1871 / 26 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jun 1871 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. Juni. Die Kaiserin

wird am 6. d. M. in Schönbrunn eintreffen. 2 Juni. (W. T. B.)

des Abgeordnetenhauses mit. Dieselbe lautet :

»Mit Befriedigung nehme ih die Versicherung patriotischen Ge- fühles und altösterreihisher Treue entgegen, welhe mir das Ab- geordnetenhaus erneuert auëspriht. Jh theile vollkommen die Ueber- zeugung von der Nothwentigfeit, den Kampf um die Verfassungs- formen zu beendigen. Ich bege die Zuversibt, daß es meiner Regie-

rung gelingen wird, gestüßt dur mein volles Vertrauen und dur die Schnsucht na gesicherten, befestigten Zuständen, die sh bereits aller Kreise der Bevölkerung bemächtigt hat, die stets wiederkehrenden Krisen im verfassungêömäßigen Wege endlich zum Abschlusse zu bxingen und Oesterreich vcr neuen Konsflifkten zu bewahren. Jn der Erwar- tung, daß das Abgeordnetenhaus auch seinerseits hierzu mitwirken wicd, entbiete ih demselben meinen Kaiserlichen Gruß.« Nach der Verlesung der Kaiserlichen Antwort, welche das Haus stehend anhörte, brachte der Präsident, als Aus8druck der Gefühle der unwandelbaren Treue und Ergebenheit ein Hoch auf den Kaiser , in welches das Haus dreimal begeistert ein- stimmte. Abt Helfer8sdorfer, beantragte in Anbetracht der dem Kaiser schuldigen Achtung und Loyalität heute die Sißung zu \chließen und die nächste Sizung Dienstag abzuhalten. Nach einer kurzen Bemerkung des Abgeordneten ZJibliekiewics gegen diesen Antrag wurde der Schluß der Sißung mit großer Majo- rität angenommen. | Pesth, 1. Juni. Das Abgeordnetenhaus nahm die Geseßentwürfe über die Wasserregulirungs-Gesellschaften und Dammpolizei mit wenigen stylistishen Aenderungen an.

Schweiz. Zürich, 1. Juni. (W. T. B.) Die hiesige neue Kaserne is in verflossener Nacht niedergebrannt. Der Schaden an Mobiliar beträgt allein gegen eine halbe Million

Francs.

Belgien. Brüssel, 2. Juni. Der Repräsentanten- kammer is ein neuer Geseßentwurf, die Aufhebung der Schuld- haft betreffend, vorgelegt worden. Nach demselben soll die Schuldhaft in Kriminal-, korrektionellen und Polizeisachen, bei unerlaubten und bös8willigen Handlungen beibehalten werden, so- weit es sich um Ersaß von Schäden und Kosten und um Be- träge über 300 Frs. handelt. Die Dauer der Körperhaft soll ein Jahr nicht übersteigen. - i E

Victor Hugo veröffentliht in der »Jndép.« einen neuen Brief, in welchem er, gegenüber den Behauptungen in der Kammer, seine Mittheilungen in dem ersten Briefe über die Angriffe auf seine Wohnung aufrecht erhält. Der »Jnd. belge« zufolge hat Victor Hugo sich nach Vianden im Groß- herzogthum Luxemburg begeben.

Das »Journal de Bruxelle8« shreibt: Mchrere Jour- nale haben mitgetheilt, die belgishe Regierung habe den schwei- zer Bundesrath davon in Kenntniß geseht, daß sie sämmtliche Pariser Flüchtlinge als gemeine Verbrecher ausliefern werde. Wir glauben zu wissen, daß die Regierung keine derartige Mit- theilung an den s{hweizer Bundesrath habe gelangen lassen.

Großbritannien uud Jrland. London, 1. Juni. Das Parlament tritt heute wieder zusammen , jedoch ohne den Premier - Minister, der durch Unwohlsein in Panshanger, dem Landsiße des Earls Cowper in Hertfordshire, wo er augen- blicklih zum Besuche weilt, zurückgehalten wird. Es ift jedo, wie gemeldet wird, s{chon entschiedene Besserung in dem Be- finden des Ministers eingetreten.

2. Juni. Im Unterhause erwiderte auf eine Jn- terpellation Bourke's der Staatssekretär Bruce, die britische Regierung habe Seitens der französischen Regierung keine Mit- theilung bezüglich der Auslieferung von Flüchtlingen erhalten. Auf eine Jnuterpellation Loke's erklärte Enfield, die Regierung habe bezüglich der Massenhinrichtungen in Paris nur Zeitungs- nachrichten erhalten , und fie habe keine Remonstrationen da- gegen erhoben.

Frankreich. Ueber die jeßige Lage der Dinge in aris wird der »Times« vom 31. Mai geschrieben: »Die aussuchungen nah Jusurgenten werden noch immer energisch

fortgeseßt. Es hält noch immer sehr schwer, Paris zu verlassen oder in dasselbe hineinzukommen. Man hat den kommunisti- schen Finanz-Minister Gourde gefunden. Nach den Aussagen von Insurgenten soll fih Cluseret unter den im Fort Vincennes een gefangen genommenen Aufständischen befinden. Da dies hr leßter Zuflucht8ort war, erwartete man, daß viele andere Rädelsdführer entdeckt werden würden. Der kommunistische Commandeur dieses Forts sandte dem bayerischen Ge-

Im Abgeordnetenhause theilte der Präsident die Antwort des Kaisers auf die Adresse

Inlande verlangend.

wurde die Affaire dem General Vinoy überlassen Und verein- bart, daß, da die gesammte Garnison von Vincennes nicht einen abgefeuert, dieselbe nur temporär gefangen gehalten

Schuß werden follte, während alle Flüchtlinge, die daselbst eine Qu-

Garnison willigte ohne Weiteres in diese Bedingungen und seßte ihre Führer sofort gefangen. Bei vielen derselben fand man von

hauses, der Börse und anderer Gebäude. Der Luxembourg soll das

cadthaus temporär erseßen, und das Beamtenpersonal ist bereits dahin Übergesiedelt. Jn den meisten Theilen von Alles ruhig genug zu, aber im Quartier Belleville herrscht noch

ziere in ziemlicher Entfernung ab. Viele fürchten, daß troß

um weitere Verlegenheiten zu bereiten ,

mord.

Die neuesten Telegramme melden : Paris, 2. Juni.

schaft der Kommune intakt geblieben sei. Die Bank hake der

Paris geschuldet habe, ferner 7,290,000 Fres. mit Zustimmung der Regierung von Versailles.

Personal der Bank für seine feste Haltung, welcher dieses Re:

gebracht. Versailles, 2, Juni.

zuheben, da dieselben unvereinbar mit dem republikanischen Prinzipe seien. Er beantragte dringliche Behandlung. Die Ver- sammlung genehmigte dieselbe. Zahlreiche Mitglieder der Rechten

und vom 26. Mai 1848 gegen die Prinzen des Hauses Bourbon aufzuheben. Ein Deputirter der Rechten erklärte, die Fusion zwischen den beiden Linien des Hauses Bourbon sei voll- zogen. Die gesammte Rechte stimmte für die Dringlichkeit des Antrages, welcher mit großer Majorität angenommen wurde. Es folgte die Berathung über A des Deputirten Lefévre- Pontalis , die Dekrete der Regierung der nationalen Vertheidi-

gung einer Revision zu unterziehen. General Trochu erklärte, die Regierung der nationalen Vertheidigung hätte bereits vor Beginn der Belagerung von Paris die Nothwendigkeit be- griffen, Frieden zu schließen. jedoch an den vom Fürsten Bismarck aufgestellten unannehm- varen (?) Bedingungen für den Zusammentritt einer National- versammlung gescheitert, welche allein zur Entscheidung der Frage territorialer Abtretungen kompetent gewesen wäre. Die Versammlung beschloß die zweite Berathung des Antrages.

Alle Anstrengungen Favre's seien

In der Sigßung der National-Versammlung am

29. Mai stand der Antrag Louis Blanc’'s und mehrerer seiner politischen Freunde zur Diskussion, welcher verlangt, daß die Mitglieder der früheren Regierung der National-Vertheidigung an einem der nächsten Tage Rechenschaft ablegen möchten über die Art und Weise, in welcher sie während der Belagerung ihre Macht in Paris ausgeübt. General-Gouverneur von Paris, General Trohu, das Wort, um den Vorschlag der Kommission zu unterstüßen. Wir ent-

O seiner Rede folgende Bemerkungen über die allgemeine age

Es ergriff zunächst der frühere

Frankreichs : Die Stunde ist gekommen, klar und bestimmt zur französischen

Armee über die Nothwendigkeit großer moralischer, disziplinarischer und organischer Reformen zu sprehen. Man wird ihr Vertrauen zu sich selbst zurückgeben. dern das Opfer gewesen. Der National-Charakter oder vielmehr das nationale Temperament hat glänzende, leider mehr glänzende als sc- lide Seiten. Jm Siege werden die Truppen für unbezwinglich, die Offiziere für ausgezeichnet, die Generale für glorrei exflärt. Jn Frank- reich machen sich die Berühmiheiten leicht. den dieselben Truppen für \{lecht, die Offiziere für unter ihrer Rolle stehend erklärt. Was die Generale betrifft , besonderes. Advokaten, Journalisten; Geschäftsleute, alle Welt meint die militärischen Fragen zu fennen, und nah der Niederlage erklärt Jedermann die Generale für Shwachköpfe. Was die Menge in Frank- rei betrifft, so hatte sie zu allen Zeiten ein einziges Mittel, den Gene- ralen ihren Zorn kundzugeben : sie erklärte dieselben für Verräther. Man will in Frankrei eine Niederlage niemals anderen Ursachen als der Un- fähigkeit und dem Verrathe der Führer zuschreiben. Wir haben nicht

Sie ist in der Katastrophe nicht \{huldig, son-

so is ihr Schicksal ein

neral eine Liste seiner Offiziere und Mannschaften,

das Gefühl der Würde derjenigen Nationen, die, um sich wieder

für erstere Pässe nah der Schweiz, für leßtere Pässe nah dem [ Nach verschiedenen Unterhandlungen |

fluht gesucht, bedingungslos ausgeliefert werden sollten. Die | Ulysse Parent unterzeichnete Befehle zur Verbrennung des Stadt- |

immer Lebensgefahr. Nicht nur fallen Schüsse aus Tenstern, F sondern gelegentlih feuern Jnsurgenten ihre Revolver auf Offi-

der großen Anzahl der ergriffenen Jusurgenten und der fürc- [ terlichen Beispiele, die statuirt worden, genug cttonitien E l

: wenn nicht dur offenen Widerstand, so doch durch Brandstiftung und Meuchel. l

| Hiesige Blätter veröffentlichen ein | Schreiben des Unter - Gouverneurs der Bank von Frankreich, | in welchem derselbe erklärt , daß die Bank während der Herr- F Kommune nur 95 Millionen überliefert , welche sie der Stadt 4 Das Schreiben belobt das / sultat zu danken sei. Dem »Gaulois« zufolge soll Lefranc das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten angenommen haben. b Vermorel und Frédéric Morin wurden heute gefangen ein- H

In der Nationalversamm- f lung beantragte Jean Brunet, die Proskriptionsgeseße auf N

brachten den Antrag ein, auch die Geseße vom 10. April 1832 L

Nach der Niederlage wer- F

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urichten , ihre eigenen Fehler anerkennen. Wir sehen eine an e Nation , die sich für unbesiegbar gehalten hatte , jeßt besiegt, niedergeschlagen, zu Grunde gerichtet. Sie will den Grund ihrer Nie- derlage wissen; ih sage ihr denselben. Jh werde nicht den Männern, sondern den Jnstitutionen den Prozeß machen. Jh will dem Lande zeigen, daß cs seinen Ruin selbst vorbereitete, indem es die Kontrolle seiner Angelegenheiten, seiner militärischen Jnftitutionen aus der Hand gab, indem es gestaitete, daß die Jnstitutionen durch eine ruhmvolle Legende erseßt wurden, indem es erlaubte, daß das edle Handwerk der Waffen eine Jndustrie wurde; indem cs zulicf, daß die Hingebung, von der die Armee heute so glänzende Bewcise ablegt (Beifall), zur persönlichen Spekulation ausartete; indem es endlich die Einführung zweier Dinge gestattete: des englishen Luxus und der italienischen Korcuption, denen Frankreih seine Erniedrigung verdankt. Es ließ das das unvermeidliche Resultat des Feldzuges von 1870—71 vorher-

N Die Versammlung beschloß, den auf die Regierung der

Nationalvertheidigung sich bezichenden Antrag in Erwägung

zu ziehen. i i j i

Saint Denis, 1. Juni. Die Stadt bietet diesen Morgen ein sehr belebtes Schauspiel. Zwei Regimenter der preußischen Garde beginnen ihre Rückkehr nah Deutschland. Drei Regi-

menter des IV. Armee-Corps rücken auf der Landstraße eim.

Aussehen der Truppen is} prächtig. | P E E 2, Juni. Seit Mitternacht i} der Verkehr mit Paris wieder freigegeben. Beide Bahnen nach Versailles sind wieder hergestellt und haben ihre Fahrten wieder aufgenommen. Der Telegraph , welcher der Privatbenußung von und nach Paris bis jeßt vorenthalten war , soll im Laufe des heutigen Tages dazu wieder zur Verfügung gestellt werden. Jn An- betrat des Vorhergegangenen is die Lage von Paris befrie- digend und das Vertrauen kehrt allmälig wieder. Es A, si, daß Dupanloup zum Erzbishof von Paris ernannt ijt. Die Rente \{lop heute 53.85.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Juni. Der S Ier hat aus Veranlassung der Geburt des Groß-

fürsten Georg Alexandrowitsch eine Amnestie für politische Verbrecher erlassen.

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 3. Juni. Jn der gestrigen Sißung des Reichs- tags leitete der Staats-Minister Delbrü die erste Berathung der drei Geseßentwürfe ' e Entschädigung der deutschen Rhe-

i 2c. betressend, wie folgt, ein : | / s E Meine dati indem 0 mie erlaube, die allgemeine Diskusfion über die zur Berathung stehende Vorlage einzuleiten, hade ih anzu- fnüpfen an eine Mittheilung, die ih in der 37. Sipung hier zu machen die Ehre hatte. Es handelte sich damals um die Frage, welche Vorlagen der Reichstag noch von der verbündeten Regierung zu erwarten habe. Jch hatte damals mitzutheilen, daß dem Bundes- rath eine Vorlage des Präjidiums an demselben Tage zugehen werde, welche die Vorschläge enthalte über die Disposition, über die von Frankreich zu zahlende Kriegsentshädigung, und ih bezeichnete das aus der Berathung dieser Vorlage im Bundes- rathe hervorgehende Geseß als den wesentlichsten Gegenstand , welcher den Reichstag nach der Ansicht der verbündeten Regierungen noch zu beschäftigen haben würde. Die Vorlage, deren ih damals erwähnte, ist gemacht und hat im Bundesrath einer eingehenden Prüfung unter- legen. Bei dieser Prüfung ist eine Differenz der Meinungen in wich- tigen Punkten nirgend hervorgetreten, wohl aber hat \sich die Arbeit unter der Hand erheblich größer gezeigt - als es einen Augenblick den Anschein haben konnt, und die verbündeten Regierungen sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß, wenn sie dem Reichstage das gesammte in der damals erwähnten Präsidialvorlage aufgesiellte Programm in einer zur Beschlußfassung geeigneten Form vorlegen sollten, sie die Dauer der Session des Reichstages weiter verlängern würden, als es wohl allseitig der Wunsch und die Absicht ist. Sie würden sih aller- divgs durch diese Erwägungen nicht haben zurückhalten lassen fönnen und dürfen, mit der vollständigen Vorlage vor das Haus zu treten, wenn in der That bis zum Wiederzusammentritt des Hauses zu er- warten wäre der vollständige Eingang der Summe, über welche dis- vonirt werden soll, und damit gegeben sein würde die Oed keit einer jeßt {on zu treffenden definitiven Disposition. Diese Leßtere ist nun nicht der Fall. Wie bekannt; ist bis zu der nächsten Session des Reichstages gesichert der Eingang von einer Summe an 625 Millionen Francs; die späteren weil größeren Zahlungen fin stipulirt für eine Zeit, in welcher dec Reichstag nach aller Berechnung wieder zusammen sein wird. Aus diesen Ecwägungen sind die M bündeten Regierungen zu der Ansicht gelangt, daß es richtig sein würde, die dem Reichstag jeßt zu machende Vorlage auf einige 8 sonders drinalihe Gegenstände zu beschränken, auf einige Genen h deren geseßliche Regelung, wenn sie Überhaupt erfolgen soll, nich wohl bis in den Spätherbst verscoben werden kann. Ul eei

Die Gegenstände, um die es sih handelt, liegen Jhnen in den e Geseßentwürfen vor, welche heute zur Berathung stehen, und 4 ari bemerken; daß noch ein vierter Geseßentwurf dem BUMO e M gelegt ist und sich in der Berathung befindet, mit welchem der N der jeßt nach der Absicht der verbündeten Regierungen zu Uan Vorlagen abgeschlossen wäre. Es ist dies eine Vorlage, welche n Zwek hat, dem Herrn Reichskanzler aus den durh die Kriegs- fontribution eingehenden Mitteln einen Kredit zu eröffnen zur Beschaffung von Betriebömitteln für die elsaß - lothringenschen

Eifenbahnen, welhe bekanntlich, so weit sie der französischen Ostbahn gehörten, an Deutschland abgetreten sind, und welche sich, da das Betriebsmaterial der Ofibahn in die Abtretung nicht begriffen ist, zur Zeit ohne eigene Betriebsmittel befinden. Nah der Absicht der verbündeten Regierungen würde mit diesen vier Vorlagen der Kreis derjenigen Gegenstände abgeschlossen sein, über welche gegenwärtig von dem Reichstage definitiver Beschluß zu fassen ift.

Was nun die finanzielle Bedeutung dieser drei Vorlagen anlangt und ich darf mir vielleicht gestatten , bei diesem Vortrage sie alle drei schon gemeinschaftlih zu bchandeln, obgleich ja eine abgesonderte Berathung auf der Tagesordnung steht so i|st es unge- mein \{chwer, cine bestimmte Summe zu nennen, deren Be- willigung dur diese drei Vor'agen von dem Hause verlangt wird. In Beziehung auf die erste der Vorlagen, nämlich die Entschädigung der Rhederei, haben approximatiive Berechnungen von Seiten des Bundesfanzleramts nur gemaht werden können in Beziehung auf die von französischen Kriegsschiffen aufgebrachten oder zerstörten Schiffe und Ladungen. Auch diefe Berechnung is nur ungemein approxima- tiv. Es hat bisher an einer Veranlassung für die Junteressenten ge- fehlt, ihre Ansprüche anzumelden. Es haben zwar sehr viele und, wie ich annehmen darf, der ganz überwiegend größte Theil die Ansprüche angemeldet, indessen kann ih keine Gewähr Dafür übernehmen, daß niht noch nachträglich Ansprüche angemeldet werden. Die Bcrechnung, welche auf Grund der Oaten , die vorliegen, ange- stellt worden ist, und deren Ergebniß ih mit allem Vorbehalt nur erwähne, führt auf einen Betrag von etroa 3,000,000 Thlr., d. h. wohlverstanden für die von französischen Kriegsschiffen aufgebrachten oder zerstörten Schiffe, welche niht von Frankreih nah Maßgabe des

riedens in natura zurüczugeben find. Die Herren haben aus dem Entwurf ersehen, daß diese Entschädigung nicht die einzige ist, welche für die Rhederei in Ausfiht genommen i}. Es is in dem Entwur} ferner in Audsiht genommen, denjenigen Rhedern, welche durch den Krieg genöthigt worden find, ihre Siffe in außerdeutschen Raten liegen zu lassen und während des Stillliegens in außerdeutshen Häfen die Besaßung ihrer Schiffe zu lôhnen und zu verproviantiren, diesen Rhedern für die bezahlte Heuer und für die den Mannschasten ge- währte Beköstigung cine Entschädigung zu zahlen. Auf welhe Summe sich dieser Theil der Entschädigung belaufen könnte, darüber haben von dem Bundeskanzler-Amt Berechnungen nicht angestellt werden fönnen; es fehlen dazu alle Momente, welche auf eine unbedingte Glaub- würdigfeit Anspruch machen, und ih bin deshalb nicht in der Lage, hier mit irgend ciner Zuverlässigkeit eine Zahl anzugeben. Jch glaube nur, die Ansicht aussprechen zu dürfen, daß die Entschädigung, welche aus diesem zweiten Titel gezahlt werden wird, größer sein wird als wie die aus dem ersten. Jch glaube, sie wird nicht viel größer sein; aber ich fann eine unbedingte Gewähr nach dieser Seite -hin nicht übernchmen Jch glaube, daß es erklärlih ist, wenn in Bezug auf diese Frage eine bestimmte Berehnung nicht vorgelegt werden fann. Ich will darauf den Accent nicht legen, daß dieser zweite Theil der Entschädigung erst bei der Berathung im Bundesrathe in der Vor- lage seine Stelle gefunden hat.

Wäre das aber auch nicht der Fall, so handelt es sich in dem vorliegenden Falle um eine so große Menge von Schiffen, und es würde sich bei cinem einigermaßen zuverlässigen Anschlage handeln um die Berücksichtigung so zahlreicher besondexer Verhältnisse, wie sie namentli durch die Beköstigung der Seemannschaften hineingetragen werden, daß sich für dieselben von vornherein und von hier aus Durd@schnittssäße nicht feststellen lassen, weil das Geld, was dafür anzuseßen ist, der Natur der Sache na cinen anderen Vetrag aus- macht, wenn das Schiff in einem englischen, als wenn es in einem chinesishen | oder japanesishen Hafen gelegen hat. Also aus diesen Gründen würde es auch bei einer viel längeren Vorbereitung®Szeit, als hier vorhanden war, nicht gelungen sein, einen Anschlag zu ermit- teln, den ih hier mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Sicherheit ver- treten fann. i belárigis Dle: M Sade

Was die zweite Vorlage anbelangt, betressend die Gewährung von Beihbülfen ‘für die aus Frankreich vertriebenen Deutschen, so ist der Geldbetrag, um den es sich handelt, klar ersichtlich.

- Hinsichtlich der dritten Vorlage, betreffend den Ersaß von Kriegsschäden und Kriegsleistungen, so ist in den Motiven historisch erwähnt, auf welchen Betrag in einigen der vorzugsweise betheiligten Orte des Elsaß und Lothringens die Schäden berechnet worden ind, um deren Vergütigung es sih handelt. Jh halte diesen Beirag für zu hoh; er wird sich bei weiterer Prüfung ermäßigen, wenn au nicht um eine sehr erheblihe Summe. Diese Summe, wie sie hier angegeben worden is, erhöht sih aber dadurch, daß in dieser Summe nicht mit inbegriffen ist die Entschädigung, welche für Kehl und Neu- Breisach zu zahlen sein würde, und als ferner darin nicht mit einbegriffen sind die Entschädigungen , welche auf Grund des Geseßes , wenn es Gesey wird, zu zahlen sein würden für die Zerstörungen in der Ums- gegend von Meß, die eine nicht ganz unerhebliche Summe erreichen werden. Gar nicht in einer Zahl zu veranschlagen, bin ich diejenige Summe im Stande, welche zu zahlen sein wird nach der Absicht der Vorlage als Entschädigung für die in Elsaß-Lothringen gewährten Kriegsleistungen. Es haben in dieser Beziehung Ermittelungen noch nicht stattfinden fönnen. Es sind damals Requisitionen ausgeschrieben ; sie sind gegen Empfangsbescheinigung erfolgt. Eine Kontrole hinsicht- lich dieser einzelnen Requisitionen hat der Natur der Sache nah noch nicht statthaben können. Es wird si erst, wenn das Geseß ergangen ist, ergeben, um welhe Summe es sih handelt, und es mußte Nb- stand genommen werden , etwaige vorgängige Ermittelungen durch Aufruf der Betheiligten zu veranlassen, weil nicht die volle Sicherheit bestand, daß den Betheiligten gewährt werden würde, was sie, sobald eine solche Bekanntmachung ergangen sein würde, als unbedingt in Aussicht stehend annehmen konnten.

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