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1873 / 176 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Jul 1873 18:00:01 GMT)

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Sachsen. Dres den, 26. Juli. Der Stadtrath hat heute folgende Bekanntmachung veröffentlichen lassen:

Die durch die Presse in den weitesten Kreisen berichtete Thatsache, daß in einigen wenigen, westlich von unserer Stadt gelegenen Doͤrfern des mehr als 90 Ortjchaften zählenden Gerichts amts⸗Bezirks Dresden die Cholera epidemisch aufgetreten ist. und deshalb von uns um= fassende Vorsichtsmatzregeln gegen die Einschleppung und Weiterver⸗ breitung dieser Krankheit getroffen worden sind, hat zu vielfachen irr⸗ thümlichen Gerüchten über den Gesundheitszustand der Stadt Dres ; den Anlaß gegeben, denen wir im Interesse der Wahrheit entgegen⸗ treten müssen. . 33

Allerdings sind seit dem 19. d. Is, auch in hiesiger, nahezu 200, C0 Einwehner zäblenden Stadt 21 Erkrankungen an der Cho⸗ sera, von denen 8 einen tödtlichen Verlaif genommen, vorgekommen; allein unter den Erkrankten befanden sich 15 ö Personen, welche, auswärts erkrankt, dem hiesigen Stedtkrankenhause zugeführt worden sird. Bei dieser Zahl der Fälle hat es denn sein Bewenden behalten und ift namentlich seit dem 17. Juli keine neue Erkrankung an der Cholera in der Stadt Dresden vorgekommen. Auch in den von der Krankheit ergriffenen Dorfschaften ist eine sichtliche Abminderung der

Erkrankungen hervorgetreten, welche ein baldiges Erlöschen der dor⸗

tigen Epidemie hoffen läßt. . .

Im Nebrigen ist der gegenwärtige Gesundheitszustand der hie⸗ sigen Stadt, wie wir pflichtmäßig versichern, ein durchaus normaler und günstiger.

Württemberg. Stuttgart, 26. Juli. Der König ist heute Morgen von Ischl, wohin Se. Majestät sich von Wien aus zum Besuche der Königin begeben hatte, in erwünschtem Wohlsein hier eingetroffen, wird heute Abend auf einige Tage nach Bebenhausen gehen und von dort sodann wieder nach Friedrichshafen zurückkehren.

Baden. Karlsruhe, 25. Juli. Nach heute eingetroffenen Mittheilungen aus dem Großherzoglichen Hoflager zu Mainau hatten am 22. Juli die Höchsten Herrschaften den Besuch des Fürsten Heinrich XIV. Reuß juͤngere Linie. Am 24. d. M. Vormittags trafen die Prinzessin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, der Fürst Egon von Fürsten⸗ berg mit seiner Tochter, der Prinzes sin Amalie, und seiner Schwester, der Prinzessin Elise, auf Schloß Mainau ein, während am Nachmittag die Prinzessin Katharine von KWürttemberg und deren Sohn, der Prinz Wilhelm der Großherzoglichen Familie ihren Besuch abstatteten; die hohen Gäste kehrten am Abend nach Donaueschingen, beziehungs⸗ weise nach Seefeld bei Rorschach, zurück.

Hessen. Darm stadt, 26. Juli. (D. 3.) Die Zweite Kammer der Stände fuhr in ihrer gestrigen 38. Sitzung mit der Berathung des Entivurfs des Volksschulgesetzes fort und erledigte die Ärt. 20 bis 28. Art. 20 über die Zeit der Aufnahme der Kinder in die Schule wurde mit einem Amende⸗ ment des Ausschusses, wonach die Aufnahme nicht nach Ostern, sondern am 1. Mai oder am darauf folgenden Montag statt— finden soll, angenommen. Ebenso wurden die Art. 21 (Ver⸗ längerung der Schulzeit um ein Jahr bei unwissenden Schülern) und 22 Verpflichtung der Mädchen der 4 letzten Jahrgänge zur Theilnahme an dem Unterricht in weiblichen Handarbeiten) und zwar unverändert angenommen; ein Antrag Welcker, die in letztgedachtem Artikel statuirte Dispensation bei anderweitem genügenden Unterricht in weiblichen Handarbeiten aufzuheben, wurde abgeworfen. Art. 23 (obligatorischer Besuch der Fort⸗ bildungsschule auf Anordnung der Kreis⸗Schulkommission) wurde mit einem Amendement des Ausschusses, wonach jener Unterricht schlechtweg obligatorisch sein soll, angenommen; ein Antrag des Abg. Goldmann auf Strich des Artikels fiel ebenso wie ein Antrag Ellenberger: Den Unter⸗ richt an den etwaigen Mädchen⸗Fortbildungsschulen für obliga⸗ torisch zu erklären. Zu erwähnen ist auch, daß die durch Privat⸗ anstalten oder Lehrer gebildeten Knaben durch die Kreis⸗Schul⸗ kommission zu der Fortbildungsschule herangezogen werden kön⸗ nen und zwar nach einem von der Kammer adoptirten Antrag Greim⸗Schröder, wenn solche nicht bis zum 16. Jahre unterrichtet werden, während die Vorlage das 15. Jahr als Grenze setzte. Ferner wurde der gestern nicht zur Beschlußfassung gebrachte Theil des Art. 18 betreffs des Verhältnisses der erweiterten Volksschulen zu den Fortbildungsschulen zustimmend erledigt. Art. 2 über die Verpflichtung der Eltern und deren Stellver—⸗ treter betreffs des Anhaltens der Kinder zum Schulbesuch wurde mit einem Amendement Goldman, welches jene Verpflichtung auf Lehrherren und Dienstherren auswär⸗ tiger schulpflichtiger Personen ausdehnt, angenommen, ebenso Art. 25 über die Verbindlichkeit der Lehr⸗ und Dienstherren, sowie der Arbeitgeber, betreffs Gewährung der Zeit zum Besuche der Fortbildungsschule, angenommen; das Gleiche gilt von den Art. 26 (Verpflichtung der Eltern und deren Stell⸗ vertreter zur Anschaffung der nöthigen Schulbücher 26 und 27 (Befreiung vom Besuch der Volksschule bei dem Besuch einer höheren öffentlichen Lehranstalt oder einer Privatlehranstalt oder bei dem Unterricht durch einen für befähigt erklärten Privat⸗ lehrer Art. 28 über die Errichtung und Ginrichtung von Privatlehranstalten wurde im Wesentlichen nach der Regierungs⸗ vorlage angenemmen. Endlich wurde ein Antrag Becker⸗ Schröder angenommen, wonach Mitgliedern eines religiösen Or⸗ dens oder einer ordensähnlichen religiösen Kongregation jede Lehrwirksamkeit an Lehr⸗ und Erziehungsanstalten im Groß⸗ herzogthum untersagt ist; ein Antrag derselben Abgeordneten, wonach die en, in widerruflicher Weise einzelnen Per⸗ sonen Nachsicht von diesem Verbot ertheilen könne, wurde ab⸗

elehnt.

9 9. 27. Juli. Die von der „Frankfurter Zeitung“ gebrachte Nachricht, daß der Großherzog von Hessen an seinem Regierungs⸗ jubiläum Zuchthaus sträflinge unter der Bedingung der Auswanderung nach Amerika begnadigt habe, wird von der amt⸗ lichen „Darmstädter Zeitung“ mit dem Hinzufügen als unwahr bezeichnet, daß die Gefangenen unter der Bedingung, das Deutsche Reich zu verlassen, begnadigt worden seien.

Die Kaiserin von Rußland ist heute Vormittag auf ihrer Rückreise nach Zarskoe⸗Selo hier durchpassiert.

Mecklenburg. Schwerin, 26. Juli. Der Groß⸗ herzog beendigt, wie die „Meckl. Anz.“ melden, morgen die mit vorzüglichstem Erfolge unternommene Brunnenkur, begiebt sich noch an demselben Tage über Leipzig nach Magdeburg, wo Nachtquartier genommen wird, und trifft am Moniag, 28. Juli, Morgens gegen 10 Uhr, in Ludwigslust ein, um von dort ohne Aufenthalt nach Rabensteinfeld weiter zu fahren.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 24 Juli. Am 29. d. M. wird der General⸗Feldmarschall Kronprinz Albert von Sachsen nebst Gemahlin hier eintreffen. Am Mittwoch wird Se. Königliche Hoheit das hier garnisonirende Ostpreußische Dragoner⸗Regiment Nr. 10, dessen Ehef der Kronprinz ist, in⸗

piziren. Am nämlichen Tage trifft per Eisenbahn ein Bataillon.

es Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 105 mit der Regiments⸗Musik von Straßburg, desgleichen von den übrigen

Regimentern des XII. Armee⸗Corps eine zahlreiche Deputation, etwa 100 Offiziere und 200 Mannschaften umfassend, aus Sachsen hier ein. Auch der Prinz Georg von Sachsen, kommandirender General des XII. Armee⸗Corps, hat sein Er⸗ scheinen zugesagt. Unter Theilnahme der Genannten, der hier gernisonirenden Sächsischen Festungs⸗Artillerie und des Offizier⸗ Corps hiesiger Besatzung findet am 31. Zuli die feierliche Ent—= hüllung des Denkmals statt, welches das XII. (Königlich sächsische Armee⸗Corps seinen im letzten Kriege gefallenen An⸗ gehörigen bei St. Privat errichtet hat.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. Juli. Der Herzog Philipp von Württemberg und der Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar sind von hier abgereist.

Vom 24 zum 25. Juli sind in ganz Wien sechs neue Erkrankungsfälle an Brech durchfall amtlich gemeldet worden.

Prag, 26. Juli. Zu den am 24. d. M. in sämmtlichen Krankenanstalten Prags verbliebenen 15 Cholerakranken sind gestern 8 hinzugekommen. Von diesen 23 Kranken sind 1 ge⸗ nesen, 3 gestorben und 19 im Krankenstande verblieben.

Pesth, 25. Juli. Eme von dem Honved⸗Ministerium in⸗ berufene Kommission von Fachmännern und Ministerial-Be⸗ amten wird betreffs Organisation des Sanitätsdienstes Vorschläge erstatten.

26. Juli. Der „Pesther Llond“ meldet, der Erzherzog Albrecht sei. Ueberbringer eines Kaiserlichen Handschreibens an den Kaiser von Rußland, in welchem der Besuch des Kaisers Franz Joseph in St. Petersburg für die zweite Hälfte des Mo⸗ nats September angekündigt wird. Dieser Besuch soll auch auf Moskau ausgedehnt werden.

Nach den Gebahrungsausweisen des Finanz⸗Ministeriums übersteigen die Staatseinnahmen im ersten Quartale 1873 das Präliminare um drei Millionen Gulden.

Zur Durchführung einer nach gleichmäßigen Prinzipien geregelten Kontrole im gemeinsamen Staatshaushalte wird ein Gesetzentwurf über den gemeinsamen Staatsrechnungs⸗ ö und demnächst dem Ministerrathe vorgelegt werden.

Im Finanz⸗Ministerium wird eine neue Eintheilung der Ministerial⸗Departements und die Reorganisation der Finanz⸗ Landes⸗Direktionen vorbereitet. Die Steuereintreibungen sollen den Komitaten überlassen werden.

Schweiz. Bern, 26. Juli. (W. T. B.) Der Natio⸗ nalrath hat in seiner heutigen Sitzung die drei gegen die Ausweisung des Bischofs Mermillod eingebrachten Rekurse, von denen der eine von 180 Genfer Katholiken, der zweite von der Genfer katholischen Geistlichkeit und der dritte von dem Bischof Mermillod selbst ergriffen worden war, mit 49 gegen 23 Stimmen zurückgewiesen.

Die Revisions⸗Kommission des National⸗ raths hat beschlossen, am 8. September im Saale des Stände⸗ rathes zusammenzutreten. Die Verhandlungen werden öffent⸗

lich sein.

Großbritannien und Irland. London, 24. Juli. Im Unterhause begannen in gestriger Nachmittagssihung die Verhandlungen mit einer Interpellation über die persische Kon⸗ zession. Baillie Cochrane stellte an den Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen die Frage, ob Ihrer Majestät Regierung irgend welche Kenntniß von den Unterhandlungen zwischen dem Schah und dem Baron Reuttz hatte, bevor letzterem diese Konzession ertheilt worden sei, und ob bezüglich dieser Konzession zwischen dem Auswärtigen Amt und dem britischen Gesandten in Teheran irgend welche Korrespondenz stattgefunden habe, und wenn so, ob dieselbe bei Zeiten dem Hause vorgelegt werden würde, um es in den Stand zu setzen, dieselbe vor der Prorogation in Er— wägung zu ziehen. Lord Enfield erwiderte: Baron Reuter sagt in seinem dem Parlament soeben vorgeleg⸗ ten Briefe vom 12. September 1872, er habe vor etwa einem Monat Lord Granville privatim mitge⸗ theilt, daß die Konzession ihm ertheilt wurde. Die in Rede ste⸗ hende Konzession trägt das Datum des 25. Juli 1872. Die erste Information, die aus Teheran im Auswärtigen Amt ein⸗ lief, daß sie agitirt werde, war in einer aus Teheran den 9. Juli datirten und am 30 August empfangenen Depesche enthalten. Eine Kopie der Konzession traf im Auswärtigen Amt aus Te⸗ heran am 28. Oktober in einer vom 12. September datirten Depesche ein. Cochrane kündigte an, er werde in nächster Freitagssitzung die ganze Frage zur Sprache bringen.

Sir G. Jenkinson befragte hierauf den Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, ob Ihrer Majestät Regierung oder irgend eine der anderen Mächte, welche mit Großbritannien die Neutralität Belgiens garantirt hätten, irgend welche Mittheilungen mit der belgischen Regierung betreffs der projektirten Reorganisation der belgischen Armee ausgetauscht haben. Lord Enfield beant⸗ wortete diese Anfrage verneinend.

Trewelyan (Selkirk) beantragte sodann die zweite Lesung seiner Vorlage, welche die Ausdehnung des Haushalts⸗Wahlrechts auf die ländliche Bevölkerung bezweckt. Dieser Antrag gab zu einer längeren Debatte Anlaß. An der Hand von Statistiken berechnete Trewelyan, daß die Bill der Wahlgemeinden ungefähr 900 000 Wähler hinzufügen würde. Zrnächst kam er den Ar⸗ gumenten Jener entgegen, welche eine Hinaufschiebung der Bill aus politischen Gründen wünschten, weil dieselbe die Pächter am Vorabend einer Generalwahl entfremden dürfte, und hob hervor, daß, wenn die Ackerarbeiter Stimmrecht erhielten, ihre Interessen sorgfältiger wahrgenommen werden würden. Der Vize⸗Präsident des Geheimen Raths für das Unterrichts⸗ wesen erklärte, persönlich für die Vorlage stimmen zu wollen, und verlas einen Brief Gladstones, der durch Unpäß⸗ lichkeit am Erscheinen verhindert war, worin dieser Forster er⸗ suchte, dem Hause mitzutheilen, er sei noch immer der Meinung, daß die Ausdehnung des Haushaltsrechts an und für sich ge⸗ recht und politisch sei und nicht länger verzögert werden könnte. Die Debatte wurde nicht beendet.

In Postadown in Irland fand am 24. ds. ein ernstlicher Krawall zwischen Orangisten und Katholiken statt, der von der Polizei erst unterdrückt werden konnte, nach⸗ dem mehrere Civilisten und Konstabler durch Schüsse und Stein⸗ würfe mehr oder weniger erheblich verletzt und eine Anzahl Häuser zerstört worden waren.

Frankreich. Paris, 26. Juli. Das „Journal offiziel“ veröffentlicht ein Dekret, wonach die Wähler von Guadeloupe auf den 7. September behufs der Neuwahl eines Deputirten zusammenberufen worden.

Zu Mitgliedern der Permanenz⸗Kommission wäh⸗ rend der Vakanz der Nationalversammlung wurden gewählt die Herren d'Audiffret⸗Pasquier, Beau, de Beauville, Callet, Combier, Courbet⸗Poulard, de Flaghae, d Haussonville, de Juigné,

Journault, Jozon, de Kergorlay, Laboulaye, Admiral La Ron⸗ ciere le Noury, de Larochefoucault⸗Bisaccia, Lefevre⸗Pontalis, de Mahy, Merveilleu⸗Duvignaux, Moreau. Noel Parfait, Page s⸗ Duport, de Rainneville, Admiral Saisset, Léon Say und Scherer. Von diesen gehören zum linken Centrum und zur Linken die Herren Journault, Jozon, Laboulaye, de Mahy, Noel Parfait, Läöon Say und Scherer, zum rechten Centrum, die Herren d' Audriffret⸗Pasquier, d'Houffonville, Lefavre⸗Pontalis. Moreau und Admiral Saisset, die übrigen Mitglieder gehören der Rechten an.

Versailles, 26. Juli. Zu Anfang September d. X. soll dem Vernehmen nach in Nimes oder Montpellier eine Ver⸗ sammlung der französischen Erzbischöfe und Bischöfe stattfinden, zu welcher auch ausländische Bischöfe oder Abgesandte derselben sich einfinden dürften. .

Der Präfekt des Vogesen⸗Departements hat an seine Maires folgendes Rundschreiben erlassen:

Epinal, den 21. Juli 1873.

Herr Maire! Binnen heute und dem 3. August werden die deut- schen Truppen unser Departement verlassen haben. Schon sind fran—⸗ zoͤsische Gensd'armen bei uns eingetroffen und bald werden ihnen die Linientruppen folgen, um die geräumten Kasernen und Baracken zu beziehen. Mit unsern Soldaten kommt das Vaterland zu uns zurück! Wir haben sie seit jenem August nicht mehr gesehen, da sie vor drei Jahren ganz in unserer Nähe an unseren von einem unwiderstehlichen Menschenstrome überflutheten Grenzen 60,000 von ihnen bei einer Gefammtzahl von 200,000 in Zeit von vierzehn Tagen auf den Schlachtfeldern fielen, um ihre und unsere Ehre zu reiten. Wir wer⸗ den sie mit Freude und Achtung empfangen. Zu ohffiziellen Lustbar - keiten ist gewiß der Augenblick nicht geeignet. Herbe Exinnerungen werden noch länge schmerzlich auf der Brust unseres Lothringens lasten: man vergißt nicht die Abwesenden; es läge etwas Graäusames und Uaschickliches in geräuschpollen Kundgebungen, deren Widerhall viele Schmerzen wachrufen würde und welche eine Räcksichtslosigkeit gegen uns selbst und unser Unglück wären. Wir werden also jenes ernfte Schweigen beobachten, welches in trauernden Häusern am Platze ist: wir werden uns nicht von jener würdigen und gesammelten Hal⸗ tung entfernen, welche unsere östlichen Provinzen durch drei lange Jahre so ehrenvoll zu beobachten verstanden haben und deren ganzes Verdienst uns verloren ginge, wenn wir sie jetzt ohne genügenden Grund aufgeben wollten. Und wenn es nicht möglich ist, wenn es wider die Natur sein sollte, das Gefühl innerster Befriedigung, welches uns Alle beim Anblicke der französischen Uniform erfüllen wird, niederzu⸗ halten, so werden wir es grade um seiner Aufrichtigkeit willen in die Grenzen eines herzlichen, aber stillen Familienfestes einschränken. Ich hoffe, daß die patrietischen Bevölkerungen unserer Vogesen Ihren Rath, Herr Maire, beherzigen oder vielmehr seiner gar nicht bedürfen werden, daß die Räumung mit ihren vorübergehenden Durchzugs⸗ und Einquartierungslasten von statten gehen werde und daß wir uns na dieser letzten Prüfung ohne Weiteres, nur freier als zuvor, bemühen werden, das erschütterte Wohlergehen Frankreichs wieder herzustellen.

Genehmigen Sie u. s. w. ;

H. Darey, Präfekt der Vogesen.

(W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National⸗ versammlung beantragte der Minister⸗Präsident, Herzog von Broglie, daß die neuen Handelsverträge mit Großbritan⸗ nien und Belglen noch vor der Vertagung der National⸗ versammlung genehmigt werden möchten. Der zur schutzzöllneri⸗ schen Partei gehörige Deputirte Babin⸗-Chevaye wollte die Dis⸗ kussion der Handelsverträge bis nach den Ferien verschoben haben. Sein bezüglicher Antrag wurde indeß abgelehnt, und beschloß die Versammlun!, am nächsten Montage die Berathung der Han⸗ delsverträge, fowie der Aufhebung der Flaggenzuschlagssteuer vorzunehmen und sodann die Vertagung der Versammlung ein⸗ treten zu lassen.

Heute um 1 Uhr fand in der Schloß⸗Kapelle anläßlich des Schlusses der Session der National⸗Versammlung ein Dank⸗ gottesdienst statt.

Thiers wird sich, wie man versichert, demnächst nach der Schweiz begeben.

Die Budgetkommission hat sich für die Genehmigung der Handelsverträge und die Aufhebung der Flaggenzuschlags⸗ steuer ausgesprochen.

Spanien. Madrid, 26. Juli. (W. T. B.) Die Erklärung des Chefs der Exekutivgewalt Salmeron betreffs energischer Maßregeln zu Unterdrückung der inneren Unruhen und das entschiedene Auftreten des Kriegs⸗Ministers haben wie regierungsfeitig gemeldet wird die Führer der liberalen Parteien aller Schattirungen in und außerhalb Spa⸗ niens bestimmt, der gegenwärtigen Regierung im Kampfe gegen die Carlisten und gegen die Intransigentes und gegen Alle, welche der Regierung als Rebellen gegenübertreten, unterstützend zur Seite zu stehen. .

Unter dem Vorsitze des Marschall Serrano hat gestern in Biarritz eine Versammlung aller in der Nähe weilenden Häupter der liberalen Partei stattgefunden, in welcher einstimmig beschlossen wurde, der derzeitigen spanischen Regierung durch Vermittelung des Admiral Topete und zu Wieder⸗ herstellung der Ordnung und Freiheit in Spanien ihre Unter⸗ stützung anzubieten.

Die spanische Finanzkommission zeigt in einer an die „Times“ gerichteten Zuschrift an, daß ihr vom spanischen Finanz⸗Minister neuerdings eine telegraphische Benachrichtigung zugegangen sei, worin die angeblich von ihm verfügte Absendung von Geldern zur Einlösung der spanischen Staats⸗ schuldeoupons als der Begründung entbehrend bezeich⸗ net werde. Die spanische Finanzkommission vermag nicht zu er⸗ klären, von wem das frühere, die Einlösung der Coupons mel— dende Telegramm herrühren könne. .

Nach aus den Provinzen eingelangten Nachrichten haben in Valencia die Regier ngstruppen mit dem Angriff begonnen. Nach hartnäckigem Kampfe und ziemlich beträchlichen Verlusten wurde Morgens 8 Uhr das Feuer vorläufig eingestellt. Es sind Verstärkungen dahin abgeschickt worden.

In Karthagena hat Contreras die Verhaftung der Mi⸗ nister und der Mitglieder der Exekutipgewalt in Madrid dekretirt. Es bestätigt sich, daß derselbe ein Memorandum an die dortigen Konsuln der auswärtigen Mächte gerichtet und seine Unabhän⸗ gigkeit von der Exekutivgewalt in Madrid ausgesprochen hat. Gegen die in dieser Erklärung enthaltene Behauptung, daß er im vollen Einverständnisse mit 60 Deputirten von der Linken der Cortes handele, haben viele Mitglieder der Linken unter Ablehnung seglicher Verantwortlichkeit für die von Contreras begangenen Handlungen Verwahrung eingelegt.

In Cadix waren Verhaftungen vorgenommen worden.

In Sevilla wurden zwar die Vertheidigungsanstalten fortgesetzt, die Regierung glaubt aber, daß noch vor Ankunft der dorthin dirigirten Truppen die Stadt sich wieder unter⸗ werfen werde.

In Alcoy hatte eine öffentliche Kundgebung zu Gunsten der Regierung in Madrid stattgefunden.

Die Verbindung mit Bilbao ist unterbrochen, die Carlisten haben die drei Kilometer von Bilbao gelegene Brücke von Bur⸗ zena besetzt. ;

In der Provinz Tole do sind die Freiwilligen des Bataillons

Pierrad, welche rebellirt hatten, zu Gefangenen gemacht, die Waffen und die Munction sind ihnen abgenommen worden.

Ein Telegramm vom 26. Juli, Abends, meldet ferner: Es sind neue Verstärkungen an Truppenmannschaften und an Artillerie nach Valencia abgegangen.

In der heutigen Sitzung der Cortes wurde ein An⸗ trag angenommen, in welchem der Wunsch ausgedrückt wird, daß künftig keines Verbrechens wegen mehr die Todesstrafe zur Anwendung gelange.

Gegen drei wegen Insubordination verurtheilte Kara⸗ biniers von Cordopa wurde auf schwere Zwangsarbeit erkannt.

27. Juli. Nach Depeschen aus Perpignan haben die Karlisten die Stadt Berga angegriffen; die Regierung hat der Stadt Truppen zu Hülfe geschickt.

Die französische Regierung hat die Durchfuhr von Waffen und Munition, welche für die Regierungstruppen in Puycerda bestimmt sind, durch Frankreich gestattet.

Die Berathungen der Cortes über die künftige Verfassung Spaniens werden, dem Vernehmen nach, mor⸗ gen ihren Anfang nehmen.

Die Carlisten haben die Umgegend von Bilbao heute Abend verlassen. K

Die Truppen von San Fernando haben die Angriffe der Insurgenten auf Cadix nach einer dreitägigen Kanonade zu⸗ rückgeschlagen.

Man glaubt, daß das Bombardement auf Valeneia morgen früh wieder beginnen wird. Wie gerüchtweise verlautet, will Contreras der Stadt mit 3000 Freiwilligen zu Hülfe kom⸗ men. Die Eisenbahn nach Valencia ist an mehreren Punkten unterbrochen.

Die Städte Sevilla und Valeneia haben der hiesi⸗ gen Regierung unter gewissen Bedingungen ihre Uebergabe an⸗ ö, lassen; die Regierung besteht aber auf unbedingter Ueber—⸗ gabe.

Die Nachricht von einer durch die Carlisten beabsichtig⸗ ten Belagerung Bilbaos wird neuerdings als unbegründet bezeichnet.

Der Prätendent Don Carlos befindet sich in los Arcos unweit Logrono.

Italien. Rom, 24. Juli. Die „Gazzetta uffiziale“ veröffentlicht nachstehendes Königliches Dekret:

Nach Artikel 9 des Gesetzes vem 19. Juni 1873 (Nr. 1402); nach Artikel 1, 2, 3 der Vollzugsverordnung dieses Gesetzes, welcher durch Unser Dekret vom 11. Juli 1873 (Nr. 1461) hestätigt worden ist; auf den Vorschlag unseres Staats⸗Sckretärs, Justiz⸗ und Kultus—= Ministers, Siegelbewahrers und nachdem Wir den Rath Unserer Minister vernommen: haben Wir beschlessen und verordnen hiermit:

Artikel 1. Zu orden(lichen Mitgliedern der Kommission zur Liquidatien des römischen Kirchenvermögens, sind ernannt die Advo— katen: Giovanni Lanzi, Senator des Königreichs, Präsident der Kom⸗ mifsion, Giuseppe Ferrari, Substitut des Generalprokurators beim Kaffationshof in Florenz, Domenico Duranti⸗Valcntini, Parlaments⸗ mitglied.

ggf ei el 2. Zu Ersatzmännern der gedachten Kommission sind ernannt die Adrokaten Carlo Verga, Parlamentsmitglied, Antonio Lauri, Rath vom Appellhofe von Rom.

Unser Siegelbewahrer ist mit der Ausführung des gegenwärtigen Dekrets beauftragt, und es wird eingetragen und im Original zu den Akten der genannten Kommission gelegt werden.

Gegeben in Cogne, den 19. Juli 1873... '

Vittorio Emanuele. Vigliani.

Die „Opinione“ bemerkt dazu, daß der Vertreter der Kultus⸗ fondsverwaltung im Justiz-Ministerium, Fleto Ma sotti, zum General⸗Sekretär der Kommission ernannt worden ist. Der Minister Vigliani hat die Kommission heute eingesetzt, und sie hat ihre Arbeiten sofort begonnen.

Der General Kanzler ist nach Paris abgereist, und zwar den „It. N.“ zufolge auf spezielle Einladung der fran⸗ zösischen Regierung.

Turin, N. ult, (KB. T. B.) Der Schah, von Persien ist heute Mittag, von dem Könige, den Prinzen und den Spitzen der Behörden zum Bahnhofe geleitet, nach Mailand abgereist und um 44 Uhr Nachmittags daselbst eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurde der Schah von dem Kronprinzen Humbert, den Behörden und einer großen Volksmenge empfangen. Se. Majestät fuhr, von dem Kron⸗ prinzen und der Generalität geleitet, durch die beflaggten Haupt⸗ straßen nach dem Königlichen Palast, wo Abends ein Galadiner stattfindet.

Griechenland. Athen, 26. Juli. (W. T. B.) Die Kammer hat das Budget des laufenden Jahres erledigt und die Debatte über den Vertrag mit der Laurion-Compagnie be⸗ treffs der Abtretung der Halden begonnen.

Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. Die Botsch after von Oesterreich, Frankreich und Rußland werden nach dem erfolg⸗ ten Besuche des Schahs von Persien Urlaubsreisen antreten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. Juli. Der Großfürst Alexei Alexandrowitsch hat einem im „R.⸗A.“ veröffentlichten Telegramm zufolge die Reise durch das Gouvernement Perm wohlbehalten zurückgelegt, ist in der Nacht zum 22. Juli, um 2 Uhr, in der Stadt Perm eingetroffen und hat am 23. Juli, um 23 Uhr Nachmittags, mit dem Dampfer „Permjak“ die Weiterreise nach St. Petersburg angetreten.

Der Gesandte des Beherrschers von Kaschgar, Jakub Beg, der Mollah Khodja-Tourap-Ou mara, ist am 23. hier eingetroffen.

27. Juli. (W. T. B.) Die Großfürsten Con⸗

stantin Nicola jewitsch und Nieolaus Constantino⸗ witsch sind, wie die amtliche Zeitung meldet, gestern Nachmittag über War schau nach dem Auslande abgereist.

28. Juli. (W. T. B.) Russische Korrespondenzen in deutschen Blättern kommen wiederholt auf die in Dzy gow ka (Podolien) wegen Unzufriedenheit mit der Vertheilung der Län⸗ dereien stattgehabten Bauernunruhen zurück. Richtig ist, daß Kundgebungen stattgefunden haben, die ein einmaliges Ein⸗ schreiten der bewaffneten Macht zur Folge hatten; aber die Be⸗ wegung blieb auf Dzygowka beschränkt, es ist kein weiterer Fall von Widersetzlichkeit vorgekommen und von sozialistischen Umtrie⸗ ben in Dzygowka und dessen Umgegend oder den dortigen Gou⸗ vernements ist durchaus nichts bekannt.

Ueber die Einnahme von Chiwa liegen der „St. Petersburger 3g.“ folgende weitere Nachrichten vor, die sich den in Nr. 175 d. Bl. gegebenen Einzelnheiten unmittelbar an⸗ schließen:

Am 10. Juni mit Tagesanbruch brach das Turkestansche Detache⸗ ment aus dem Bivouak bei Jangi⸗arik auf und erreichte gegen 8 Uhr Morgens den Rayon der unmittelbar an die Mauer Chiwass sich an⸗ sehnenden Gärten. Hier wurde General-Adjutant von Kaufmann pon den höchsten Würdenträgern des Chanats, die ihm aus der Stadt

entgegenkamen, empfangen. Es befanden sich unter denselben Seid⸗ Emir⸗U.-nmar, der Oheim des Chans und die höchstgestellte Person nächst diesem, Ata-⸗Dshan, der mittlere Bruder des Chans, der Inak Irtasali, Vetter des Chans, der schon am Tage vorher beim General von Kaufmann gewesen war, und andere hervorragende Persönlich⸗ keiten mit ihrem Gefolge. Dieselben kamen mit Geschenken und mit der Erklärung, daß die Einwohner der Stadt, da der Chan am Tage vorher, ohne die Antwort des Generals abzuwarten, mit den Jomuden und einigen Personen seiner nächsten Umgebung, darunter der Divan—⸗ Begi Mat⸗Murad, die Stadt verlassen habe und nicht mehr zurück— gekehrt sei, den vom Chan sieben Monate lang gefangen gehaltenen mittleren Bruder desselben, Ata⸗Dshan, befreit und unter der Re⸗ gentschaft des Dheims und Schwiegervaters des früheren Chans, Seid⸗ Emir⸗UUmara, zum Chan proklamirt hätten. Dieser letztere, eine Persönlichkeit von ehrwürdigem Alter, er zählt über 70 Jahre, und setzt ein schwacher, hinfälliger Greis, war stets, schen bei Lebzeiten des Vaters gegenwärtigen Chans and während der ganzen Regierungezeit Seid⸗ Muhamer⸗Rachim⸗Chans, der Vertreter der Friedenspartei in Chiwa, der beständig auf die Nothwendigkeit hingewiesen, freundnachbarliche Beziehungen zu Rußland aufrecht zu erhalten. Eben dieser Gesin⸗ nungen wegen stand Seid⸗Emir⸗U-Umarg besonders in der letzten Zeit beim Chan sehr in Ungnade. Dieser Würdenträger, dessen Gesund⸗ heit durch Opium und Haschisch zerstört ist, entbehrt jetzt jeglichen Ansehens, obgleich er beim Volke Achtung und Verehrung genießt und dieses hauptsaͤchlich wegen seiner friedfertigen Stimmung gegen Ruß— land. Dagegen ist der Diwan⸗Begi Mat⸗Mura beim Volke verhaßt, welches, nachdem es alle Drangsalen des Krieges erprobt, ihm flucht und ihn verachtet.

Während General-Adjutant von Kaufmann mit der ihm aus der Stadt entgegengekommenen Deputation, der sich auch noch der Diwan⸗ Begi Mat⸗Niafa angeichlossen hatte, unterhandelte, hörte man auf der Seite, wo das Detachement Werewkin stand, wiederum Kanonen⸗ und Flintenschüsse. Durchdrungen von der Neothwendigkeit, die Feindselig⸗ keiten von Seiten des Kaukasiichen und Orenburger Detachements zu inhibiren, da der Khan mit Mat⸗Murad und den Jomuden, welche die eigentliche Kriegspartei in der Stadt bildeten, geflüchtet war, ließ General⸗Adjutant von Kaufmann dem General -Lieutenant von We— rewkin sogleich den Befehl zugehen, das Feuer einzustellen, weil die Stadt in der Person der erschienenen Vertreter und Bevollmächtigten sich bedingungslos ergab, um Schonung flehte und den Truppen die Thore der Stadt öffnete. Bald hörte die Kanonade auf, und General⸗Adjutant von Kaufmann gab den Befehl zum Einrücken der vereinigten Truppen von allen drei Detachements, dem Orenburger, Kaukasischen, (Mangyschlakschen) und Turkestanschen. In Erfüllung des Befehls, der am Tage vorher aus dem Bivouak bei Jangiaryk ergangen war, sandte General-Lieutenant Werewkin, um die Verbindung den turkestanschen Truppen mit den seinigen herzu⸗— stellen, zur Brücke Sarrakutrak über dem Polwan⸗-aryk zwei Com⸗ pagnien, zwei Geschütze und vier Ssotnien unter dem Befehl des Obersten Ssarantschew vom Generalstab; selbst konnte sich General⸗ Lieutenant Werewkin nicht zum Ober⸗Befehlshaber begeben, da er am 28. Mai bei einer verstärkten Rekognoscirung von den Mauern Chiwas durch eine Flintenkugel in der Näbe des linken Auges ver— wundet worden war und deshalb im Lager blieb.

Am 10. Juni, um 2 r Nachmittags, rückten die Turkestanschen (76 Compagnsen, 8 Geschütze und 3 Ssotnien), die Orenburger (1 Compagnie und 2 Ssotnienß, und die Kaukasischen Truppen (eine Compagnie des Schirwanschen Regiments, eine Ssotnja Linienkosaken und eine Ssotnja des muselmännsschen irregulären Reiterregiments) unter dem Befehl des Chefs des Turkestanschen Detachements, Ge⸗ neral⸗Major Golowatschew feierlich unter den Klängen der Musik des Schirwanschen Regiments in die Stadt Chiwa in folgender Ordnang ein: allen voran die Compagnie des Schirmanschen Regiments (welche am Tage vorher tapfer und brav an der verstärkten Rekognoszirung vor den Mauern der Stadt Theil genommen hatte); ferner die Halb⸗ compagnie der Turkestanschen Sappeure, zwei Compagnien des 1. Turkestanschen Schützenbataillons, vier Geschütze der Orenburger rei⸗ tenden Artillerie⸗Brigade Nr. 1, ein Zug Schnellfeuergeschütze; dann eine Compagnie des 2. Orenburger Linienbataillons, die Schützencom— pagnien Bes 8. und 4. Turkestanschen Linienbataillofls, ein Zug Geschütze der 2. Orenburger reitenden Artillerie⸗Brigade und eine Compagnie des 4. Turkestanschen Linienbataillons, dieser folgte General-Adjutant von Kaufmann in Begleitung Ihrer Kaiserlichen Hoheiten des Großfürsten Nikolai Konstantinowifsch und des Fürsten Eugen Maximilianowitsch, der Deputation aus der Stadt, der Chargen des Feldstabes, des Hauptquartiers und der persönlichen Eskorte einer kombinirten Ssotnja. Der Eskorte folgten zwei Compagnien des 2. Turkestanschen Linienbataillons und zwischen diesen ein Zug 9pfündiger Geschütze. Den Schluß endlich bildete Kavallerie aller drei Detachements. Nachdem das Eingangsthor, das von Chasar⸗asp, und noch zwei andere Thore der Stadt und der Ci⸗ tadelle besetzt worden, machten die übrigen in die Stadt eingezegenen Truppen in der Festung auf dem Platze vor dem Palast des Chans

Halt. Hier beglückwünschte der General⸗Adjutant von Kaufmann—

die heldenmüthigen Truppen im Namen Sr. Majestät des Kaisers zum Siege, zur erfolgreichen Erlangung des Zieles der Expedition und dankte ihnen für ihren ruhmreichen, ehrenvollen, der Pflicht und dem Eide treuen Dienst. Ein kräftiges russisch s „Hurrah“, das voll und laut in den Mauern des Palastes und der Citadelle von Chiwa er— 6. war die Antwort der Truppen auf den Gruß des Ober-Befehls⸗ abers.

Nachdem der Palast des Chans durch einen Wachtposten besetzt und Schildwachen aufgestellt worden, um das Eigenthum des Chans, das er nicht mitgenommen, und den Harem zu hüten, in welchem die Familie des Chans zurückgeblieben war, verweilte General-Adjutant von Kaufmann etwa zwei Stunden im Palast, empfing verschiedene Deputationen von Einwohnern der Stadt, Händlern, einige im Dienste des Chans stehende Personen und begab sich dann mit seiner Eskorte durch die Stadt zu dem, dem Chasar-asp'schen gegenüber liegenden nördlichen, Schah abatschen Thor, das inzwischen schen von einer Ab— theilung der kaukasischen und Orenburger Truppen besetzt worden war. Vom Schah⸗abatschen Thor ritt General⸗Adjutant von Kaufmann in das Lager des vereinigten Orenburger und Mangyschlakschen De— tachements, wo er die Truppen und ihre Position in Augenschein nahm und die Verwundeten und Kranken besuchte. Die Truppen,

welche unter dem Befehl des General-Majors Golowatschew in die

Stadt eingezogen waren, verblieben in derselben den 11, 12. und 13.

und die Citadelle besetzt gelassen hatten. Am 11. Juni, dem Jahrestage der Geburt des Kaisers Peter 1, wurde bei den Truppen des Orenburger und kaukasischen Detachements ein Gebet für die Gesundheit Sc. Majestät des Kaisers abgehalten und eine Todtenmesse für den Kaiser Peter J. und die im Feldzuge gegen Chiwa gefallenen Kampfzenossen celebrirt. Darauf machte sich Gene⸗ ral-Adjutant von Kaufmann den Polwan⸗aryk entlang auf den Weg, um für das Lager der Turkestanichen Truppen eine geeignete Lokalität in der Nähe des Thores von Chasar⸗asp auszuwählen. Das Oren⸗ burger Detachement verblieb in seiner bisherigen Siellung auf dem Chach⸗abatschen Wege, während die kaukasischen Truppen ihre Position zwischen den beiden genannten Detachements auf dem Wege von Chiwa nach Neu⸗Urgentsch einnahmen. Die allgemeine Bestürzung. Verwirrung und Unordnung, die durch die kriegerischen Operationen im Chanat und in Chiwa hervorgerufen worden waren, begannen sich allmählich zu legen. Die Bewohner der Stadt und der Umgegend beruhigen sich, kehren in ihre 5 zurück, sammeln ihre Habe und gehen an die Arbeit. Der Bazar, die Buden sind wieder geöffnet und der ö in vollem Gange. Ein Theil der Buden wurde schon am Tage des Einzugs wieder geöffnet. Durch einen Befehl des General⸗Adjatanten von Kaufmann vom 2. Juni ist den Truppen jedes Fouragiren untersagt; alles Nothwendige wird von den Einwohnern und auf dem städtischen Bazar für Geld erstanden. Den fortwährend aus verschiedenen Drt= schaften und Städten des Chanats erscheinenden Deputationen erklärte General⸗Ac jutant von Kaufmann, die Bevölkerung möge sich friedlich und ruhig verhalten; die Einwohner mögen überall zu ihren Woh⸗

nungen, ihrer Habe, ibren Feldern zurückkehren und die Arbeit auf⸗ nehmen. Im Namen Sc. Majestät des Kaisers verkündigte auch Ge⸗ neral von Kauffmann der Bevölkerung des Chanats die Gnade Sr. Kaiserlichen Majestät unter der ausdrücklichen Bedingung, daß sie friedlich und ruhig lebe, ihren Geschäften und Feldarbeiten nachgehe.

Ueber den Aufenthalt des Chans waren inzwischen gar keine po—⸗ sitiven Nachrichten vorhanden. Man wußte nur, daß er sich unter den Jomuden befinde, die sich angeblich in großer Zahl in der Gegend von Rasawat und Taschaus gruppirten, um mit ihrem Chan Seid⸗ Muhamed-Rachim an der Spitze den Kampf mit uns unter allen ÜUmständen fortzusetzen. Diesen Gerüchten keinen vollen Glauben schenkend, entschloß sich General-Adjutant von Kaufmann, selbst an den Chan einen Brief zu schreiben, in welchem er ihn aufforderte, bei ihm zu erscheinen. Der Brief wurde am 13. Juni abgeschickt, und am 14. Juni Abends begab sich der Chan, der Forderung gemäß, ohne Chiwa zu berühren, direkt in das Lager des Turkestanschen Detachements und stellte sich sogleich dem General⸗Adjutanten von Kaufmann ver.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Juli. Prinz Ar⸗ thur von Großbritannien wird, neueren Nachrichten zu⸗ folge, erst am Donnerstag nächster Woche hier eintreffen und zwar gleichzeitig mit dem Großfürsten Thronfolger von Rußland und Gemahlin.

Der Finanz⸗Minister, Dr. juris A. F. Krieger, ist gestern von seiner Reise zurückgekehrt uno hat wieder die Leitung des Finanz⸗Ministeriums übernommen.

Felsingör, 27. Juli. (W. T. B.) Der hiesigen Polizei- behörde ist amtlich angezeigt worden, daß Helsingborg als von der Cholera infizirt erklärt worden ist.

Nr. 55 des „Amts-⸗Blatts der Deutschen Reich s-Post⸗ Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom 23. Juli 1873. Französische Postdampfschiff⸗Verbindungen nach Bra⸗ silien, Uruguay und der Argentinischen Republik. General⸗Verfü⸗ gung vom 23. Juli 1873. Behandlung der Geldposten mit blos⸗ gehenden Beutelstücken. General⸗Verfügung vom 24. Juli 1873. Kontrolverfahren über die Einnahme⸗ und Ausgabe⸗Ergebnisse aus dem Post Anweisungsverkehr.

Nr. 60 der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Preußen: Verzeichniß der Vorlefungen, welche im Winter⸗Semester 1873/74 bei dem mit der Universität in Beziehung stehenden Königlich landwirth⸗ schaftlichen Lehr-Institute zu Berlin (Dorotheenstraße 38, 39) statt⸗ finden werden. Aus einem Reiseberichte des General⸗Sekretärs der pstpreußischen landwirthschaftlichen Centralstelle, Qekonomie⸗Rath Otto Daus urg. (Fortsetzung) Aus der Provinz Preußen. Literatur: Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der Insekten von J. H. Kalten⸗ bach. Fübrer darch das Königlich landwirthschaftliche Museum in Berlin von Dr. L. Wittmack. Vermischtes: Vorlesungen an der Kaiserlich Königlichen Hochschule für Bodenkultur zu Wien im Win⸗ tersemester 1873/74. Generalversammlung des schlesischen Vereins zur Unterstützung von Landwirthschaftsbeamten. Mähemaschinenprobe. Zum weiteren Studium der Phylloxera vastatrix. Vereinsversamm⸗ lungen.

Kunst und Wissenschaft.

München, 26. Juli. Bei der soeben an der Königlichen Uni⸗ versität stattgehabten Wahl wurde zum Rektor für das Studien⸗ jahr 1833174 Prof. Riehl mit 45 Stimmen gewählt. Prof. Hel⸗ ferich hatte 15 Stimmen erhalten, und einige andere Stimmen zer⸗ spütterten sich.

Die Nummern 28, 29 und 30 (VII. Jahrg.) von „Kunst und Gewerbe,“ Wochenichrift zur Förderung deutscher Kunst⸗Industrie, herausg. von Dr. C. Stegmann, Direktor des bayer. Gewerbemuseums in Nürnberg, redigirt von Dr. O. v. Schorn (Koömmissionsverlag von Hermann Schultze in Leipzig) haben folgenden Inhalt:

Nr. 28. Zur Frage des Musterschutzes. Zittau: Zur gesetz⸗ licken Regelung des Goldarbeitergewerbes. Wir: Erster kunst— wissenschaftlicher Kongreß. Erklärung zur Beilage (Messer). Aus dem Buchhandel. Für die Werkstatt. Notizen. Änzeigen.

Nr 29. Die chinesischen und japanischen Lackarbeiten. Co⸗ burg: Die keramische Ausstellung. Wien: Die Ausstellung des Mußjeums und der Kunstgewerbeschule während der Wiener Weltaus⸗ stellung im Museumsgebäude. Erklärung zur Beilage GItalienische Kryst all! leifereien aus dem 16. Jahrhundert und Niello von 1565). Für die Werkstatt. Notizen. Anzeigen.

Nr. 30. Die diesjährige Ausstellung hervorragender kunstgewerb⸗ licher Erzeugnisse älterer Zeit im germanischen Museum zu Nurnberg. Von O. v. Schorn. (Hierzu Beilage 30: Prachtpvokal aus dem 16. Jahrhundert, im Besitze Sr. Majestät des Deutschen Kaisers.)

Bamberg: Die städtischen Kunstsammlungen. Wien: Die spanische

Ausstellung. Wien: Verzeichniß der deutschen Mitglieder der Jury.

Für die Werkstatt. Notizen. Anzeigen. Landwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Minden sind die Winterfagten durch Mäusefraß und Spätfrost zwar zurückgehalten worden, indessen haben sich dieselben bei dem späteren fruchtbaren Wetter wieder erholt und versprechen eine gute Ernte. Nur aus den Kreisen Lübbecke und Wiedenbrück lauten die Nachrichten sehr ungünstig. Der Stand der Sommerung, der Kartoffeln und der Gartenfrüchte befriedigt. Obst wird fast gar nicht geerntet. Der erste Grasschnitt ist ergiebig ge⸗ wesen; nur im Kreise Herford war derselbe mittelmäßig.

Im Regierungsbezirk Trier hat der Frost zwar die Obst⸗ und Nußernte fast vollständig vernichtet, indessn hat sich der Wein⸗ stock soweit wieder erholt, daß er an der Mosel ein Drittel bis zur Hälfte eines normalen Herbsts liefern wird, in den Gemarkungen Jeltingen, Grach und uerzig selbst einen normalen Herbst. An der Saar und deren Seitenthälern dagegen ist die Weinernte gänzlich ver⸗ nichtet. Die bereits beendete Heuernte ist befriedigend ausgefallen. Raps ist gut gerathen, auch der Flachs verspricht einen recht ergiebigen Ertrag. Der Roggen hat sich so erholt, daß er eine befriedigende Ernte in Anssicht stellt. Weizen, Sommerung, Kartoffeln und Garten⸗

Juni und' kehrten am Morgen des 14. Juni in ihre Lager zurück, gewächse lassen nichts zu wünschen.

nachdem sie nur die Thore von Chafar⸗- asp, Schah - abal

Gewerbe und Handel.

Nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Brauns⸗ berg war das Jahr 1872 für die Flachsindustrie daselbst kein gün—= stiges. Der Absatz richtete sich größtentheils nach Schlesien und Böh— men. Der Bestand vom 1. Januar 1872 betrug 7495 Ctr, die Zu⸗ fuhren während des Jahres 43,730 Ctr, zusammen 51,225 Ctr.; da⸗ von wurden verladen 43,534 Ctr, und blieb Bestand pro ultimo 1572 7591 Ctr., darunter 1000 Ctr. russische Flächse. Von den neu erbauten beiden Flachsbereitungsanstalten kam die eine nur in Betrieb, da aber die Flachsbauern noch nicht an den Verkauf des Rohflachses gewöhnt sind, mußte diese Faktorei den hohen Preis von 8 Pf. pro Pfund gerötteten Flachs anlegen, und da die geringe Haltbarkeit des Gewachses sehr viel Abgang an Werg forderte, halte die Faktorei in diesem Jahre zu thun, um zu den Betriebskosten zu kommen; die⸗ selbe erzielte für ihr fertiges Proonstᷓ 20 22 Thlr. pro Centner und lieferte 25-30 Centner pro Woche. Die Central⸗-Flachsbau ⸗Gesell⸗ schaft in Berlin hat im Braunsberger Kreise dahin gewirkt, daß sich für die Folge namentlich der größere Grundbesitz des Flachsbaues mehr befleißigt, sie hat ihm dem Boden und der Leinpflanze angemes⸗ senen Dung und entsprechend gute Saat beschafft. Somit ist Aus⸗ sicht, daß sich die Flachsproduktion künftig vergrößern und auch die beiden Flachsfaktoreien sich das Rohmaterial leichte: und zur Genüge werden beschaffen können, zumal dem großen Grundbesitzer nicht die Arbeitskraft für die Flachsbereitung zu Gevote steht.

Bremen, 25. Fuli. Im Oktober wird die Delegirten⸗Kon⸗ ferenz norddeutscher Sechandelsplätze hier oder an einem noch zu bestimmenden anderen Orte zusammentreten.