1897 / 16 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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I E Hängen blei bt, und ih frage, —ob- -die-Ernennuñng einstimmig vom

rath gehalten bat. Sein Verhalten in der Sahe Peters eint mir diefen Mann zu einem hohen Riter ganz be- onders wenig geeignet zu mahen. Entweder glaubt er an die hrheit des ihn Mitgetheilten oder niht; in beiden Fällen hat er in der sonderbarsten Weise hier vor dem Hause seine Stellung ge- nommen. In feinem Auftreten erblicke ih eine Doppelzüngigkeit, deren sich ein Jurist am wenigsten hätte {uldig machen sollen. Hdent. Freiberr vcn nes hier nit Anwesenden, und als folche muß ich ihn rügen. Ich mußte diese Begründung nachbringen; es thut mir leid, daß inhalilich an der Ernennung der aufgetauhte Zweifel nah wie vor

Bundesrath beantragt ist.

Staatssekretär des Reichs- Justizamts Dr. Nieber ding:

Was die leite Frage betrifft, so bedauere ih, darauf keine Ant- wort geben zu können. Die Berathungen des Bundesraths find der Oeffentlichkeit vershlossen, und ih habe niht das Necht, aus diesen Verhandlungen auf Wunsch eines geehrten Herrn hier Mittheilungen zu machen.

Was die Sache selbs angeht, so will ih, absehend von allem Persönlichen, nur zwei Momente hervorheben, weil ih besorge, daß sie nach den Autführungen des Herrn Abg. Muvnckel dazu beitragen könnten, die nah seiner Meinung beunrubigte öffentlihe Anshauung weiter zu verftimmen, und weil ihre Beleuchtung, wie ih hoffe, einigermaßen zur Beruhigung beitragen kann. Nicht nur von Herrn Abg. Munckel, fondern au von Herrn Abg. Dr. Förfter sind, soviel ih verstanden habe, bauptsählich zwei Gesichtépunkte ins Feld geführt worden, um hier Bedenken geltend zu machen: einmal, daß ein Mann in ein hohes Richteramt berufen worden sei, der lange Zeit der Justiz entfremdet gewesen, in der Verwaltung thätig gewesen sei, und dann, daß ein Mann hineinberufen sei das hat, glaube ich, Herr Dr. Förster besonders betont —, der es in der rihterlihen Laufbahn nicht über den Amtsrichter hinaus gebraht hake. Meine Herren, was den ersten Punkt be- trifft, so ist hier in den Ausführungen des Herrn Abg. Munckel insofern ein thatsähliher Irrthum vorhanden, als die ganze Thätig- keit des fraglihen Richters, auch nachdem er aus dem preußischen Justizdienst ausgeshieden war, wesentlich auf juristishem Gebiet gelegen bat. Er war zunächst eine Reibe von Jahren mit legislato- rishen Arbeiten im Reichs-Justizamt betraut. Die Herren werden doch wohl anerkennen, daß das eine geeignete Vorbildung au für ein bohes Richteramt sein kann. Er war demnähst mit Justiziar- geshäften im Auswärtigen Amt beschäftigt, und die Herren müfsen erwägen, daß in der Praxis des Reichêgerihts auch sehr viele Rehtéfälle zu würdigen sind, welche öffentlihes Ret und internationale Rechts- beziehungen betreffen, und bei denen es immerhin werthvoll ist, Mitglieder zu haben, welhe nach dieser Rihtung bin nit nur theoretisch vorgebildet, sondern auch praktis geshult sind. Dieser Richter war aber drittens in der Rechtéorganisation und Gesetzgebung unferer Kolonien fehr erheblich betheiligt in einer Thätigkeit, die hobe Anforderungen an das juristische Wissen und die juristishen Erfahrungen des leitenden Beamten ftellt, und das auch, meine ih, wird für eine hohe richterlihße Stellung nicht unterschäßt werden dürfen.

Uebrigens, meine Herren, wenn hier besondere Besorgnisse daran geknüpft werden, daß man in hohe Richterstellen Männer berufe, die lange Zeit der Verwaltung angehört Hätten und infolge- dessen sch niht mehr in der nöthigen innigen Be- ziehung zur MRechtsprehung befänden , so M Wn der angenehmen Lage, Sie mit Beispielen aus dem Leben des Reichs- gerichts selbst beruhigen zu können. Eins der bervorragendsten Mit- glieder des Reichsgerichts haben wir dem früheren Ober-Apvellations- geriht in Lübeck entnommen. Damals bat man kein Bedenken gehabt, einen Mann in diesen Gerichtshof bineinzuzieben, der eine lange Reibe von Jahren nicht Richter gewesen war, fondern im städtishen Kom- munaldienft gestauden hatte. Die Wahl hat sich ausgezeihnet bewährt. Der hervorragende Mann, den ich meine, ift ein vorzügliher Richter in diesem hohberübmten Gerichtshof gewesen, ist noch jeßt Mitglied von großer Autorität in dem Reichsgericht, und niemals find Beforgnisse, wie sie jeßt erhoben werden, ihm gegenüber auch nur aufgestellt, geschweige denn durch die Erfahrungen bestätigt worden.

Dann, meine Herren, einer unserer ältesten und verdientesten Senats - Präsidenten im Reich8geriht if auch in der unglück- lichen Lage, die der Herr Abg. Dr. Förster hier moniert hat: er hat es vorher eben auch niemals über den - Amtsrichter gebracht. Er war Amtsrichter gewesen und trat dann in die Ver- waltung ein, war in verschiedenen Verwaltung8zweigen außerhalb der Justiz bes(äftigt, trat dann wieder in die Justizverwaltung ein und wurde von der Justizverwaltung aus unmittelbar in ein Senats-Prä- Kdium befördert. Bedenken der Art, wie es jeßt beliebt wird, sie zu äußern, find damals nicht geäußert worden; die Erfahrungen hätten se auch auf das glänzendste widerlegt. Denn ih sprehe nicht nur aus der Meinung des Reichsgerichts, sondern auch aus der Meinung des ganzen deutshen Juristenstandes, daß dieser Herr, obwohl er über den Amtérichter niht hinausgekommen war, einer der ersten und her- vorragendsten Männer im Reichsgericht ift.

Daraus werden Sie ersehen, meine Herren, daß es niht rihtig ift, fich pedantisch an eine gewisse shematischWe Vorbildung zu halten, daß es vielmehr darauf ankommt, den Mann seiner Wahl in der gesammten geistigen Entwickelung anzusehen. Ich glaube, die öffent- liche Meinung wird sich, wenn sie auch diesen Gesichtspunkt in das Auge faßt, bald beruhigen, und die Regierung ift überzeugt, die Autorität des Reich8gerihts und die Rechtsprehung desselben werden unter der getroffenen Wahl nicht leiden. (Bravs!)

Abg. Dr. Vielhaben: Es liegt bei dem besprohenen Falle noch der Umstand vor, daß ein Mann, der so mitten im Streit der Meinungen ftand, mitten aus diesem Streit heraus an diese fo verantwortungsvolle Stelle geseßt wird. Ein solcher Mann hat nicht die Vermuthung für sich, daß er den Dingen an höchster richter- liher Stelle objektiv gegenüberstehen wird. Und gerade in der beutigen Zeit müssen derartige Momente berücksihtigt werden. Die Beschwichtigung der großen Menge wird mit den erfolgten Er- flärunaen niht zu Wege gebracht. Die Auffassung, wie sie der Abg. Munckel vorgetragen hat, theile ih nicht.

Die Ausgabekapitel „Reichs-Justizamt“ und „Reichs- geriht“ werden genchmigt, desgleichen die Einnahmen.

Darauf vertagt das Haus gegen 6 Uhr die weitere Etats- berathung auf Dienstag 1 Uhr. Außerdem soll die Novelle zum Unfallges:t in erster Lesung berathen werden.

-Buot: Dieser Ausdruck ist éine BelezdiguA |

auf das vorhandène geschlagene Holz vorsichtig aufgestellt.

Haus der Abgeordneten.

20. Sigung vom 18. Januar 1897.

Auf der Tagesordnung steht die erste Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1897/98. e Abg. Nr... Bachem. (Ztr): -Das-Haus triti an bie-Berathung . des. Etats, nachdem bereits einige wichtige Vorlagen zur Erledigung gekommen find, so z. B. die Konvertierungsvorlage und das Lehrer- besoldungsgesez. Dadurch wird der Etat erbeblih beeirflußt. Es

—sind weitere Vorlagen angekündigt, so über—das Vereinsgeseß, über welches ter Minifter vershiedentlich Andeutungen gemacht aat E

Reichstage ift das Versprechen gegeben, die unhaltbare Bestimmung, betreffend das Verbot des JInverbindungtretens, solle in den Einzel- ftaaten aufgehoben werten. Das Versprechen ift ohne jede Ein- schränkung gegeben worden und sollte auch fo erfüllt werden. (Zuruf des Grafen zu Limburg-Stirum: Ach, wie naiv!) Ja, wir nehmen eine andere Stellung ein, wir nehmen die naive Zusage de Reichskanzlers ebenso naiv hin. Die Auélassungen des Ministers des Innern seinen aber eine Vershlehterung in Ausficht zu stellen und baben im Lande große Beunrubigung erregt. Eine Belaftung der Vorlage mit reaktionären Maßregeln würde zu lebhaften Kämpfen führen, denn wir würden eine solche Vorlace niht annehmen können. Von der Ministerbank if das Versprechen gegeben worden, im Gebiete des rheinischen Rehts konfessionele Kirchböfe zuzulafsen, wie in den öôstlihen Provinzen. Der Widerstand {eint beim Minifter des Innern zu liegen. Es handelt sich niht um eine konfesfionelle Frage, sondern um eine solide der Gerechtigkeit. Die Frage des Wahlrechts ist ebenfalls noch nicht gelöst; ja, man beabsihtigt sogar, in Hefsen- Naffau das Dreiklafsenwahlsystem einzuführen. Dasselbe ift unerträg- lih und bedarf dringend einer Verbefferung. Unsere fpeziellen Wünsche bezüglih der Verbefserung der Lage der Geistlichen werden wir beim Kultus-Etat, die Besoldungswünse der unteren Eisenbahnbeamten werden wir beim Eisenbabhn-Etat vorbringen ; die Aufbesserung der Be- \soldungen der Postbeamten hat man im Reiche mit dem Hinweis auf die preußi‘chen Eisenbahnbeamten zurückgewiesen, troßdem man ibre Berechtigung nicht verkennen konnte. Berechtigte Wünsche follte man aber bei der günstigen Lage des Eisenbahn-Etats erfüllen. Bei der Besoldungsaufbesserung habe ih eine NRüdsicht- nahme auf die Verhältnisse im Reiche vermißt. Man bätte nicht Cr zeitig vorgehen, sondern im Reiche vorangehen follen, die Einzel- staaten mußten nabfolgen. Im Reiche ist die Finanzlage lange nicht so gut wie in den Einzelstaaten; man wird vielleidt auf die Ma- trifularumlagen zurüdckgreifen müssen. Die Art und Weise der Besoldungéaufbefserung hat im Lande keine große Begeisterung hervor- gerufen. Man kann die Berechtigung der einzelnen Klagen noch nit beurtheilen; aber wenn die DHRE N Dinge fo ohne weiteres einleuhten und Unbilligkeiten ergeben, so muß man die Sathe prüfen. Es fehlen feste Grundsäße, man if durch Hunderte von Kom- promissen zu einer Vereinbarung gekommen. Die Beamten- besoldung ist nicht bloß eine Frage des Gehaltes, sondern eine eminent politishe Frage. Zu viel gegeben ist na oben, zu wenig gegeben ift nach unten; die Unterbeamten und die Kanzleibeawten sind unberücksichtigt geblieben, deren Wünsche man in erfter Linie bätte befriedigen sollen. Das Eriftenzminimuw muß den Beamten mindestens gewährt werden. 850 A Gehalt ift für große Städte nicht ausreichend. Wenn solche Beamte sich namentli bei den Eisenbahnen finden, dann muß man bei den guten Eisenbahnfinanzen an diefe in erster Linie denken. An uns soll es dabei nicht fehlen. Die Subalternbeamten der Justiz werden \chlechter behandelt als die der Verwaltung, troßdem die ersteren eine größere und verantwortlihere Arbeit haben. Völlige Gleichheit ist allerdings nit zu schaffen, aber im Großen und Ganzen muß sie erstrebt werden. Bei den höheren Beamten La die der Justiz \chlecter geftellt als die anderes Beamten, aber

ür fie ift nihts geschehen. Konnexionen spielen die Rolle bei der Uebernahme in die Verwaltung (Zuruf: Der Adel!), da spielt die Tüchtigkeit keine Rolle. Wir baben in der Justiz viele tüchtige Be: amte, die nur deshalb nicht in die Verwaltung gekontmen find, weil fie kein Loch gefunden haben, durch das sie bindurchi{chlüpfen konnten. Historische Verhältnisse, wenn sie {hlecht geworden sind, müssen ver- befsert werden, und fozial gleihbewerthet werden die Beamten der Justiz und der Verwaltung von dem ganzen Volke, troßdem werden die Verwaltungsbeamten wieder bevorzuet. Nah dem Amts- bezirk ist das Gebalt auch nit bemessen, denn sfonst müßten die Ober - Landesgerichts - Präsidenten mebr Gehalt bekommen wie die Regierungs - Präsidenten. Im Prinzip muß ih auh die Gleichstelung der Philologen befürworten, denn ihre Vorbildung if dieselbe, auch wenn sie niht an dem Imperium des Staates theilnehmen, denn fie leiten die Erziehung derjenigen, die später an dem Imperium theilnebmen sollen. Die Regierungs- und Ober-Präsidenten und die ibnen gleihftebenden Beamten haben das Eristenzminimum, eine Aufbesserung dieser Beamten, wenn die unteren Beamten nit verbessert werden können, ift ganz un- möglih. Gebt es denn den übrigen Bevölkerungs[{hichten fo gut, daß man die Gehälter vermehren müßte? Man flagt überall über den Rückgang des Einkommens aus dem Grundbesiß, aus dem Kapitalvermögen. Die Einkommen sind allerdings geftiegen, aber nur entsprehend der Volksvermehrung. Nun die Frage der Parität ; eine mechani|che Parität will ih nicht; aber grundfäglih muß Fe anerfannt werden. Die evangeli\chen oberen Kirenb-amten sollen aufgebessert werden, aber an katholische Geistlihe hat man niht gedacht, troßdem Domkapitulare vorhanden sind, die bis in ihr höchstes Alter nur 800 Thaler erhalten. Eine Aufbesserung wäre eine Forderung der Gerechtigkeit. Aber dabei nimmt man Rücksicht auf das Nichtverbeirathetsein, das ton gar nicht in Frage kommt. Wollen Sie wirklich auch bei den

eamten danach einen Untershied machen? Das kann ih nicht glauben. Die Beamtenprivilegien shädigen eine grsofe Anzahl von Gemeinden; man. sollte diese Privilegien einshränken gerade bei dieser Gehalteaufbesserung. Ebenso sollen die Bestimmungen über die Reisekosten und die Diäten revidiert werden, denn die Kosten find sehr hoh, und wenn sie bestehen bleiben, dürfte die Unzufriedenheit mit der Aufbesserung der Gehälter der böberen Beamten noch wachsen. Auch die Gratifikationen, die nur zu Belohnungen dienen, folltena ver- schwinden, weil sie beute überlebt sind. Also ohne weiteres kann man die Besoldungsaufbesserungen nicht erledigen; mindestens muß darüber ein ausführlicher schriftliher Bericht erstattet werden, damit wir uns entscheiden können, ob wir die ganze Vorlage annehmen oder ablehnen müssen, weil ihr soziale Bedenken entgegenstehen. Wir behalten uns freie Hand und werden uns nicht cher ents{eiden, als bis im Reichstage entschieden sein wird.

Abg. Graf zu Limburg-Stirum (kons.): Daß die Finanzlage eine besonders günstige ist, kann man troy aller Sicherbeit, die man im Urtbeile zeigt, niht fagen. Wir vertrauen dem sicheren Urtheile des erfahrenen Finanzministers. Trotz der Ueberschüfse, die wir erzielt und noch zu erwarten haben, müssen wir den Durchschnitt immerhin als noch sehr mäßig annehmen. Die vorsihtige Schäßung diefes Etats ift noch nit sicher, troßdem haben wir Ausgaben in Aussicht genommen für die Beamten und Lehrer; wir wollen troß der Kon- version mitmachen; aber mit Begeisterung thun wir es niht. Jedenfalls muß das Extraordinarium gut dotiert werden. Redner gebt dann auf ein- zelne Etats ein und führt dabei aus: Der Forst-Etat ist mit Denn!

im Eisenbahn-Etat den berechtigten Wünschen der Bauinspektoren Rech- nung getragen ift, ist mit Freuden zu begrüßen, ebenfo daß man bei Bahnhofsbauten die betreffenden Gemeinden heranzieht. Bei der Bauverwaltung hat man aus den Kanälen ein Mehr an Abgaben zu erzielen gesuht, aber es ist nicht ge- nügend. Bei den für die Bildung des Volks bestimmten Museumsbauten sollte man nicht sparen. Die Befoldungtêverbefse- rungen können nur in der Budgetkommission erledigt werden. Die Nothwendigkeit der Verbesserung erkennen wir an; wir werden auf die Unterbeamten zurückommen müss:n, aber nicht in diesem Stadium, wo es sich um die Vervollständigung des früher gethanen Shritts handelt. Die Sache scheint niht nah einheitlichen

zipien er zu sein , sonden e vit bos Do wenn Ol einem Tuche R wobei râsentationsgelder scheint nit das rihtige. Das

solite jedenfalls niht ganz

follten so geregelt werden, den Ministerial-Räthen und den Räthen

nisti ì L erungen A Die Gebälter- der Beam

ten_geben_niht den Mb,

Berlin zu den höchstgeshägten Beamten gehören. Daß wir wegen der s{le{chten Lage der Landwirtbschaft gar nichts gewähren wollen, sag ih nit; aber _wir_ werden doch. manches abftreihen müssen.

des Richtergesetzes ift es unmöglich gemaht, ihre soziale Stell zu heben. Berechtigt sind die Wünsche der evangelischen und der fatbolishen Geiftlihen. Ueber den dauernden Niedergang Landwirtbschaft brauhe ih nichts mehr zu sagen; das beweisen die Domärenverpachtungen, das wird au niht mehr bestritten, man be, bandelt es nur als gleihgültiz für den Staat. Dagegen werder wir und müssen wir kämpfen ; denn au in den höchsten Regierungs, kTreisen berrscht noch nit die rihtige Anschauung. Das bewei die vom Landwirtbschafts-Minister vorgelegte Denkschrift“ über das was der Landwirthschaft zugewendet ist. Es werden darin sozar Bedenken geltend gemacht gegen eine Erböhung der Getreidezölle nah Ablauf der Handelsverträge. Man bätte sih doch wenigftexs die Autonomie watren sollen; denn Deutschland kann nie eiz reiner Industrieftaat werden, weil es dann von auéwärtiger Märkten abbängig würde. Auf Kosten der Landwirtbschaft hat man der Industrie Vortheile zugeführt, deswegen verlangen wir für die Zukunft, daß die Handelsverträge die landwirthschaftlite; Zôlle niht binden. Die treue monarishe Landbevölkerung, die agrarishe im guten Sinne, muß erbalten bleiben. Unfere Bestrebunge- wird man noch einmal als die richtigen erkennen. Ueber das Ver, einsgesez denke ih anders als Herr Bachem. Aus dem Versprechen des Reichskanzlers folgt niht, daß auf dem Gebiet des Vereinswesenz nicht auch noch andere Aenderungen getroffen werden, um der wüstez Verbetung der Sozialdemokratie Einbalt zu thun. Das Wahlred: Preußens if nit vollkommen, aber das des Reichs ist noch viel un, vollkommener. Solche Zustände wollen wir in Preußen nit baber, S komme nun auf die Beziehung der Regierung zur Presse und auf die Beziehungen der einzelnen Refsorts zu einander. Wir erkennen an, daß ein Verkehr mit der Presse im YJuateress des Staats liegt: es giebt bei alen Parteien gewissenhafte Pre, vertreter. Aber es giebt auch Blätter, die nur nach Sa: sation suen. Daf ein auswärtiger Minifter mit den Zeitungen in Verkebr treten muß, ift richtig ; aber er muß sih fern halten von Zeitungen, ti intriguieren gegen ein anderes Ressort. Einer solchen Zeitung müfez die Thüren gesblefsen sein. Ganz untergeordnete Leute haber Zutritt zu den Ministerien gehabt. Unzulässig ist es, daß Beamte ohne Weisung des Chefs Mittheilungen an die Presse machen. Die Vorgänge bei dem bekannten Prozeß haben auf einen Mangel ar Einhbeitlihkeit innerbalb der Regierung bingedeutet; der Staatssefretè: des Auswärtigen flüchtete sid an die Oeffentlichkeit aegen einen v brecherishen Men?t{en, der ja nun niedergeshlagen ist. Aber es if bedauerlid, daß man nicht dur Verhandlungen zwischen den Réfsortë diesen Unfug beseitigen konnte. Solche Dinge widersprechen allex monarhishen Anschauuogen. Die Regierung muß geschloffen cin nah außen; denn font wird es s{chwierig fein, die Monarchie und den Staat durch {were Zeiten hindurhzubringen.

Abg. Dr. Sattler (nl.): Herr Bachem scheint der Meinung jz sein, daß das Einkommen eines Landes unverändert ist, soèd durch Vermehruug der Bevölkerung sih auf den Kopf vermindert, dat widerspriht den Thatsachen, die auch die Behauptung eines Auf- saugens des Mittelftantes widerlegen. Ueber das Verhältniß ¡uz Reiche brauchen wir nicht zu reden. Das ift genügend geschehen. Aber seitdem Herr Lieber den Finanz-Minifter als einen Lindwurm, ter fein Geld bewacht, ktezeihnet hat, sheint im Zentrum eine Wendung eingetreten zu sein. Beim Wablrecht müfsen wir vorsichtig fein; denn die größte Verwirrung im Wahlrecht ist durch einen Antrag tet Zentrums herbeigeführt worden. Bei dem Kampfe gegen das Polen- thum sollten alle Ressorts, auch die des Reiches, einbeitlid zusammenstehen. Bezüglih des Versprehens zum Vereintgiitg bedauern wir, daß man noch nicht mit einer Vorlage gekommen ifi. Auf eine Rückwärtsrevidierung werden wir uns nicht einlafen: denn in dem freien Vereinsreht erblickden wir cin Stuf- mittel gegen die Allgewalt der zügellosen Prefse. Das der Staatssekretär des Auswärtigen sich in die OD-ffenilifci: flüchten mußte gegenüber der Polizei, sollte nicht vorkommen; mz wird feststellen müssen, wie so etwas vorkommen fonnte. Bei einige Verwaltungen berrscht die Rücksiht auf die Wünsche des Abgeordnetz- hauses vor, namentlich bei der Eisenbahnverwaltung; weniger das der Fall bei der Bergwerksverwaltung, welche bei vid Material gar feine erläuternden Bemerkungen mebr giebt. Aeußert zähe ift auch der Kultue-Minifter in der Berücksichtigung unfer Wünsche; sein Etat ist eine Sammlung großer Dispositionéfond®. Die Stistungsfonds sind -noch niht in den Etat eingesteüt, trozdez darüber eine Vereinbarung mit dem Finanz-Ministerium getro sein foll. Unter solhen Umständen müssen wir noch in dietem Jar ein Komptabilitätétgesez verlangen, für welches die Lage jeßt besonder günstig - ist. Vielleicht nehmen die Mitglieder der Rechnun fommission fie Sache in die Hand. Hoffentlich war die Äm müdigkeit des Finanz-Ministers nur vorübergehend; er sollte j nächst das Komptabilitätsgesey fertigbringen und das Eisenbatr- Garantiegesetz, sonst ift eine gedeiblihe Entwickelung nicht möglich. Der Etat zeigt einen allgemeinen Aufshwung mit Ausnahme der Land wirtbs{chast. Auch wir wollen Industrie und Landwirthschaft gleid- mäßig fördern ; die Erhaltung des Bauernstandes is erfte soziale Pflicht, deëhalb begrüßen wir die Verstärkung der landwirtb lihen Fonds, auch für die westlihen Provinzen. Die Mebr einnabmen haben zu manchen Verbesserungen gefübrt: Vermebruns der Stellen der Richter und der Baubeamten, Gleichstellung d Archivbeamten mit den übrigen Beamten. Aber es bleibt not manches zu thun. Die: Aufwendungen für Kunft uad Wissenfchaîter find au vermehrt worden. Erfreulich ist es, daß bei ten Muscun® bauten auch ein Denkmal für Kaiser Fricdrih erstehen sol. 32 fung des Verkehrs brauen wir noch viele KTufiregulierung?u 2

analbauten, um jo mebr bedauere ih, daß die Voransc{lâge über- schritten werden und dadurch Mißstimmung hervorgerufen wtf Wenn der Eisenbahn - Minifter hier niht Remedur schaffen taa dann solite er Seiner Majestät die Ernennung eines beson Bauten-Minifters vorschlagen. Von einer Medizinalreform i} ra stumm; sollte man das Mektinizalwesen niht dem Minifter#2 des Innern zutheilen ? Die Besoldungéaufbesserung ift eine gewidt politishe Frage. Bei der Aufbesserung der Unterbeamten E wir feine glücklihe Hand gebabt; es muß noch mand bessert werden. Namentlich muß beim Wohnungsgeldzushuß reo werden. Denn darin liegt allein das Mittel, die TheuerungévtS nifse auszugleichen. Auch könnte man ihn für die verbeirat® is Beamten anders bemessen ais für die unverheiratheten. _ Aud dd Diäten und Reisekosten, sowie die Remunerationen mü}K hier geregelt werden. Ebenso müssen die Beamtenprivilegien S niht aufgeboben werden. Für die Beamtenbe!oltungen solitez éi Gruppen gebildet werden. Die Stellen, aus denen die Beamten 7 vorwärts kommen: Oberlehrer, Oberförfter 2c., sollten ein m bobes, gleihes Maximalzehalt haben, Berlin nicht hen die technishen Behörden niht benactheiligt werden.

diesen Richtungen hin manthe Fortschritte gemaht worten,

sind nicht ausreihend. Welcher Grund liegt vor, daß 2 Po Verwaltunçsbeamten nahgeftelt werden? Nicht die Höbe e L seibuocen, sondern die Gleichheit mit anderen Beamten i des. Ler, heidende. Meine Freunde wollen die Dienftaltertstufen füc de L aber ohne den § 8 der vorjährigen Vorlage, den der Minifter L niht brauchte, alío rubig fallen loffen fonnte. Bezüglich Aar

fessorengehälter wollten wir einige Schranken festfteller, feste Se gehälter und Dienstalterszulagen, damit niht die

möglichft viel für ih zu befommen suchte, Das System der A befeitigt werden. Die StellengehältE S daß gewefelt N könnte zwischen

ftab für ihre Stellung, denn fonft müßten die Gerichtsvollzieher j, |

1E ichte: fih beklagen, ift bedauerlih; äber durch das Seit

Lehrien, wenn niht anderweit berufen werden, bleiben. Ader wir Sg eine Erhöhung des Gehalts, ohne Maximal- uad Miri ; alle Universitäten werden zusammengeworfen in einen Topf mit Ausnahme Berlins, und es wird ein Theil Kollegiengeldes an die Staatsfonds abgeführt zu einem neuen

di positionsfonds für besondere Berufungen. Das widerspricht ganz dem Geikte der Dienftaltersstufen. Wir gehen mit s{chwerem Herzen auf die Besoldurgêaufbefserung ein; denn sehr_yopulär ift die Sache nici. Aber semes ans R E prOD, E es Es ein re@en ndelt. S8 notwendig, zu üullen, im

L Dee Autorität der Regierung und der Beamten. Die Frage

i __ Ard inder Bud etkommission gründlich geprüft werden; es wird |

aber nothwendig fein, “die Kommission um sieben Mitglieder zu ver- ftärken. Es wird s{chwer sein, die vershiedenen Interessen gegen- einander abzuwägen ; aber ich hoffe, daß wir Gerechtigfeit dabei walten lassen. , am Gründungstage der preußischen Monarchie und des Ordens vom Schwarzen Adler, soll dessen Devise: Suum cuiqus! maßgebend sein.

Darauf wird um 51/4 Uhr die weitcre Berathung bis

Dienstag 11 Uhr vertagt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Woblfahrtseinrichtiungen.

Der Kreis Worbis im Regierungsbezirk Erfurt beabsihtigt, zwölf Arbeiterwohnungen (Einfamilienhäufer) zu bauen, deren Gigenthum auf den Bewohner übergeben soll, wenn er die Hâlfte des Baupreises von 3000 # bezahlt haben wird.

Die Entwickelung der Kieler Sparkasse von 1796 bi 8 1896.

(Stat. Korr.) Die Sparkasse der „Gesellsaft freiwilliger Armenfreunde“ in Kiel konnte am 1. Juli 1896 auf eine hundert- jährige Eatwickelung zurückdlicken, welche fih ähnlich wie bei den übrigen Sparkaffen durch ein S nur langfames und durch Rückschläge unterbrochenes, seit e:nem Menschenalter etwa aber stetiges und be- \{leunigtes Wacbsthum kennzeihnet. Während das Rechnungsjahr 1895 96 mit einem Einlageb: staude von 31,97 Millionen Mark abs{loß, war dersetbe bis zum Jahre 1840/41, also fast während der Hälfte des

¡en Zeitraumes, unter einer Million verblieben. Auch die zweite Ínilion wurde erst im Jahre 1860/61 überschritten, nahdem von 1850/51 bis 1855/56 ein beständiger Rückgang der Einlagen von 146 bis auf 1,18 Millionen stattgefunden hatte und der Bestand damit noch hinter derjenigen des Jahres 1841/42 gewichen war. Später brahte nur noch das Jahr 1866/67 einen leihten Rück- gang der Einlagen; die zehnte Million wurde im Jahre 1876/77, die zwanzigste 1886/87, die dreißigste 1894/95 überschriiten. In den leßten 40 Jahren sind also die Einlagen um mehr als das

fahe gestiegen. Zum theil mag dieses Wachsthum dadurch bedingt worden sein, daß im Jahre 1882 die Höchsteinlaze von 1000 M auf 3000 ( hinaufgesezt worden ist. Im Jahre 1883 ist der Stand und Beruf der Einleger ermittelt worden. Es lauteten auf den Namen von Kindern 15 627, Frauen, Wittwen 6937, Ge- sellea, Lehrlingen 3385, Dienstboten 2238, Arbeitern 2333, Kauf- leuten und Fabrikanten 308, Handwerkern, Kleingewecbetreidenden 4908, Beamten und Angesteliten 1598, Militärpersonen 1486, Land- leuten 802, Instituten, Vereinen 398, Sonftigen, Studierenden u. f. w. 541 Bücher. Die Hauptmasse der Ein]eger bestand also niht aus Dienstboten, Arbeitern und Handwerkern, sondern aus Frauen und Kindern.

Schiffsverkehr an den Quai-Anlagen in Hamburg im Jahre 1896.

Nach der Uebersicht des Schiffsverkehrs an den Quai-Anlagen in Hamburg, welche die dortige Deputation für Handel und Sciffahrt jährli veröffentlicht, betrug die Anzahl der angekommenen Schiffe im Jahre 1896 4033, welche einen Raumgehalt von 9 309 985 cbm oder von 3 286424 Reg. Tons hatten, gegen 4015 Schiffe von 9 6738 986 cbm oder 3416 682 Reg.-Tons im Jahre 1895. Von den in 1896 angekommenen Sthiffen entfallen auf die im Staats- betrieb stehenden Quai-Arlagen 3784 von 7 374935 cbm Raum- ehalt oder 2603 210 Reg.-Tons gegen 3754 Schiffe von 7711996 com

aumgektalt oder 2 722 334 Reg.-Tons 1895. Von den an den Staats- Quais angekommenen 3784 Schiffen waren 3633 (1895: 3574) Dampf- chiffe von 7 302293 (1895: 7616684) cbm Raumgebhalt oder 2 577 709 (1895: 2 688 689) Reg.-Tons, ferner 119 (1895: 136) See- Schleppkäbhne von 67 768 (1895: 86292) cbm Raumgebalt oder 93 3 (1895: 30 461) Reg.-Tons und 32 (1895: 44) Segelschiffe von 4474 (1895: 9020) chm Raumgebalt oder 1579 (1895 : 3184) Reg.-Tons. Hierzu ist zu bemerken, daß die Abnahme des Raumgrhalts eine Folge der am 1. Juli 1895 in Kraft getretenen neuen Schiffsvermessungs- ordnung ift. An den in Privatbetrieb stehenden Quai-Anlazen im be- sondern famen 249 (1895: 261) Dawpfschiffe an von 1935 450 1895 : 1 966 990) cbm Raumgebalt oder 683 213 (1895: 694 347) eg.-Tons. Von der ‘in 1896 angekommenen Gesammtzabl der Schiffe waren 18374 (1895: 1307) deutshe Dampfschiffe bon 4 826 908 (1895 : 4898 863) cum Raumgebalt, ferner 22 (1895 : 36) deutshe Segelsciffe voa 2580 (1895 : 4876) cbm Raums- gehalt und 119 (1895 : 136) See-Swleppkähne von 67 768 (1895 : 86 292) cbm Raumgehalt. Englische 1895: 1733 an von 83381883 anzösishe Dampfschiffe 61 (1895: 64) von 162440 (1895 : 164383) cbm RMRaumgebalt, norwegishe Dampfschiffe 251 (1895: 250) von 332616 (1895: 349 070) chm Raumgehalt ; die dänische Flagge führten 183 (1895: 153) Dampfschiffe von 162735 (1895: 151 737) cbm Raumgehalt und ò (1895 : 1) Segel« chiffe von 875 (1895 : 380) cbm Raumgehalt ; die holländische Flagge führten 212 (1895 : 222) Dampfschiffe von 206 898 (1895 : 209 714) ebm MRaumgehalt und 5 (1895 : 6) Segelschiffe von 1010 (1895 : 1099) ebm Raumgehalt ; spanishe Dampfschiffe kamen an 37 (1899 : 38) bon 77 786 (1895 : 75 345) chm Raumgehalt.

Dampfschiffe kamen 1705 (1895: 3630450) ebm,

Literatur.

Dem Bedürfniß des deutschen Lesers, außer der beimischen Dichtung auch die Literaturen der anderen Kulturvölker kennen zu lernen, kommt die Halbmonatsschrift „Aus fremden Zungen Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt) entgegen, indem ie ibn der

übe überhebt, aus der Fülle literarisher Schöpfungen sih selbst das Beste hecauszusuchen, und ihm alljäh1lih in 24 reichhaltigen Hesten das Wertkvollfte in guter Uebersetzung darbietet. Das soeben ausgegebene 1 I des 7. Jahrgangs beweift von neuem, wie trefflich die Zeitschrift diese Aufgabe erfüllt. Es bringt neben Guy de Maupafiant's Roman

gter Herz*, einem der leßten Werke des genialen Franzosen, des ngländers Thomas Hardy bedeutenden Roman „Juda, der Un- berühmte“. Mit kleineren Werken reihen ih zwei niht weniger hervorragende Autoren an: die Italienerin Mathilde Serao mit der

liebenswürdigen Novelleite „Ein Besuh*, und der Schwede August Strindberg mit der packenden Erzählung „Gewifsenéqual“. Von der Zeitschrift „Aus fremden Zungen“ erscheinen monatli zwei Hefte i1 m Preise von je 50 4. Das erste Heft sendet iede Buchhandlung

auf Verlangen zur Durchsicht ins Haus.

und Gediweiheitäniesen, - TRGMMENRR Absperruugs-

Malta.

Zurolge Verordnung der Lokalregierung in Malta vom 2. d. M. sind die \. Z. gegen die Einschleppung der Beulenpef angeordneten Maßregeln dahin abgeändert worden, daß nunmehr Schiffe, welche aus irgend-z2inem-i-nd if chax-Hafen- in Maltæ rintreffen- fich“ rikier zweitägigen, vom Tage der Ankunft an gerechneten Quarantäne zu unterziehen haben. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 277 vom 21. November v. I. und Nr. § vom 11. d. M.)

I Braune

Durch Dekret des Präsidenten der Republik vom 15. d. M. wird die Einfuhr von Lumpen, Kleidungsftüccken, Leibwäsche und Bettzeug (mit Ausnahme der als Reisegepäck mitgeführten Gegenstände), finte von ungegerbten Fellen, Häuten, vog frischen thierishen Bestandtheilen, Klauen 2c. aus Bombay oder anderen verpesteten Orten Indiens nah Frankreich bis auf weiteres verboten.

Spanien.

Durch Königliche Verordnungen vom 14. d. M. wird für Her- fünfte von Yokohama wegen Cholera und von Taihoku auf Formosa wegen Beulenpef Quarantäne angeordnet. /

Gleichzeitig werden alle Häfen, welhe von genannten Orten in dernder Linie nicht weiter als 165 km entfernt fixd, für verdächtig erfläit.

Belgien.

Der „Moniteur Belge®* Nr. 16 vom 16. d. M. enthält auf Seite 228 eine Königlihe Verordnung vom 8. d. M., durch welche die dur Königliche Verordnung vom 15. Juli 1895 (vergl. „R.-Anz.“ Nr. 146 vom 20. Juni v. J.) zur Verbütung der Einschleppung der Cholera angeordneten Einfuhrbeschränkungen auf Herkünfte ‘aus vestverseuhten Orten für anwendbar erflärt werden.

Dieselbe Numwer des , Moniteur“ veröfentliht eine Verordnung des Königlih belgischen Ackerbau-Minifters vom 10. d. M., durch welche, in Ausfükrung der vorerwähnten beiden Königlichen Verord- nungen, mit Rücksicht auf das Auftreten der Beulenpest in British-Indien die dortigen Herkünfte, mit Ausnahme der von ter Insel Ceylon stammenden, bei ibrem Eintreffen an der Sanitäts- station der Schelde oder in den Häfen von Ostende und Nieuport den in-Titel VIII der Dresdener internationalen Sanitätskonvention vereinbarten Maßnahmen unterworfen werden.

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrath in Koastantinovel hat in seiner Sizung vom 12. d. M. zur Verhütung der Einschleppung der Beulenv est folgende Maßnahmen dekretiert :

1) In Anbetracht der Unmöglichkeit, eine Quarantäne in Basza durchzuführen, sind alle Schiffe mit Pestfällen zurüäckzuweifen.

2) Schiffe, welhe von Mascat, Bahrein oder fonst einem arabischen Hafea kommen, unterliegen gleibfalls den bercits in der l-gten Sitzung angeordneten Maßnahmen. (Vergl. „R.-Anz.*“ Nr. 12 vom 15. d. M.) : i

3) In Fao ist ein provisorisches Lazareth einzurichten. i

4) Die Zurückweisung der Schiffe soll aufhören, sobald dieses Lazaretb geschaffen sein wird.

Ottawa, 18. Januar. Die heute veröffentlihten neuen Be- stimmungen zur Sicherung des Viehs gegen Seuchengefahr, welhe zwishen den Vereinigten Staaten und Canada ge- troffen sind, heben, wie „W. T. B.“ meldet, die Quarantäne an der Grenze auf, außer für das Vieh, welches von Orten kommt, an denen eine Krankheit herrshi. Beide Länder sind übereingekommen, gegen Thiere, welche aus Großbritannien eingeführt werden, eine neunzigtägige Quarantäne in Anwendung zu bringen.

Bombay, 18. Januar. (W. T. B.) Nach dem amtlichen Ausweise sind bis gestern 3636 Eckrankungen an der Pest und 9592 Todesfälle vorgekommen. Die Lage hat \sih verschlimmert. Die Auswanderung dauert fort.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Rubr und in Oberschlesien.

gestellt 61 Wagen. : S In Oberschlesien sind am 18. d. M. geftellt 5015, niht ret-

zeitig geftellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin standen am 16. und 18. Januar die nadlbezeichneten Grundstücke zur Verfteige- rung: Pallasftraße 13, dem Hauptmann a. D. von Barby ge- börig; Flätenraum 10,45 a; Nußungêäwerth 19 510; Meistbietender blieb Kaufmann Hugo Rubemann, Steglizerftraße 45/46, mit dem Gebot von 274 400 #4 Nordufer 3 a., der Aktiengesellschaft in Firma Deutsche Magnesitwerke gebörig; Flähenraum 47,36 a; Nußungêwerth 5680 46; für das Meistgebot von 130 001 4 wurden Theresa Gräfin von Harbuval und Chamaré, geb. von Sw@labrendorff, zu Schloß Kunzendorf mit F Antheilen und Gräfin Deym, Excellenz, geb. von Schlabrendorf f, zu Neu- S6&loß in Böhmen mit 4 UeAntheil Ercfteherinnen. Zwingli- straße 12, dem Bauunternehmer F. Schulze zu Neu-Weißensee gehörig; Flächenraum 13,90 a.; Ersteherin wurde das Immo- bilien-Komtor, Gesellshaft mit beshränkter Haftung zu Charlottenburg, Kurfürstendamm 245, für das Meistzebot von 938 500 e Aufgehoben wurde das Verfahren wegen des Grundstückds Schliemannfstr. 3b, dem Maurermeister Rob. Kunst gebörig.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin wurde das Verfahren der Zwangsbversteigerung wegen der nahbezeihneten Grund- ftüde aufaeboben: Zu Zeblendorf am V. Seeshlag belegen, dem Fräulein Emma Kienaft und dem Oekonomen Otto Kienast gehörig. Zau Groß-Lihterfelde, Lanfwißstraße 12, belegen, dem Architekten Arthur Peßenbürger gehörig. Z1 Je hlen'- dorf, angeblih an der Wannseebahn, belegen, der Frau Ingenieur Margarethe Keidel, geb. La Roche, zu Fciedenau gehörig.

Ausweis über den Verkehr aufdem Berliner Schla t- viehmarkt vom 16. Januar 1897. Auftrieb und Markt- preise nah Schlahtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welhe nah Lebendaewiht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 4933 Stü. (Durchschnittépreis für 100 kg.) 1. Qualität 110—118 A, I1. Qualität 92—104 M, IiI. Qualität 82—88 4, IV. Qualität 68 —80 Æ Sch{we ine. Auftrieb 8521 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 98—100 #4, Landschweine: a. gute 94—96 A, b. geringere 86--92 Æ, Galizier —,— A, leihte Ungarn —,— M bei 20% Tara, Bakonyer —,— # bei kg Lara pro Stück. Kälbe«c. Auftrieb 1052 Stü. (Durchschnitt s- preis für 1 kg.) I. Qualität 1,14—1,20 M, II. Qualität 1,00— 1,10 M, ITI. Qualität 0,86—0,94 —S ha f e. Auftrieb 10432 Stück.

(Durchschnittspreis für 1 kg.) T. Qualität 0,88—1,00 4, 11. Qualität 0,80—0,86 4, III. Qualität M

1 f\vndikats berichtete der

Aa der Ruhr siad am 18. d. M. geftellt 13 473, nit cechtzeitig |

Die Freie Vereinigung der Berliner Produkten- Börse hat, wie „W. T. B.* meldet, in der gestrigen auß?rordent- lien Generalversammlung einstimmig die Auflösung dbeschlofsen. Darauf fkonftituierte sih ein neuer Verein unter dem Namen: „Verein Berliner Getreide- und Produkten-Händler“. Die Statuten des neuen Vereins wurden genehmigt und ein Vorstand aus 21 Mitgliedern gewäblt. Der Verein bezweckt die Förderung _der wirths{aftlihen Intereffen seiner Mitglieder chne Organisation

für die ver]hiedeirew-Handel8weige.-«-- —--- E

Aus Essen a. Ruhr meldet die „Rhein.-Wesif. Ztg.“ : In der gestrigen Versammlung der Zechenbesißer des Koblen- orstand, daß im Dezember v. J. die Betbeiligung 3 495 693t;--die Förderung 3378431 & mb bie Ein- ea 117262 t, d. b. 3,35 % betrug gegen 3,33% im November v. I. und 3,35% im Dezember 1895. Die Ein- \hränkung wäre ganz fortgefallen, wenn niht die vielen Feter- tage die E herabgedrückt hätten. stieg gegen No- vember v. J. die Betheiliaung um 0,18%, die Förderung um 0,16% gegen Dezember 1895 um 6,37 9% bezw. 5,89%. Der arbeitstäglihe Versand betrug für Koblen 10566, für Koks 2015 und für Briquets 299 Doppelwagen, inêgesammt also 12880 Doppel- wagen gegen 12 872 im November v. X und 12177 im Dezembec 1895. Die Gesammtbetheiligung für das Jahr 1896 belief sich nach den vorläufigen Monatsabrehnungen auf 42 626 516 t, die Gesammiförderung auf 38916113 t, die Gesammteinshränkung auf 3710404 t, d. h. 8,70% gegen 10,45% im Jahre 1895. Der Versand betrug nah Abzug des Selbstrerbrauhes und des LUnddebits 29477870 t, davon 92,58 % für Rech- nung des Syndikats. Die Mehrförderung wurde im Jun- land und besonders im Ruhrbezirk untergebracht. In Hamburg und Holland ift die englishe Konkurrenz ruhig. In Hamburg hat England einen P A von einer Mark, während in Belgien eine Aus: ehnung des Absaßzes an Ruhrkohle stattfindet. Die durh die neuen Syndikats\hächte geförderten Mehrmengen find ohne Schwierig- keit unterzubringen. Ohne sie wäre der fstürmiswen Nachfrage nicht zu genügen. Die Verlängerung des Br iquet-Verkaufsvereins und des Koks-Syndikats wurde einstimmig genehmigt und die Kommission zur Feststellung der Betheiligungsziffern wiedergewählt.

S L A U D Es p R Ar r T TEPI ar - iets Das Königlich fähsishe Ministerium des Innern hat auf Grund von § 1 Abs. 2 des Börfengescßes beschlossen, der Handels- kammer zu Chemniy die unmittelbare Aufficht über die Chemniger Produktenbörse zu übertragen und mittels Verordnung vom 31. Dezember 1896 ersucht, einen aus 3 oder 5 mit den Börsen- verbältnissen bekannten Mitgliedern bestehenden Autshuß für diefen aas ¡u wählen. Laut der unterm 13. Januar beim Plenum der ndelskanmer eingeholten \chriftlihen Abstimmung find in den Bôörsenaus\chuß die Herren Vize-Präsident Evgen Esche in Chemniy, Stadtrath C. E. Gaith in Chemniy und Louis Otto in Döbeln gewählt worden.

Aus Prag wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet : Die Verloosung der d prozentigen Prag- Duxer Prioritäten erfolgte, wie ver- lautet, ohne Rücksihtnahme auf die konveriierten Stücke. Der Prioritäten-Kurator Marek aus Prag wird den Thatbeftand fest- ftellen und sodann Stellung dazu nehmen ; hierzu ist die Unterstüßung der bctroffenen Prioritätenbesizer nothwendig, deren Mittheilungen der Kurator entgegensieht. i

Stettin, 18. Januar. (W. T. B.) Nach Privaterniittelungen wurde im freien Verkehr notiert: Weizen 170,00 171,00, Roggen S Hafer 130,00—133,00. Rüböl Januar 55,00, Spiritus loko

7,30.

Breslau, 18. Januar. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) Schl. 3X 0/0 L.-Pfvbr. Litt. A. 100,35, Breslauer Diskontobank 118,50, Bres- lauer We(slerbank 104,00, Kreditaktien —,—, Swles. Bankverein 129,85, Bresl. Spritfbr. 135,75, Donnersmarck 155,75, B 166,75, Oberschl. Eis. 93,00, Caro Hegenscheidt Akt. 133,25, Oberschl. P. Z. 139,50, Opy. Zement 155,00, Giefel Zem. 135,00, L. Ind. Kramîta 145,00, Schles. Zement 196,75, Schl. Zinkh.-A. 209,00, Laurahütte 166,75, Bresl. Oelfbr. 108,00.

Produktenmarkt. Spiritus per 100 1 100% erkl. 50 M Verbraulhsabgaben pr. Januar 55,30 Gd., do. do. 70 Verbrauchs- abgaben pr. Sanuar 35,890 Gd.

Magdeburg, 18. Januar. Kornzucker exkl. von 92 9% —,—, 9,80—9,95. Nachprodukte exkl. Ruhig. Brotraffinade 1 23,50. Brotraffinade 11 23,25, Gem. Raffinade mit Faß 23,374—24,00. Gem. Melis 1 mit Faß 22,90. Rubig. Robzucker 1. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg pr. Januar 9,25 bez. und Br., pr. Februar 9,25 bez. und Br., pr. März 9,30 bez. und Br., pr. April 9,323 bez., 9,35 Br., pr. Juli 9,574 Gd., 9,62} Br, Matt.

Frankfurt a. M., 18. Januar. (W. T. B.) (Schluß-Kurse.) Lond. Webs. 20382, Pariser do. 80,825, Wiencr do. 170,02, 3 9/9 Reichs: A. 98,60, Unif. Egypter 105,80, Italiener 91,50, 39/0 port. Anl. 25,40, 59% amort. Rum. 100,80, 40/9 ruff. Konf. 103,30, 4 9/0 Ruff. 1894 66,40, 49/6 Spanier 62,80, Mainzer 119,00, Mittel-

-— ooo

(W. T. B) Zutckerbericht. Kornzucker extkl 88/9 Rendement 75% Rendement 7,29=--7,95.

meerb. 94,20, Darzistädter 160,70, Diskonto-Komm. 210,60, Mitteld. Kredit 117,60, Oest. Kreoitakt. 3174, Oest.-Ung. Bank 814,00, Reichs- | bank 157,70, Laurabütte 166.70, Westeregeln 175,60, Höchster Farb- werkc 434,50, Privatdisfout 38.

Effekten-Sozietät. (Schluß.) Oesterr. Kreditaktien 318, Gotthardbahn 167,50, Diskonto-Komm. 210,90, Laurahütte —,—, Jtalien. Mittelmeerb. —,—, Schweizer Nordostbahn 135,30, Italien. Méridionaux 128,50, Mexikaner 94,70, Italiener 91,60.

Köln, 18. Januar. (W. T. B.) Getreidemarkt. In Weizen, Roggen, Hafer kein Handei. Rüböl loko 61,00, per Mai 58,70.

Leipzig, 18. Januar. (W. T. B.) (Schluß - Kurse.) 3 % Sächsishe Rente 97,80, 33 9/ do. Anleihe 101,90, Zeißer Paraffin- und Solaröl - Fabrik 104,25, Maséfelder Kuxe 805,00, Leipziger Kreditanstalt-Aktien 212,86, Kredit- und Sparbank zu Leipzig 118,25, Leipziger Bankaktien 178,00, Leipziger Hypothekenbank 138,50, Sächsische Bankaktien 124,00, Sächsishe Boden-Kreditanftalt 118,50, Leipziger Baumwollspinnerei - Aktien 170,00, Leipziger Kammgarns- spinnerei - Aktien —,—, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 197,00, Wernbausener Kanmagarnspinnerei 90,90, Altenburger Alktien- brauerei 240,00, Zuckerraffinerie Halle-Aktien 111,00, Große Leipziger Straßenbahn 199,75, Leipziger Elektrishe Straßenbahn 157,00, Thüringische Gas8gesellschafts- Aktien 201,00, Deut}|che Spitzen}abrik 224 00, Leipziger Elcktrizitätswerke 136,60.

Kammzug-Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Januar 3,05 4, pr. Februar 3,05 A, pr. März 3,05 -#& pr. April 3,076 4, pr. Mai 3,074 4, pr. Juni 3,10 &, pr. Juli 3,10 , pr. August 3,10 4, pr. September 3,12è Æ, pr. Oftober' 3,124 #4, pr. November 3,125 46, pr. Dezember 3,15 #6. Umsaß 25 000. Ruhig.

Bremen, 18. Januar. (W. T. B.) Börsen - Schlußbericht. Naffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum- Börse.) Still. Loko 5,65 Br. chmalz. Ruhig. Wilcox 224 4, Armour shield 222 -&§, Cudahy 24 K, Choice Groc 24 A, White label 24 4. Spcck. NRuhig. Short clear midd loco 223 4. Neis sehr fest. Kaffee ruhig. Baumwolle. Matt. Upland middl. loko 38 S§. .Taback. 293 Seronen Carmen.

Kurse des Effekten - Makler - Vereins. 5 ®% Nord- deutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei - Aktien 167 Br. 5 9/4 Norddeutsche Llovd - Aktien 113 Br., Bremer Wollkämmerei 290 Br.

Hamburg, 18. Januar. (W. T. B.) (SWlußkurse.) Hamb. Kommerzb. 132,10, Bras. Bk. f. D. 167,25, Lübeck-Büch. 150,00, NA.-C., Guano W. 77,50, Privatdiskont 3F, Hamb. Packetf. 137,00, Nordd. Llovd 113,90, Trust Dynam. 189,00, 3/6 H. Staatsanl. 97,25,