1872 / 116 p. 20 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

nach tcm Slingc rannten. TcfecSnml, trenn eiltet von Urnen einen Sfittfl getroffen, tvuvbe fccr auf bent ©effiffe gebliebenen Sefajung ein gcicbcn gegeben, ttnb brannte biefc bann cm grofec« ©tüeE lo§. Csbcnfo liefe ba-S ©djiff, nl8 bic «Partbei Jt* tvieber angcicbifft batte, beim SBegfabren »etliche grcutcnfedniffc ttnb ftcucnvcrf von feiet;«. , . , , ©Ufern Sltifjugc mit bent ©cl;tffec folgte an ctnjelner »feffhtffo- luter«, ber feiet; and; beim feRingelrcnttctt »tvo^l gebrauchet«. ©ic fünfte ff3artl)ci trat grün gefteibet ttnb hotte einen fepoftboten bei fteff, tveldjer, fobalb fein §crr einen Sting ge- troffen, fein §orn biie8. . _ . .. ©er feebffe Slufjug war ftattlicb nt grünem ©atttmt, mit ©über t'crbrdtnt, gefteibet. ©er ficbente in föftlicb grau ©ewanbt, mit feebönen SÖüfdjctt unb grauen fttatüd;8fcbcni, feowobi auf ihrem .^auftte, alb attf bett ©ccfett ihrer ffJferbe. ©er achte feffeint aber ber ^aufftaufjug, icbcttfaüS ber tahlvcichffc getrefett jti fein. Sille feperfonen, bie benfelbcn Int- beten, waren wie g-ifcher gcflcibet; graue ©ewänber, gifcher. ftiefcl, lebertte ©churjfellc, graue gifeperhüte, auf benett ftatt ber gebertt bie höläcrnctt ©tricfnabeln ftccften, mit benett btc gifdter ihre Slefec ju ftriefen pflegen. SSotatt ritten 3 Sin- fbännige ber fiurfüvfetlicben ßeibwache, welche aber an ©teile ihrer Stennfpeere Stüber, gifd;fofcher unb fonftigeS gifchergcräth trugen, unb fiep fo anftelleten, alb ob fic mit bett Stubementen not bent Sttge hcrnibcrtcn. 3hncn folgte ein große Saht gifchcr, welche ebenfalls allerlei gifchergcräth auf ber Slcfffcl trugen unb ein gifcherlieb mit gleichen ©titmnen fangen, biS fic auf bettt Stennpiaft anfantett. Stirn fam ba§ fjauptftücE ber »3nventton», em grofeer gifeperfapn auf eine ©cbleife ge- freut 'unb von jwei ©äffen gejogett, auf betten ein SBeib »einer Säfferin gleich« fafe uttb feie juni Sichen antrieb. ©er Äafckn war mit Sffiaffer gefüllt, in welchem allerlei gliche luftig fÄwatnntett. SSorne auf bent Sahne fafe eine Sffeerfafee, mit einer Sette tun bett IS, unb hinten ein gifchcr, ber ben Sahn mit einem Stüber ju ftcucrn fchiett. hinterher bann wieber ein Saufen gtfd;er. Stachbetn nun unter grofeetn ©c« lächtcr beS 2solfe§ biefer Slufjug unter bent ©cfattg bcS gifchcr- UebeS bic ©djranfen umfreifet, gaben bie Steiter ihr gifchcr- geräth ab, nahmen bafür bic ©techftangcn unb begannen tttttt türerieiw vuo snu»^««******», tnrrcbcm fic etliche (Gewinne bauen gebraut, worauf ber ganze Au^u« tfijwerueo pinmnr fnna ttnb ben Acnnplaß verließ. Den Sd)luß mad)fe bann ein Aufzug uon .^eübttefen, voran brei ^eibttefifd^e Spiclleute, rotp unb weiß gefteibet, mit peibttcHfchen ^nüttelpfeifen unb einer heibttdifd)en »Vattfe«, bie man uon beiben Seiten fcplägt. 3btn folgten brei l)eibucfifd)e *Patronierer in weiß, welche bic brei Slettnfpieße ber ihnen fob gen ben brei heibttdifchetx Witter trugen, Dicfe Witter waren auch beibudijeb weiß gellcibct unb paben (ich im Slingelrennen ebenfalls »wopl gehalten.« ^Damit war cd aber Abenb geworben, unb bad kennen fd)loß, inbent bic fdmmtlicbcn Aufzüge, aufammt ben Mante* natoren eben fo feierlich abzogen, ald fte gefonunen waren, ftchp aber fäntmtlicb bie uon ipnen gewonnenen greife uortragen liegen. Am 14tm Abettbd würbe ein großed greubenfetter auf ber Slennbahn abgebrannt, wclched mit bent DunWwerben begann. Vßäprenb bed Taged batte man bad bajtt nötpige ©eritft attfgcfcblagen; auf bad 3ubizirl)äudlcitt einen großen Abler gefeßet, welcher mit feinem linfctt gruß auf einen brei* edigeit §foften ftanb, unb mit ber rechten dralle ben .daifer* lieben Seester hielt, ber bent Äurfürfkit uon SSranbenburg, al§ be§ heiligen Stömifeben !Heid;e^ (Srjfämmcrer, ^uftanb. tiefer fllbler war überall mit {yeucrfchüffcn gefaben, unb barunter unter einem ßurbute ein 31t (Ebren bc^ gürftlicben §aufe§ SSranbcnbitrg angebracht. 5luf ber anberen Seite bc^ 3itbijir* häu^leinS jaß ein großer römifdter §elb auf einem Uteredigen ^joftamente, »^Ule§ uoller Schüffc unb au^fabrenber geliere. SMefer §clb führte in feiner rechten §anb ein Schwert, unb hielt mit feiner ßinfen ba§ ^urfürftliche Sßabbcn. SSor ihm ftanb ein flcincS «poftament, au8 welchem nachher baS geucr fam unb bent Selben bic rechte §anb oerbrannte. Damit war bic alte römifche ^tporia uon bem Cajo Mutio bargcftellct, welcher bei §to\n über bic Xibcr gcfchwommcn, um ben ßönig Porscnnnm umjubrinflen, welcher bie Stabt belagert. »SBannbcro ihm aber fein Vornehmen mißratben, unb er* ben Ganzer ftatt be^ ifbnig^ umgebracht, l;at er feine §anb fambt bem Schwerte im geuer oerbrennct«. würbe burdh an bent ^poftantent angebrachte 58crfe erflärct. Sfvitnb um bie beiben Figuren waren 15 fleine Sßfbrfer eingegraben, au3 betten ßeu^tcugeln geworfen würben. 3tcnt fteucrmühlen, Sd)lagfugeltt, greuerftangen, feurige Dufaden, feurige ^peitfehen unb etliche hunberr Dlafetcn. 511^ nun bie^5lüe§ fertig war, hat ber ivurfürft 3 ohann George felbft ungefähr um 8 Uhr 00m ^rfer herab auf bett

Schloßplaj gerufen: »2Jlcifter §an^, wenn ich ruffe oberpfeiffe, fo laß gehen,« wie c3 ben auch gefchehen ift. (Erftlieh würbe bem (Eajo EDlutio bie fyanb mit bem Schwerte abgebrannt; bann gab c3 oiclc Schläge, Schüffc unb ai^fahrcnbe Dfafeten, hin nach betn Schlöffe unb uon bem Schlöffe nach bent SRenn* blaße. ^nblicb fam auch cm ben ^ibler, ber eben fo uiele Schüffc unb Schläge gab. Dajwifchen würben allerlei §urj» weil mit brennenben SKennftangcn, Säbeln, fpauftanen, ^tartfehen unb feurigem iDUiblwcrf getrieben, wclcheu alle^ 31t- fammenwohl eincStunbe gebauert. (Enblichunb 311m Schluffe ließ man auch bie 15 SJtörfcr mit folchcr ©ewalt lo§gehcn, baß ber Srbboben bauon erbitterte, uiele f^enfter im Schlöffe 3er* fbrangen unb ber Sdtnec uon ben Dächern fiel, alfo baß bie ‘tromjpcter unb Raufer, welche auf bem oberftcit Grfer ftunbetv ihr 5lntt uor bent Dielen Schnee nicht wohl oerrichtcn tonnten* §lnt 15. ‘Xagc be§ (Ehriftmonat§ ftnb bann allr^crr* fchaften wieber ab« unb nach §aufe gcreifet.

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Da§ gcmcinfatne beittfche fpriuatrccht in feinem hiftorifchen 8ntwideIung§gange. 0 ) I. SBentt auch bettt bcutfdhen SSolfc fchon in ältefter Seit ge* wiffe ©runblagcn ber Diecht§über3cugung genteinfatn waren unb gleichmäßige 3fccht§fäße unb ütcdcktSinffitute bei ben uer* fchicbcncn Stämmen, in welche 3erficl, beftanben, fo war hoch nicht bloS bic SSerfaffung in ben einseinen ^heilen Deutfchlanb^ uon jeher mamtigfadh cntwidelt, fonbern e^ fam auch in bviuat« rechtlicher SSesiehung bcrfelbe allgemeine Dtecht^gcbanfe ober bic* felbc c Xcttben3 bco Stecht^ in uerfchiebcnen formen ber DtechtÖ* gcftalhtng sur ^rfcheinung, unb nur feiten seigt üch in ben (Einseinheiten unb in ber genaueren Durchführung eines SftecptSinfHtutS eine entfcpicbene llebcrcinfUntmung. fffiic ferner ba§ SRecpt ber uerfchiebcnen §Bolf§ftämnte fehr wcfentlich in ben (Einseinheiten uon cinanber abwicb, fo beftanben auch inner 3 halb bcffclben f8olf§ftammc§ Dlecht§uerfchiebenhcitcn für feine einseinen Abteilungen, wie folche 3. §8. bie Lex Saxonum für bic SScftfalen, (Engcrn unb Dftfalen angiebt. Dtachbem bic Stämme be§ heutigen Dcutfchlgnb§ 3^ einem iAviufv wvvi.cki e 4 hipft» 5^cx’fcbtcbettbeiteH bc^ i Stecht^, unb in^befottbere bc§ priuatrecht^, ber einzelnen Stämme uttb ßanbftaften be8 beutfehen 5SolfeS noch lange fort, ^fur ba§ öffentliche Sfccht, welche^ feinen Mittclbunft in bem §aifcr fattb, erfchten in cinselnen Stichlingen al^ ein gemeine^ Siecht (Eine größere Slecht^einhcit würbe erß burdh bie SicchtSbitcher angebahnt. Die§ ftnb Aufzeichnungen M | beftehenben Siechte, welche, obgleich uon fpriuatherfonen I uerfaßt, unb ber gefeßlichen Autorität cntbcljrenb, boep beu l größten (Einfluß auf bic fernere ©cftaltung bc^ bettlfchctt I §riuatredbt^ au^geübt haben. ^pcilS bebientc man ftd) ihrer f an ben uerfdttebenften Orten wie wirklicher (öefeße, tl;cil§ fbraeß ( man nach ihnen Dlecht, unb fuchtc, wo e^ an einem feft au^* I getulbetcn ©cwohnheit§recht fehlte, ait§ ihnen bic ßücfctt ber 1 Sfccht^überacugimg au^itfüllen, tl;eild enblich legte man fte bei I weiteren Slecht^aufscichnungen 311 ©ruttbc, inbent man einseine 1 ^Partien einfach resibirtc ober einer Umarbeitung unterwarf. Die wichtigen unter ben Diecht^büd)ern ftnb ber Sachfcn*! fbicgel ober fachfifchc§ ßanb* unb ßehnrecht, uerfaßt uon einemI r. ^ * l. f jr. /C.P.» Urt.. f 1,4t 11111 htlÄ 8

ICH I C^UpiITI iUUl UVH (IHV yuu V H4i i v iuv/mi u vy | im .^önigreidt Sad)fen, in ben (Sroßucrsoglich unb herzoglichI fäd)ftfd)en Gauben, im Anhaltinifchen, in Schwarslutrg, inl Sfettß, in Schlcftett (al^ ^Prouinsialrccht resipirt), im ^crsog«f thum holftein mit Aufnahme be^ fchaumburgifchen AntheileJ in Caucnburg, in ber Stabt Cüneburg, in SBolfenbüttel; I ferner ber foaenannte Schwab cnfpicgcl, ein Ganbj uttb £ehnrcd)t^buch uon mtbefanntem SSerfaffcr, ba§ ftchl am ricbtigflcn al§ eine Verarbeitung bc^ Sachfenfpiegel^I in ber ©eftalt feiner Lieberarbeitung im fg. Dcutfchenfpiegcli charafteriftrcn läßt, ergänst burdh Materialien be§ röntifcbcnl unb fattonifchen Siechte, ber SBibcl, Volf^rechte, (Eapitularicii/I Steich^gefeße unb anbercr Oiteilen; bie Seit ber Abfaffuttg bicl fc§ SSerfeö liegt wahrfcheinlich swifchen 1273 uttb 1280; enblich ba§ Heine itaiferrccht, ein SlechtHutch uon unb fannter herftmft, wahrfcheinlich am (Enbe be^ breischnten ober! Anfang bc^ uierscpntcn 3flh*hunbcrt§ uerfaßt. A18 (Ergätv^ jungen bienten biefen Stecht^büchern bie fog. Dlichtftcigc; b. h‘ Darftellungen beS gerichtlichen Verfahrend, unter benen ber Slichtfteig Sanbrechtd, welcher in ft)(lcntatifchcr Orb nung ben lanbredhtlichen §roscß unter ftetcr Vcrweifitng auf

ben Sachfcnfpiegel barfiellt, unb wahrfcheinlich um bie SOTitte bed uierschnten 3a^rhunbcrt§ burdh S^hcunt uon Vuch gefchrie* ben worben ift, ber bebcutenbjle ift. (Ein zweiter graftor für eine einheitlichere 91ed)tdbilbung war e«, baß feit betn Aufblühen bed jläbtifdhcn Gebend bie Aufzeichnung gen einzelner angefehener Stäbte cbenfowohl für bie Vcrfaffung, ald gan3 befonberd für s priuatrecht unb ^iroseß ein SSlufter für bie Stecbidaufzcichmmgen uerwanbter Stabte in großen räumlichen Audbehnungen abgaben, unb bie ©crichte folcher SDluttcrftäbtc ald Oberhöfe theild burd) bie (Entfcheibung einzelner Strciti feiten, theild burd) Srtheilung uon ^Belehrungen biefclben SRechto* fäße an uerfchiebcnen Orten* zur Anwcnbung brachten, hier* nach laffen (ich bic Stabtrechte bed SDlittelalicrd nach gewiffen prouitt3ieüen unb lattbfchaftlidhcn ©nippen sttfammenfaffen. —■ (Eine befonbere (Erwähnung uerbtenett unter bett Stabtrcchtd 3 büchern, bad fäd;fifcpc SLßcid)bilb, beftehettb aud einer bie erften 27 Artikel umfaffenben felbftänbigen ^priuatarbeit (uiclleicht im Anfang bed breischnten 3^hrl)tmbertd gefchrieben), unb aud einer Sammlung uon Stcdbtdfäßcn, welche bem Sachfcnfpiegel unb bem SDlagbebitrger Schöffenrechte entlehnt ftnb; beibed ift im Anfänge bed uiersehntm 3aprpunbert^ 311 einem ©ansen uereinigt worben.— ferner bad 9led)tdbucb nach Difiittf* tionen, ein in ber Glitte bed uierschnten 3^hd)tinbertd für bic Stäbte Sächftfchen uttb 2J!agbeburgifd)en Stcchtd aud bem Sachfcnfpiegcl, bem VBetd;bilb unb bent ©odlarifdhcn Stabtred)t gefdtöpfted Sicd)tdbud). ^ 0 rr~ c w t u-

aber nod) bie Subftbiarität bed gemeinen Slcchtd anerfanntem Dicfe ^3artifitlarrechte bilben einen weiteren Sd)ritt 311c Sfechtdeinheit, ba swifchen ihnen eine größere Verwanbtfchaft ald swifd)ctt ben alten Stammedred)ten beftanb. SJlanched ©cfcljbuch bed 16. unb 17. S^hHümbertd erfepcint in großen Abfchnittcn ald bie wörtliche SVicberholung eined anberen. Unter ben s partifularrechtcn ftnb sunächft btc fog. Diefornta- tionen ber Stäbtcrcd)te heruorsuheben, weiche uiclfach bie Oitelle ber Ganbrcd)te geworben ftnb. & ftnb bied unter gtthülfe» nähme bed röntifdhen Slechtd uttb jeber Ancrrennung feiner Subftbiarität bewirkte, fpftcntaüfcbe ^obififationen be§ gefammten ^priuatrechtd. Da fte fiel) bic Aufgabe füllten, römifched unb beutfehed SRcd)t 31t uerbinben unb mit cinanber in Harmonie 31t bringen, ftnb ftc bie Vorbilbcr ber Ganbrechte unb bic Vorläufer ber mobernen ©efcßbücher geworben. wichtigsten unter benfelbcn ftnb bic Nürnberger Deformation, bereu ältefle Dlebattion im 3^h l 'c 1479 erfolgte, fpäter aber mehrfach ueränbert würbe, sulcßt burd) bie im 3al)re 1564 bewirkte Sftcbaftion; Statuten unb Ganbrecht ucn-Gübecf uom 3ahre 1586; bie Deformationen für granffurt a. -M. uon 1509 unb 1578 refp. 1611; bic Hamburger Statuten uon 1605; bie Güneburger Deformation, welche in ben 3 a h^n 1577 unb 1583 publisirt würbe. Ganbrcd)tlid)c ©cfeßgclutttgen würben befonberd feit bem Anfänge bed 16. 3 a h x ’h l wbcrtd Ox Dielen Territorien nach bent SJtufter ber Deformationen unternommen.

^ . /r.« rvr|%%v V V V »yVVIVWMVlll^tlVH I 14V L 1 i y 11 l I i l V 11 mnvi'vi«'» i/myu'imaj. ©tcfclktt untctfcffcibcn fid) viel fad; ttad; jnfealt unb gor nt. ettblid) tvuvbe nod; von ©eiten bc§ bic centrate Gittädite, bcfottbcrS bie für Heinere Äreifec bcffinitntcn, 3icebt8Mlbuitg in getriffent Siafee aeförbert. Sin feReid)bgcfee|cn verjcidjncn Wo3 bic beutfeben ©etvobnbeitSrc*^. «■»'ck'ch•« r; " K fflV wrvlu r "

■*) Unter Vcnußung bed »§anbbud)cd bed beutfehen Vrioatrcd)i von Otto Stobbe. 1. S3b. Vcrlin, 187L.

,v.«»w v».c .yujmviu uLH)im, cmicpico einzelne fragen bed fpriuatrechtd burd) feine (Erfcnntniffc, wcld)e in ben ucrfchicbcnften ©egettben Dcutfd)lanbd Veachtung finben feilten. (Sine neue (Epoche für bie Dlcdttdentwidrelung tu Dcutfch* lanb begann mit ber gegen (Enbe bed SDlittelalterd erfolgten Aufnahme bed römifchen Dlcdttd unb bed libri feudorum. Dad Prinzip für bie Anwcnbung bed römifepen Dtcd)td beruhte für bad gefammtc Deutfchlanb zxtnächft auf einem allgemeinen ©ewohnl)eitdrcd)t; fobamt aber ift baffclbe in beftinmUcv, fon* freier gruffung aud) burd) ©efeßc wol;l für alle Territorien unb DMd)dftäbte audgefprochcn unb uon ben Dleid)dgcfeßen nicht fowohl fanftionirt ald uiclmchr uoraudgefeßt worben. Die Vcbeutung bed römifchen Dicchtd für bic SHecjhtdcnt- wufclmtg in Deutfchlanb ift eine breifache gewefen. I. ift bad römifdtc ©cfcübud), bad corpus juris civilis, feit bem (Enbe bed Mittelalterd für Deutfchlanb gemeine fubftbiäre Dfechtd« quelle geworben. II. Sinb in einzelnen Staaten unb ©etneinben zahlreiche römifepe Sfitechtdinfiitutc unb Du\l)td* fäljc theild burd) bic partikuläre ©efeßgebung, theild burch ©cwohnhcitdrecht unb ^pvaxjid rezipirt worben, fo baß fic ein Stücf bed hetreffenben Ganbedrechtd hüben. III. Da ftd) fchon im SJtittelalter über bem römifchen Dfccht eine SViffcn* fchaft entwickelt palte unb biefe Dlcd)tdwiffenfd)aft feit ber Auf* nähme bed römifchen Dvcchtd mit großer Dtcgfamfeit gepflegt Würbe, längft heuor eine wiffcnfcpaftlicpe Vchanblung bed ein» heinüfehen Dlechtd begonnen patte/ fo ftnb bic allgemeinen ilate* gorien bed iuriftifd)en Denfcnd großentheild bie römifchen ge* worben. 3m Anfchluß an bad corpus juris civilis entftanb ber usus modernus juris Romani, welcher unter freier Venulutng bed corpus juris ben lebendtröftigen beutfehen 3nfUtnten für bic fpra^td einewiffenfcpaftlicpc ©eftallung 31t geben ucrfuchte unb unter allgemeiner Tljetlnahmc ber 3^ r iftcn gan3 Deittfchlanbd in ziemlich gleichmäßiger SBeifc ben uorhanbenen Dlechtdftoff in eine neue g-orm goß unb weiter entwickelte. Durch btc Theorie unb burd) bie §ra£td bilbetc ftch ein in feinen §auptgrunb* Zügen übereinftimtnenbed Dled)t aud, welched man halb ald communis opinio doctorum, halb ald usus fori bczeichnete, je naepbem man mehr auf biefen ober jenen graftor ber DUnptd* »Übung Dlücfftcht nahm. (Erft jeßt fotmtc man uon einer gemeinrechtlichen VUffcnfchaft, Den einem gemeinen §Xcd)t Deutfchlanbd fprcchen, nach welchem ber dichter 31t entfeheiben hatte, wo fein Ganbedred)t feine anberen Aorntcn barbot. Da inbeffen bad gemeine Stecht wegen ber nur fchwanfen* ben Autorität ber 2Bif]cnfd)aft bielfach zweifelhaft unb beftritten War, fo würbe feit bau Sd)htß bed Mit tel alt erd überall bad Vcbürfniß einer gefeßüchen greftftcllung bed Stecht? empfunben. gal)lreid)e Territorien unb Stäbte erhielten audführlichc ^tobifi* fationen (Ganbrechte, Deformationen), welche fowoßl bic auf beutfehen (Gewohnheiten beruhenben 3 n füüüc nornnrten, ald aud) einen großen Theil bed gemeinrechtlichen, auf ben frcmbeit StechtdqueUen beruhenben Stoffed in moberniftrtcr, ben beutfehen Verßältniffen angemeffener gortn wiebergaben, im llebrigen

v«jci*ncn im bic beutln ©civol;nl)citgrcd tc, anbcrc inb etgcntlicbc Äobtfffationen tmb tvollctt ba§ Dlccbt unter ntebr

^ ..... ■vvynmr/t, l IC .C.^. ^.\5ir t)COCtt nad)ftel)enb einige ber wichtigften unb umfangreichften biefer ©cfeßgclutngen l/eroor: bad oftfriefifepe Canbrecpt, eine aud benx 3ahre 1515 perrührenbe Verarbeitung ber friefifchen uttb ber frembett Sted)ie; bad fog. Jus Culmonse revisum oont 3^h^^ 1^(U. oino r... ? r r «v,

- - VV, v UVC VVAj) 4- tu WH V IV l «H Will i ll 1 ! ICH V U]T 1000/ l^rck unb 1610/ bic Äucfftrflltd) fächfifdicn ÄonfUHiHotien oont 3ahre 1572, blc'91 |og. Decisiones elcctoralcs s^xonicao oom 3ahre 1661, unb bie neuen Dccifionen oont 3^h r ^ 1746/ fowic ben oon bem Vizekanzler ftreiherrn uon ^reitmepr rebi* girten, im 3apre 1756 publijirten Codex Maximilianeus bava- ricus civilis, welcher unter gefcßlüpcr Slormirttng ber üontro* oerfen bad geltenbe Stecht einheitlich zufammenfaßte. Seit bem (Enbe bed vorigen 3dhrhunbertd haben in grolge ber ipaltlofigfeit bed gemeinrechtlichen guflanbed mehrere ber groß* ten beutfehen Staaten audführlichc (Eivilgefcßbücher publi* jirt unb zugleich verorbnet, baß in ihren» ©cltungdbereiche ferner* hin bad gemeine Stecht nid)t mehr bicVcbeutung einer fubfibiär eintretenben Stechtdquelle haben feile. Dicfe ©efeßbüchcr feilen cijr. c.if.cL o l *- ' 1 * ** 1

f »%* v v»i| VilVXIIIJj/ 114V |IV Ml lilb Vi/V |VljUUUj llll| tf genommen ftnb, unb nur in derjenigen Audleguitg, welche in bem ©cfcßbuche Ancrfcnnung gefunben hat. * So feheibet Zuerft Preußen aud bem gemeinrechtlichen Verbanbc aud. Auf Veranlagung griebrichd II. arbeitete unter Geitung bed ©roßfanzlerd von (Earnter unb unter SBetpülfe von Anberen ber Dber*Amtd*Dtegierungd«Dtath Suarez ben »(Entwurf eined allgemeinen ©efeßbuched für Die preußifchen Staaten aud, welcher in ben Sehren 1784—1788 burd) ben Drucf befannt gemacht würbe, unb nach weiterer llcherarbeitung burd) ^patent vom 5. gebruar 1794 ald »allgemeine? Ganbrecht für bie preußifchen Staaten« publizirt würbe. Diefed ©efeßbud) foll nach bem fpublifationdpatent »an bic Stelle ber indherigen römifchen, gemeinen Sachfcn * unb anbercr fremben Siechte unb ©efeße« fo wie ber allgemeinen Ganbedgefeße unb (Ebiftc treten, unb unter Velaffitng ber provinziellen unb flatutarifcpen Ve* ftimnumgen ald fubftbiäred Ganbrecht gelten. Aud) peute hat cd ben fubftbiären (Eparaktcr überall, wo nicht bie ^partikular* ober Statutarrcd)te burd) bie nettere ©efeßgebung aufgehoben ftnb. Dad allgemeine Ganbrecht enthält außer bem Dwivatrcdü attd) Staat?*, ^poltzet*, Kirchen* unb Strafrecht. 1803 würbe ein »erfter Anhang« publizirt, welcher bie fett feiner ^Publikation ergangenen Aenberungen ttnb Erläuterungen begreift. 3^ ber heutigen preußifchen Monarchie gilt hiernach bad gemeine Siecht nur noch: in Aeuvorpommern unb Diügen, im Vczirt bed 3uftizfenat? z u ^hrenbreitenfkin, in ben hohenzollcrnfchen gürftenthümern unb in ben 1866 nett erworbenen Gänbertt; in ben zum Appcüationdgerichtdhof zu (Eöln gehörigen Slhein» lanben gilt bad framöftfehe Dled)t; in allen übrigen Tpcileiv ber Monarchie hut bad Ganbrecht (Geltung, unb zwar, wo fiep