1897 / 15 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: L den Landrath Hol§ aus Kattowiß zum Ober-Regierungs-

th, und den Regierungs- Afsessor Freiherrn von Manteuffel in Luckau zum Landrath zu ernennen.

Minifterium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Ang elegenheiten. _

Königliche Tehnishe Hochshule zu Berlin (Charlottenburg, Berlinerstraße 151).

Bekanntmachung.

Die Technishe Hochshule wird das Geburtsfest Seiner Majestät des Kaisers und Königs am D See d. J., Abends 6 Uhr, in ihrer Aula festlich

egehen.

Der Zutritt ins Hauptgebäude findet nur durch - den Haupteingang ftatt; es wird ergebenst ersucht, die Einlaßkarten am Eingang zur Aula E:

Charlottenburg, den 15. Januar 1897.

Rektor und Senat. G. Hau.

Ministerium des Jnnern.

Der Ober - Regierungs - Rath Holy is} dem Regierungs- Präsidenten in Stettin zugetheilt worden.

Dem Landrath Freiherrn von Manteuffel Landrathsamt im Kreise Luckau übertragen worden.

ist das

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ werden die von der Jntendantur des Garde-Korps aufgestellten allgemeinen Vertragsbedin-

ungen für die Ausführung von Garnisonbauten, owie die Bestimmungen für die Bewerbung um Ar- beiten und Lieferungen für dieselben veröffentlicht.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten

A Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets,

irflihen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und hielten

Mittags im hiesigen Schlosse, nah Vollzug der Jnvestitur

Anger ad ein Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler ab.

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt Heute eine Sißung. | -

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial-Rath von Geiger und Königlich bayerisher Wirk- liher Geheimer Kriegsrath Habel sind hier angekommen.

Der Regierungs-Assessor von Lucius zu Hanau ist bis auf weiteres dem Landrath des Landkreises Köln zur Hilfe- leistung in den landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ijt S. M. S. „Moltke“, Kommandant Kor- vetten-Kapitän Stiege, gestern in Alexandria und S. M. S. „Stosch“, Kommandant Kapitän zur See Thiele, an dem- jelben Tage in Venedig angekommen. - Leßteres Schiff wird am 21. Januar die Reise nah Triest fortseßen.

__ Die Berichte von deutschen Fruchtmärkten finden fich heute an der Spigze der Zweiten Beilage.

Sachsen. Jhre Majestäten der König und die Königin sind am Sonnabend von Villa Strehlen in das Königliche Residenz- \chloß zu Dresden übergesiedelt.

Baden.

__ Die Erste Kammer hat in ihrer vorgestrigen Sißung die Vorlage, betreffend die Konversion der 4prozentigen en Staatsschuld in eine 31/2 prozentige, mit allen Stimmen angenommen. Seine Großherzoaliche Hoheit der Prinz Karl enthielt fih der Abstimmung. Der „Karlsr.

tg.“ zufolge wird die außerordentliche Session des

Landtages heute geschlossen werden.

Reuß ä. L.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober-Regierungs- B Kammerherr von Meding ist am 165. d. M. von Berlin nah Greiz zurückgekehrt.

Oesterreich-Ungarn.

Das ósterreichishe Herrenhaus berieih am Sonn- abend die Vorlage über die Beamtengehälter. Die Artikel 1 bis 4 wurden ohne Debatte angenommen; bei Artikel 5, welcher bestimmt, das Gesecß solle mit dem Tage der Verkündigung in Kraft treten, entspann sih einelängere Debatte, in deren Verlauf Dr. Freiherr vonLema yer im Namen der Verfassungspartei konstitutionelle Bedenken gel- tend machte, da die Sanktionierung des Geseßes voraus- sichtlich erst im Laufe der nächsten Legislaturperiode erfolgen dürfte. Der Finanz - Minister Dr. von Bilinski trat dem oerfassungsrechtlihen Bedenken des Vorredners entgegen und betonte, die Regierung sei ängstlih bemüht, der Krone die ihr

ustehenden Rechte ganz ungeshmälert zu erhalten. Nachdem fódann Graf Schönborn namens der Rechten und Baron

Lemayer betont hatten, das Sanktionsreht der Krone sei an keinen en Termin gebunden, wurde der Art. 5 ngenommen. Die Vorlage wurde sodann in dritter

ung genehmigt, ebenso das Gesey, betreffend die Be-

steuerung von Effekten, nah den Anträgen der Kom-.

misfion. Jm weiteren Laufe der Berathung wurde au das Geseß über die Regelung der Bezüge der Professoren an den Universitäten und Hochschulen angenommen. Eine besonders lebhafte Debatte rief die Bestimmung, betreffend die Aufhebung der Kollegiengelder, hervor. Die Vorlage wurde aber \hließlich V Ot Hevemara

as ósterreihishe Abgeordnetenhaus beendete in seiner vorgestrigen Sißung die Berathung des Voranschlags des Ackerbau-Ministeriums, nahdem der Acerbau- Minister Graf Ledebur nohmals mit einer längeren Rede in die Debatte eingegriffen hatte. Sodann gelangte der Etat des Justiz-Ministeriums zur Verhandlung.

Im ungarischen Unterhause erregte vorgestern bei der weiteren Berathung des Budgets die Rede dcs katho- lischen Geistlihen Komlossy großes Aufsehen, da derselbe vielfah als der Vertrauensmann des Fürst-Primas angesehen wird. Der Redner warf der Volkspartei vor, daß sie das Volk irre führe, unerfüllbare Forderungen in dem Volke erwecke und die brüderlihe Eintracht unter den Geistlichen stôre. Kom- lossy erklärte, er stimme für das Budget. Am Schluß der Sizung brachte Graf Apponyi eine Jüterpellation ein wegen einer angeblichen Gesezwidrigkeit bei den leßten Kommunal- wahlen im Jaszberényer Komitat. Der Minister des Jnnern Perczel erwiderte, er werde die Jnterpellation innerhalb eines Monats beantworten.

Großbritannien und Frland.

_Jm Mansion House zu London fand, wie „W. T. B.“ berihtet, am Sonnabend Nachmittag unter dem Vorsiß des Lord - Mayors eine Versammlung zur Berathung der durch die Hungersnoth in Jndien geschaffenen Lage statt, der auch der Staatssekrctär für Jndien Lord Hamilton, sowie der Herzog von Connaught und der Herzog von Cambridge beiwohnten. Der Herzog von Connaught brahte eine Resolution ein, worin über die seitens der indishen Regierung ergriffenen Maßregeln Befriedigung ausgesprohen und die. Pflicht des Publikums, dieselben durch wohlthätige Beiträge zu unter- stüßen, ancrkannt wird. Hierauf wollte der Sozialist Hyndmans einen Antrag einbringen, dahin gehend, daß der Staatssekretär die monatlihen Trassierungen auf den indischen Staatsshaz ein Jahr lang einstellen und dieses Geld den Hungernden zuwenden solle. Der Lord-Mayor widersezte sih jedoch dem Ansinnen Hyndmans*. Als dieser auf seinem Vorhaben weiter bestand, wurde er unter dem Beifall der Versammlung, während einige im Hintergrund des Saales befindlihe Gesinnungsgenossen desselben zishten, aus dem Saal gewaltsam entfernt. Darauf wurde die von dem Herzog von Connaught vorgeschlagene Resolution angenommen.

Das „Reuter he Bureau“ berichtet aus Malta, die Kreuzer „Theseus“ und „Forte“ hätten den Befehl er- halten, sofort nah der Westküste von Afrika in See zu

gehen. Frankreich.

Die Kaiserin von Oesterreich ist gestern von Biarriß nah Kap St. Martin abgereist.

Der Präsident Faure empfing vorgestern den neuernannten päpstlihen Nuntius Clari in feierliher Antrittsaudienz. Jn seiner Ansprache erinnerte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Nuntius daran, daß der Papst während der ganzen Dauer seines Pontifikats niemals aufgehört habe, von dem Geiste dcs bei alten französishen Chronisten vorkommenden Wortes „Christus liebt die Franken“ durchdrungen zu sein. Der Nuntius erbat die Untecstüßung der französischen Regierung zur Sicherung des guten Einvernehmens zwischen der Französischen Republik und der Kirche auf der Grundlage und im Geiste des Konkordats. Der Präsident Faure dankte in seiner Erwiderung für die ihm ausgesprohenen Gefühle und gab seinen herzlihen Wünschen für den Papst Ausdruck. Der Präsident fügte hinzu, er sei glücklich über die Werth- shäßung, welche der Papst für die Erhaltung eines guten Gef ens mit Frankreih hege. Frankreich theile dieje

efühle.

Der Minister des Jnnern Barthou wird, wie es heißt, in der Kammer eine Vorlage zur Ergänzung des Gesetzes, be- treffend den Aufenthalt der Ausländer in Frankreich, einbringen. Danach sollen die Ausländer nicht allein gehalten sein, sih Aufenthaltsscheine ausstellen, sondern diese auch visieren zu lassen, so oft sie die Aufenthaltsgemeinde wechseln.

Jn der vorgestrigen o A der Deputirtenkammer übernahm Brisson den Vorsiß und hielt eine Ansprache an die Kammer, worin er sie zur thatkräftigen Arbeit aufforderte, da die gegenwärtige Legislaturperiode sich ihrem Abschluß nähere und man für das Wohl Frankreichs und den E der Demokratie arbeiten müsse. Der Deputirte Carnaud (Soz.) richtete eine Anfrage an die Ms über die Q Doumer’'s zum General-Gouverneur von Jndochina; diese Ernennung sei aus politischen Hinter- gedanken, nicht im Jnteresse für A erfolgt. Carnaud warf der Regierung vor, sie habe gesucht, die radikale Partei in Mißkredit zu bringen, indem sie dieselbe korrumpiere. Der Minister der Kolonien Lebon erwiderte: Die Ernennung Doumer'’s habe nichts mit der Politik zu thun. Jn Tongkin sei die Ruhe hergestellt; man habe Doumer zum General- Gouverneur gewählt, damit er die Verwaltung Tongkings organisiere. Die von dem Minister verlangte einfahe Tages- ordnung wurde mit 350 gegen 138 Stimmen angenommen. Jm weiteren Verlauf der Sihung beshloß die Kammer mit 356 gegen 162Stimmen, den Geseßentwurf, betreffend die Z u cker- steuer, vor dem Budget zu berathen. Für das auf Staats- kosten ju veranstaltende Leichenbegängniß des verstorbenen General-Gouverneurs von Jndochina, Rousseau, wurde ein Kredit von 15 000 Fr. bewilligt.

Jm Palais Bourbon traten am Sonnabend die Sena- toren und Deputirten der Zucker produzierenden Departements zusammen und beschlossen, um den in der Budgetkommission erhobenen Bedenken gegen die neue Zucker- steuer ena zu tragen, Abänderungsanträge einzubringen, wonach erstens bis zum 1. September 1897 die Exportprämien auf die Hälfte herabgeseßt werden sollen, und zweitens die Regierung ermächtigt werden soll, die Dis But oder Auf- hebung der Prämien zu dekretieren, falls Deutschland oder Oesterreich ihre Prämien herabsezten oder aufhöben.

Sochor namens der Mittelpartei im Gegensaz zu Dr. von

Der Verweser des Auswärtigen wird sih, wie man dem „/ ge

B.“ aus St. mittheilt, am 20. d. M. na Bun

penhagen begeben.

Der „Regierungsbote“/ von gestern meldet, daß der Hof: inis

meister Graf Lamsdor ff, Mitglied des Conseils des Mini Periuans des Auswärtigen, zum Adjunkten des Ministers es Auswärtigen ernannt worden sei. _ Anfang Februar wird im Finanz-Ministerium eine Kom- E D Ee dr Fesisebung fts bse dmen ehu eigerung des Exports landwir aftli Produkie Rußlands. Yaltliger

Ftalien.

Der Ministerrath trat, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag zu einer Sizung zusammen. Die Berathung erstreckte sich anl die laufenden Angelegenheiten und auf die Prüfung der parlamentarischen Lage.

Schweiz.

ch

Der Bundesrath hat, wie „W. T. B.“ berichtet, der Bundesversammlung einen Gesezentwurf, betreffend die Lohnzahlung und das Bußewesen bei den nach dem Bundesgeseß vom 26. April 1887 haftpflichtigen Unternehmungen, vorgelegt. Artikel 1 dieses Ent- wurfs bestimmt, daß die Jnhaber der genannten Unter: nehmungen verpflichtet sind, ihren “Arbeitern spätestens alle zwei Wochen oder bei besonderer gegenseitiger Verständigung auch monatlih den E in Baar und in der geseßlihen Münzsorie auszuzahlen. Bei Stü arbeit werden die Bedingungen der Zahlung gegenseitiger Ver- einbarung überlassen. Die Bußen dürfen die Hälfte des Tagelohns nicht übersteigen und sind im Jnteresse der Arbeiter namenilih für Unterstüßungskassen, zu verwenden. Lohnabzüge für mangelhafte Arbeit oder verdorbene Stoffe fallen nicht unter den Begriff der Bußen. Nach Art. 2 entscheidet bei Streitigkeiten Über die Art der Lohnzahlung, die Lohnabzüge und die Er- hebung und Verwendung der Bußen der “uständige Richter, Die Durchführung dieses Geseßes liegt den Regierungen der Kantone unter der Oberaufsicht des Bundesraths ob, der über alle Beschwerden entscheidet. e R gegen die Bestimmungen des Geseßes sind mit Bußen von 5 his 500 Franken zu belegen. Hinsichtlih der Arbeitszeit der M N an Sonnabenden könnten zur Zeit be- ondere geseßliche Vorschriften nicht erlassen werden. Ebenso könne der Bundesrath angesichts der eingegangenen Antworten verschiedener Jndustrie treibender Staaten den Wünschen nach einer internationalen Regelung der Arbeitershußfragen sowie nah Errichtung eines internationalen Bureaus für Arbeiterfragen zur Zeit keine Folge geben. Das Geseg unterliegt dem Referendumsvorbehalt.

Belgien.

___ Prinz Albert von Belgien besuhte am Sonnabend in Antwerpen das deutsche Kriegs\hif „Barbarossa“ und nahm an Bord desselben das Frühstück ein.

Türkei.

Aus Konstantinopel von gestern meldet „W. T. B.“: Es heiße nunmehr, die Pforte habe den Botschaftern eine Note übermittelt, worin sie die Annahme des Organi- sationsentwurfs für die Gendarmerie auf Kreta anzeige, jedoch mit dem Vorbehalt, daß die Aufnahme von Ausländern in das Gendarmerie-Korps nur provisorisch und der Eintritt griehisher Unterthanen gar nit gestattet sein solle. :

Jn Philippopel eingetroffenen Meldungen aus Kon- stantinopel zufolge sollen sämmtliche in Festungen und auf Jnseln internierten politishen Gefangene türkischer Nationalität wegen der in leßter Zeit sich häufenden Fluchtfälle nah Konstantinopel zurückgebraht werden.

Serbien.

Der König wird sih, dem „W. T. B.“ zufolge, in der weiten Hälfte des Februar nah Sofia begeben, um den Besuch des Fürsten bte La zu erwidern.

Der bisherige Gesandte in Wien Simitsch wird Ende dieses Monats nah Wien gehen, um sein Abberufungss\chreiben zu überreichen.

Bulgarien.

Der Appellationsgerihtshof in Sofia hat das Gesu des im Stambulow-Prozeß verurtheilten Tüfektshiew um Freilassung gegen eine Kaution von 25000 Fr. genehmigt.

Afrika. i

Aus Massowah wird der „Agenzia Stefani“ gemeldet, der General Vigano, der in Abwesenheit des Generals Baldissera diesen als Gouverneur vertrete, habe die Zu- sammenziehung der italienishen Truppen um Agordat angeordnet, da aus dem Gebiete zwischen den Flüssen Takash und Chor-el-Gash eine Bewegung der Derwische nah Nordosten gemeldet worden sei. :

In Nom eingetroffene Privatdepeshen aus Ma ssowah berichten über den Vormarsch der Derwische Folgendes : Eine starke Abtheilung Derwische sei auf der Route Elit-Bitama vorgerüdt, rechter Hand an Kassala vorbei, dann nördlich des Chor-el-Gasch-Flusses in der Richtung auf Amideb und Mogolo. Es handele sich wahrscheinlih um den ganzen Vortrab der Derwishe von Kedaraf, die einen ernsten Vorstoß gegen Agordat unternehmen dürften. Die Verwaltung der Erythräishen Kolonie habe daher beschlossen, alle verfügbaren Truppen zwischen Agordat und Keren zu sam- meln ; die Konzentrierung sei fast beendet. Agordat sei stark mit Artillerie und reihlich mit Lebensmitteln versehen nnd werde durch Eingeborenen-Truppen in ausreichender Zahl ver- theidigt. Eine Abtheilung Kundschafter halte die Fühlung mit dem Vortrab der Derwische aufrecht. General Vigano habe einige Kompagnien Miliztruppen und Eingeborene aus dem Gebiet von Sarae zu den Waffen gerufen. Man glaube, daß die Lage innerhalb weniger Tage geklärt sein werde.

Eine Depesche der „Agenzia Stefani“ meldet aus Asmark0- Eine vorgeschobene Abtheilung der Derwische, mit ‘welcher eint italienische Kundschafter-Abtheilung in steter Fühlung geblieben, sei am Sonnabend bis auf eine Entfernung von/zwel Stunden vor Agordat angekommen und dort, ohne bis jeßt weiter ee s verblieben. Wahrscheinlich ziehe sih der Feind bei/Bischa zujsamme?- Es sei kein Anzeichen vorhanden, daß nah dem Süden

Amts Graf Murawjey |

enwärtig beunruhigend werden könne. Nichts-

die Lage eien am Sonnabend in den Landschaften Sarae

I i asen die Miliztruppen zu den Waffen gerufen worden,

um A verstärkte Wachsamkeit gegen die Südgrenze zu er- möglichen und gegebenen Falls gegen die Derwische vorzu- ehen. Der Konzentrationsmarsch - gegen Agordat und das u ‘ammenziehen der Miliztruppen vollzögen sich in voller rdnung. ie Aus Bonny ist vorgestern Abend dêï großbritannischen Auswärtigen Amt die Meldung zugegangen, daß nah Aus- agen der beiden geretteten Mitglieder der Expedition nah

enin, des Kapitäns Boisragon und des Kommissars Loe, alle übrigen Mitglieder der Expedition erschossen worden seien. Am 20. Januar würden genauere Mittheilungen über das Schicksal der Expedition gemacht werden können.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichie über die vorgestrigen Sizungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be- finden ficz in der Ersten Beilage.

In der heutigen (155.) Sißung des Reichstages, welcher der Justiz - Minister Schönstedt, der Staatssekretär des Reichs - Justizamts Dr. Nieberding und der Staats- sekretär des Reichs-Schaygamts Dr. Graf von Posadowsky beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Reichshaus-

alts-Etats für 1897/98 bei dem Spezialetat der Reichs- A tiperwaliung fortgeseßt.

Das Wort nahm zuerst der Abg. Munckel (fr. Volksp.), worauf der Justiz-Minister Schönstedt in einer Rede erwiderte, die bei Schluß des Blattes noch nicht beendet war und morgen im Wortlaut nachgetragen werden wird.

Jn der heutigen (20.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, in welcher der Finanz-Minister Dr. Miquel, der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen, der Minister für Landwirthschaft 2c. as von Hammer- stein, der Minister des nnern Freiherr von der Recke und der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld zugegen waren, begann die erste Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1897/98.

Bei Schluß des Blattes erhielt das Wort der Abg. Dr. Bach em (Zentr.).

Nr. 2 des „Centralblatts für das Deutshe Reich“, heräusgegeben im Reichsamt des Innern, vom 15. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat-Wesen: Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands-Akten. 2) Kolonial-Wesen : Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstandê-Akten im Schußgebiet der Neu-Guinea- Kompagnie; desgl. zur Ausübung der Befugnisse eines \tellver- tretenden Standesbeamten daselbst. 3) Bank. Wesen : Status der deutschen Notenbanken Ende Dezember 1896. 4) Polizei - Wesen : Ausweisung von Auéländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 3 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 16. Januar, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst-Nachrichten. Nichtaint- liches: William Morris und die fünfte Ausftellung des Kunstgewerbe- Auss\tellungsvereins in London. (Fortfeßung.) Zehn Jahre Betrieb der Arlbergbahn. Die Preisbewerbung für ein Völkerschlacht- Nationaldenkmal bei Leipzig. (Schluß.) Vermischtes: Patent- \chriften-Auslegestellen. Wettbewerb um Pläne für ein Vereinshaus der Gesellshaft Concordia in Barmen. Ausstellung von Erzeug- nissen des gesammten Dachdecker: Handwerks. Doppelfenster in Küchen. Elektrishes Eisenbahnsignal. Kachelofen mit Rauch- verbrennung und dauerndem Luftumlauf. Kostenanschlag- Ueberschreitungen bei großen Bauunternehmungen. Dampfer flotte der Welt. Bücherschau.

Nr. 2 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 15. Januar, bai folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. dex Bau und Betrieb vollspuriger Nebeneisenbahnen von Jädickendorf nah Pyriy und von Berlinhen nah Arnswalde durch die Stargard- Küstriner Eisenbahngesellshaft, vom 14. Dezember 1826. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 30. Dezember 1896, betr. Auéübung des staatlihen Auffichtsrechts über die Eisenbahnen bon Jädickendorf nach Pyriß und von Berlinhen nach Arnswalde; bom 7. Januar 1897, beir. Untersuhung des Sehvermögens der Eisen- bahnbediensteten; vom 9. Januar 1897, ketr. Krankenversficherungs- vfliht der Regierungs-Bauführer für das Maschinenbaufah und der Maschinenbaubeflifsenen während der Ableistung des Lokomotivfahr- dienstes; vom 11. Januar 1897, betr. Besoldung der Bureaudtätare ; vom 12. Januar 1897, betr. Stemvelfreiheit der polizeilihen Beschei- nigungen über das Leerstehen der Wohnungen. Nachrichten.

Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg berichtet das „Wolff’she Bureau“ zum Aus- stand der Hafenarbeiter: In der vorgestrigen Kommissionssißzung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Handelskammer (vgl. Nr. 13 d. Bl.), wurde die Forderung der Arbeiter, daß die neuen Arbeiter zu entlassen und sämmtliche alten wieder einzustellen seien, nicht angenommen. Die Verhandlungen führten s{ließlich zu dem Ergebniß, daß drei Arbeitgeber und drei Arbeitnehmer gewählt wurden, die Vo1shläge zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten ausarbeiten sollen. Die Kommission besteht aus einem Rheder, einem Stauer und einem Ewerführerbaas, sowie einem Seemann, einem Stauermann und einem Ewerführertagelöhner. Eventuell sollen die Vorschläge etnem Schiedsgeriht unterbreitet werden. Die Verhandlungen dauerten etwa drei Stunden und fanden in versöhnliher Form statt. Die „Hamb. Börsenh.* theilt über die Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern Folgendes mit: Die Arbeiter er- klärten, fie hâtten kein Vertrauen zu den Arbeitgebern, sie müßten auf Wiedereinstellung der alten Arbeiter und entsprechender Grtlassung der neuen Arbeiter bestehen und s{chlügen vor, daß Verhandlungen zwishen den Parteien nah den __ einzelnen Kategorien tattfinden, und daß sodann sämmtliche beiderseitigen Ver- treter zur Beseitigung etwaiger Streitpunkte zusammentreten sollten. Lehne eine Partei das so gewonnene Ergebniß ab, so sollten sämmt- liche Delegirte neuerdings zusammentreten. Dieser Vorschlag konnte von den Arbeitgebern aus formellen und sahlihen Gründen niht angenommen werden. Die Vermittlung und Regelung aller aujelnen Fragen ‘könnte Monate erfordern. Die Entlassung der neuen

fbeiter würde eine Ehrlosigkeit sein, die den Arbeitgebern die Ver- achtung der Arbeiter mit Recht zuziehen würde. Das mangelnde Ver-

*

trauen der Arbeiter sei unbegründet. Durch den bedingungslos ge- stellten Antrag auf Ginfeung eines E Ls hätten die Arbeit. geber ihren ehrlichen illen det; sie verlangten auch niht die bedingungslofe Aufnahme der Arbeit, sondern die Wieder- aufnahme unter der Bedingung, daß die behaupteten Mißstände thunlichst abgeftelt würden. Nach ihrer eigenen Erklärung seien ja die Arbeiter nur wegen déeser Beshwerden in den Ausstand ein- E Die Arbeitgeber hätten mindestens ebenso viel Ursache zur lage. Mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die Besprehung dem ersehnten Ziele näher geführt habe, wutde die Sißung geschloffen.

Aus Lübeck meldet €W. T. B.*, daß 7 Ausftändige des Thiel’shen Emaillierwerks in der vorgestrigen Gerichts- verhandlung wegen eines am 24. November v. J. begangenen Ueber- falls von niht ausftändigen Arbeitern des Emaillierwerks zu 14 bis 3 Jahren Gefängniß verurtheilt wurden.

Aus Schwelm wird der „Köln. Ztg." geshrieben: Der in der Westfälishen Holzschraubenfabrik ausgebrochene Ausstand r T ist durch einen Vergleih beendet worden. (Vgl.

r. . Bl.

Kunft und Wissenschaft.

__In der am 13. d. M. abgehaltenen Generalversammlung des hiesigen Vereins für deutsches Kunstgewerbe wurden bei der Vorstandswahl wiedergewählt: als Erster D yaer Herr Architekt Karl Hoffacker, als Erfter Stellvertreter Herr Direktor Dr. P. Jessen, als Zweiter Stellvertreter Herr Geheimer Hofrath Schröer. Ebenso wurde das Schriftführeramt aufs neue Herrn Ernst Flemming, Lehrer der städtishen Webeshule, übertrazen, während zu Stellver- tretern die Herren Architekt Bruno Möhring und Professor P. Schley gewählt wurden. Das Schaßamt des Vereins verbleibt bei Herrn Fabrikanten Gustav Rading. ie Geschäftsstelle des Vereins befindet ch in Berlin W., Wilhelmftraße 44.

Literatur.

Das Januarheft der „Deutschen Rundschau" (Berlin, Gebrüder Paetel) enthält einen Aufsaß „Ueber Gerechtigkeit und Politik“ von Friedrich Curtius, welcher die Politik der Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit der Politik in geistvoller Ausführung gegen einander abwägt. Der neue Roman von Ossip Schubin „Die Heimkehr" wird um ein gutes Stück weiter gefördert. Von tee pen Grimm findet man darin Beiträge zur Charakteristik

oecthe’s, welche auf die Stellung Goethe?s zu seinen Zeitgenossen im Antang dieses Jahrhunderts hinweisen. Ein literar- und kultur- geschichtlich werthvoller Beitrag von Friy Schchöll handelt von der Säfularfeier des Augustus und dem Festgediht des Horaz, unter Berücksichtigung älteren und neuesten Forshungs- materials. Aus den Tagebüchern Theodor von Bernhardi's werden Kapitel über die Ereignisse des Krieges von 1866 mitgetheilt. Paul Rohrbach wendet mit besonderem Hinweis auf die Ausstellung von Nischni Nowgorod den Blick auf die Erfolge der russischen Wirthschaftspolitik. Fesselnd und anregend erzählt I. T. von Eckardt von der Eigenart der Magrebinischen Bolksmärhen. Den Schluß des Heftes bilden mehrere kürzere Aufsäße über Kunft, Politik und Uteratur, eine Charakteristik des italienishen Tragöden Ernesto Rossi von I. Minor, die politische Rundschau, literarishe Notizen und eine reihhaltige Bibliographie.

Mit der fkürzlich erschienenen Nr. 53 (1896) beendet das Frauenblatt „Häuslicher Rathgeber“ seinen 10. Jahrgang. Auch der Reman von A. von Trystedt „Schatten der Vergangenheit“, der die Leserinnen während der Dauer eines Jahres in Spannung erhalten hat, gelangt darin zu einem versöhnlih ausklingenden Schluß. Im neuen Jahrgang 1897 foll ihm ein niht minder fefjelnder Roman mit dem Titel „Schloß Lichtenegg“ von Julius Rasch folgen. Das der Nr. 53 beigegebene Inhaltsverzeihniß des abgeshlofsenen Jahrgangs bezeugt die Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Blattes, das nun- mehr bereits seit einem Dezenntum den Abonnentinnen sich nicht nur für Mode und Handarbeit, sondern auch für alle fonstigen Bedürf- nisse in Haus und Küche wirkli als ein nüßliher Rathgeber bewährt hat. Probenummern versendet der Verlag von Robert Schneeweiß, Berlin W. 30, Elßholzstraße 19, gratis und franco.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Deutsche Landwirthschaftsrath hält in den Tagen vom 8. bis 13. Februar d. J. im Provinzial-Ständehause hierselbst seine XXV. Plenarversammlung ab. Die Tage8ordnung lautet, wie folgt:

4 Siena zurk Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abänderung von Arbeiterversiherung8geseßen. Referenten: Dr. von Frege- Abtnaundorf; Freiherr von Welser- Ramhof. /

B. Stellung zum Geseßentwurf, betreffend die Abänderung der Unfallversicherungs8geseße. Meferent: Freiherr von Welfer-Ramhof.

C. Stellung zum Entwurf eines Geseßes über die Zwangs- versteigerung und die Zwangsverwaltung. Referent: Landgerichts- Rath Schneider. Caffel. S S

D. Havptmängel und Gewährfristen beim Viehhande l. Referenten : Srofelior Oekonomie-Rath von Langsdorff-Dresden; Domänen-Rath

eitih - Rosto; Professor Dr. Dieckerhoff - Berlin; Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Dammann-Hannover ; Geheimer Ober- Reaierungs-Rath Dr. Lydtin-Karlsruhe; Landgerichts-Rath Schneider- Cassel.

! E. Reich: bezw. landesgeseßlihe Regelung des Abdelereiwesens. Referenten : Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Orth-Berlin; Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Dammann- Hannover.

F. Sculderleihterung und Schuldentlaftung des ländlichen Grundbesitzes: a. Reorganisation des landwirthschaftlichen Kredit- wesens. Referenten : Freiherr von Soden-Neufraunhofen ; Dekonomie- Rath Winkelmann-Köbbing. b. Die Beleihungsgrenze der öffentlichen und genossenschaftlihzn Realkredit-Institute, Ablösung der zweitstelligen Privathypotheken und Feststellung einer Vershuldungsgrenze. Nefe- renten: Professor Dr. Sering-Berlin; Landesältefter von Donat- Chmiellowiß. c. Bedeutung der Lebensversiherung für die Land- wirthschaft, insbesondere für die Schuldentlastung- Referenten : Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Freiherr von Hammerstein- Meß; von Stokhausen-Abgunst. E

G. Die ländlichen Arbeiterverhältnisse: a. Seßhaftmahung der Landarbeiter und Bedeutung der Natural- und Geldlöhnung. Referenten: von Pattkamer-Plauth; Pauli-Lövenih. b. Antheil der Landarbeiter am Roh- oder Reinertrage. MReferenten: Freiherr von Cetto-Reiche1tshausen ; Landrath von Werder-Halle a. S. C. Wohl- fahrtseinrihtungen für die Landarbeiter. Referenten: Freiherr von Hövel-Herbeck; Geheimer Regierungs-Rath Reih-Meyken. :

H. Reform des Schlachtviehhandels und Bedeutung der Kühl- häuser an Schlachthöfen für die Landwirthschaft. Referenten : Landes- Oekonomie-Rath von Mendel-Steinfels-Halle a. S.; Professor May- München. : Ó

1. Die Zuckersteuerfrage. Referenten: Geheimer Regierungs- Rath, Professor Dr. Maercker-Halle a. S.; Amtsrath Seer-Nischwih.

K. Berichte der Kommissionen: a. betreffend die ländliche Arbeiter- frage. Referent: Freiherr von Cetto-Reichertshausen; b, betreffend Regelung der Gebräuhe im Dünger- und Futtermittelhandel. NRefe- rent: Domänen-Rath Rettich-Rostock; c. betreffend Viehversicherungs- wesen. Referent: Professor, Oekonomie-Rath von Langsdorff-Dresden ; d. betreffend Feuecrversiherungswesen. Referent: General - Sekretär i. V. Dr. Dade- Berlin; e. betreffend Hagelversicherungswesen. Refe- rent: General-Sekretär i. V. Dr. Dade-Berlin.

Eine Ergänzung dieser Mons

die Aufnahme der Berathung über Geseyentwürfe,

insbesondere auchch welhe dem

Reichst noch zugehen sollen, bleibt vorbehalten. Eventuell wird auf die Tagesordnung noch eine Aenderung des § 2 des Statuts zu seßen sein, falls eine Polche durch die Beschlüsse des preuis@én Landes-Oekonomie-Kollegiums, welhes am 4. Februar d. J. über seine Reorganisation berathen wird, bedingt sein follte.

Am Mittw , den 10. Februar d. I., Vormittags 11 Uhr, wird im Provinzial - Ständehause zur Feier des R Be- stehens des Deutschen Landwirthschaftsraths eine Festrede gehalten werden. An demselben Tage findet aus demselben Anlaß Nachmittags 6 Uhr ein Festmahl im Hotel „Kaiserhof“ statt. - É

Als S@luß-Termin der Anmeldungen für die große allgemeine Gartenbau-Ausftellung, welhe, wie {hon mitgetheilt, zur Feier des 75 jährigen. Bestehens des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preußishen Staaten“ vom 28. April bis 9. Mai d. I. im Treptower Park stattfindet, is der 1. März festgesetzt. Allen, die noch geneigt find, auszustellen, wird daher von dem Vorstand des Vereins empfohlen, bald anzumelden, damit ihnen ein guter - Platz gesichert werden könne. Für die Ausstellung ftehen zur Ver- fügung: der Pavillon der Stadt Berlin, die Chemiehalle, die Fischerei- halle, der Hefter’she Pavillon und das umliegende Terrain. Seine Majestät der Kaiser und König hat für die Berliner wie für die während des ganzen Sommers in Hamburg stattfindende Aus- stellung je eine Ghrengabe in Pees eines fehr werthvollen Erzeug- nisses der Königlichen Porzellan-Manufaktur bewilligt. Außerdem stehen viele andere Ehrenpreise und an programmmäßigen Preisen 50 000 A zur Verfügung. Programme und Antmeldebogen können dur das Bureau der Ausftellung, Berlin N., Invalidenstraße 42, kostenlos bezogen werden. ]

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

St. Petersburg, 16. Januar. (W. T. B.) Angesichts der Pest -Cpidemie in Bombay hat das Medizinal - Departement einen umfassenden Plan von Maßnahmen gegen die Epidemie aufgestellt, durch welche ein rechtzeitiger Eingang authentisher Berichte über ein eventuelles Auftauhên der Pest in den Häfen des Persischen Meerbusens Bender-Buschehr und Bender-Abbas, sowie in Teheran, Mesched, Sebsewar, Kerman und Iesd sichergestellt werden foll. An der persishen Küste des Kaspischen Meeres werden die Uferstrecke bei Giaz (?), ferner die Orte Mesched-i-Sar und Astara unter Aufsicht russischer Aerzte gestellt, auch nach Rescht wird ein russisher Arzt gesandt. Die Errichtung ärztliher Beobachtungspunkte wird in Transkaspien für Gaudan Duschak, Tachtabazar sowie auf dem Kuschk vorbereitet ; Wacht- posten sind an der bucharisch-afgbanishen Grenze in Kelif, Karki und Aiwads{, ferner an der Grenze des . Semiretschje-Gebietes mit Kaschgar in Atbasch und an der Grenze des Fergana- Gebietes mit Kaschgar in Irkeshtam vorgesehen. An der Grenze des Kaukafus sind für den Fall des Auftretens der Pest in Persien ärzt- lihe Beobachtungsstationen in Astara, Beletuwar, Hudoferin (?), Dschulfa und Tschanakhtschi zu errihten, ferner in Baku, Petrowsf, Lenkoran, Derbendt, Krasnowodsk, Usunada und Ts\chigkischliar. Gegenwärtig vorzubereiten ist die Einführung einer sanitären Be- aufsihtigung der türkishen Felucken in Batum, Poti und Now Rossijsk. Das Ministerium des Innern erwägt sodann noch die Agen einer maritimen ärztlißhen Beobachtungsstation in Astrachan.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 17. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. PD. „Kronprinz Friedrih Wilbelm" 16. Jan. Mttgs. Reise v. Antwerpen n. Oporto fortge]. PD. „Mark * n. d. La Plata bestimmt, 16. Jan. Vorm. Coruña angek. RPD. „Sachsen“ 16. Jan. Vin. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortges. RPD. „Preußen“, n. Ost-Asien bestimmt, 16. Jan. Vm. Neapel angek. D. „Löwenburg“, v. Brasilien kommend, 16. Jan. Mrgs. Ant - werpen angek. PD. „Roland“ 15. Tan. Nachts Baltimore angek. RPD. „Prinz-Regent Luitpold", ¿. Australien bestimmt, 15. Jan. Nahm. in Colombo angek. D. „Heimburg“ 14. Jan. Vim. Reife v. Oporto n. Pernambuco fortges.

London, 16. Januar. (W. T. B.) Union-Linie. D. „Athenian“ heute auf der Ausreise bei den Canarishen Jnseln angekommen.

18. Zänuar. (V T. B) D. "¿Tartar! Sonnabend von Soutbamvton abgegangen.

Rotterdam, 16. Januar. G D) Golläubs Amerika- Linie. . „Schiedam“, von Amsterdam nah New-York, heute Nachm. von Amsterdam abgegangen. D. „Edam“, von Rotterdam nach New? York, geftern Nachm. in New-York an- gekommen. D. „Amsterdam“, von New-York nach Rotterdam, gestern früh von New-York abgegangen.

auf Ausreife

Theater und Musik,

Lessing-Theater.

„Die Wiederkehr“ („L'invitée“), St&auspiel in drei Aufzügen von Françots de Curel, welhes am Sonnabend zum ersten Mal in Scene ging, is eine recht gefällige literarishe Arbeit, welche als Erzählung vielleiht besser wirken würde, denn als Drania. Für die breite dramatishe Bearbeitung in drei Akten erwies sich die Ps jedenfalls als zu dünn; endlose Gesprächsfcenen müssen zur Dehnung des Stoffs Verwendung finden, deren Inhalt fo geistvoll man auch den in ibnen geführten Dialog finden mag sih erheblich knapper bâtte ausdrücken lassen. Einen wohlgelungenen Akt enthält das Stück indessen, das ist der zweite; in ibm hätten die wesentlihen Momente des erften und des dritten in kürzerer Form Verwendung finden können, dann wäre die Bühnen-Literatur um einen werthvollen Ein- after reiher geworden. Es handelt sich in dem Schauspiel um die Wiederkehr einer Jahre lang von ihrem Gatten getrennt lebenden Frau in ihr ebelihes Heim, wohin sie auf Einladung des- selben kommt, um ihre beiden Töchter wiederzusehen. Bei diesem Wiedersehen erwacht die Mutterliebe aufs neue, und mit einem Aus- blid auf eine Zukunft, in der durch die Kinder auch die Eltern vielleiht versöhnt werden, schließt das Stück. Die Aufführung war bis auf das etwas schleppende Tempo des lediglich aus vorbereitendem Dialog bestehenden erften Akts allen Lobes werth. Fräulein Dumont und Herr Suske spielten das erwähnte Ehepaar gewandt und eindrucksvoll, die Damen Jaeger und Elsinger die beiden noch im ersten Mädchenalter stehenden Töchter glaubhaft und natürlih. Auch Herr Stockhausen, Frau Förster und Herr Merten bewährten sich in kleineren Aufgaben.

Theater des Westens.

Felir Philippi’s Schauspiel „Der Dornenweg“, welcher vor längerer Zeit im Lessing-Theater einige ecfolgreihe Aufführungen erlebte, fand am Sonnabend auch an der neuen Kunstftätte des Westens eine sehr wohlwollende Aufnahme. Wir haben bereits bei der erwähnten Erstaufführung die Vorzüge des Stückes, die namentlich in der geshickten Technik und in einem fesselnden Dialog bestehen, aber auc seine großen Shwächen : die Unwahrscheinlichkeit der Charaktere und des Auszangs der Handlung, eingehend erörtert. Es sei daher nur daran erinnert, daß es sih in dem Schauspiel um den unschuldig an- geklagten und verurtheilten Beamten eines Kaufmannshauses handelt, der, auh nahdem ihm bekannt geworden, daß ein Sohn seines Chefs der Dieb war, für den er gelitten, auf die Wiederherstellung seines ehrlichen Namens verzichtet, um seiner Tochter die Ehe mit dem Bruder des Verbrechers zu ermöglihen. Die Darftellung war im Ganzen recht er- freulich. Juin Vordergrunde and Frau Nuscha Buye, die hier, wie früher im Lessing-Theater, die Hauptrolle: Frau Johanna Wedekind

gab und das, was der dichterishen Gestalt an Natürlichkeit