1872 / 95 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Apr 1872 18:00:01 GMT) scan diff

folgen tuet SBcilaaen

2352

2353

ch£ * ftt e Beilage Sum Deutfdjen 9tcicfy&5lnäeiger unb königlich ^3teu£ifcben StaatS’^lnjeiget. JM 95. «Montag ben 22. «Hpril 1872.

§8 erlin, 21. 3fyril. Der ffftinifter bet geiftlicben ic. Slngclegenteiten, Dr. &alf, bat in ftoige bet übet ben fabbolifdben Sfteligion&djTer Dr. SBoHmann nnb ben *Ptofeffor 2Jci§eli§ §u §§raun§berg au§= gestochenen groften ©rfommunifationanbenSSifdboftton ©rmlanb nntetm 11. SJfcära b. 3- einen Stlajj gerichtet; welchen bet »ifctyof Kremenjj unterm 30. 2Jtärj beantwortet hat. ©ir theüen naebfiehenb ben Wortlaut beibet 3tften- fiücfe nach bet »Ulorbb. 2111g. gtg.« mit, nebft ben 2lnmerfungen, non welchen biefelben begleitet ftnb. 1. ©rlafj be§ SD^inifter8 bet geijUic&cn ic. Singelegenbeiten an ben »tf(§of oon ©rmlanb.

öffentlichen Kenntnis 3bret Diöaefanen bringen laffen. ©in gleiches Verfahren ift ton ßodhbenenfelben gegen ben ftlrof. 2ftt(bclt8 aus SÖraunSberg eingehalten worben. Hebet oie ©irfungen bet genannten genfur auf ben »erfe&r mit

3hreS Sprcngelö gerichteten, bie ©§fommuntfation beS ©ollmann oerfünbenben Hirtenbriefs oom 22.3ulipr. unter bem^itcl: »©efen unb ©irfungen beö kirdhcnbannS« anfügt, in folgenbcr ©eife au8:

ubtgen fiitb ftreng üeTpffic&tet, mit einem foldjen,

»Die (Gläubigen ftnb welcher namentlich aus ber Ktrd&e auSgefchlojfcn ift, feinen »erfebr *u pflegen, mag biefer in »efuc&cn, ©rüfen, Unterricht u. f. w. be- gehen ©er mit einem namentlich ©sfommunijirten »erfebr pflegt, ner- füllt ber fleineren ©jfommunifation 2Rit namentlich ©rfommuniärten bürfen nur bie ©Item, bie

Awar nicht einmal in feinem ooHen Umfange baS in ber fatbo* lifchen kirche geltmbe Stecht sum SluSbrucf gefommen ift, seigt bie quellenmäfHge Bearbeitung, welche bie betreffenbe ßehre in ber neueren Doftrtn bet ko ber: »Der Kirdjcnbann nach ben ©runbfäfcm beS fanonifdben SRechtS (Süb. 1857) 0. 384 ff.« unb erfi oor Äußern wieber burch einen preufifc&enJBraftifer, bm ftlräfeö beS ersbifc&öf- liehen Cffüialatö in ©öln Dr. RJcüncben: »kanon. ©erichtSoerfahren unb 0trafrecht (©bin 1866) II. 167 ff.« erfahren &at. Da hiernach bie oorliegenbe grofje ©jfommunifation feine rein geiftliche Strafe ift, fonbern burch bie Achtung, mit welcher fle ben non ihr Betroffenen nach allen Stichtungen beS fojialen ßebenS belegt, nebm ber firchlichen augleich eine bürgerliche Bebeutung hat, fo fann eine einfeitige Berhüngung bcrfelben burch ben firchlichen Obern nicht für juläfftg erachtet werben, ©in berartigeö Borgehen ftellt fich biel- mehr als eine Berlefcung ber bem @thu|e beS 0taateS anheimfallen- ben ©erechtfame feine Slngehbrigen unb als ein ©ingriff ber Kitdjcn- gewalt in baS bürgerliche StechtSgebiet bar, welchem ber @taat au wehrm befugt unb oerpflichtet ift. 3u ben oorliegenben Süllen gilt bieS um fo mehr, als baS für bie bortige Brooim in Betracht fom- menbe pofitioe 8anbeSgefe| (§. 57 II. 11. 31.8. St.) bei SluSfcbliefwn- gen non ber Kirdjengemetnfd&aft, fo weit bamit nachtheilige Solgen ■ür bie bürgerliche ©pre beS SluSgefchloffenen oerbunben ftnb, »oor ckerm Beranlaffung« auSbrücflich bie ©inholung ber 0taatSgenehmi- gung oorfchreibt, unb, wie bie Btaterialien ergeben, hiedurch fpeaieH ben bürgerlichen ©irfungen ber grofen ©sfommunifation in ber fa- tholifchen kirche hat begegnet weroen foHen. Die Berhängung beS groben ktrchenbanneS über bm Dr. ©oH- mann unb ben §rof. SRicheliS au BraunSberg ift lebiglich auf ®nmb 3hrer ©ntfchliebung mithin unter Ueberfchreitung ber nach prmfifchem öanbeSrecht gefehlten ©renjm ber bifchofltchen SlmtSbefugnib erfolgt. 3nbem ich ^ fl ber mit äuftimmuna beS königlichen 0taatS- BtinifieriumS an fpruch, in welchem icne

cbenben Berfügungen eS nV

)ab, wenn eS nicht liehe

efgebenft entgegenfehen, . ^ ch au hfben, bie könig- 0taatSregierung in Sie ßage gefejjt fein würbe, bie ©w. ic. oom 0taat ertbeilte 3lnertennung als Bifchof oon ©rmlanb als eine burch baS »erfahren ©w. ic. hinfällig geworbene anjufehm unb bte bisher beftanbenen ftaatlichen Beüehungm ju ber burch €w. u. geleiteten Diösefanoerwaltung nicht fortfejen ju fönnen. ges. alf. 2) Slntwort beS BifchofS oon ©rmlanb. habm intern^eh^geehrtm Schreiben oom 11. BtürA l. 3. mich er- fucht, ben ©iberfpruch, in welchem meine ©müirbefrete gegen bie Herrm Dr ©oHmann unb Dr. SÄicheliS burch ihre bürgerlichen

©irfungen mit ben SanbeSgefefcen ftehen, in geeigneter ©eüe ju be- tätigen unb biefe Befeitigung jur kenntnif meiner Diöjefanm ju

bringen. ©w. ©sceHena beehre ich mich gana ergebenft hierauf m erwiebern, baf, wenn ein folchcr ©iberfpruch wirtlich beftünbe, ich jucht im 0tanbe fein würbe, ihn §u löfen. Denn bei ber 3luSfchliefung bet beiben Herren Dr. ©ollmann unb Dr. SWicheliS habe ich_mich ftrrnge -n bie Borfchriftcn W ß ~ ^ ckäretifer gehalten.

an bie Borfchriftcn beS fatbolifdhm kird^enrechtS in Betreff hartnarfiger Häretifer gehalten. DaS fanonifche Stecht ift aber in feiner firchlichen ©ültigfeit für katholifen burch 0taatsoerträgc, burd& bie ©efehgebung unb burch bie BerfaffungSurfunbe ftaatUch anerfannt. ©lauben bit

gegenwärtigen 0ta'atSbehörben nun,' baf ein DijfenfuS jwifchen ben Borfchnften beS kirchmrechteS unb benen beS 0tagteS oorhanbenjei,

SiWofe ebenfowenig Aufteht, ein allgemeine^ alS ein au Stecht bejtchenbeS StaatSgefeh au^er kraft au feien, er aber in ©laubenSfachen, wie ftc hier oorliegen, aunächft barauf an- gewiefm ift, nach ben firchlichen Scormm au hanbtln.') 3lber ich muf entfchicben in Slbrebe fteüen, baf ein folcher ©iber- fpruch beftebt, ober eine Beeinträchtigung ber_ bürgerlichen ©hre ber SluSgefchloffmen burch bie Bublifation ber

gefunbm hat.

©Sfommunifation ftatt«

Eingabe oermipt wiro, wie uno worin eurer jene v&cniurvciieic vic bürgerliche ©bte ber betreffenben H^ren, oerleit worben fei, unb welche Xhatfudkn biefe® erhärten. ©inaelne0äie eines, aller offiaiel- len ©eltung entbebrenben, abgefüraten unb unooHftänbigm 3luffaieS im ©rmlänbiWen Baftoralblcitte bürften eben fo wenig als ber nicht näher prägifirte 3nhalt ber beiben angeführten oor ber Bulle Apostolicae sedis erfchienenen mehr literar-biftorifÄen als prafti» fchen fanoniftifchen ©erfe ein abäquatcS Bilo beS faftifch beftehm- ben StecptS uno noch weniger bm Beweis liefern, ob unb wie leite- rcS ben bürgerlichen Berfebr betreffenb in casu Aur Slnwenbung gefommen ift, ba eine 33ubUfation putüber meinerfeitS nicht gefepepen ift, unb ich büftn Bunft lebiglich bem religiöfen unb ftttUcpen Be- wuitfein unb Xaft 3 ) meiner Diöaefancn überlaffen habe. 0omit fehlt nach biefer 0eitc baS 0ubftrat au ber Slnflagc. 2) ©eher ber 3npalt, noch bie 3lrt unb ©eife ber Berfünbigung ber SuiSfcplieftung giebt aubem au biefer Befchulbigung t SlnlaB. ©s »n mir fein 3ift auSaeaanaen, welcher als folcher bie

||^ y b tv% | % V V llt tf %l V vit y w »■** j * •» ' * f ^ " beiben ^txten »wegen hartnücfiger Berwerfung ber firchlichen 8ebre in

™v..^ wegen partnaenger aserwerrung , , c bte oon bem oatiraniWm konsil gegen bie Seugner ber bafelbft Pu- bligirten ©laubenSbefrete oerpängte Strafe ber SluSfchliefung auS ber kirche oerfaDen feien.« Dicfe münblich ohne jeben bie §P*tfon ober ©pre tangirenben Beifai gefepepene Bublifation habe ich .ebenfo ein- fach in einem über bie traurige BraunSbcrger Slngelegcnpett oerfaften Hirtmfcpreiben, bem keinerlei Bemerfungen beiaefüt waren, erwähnt. 0ofem an biefen obligatorifcpen 3lft bifiöflicper Amtsgewalt ftep etwa üufere Stacptheile ober Unannepmlichfetten anfcpliefm fönnten, ift Weber ber Bifchof, welcher nach ben ftrcplichen kanoneS au pan- beln berechtigt unb oerpflichtet ift, noch auch baS fatpolifche Kirchen- re^t bafür oerantwortlich au machen, ba leptereS, wie gefagt, im Staate Bteufen burch internationale Berträge, burch bie ©efefc- gebung unb bie BerfaffungSurfunbe Stecht beftept*), fonbern nur bieienigcn, bie als Bfitglieber unb sptieftcr ^ cr fatpoltfcpen kirepe buri tpr unfircblicpeS, irreligiöfcS ©ebapren bic Strenge fceS ®efepeS namentlicher ©rfommunifation perauSforbcrn. Sttcpt ber Sttcpter noch auch baS ©efep, fonbern bie Sftenfcpen, welche biefeS oerlepen, ftnb au bch

faffungSurfunt ^ ^4) ^Aber” aui’ ^ic Boäcpnften beS fäthollfcpcn kirien Betreff beS gefeflfcpaftliehen BerfeprS mit ben namentlich ©sfommuni* airten enthalten AicötS, waS au jenen im SWimfterialerlaf oom 11. SRüra entpaltmen Befcpulbigungm Anlag böte. Denn a) baftten iene Beftimmungen auf bem^ natürlichen Aecpte einer jeben ©efeUfcpöft (gamilie, Schule, Heer, Dfffaier-©orpS, Sticpterfotte- gium ac.) unwürbige ober unfügfame ©lieber ^inWJe|en, unb infofem biefelben bem Beftanbc ober ber ©pre ber ©efellfcpaft ftep ge- fährlich erweifen, ben Berfepr mit benfelbm ben BereinSangepöngen au oerbieten. b) Sie ftnb nicht an bie Staatsbürger, fonbern an bie ©laubenS- « m gerichtet, gehen nicht ben SÄenfcpen ober Bürger, fonbern atpolifm an, ftnb beSpalb ein religiöfeS Berbot, eine fircplicpe Strafe, eine res interna bet KirCpe. ,