1919 / 63 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Mar 1919 18:00:01 GMT) scan diff

hie freie Entschließung darüber überlassen bleiben, ob fie sich rut den übrigen men in Belgien gen wollen. Die Versammlung bekämpft jede agaressive Politik egenüber “erqu Dao aber r A e die: freie Sciffahr, auf dea en internation en Schelde und wäßÿrleiftet werden muß. -. E D E “Serbien.

Die Natioaalversämmlung ist gestern burh den

NPrinzvegenten im Namen des Königs Peter mit einer hron-_

rede er3ffnet worden. Afrika.

Eine Reutermeldung besagt, die Lage in Kairo werde nit als besorgniserregend angeschen, wenn mit Sorgfalt ver- fahren werde. Die Unruhen seien nicht überraschend gekommen, da seit einiger Zeii die Nationalisten übertriebene Forderungen stellten und die Bevölkeruna avfzuregen suchten. egen ihrer Opposition gegen das Proëttaraz seien die Führer ber Nationalisten nach“ Malta d: portiert worten. Es werde wahr- scheinlich einige Zeit dauern, bis diese Maßnahme die ge- wünschte Wirkung ausübén werde. Doch hätten die Militär- behörden alle notwendigen Schritte unt-rvommen, um die Ordnung aufreht zu erhalten. Die Unruhen seien von den Nationalisten mit Unterftüßung von Studenten ins Werk gesezt worden, und der Pöbel vou Kairo habe sich angeschlofsen,

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeitérbewegung.

Der Bergarbeiterausstand in Oberschlesien farnn, wie „W. T. B.* aus Beutben erfährt, als fast erloschen angesehen werdon, Auf der Berginspektión 1V in Kn urow feiern nockch 20 v der Bergarbeiter unter Tage, während. die Kokerei und die Beleascha über Tage vollftäntia zur Arbeit, ershienen find. Im Ausftande be- findet sih noch die „Ludwigglüttgrube“.

Aus dem Ruhrgebiet wird dem „W. T. B.“ emelbct, de

auf den Zechen , Glüdckauf*, „Tietbau“ ite s I winkel“ (Deutsh-Luxemburg) scwje auf der Zeche p Konstantin“ bei Bochum. die Beleaschaften {ih noch im Aus- ¡tanb befanden. Verbandlungen der Zechen-, Metall- und Ucbertagsarbeiter.von Deuts-Luremburg mit der Zeitung der Gewerk\chaft baben aber zu einer Einiguna geführt. Die Arbetter der Deuts-Lureribüurgischen Berawerftigesellshoft erklärten darauf den Ausftand für beendet. Gestern uorgen sind die Belegîchatten angefahrén. i

Nacbdem atn Sonnabend urischen der Direktion der Hannovers {chen Mas hinendau-Aktien-Gesellshaft (vgl. Nr. 61 2. Bl.) und den Vertretern des Arbeitei ausidufses wegen der Lohn- forderungen eine Ciniguna zustande ¿ekommen ist, iét, wie die „Berliner Börsenzeitung“ erfährt, von der gesamten Belegschaft des Weikes gestern früh die Arbeit wieder aufgenommen worden.

Nach einer von „W. T. B.“ äbermittelten Meldung der Pariser Blätter baben die G isenbabner ganz Frankreichs S E in Paris abgehaltenen Sins ihre Forterungen, deren Verwirklichung bis zum 15, März verlangt worden war, noch- mals erörtert und (Giesen, der Regierung zu ihrer Durchführung eine neue Frift bis 1. Mai zu stellen. Die Forderungen betreffen : 1) Enführung eines neue" Lohnt1rifs mit einem Mindestgehalt vou 2400 be jährlich, 2). Aenderung des Personalstatuts,- 3) inführnng des Achistundentags, 4) Nationalisierung der Eisenbahnen durd Be- s{luk des Parlaments. Gewisse Hartheen in den Blättern gestatten den Rüdtshluß, daß die Eisenbahner mit dem General- ausftand gedroht. haben, falls: bis 1. Mai ihre Forderungen nit an

genommen werden. Wohlfahrtspflege,

Deutsches Hilfswerk für die Kriegs- und Zivilgefangenen.

_ Unter diefer Bezeichnung wird gegenwärtig tum Auftrage der 1u- ständigen Reichszentralstelle cin grobitiges Lirbedwerk onnen, zu dem das ganze deutse Volk aufgerufen werden soll. Es handelt sich bietbei um Aufbringung von Mitteln für unsere noch in Feindes- land befindlichen Kriegögefangenen. Wobl kaum etve Sämmlung dürfte .fih einer so allgemeinen Anteilnabme erfreuen wie dieie. Die Mittel \ollen dazu dienen, das unendlich traurige und schwere Los unserer gefangenen Brüder zu mildern urd ibnen bei ibrer Rüdfebr cinen wütdigen Empfang zu geben und ibnen wetter belfend zur Seite zu ehen Keine Partei dürfte ih der Ansicht verilie=en, daß e Ghrenpflicht jedes Einzelnen ist, hicr bclfend etnzugreifen.

Kautust uud Wisser schaft.

Die Vorlesungen an der hiestgen Friedrich Wilhelms- Universität werden beute famtlich wieder auf- genoinmen. An der Technischen Hocbschule in Berlin wird moraen (Mittrooch) ter Unterrichnveirteb ia vollem Uinfang wicber aufgenominen.

Literatur. ! Kurze Anzeigen: wu erfdieneær Christen, deren Besprech vorbehalten. bleibt.

Einsendungen find nur an die Schriftleitung, Wil- belmstr, 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

NReklams Untversalbibliothek Nr. 6001, 60024, 600%, 6007: Die japantsckche Gnte und ondere Novellen. Von Georg Hirschfeld. 0,25 # u. 100 Teuerungszuschlag = (0,90 “M. Frau Marie Grnhbbe. on Jens Peter Jacobsen. 075 u, 109 H Teuerunaszuschlag = -1 50 4. Dte Heimatscholle. Diama vcn Paul Zoder. 0,75 6 u. 100 v Keuerungszuschlan = 050 #. JImmeénfee. Von Theodor Storm. 0,25 #4 u. 100 vH Teuerungszusclag = 0,50 Æ. Leipztg, Philipp NReclawm jur

Berg- und Hütten-Kaleuder 1919. Mit einem Uebersichtsfkärthen von “Deutschland uxd Schreibtiich. « Kalender. 64. Jahrg. Gevdn. E&ssea, G. D. Baedeker. :

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ti Im Verlag vón Queile n. Weyer in Leipztg find ers ienen: : “Dte große Woge. Roman vou Georg Lehfels. 284 S. mit Bucsl4müdk. Gebdu. 7 4. Kultur und GrztehßUng. Von Professor Dr. Eduard Spranger. 152 S. Gebbn. 3/80 M, : Werden uyd Wirken. Von Dr. Richard Jaknke. 205 S, Gebdn. 4,60 é. a | _ Geologie der Heimat. Von Professcer Xchannes Walther. 229 S. Gebdn. 8 ; Wissen schbaft und Bildung. Bb. 4, 74 u. 151: Politik po Plosefior Dr. Friß Stier-Somls. 4, Aufl. Gebbn. 1 604. ie deutsche Revolution 1848. von Pro'essor G Brandenburg. Gebdn. 1,50 6. “Vom Vifinger\schiff Pa Sar de ora eE n Professor - Dr. phil. Bernhard meidle r. Gel ; M A A | Deutschs Frtihait. Én Wokruf von Mut olf GúFea 1M

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Gesundheitöwefen, Tierfkraukheiten und Absperruugs- wmaßregeln.

Um drx drohendén Gefahr eiuer Verbreitung der übers {zaadaren eshlebtskrantheiten, die durd die be leunigte Demobilmahung eine deträhtil: e Verschärfung erfährt, wirksam porzubeugen, ift es notwendig, daß möglichst 1e'Ge Geiegenbeit ¡ut Mosténlosen Beraturg und Behandlung der Ge- sclets?ranken geboten wiro, Für alle aus dem Heeres- dienst zur Entlassung - Kommenden [oder bereits Entlassenen wollen daber die Militänbehörden, möglihft im Anschluß an Lazarette, Sprechstunden zur ambulanten Be- handlung geschlechts?krantker Heeresbsentlassener durch Fachärzte einrihten. Solche Kranken, deren (Erkrankung oder ungünstige âuslibe Verhältnisse stationäre Lazaretibehandlung wünschenswert erscheinen lassen, können Aufnabme in einem Lazarett erhalten. Die Jnanspruhnahme fkostenfreier ambulanter oder Lazarettbebandlung steht allen seit dem 1. November 1918 aus dem Heeresdienft entlassenen ges&#lehtsfranken Mannschaften frei, und zwar vorläufig bis zum 31. März 1919. Ueber diesen Zeitpunkt hinaus kann kostenlose Dehanung nur den in Lazarette aufgenommenen Kranken gewährt werden. Zum Nachweis der Berechtigung dieser fostenloien Behandlung dur Organe der Militä1behörden tienen die Ent- lasfungspapiere. Für die einer Ka ffe angehörigen Ge\chlechtskranken ge- währt die Kasse freie Betandlung und, wenn nötig, Krankenhaus- aufnahme. C8 wird jedo noch darauf hingewirft werden, taß die Krankenkassen au die Behandlung ter geich!e{tskranken Frauen und Kinder ihrer Kassenangehörizen mitübernchmen, da ohne eine folie weitergebende Pinsorge für die Angebörigen der Kafssen- mitglieder die Gefahr bebet, daß von ihrer Geschlehtsfrankheit ge- beilte Kafsenmitglieder durch ihre Angehörigen wieder infi.tert werben. ‘Außer den auf diefe Weise versorgten Kranken unb solchen, die aus eigenen Mitteln inc notwendige Behandlung bestrciten können, bleibt aber no§ eine gewisse Anzabl ges{lecktskranker Heeres- entlafsener übrig, die nichi in der Lage sind, die durch die Militär- behörden oder durch die Kassen gewährleistete fostenlose Be- hantlung in Anspruch zu nebmen. Um auch diese die - Algemein- beit gefährdenden Krankbeitr quellen nah Möglichkeit uns{ädlich zu machen, bat si das Ministerium des Innern ent\&lossen, mit ibrer und iber ges{lechtéfranten Angehörigen unentgeltlihen Behand- luna, unbeschadet ibier Beratung durch die Beratungsitellen für Ge- fchlecht: frante Fachär:te und praftishe Aerzte zu betrauen. Als Aus- weis dient der militärisGße Entlassurgsshein. Das Honorar für die Behandiung der geshledtöfranfen Heeresentlassenen und ihrer Än- aehóuigen dur Fachärzte oder prakti1he Aerzte soll na den Mindestsäßen ber ärztliden Gebührenordnung bemessen werden. Kranke, deren Krankbe'tszustand oder deren bäuslihe Verhältnisse die Vehandiung in einem Krankenbause ais wünscens- wert etideinen ‘laffen, können enem solden übecwiesen werden, sotern ihre Verbringung in ein Militärlazarett unmögli ist. Die Kosten für die Krankenhautbebandlung werden ebenta!ls aus öffentlichen Mitteln bestritten. Das Honorar für gemeinsame Kon- jultaticnen der praktischen Lerzte mit den Fachärzten wird für beide, wie das der Cinzelbehandlung, nah den Mindestsäßen der ärzilichen Gebübrenordnung tür Einzelieistungen berechnet. Den geichledts- kranten Heeresentlassenen sowie. deren Angehörigen wird, fotern sie die Kosten für die ärztlihe Bebandlung ch1 selbst bezahlen können und diese weder von Krankenkassen ncch von der Militärbehörde über- nommen werden, auch kostenfreie Untersuchung nah Wassermann und kostenfreie Versorgung mit Medikamenten gewährt. Die Einrichtung der vom Staate zu: gewährenden kostenlosen Behandiung ist nur bis ¿um 31. März gedacht. (W, L. B.)

Land- und Forftwirtschaft.

Selbstvèersorgerration für die aus der Stadt zus» wandernden Landarbeiter.

Die Notnentigkeit, eine aroße Zahl von Arbeitern auf dem Lande zu beschäftigen, wird täglich dringliher. - Die - bisher un- geregelten E G L sind dur die Lanztabettsordnung dom 24. Januar 1919 (Neichs-Geseßbl. S. 111) eiostweilen ge- ordnet. Die Frage der Bewilligung ausreichender Löhne unter- liegt zurzeit der Beratung ‘der zuständigen Arbeitägemeinschaften (Grlaß des Neichsamts für die wirtshaftlide Demobilmachung vout 16. Januar 1919). Diese Maßnahmen scheinen indessen nicht auszureihen, um -die Zuwanterung von Arbeitern auf das Land in entsprechender Weise zu fördein. Das Reichsamt für die wit: schaftliche Demobilmahung und tie von ibm gehörten Sachver- ständigen glauben - dethalb, daß die Wiederbevölkerung des Landes mit Arbeitsträtten ganz besorders noch dadurch zu förtern wäre, daß den auf bas Land ziehenden Arbeitern, soweit sie in Selbstversorger- betrieben beschäfttat werden, die gleihe Nation für- ihre Ernährung suge]idert wird, wie sie die Selbsiversorger des Landes bezieben. Das Reichsernährungsöamt bat daher die in Frage kommenden bcivi1tichaftenden Neichëstellen, nämlich die NReichsgetreidestelle, die Neich3tartoffe! stelle, die Reichsstelle für Vieh und Flcish und die Neichästelle für Speisefette, angewiesen und ermäbtiaät, rbeiter, die in landboirtshaftlihen Selbstverforgerbetrieden Arbeit nehmen und na den jeßigen geteßliden Bestimmungen uoch keinen Antpruch auf die Nation der Se!bstversorger haben, künftig fúr die Dauer des Beschäftigung8verhältnisses als Selbstversorger zu-behandeln. (Zentral blatt der preußischen: Landrirt!{aftskarnamern.)

Theater nund Musif.

Im Opernhause wird morgen, Mittwoc, - „Der Aicgende Polländer“, mit den Damen von Granfelt, von Scheele- Mülier und den Herren Kirhboff, Sdbwarz, van de Sande und Philipp besetzt, aufge ührt. Musikalischer Leiter ist Dr. Frit Stiedry. Anfang 7 Uhr. -— Am 23. ‘d. M. beginnt eineR ichard Strauß-Woche unter der perförlien Leitung des Komponisten, fie umfaßt folgende Abende: „Saleme* am. Sonntag, den 23, „Elektra“ am Dienêtaz, den 23, „Der Rosenkavalter“ am Donnerstag, den 27. und „Ariadne auf Naros“ am Sonnabend, den 29. d. V. Für die Partie der Glektra tis die Kammersängerin Maric Gutheil-Schoder aus Wien gewonnen ‘worden. /

Im Schauspielhaus wird morçen Othelle“ ‘in der

ewobnten Besetzung gegeben. “Anfang 7 Uhr. Spielleiter ist

r. Meinkard Bruck: L

Ds Deutsche Opernhaus bereitet drei Urauf- führungen vor: „Herbststurm“ von Franz Neumann, dem Kom- pontften der „Liebelet“, ferner „Die Liebe dreier Könige“ von Monto- mezzi, ein Werk, das in Italien feit Jahren aroßen Erfolg hat uad vom Deutschen Overahause bereits vor dem Krieg zur Urauftübrung in deurser Sprache angenommen worden war, und endl ch die Oper «Magbalena“ von dem Münchener Komponisten Fritz Koennecte. Die beiden zuerst genannten Werke werden noch in dieser Spielzeit in Szene çehen, während di: Oper „Magdalena“ technischer Sbwterigkeiten halber erst in der kommenden Spielzeit aufgeführt werden kann.

In der neucn Gefangspesse „Zur. wilden Hummel“ von Jean Kren und Eduard Nitter, Musik von Gilbert, die morgen im Thaltatbeater ihre Uraufführung erlebt, werden Jda Vane und Elli Kreith bie Hauptrolle einer Zndierin abwechse!nd sptelen. Die musikalische Ginstudierung besorgt der Kapellmeister Jaksch.

Das 7. Symphoniekonzert der ehemaligen Königlichen Lay e1. 1) Nadet am Freitag, Abends: 74 Uhr, im Dpeoernßansa stait. üblihe Mittagskonzert nt Soerpbonte in Dur, von Beiboven; „Derdens“, fgmphoriste

im «fn F-Düur - von en} ,' sympho Dichtung von Uszt; -, Nirwana*“ von Hans von Bülow; Vorspiel zu

„Tristan und olde” - vnd Vorspiel zu den „Meifterfingern von Nürnberg“ von Kichard Wagner. Für den erkrankten Weneruunusit- direftor Dr. Strauß hat der Generalmusitdireizor Lev Ble ch --dio Zeitung dieses Konzertes übernommen. “n

* Im Dom veranstaltet der Organist Walter Fischer am kommenden Donnerstag, Adends § Ubr, - Orgelfonzert, bei dem Mar1bha Thanner-Offer (Sopran) und Lilli Rummelspocher (Alt) mitwirken. Der Eintiiti ist gegen Gntnahme eir.es Pro- gramms frei.

Am Donnertêtäàg; den 20. März, Abends 6—7 Uhr, veranstalten Elisabeth Oblboff ogt und Friy Heitmann (Orgel) in dec Kaiser Wilhelm - Gedächtniskirhe einen Bach- Abend. Das Programm enthält die Dorische Toccata und Fuge, „Qui tollis“ aus der A-Dur-Messe, Piäiludium und Fuge in F-Moßl, geistliche Lieder sowie eine Toccata in F-Dur-

Mannigfaltige®.

Die deutsche Regierung hat besdlcfsen, die im Jahre 1901 von Peking nach Deutschland übergeführten aftronomischen Instrumente an China zurücckzu- geben. Die Verihiffung der Instrumente nah China ist in die Wege geleitet. (W. T. B.)

Der Süättigung3wert der Nahrung. Der Physiologe Drofesor Otto Kestner hat im Hamburg-Eppendorfer physiologischen Institut interessante Untersuchungen über den Sättigungêwert der Naÿrung angestellt. Bisher beurteilt die Wissenschaft die Nahrungs- mittel fast aussc{ließlich nach der stofflihen Zu\ammenfezung. Aber, wie Kestner in der „Deutichen Medizinischen Wochenschrift “betont, ift der Mensch ja nicht, um i eine gew!se Anzahl von Kalorten oder eine bestimmte Menge Eiweiß zuzuführen, sondern um satt zu wérden. Den Sättiaungswert einer Nabcung berechnet Ke“ner nah der Zeit; wäbrent- deren fie die Verdauungsorgane in Anspruch nimmt. Wenn die Ber- dauungéorgane leer sind, geraten fie in eine periodische „Lecrtätigkteit“, und mit diefer Tätigkeit ist das Hungeraefühl verknüpit. Die einzelnen Jtobrungsmitiel und Gemische von thnen / verlassen den Magen ganz verschieden \{chnell. Davon aber hänat ihr Sätiigungöwert ab. Lm länasten hält Fleisch vor. Interessant is die Tatsache, daß diz Sättigung bei Fleis, Bouillon. und Much provonrtonal in die Höhe T wenn die Menge der Nahrung steigt. Bei Brot, Kartoffeln und Butter dagegen fehlt diese P oportionalität. Ob man von ibnen viel oder wenig ist, das mat feinen oder einen nur iehr geringen ÜUntersbied. Auf diesen Tatsachen beruht die Wertichätzung des nleishes, für die die Physiologie eigentlih feine Begründung geben fonnte; denn der Wert, wenigstens des | magerèn Fleisches, an Kalorien ift viedrig. Sein W»rt ist eben der hohe Sättigun, sroert. Indem das Fleisch von alen Nahrunzémitteln am länasten voi hält, mat es den Menschen unobktängig von häufiger Nahrungszufukbr und ermögliht ihm, lange Pausen zwischen den Mahlzeiten einzu- schalten, was ja bejonders tür die grofstädtische Bevölkerung mit threr weiten Trennung von Wohnung und Arbeitsstätte wichtig ift. Bei rein pflanzlich-r Nabrung muß es die Vafe bringen. Die förperlic) schwer arbeitenden Lantbewobner unentwidelter Länder ver- zebren gewaltige Mengen von Brot, Mais oder Neis. Das Fleisch entfaltet feinen vollen Säitigungêwert erst, wenn es mit stärke- haltiger Nahrung gemengt gegessen wird. 50 g Fleisch und 90 g Kartoffeln halten 4 Stunden vor, 50 g Fd und 100 f Kartoffeln 6 Stunden, 100 leich und 8& Kartoffeln Stunden. Ganz außerortenilid ijt die Steigerung der Sätt'gungse dauer, wenn man . etwas Súüßes bîinterber ißt. Am längsten hält vor: erft Bouillon, dann Fleis init Kartoffeln oder Brot, bann etwas Süßes; das war die gewöhnliche Mi tazsmahlzeit in der Friecenszeit. Die ftärkearmen Gemüse Spinat, Kobl, Spargel, Salat permehren den Sättigungswert des Fi:eisches nieht, Die stäikereichen Hülsenfrüchte werden fich sicherlih niht anders verhalten wie Kartoffeln: Milch steht im Sättigungsweit dem Fleisch am nächsten Hatte Eter haben höheren Sättigungewert als weiche, diese wieder als.rohe. - Von: Fischen haben Aal und andere fette Fische einen hohen Sättigungswer1, die mageren Fische wie Schellfish dagegen einen niedrigen. Der Gehalt des

Brotes an Kalorien und Etiweiß ist viel höber ais kter der Kartoffel,

abec der Sâ!tigungswert der Kartoffel ist größer. Der Sät'igungs: wert des VBrôtes wird dur Fetiaufstrih verbessert, Rösten ver: mindert den Wert. Eines der wirksamsten Mitte!, mit einer gegc- benen Nährungömenge autzutommen, ist ihre Verteilung auf mehrere kleine Mahlzeiten. Der Sättigungöwert des Brotes ist größer, wenn man zweimal je 50 g ißt als 100 g auf einmal.

S L E H A E E n Em E ES

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilags,)

Theater.

Opernhaus, (Unter den Linden.) Mittwoch: 72. Dauer bezug8vorstellung. Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Der flicgende Holländer. Romanktishe Dper in drei "Akten voa Nichard Wagner. Musikalische Leitung: Dr. Friy Stiedry, Spiel- leitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch : 78. Dauer- bezugsvorstellung. Dienst- und Freipläge sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig. LTrauerspiel in fünf Aufzügen von T Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang

r.

Donnerstag: Opernhaus. 73. Dauerbezugsvorstellung. Fidelio. Oper in zwei Akten von ¿Ludwig van Beethoven. Tert nachdem: Französischen von Ferdinand Treit\hke. Anfang 7 Uhr. :

Schauspielhaus. 79. Dauerbezugsvorstelung, Dienst- mnd Freip'äze sind aufgeboben. Die Kreuzelschreiber. Bauernkomödie mii Gesang in drei Akten (6 Bilder) von Ludwig Änzengruber, Spielleitung: Albert Patry. Anfang 7 Phr.

Familiennachrichten,

Verlobt: Frl. Toni Wolf mit Hty. Leutnant d: Res. Carl Meister (Stettin—Neuwestend). Frl. Gitela von Sardrart mit Hrn. Oberleutnant a. D. Friedrich Wilhelm von Krauïc ((Fassel—Gharbrow). Frl. Erika Frank- mit Hrn. Geridts- assosjor, Oberleutnant d. R-f. Fri Lademann (Berlin—Chár- lottenburg). Frl. Elfriede von Heyden- mit Hrn. Oberleutnant d. Ref. Dr. {ur. Hermann Tendick (Berlin— Cöln).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Stesfried von Saucken- Lochen (Loschen—Pr. Eylau). Hru. Richard von Bergmanzi- Korn (Breslau). / :

Gestorben: Hr. Forstmeister Otto Lorenz. (Peettg).

Nerantworilicher Scbrifüleiter: Direkior Dr. Tvrol, Charlottenbura. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Dorst r der'Gesdüäftastelle, MNenunasrat- Mengering in: Berlin B Laa der Geschäftsstelle (M-ena#rina} in Berlin. i Druck Norddeutschen Bucbdruderei und“ Baxlaatanstali, Berlin, Dilbelmsteaho S j Dreizehn Beilagen

(cinshließlih Börsenbeilage und Warenzeichenbetlage Ke:2lKünd L

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Nichtamtliches. Preufzische LaudeSverfamwulung. 4. Sihung vom 17. März 1919. (Belt von Wolfs Telegraphenbüro.) Am Regierungstische: die Neichsminisier Hirs, Nein- hardt, Heine U. a. Präsident Léinevé eröffnet die Sitzung neh 12/, Ußr.

Mehreré. Mitglieder haben wiederum {n der Landesver- sammlung nicht erscheinen fönnen, weil die Polen die Aus- flellung von Audweisen ihnen verweigert haben.

Es sind zahlreiche weitere Einsprüche und Verwahrungen gegen das Veh der Polen in den öfilichen Landesteilen, gegen die Aufhebung dec bioherigen Gomeindevertretungen, ouch gegen die Errichiung eines selbständigen Staates Hannover itnd gegen die Verieumbungen des oberschlesischen Grenzschußes eiagegangen,

Die Beratung des Antrags der unabhängigen GSozialdemokraien auf Aufhebung des Standrechts und des Helagerungszustands wirb forigesett.

Dazu liegt. der Antrag des Aba. Adolf Hoffmann (U Soz.) vor, dis Negierang zu ersuchen, sofort eine Unter- suchungskommiäission einzusezen, die, bestehend aus einer gleichen Anzahl Vitglieder her Lanbdesversammlung und des Berliner Vollzuasrot®, die Aufgabe hat, die Vorgänge zu untersuchen, welche ich auf den Straßen Groß Berlins in den legten Wochen obgespieil haben oder damit im Zu sammenhange - siehe. Ein Antrag der Mehrheits- fozialdemokialen (U u ch und Genossen) geht dahin, eine Kommiision vou 24 Mitgliedern einzuseßen, die geniäß Art. 82 der alten preußen Veifafsung die Tatsachen üter die Ur- sachen und deu, Be 10 ver Unruhen in Berlin vom Märs dieses Jahres festelltn soi. Die Kommission joll berecztigi sein, ben Justizminiier 1 den Kriegsminister aufzusordern, die gerihtiichen Äliea üter bie aus Nutoß der Unruhen tin- gelateten Sugfverssialünzen eimzufordein und der Kornmisjion vorzulegen, fobald dies chne Vezögerung und S1örung der gertchilichen Vêerfahren möalich ift.

Ministerpräjzdent Hir G: Die „B, 3. am Mittag" kat am vorigen Freitzg über die Vorgänge in Lichtenberg zu ibrer Recht- fertigung folgentes milgeteir: Um 11 Ühr Vormütags fei vom Migisterium dés Innern bei ihr angeflingelt und mitgeteilt worden, das Hommando. der Schußmanuschaft habe gemeldet, \ämiiidbe Bearnten des Polizeipräsidtums. jelen ermordet worden, der übermitteinde Beamte bâte dringend, die Nachrichten “in dem Blatte, ande nfalis mt einém Ertrablati» ¿ü rerbrelten. Diese Angaben baben Anlaß zu gehäistzen Vorwürfen gegen das Ministerium des Innern ergeben, diese Wehäisigkeit steigerte sich bs zum Vorwurf der Lüge. Jch habe sofort Euniitiungên angestellt und teile deren Ergebnis mit, da Wes für die rSnedmste Pflicht der MRegieiung anfebe, nis zu-verheimlihen. Kein Beamter. des Ministeriums des Innern Hat über, die Borgänge in Lichtenberg irgendwelche Mitteilungen an. èW „B. Z.° gemacht. Die Nachrichten, die sie ebenso wie das Miai!ferium erhalten hat, stammen pon dem Kommando der Schußz- uiannsGaft. Das hatte ztvei gleihlautende Meldungen erhalten: von der Gardekävallerts\hüßendivision, die ihr kurz nab 19 Ubr Vomittags Klephonisch mi geteilt hbatie, daß die gesamte Besaßzing des Poltzeipräsidiums ermordet worden fei, und angab, vie Nachricht von Am atvelfello3 zunerläfigen Augenzeugen erhalten zu haben; die ¿weite Meldung stammte von einem Soldaten des Detachements Küilel, der fi auf die Angaben mebrerèr Sol- daten berief, die dea-Vorgang als Augenzeougen mitangeieben hätten. Daraufhin hat däs Könmando der Schußmannschast von den Bor- gángen Kenntnis gégeben und deren Veröffentlihung anheimgestellt. Db das Kommando dex Scubmann|\chaft bei dem telephoniihen An- ruf, wie mir ein Redakteur der „B. Z.* mitteiit, hinzugefügt bat, vas Ministerium. es Innern wünsche die Veröffentlichung, entiiht \ch Setnex - Kenntnis: fest steht, daß das Mi- nisterium mit dex Sache nicht das geringste zu tun hat Ste dürfen aber, nt vergessen, daß bie uageheure Aufregung, die ih aller bemächiigt hatie, die in unmittelbarer Verbindung mit diesein Vorgehen siehên, eine falsde Berichterstattung in der Presse, jo bedauerlich fie üt, verstäntlih erscheinen läßt. (Lebhafter Widerspruch bei den U. Soz.) Ich enis§uldige damit sogar die maßlos übeririebènen Darsiclungen, die der Abg. Adolf Hoffmann, wie ich annehme, durcaus in . gutem Glauben wiedergegeben hat. „Nach dec Aussage der Besaßung des Polizei- Präsidiums ist - Mese, - sowelt die Spartakisten ibrer habhaft! wourden, in rohester Weise mifihandelt und während der Ärreiecung unausgesegt mit Erschießen bedroht worde". In einem Falle itt em böôberer Polizeibeamter nit weniger als dreimal an die Wand gestellt worden, jedesmal wurde ihm gesagt, jezt werde er erschossen, dann wurde er freigelassen, und nach einer Stunde wiederholte fich das gleihe Vanörer (Rufe bei den U. Soz: Kamen nennen !) -— ich tverde mich hüten —; weun das nit grausam ist, dann weiß ich nicht, was grauj)am ist. Na den bisherigen Meldungen ist ein Beamter Naichke vom Polizeipräsidium gefallen. (Abg. Dr. Nosen*eld: Aiso - nicht ermorde!i !) Legen Sie mir dech ict Worte Untex, die. ich gar nicht gebrauht habe. So vil varlarmentarif@en Ansland kann ih auch- von Dr. Rosenfeld ver- langen. Ein. apderer Beamter ift nad furchibaren Mißhandlungen auf der Stake an'cheinend im Depot ersck&ossen worden. Wo seine Leiche gefüuden ift, steht bish-r nod nicht fest. Gin anderêr Beamter Schönfelder ist aus seiner Wohnung geshlepp!t und gröblih mißhandelt worden, auf einen weiteren ist auf der Straße Siibah geschossen worden, einer ist vers{hwunden, fein Schicksal ifl Unbetannt. Alle Beamte haben e dr fortgeseßten Bedrehungen und Mißhandlungen \chwere Nerven- ersdütterungen erlebt. (Jronishes bedauerndes Oh, oh! bei dea U. Soz, Darauf lebt:afte Pfuirufe bei der Mehrhei!.) Die bisher fesigelitellten Vorkommnisse in Lichtenberg rechtfertigen allein \chon in vcllem. Umfang die verschärften militärishen Be- {itmmungen, die nunmebr aufgehoben find. Von VJhnen hängt es ab, daß der Oberbefehlshaber nit wider zu ähnlihen Maßnahmen ge- iwungen wird, (Große Unruhe bei den U. Soz) Darüber läßt die Megierung gar keinen Zweifel; soweit es fih bei d-n Srvartakisten um eine geistige Bewegung handelt, wird sie ihr mit den Waffen des Geistes gegenuber steben, . aber der rohen Gewalt wird mitt Geroalt entgegengetreten weiden. (Andauernde große Unruhe bet den U. Soz) Bolles iht in die gane U oelcgenheit wird fa hoffentlih die

rarlamentarts®e Untetfucdurgétomwmmi207 : Derrén Au 11nd (enossen beantragt wind. Uuch ror Negterung liegt dâran, daß die Schutd reftlos festgestellt und die Wakrheit ermittelt

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Erste Beilagé Deutscheu ReichLanzeiger nund Prenßischeu Staatsanzeiger. 19419.

Krie¿Fminifier Reinhardt: Meine Damen und Herren ! Die tiefernsten Ercignisse in unserm Vaterlande bringen es mit s, daß 1ir ‘in diesem bohen- Hause, wie vor vier Wochen in dec Nationalversammlung in Wehnar, als erste parlamentarische Amts- pflicht obliegt, militärisGe Maßregeln vor Ihnen zu berichten, die zu den undankbarsien Aufgaben des Soldaten gehören. Es ist wohl tein Wort darüber zu verlieren, daß Soldaten, die 43 Jahre die b3dste Pilicht, die Verteidigung der Heimat gegen äußere Feinde, ausgeübt baben, fich nur mit blutendem Herzen ver die Aufgabe aciielt sehen fönnen, wun thre Pflihi im Bürgerkriege 11 erfüllen. (Zuruf bei den U. Scz.: Kinder!) Nur die kiare, bittere (Srkenntnis, für unfer armes Volk so hbardeln zu müssea, balt diese Männer aufrecht, denen wir zu großem Dank verpfl:chiet sind. Daß die Abwehr gegen den von Rußland in unsere H'imat ‘hineingetragenen Geist tes Bolsckewismus crnite militärise Kampyfmaßnahmen vringend erfordert, darüber fann, "naGdemn wir von dem Herrn Iustiz- minister Einzelheiten über die feindliche Organisation gehört haben, kein Zweifel mebr bleiben. (Schr richtig! bei den D. Nat., dem Zentr. und den D. D?zm.) És wurde von dem Herrn Antragiteller behauptet, daf nicht nur ra dent Wunsche seiner Partei, sondern au) nach dem Beschlusse der kommunistis@en Partei der Generalstreik ganz friedlich verlaufen solite, und daß die traurigen Kämpfe nur das Werk von Gesindel und außerdem das Ergebnis der Gifersüchteleien der verichicdenen Berliner Trupven und Webßren gewesen seien. Es ist zu begrüßen, daß das gemeingefäbrlide Gesindel, das mit der Waffe in der Hand plündert, von niemand verteidigt wird. Noch mehr würde ich es begrüßen, wenn auch dênen, die in ver Bekämpfung fol&en Gesindels ibr Leben einsehen, cinstimmiger Dank würde. (Sehr richtig! bel den D. Nat., den Zentr. und den D. Dem.) Was ten Treubruch eines Teiles der Webren und Matroîen anbe- langt, so fann eine flecine mifversiändlihe Schiekerci, wte fie auf dem Ueranderpiaß vorgelommen fein mag, einen folcken niemals ents schuldigen. (Sebr richtig! bei den D: Nat, dem Zentr. und den Dem.)

Solde Mißverständnisse und häufig ret blutigen Mißverständ- uisse waren im Kriege bei Freund und Feind fo alltäglib, fie sind namentlich vor Siraßentämpfen fo unzertrennlich, daß unfer ganzes Heer bein Feinde wäre; renn jedesmal ein Truppenteil daraus ein Recht zum Ueberkaufen geihöpst bâtte. (Sebr ridiig! bei den D. Nat, d. Zentr. u. d. Dern.)

Ih muß weiter auf Grund des militärtshen Bildes der Eretg- nisse auch ganz entschieden bestreiten, daß die Kämpfe fich überhaupt nur als von der Regierung provozierte Gelegenhet1s\schießercien darstellten.

Bei der Beurleilung der Ereignisse lassen Sie, bitte, meine Damen und Herren, die Sprache der Tatsachen auf sh einwirken, und lassen Sie mich die Hauptzüge beraustehren, damit diejes hohe Haus feine Zeit nit mit allzu unbedeutenden- Eirzelbeiten verliert.

Wie finden fich denn die Waffen zu gewaltigen, in den Händen verbreerisGer Aufrührer befindlichen Lagern zusammen? Wie tommen denn selbst Ges{büße, tie ausgelprohenen Großkampfzeuge in die Hände fogenannter Unschuldiger (hört, hört ! bei den D. Nat., d. Zentr. u. d. Dem.), und wie speisen sich diese Kampfwert- zeune plarmäßig und reiGlih mit Munition? Wie oft hat schon die Boiksregierung seit dem 9. November 1918 verordnet und ermahnt, die Waffen abzugeben ! Eine einzige Division hatte bis zum 13. März mehrere Taufend Gewehre, 139 Maschinengerrehre und 4 Feidgeschüte den Vufrührern abgenommen. Am gestrigen Sonatag sind in Avler3ßof 27 Maschinengewehre, 650 - Gewehre und Karabiner, 2321 Seitengewehre, 475 (00 Patronen eingebradt worden. (Hört, hêrt! bei den D.-Nat., dem Zentrum und den D. Dem.) Zurufe von den U. Soz -Dem.: Kommandantur Ad!lerstof!) Es waren Waffen und Munition, die in vorschriftsmäßiger Weise nah Adlershof nicht bingehörten. (Zurufe von den U. Soz.-Dem.: Sie belúgen das Volk. Glockte tes Präsidenten.)

Präsident Leinert (den Redner unterbredend): Meine Herren, ih bitte, doch tin den Zwischenrufen den pariamentarischen Anstand zu bewahren. (Zurufe von den U. Soz.) Heir Abgeordneter Adolph Hoffmann, der parlamentarische Anstand isr durch den Herrn Kriegsminister in keiner Weise - verleßt worden. (Zuruf von den U. Soz,: Lber die Wahrbeit!) Das tönnen Sie so ohne weiteres nibt ents@eiden, ob die Wahrbeit verleßt worden ist. Es kommt Ihr Neduer noch zu Worte. Der Kampf muß parlamentarisck{ aus- getoten werden, nit aber in einem Tone, der nit einmal in Ih1en Partewversammlungen geduidet wird. (Sehr gut! Unruhe bei den U. Scz.) Ich bitte um Nube, und ih bitte den Herrn Kriegsminister, fortzutahren.

Kutegsminifler Reinhardt (fortfahrend): Meine Herren, nah den Feststellungen kann niht daran gezweifelt werden, daß eine feine wvoblorganisierie Minderheit im Kamyfe mit Gewalt die Herri(aft über die große Mehrheit des deutshen Volkes an G reißen will und daß es die beiligste Pflccht der Negierung ist, mit der ganzen ihr zur Verfügung \tehenden Macht die Freiheit des Volkes gegen gewaltsame Unterdrückungen zu s{hügen. (Bravo!)

Die Verhängung des Belagerungs8zustandes ist vom militärischen Standpunkt aus eine ganz unerläßlihe Maßnahme. Wir sind eben, leider Gottes, im Bürgerkriege, nahdem der äußere Krieg noch nicht einmal abgeshlofsen ist, und der Belagerungszustand is in seiner militärischen Auswirkung nichts anderes als der Kriegszustand.

Zu der Frage des Standrehts hat der Herr Justizminister {Gon Stellung genommen. Auch der Herr Oberbefehlshaber Noske hat H in Weimar hierüber geäußert, und ih glaube, seine Aeuße- rungen {ind in aller Kenntnis. Ich kann als Soldat da nur hinzu- fügen, daß ein solder Befehl als Gebot eincr äußersten Notlage aufgefaßt werden muß und ihr auch tatsählih entsprang, Auch hier müssen die Ta1sachen als Beweis sprechen. Wir kämpfen seit vier Monaten gegen die hewaffnete Vergewaltigung, Die bis Januar angewandten Mittel haben nicht genügt, die Vergewaltigung nieder- zuhalten und Ke von Wiederholungen abzuschreFen. Die Staats: gevait bat die Pit gehabt, 11 ben Warten Viitteln u \chGreiten Ihre Notlaçce kennzeihaet fich am deutlichslen in den Verlusten Und

den Greueltaten, denen sie ausgeseßt waren, die der Volksregierung

erlin, Dienstag, den 18. März

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E E L D L m E L

ihre Dienste geleistet haben. Zahlen spre&en bier deutli, au wenn man alle die zum Teil gewiß recht großen, übrigens beiderseitigen Vebertreibungen absireiht, die für jeten Kenner die unzertrennlide Folge der Aufregung an Kampfhandlungen bildet, wie der Here Ministerpräsident das ja ehen betont hat. Hierüber könnte i aus meien Kriegserfabrungen ganz erstaunlibe Aufs{!}e geben.

Es ist ja vielfach geklagt worden, daß übertriebene Nachrichten amtlih bekannt gegeben seien, man meinte damit, vou militärischen Kommando- stellen. Tatsihlih hat das Generalkommando Lüttwiß Auétunft über Lichtenberg abgelehnt, und zwar mit gutem Grunde, weil im Poltze?- prâsidium in Lichtenberg gar keine Soldaten waren, sondern nur Beamte. Ueber diese Frage hat der Ministerpräsident ja cingebend hier Aus- kunft gegeben, Es fehlten dem Generalkfommandso daber Nachrichten von dori. Es ist noch nicht genau festgestellt, ob und welhe dew Generaltkommando nochgeorbnete Dienststellen Nathrichten heraus- gegeben haben, die danu einen amtlichen Stempel trugen.

Meine Damen und Herren, wir dürfen nun nlcht vergessen, baß in folhen Zeiten die Aumtlicßkeit der am Kampf beteiligten Korn- mandostellen die reinste Menschlichkeit bedeutei, und zwar die Mensch- likeit ia der Aufregung und in der Hochspannung. Ih felb| würde einer“ vierjährigen Kriegserfahrung als Generalstabschef an fast alien Brennpunkten des Weltkrieges ins Gesicht s{lagen, wenn ich mich vermessen wollte, die Summe von Behauptungen d28 Hecrn Abg. Hoffmann heute amtlich richtigstelen zu können. Das ift 0- wissenbaft ganz unmögli. Die gleiche Ueberzeugung kommt ja ‘in dem Antrag der fozialdemokratis@en Partei auf eine parlamentarisde Untersuhung zum Ausdruck, und in diesem Geiste würde i es auh für fadlid gehalten laben, wenn glei ruhige, aller- dings Geduld erfordernde Prüfungen an dle Stelle mafsen- hafter, aber ungenügend aufgeflürter und bei der na beideu Seiten verbeßend wirkende Bibauptungen getreten wären. Von militärischer Seite find Unter!uchungen sofort eingeleitet, namentli® hinsichtlih ‘der Matrofenerschicßungen in der Französischen Straße, schon am Tage des* Vorfalls.

So viel steht fest, daß die Kämpfe im ganzen nicht fo cinseitig waren, wie uns am Freitag versichert wurde. Das. bewcifen biz Verluste der Regierungôtrurpen. Die von mir schon erwähnte Division hatte {on am 13. Abends rund 20 Offiziere und 89 Manü- schaften an- Tcten und Verwundeten verloren. (Hört! bört! Einzelnen diefer im Kampfe für die Ordnung Umgekommenen find dabei von eigenen Volksgenossen furchtbare Marterungen in un- begreifliher Roheit bereitet wurden, (Hört! bört ) Ich habe bier Aussagen von Zeugen, deren Namen ih aus den glei@en Gründen wie der Herr Justizminister niht nennen will, denn die Terrorisierung von Zeugen spielt ja heute eine fo große Rolle. - Lassen Sie ml nur wenige Einzelheiten daraus berausgreifen, die aus den Anfanas- tagen ber Üaruben stammen und darum den Untergrund dex Exs bitterung der Truppen lieferten.

Ein mit anderen Kameraden von Spartakisten gefangen gewcsencr Gefreiter gab aa:

Die Spartakisten sagten zu mîc: ein Nosf-ausweis aenügt als Totenschein, Der größte Teil der Spartakisten waren befreite Verbrecher, die sich mit ihren Zuchthausstrafen brüsteten.

(Hört, hört Wir wurden in ein Omnibuspedot gesteckt. Jn der ganzen Zeit bon 10 Uhr Vormittags bis 5 Uhr Nachmittags habe ic entsey- liche Qualen ausgestanden. Es wäre mir tatsächlih lieber gewesen, sosort an die Wand gestellt zu werden, als Stunden des Mordens and Mifhandelns miter!eben zu müssen, mit der \i&eren Aussicht auf den Tod. Bei meiner Flucht wurde ih Zeuge eines entseg- lichen Mordens. Es sollten eine Anzahl Sokdaien ershossen werden. Die Leute wehrten sich in threr Todesangst mit über: menshli®en Kräften. Aber alles Wehren war vergeblih. 5 bis 6 Spartakisten hielten den zu Ermordenden fest, während ein weiierer ibn direët dur die Stirne {oß,

(Hört! hört !) Ein Vorübergehender sagte aus : i

Am 8. 3. gegen 8 Uhr 30 Minuten Abends kam ein Soldat in Kraftfavreruniform obne Regimenisabzeichen aus der Pallisaden- straße angeradelt. J sah mit an, wie ein etwa 16 jähriger Burke ibm eiten Kauppel in das Fahrrad warf, so daß ex zu Boden stürzte. Ghe er sih erheben konnte, war etn Haufen Männer und Weiber über ihn her und bearbeitete ihn mit Knüppeln und Fuß- tritten, sodaß nach vielleiht 2 Minuten nur neh etne formlofe blutende Masse übrig war. Í

(Lebhaftes Hört! hört!) Oberst Reinhard, mein Namensbetter, meldet mir :

Bei meinem Besuh im Hedwigkrankenhaus bei den 3 dort liegenden Verwundeten meiner Brigade stellte ih durch Grzäßlung der Leute über den Vorgang ihrer Verwundung fest :

Auf Patrouille in der Gegend Elsasserstraße— Ackerstraße (ge- naue Angaben hierüber können die Leute wegen der {weren Ver- leßungen noch. niht machen) erhielten sie plôplih von hinten; wahrscheinli von oben, Feuer und brachen zusammen. Zwei konnten fh vor dem Mob, der dann anf sie eindrang, dadutch retten, daß sie sich von Mädchen in- einen Hausflur \chleppéù ließen; einer, der etwas vorausging, ist mit Messern und Knüppeln derartig bearbeitet worden, daß er jeßt an einem gefährlihen Messerstich in der Lunge, mit einem ausgestohenen Auge, zerschnittenem Ohr und mehreren Messerstichen - am Kopfe fehr {wer darnieder liegt. 1

(Lebhaftes Hört, hört! Zuruf von den U. Soz.: Erzäblen Sie do mal etwas von den Grausamkeiten der Regierungstruppen) (in Kaufmann sogte am 7. März aus: y Als wir in die Nähe des Gasthauses „Sck{warzer Adler" in da Frantfurter llee kamon, sagte uns etn Apilift, in der Güriler- stiaße rgen vier oder fünf Negternngsfvlbaten, die seèben von den Syartakisten ershossen worden seien. (Hört, l ört !) j