1897 / 19 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

In Ungarn können die quantitativen Ernteresultate im allge- raeinen als mittlere bezeihnet werden. Die Anbauflähen erga bei den Getreideflähen eine Verminderung von 5 bis 6% (beim Weizen allein noch höher) gegen das Jahr 1895, Wie in den meiften Ländern des Kontinents haben au bier häufige Nieder- schläge, in vielen Lagen auch Hagelshäden, die Qualität der Frucht ungünftig beeinflußt. In Weizen i} die Ernte qualitativ gegen das Vorjahr D nur wenig zurückfstehend, in Hafer dagegen bedeutend und in Gerste gegen das qualitativ \ch{lechte Er- gebniß.. des Jahres 1895 wohl besser. gegen--die durbschnittliche Beschaffenheit in “sonstigen normalen Jahren aber unbefriedigend. Was die Roggenernte betrifft, so kann die Qualität als gut be- zeichnet werden. :

Theater und Mufik.

Königlihes Schauspielhaus.

An dem gestrigen 25 jährigen Le Franz Grillparzer's ehrte das Königliche Schauspielhaus das Andenken des Dichters dur eine Aufführung der formshönen dramatishen Dichtung ,„Sappho“, welche mit Fräulein Poppe in der Titelrolle vor etwa zwei Jahren neu einstudiert wurde und seitdem zu dem festen Bestande des Spielplans gehört. Fräulein Poppe bewies gestern, daß sie immer mehr in den Geist der Rolle eingedrungen ifi, und brachte in Gemeinschaft mit ihrem Partner

n Matkowéky den. poetischen Zauber des Werkes durch vollendeten

orirag der Verse und feine Charakterisierung der psychologisch interessanten Momente voll zur Geltung. Neu war Fräulein von Mayburg als Melitta. Auch sie führte, obwohl sie unter einer \tarken Indiéposition zu leiden \chien, ihre Rolle anerkennentwerth durch. Das zablreih anwesende Publikum war von den Vorgängen auf der Bühne fichtlich ergriffen und spendete den Hauptdarstellern wiederholt lebhaften Beifall. S

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Ambroise Thomas’ Oper „Mignon“ zur Aufführung. Die Beseßung is folgende: Wilhelm Meister: Herr Naval; Friedrich: Herr Lieban; Philine: Fräulein Dietrich; Laörtes: Herr Schmidt ; Lotharto: Herr Stammer; Mignon: Fräulein Krainz. Kapellmeister Sucher dirigiert. Miite nächster Woche geht neu einstudiert in gänzlih neuer Ausftattung Albert Lortßing's „Undine“, unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in Scene. A j

Frau Eleonora Duse wird im Neuen Königlichen Opern-Theater am Montag, den 15. Februar, mit ihrer Gesellschaft ein einmaliges Gastspiel veranstalten. Die Vorstellung findet ¿um Besten der „Mildwida“ (des Frauen - Vereins zur Unterftüßung der Wittwen und Waisen armer Musiker) statt. Vor- merkungen auf Billets werden bei Bote und Bock und bei nahbenanten Damea des Comités: Frau Gräfin Hochberg (Markgrafenstraße 38), Frau Ida Bccker (Matthäikirhstraße 29), Frau Hugo Bock (Kur- fürftenstraße 126), F¿au von Mendelssohn-Bartholdy (Iägerstraße 53), Frau vom Rath (Victoriastraße 6), Frau Professor Schulhoff

({Matthäikirhstraße 5) entgegengenommen.

Im Königlichen Schauspielhause werden morgen die Lusft- spiele „Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare mit den Herren Matkowsky, Purschian, Vollmer und Hartmann und den Damen von Howenburger, Lindner und von Mayburg in den Hauptrollen, und „Der eingebiidete Kranke“ von Moliòre mit Herrn Vollmer als Argan gegeben. E

Der heitere Schwank „Jn Zivil* von Gustav Kadelburg, der seiner Zeit im Deutschen Theater zahlreihe Aufführungen erlebte,

wird nunmehr in den Spielplan des Lessing- Theaters übergehen und in Verbindung mit dem dreiaktigen Lustspiel „Der Herr Abbé“ von H. Meilhac und St. Albin am Sonntag, den 31. Januar, zur

* ersien Aufführung gelangen. Das g-Theater benußt die Mu

welche den Künstlern durch die On Vorstellungen gegönnt

u levtena auch Hans L'Arronge's Schauspiel „Vor der Ehe“ nzuftudieren.

Das Schiller - Theater bereitet die Aufführung des Ibsen- sen Schauspiels „Ein Volksfeind®“ in der Uebersetzung von J. C.

oeftion vor, welhe auch am Wiener Hofburg-Theater verwendet De Die Hauptrolle des Dr. Stockmann wird Herr. Albert Patry pteien. -

Im Theater des Westens ilt egen. der. „andauernden Zug- kraft, welhe Mösér-Trothaä*s Lustspiel „Der Militärstaat“ ausübt, die Erstaufführung von „Wilhelm Tell* bis zur näthsten Woche ver- {oben worden.

Auch im Theater Unter den Linden wird ein franzö- sishes Ensemble-Gafstspiel geplant. Der Journalifst F:an Dubois in Paris versendet ein Rundschreiben an die Berliner Presse, in welhem er anzeigt, daß er im nächsten Monat mit einer Schau- spielertruppe, die den Namen „Association dramatique française“ führt, hierher kommen wolle, um in dem genannten Theater eine Reibe von dramatischen Meifterwerken zeitgenö]sischer französischer Böühnendichter aufzuführen, vor allem folcher, die dem Spielplan der -Comédie Françgaise“ angehören. ähere Mittheilungen über die Darsteller, das Programm und die Eintrittspreise fstelit der Unter- nehmer für die nächsten Tage in Ausficht.

Das Thalia-Theater veranstaltet in einer am Sonntag statt- findenden Matinóe eine einmalige Aufführung von „Trilby“, einer Dramatisierung des gleihnamigen Romans des jüngst verstorbenen befaonten Mitarbeiters des englis@en Wihblattes „Pun“, du Maurier. Die Vorstellung findet zu einem wohlthätigen Zweck ftatt.

Am sechsten Symphonie- Abend der Königlichen Kapelle, unter Kapelimeister Weingartner's Leitung, kommen zur Feter von Franz Schubert’s 100. Geburtstage nabftehende Werke des Meisters zur Aufführung: Symphonie C-dur, Symphonie B-dur, Ouver- türe nebft Entr’acte za „Rosamunde“. Kapellmeister Weingartner bat die dritte, „Ein Sommernachtstraum* betitelte Symphonie von Gustav Maßbler zur Aufführung angenommen. Drei Sätze des Werks werden ncch in diefer Saifon in einein Symphonte-Konzert der König- lihen Kapelle zur Aufführung gelangen.

Jagd.

Von seiten des Vorstandes der 1897er Deutschen Geweihs- Ausftellung, welche bekanntlih am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs eröffnet und 14 Taze dauern wird, geht uns die erfreuliche Mittheilung zu, daß dieselbe außer- ordentlich reich beschickt worden ist und allen Freunden des Jagdsports viel Interessantes bieten wird. Annähernd gelangen 350 Nothhirsh- geweihe, etwa 80 Schaufler- und 1100 Rebftronen zur Ausftellung.

Manuigfaltiges

Auf der Tagesordnung der gestrigen Sißung der Stadt- verordneten ftand zunächst der Antrag des Magistrats, eine ge- mischte Deputation von fünf Stadträthen und fünf Stadtverordneten zur Berathung, in welher Weise die Feier des hundert- jährigen Geburtêtages Kaiser Wilhelms 1. seitens der Stadt begangen werden f\oll, einzuseßen; sowie der fernere Antrag, zur Anschasfung einer ia etwa 100000 Exemplaren an Schüler der Berliner ftädtischen Schulen zu vertheilenden Festschrift über Kaiser Wilhelm 1. 20000 # zu bewilligen. Der sozialdemo- kratis&e Stadtverordnete Dr. Zadeck verlas unter großer Unruhe der Versammlung und lebhaftem Widerspruch derselben einen Protest der

sczialdemokratishen Fraktion gegen diese Feier und die Bewilligung der

20 000 „« Natbdem die Stadtverordueten Justiz-Rath Dr, Hornig und Dr. Schwalbe die Unterzeichner des (G chen Proteste agistrats

nahdrüdcklich abgefertigt hatten, wurde der Antr

mit es Majorität angenommen. Im weiteren Ver- laufe der Sißung kam unter anderem der Etat des Gesinde, Belohnungs- und Unterstüßungsfonds für 1. April 1897/99 zur Be- rathung und wurde en bloc angenommen. Auf die öfentlide folgte eine geheime Sigung.

Die Einweihung des neu erbauten katholisckeu Vereins, hauses in der Nieterwallstraße, welches im Besiß der Hedwigs- kirhe befindet, hat geftern H onnectiog Abend in feierliher Weise durch den Propst Dr. Jahnel stattgefunden, welher alle Räume des stattlihen Hauses fegnete. An den Weibeakt {loß sih ein Feftdiner, an welchem der Kirchenvorstand, Gemeindemitglieder und zahlreiche Mitglieder der Zentrums-Fraktion des Abgeordnetenhauses und des Reichstages- theilnahmen.

Der zweite der von dem Verein „Berliner Presse“ zum Beften seiner Unterftüßungskasse reranstalteten Vorträge wurde von Herrn Ludwig Fulda gehalten, der geftern Abend im Saale des Architektenhaufes vor einer großen Zuhörerschaft eigene Dichtungen vorlas. Den Anfang maten zwei kleine Erzählungen in Profa : eine ernste: „Das verbannte Märchen“, in der ein Kind selbständig das Märchen entdeckt, das ihm von den Eltern, begeisterten Wahrheits- freunden, mit peinliher Gewissenhaftigkeit ferngebalten worden war, und dann eine heitere neue „Duellgeshichte“. Den interessantesten Theil des Abends bildete aber der Schlußvortrag-, das launige dramatishe Gedicht „Lästige Schönheit“. Eine junge Dame beklagt, daß über der Shönkbeit ihres Körpers der Reiz und der Werth ihrer Seele vergessen werden und ungewürdigt bleiben. Auf einem Maskenfest findet sie endlich den Mann, der nur ihre Seele kennt und dur diese so e vas wird, daß er fie „troß ihrer Schönheit“ doeh zu seinem Weibe mahen wird, obgleich er vorher von dem nachtheiligen Einfluß der Körpers{önheit auf die Geistesgaben viel Weises gesagt hat. Die Sinnigkeit und Anmuth der Dichtung wird ncch dor den leihten Fluß und den Glanz der Verse geboben. MS E wurde für seine künftlerishen Gaben lebhafter Beifall gespendet.

Breslau, 21. Januar. Der gestern in der Heinißzgrube bei Beuthen i. O.-Schl. ausgebrochene Brand (f. Nr. 18 d. Bl.) ift, der „Breslauer eitung. zufolge, auf der 4,20 m tiefen Sohle ent- standen. Diese Sohle is ein neues Fiôß, das zum Abbau kommen follte. Der Kohlenbrand war durch cine 6 m ftarke Mauer ab- gedämmt, die von den Gasen durhbrochen wurde. Dabei ver- En 5 Bergleute, von denen einer getödtet und vier shwer verlett wurden.

Cassel. In bohherziger Weise wurden von einer biesigen Dame, welche ihren Namen nicht genannt wissen will, zum Zweck der Errichtung einer Lungenheilstätte für Unbemittelte 290000 gespendet. Zur Verwirklihung des Werkes sind bereits die ersten Schritte gethan.

Greiz, 21. Januar. Die Fabrik von S@hulze u. Co. ift, dem „W. T. B.“ zufolge, bis auf die Umfassungêmauern nieder- gebrannt. 500 Webstühle wurden vern ihtet, und 250 Arbeiter sind brotlos geworden. Einige Personen befanden sih in Gefahr und mußten dur die Fenster gerettet werden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Wetterbericht vom 22. Januar,

8 Uhr Morgens. Ueberseßunga. = | Marx Grube. Sonntag:

Prophet.

Stationen. Wind. Wetter.

Scribe,

Bar. auf 0Gr.

ck Ju. d. Meeres'y. S [red. inMillira,

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Belmullet . [ONO edeckt | Aberdeen ...| 756 |N woltic | Christiansund | 761 fit |wolfenlo8

volkenlos wolkenlos 1|Schnee bededil)

Stockholm .| ?51 aparanda . | 757 t.Petersbg. | 753

Moskau. .. | 758

Cork, Queens- 10. 7 -7DB wolkig

mit inie n

Anfang 7+ Uhr

Opernhaus. DEsy robe Ee ms is von Sens eyerbeer. Zert nah dem Franzöfischen des Eugène iller-T t ben s deutsh bearbeitet von Ludwig Rells Stiller Theater. Solnabend, Abeuby S Uoss Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Trazôdie in 5 Aufzügen und einem Nachspiel von Friedrich Hebbel. E L ES A S Die Kopenhagen , | 749 Schnee |— 4 | Journalisten, Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav

penhag DY | êFreytag. Der Billet-Verkauf zu dieser Vorstellung findet heute und morgen in der Zeit von 9—10 und 12—14 Uhr im Königlichen Schauspielhause statt. Preise der Pläge: 3, 2, 1,50 Æ und 75 §. Auf- geld wird nicht erhoben.

Die Billets Nr. 26 und 27, 11. Rang Balkon

der Wolf Graf Baudissin?schen Scene geseßi vom Ober-Regisseur Die Grille.

23. Borstellung. Der | von Charlotte Birh-Pfeiffer.

tab. | Mit Vergnügen.

Soantag,

24, Vorstellung. Genoveva.

Anfang 74 Uhr. Millionenbauer.

ftaat. Anfan

7E Ubr. Sonntag,

Anfang 7+ Uhr. Montag: Der Militärftaat.

Sonntag und folgende Tage: Marcelle. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen : Ländliches Charakterbild in 5 Akten

achmittags 3 Uhr: und der Liebe Wellen. Abends 8 Uhr: Der

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Der Militär-

) admittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins für Volksunterhaltungen : Hempel. Abends 77 Uhr: Der Militärstaat.

Karl Megyder - Konzert. und Walzer:

Konzerihgus.

Sonnabend: 18S, Operettenu- Abend.

Saal Behltein. Sonnabend, Anfang 74 Uhr:

ETHU. Klavier-Abend von Muriel Elliot, Des Meeres

BPirkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums- Saison 1896/97.) Sonnabend, Abends 74 Uhr: Première „Aus der Mappe eines Riesen- gebirgs-Phautaften“. Eine romantisch. phantastische Handlung, mit komischen Scenen, Gebirgsepifoden, einer naturgetreuen Hörnerschlittenfahrt im Riesen- gebirge und einem zauberishen Ballet : Im Reiche e G Pn D Ln ie em Greßherzegli en of - Balletmeifter August Siems. Musik von Aug. Siems und

Schiedsmaun

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

- Verlin, Freitag, den

Cet m2 e. e.

Berichte vou deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Außerdem

gering

mittel gut

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(100 kg)

Gezahlter Preis für 1 Doppelzeréner

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nie- böh- nie- bôd- nie- drigster | fter | drigftec | #2 | drigfter

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verkauft Doppel- zentner (Preis unbekannt)

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Cherbourg . | 746 | Regen Helder... . | 744 N! bededckt E AaE 1 halb bed. Ha 1 A bededi2) Swinemünde | 742 Schnee Neufahrwoasser| 746 |S Schnee Memill 747 3|Schnee O s eel 746 Schnee arlsruhe . . | 744 bededt T4 bededt 742 Schuee 744 till woikig 742 3|Schnee 745 ) bedeckt T45 | bedeckt 750 | wolkig a A0 | Regen 1) Geftern Schnee. ®?) Nachts Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum, das ih gestern Abend über Dänemark entwickelt hat, liegt an der me&lenburgi- schen Küste und scheint nach Süden ortzeshrelten, wo das Barometer sehr stark gefallen ift. Am höchsten ift der Luftdruck über Nordwest- und Oft- CGuropa. Ueber Dänemark wehen östliche Winde, die sich über die westdeutsche Oftsee ausbreiten werden. In Deutschland is bei {wacher Luftbewegung das Wetter trübe und kalt ; vielfah ift Schnee gefallen, namentlih in den nordwestlihen Gebietstheilen.

Deutsche Seewarte.

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:

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Theater.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus, 22. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten ven Ambroise Thomas. Text mit Benußung des Goethe’\{hen Romans , Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von E Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7x4 Ühr.

Schauspielhaus. 23. Vorstellung. Die Komödie der Irrungen. Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Für die Bühne eingerichtet von Karl von Holtei. In Scene geseßt vom Ober- Regisseur Max Grube. Der eiugebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von Jean Baptiste Molidòre,

links, zur 24. und 25. Vorstellung im Königlichen Schauspielhause find dem Besißer abhanden ge- fommen. Dieselben werden für ungültig erklärt und wird vor Ankauf gewarnt.

Denisches Theater. Sonnabend: uud Julía. Anfang 7F Uhr.

Sonntag, Nachmittags 23 Uhr: Der Kaufmanu von Venedig. Abends 74 Uhr: Die ver- \uukeue Glocke.

Montag : Die versunkene Glocke.

Romeo

Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags

3 Uhr: Aschenbrödel. Abends 74 Uhr: Kaiser Seiurich. Sonutag, Nachmittags 24 Uhr: König Heinrich. Abends 7F Uhr: Zum 50. Male: Renaifsance. Montag: Die eisheit der Aspafia. Spitzbubeustreiche.

Lessing - Theater. Sonnabend: Die Wieder- fehr. (Louise Dumont.) Hierauf: Niobe. (Jenny Groß.)

Sonntag, Preise): Die Haubenlerhe. Abends 74 Uhr: Die Wiederkehr. (Louise Dumont.) Hierauf: Niobe. (Lettes Auftreten von Jenny Groß vor ihrem Urlaub.)

Montag: Erstes Gaftspiel der Tournée Marcelle Jofset, Frou-Frou,

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Sonnabend : Die Frauenjäger. (Le Dindon.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, überseßt und für die deutsde Bühne bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7# Uhr.

Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche | H

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dirextion: Julius Frißshe. Sonnabend: Zweiter großer Maskenball. Ballmusik: Das verstärkte

heater-Orchester, unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Max Dahms, die vollständige Kapelle des 2. Garde-Ulanen-Regiments unter Leitung des König- lihen Musikdirigenten Herrn Neese, die Szegediner Magnaten-Kapelle , Kolompar“ (zum erften Male in Deutschland). Büffets sowie die Wi:inlieferungen hat der Hof-Traiteur Seiner Majestät des Kaisers E A. Huster (Englishes Haus) übernommen.

errentarten 8 #4, im Vorverkauf 7 4, Damen- farten 5 M, im Vorverkauf 4 #4, sind zu haben an der Kasse des Theaters Unter den Linden und in den bekannten Vorverkaufsstellen. Der Eintritt ift nur in Ball-Toilette oder eleganter Maske gestattet. Beginn des Balles 10 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen : a G Abends 77 Uhr: Der Bettel-

udeut.

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernft-Theatec). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Frau Lieunteuant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von ermann Hirschel. Musik von Gustav Serpette und Victor Roger. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Frau Lientenaut.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée. Trilby. Drama in 5 Akten, nah dem Noman des George du Maurier, von Georg Okonkowsky.

Bentral - Theater. Alte Jakobstraße 30, Direktion: Richard Schuly. Sonnabend: Neu in- sceniert: Emil Thomas a, G. Eine tolle Nacht. Große Poffe mit Gesang und Tanz in 5 Bildern voov J. Freund und W. Manuftädt. Musik von Jultus Cinödshofer. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und die folgenden Tage: Eine tolle

a

Sonntag und folgende Tage: Die Frauenjäger. Nacht.

Neues Theater. Sw@iffbauerdamm 4a. /5. Direktion: Stgmund Lautenburg. Sonnabend: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutshe Bühne bearbeitet von

ul Lindau. In Scene gefeßt von Sigmund

utenburg. Anfang 7} Uhr.

Konzerte.

Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Ukr: Konzert von Clara Krause (Klavier) und Lulu L (Selma) mit dem Philharmonischen

O. Heyer, für Orchester arrangiert vom Kapell- meifter Carl Krüger. Noch nie geschene Kostüm- Pracht! Höchst charafteristishe Dekorationen ! Ueberrashende maschinelle Effekt-! Elbfang! Kochelfall! Zackelfall! Außerdem: Auftreten der hervorragendsten Künstler-Spezialiräten, Vorführen und Reiten der bestdressierten Freihcits-, Spring- und Schulpferde. Komische Entrées und Intermezzi.

Sonntag: Zwei große Vorstellungen. Nach- mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren auf allen Pläßen frei): Aufführung des großen militärishen Ausstattungs\tückes : 1870/71, Abends 7x Uhr: Aufführung der Novität: Aus der Mappe eines Riesengebirgs- Phantafsten. :

I E E E E I: :: I E D S B Familien-Nachrichten,

Verlobt: Frl. Käthe Bowien mit Hrn. Amts- richter und Prem.-Lieut. d. L. Heinrih Auçar (Mohrungen). :

Verehelicht: Hr. Sec.-Lieut. Achim von Frisch mit Frl. Eveline von Portatius (Jtzehoe).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerichts-Afsefsor Dr. Berger (Berlin). Hrn. Robert von Boet- tiher (Landsberg a. d. W.). Eine Toqhter: Hrn. Regierungs- Assessor Meusel (Cölln a. E, Hru. Geheimen Ober - Regierungs - Rat Dr. Kruse (Berlin). - Hrn. Pastor Kusche (Meuselwitz).

Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Friedri Wil- helm Frhr. von „der Borch (Halle a. S.). Hr. Kommssitons-Rath F. V. Grünfeld (San Remo). Verw. Fre. ajor Therese Poersh, geb. Edckoldt (Meiningen). Hr. Oberlehrer Alfred Sündermann (Berlin). Hr. Oekonomie-Rath Heinrih Jungck (Berlin).

Verantworilicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckeret und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

16,10

Breslau 15,20

Ratibor 15,40 | 15.40

R T EE

Breslau Ratibor

Neuÿ . Döbeln .

Ta 12,30

11,30 | 11,80 | 11/80

13,40 | 11,00

13,70 | 14,70 10 T1200

Breslau Ratibor Döbeln .

12,50

Breslau 11,50

Ratibor . 1 11,00 a Döbeln. .

Weizen.

16,40 | 16.80 | 17,00 Sa E58 | 16,00 E 16,50 | 100 17,00 | 17,50 15,40 | 16,00

Roggen. 12,00 | 12,30 | 12,30 | 12,40

12,20 | 12,60 Gerste.

17,23 | 20. 1.

12,50 12 30

12,05 | 12,05 | 20. 1. 15,40

14,50

12,10 20. 1.

12,10

Deutscher Reichstag. 158. Sißung vom 21. Januar 1897, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortseßung der zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1897/98 bei dem Gehalt des Staatssekretärs des Reihs3-Schazamts.

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen Nummer d. Vl. berichtet. i

Nah dem Abg. Hilpert (b. k. F.) nimmt das Wort der

Abg. Fischbeck (fr. Volksp.). Redner spricht seine Befriedigung darüber aus, daß der Bundesrath den Antrag auf Einführung eines Quebrachozolls abgelehnt babe. Aus Furcht vor den Agrariern {eine man versucht zu haben, ob nit doch der Zoll eingeführt werden könnte. Hoffentlich bringe die gründlihe Prüfung der Sache der Lederindustrie auf längere Zeit die ihr sehr erwünschte Ruhe. Redner bestreitet, daß hierbei die neu entstandenen großen Gerbereien in rage kämen; gerade in Schleswig - Holstein fet die Gerberei- Le rie eine alteingesessene, und es seien dort die kleinen Betriebe ver- treten, die aber allerdings dem neuen Verfahren \ih zugewendet hätten. Infolge ter Verbilligung des Gerbstoffes habe die Leder- induftrie einen großen Auff{chwung genommen. Der Lederzoll sei dur die Handelsverträge gebunden. Würde der deutschen Lederindustrie der Zoll auf Quebracho aufgebürdet, so würde sie mit dem Auslande nicht konkurrieren fônnen. Die deutshe Loheproduktion könne den Bedarf jet nicht decken; man müßte 20 Jahre warten, ehe das ge- schehen fönnte. Freiherr von Stumm habe gehofft, das nah Ablauf der Pee die Solidarität zwishen Landwirthschaft und Induftcrie h bewahrheiten würde durh Einführung eines Zolles auf Lohe und Quebraho. Wolle Herr von Stumm nach der arole des Grafen Umburg-Stirum die Handelsverträge kündigen ?

Staatsfekretär des Reihs-Schaßamts Dr. Graf von Posadowsky-Wehner:

Meine Herren! Es ist von den beiden ersten Herren Vorrednern die wirthschaftlihe Frage der Schälwaldungen und ihre soziale Be- deutung für weite Theile des Westens ausdrücklih hervorgehoben worden. Ich erkenne die Ausführungen, die in dieser Beziehung von den beiden ersten Herren Vorrednern gemacht sind, in ihrem vollen Umfange au heute an und habe sie bereits in den Ausführungen, die ih im’ vorigen Jahre die Ghre hatte, dem hohen Hause in diefer Frage ju machen, ebenfalls rückhaltlos anerkannt.

Jh glaube aber, es ist richtig, um das Verständniß für den Beschluß des Bundesratls in weitere Kreise dringen zu lassen, meinen gestrigen Ausführungen gegenüber, die absihtlih die Frage auf das eingehendste nah der technischen Seite hin erörteri haben, die Gründe des Buntesraths auf die einfahste Formel zurückzuführen, und zwar auf eine Formel, von der ih bestreite, daß ihre Richtigkeit von irgend einer Seite des hoßen Hauses mir widerlegt werden kann. Theilten also die verbündeten Regierungen felbst die wirth- shaftlihen und sozialen Erwägungen, die die beiden ersten Herren Vorredner vorgetragen haben, so könnten sie doch den Wünschen

bdèr Schälwaldbesißer niht wirksam zu Hilfe kommen.

Warum nicht? Eichengerberlohe hat einen Gerbstoffgehalt von 12%, Quetrachobolz in Blöcken bat einen Gerbstoffgehalt von durh- shnittlih 18 bis 2009/9; flüssiger Extrakt hat einen Gerbstoffgehalt von 40 %, Quebrachoertrakt in fester Form hat einen Gerbstoffgehalt bis zu 809%. Was würde also die Folge davon sein, wenn wir Quebraÿo in Blôcken und zerkleinert dur hohe Schußzzölle jeßt aus- {chlöfen? Es würde dann das Quebrachoholz in Blöôcken oder zer- Teincrt nicht mehr hineinkommen ; statt dessen würden aber die in anderen Ländern bereiteten Ertrakte eingehen, und zwar würde im Interesse der Exportfähigkeit dec feste Extrakt eingeführt werden, der 80 % Gerbstoff enthält. Damit würden aber die Wirkungen eines Schutzzolles, wenn man auch die zolltehnishen Schwierigkeiten über- winden sollte, unseres Erachtens vollkommen illuforisch. Jh habe aber {hon barauf hingewiesen, daß selbstverständlich der Versuch, Oesterrei, Jtalien und andere Staaten, die Extrakte für die Gerberei herstellen, zum Verzicht auf die Zollfreiheit für diese Extrakte, d. h. für chemische Fabrikate zum Gewerbegebrauch, die ihnen fraft der Handelsverträge zusteht, zu bewegen, scheitern würde ; darauf würde keine Nation \ich einlassen. Wenn einem nationalen Erzeugniß vertragsmäßig Zollfreiheit zugesichert ist, wird der berehtigte Etaat diese Zollfreiheit nit eher aufgeben, als der Vertrag abläuft,

oder es würden Gegenforderungen gestellt werden, die für uns voll- kommen unerfüllbar wären.

Wenn es also selbs gelänge, andere Vertragsstaaten zu bewegen, si damit einverstanden zu erklären, daß wir einen Zoll auf Que- brahoholz einführen, so würden wir doch nie einen Zoll auf Quebrachoertrakt einführen können, und damit würde die Maß- regel wirthschaftlich vollständig wirkungslos werden.

Selbst wenn es uns aber jeßt gelänge, was ja natürlih eine vollkommen utopishe Annahme ist, alle Gerbmittel, namentli alle diejenigen, deren Konkurrenz für den Schälwald bedauerlicherweise preis- drückend “wirkt, mit einem hoben Zoll zu belegen, so würden ganz zweifellos an Stelle der ausländishen Gerbmittel mit Quebracho gegerbtes Leder und Lederwaaren nah Deutschland eingeführt werden, weil wir nicht in der Lage sind, während der Zeit der Handels- verträge die Schußtzölle auf Leder, insoweit fle gebunden sind, zu erhöhen.

Ih habe also niht ausgeführt, daß die Lederindustrie nicht unter Umftänden eine Vertheuerung thres Gerbmittels bis zu einem gewissen Grade vertragen könnte, fondern ih habe nur ausgeführt, daß die Einführung eines Quebrachozolles dem Schälwald nichts nügen könnte, weil das Quebrachoholz in konzentrierter Form als Extrakt bei uns eingehen würde, und daß felbst, wenn man über- seeishe Gerbmittel prohibieren würde, es derjenigen Industrie, die noch mit Eichenlohe gerbt, nihts nügen könnte, weil wir die Lederzöôlle während der Vertragsdauer niht erhöhen können, und an Stelle des Quebrachoholzes das mit Quebraho gegerbte Leder eingehen würde, daß mithin die Konkurrenz des Quebrahholeders fortdauern würde, nur daß es niht im Inlande, sondern im Aus- lande hergestellt würde. Also, meine Herren, so lange wir durch die Handelsverträge gebunden sind und in dieser Beziehung durch deren Ablauf nit tabula rasa haben, können wir wirksam den Schälwaldbesißern zu unserem lebhaftesten Bedauern nicht helfen. Haben wir einmal freie Hand, find die Handelsverträge abgelaufen, so bin ih fest überzeugt, wird man die Frage sehr ernft von neuem prüfen.

Abg. von Salisch (d. kons.): Die heutigen Erklärungen des Staatssekretärs waren sympathischer als die gestrigen; aber sie haben uns die Ueberzeugung gebraht, daß der Bundesrath sich festgelegt hat und von seinem Standpunkt niht weihen kann. ch danke aber für die Ben daß nah Ablauf der Handelsverträge die Frage aufs neue geprüft werden foll. ; :

Abg. Beckh (fr. Volksp.) bestreitet eine Nothlage der Schäl- waldbesiger. Die Nugung eines Schälwaldes sei immer noch größer als die Onstige Waldnußung. Uebrigens hätten die Handelsverträge die Landwirthschaft nicht geshädigt, sondern durch Erhöhung der Hopfenausfuhr sogar die bayerischen Hopfenbauern begünstigt.

Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Grundsäßglich habe ih mich nit gegen die P a ieege ausgesprochen, fondern nur gegen „die Erneuerung derselben in der Form, daß die darin enthaltene Schädi- gung der Landwirthschaft beibehalten werde. Jch werde daher gegen eine Bindung der Getreidezölle auf 3} F und gegen die Zoll- freiheit für Lohe sein. Jh bin Mitglied des Zentralverbandes deutscher Industrieller und Vorsißender industrieller Vereine und weiß, daß die Industriellen mit mir übereinstimmen. Im preußi- schen Herrenhause sind neben mir noch andere Vertreter der Industrie vorhanden, und Herr Friedberg wird wohl demnächst, wenn das Dees an das Herrenhaus kommen wird, sehen, daß die Vertreter der Industrie sih rühren werden. Dem Eichenschäl- wald maht die Lohe, welhe aus Oesterreich eingeführt wird, nicht so viel Schaden ‘wie das gerbstoffreichere Quebrachoholz, während die Extrakte nur für die chemishe Industrie in Betracht kommen. Bei dem Raubbau, der in Argentinien mit dem Quebrachoholz getrieben wird, wird die Cinfuhr desselben bald anz aufhören oder so zurückgehen, daß die Lohe doh an die Stelle desselben treten muß. Dann wird es schwer sein, den Eichenshälwald aufs neue zu schaffen. Deshalb hat das Haus alle Veranlafsung, bei seinem Beschlusse stehen zu bleiben und ihn nöthigen- falls zu wiederholen. y :

Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) hält die Gefahr, daß es der deutshen Gerberei an Gerbstoffen fehlen werde, wenn man den Eichen- \shälwald nicht eEE für niht sehr nahe bevorstehend. Die Be- merkung, daß bei Ablauf der Handelsverträge die Frage wohl- wollend aafs neue geprüft werden folle, sei wohl mehr der

öflihkeit entsprungen, aber Herr von Salisch habe darin eine feste Zusage gesehen. Durh solhe Bemerkungen werde lediglih der

22. Januar _

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Agitation ein neuer Impuls gegeben und die Industrie beunruhi Die Handelsverträge hätten der Induftrie große Vortheile gebr und der Landwirthschaft durhaus nicht geschadet. Abg. Hilpert: Der Abg. Beckh versteht von der Landwirthschaft nihts; aber von dem Hopfen mag er mehr verstehen, denn er ver- kehrt wobl viel mit den Hopfenhändlern in Nürnberg.

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Dr. Graf von Posadowsky-Wehner: i

Meine Herren, dem Herrn Abg. Freiherrn von Stumm möhte ich nur bemerken, daß er eine Aeußerung von mir irrthümlih ver- ftanden hat. Gs hat mir selbfstverftändlih fern liegen müssen, zu bestreiten, daß die steigende Ausfuhr der überseeishea Gerbstoffe auh Einfluß auf die Preisbildung der einheimishen Schälwald-Induftrie ausgeübt hat und ausübt. Jh habe uur gesagt: belegen wir das Quebrachoholz in Blöcken mit einem wirksamen Zoll, so wird statt des Quebrachoholzes in Blöcken, was 18—20 % Gerbstoff hat, fester Extrakt eingehen, der bis 80 9/9 Gerbstoff hat, und das ift einer der Haupteinwände, weshalb zur Zeit derartige Zölle nach Ansicht der verbündeten Regierungen keine Wirkung haben könnten.

Jch möchte aber noh dem Hcrrn Abg. Barth gegenüber bemerken, wie es doch selbstverständlih ift, daß, wenn eine große Mehrheit des Hauses sih dafür ausgesprohen hat im Interesse einer heimischen Kultur und zwar einer landwirthschaftlich so wihtigen Kultur, wie die Eichshälwaldung, überseeishe Gerbstoffe mit einem Zoll zu be- legen, wir diese Frage, sobald wir unsere Arme frei habeu, das beißt nah Ablauf der Handelsverträge, einer sehr ernsten und eingehendeu Erwägung unterziehen werden (Bravo! rechts), und ih glaube, der Hoffnung kann man ih auch nicht hingeben, daß die neuen Handels- verträge, die wir 1904 abschließen werden, einfach die Abschrift der bisherigen Handelsverträge sein werden (sehr gut! recht3), nit allein aus woirths{chaftlihen Gründen, fondern vor allem aus rein zoll- tehnishen Gründen. Es ift vielleiht ein Mangel unseres autonomen Tarifs, der ein recht ehrwürdiges Alter in seiner jeßigen Gestalt hat, daß er niht genügend spezifiziert ift in seinen einzelnen Positionen, und daß deshalb Handelsvertrags-Verhandlungen mit Staaten, die einen sehr fpezifizierten Tarif haben, für uns durch einen folhen Tarif, der große Gruppen zusammenfaßt, jedenfalls nicht erleichtert werden. Ich glaube, es wird deshalb nothwendig fein, als Grund- lage für den Abschluß neuer Handelsverträge vor allen Dingen etnen viel spezifizierteren neuen autonomen Tarif aufzustellen. (Sehr richtig! rechts.) Mit dieser Arbeit ift das Shaygamt zunächst beschäftigt und darauf beruht es, daß im Etat des Reihs-Schaßamts eine neue Stelle für einen vortragenden Rath von Ihnen erbeten wird. Sie können fich denken, daß das eine ganz außerordentlich s{chwierige Arbeit ist. Es muß zunächst das System für einen neuen auto- nomen Tarif festgestellt und demnächst jede einzelne Position des jeßigen Tarifs durchgegangen werden; es müssen ferner die aus den önteressentenkreisen hervorgegangenen Wünsche auf Tarifänderungen einer genauen Erwägung unterzogen werden, und s{ließlich muß über die einzelnen Positionen gruppenweise mit den Interessenten selbst verhandelt werden. Erst wenn man fo eine feste wirthschaftliche Unterlage aus dem Verständniß der betheiligten Kreise heraus ge- wonnen hat, fann man die Arbeit abschließen und dem Bundesrath und später dem Reichstag zur Beurtheilung und Beschlußfassung vor- legen. Das ift eine jahrelange Arbeit ; aber es folgt hon zolltechnisch daraus, daß die neuen Handelsverträge nicht eine einfahe Abschrift derjenigen Handelsverträge sein können, die jeßt beftehen. (Bravo! rechts.)

Abg. Beckh weist darauf hin, daß er einen großen Theil seines Lebens auf dem Lande zugebraht habe, weil fein Vater und Großvater Grundbesißer gewesen seten, sogar Großgrundbesißer. Er verstehe also von der Landwirthschaft genügend. i

Abg. Brun ck (nl.) tritt für den Quebrachozoll im Jnteresse der kleinen Lohgerber ein. i E

Abg. Graf von Kanihz G konf.): Glauben die Freisinnigen, daß im Jahre 1902 eine Mehrheit für die einfahe Verlängerung der Handels- verträge zu finden sein würde? Der Staatssekretär hat also nichts Neues, Ueberraschendes vorgebracht, sondern nur etwas bestätigt, was wir alle wissen, daß von einer Fortführung der Handelévertragspolitik nah 1902 nicht die Rede sein kann. Einen spezialisierten Zolltarif wie andere Staaten müssen wir au haben. Aus der Spezialisierung des russischen Tarifs sind ja die Schwierigkeiten wegen der Verzollung feiner Lederwaaren in Nußland entstanden. Wenn auch die Zölle für Gerbstoffe gebunden sind, so fällt do darunter niht ohne weiteres das Quebrachoholz. Denn jeder Staat genießt die Zoll- begünstigung nur für feine eigenen Produkte, zu diesen aber gehört Quebrahho niht. Die Einführung des mit Quebracho gegerbten Leders würde verhindert werden können, denn der Zoll auf Leder ist nicht allgemein gebunden, sondern nur der Zoll auf Sohl- leder. Maßgebend ist, daß das Quebracholeder minderwerthig is gegen- über dem lohgaren Leder. Welche Erfahrungen hat denn die Militär- verwaltung mit den Stiefeln aus Quebracholeder gemacht ? Nichts sieht trauriger aus als eine Truppe mit abgerissenem Schuhwerk. Die Eichenschälwaldbesitzer werden jeßt viel mehr geschädigt, als die Arbeiter dur die Vertheuerung ihres Schuhwerks geshädigt werden könnten. Hoffentlih fommt man doch noch vor Ablauf der Handels- verträge zur Einführung eines Quebrachozolles.

Abg. Dr. Barth: Soviel ih weiß, hat die Militärverwaltung {hon einmal die Auskunft gegeben, daß das Schuhzeug von Quebracholeder niht weniger werth is, als das von anderem Leder. Es hindert die Militärverwaltung garnichts, bei ihren Abschlüssen nur eichen- lohgares Leder zu kaufen. Warum soll die ganze Bevölkerung in dieser Beziehung bevormundet werden? Die Mehrheit des Reichstages für die Handelsverträge war eine sehr beträchtlihe, und ih habe das Vertrauen, daß bei derselben Frage der Reichetag zu demselben Ergebniß kommen wird, nahdem er sih überzeugt hat, daß die Handelsverträge sehr segensreich waren. Es handelt ih niht um diesen Reichstag, sondern um einen nächsten E und ich für meine Person wünsche mir gar keine bessere Wahlparo als die Handelsverträge.

(Fortseßung in der Zweiten Beilage, zweite Seite.)