1871 / 36 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jun 1871 18:00:01 GMT) scan diff

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worden, die stehende Figur des Elsaß (15 Fuß hoc) die Harfe in der rechten Hand haltend. Auf der anderen Seite der »großen Mutter« steht, noch etwas ferner, Lothringen, auf seinen Wappenschild gestüßt. Auf dem Schooß Germanias ruht der kaiserliche Adlerschild. Diese ganze herrliche Gruppe hat troy der Kürze der ihm dazu vergönnt ewesenen Zeit durch ihren Meister eine weit Über die bei Bitben Gelegenheitarbeiten hinau8gehende Durchführung in allen Theilen erhalten. Seitwärts der Germania besindet sich derselbe Pavillon, der im Jahre 1866 bei der Siege®*feier für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften errichtet ward. Vor demselben aber, in der Mitte des Lustgartens, erhebt si unter der Hülle das Denkmal Königs Friedrich Wilhelm 1II., der »seine Zeit in Unruhe und in Sofinung auf Gott« lebte, eine Hoffnung, deren Erfüllung der Herr seinem Kaiserlichen Söhne so »über Bitten und Verstehen« hat zu Theil werden lassen.

Sollen wir s{ließlich die freudig berdegte Stimmung, welche in diesen Tagen die Bevölkerung belebt, und die festliche Physiognomie unserer Stadt zu einem entsprehenden Ausdruck bringen, so können wir nur an jene Dichterworte erinnern, welche der Friedensfeier der Heimkehr gewidmet sind:

Aber nie is mir ein Regen, Solch ein Treiben, solch Bestreben,

Wie es heut sich rührt, begegnet. Jeder strebet mit dem Andern,

Jeder eifert vor dem Andern, Einer ist des Andern Muster

Aufgeweckter Thätigkeit. Kein Befehl ist's, der sie aufregt,

Jeder froh gehort sich selber, Und so reih’n fie aneinander Ihren Fleiß und ihre Lust. L

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Sich! ein Waldgebüsch bewegt sich nah der Siadt hin; aller Gärten Froher, blumenhafter Aufpuß Reißt sich los, um sich ins grüne Prachtgehäng? hinein zu flechten, Das der Häuser, das der Hütten Ansicht {sn verhüllt und ziere, Das von Giebel sich zu Giebel Ziehend reiht und franzbeladen;, Schwankend, frischbelastet \{webt. Bunter wird die tiefe Grüne, Muntrer immer; Vand an Bändern Schlingt sich um, geknüpftzu Schleifen Krümmt sih's, und die losen Enden Flattern windbewegt. ZumLaubgang Siehst du Straßen umgewandelt, Und zum Feiersaal den Marktplaß. Außenseiten sind nun Wände, Fenster vollverzierte Nischen; Unter ihnen {müdckt die Brüstung Sich mit bunten Teppichen. Hier mit holden Blumenzügen Spricht's dih an und dort mit goldnen, So, als ob dir offne Herzen Ueberall begegneten.

e Rückkehr, die frohe, reicher Ernte gleichet sie, Wo scheidend herziich stille Thränen wir gesä't. Wir grüßen freudig alle die Rückkehrenden, Nach vielen Tagen froh Zusammentreffenden ; Gott {Güte sie und hüte sie mit neuer Kraft!

Deutscvbes Neic.

Berlin, 15. Juni. Jm weiteren Verlaufe seiner gestrigen Sigzung beschloß der DeutsheReich8tag, noch zwei Petitionen dem Reichskanzler zur Kenntnißnahme und Erwägung zu über- weisen. Die erstere, aus Kiel stammend und durch eine gleichlau- tende aus Danzig unterstüßt, betraf den Nord-Ostsee-Kanal, welchem der Reichskanzler Fürst Bismark das thätige Interesse der ver- bündeten Regierungen und. namentlih der preußischen für die nächste Zukunft zusagte. Die zweite, von den städtishen Be- hörden Stettins au8gehend, verlangt die geseßmäßige Regelung des als Bunde8gesey anzusehenden Rayon-Regulativs vom 10. September 1828. Alsdann folgte die zweite Berathung und Annahme der beiden neuesten Finanzvorlagen.

In Betreff der ersteren, welche 4 Millionen Thaler als Beihülfe den Angehörigen der Reserve und Landwehr gewähren soll, erxflärte der Reich8kanzler anläßlich einer Aeußerung des Abg. Dernburg, daß die Verwendung und Rechnungslegung Über die den einzelnen Regierungen vom Reiche zur Disposition gestellten Mittel innerhalb der verfassungsmäßigen Vorschriften eines jeden Landes stattfinden wird. Nachdem der Abg. Schulze die Form des Vorschusses und des Darlehns deshalb bekämpft hatte, weil Reservisien und Landwehrmänner in diesem Falle, wo es sich um ihre wirthschaftlihe Retablirung handle, \ich genau in derselben Lage wie die beschädigten Nheder und aus Frankreich Ausgewiesenen befänden und denselben Anspruch wie diese auf unmittelbare Schadloshaltung hätten, wurde die Vor- lage einstimmig genehmigt. y :

Endlich berichtete der Abg. von Bennigsen Namens" dex Kommission über die Dotation8vorlage, soweit der vertrauliche Charakter dieser Kommission Mittheilungen an das Plenum gestattet, Die von dem Abg. Dr. Loewe in der ersten Berathung erhobenen Einwendungen gegen die Dotation hervorragender Heerführer des lehten Krieges, die politishen und finanziellen wurden auch von einer shwachen Minderheit in der Kommission geltend gemacht. Sie hat unter ausdrücklicher Zustimmung

des ReichEkanzlers ihren Berichterstatter ermächtigt, die Kate- gorien zu bezeichnen, für welche die Dotationen nach dem Wuns und der Absicht Sr. Majestät des Kaisers bestimmt sind :

1) Die Heerführer selbständig operirender Armeen , welche große Sclacsten siegreich geschlagen; 2) einer und der andere Heerführer, der, ohne eine selbständig operirende Armee geführt zu haben , doch in wichtigen kritischen Momenten erxfolgreih selbständig eingegriffen haben; 3) ‘die Chefs des Generalstabs der ganzen Armee und der großen Armeen; 4) die Männer, denen man die Organisation und Befestigung der nationalen Wehrkraft verdankt.

Diesen vier Kategorien hat die Kommission unter Justim- mung des Reichskanzlers noch eine fünfte hinzuzufügen be- {lossen , nämlich neben den Heerführern auch die »deutschen Staatsmänner , welche bei den nationalen Erfolgen dieses Krieges in hervorragender Weise mitgewirkt haben, «

Mit diesem ZJusaze wurde die Vorlage, gegen welche nur der Abg. von Lenthe das Wort genommen hatte, während die Abgg. Graf Spee und Neichen)perger (Olpe) ihre Annahme als eine nationale That und die einzige Form des Dankes, den die Nation ihrem Kaiser schulde, bezeichneten, in naments- licher Abstimmung mit 175 gegen 51 Stimmen angenommen. Ein Amendement des Abg. Frhrn. von Ketteler (Paderborn), dahin gehend, daß die 4 Millionen Thaler dem Kaiser zur Verleihung von Dotationen zur Verfügung gesiellt werden, »nachdem die Kriegskosten, die zur Wiederherstellung der Armec- Ausrüstung erforderlihen Beträge und die bisher -auf die Krieg®dentschädigung erfolgten Bewilligungen aus dexr von Frankreich zu zahlenden Kriegsentschädigung vorher entnommen sind«, wurde fast einstimmig abgelehnt.

Vor der Abstimmung hatte der Reichskanzler Fürst von Bismarck zu folgender Mittheilung noch das Wort genommen :

La ich nit weiß, ob nach der namentlichen Abstimmung noch alle Herren gegenwärtig sein werden , so ezxlaube ich mir, jeßt die Mittheilung zu machen, daß ih hoffen darf, morgen in der Sivung die amtlice Eröffnung Sr. Majestät des Kaisers Über den Schluß der Session machen zu können, und daf, wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse eintreten und der Verlauf der morgenden Sizßung nicht einen ändernden Einfluß auf die Absicht Sr. Majestät des Kaisers hat, der Schluß des Reichêtages wahrscheinlih auf morgen Nach- mittag 3 Uhr dur) die morgen zu erwartende Kaiserliche Botschaft angeseßt werden woird.

Um 45 Uhr wurde die Sißung geschlossen.

Die heutige (57.) und leßte Plenar-Sißung des Deutschen Reichstages wurde um 10 Uhr durh den Präsidenten Dr. Simson eröffnet.

Am Tische des Bundesrathes befand si der Reichskanzler Fürst von Bismarck mit mehreren Bundesbevollmächtigten und Bundes-Kommissarien.

Zunächst wurde der Gesehentwurf, betr. die Beihülfen an Reservisten und Landwehrmänner, ohne Debatte in dritter Berathung einstimmig genehmigt.

Dagegen gab die dritte Berathung des Dotations8gesetzes Anlaß zu einer längeren Debatte. Die Abgg. Schulze und Ziegler eröffneten eine Polemik gegen die Rede des Abg. Kiefer bei der ersten Berathung , welche durch dessen Replik noch ge- steigert, durch die Abgg. Lasker und Dr. Friedenthal aber bei- gelegt wurde. Das schließliche Resultat war die Annahme der Vorlage mit derselben Majorität, die. sich gestern für ihre Ge- nehmigung aussprach. Jhr ablehnendes Votum motivirten zwei Mitglieder des Centrums, die Abgg. Schroeder (Lippstadt) und Lender , der Abg. Krüger (Hadersleben) die Ursache, aus der er sich der Abstimmung enthalten hat.

Alsdann verlas der Reichskanzler Fürst Bismark, während die Mitglieder des Hauses und die Quhörer auf den Tribünen sich erhoben, die am gestrigen Tage ausgefertigte, vom Reichs- fanzler gegengezeihnete Allerhöchste Botschaft, durch welche Se. Majestät der Kaiser den Reichstag auffordert, heute Nachmittag 5 Uhr im Weißen Saale des Königlichen Schlosses zum QJwecke der Schließung der Session zusammenzutreten.

Endlich wurde folgender von den Kommissarien des Hauses eingebrachter Antrag, mit dem sich der Reichskanzler einver- standen erklärte, genehmigt:

den Herrn Reichékanzler aufzufordern, ein interimistishes Sißungs- lofal für den Reichstag auf dem Grundstück der Porzellan-Manu- faftur nah dem Plane des Herrn Geheimen Bauraths Hißig so \{chleunig wie irgend möglih zur Ausführung bringen zu lassen und zu dem Ende für die baldigste Räumung der zu benußenden Gebäude der Porzellan-Manufafktur zu sorgen.

Nachdem das Haus durch den Alters8präsidenten dem Präsi- denten Dr. Simson seinen Dank für die musterhafte Leitung seiner Geschäfte ausgesprochen, {loß der lettcre die Session mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in den das Haus und die Zuhörer auf den Tribünen enthusiastis{ einstimmten. Um 1 Uhr wurde die Sißung geschlossen.

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Der Kultus-Minister von Mühler i} seit einigen

Î Tagen erkrankt und darf das Zimmer nicht verlassen.

Ein heute im Wilhelm8-Gymn asium veranstalteter

Ï Sculafktus brachte zur Vorfeier des Einzugs in. Gesängen und F Vorträgen diejenigen Betrachtungen und Anregungen zum # Ausdruck, welche derSchule aus den Ereignissen der jüngst vergan- Ï genen Zeit erwachsen sind. Ein Hymnus aus Josua von Händei, È den der Schülerchor sang, und hierauf ein von einem Primaner verfaßtes und vorgetragenes Gedicht zur Begrüßung leitete den É ersten Theil der Feier ein. Es folgten zwei Reden von Zög- Ÿ lingen der obersten Klasse, deren eine die geistigen Grundlagen

der deutschen Erhebung - aus der Entwickelung der Literatur F in ihrer fklassishen Periode nahwies, während die an- Y dere, hieran anfnüpfend, die Bewegungen der Be- F freiungsfkriege und ihre bis auf die jeßige Zeit reichenden F Wirkungen auf Leben und Gesinnung der hiesigen Residenz- Y stadt schilderte. Der zweite Theil brachte, ausgehend von dem Ÿ Aufruf vom 17. Márz 1813, Deklamationen, in denen jede Y Klasse dur einen Vertreter irgend einem auf den Festtag be- F züglichen Gedanken Ausdruck gab. Die jüngsten Schüler trugen Ÿ Gedichte vor, welche Momente aus den Besreiung®kriegen dac- Ÿ stellten, die älteren solhe, in denen si die Stimmungen der F Gegenwart aussprachen. Die Siegesfreude und die Trauer um die Gefallenen, Dank zu Gott und jubelnde Begrüßung Y für Kaiser und Reich, KriegSherren und Heer erklang in Lied Y und Wort. Die Feier endete mit cinem Hymnus aus Judas Ï Maccabäus von Händel, worauf der Direktor die pon den Ÿ städtischen Behörden zur Erinnerung übersandten Bücher ver- ) theilte.

h —S. M. Kanonenbooëi »Meteore ist auf seiner Rü- Ÿ reise von den westindischen Gewässern nach Europa am 13. Juni Nin Plymouth angekommen und beabsichtigte nah AuffüÜung Ÿ von Koblen 2c, fogleich wieder in See zu gehen. An Bord F Alles wohl.

E Kiel, 14. Juni. (K. Korr.) S. M. Aviso »Preußischer Ÿ Adler« ist heute Morgen nach Swinemünde in See gegangeü. s Sachsen. Dresden, 14. Juni, Der Prinz Georg ist F heute Mittag 12 Uhr aus Frankreich hier eingetroffen. y Württemberg. Stuttgart, 14. Juni. Der König F hat am 11. Juni den Tags zuvor aus Berlin zurückgekehrten

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# Justiz-Minister von Mittnacht in Audienz empfangen.

7 Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. Juni. Die »Wiener F Zeitung« veröffentlicht die sanktionirten Gesetze, betreffend die y Verwendung der Steuerämter für den Dienst der Bezirks\chul- f fassen und das Uebereinkommen mit Ungarn betreffs Leistung eines Beitrages anläßlich der Civilisirung eines Theiles der fMilitärgrenze.

- Niederlaude. Amsterdam, 14, Juni. (W. T. B.) Bei den Wahlen für die Zweite Kammer wurden in Amsterdam gewählt: Fock (ministeriell) und van Reenen (oppositionell). Zwischen Jacob (oppositionell) und Debordes (ministeriell) ist Feine engere Wahl erforderli. Jn den Provinzen wurden bis- her 9 Ministerielle und 5 Oppositionelle gewählt; das Resultat von 23 Distrikten ist noch nicht bekannt.

Frankrei. Paris, 14. Juni. Die Mitglieder der Linken der Nationalversammlung haben hier ein Manifest erscheinen assen, welches 81 Unterschriften zählt. In demselben klagen sie ‘le monarchischen Parteien an, daß dieselben das in Bordeaux jeschlossene Uebereinkommen nicht befolgten, welchem zufolge die Erörterung politischer Fragen so lange verschoben werden yollte, bis die Fragen der öffentlichen Wohlfahrt gelöst seien. Das Manifest erwähnt, daß auf dem flachen Lande Petitionen olportirt würden, in welchen die Restauration der alten Re-

Wierungsform (ancien regime) und Intervention in den italieni- den Angelegenheiten verlangt würde. Diese Ngitationen für le Bourbons ermuthigen zu gleicher Jeit die Bonapartisten, velhe bereits wieder ihr Haupt erheben. Das Manifest wendet ch an die Wähler anläßlich der bevorstehenden Ergänzungs- gvahlen, bei welchen die wahre Gefinnung des Landes zu Tage reten müsse, Zum Schlusse wird darauf hingewiesen, daß die epublik die einzige Regierungsform sei, welche den Frieden, le Arbeit und die öffentlihe Sicherheit verbürge. Im 14. ind 15. Arrondissement wurden neuerdings zahlreiche Verhaf- Ungen vorgenommen.

Versailles, 14. Juni. (W. T. B.) Das »Journal offi- lele veröffentlicht Dekrete der Regierung, durch welche im De- artement la Manche, ferner in Algerien und Oran die Wähler ir den 9. Juli einberufen werden. Das amtliche Blatt be- inet die Behauptung eines Journals, daß die Exekutionen Bois de Boulogne stattfinden werden, für unwahr und be-

stätigt ferner , daß die Prinzen von Orleans dem von Thiers am leßten Sonntag gegebenen diplomatischen Diner nicht bei- gewohnt hätten, sondern daß dieselben nur Abends zur Soiree gekommen seien. Jn diesem geringfügigen Ereignisse liege Nichis , was nicht mit der durch die liberale Abstimmung der Nationalversammlung eingeleiteten Politik in Uebereinstim- mung fiände. Auch Republikaner könnten ohne Schwierigkeiten den Prinzen , welche ihren hervorragenden Namen in so edler Weise trügen, Ehrerbietung (déférence) bezeugen, und Thiers dürfe sich gechrt fühlen , Mitglieder einer Familie bei si zu empfangen , deren Politik stets in der aufrichtigsten Achtung des Willens des Landes bestanden habe.

Jtaiien. Florenz, 14. Juni. (W. T. B) In der Deputirtenkammer stand auf der Tages8ordnung die Be- rathung Über den Geseßentwurf, betreffend die Betheiligung der italienishen Regierung an dem Bau der St. Gotthardsbahn. Der Berichterstatter Mordini weist die kommerziel’e Nüßlich- keit der Bahn nah, welche zudem gleichzeitig den Zweck habe, das Freundschaftsband mit Deutschland und der Schweiz enger zu knüpfen. Mordini citirt die Worte, welche Fürst Bismark seiner Zeit in diesem Sinne gesprochen. Nachdem hierauf noch einige andere Redner das Wort ergriffen , werden sämmt- liche Artikel des Geseßentwurfes mit cinem von der Regierung beantragten Additionalartikel angenommen, wonach die leßtere zur Emission einer fünfprozentigen Anleihe behufs Bezahlung der für den Bau der Bahn auf Jtalien. entfallenden Quote ermächtigt wird.

Der Minister des Innern hat ein Cirkular an die Präfekten erlassen, worin angeordnet ist, daß den Gläubigen zur feierlichen Begehung des päpstlihen Jubiläums volle Frei- heit gewährt werden und dieselben in den ihnen nöthig \chei- nenden Demonsirationen nicht beeinträchtigt werden sollen. Die Präfekten sollen blos die zur Aufrechterhaltung der Ordnung nothwendigen Maßregeln ergreifen. Der Fürst von Hohen- lobe ist hier eingetroffen.

Rom, 14. Juni. (W. T. B.) Mehrere fremdländis{e Deputationen sind bereits zur päpstlichen Jubiläumsfeier hier ein- getroffen, andere werden noch erwartet. Einige von den einge- troffenen Deputationen sind {on im Vatican empfangen worden. Die Stadt is vollständig ruhig.

_ Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. Juni. Hinsichtlich der diesjährigen Truppenübungen theilt der »Rufs. Jnv.« mit, daß die Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks bereits zum 28. Mai im Lager von Krassnoje - Sselo zusammengezogen waren. Bis zum 20, Juni werden die Truppen sich mit den Schieß- und Feld- dienst-Uebungen im Detail beschäftigen; alsdann werden die Abtheilungs8manöver beginnen. :

___ Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 15, Juni. Jn der gestrigen Sitzung des Reich s- tags nahm der Reichskanzler Fürst- von Bismarck in der Verhandlung über die Petition des Kieler Komite's für den Bau eines Nordostsee-Kanals nah dem Abg. Dr. Elben das Wort:

Ich freue mich des Anklanges, meine Herren, den das seit einigen Jahren ruhende Projekt dieses Kanals im Reichstage findet, und ich kann Sie versichern, daß die vorübergehende Ruhe, die es gefunden hat, mehr in den Zeitumständen, als in dem verminderten Interesse der verbündeten Regierungen für die Sache gelegen hat. Wir hoffen, und namentli die preußische Regierung, in deren Gebiet der Kanal liegen soll, die Zeit und die Mittel des Friedens mit größerem Erfolge als bisher diesem Projekt und auch weiteren Kanalisations-Projekten in Deuts{ch- land widmen zu fönnen, indem ich auch meinerseits anerkennen muß, daß unser Vaterland in dieser Beziehung noch nicht auf der Höhe der A Ez steht, welche seine Mittel und Verkehrsverhältnisse ihm zuweisen.

Bei der Berathung des Geseßentwurfs , betreffend die Gewährung von Beihülfen an Angehörige der Reserve und der N erflärte der Fürst Reichskanzler nah dem Abg. Dern-

urg:

Ich glaube, es wird nicht nur kein Widerspruch dagegen erhoben werden, sondern ih habe bisher vorausgeseßt und seße noch voraus, und für Preußen fann ich es bezeugen —, daß darüber keine Mei- nung®verschiedenheit unter den Regierungen herrsch{t, daß die Verwal- tung und Rechnungslegung über die vom Reich zur Dispofition gestellten Mittel innerhalb der verfassungsmäßigen Vorschriften jedes Landes stattfinden werde.

Sodann bei Berathung des Geseßentwurfs , betreffend die Verleihung von Dotationen in Anerkennung hervorragen- e E leßten Kriege erworbener Verdienste, nach dem Abg.

enthe:

Der Herr Vorredner hat, wenn ih ni&t irre, an ciner Stelle seiner Rede sich auf mein Zeugniß in Bezug auf irgend einen Vor- gang in der Kommission berufen. J habe diesen Theil seiner Rede hôren können, weil er bei demselven sich mit einer Seitenwen- dung halb nach rücwärts drehte, benuße aber diese Ge-