberste Chef des Palastes ergog de Sotomayi/ der Oberststallmeister Marquis de a Mina, Generalatt nt de Bascaran, Kapitän zur See Balseiro, Flügeladjutit Jordana und der Minister des Aus- wärtigen Sanchez Nnan. Landarbeite1drangen, wie „W. T. B.“ aus Sevilla emeldet wird, ve Hunger getrieben, an dem gestrigen arfttage in Ecja ein. Sie bemächtigten sih aller eßbaren Vorräte und deeGeldes der Ae zerstörten die Buden und verbreiteten 4 dem Orte Panik.

Türkei.

Nachdem ei Jrade vom Sonnabend das Mazbata des Ministertats ausAblehnung der mazedonischen N ias kommission estätigt hat, hat die Pforte heute eine neue Note an dieBotschafier gerichtet, in der sie unter We'ederholung tr früher geltend gemachten Gründe auf ihrem bisherigen Staypunkt beharrt. Die Antwort der Pforte ver- weist, „W. T. 3.“ zufolge, auf das, was bisher in Maze- donien geleistet vorden sei, insbesondere auf die Durchführung der Finanzklaus des Februarprogramms und des Artikels 8 des Mürzsteger (rogramms. Das Reglement der Finanzen sei in Anwendung, das Ergebnis sei Pünktlichkeit und Sicherung der Zahlungen. Die Einführung neuer Elemente wäre eine Abänderung desWerkes und ein Eingriff in die Souveränitäts- rechte des Sult ns. Die Pforte sehe mit Bedauern die Er- weiterung der brenzen des ursprünglichen Programms, die das Werk schädjen und zu Unzuträglichkeiten führen würde; sie müsse daher auf ihrem Widerstand beharren und hoffe, daß die Mächte die Angaelegenheit endgültig aufgeben würden.

Die nah Haifa führende Zweiglinie der Hedjas- Us ist gestera, am Geburtstage des Sultans, eröffnet worden.

Serbien.

___ Die Skupschtina ist, „W. T. B.“ zufolge, am 14. d. M. in Beigrad eröffnet worden und hat den Advokaten Nikola Nikolitsh zum Präsidenten gewählt.

Schweden und Nortoegen.

Der König hat, „W. T. B.“ zufolge, am 14. d. M, die Negierung wieder übernommen,

Beide Kammern des \chwedischen Reichstages hielten am Sonnabend kurze Sißungen ab. Die Gesehß- entwürfe der Regierung, betr:ffend die Aufhebung der Reichs- akte und die Flaggenfrage, wurden einem Sonderaus\huß überwiesen.

Der Sonderauzs\huß des s{chwedishen Reichs- tags hat, nach einer Meldung desselben Bureaus, ohne Be- gründung vorgeschlagen, daß die Reichsakte aufgehoben und die Regierung ermächtigt werde, Norwegen als selbständigen Staat anzuerkennen. Ferner hat der Sonderaus\huß empfohlen, den Regierungsentwurf, be- treffend die Entfernung des Un'onezeichens in dec Reichsflagge anzunehmen, und den Wunsch ausgesprochen, daß dem Reichstag bald ein Entwu1nf zu einem vollständigen Gesetz über die s{hwedishe Flagge vorgelegt werde.

Der frühere \{wedisch - norwegishe Gesandte in Rom Thor von Ditten hat von der norwegishen Regierung die

Ermächtigung erhalten, nah Stockholm abzureisen, um mit

s

j

dem Minister des Aeußern zu kovrferieren. Er trifft - heute

früh in Stockholm ein. Amerika.

Jn Washington sind am Sonnabend, „W. T. B.“ zu- folge, Telegramme eingegangen, die anzeigten, daß der Kaiser von Rußland und der Kaiser von Japan die ihnen zus gestellten Friedensvertragsurkunden unterzeichnet und damit den Krieg offiziell beendet haben. Die Nachricht von der Unterzeihnung der Friedensvertragsurkunden wurde dem Staatssekretariat dur den russischen Botschafter Baron Rosen und den jopanishen Gesandten Takahira mitgeteilt. Unmittelbar darauf beauftragte das Staatssekretariat telegraphisch den amerifanishen Geschäftsträger in St. Petersburg, das russische Ministerium des Aeußern davon in Kenntnis zu seßen, daß der Kaiser von Japan den Vertrag unterzeichnet habe.

Der Präsident Roosevelt hat die russishe Einladung zu einer zweiten Friedenskonferenz nah dem Haag angenommen.

Asien.

Dem „W. T. B.“ zufolge meldet die „Times“ aus Tokio vom 15. Oktober, daß der nah Wladiwostok bestimmte amcrikanishe Dampfer „Centennial“ am 12. d. M. in der Soyastraße von den Japanern beshlagnahmt worden ist.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeishe Auswanderung im September 1995 fas in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat September über 1905 1904

Bremen L A Es 1614 A s e e S e T 771 deutsche Häfen zusammen . . . . . 2114 2385 fremde Häfen (soweit ermittelt). . . 769 610

bera 2883 2959

Aus deutschen Häfen wurden im September 1905 neben dau 2114 deutshen Auswanderern noch 13543 Angehörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 9890, Hamburg 3653.

Die Sterblichkeit der Gesamtbevölkerung des preußischen Staats 1904.

Preußen hat im Jahre 1904 365 495 (1903 370 341) mänrli@e und 336 652 (337 609) weibliche, zusammen mithin 702 147 (707 950) Personen dur den Tod verloren. Außerdem wurden den Standetbeamten 22506 (22 (65) Totgeborene mänylihen und 17 657 * (17 388) weibliden Geschlechts gemeldet. Die Zahlen des voraufgegangenen Berichtsjahres zeigen, daß die Summe der Totgeborenen 19094 eine (rößere, die der Gestorbenen eine geringere geworden ist. hne Berücksichhtigung der Totgeborenen beträgt die Sterbeziffer, auf 1000 am 1. Januar 1904 Lebende berechnet, für die Bevölkerung des preußi- \hen Staats übechaupt 19,5 (19,9), für ihren männlihen Teil 20,95 (21,1) und für ihren weiblihen 18,4 (18,7). Vergleiht man dieses Ergebnis mit dem der früheren Jahre bis 1875 rückwärts, vón wo ab infolge der Stande8amtseinrihtung eine einheitliche Berichterstattung und Verarbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen durchgeführt wurde, so zeigt 1902 die niedrigsten Sterbeziffern, hiernach die günstigsten das Jahr 1904. Zwischen 1875 und 1904 traten für die männ- lihe Berölferung Schwankungen von 28,1 bis 20,5 ein, für die weib- lihe von 24,6 bis 18,2 und für die gesamte Bevölkerung von 26,3 bis 19,3 auf 1000 Einwohner.

Bon den einzelnen Regierungsbezirken hatte Aurih î#u den beiden leßten Berichtejahren die günstigste Sterbeziffer: 15,0 (15 5) auf 1000 Einwohner; ihm folgten für 1904 (1903) der Bezirk LEN E ui ar 2 S E TOO O O) Landespolizeibezirk Berlin [Stadikreis 16,6

(:6,1)} und Bezirk Lüneburg 16,2 (15,7—17,4),

16,3 (17,4),

Wiesbaden 16,7 (17,0—17,6),

Caffel Osnabrück 17,0 (16,9), 17,2 (16,5), Köslin Hildetheim, Düsseldorf 178 (18,7—17,9), 17,9 (19,3), Arnsberg Erfurt, Trier 18,9 (19,4—19,0), i 19,2 (20,0). Für den Staat betrug diese Zahl Ueber dem Staatsdurhschnitt stehen i mit 19,9 (21,5 —20,6), Potsdam (ohne Charlottenburg, Schöneberg und Rixdorf), Frankfurt 20,0 (19,6—20,1), Magdeburg 20,3 (19,7), Königtbzrg, Bromberg, Merseburg . . . . 20,6 (22,6-22,9-20,4), Stralsund 21,6 (22,9), Gumbinnen, Münster 21,7 (24,8—21,1), Danzig, Liegnitz 22,6 (23 1—23,3)., Oppeln 24,0 (24,1), 4 (25,1); 18 (17) Bezirke haben sonach eine höhere Sterblichkeit als der Staai im ganzen. das Vorjahr insoweit stattgefunden, als Aachen ausgeschieden und dafür Mazdeburg und Poisdam hinzugekommen find. zifffern in 10 Bezirken vergrößert, und zwar vom Tausend der am 1. Januar 1904 Lebenden ; in Bera Mauadeburg, Münster, Ÿ Sigmaringen . . , ,„, 0,6 | Arnsberg, Merseburg « O3nabrück

Hannover, Stade 16,8 (17,7), Minden 17,7 (18,8), Koblenz 18,4 (18,2), Aachen 19,5 (19,9). Marienwerder, Cöln Posen 20,2 (21,6), Stettin 20,7 (21,2), Stamaringen 21,9 (21,3), Breélau ¿V0 Auch im Jahre 1904 hat eine Verschiebung dieser Gruppe gegen Ferner haben sich im Vergleih mit dem Vorjabre die Sterbe- in Mindén um 0,7 reslau Beilin, Landespolizei-

bezirk (u. Stadtkreis) , 0,5

dagegen in 26 Bezirkzn vermindert, und zwar:

in Oppeln, Düsseldorf, in Wiesbaden, Köslin Trier, Frankfurt . . e Lüneburg

- Hannover 0 e Stralsund

Danzig, Stettin, Aurich, Koblenz, Posen . Erfurt Marienwerder

Schleswig Königsberg

« Cöln, Liegniß . . « Bromberg

Aachen . - 0,8 | Gumbinnen

Hildesheim, Stade

Infolge der hierdurch bedingten Aenderungen stehen der Landes- polizeibezik (und Stadtkreis) Berlin hinsihtlich günstiger (niedriger Sterbeziffern- niht mehr wie 1903 an 2. (und 3.), fondern an 3. (und 6.) Stelle.

M ns wirkende Kraft dem Künstler innewohnt,

Für die männliche Bevölkerung stellt fi@ wiederum im Regierungsbezirk Aurich die Sterbeziffer am günstigsten; sie betrug námlih nur 15,6 (16,2) auf 1000 männlihe Einwohner. Günstig «arsheint sie ferner für männlihe Personen in denjenigen Regierungs- hezirken, welhe unter der für den Staat ermittelten Verbältniszahl eblieben sind. Dazu gebören die Regierungsbezi1nke Schleswig, äneburg, Stade, Minden, Osnabrück, Cassel, Wiesbaden, Hannover, der Landespolizeibezirk (und der Stadtkreis) Berlin, die Bezirke ildesheim, Koblenz, Köslin, Düsseldorf, Arnsberg und Trier. Die r den Staat ermittelte Sterbeziffer beträgt 20,5 (21,1). Die gleiche Sterbeziffer haben die Bezirke Erfurt und Aahen Höhere Vers hältniszahlen zeigen die Regierungsbezirke Marienwerder, Potsdam, Magdeburg, Cöln, Frankfurt, Stettin, Merseburg, Münster, Königs- berg, Posen, Bromberg, Gumbinnen, Stralsund, Sigmaringen, Liegnitz, Danzig, Oppeln und Bretlau, wo von 1000 Männern bis 37,6 (27,4) Personen gestorben sind.

Bezüglih der weiblichen Bevölkerung ist es gleichfalls der Regierungsbezirk Aurich, der die günstigste Sterbeziffer hat; sie be- trägt 14,3 (14,7) auf 1000 weiblihe Einwohner. Hinter die Sterbe- iffer des Staats treten mit noch niedrigeren Verhältniazahlen der fande8polizeibezirk (und der Stadtkreis) Berlin, die Bejirke Wiesbaden, Schleswig, Lüneburg, Hannover, Stade, Cassel, Osnabrück, Köslin, Düsseldorf, Minden, Koblenz, Etfurt, Hildesheim, Arnsberg und Aachen. Die Sterbeziffer des Staats beträgt 18,4 (18,7). Ueber

ver für den Staat ermittelten stehen die Bezirke Folen, Cöln, Trier,

Marienwerder, Frankfurt, Potsdam, Bromberg,

hurg, Merseburg, e

önig8berg, Magde-

tettin, Stralsund, Sanden, Gumbinnen, Danzig, Liegniy, Münster, Oppeln und Breslau. Hier stieg die fraglich Ziffer bis 23,4 G i - Eine Vergleichung der Sterbeziffer der Gesamtbevölkerung des Berichtejahres in den Bezirken mit der des Vorjahres daselbst zeigt hei 26 eine geringere, bei 10 Bezirken eine höhere Sterblichkeit. (Stat. Korr.)

Bekanntlich hat der Reichstag in seiner lezten Sitzungsperiode einem von den Abgg. Dr. Spahn, Gröber und Dr. Schädler ge- flellten Antrage zugestimmt, wonach der NReichskanz¡ler ersuhi wurde, dem-Neichstag eine Denkschrift über die für die Produktion, den Preis und den Vertrieb von Waren gebildeten Kartelle, Syndikate und Fnteressengemeinschaften vorzulegen, der die Vertragsbestim- mungen der Gesellschaften angefüzt seien. Dieser Anregung ent

rehend, ist zunähft eine Umfrage bei den Regierungen der Einzel- ften über die in A bestehenden Verbände gehalten und das hierdurch gewonnene Material durch Schriftwehsel mit den einzelnen Vereinigungen und fonstigen Interessenten ergänzt worden. Auf Grund dieser Vorarbeiten soll dem KReichstage tunlihs| \{hon bei seinem Zusammentreten der erste Teil der Denk- r mitgeteilt werden, in dem eine statistishe Uebersicht über den mfang der Verbandsbildung innerhalb des Reichsgebiets Feacben wird und die Verträge der Verbände, soweit mögli, abgedruckt sind. Die mündlihen Enqueteverhandlungen sollen auf die in der Tapetenindustrie bestehenden Vereinigungen ausgedehnt werden, fiber die am 30. November d. J. eine Besprehung ftattfinden wird. Ferner ist eine Erörterung der durch die Tätigkeit der Spiritus- ¡entral e inen Verhältnisse für den- Anfang des nächsten Bahres in Aussicht genommen.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand in der Berliner Elektrizität8industrie (val. Nr. 243 d. Bl.) ist beendet. Nachdem sich die Arbeiter- versammlungen am Freitag und Sonnabend für die Wiederaufnahme der Arbeit erklärten, fand, wie ,W. T. B." meldet, am Sonnabend die

Shlußbesprehung zwischen den Vertretern der Elektrizitätsfirmen (Alle

emeine Elektrizitätsgesellshaft, Siemens u. Halske, Enge eat, und Siemens-Schuæcktert. Werke) und den Obmännern der Arbeiteraus\hüsse Ftit Die Obmâänner teilten mit, daß die Schraubendreher und gerarbeiter bereit seten, die Arbeit zu den vor dem Streik ange- botenen Bedingungen aufzunehmen. Darauf wurde über die Wieder- aufnahme folgendes festgestellt : 1) die männlihen Schraubendreher des Wernerwerkes erhalten die im Protokoll des Arbeiterrates niedergelegten Akkordsäße, 2) die Lagerarbeiter des Kabelwerks Oberspree und der Automobilfabrik erhalten vom Tage des Wieder- antritts gleichfalls die vor Ausbruch des Streiks bewilligten Lohn- säge, 3) die drei Firmen beginnen am 16. Oktober Morgens mit

der Wiedereröffnung der Betriebe und Annahme der Arbeiter, 4) die | werden von der heutigen Wissenschaft nit mehr ernst genommen,

Betriebsverhältnisse wieder angenommen, sodaß die Einstellung der | wie ¿. D. die dahin zielende Auslegung ciner Wandkrißelet, in der

fremden Arbeiter tunlich\ erst erfolgt, nahdem die biéher beschäftigten |

bisher beschäftigt gewesenen Arbeiter werden nach Maßzabe der

wieder untergebraht sind. Die Arbeitsniederlegung und Arbeitsver- weigerung sollen der Wiederaufnahme nit entgegenstehen. Eine Bes lôstigung der während des Ausstandes in der Arbeit verbliebenen oder neu eingetretenen Arbeiter ist unzulässig und gilt als Entlassungs- grund, 5 daß ‘die wieder aufnehmen. Der Verband Berliner Metall- industrieller ließ am Sonnabend in allen zum Verbande ge- oen Fabriken und Werkstäiten folgende Bekanntmachung an- agen :

„Der Beschluß vom 5. d. M., die Fabriken heute zu \{ließen, !

wird hierdurch aufgehoben. Berlin, den 14. Oktober 1905, i Verband Berliner Metallindustrieller.“

„W. T. B.* zufolge, in einer am Freitag abgehaltenen Ver- fnilung beshlofsen, am heutigen Montag die Arbeit wieder aufzu- nehmen

. Kunft und Wissenschaft.

Berlin kleine cklinausstellungen ge gelimee, aber selten tine von solher Vielseitigkeit wie die gegenwärtige aus der Samm- lung des Freiherrn von Heyl in Darmstadt. Meist waren é wenige große Hauptwerke, die hier {hon mehrfah zur Aus- stellung gelangt und dem Berliner Publikum gut bekannt waren. o wertvoll es ift, auch solhe Werke von Zeit zu Zeit wiederzusehen, vor ihrem Farbenzauber und ihrer Empfindungs- e zu fühlen, welch unmittelbare, immer wieder neu auf die jedes noch so treu festgehaltene Erinnerungsbild verdunkelt, noch wertvoller

ist es doch, ihn in noch unbekannteren Arbeiten wieder neu kennen zu ernen, ihn si gleichsam in diesen Arbeiten wieder neu zu erobern. ; enn das wird uns vor solchen neuen Werken klar werden, daß der | ugang zu Böcklin nicht \o leiht und fo einfach ist, wie es heute | manchem dünkt, daß er, wie jede große Persönlichkeit, in jeder Aeuße- | Ung wieder überla wirkt und von dem Beschauer das lauterste

Entgegenkommen, die vollste Hingebung verlangt. Ecst dann wird

der unermeßlihe Reichtum, der ihm troy aller Stimmen, die sich

heute dagegen erbe en, innewohnt, voll offenbaren.

Der Wert dieser Heylshen Sammlung besteht nun gerade darin, |

daß sie uns eine große Reihe solcher Bilder, mit denen wir weniger

bertraut sind, vor robe Die Schaffenszeit, in der sie entstanden sind,

dehnt sich über 24 Jahre aus, sie reiht von 1864 bis 1888, und um-

eht damit die Jahre vollster Kraft und reihsten Schaffens, die ödlin beschieden waren.

1 das dur Unver [eichlih 2 {lltert er ihn in dem „Liebesfrübling“, der aus m Jahre 1868 stammt. Er ist in den etwas blassen, gedämpften Farben gehalten, die dem Meister in jener frühen Zeit eigen waren,

| Anfers

Mit immer wiederholter Freude und un- |

dergleihli teb d ühling; es ist wie ein Grund- } noi, E E dert L ert setner Bilder hindur({kliogt. ;

Aber das Sonnige, Blütenükerschüttete kommt wunderbar zur Gel- tung. Wie vollentei in AURLT und Bewegung ist die Gestalt des Jünglinzs, der, die Zweige auseinanterbiegend, aus dem Blütenbaum heraust itt! Von unzemeiner Zartheit ist es auch, wie sih die bl.-ß- rosigen Körperchen der Putten von dem mattblauen Himmel abheben. In dem kleinen Temperabildhen „Frühlinzsstimmung“ klingt das Jauchzen der beiden Menschen wie ein Naturlaut in den allgemeinen Jubel mit, bricht arrria, ungebändigt aus voller Brust. Die beiden lustwandelnden Frauen im Frühling schildern wieder mehr das wehmutevoll Verhaltene eines tiäumerishen Frühlingsabends. In dem Bilde elende Villa im Frühling* ist der Gegensaß des Strengen mit dem Lieb- lichen wunderbar betont: die strengen aritektonishen Linien des Gebäudes, das Düster der unbeweglihen Zyprcssen zu dem über- quellenden Reichtum an Blüten, den der Boden herzibt, und dem Glanz des Himmels. Zum Schluß aus der späten Zeit fommt noh das allgemein bekannte Gemälde „Sieh, es lat die Au“, eine Erinnerung an San Domenico, in der der alternde Meister die Umgebung der Blumenstadt im Frühling schildert. Es ist ihm ein immer neues Wunder, das darzustellen er nicht müde werden kann, dessen unruhvolle Seligkeit immer neuen Schaffensdrang in ihm weckt.

, Unter den Gemälden der Heylshen Sammlung befinden \ih au eine Anzahl der bekannteren Werke von Böckiin. Unter ihnen sind besonders „Prometheus“ und die „Villa am Meer“ hervorzuheben; beides spätere Fassungen gleihnamiger Bilder, von denen er besonders die „Villa am Meer* zu wiederhoiten Malen behandelt hat. Das hier ausgestellte Werk ist vor allem großartig in der düsteren, näht- lichen Stimmung. Ein Zug von Raben umflattert das Gebäude, die schwarzen Zypressen stehen reglos, wie versteinert, am dunklen Horizont blizt ein leßter, rot leuhtender Streifen auf, dessen Widerschein auf ein Stück des ixx Dämmern liegenden Gemäuers fällt. Der Hiamel is von zerrissenen Wolken beveckt. Die ganze dichterishe Kraft des Meisters offenbart si in dieser Schilderung. Im „Prometheus*" fesselt die machtvoll behandelte Gebirg8welt. Eine der interessantesten Arbeiten ist vielleicht das „Selbstbildnis*, das Ende der siebziger Jahre entstanden ist. Der Meister hat hier der Arbeit keinen tieferen Sinn zu Grunde gelegt, wie in seinem Selbstbildnis mit dem neen Tod, das in der Nationalgalerie hängt; aber aus der ein- achen Darstellung, die er gibt, spriht für den Beshauer do auch hier etwas Tiefes und Großes. Das energievolle Gesicht scheint über das Treiben der Menschen fortzublicken in eine eigene Welt, in den Augen liegt etwas wunderbar Seherisches. Eine Erläuterung ist hier unnötig, diese Persönlichkeit ist aus dem Alltäglichen beraus8gehoben ; jeder muß empfinden, daß sie Dinge hört und sieht, die anderen ver- borgen find. So ist dies \chlichte, kraftvolle Selbstbildnis von einem ganz besonderen Zauber umwoben. :

Zum Stluß sei nochch kurz eine Bemerkung über die langsame Aenderung der Technik Böcklins in diesen 24 Jahren seines Schaffens hema, In der ersten Zeit sind seine Farben eigentümlih zart und

laß. Der „Liebesfrühling" wurde {hon erwähnt; ganz besonders charakteristish. ist aber auß die „Geburt der Venus“, dies eigen- tümlih herbe Bild, das do voll Lieblichkeit ist. Vorherrshend find hier zwei Töne, weiß und blau, das Blau dreimal wiederholt, im Meer, im Schleier, im Himmel, dagegen fast kalt abgesetzt das Weiß der Körper. Wenige Jahre später ist er zu der Farbenfreudigkeit gelangt, die in „Suterpe“ überrascht, dem beherzten und sich?zren D ilemmenitilien starker und leuhtender Töne, dem kräftigen Blau, Rot und Grün. „Sturm am Meer“, „Villa am Meer“, „Flötende Nymphe* zeigen den ganzen Reichtum weicher, tiefer Nuancen, die er beberrs{t und denen bei aller Gedämpftheit nie die warme Leuchtkraft fehlt. Aus der leßten Zeit stammen „Sieh, es lacht die Au“ und „Die ¿einn kehr“. Besonders in dem letzteren ist bei aller Shönheit der Einzel- heiten der Eindruck des Ganzen niht von jener hohen Einheit wie bei der Werken aus früherer Zeit. Aber Kraft der Stimmung und tiefe Poesie offenbaren au in diesem Werk den ganzen Neihtum von Böcklins Natur.

Christlihe Altertümer aus Pompeji. Jn Arhäologen- kreisen ist manchmal die Frage aufgeworfen worden, ob ßch bei den ergicbigen Ausgrabungen in Pompeji und dem gleichfalls von der Asche des Vesuvausbruchs (79 n. Chr.) bedeckten Nachbargebiet keinerlei Zeugnisse für die Autbreiturg des Christentums gefunden haben, da es doch als sicher gelten muß, daß auch in Campanien während der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts der neue Glaube Anhänger zu finden begann. Einzelne Versuche, christliche Altertümer dort nah- zuweisen, bei denen der Wunsh der Vater des Gedankens war,

man mit Hilfe einer lebhaften Einbildungékcaft ein Kreuz erkennen oder die Annahme, daß die Mosaikdarstellung eines auf der Schhwelle eines pompejanischen Hauses auf einen christlihen Besißer hinweise, weil der Anker bei den ersten Christen wohl auch als Ersaßsymbol für das verpönte Kreuz gedient

wollte,

die erschienenen Vertreter der Arbeiteraus\{ü}e erklärten, | habe. In den leßten Monaten ift jedo, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt,

rbeiter unter den vorkezeichneten Bedingungen die Arbeit atung schenken muß, und der wenigstens von einem italienischen

ein Fund gemaht worden, dem man nah dieser Nihtung größere Be-

Archäologen als ein unzweifelhaftes Denkmal christliden Glaubens im

| pompejanishen Gebiet angesehen wird. Es ist der Professor Antonio

Sogliano, Direktor des Faliskermuseums zu Rom, der darüber in einem Brief an das „Giornale d’Italia* berihtet. Die Fundstätte ist eine antike Villa am Abhang des Vesuvys bei Boscotrecase nordwestlich

| von Pompeji; dort ist zwischen der Aschen- und Rapillenshicht über

dem Peristyl eines Hauses, d. h. an der Stelle des ehemaligen Ober-

| geshosses, eine der kleinen Lampen aus rotem gebranntem Ton aus- Die Textilarbeiter von Reihenbah (Schlesien) haben, !

gegraben worden, wie sie im pompejanishen Hausrat so häufig vor- kommen. Sie unterscheidet sih von den zahlreichen übrigen Lämpchen

aber dadurch, daß sie keine von den fonît üblichen antiken Bild- | verzierungen zeigt, sondern ein freuzfö miges Monogramm, von | Efeu umgeben. | christlide Symbol und verseßt den Fund, | auh sicher mit

v. A. Zu wiederholten Malen haben in den leßten Jahren in

erkennt darin mit Bestimmtheit das seiner Lage gemäß s i Recht, in die Zeit der Verschüttung Pompejis, während er die Möglichkeit ausfhließt, daß die Lampe in späterer Zeit an den Fundplay gelangt sein könnte. So weit kann man dem Gelehrten wohl kaum wide.sprechen. Nicht unbedingt überzeugend ist aber seine weitere Folgerung, daß das mit dem Kreuz eshmüdckte Lämpchen Besitz eines ch1istlihen Sklaven des Villen- esigers gewesen sei, der an diesem leiht zu verbergenden Gegenstand das Symbol der damals noch verfolgten neuen Religion verehrt habe. Wahrscheinlich ist dies wohl, aber als unwidetleglicher Beweis für die Anwesenheit von Bekennern des Christentums in und um Pompeji kann das eine Lämp{hen mit dem Kreuz doch noch nicht gelten. Es müßten noh andere Belege hinzukommen.

Sogliano

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregelu.

Türkei.

__ Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel bat die für Herkünfte von Port Said, Damiette und Aden an- geordneten Quarantänemaßregeln wieder aufgehoben.

Ferner hat der Gesundheitsrat die für Herkünfte von Alexandrien . angeordnete 48 stündige Beobachtun auf 24 Stunden ermäßigt. Die sonstigen, früher für derartige Her- fünfte verfügten Maßregeln bleiben in Kraft. (Val. „R.-Anz.“ vom n 2u55 8. und 18. v. M. sowie 6. d. M. Nr. 162, 212, 220 un ;

Verkehrsaustalten.

_ Nächste Postverbindung nach Swakopmund und Lüderißbucht für Briefsendungen mit en lishem Dampfer über Kapstadt, ab Southamyton am 21. Oktober, in Kapstadt

| währte.

am 7. November, von da weiter mit nähster Gelegenheit. Leßte Beförderungen am 20. Oktober ab Cöln 6,1 Nahmittags, ab Ober- hausen 7,22 Rachmittags, ab Berlin Schlesisher Bahnhof 11,24 Vormittags. Die nächste Post aus Swakopmund, Abgang am 26. September, ist zu erwarten am 22. Oktober.

Die eanadische Postverwaltung befördert von Anfarg Ok- tober bis Ende Mai j-den Jahres nah denjenigen Orten im Yukon Territorium, die úber den Endpunkt der Eisenbahn nah White Hose hinaus gelegen sind, wie Dawson, Eldorado, Eureka, Klondike u. a. nur Briefe, Postkarten, einzelne Nummern von Zeitungen und periodischen Zeitschriften sowie Drucksachen aller Art mit Ausnahme von Büchern, Katalogen und Zirkulareu. Die hiernach nicht zugelafsenen Postsendungen nah dem vorerwähnten Gebiet dürfen daher nur während der Sommermonate Juni bis Sep- tember abgeschickt werden.

Der Senat von Hamburg richtete an die Bürgerschaft erneut den Antrag, betreffend den Bau und Betrieb von elektrischen Stadt- und Vorortbahnen. Nach dem nunmehr zur Genehmi- gung vorgelegten Vertrage sind, wie ,W. T. B.“ meldet, die Firmen Siemens u. Halske und die Allgemeine Elektrizitäts efellshaft bereit, den Bau der Bahnen für 41 143 600 4 zu berechnen Die neue Verbindun straße zwishen dem O und dem Nathbaufe sowie der Börse, die im Zusammenhang mit dem Bahnbau hergestellt werden soll, foll mit Rüksiht auf das Verkehrsinterese und aus sanitären Gründen 29 m breit werden.

Die Eisenbahntarifkontrolle in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Mit der Botschaft vom 6. Dezember v. J. hatte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika den Kampf gegen die Miß- bräuche der Eisenbahntarifpolitik eröffnet. Die Regierung war der Ansicht, daß bezüglich der Eisenbahngesellshaften vor allem ein Gesetz nôtig sci, welhes der Interstate Commerce Commission die Macht erteilt, Frachtsäße und Vorschriften zu revidieren und den revidierten Säßen sofortige Gültigkeit beizulegen, unter der Be- dingung, daß sie später von den Gerichten aufgehoben werden können. Diese Botschaft war der Anstoß zu der „Esch-Townsend Railroad Nate Bill“, die in der legten Session des 58. Kongresses vom RNe- präfentantenhxuse angerommen, aber vom Senate abgelehnt wurde. Der Senat beauftragte am 2. März d. J. das „Committee of Interstate Commerce“ mit der Prüfung einer gese lihen Neu- regelung der Staatskontrolle über die Eisenbahntarife. peziell war ein Gese ins Auge gefaßt, welches die Interstate Commerce Com- mission zur Feslseßpung von Tarifen bevoklmächtigen sollte. Das Komitee hat vom 17. April d. J. bis Ende Mai Sizungen abgehalten und die Ansichten vieler Fahmänner entgegengenommen. Das Protokoll, welhes auch für deutshe Fahmänner viel Inter- essantes bieten dürfte (bemerken8wert ift besonders die Darstellung der deutshen Eisenbahntarifpolitik in dem Vortrage des Professors Meyer von der Universität in Chicago) ist nunmehr in der Negte- rungsdruckerei in Druck gelegt und den Mitgliedern des Senats zugestellt worden. Das Resultat der Untersuhungen ist anders auss itr als die Förderer des Gedankens wohl erwartet hatten. Das

omitee hat sih gegen das Projekt ausgesprochen, der Interstate Commerce Commission die Befugnis zur Festsezung der Fracht- usw. Säge zu geben. Unter den Gründen, die es dagegen geltend macht, find hervorzuheben : Geringfügigkeit der Klagen; UVeberbördung der Kommission durch eine so ungeheure Aufgabe ; Eiafluß einer solchen s auf den Marktwert der Eisenbabupaviere: konstitutionelle edenken.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Im Theater des Westens gab es am Sonnabend eine Neu- einstudierung der „Zauberflöte“, die im großen und ganzen den Eindruck hinterließ, daß man mit Sorgfalt und künstlerishem Ernst an die Bewältigung der {weren Aufgabe herangetreten war. Wenn die folistishen Kräfte, über die das Theater in der Kantstraße ver- fügt, fich auch sicherer und freiec auf dem Boden der Operette und Spieloper bewegen, so muß es um fo mehr anerkannt werden, daß ih die Mehrzahl der Sänger troßdem in den s\{chwierigeren Aufgaben, die am Sonnabend an sie herantraten, be- Herr Stammer stellte den Sarastro {licht und würdig dar, während Herr Hansen als Tamino durch seine schönen Stimmittel und fein natürlihes Spiel sympathisch wirkte. Am glüdlihsten ershien die V-rkörperung des Papageno dur Herrn Ge'ßler, der, ohne in Uebertreibungen zu verfallen, den lustigen Vogel- fänger mit treuberzigem Humor darstellte. In kleineren Nollen ver- dienen Erwähnung die Herren Bark (Sprecher) und Pohl (Monostatos). Lina Doninger erfreute als Papagena, wie stets, dur die Frische ihres temperamentvollen Spiels und den Reiz ihrer S'imme. Jenny Fischer, die in der Operette so tüchtige Dar- stellerin, bemühte fch in der Rolle der Pamina, für die sie abec ganz und gar nit geeignet ersheint, während \ich{ Mary Ruzek mit der Partie d-r Königin der Nacht erfolg- reicher abfand. Die erfte Arie glückte ihr sogar überrashend gut. Die drei Damen wurden von \timmbeg.bten Barsiellerkiten, Nory King, Tjekla Hanig und Florence Wikham, recht anerkennenswert gesungen. Die drei Knaben (Josefine Grünwald, Mizzi Haferkorn und izzi Hasal) genügten. Das Orchester spielte unter Kapell- meister Sängers fiherer Leitung musikalisch frisch und mit der p Vei Sauberkeit, die der fein ziselierte Mozartsche Orchestersayg erfordert.

Im Königlichen Overnhause wird morgen, Dienstag, „Manon“ von Massenet mit Fräulein Farrar in der Titelrolle wieder- holt. An Stelle des erkrankten Fräuleins Dietrich singt Frau Licban- Globig die Rolle der Pousfsette. Jn den übrigen Hauptrollen sind die Damen Dee und Parbs, sowie die Herren Naval, Hoffmann, Bachmann, Lieban und Krasa beschäftigt. Im Ballett des 3. Auf- zugs tanzt Fräulein Dell’Gra.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Dienstag, „Wilhelm Tell“ mit Herrn Matkowéky als Tell aufgeführt. Im übrigen lautet die Besezung: Geßler: Herr Grube; Attinghausen : Herr Ludwig; Stauffaher: Herr Kraußneck ; Melcthal: Herr Christians; Rudenz : Herr Staegemann; Armgart : Frau Poppe ; Hedwig: Frau Bugze; Gertrud : Fräulein Lindner ; Bertha: Frau Arndt.

Die t agevoriielung des “ena Ten Theaters findet am nähsten Fnnerotan, Abends 7 Uhr, statt; mit Beginn der Duvertüre werden die Saaltüren geschlossen. Der Spielplan ge- staltét fich, wie folgt : am Freitag, Sonntag und am darauf folgenden Montag und Dienstag wird „Käthchen von Heilbronn“ wiederholt, am Sonnabend wird „Elektra“, mit Gertrud Eyfoldt und Rosa Bertens in den Hauptrollen, gespielt. Die für die Eröffnungs- vorstellung, die erste Wiederholung und -die Vorstellung am Sonntag bereits gelösten Billette behalten ihre Gültigkeit.

Im Berliner Theater beginnen die Vorstellungen, vielfachen Wünschen des Publikums entsprehend, wieder wie früber um Uhr ftatt um 8 Uhr. ;

Im Theater des Westens wird morgen, Dienstag, „Dle Zauberflöte“ zum ersten Male wiederholt. Fräulein Stöller ist vog ihrer Unpäßlichkeit genesen und wird morgen zum ersten Male die Königin der Nacht fingen.