1872 / 145 p. 17 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Jun 1872 18:00:01 GMT) scan diff

©ritteS «Paar: »onSKafenur (foätct ©eneral bcr 3nfanck terie unb ©eneral=2lbiutanty m SRofa unb »on SReetbeimb (bamalS beim 1. SüraffUr-ftegintcnt unb berfßnlubcr Slbjutant be8 ^tinjcn gtiebricb) in (Sartnoifin. ©äinmtlicbe «Ritter trugen übet ben EBdWwnrMen »ruft- barnifcbe unb auf bem Äobfe SKittcrbelme mit njeifen geber* büfiett. Siacb ben brei 'Partren bet Dtittcr etitbicn ßerjog 6nrl uon *Dte£Unburfl*6treü|, al8 tamtfricbter, »on

Will VIV OVIHiyyvi» |V»*|«V***7 ^ Reiben Bannerträger m *pferbe blieben unb fic^ neben einen Xifcp fteßten, an welkem bcr Kampfrichter *piaß napm. 3eber «meine Stitter würbe nun vor ben Kampfrichter gerufen, mußte feinen tarnen, Staub, Wappen unb &evife nennen, unb ritt bann, wenn bieg Aßeg geprüft unb rueberßtf^rieben war, nach der ^urepfaprt auf bcr Seite beg Kucpenftugels, wo alle feepg Witter nun neben cinanber hielten unb ben Staunt für bie in wilbcm Saufe bie Stampe* pinaufjagende orientalifcpe Duabrille offen ließen. £ckiefe beftanb aug bem Kronprinaen (fpater König gtiebrich ctm IV.), bem Könialiden glügel=Abjutanten Major von Atalacpowgfi (fpäter (Eontmanbeur beg ©arte- ßufaren«Stegimentg), bem fprinjen (Earolatp, ttnb §errn non Bel ow, ber Severe in weiblieber Fracht, alg »fpnnaeftm J&ajatalnefug«. ch£iefe Duabriüe umritt ben ganjen Schau* plaß, falutirtc im Borüberjagcn an bem Ballon, unb fteßte fiep in ber ^Durchfahrt am Dmnenftügel, alfo ben Stittcrn gegenüber auf. Slun rief ein Xrompetenfignal bie SRitter nach ber Steipc in bie Scpranfen: guerft würbe mit ber ßanje/ bann mit bem Schwerte nach bem Stinge geftoeben, unb auleßt mit bem Schwerte nach Xürfenföpfen gehauen. 3eber (Ein* jelne ritt von feiner (Einganggfeite auf ben *ßlaß, falutirtc vor bem Ballon, umfreifte bann im ©alopp einmal ben *plaß, ftacb ober hieb unb entfernte ftch bann nach ber gegenüberlie* qenben 0eite. Alg bie ritterlichen Hebungen beenbet waten, ritten beibe CUtadrißen im Schritt big vor ben Ballon unb ftcUten fiep ^ier in (Einem ©liebe auf. Oer Kampfrichter, §eraog (Earl von Atedlenburg, prollamirte nun nach ber von ihm wäprenb beg Stüigelrenneng geführten Gifte, über bie XTeffer im Stechen unb §ckauen, bie Sieger, welche, wie fie aufgerufen würben, vom fpferbe {Hegen, vor ber *Prin= Zcfftn gricberile nicbcrtmeten unb ben Oant empfingen. Stach Bertbeilung beg Oanfeg führten bie fedjg bitter eine üuabrille gu fßferbe aug, wäprenb bie vier Orientalen aur Seite paltm blieben. Oann proflamirte ber Kampfrichter bag (Enbe beg Spieleg, feßte [ich mit feinen Knappen unb Bannerträgern an bie Spiße reg ftcb bilbenben gugeg unb führte ihn, am Baifon abermals falutirenb, über bie Atittelrampe vom Kampfplaß herunter. Oag (Earouffel, wie bie aan^e Beranftaltung, trug mehr ben (Eharafter eineg gamilicnfefteg, alg ben einer §offeftlicpleit. (Eg war eben Sllleg rafch improiuftrt, unb jeber O'ontp ber* mieben worben.

Oie beutfehe fyabrifgefefgebung. Seit Begrüitbung beg 5IorbbcuHchen Bunbeg ifi bie beutfehe ©efefegebung auf ooligwirthfchaftlichem ©ebictc, bie im 3^h rc 1867 mit ber Schaffung eineg gemeinfamen Bunbeg*3ubigenatg eröffnet würbe, eine fe§r reiche gewefen. (Eine nicht unwichtige Stelle in tiefer Begehung nimmt bie gabrifgefefegebung ein, namentlich biejemgen BefHnummgen, welche fiep auf bie Sobnoerhältniffc, auf bie Sonn* unb geiertaggarbeit, auf bie (Entlaffung unb ben Sluetritt ber Arbeiter, auf bie Kinber* arbeit, auf bie Sorge für ©efunbheit unb Sicherheit, auf bie Schlichtung oon Streitigfeiten, auf bag Koalitiongwefen unb auf bie €ntfchäbigunggpflicht bestehen, welche gewiffen Unter* nehmeni bei oorfommenoen Unfällen obliegt. Oie 2ftehr§ahl tiefer Beffimntungen ift in ber ©ewerbe* Orbnung für ben 9torbbeutfchen Bunb oom21. 3uni 1869 (B. ©. B. 1869 S. 245-282) enthalten, welche feit bem 1. 3cmuar 1872 für bag game Gleich, mit alleiniger Slugnahme beg Konigreichg Bapern, in ©ültigfeit getreten ift. Ourch tiefe ©ewerbe*Orbnung ift ber ©ewerbebetrieb big auf wenige 5lug* nahmen freigegeben; bie wenigen Konseffiongpftichtigen finb an ficher erfennbare äftetfmale gefnüpft unb unter ben 6chu| eineg bem fHechtgwege na^gebilbetcn öffentlichen Berfahtenl geftelU. Oie Spechte ber Arbeitgeber unb Arbeitnehmer in Be- äug auf bag Oienftoerhältnifj finb babureb geregelt, bie Be* Jchaftigung jugenblicher fperfonen ift gegen oen Btifbrauch ber

Kräfte gefchü^t unb einer wirffamen Aufficht unterworfen. Oer 2Beg für Schiebggerichte sur (Sntfcheibung oon Streitfällen jwifchen Arbeitgebern unb Arbeitnehmern ift ungebahnt. Bon ben widrigeren Beftintmungen biefeg ©efegeg m Besug auf ben gabrrfbetrieb finb bie nachfolgenben hetoorjuheben: Ourch bie §§. 134, 139 werben bie Sohnoerhältniffe geregelt unb ift oorgefchrieben, baß bie Söhne in ©elb befahlt werben feilen. 2taturallöhnung ift nur in gewiffen, in §. 134 angegebenen gormen juläffig. ABaarcn, welche an Stelle beg Sopng gegeben werben, gelten nicht alg Sohn; bcr Arbeiter fann troj folcher gahlung ben uereinbarten ©clblohn forbern unb fällt bann bie an Sohnegfiatt gegebme Sßaarc gewiffen Unterftühunggfaffen anheim, gorberungen, welche aug Sffiaaren* trebiten an Die Arbeiter entfielen, fönnen nicht eingcflagt wer* ben, auch fie fallen ben erwähnten Kaffen gu. Oer §. 105 enthält BefUmmungen über bie Sonn* unb geiertag gar beit, ju welcher 5cientanb verpflichtet ift r jeboch unter Borbehalt befonberer Bcreinbarung in Oringlich* feitgfällen. 5tach §. 127 finbet biefe Borfchrift ingbefonbere auch auf gabrifarbeiter Anwcnbuttg. Oie nähere Bejeichnung ber geiertage, für welche eine eingegangene Berpftichtung sur Arbeit nicht binbenb fein foll, ift Der Sanbcggefcigebung über^ laffen. Oie §§. 109—114 fchreiben vor, baf* bie Arbeitnehmer ben Anorbnungen ber Arbeitgeber in Bcjug attf bie ihnen übertragenen Arbeiten golge 31t Iciften haben. Oag Berhältni§ fann, wenn nicht anbeiweite befonbere Berabrcbungen beftehen f beiberfeitg burd) vorherige 14ftägige Auffünbigttng auf* gelöft werben (§. 110). Oie gaüc, welche fofortiger ü\\U laffung beg Arbeitnehmer Seiteng beg Arbeitgeberg, fo wie bietenigen, welche 31t fofortigem Berlaffen ber Stelle Seiten^ beg (Erfteren ohne vorgängige Auffünbigung berechtigen, finb in ben §§. 111 unb 112 feftgeftellt. Beim Abgänge fönnen bie Arbeitnehmer ein geugnif über Art unb Oauer ihrer Befchäf* tigung verlangen, weicheg von ber ©emeinbebehörbe foften* unb ftempelfrei 31t beglaubigen ift (§. 113). Oie Beftintmungen über bie Befchäf tigung jugenb» lieber Arbeiter in ben gabrifen ftnb in ben §§. 128 big 133 enthalten. Oanach bürfen Kinber unter 12 3ahren 31t einer regelmäßigen Befchäftigung nicht angenommen werben. 3n ber Altergftufe 3Wifd^en bem uollenbetcn 12. unb vollenbe* ten 14. Sebcngiahrc ift eine hbchfteng Oftünbige Befchäftigung, jeboch uur in bem galle geftattet, wenn bie Kinber täglich minbefteng 3 Stunben Schulunterricht erhalten. 3*u Alter jwifihcn 14 unb 16 3ahrcn ift bag Blasintum ber täglichen Arbeitgacit auf 10 Stunben feftgefegt, bag aber auch auf 6 Shutben h^^abgefeßt werben fann, wenn bie Betreffenben ftch noch in fchulpffichtigem Alter bcflnben. 3u befon* bereit gäüen fann bie Ortgpoliacibehörbe eine Berlänge* tung biefer Arbeitgaeit, aber nur um eine Stunbe täglich unb auf hachftcng vier Bßochen, geftatten. Oen jugenblichen Arbeitern muß awifchen ben Arbeitgftunbeit früh unb E'Iachntittagg eine ^paufe von je ^ Stunbe unb SJHttagg eine folche von 1 Stunbe, verbunben mit Bewegung in freier Suft, gegeben werben. Oie Bcfchäfti* qung bcrfclbcn ift überhaupt nicht geftattet vor 5'/ 2 Uhr SJlor* geng unb nach 87 2 Hhr Abenbg, ebenfo nicht an Sonn* unb gefttagen unb währenb beg Katechutnenen* unb Konfirmanben» unterrichtg. 3eber gabrifherr, welcher jttgcnbliche Arbeiter in ber gdbrit befchäftigen wiü, muß ber Crtg * «poltaeibehörbe 31t* vor Amcige machen, bann über bie bei ihnt Bcfchäftigtm voll- ftänbige Stften führen, biefe im Arbeitglofal aughängen unb ben Behörben auf Berlangcn in Abfchrift vorlcgen. Oie An* nähme 31t regelmäßiger Befchäftigung fann nur erfolgen, wenn ber Bater oberBormunb jugenblicher Arbeiter bem Arbeitgeber ein von ber Drtg * ^poliaeibehörbe au ertheilcnbeg Arbeitsbuch eingehänbigt h^t (§. 131). Oie Strafen für Uebertretung bie* fer Beftintmungen finb im §. 150 enthalten. Stach ken §§. 106 unb 107 pat ber Arbeitgeber bafür au forgen, baß bte ©efunbheit unb Sittlichreit ber Ar- beiter währenb ber Arbeit nicht gefährbet werben, auch h a * er alle bie (Einrichtungen herauftellen unb au unterhalten, welche 3U thunlichftcr Sicherung ber Arbeiter gegen ©efahr für Seben unb ©efunbheH erforberlich finb. Oen im ©ewerbewefen 31t* ftänbigen Behörben wirb bte Sorge überwiefen, noch unterricht' bebürfttgen jungen Scuten geit unb ©elegenheit aum Unterricht 3U geben; Arbeiter, int Alter unter 18 3^ rc n fallen 3 um fuch von im Orte beftehenben gortbilbunggfchulen, bie Arbeit- geber aber angehalten werben tonnen, ben Arbeitern bie baau erforberliche geit au gewähren. Oie Schlichtung von Streitigfeiten awifchen Ar- beitgebern unb Arbeitnehfltern erfolgt nach 8. 108^ wenn bafür befonbere Behörben beftehen, burch biefe, anbem-

|aßg burch bte ©emeinbebehörbe, &cgcn beren (Entfdheibuna ben Betheihaten eine Berufung auf ben ftechtgmeg offen fteht. Oie ©enKinbebehörbe fann befonbere, unter gleichmäßiger guaiehung von Arbeitgebern unb Arbeitnehmern bilbenoe S^tebng- .gerichte mit her Sntfcheibung folcher Streitigfciten betrauen. Oie Beftimntungen beauglich beg Kontitiongwefeng enthalten bie SS- 1^2 unb 153. AUe Berbote unb Straf-

§9— uuna . w f gehoben, j^bem ^hrilnehmer fteht ber Stücftritt von folcben Bereinigungen unb Berabrebungen frei unb eg finbet .au§ leg* teren Weber Klage noch Stnrebe ftatt. Oer gwang aur nähme an ober bie Berhinberung beg gurürftrittg von folgen Berabrebungen wirb mit ©efängniß big au 3 Sftonaten be- K , fofern nach bem allgemeinen Strafgefefc nicht eine här- Strafe eintritt. Sieben biefen Beftintmungen ber beutfehen ©ewerbe Orb- nung ift noch bag ©efefc vom 21. 3uni 1869, bie Be- fehldgnahnte beg^Arbeitg* unb Oienftlohneg au er* tvahnen, nach welchem noch nicht verbiente unb fällige Söhne Sur Befriebigung cineg ©läubigerg nicht mit Befchlag belegt werben bürfen. Oiefe Bcftimntung foß auch nicht mit re^t* Cicher ABirfung burch Vertrag auggcfchloffen ober befchränft werben fönnen. 1871 ent* von gabri- jungen. Oa*

mene

.fichtigung r J Berfon bureb ein Bcrfchulbcn ütAugführung ber Oienft* Verrichtungen ben xob ober bie Körperverletzung etneg SRenf^en herbeigefüprt tyxt, für ben baburch entftanbenen Schaben (§§. 2 unb 3). Oer gabrifunierttehnter ift nicht befugt, biefe Befttnt* ntuna au feinem Bortheil burch Bertrag im Boraug augau*

fchließett ober au befchränfen; berartige Bertraggbeftimmungen haben feine rechtliche ABirfung (§. 5). Oag ©ericht entfehetbet auf ©runb ber thatfächlichcn Berhanblungen über bk ^öhe beg Schabeng (§§, 6 unb 7); bie gorberuna auf Schabenerfaß verjährt in awei 3^hten vom ^tage beg Unfallg an (§. 8). Schließlich ift auch noch eine Befanntmachung beg 3fteich§fan}lerg oont 29, Blai 1871, betreffend allge- meine poltjeiliche Beftintmungen über bie Anlegung von Oantpffeffeln, 31t erwähnen, welche nähereBorfchriften über ben Bau, bie Augrüftung, bie Prüfung unb bie Auf* ftcllung ber Oantpffeffel enthält.

Oie Apothefen bcr älteren geit, mit befonberer Dtücfficht auf bie ältefte furbranbenburgifche Apo* thefertaje von 1574. II. (Bergl. Bef. Beil. Ar. 24 Vom 15. 3unt b. 30 Oie ältefte Apothefcr=Orbnung fannnt %a%c würbe int 3nh^ 1461 von bent Slathe bcr freien Dteichgftabt granffurt entworfen unb in jtwei Ssentplaren, bag eine für ben Stath, bag anbere für bett Apothefer, auggefertigt; balb nachh^t würbe bcfcploffett, baß bie 4are in ber Apothefe 311 3^berntanng (Einftcpt offen augpattgen Tolle. Oiefe Apothefer-Örbnung erregte Auffeben, fo baß in ben 3^h^» 1470, 1472 unb 1496 bie SHätpe von Bafel, Koitftana unb Sßlingen ftch Abfcpriften bavon ausbaten. Oie näcpftälteften felbfiänbtgen Apothefer*Orbnuttgen würben 1471 au §eibelberg unb 1484 ju fparig aufgcftellt; bagegett beruht bie Slacpricpt, baß eben bapelbe int 3^h^ 1488 auch für Berlin gefepepen fei, auf einem 3rrthwm Oie Aufhängung eineg (Erentplarg in ber Apotpcfc fand übrigeng au^ anber* wärtg Scachapmung unb würbe 3. B. vom Statpe ber Stabt SJtagbeburg in feiner Apothefer*Crbnung von 1577 anaeorbnet.

Bon jener älteftengranffurter Drbnung hat fiep ein (Exemplar big auf unfere^age erhalten. Sie beruht laut ihrer eigenen Angabe auf bem Antibotarium begSJtefueg unb beg StifolaugSalaber, unb iff namentlich aud) begwegen ein intereffanteg Scpriftftücf, weil fte, verglichen mit ben Apotpefertagen aug bent Snbe beg 16. 3flh*hunberig «nb felbft mit ber preußifchen Apothefcrtage von 1715 aeigt, wie fepr gering bie gortfepritte gewefen finb, welche bte SAebuin in biefem langen gettraume gemacht hat. 3^ne alte granrfurter ^tare verfolgt nicht bie ‘Senbcna, ein vollftänbigegBeraeicpnißTämnttlicher ABaaren 31t liefern, welche barnalg in ben Apotpefen gefüprt würben, obwohl fte rine immerhin beträchtliche gapl auffuprt. Anberg bie Apotpefer*

tayen beg 16. 3^&^unbexi§: fie ftreben wirfltcp nach SSott- ftanbigfeit, unb ba fte auf bentfelben jgunbament wie jene be* rupen, fo gewähren fte ein getreucreg Bilb einer alten Apotpefe

alg jene. ABit werben baper bei ScpUbcrung einer folcpen bie ältefte Kurbranbcnburgifcpe Apotpefertage von 1574 ut ©runde legen. Oiefe würbe burep ben Berliner Stabtpppftfug Dr. glecf auf Befepl beg ffurfurften 3opann ©eorg unter Afftftena beg

faßt 38 Blätter Ouart unb führt ben Xitel: Aestimatio materiao medicae ufcriusque generis, noc non aliarum rerum omnium in pharmacopoliis ve- nalium, ad aoqumn et iustam precium reuocata in graiiatn et vsum publicum ciuitatum Marchiae Brande- burgensis: autore Matthäeo Flacco D. Berlinensis Reipubl. Medico Phisico, Anno M,D.LXXI1II. Cal. Septem. Bolfomene Xaga aller Späterialien/ fo in ben Apotefen vertaufft werben/ auff einen bilUcpen anfcplag gerichtet vnb geftellet/ ju gefallen vnb gemeinem nuß ber Siebte im Spur* fürftentpuntb ber fStarcf Branbeburd burep SAattpäum glaccum O. vnb ber Stab Berlin verorbenien {pppftcum. Excusum Berlini in monasterio leucophaeo. Anno M.D.LXXUII. Oie Borrebe ift an bie Herren Bürgemteifter unb Statp» männer ber Stätte im Kurfürftentpum oer SAarf Branben» bürg« geriebtet unb befagt, baß ber Kurfurft burep »allerlei Unncpttgfeitm in ben Apothefen ber Stätte* bewogen worben fei, Bifttationen berfelbett anauorbnon, welche bei ben beiten Berliner Apotpefen bereitg ftattgefunben patten, hierbei pabe ftch tie Stotpwenbigffit einer offiziellen Apoipefertage peraug» gefteüt, bie er baper auf Befepl beg Kurfürften in ©emein* fepaft mit Stolle aug gefepriebenen unb gebrudten Apotpefer- tosen beutfepergürften unb Stätte, namentlich aber auf ©runb ber Orcgbener Xaje aufammengefteüt pabe. Sie giebt bie latei- nifcpen unb beutfepen Slamen ber Araneiftoffe fammt ben ^greifen, au benen fte bie Apotpefcr verlaufen foüten unb ent- hält etwa 1800 Artifel. Oie Pharmacopoea Borussica (7. Aufl.) nennt beren nur etwa 530, upb bag Supplementum bam von Schacht etwa 490, alfo in Summa etwag über 1000, barunter über l / 5 aug bem SAineralreicpe, währenb in jener alten Xa^e bie mineralifcpen Stoffe nur etwa 7»» ber ©efammtpeit betragen. Stacp Sitte jener geit werben bie Stoffe cingetpcilt in Simplicia unb Composita; jebe biefer Abtpeilungen zerfällt in etwa 20 Unterabteilungen, innerhalb bereit bie Stoffe nach ben lateinifjpen Stanten alppabctifcp georbnet ftnb. gtterft fomnten Kräuter unb Blätter, 202 Sorten, meift einpeimifeper Abftammung, von welchen »eine §anb voll (Manipulus)« aum greife von 1—8 verlauft würbe; ber leßterc fpreig würbe nur für Stogmarin* unb Xamarigfenblättcr verlangt; fonfl finbet ftep BBeiit* unb Sicpenlaub, Brombeer*, Rappel* unb ABeibenblätter, Steffeln, Spinat, Brunitenfreffe, ABiefenflee, breiter unb fpißer ABcgericp, ©rbbcerblätter, Stittcrfporn u. f. w. hier- auf folgen Blumen (71), Samen (96), grüepte, gugemug unb allerlei Korn, welcpeg aunt Xpeil naep bem fpfuno verlauft würbe; ba ftnb füße unb bittere SJtanbeln, fpontmeranaen, Ka* ftanien, geigen, Oatteln, ©aüäpfd, Baumwolle (pro Bfunb 7 ©rofepen), ABacppolbetbecrcn, Sambcrtg* unb Atugfatnüffe r (Earbamomen, (Eoloquinten, Kodelgförner (Cocculi indicis levantici, pier gifcblöriter genannt), ^piftacien, fpfirftep* unb ^pinicnlörner,. Stvcköta=, SBeiß* unb Sangpfeffer, gemeine fowie auch ungarifepe unb bamagcencr ^Pflaumen (aum greife von refp. 16 unb 8 ©rofepen pro Bfuno), 3^pannigbrot, (Eubeben, gemeine Stoftnen unb Korintpen (pro ^3fb.4©r.) fowkStoftnen au& Oamagfug k. §iernacp folgen 120 Sorten BBuraeln (bie Pharma- copoea Borussica nennt 19), meift einpeimtfepe; von aftati* fepen ftnb etwa 3ngwer, ©alanga, gimmet, gittwer, (Eur* cutnä unb (Eoftug au bemerfen. danach werben bie §ölaer (Aloe*, granaofen*, Braftlien*, Sanbel*, ABacpolber*, (Eppreffcn*, Xantarigfen*, SJUftel* unb ^plobalfamum * §ola) aufgefüprt, worauf bie Stinten unb Scpalen folgen, barunter fpomme* ranaen*, (Eitronen*, ©ranatäpfel=, grüne Stußfcpalen, innere ck Sdpcikn von Kaftanieit u. f. w. Stacp Aufaäplung ber SJtepP arten (Foenu graeci, Bopnen*, (Erbfen*, Stnfcn*, geigbopnen s , Seinfamen*, Söeiaem, ©erftc* itnb Kraftmepi) folgen aßerlei ^Pftanaenfäfte, barunter auep cingebidte grueptfäfte (Stoob)/alg Aepfel*, Birnem, Kirfden*, S^pannigbcer*, Duitten*, ABein* faßt K.f tag Sotp 2 3 fPf., battaep ABaaren, wie Atanna, guder (Atabeira*, Kanarien*, Atelig* unb Xpomagauder), Saffta, Salrißen, Sramntonium, Kantppcr, Aloe, Saba* nunt ic. ABeiter werben bann allerlei (Estrafte, beftillirte ABaffer unb fonfHge glüfftgfeiten genannt, barünter Birlen* waffer, Atalvaftcr, Stpcinwein, rotper Sanbwein (von leßteren.