1871 / 26 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jun 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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Üichtamtliches.

Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 3. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute Vormittag gegen 11 Uhr den Herzog Wilhelm von Mecklenburg- Schwerin und nahmen hierauf militärishe Meldungen entgegen. Vor dem später fol- genden Vortrag des Militär - Kabinets konferirten Allerhöchst- dieselben kurze Zeit mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprin- gen, dem Kriegs-Minister und dem General von Podbielski.

Um 1 Uhr gewährten Se. Majestät der Kaiser dem Fürsten Gortschakoff eine längere B A empfingen hierauf den Ge- heimen Rath Abeken zu einem kurzen Vortrag und arbeiteten \chließlich noch vor dem Diner mit dem Civil-Kabinet. :

Se. Kaisèrliche und Königliche Hoheit der

Kronprinz wohnte heute Vormittags 11 Uhr der bei Sr.

Majestät dem Kaiser stattfindenden Konferenz der Generale bei, nahm darauf in Höchstseinem Palais militärische Mel- dungen entgegen und empfing, Mittags 12 Uhr, in besonderer Audienz den Kaiserlih russishen Rei&skanzler Fürsten Gort- schakoff. Mit dem 1 Uhr - JZuge kehrte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit nah Potsdam zurü.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathes für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hielten heute eine Sißung ab.

Im weiteren Verlaufe seiner gestrigen Sißung beschloß der Deutsche Reichstag, die Vorlagen, betreffend die Ge- währung von Beihülfen an die aus Frankreich ausgewiesenen Deutschen, sowie den Ersaß von Kriegsshäden und Kriegs- leistungen, nit an eine Kommission zu verweisen, sondern au die zweite Berathung derselben im Plenum eintreten zu lassen. In Betreff der ersteren hatten die Abgg. Dr. Bamberger und Miquél den Wunsch nach einem Central-Organ, d. h. nah der Einseßung ciner Kommission von Reich8wegen geäußert, durch welche die Vertheilung der Unterstüßungen an Aus8gewiesene vor sich gehen solle, um der ungleicartigen Behandlung derselben durch die einzelnen Regierungen vorzubeugen. Aber der Reichskanzler * hielt diesem Wunsche den Einwand entgegen , daß gerade dem

Reiche die Organe zur Untersuchung der einzelnen ae fehlen,

während die Regierungen fie mit Leichtigkeit beschaffen würden. Außerdem gab der Reichskanzler auf eine Anfrage des Abg. Dr, Bamberger die Erklärung ab , daß nach seiner Jntention es den einzelnen Staaten unbenommen bleiben sollte, aus ibrem Antheil an der Kriegsentshädigung für die Ausgewiesenen Über das Maß dieser Vorlage hinaus Verwendungen zu machen, ja daß er diese Mehrverwendungen sogar als selbstverständlich betrachte.

Bei der leßten Vorlage, betreffend den Ersaß von Kriegs- shäden und Kriegsleistungen, dankte zunächst der Abg. Kiefer im Namen der Stadt Kehl für die ihr in Aussicht gestellte Entschädigung, worauf der Reichskanzler die Bitte um möglichst rasche Durchberathung gerade dieser Vorlage bat, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude in Straßburg, in der Umgebung von Meß u. st. w. thunlichst zu beschleunigen und dem Verkehr in dem neuen Reichsgebiet, aus welchem die französische Bank ihre Filialen zurückgezogen, die belebende Kraft des Kapitals und des Kredits zuzuführen. Qu diesem Zweck werde die Preußische Bank auf Grund einer mit Gesetzes- kraft erlassenen Verordnung, wie sie in Abwesenheit des preu- pischen Landtages erforderlich ist, dort eine Filiale begründen. Der Abg. Miquél sprach seine volle Uebereinstimmung mit dieser Acußerung des Reichskanzlers aus, worauf die Sißung um 3 Uhr geschlossen wurde.

Die heutige (48.) Plenar-Sißung des Deutschen Reichstages wurde um 12 Uhr durch den Präfidenten Dr, Simson eröffnet. : /

Am Tische des Bundesrathes befanden sich der Reichs- Tanzler Fürst von Bi8marck, die Staats-Minister Delbrück, von Pfrebschner, v. Schlör, v. Succow und andere Bundesbevoll- mächtigte, so wie mehrere Bundcskommissare.

Auf der Tagesordnung stand die dritte Berathung des Ge- seßentrourfs, betr. die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Reiche, die bekanntlih am 25. v. Mts. be- reits begonnen hatte, aber damals unterbrochen wurde, um der Kommission mit Bezug auf die von dem Reichskanzler erhobe- Les Einwendungen zu einer nochmaligen Berathung Zeit zu assen.

Der H. 1 der Vorlage, legt, lautet:

Die von Frankreich durch den Artikel 1. des Präâliminarfriedens vom 26. Februar 1871 abgetretenen Gebiete Elsaß und Lothringen

wie die Kommission ihn jeßt vor-

werden, in_ der durch den Artikel 1 des Friedensvertrages vom 10. Mai 1871 und den dritten Zusaßartikel zu diesem Vertrage fest- gestellten Begrenzung mit dem Deutschen Reiche für immer vereinigt.

Die Abgg. Sonnemann und Dr. Ewald protestirten gegen die Annexion und folglich gegen das Gesez, der Abg. Freiherr von Ketteler (Paderborn) gegen die Diktatur als Schädigung des monarchischen Prinzips. Nachdem die Abgg. Graf Ritt- berg und Referent Dr. Lamey der nationalen Auffassung der Frage Ausdruck orn , wurde H. men gegen die der Abgg. Dr. Ewald und Sonnemann ange- nommen.

In di 2 hat die Kommission als Termin der Einführung der Deutschen Reich8verfassung den 1. Januar 1873 festzuhalten beschlossen , der Abg. Graf Kleist die Rückkehr zur Regierungs- vorlage t Januar 1874), Abg. Duncker die Einführung ein- zelner Theile der Reich8verfassung während des Provisoriums an die Zustimmung des Reichstages zu binden beantragt.

Nachdem der Reichskanzler die Gründe für die längere Dauer des Provisoriums im Interesse des Elsaß und Lothrin- gens entwickelt und der Abg. von Blankenburg in demselben Sinne sih geäußert hatte, bekämpfte beim Schluß des Blattes der Abg. Lasker das Dunckersche Amendement.

Der Finanz-Minister“ hat in Betreff der Verzollung französischer Weine folgende Verfügung an sämmtliche Provinzial-Steuer-Direktoren und an die, die Stelle der branden- burgischen Provinzial - Direktion vertretenden Regierungen in Potsdam und Frankfurt a. O. erlassen :

Im Verfolg der Erlasse vom 8. August v. J. (Ul. 13,509), 29. September v. J (II]. 15/476) und 18. November v. J. (1. 17,317) benachrichtige ich Euer Hohwohlgeboren, daß sämmtlihe Bundes-Re- gierungen sich damit einverstanden erkärt haben, 1) daß die &rist zur Erklärung über die Ablösung des Eisernen Kredits für die vereins- ländishen Weinhändler unter fernerer Bewilligung einer dreimonat- lihen Zablungsfrist bis zum 1. April d. J. verlängert, resp. den- jenigen Weinhändlern, welhe sich der Steuerbehörde gegen- über zur Ablösung des Eisernen Kredits \chon bereit erklärt haben, eine Frist zur Bezablung des Kreditbeirages bis zum 1. Juli d. J. gewährt, gleichzeitig aber die den Wecingroßbändlern zu Bremen , Hamburg und Altona wegen Zulassung itrer amtlich festgestellten Bestände französishen Weines zu dem Zollsaße von 2% Thlrn. durch Vereinbarung vom September v. J. gewährte Ver- günstigung durch denselben Endtermin des 1. Juli d. J. begrenzt, auch der in den Packhöfen lagernde, bis zum 10. August 1870 über die Verein8grenze cingegangene französishe Wein nur bis zum 1. Juli d. J. zum Zollsaße von 25 Tblrn. für den Centner zugelassen werde; 2) daß die dur die gedadte Vereinbarung vom September v. I. für Bremen, Hamburg und Altona gewährte Vergünstigung, selbstver- ständlich mit der vorstehend für dieselbe festgest-liten Fristbestimmungqg, auf die Zollaus\{lüsse überhaupt ausgedehnt werde.

Ew. Hohwohlgeboren wollen demgemäß alsbald Anweisung er- lassen und die Betheiligten in Kenntniß seßen. |

Die am 25. Mai abgeschlossene Nachweisung der Be- legungs8stärken aller Gefangenen-Depots innerhalb der zwölf ersten deutschen Corpsbezirke ergiebt, daß an genanntem Tag noch 1024 Offiziere und 174,674 Mann französischer Krieg8gefangenen innerhalb des bisherigen Norddeutschen Bun- desgebietes internirt waren. Dieselben vertheilten sich nach dem Bereiche der verschiedenen General-Kommandos so, daß auf das I. Armee-Corps 17 Offiziere, 10,484 Mann, auf das Il. 194 Offiziere, 19,893 Mann, auf das 1]11. 144 Offiziere, 8396 Mann, auf das IV. 391 Offiziere, 32,845 Mann, auf das V. 76 Offi- ziere, 21,216 Mann, auf das VI. 128 Offiziere, 8290 Mann, auf das VII. 37 Offiziere, 21,004 Mann, auf das VIII. 3 Offi- ziere, 427,809 Mann, auf das IX, 9 Mann, auf das A. 9 Offiziere, 3 Mann, auf das RI. 4 Offiziere, 14,665 Mann und auf das AII. Armee-Corps 3 Offiziere, 9805 Mann kamen, zu welchen Ziffern noch die Summe von 18 Offizieren und 299 Mann tritt, welche als Erkrankte, oder in Haft, oder einer Strafabtheilung befindlich, in obigen Zahlen nicht miteinbegriffen sind. Hervorragend belegt waren nur- noch Stettin mit 88 Offi- zieren und 19,825 Mann, Magdeburg mit 14,390, Glogau mit

11,927, Wesel mit 15,240 und Mainz mit 14/665 Mann. Von

festen Pläyen am Geringsten belegt war zur Zeit die Festung Königstein mit 3 Offizieren und 473 Mann, von denen die ersteren und 27 Mann vom Corps Garibaldi’s waren.

Der planmäßig um -7 Uhr 35 Min. Vormittags an- kommende Schnellzug aus Frankfurt a. M. is gestern Stunde verspätet hier eingetroffen.

Der planmäßig um 735 Uhr Vormittags anfommende Schnellzug aus Frankfurt a. M. if heute !/, Stunde verspätet hier eingetroffen.

Posen, 2. Juni. Heute Vormittag um 210 Uhr fand der feierliche Einzug der Truppen, voran der Kommandant von Posen, General von Kräwel, unter dem feierlichen Geläute sämmllicher Glocken hier statt, Nach einer Anrede des Ober- Bürgermeisters Kohleis an den kommandirenden General von

1 mit allen Stim-

R A E Ia P ECE E R R R Ae E IS E O2 M T A E T I E E I T Fr" E T IR E C Ea E Pee e V E T NT I T ZNM I I CSES E E E E E E E M T N E C E M E Ee R A E E Ee E E E T

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Kirhbah Überreichten zwei der Ehrenjungfrauen demselben einen goldenen Kranz auf weißem Altlaskissen, worauf der General der Stadt Posen seinen Dank aussprach.

Den Einzug eröffneten unter den Klängen der Regiments- musik 2 Bataillone des 6. Regiments, an welche sich das ganze 46. Régiment anschloß. Sodann folgten 4 Batterien Artillerie und den Schluß machten 2 Bataillone des 37. Regiments. An diese {lossen sich alsdann die Schütgengilde und die Gewerke an, welche fich zuvor außerhalb des Thores aufgestellt hatten. Der Zug bewegte sich von da durch die via triumphalis über den Wilhelmsplay und die Wilhelmsstraße nah dem Kanonenplaß.

Die verschiedenen Truppen und besonders deren Führer wurden von dem Publikum, das überall die Fenster und Straßen. füllte, mit Blumenspenden und endlosem Hurrah be-

rüßt. s E Wie bereits mitgetheilt, ist dem V. Armee-Corps im Königreih Sachsen, besonders in Leipzig, ein ebenso echren- voller als wirthlicher Empfang zu Theil geworden.

Magdeburg, 2. Juni (Magd. Jtg.) Das IV. Armee- Corps isi in die nächste Nähe von Paris vorgerückt und hat die Stellungen eingenommen, welche bisher von dem auf der Rückkehr nach der Heimath begriffenen Garde-Corps beseßt waren, d. h. die drei Forts um St. Denis, das Fort Auber- villiers u. A.

Ems, 1, Juni. Die Kaiserin von Rußland machte am zweiten Feiertage Nachmittags einen Ausflug nah dem Oelberge bei Arzbach und besichtigte die zwölf Stationen am rothen Hahn. Am folgenden Tage fuhr Jhre Majestät um 1,7 Uhr nah dem Bahnhofe, um dort ihre Nichte, die Gräfin Erbach , eine Tochter des Prinzen Alexander von Hessen, per- sönlih zu empfangen.

Der Großherzog von Oldenburg, welcher in: Augen- blick nebst Familie auf S{loß Schaumburg residirt, traf heute in Begleitung seines jüngsten Sohnes und der verwittweten Königin von Griechenland zum Besuche der russischen Kaiser- familie hier ein. Nachmittags erschienen die genannten Fürst- lichkeiten auf der Promenade und besuchten den Kursaal. Sie fuhren um 7 Uhr mit der Bahn nach Schloß Schaum- burg zurück. Zur Berichtigung der Korrespondenz ist nach- zutragen, daß aur vorerst der Besuch der Königin von Württemberg hier angekündigt ist.

Vayern. München, 1. Juni. Mit Rücksficht auf die glorreichen Erfolge des beendeten Krieges und die allseitig be- wiesene außerordentliche Hingebung und Tapferkeit der bayeri- schen Armee hat ferner, in analoger Anwendung der für das norddeutsche Bundesheer erfolgten diesfälligen Bestimmungen das Königliche Kriegs-Ministerium verfügt, daß den während des Krieges in französische Gefangenschaft gerathenen Offizieren und Militärbeamten die zuständige regelmäßige Friedens8gage einschließlich des Quartiergeldes für die Zeit der Gefangenschaft bezahlt werden darf. Ebenso darf denjenigen Mannschaften, welche nach Bescheinigung ihrer Vorgeseßten in vorwurfsfreie Kriegsgefangenschaft geriethen, für die Zeit derselben ihre chargen- gemäße Löhnung ausbezahlt werden.

Sachsen. Dresden, 2. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der sächsischen Landessynode erfolgte die zweite Berathung des Geseßes wegen Errichtung eines evangelisch- lutherischen Landeskonsistoriums. Eine lange und scharfe De- batte entspann si über das Verhältniß von Schule zur Kirche. Der Kultus-Minister befürwortete dringend die Wiederherst-l- lung der in erster Berathung abgeänderten Regierungsvorlage, welche dem Landeskonsiftorium einfa die Ueberwachung des Religionsunterrichtes Überwoeist. Universitätsrektor Zarncke und Abg. Günther unterstügten den Antrag des Ministers. Die Synode beschloß jedoch mit 44 gegen 24 Stimmen, bei ihrem ersten Beschlusse zu verharren, welcher dem Landeskonsistorium die Aufficht über den Religionsunterricht und die sittlich - reli- giöse Erziehung der Konfession8angehörigen in sämmtlichen Unterrichts8anstalten überträgt. E

Württemberg. Stuttgart, 1. Juni. (St. Anz. f. W.) Die württembergische Felddivision bricht am 2. Juni aus ihren Standquartieren im Departement der Haute Marne auf. Die Rückkehr der Division in das Heimathland steht etwa in 3 bis 4 Wochen zu erwarten. : N

Waden. Karlsruhe, 1. Juni Das »Militär-Berord- nungs-Blatt« Nr. 8 vom 31. v. M. enthält eine Bekannt- machung des Großherzoglichen Kriegs-Ministeriums, wonach Se. Majestät der Kaiser und König als Tag der Demobil- machung des Großherzoglich badischen Kontingents den 2. Juni d. J. festgescht hat. Das Großherzogliche Ministerium bringt dies mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zur öffentlichen Kenntniß. 5

Meckienburg. Schwerin, 2. Juni. Anläßlich des funfzigjährigen Bestehens des Mecklenburgischen ger-

Bataillons Nr. 14 und der Mecklenburgischen Ar- tillerie hat der Großherzog an beide Truppentheile Tages- befehle erlassen.

Sachsen-Weimar. Weimar, 1. Juni. Der Groß- herzogliche Hof hat im Laufe des heutigen Tages die Sommer- residenz in Belvedère bezogen.

Braunschweig, 2. Juni. Jn der gestrige# 76. Sigung der Landesversammlung wurde nach Erledigung der Ge- shäftsangelegenheiten zunächst die staatsrechtliche Stellung der freireligiösen Gemeinden vorübergehend behandelt. Nach Ver- lesung eines Schreibens des Herzoglichen Staats-Ministeriums wegen der Kreisordnung schritt die Versammlung zur Berathung Über den fünften Bericht der Kommisfion für Bittschriften und Beschwerden.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 1. Juni. Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Alexandra is heute früh mif ihren Söhnen, den Großfürsten Constantin, Dmitri und Wiatscheslaw, Un Begleitung ihrer Schwester, dec Prinzeß Therese, von hier nah München abgereist.

Der Herzog und die Prinzeß Macie find vorgestern von Dessau huerher zurückgekehrt.

_Anhalt. Dessau, 31. Mai. Höchster Anordnung ge- mäß tritt der unter dem 31. Dezember v. J. vertagte Landtag am 5. Juni d. J. zur Wiederaufnahme seiner Verhandlungen hier zusammen.

Zur Ausführung des Bundesgeseßzes vom 11. Juni 1870, betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildun- gen, musikalishen Kompositionen und dramatischen Werken, bringt das Herzoglich anhaltische Staats-Ministerium zur öffent- lichen Kenntniß, daß mit Höchster Genehmigung von der Bil- dung eigener anhaltisher Sachverständigen - Vereine Abstand

enommen und dagegen auf Grund der Bestimmungen im g 31 des Bundes8geseßes ein Anschluß des Herzogthums an die im Königreiche Preußen bestehenden literariscen und mu- sikalishen Sachverständigen-Vereine, welche unter dem Vorsitz des Geheimen Justiz-Raths8 und ordentlichen Professors der Rechte Dr. Heydemann zu Berlin ihren Sig haben, exfolgt ift.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 2. Juni. Die »Straßburger Jeitung« veröffentlicht eine Bekanntmachung des Präfekten des Niederrheins, nah welchzer zum Vollzuge einer Ordre des General - Gouverneurs die während des Krieges tonfiszirten Privatwaffen nunmehr ihren Eigenthümern zurück- gegeben werden können, und im Einverständniß mit dem Ar- tillerie-Depot zu Sträßburg die näheren Modalitäten festgeseßt werden, unter welchen die einzelnen Eigenthümer die betreffen- den Waffen oder den Ersaß für dieselben zurüzuerhalten be- rechtigt sind.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau,

Bersailles, Sonnabend, 3. Juni. Wie verlautet, wird Seitens der Majorität der National-Versammlung cin Antrag vorbereitet , nach welchem Thiers die Ausübung der Exekutiv- gewalt für den Zeitraum von 2 Jahren zustehen soll. In Paris dauern die Haussuchungen und Verhaftungen, sowie die Entwaffnung fort. Die Cirkulation in der Stadt is vollkom- men ungehindert, Die Kriegsgerichte werden am Dienstag in &unktion treten. Heute Morgen hat der Eisenbahndienst zwi- schen hier und Paris auf beiden Linien in gewöhnlicher Weise E der Andrang von Reisenden war sehr be-

eutend.

Florenz, Sonnabend, 3. Juni. Senat. Auf eine Inter- pellation des Deputirten Alfieri erwiederte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, daß, falls es irgend einem der Urheber der in Paris verübten Gräuelthaten gelingen sollte, nach Jtalien zu entkommen, die Regierung sich genau an den Auslieferungsvertrag: halten würde, welcher zwischen Frankreich und Jtalien abgeschlossen sei.

Enthüllung des Hegel- Denkmals.

Die auf den 27. August vorigen Jahres, als am hundert- jährigen Geburtstage Heg els, von der philosophischen Gesell- schaft anberaumte Jubelfeier wurde der kriegerischen Zeit wegen verschoben und blieb auf die damals erschienene Jubel\chrift des Dr. Max Schasler: »Hegel, Populäre Gedanken aus seinen Werken (Berlin, 1870), beschränkt. Dieselbe hat nunmehr heute, den 3. Juni, stattgefunden. Das aus der hiesigen »Philo}sophi- schen Gesellshaft« hervorgegangene Hegelkomite hatte unter den Freunden des verewigten großen Denkers in allen Ländern, selbst jenseits des Oceans, Sammlungen von Geldmitteln ver- anstaltet , um demselben ein würdiges Denkmal zu gründen, dessen Enthüllung den Haupttheil der Säkularfeier bilden sollte. Nac dem Beschluß der Gesellschaft sollte dasselbe nicht in einer Statue , sondern in einer Kolossalbüste bestehen. Von der Meisterhand Gustav Bläser's in mehr als doppelter Lebens-