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1870 / 25 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger)

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6 rif S: d: it 47 Klassen, 54 etatsmäßigen | unter 27, die das Geschäft en gros betreiben, von denen A. Evangelisckch: 10 Schulen mit 47 Klassen; 54 bigen | unter f gr fet G NIN denen ? í 1530 Mädchen. Außer- | alljährli über 300, ataloge ; ere Ung Peter, S I Bbbera Tohterschule ‘ali 9 Klassen q 17 r | Aeu dant von 14,000 Thlr. erfordern, nah auswärts gehen. dem ernte ane, S@üulerinnen Außerdem sind noch über 120 Gemüsegärtner vorhanden. Abgerechnet N B als ch: 7 Schulen, 23 Lehrer, 1135 Kinder, worunter | der i zum Gemüsebau benußten Glâche des shon oben er- ie df li 9 Mar Sentcbule der Ursulinerinnen, die außerdem noch wähnten Treuenbrunnens, beansprucht die handelsgärtnerishe Kultur s N méoaa besuchte höhere Privatshule halten. Eine andere | ein Areal von 430 Morgen, wovon der Anzucht von Blumensaamen voR atb lischen Geisilichen geleitete Privatschule zur Vorbereitung für | 220 Morgen, der von Gemüsesaamen 210 Morgen gewidmet waren. E Stun sium und die Realschule hatte 30 Schüler. Die oben er- | Die E Kultur exotischen Gewächse bestimmten Häuser, so wie die ae En dein Scminar verbundene Uebungsschule hatte 292 (evan- | zur L nzucht von Sämlingen erforderlichen Warm- und Kaltbeete, be- wen Q linge; die Garnisonshule mit unentgeltlichem Unterricht | \sißen eine Glasbedeckung von 290,000 Quadratfuß, also gegen Fn el N litärtindee ‘besuchten 202 evangelische und 8 katholische Kinder, Morgen. Jn den gedachten Etablissements wurden 95 Gehülfen, 4 die Sd il der Altlutheraner 47 Kinder. Abgerehnet von 30 in der Lehrlinge und 350 Arbeiter beschäftigt. Die zur Versendung der ZA G uin Unfalt befindlichen Kindern, empfingen Unterricht in | Sämereien erforderlichen Leinen- und Papierbeutel und sonstige Em- I entlithen Schulen Evangelische 4359, Katholische 1348, Jüdische Dir Vosal eaten ae ertei E 8 Er mat Uen A Fir, i i 54, | Der betrug na cite t, B A Orden Vér U Quit des Magistrats stehenden Provinzen 15 pCt.,, nah neueren und Deutschland überhaupt 9 pCt, Armenfkommission dienen 14 Armeninspektoren, je einer für jeden nach Europa und außereuropäischen Ländern 18 pCt. Den handels- Stadtbezirk. Die Zahl der fortlaufend unterstüßten Personen betrug | gärtnerischen Ruf Erfurts hat die Zucht der Levkoye in 16 verschicde- 65: 969, 1866: 943, 1867 : 896. nen Formen und über 200 Farben begründet (seit 1810). Jm Jahre E Aus der Stadtkasse wurde zur Unterhaltung der Armenanstalten 1863 waren in den Gärtnereien Erfurts 150,000 Töpfe, jeder durdh- im Jahre 1867 die Summe von 16,543 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf. gewährt, | \{nittlich zu 7 Pflanzen, also 1,550,000 zur Saamenzucht bestimmte dabon 11,831 Thlr. 10 Sgr. 10 Pf. für die Stadtarmenkasse, welche | Levkoyenpflanzen, welche 25,000 Loth Saamen im Werthe von 45,933 ihn rscits einen Ausgabe-Etat von 17,399 Thlr. 21 Sar. 2 Pf. hatte. | Thlr. erzielten. Fast ebenso bedeutend erscheint die Kultur der Som- s Tür die Krankenpflege der Armen in ihren Wohnungen sind merastern, die in 18 verschiedenen Formen und nahezu 200 Farben- 4 Bezirks Armenärzte und ein Armen-Wundarzt angestellt, die 1867 | varictäten gezogen wird. Auch der Handel a getrockneten, \. g im Gaen 959 Arme behandelten, von denen 752 genasen, 47 Pen ra E E ges A i Boa Man : i überwi ayreb]chluß | pracht tâuschend nachahmende e 1 zu t, zen nok Sra e N O a a daes s auch S O finden einen Daës i iger niversitätsgebäude befindliche Arbeit s- weiten, nicht blos qu uropa beschränkten 1E val bebirbtcat ovobt- Mie “ver BURN Arbeitslosen , wie die Ar- Welche Bedeutung die Gemüs egärtnerei für Erfurt besißt beitssheuen. Im Jahre 1867 \{chwankte die Zahl der in der Anftalt | und wie rationell dieselbe betrieben wird die dazu benußten Lände- Detinirten zwischen 52 und 27 ; durchsnittlich betrug sie täglich 38%. | reien bringen jährlih mehr als Eine Ernte läßt der ctwa 200 Mor- Die Ausgabe belicf sich auf 4427 Thlr. 2 Sgr. 1 Pf., darunter gen fassende Treuenbrunnen erkennen, auf dem unticè7 Andern alljähr- 1244 Thlr. 23 Sar. 7 Pf. Besoldungen und 1701 Thlr. 16 Sgr. 8 Pf. | lich 50/000 Scho Brunnenkreßbündel, 4000 Schock Blumenkohl, 12,000 Kosten für die Verpflegung der Häuslinge. Der Zuschuß der Stadt- | Schock Sellerie und 5000 Schock Gurken gezogen werden. j fasse betrug 2357 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf. Der Arbeitsverdiens| der Auch der Ackerbau wird dadur) sehr lufrativ, daß er sich nit 8S[inge “betrug im Jahre 1867 die Summe von 1319 Thaler | auf Kultur der gewöhnlichen Feldfrüchte beshränft, sondern auch fog. 1 S r "10 Pf / e Handelsgewächse, wie Anis/, Koriander/, Foenum graecum, Senfsaat, Die einzelnen y nach der Konfession geschiedenen Wohlthätigkeits- | Kümmel, Pfeffer- und Krausemünze, Melisse, Baldrian- und Angelika- Anstalten verdienen cin näheres Eingehn. Ls wurzel mit gutem Erfolg aeg das. Sttinsaly Etväbnin Von den evangelischen durch eine Gesammt-Administration Von Mineralien verdient nur at cinsa M n 1g. vereinten Stiftungen is anzuführen : 1) Das große Hospital, dessen Jm Jahre 1855 begann man auf der Nordjeite der Stadt nach Stein- Gründungszeit wohl ein halbes Jahrtausend zurückreicht, da es bereits salz zu graben. Das mit einer Teufe von 1160 Guß erreichte Salz- 1385 an seinen jeßigen Plaß verlegt worden ist ; die Hospitaliten zer- | lager hat cine Mächtigkeit von 75 Fuß und liefert ein nur mit 5 pCt. fallen a) in Pfründner, d. h. solche, die Einkaufsgeld gezahlt haben, | fremder Beimischungen verseßtes Produft. Die geringen Produktions- b) Steinhäusler, die unentgeltlich aufgenommen und în dem so ge- | kosten ermöglichen es, den Centner Stüksalz für 15 Pfennige, gemah- nannten Steinhause wohnen, und c) Extraparticipanten , welche, | [enes Salz für 3—4 Sgr. zu liefern. A S200 ohne in die Anstalt aufgenommen zu sein, nur eine Unterstüßung Die Belegschaft des Werkes bestand durcchs{nittlich au! Per- an Geld und Naturalien aus den Mitteln der Anstalt bekommen. sonen, von denen 67 in der Grube, 23 über Tage beschäftigt waren. Es betrug im Jahre 1867 die Zahl der Pfründner 50, der Stein- | Die zum Betriebe erforderlichen 6 Dampfmaschinen haben zusammen häusler 24, der Extraparticipanten 115. 2) Das kleine Hospital, im | 194 Pferdekraft. j : a Anfange des vierzehnten Jahrhunderts von den beiden Schneider- Außer diesen waren in Erfurt Anfang 1868 noch 26 ampf- meistern Duderstedt und Leilingen gestiftet. Es beherbergte 1867 außer | maschinen mit 1484 Pferdekraft in Thätigkeit, darunter 3 mit 60 12 von der städtischen Armenkasse unterstüßten Personen 131 Hospi- Pferdekraft in der Königlichen Gewehrfabrif. : : erv taliten. 3) Das evangelische Krankenhaus, 1750 gegründet, dient mit- Die Maschinenbau-Anstalten und Eisengiceßereien, obwohl der

inheimi nd Fremden, auch kranken Dienstboten, deren jüngste Fabrikationszweig der Erfurter Jndustrie, hat einen raschen

U: en Bert pan ohne Rütsiht auf Konfession , als QJu- Aufschwung genommen. Die drei bedeutendsten beschäftigen zusammen fluchtsstätte. Die Anstalt, an der Diakonissinnen die Pflege der Kran- 650 Arbeiter, darunter die der Thüringischen Eisenbahngesellschaft ken besorgen, hatte 1867 eine Einnahme von 6925 Thlr. 6 Sgr. 10 Pf. allein 480. : : L seitens der vereinigten evangelischen milden Stiftungen, aus der Stadt- Eines guten Klanges und eines sehr weiten Absaßge etes erfreu Armenfkasse 604 Thlr. 29 Sgr. 9 Pf, die Gesammt-Ausgaben beliefen sich Erfurts Schuh- und Stiefelfabrikation, die theils fabrif-, sich auf 11,710 Thlr. 7 Sgr. 3 Pf., darunter an Besoldungen | theils handwerksmäßig betrieben wird und die Familienglieder nicht 1178 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf., für die Verpflegung der Kranken 5860 Thlr. mitgerehnet, obwohl dieselben vielfach dabei behülflich sind an 1500 23 Sgr. 8 Pf., für Medikamente 483 Thlr. 27 Sgr. 9 Pf, zur An- | Arbeiter beschäftigt. 019 i | zol schaffung und Unterhaltung der Juventarienstücke 1566 Thlr. 28 Sgr. Au die sowohl fabrikmäßig wie von Klempnermeistern betriebene 4 Pf. Verpflegt wurden: 1262 Kranke 1204 Evangelische ay B î guy enam Bon führt eine große Anzahl Beleuchtungsgegen-

olifen er 442 hiesige Einwohner, 209 hier arbeitende | stände aus. '* i A | Q a: irie Dienfitotd 187 Burg teifE von denen Die Fabrikation von Graupen, einst ein wichtiger Theil der Er- 1040 als geheilt, 4 ungeheilt entlassen wurden, 94 starben und 124 in furter Industrie, hat sich der Konkurrenz, besonders von Braun- Behandlung blieben. 4) Das evangelische Waisenhaus, 1669 gegrün- s{weig, gegenüber nicht halten können. Es sind „gegenwärtig 33 Ge- det: 50 Kinder finden darin Aufnahme. 5) Das Martinsstift zur treidemühlen mit 95 Gängen und 8 Oelmühlen in Betrieb gesebt. - Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. Katholische Anstalten sind: Erwähnung verdient noch die Trommsdorff’ {he Fabrik chemischer 1) Das katholische Waisenhaus, gegründet 1667, erweitert 1692: barm- | und pharmazeutischer Präparate (Dampfmaschine und 24 Arbeiter.) berzige S{hwestern besorgen die Erzichung der gewöhnlich 50 Die &Fabrifation von Rauch- und Schnupftabak, \{chon früher Kinder betragenden Waisen. 2) Das fatholishe Krankenhaus, | von Bedeutung, gewinnt an Ausdehnung. j N gewährt nach Vollendung des Neubaues (1857), der durch __ Obwohl die Produktion der Bierbrauereien 8 mit 6 r- freiwillige Beiträge, darunter 500 Thlr. von Friedrich Wilhelm 1V. | beitern in Folge des massenhaften Imports fremder Biere die und ein zinsenfreies Darlehn des Kommerzien-Raths Lucius von leßten Jahre stetig abgenommen, ist sie doch nicht gering. Sie betrug 5000 Thlr., zu Stande gekommen is, 40—50 Kranken unter Leitung | im Jahre 1865: 73,882 Tonnen, im Jahre 1866: 69,890 Tonnen, im barmherziger Schwestern gleichzeitig Aufnahme. 3) St. Sebastians« | Jahre 1867: 60,8665 Tonnen. _ A é Gal Stift, aus den Mitteln der Lucius-Hebelschen Stiftung 1864 gegründet Dagegen hat in neuerer Zeit die Anfertigung von M öbe g ur Aufnahme von Sicchen, gegen mäßige Entschädigung au solcher, bedeutend gehoben. Außer mehreren Möbelfabriken, von denen die ie niht der fatholischen Gemeinde angehören. 4) Marienstift zur | größten je 30 Arbeiter beschäftigten, betrug die Anzahl der für eigene Ausbildung von katholischen, bereits aus der Schule entlassenen Mäd- | Rechnung arbeitenden Tischlermeister 126 mit 109 Gesellen Und 90 Lehr- hen für das praktische Leben, gestiftet von August Lucius und Pfarrer lingen. Die Fabrikation von eisernen Möbeln und ähnlichen Gegen- Corn, unter Leitung von Franziskanecrinnen. : ständen giebt Über 100 Arbeitern Beschäftigung. E

Außer den angeführten verfolgen noch zahlreiche Vereine beider ___ Mit Anfertigung musikalischer Jnstrumente beschäftigen sih 9 Selbst- Konfessionen wohlthätige Zwee. i ständige mit 13 Gehülfen. i 4A

Gehen wir zur Gew erbsamfkeit Erfurts über, \o verdient in erster Tuche, wollene und baumwollene Zeuge, Garne, Bänder u. gl. Reihe der Gartenbau und die Handelsgärtnerei Erwähnung, | nahmen an 800 Arbeiter in Anspruch, für Verfertigung von Klei- welche beide einen Aufschwung genommen haben, daß R! nicht für | dungsstücken, sowohl für den Lokalbedarf wie für auswärts, sorgten nur Deutschland, sondern für ganz Europa, ja man kann sagen für den | 217 Schneidermeister mit 191 Gesellen, Gehülfen und Lehrlingen. Weltverkehr, als ein Haupthandelsplaß anzuschen ist. És existiren Mit Wollstricken für auswärtige, meist Apoldacr Häuser, waren gegenwärtig in Erfurt 36 Kunst- und Handelsgärtner , dar- | 1861 über 530 Vrauen und Mädchen beschäftigt.

Die 9 Buchdruckercien mit etrva 70 Personen, und 8 lithogra- phische Anstalten mit ca. 20 Arbeitern finden einen bestimmten Theil des Jahres vollauf Arbeit durch den Dru der hiesigen Kunstgärtner- citcigd von denen viele in eleganter und werthvoller Ausstattung erscheinen.

Vecik nach dem Vorgehenden die Industrie Erfurts als nicht un- bedeutend erscheint , so is die Eigenschaft als Handelsplaß und natür- licher Konzentrationspunkt des Verkehrs der thüringischen Staaten bei weitem überwiegend. Besonders der Handel mit sog. Landesprodukten und Müblenfabrifkaten ist von bedeutendem Umfange. -

Einen Gradmesser, wie sehr der Handel Erfurts \ich in den lehten 10 Jahren gehoben, giebt der Güterverkehr am Erfurter Bahnhofe.

Derselbe betrug : 1858. Versandt Empfangen 1867. Versandt Empfangen 1,210,469

399,077 Ctr. 839,627 1,694,404 Eine ähnlihe Zunahme hatte in dem Post- und Telegraphen- verkehr stattgefunden, sowie in dem, durch die hiesige Regierungs- Hauptkasse vermittelten Geld- und Kreditgeshäft der Königlichen Bank.

Die permanente Ausstellung des Vereins » Berliner Künstler. «

Die Zahl der permanenten Kunsiausstellungen in Berlin ist mit dem Ende des vorigen Jahres durch eine neue vermehrt worden: durch dieAusfstellung, welche der Verein der Berliner Künstler in seinem neu erworbenen Lokal im Geber’schen Hause in der Kommandantensiraße eingerihtet hat. Mit der Begründung die'cs Instituts durch die genannte Genossenschaft, hat leßtere die bisherige Form ihrer Existenz wesentlich ver- ändert. Der Verein » Berliner Künstler«, welcher gegenwärtig neben einem » Aelteren Künstlerverein « in Berlin besteht, zählt die weitaus überwiegende Mehrzahl der aubübenden Maler, Bildhauer, Kupferstecher, Graveurs, Holzschneider 2. Berlins theils als ordentliche, theils als Ehrenmitglieder zu den Seinigen und is} aus jener Genossenschaft hervorgegangen , die bis vor einigen Jahren unter dem Namen des »Jüngern Künstlervereins« vorwiegend durch ihre, sehr beliebten heitern Sommer - Stiftungs- und winterlichen Weihnachts-Maskenfeste einer großen Popularität genoß. IJhre Stiftung datirt von einem Fackelzug her, welchen die Schüler der Berliner Akademie der Künste und der hiefigen Meister-Ateliers dem von des Hoch- seligen Königs Majestät hierher berufenen Direktor Peter von Cornelius damals im &rühling 1841 brachten. Bei einem festlihen Zusammensein, welches im Mai des genannten Jahres dieser Begrüßungsfeierlichkeit folgte, wurde zuerst jene Verbin- dung jugendliher Kunst - und Strebensgenossen geschlossen. Anfangs ohne bestimmtes Statut, ohne den Plan, ernstere Kunst- oder praktische Zwecke durch gemeinsame Wirksamkeit besser erreichen zu wollen, war dieser Verein zunächst rein ge- selliger Natur. Er machte an seine Mitglieder nicht einmal die Anforderung einer bestimmten Beitragszahlun und schien einer inneren Verfassung und Regelung der gegemettgen Beziehun-

“gen, Pslichten und Rechte zwischen Gesammtheit und Einzelnen

gar nicht zu bedürfen. Diese erste Lebensperiode hat bis über die Mitte seines ersten Jahrzehends hinaus gedauert, mußte aber wie in allen ähnlichen Fällen allmählig einer festeren Organi- sation der Verbindung weichen. Statt des ausschließlichen Zwecks gemeinsamer geselliger Vergnügungen

sam gemiethetes Versammlungslokal, in welchem nun allwöchent- lich an bestimmten Abenden Vereinssißungen und im Anfang jedes Monats Generalversammlungen der an Zahl fort und fort vermehrten Mitglieder stattfinden sollten, sehte mit Nothwendigkeit eine regelmäßige Beitrag8zahlung von Seiten der Leßteren voraus, und führte zu einer freiwilligen künstlerischen Thätigkeit für die Auss{hmüÜückung der für dieje Sizungen gemietheten Räume, zur Wahl eines Vorstandes, aus Präsidium, Schrift- und Rech- nungsführer gebildet, und somit zu einem bestimmten, von der Gesammtheit berathenen und angenommenen Verfassungsstatut.

Seitdem hat \ich der »Jüngere Künstlerverein« den ihm Angehörigen ebenso, wie für die künstlerischen Zustände Berlins vielfach förderlich erwiesen. Durch seine Sterbekasse ist manche drängende augenblickliche Sorge der Hinterbliebenen der vom Tode betroffenen Mitglieder gemildert worden; der bekannte »Künstler - Unterstüßungsverein« ist aus ihm hervorgegangen ¡ bei allen Gelegenheiten, wo es sih darum handelte, patriotische und QJwecke der Wohlthätigkeit fördern zu helfen, hat er sich immer bereit und thätig gezeigt , Talent und Arbeitskraft den- selben zur Verfügung zu stellen.

Je mehr diese Berbindung an Bedeutung gewann durch die Meister, welche si ihr anschlossen, und den Ernst der Auf- gaben, welche sie si stellte, desto lebhafter wurde in ihr der Wunsch rege, nach dem Vorgang der Düsseldorfer Künstler-

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schaft ein entsprehenderes Lokal als den anfangs gemietheten Saal für ihre Sißungen, für ihre geschäftlichen, wie für ihre geselligen Zusammenkünfte zu gewinnen: ein Berliner Künstler- haus. Zur Realisirung dieses Wunsches war cs eine der un- erläßlichen Borbedingungen , Korporationsrechte zu gewinnen. Unter dem Vorsig des Vereinspräsidenten Prof. Steffeck ist in Hinsicht darauf während des Jahres 1866—67 das bis dahin gültig gewesene Statut ei indli ision unterzogen worden, aus welcher es in der neuen Gestalt hervorgegangen ist, die, mitder Ertheilung jener Rechte an den Verein, die Zustimmung der Königlichen Regierung erhalten hat. Damals gelang es ihm, ein besser als das vorherige geeignetes Sißungslokal in der zweiten Etage des »Englischen Hauses « für cinige Jahre zu miethen, in welchem bis zum Ende 1869 die Versammlungen abgehalten worden sind, immer aber ohne den Gedanken auf- zugeben, auch dieses gegen das beabsichtigte »Künstlerhaus« zu vertauschen , sobald die Verhältnisse es gestatten würden. Der Erwerbung eines derartigen Eigenthums freilih zeigten sih die leßtern keineswegs günstig. Wobl aber bot sih im leßten rübling dem Verein die Gelegenheit, eine in vieler Hinsicht sehr empfehlenswerthe, bei Weitem aus- gedehntere, zweckEmäßigere Räumlichkeit miethsweise zu ge- winnen , welche auch die Möglichkeit gab, eine oft in Er- wägung gezogene Absicht, di Begründung einer Ver- eins - Ausstellung, zu verwirklihen. Jn dem neuen Geberschen »Industriegebäudea im ersten Stockwerk fand sih für den Verein eine Reihe von Sälen, deren einer sehr wohl zum Ausstellungsraum mit Oberlicht, die anderen zu den sonst unentbehrlichen Räumlichkeiten verwendet werden zu können schienen. Nicht ohne daß zuvor manche Be- denten im Schooße des Vereins zu besiegen gewesen wären, ist dieser Vorschlag s{ließlich im vorigen Sommer zur Annahme gelangt. Nachdem die nöthigsten Einrichtungen und die erste Auss{hmücckung der Sále vollendet war, fonnte am Dienstag Abend den 11. Januar die erste Sizßung in den- selben stattfinden, nachdem die Permanente Ausstellung des Vereins bereits früher dort cröffnet wurde. Durch das Unternehmen der leßtern nimmt der Verein eine ausge- dehnte geschäftliche Arbeit auf sih. Dagegen kommen ihm an- dererseits die Vortheile bei dem, nun durch ihn zu vermitteln- den, Verkauf von ausgestellten Kunstwerken für die Deckung der bedeutend vermehrten Vereinskosten wieder zu gute, und jedem Vereinsmitgliede erwächst der Nußzei, seine Schöpfungen gleihsam in eigenem Hause, der Sorge der eigenen Genossen anvertraut, in die Oeffentlichkeit bringen zu können.

Die übrigen Lokalitäten neben und hinter dem Aus- stellungssalon bestehen aus einem Bureauzimmer, in dem die rein geschäftlichen Vereinsangelegenheiten durch einen dazu berufenen Geschäftsmann verwaltet werden , einem daran grenzenden Bibliothek- und einem Spielzimmer, mit einigen auf die verschiedenen Spiele bezüglichen Wand- gemälden in den halbrunden Geldern nahe der Decke, von welchen das » Kartenspiel« von . Wiszniewski und das Schachspiel von W. Gent bereits vollendet sind. Es ließt sich daran, nach dem Hofe zu gelegen, der große Restaurationssaal, der auch täglich allen ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern offen steht. Seine Wände werden in ibrer ganzen obern Partie von den Brustbildnissen der den Verein bildenden Künstler seit seiner ersten Begründung bedeckt. Jn einem Halbrunde darüber hat G. Spangenberg eine Gruppe von zwei Rücken an NRücken sizenden, trinkenden Bachanten in dekorativem Stil gemalt. Den Querdurch- messer des , Etage breiten , Sizungssaales erhellen sech8s hobe S a von der Straße, drei gegenüber von dem Hof her. n der Mitte jener Fensterwand tehen die aus Holz geschniß- ten Tische und Sessel des Vorstandes , gegenüber zeigt sich eine, um ein Paar Stufen erhöhte Estrade. Hier besteht der künstlerishe Shmuck der dunkel getönten Wände in den lebens- großen Bildnissen der größten deutschen und niederländischen Meister alter und neuer Zeit, welche in ganzer Gestalt von verschiedenen Vereinsmitgliedern dort dafür gemalt wurden: Erwin vonSteinbach,Dürer, Holbein, Peter Vischer, Rubens, Schlüter, Georg Schmidt, Chodowieli, Sennefelder, Gottfried Schadow. Vor dem eigentlichen, durch Oberlicht erhellten , Ausstellungssaal liegt noch ein als Entrée benußtter Raum, in welchem gleichfalls plastische Werke, Gemälde und Zeichnungen Plat finden.

Diese permanente Ausstellung ist augenblicklich durch zahl- reiche, meist berliner Künstler beschickt. Wir nennen von deren Werken zunächst das große Bild »Aus der Schlacht von Königgräß«, welches Professor G. Bleibtreu im Aller- höchsten Auftrage für die Nationalgalerie ausgeführt hat. Es zeigt im Thale unterhalb Problus und Strehetiß den Kampf zwischen den österreichischen Reitershaaren und dem preußischen 1. Garde -Ulanen-, 5. Husaren- und [. Garde - Dragoner-