1872 / 87 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Apr 1872 18:00:01 GMT) scan diff

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(Bullern des lois 516 No. 3930) Me nad&iWjcnb bcjefd&nctcn SB et- xcdbtc erteilen: 1) bic ©cfellfdaft fann ihren 0dulbncrn Gegenüber alle Siechte xmb bie fpcjicüen Mittel pr Eicfution anwenben, welche burch bag uorcrmäbnte Defrct unb bag oiefeg Dcfret abänbernbe ©cfcB Pont 10 3 uni 1853 (Bulletin des lois 56 No. 516) cingefübrt fmb; 2) bic HPPotbcfcncinfdrcibungen ©unften ber ©efcüfdaft gc- ixiejen ben * Sortbcil beg Slrtifclg 47 beg Dcfretg Pom 28. gc- bruar 1852; . 3) bie ©cfellfdaft bat bag Dtccbt, wenn ftc eg für jwccfntafttg bält i bic Surgation ber cjcfcfelicbcn unb ftiflfdweigcnbcn ^ppotbefen nach Slrtifel 1 beg ©efe^eö Pont 10. guni 1853 ju ermirfen; 4) bie pon ber ©cfellfdaft gegen Serpfänbung pon Sfgnbbnetcn ober Kommunal - Obligationen getrifteten Sorfdüjje unterliegen bem ©efehe Pom 19. 3uni 1857 (Bulletin des lois 512 Nq. 4683). Die Scftimmung im Slrtifel 46 beg mebrgebadten Dcfretg Pom 28. gebrttar 1852 fmbet auf bic gebaebten Sfanbbtiefc feine Sin- Wchn Hrfimblicb unter Hnferer §öcbftcigenbanbigcn Unterfd&tift unb bei» gebrueftem Äatferlicben 3nfiegel. ©egeben Serlin, ben 18. Stärj 1872. , (L. S.)~ Söllßeltm gürft p. Sigmard (Dag in ber notariellen Hrfunbc Pom 8. gebruar 1872 pcrlaut* barte Statut ber Slfticngcfcllfdaft für Sobctt* unb Kontmtmalfrebit in Elfaf-8otl)tingen wirb bureb bie »0traftburger geitung unb amt- liche 9tacbrtcbten für Elfa§ Sotbringen« unb bureb bic *3citung für ßotbringen« pcröffcntlidt.)

9?eic§§tag§ - Slttgclcgcnßcttem S er litt, 12. Slßril. Der bent 31eidgtagc porgclegtc Entwurf cinc3 ©efe^cg, betreffenb bie 5le*cbt§perßältniffe ber sKeichߧbeamten, lautet (Scbluji): §. 52. (Stadwcig ber Dicnftunfäbigfcit.) gunt ©rmeifc ber Dimthmfähigfeit eincg feine Scrfejjung in ben Shtbcftanb nadfuden- ben SieidSbcamtcn ift bic Erflärung ber bcmfclben unmittelbar oor« gefegten Dienftbebörbc crforberlicb/ bafi ftc nacb pftidtmafftgem Er- meffen ben Seamten für unfähig halte, feine Slmtgpflidtcn ferner p erfüllen. 3n wie weit anbere Sewcigmittcl ju erforbern ober ber Erflä* rung ber unmittelbar oorgefcBtcn Sehörbc entgegen für augreicbcnb p erachten ftnb, bängt pon bem Erntcffcn ber über bie ScrfeBung in ben SKubcftanb entfebeibenben Scbörbe ab. 53. Die Scftftmnung baritber, ob unb ju welchem geitpunfte A -- c in ben Stußeftanb ftatt» ebt, erfolgt icntgen söcanuen, welche eine Kaiferliche Scftaüung erhalten haben, ift bic ©enehmigung bcö Kaifcrg pr ScrfeBung in ben Slubcftanb crforberlicb- §. 54. (gabibarfeit ber Senftonen.) Die ScrfeBung in ben sRubejianb tritt,' fofern nicht auf ben Eintrag ober mit augorücfltcbcr gufmnmung beg StcidSbcamtcn ein früherer geitpunft fcftacfcBt wirb, mit bem Stblaufe beg Sicrtcljabrcg ein, welcbcg auf ben Sftonat folgt, in welchem bem Scamtcn bie Entfdcibung über feine ScrfeBung m ben Dtubeftanb unb bic^öbc ber ihm etwa juflebenben Spcnjton (§. 53) hefannt gemacht worben ift. §. 55. ch£)k Senftonen werben monatlich im Soraug gejohlt. 56. (Kürjtmg, ^tnjichung unb Sßicbergcwäbrung ber Sctt- ftonen) Dag SKccbt auf ben Scwg ber Senfton crlifd)t burch recht»- fräftige Scrurtheilung ju einer Strafe, welche, wenn fic Wä&rcnb ber DicnjQcit beg Scamten perhängt worben wäre, ben Scrluft beg Slmtcg fraft beg ©efe^cg nach ftch gezogen hätte. §. 57. Dag 9iecbt auf ben Scjug ber Swfion ruht: 1) wenn ein Stettftonär bag beutfebegnbigenat pcrliert, big ju etwaiger lieber- erlangung bcffclbcn; 2) wenn unb fo lange ein fltatftonär imDieichg*, im 0taatg» o ber im Kontmunal-Dicnfte ein Dienftcinfommcn Oc- jiebt, infoweit alg ber Setrag biefeg neuen Dienftcinfomntcng unter j^inutrccöming ber Senfton ben Setrag beg pon bent Scamtcn por ber Scnftonirung bejogenen Dicn|leinfommcng überflcigt. §. 58. (5itt ^enftottär, welcher in eine an ftch jur Swfwn bc- rechttgcnbc 0tcßung beg Oicicbgbienftcg wicbcr cingetretcn ift (§. 57, 9er. 2), enpirbt für ben gall beg guriteftreteng in ben Ütubeftano ben ^Infpruch auf ©cwäbrttng einer nach S^aBgabe feiner nunmehrigen pcrlängcrten Dicnfltcit unb beg in ber neuen 0tellung bejogenen Dicnftcinfommeng berechneten Smfiott nur bann, wenn bic neu hin* jutretenbe Dienftgcit wmigftcnö ein 3ahr betragen bat. Stit ber ©cwährung einer hüntach neu berechneten Senfton faßt big auf a3öI)c beg Sctragcg berfelbctt bag Siecht auf ben Sejug ber früheren Senfion hinweg. §. 59. erbient ein Senftotiär, welcher in eine an fich jttr Sen= fion bcrcchtigcnbc 0teüung beg 0taatg- ober Kommunalbietifteg ein- getreten ift, in biefer 0tcüimg eine Senfton, fo finbet neben berfelbctt ber gortbejug ber auf ©runb biefeg ©efepeg gewährten Senfton nur in bem bued) §. 57 ^r. 2 begrenzten Umfange ftatt. §. 60. Die ©injiehung, Kurjung ober 5DStebergcwährung ber Senfton auf ©runb ber Seftimmungcn in ben §§. 56 big 59 tritt mit bem Scginn bcgjenigen Slionatg ein, welcher auf bag, eine folchc Seränberttng nach fid) jichcnbe (SrcigniB folgt. 3ut fyatle oorübcrgel)enbcr SBieoerbcfchaftigung im 9icid)g-, im 0taatg* ober im Komtnunalbicnfie gegen Tagegelber ober eine anber- weite (Sntfchäbigung, finbet bic im 0cbluBfafcc heg §. 30 enthaltene Sorfchrift 5lnwcnbung.

§. 61. (gwanggweifc Serfcfcung in ben 9iuhcftanb.) @in Stcid&g- beamtcr, welker burch Slinbheit, Taubheit ober ein fonftigeg förper^ lidjcg ©cbrcchcn ober wegen 0chwäche feiner förperlichen ober geifti- gen Kräfte ju ber Erfüllung feiner 5lmtgpflichten bauernb unfähig ift, foß in ben Dluhcftanb oerfefct werben. §. 62. 0ucht ber Searnte in einem folchcn gaHc feine Serfe^ung in ben Dtuhcftanb nicht nach, fo wirb ihm ober feinem nöthigenfallg hiertu befonberg ju beftellenbcn Kurator ooit ber PorgefcBten Dicnft- bchorbe unter Eingabe beg jtt aewährenben S^nfiongbetrageg unb ber ©fünbe ber Sutftonirung eröffnet, baB ber gall feiner Serfefeung in ben Dtubeftanb Porliege. I. 63. 3nncrhalb fcchg Söochen nach einer folchcn Eröffnung

nidht ber Seamte eine Kaifcrlidje ScftaUung erhalten hat, über bie Senftonirung entfeheibet. ©egen btefc (^ntfeheibung fteht bent Scamtcn ber Dlcfurg an ben Sunbcgrath binnen einer grifi pon Pier Siöochcn nach Empfang ber Sntfchcibung p. Deg Dtefurgrcchtg ungeachtet, fann ber Seamte Pon ber oberften Dlcichg^ehörbe fofort ber weiteren Slmtgoerwaltung Porläufig ent- hoben werben. * §at ber Seamte eine Kaifcrlicbc Scftallung erhalten» fo erfolgt bie ^ntfeheibung Pont Kaifer nach Anhörung beg Sunbcgrathg. §. 64. Dem Scamtcn, beffen SerfeBunq in ben Dluhcftanb Per- fügt ift, wirb bag Polle ©ehalt noch big junt Abläufe begjcnigcn Sicrteljahrcg fortgcjahlt, welchcg auf ben Stonat folgt, in bent ihm bic fchlicBliche Serfügung (§. 63, Slbfafc 1, bcjiehungSweifc 4) über bic erfolgte Serfcfcung in ben Dtubefianb mitgctheilt worben ift. 65. Söenn ber Seamte gegen bic ihm gemachte Eröffnung (§. 62) innerhalb fcchg Söochcn feine (Sinmcnbung erhoben h^t, fo wirb in berfelbctt Sßeife Perfügt, alg wenn er feine Senftonirung fclbft nachgefucht hätte. Die gahlung beg Pollen ©chaltg bauert big ju bent int §. 64 bcjtimmtcn gcitpunftc. §. 66. 3jt ein Seamtcr Por bent geitpunft, mit welchem bic Scnftongbcrcchtigung für ihn eingetreten fein würbe, bienftunfähig geworben, fo fann er gegen feinen SMllcn nur unter Scobachtung berjenigen gönnen, wclic für bic Digjiplinar»Unterfuchung oor* geschrieben )mb, in ben Dluhcftanb oerfefct werben. Sckirb cg jeboch Pon ber oberften DtcichgbcbÖrbc mit gujtimnuing beg Sunbcgrathcg angemeffen befunben, bent Scamtcn eine Scnfwit ju bent Setragc ju bewilligen, welcher ihm bei Erreichung beg oor* gcbachtcn geitpunfteg suitc&cn würbe, fo fann bie Senftonirung bef- leißen nach ben Sorfchriftcn ber §§. 61—65 erfolgen. §. 67. (Scwilligungcn für Hinterbliebene.) Hmtcrlä£t ein Sem fionär eine SSittwe ober eheliche Dtachfomtnen, fo wirb bic Senfton noch für ben auf ben 0terbcmonat folgenbcn Slonat gezahlt. Sin wen bic gahlung erfolgt, heftimint bie oberfic Dtcichobchörbc. Die gahlung ber Senfton für bett auf ben 0tcrbemonat folgen* ben Stonat fann mit ©cnchntigting ber oberften Dtcichebchörbc auch bann ftattftnben, wenn ber Serjtorbcne Eltern, ©efepwifter, ©cfd'wifter* finber ober Sftegcfinber, beren Ernährer er gewefen ifi, in Scbürftig* feit hmtcrläft, ober wenn ber Dtqe&lafj nicht augrcicht, um bic Koftcn ber lebten Kranfhcit unb ber Scerbigung p beefett. Der über ben 0tcrbentonat binaug gewährte eimnonatlichc Sc* trag ber Senfion fann nicht ©egenftanb ber Scfchlagnahme fein. §. 68. (Tranfitorifche Sefttntnumgen.) 3ft bic nach SllaBgabc biefeg ©cfefceg bemeffene S^nfion geringer alg bie Senfton, welche bent Scamtcn hätte gewährt werben ntüjfen, wenn er oor bem Er* laffc biefeg ©efefteg nach ben bantalg für ihn gcltcnbcn Seftimmun- gcn penftonirt worben wäre, fo wirb bic Icfctcre Senfton an 0tcUe ber crflerctt bewilligt. §. 69. 3ttfofern oor ber ilebernahme eineg Scamtcn in bett Dteichgbicnft binftchtlich ber aug bett früheren DicnjtPcrhältniffcn bent* fclbcn crwachfcnbcn Swftonganfprüche mittetft cineg por bent Erlaffe bicfeg__©cfehcg abgefchlov getroffett fmb, follett bic

enen 0taatgpcrtrageg befonbere geftfehungen c geftfehungen aud) für bic Sercch t nung Per fenent Scamtcn bemtiächfi aug ber.Dtcic&gfafftpgewäbrenben Senffott maBgebenb fein. 3»hcB foücn fiatt ber gebachten befonberen Seftim* mutigen bic im gegenwärtigen ©efehe enthaltenen Sorfchriften ittfo* weit Dlnwcnhmg finben, alg jie für ben Scamtcn gimftiger ftnb. §. 70. (5ltlgemeinc Scftimmungett über Dienftoergchcn unb bereu Scftrafung) Ein Dtcicbgbeamtcr, welcher bie ihm oblicgenbcit Suchten (§. 10) perlest, begeht ein DicnftPergebctt unb h^t bic Digjipliitar* bcjtrafung perwirft. §. 71. 3ut Saufe einer gerichtlichen ilnterfudtung barf gegen ben Dlngcfchulbigten ein Digjiplinarocrfabrcn wegen ber nämlichen Th^t* faepen nicht cingclcitct werben. SBeftn im Saufe eincg DigjiplinarPerfahrcng wegen ber nämlichen Thatfachcn eine gerichtliche Unterfuchuttg gegen ben Slngcfchulbigtcn eröffnet wirb, fo mu§ bag Digjiplinaroerfahren big jut Seenbigung beg gerichtlichen Scrfahreng auggefeBt werben. §. 72. Söcitn pon ben gewöhnlichen 0trafgerichteit auf grei« fpredmng erfannt ift, fo finbet wegen berienigen Thatfachcn, welche in ber gerichtlichen Unterfuchung jur Erörterung gefommen ftnb, ein Digjiplinarocrfahtctt nur noch mfofern ftatt, alg btefelbcn an ftch unb ohne ihre Sejiehung p bent gcfcfclichen Thatbeftanbe ber ftrafbaren Hanblung, weldte ben ©egenftanb ber Unterfuchung bilbetc, cmDicnjt* pergehen enthalten. 3ft in einer gerid)tlichcn Unterfuchung eine Scrurthcilung er* gangen, weide ben Ser tu ft beg Slmteg nicht pr golge gehabt hgh fo bleibt berienigen Sehörbc, welche über bic Einleitung oeg Di3 a jiplinarvcrtahrcng ju perfügen hat, bic Entfd)cibung barüber por*

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behalten, ob aujjerbcnt ein Digjiplinarocrfabrcn einplciten ober fort- 3ufeBen fct. §. 73. 0ptidt bag ©efefc bei Dienftpergchcn, welche ©egenftanb eincg Digjiplinarpcrfahrcng werben, bic Scrpflichtung pr SMcber» erftattung ober pnt 0dabengerfa&e ober eine fonftige cipilrcchtlichc Serpfüchtung aug, fo gehört bic Klage ber Setheiligten por bag Eipilgcricht. §. 74. 3ft Pon bem gewöhnlichen 0trafrichtcr auf eine greiheitg* ftrafe Pon längerer alg einjähriger Dauer, auf eine fchWercrc 0trafc ober auf bie gtiläfftgtcit Pott Solisciaufjtcht trfannt, fo jicht bag 0trafcrfenntmB ben Scrlujt beg Slmtcg Pon felbft nad ftd- §. 75. Ein Seamtcr, welder fid ohne ben Porfdriftgntäfigcn Urlaub oon feinem Slmte entfemt hält, ober ben erteilten Urlaub überfdreitet, ift» Wenn ihm nicht bejonbere Entfdulbiguitgggrünbe pr 0citc ftchcn, für bic geit ber unerlaubten Entfernung feineg Dicnft* cinfommeng Perluftig. §. 76. Die Dicnftcntlaffung (§. 79 Dir. 2) tritt ein, wenn bie unerlaubte Entfernung Pont Dlrntc: 1) Pon befonberg eifchwerettben Umfiänben begleitet ift, ober 2) über Pier SSocfcen fortbauert, nad* bent ber Seamte aufgeforbert ift, fein Dlmt anptreten ober ju bem- fclben juruefpfebren, ober 3) über adt Söoden bauert. §. 77. Die Digjiplinarftrafcn begehen in Crbnunggftrafcn, Ent- fernung aug betn Dlmte. §. 78. Crbnunggftrafcn ftnb: 1) SBamung, 2) Scrwcig, 3) ©clb- buhe, 4) gegen ^untere Seamte aud 3lrrcftftrafc auf bic Dauer Pott hödftcng adt Tagen, weide jebod nur in folden Dtäumen ju poü» fireden ift, bic ben Serhältniffen ber ju beftrafenben Scamtcn ange- meffen ftnb. gu biefer Seamtcnflaffc werben gerechnet: Softconbuctcurc, Sriefträgcr, S3agcmncifter, ^jofliüonc, Ei'cfutoreit, Sotem Kaftcüanc, Diener unb bic p äönltdtcn, fowic bie ju blog medantfdett gunf- tionen beftimmten Seamten. §. 79. Die Entfernung aug bem Dlrnte fann bcftchcn: 1) in SerfcBuna in ein atibereg Slmt Port gleichem Dtanqe, jebod mit Scrminberung reg Dienfteinfomnteng unb Scrluft beg Dlnfprud^ auf Umpggfojtcn, ober mit einem Pott betbett Diadtheitcn; 2) in Dicnftcntlaffung. Die Dicnftcntlaffung hat ben Scrfuft beg Titelg unb Scnftong* anfpruchcg pon Dtcdtgwcgcn pr golge. Hat oor Seenbigung beg Digjipltnarpcrfahrcng aug irgenb einem Pon beffen Ergebnis unab- hängigen ©runbe bag DlmtgpcrhältniB bereitg aufgehört, fo wirb an 0tcUc ber Dicnftmtlaffung auf Serluft beg Titelg unb Senftong- anfprudS erfannt. ©el)ört ber Slngcfdulbiatc p ben Scamtcn, weide einen 5lnfpruch auf Smfton hoben, unb laffen befonbere Unt* •ftänbe eine ntilbeve Scurtbeilung p, fo ifi bie Digjiplinarbcl)örbe cr- mädtigt, in ihrer Entfdcibtcng pglcid feftpfegen, bah bent Dinge- fdulbigten ein Thctl beg gcfehlidcn Scnftongbctragcg auf Sebengjeit ober auf gewtffc 3ohre alg ilnterftügung p verabreichen fei. §. 80. SMdte ber in bett §§. 77 big 79 beftimtnten 0trafcn anp* Wcnbctt fei, ift nad ber größeren ober geringeren Erhcblidfeit beg Diettftpcrgchcng mit Dtücfftdt auf bic fonftige gührung beg Dlngcfdul- bigten p ermeffen, unhefdabet ber befonberen Seftimmungcn ber SS- 's unb 76. 3ft auf bie im §. 79 unter D^r. 1 bejcidnctc 0trafc erfannt, fo wirb bic Serfcfctmg burd bie oberftc Dteid^behörbc an* georbnet. S- 81. (Sott bent Digjiplinarocrfabrcn.) 3«ber DicnfiPorgcfcStc ift ju Söarmtngctt unb Serwcifcn gegen feine Untergebenen befugt. §. 82. ©clbbuBcn fönnett 1) pon ber oberften Dteidobchörbc gegen alle Dteicfcg&camte unb jwar big p 30 Thalcrn ober big pnt Setragc beg cinmonatliden Dienfteinfomnteng, 2) Pott ben berfelbctt unmittelbar untergeorbneten Sehörbcn unb Sorftehcrtt pon Schörbcn big pm Setragc Pon 10 Thalcrn, 3) pon bett ben lederen unter» georbneten Schörbcn ober Sorftcherit oon Schörbcn btg jitm Se- trage Pon 3 Thalcrn, burd eine mit ©rütibcn p unterftüBcnbe fdrift» ließe Serfügung perhängt werben. §. 83. Dlur biejentgett DienftPorgcfeBtcn, welche gegen bic im §. 78 unter Dtr. 4 bejeidneten Seanttcn ©clobuften Pcrbängcn fön* neu, ftnb ermädtigt, gegen biefclbctt Dlrrcftftrafen ju Perfügen. Diejenigen SorgcfcBtcn, beren 0trafgcwalt auf ©elbbu{jen big p brei Thalcrn bcfdjränft ift, bürfen bei ben Slrrcftftrafcn bag 2.^aB pon brei Tagen nidt überfdreiten. §. 84. ©egen bic Verfügung Pon Drbnunggftrafcn finbet nur Sefdwcrbc int porgcfdricbcncn 3nfranjcnjugc ftatt. §. 85. Der Entfernung aug bem Dlnttc muf ein förmliches Dig- jiplinaroerfahren porhergehen Daffclbe bcftcht in ber Pott einem Kotnmiffariug ju führctibcn fdriftlidcn Sorunterfuduttg unb in ber tnünblidcn Serhanblutig nad ben folgenben näheren Seftintnumgcn. §. 86. Die Einleitung beg Digjiplinarperfahrcng wirb Pon ber oberften Dteidjgbchörbe perfügt. Diefclbe ernennt auch ben Hnter- fudungg-Komtniffariug unb Denjenigen Scamtcn, welder bie Scrrid* tungett ber 0taatganwaltfdaft wahrpnehntett hot. 3ft ©cfahr im Serjugc, fo fann bic Verfügung ber Einleitung beg DigjtplinarPcrfahrcng unb bie Ernennung beg Hnterfudungg- Komntiffarittg porläufig oon einer ber int §. 82 unter 2 bejeichnctcn Schörbcn ober einem ber bort bcjcidnctcn Seamten auggehen. Eg ift algbattn bic ©cnehntigttn'g ber oberften Dtcid)gbchörbe cinpholctt unb, fofern biefc Pcrfagt wirb, bag Verfahren cinjuftcüen. §. 87. Die cntfdcibcnbcn Digjiblinarbchörbctt, weide je nad Scbürfntft jufantmentreten, ftnb 1) in erfter Snfianj bic Digjiplittar- faittmcrn, 2) in jweiter 3nftanj ber Digjiplinarhof in Scrlin. § 88. Din folgenben Orten: Sotgbam, granffurt a. 0., Königg* berg, Dantig, 0tettin, Eöglin» Srombera, Sofcn, Sltagbcluirg, Erfurt, Srcglatt, SicgniB, Öppcln, fünfter, Slmgbcrg, Düftclborf, Eöln, ^ricr, Darrnftabt, granffurt a. 2?t., Eaffel, Honnopcr, 0dl«SWig,

Seipjtg, Karlsruhe, 0dwctin, Subccf unb Srcmcn wirb je eine Digjiplinarfamntcr erridtet. Durd Dtnorbnung beg Kaifcrg fömten unter 3uftimmung bcS Sunbegratheg einzelne Digjiplinarfamntcrn aud ott anberen geeigneten Orten errießtet werben. J ; 89. Die Scjirfe ber Digjiplinarfamntcrn werben Pont Kaifer inpernebmen mit bem Sunbegrathe abgegrenjt. 3uftänbig im einjelnen gaüe ift bic Digjiplinarfantmcr, in beren Sepf Der Dlngcfdulbigte feitmt bienftlidcn SSohnftB hat, unb wenn bieder SSohnftB im Slttglanbc ftd befinbet, bic Dtgjiplinarfam- mer in Sptgbant. §. 90. 3cbe Digjiplinarfatnmcr beftebt aug einem Sräftbcnten ttttb ied§ anberen S^itglicbcrn, Pon benen menigfteng brei in ridtcr- lider «Stellung in einem Sunbcgftaate fein muffen, gur Erlebigung ber Digjiplinarfachcn ift bei ben Digjiplinarfamntcrn bie Tpcilnahme pon wentgftcng fünf SD^itgliebem, mit Einfdluft beg SorftBcttben, er- forbcrltch, Pon benen menigfteng jmet in ricHtcrlicßcr Stellung in etnent Sunbegftaatc fein ntttffen. §. 91. SBettn auf ben Dlntrag beg Scamtcn ber 0taatganwalt- fdaft ober beg Slngefdulbigtcn ber Digjiplinarhof bag Sorhanbcnfcin von ©rünben anerfennt, weide bic Unbefangenheit ber juftänbigen Digjiplinarfatnmcr jweifelhaft tnaden, fo tritt eine anbere burd vett Digjiplinarhof fubftituirte Digjiplinarfatnmcr an bereit 0tclle. §. 92. Der Digjiplinarhof bcftcht aug einem S^öftbentcn unb adt anberen Sftitgliebem, pon benen menigfteng brei ju ben SepoU* mächtigtcn jutn Sunbegrathe unb menigfteng Pier ju Den Stttglicbent ber int DteicftSgebifte bcfinMidett bödftcn ©cridtghöfe gehören tnüffen. gur Erlebigung ber Digjiplinarfaden ift bei bem Digjipltnar* hofe bie Theilnahntc Pott minbefteng fünf Siitglicbcm mit Einfdluft beg SorftBenbctt erforberlid, Pon benen menigfteng jmei ju ben ridtcrlidcn 2??itglicbcrn gehören nttiffen. §. 93. Die gal)l ber Stitglicbcr, weide bei gaffung eincg Sc* tdluffeg ntitwirfen, ntuB bet bett Digjiplingjfamntcrn, wie bei bem Digjiplinarhofe (§. 90 unb 92) immer eine ungcrabe fein. §. 94. Die DÄitglicber ber Dtgjiplinarfainmem unb beg Dig* jiplinarhofcg werben alle brei 3ol)re Pont Sunbegrathe gewählt,-Pont Kaifer ernannt unb für bie Erfüllung ber Obliegenheiten ißtcS Dlmtcg Pcrpftidtct. Ein SlUtglicb» Wcldeg im Saufe ber breijährigen DBahlpcriobe cin- tritt, bleibt nur big pm Enbc berfelbctt in Thätigfeit. Die augfdeibett* ben Sltitglicber föttnen wicbcr gewählt werben. §. 95. ber Soruntcrfudung wirb ber Dlngefdulbigtc unter Stittbeilung ber Dlnfdulbigunggpunfte porgclaben unb, wenn er er- fdeint, gehört; cg werben bie geugen nad S3cfinbcn eiblid Pcr- nommen unb bic jur Dlufflärtmg ber 0ade bienenben fonftigen Sc* wciic herbeigefdafft. Die Scrridtungcn ber 0taatganwaltfdaft werben burd einen Scamtcn Wabrgcnotntuen, weiden bic oberftc fttcidSbchörbc ernennt. 96. Die oDcrfte Stcidgbehörbc ift ermädtigt, mitSlücfftdt auf ben Dlttgfall ber Sorunterfuduttg bag fernere Serfahrcn einjuftcllcit unb gecignctcit gaßg nur eine Orbnunggftrafe ju Pcrhättgcn. 3n biefent gaüe erhält ber Slngefdulbigte Dlugfcrtigiing beg bar* auf bejügliden, mit ©rünben p untcrftitBenbcit Scfdluffcg. §. 97. Söirb bag Serfahtett nidt cingcftellt,fo tpirb nad Eingang einer Pon bent Seamten ber 0taatganwaltfdaft anjufertigenben Dlnfdulbi- gtmggfdrift ber Dlngcfdulbigte unter abfdrifüider iÄitthciluna biefer DlnfdulbigungSfdrift ju einer Pon betn SorftBettbcn ber entfdeiben- ben-Digjiplinarbchörbc ju beftimntenben 0iBung jtrtmünblichen Scr» hanblung porgclaben. §. 98. Sei ber tnünblidcn Scrbanbfung, weide in nidt öftent- lider 0iBung frattfinbet, giebt juerft ein Pon bem SorftBcnbnt ber Scherbe aug ber gahl ißrer Stitglicbcr ernannter Dteferent eine Dar- ftellung ber 0acher wie fte aug ben bisherigen Scrhonblungen her* porgeht. Der Slngefdulbigte wirb vernommen. Eg Wirb baratif ber Seamte ber 0taatganwaltfdaft mit feinetn Sor- unb Slntrage, unb ber Slngefdulbigte in feiner Scrthcibigtutg gehört. Dem Slngefdulbigtcn ftcht bag Icßtc Sßort ju. S- 99. SScnn bic Scl)örbe auf ben Slntrag beg Slngefdulbigtcn ober beg Scamtcn ber 0taatganwaltfdaft, ober aud von Slnttgwegen bic Scrnehmung eincg ober mehrerer geugen, fct cg burd einen Kotn» ntiffar, ober «jnjinblid vor ber Sel)örbe fclbft, ober bic Hcrbcifdaffttng anberer Siitfer pr Slttfflärung ber 0adc für angemeffen cradtct, fo crläftt ftc bic crforbcrltde Serfügung unb verlegt nöthigenfaßg bie gortfeBung ber 0adc auf einen anbern Tag, welder bem Slttgcfdul- bigten befatmt p tnaden ift. §. 100. Der Slngefdulbigte, meldet erfeßeint, fann ftd beg Sciftanbcg eincg Slbvofatcn ober Otcdtganmaltg alg Scrthcibigerg bebienen. Der nidt erfdciucitbc Slngefdulbigte fann ftd frm’d einen Slbvofaten ober Dtedtganwalt pertreten laffen. Der Digjiplinarbchörbc ftcht cg jebod jeberjeit p, bag pcrfönlicpc Erfdcincn beg Slngefdulbigtcn, fofent ocrfclbc feinen bienftlidcn SBohnftB nidt im Slttglanbc hat, unter ber Söarntmg ju perorbttcn, baji, bei feinem Slugblciben, ein Ser- tßeibiger p feiner Scrtrctung nidt werbe jugclaffctt werben. §. 101. Sei ber Entfdcibung hot bic Digjiplinarbchörbc, ohne an pofttipe SetPcigrcgcln gebuttben jtt fein, ttad ihrer freien, aug bent ganjen 3nbcgrifte ber Scrhanbltmgen unb Scwcifc gefdöpften lieber* jeugung ju bcurthcilcn, inwieweit bic Slnfdulbigung für begrünbet ju cradtcn. Die Entfdcibung fann aud auf eine blofk Orbnunggftrafe lauten. Die Entfdcibttng, weide mit ©rünben Pcrfchcn fern mufj, wirb in ber 0iBttng, in meldet bie tnünblide Scrbanblung betnbigt wor- ben ift, ober in einer ber. nädftcn 0iButtgcn Pcrfünbigt unb eine Slug* fertigung bcrfclben ben Slngefdulbigtcn crtheilt. §. 102. Heber bie tnünblide Scrbanblung wirb ein ^rotofoll