1871 / 13 p. 13 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 May 1871 18:00:01 GMT) scan diff

234

durch außgebepnteß Terrain einen Stüßpunfi für eine ftarfe Armee abgugeben oermag, nckie bieö bei £t)on ber gatt fei. Oie Kantone, belebe bei ©enehmigung beß ©ebictßaußtaufcbeß neu mit Seifort bereinigt werben foüen, oerbinben bieSogefen mit beni 3ura unb machen Seifort gu einem bet ftärfften piäße Europaß. gürft Sißmarcf wünfdpte bie Steinfohlen- gebiete ber Ardennen, nur um bie Elfäffer gu gewinnen unb bem §anbel bet 2ftbeiniar.be Aufftywung gu oerfepaffen; granfreich beftfce übrigenß weit einträglichere Noblen« gebiete, fo baß bie Abtretung einet Pargclle wenig bebeute. Spierß erinnerte an bie oon ibnt gegen bie Kriegßerflärung gemachte Dpftofttion unb an feinen Stymcrg, gut Unter- Zeichnung eineß betartigen grtebenß gezwungen worben }u fein. @t proteftirte gegen bie erhobenen Serläum- bungen unb fügte hingu: »3ch muß beute erfläten, ich betrachte ben Abfcbluß biefeö griebenßoertrageß alß bie patriotifepefte Handlung; übrigenß finb cß, wie ©eneral ebang^ gefagt bat/ nicht bte Diplomaten, welche bie griebcnßücrträge machen, fonbern bie Militärß. Oie griebenßunterpänbler tbaten ihre Schulbigfeit. 3ch beete fte mit meinet SerantwortlühfetU ^pierß goüte fcplteßlkh ben Sertyetbtgern Selfortß, inßbefonbere bem Dberft Denfert An- erkennung, oon welch leßterem et einen Srief anfüprt, welcher bewetft, baß et in biefet grage ebenfo benfe, wie %pkrß. Oie (Generale Oucrot unb (Ebabron unterftüßen auß militärifchen ©rünben ben borgefchlagenen ©ebktßaußtaufch- Artifel 2 wirb hierauf mit 440 gegen 98 Stimmen, unb fobann würbe noch bet gange ©efeßentwurf übet ben befinitioen griebenßoertrag angenommen. Pariß, 17. Mai, Abenbß. Oie porteß be Serfailleß unb b’Auteuil finb butch ©efdpüßfeuer gcrflört. Oie anliegenben Safttonen werben bon einem Kugelregen überfchüttet, ohne baß bie göberkten im Stande wären, baß geuer angemeffen gu etwibern. gort 3fft) unterhält ein pefttgeß geuer gegen Petit Sanbe, ©reneUeß unb ben fpoint bu 3our. ßeßterer tft für bie Artillerie ber göberirten taum noch gu halten. 2öie heißt, foüen bie Serfattter Gruppen Minen in ber 2fticbtung gegen bie Porte be la Muette anlegen; bicfelben haben ihre Serbinbung bon Montrouge biß 3fft) h^gefleüt unb haben Batterien auf bem ©laciß beß gortß Sanbeß errichtet, mit denen fieSketrc, fowie §autcß-Srut)6reß auf baߧeftigfte angreifen. Äitf bie Porte Maillut unb ben Are bc ^tiowphc wirb ein febr peftigeß Sombarbement unterhalten. 18. Mai, Morgcnß. Oie Ej;plofton auf bem Marß- felbe (flehe unter Serfailleß) foü bttreh bie ©efeboffe ber bei Sreteuil errichteten Satterie h^borgebracht fein. Oie gapl ber Opfer wirb nach ben betriebenen Berichten gwifepen 50 unb 200 gefcbäjt. Säntmtltcpe genfter in ©renelle, 6t. ©ermain, 6t. Oominique, fowie in ber Abenue Motte»piquet finb ge- fprungen. (Element unb Sruncl foüen berhaftet fein. Daß Komitc für bie öffentliche Sicherheit bat einen Aufruf an bie Rationalgarben erlaffen, worin biefelben be- fchwört, aüe Kräfte aufjubieten, um Cpariö ben Sieg gu fiebern, ©lekhgeitig macht auf bie furchtbaren golgen aufmerffam, bie entgehen würben, faü3 bie SSerfaiüer 5:ruf)bm triumhbtten foüten. (Ein Eingriff auf 5leuiüt), welchen geftern 5lbenb fhät noch bie SBerfaiüer ^ruhhen unternahmen, würbe abgefchlagcn. Oie auf bem SDftontmartre errichteten «Batterien feuern feit beute früh auf Schloß Seeon. 3n ber gefirigen Sigung ber Kommune würbe Sftigault beauftragt, für bie Seiten^ ber Ser- faiüer Xrubhen angeblich berübten ©raufamfeiten 2ftehreffalien an ben ©efangenen gu nehmen. Oa8 offigieüe «parifer 3aurnal veröffentlicht folgenbe Serorbnung: Sftath bem bom SBohlfahrtS - Sluöfchuf gebilligten EBefcpliiffe ber- orbnet ber Surger 3ule8 gontainc, ®encral*Oomänen-Oireftor, al§ Antwort auf bie Sbränen unb Orohungen SbierS, beö Sombar- birerß, unb auf bte bon ber Sauernbetfammhutg etlafTcnen ©efege: tlrt. 1. Oaß ßetnengeug, baß im ^aufe beß Xbkrö »orgefunben wor- ben ift, wirb ben Slmbulangen gur Serfügung getleüt. 8lrt. 2. Oie Kunfigegenftänbe unb feltenen Sucher werben in bie 5fta(tonal*Si0lio- tbefen unb SDtufeen gefanbt. Slrt. 3. Oie TODcl werben nach einer öffentlichen Slußfteüung im »©arte - Steubleß« berfieigert werben. Slrf. 4. Oaß (Ergebniß biefer Serjleigerung wirb etngig unb aüein für bte «Pettftonen unb (Entfchübtguitgen oerwanbt werben, welche bie Sßittwcn unb SBatfen ber Opfer beß infamen Krtegeß er- ftalten foüen, ben ber (Es-(§;tgemftümcr beö ^otclß ©eorgeö gegen unß führt. 3lrt. 5. Oie nämliche Sefiimmung erhält baß (Mb, welcheß ber Serfauf beß Sftaterialß beß gerfiörten §otclß abwirft. Slrt. 6. Sluf ber Stelle, wo baß £otel fiattb, wirb ein Sqare errichtet werben. «Park, 25. gloreal 79.« Stftfet. Sei grab, 18. SDlai. (5Ö. %. S.) Oem Staatßrathc liegen bie ber Sfuf)fchtina tn ihrer bteßjährigcn Seffion gu machenben Sorlagen gur Serathung oor; unter benfelben befinbet ftch ein ©efegentwurf, betreffenb bte Ein- führung oon ©efchworenengertdhten. Oie Sftegierung erthetlte

bie Kongeffion für eine »Serftifche Oonaubamhff(htffahrtß= ©cfeüfchaft.« Rumänien. Sufareft, 17. «ülai. (SB. S. S.) Oie Wahlen beß walachifchcn ©roßgrunbbeftgeß für bie Oeputirten- famnier finb burchauß regierungßfreunblich außgefaüen. Oie heute beenbeten Ocputirtenwahlen beß gweiten «ffiahlfoüegiumß finb ebenfaüß für bie 2ftegicrung günjiig auß- gefaüen. (Sdjtocbtn unb ^ottoegett. (Ehrifiiania, 7. SDftai. (§. (E.) Oaß norwegifche Storthing würbe heute burch ben Staatßrath 6tang im Auftrag beß Königß gefchloffen. Oie ^h^anrebe fpricht bie Hoffnung auß, baß bie jegige (Einrichtung, wonach baß %hing iebeß 3^hr gufammentxitt, jich alß einen wefentlidben gortfehritt erweifen werbe, bedauert baß Eftidht- gufianbefommen ber neuen ilnionßafte, unb banft für bie Sc= weife ber ^heilnahme, welche ber König anläßlich beß %obeß feiner ©cmahün erhalten hübe. 3n feiner legten Sigung be- wiüigte baß Storthing noch bie «Uufnahme einer Staatßanleihe bon 600,000 Spec. gu (Eifcnbahngwecten, unb 121,300 Spec. für außerorbentlidhe Kojien ber ßanbeßoertheibigung. Slmertfa. Söafhington, 15. SOftai. (per Kabel.) Oaß Konnte für außwärtige Angelegenheiten empfiehlt bie 2ftatifigi. rung beß »Scrtrageß oon S&afhington« ohne Amenbementß.

Serlin, 19. 2D*tat. 3n ber Sigung beß Dfteichßtagß am 17. b. 2)1. erklärte ber *präftbent beß Sunbeßfangler - Amteß, Staatß*2)Unifter Oelbrütf, auf ben bon bem Abg. bon 2)lai- linctrobt außgefprochenen AÖunfch, bie noch gu erwartenben Sorlagen gu fennen: Sceine § errett! Oer £err Sotrcbncr hat feinem ernfiefien Schauern Außbcucf gegeben darüber, baß bem metc&ötage nicht am £age feineß Sufammentretenß aüe bie Sorlagen gemacht worben jtnb, die im Saufe ber Seffion eingebracht worben, unb er hat bie grage geflcüt, ob nun etwa noch eine ungcgählle Stenge bon Sorlagen in tiefer Seffion gu erwarten fichc. 2Saß die erfie grage betrifft, fo habe ich auß ben Serhanblungen beß £aufeß bißher ntäht entnehmen föttnen, baß fte bergögert worben wären burch Stängel an 2cktatettal. gum Xheil war Daß Sftaterial, baß Dem 3kichßtage borgelegt worben i^, auß äußeren ©rünben eben nicht früher gu befchaffen alß rorgelcgt würbe. Oer Sorlage über (Elfaß unb ßothnngen mußten Sorauß- fc£ung«n borhergehen, welche nicht früher eing treten waren, alß bte Sor- lage gemacht werbenfonnte,unb wenn etn umfangretcheß ©efeß, baß ©efefc über bie Penftonirmtg ber Offtgiere unb «Utannfchaften ber Armee, erft fpät borgelcgt worben ifi, fo finbet baß bei biUiger Seurtheilung wohl feine (Etflärung barin, baß btejenlgcn Sehßrbett, welchen ber Aatur ber Sache naä) oblag, bte Sorberettungen gu tiefem ®efeß außgu- arbeiten, in einem iütaße durch die Aufgaben beß Ktiegeß in Anspruch genommen waren, baß wohl ertlärltch ifi, Wenn biefeß umfang- reiche ©efeg nicht fo frühzeitig fertig wurde, alß gewiß auch ber Sßunfch ber berbünbeien Otcgierungen war. 3ch fann tnbeffen bon tiefer retrofbeftioen Krttif abfehett unb mtch gu ber prafttfdjen grage der gufunft wenden. 3n Segug auf tiefe grage darf ich daran erinnern, baß @e. SRaieftit ber Kaifer in der Dtebe, mit welcher er die gegenwärtige Seffion beß Aeichßtagß eröffnete, bereitß darauf hütgewtefen ftat, baß die Setfügung über die bon ftranf- reich gu letfienbe Kriegß - (Entfcbäbtgung nach Staßgabe ber Sc- bürfniffe beß Steichcß unb ber berechtigten Anfprüche feiner Mit- glieder mit 3ufiimmung beß Steichßtageß getroffen würbe Oie Summe ber bon granfreiep gu leifienben Krieaßfoften-^ntfchäbi- flung fianb gwar aüerbingß durch den «Präliminarfrieden fcfi, ich glaube inbeffen, baß einer wetteren Ausführung hier nicht bedarf, baß bie berbünbeten Siegierutigen, bebor fte eine Sorlage über bie Ser- Wendung tiefer Summen bem £aufe machten, borher bietentgen ®a- rantten in Segug auf ben (Eingang berfelben gu hohen Wünfchten, wte fie durch ben beftnitwen grteben getroffen find, ber beute noch nicht ratifigirt tfi, an beffen «Jtatififation aber biß jegt burchauß fein ©rund ift, gu gwcifeln. Unmittelbar nachdem ber befimtwe griebe untergeichnet ifi, \ii\b die (Einleitungen für eine begügliche Sotlage getroffen, die Sorlage ift geftern bem Sunbeßratb gemacht. Heber ben gettpunft, wann ber Sunbeßrath tn ber Öaae fetn wirb, über einen ttnoetfennbar feftr wichtigen ©egen- fianb eine (Enifchetbung gu treffen, fann ich nichtß oorber beftimmen, ich fann nur baß berftchern, baß bie berbünbeten «Regierungen beßrebt ktn werben, biefe (Entfcheibung nach Möglichfeit gu befchleunigen. Oiefe Sorlage habe tch alß eine folcpe gu begegnen, welche nach bem ®»ntoe beß «Prafkiumß unb bem übereinßimmenben Söunfche fammtltcher berbünbeten Regierungen mit bem Reichßtage in beffen gegenwärtiger Seffion noch bereinbart Werben möge. (Eß ift bieß eine Sorlage, bon ber ich nicht glaube, baß fte grabe einen fo großen äußerlichen Umfang hoben wirb, deren innere Sebeutung inbeffen ™thi gu berfennen ifi. SDicfe Sorlage habe ich olß ben hauptfäch- Itchßen ©egenfianb gu begegnen, welcher außer ben jeßt noch bor- liegenden ©efeßentwürfen ber Serathung beß^aujeß unterworfen wirb. Auf bie hieran gefnüpfte Semerfung beß Abg. gretherrn bon §oberbecf erwieberte ber Staatß-Minifter Oelbrücf: Meine Herren! 3ch möchte bem ^errn Abg. ftreiherrn b. Joobcrbecf in Segiepung auf bie grage, weßpalb bettn nicht ber Reichstag erft nach Cftern berufen fei, eine Antwort geben: £)er DUichßtag mußte

235

au ber 3elt berufen werben, wo er berufen wurde, mit Rücfftcht auf bie für Den AorbDcutfchen Sund ober für bie Staaten beß bormaltgen sjDorbbeutfchen Sunde« unbedingt oorhanbene Aothwenbigfeit, ftch durch eine neue Kcebitborlage bie Mittel gu berfepaffen, Die bei ber damaligen bolitifchcn Siiuatton für bie Unterhaltung unterer Armee in granf- reich und eintrecenben gaüß gur AMcberaufnapme beß ilriegeß unbe- dingt notbwenbig waren. (Eß ift einem Xpcile ber Herren wohl be- fannt, baß baß 'präftbiutn bereitß gu bem ungewöhnlichen Mittel- batte fepreiten müffen, bie pceußifche Regierung gu erfuehen, fiep bon Dem peeußtfepen üanbtage einen Kredit a conto beß Reiche* gu er- bitten. SDtefer Kredit würbe aUerbingß bereitwiüigft gewährt; liegt aber auf ber §anb, baß, wenn irgend ein 2öeg borhanbett war, um bie Scnußung Dtefeß Mittel« gu bermeiben, biefer S3cg abfolut etngelilagen werben mußte. 0te 3nterpeüation der Abgeordneten Dr. Sanfß und ©enoffen in Setreft ber auß Hamburg oerfeßten Poftfefretäre, beantwortete ber präfibent beß Sunbeefangler-Amtß wie folgt: Meine Herren! 3cp erlaube mir guerft auf bie gweite in der 3n- terpcllation gefteüte grage gu antworten, nämlich auf Die grage, cb wahr fei, baß für bte Poftbeamtcn Serfüguttgen ctlaffcu fmb, weldjc benfelben bie (Einreichung oon Petitionen an ben Reichstag gang'ober bebittgungßweife unterfagen. höbe biefe grage beftimmt gu berneinen, unb damit erledigt ftch gugieid; bie unter Rr. 3 gefteüte grage, foweit fte ftch auf bie eben bon mir berneinte grage begogett bat. S§aß nun bte erfte grage anlangt, fo habe ich &o beftätigen, baß gweiPoftbcamte auß Hamburg, ber eine nacpStaüupöncn unb ber andere nach Schwelm berfeßt find; ich habe ferner hmgugufügen, baß nicht in der Abftcpt liegt, biefe Serfeßtittgen rücfgängtg gu ntaepen. 2öenn nun die erfte grage weiter dahin gerichtet ift, auß welchen ©rüttben biefe Serfcßungen erfolgt feien, fo muß ich die Herren 3nterpeüantcn bitten, mir es nicht gu berargett, wenn ich biefe grage nicht beant- worte, unb fte niept beantworte nicht im einfeitigen 3ntereffe ber Secwaltung, fonbern im 3ntereffe beß Reicpß, welcpcß 3hncn unb unß gemeiniant ift (Eß banbeit ftch hier burchauß niept, wie ber ßerr Interpellant angeführt pat, um eine Strafoerfeßung; die Sc- annen, um bte ftch ponbelt, ftnb ohne Scränberung ipreö Oienft- eintommenß denn ber Wegfall ber Xhcuerungßgulage, bie lediglich auf einen beftimmten Ort gegeben ift, begründet feine Serminberung beß ©ienfteinfommenß —, ftnb mit SemiUtgung ber Umgugßfoften berfeßt WorDen. (Eß tft baß fei tu Strafberfeßung; denn ift baß ein aügemeiner, auß ber rechtlichen Ra tue beß Amteß folgender Saß, baß fein Serwal- iungßbeamtct ein Recht auf eine befummle Steüe hot; bie Serwal- tungßbehörbe muß im3ntenffe berSerwaltung felbft bieScfugniß haben, Seamte ohne Schmälerung ihrer btcnftlicben Següge, ohne Serringerung ihrer Menftlichm Steüung bon einem Punft, in welchem fte fte nicht mehr für geeignet hält, nach einem anderen gu berfeßen. 0h«e folcpe Sefugnißift eine Serwaltung überhaupt nicht gu führen. A§enn nun bie Serwaltung ihretfeitß die Serantwortlichfett gcfcßlicp hat unb ftch ber Serantwortlicpfeit bewußt ift, den tpr anoertrauten Serwaltungßgwetg fo gu leiten, Wie baß 3ntereffc beß ©äugen er- fordert, fo fann fte biefe Serantwortlicpfeit nicht tpcilen. (Eß wäre bieß berfaffuugßmäßig nicht begründet, denn die Attributioncn ber Serwaltung in Segtepung auf bie Poft ftnb bem Kaifer und feinen Seamtcn übertragen. (Eß würbe baß aber auch hern 3ntereffe ber Sache entfepieben guwiber laufen, wenn bie Serwaltung in bie Rotbwenbigfcit berfeßt wirb, pk* im £oufe bie ©rünbe gu btefutiren, auß welken fte tiefen ober jenen Scamten ich wkberhole, nicht gur Strafe, fonbern in ber borpin begeiepneten 2öeifc berfeßt pat, ober, waß bamit ja gang gleicpbebeutenb fein würbe, weßpalb fte einen Seamten, ber gerne berfeßt gu werben wünfept in eine anbere Steüe, nicht in bie bon tpm gewünfepte Steüe ber- feßt. 2öenn bie Serwaltung in bie «age fomrnen foüte, pier im öaufe über folcpe Sccpältniffe gu bißfutiren, fo würbe fte die erfte Sebingung einer orbnungßmäßtgen Serwaltung erfepüttern, nämlich bie ©tßgiplin, unb biefe £ißgiplin ift tn feinem gwetge bet Serwaltung notpwenbiger, alß in der Poftoerwaltung. Abgefepcn da bon, baß bie poftberwaltung ein gang ungemein großeß Pcrfonal, 40-biß 50,000 Mann, beftßt, ift die Poftberwaltung ihrer gangen Ratur nach borgugßwetfe eine folche, in ber bermöge ber Art beß Se- triebeß beß Oienfteß etn annäpemb militärtfcpeß Serpältniß ob- walten muß. (Eß fommt bei einer Serwaltung, beren erfte Aufgabe bie größte Prägifton in aücn thTen Aftcn ift, barauf an, baß bie Sanbe ber ©ißgiplin, in benen bie Seamtcn gu ber Serwaltung fiepen, nicht gelocfert werben; wäre baß ber gaU, fo würben bie unaußbleiDltcpen golgen für ben £cknft im Aügcmetnen nicht außbleiben. Söenn ber £err 3nterpeüant nun noch auf einen gaü, ber in ber 3nterpeüation niept erwähnt ift, ober üielmebr auf 3 gäüc, nämlicp bie Serpältniffe dreier Poftejpebienten in (Eöln unb ©euß pingewtefen pat, fo glaube ich, werben Sie begreifen, baß ich über biefe gälle nach ihrer gangen faftifepen Sage niept informirt bin. 3cp weiß darüber nichtß, ich möchte inbeffen, unb eben weil ich bie perfonen gar nicht fennc, fann ich «0 tuptg fagen ich möchte gerade biefe (Erwähnung beß 3nktpcüamen alß einen Sewciß für bie Ricptigfeit beffen anfüpren, waß tep gtfagt habe. (Eß liegt ja ungemein nape, baß ein Scamter, ber auß irgend einem in feiner ©ienftführung liegenden ©rund an einen Ort berfeßt wirb, baß 3ntereffe für ober gegen feine Serfcßung baburep angurufett fucht, baß er ftch gum politifcpcn Märtyrer macht, unb wenn er biefen 2Beg be- tritt, Io glaube tep, fomrnen wir bapin, waß ich gefagt habe: bte Sanbe ber ©ißgiplin hören auf unb bamit bte ©arantie für eine _ q n Der ^ißfuffion über biefe Petitionen ergriff ber Staatß-Minifier ^)clbrücf nach bem Abg. §ölber baß 2ßort: Meine Werten! 3ch «an» gunäepft nidgt umhin, mit einer halb perfönlicpen Semerfung gu beginnen in Segtepung auf eine Aeuße-

tung beß #etrn Abgeordneten für Main?. 3# fann ihm herficbcritf baß tep nicht gewohnt bin, Rotten gu fpielen, unb auch in tiefem gatte feine Rotte gefptelt habe, waß er wohl auch barauß hätte entnehmen fönnen, baß fepr nape lag, einen Andern die 3nterpeüation beant- worten gu laffm. 3chb bedauere ferner lebhaft bie Aeußerungen, gu benen ffty ber £err Abgeordnete für Mains in ber Sache felbft hat pinreißen laffen. 3# null fte hier niept wiederholen, weil ich metne, baß fte ihm in einet gewiffen ßebhaftigfeit der Oiftion entfeplüpft ftnb; nur baß will ich unb muß ich betonen, baß bie Auffaffungck bte auß ben Aeußerungen beß ^errn Abgeorbneten für Mains peroorgeht, in Segtepung auf baß Serpältniß ber Sorgefeßtat gu ben Untergebenen ber poftberwaltung boüftäntig fremd ift. 3cp wende mich nun gu den Semerfuttgen beß Jperrn Abgeorbneten für Meiningen. etfenne mit ipm auf baß Soüftänbtgfte an, baß tn Segtepung auf bie hier uorliegcnben gragen ber kßte Searute fo biel Werth ift wie ber erfte, tep beftätfge baß, indem ich etfläre, baß, wenn ftep etwa Pier um bie Serfeßung etneß ©efanbten gehandelt hätte, ich genau baffelbe gefagt h^bm würbe, alß Wo fiep um bie Serfeßung bon gwet poftbeamten handelt. glaube, baß biefer £tnwetß, fcen ich niept qefuept habe, gur 3üuftration ber grage dienen fann, wie mißlich tft, im Reichßtage die Motibe folget Serfcßungen gu erörtern. Oaß den Poftbeamten daß Petitionßrccht nicht oerfümmert ift, niept durch eine allgemeine Anordnung, daß pabe^ ich fhon gefagt; und baß ihnen auch niept im Spejtetten berfümmert ift, baß beweifen, wie tep glaube, atiep eine Anjapl bon, wenn ich nicht ine, auch in biefer Sefftott bei bem Reichstage cingegaitgene Petitio- nen bon poftbeamten; fte ftnb mir niept gang gegenwärtig, ich glaube aber, liegt eine gange Aitgapl bor. (Eß folgt pierauß, glaube ich, bon felbft, baß bte Poftberwaltung weit babon entfernt ift, ihren Seamten daß Pctitionßrecpt gu becfümuiern. 3ty irjn a & ct auty wiederholen und namentlich gegenüber dem £crrn Abgeord- neten für den 10. württembergifepen SBahlfreiß betonen, baß ftep in ber Spat nicht um eine Strafberfeßung handelt; ich muß baß betonen, weil, wenn bie hier beiliegenden gatte unter den Segriffcn der Strafoerfeßung fubfumkt, eine Segriffeber- wtrrung eintrekn würbe, bon ber ich nicht weiß, wohin fte führen foll. (Eß peißt bann, eine Strafberfeßung ift jede Serfeßung, welche ein Seamter nicht felbft beantragt; wenn er opne feinen Antrag ber- feßt wird, fo wirb baß in fepr bielen gälten ihm unbequem fein, er wirb auß biefen und jenen ihm angenehm geworbenen perfönlitycn Segicpungen heraußfommen, unb würbe alfo ein großer Xpeil der- jenigen Serfeßungcn, die im ßaufe ber Serwaltung unbedingt er- folgen müffen, alß Strafberfeßungen eparaftetiftrt werben, gang eben fo, wie die pier botliegende. 3cp muß unbedingt den nicht tcchwfcben, fonbern in ber Sache liegenden Unterfcpicb fefthalten, ber gwifchen Serfeßung, wie ber teepnifepe Außbrucf lautet, im 3ntercffc dcß Oicnfteß obwaltet unb Strafberfeßung. (Eine Strafberfeßung feßt unter allen Umftänden Sermögenßnachtheile für den betpeiligten Seamten borauß, eine Serfeßung im 3ntereffe beß Oienfteß ift nur bann borpanben unb guläfftg, wenn folcpe SermögcnßnacptheUe mit ber Serfeßung niept berbunben ftnb. So liegen bie pier erwähnten gatte. 3n Segug auf bie Semerfung beß 6ctrn Abgeordneten für ©raubeng möchte ich nur noch daran erinnern, baß ber eine der ber- feßten Seamtcn in die Rpeinproüing berfeßt ift, und ich weiß nicht, ob er geneigt ift, die Rheinprobing alß eine Probing gu behandeln, in welche man Seamte gur Strafe berfeßt.

Dem Reichstage ift folgender Sertrag aur berfaffungS* mäßigen ©enepmigung borgelegt worben: Abbitional-Artifel gu bem am 21. Oftober 1867 gwtfcpen ber Poftberwaltung beß Rorbbeutfcpen Sunbeß u: b ber Poftberwal- tung der Sereinigten Staaten bon Amerifa abgefthloffenen Sertrage für bie Serbeffmmg beß poftbienfteß gwifchen ben beiben «ändern, fowie gu dem Adbitional-Scrtrage bom 7/23. April 1870 SÖenn eine regelmäßige Dampffchiffßlinie gwifepen einem §afen Deutfchlandß und einem &afen ber Sereinigten Staaten bon Amerifa gum Xranßport ber beutfep ameiifanifcpen Poften gegen eine folche Sergütung benußt werben fann, baß bie gelammten Seförderungß- foften gwifchen den ©rengen ber beiden ©ebietc für jeden einfachen Sricf Silbergrofchcn nicht überfteigen: So haben die Untergeiebne- ten, mit gehöriger Sottmacht bon ihren Auftraggebern, refp. dem Deutfdben Reiche unb den Sereinigten Staaten oon Amerifa ber- fehen, ftep über folgenden Additional Artifel gu bem Poftocrtrage bom 21. Oftober 1867 unb gu bem Additional Sertrag bom 7./23. April 187 %Vngiger ö Artifel. Der einfache Sricfportofaß bet ber gwifepen ben beiben Serwaltungen mittelji der betreffenden «inie btreft außge- wecpfeltcn Koucfpondeng wirb, wie folgt, feftgefeßt: 1) gur Stkfc auß Deuifhlanb nach ben Sereinigten Staaten: a) bet ber Sorauß- bcgablung in Deutfchlanb 2k SUbergrofcpcn, b) bet Der Segaplung in den Sereinigten Staaten 12 (Eentß. 2) gür Sttefe auß ben Set- einigten Staaten nach Deutfchlanb: a) bei ber Sorauebegahlung tn ben Sereinigten Staaten 6 (Eentß, b) bei ber Segaplung i«t Deutfch- lanb 5 Sübergrofchctt Diefer Abditional-Artifel tritt an bem £age der Abfertigung ber elften Soft niittelft ber betreffenden ßinie in Kraft, unb bat hon da ab gleiche Dauer mit bem Sertrage oem 21. Oftobet 1867 unb mit bem Abbitional-Sertrage oom 7./23. April 1870. So gefepepen in doppelter Abfertigung unb untergeichnet gu Serlin am 14. Mai (Eintaufenb Achthundert (Ein unb Sicbengtg, unb gu SBafhington am 31. Märg Eintaufenb Achthundert Ein unb Sicbengig. (geg.) Stephan, ? ©eneral-Poftbireftor beß Deutfcpen Retcpß. (L. S.)