1872 / 116 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 May 1872 18:00:01 GMT) scan diff

ben Sa*fcnfßicoe[ bnrflellt, unb waßrfcßcinli* um bie mitte beS Vierjcßnten Sr.ßrßunbcrtS bur* 3oßann von SStt* aeicßrie» ben morben xft, ber bebeutenbfte ift. « Saktör für eine einheitlichere AedglSbilbung mar eS, bag fett bettx Aufblugctt beS ftäbtifdgen Gebens bic Aufzeicgnun* gen einzelner angefegener Stäbte ebenfomogl für bie Vcrfaffuna, alS ganz bcfonbcrS für «privatrecht unb «Drozeg ein «Aufter für bie Ae(htSaufzcichmtngen vermanbter Stabte in grogen räumlichen AuSbehmtngen abgaben, unb bie (Berichte folcper «Dkutterftäbtc alS Obergofe tgeilS burd) bie (Entfcgeibung einzelner Streitig» fetten, tgeilS burch (Srtgeilung von Velcgrungen bicfelbcn AechtS» fage an verfchtcbcncn Orten zur Anmenbttng brachten, hier* nach ( lagen ftch bic Stabtrecgte beS «AittelalicrS nach gemtffen provinziellen xutb lanbfd^aftlidgen ©ruppett jufammenfaffen. (Eine befonbere (Ermahnung verbienen unter ben StabtrechtS« bikgern, baS fäd)fifcge «Ißcicgbllb, beftegenb auS einer bie erfien 27 Artikel umfaffenbeix felbftänbigen «Privatarbeit (vielleicht xm Anfang beS breizegnten 3ahrgunbertS gefcgricben), xutb auS einer Sammlung von AccbtSfäticn, mclcge bem SacgfcnfVieael unb bem SJlagbeburger Schöffenrecgte entlehnt ftnb; beibeS xft im Anfänge beS vierzehnten 3agrgunbertS zu einem ©anxen vereinigt morben. ferner baS Aed)tSbucb nach Diftin!« l^ucn, ein in ber «Aitte beS vierzehnten 3ahrgunbertS für btc Stabte Sachftfcgcn unb magbeburgifegen AecgtS auS bem Sacgfcnfhtegcl, bem VBeid)bilb unb bem ©oSlarifcben Stabtrecht gefd)öpfteS AcdftSbud). Gnblid) mürbe nod) von Seiten bcS AeidgS bic centrale AecgtSbtlbung in gemiffexn .2)kage geförbert. An AeicgSgcfetjen für baS «privatrccgt fehlt eS freilich im SAittelalter fo gut mie ganz unb gar, aber baS AeicüShofgericbt, meldcS ber Kaifer ober an feiner Stelle ber ©ofrichtcr abgielt, entfegteb einzelne fragen beS «PrivatrecgtS burch feine (Erfcnntniffe, meld)e in ben verfegtebenfteu ©egenben DcutfcglanbS Veacgtung finben feilten.

(Eine neue (Epoche für bie Aed)tSentmickelung in Deutfcg« lanb begann mit ber gegen (Enbe beS SAittelaltcrS erfolgten Aufnahme beS römifchen AecgtS unb bcS libri feudorum DaS «Prinzip für bie Anmenbung beS römifdgen AcdftS beruhte für baS gefammte Deutfchlanb zunäcgft auf einem allgemeinen ©emohngeitSrecgt; fobann aber ift baffclbc in ficftinmU««, fen« kreier Raffung auch burd) ©efebc mogl für alle Territorien unb AetcgSftäbte auSgefprocgen unb von ben AeicgSgefegen nidft fomogl fanktion-irt aiS vielmehr vorauSgefegt morben." Die Vcbeutung bcS römifchen Acd)tS für bic AecgtScnt* mickelung in Deutfcglanb ift eine breifade gemefen. 1. ift baS romifd^c ©efefebtteg, baS corpus Juris civilis, feit bem Gilbe bcS «AittelalterS für Deutfcglanb gemeine fubftbiäre AecgtS* quelle gemorben. II. Sinb in einzelnen Staaten unb ©emeinben zahlreiche römifege AecgtSinftitutc unb AecgtS* fäge tgeilS burd) bie partikuläre ©efeggcbimg, tgeilS burd) ©emohngeitSrecgt unb «Praxis rezipirt morben, fo bag fic ein Stück beS bctrcffcnbcn GanbeSrccgtS gilben. III. Da fid) fegon im «Aütelalter über bem römifchen Accgt eine VSiffen* fegaft eiitmickclt gatte unb biefe AccgtSmiffeufdaft feit ber Auf* nähme bcS römifchen AecgtS mit groger Acgfamfcit gepflegt mürbe, längft bevor eine miffcnfcgafflicge Vcganblung bcS ein* geimijegen AecgtS begonnen gatte, fo ftnb bic allgemeinen Kate* gorien bcS juriftifden Denkens grogentgeilS bie’ römifchen ge* morben. 3m Anfcglug an baS corpus Juris civilis cntftanb ber usus modernus Juris Romani, mclcber unter freier Venulumg beS corpus Juris ben lebenskräftigen beutfehen 3nffitutcn für bic «Praxis einemiffenfcgaftlicgc ©eftaliung zu gebcix"verfudgte unb unter allgemeiner Tgcilnagmc ber 3wnfkn ganz DcutfcglanbS in ziemlich gleichmäßiger SLßcife ben vorganbenen AecgtSftoff in eine neue {form gog unb meitcr entmickelte. Durch bie Theorie unb burd) bie «Praxis bilbetc fteg ein in feinen §auptgrunb* Zügen übcreinftimmenbeS Aecgt auS, melcgeS man halb alS communis opinio doctorum, halb alS usus fori bezcicgncte, je naegbem man megr auf biefen ober jenen g-aktor ber Aed)tS* bilbung Aückftcgt nahm. (Erft jetft konnte inan von einer gemeinrechtlichen SÖBiffcnfcgaft, von einem gemeinen Aecgt DeutfcglanbS fpreegen, nad welchem ber Aid)tcr zu entftgeiben gatte, mo fein GanbcSred)t keine anberen Aornten barbot.

Da inbeffen baS gemeine Aecgt wegen ber nur fdmanken* ben Autorität ber Vöiftenfdflft vielfad zunüfelgaft unb beftritten mar, fo mürbe feit bem Schluß bcS Mittelalters überall baS Vcbürfnig einer gefejftid)cn geftftcllung beS AedtS empfunben. Saglreiche Territorien unb Stäbte erhielten ausführliche Kobifi* kationen (Ganbrccgte, Acfonnationcn), melde fomogl bie auf beutfehen ©emogngeiten bemgenben 3nffitute normirten, alS aud) einen grogen Tgeil bcS gemeinrcchtlidgcn, auf ben frcniben AecgtSquellen bemgenben Sto’ffcS in moberniftrter, ben beutfehen Vergältniffen angemeffener {form micbergaben, im klebrigen

aßet noeß uie Sußfibtaritat bcö gemeinen Slc*t8 anerfannten* ©tcjcJPartiful a rr c *tc Dilben einen weiteren 8*ritt »tic Ste*tgemßeit, ba jwtf*eit ißnen eine größere 25erwanbti'*aft al8 jwif*cn ben alten Stammc§re*tcn beftanb. 2cklan*e8 ©cfcltni* beä 16. unb 17. 3aßrßnnbert§ erfeßeint in großen Jbf*mttcn alS bie wortli*e SBieberßolung eines anberen. llnter ben 'partifularreitten finb 3unä*ft btc fog. Slcforma» tioncn ber Stäbtcre*te ßervorjußeßen, wcl*e viclfa* bie Quelle ber Sanbrc*te geworben finb. eg ftnb bie§ unter Pttßülfc» naßme beg römit*en Stc*t3 unb jeber Slncrfennung feiner Sußfibtaritat ßewirftc, fßflcm«tif*e Äobiftfationen beg gciannntcn fpnvatre*tg. ©a fie fi* bie Slufgaße flclttcn, ronuf*cg tutb beutf*c§ Ste*t ju verßinben tmb mit einanber m ßarmome ju bringen, finb fie bic öorbilbcr ber ßanbre*te uttb btc Vorläufer ber mobernen ©cfcfebfkßer geworben, ©ie wtcßitgften ttnicr benfclßcn finb bie Slttrnbcrgcr Stcformation, bereu attefte Slebaftion im 3aßre 1479 erfolgte, fßäter aber mcßrfa* veranbert würbe, jule|t bur* bie im 3aßre 1564 bewirftc Stcbaftwn; Statuten unb ßanbre*t von ßübccE vom 3aßre 1586; bie Stcformationen für granffurt a. 3)1. von 1509 unb 1578 refß. 1611; bie Hamburger Statuten von 1605; bie ßuneburger Stcformation, welcßc in ben 3aßrcn 1577 unb lobo ßublijirt würbe. ßanbre*tli*c ©efefegebungen würben befonberg feit bem Slnfange beg 16. 3aßrßtmbcrtg in vielen Territorien nad bent EAufter ber Acfofmationen unternommen, ©tefclbcn untcrf*eibeti fi* vielfa* na* 3nßalt unb fvorttt. ©tnjelne, befonberg btc für flcincre ftreife befiimmten, vcrjci*ncn blo3 bie bcutf*en @ewoßnbeitgre*tc, anberc ftnb eigentli*e Äobiftfationen unb wollen bag Stc*t unter mebr ober weniger ftarfer 23ca*tung unb SScmtßung bc8 romif*cn Ste*t§ neu orbnett, man*c betreffen nur einzelne Ste*tginfiitute (@cfe|e über ßeßnrc*t, Sun fte, Söergwerfe er.). 2Bir ßeben na*ftcßenb einige ber wießtigften unb umfangrei*flcn biefer ©efcltgcbungen ßervor: ba§ oftfriefif*c ßanbre*t, eine au§ bem 3aßrc 1515 ßerrüßrenbe Verarbeitung ber frieftf*ctt unb ber freut ben Stccßte; bag fog. Jus Culmonse rovisum vom 3aßre 1594, eine Bearbeitung beg allen culmif*en Stc*tg, Wel*e8 felbft auf magbeburgif*em tmb f*lcftf*em Ste*t berußt; bag mürttemberadefae Ganbredt in kn’hrrt nrm ifxrxrx

pas u v v ir' i v s vm vq v \ vi» * a i v v girten, im3agte 1756 puöUztrten „«r«, ricus civilis, mcld)cr unter gefefelidcr Aonmrung ber Kontro= verfen baS geltcnbe Accht eingeitfich zufammenfaßte.

•na* bem Stinte rannten. 3cbc§nial, wenn einet von timen einen Stina getroffen, würbe ber auf bem S*tffe gebliebenen SBefafeung ein Seicben gegeben, unb brannte biefc bann ein großes StücE lo8. ßbenio ließ ba§ S*iff, a 18 bic «fjartbei fi* wicbcr cütgef*ifft ßattc, beim Sßcgfcißrm »etlidjc grcubenfibuffc unb freuerwer! von fi*«. tiefem Slufjuge mit bem S*tffe folgte ein emjclncr »jShtffo» nitcr«, ber fi* au* beim ffiingelrenneu »woßl gcbrau*ct«. ©ic fünfte iartßci war grün gcflcibet unb ßattc einen spoftboten bei fi*, wcl*er, fobalb fein §crt einen SRtng gc» troffen, fein öorn blie8. , Ser fecßfr’e Slufjug war ftattli* m grünem Sammt, mit ©Uber verbrämt, gedeihet. ©er fiebente in foftli* grau ©ewanbt, mit f*oncn 58uf*cn unb grauen Ärani*8febcrn, fowoßl auf ißrem Raupte, al§ auf ben ©cdfeti ihrer spferbe. ©er a*te f*eint aber ber §außtaufaug, 1 ebenfaU§ bet

itierei, leccrue «ajuijiuiv, a »» " ber Gebern bie ßöljerncn ©tricfnabeln ficetten, mit benenbtc r v ü*er it)vc Slcjsc ftüctcn ßflcgcn. SSoran ritten 3 Sin« fbännige ber £urfürftli*en ßeibwa*e, wcl*c aber an ©teile ihrer Stcnnßpccvc Stüber, fckif*tof*er unb fonftige8gif*ergcratl) trugen, unb ft* fo anftelletcn, al§ ob fic mit bat Stuberaemen vor bem guge ßeratbevten. 3bncn folgte cm große gaß ,3n*cr, wel*e ebenfalls allerlei 3if*crgcratß auf ber 2l*fel trugen unb ein £yif*erlteb mit glei*en Stimmen fangen, btS ftc auf bent Stcnnßlafe antamen. Stirn fant ba§ ^außtfiuct ber »3nvention», ein großer 3if*crtaßn auf eine Scßletfe gc» fteltt'unb von jwei D*fcn gejogen, auf benen cm SBcib »einer Büßerin «lei*« faß unb fie jum gießen antrieb. ©er Äaßn war mit «Baffer gefüllt, in wcl*cm allerlei fttfäc luftig f*wammen. Vorne auf bem ftaßnc faß eine SDtccrfafee, mit einer .Kette um bat §alS, unb ßinten ein fyif*er, ber ben Kaßn mit einem Stüber ju fteuern fcßien. §intcrßcr bann wieber ein Saufen 3if*er. 9ta*bcm nun unter großem ©cck Iä*tcr be§ Volfcg biefer Stufjug unter bent ©efang bcS {ftf*cr= licbeS bie ©cßranfeu umfreifet, gaben bic Stcitcr ißr &if*erck gerätß ab, naßmen bafüt bic ©te*ftangcn unb begannen nun xbrerjettv Vu9 , i n mrrdbem ftc ctltcfec ©emtnne bavon gebradt, vorauf bei* flanke Slutd«» ^ UMWenxeo gimnnr frtlta lltlb bClt Acmtplaß VCrlXCß. ^ t Den Schluß xnadfte bann cut Aufzug non .§cubuckcn, voran brei geibxtcfiftjge Spietleutc, rotg xutb metß gcflcibet/ mit geibuckifdcn Knüttelpfeifcn unb einer geibuckifdcn »58aukc«, bie man von beibcit Seiten feblägt. 3hm folgten brei bcibttcEifcbc «patronierer in meiß, melde bie brei Aennfpieße ber ignen fol- genben brei geibxtckifcgen Aittcr trugen, Diefe Witter maren auch beibuefifeb meiß actleibet unb fabelt ftd im Aingclrcnncn ebenfalls »mogl gehalten.« Damit mar cS aber Abcnb gemorben, unb baS kennen fd&Ioß/ inbem bic fämmtlicgcn Aufzüge, jufammt ben «Dtante* natoren eben fo feierlich abzogen, alb fic gekommen maren, fteg aber fämmtlicb bie von ihnen gemonnenen greife vortragen liegen. Am 14ten AbcnbS mürbe ein großes greubenfeuer auf ber Stennbabn abgebrannt, mcld)cb mit bem Dunfclmcrbcn begann. 5®dl)renb beb ^ageb batte man bab baju nötl)ige ©crüfl aufgefcblagen; auf bab 3^^4^’bäublcin einen grogen ^llbler gefeijet, melcber mit fernem linfen 5ug auf einen brei« cdigeit s f3fbftcn [taub, unb mit ber rechten dralle ben .^aifer« Ud)cn Seester hielt, ber bem §urfürften von 5Branbenburg, alb beb heiligen Stömifcbcn 9teid)eb Srjfämmcrer, juftanb. Dicfcr «Ubier mar überall mit {ycuerfc^üffcn gelaben, unb barunter unter einem ^vurbute ein &§erb ju (Ehren beb g'ürftlid)en 5aufcb «öranbenburg angebrad)t. Sluf ber anberen Seite beb Subijir* häubleinb fag ein groger rinnifdier §clb auf einem viereckigen ^3oftamentc, ck^llleb voller Sd)üffc unb aubfahrenber geucr«. Dicfcr §elb führte in feiner rechten ©anb ein Sd)mcrt, unb hielt mit feiner Sinken bab ^urfürftliche Söahhen. 58or ihm ftanb ein fleineb «poftament, aub melchcni nachher bab gaier fam unb bem §elbcn bic rechte §anb verbrannte. Damit mar bic alte römifd)C ^iftoria von bem Cnjo Mutio bargcftellet, melcher bei 3^opx über bie c Xiber gefchmommen, um ben Völlig Porsennam umjubringen, melcher bic Stabt belagert. »2ßannhcro ihm aber fein Vornehmen migratben, unb er* ben (Eangler ftatt beb ^önigb umgebracht, l;at er feine §anb fampt bem Schmerte im geuer verbrennet«. Dab mürbe burch em bem «poftament angebrachte SBcrfe erkläret. Stxtnb um bic beiben gigitren maren 15 kleine SDkörfer eingegraben, aub benen Seud)tfugcln gemorfen mürben. 3tcm Seucfmühlen, Sd)lagkugeln, geuerftangen, feurige Dttfacken, feurige «peitfehen unb etliche hwnbert Slaketcn. Stilb nun bieb^lüeb fertig mar, hut ber Äurfürfl 3^h^nn George felbft ungefähr um 8 Uhr vom (Erker herab"auf ben

©*loßVlate flcrufen: »STuifler SanS, wenn i* niffe ober ßfeiffc, fo laß fleßen,« wie cS ben au* gcfißcßeit ifl. ©rftli* würbe bem eaio mutio bie ßanb mit bem ©*wcrtc abgebrannt; bann gab cS viele ©cßlägc, ©*üffe unb attSfaßrcnbe Svateten, ßin na* bem ©eßloffe unb von bem ©*loffe na* bem Stenn» viafee. ©nbli* fam eS au* an ben 2lbler, ber eben fo viele ©cßüiTe unb ©*lägc gab. ©ajwif*en würben allerlei Surj. weil mit brennenben Stennftangcn, ©äbcln, ipaufianen, ©artf*cn unb feurigem müblwcrf getrieben, wcl*cS alles 5«‘ lammen woßl eine ©tunbe gebauert, enbli* unb 311m ©*luffe ließ man au* bic 15 SBWrfer mit fol*cr ©ewalt loSgeßen, baß ber drbboben bavon erjitterte, viele fjfcnfter im ©roloffc jer» fvranaen unb ber ©*nce von ben ©ä*ern fiel, alfo baß bie ©romvetcr unb Raufer, wel*e auf bem oberften (Stfcr ftunben, ibr 2lmt vor bem vielen ©*ncc ni*t woßl vcrri*tcn fonnten. 2lnx 15. ‘tage bcS (SßrtflmonatS ftnb bann allr Scrr* f*aftcti wieber ab- unb na* Saufe gcrcifct.

©a§ gcmcinfamc beutf*e tprivatrc*t in feinem ßiftorif*en (EntwicfcIungSgange. 0 ) I. SBenti au* bem bcutf*cn Sßolfe f*oit in ältefier geit gc= wiffe ©runblagcn ber Stc*tSübcracugimg gemeinfgm waren unb glekßmäßige 3tc*tSfäßc unb Ste*tSinftitutc bei ben ver» f*icbcncn Stämmen, in tvel*e jerpcl, beganben, fo war boeß ni*t blc-8 bic SScrfaffung in ben emjclnen Xßcilen ©cutfcßlgnbS vonjeßer matmigfa* cntwirfclt, fonbern eS fam au* in privat- rc*tli*cr SSeaießung berfelbe allgemeine Slc*tSgcbanfe ober bic» feite ©enbem bcS Ste*t8 in verriebenen formen ber SvecbtS» gcftaltung jut €rf*cimmg, unb nur feltcii jeigt fi* m ben eimclnßnten unb in ber genaueren ©imßfußrung cincS- StecbtSinftitutS eine cntf*icbene llebercinftimmung. ©ic ferner ba§ 3te*t ber verriebenen SSolfSftfinmie feßr wcfentli* tn ben (SmMln-ßeitcn von einanber abwieß, fo beftanben au* inner» halb bcffclben SSolfSftammeS 3te*tSvcrfcßiebenßeitcn für feine einzelnen 5lhtheilungcn, mte folche 5.58. bie Lex Saxonum für bic SBeftfalcn, ©ngern unb ©ftfalen anaiett. 3ta*bcm bic Stämme bcS ßcutigen ©cutf*lanb§ ju einem iaviu;v WKvlttl«T^Crkcl)iCuCltl^CttCXX OCv 9kecht§, tmb in^hefonbere be§ «privatrecht^, ber emjelncn ch0tdnunt tmb ßanbfchaften be6 beutfehen SSolkeS noch lange fort. Zluv ba§ öffentliche Specht, mclchcS feinen «Dlittclfmnkt in bem ^aifer fanb, erfchien in einjelnen SSejiehvtngcn al8 ein gemeine^ Skecht (Eine grögere Dkccht^einhcit mürbe erft burch bie «Rechtetu'uher angebahnt. DieS ftnb Aufzeichnungen beS beftehenben Sked)tS, melche, obgleich von «privatherfonen verfaßt, unb ber geglichen Autorität entbchrcnb, hoch ben grögten Hinflug auf bic fernere ©cftaltung bcS beutfehen «privatrechtS auSgeübt haben. bebiente man ftch iprer an ben ocrfcbicSenftcn Orten mic wirklicher ©efege, thcüS fhrach man nad) ihnen Dkecht, unb fitepte, mo cS an einem jeft auS* gebilbcten ©emohnheitSrecht fehlte, auS ihnen bic ßftckcn ber «RethtSüberzeugitng auSjttfüllcn, tl;eilS enblid) legte man fte bei meitcren AechtSaufjcichnungen ju ©runbe, inbem man einzelne «Partien einfach rejipirte ober einer Umarbeitung untermarf. Die michtigften unter ben AcchtSbüchern ftnb ber Sad)fen* fpicgel ober fachftfchcS ßanb* unb ßehnrccht, verfagt von einem angaitifmen Aittcr (Eike von Ac^kom, mahrfcheinlid) um baS 3abr 1230; biefcS AcchtSbud) ifl in vielen beutfehen ßanbfdbaf* ten rezihirt morben ttnb gatte im 3agrc 1862 noch ©ültigkcit im Königreich Sachfen, in ben ©roggerzoglich unb herzoglich fäd)fifd)en Gauben, im Angaltinifcgen, in Sehmarzburg, in Aextg, in Scplcftcn (alS «provinzialrccht re^ipirt), im h^vg* tgum holftcin mit Ausnahme bcS fehaumburgifegen AntgeilS, in Gaxtenburg, in ber Stabt Cüncburg, in SSolfenbüttel; ferner ber fogenannte Schmabcnfhicgel, ein Ganb® unb GegurcchtSbuch von unbekanntem SSerfaffcr, baS ftch am ricbtigjlcn alS eine Verarbeitung bcS SacgfenfhiegelS in ber ©effalt feiner llcberarbcitxmg im fg. Dcutfchcnffneget charaktertftren lägt, ergänzt burch Materialien beS römifchen unb kanonischen AecgtS, ber Vibcl, VolkSrecbte, (Eafütularien, AeicgSgefck unb anbercr Gut eilen; bie S^i^ Abfaffxtna bic« fcS Merkes liegt magrf^einlid) z^ü^ eu 1273 unb 1280; cttblich baS kleine Kaiferrccgt, ein AccgtSbitch von unbe- kannter herkxmft, mahrfcgcinlid) am (Enbe beS breizegnten ober Anfang bcS vierzehnten 3ahrgitnbcrtS verfagt. AIS (Ergän« Zungen* bienten biefen AecgtSbüchern bie fog. A ich t ft ei ge, b. g. Darftcllungen bcS gerichtlichen Verfahrens, unter benen ber Aicgtftcig GanbrecgtS, melcher in fhftcmatifchcr Orb« nxtng ben lanbre^tlicgen «Prozcg unter ftetcr Vermcifxtng auf

von

*) Unter Vcnttgung beS »hanbbuc()cS bcS beutfehen «privatrcdjtS Otto Stobbe. 1. Ab. Vcrlitt, 1871«.

Seit bem Gnbc bcS vorigen 3ügrhunbertS gaben in golge ber §altloftgkeit bcS gemeinrechtlichen guftanbcS mehrere ber grög* ten beutfehen Staaten a u S f üg r licge (E i v i l g ef cti b üder publi* Zirt unb zugleid verorbnet, bag in igrem ©cltunglbereide ferner* gin baS gemeine Aedt ntegt megr bic SScbcutung einer fubfibiär eintretenben AecgtSquelle gaben folle. Dicfe ©efebbüeger folleit auS fteg felbft .gcrauS erzeugt unb interpretirt mevben. 3nncr- galb bcS ©cltungSbercideS bcrfelben begatten bie fremben Aedte nur nod infofern Scbcutung, alS fte in baS ©efegbud) auf* genommen ftnb, unb nur in berjenigen Auslegung, melde in bem ©efefebude Anerkennung gefunben hat. * So fdeibet Ziterft «Preußen auS bem gemeinrechtlichen Aerbanbc auS. Auf SSeranlaffung {JriebrichS II. arbeitete unter Gcitung beS ©roßkanzlerS von Garnier unb unter 58eigülfe von Anberen ber Cber*AmtS=AegicrungS*Aatg Suarez ben »Entwurf eines allgemeinen ©efefebuchcS für bic preußiftden Staaten auS, melder tn ben 3^h^n 1784—1788 burd) ben Druck bekannt gemadt mürbe, unb nach weiterer tleherarbeitung burd) «patent vom 5. gcbritar 1794 alS »allgemeines Ganbredt für bic preußifegen Staaten« publizirt mürbe. DiefeS ©cfe|bxtd fokl nad bem «publikationSpatent »an bie Stelle ber bisherigen rönüfden, gemeinen Sadftn - unb anbercr fremben Aedte xutb ©cfc|e« fo mie ber allgemeinen GanbcSgefcljc unb ©bitte treten, unb unter Söelaffung ber provinziellen unb ftatutarifden 58c* ftimmungen alS fubftbiäreS Ganbredt gelten. And) heute gat eS ben fubfibiären ©garaktcr überall, mo nidt bie «partikular* ober Statutarredte burd) bic neuere ©efeßgebung aufgehoben ftnb. DaS allgemeine Ganbredt entgalt außer bem «privatredft auch Staats*, «Polizei*, Kirchen* unb Strafrecht. 1803 mürbe ein »erftcr Angang« publizirt, melcher bic feit feiner ^Publikation ergangenen Aenberungen unb Erläuterungen begreift. 3n ber heutigen preußifegen «Dkonardic gilt giernad baS gemeine Aedt nur nod* in Acuvorponmtern unb Aügen, im 58czirk bcS 3ufkizfenatS zu (Egrcnbreitcnftein, in ben gogenzollcrnfchen gürftentgümern unb in ben 1866 neu ermorbenen Gänbcrn; in ben zum ApftcüationSqcridtSgof Zit Göln gehörigen Agein* tauben gilt baS franzöftfdc Aecgt; in allen übrigen Tgeilea ber Akonarcgic gat baS Ganbredt ©ettung, unb zwar, mo ftd