1919 / 52 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

fer lezten Zeit erheblih gebessert bat, werden fie in der fein, demnächst mit starken Tônnen.

Besonders dei Wilna maten sih Ansammlungen bolshewistiscker lind, gegen Korono

Truppen bemerïbar, die offenbar dazu bestimmt oder weiter 1üdlich gegen die Polen eingeseßt zu werden, denen di Sowjets nach Näumung des bisher von uns besekten Naumes Brest

Litowsk— Kobryn—Wolkowysk-—Grajewo jeßt unmittelbar gegenüber-

stehen. Zusammenstöße mit den Polen find bereits an

verschiedener Vrtecn erfolgt. schiedener

Abgesehen von diefen Operationen liegt ein sta:kter Voi stoß gegen

Libau und das Baltitkum gleichfalls im Bereich der Véöglichfeit, vic!- leiht in Verbindung mit der Offensive, die gegen die bei Wal? opve- rierende finnisch-estnische Nordarmee foeben begonnen hat. ;

: Unseren Truppen sind an verschiedenen Stellen kleinere Unter- nebmungen gelungen, die ¿ur Hebung der Stimmung wesentlich bet getragen haben. inen größeren Erjolg hat die baltiide Landeswehr durch RNüeroberung der seinerzeit verlorenen Stadt Windau zu ver- zeichnen. Unter persönlicher ¿Fübrung des Kounmandeurs bder balti- hen Landeswehr, Majors Fleticher, wurde die Stadt nah sieben- Itündigem Kampf genommen. Der Feind wchrte si hartnätig jeine Verluste sind \{wer. Nur einer geringen Zahl gelang es zu entlommen. Die Eincrahme von Windau bedeutet einen “aroßen moralisden Erfolg für die Beyölkerung und die Truppe und ist von erheblicher mitlitärtscher Bedeutung, da Windau durch seine Lage am Meer cinen Vauptitüßpunkt für die dortige Front bildet.

Räumung im Osten: Die Naumung von Polen ist m i Uebergabe des Gebiets Brest-Litowsk— Kobrdn-— Wolkowysi-— Yrajewo zu. einem gewissen Abschlu gelanat. Unsere vort orto Postierungen stehen s em n Marie Md He

, “r fd 7 f s Polen bei Skidel. Die Räumung weiteren Gebiets tann erft erfolgen wenn die Polen die zum Halken desfelben erforderlicen Truppen, an denen es ibnen zurzeit noch fehlt, bereitgestelit haben werden. Laäge an der böhmischen Gren ae: Die. wider» sprebenten Nachrichten lassen eine Kläiung über die Absichten der Lschechen ncch nicht zu. A zum n litäriicen Sd ‘der bei ceincu eiwciigen Einmarsch bedrebten Gebietsreile notu cnèig gewordenen Trupycnrerscieb d zum großen Teil durdgeführt

bungen sind E

Die

H Der Devtsche Volksraët in Danzig hat, wie „Wo!fss Delegraphenbü: 0“ meldet, bei der Naticnalvasammlung, der Reichoregieruna und der Waffenstillande kow misgn wegen einer etwa beabsichtigten Landung polnischer T. uvpen in Danzig Einspruch erhoben. E

Alle Gräberausnahmestellen an der eßemaligen

Cr , Lad ès 5 7 f a5ront und in den bejeßien Gebieten sind noch einez |

Mitteilung des „Wolffschen Telegraphenbür o: aufge! öft. Das ganze Gräberafiernmaterial ist vom Krieg8wminifierium Zentralnachweisebüro, Beclin NW. 7 (Doretheenstraße 48), übernommen. S v

Anfragen in Gräberangelegenheiten sind daher an diese

Stelle zu rihten. Zur Vermeidung von Verzs, erungen ift in |

den Gesuchen die letzte Feldadresse der Gefallenen anzuneben. Auskünfle und Vei: mittlun en von Lageplänen, un Grobphotographien find kostenlos.

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___ Der Abgeo'dnete der Nationalversammlung Sckchöpflin ist nah einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbü: 09“ zum Goaverneur von Berlin, der erste Vorsinende des Gams burger Soldatenrais Lampl zum Kommandan{en von Ham- burg-Altona exnannt worden. ;

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

“Gege den Politiscden Massenausstand rwendét {h éin von der \ozialdemokrattscchen Frattion der Na ttonalversammlung erlassener Aufiuf, in dew auvgefshrt wird, daß cin Masseùslreik rah ten ent)cheidenten INovembertagen jeden Sinn verloren babe. Die Arbeiterkiasse besitze ict andere Mittel, um ihren Willen in der Geseßgebung zur Geltung zu bringen. Was als Ziel der wilten zügelloîen Bewegung bingestelit “werde, sci schon erreicht oder werde in näckstex Zulunft geseßlich fesfgelegt werden. Die Soldaten würden nit vers&winden, diese müßten in Betriebäräie umgewandelt werden, um Tontrollicrend und mübesiiumeid in ecm Wütschatts Proze tatig zu sein. Die Sozialifierung we:de ebenso fiber lommen. Ausstände seien daher jctzt zur Dur&tübrung der demo- tratischen und sozialistiscen Ziele der Arbeiterklasse uicht nötig, se nUßlen vièelmehr nur den deutshen Kapitalisten und den gus: ländischen Imverialisten und Annerionisten. czer Massenausstand würde die Bloctave vershärfen und Tausende Deut\cber ins Elend stürzen. Vic Arbeiters{ait solle sich pur Webr gegen die wen gen bewaffneten Fanatifer segen und ibrem Beginncn planvollen und energi\cen Widerstand entgegenstelen.

Gegen die Wükhlercien, die in Berliner Be- Trieben für cinen Generalaussland unternommen werden, wendet si cin Aufruf, der von dem Vorstand der Be- alrtöorganisation Groß Berlin der Sozialdemo- kratishen Partei Deutschlands und von den sozial- demotratischen ObleútenundBetricebsvertrauens- le u te u Groß Vexrlins unterzcihuet worden ist. Cs wird in dm Aufruf betont, daß ungesäumt an die Verwirtlihung der irt- schaftlichen Demokratie und des Sozialismus gegangen werden | muse. 1e Stellung der Arbeiterrâte müsse in der fassung geregelt, der Bericht der Sozialisicrungskommission un- verzüglih veröffentlicht werden. Eine Abordnung der Berliner Arbeilersck aft werde am DViens1ag mit dor Negierung über die nähere Durchführung dieser Forderungen verhandeln nnd mit allem Nachdruc{ für ganze und schnelle Arbeit eintreten. Voraussetzung für die Verwirk- lichung dieser Forderungen set aber die Anspannung aller Kräfte zum nellen Aufbau unseres Wirtschaftäleben3 auf gesunder Grundlage. Wir brauchten Nabrung, Kleideng, Wohnung und Kohie. Nur Arbeit Föônne all das schaffen. Wer daher in diesem Augenblick zum Generalausfland auffordere, verhindere die \chlennige Durchführung der dringent sten Forderungen des Volkes und führe den vollen Zu- fammenbrucch des Wirtschaftslebens berbei. :

In eincr Versanmluna des Bürgerrats von Groß Berlin wurde, falls alle anderen Maßnabumen versagen sollten und selbst die Regierung nit imslante fein foilte, Nuhe und Ordnung in Groß Berlin aufredtzuerbalten, der Ausstand der Bürger als letztes Mittel ane:kannt. Der Bürgerrat vou Groß Berlin erhielt daber den Auftrag, als Gegenmaßnahime gegen den Generalstreik die Bürger-

Lage

râften an ihrer Westfront auftreten zu

und Arbeiterräte !

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seits und den Vertretern der Arbeiterschaft andererseits zu eirer Ginigung geführt. Durch Vermittlung des Vor- jtpenden des Zentralrats der U. und S.-Râäte Deutsck- (andé, Pfaff, wurden nacbstehende Beschlüsse angenommen : 1) Ver biébe:ige Soldatenrat ist aufgelôs\t, Ein neuer Soldatenrat t out Demolratisber Grundlage zu bilden. 2) Der Arbeiter- rat bleibt bia zum Zusawmenttitt des Nätekongresieé des Reiches be- stehen. 3) Die Sicherheitsfompagnie ift aufgelöst, da der Stadt- und vandfreis außerstande sind, tägli 4000 Æ, monatli 120 00 H, zur Befoldung und Unterhaltung des Militärs aufzubringen. Zum unmittelbaren Schuß der Stadt und des Landkreises Emden wird cine Boltswehr im engeren RNabmen geschaffen. Die Vertreter der Arbeiterschaft gaben die Versicherung ab, dafür Sorge tragen zu wollen daß die Arbeit sobald wie möglich wieder aufge- nommen wird.

__ Auf der Zee „König Ludwig“ in linghausen trat ,W. T. ( am ]. d. M. erneut in den Aus auf den Zedzen „Matthias Slinñnes“ 1/2 und, Mat Stinnes“ 3/4 felerten bei cer Frübihiht am Sonnabend von der 3300 Mann starken Beleg \chaît noch 90 Mann, auf Zee „Ver. Welhecim“ von 1250 Mann 490. Die Gesamtzahl der Ausständigen belief sich bei der ¿Frübscicht am Sonnabend auf 2960 Mann. Gt i

Aus Fricdenshütite O. Schl. wird dem .W. T. B." ge- meldet, daß auf der „Friedensgrube“ die Arbeiter {i gegen die Beamten empörten und den Bergverwalter Schlick {wer mißhandelten. S.in Zusiand ist hofnunagslos. Die Kommunistèên zerstörten di: Grubengeräte und Maschinen. Än Sonnabend war die gesamte Belegschaft ausständig, In Frieden8- utte ind die Spartakisten vorterrschend. Gestern war aut der „Friedensgrabe“ alles rubig.

Bruch bei Neckck-

Belegschaft

Sie » nts «L gelan

Nach eincr von „W. T. B.°

von L. V.* libernittelten Meldung des Bas!er aus St. Ludwig, sind in Mülhausen, ernste rlampfe ausgebrochen. Die Zahk ter usftändigen Infolge der aroßen Teuerung der Lebensniittet ilgemcinen Ausstand des garzen Landes

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daa Of 7 ¿ i; ¿ , pam 9 é Zur Aus standsbewegung in Spanien erfährt

W. L. V.” dutch Neuternieldungen aus Madrid, daß tort auch ole Dactergesellen dic Arbeit nicderlegten. Wegen Lebens -

mttfelmangel1s fam es zu ersien Unruben. Scklä&Hter Oäcterläden utden gestürmt. Truppen f!ellten ti Ordnung wleter ber. Cs wurden über 270 Verhaftungen vorgenommen. Ueber 200 Menschen wurden bet den Kömpjen verletzt. Die Bäte ‘geiellen er- l:arten fh mit dém Vorschlag der Regierung, 620 Bäckerelen ¿u Udernedmen, bis eine Einigung wischen den Î belißern und -Angestellkin E entcrstanten: patrouillieren in ten bevö!t Teilen der Bororte, wo auch Pascdinengewehrabteilunger und Artillerie aufgestellt wurde. 6 herrfck! Jegt vollfommene Rube, Die Arbeit gebt in * gewokbnter Weise weiter. Romanones erklärt, daß die Proteste der Be: vélterung gegen die Leb:nemittelbärdler terart an Umfang zu; nommen hätten, baß es notwendig sei, ernste Vorsichtsma ßuegcli treffen. In Valencia find die Seßer aus|tändig Zeitungen ericheinen nicht. In Barcelona, wo tie Élefk- Sar etter Mr A e herrs

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Truppen

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26 gi i - j a s, f h - , 4 Gesundhcit®wesen, Tierfraukheitenr und WBbsperritng®- maßregelu,

C d iv v T Ma A I A »da 24A P ck Cape Verbrettunga de B etten 5 hat einen gewissen Wert, cuch die V wichtiasien Krankheiten nad gcograpbisder Metbode z1 obglei mit solben Ferfdungen Telbstvecständlihß weniger de Weograph als der Mediziner sh zu bi fassen

i éerbreitung ter u untersucher, Je1 haben p:itd, Ueber cintge widtige Ergebnmsse solider Untersuchungen bat der PVrivat- dozent Dr. Grothe aus Hakle iu den „Maturwissenschaften" beriBtet Sehr viele geograpbiscke Faitoren lassen einen mebr ode weiigcer be- munen F fiuß auf die Verbrciiu!tg der Krankheiten erkennen, am wentgllen noch der geogravbische Aufbau des Bodens und seine (Belteinsgufammensegung, mebr ¡chon die Bodenform, inébesonvere ter Unterschied zrwishen Ebone, Gebirge und Meer. AUerdingè ver- binden sh diese Cinwükungen mit der des Klimas, das {èlbstverständlich a!s das wichtigste Element zu betrachten ift. Es ibt eine ganze Neiße von Kranfheiten, die auesLtleßliß tTurch das Klima vedinzt erscheinen, wie die Bergkrankheit, gewisse acistige Gx Hiamfungen in Troptfen Wüsten, Augenkrankheciten in der Pe1grn54! und Achnliches. Wenn auch die Seetrankbetit zu ven tlimatiicen Krankheiten gereWnet wird, so ist diele Anñabme freti! einleud1end, da do woll mebr die als die Eigenschaften des Sereklinas die Andere CErfranfurgeu werden in ‘threr Verbreitung Rafssenunterschiede dr Bevölkerung erkiärt, indem die einzelnen Masten destimmlé Krankheiten entweder aud!cliefilid oder in aufweiieu. So hat'tie Grfabrung gelehrt, daß zum

crböhtem (Grade Zuctertrankheit in Eurova anm häufigsten bei den

vori (4 Lid

Schwankungen die i Urantl ett É

dur die

Bér- |

saft jederzeit zu cinem Bürgerstreik aufzurujen.

In den Zetitungsverlagen von Nudolf Mosse, Augutt Sgherl G. m. b. H. und Ulistein u. Co. in Berlin haben am Sonnabend die n tue neue Lohnforderungen aufgestellt und find, als diese ihnen nit bewilligt wurden, in den Ausstand getreten. Die von den genannten Verlagen herausgegebenen Seitungen sind infolgedessen seit Sonnabend nicht erschienen.

Jr Emden haben, wie „W. T. B.“ berichtet, am Sonnakend

gepfloyene Verhandlungen zwishen den Behörden eéner-

.beförderung ausfchlicßen.

Limburg (Lahn)“) anbringen. Verlangen ouch Auskunit darüber, ob ein Postort in den vou

Tagung der Nationalversammlung zwischen Berlin und Weimar einge ichtete Flugpost. vom 1 März ab upter den bekannten Bedtngungen au fär einen Luftpostverkehr mit Leipzig nugbar zu machen.

Beiipiel die Semiten, in Asien bei den Eingeborenen Indiens auftritt. YAuftällig ijt ferner die Oânfigkeit der Fetisuht bei ganz bestizmnten Völkern, w'e den Türken, Ungarn und au) in den Küstengebieten der nord- deut}chen Tiesebene, Sanz béesont ijt stets let ver Verbreitürg der Gicht und des Krebics aut die klim ‘en Berhällnifse geaciet worden. - Die in Nördeuropa fo oft verkommende Sit ift schon in Vesterreich fast unbekannt. Der Krebs. \heint erkcbliche Berschieden- beiten in der Verbreitung {on auf verhältuismäßig kleinem Ravm auzuveilen, urd 11an Pat mebrfach den Einfluß von Wald und Wasser auf seine Entstchuug vermutiet.

J , 1 CTOTNDUTS

Verkehréäwefeu.

_ Vielsacch wird darüber geklagt, daß die Nostanstalten Seadungen nah weniger belannten rechwtsrheinischen Orten in der feiner Verkehrsbeschränkung unter- liegenden nentrolen Zone verseßentlih von ber Post- i Zu diesen Orten gehören inebesondere Linz (Rheir), Köntaswinter (Rhein), Oberbollendorf, Nhöndorf (Rhein), Honnef (Rhein), Obcrpleis PVostleitort für diese Orte: Alten?irhen (Wejterwald); ferner Caub, Lorchhausen (Rheingau), Lorh (Nhein), Strü!h (Kr. Goarshausen), Laufen- teiben (Taunus), Zollhavs (Bez. Wiesbaden), Hagznstätten (Unterlahnkreis), Obe1neisen, Flat (Unterlahnkreis) Post- leitort für diese Orte: Limburg (Lahn).

Zur Verhütung solcher Versehen können die Absender der betreffenden Sendungen selbst wesentli beitragen, wenn sie in der Aufschrift ret deutlich und groß geschrieben den Ver- merk „Unbeseßtes Gebiet“ (möalist mit Hinzufüaung des Leitwegs „über Altenkirchen (Westerwald)“ oder „über Die Poftanstalten geven auf

feindlicven Truppen beseßten deutscen Nheingebteten liegt und welche Verkehrsbeschränkungen zurzzit dahin bestehen.

Die RNeichspostoerwaitung beabsickt'at, die während der

Nückweaet auf dem Flugplaß Leipzig - Mockau eine Zwischen:

nehmen. Bugelafszu find für bie Folge nit nur Briefe nach hen Crien Berlin, Leipzig und Weimar, sondern au Briefe, bie von diesen Orten aus mit den anschließenden ge- mögnlichen Bostbeförderung8gelegenheiten weiterzufenden find. Cine Geœühr für pünftliche Anschlüsse kaun für diese Sendungen nit übernommen werden.

Bahnbetrieb im Bezirk Erfurt, Halle, Magde- vurg und Leipzig vollständig. Die Züge verkehren, soweit der wesiliche Teil Thürinçcer8 in Betracht kommt, aus westlicher und süd- licher Richtung vorläufig rur bié Neu Dietendorf. Postsendungen für Grfurt und für Orte der in Erfurt einmündenden Strecken im iüdlichen Thüringen werten treder angenommen noch abgesandt. Dex Telegraphen- und Fernsprechverkehr ruht in den be- treffenden Bezirken ebenfalls.

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Theater uud Mufik.

Kleines Theater.

„Der Nevoluttionär“ nennt sich ein dreiaktiges Drama von Wilhelm Spever, das ant Sonnabend im Kleinen Theater zum ersten Male aufgeführt wurde. Die Hande unn, die s zu Anfang dieses Jahrhunderts im Kreise 1ufsilchcer revolutionärer - Studenten in Leipzig begibt, - hat, cowehl über Urnsinri ves Zarismus und andere Nevolutions- ziele ausgiebig gel\prochen wird, im Grunde nihts mit trgend" einer polítiscben Umwälzung zu tun. Chr Held Alexej, der zuletzt frei- willig aus dem Leben scheidet, geht nicht als Freiheitsheld zugrunde, j01d"n durch feinen Wantelruut und seine S{wäche gegenüber dem weiblidzen Geschlet. Cine Liebelet mit seiner Zimmerwirtin, die thm in ter Hoffnung auf eine ehelihe Verb udung, unbeschränkten Kredit einmaäumte, hat ihn in Sgulden gestürzt, ein Liebes» vertatinis mit der russischeu Studentin Lydia Älexandrowna hat ihn in den Bannkreis revolutionärer Zdeen und Mackenschaften verstrickt, aus dem cs für ibn kein Entrinnen gibt, und eine dritteLiebesangelegenheit mit einer Deutschen der Tochter eines preußis®en Beamten, die ihm für einen Augenblick das Glü ciner friedlichen bürgerlichen Ebe und Existenz vor- gaukelt, geht in vie Brüce, weil die Braux die Haltlosigkeit seines Charafters dw chschaut. Aus dem Wirrwarr sieht er zuleßt keinen anderen Auweg als den Selbsimord. Zieifellos hat der Ver- fasser sch vel Mühe mit der Seelenschilderung der einzelnen ‘Personen gegeben, besonders mit der Begründung der Charakter|chwäche der Hauptaestalt, andererseits aber bleibt bei ret türftiger Handlung do manches in seinem Stück ungeklärt und unver ftändlih, So war deun der Beifall am Schluß nit ollzustark; zudem galt er wohl aud zum groften Teil ver Darstellung. Alfred Abel war shtlih und zumeist auch mit S!folg bemüht, seinem Revolutionär inte essante Züge zu verleiten und ibm die Sympathie der Zu'chauer na Woglichfeit zu sichern. “Als fanatische revolutionäre Studentin bot Irmela von Dulong eine cindrucksvolle Leistung, und Leonore Ehn \ivielle die deutf@e Geheimratstochter mit gefühlewarmer JInnigkeit. Die tragifomiscbe Gestalt der Zimmerwirtin gab Alice Torning 'Ge- legenheit, ihr sters Gestaltungstalent zur Geltung zu bringen.

Nr. 19 und 20 des „Zentralblatts der Bauverwaltung*, herauégegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten am 1. 1919, bat folgenden Jukhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht- amtliches: Die Eniwicélung des Stadtbildes von Grodno. Zur Berechnung von Delleitungen. Vermischtes: Mosaiké ¿ilssize Betongemische für Eisenbeion. Baugeschichte der St. Hedwiuskirche in Berlin. Wirkung vever- Bauten auf dite landscaftlicje Umgebung. —- Sielwerke, Städtereinigung und Straß;enban in Rüstringen. J. P. Havelaar {. Bücherschau.

(Fortsegung des Nichtaratlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Operuhaos. (Unter den Linden.) Dienstag: Mittags 12 br: Symphoniemittagskouzert. (Programm wie am Abend.) Ubends 74 Uhr: V1. SympHhenickorzert der Kapelle der Oper ¿um VPesten ihres Witwen- und Watsenfonts. (Zum Symphonie- mitlagstouzert find Einlaßkarten bei Bote u. Bock ‘Leipziger

E E 1,9 Cck i ; f F Straße 37 und Taueuntzienstraße

aj: 7, am Konzerttage tm Opernhause zu haben.

Schausyielhaus. (A:n Gendz2rmenmarkt.) Dienstag: 63. Dauer- bezugérorstellung. MDienst- und Fretpläue sind aufgehoben. Zum 50. Heimat. Scauspiel in vier Akten von - Hermann Sudermann. Srielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 243. Kartenreservesaz. Der Dauer- bezug, die ständig vorbehaltenen fowie die Dienst- und Frei vlâße find aufgeboben. Festvorstelluna zu Ehren der heim- tehrenden Wstatritaner: Der Freishüy. Nomantishe Over in drei Abteilungen (¿um Teil rah dem Volksmärchen „Der cFreifüß") von F. Kind. Musik von Carl Maria von Weber. Anfang 7 Uhr.

_Schauspielkous. 64, Dauerbezugsvorstellung, Dienst- und Freip!äße find aufgehoben. Die Kreuzelshreiber. Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten (6 Bilder) von Ludwig Anzengruber. Spielleitung: Albert Patrx. Anfang 7? Ubr.

ale :

Familienunachrichten.

Verlobt: Frl. Melanie von Eike und Polwit mtt Hrn. Ober« leutnaut Cedric von Jerin, Glaesen— Leobschüß. Frl. Hanna Schmula mit Hrn. Hauptmann Herbert Kröcher, Neinerz—- Emmagrube b. Rybnik. Frl. Marie Carolin Fretin von Bock __ mit Hrn. Hauptmann Leichtenstern, Breslau. E Geboren: CineTochter: Hrn. Pastor Graupe, Pfarrhaus Probsthain. d Gestorben: Hr. Oberlandesgeri®térat a. D. Geh. Obétfustizrat Wilhelmi Scbimmelvfennig, Breslau. Hr. Maior Luß Frhr. von Wangenbei:n, Breslau. i O

E Sriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. an ih für den Anzeiaenteil: Der Vorsteher der äftästel Rechnungsrat Mengerinain Bei hi; L Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. rud der Norddeuts&en Buchdruckerei und Verlagganstalé, Berlin, Wilhelmstraße 882, : E

Neun Beilagen

+40 irte. À ea +

Die Flugzeuge werden auf dem Hin- und |

L M. a L

(einschließlich Börsenbeilage), GI-E 7A FTJ

laudung vornehmen und dort Posisachen abgeben und auf-

Infolge des Generalstreitks iu Thüringen ruht der

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# 1 2.

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Nichlauilickes.

Deutsche Nationalversammlung in Weimar.

18. Sizung vom Sonnabeud, den 1. März 1919, Vormittags 10 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)

Unn Resierungstisch : die Reichsmiaister Dr. Landsberg, Witt &rzberger, Dr. Preuß, Dr. Beil und andere.

rider Fehrenbach eröffnet die Sizung nah 101, Uhr.

“Der! Nbg. Mer ges (Braunschweig) hat sein Mandat nicd&tpgtelegtc:

Nf dér Tagesordnung steht zunächst der Autraga des Wahlorüfsungs8auoschusses, worah dieser ermächtigt werdén soll, Beweiserhebungen über Wahlprüfungsangelegen- he:tet unWittélbar durch die Behöò den vornehmen zu lassen.

Abg Dr: Neltemann-Ho fer (Dem.) befürwortet den Antrag namens d?s Ausschusses damir, daß ein abgekürztes Verfahren für die Berweiserbedüngen éine absolute Notwendigkeit sei, wenn die Wahl- präfug wicht zur Siunlosigkeit und zum L zinderspott werden solle.

Ohné wêltere Erörterungen gelangt der Antrag ein- stimmig zur Annahme.

Es folgt die Beratung des von sämtlichen 37 wciblichen Vitgliedêèrn der Nationalversammlung am 153. Februar ein- gebrachten Antrags Fraa Agnes und Gen. : A

Die Nationalversammìung stimmt folgeuder Erk!ärung der weib- lien Abgeordaeten sämtlicher Fraktionen zu: 1) Die deutschen Frauen und Kinder haben durch die völlige wirtschaft- lihe Ablîperrung Deutichlands während des Krieges unsagbar gelitten; sie alle erbosften, daß mit der Einstellung des WBlutyergießens auch dieses furckchtbare Kampfmittel nicht weiter zur- ÄAnwentung fkemimen werd». Die Hungerblockade ist jedo nicht aufgehoben, sie it verschärft wocden; Kranke, Siehe und Greise fallen ihr în wachsendem Maße zum Opfer, und durch das aroße Sterbena der Kinder und der werteoden Mütter wird dem deutschen Volk und damit der ganzen Menscheit ein nicht woteter ‘gutzumachender Schaden zugefügt. Wir fordern deshalb unverzüglihe Aufhebung der Hungerblockade. 2) Wir fordern ferner sofortige Zurückführung der deutschen Kriegögefangenen, die, wie die Gefangeuen aller Länder, nür ihre Soldatenpsliht erfüllt haben. Sie selbst baben S&werstes erlitten, und ihre Eltern, Frauen und Kinder sind von s{uerzlicster Sehnfuht eifüllt. Wir find der tiefen: Uéberzcugung, die Frauen und Mütter ter ganzen Welt empfinden mit uns, daß Mensch- lihfeitund Gerechtigkeit die Erfüllung: dieser Forderungen verlangen.

Abi. Freu Neuhaus (Bente); Die Frauen aus allen Par- teien des Hauses haben im gemeinsamen. Empfinden ihrem S{me1ze iber die unerträglih \@weren Leiden Ausdru gegeben, die- durch pie fertgeseßte * HungerbloÆckate und durch die Zurückhaltung der deutschen. Kriegbgefangenen - über unser Volk verhängt worden find. “Ver: Krieg ist zu Ende. abex die Hungerblockade besteht weiter 1m kostet zahllose Menschenleben. Vor allem wetden die werdenden Müttèr, die Kinder 1nd alle die Arnicn betroffen, denen das Leben ohnehin die s{wersie Bürde aufgeladen hat. Die Hoff- nung Unseïer Gefangenen auf endliche Befreiung ist grausam getäuscht worden. Die Sprache der Menschlichkeit sollte do endlich wieder von allen Völlern verstanden werden. Es ist übergerug des Hasses in, dec Welt. Wir Frauen fordern, daß die Menichenliebe in ihre alken eroigên Nechie wicder eingeseyt werde. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses.)

Der Antrag wird einstimmig angenommen.

Präsident Fehrenbacch: Im Namen unserer Kranken, unserer (Sefangenen, im Namen des ganzen deutschen Voltes sprece ic) den Fralièu, diCaus ällen Parteien gemeinsam diesen Antrag der National- versammlutig unterbreitet haben, júr diese edle Tat den Dank aus. (Wiederholir ällseitiger Beifall.)

Zur Verhandlung gelangt hiecauß, die folgende von sämt- lichen Parteien, mit Auenahme der U. Soz., beantragte EnttAltenerg: :

Dié in Artikel 19 des Saßzungsentwurfs des Völkerbuudes über dle deutschen Kolonien getroffenen Bestimmungen sind mit den in Purkt 5 des Wilsonprogramms aufgestellten tolonialen Frievenébedingungen nicht in Einktang zu bringen. Die National- versammlung legt gegen eine einseitige Aenderung dieser Bedingungen, die ven Deutschland und den Alliterten als gemeinsame Grundlage für “den Friéden angenommen sind, feierli Verwahrung ein und fordext die Wiedereinseßung Deutschlands in seine ktolbnialën Rechte.

__. Kolontialministér Dr. Bell: Der von fas allen Partcien der Naticitalpérsätumlung zur Kolonialfrage eingebrahte Äntrog gibt u wt ebatte (Gelegenheit, die Stellung des mir anvertrauten Kölontälänns, das hoffentlich in absehbarer Zeit niht mebr ein Amt ohne Länd sein wid, hier tarzuleaen. Der Geschäftslage des Hauses und der gefamten politisen Atmosphäre Rechmg tragend, besdä ränke ih. mi) auf fnappe fahlihe Erörterungen und bebalie mir iur ge- gebenen Zeit ausfuüuhrlihere Stellungnahme vor. Als einen Lidbltck in trüber Zeit darf id es. aber bezeihnen, daß über die zur Erörterung itebhenden tolonialen Fragen der Streit der Parteien fast völlig auëge- schaltet ift und daß därühde cine erfreulide Üebereinstimuiung zwijchen Regterung, Parlamnentund Volk besteht. Die heutige Behandlung der für Deutsc{lands Zukunstäentwicklung bedeutungsvollen kolonialen Fragen bildet ta ibrem “zeitlihen Zusammentreffen eincn Willkon:tmnenég1uß det Héimat an bié soeben eingetroffenen Ostafrikaner. Solange die Däiifbärkeit- nicht ausftirbt in deutshen Landen, so lange wird man fn und sagen von den unbesiegten Helden, die mit beispielloser a aft jährvlang jeden Fuß deutshen Landes gegen eine viel- fale LUébermacht geschugt haben. Besser als Wort und Schrift bleiben fie lebende Zeugen für deutsche koloniale Fähigkeiten und Leistungen. Die hingebendec Treue, mit der fie in der Verteidigung deuisdlen Kolonialbesites von den Eingeborenen unterstüßt wurden, widerlegt zugleih schlagend die Vorwürfe einer ungerechten Be- handlung der eingesessenen Bevölkerung. Unter den 14 Punkten, die der Präsident Wilson in seiner Boischaft vom 8. Januar 1918 auf- gestellt bat. beschäftigt sich der 5. Punkt mit den kolonialen Problemen in folgender Fassung: „Eine freie, weitherzige ‘vnd unbedingt unparteiisdhe Schlichtung aller kolontalen Ansprüche, die auf einer strilten Beobachtung des Grundsaßtzes fußt, daß bei der Ent- {dheidung aller - solden Souveränitätsfragen die Juteressen ter bètroffenen Bevölkerung cin ebenfoldes Gewicht haben müssen wie die billigen Ansprüche der Regierung, deren Rechtstitel bestimmt werden sollen, sollte herbeigeführt werden." Für die Beurteilung der kolo- malen Friedeneprobleme if aus der Botschaft dcs Präsidenten Wilson ‘vom 8. Januar 1918 cuferdem folgender Saß bedeutungs- voll: Wir wimschen ibm (Deutschlond) einen glei{berecbtigten Plaß unter den Völkern der Welt“, Weiter enthält die Botsdnatit des Präsidenten Wilson vom 11. Februar 1918 folgenten Say: „Was

Erste Beilage

Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger. DADPs

ich meine, ist ledigli, daß dieïe Probleme (d. h. die 14 Punkte) jedes für fih und inêge]aint die ganze Welt angehen urd daß, wenn | sie niht im Geiste selbsloser und unbeeinflußter Gercchtigke!t geleft werden im Öinblick auf die Wünsche natürlicher Zusammengehörigkeit und völfisGßer Ansprüche fow e ‘auf die Sicterhetit und den geistigen ¿Frieden der betroffenen Völfer, kein vaucrnder Friebe erreiht werden kann.“ Die. nämlide Boischaft enthält den lapitaren und jede Mißs deutung ausschliezerden Saß: „Cs soll weder Annexionen noch Entschädigungen oder strafweisen Scchadenersaß geben.“ Diese Botschaften des Puäidenteu Wilson find vor dem Abschlusse des Waffenistilislandes von Deutschiand ebenso wie von den Entente-Staaten als Grundlage des Fiietens angenommen worden, ohne daß dabéi wegen der im PVuntkie © der Boischatît vom 8. Januar 1918 festgelegten Kolenialfrage von irgevd einer Seite ein Bordeha!t gemobt worden wäre. Mach den übereinstimmenden Grundsäßen der Dora, der Gerechtigleit und tes Bölkterrechts if daher nichr nur Deutschland, sondern auc dic Entente an dieses vereinbarte Wilsonsche Prograinm gebunden, wie in allen übrigen Punkten so auch in der Kolonialfrage. Deutschland wird die von ihm über- nommenen Beipflichtungen getreulih erfüllen, erwartet aber auch von seinen Gegnern Wahrung der Vectragstreue. Das Deuticke Reich if bereit, bei den Frieden8verßandlungen seine forderung nach Wieder- verstellung deutsd;en Kolonialbestges einer vnparteiis{Wen Nechpcüfung auf der Grundlage der vom Präfidenten Wilion aufgestellien Gesichtêpunkte „im Geiste selbstloser und unbceinflußter Gerechtig- kcit“ unterziehen zu lassen. Eine s{chmerzlid:e Ueberraschung urrd bittere Entiäuschung bot dem deu!shen Boike im Hmnblick auf diese früßeren Kundgebungen des Präsidenten Wilson der Artikel 19 des Satungsenliwwuzfs des Velkerbundes, der über die deutschen Kolonien Bestimmungen -trifft, die unter dem Zerchen des Rechts3- friedens ver'chleierte Annexionen darstellen. Diese Bestunmungen des Artiteis 19 ftehen den dur die «cetroffenen Ver- einbazungen zum unlösbaren Vestantteil des Waffenstilistandes und Friede»svertrages gemachten fcüheren Kundgebungen des Piösidenten Wiülfon über cie tolonialen Probleme unvermittelt gegenüber. Sofort nah der Veröffentlihung des Saßungsentrourfs des Vöikcrbundes babe ih doher als verantwortlicher Leiter der Kolontialverwaltnng in der Presse au} den un ésbaren Widerspruch zwiscen beiten Kundgebungen hingewiesen und die bercchtigten Än- sprüche des deutschen Volts auf Wiedereinickung Deutschlands in jeine kolonialen Rechie begründet. Zune muß gegenüber der ohne Be- gründung aufgestellten Behauptung, daß die Kolouten infolge des Krieges aufgehört hätten, unter deutsher Oberhoheit zu stehen, daran test- gehalten werden, daß weder ver Krieg als soldwer, noch die Ve- seßung durh dre Gegner unser Hecht an den Schvbgebieten be- rührt har. Diese vö!kerrehtlide Grundlage läßt fh durch die Formel, daß unsere Souveränität iafolge des Krieges aufgehört habe, weder - zu unseren Ungu sey, nech zugynsien unserer Gegner verschieben oder ersd;ittern. An diescin Rechtsgrundfate wird auh der Präsident Wilson festha!ten müssen. Sßir appellieren ferner an sein Gerechtigtéiiêgetübl und envarten, daß er sein Urteil nicht einseitig. auf die Änklogen unserer an dem Erwerbe - deuisWen Kolonialbesißes intere\serten und daker befangenen Gegner gründet- Auch für-—-das Völkerrecht LULäft fih der Fundamentalsaß „audiainr et altora pars“ nicht ‘aus der Welt s{chafen. Veit dem Stantpunkte von Recht und Ge- réchtizkeit ist es sciéchterdings unvereinbar, und es darf av als beisvieilos in der Geschichte dezeicknet werden, wenn man trotz feierliher Verkündung des Rechts friedens ein Volt fontungzieren, also ungehört verurteilen will, obglei es bereit und in der Lage ift, MNede und Antwort zu stehen. Namens der Volkêregierung und des hinter ihr stebenden teutsGen Volkes erkläre 1ch dem Herrn Präsi- denten Wil'on, daß wir nah wie vor bcreit find, vor einem un- parteiishen Forum Niete und Antwort zu steben und uns zu allen über unsere fkoloviale Tätigkeit erbobenen Auklagen zu äußern. Ein objektives Biid und ein unpatteiishes Urteil läßt ch unmöglich gewinnen aus einseitigen Tendenzschriften intercssierter Gegner, wie cs insbesondere das englisde Blaubuch vom August 1918 „über die Eingeborenen von Südwestafrika und ihre Behandlung durch Deutschland“ und ähnliche amtiibe und halbamtliche „Tendenz- und Propagandaschuiften® darstellen. deutsde Weißbuch über die „Behandlung der einheimischen Bevölkerung in den fkolonialen Besizungen. Deutschlands und Englands“ liefert an der Hand englisch@n- und soustigen einwandftreien Materials den untrüglilzen Beweis, daß die gegen die deutiche FKolonia!politik erhobenen Anschuldigungen ters auf maßloser Uebertreibuyg, teils auf Erlflellung oder Unwahrheit be- ruben. Dabei wird keineswegs verickchwviegen, jondern mit vorbildlider Offenherzigkeit in eingehender Darlegung zugegeben, daß wir von den Kiuderkrankheiten der Kolonialvolitik keineswegs verschont geblieben sind, sondern in den ersten Jahtzehnten manGe Fehler des Systems und bedaucrlie Unklugbeiten begangen haben. Aber abgesehen davecn, daß von derattigen Felten und Mängeln auch keine andere Kolonialmacht, wie die Kolonialgeshichte untrüglihß ers weist, frei. geblieben ist „hat Wisere verbaältniömäßig nod) blutjunge Kolonialgebarurig, besonders im leßten Jal\rzehrt, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wir sind in der Lage, eine Rethe cnglischer und synitiger einwoandfreier Zeugnisse tarüberc bcizubringen, daß unsere Kolonialpolitik und unsere Kolonial- wirt\daft, namentlich aber unsere Bebandlung der Cingeborenen den Befähigungêraweis erbracht haben. Vas von meinem um unsere koloniale Sache bochverdienten Herrn Amtsövorgänger Dr. Solf gevrägte Woët „Kolonisieren heißt Missionieren“, und zwar im besten Sinne des Worts, ist von uns in die Tat umgeseßt worden. Dadurch werden die „Enthüllüngen über unerträgliche Lasten und Ungerechtigkeiten“, - die wir den Eingeborenen auferlegt haben sollen, ebenso klar widerlegt, wie die uns ohne jede beredtigte Grundlage vorgeworfenen Ausroltung8- bestrebungen gegenüber den Eingeborenen. Wie in der neutralen und gegnerishtn Presse der Artikel 19 beurteilt wird, darüber mögen einige Stimmungsbilder vorgeführt werden: So hat die Turiner „Stampa“ gesHrieben alle Kolonien müßten inter- nationalifiert werden. der Vülkerbund sei nichts als eine Verbindeng der Mächte zur Befriedigung der eigenen Habgier. Im „Journal de Génève“ war zu lesen, die Er- ledioung der fkolonialen Frage in Paris ähncle mehr einer Verteiluug als einer Befreiung. Ju der Londoner „Nation“ vom 1. Februar 1919 Heißt es, Mandate für die Sieger twoaren nur eine Variaute für das alte Beuteprinzip. Auch die Pariser „Humanité" hat geschrieben, den alliierten Anmperialisten Tätmne es nur darauf an, ie Beute zu verteilen. In der holländislßen Presse ist die Kritik noch schärfer. Das „Algemeen Handelsbiaad" sieht in der Regelung der Kolonialfrage „etnen mehr oder weniger \cheinheiligen Versuch, um die Vertcilung der ktolonialen Beute unter \@önen Losungsworten zu verbergen und Deutschland von jedem A ciuu8zuschliefien“. Auch der „Nieuwe Notterdam’scGe Couraut" {prickt von Annexions- plänen der Friedenskonferenz hinsichtlih dèr deutichen Kolonicn, die den Wilson)chen Grundsäßen durhaus widersprächen. Durch das Kolonialkompromiß werde der Völkerbüund zu eincm Bund siegreicher

Das

Nationen, um bet ‘der Ernte der Sièaersfrüchte f.inen Streit entsteßen-

zu lossen, -— Etne Schilderung drs Girdrudcks in Deutschland möchte ich “unterlassen, um die Temperatur nicht noch mehr zu erbißen. Nur eine kurze Schlußbemerkung kann ich nickt unterdröckeu, da

man es im deutschen Volke und auch im ganzen Aus» laud nit verstehen würde, wenn die Kundgebung vom 14, Februac 1919 im Hinblick auf den eutaegeustezenden Inhalt der Botschaft vom 8. Janudár 1918 chne Widec)pru hingenomnten würde. Wollen die am Erwerb deutscher Kolenien interessierten Gutentesiaaten einen Gewaltiricden Herbeiführen und - gewaltsam unsere Kolonien - wegnebmen, bann ioll man au das Kind deim rechten. Namen nennen, sich - aber nicht mit dem Sein der Vèoral und des echts umgeben. Der Präsident Wilson wird bei seincr hochherzigen und großzügigen Idee eines Böikers bundes und dauernden Weitiriedens keinen eisrigeren Pêitorbeiter und Vortärnbfer finden als die deutsche Regierung und das deutsche Volk. Uner)äßl'cze Voraussetzung ist aver dabei, daß diese Gecündung voin Geiste wahrer Gerechtigkeit und edler Duldsamkeit getragen wird 1:nd eine wirkliche Gleichfellung und Glei#wertung aller he= teiligteu Nationen vorsieht. Niemals würde das deutsche Volk ex- tragen tTönnen, menn es außer der vorzesehenen verscleieiten Annexion mit dem B

und ans der Neihe ter Kulturvölfer ausgestoßen müde. Geéen diesen Gedanten bäumt ich das Kationa!emrx finden des ganzen deuten Volkes aut. Unabweisbar und unverzichtbar ift Deutschland Forderung nah Liedererlangung seines Kolonialbesizes. Frei von Groberungs\uht uyd annexionistishem Zmperialitmus, fordern - wir eigenen Kclonialbesi8, weil wir es als eine Lebensr otwendigktit für ein 70 MrLionenvolk betraten, an der Bervreitung von Kultuk- und

be

Sitte mitzuarhbeiten und für die seelisWe und wirtfchaftlche Vora wärisentwicfiung der Cingeborenen mit ver1lteftem Bcritänduis für ihre wahren Bedürfnisse unsere volle Kraft €in- zusezen. Sine gemaltsame Aus\chi1cßung von dieser kolonialen Mitarbeit, die eie uverträgliihe moralisGe ODegrädierutig Deutschiands bedeuicn würde, wäre en ebenso unsübnbares und für den Wet!tfrieden verhängniêvelles Pmecht, wie die Ünterbinvurg der Wirtichaftéadern dur Absperrung der zur allmählichen Wiedererhoïung unseres bis ins Mark getroffene Wirtschaftslcbens unentbehrlihen fkolonialcn EÉin- uud Bub- fuhr. Unter allen Kriegebeshädigten lai niemand fckwerete Krieg8not crlitten und heérberes Kriegéleid erfahren, ál&das Nech18gefühl und die Gerechtigkeit. Dem s{wer LMkdber- liegenden Vöülkerreht wicder aufzuhelsen, ist votnéhinste Friedenéaufgabe und Ghrenpfliht aller Kulturiigaten: We- lingen wird das Friedenewerk nur dann, wenn Ehen {und Selbitsuht von dem Gefamtinteresse, von der 1eltsriedlißen Regelung der Beziehungen der Völker zucinander überwünden werden. Was dabei die bedeut\amen foloniaien Probleme. amargt, so werden für den friedlichen Ausgleich unter dei

ihre (Figenart und

Kotoniailvêlfern und namenttich für die als politische Notwendigkeit hu erwartende gerechie Neuverteilung des gesamten ofritams{èn Kolonialbesitze8 a!s gerehte Wi aßstäbe die Größe und Bevö!terunas ahl der Staaien, weitec ihre wirischas1lichen Bedürfnisse und schuß ihre folonialen Leistungsfähtgfkeiten in erster Linie aligemeine Aucrkéntülg finden müssen. Soll nah den neuerliden Borsblägen cine trtét- nationale Jujtanz wie der Völkerbund emen Einfluß auf die Vérx- wallung der Kolonien gawinnen, fo darf dieser Gedanke bom Stand- punkte der Gerechtigtei: nidt auf den teutihen Kotlonialbehb- ein- gesdränkt Bleiben, jondern muß auf die foïlonialen Gebiete, a.Ller Völker angewandt “werden. Auch ist die Poútik der offenenFüx, für die wir immer eingetreten find, aleichmäßig von allen Vändel- treibenden Nationen zu gewährleisten. Darum gebe ih der Stimmung nicht nur der Nationalversammlung, sondern des ganzen deut|wen Volkes Ausdruck, wenn ich die dringende Erwartung autsprehe, daß im Sinne und Geiste der von uns und der Entente gleiwmüäßig akzevtieczen Æilsonichen Bo!schaft vom 83. Januar 1918 das Kolonial- problem bei den Friedensverhandlungen in ciner Weise gelöst wird, die detn Standpunkte des Nechts und der Gerechiigicit entspricht und Gewähr für einén unershü!terlihen Völferbund und dauernden Welt- frieden bietet. (Lebhafter Beifal.) : D

Abg. Henke (U. Soz.): Jn Uebereinstimmung mit den Bé- \blüsen des internationalen Kongresses von Siuttgart im Iahre 1907 fowie des Partecitags der Sozialdemokratie von demjelben Jahre erbliken wir in dem kolonialen Kapitaliêmus ein Mittel zur Ausbeutung und Unterdrückung fremder Völker. Ein Recht auf Kokonifierung erkennen wir feinem Sradte zu, weder dem deutschen ncÔ einem fremden. Wir lehnen deshaib die vom Meicksfolonial- minister Bell emptoblene Entschließung ab.

Damit schließt die Besprechung. Die Entschließung wird gegen die Stimmen der 7 anwesenden unabhängigen Soziale demokraten angenommea. (Lebhafter Beifall)

Es folgt die erste Beratung des Gesezgentwurfs, be- treffend Verbot des Agiohandels mit deutschen Batnk- noien und Darlehnskassenscheinen. Danach wird. mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und zugleich mit Geldsirafe bis zu 50 000 6 besiraft, wer deutsche Darlehnskassenscheine, oker Baaknoten zu einem ihre Neunwerte überüeigenden Preise erwirbt oder veräußert oder zu folchen Geschäften auffordert oder fih felbst erbietet.

Nuf Vorschlog dstes Präsidenten wird damit verbunden" die

ersie Beratung des Geseßentwurfs zur Abänderung der Verorhnnung über auslänvishe Wertpapiere von 92. März 1917 fowie des Geseßentwurfs über die Einsiegelung von Schrifien, Drucksachen, -Wéärt- povieren und Zahlungsmitreln beim Grenzüber- iritt na dem Auslande. Nach der Verordnung über ausläadische Werpapiere oom 22. März 1917 müssea Wert- papiere, aus denen ein im Ausland ansássiger Schuldver haftet, dert Reiche gegen angemessene Vergütung überlassen werden, „sofern sie nit bis zu cinem in der Anorduung zu bestimmenden Terrrin an eine im Ausland arfässige Person oder Firma verüußert sind“, Diese Einshränküng soll, um die im Privatbesis in Deutschland befindlichen gug- ländischen Wertpapiere für den Bedarf des Reiches in vollem Umfange erfassen zu können, gesiriczen werten. Außerdem soll dem Reichs finänzminister zur Sicherung des Zvgriffs auf diese ausländisczen Wertpapiere die Vefugnis erteilt werden, ein Austuhroerbot upd ein Verbot der Veräußerung oder Ver- pfändun« solcher Papiere ins Ausland mit sofortiger Wüirkong u erlossjen. Durch don Gesezentrourf, betreffend die Eiti- Meoelilns von Schriften, Wertpapieren usw., soli zur Bekämpfung der Kapitalsfluchi der nach Beendigung des Belagerung6zuftandes aufgehobdene Einsiegelungszwang für die Miinahme vou Schriften, Wertpapieren und Zahlungsmittelu über die Neich#- grenze wieder eingeführt werden. h

Abg. Bruhn (Dt.-natl.): Wir stimmen den Gescheiutwürfen zu. Schon während des Krieges sind in ershreckendem «Viaße Froße Kapitalien ins Ausland gewandert. Allein in der Schweiz. sollen va zuverlässigen Mitteilungen geaen 2 Milliarden Franken Privat» vermögen angelegt worden sein. Unter den Leuten, die sich fo der Steuerpflidt entziehen, befioden fich schr viele Kriegêgewlnuler, die während des Krieges die Wohlktat der Reklamation genossen