1919 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

Die deutsche Kommission legte nochmals gegen die big i

etuzelne gebende Han delsspionage Verwahiung ein, we!ch sieben französische Chemiker urd PTbysiker in Otfiziereunifo1m in de Badischen Anilin- und Sodoafabrik unter dem Decfmantel des

Waffer stilistandsabkommens auétüben.

ie Verordnuagen der Yeichéregiecrung über die wirt\@Gaft- lihe Demobilmacbung werden pon den Besazungsbebörten nit anerkannt. Die deutsche Negierung lich die Entente auf die sam macben, welche diese Maßnahme für die

ungebeure Härte aufmerk deutschen Kriegeteilnehmer mit si bringt.

Jn der Geschäftsstelle des Auswärtigen Amts für die Friedenenerhandlungen fand gestern vormittag unter dem Vorsiße des Reichministers des Aeußern, Grafen von Ranzßau, eine Vollsipung der Vertreter der verschiedenen an den Friedensverhandlungen beteiligten Reihsbehörden sowie der zahlreichen von den einzelnen Jnteressenverbänden vor- ( Jrisgesamt waren etwa neunzti,, Personen anwèésend. “Der Reichminister wies in etner einleitenden Ansprache, wie „Wolffs Telegraphenblüro“ be- richtet, darauf hin, daß den vorliegenden Pressenachrichten zu- folge um den 20. d. M. e: dlich mit dem Beginn der Ver- handlungen sür den Abschluß des Vorsriedens gerechnet werden dürfe. Es sei daher angezeigt, in dieser Woche in acmein- samen Sißungen das von den verschiederen Reiche ärrtern für die Verbandlungen gelieferte umfangreiche Material noch einmal durchzusprehen uid über die den deutschen Uater- händlern zu erteilenden Jnstxuktionen völlige Klarheit zu Hierauf erstattete der mit der Vorbereitung der Sriedensverhandlungen beauftragte Bolschaftec Graf Berns 1rorff eien allgemeinen Bericht übér Deuischlands Stell»ngs- nahme zu den bei den Verhandlungen zu erwurtenden politishen und terriiorialen Fragen, während Geheimer Legattensrat Schmitt und Ministerialdirektor Simons entsprechende Berichte über die bet den Friedensverhandiungen zu löôsenden handels- Daran

geschlagenen Sachversländigen stott

schaffen

olitishen und vöslkerrechtlihen Fragea erstatteten. chtoß fich etne eingehende Besprechung.

Die Frage des Wiederaufbaus Nordfran kreis durch freiwillige deutshe Arbeitskräfte best äftigt die deuische Waffer sti)standskommission seit November 1918. Wie „Wo!fss Telegraphenbüro“ mittei t, sind alle zuständigen Reso: ts eit jever Zeit bereits mit der Frage befaßt, uad eine Reihe von Sachverstänoigen beteiligen sich dauernd an den vorbe- Demnach ist die von einer Berliner Zeitung erst sept aufgestellte Forderung, „als näste Nufgabe deutsche Neaïerung \ich reitzeinig für die deutsche Atbeite1 schaft die vowendige Bes schäftigung beim Wiederaufbau Fra1 k.ichs sichern, sobald er vou F'ank:eih wit eigenen Azbeitein n cht ae!eistt weiden kann“, niht gerade neu. Von der deu!sh n Waffenstillstands- lommission ist sie jedenfalls seit 4 Monat.n als cine ihrer biingendsten Aufgaben erkännt Und zur Verwirklichung vor-

reitenden Arbeiten.

ewer deufichen aktiven Poö'itf selle" die

bereitet worden.

Der Bedarf an freiwilligen Minensuchern ist vore läufig gedecckt. Echriftihe Anmeldungen von fo chen Beo werbern, die sih zur Deckung später eintretenden Bedarfs vors notieren lassea wollen, fönnen wie bicher beim Besehishober der Sicherung der Nordsee in Wiihelmshaven zu den bekannten

Bedin. gungen erfol,.en.

Seit kurzem sind neue Fälshungen von Reichs- banknoten zu 20 Ma! k’ mit dem Datum des 7. Februar 1908 und des 21. Apul 1910 vorgekommen. Die Falichsücke unte: scheiden fich von den eten Noten in der Haup!sac:e da- durch, daß die Faserstreifen nicht wie bei ben echien in däs Papier eingewirkt, sonden durch Anfdröck von Fasexbilde1in nachgebilde! sind Stempels um eine K einiukeit zu gering, so daß auf dez falschen Noten zwischen dem Stempel und der ibn umgebenden blauen Rosette ein hell.-r Kranz erscheint während auf den echten Noten der St-mpel das Fetd la der Rosette gänzlich ausfüllt.

Vor Annahme wird gewarnt. Die Reichsbank hat eine Delohnung von 3000 Mark für denjeni.en ausgeseßt, der zuerst einen Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter dieser Fä'schungen bei der Reichsbank, einer Orts- odec Polizei- hehöcde oder einem Gericht so anze{at, daß erx zur Unter- suhung gezogen und bestraft werden fann. Tragen mehrere zur Entdeckung her Täter bei, so behält sich die Reich8bank eine Verteilung der 8000 Mark auf die Be- teiligten vor.

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Der deutshe Ausschuß für das Herzogtum Schleswig hat nah einer Velbdung des „Wo!ff\chen Tele- gröphenbüros“ einstimmig beschlossen, für den Fall, daß in Nord-Schlesawig in Gegensatz zu Mitiel-Schle8wig eine en bloc- Abstimmung verlangt wird, den Deutschen Nort=Schleswigs Stimmenthaltung zu empfehlen unter feie: lichem Ein- \vröch geaen die Vergewaltiaung von 60000 Deutschen durch 90000 LTänen in diesem Gebiet. Die Deutschen verlangen, wenn abgestimmt wezrdèn foll, für Nord-Schle8wig gemeinde- a Abstimmung, wle fie “dié Dänen sür Mittel-Schleswtg (4114919

Deutsche Natioualversammlung ; in Weimar.

24. Sißung vom 10. März 1919, -NaGniitiags 2 Uhr. (Berit von Wolffs Telegrapbenbürso.)

Am NRegierungstish: die Reschsminister Gothein, Schmidt, Dr. Bell, Dr. David, Koëth u. a.

Präsident -Fehrenbacch eröffnet die Sizung um 2 Uhr 20. Minuten,

Auf dox Tagesordnung steht die Jntexpellation dér Abga. Müller-Bieslau (Soz.), Groeber (Zentr.) und von Payer (Dem.):

Die in Deutsland greiftaren Erntevorräte reihen nit aus, das deutshe Volk bis zur Einbringung der diesjährigen Ernte ju ernähren. Was gedenkt die Regierung zu tun, um die Er- L Aas des deutschen Volkes siherzustellen®

‘Abg. Dr. Petor sen (Dem.): Meine Parte hat hie Fnter- Gn angerégt ays GeR R der tnneren wie der Ageren Politik,

e“ Nationalversammlung würde ihrer PfliGt nit entsprechen,

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Außerdem ist die Größe des rechten roten -

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die Lage ist.

Uvter der Zwangswirtshaft blüht ter Schleichbandel.

Welt appellieren, die es noch immer ablehnt, uns einen Yech18

wird das zu ridtig !)

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die helfen können, aber niht helfen wollen.

mittel, die vorhanden sind, nit länger vorzuenthalten. (Beifall )

Arntiadt (dnatl.) und Dr. Heinze (d. Vp.) zur Besprechung gestellt: Was gedenkt die Neichsregierung zur Abstellung des Not standes zu tun, daß ‘die Ernté 1919’ durch den Mangel an Arbeitskrätten, Betriebs- und Düngemitteln gefährdet ist und taturch die Errährung für das Erntejahr 1919 20 noch mehr wie zurzeit in Frage gestellt wird ? __ Abg. Dr. Semmler (dnatl.): Die teutshe Landwirtschaft hätte während des Krieges noch mehr leisten können, wenn man 1hr nicht die g1ößten Fi sseln angelegt hätte. Die deutsche Lantwirtichaft kann unser Volk ernähren, das fann dank der Leistungen unserer Chemie restlos bejah1 werden. (Widerspruch links.) Wir sind beute in der Lage, unsere Produktion um 40 vH gegenüber dem Jahr 1912/13 zu er- bôben. (Hört ! Hört ! rec186.) Eingeführt hzben wir nur 20 vH. Selbstver [tändlich dürfen wir in der Produktion künstlicher Düngemitteil, vor allem des Stiickstofies, nicht nachlassen, ebenio müssen die nöôti. en Ärbeuskräfte herbeigezogen werdén, sonst stehen wir 1919/20 vor einer Katastrophe. Ginst4 weilen sind wir aur die polnishen Arbeiter angcwiesen. Die Landwirtschaft is augenblckih unser einziger Nettungs- anfer. Wir müssen Vorforze treffen, daß wix vom Ausland unabbängig weidin. Dazu brauen w!r Rue und Ordn!ng. Die Sicherung der Landwirtschait daf nicht dur) Bolichewitmus oder U.- und S.-Räte gestört werden. Wir fordern eine ständige Kommission aus den bíistcn Kräften mit praklischer E1fahrung, un die errungenen Vortetle der Landwirti\chaft autzunutzen. Die lantwirt- \chattlichen Institute und Versucdsstationen müssen ausgebaut werden. Das Saatgut, die Förderung der Vichzucht müssen geschüßt werden. Die nôti en Arbeits» und Produktionsmittel mussen sichergestellt, die Zwangéwirtschaft abgebaut werden. Die Ablieferung einer be- stimmen Minge ift zv verlangen, im übrigen muß dem Landwirt die volle Freiheit gelassen werden. Wahres Christentum ist die beste Sozialisierung: Liebe Ocinen Näd:\slen wie Dich selbst. (Rufe link: Das lollten Sie si{ch merken. Unrube.) Die Landmit- baft kaun nur gefördert weiden durch Puivatbetrich. (Beifall rechts. Widerspruch links.)

Das Haus beschließt die BVesprehung beider Ynter- pellationen.

Neichsernährung8minifter Schmidt: Die Frage der Inter» pellanten, ob unsere Ernährung bis zum nächsten Wirtschaftsjahr auéreicht, muß ih verneinen. (Hört, hört!) Es gibt zwei Wege zur Deckung des Fehlbetrags. Die Maten könnten noch weiter herabgeseßt werden, das wird aber nicht mögli tein. (Allseitige Zustimmung.) Es bleibt also nur übrig die Einfuhr vom Ausland. In der deutschen A1beitershaft war vielfach der Glaube verbreitet, daß der ritteilihe Gegner lofort nach Snkrafttreten des Waffenfstili- standes die Blockade aufheben winde. Diese Hoftnung war trügeunisch. Ich möchte niht den Eindruck erwecken, a1s ob das deutsche Volk als Bettler vor den Türen der Entente stehen müßte. (Sehr gut!) Au in seinen Leiden und in seiner Not hat unser Volk Anpruch auf Gerechtigkeit. (Beifall.) Leider e1stiken Haßt und Leidénicha1t die Vernunft, und der Appell der Menichlichkeit und Geredtigkeit ver- fallt wie die Stimme des Predige1s8 in der Wüste. Alles spricht dafür, daß der Wirtschaftskampf auch nach Frredensschluß mit aller Schärfe fortgeseßt werden soll (hört, hoört!), die englischen s{warzen Listen sind erst jüngst dur die Namen ter holländischen Firmen erweitert worden, die mit deutschen Häusern Handel getrieben haben. (Hört, böôrt !) Norwegen darf seinen ungeheuren Fifch- reihtum nidt nad Veutschland ausführen. Millionenwerte geben zu Grunde. Auch Ungarn darf nih18 mehr an uns ausführen. Die Verhandlungen in Spaa wurden abgebrochen, weil die Entente die Indienststelung der deutschen“ Handelsflotte ein- \{ließlich der Schiffe, die in den nächsten secchs Monaten deutsche Westen verlassen, gefordert hat, obne als Gegenleislung eine Sicherung unserer Voilkéernähruyg zu übernehmen. Damit bleibt die Frage der Deckung des Fehlbetrags bis zur nächsten Ernte in der Schwêbe. Jch habe mi Unseren Vertretern in Spaa anschließen müssen. (Sehr richtig!) Dazn \ind dur die sinnlosen. Streits und die politisden Unruhen alle Einfuhrmöglihkeiten unterbunden. (Lebhaftes Hört, hört!) Wir hätten Lebensmittel in nit geringem Umfange Reis, Oel, Milch, Fleischß und Südfrüchte ecin- führen fönncn, wenn wir die nötigen Kompensationen datür hätten bieten können, und zwar Kohle, Kali und Elsen. (Hört, hört !) So sind uns diese Lebenêmittel vor der Nase wegges{narpt worden. (Bewegung, Zurufe: Schuld der Unabhängigen!) Das Verkeb18- wesen liegt darnieder, die Kohlenerzeugung ruht auf \{wankenden Grundlagen. Das Ausland will nicht unser en1wertetes Geld, c8 will

unsere Erzeugnisse. Sehen denn unsere beiter nicht, deß jeßt jeder Streik uns wachsende Härten auferlegt, daß ie selbst atm schwersten darunter lèiden müssen. Nah fedem' Streik kommin Arbéitax zu mir und fordern stärkere Belieferung mit Lebensmitteln, nachdem fte felbst vorher die Zahlungsmittel Kohle, Kalt und Gifen aus der Hand ge-

wenn fie an diesem traurigen Kapitel vorüberginge. Die Regierung muß mit absoluter Klarhein dem deutsœen Volte sagen. wie Ap derersei1ns müssen wir das woralishe Geühl unseres Voikes auttufen. Die Arbeitseinstelungen wúüsfsen auf- hêren, damit die vorbandenen Vorräte niht aus Fucht vor Unsicherheit vergeudet merden und damit die neue Ernte gesichert wird. Die Jntustuie muß Waren produzieren, die als Zahlungs- mittel för Importe vom Aus!and dicnen. Arbeit ist notrendig für die UngesteUten wie auch für die Herren, die neulich im Rheingoid mit dem Streik der Landwirtschaft gedroht haben. (Hört! Hèrrt) Auf G1und meiner Erfahrungen als Leiter der Hamburger Kriegs- versorgung kann ich die Dinge objektiv beurteilen. Die Beschlagnahme und Viationierung der Viassenlebersmittel war absolut erforderlich, da das perjönliche Interesse des Menschen stärker ist a1s alle Gesetze. (Sehr richtig!) Der persönlih interessierte Mensch ist der beste CE1zeuger und Veiteiler der Produkte. Dos Interesse der Pro- duzenten muß auf tas Bedürfnis der Werbraucher eingestellt weiden. j D Cs gibt teinen Stand, der sih nit aut diesem Gebiete versündigt hätte. Zukünfkig “müssen die Preise für die Eneuger so festgeseßt werden, daß ihr Interesse auf die Bedürfnisse der Kon)umenten eingestellt wird. Die Zwangswir1shaft muß möglichst beschränkt werden, die Fleishration muß vorübergehend eingeschränkt weiden, bis das Vieh wieder auf die Weide getrieben werden kann. Die Milcherzengung für die Kranken, Mütter und Kinter müssen“ wir dun bessere Organisation der Ablieferung der Milh an die Meolkereiwirtshaften siche: stellen. Wir fordern die Aufhebung der Zwangswirtschaft für Fische und Eier. Die Eierversorgung ist eine atce und Lächerlichfeit geworden. Dazu bat man den Gedanken der Sozialisierung der Seefischerei in die Massen geworfen. Vor lauter Sozialisterungëwut hungert unter Volk. (Sehr richtig! bei den Dem.) Wir fordern den Abbau der Kriegsorganisat1on. Hier gilt es, fart durázugreifen. Wir wollen an das Gewissen der

E ouf die Ernährung unseres Volkcs einzunäumen. Wenn wir nit die Lebentmittel tekommen, die wir haben müssen, darn einer europäishen Katastrophe führen. (Sehr j Wenn aber der russide Bolschewiemus ganz Europa überflutet, dann mögen die Mächte die Veraniwortung tragen, (Beifall.) Deut\ch- land kann nur wieder ‘autgeridtet werden, wenn sozialer Sinn und Geist wieder in unter Volk einzieht; das ist aber nur möglich, wenn es géesättigt ist. Neid “und Haß der Besißlosen wirken nirgends \{limmer ais auf dem Gebiete ter Ernährung. Dabei wird in den unteren und mit-teren Schichten niht weniger im Schleichandel envorben als in ten oberen. Gerade Ttieter Haß und Neid wird von den Spartakisten avsgenuyt, um die Massen auf- zubezen. Ich appelliere an ‘das Ausland, unjerem Volke die Lebens-

Zugleich wird die Juterpellation der Abyeordncten

L benémiitel wird mmer mehr in Frage gesleUt. (Hört, hört !) Der &Gisenbabnverkehr wird unterbrechen. Wenn diesir Zustand an- daucrt, weiß 1ch vit mehr, wie ih die Versecrgung der “* rof städte regeln sell. Sch kann die Vertantwo1itung für die Ernährung der S1ädte nicht mebr ubernebmen, wenn auf der ante1en Seite nicht Vernunft und Einsicht zurückehren. (Hört, hört!) Was ist das für ein Kampf um die Freibeit, wenn die unshuldigen Kinder tavon bet1offen werden. Wellen sich unsere Arbeiter niht endlich von dieser Gewalt ber: schaft befreien? Auch die Ernährung der linksrheinischen Gebiete ist geährdet, da die Lebenémitteliranéporte ausgeraubt weiden. Im Dezember murten während tes TIranéports 4500 Zentner Zucker

urd habe den Zeitpvnkt berbeigetehnt, wo sie fich sckchöpfeu1ch betälioen könnte. Jeßt aber üben diejenigen einen unhetilvollen Eirfluß o0ous, die bichcr abseits standen von den Gewerk- \chasten. Diese Kreise müssen umkehren, wenn sie nit Ver- breher sind. (Lebhafte Zustimmung, Zuufe: sie sind es!) Der Schleichbandel ließe sh mirtscm nur bekämpfcn, wenn die Rationen so hoch ge\ezt werden könnten, daß das Interesse am E chleihhandel fortfält. Aber noch fkörnen wir auf die Zwar gs- wirtschaft nicht verzichten. Meine Hoffnung, tak die Bauernräte- uns wieder zu géordueter Cifassuñg der Leberémittel verbeiten würden, 1ft leider enttäusdt. Die Mehrzahl der Bauermäte \chaltet nach freien Ermessen. Ein Vecrèncen ist es, nenn den Landwüten gesagt wind, Ihr könnt aud s\treiken. Das sind die Spartatusse im Bund der Landwirte. (Große Unruhe. Zuruf des Abg. Noesidcke: Wo bleiben die Kohlen?) Können Sie cs veran1wor1en, Herr Nocsike, wenn Sie die Bauern auffordern, die Abliefei ung ter Lebenömitntel zu veiweigein, wenn die. Zwangéw:rt'chofr niht bejeitigt wind? G it urmößgli, die BVichbestände zur “Aujrcecbterhaltung der jehigen Fleischrationen aufzu- bringen, ih muß diele leider wiedir herabscßen. "Uls Ersay follen Hüisenfrüchle gegeben werden. Nach »eststellur g der ä1nztliden Sachverständigen sind in den vier FKriegejahren 70 000 Menschen in den Städten mehr gestorben als in der Fricdent- zeit, Die Journalisten des Auslandes finden allerdings in den ersten Hotels alles wie in nvormalen Zeiten. Aber die Vrei!e find so, daß sie seltst bei den hohen Arbeitslöhnen nit in Betracht kommen. Die Herren Journalisten follten an der Peripherie dec Groß- läâdte nachsehen, mas die Arbeiter kochen und esen. Die Zwangswirtschaft ist kein Wirischaftssrstem. Meaßnabmen zu ibrer Aufhebung sind cingeleinet für das Frühbgemüse und Obst, ebenso für Dörrzemüse, Sauerkraut und Salzgemüse. Vielleicht können wir von den Hülsenfrüchten nur einen Teil ‘erfassen und das Uebrige freigeben und können ebenso bei Gerste uxd Hafer über ein gewisses Quantum hinaus Zugeständnisse machen, vielleicht auch) bei Heu und Strob die Zwangèwirtschaft aufheben, ebenso für Eier, wenigstens zum Teil, wenn der Verbrauch für die Lazzrette und Krankenhäuser fsichergestellt ist. Endlich kênnen tir vielleiht, wenn ter Ve:bravchézucker sichergestellt ist, das, was darüber hinaus geht, jreilzssen. Dagegen muß ich mit aller (Fntschiedenheit die Awubebung der Zwangebewirtschaftung tür Bio1getreide ablehnen, für Fleish, für die Butter und Milch- biwirtschaftung und für ‘die Kartoffelversorgung. Jedenfolls muß von der Ka1toffel unter allen Umständen ein bistimmtes Quantum vorweg sichergestellt werden. Die Freigabe gewisser Artikel tür den Handel wird zweifellos übermäßig hohe Preise zur Folge haben. J bin géneigt, in gewissim Umfange einen BVer)uch zu machen, aber wenn diese planlosen Preisireibereien tortdauern sollten, werde ich zu den Höchslpreisen zuücktehren und diese Politik mit aller Entschi ‘denheit durchsegen. (8 ist tür die MNeichsiegierung eine ernste Sorge, daß einer Steigerung .der Ptodufktion ein außerordentliher Mangel an Arbeitskräften entgegensteht. Jch glaube nicht, daß die deuische Landwirtschaft unfe1en Bedarf decken könnte. Troßdem werten wir alles tun, um die ‘Produkiion zu erböben, schon weil wir gar nicht die Mittel baben, eine große Einfubr finanziell zu "vestreiten. Die. Lösung der Wrbeiterfrage sche ih in der Schaffung eines kleinbäuerlichen Bisites. dem auch im Ausbau genossensca\tlider Ginrichtungen die Möglichkeit gegeben wird, ih die téchai\chen Fortschritte zunuße zu machen. Ich habe alles getan, um den landwir!shaftlichen- Arbeitern, die in der Industrie tâtig waren, die Nückkehr auf das Land zu erleichtern. Ein neves Landarboiterreht ist ir Voibereiturg. Etne Neuregelung der Löbne wird herbeigeführt. Untere Bauern möchte ic bitten, leine starke Abneigung gegen städtise“ Arbeiter zum Austruck zu bringen. Wir haben in ten Städten viele Leute, die der ‘Land- arbeit durhaus nit fremd geg-rübeisteten. Jn ter Frage der Düngemittelbeshaftung ist alles getan, ‘um die Erzeugung zu lehen. Die 14 tägigen Streiks in den Sticsstoffwerken haben aber unsere Hoffnungen vernichtet. (Hört! Hot!) Aus unserer Bedrängnis fann nur eine ruhige wirtihaftliÞe Entwicklung im Innern und eine mens{ch1iche Einsicht unserer Gegner uns retten. (Beitall links.) Unteistaätsjekretär im Reihéernährungsamt Edler von Braun gibt einen eingehenden Bäi{ht über dje Vorgescbichte der léßten Verhandlungen in Spaa und führt aus: Die gegnertschen Veitreter baben immer “wieder tie Herausgabe der gesamten deutschen Hantdeléflotle verlangt, obne als Gegenleistung die Sicherung der - deutshen Ernährung bis “zur neuen Ernte zu übernehmen. Die deutshe Vertretung war bereit, über. eine teilweise LQurverfügunaéstellung deuis{her Schisse Zug um Zug gegen Lieferung von Lebentmitteln zu verhandeln. Die gegneri|chen Verirétec haben das aber abgelehnt. Sie gabén zuleßt eine so geœundene und perklaujulierte Erklärung ab, daß wir uus nicht darauf einlassen konnten. Sie verwieten uns an Justanzen, wie den Obersten Kiiegsrat der Alltièrten und den Obersten Wi tschaftórat, mit dem wir nit ‘direkt vei landeln tönnen, und vor allem wollten fie fich -bôöchsters auf eine Ver- forgung Deutschlands mit Lebenêmittelu von Monat zu Monat einlassen. Als wir an unieren Forderungen festhielten, ertlärten sie, nah Paris abreisen zu müssen. Wir haben diese Abreise nicht auf- gesaßt als einen Abbruch der Verhandlungen, sondern als eine Maß- nabme der gegneri)/chen Vertreter, si bei thren Regierungen neue Into1nmationea zu holen. Die Er: ignisse der lebten Tage haben die Nichtigkeit dieses Gind1uucks bestätigt. Der Obe:ste Kriegê2rat in Paris hat sich vor einigen Tagen eingehend mit der Ftage der deutschen Lebensmittelversoraung beschäftigt, und (cs kann gar fein Zweifel darüber bestehen, daß es zu einer Kündigung des Waffenstillstandes nicht kommen wird, vielmehr werten die Verhandlungeu fortgeseßt werden. Deutschland hat fslets den besten Willen gebabt, sh an. die einmal ges{loflenen Verträge zu halten. Cs näre ein dur nichts gerechtfert'gtes Bo - gehen, wenn die Entente einen vertragstreuen Gegner, nur weil erx wehbrlos ist, weiter mißhandeln würde. Die deutsche Vertrétung in Spaa hat nichts unversuht gelassen, um die deuten Errährungs- verhältnisse beser zu gestalten. Sie war sich dêèr Schwere ihrer Ver- antwortung bewußt, t aber einmütig zu dem Ergebnis gekomnièn, die Fordèrung ter Gegner auf Auslieferung der Handelsflotte ohue Gegenleistung bis zur Ernte abzulehnen: Unsere Lage ift: ernst, aber nicht hoffnungslcs. Neue Verhandlungen werden kommen, nd auf die Dauer wird- sih die Welt den Verpflichtungen, tie fe Deut! sch- land gegenüber hat, nit entziehen können. ;

Uba. Schiele (dnatl.) erstattet einen Antrag des Aus\{husses für Bolkéroirtsck{asr * über Arbéit8m arkt und Lantwirischaft. Ec unterbreitet der Voklversammlung: einen Bericht ‘diejes Ausschusses, der eingehende Vb1s\{läge enthält für eine béssere Verteilung der Arbeitsträfte und zur Förderung der dringentsten Arbeiten in der Landwirtfchaft,“ in8besondere der Frühjahrsbestellung.

Abg. Blum (Zentr.): Es wäre schön, wenn mau die perfassurg- gébende Nationalvei sammlung auch eine brotgebende National- ver'ammlúung nennen könnte. Wir Landwirte werden unter feinen Ümsländeu - fireiken (Beifall), es ist unser aller Aufgabe, bie

schlagen haben, (Bewegung.) Auch die Verteilung der torhandenen

Guzeugung#freudigkelt des Wauernstandes zu sördern. "Möchten es doch unsere Chemiker dahin ‘beingen, einige Kilcteter liberfitssiger Verordunngen in Sliekftof zu verwandeln,

gestohlen. * Ich stehe ein Menschenalter in der Arbei1ertewegung *

«

(Sehr gut! und Heiterkeit.) Die Freiheit ter landwüt- ¡chaftlihen Produktion muß gesichert werden. I dit aber darin mit dem Minister einverstanden, daß für Brot, Getreide, Fleis, Milch und Kartoffeln die Zwangéæirtschaft zunähit erhalten bleibt. Bei der Erfassung der Viehbeitände i nicht immer fat- kundig genug verfabren worden. t Zustimmung.) Ve mebr wir zum freien Handel überzugehen vetinögen, umlomehr“twird der Schleichhantel auf- hören. Die Spättafkusunruben haben unser Érnährungswe!en ershüttert und die Verbindung der Zentralbehördèn init den lokalen Jnstanzen ehr gelockert. Wir brauchen Koblen, um das noth lagernde Brötgetreide zu dreschen, wir brauhen Güterwagen, um" die Kartoffeln vom Often nah dem Westen zu schaffen, bitter nötig baben wir Stickstoff, Kali und Phosphate. Die landwirtichaftlichen Winterschulen und Arbeits- nachweife müssen auêgebaut werden ‘und sich von dem hohen ctbisthen Gedanken leiten lassen, die: Verbindung von Mensch - zu Mensch zu fördern. Spartatisten auf dem Lande zu erziehen, müssen wir ab- lebaen, das einzige Erziehungëmittel für diese Leitte wäre der Dreséh- chlegel, und den brauchen“ wir für unter Getreide. (Heiterkeit) Wenn unter dem Druck der Hungersnot ‘die Bölscheristen die Greize überfluten, wird damit cine Gefähr berautbe\{woören, die fih auch unsere Feinde überlegen ollten. Wilson sollte ‘seinen 14 Punkten den 15. hinzufügen: Laß deinen Nächsten nicht verßungern, au wenn er dein Feind ist. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Wutm (U. Soz.): Es gibt keine läwerlihere Phrase, als jeyt den freien Handel wieder eintühren zu wollen. Wir brauchen heute noh überall die Zwangswirt*Matt und die Rationierung. Auf- hebung der Awriabwirtscbalt wäre gleihbedeutend mit Legalisierung des Schleichhandels. Um die Produktion auf dem Lande zu er- fasten, muß man das Shstem der Bauern- und Landarbeiteräte aus- bauen. Wenn die Landwirtschaft geiunden soll, müßen thr geeignete Menschenkräfte zugeführt werden, zwangêweise kann man niemand dazu kommandieren. Wige wie den von dem Drefhschlegel sollte man unterlassen. Die Statistik zeigt eine crschreckende Zunahme der Hungertterblichkeit. (Zurute: Dur Jhre Schuld!) Schon Mitte Januar ist die Negierung aufaefordert worden, die Arbeiterräte in dér Verfassung zu verankècn. Wäre der Negterung ibre jeßige Einsicht trüber gekomnien, alles Unheil der leßten Zeit hätte fi vermeiten lassen. (Widerspruch bei den Soz.) An den lehten Streiks haben alle Ar- better teilgenommen. (Lebhafker Widerspruth ‘bei der Mehrheit.) Mit Kraftméierei kann man großt soziale Fragen nit löjen. Auch ohne die Streiks hätten wir uñs bis“ zur nächsten Ernte nicht ernäbren können. Jeßt sollien die Arbeiter aller Länder zusammen\tehen, damit das deirtsche Volk nicht za büfen braucht, was scine Köntge verschuldet baben. Amerika und Australien haben 1918 in Weizen cine Rekorderite gehabt; für 1919 wird eine noch größere erwartet. Amerika hat ein Interesse daran, setnen Weizenübershuß auf den W.ltmarkt zu bringen, sonst wind er auf den Lagern vollents von den Mäusen getressen. Um uns vom Auslande unabhängig zu macben, bedarf es einer gänzlichen Umwälzung in unserer Landwirt: aft. Der Landarbeiter muß aus einem Knecht zu einem freien Arbeiter werden, die Sozialisierung auch der Landwirtschaft ist not- wendig. Vorerst aber müssen wir an die Arbeiterschaft aller Länder appellieren, damit das deutsche Volt nicht verbungert. (Beifall bei den U. Soz.)

MNeichsminister Dr. David: Die Forderungen der Arbeilter- vertretèr aus dem Nuhrrevier und dem miikteldeuts{hén Bezirk sind von der Regierung nicht îchroff zurückgewiesen, sondern im wesentlichen bewilligt werden. (Lebh. Widerspru(h b: d. U: Soz.) Man ift in diesen Verhandlungen zu einer gewissen Einigung geköinmen. (Wider- holter Wider|pruch b. "d. U. Svz!) * Dennoh brach der Streik äus,

da die Arbeiter die Veïeinbarungen nicht innebielten (Erneuter Wider, |

spruch b. d. U. Soz.) Die Herren Unabhängigen waren allerdings bei den betreffenden Mitteilungen des Reichémininers Bauer größtenteils nicht bier. Der Vorwurf, die Regieruna komme mit thren foziälen Konzessionen zu spät, ift hinfällig, weil in ihrem Prograui die Soztalisietung besonders des Bergbaues und der Energiequéllen ‘voth ersten Tage an gestanden hat. Allerdings hätte fie mit ihren Vorlagen |{neller kommen können, wenn die im Lande ausgebrochenen Unruben nit ihre Zett ‘über Gebühr bearsprucht bätten. Wir Mehbrheitsfozialisten btfinden uns jept in einer Ausnahmesituation furchtbarster Art, so daß ëin Analogieschluß auf frübéèce Zustände nicht statthaft ist. Früher hätten" wir keinen Nahrungsmittelmangel, teinen Verkehr8mangel, da war der Streik ein beretigtes Kanpf- mittel. Das kann er beute nit sein, weil wir in Gefahr \tehèn, in emen Abgrund zu stürzen. Das Streikrecht der Arbeiter hat eine

Grenze da, wo das Lebensrecht des Volkes anfängt. Der Streik ift ein Verbrechen, wenn er sich aegen das Leben der Gesamtheit weitet, das muß jeter verständige Arbeiter einsehen. Wir bätten aus néu- tralen Ländern manche Nahrtngsmittel bekommen Iönnen, wenn wir dafür Kohlen hätten geben 1/1m-n. (Erregte Rute imd große Unruhe b. bd. N. Soz.) Dem Absatz der ge! öiterten Kohlen sind die s{hwersten Hindernisse bireilet worden. Infolge des Streiks fonnten wir jene Nahruigämi el nicht ins Land bincinbringen. Die Arbeiter find Teine8n» ge cumü.ig “für den Streit aewesen, zum größten Teil haben fie 1a. bt mitstreifen wollen, sondern sind dur) Terrorismus und Ovwaittäilytaiten schéußlichster Art zum Streik gezwungen worden. In den geheimen Abstimmun,„en ik den Berliner Betrieben war die Mehrheit gegen den Streik, au die Angestellten und die Beamten haben nit hinter den A'beitern gestanden, sie baben viel- mehr als Gegenmittel den Bürgerstreik inszeniert, und das sind doch ketne Massenkaptitalisten. Die U. Soz. tragen die Mitshuld daran, daß es zu diefen furchtbaren Störungen unseres Wirtschaftslebens ge- kommen ist, daß es zu Zerstörungen, zu Blutvergießen gekommen ist und daß die Greuel dcs gegenseitigen Abwürgens fortdauern. Seen B08 Widerspruch bei den U. Soz.) Sie haben das Beispiel gegeben, fie Haben Leute an die Mauer gestellt. Hat der Vorredner die ehrlihe Absicht, uns aus der Crnährungênot mit herauszubringen, so muß er seinen Einfluß auf die Arbeiter geltend machen, daß sie endlich zur Arbeit zurückkehren. (Beifall.)

__ Abg. Eisenberger (Bayer. Bauernbund): Als: kleiner Ge- birgsbauer will ich' nur ein paar Worte zu Euch \precchen. Auf dem Gebiete des Schleihhandels wird viel gesündigt, am meisten von den besseren Ständen, die au* die Weise ungeheuer viel Nahrungsmittel aus dem Lande herausholen. Die Klage über den Mangel an Künstdünger ist berechtigt. Der Mangel liegt aber zweifellos daran, daß der Großgrundbesis infolge der vichlosen Wirtschaft zu wenig Stallmist produziert. Mit Recht verlangt’ der Aus|chuß die Jnan- gane von Kulturarbeiten in den Forsten. Bei uns in Bayern \aben die Fiveikomißbesißer “ihre besten Gebiete aufgeforstet und in

Jaadgründe verwandelt. Auch die Megierung hat manche Fehler begangen, i{ch erinnerte nur an ihre verkehrte Saupolitik. (Große Heiterkeit.) Man sorge „dafür, daß

die Gendarmen, die man ‘hinanss{ickt, Um die Bauern zu. kontrollieren, nicht bet den Großgrundbesitern vorbeigehen. Dem Köhlenmangel könnte abgeholfen werden, ‘wenn “die Herren Großwaldbesißer sfi ents{hlössen, meh" Brennholz abzugeben, au sollten die Argen loier nicht ibrè Kartoffelvorräte zurückhalten. Durch den Zwischenhandél “der Kommunen und Kommunalverbähde werden die Eier mehr verteuert; als was ber Baver dafür überhaupt bekommt. Wenn die Arbeiter in den Großstädten, dié Ländatbeit gelernt haben, Wieder auf das Land: hinatskommen" wollten; wäre da- mit son viel gewonnen. Aber au die fögenännten Junker Tee ihre Pflicht tun; im Kriège häben sie“ ck& darun sehr fehlen 1äfen. Wer sein Land nicht bebaut, ‘hat kein Net, Land zu besigen. De: Großgrundbesit, der bisher“ sd wenig für die Volksernährung geletftet hat, müßte aufgeteilt werden. (Beifall.)

"Abg. Sollmann (Soz): Dié eben gchbrle vorzüglithe Rede beweist, wie viele Berührung8punkte zwischen Kleinbauern und Sozialdemokratie bestehen (Widerspruch und Lachen rechts), méhßr ‘jedenfalls als zwischen Herrn Eisenberger und den Großgrundbesizeti. G. habe volles Verständuis für ‘den tiefen fittlicjen Gehali des

ckhristentums ; wollten alle na dem Fen thja handeln : Bri dem Hungrigen dein Brot,“ bann braußhtken wir keine Beo(läïte, Aber am allerwentgften die LanvwtrkfshGaft" hat nah diesem" Wort und nh

dem Saße „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ gehandelt. Darum soll man uns mit solchen Predigten lieber vershonen. Xch warne dringend vor einer wiiteren Preiserböhung und vor restloler Auf- hebung der Zwangêwirtschaît. Dapon+ taun gar feine Mede tein. Son beute kann man in“gewissem Sinne beinahe von ciner Streit- luft der Kübe mancher Bauern tinbezug auf Liéferung von M und Butter sprechen (Herterkeit). Der Meichéernährungéminister ist mit dert angetündigten versudSweifen Maßregelu vielleicht \chon zu. weit ; gegangen. Die Dezimiérung unserer Viebbestände hat ihre Wurzel wett weniger in dên bebördlichen Giagviffen als in tea- zahlreichen Schwarzschlachtunaen. . Die Factel tés Kiassenkampfes muß von sehenden : ûd vernünftigen Menschen, niht von den ewig blinden vorangetragen wérden. Was würden Sie sagen, wenn - der Bürgerstreik auf die Londwirte übergriffe, wenn biete die Frébjahrösbestellung vorzunehmen verwcigern würden ? Die Bewezung, die wix jeßt erleben, muß uieder- géhâlten werden, aber im Giunde ift sie eine Hungertranthbei1 : das deutsche Volk kann nicht mit blauen Bohnen, fondern nur nüt Giweiß und Fett wieder gesund gemacht werden: Daß dié Entente miît der Sinfuhr von Nahrungsmitteln nah Deutschland zögert, daran ist haupt- \ächlih die Schönfärberei huld, die man noch kurz vor dem Zu- sammenbruh mit unseren Eraährungéverhältnissen getrieben hat. Die Eatente tfann uns helfen, wenn fie nur will. Die englischen *und ameritanischen Soltaten vertilgen an einem Tage mehr Fett und e letisch, als uns in einem ganzen Monat zusteht, troßdem witd jéder schwer bestraît, der von den Soldaten Nabrungömitteb tauft. In den belegten Gebieten ist die Mationieruug Leineswegs aurgebobèn. Auch sie sind nah wie vor auf die Belieferung aus ‘dem’ demfchen WBaterlande angewiesen. Erlangen! wir Einfuhr aus den Entente- ländern, fo sorge man dafür, daß diese kostbaren Lebensmittel unter behördlicher Kontrolle und unter MitwirkungderBerufsörganisationen gerecht unter die Bepölkerung verteilt werden. Nur bie Arbéit kann chließlich den Hunger aus den déutshen Landen vertreiben.“ (Beifall bei den Soz.)

Abg. Dusche (D. Vp.): Die warmen Worte der Anerkennung für die Tüchtigkeit des Bauernstandes gerade aus dem Munde tes Abg. Blum- baben mih be'onde1s gefreut. Die Landwirtschaft hat geleistet, was sie tonite. Sie hat auch nicht übermäßige Gewinne erzielt, ihr Inventar ift abgenußt, der Boden -auégepvivert. “Fn den Städten Tausende von Axbeitskosen, auf tem Lande tein Ätbeiter zu beiommen! Wie soli ‘dvas- äst im “Sommer 1etdèen®? Beinahe alles hängt ab von ‘genügender Produktión “an Kunftdünger. | Gegen- die Streikenden müssen dite Nuvskegarden rüdcsihtslo8 vorgebên. (Lebh. Bustimnimung rechts) Auch “die be- \cbeidensle Soztalisierung in der Landwirtschaft wäre der größte Nuin Deutschlands; dir Regierung * würde an dem Verhalten: sämt- licher ‘Landbesizer, vom gtößten bis ‘zum kleinsten, ihr biaues Wunder erteben. Viel-Schuld an dem jeßigen Niredergang ift die Höhe der Arbeitslosenunterstüßung. Für Gemüse, bft und EGter, dann für Gerîte, Hafer und Hülsenfrüchte verlangen wir ten Abbau der Zwangóswirtschaft. Heifkel ist die Zuckéxfrage: Der Preis“ des Zudckers müß unbedingt - heraufgefetzt werden, foist geht die Zuckér- erzeugung noch mebr zurück, “Auch ‘der Noggenpreis t zu niedtig, nachdem «die Landa1beiterlehne bis auf das Drei-" und Viérfäche gestiegen sind, “und der Landtarbäiter \ckon 12 é Löhn pro Täg verlangt. Der Kartoftelpreis muß mindestens 10.46 betragen Auch die Preise für Hafrüchte und. Zuikerrüben müssen erböbt werden, ebenso die Fleis{pyrei)e. An jeder Kub, die wir zum Schlachten abliefern, verlteren wir mindestens 1000 Æ. (Lebh Wider- fpruch Unfks.) Den Verdienst am Sdleichhandel mit Fleirch ertärgt nicht der Landwirt, sonden der Zwischenbändler. Die Landwirte rvlinschea \chließlich die Absckaffung der Sömmerzeit. Der Latttwttt muß wieder von der extensiven zur inteisiven Wirtschaft überzugehen in den Stand geseht werden. (Lebh. Beifäll*re{ts.)

Reichsminister Schmidt: Die Zurkerrätion gedenke ich nicht berabzuüfeßen, noch den Zuckerpreis auf das Vierfache des Friedênt= preisés zu erböben, das wäre eiu Verbrechen“ än den Verbrauchern ; auch ein Kartoffelpreis von 10 é wäre unbegründet.

Damit [Yließt die Besprehung. Der Antrag des Aus- schusses wird angenommen. Darin pelnde, sich auh dèer Boörschlag, daß Landarbeiter bei öffentlichen Noistandsarbeiten nicht beschäftiat werden dürfen, wenn fie ohne zwingenden Grund landwirtsaftliche Stellungen aufgegeben haben; gegen : diesen Vorschiag immen die Sozialdemokraten.

Swhluß 2/29 Uhr.

Nächste Sizung: Dienstag, 10 Uhr (Jntexpellation Arnstadt, : betr. das Verhöältüis von Staat und Kirche ). :

Sachsen.

Der Leipziger A.- und S.-Rat hat, wie „Wolffs Tele- grapbenbüro“ berichtet, eine Bekann!machung erlassen, in der die Arbeiter, nachdem der Genezalstreik beendet und die Ge- fahr des Einmarsches fremder Truppen behoben ist, * auf- gefordert werden, die ihnen ausgehändigten Waffen und Munition sofort wieder abzugeben. Ebenso schnell wie

die Bewaffnung müsse auch die Ablieferung ‘der Waffen er- *

folgen. Jn einer weiteren Bekamimachung werden “die Ein- : \hränkungen des Personenver kehrs auf den Straßen, ‘dér bishér von 9 Uhr Abends bis 5 Uhr früh verboten tvar, Und die Feslseyung des Lokalschlusses auf 81/5 Uhr Abends aufgéhoben. In der Nacht zum Montäg kam es namentli im Osten der Stadt mehrfach zu lebhaften Schießereien ; Perjonen sind aber anscheinend nicht verleßt. Jm Lagfe des gestrigen Tages ist

-

fange, wieder aufgenominen worben.

Nachdem - ‘dexr “Generalftreit“ * der Pee ‘abgebrochen

worden ist, ift auh det Bürgersireik* für béen'det'er-

klärt worden. “Die Arbeit soll in" allen. Betrieben heute A |

wieder aufgenommen wetden. Doch werden verschiedene große Habrifen wegen Rohlenmnangels gezwungen fein, vorläufig weiter zu feiern. Ein Lohnzuschlag für die Streiktage findet

nicht statt. Die S1raßenbühnen “verkehren seit “heute früh;

auch die Zeitungen sind heute bereits zum Teil witder ‘er-

schienen. j i Sahfen-Weimar.

__ Nach der Weimarischen Candeszeilung „Deutschland“ stellt - sih das bisherige Érgebnis bder Landtags8wahlen, wie folgt: Deut iepemolrgt ie Partei 34335, Deutschnationale Ne 29 237, Sozialdemokratishe Partei 61 733, Deutsche *

olföpartei 6268, die Undäbhängigen 14'963, bas Zen h

4411 Stimmen. “Es fehlen riv etwa 100 Ortschafté j Vreuien. :

Bei den Wahlen zur bremishen Landesversamm-

[lung wurde (einschließlich Landgebiet sowie Bremerhaven und

Vegésack) laut- Meldung des „Wölffschen Telegraphen folgende Stimmenzahl heater. ia ialisten 8614, Flrabhänglne 28 363, Kontmüntsten 11961, Deutsche Demo- | fcaten 29.477, | I eaen Deutsche Volks) und Deutsch: Nationalè Volkäpartei) 18 022, Shrifil artei ndler 6727; B:-

(Zentrum) 2503, Lisie Þ

rufsangestillten 1343, Liste 1 ufmän Anaéestellter “Benische olfsparie Rae) 7 Eur

andel und: Gewerbe (Vegesa@) 81, utgüitig 424. |

der Zugverkehr, allerdings zunächst nur ‘in beschränktem Um- |

büro“

i if F T t: e der Tayimännisälen “Angestellten - 4

Oefterreich. i

Gegenüber gewissen von der {shechishen Presse, ins- besondere dem „Cesle Slovo“ verbreiteten Nachrichten über eine un geblie „Verschwörung“ gegen dietsGechi\sch- slowati)he Republik wird dem „Korrespondenzbüro“ zn- folge amtlicerseits faldenbes festgestellt:

1) Die deuts{-österreichische Megierung , - beziehungsweise die Mepubli? Deutsh-Oesterreid), ‘hat niemals, weder vor noch nah dem 4. März, dèn Plan gehäbt, einen bewaffneten Einfall ia die t\hecho-slowakische Republik oder in die von den Tscheho-Slowaken befeßten Gebiete anzuordnen oder durzuführen. / :

2) Deutf -Deéitérrétéb hat nièinal8 einen derartigen Plan mit Ungarn, ‘Deut\c{land* oder irgend jemand anderem getroffen.

39 Der “deut bfterreichischen egierung ist ‘bisher von ter tsthecho-\lówaki\chen Regierung teinerlei Note zugekommen; die irgend weiche konkrete Tatsachen, die die Beschuldigungen | dex tschechischen Presse zu begründen ve:inöchten, anführt.

Unter diesen Umständen ist die ganze „Enthüllungsaftion“ der tischeczishea Préfse rur damit zu exkiärea, daß der Versuch unteinommen rerdep soll, die Aufmerksamkeit des Ausländes und gewiß guch jene der einsicktigen tschéèhischen Kreise von ben Ereignissen in dew deutschen Teile Böhmens abzulenken, wo das 1[ecische Militär anläßlich dès Proteststreifs der deutsden Arbeiterschaft, der übrigens keineswegs von der Wiener Re- gierung hervorgerufen war, blutige Gewalttaten gegen Wehr-

lose verübte. Sroßbritanuien und JFrland. Auf eine Anfrage des Lihberalen Donaid Maclean im

Unterhaus antwortete der Minister Geddes, wie „Reuter“

meldet, England müsse teh immer die Blockade geaen feindliche Länder - aufrechterhalten. Jn dieses Blotähegebiet fielen au “néutrale Länder. Er hoffe iridessen, daß 3 in wénigen Wochen wmöglich sein werde, die Schranke gegen Newuträlé fällen zu lassen. i É

Fraukreich.

Der Oberste Krieg83rat hat gestern seinen Beschluß vom Sonnabend bestätigt, wonach das deutsche Heer ein Fretiwilligenheer sein muß, Man seyte die Stärke seines Heerés auf nur 160 000 Mann statt 140 000 Mann, wie ursprünglich geplant. war, fest. Die Soldaten müßen fich äuf 12 Jahre verpflichten,

- Der Ausschuß für internationale Verwaltung oon Häfen, Wassersiraßen und Eisenbahnen hat am Sonntag vershiedene Bestimmungen über Eisenbahnen, die in den Friedensvertrag düfgenominen werden sollen, auf Grund des französischen Vorschlages geprüft, der {!ießlih mit einigen Aenderungen “angenommen und bänn bem Nedaktiöon2aus|cuß überwiésèn wurde.

Ftalien.

In der Kammer teilte der Ministerprösident Orlando mit, daß die Friedens?onferenz in eine entscheidende Phase getreten sei. Er müsjse sih nach Paris begeben und bitte die Kaniméx, si bis zum 3." Aptil“ zu ‘vertagen: Der Vorschlag Orlandos wurde angenornmen.: E

Spauien,

Infolge des Streiks in Barcelona 4 fich die Regierung der „Agence Havos“ zufolge enlshlossen, die Arbeiter und Angestellten des öffentlihen Dienstes zu militarisierèen. Sie hat bereits die Arbeiter der Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke und déèr Straßenbähn

mobilisiert. Amerika.

Nach einer Meldung der „Times“ aus Washington hielt der Vorfißende des nationalen Ausschusses der republikanischen Partei Hayes dort am Sonntag eine Rede, in der er mit- teilte, baß die republifkanisce Partei sich mit den Auffassungen des Senators Lodge bezüglich des Völkerbundes solidarisch ertläre. Die Rede Hayes läuft darauf ‘hinaus, daß die Amerikaner zwar allen. Ernstes nah Mitteln suchen wollen, um Kriege in der Zukunft zu verbiadern, daß sie aber keïñe bestimmte Förm vôn Jnternationalifièêrung als Ersay für n améïikanis&en ‘Nationaliómus annehmen wollen. Auch Taft hät fi jeyt für“ eine Revision des Völkerbundgentrurss aus- aésprohen.

EStatiftik unnd Volkswirtschaft,

Zur Arbeiterbewegung.

Der Arbeiterrat der-Munmitisnsfabrik Spandau gab, „W. T. B.“ zufolge, gestern bekannt, daß die Arbe it von der gesamten. Arvbeiterschafr am heutigen Dienstag wieder auf- genommen wird.

Hum, Aug ffgund jm Rubrgebiét erfährt „W. T..B.“, däß bei der geitrigen Frübschiht die Belegschaften der Zechen „Tothringeln, „Dorstfeld“, „Glücckaufsegèn“ und „Admiral“ die Arbeit. aufnahmen. Außsständig sid noch die Belegschaften dec Gewerkschast „Deutscher Kaiser "und sfeit gêstein der Zehe „Neumühl“ bei Ham- born. Bei einem Küntgebungsjuge in Hamborn kam es. vorgestern zu S{hießereien, wobei u. a. zwet Fier tödlich veUleßt wurden. Die Gesamtzabl der Ausständigen betrug bei der Mittag- und Nachtj|@i{t vorn 8. und der gestrigen Morgen\chicht 15 600 Mann: Eine wahnsinnige Tat begingen gestern wachmittag dié HOvbthofenarbeiker der „Friedrich Wilhelmshütte“ DeutsG-Luremburg, indem sie infolge von Streitigkeiten bei det Lohnzahlung sämtliche Hochöfen ausblie sen. Dieses Vorgehen, däs dem Werke ein Vermögen kostet, wurde pon der reyo- lutiónären Arbeiterschaft und den hinter ihr stehenten Parteien in einer aüßerottêntlihen Vêrsammlung ausdrückälih veruteilt. Die

PartéetenSlehnen jede Verantrvortung ‘ab.

In. Obe r\ hle s iten befinden sih, wie „W. T. B." ineldet, aegenwärtig 30 Grubenbetriebe init ungefähr 20 000 Mann und drei Hutten, nämlich“ „Laurabütte“, „Borsigwerk“ und „Julienbütte“ im A u#st and. “Vielfach haben sich die Arbeiter nur iriderwillig dem Autsfiruide angeshivssen. Von einem Genèeralaudstand kak nit"die MNede sein. “S par ka fist e n baben gestern früß. in “Be ut h én die Wache ander Grenzstraße erst ürmt und dabet“dèm Posten das Gewehr entrissen, einen Soldaten durch Kopfs{huß aetbötet und einen Unteroffizier dur Baubshuß \chwer verleßt. Der Angriff konnte. nur durch Handgranaten abgeschlagen werden. : ?

In einer am Sonntag in Senftenberg in der Nieder- Laufiß abgehaltenen Bespréchung der Bêrgarbeiter der Braunkohßlenwerke - wurde, der „Mäkischen Voltkssttmme“ zufolge, ‘tinstinmig eine Eutsch1 i thu fg * gefaßt, in dex die Svziaälisieruugbvsorlage der Rey iétun g begrüÿt und bret etne Deinstbatisierirng “der Betriebe ‘geörtert witd. Lie

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kignet wären, "unsex Wirtschaftsleben noch" mehr ub Ltftren? Sie

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