1872 / 91 p. 12 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Apr 1872 18:00:01 GMT) scan diff

2247 1) einer Schwefelsäurefabrik mit drei Bleikammern und einem Platina- Apparat, welcher eine tägliche Leistungsfähigkeit von 100 Centner 66er Säure besitzt, 2) einer Glashütte mit zwei Glas-Schmelzöfen, 3) einer Guanofabrik, 4) einem herrschaftlichen und zwei Arbeiter-Wohnhäusern. Ausserdem gehört dazu eine eigene Braunkohlengrube und ein Sandbruch. Die Schwefelsäur e fahr ik erzeugt jährlich ca. 40,000 Ctr. 50er Schwefel- säure, von welcher ein grosser Theil zu 66er concentrirt wird, ' würde jedoch, da der Bedarf der benachbarten Mineralölfabriken ca. 64,000 Centner per Jahr beträgt, leicht das Doppelte und mehr, allein an diese, absetzen können. Es sind jährlich in der Regel ca. 50,000 Centner zugekauft, um nur einigermassen den Anforderungen entsprechen zu können. Die Glashütte fabricirt hauptsächlich Ballons theils für den eigenen Bedarf der Schwefelsäurefabrik, theils zum Absatz an die benachbarten Mineral- ölfabriken und alle Sorten Flaschen von Grünglas. Beide Fabrikate sind wegen der schönen haltbaren Qualität des Glases sehr gesucht, so dass selten der Nach- frage genügt werden konnte. Die ganze Produktion von Guano wird von einigen Grossisten bezogen und auch hiervon würde ohne Schwierigkeit das doppelte Quantum abgesetzt werden können. Von Wichtigkeit für die Glashütte ist der nahe Sandbruch, welcher die Beschaffung eines sehr guten Materials zu den niedrigsten Selbstkosten ermöglicht, noch wichtiger jedoch der Besitz der Braunkohlcngrube, da in Folge dessen nicht nur das ganze Geschäft vollständig unabhängig in seinen Kohlenbeziehungen ist, sondern auch, weil jene Grube eine zur Gasbereitung so ausgezeichnete Kohle, wie weit und breit keine andere liefert, so dass hauptsächlich dadurch der für die Glasfabrikation so vortheilhafte Betrieb der Gasöfen möglich resp. so rentabel geworden ist. Schon seit längerer Zeit liegt somit das Bedürfniss einer umfangreichen Er- weiterung der Fabrik vor und soll diese im Laufe des Jahres durch Vergrösserung der Schwefelsäurefabrikation auf das doppelte Quantum, die fernere Anlage eines Flaschenofens und durch Verdoppelung der Guanofabrikation bewirkt werden.

Der Ankaufspreis des ganzen Etablissements beträgt Thlr. 355,000, hiervon bleiben hypothekarisch stehen 100,000, Rest..... Thlr. 255,000. Zur Erweiterung und als Betriebskapital sind erforderlich 145,000, daher stellt sich das gesammte Aktienkapital auf. Thlr. 400,000. Hiervon übernimmt Herr Neudeck pari 100,000, so dass nur der Rest von Thlr. 300,000 zur Auflage kommt.

Der Jahres-Bruttogewinn berechnet sich nach den Ergebnissen des letzten Quartals 1871 auf pptr. 63,000 Thlr., wird sich jedoch nach erfolgter Erweiterung auf pptr. 106,000 Thlr. erhöhen und stellt dann eine Dividende von reichlich 15 pCt. in Aussicht. Diese Kalkulation basirt auf einer Arbeitszeit von jährlich nur 10 Monaten und sind dabei nur die bisherigen Minimalpreise der Fabrikate in Ansatz gebracht, während das laufende Jahr bereits in den Glaspreisen eine Erhöhung von 15 bis 20 pCt. und in denen der Schwefelsäure eine solche von 8—10 pCt. brachte. Der gesammte Geschäftsbetrieb wurde vom 1. Januar d. J. ab für Rechnung der Aktien-Gesellschaft übernommen. Herr Mendeck, welcher früher 10 1 / 2 Jahr die Chemische Fabrik zu Heinrichshall leitete und dies Etablissement zu seiner jetzigen Ertragsfähigkeit brachte, hat auch bei dieser von ihm begründeten Anlage bewiesen, dass er der Aufgabe, die er sich gestellt, vollständig gewachsen ist; wir dürfen es daher als ein besonders günstiges Prognostikon für die Gesellschaft hinstellen, dass es uns gelun- gen, denselben für das Unternehmen auf eine Reihe von Jahren zu gewinnen.

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Die Subskription wird in London, Petersburg, Frankfurt a. M., Berlin und Amsterdam stattfinden. London, den 15. April 1872.

Auf Grund des vorstehenden Prospektus erklären wir uns im Aufträge der Herren N. M. von Rothschild & Söhne in London zur Annahme von Sub- skriptionen bereit. Die erforderliche Caution ist in stempelfreien Vista-Wechseln auf London oder zu dem dafür festzusetzenden Course in Preuss. Courant zu leisten. y '••. ' ♦!-•? jckv. illillfa »r : , i * * ' ' •«* / Berlin, den 15. April 1872.

(a. 433/4.)

I ““ 1 Proipekt. Chemische Fabrik and Glashütte

Durch notarielles Statut vom 28. März er. ist die chemische Fabrik und Glas r hütte der Commandit-Gesellschaft Louis Mendeck u. Comp, unter obiger Firma in den Besitz einer Aktien-Gesellschaft übergegangen. Dieses Etablissement wurde von Herrn L. Neudeck im Jahre 1864 mit mässi- gen Mitteln begründet und fast jährlich, hieist nur aus Betriebs-Ueberschüssen er- weitert und zu seiner gegenwärtigen Ausdehnung gebracht. Es steht mit dem Bahnhofe zu Corbetha durch ein Schienengleis in unmittelbarer Verbindung und umfasst ein Areal von 22 Morgen, wovon ca. 8 Morgen von Fabrik-Anlagen einge- nommen sind. Diese bestehen aus: