1872 / 139 p. 19 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jun 1872 18:00:01 GMT) scan diff

3lm Slbenb fanb in bem fünf Stodwerfe gogen, in allen feinen ch£heilen nnb ©ontouren, innen unb außen fllänjenb illuminir- ten gürfienfleiner Schlöffe ein MaSfenball flatt, auf bem alle Sßerfoncn, welche bei bem ©arouffel mitgewirft, in ihren Koftümcn erfegienen. Die Slpotgefen bet älteren mit befonberer ERüdficgt auf bie äHefte furbranbenburgifege Slpo- tgefertase non 1574. I. Söcnn man baS Söort Slpotgefc in feiner heutigen 58e* beutung alS eine Slnflalt auffaßt, in welcher SlrBneien nicht nur verfauft, fonbern auch bereitet werben, fo bürftc bie gagl folcger Slpotgefen in Deutfcglanb währenb beS Spittel* alterS überhaupt nicht groß gewefen fein. BiS jum Einfang beS 14. 3agrgunbertS begeichnete ber SluSbrud, wenigftenS in 0üb* unb Söefldeutfcglanb, etwa baffelbe wie©abe ober Krant- laben, fo baß 3.23. ein ^ucglabcn itn3agt*1301 eineapotheca genannt unb von einem Haufe im 3^** 1290 gefagt wirb, baß ftch 21 Slpotgefen bann befänben. 3*1 ERorbbeutfcglanb hatte ftch ber ^Begriff bamalS fegon 31t berjenigen Bebeutung verengt, welche er fpäter fajl auSfcgließlieh ^atte, nämlich 3U ber einer ERieberlage unb eineS BerfaufSlofalS von Spe3ercien unb Signeten. 3m 3ügjc 1303 würbe 3. B. bem Bürger SBalter bem 3üngercn 3U fßrenBlau ber erbliche Beftfc ber bortigen Slpotgefe (ber äliefien, welche in Branbenburgifcgen Ganoeit nachweisbar ifl) von bem Marfgrafen Otto IV. unb feinen Brübem betätigt unb 3ugieich beftimmt, baß cS auf 10 Steilen im Umfreife ERictnanbent gejlattct fein follte, eine 3Weite 51 po- tgefe an3ulegen. Diefelbe Befiimmung ^inbtt ftch tn ber faft gleichlautenben Berorbnung vom 3ch*b r e 1329 für S&alterS Sogn 3ickgmm unb beweift, baß eS fidh gier ttidjt um einen gewöhnlichen Kramlaben, fonbern um ein BerfaufSlofal mit feltencrcn SSSaaren ^anbeltc. Daß man aber baS gan3e Mittelalter ginbureg mit bem Begriff einer Slpotgefe vorBugSweife ben eineS Utieberlagö- unb BerfaufSlofalS von ©ewürBen unb SlrBneien, nicht ben eineS BereitungSlofalS ber legieren verftanben hat, baS beweifl 3. SB. bie übereinfiimmenbe ©rflärung beS ERamenS in ben mittel- alterlichen SSocabularicn, beren wir mehr alS 20, hanbfchriftliche wie gebrudte, auS ben 3ahren 1425—1515 verglichen haben. 0a heißt e§3. SB. »Slbetefa t)S epn ftebe, bar man ar3ebie tho verfopenbe plegt" (1425). „Apoteca i.e.repositorium frugum“(1427)— »Apoteca est repositorium, quasi reposicio specierum aromaticarum« (1448). »Apoteca, ein flat ber be- galtnuß ber wolrtchenbcn fruter vnb würg, etiam fpißfamnter, ubi cibus reponitur«. »Apotheca dicitur repositorium vel reconditorium, in quo homines elabo- ratas fruges deponunt; vel locus, in quo publice et communiter merces venduntur et specialiter medicinales« (1482). »Apotheca, reconditorium, een cruptgugS 0 f een apoted« (1497). »Apotheca, re- conditorium. ein fpccerep gaben ober apotea« (1507). ERirgenbS ift Slpotgefe all ein Gofal 3ur Bereitung von SlrBneien erflärt. DiefeS pflegte früher vorBugSweife in 31alien ju gefchehen. Man legte babei baS Antidotarium beS berühm- ten Salernitanifcgen Slr}teS ERicolauS [RgegütuS (©alaber) 3U ©runbe, welcher feinerfcitS auS ben Schriften ber arabifchen 5ler3te MefueS unb Slvicenna, fowie auS ©alenuS unb anbern gefchöbft hatte. SllS man auch in beutfehen Slpotgefen bie Epräparation von Mcbifamenten vornahm, würben bie Sipo* tgefer noch immer auf jene Slntibotaricn verbflichtet, 3. SB. i. 3. 1461 ber ERatgSapotbef er SRabobuS Bremer 3U granf f urt a. M. Doch gab eS fchon im 13. 3ahrhunbert auch in beutfehen Stabten Slpotgefer, welche bie afabemifche 3)tagifierwürbe erworben hat- ten unb oaher ftcherüch nicht bloße ©ewürsfrämer, fonbern wirt- liche Slrsneifünjtler waren, wobei noch 3u berüifichtigen ifi, baß ber 3:itel SJtagifter (SD^eifier) währenb bcS SJUttelalterS (ähnlich wie jegt, im SJlunbe beS gemeinen 2)tanneS ber %itel 0o!tor) bie gewöhnliche SBeseichnung beS 5lr3teS war. So finbet ftch bereits 1292 unb 1295, unb bann swifeben 1337 unb 1353 ein 2ftagifter Johannes apothecarius 31t Sftoftocf, welcher übrigens fchon 1281, hoch ohne ben SJtagiflcrtitel genannt wirb, fo baß man wahrfcheinlich swei 53erfonen anjunehmen hat. 3^3ahre 1381 er* fcheint auch ein 5lbothefer mit ber SDtagiflerwürbe 3U J}ranf- furt am iDtain; 1463 eit^ Dr. med. ©erharb gurfbolt alS

lanb reifen nicht über bie erfie §älfte beS 13. 3ahrhunbertS hinaus, 3. SB. 1238 ein Gerardus apothecarius ju ßi'tbecf, welcher (wie öfter) ein ©eiftlidher gewefen 3U fein fcheint; 1262 wirb eine 5tyothefe 311 SRoftocf angeführt, 3Wifchen 1270 unb

1280 3U SBiSmar, 1285 3U SDtagbeburg, 1303 3U fprenalau, 1343 3U granffurt am Sftain, 1350 311 Stenbal, 1354 3u SBerlin, 1405 311 ftranffurt an ber Ober/ legtere gehörte bem 9tathc unb würbe bamalS von ihm ver- lauft. Ob bie eine ober anbere biefer 5lbothefen mehr alS ein bloßer ©ewür3laben gewefen fei, in welchem man auch Äonfeft, §heriaf, SJUt^ribat unb anbere in Italien verfertigte 5lrmcien unb eingemachte Sachen taufen Tonnte, läßt ftch nur hier unb ba vermuten, nirgenbS mit Sicherheit beweifen. 5Bon Berlin ^‘^ß^ gewöhnlich, baß bie erfte »SD^ebisin-^lbothefe« wie man bie eigentlichen 5lbothefen früher nannte unb in manchen ©egenbett noch h^te nennt i. 3- 1488 bort angelegt worben fei. 0er SRath von SBerlin unb §ölln nahm bamalS nämlich ben 3ohann sjehenbet jum Slpotheter an unb bewilligte ihm freie SOBohnttng, lährlich einen SßiSbel loggen unb Freiheit von allen bürgerlichen ßaften, gab ihm auch bie guftcherung, baß Dlicmanb eine 3weite Styothefe follte anlegen ober auch nur mit 5tyo* theferwaaren hanbeln bürfen. 0aß in biefer Slbothctc wirtlich SJtebifamente bereitet würben, ergiebt fich auS ber 3«fl^uftion für bie turfürftlichen ßcibär3te: barauf Sicht 31t haben, baß bie Styotbcfe mit guten Materialien verfchen, bie Slrjneien für ben üurfürften unb feinen §of nach ben S^epten mit {flei^ gemacht unb baß fie nicht wtber bie SBilligteit 3U hoch angefegt würben. Ob aber biefe Slbothcte bie erfte biefer Slrt in SBerlin gewefen fei, tft nicht völlig ftchcr, wiewohl manches bafür fbricht. Schott in fehr früher S^it Öflegtc man ben Slöotheten beflimmte Planten bei3ulcgen; fo erfcheint 3. SB. in granffurt a. M. bereits 1477 bie Styotbete 3um Schwanen, welche noch hrute befteht. ^^ier» nanten ftttb überhaupt bie beliebtere SBenennung geblieben, unb 3war bürften bie ßöwen- unb Slbler-Slbotheren bie 3ahl- reichften fein, daneben ftgurirett aber auch ©lebhanten», ^Pelifan-, (Einhorn-, 9teh= unb §irfch-Slbotheten, währenb auch Mohren-, fronen-, Sonnen- unb (Engel - Slbotfjcfcn gefunben werben. SBenennungen anberer Slrt meift ber neueften Seit ansugehören. lieber bie äntliche SBeaufftchtigung ber Slbothefcn wirb 3U- erft auS lUnt (1436) berichtet. Söo bie Slbothefe fein fprivat- unternehmen, fonbern vom Sftathe gegritnbet war (bie fogenann* ten StathSabotgefen), ba waren gewöhnlich 3Wei Btathmänner, bie fogenannten Slbothefengcrren, mit ber Sorge für biefelbe befottberS beauftragt. 0ie Slbotgefer würben bereits im 14. 3ahrhunbert vereibigt, unb 3War hatten fie bem CanbeS- herrn 31t fd)Wörcn, wenn ihr Unternehmen ein brivateS, bem Sftatge, wenn eS eine DtathSabotgefe war. ftolgenbeS tp ^ ber (Eib bcS Stcnbaler SlbotheferS auS bent erften 0rittel beS 16. 3ah*hunbertS: »0em burchlauchtigflen gürfien unb £errn, §errn 3oachint, Marfgrafen von SBranbenburg, unb bem gansen burchlauchtigflen §attfe fchwörc ich, Muhael Araber, 3ur Seit Slbotgefer in Stenbal, bei SSereitung ber verfchriebcnen Siebte, unb fonftiger Heilmittel gemäß ber SBorfchriften abbrobirter Sler^te, mit ber größten Sorgfalt 3U verfahren, auch Sßachfamfeit unb Schweiafamfeit 311 üben. Slußerbent will idh.fein SfTejebt 311 einer Slrsnei ebne guflimmung ber verfegreibenben Sler^te erftnbm, mögen biefe Slr3neien Digestiva, Laxativa ober Confortativa fein. Sluch Will ich nur auSerlcfcne Saßtebienjien unb feine trügerifchen unb fraftlofen, fonbern vorfchriftSmäßig subereitete biSben- ftren, auch ttach Möglichfeit bafür Sorge tragen, baß bie Siebte nicht von ’jebermann eingefegen werben rön- nen, fonbern will fie verfließen unb niemanbent seigen alS bem 0urchlaudgtigften Srürflett.« Sbäter mußte fleh btt Slbotgefer auch verbflichten, ^feine S igcn unb anbere verbotene unb gefährliche Stüde, auch bie ?rtiva, unbefannten unb verbächtigen ^erfonen 3U verab- folgen; ferner wennauS SBcrfegen, Unfleiß unb Unwiffenheit ober auch mit SBorfag etwaS in SRte3ebten georbnet, welches er alS ver- bächtig unb fchäblich vennerfte, baffelbe feineSwegS susurichten, fonbern bem verorbneten fPbbftfu8 ober fonfl ben Slbotgefer- heran 3uvor amumelben; audh S)liemanben mit ber ^aje unb Öfcchnung 31t übetfegen unb 31t befweren.« ßegtereS bilbet einen flegenben fparagrahh in ben Slhotgefen-Orbnungen, welche mitunter fegr auSführliig finb. Sllt ift auch bie Sitte, bie Sfte- jegte bei ber SBe3ahlung 3urüd3ugeben; eS würbe bieS 3. SB. im 3agre 1577 bem SRathS-Styothefer von Magbeburg auSbrücflich anbefohlen unb baS gurücfbehalten ober gerreißen ber Siegte unterfagt. ©in Hauhtbchot für Slhotgeferwaaren bilbete lange 3ah r,r hunberte hinburch S3enebig. SSon hier würben bie SBaaren ent^ Weber 3U Schiffe über SBrügge ober Slntwergen unb 3U ßanbe über SlugSburg unb Nürnberg nach 0eutf(hlanb auSgeführt. 3n S^orobeutfchlanb bilbete bis 3m geit beS breißigfahrigen Krieges unb vielleicht noch länger Geizig einen wichtigen 2tic*

berlagSort. Slußer ©ewür3en unb Slrjeneicn führten bie Slgothefer auch ©onfect, SiegelwachS, §apier, Salpeter; fie waren meiftenS auch gueferbäefer unb bereiteten allerlei feine ©ßwaaren, Kraftbrühen unb gewiir3te Sßeine, ©larct, ßautcr- tranf :c.; auch verfenften fie biefe an Ort unb Stelle, bager bie Stralfunber ©gronif berichtet: »Hibben interfite in bem winfellcr gefeten, barna gingen fe beibe \xp be apotefen in ben claret.« So gölte man 1377 in Magbeburg ©lectuarium auS ber Slbotgefe, alS Kaifcr Karl IV. bie Stabt mit feinem SBefucge beehrte; alS man bort 1405 bem ©rsbifcgof ©ünter von Scgwar3burq gulbigte, ^gab man ignt SHegal unb Konfeft auS ber Slbothefe«; bei ber Hulbigung bcS Kurfürften Sllbrecgt Sld^iUeS 3U Sal3webel im 3ah*e 1471 gab eS Slbotgcferfrübe (= Kräuter) injwei großen Mulbcnfäficrn; bem SBerliner Slbo- tgefer würbe 1488 bie gufiegerung ertgeilt, baß außer igm 9lie- manb in ber Stabt mit Konfeft ober gefärbtem SBacgS hobeln bürfe; ähnliche gufichcrungenfonunenanbcrwärtS nodg viel fpäter vor; im 3f re 1568 verfaufte ber Slbotgefer 3U Stenbal noch Fabier, unb 1648 würbe ihm bie SSerbfficgtung aufcrlegt, jägrlidh 3U Neujahr ben beiben regicrenben SBürgermeiflcm Mar3iban unb einen H u t guefer m liefern, eine SBerbffich- fung, bie fteg ebenfalls an vielen Orten naegweifen läßt, gleich- wie eS noch im 17. 3^hrgunbert nichts Ungewöhnliches war, baß ber Slbotgefer eiudg mit Seibenjcug ganbclte.

Stabt unb ßanb.*) V. (SScrgl. 33cf. SBcil. Sfr. 23 vom 8. 3uni b. 3.) 0aS ©ebeigen ber inbuflriellcn ^robuftion hüngt von bem gufammenwirfett breier Jyaftoren ab: vorteilhafte SBe- fegaffung beS StogftoffeS, woglfeile unb geeignete SlrbcitSfräftc unb reichlicher gufluß von Kabital im engeren Sinne. 0iefe gaftoren wirfen aber nicht gleichmäßig. SBci ber Bearbeitung ber itneblen Metalle in ben erften Stabien, namentlich alfo in ber ©ifeninbuftrie, entfeheibet über ben §reiS beS fffrobufteS gan3 überwiegenb berjenige beS SlogfloffeS, unb ba biefer nur geringe ^ranSportfoftcn tragen fann, fo fiebelt ftch biefe 3w buftrie in ber Erläge beS SRogftoffcS an. 3* ntegr in bem greife beS fprobuftS bie Slrbeit jum SluSbrttcf gelangt, bcflo unab- hängiger wirb bie 3nbuftric von bem gftmbort beS [Rohmaterials; ftc fuegt bann biejenigen S3läge auf, wo fie bie billigten unb reidglitflm SlrbeitSfrafte pnbet. 3r ntegr enblich baS Kapital auf ben ©rfolg ber 3nbufirie von ©influß wirb, befto ntegr Biegt biefelbe fteg nach benjenigen Stäbtcn, wo Kapital auS- reiegenb vorganben unb billig 3U erlangen ifl. 3m SlEgenteinen ftnb alfo baS glatte ßanb unb bie flei- nen Stäbte ber Si| berjenigen 3«^wflrie, bie noch ttom 3^og- ftoff abgängt, wägrenb biejenige, bie megr auf SlrbeitSfräfte angewiefen ifl, in ben mittleren, unb biejenige, bie befonbereS Kapital erforbert, in ben großen Stäbten igren Si| nimmt. 3c umfangreicher bie Mafcgine bie Slrbeitcn ber §anb über- nehmen unb je billiger fteg bie SranSporifoften bcS [Roh- materials bureg bie Slnlagc von ©ifenbagnen unb Mo- bilen ftellen, befto megr Biegen fieg bie früher über baS gan3e ßanb Berflrcuten g-öbrifen in ben größeren Stäbten 3ufammen, wo fie ganse Kompleje inbujlricllcr ©tabliffementS bilben, unt gemeiitfam bie gleichen SSortgeile auS- Bubeuten. 0iefe bejtegen namentlich aut barin, baß in folcgen Tnbuflrieftäbten bie SlrbeüStgeilung in ber B^ecfmäßigften leife burchgefügrt wirb: Hänbler verforgen ben gabrifanten r * cnrck " ff A w anbere gabrifanten bie Bur Bor-

gejtattet tyuüiiuuuui, fteg ß^nB feiner probu3irenben Xgätigfeit gin^ugeoen unb erfpart igm oie gcrfglitterung feiner Kräfte. Dabei ftegert fie igm einen Baglrcicgen, gefcgultcn unb intelligenten Slrbeiter- ftarnm. Diefe ©rünbe wirfen förbernb auf bie 3^buflrie aller bebcutenben Stäbte unb auf bie ©ntwidelung ber Stäbte felbft. Bei ben größten Stäbten, wie SBerlin, Söien, [pariS unb ßon* bon tritt jene ©garafteriftit ber 3^buflrie niegt nur befonberS fegarf gervor, fonbern eS bilben fteg gier auch eüiBelne eigen* ^ nur in ben größten Stäbten ber einen Seite reichliche SlrbeitS- benen SBilbungSanflalten jeber Slrt zugänglich ftnb, bie fliiffigen Kapitalien ber [Reichen, trefflid)c *) [Rach einem in ber polvkcgnifcgm ©efellfcgaft bu Berlin vom Dr. Mas Sßeiv)crt gehaltenen Bottrage, abgebrurft (Die 3nbuflrtc unb bie großen Stäbte) im »Slrbciterfrcunb« 40. Heft (Halle, Buch» ganblung beS SBaifengattfeS).

KommunifationSmittel, welche eine ntöglicgfl billige Heran» fegaffung ber SRogjloffe geflattcn; auf ber anberett Seite aber tgeurer CebenSuntcrgalt, foflfpiclige Mietgcn, beSgalb gögerc Gögnc alS in Heineren Stäbten unb auf bem Ganbe. HterauS folgt, baß in einer ©roßflabt folcge 3^buflrieBWeige am beflen gebeigen, bei welchen ber SBcrtg beS [RogftoffS gegen bie ©e- fcgidUcgfeit beS SlrbeiterS unb gegen ben Kapitalaufwanb ber 3nbuftrie am nteiflcn Burüdtritt. DeSgalb bliigen in ben größten Stäbten, trofe igrer weiten ©ntfernung vom gunbort, biegabrifen fompliBirter Mafcginett, bie intelli- gente unb forgfältige Slrbeit unb, für bie §erftellung beS ©tabliffementS, einen bebeutenben Kapitalaufwand erforbern, wägrenb 3. SB. bie ERabelfabrifation anbere ©egenben auffuegt. Sluf bem ©ebiete ber ^estilinbuflrie ift in ben ©roßfläbten bie Söeberei im Bergleicg jur Spinnerei weit überwiegenb, weil bei ber leßtcren auch billiger fabruirenbe Stäbte fonfur- riren fönnen unb ber Transport baS Material b u fegt ver* tgeuern würbe. Dagegen ifl bei ber SBeberei bie Dualität ber Slrbeit von fo großer SBebeutung, baß bie Geinen- unb SBaum- wollenwcberei fafl ganB in großen Stäbten feglt, wägrenb bie SBollen* unb Seibcnweberei bort fegr flarf vertreten ift, weil gier ber ©efegmad bcS MufterS unb bie geingeit ber SluSfügrung ben Slnfprücgen ber wecgfelnben Mobe genügen müffen, in ber bie Hauptftabt ben ^oit an- giebt. Sgawlfabrifation unb bie Slnfertigung von Mobe- artifeln finb bager reegt eigentlich großfläbtifege 3nbuftrie3Weige. gür bie Seibenfabrifation ifl übrigens biefeS Stabium fafl [egon vorüber. Scijtbem bie Seibe billiger geworben ifl unb iCf/imiamoYiA t.-j. ^- ° gefertigten ) unb we* SlrbeitSfraft er- forbern, verläßt bie Seibentnbuflrie bie größten Stäbte. Bon Gonbon, früher igrem auSfcgließlicgen Si| in ©nglanb, gat fie fteg nach Manegefier unb ilmgegenb geBogen, in SÖBien unb fßariS nimmt fit erbeblich ab, unb in SBer- lin, wo fie cinft in goger SBlütge ftanb, gat fie gana aufgegört. 3n ähnlicher Sßeife fuegen auch bte SporBellan* Manufafturen, bie urfprünglicg nur in SRcfibenBcn gegrünbet waren, allmählich anbere ©egenben auf, wo fie bem SRogftoff näger finb unb billigere SlrbeitSfräfte finben. Diefelbcn ©rünbe, welche bie oben angeführten 3itbuftrie3weige bu großfläbtifcgen maegen, gelten auch für bie gabrifaüon von Gu^uSpapier unb feinen SBucgbinbcrwaaren, worin Berlin, Sßien, fpariS unb Gonbon fieg gleich auSBeicgnen; für bie Herflellung fertiger KleibungSftüde, worin fpariS in ber Originalität ber Mode, SBerlin in ber gefcgmadvollen ERacgagmung unb ber gabrifation für ben großen Konfum bie erfte [Rolle etnnimmt; ferner für den SiBagenbau, bie Kunfltifcglerei, bie ©ölb- unb Silberwaaren- 3nbuftric unb bie Hwtfabrifation. Unter ben SRagrungSmitteln ifl baS SBier ber eigentüm- liche gabrifationSBweig der großen Stäbte: bie englifcge Bier- brauerei gat igren Hrnttfife in Gonbon, bie beutfege in Berlin, Söien unb München. Die Brauerei fuegt bieERäge beSSlbfa|cS, wo- gegen bie Brennerei ftch uabc bem [Rogftoff anfiebelt. Denn ber Sllfogolgcgalt ber Kartoffel ifl viel geringer alS berjenige beS ©e- treibeS, wogegen ber Branntwein ungleich transportfähiger ifl alS baS Bier. ©S liegt bager in ber ERatur ber Sacge, baß bie Kartoffel bui Brennerei an Ort unb Stellt verwendet unb ber barauS gewonnene Sllfogol verfegidt wirb, B^mal bie ga= brifationSrüdftänbe auf bem Ganbe viel beffer verwenbet wer- ben fönnen, alS in großen Stäbten. Slnbere 3^buftrteBweige finb ben ©roßftäbten aber auch babureg eigentgümiieg, baß oiefe vermöge ber flarfen Konfumtion von ERagrungSftoffen maffengafte Slbfälie liefern, bie einBelnen

gabrifen für ÖusuScrBeugniffe auS H^tn unb Knobgcn gervor. ©nblicg bilben bie Sudereien, fpgantaftcgäfeleien unb Stridereien, in benen befonberS Berlin Sßcltruf erlangt gat, einen fegr erheblichen unb ganB eigentgümlicgcn großfläbtifcgen 3nbujjtrieBWeig, ber barauf beruht, baß berglcicgcn Slrbeitcn in Baglreicgen gamüien alS ERcbenbefcgäftigung bu fegr billigen greifen unb boeg mit großer Kunftfertigfeit unb vielem ©e- fegmad gergeflellt werben. So wirfen verfegiebene llrfacgen Bufammen, bie bie ©nt- widelung ber 3»iduftrie unb babureg baS gufammenflrö- men ber Bevölfcrng in ben ©roßftäbten veranlaffen. Silber eS finb boeg nur gewiffe 3^buftrie3weige, bie ftdg alS groß- IU ükilf cht JL A.A« Ai AAA « 4ck k AM CV)- ^ - -- ^ ^

fläbtifcgc egarafterifiren; mit ber Berbreitung ber Banfen unb ©elbinftitute, welche bie Kapitalbefcgaffung auch anberwärtS erleichtert, wirb bie gagl ber großftädtifegen 3ttbuftriejweige ibern wirb auS

ben großen nach ben mittleren unb Heineren Stäbten über ftebcln.