1897 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

L A M E t I E S

Provinz Sachsen.

Regierungsbezirk Magdeburg. (Stadtwappen.) :

G Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Halberftadt I. Ausgabe. Buchstabe . .. . Nr... . über... . A

_* Der-Inhaber dieser Anweisung empfängt - gegen deren Rückgabe zu dem vorbezeichneten Anleihesceine die . . te Reibe von Zinsscheinen für die zehn Jahre 19... bis 19 .. bei der State Panpone in Halberstadt, sofern nicht rechtzeitig von dem als solhen sh ausweisenden Inhaber des Anleihesheins dagegen Widerspruch er- boben wird. Halberstadt, den . . ten Der Magistrat.

(Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und eines ¡weiten Magistratsmitgliedes.)

Eingeiragen

Rendant.

Anmerkung: Die Namensunterschriften der Magistrats- mitglieder können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung wit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nahstehender Art abzudrucken :

. . . ter Zinsschein. . ter Zinsschein.

Anweisung.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Bekanntmachung.

Jnfolge des unterm 20. Mai 1896 erlassenen Preis-

ausschreibens zur Erlangung von Entwurfs fskizzen für den Neubau der Sol fchule für die bildenden Künste und der Hochschule für Musik in Berlin sind 32 Ent- würfe rechtzeitig eingegangen.

Das Preisgeriht hat die ausgeseßten Preise folgenden Entwürfen zuerkannt, und zwar:

je einen ersten Preis von 8000 4: a. dem Entwurf Nr. 22, Kennwort: „Einheit“, Verfasser Ben gde Bauräthe Kayser und von Großheim zu Berlin, . dem Entwurf Nr. 1, Kennwort: „Der deutschen Kunst“, Verfasser Regierungs-Baumeister Adolf Hartung zu Berlin; je einen zweiten Preis von 5000 M:

a. dem Sauer Nr. 10, Kennwort: „Par“, Verfasser Geheimer Baurath Eggert zu Berlin,

b. dem Entwurf Nr. 20, Kennwort: „Artibus“, Verfasser Königlicher Baurath Franz Shwechten zu Berlin;

je einen dritten Preis von 3000 #:

a. dem Entwurf Nr. 2, Kennwort: „Artibus et patriae“, Ae Fred. Skjold Neckelmann, Professor an der Königlichen Technischen Hochschule zu Stuttgart,

b. dem Entwurf Nr. 19, Kennwort: „Academia Berolina“, Verfasser Baumeister Schulz und Schlichting zu Berlin,

6. dem Entwurf Nr. 27, Kennwort: „In magnis voluisse“, Verfasser Theodor Unger, Königlicher Baurath, Heubach, Architekt, und Theodor Schlieben, Architekt zu Hannover.

Die sämmtlihen eingegangenen Entwürfe werden vom Miitwoch, den 27. Januar d. J., bis einschließlich Sonntag, den 7. Februar d. J., täglich von 11 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags im Uhrsaale der Königlichen Akademie d Dae Unter den Linden Nr. 38 bierselbst, offentlih aus- gestellt.

Vom 8. Februar d. J. ab können die nicht prämiierten Entwürfe im Bureau der genannten Akademie wieder in Empfang genommen werden. :

Berlin, den 25. Januar 1897. Der Minister

der geistlichen, A E Medizinal - Angelegenheiten. osse.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Die bisherigen Landmesser Brieger zu Glogau und Goebler zu Görliß sind zu Königlihen Öber-Landmessern ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

__ Der Lehrer Franz Teyner ist zum Lehrer der König- lihen Maschinenbauschulen in Dortmund ernannt worden.

Forst-Akademie Eberswalde. Sommer-Semester 1897,

Landforstmeister Dr. Danckelmann: Forsteinrihtung. Are Exfursionen (u. a. Durchführung einer Forsteinrihtung im

alde).

Forstmeister Zeising: Einleitung in die Forstwissenshaft. Waldwerthrechnung. Forstliche Exkursionen. Bata as : meer D%, Ren: Forstschup, Jagdkunde. Forst- lihe Exkursionen.

E Professor Dr. Shwap pa: Forstlihe Exkursionen.

berförster Dr. Möller: Waldwegebau. Forftliche Er- kursionen.

oel A leseor Laspeyres: Forstlihes Repetitorium.

orst-Assessor Herrmann: Planzeichnen.

Professor Dr. Schubert: Mathematishe Grundlagen der Forstwissenshaft (Geodäsie). Geodäsie. Uebungen im Feldmessen und Nivellieren.

Professor Dr. Schwarz: Systematishe Botanik. Botanische

xkursionen. , Geheimer Regierungs-Rath, Professor Dr. Al tum: Wirbellose Thiere. Zoologishe Exkursionen.

Professor Dr. Eckstein: Parasitenkunde.

Geheimer Regierungs-Rath, coselsor Dr. Nemel6: Minera- logie und Geogno le. Geognostische Exkursionen.

rofctor Dr. Ramann: Organische Chemie. Standorts- lehre. Bodenkundliche Exkursionen.

rofessor Dr. Müttrich: Experimental-Physik.

{mtérichter Dr. Dickel: Zivilreht 1. (Algemeiner Theil. Recht der Schuldverhältnifse.) Unter Zugrundelegung des Bürgerlichen Geseßbuchs. S

Vas Sommer-Semester beginnt am Montag, den 26. April, und endet Freitag, den 20. August.

Meldungen baldmöglichst unter Beifügung der Zeugnisse über Schulbildung, forst Lehrzeit, Führung, üer den Mis der erforderlihen Subsistenzmittel, sowie unter Angabe des Militär- verhältnisses an den Unterzeichneten zu richten.

Eberêwalde, den 18. Januar 1897. Der Direktor der Forst-Akademie. . __Danckelmann.

Nichtamtliches. Deutsches Reid.

Preußen. Berlin, 26. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke entgegen. g

Das Staats-Minifterium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Play 11, unter dem Vor- Dirie Minister-Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sizung zusammen.

Der Kommunal-Landtag der Kurmark faßte in seiner gestrigen Plenarsigung Beschlüsse über 5 Gut- achten des I. und 7 Gutachten des I1. Ausschusses. Den ersteren gemäß bestätigte der Landtag die Vertretung des General-Direktors der Land-Feuersozietät durch den Kreis- Feuersozietäts-Direktor des Teltower Kreises, bewilligte aus Billigkeitsrücksichten einem Rekurrenten die Nachzahlung von 600 / Brandentshädigung und von 200 4 zum Ersatz für ein bei geleisteter Feuerlöschhilfe gefallenes Pferd, wies aber ein ferneres Rekursgesuch gegen die das Ausscheiden versagende Verfügun der Kreis-Direktion als unbegründet ab und beshloß endli eine Aenderung seiner Geschäftsordnung bezüglih der Fest- stellung der Protokolle der Plenarsizungen nah dem Muster der für den Provinzial-Landtag geltenden. Nach den Gutachten des 11. Ausschusses wurde der Etat der Kurmärkischen Hilfs- fasse für die Jahre 1897/99 festgeseßt, deren Geschäfts- Übersiht für 1895 entgegengenommen, desgleichen der Bericht über den Bestand des ständischen Dispositions- fonds unter Billigung der Ansicht des Ausschusses, daß gegen- wärtig nur 30000 # an Unterstüßungen bewilligt werden könnten. Von den auf solche gerichteten vier Gesuchen konnten nur zwei bewilligt werden; zwei andere wurden abgelehnt, weil in dem einen Falle Bedürftigkeit nicht erwiesen war und es sih in dem anderen um erst bevorstehende Aufwendungen handelte. Die nächste Plenarsißzung findet am 26. d. M. statt.

Hefen.

Seine Königliche Hoheit dér Großherzog ist am Sonn- tag von Gotha wieder in Darmstadt eingetroffen.

Zur Feier des Geburtstages Seiner Mazestät des Kaisers findet, wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, morgen Vor- mittag auf dem Paradeplaß eine Parade sämmtlicher Truppen der Darmstädter Garnison statt, welhe Scine Königliche Hoheit der Großherzog abnehmen wird. FestgotteSdienste in den verschiedenen Kirchen gehen voraus.

Braunschweig.

Bei der gesirigen Stadtverordneten- Stichwahl in der dritten Klasse unterlagen die Sozialdemokraten wiederum, sodaß sie endgültig nur nöch einen Sig im Kollegium haben.

Elsaß-Lothringen.

Eine in Nr. 2 des r E, für Elsaß- Lothringen“ veröffentlihe Kai)erlihe Verordnung erseßt zwei Paragraphen der Verordnung vom 27. Dezember 1888 über die Einführung der Gewerbeordnung im Reichslande durch neue Bestimmungen. Hiernach erhält

12 der leßtgenannten Verordnung folgende Fassung : „Die Untersagung des Handels mit Loosen von Lotterien und Ausspielungen, oder mit Bezus8- und Antheilscheinen auf fsolhe Loose, des Gewerbebetriebs der Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten und bei Behörden wahrzunehmender Geschäfte, insbesondere der Ab- fassung der darauf bezüglichen schriftlihen Aufsäße, sowie der Vermittelung von Jmmobiliarverträgen, Darlehen und Heirathen, ferner des Handels mit Droguen und chemishen Präparaten, welhe zu Heilzwecken dienen, wird durch den Bezirks. - Präsidenten verfügt. Die Untersagung der übrigen, in § 35 der Gewerbeordnung ge- nannten Gewerbe wird durhch- den Kreis-Direktor (Polizei- Direktor) verfügt.“ Außerdem ift bestimmt 23), daß ver- schiedene, durh die jüngste Novelle zur Gewerbeordnung den „Landesregierungen“ überwiesene Befugnisse vom Ministerium ausgeübt werden.

Oesterreich-Ungarn.

Das ungarische Mas erledigte gestern das Budget des Minister-Präsidiums und des Ministers a latere. Der Minister - Präsident Baron Banffy er- klärte, daß der Minister a latere Baron Josika infolge an- gegriffener Gesundheit vom Amte mindestens 4 bis 5 Wochen werde fernbleiben müssen und der Ministerrath mit Zustim- mung des Königs den Minister-Präsidenten mit der Stell- vertretung betraut habe. Gleichzeitig erklärte der Minister- Las mit aller Entschiedenheit, daß die Gerüchte von einer trise jedes Grundes entbehrten, da weder persönliche noh sach- liche Gründe vorlägen, welche den Baron Josika zur Demission veranlassen könnten.

Großbritannien und JFrland.

Jn der gelirigen Säißung des Unterhauses fragte Field bei der Regierung an, ob sie sich eintretenden Falls an einer Bewegung zu Gunsten einer internationalen Münz- Konferenz betheiligen werde, und ob, wenn die Bewegung zum Ziele führe, den Bimetallisten ein angemessener Theil an der Vertretung Großbritanniens in der Konferenz werde zu- gewiesen werden. Der Erste Lord des Schaßes Balfour

erwiderte : Es bestehe keine Wahrscheinlichkeit, daß die Regie- rung die Jnitiative zu einer solhen Bewegung ergreifen werde, und es sei offenbar verfrüht, die Zusammenseßung einer Konferenz zu erörtern, die, soweit ihm bekannt, noch von keiner Seite vorgeschlagen sei. Hierauf wurde die Adreß- debatte fortgeseßt. Bei der T OSRNg des Unterantrages Howorth, betreffend die Freilassung der äititoSbceer, vertheidigte der Staatssekretär des Jnnern Sir W. Ridley sein Verhalten in dieser Sache. Die Freilassung sei auf Grund ärztlicher Gutachten erfolgt, die keinen andern Ausweg zugelassen hätten. Asquith billigte das Verhalten des Ministers. E worth wünschte seinen Antrag zurückzuziehen. Die Jrländer beanstandeten dies. Hierauf wurde der Unterantrag ohne Abstimmung ab- gelehnt. Kearley brachte sodann einen L ein, worin das Bedauern darüber ausgesprohen wird, daß die Re- gierung keine Vorlage bezüglih der Konkurrenz, welche den einheimischen Erzeugnissen durch ausländisce gefälschte Nahrungsmittel gemaht werde, angekündigt habe. Der Parlaments-Scekretär des Lokalverwaltungsamits J. W. Russe! erklärte, die Frage werde von der Regierung sorgfältig er- wogen. Das Ministerium erörtere zur Zeit einen die gange Frage behandelnden Gesehentwurf und hoffe, denselben bald dem Hause vorlegen zu können.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Zuckersteuer, fort. Der Deputirte Goblet bekämpfte den Gegenentwurf Jaurès? betreffend die Monopolisierung der Zuckerraffinerie, und führte aus, der Staat dürfe sich in Lohnfragen und in die Be- chungen der Jndustrie zum E niht mischen. Redner äußerte si tadelnd darüber, daß die Regierung die Koalition der Raffinerien und die Spekulation dulde. Der Minister-Präsident Méline erwiderte, das Gesetz von 1861 lasse es nicht zu, gegen Operationen dieser Art einzuschreiten, der Kammer liege aber ein G-:seßentwurf vor, welcher bestimmt sei, diese Lücke der Geseßgebung auszufüllen. Der Gegenentwurf Jaurès' wurde hierauf mit 439 gegen 82 Stimmen abgelchnt. Der Deputirte Kranz begründete sodann einen i B nah welchem für raffinierten Zucker eine zeitweilige Zuschlagsteuer von 4 Fr. eingeführt werden soll, welhe die Raffi- nerien zu zahlen hätten. Der Berichterstatter Graux erkläre im Namen der T L dieselbe stimme im Sn Kranhß zu, da sie auf jede Verzehrungs- steuer verzihte. Der Deputirte Krant zog hierauf seinen Geseßentwurf zurück. Sodann begründete der Deputirte Siegfried einen Gegenentwurf, nah welhem die Ver- zehrungssteuer auf Zucker um ein Viertel ermäßigt werden soll. Redner behauptete, diese Ermäßigung werde den Verbrauch im Jnnern erhöhen, und die Erhshung der Taxe von 30 auf 35 Fr. auf den sucre indemne (d. h. den französishen inländischen resp. Kolonialzucker, soweit er Ucbershuß über das Rendement und die Fabrikationsabfälle ist) werde die Zahlung von Ausfuhrprämien ermöglihen. Der Handels-Minister Boucher und der Berichterstatter Graux bekämpften den Entwurf Siegfried, der auf Hypothesen beruhe. Nachdem das Haus mit 282 gegen 232 Stimmen beschlossen

hatte, den Geseßentwurf Siegfried in Erwägung zu ziehen,

wurde derselbe einer Kommisston überwiesen.

Dem „Figaro“ zufolge beabsichtigt der Minister-Präsident Méline, in Bezug auf den Siegfried hen Gegenentwurf, betreffend die Reform der Zuckersteuer, die Vertrauens- frage zu stellen.

Rußland.

Gestern fand, wie „W. T. B.“ berichtet, im Kaiserlichen Palais zu Helsingfors die feierliche Eröffnung des finishen Landtages statt. Der stellvertretende General- Gouverneur, General-Lieutenant Gontscharow, verlas die Botschaft des Kaisers an den Landtag, den Landmarschall und die Stände. Der Vorsizende gab den unterthänigen Gefühlen der Stände Ausdruck, und der Landmarschall brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, welches mit lebhaften Hurrah- rufen aufgenommen wurde. :

Der General-Lieutenant der Reserve Batjanow if zum Konramandeur des XVI. Armee-Korps ernannt worden.

Türkei.

Das Wiener „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ berichtet aus Konstantinopel, es sei nunmehr beschlossen worden, daß der Kommandani der Gendarmerie auf Kreta nicht der Armee einer der Großmächte angehören solle; man habe sich wegen der Auswahl cines Kommandanten nah Belgien und Holland gewendet. Der Marshall Fuad Pascha nahm vorgestern mit Genehmigung des Sultans an einem Diner in der deutshen Botschaft theil.

Bulgarien.

Wie die „Agence Balcäanique“ meldet, haben die Vertreter der Mächte die bulgarishe Regierung ersucht, dreißig erprobte bulgarishe Gendarmen auszuwählen, um sie nah Kreta zur Bildung der dortigen Gendarmerie zu ent- senden. Die bulgarische Regierung habe die Erfüllung dieses Gesuches zugesagt.

Schweden und Norwegen.

Jn der Zweiten Kammer brachte Baron Schwerin estern einen Antrag ein, wonach der sh wedisch-norwegische T akdelpvertraa auf ein weiteres Jahr verlängert werden soll.

Dänemark.

Der Verweser des russishen Ministeriums des Auswärtigen Graf Murawjew ist heute Vormittag von Kopenhagen zunächît nah Wiesbaden abgereist, um einen Familienbesuh ab- zustatten, und wird fih von dort nah Paris begeben. Auf dem Bahnhofe waren zur Verabschiedung das diplomatische Korps, der Minister des Aeußern Baron von Recdt- Thott und zahlreihe Hofwürdenträger erschienen. Gestern nahm Graf Murawjew das Dejeuner bei dem deutschen Ge- sandten von Kiderlen-Wächter ein und empfing darauf den Besuch des Königs. Später fand zu Ehren des Grafen bei dem russishen Geschäftsträger Prirzen Kudaschew ein Abschiedsessen statt, an welhem der Prinz und die Prinzess in Waldemar, der Conseils-Präsident Baron von Reedy-Thott und die Mitglieder des diplomatishen Korps theilnahmen.

Amerika.

Aus Havanna wird berichtet, dem Vernehmen na habe der Generai Weyler die Erklärung abgegeben: wen" für Cuba Reformen zugestanden würden, müßten dieselben

sehr umfassend sein. Bei Volaneau (?), 3 Meilen von ps entfernt, habe ein Kampf stattgefunden, bei welchem Aufständishe und 2 Spanier getödtet sowie 7 Spanier verwundet worden seien. j Afrika,

Die Dage bei Bao tdet war gestern, wie der „Agenzia Stefani“ berihiet wird, üñverändert. e

In Nom eingetroffenen Privatdepeshen aus Massowah lege haben Rekognoscierungen der italienishen Truppen

estgestellt, daß die Hauptmacht der Derwische sih um itternacht des 22. d. M. in A mideb befand. Das Gros war in vier marschbereite Kolonnen getheilt, welhe Carrés bildeten und viele Lastthiere in der Mitte mit sich führten. Am 24. d. M. wurde Tukualai durch eine der oben genannten Kolonnen eingenommen und beseßt. Biscia und Sciaglet wurden von den Derwischen verlaßsen. i Die „Agence Havas“ verbreitet nachfolgende, aus Djibuti datierte Meldung: Seit langer Zeit {hon hätten Be- ziehungen zwischen den Derwischen und den Abessy- niern bestanden. Gesandte des Khalifen seien jüngst, von Omdurman kommend, in Entoto eingetroffen und hätten mit dem Negus Menelik Verhandlungen eröffnet. Von dem Gange dieser Verhandlungen sei bisher nihts bekannt ge- worden, es dürfe aber angenommen werden, daß die Ankunft der Gesandten einerseits der Bewegung der Derwische in der Umgegend von Agordat und aidetérseits der durch den britisch- egyptischen Feldzug geschaffenen gegenwärtigen Lage im Sudan nicht fernstehe. Der „Agenzia Stefani“ zufolge erklären jedoh aus Schoa in Aden eingegangene Nachrichten die Angaben über Verhandlungen woilen dem Negus Menelik und den Derwischen, betresfend den Vormarsch der leßteren gegen Agordat, in entschiedenster Weise für unrichtig.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißzung des Reichs- tages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (162.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. von Boetticher beiwohnte, wurde die erste Berathung des Gesegentwurfs, betreffend Abänderungen der Unfall versiherungsgeseße, fortgeseßt.

Das Wort nahm zuerst der Abg. Dr. Paasche (nl.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch nicht beendet war.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Fischerei der Ufereigenthümer und die Koppelfisherei in der Provinz Hannover, zugegangen.

Nr. 3 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 22. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Militär-Wesen: Abänderung der Grundsäße für die Beseßung der Subaltern- und Unterbeamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden mit Militäranwärtern. 2) Zoll- und Steuer-Wesen: Anschluß des i:n Zollausshlußgebiet von Geestemünde errihteten Fischereihafens an das Zollgebiet und Festseßung der Zoll- grenze. 3) Marine und Schiffahrt : Berichtigung des der Betriebs- ordnung für den Kaiser Wilhelm-Kanal als Anlage beigegebenen Signalverzeichnisses. 4) Konsulat-Wesen: Todesfall ; Exequatur- Ertheilung. 5) Polizei:Wesen : Ausweisung von Ausländern aus dem NReich8gebiet,

Nr. 3 der „Veröffentlichßungen des Kaiserlihen Ge- sundheitsamtes*“ vom 20. Januar hat folgenden Inhalt: Ge- sundbeitsftand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maß- regeln gegen Cholera 2c. Desgl. gegen Pest. Geseßgebung u. w. (Sachsen.) Einfinnige Schlachtthiere. (Württemberg.) Geistes- kranke. (Baden) Apotheken. Geschäftsbetrieb. (Oesterreich.) Infektionékrankheiten. (Ungarn.) Geisteskranke. Petroleum. Impfungen. Gang der Tbierseuhen. Lungenseuhe im Deutschen Reich, 1895. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. Regierungs Bezirke Danzig, Posen, Breslau, Bayern, Sachsen, Baden, Sachsen - Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Elsaß- Lothringen, Oesterreih, Schweiz, Großbritannien, Kapland.) Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich.) Sirafgeseßbuch. Vermischtes. (Jtalien.) Handbuch der Lee für Landleute. Pceisausschreiben. (Norwegen, Christiania.)

hemishe Untersuhungen der Gesundheitskommission 189%.

Bevölkerungs-Vorgänge in deutshen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern, 1895. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Dezember. Geschenkliste.

Nr. 4 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus- pegeten im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 23. Januar, at folgenden Inhalt: Amtliches : Bekanntmachung. Dienst - Nach- rihten. Nichtamtliches: Neuere shwamm- und feuersihere Decken- konstruktionen. William Morris und die fünfte Ausstellung des Kunstgewerbe - Aus\tellungs-Vereins in London. (Schluß.) Die Umwandlung des Wiener Donaukanals in einen Handels- und Winter- hafen. Vermischtes : S N für Pläne zur Hochschule für die bildenden Künste in Berlin. Preisausschreiben für den Neubau eines Geshäftshauses der Hannoverschen Bank in Ravee Wett- bewerb um Entwürfe für die Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Christiania. Zugfestigkeit des Zements. Besuch der L a Hochschule in Berlin. Sonderzüge für ungewöhnlih große Last- stücke. Büchershau. Neue Patente.

Heft 1 des „Archivs für Eisenbahnwesen“ (Jahrgang 1897), herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer, Berlin), hat folgenden Inhalt: Der Ankauf der Hessischen Ludwigseisenbahn durch Preußen und Hessen ; Italienische Eisenbahnverhältnifse; Studien zur Geschichte des preußischen EGisen- bahnwesens (III. von Fleck); Die unter Königlich sächsisher Staats- verwaltung stehenden Staats- und Privateisenbahnen im Königreich Sawhsen im Jahre 1895; Die österreihishen Staatsbahnen im Geschäftsjahre 1895; Die Eisenbahnen der Schweiz im Jahre 1894 ; Die Gotthardbahn im Jahre 1895; Eisenbahnen in Rußland; Die Staats- eifenbahnen in Finland im Jahre 1895; Transkaspische Eisenbahn; Eisenbahnen in Nicaragua ; Eisenbahnen in Brasilien; Eisenbahnen in Birma; Einnahmen der italienishen Eisenbahnen; Entscheidungen höchster Gerichtshöfe über Fragen des Versicherungs- und des Steuer- rechts; Mittheilungen über die eisenbahnrehlihe Geseßgebung des Deutschen Reichs, Preußens, Oesterreih-Ungarns, der Schweiz, Spaniens und Rußlands und eine Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Gebieten.

Arbeiterbewegung.

Aus Mainz wird der „Frkf. Ztg.“ geschrieben: In einer öffent- lihen Zimmererversammlung wurde am Sonntag bes{lossen, in eine Lohnbewegung einzutreten. Die Lohnkommission beauftragt, den Unternehmern folgende Forderungen zu unterbreiten: Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit, im Winter niht unter aht Stunden; Erhöhung des Stundenlohnes insoweit, taß- die Gehilfen, bele jeßt 33—35 Z beziehen, 42 4 und die, welche 30—35 4 beziehen, 38 S erbalten u. . w. Accordarbeit soll gänzli unterbleiben und die Lohnzahlung wöchentlih erfolgen. Die Durchführung dieser -Vorshläge wird für den 1. April gefordert.

In Aachen ist der Ausftand der Weber bei der Firma Rosenberg u. Comp., wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, zu Un- gunsten der Arbeiter beendet worden. (Vgl. Nr. 11 d. Bl.)

In Wintersdorf in Sachsen-Altenburg stehen, einer Mit- theilung des\felben Blattes zufolge, in der Filiale des Leipziger Zigarrenfabrikanten Haschke 18 Arbeiter und 12 Arbeiterinnen aus.

Hier in Berlin haben die Mechaniker und Uhrmacher der Fahrpreisanzeiger-Gesellshaft die Arbeit niedergelegt.

Kunst unnd Wissenschaft.

Von den für das in Liegniß zu errihtende Denkmal Kaiser Wilhelm?s I. eingegangenen Entwürfen ist, wie der „Schlesishen Zeitung" gemeldet wird, derjenige des Bildhauers, Profefsors Johannes Boese in Berlin zur Auétführung ange- nommen worden.

Ein interessanier Alterthumsfund it, wie die „Ostpreuß. Ztg.“ meldet, kürzli6 zu Marienhof, unweit Sensburg, gemacht worden: Beim Pflügen fand man Scherben eines zerbrochenen Gefäßes und dabei acht silberne Armfpangen von Spiralform mit darafteristisch verzierten Enden. Es ist #fichtlich ein \ogenannter Depotfund, dessen Objekte von einem Händler in alter Zeit zur Siche- rung vergraben und dann niht abgeholt worden sind. Nah Form und Verzierung ähnlihe Spangen find in Livland und Schweden ge- funden ; dieselben gehßren etwa dem 11. Jahrhundert unserer Zeit- rechnung, mithin einer für Ostpreaßen heidnishen Zeit an.

Land- und Forftwirthschaft.

Nr. 2 der „Mittheilungen der Deutschen Landwirth- shafts-Gesellshaft“, vom 20. Januar, bringt das Programm der landwirthschaftlihen Gesellshaftsreise nah Ungarn, welche die Deutsche Landwirthschafts-Gesellschaft in der Zeit vom 13. bis 28. Mai d. J. zu veranstalten beabsichtigt, ferner einen Aufsaß von Dr. F. Aereboe über den Geldwerth der Futtermittel und die Rentabilität der Viehhaltung, endlih Mittheilungen über das Saatenge|häft durh Vermittelung der Saaitstelle der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft von dem Geheimen b t Professor Dr. F. Nobke in Tharandt. In der die Berichterstattung der land- und forstwirthshaftlichen Sach- verständigen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Ausland enthaltenden Beilage sind Berichte über den gegenwärtigen Stand der Zucker- rüben-Industrie in den Vereinigten Staaten von Amerika von dem Sachverständigen in Washington, über die landwirthscaftlihe Aus- stellung zu Reval im Jahre 1896, über die Mil- und Butter- erzeugung in Esthland, über die Branntweinerzeugung in den russischen Ostsee-Provinzen und über die neuen Bahntarife für die Erzeugnisse des Waldes in Rußland von dem Sachverständigen in St. Peters- burg, über die Ansiedelungsthätigkeit in Bosnien und der Herzegowina und über die Reblaus in Oesterreich von dem Sachverständigen in Wien veröffentlicht.

Washington, 26. Januar. Nach dem amtlichen Bericht des Ackerbau-Departements beirug, wie -.,W. T. B.“ meldet, die Ernte im Jahre 1896 an Weizen ‘427 684 000 Bushels, an Mais 2 283 875 000 Bushels, der Werth der Weizenernte 310 603 000 Doll., derjenige der Maisernte 49 100 700 Doll.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs®- Maßregeln.

Malta.

Zufolge Verordnung der Lokalregierung in Malta vom 18. d. M. dürfen Schiffe aus- indischen Häfen in den Häfen Maltas weder Personen noch Güter landen, doch ist ihnen die Einnahme von Kohlen unter gewissen Beschränkungen gestattet.

St. Petersburg, 26. Januar. (W. T. B.) Um der Ein- \{leppung der Pes vorzubeugen und, falls sie in Rußland auftauchen follte, fie zu bekämpfen, ist von dem Kaiser eine besondere Kom- mission gebildet und zu deren Vorsißendem Prinz Alexander von Oldenburg ernannt worden. Dem „Grashdanin“ zufolge hat diese Kommission beschlossen, den Professor Bo tkin zur Er- forshung der Seuhe nah Bombay zu senden. i

Suez, 25. Januar. (W. T. B.) Heute gehen die ärztlichen Mitglieder der besonderen Sanitätskommission in Begleitung eines as schen Delegirten nach den Quarantänestätten an der Sinat-Küste ab, um über Maßnahmen zur Abwehr der indischen Pest eine Entscheidung zu treffen.

Bombay, 25. Januar. . T. B.) Wie die „Times of öIndia” meldet, haben seit dem 26. September v. I., an welchem Tage die Pest in den Bombayer Sterblichkeitsausweisen zuerst amtlich. anerkannt wurde, 9835 Todesfälle mehr stattgefunden als nah dem Durchschnitt der leßten fünf Jahre zu erwarten waren. Dieselben sind sicherlih der Pest zuzuschreiben.

Verkehrs-Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) ist die Mette englische Post über Ostende vom 25. Januar ausgeblieben;

Grund: Sturm auf See. : j

Nach einem weiteren Telegramm aus Köln (Rhein) ist auch die dritte i N Post über Ostende vom 25. aus- geblieben. Grund: Sturm auf See.

Krefeld, 25. Januar. (W. T. B.) Die Königliche Betriebs- Inspektion theilt mit: Der Trajektbetrieb zwishen Spyck und Welle, Strecke Kleve—Zevenaar, is wegen Eisgangs eingestellt worden.

Münster i. Westf., 25. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Betriebs\törung auf der Strecke Dornum—Esens der Ostfriesishen Küstenbahn ist beseitigt.

Bremen, 26. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. SD. „Ems“ 23. Jan. Mittags v. New-York n. Genua abgeg. SD. „Fulda“, n. New-York bestimmt, hat am 24. Jan. Mrgs. Neise v. Neapel n. Genua fortges. PD. „Karlsruhe“ 23. Jan. v. New-York n. Weser abgeg. RPD. „Bayern“, v. Australien kommend, 23. Jan. in Aden angek. RPD. „Gera *, v. Australien fommend, 24. Jan. Nachm. Reise v. Southampton n. Antwerpen [0e PD. „Craigearn “, n. La Plata bestimmt, 25. Jan. Mrgs. n Antwerpen angek. PD. „Weimar“, n. New-York bestimmt, %. Jan. Mrgs. Dover passiert. PD. „Bonn“, v. La Plata kommend, 25. Jan. Vorm. auf der Weser angek.

Hamburg, 25. Januar. (W.T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. Der PD. „Phönicia“ ist, von New-York kommend, geem Nachm. in Cuxhaven eingetroffen. SD. „Fürst Bismarck*“ ift, y. Hamburg kommend, heute ee in New-York eingetroffen. PD. „Holsatia" ist, v. Hamburg kommend, gestern in St. Thomas angekommen. : :

London, 2%. Januar, (W. T. B) Union - Linie. O. „Trojan * auf der Ausreise Sonnabend von [Southampton abgegangen.

Castle-Linie. D. „Arundel Castle“ auf Ausreise heute in Durban (Natal), D. „Dunvegan Castle“ auf reise Sonnabend in London angekommen. D. „Norham Caftle* auf Ausreise Sonnabend von Southampton abgegangen. D. „Warwick Castle“ auf Heimreise Sonntag in Plymouth, „D. Garth Castle“ auf Ausreise gestern in Kapstadt angekommen. D. „Methven Castle®* und „Pembroke Castle“ auf Heimreise heute die Canarisckchen Inseln passiert. :

St. Petersburg, 26. Januar. (W. T. B.) Die Direktion der Njäsan-Uralbahn suht im Kommunikations-Ministerium um die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahnlinie Dank ow— Smolensk, um die Pat der Streke Smolensk—Dünaburg der Riga-Oreler-Bahn und die Erlaubniß zum Bau der Strecke Dünaburg —MWindau nach, weil der Hafen in Windau nie zufriere und daher in kommerzieller Beziehung wichtiger als Riga und Libau sei.

Rotterdam, 25. Januar. (W T B) Holland-Amerika- Linie. D. „Spaarndam“, und D. „Obdam“, von New-Bork nah Rotterdam, sind Sonnabend Nachmittag von New-York ab- gegangen.

Prätoria, 23. Januar. Einer Meldung des .R. B.* zufolge begab fih Präsident Krüger gestern nach Potschefstrom zur Er - öffnung der neuen Eisenbahn. Bei dem Festmahl am Abend sagte der Präsident in einer Rede: da die Rinderpest das Vieh, welhes bisher allein zum Transport verwandt wurde, rasch vernihte, müsse er den Bau neuer Eisenbahnen in jeder Weise begünstigen.

Theater und Musik,

Lessing-Theater.

Die französishe Schauspielergesell schaft, welhe unter der Führung von Marcelle Josset steht, gab gestern als erste Abendvorstellung die bekannte Komödie „Frou-Frou“ von L. Halévy und H. Meilhac, eine aroze Wirkung dieser ersten Aufführung konnte daher nur von der Darstellungskunst der fremden Gäste erwartet werden. Der Eindruck, den man zunähst und am deutlichsten empfing, war dec des überraschend lebhaften und intimen Zufammenspiels der Darsteller. Dhne Stocken und ohne S widelte sich in glattem Fluß Scene auf Scene ab. Die Einzelleistungen dagegen bekundeten wohl durhschaittlid elegantes und temperamentvolles Darstellungësvermögen, aber keine außergewöhn- liche Kunst. Marcelle Josset entfaltet als Frou-Frou weniger feine Anmuth im Spiel als starke Leidenschaft; ihre besten Scenen lagen also im vierten und fünften Aft, als Gilberte ihiem getäushten Gatten in Zorn und Reue gegenübertritt. Herr Dumény führte die Rolle des Sartorys vornehm und mit warmer Empfindung durch. Herr Cequelin machte fh in dieser Vorstellung eigentlich nur durch seinen berühmten Namen bemerklich, da feine Rolle zur Entfaltung wirkliher schauspielerisher Kraft zu unbedeutend war. Herr Antoine, dessen vorzüglihes Spiel noch von seinem Gastspiel im Residenz-Theater her in gutem Andenken lebt, hatte nur die kleine Nolle von Gilberte’s Vater, zeigte aber auc in dieser in wenigen Strichen seine klare und {lichte und darum ungemcin wirksame Kunst der Charakterifierung.

Konzerte.

_ Gestern fand das siebente Philharmonische Konzert unter Leitung Arthur Nikish’s statt. Eine in diesen Räumen zum

ersten Mal gespielte symvhonishe Dichtung von F. Smetana, dem

Komvonisten der „Verkaufsten Braut“ führt ven Namen „Vysehrad", einer alten sagenumwobenen böhmishen Zitadelle deren Schicksale Smetana in ergreifender Weise musikalish schildert. Die interefsante und feine Art zu instrumentieren ist durhweg zu erkennen ; dieselbe wirkt mehr durch die Verwendung der Harfen, Geigen und Flöôten, als durch die der Blechinstrumente, die uur selten bei Schilderung kriegerischer Momente benußt sind. Nach diesem, von dem zahlreih erschienenen Publikum mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Werke trug die vortreffliße Hamburger Altistin Frau Ernestine Heink-Schumann eine Arie aus Mozart's „Titus“ vor, in der ihre umfangreiche, ausgiebige und wohlgeschulte Stimme herrlih zur Geltung kam. Vier Lieder von Hermann Behn, die Arthur Nikifch am Klavier begleitete, erwarben sich gleichfalls eine günstige Aufnahme. Vielen Beifall erntete auch der Klavier- virtuos Gdouard NRisler aus Paris durch den Vor- trag des (- dur - Konzerts von Beethoven. Sein weicher und modulationsreiher Anschlag, verbunden mit glänzender tehnischer Fertigkeit und temperamentvoller Vortragsweise, setzte das Werk in das günstigste Licht. Die etwas breit angelegten Kadenzen H von Bülow's boten dem Künstler günstige Gelegenheit, feine irtuosität brilliren zu lassen. Am Schluß des Abends wurde zur Feier des hundertjährigen Geburtstages Franz Schubert's die große C - dur - Symphonie des Meisters ausgeführt. Dieses in allen feinen vier Säßen so gedankenreihe Werk wurde von dem Orchester aufs lobenswertheste wiedergegeben und bewies von neuem seine gewaltige Wirkung auf die Zuhörer. Im Saal Bechstein gab zu derselben Zeit der Bioloncellvirtuose Pert Friedrih von Mulert, Professor am Konservatorium zu Kiel, ein Konzert, das er mit einer Sonate von Locatelli-Piatti eröffnete. Im Vortrag dieses älteren Werkes sowie in dem bekannteren Konzert von Davidoff (erster Saß) und in kleineren Stücken von Cui und Anderen bekundete er recht erfreulihe Eigenschaften: große technische Sicherheit und Zartheit des Ausdrucks. Die Sopranistin Fräu- lein Vera Goldberg unterstüßte das Konzert in lobenswerther Weise durch den Vortrag einiger Lieder von Brahms, Stange und Anderen, die glei den Violoncellovortcägen günstige Aufnahme fanden. Selbst Klinstler von Ruf mußten es si in dieser lezten konzert- reihen Zeit gefallen lassen, vor mäßig beseßtem Zuhörerraum ihre Kunst auszuüben; um so wunderbarer erscheint es daher, daß das Publikum sich am Sonnabend fo zahlreich zu dem Musikabend der Damen Krause und Heynsen in der Sing-Akademie eingefunden hatte, daß der Saal vollständig gefüllt war. Das Können der beiden Damen überstieg durhaus in nichts dasjenige der jeßt täglih öffenilich Spielenden und Singen- den. en Klara Krause spielte das D - moll - Konzert von Rubinstein recht geläufig und trug auch Beethoven’s Es-dur- Sonate, die Zwillings|hwester der sogenannten „Mondschein-Sonate*“, die vom Komponisten ebenfalls als „Sonata quasi una Fantasia“ bezeichnet ist, gewandt vor, ohne freilich aus Eigenem viel hinzu- zuthun. Das Adagio wurde recht hübsch singend gespielt. S Lulu O verfügt zwar über {ône Stimmmittel, aber ihr Mezzo)opran maht noch den Eindruck des Unausgeglichenen ; neben Tönen von überrashender Klangfülle finden sih aud recht flache und unshône. Durch Leidenschaftlihkeit des Vortrages weiß aber Fräulein Heynsen für sih einzunehmen, und es fehlte ihr sowie der Pianistin durhaus niht an Beifall. Der Liedercyclus „Asteroïden“, vom Freei- herrn Procházka gedihtet und von Rud. Buck komponiert, besteht aus ses kleinen Gesängen, zu denen eine reht \stimmungsvolle Orchester- begleitung geshrieben is. Das mitwirkende Philharmonische Orchester brate dieselbe zu bester Wirkung. Zum S luß ift noch der dritte Klavierabend des Fräulein Muriel Elliot im Saal Bechstein zu erwähnen, welcher ebenfalls am Sonnabend stattfand. Das für dieses Konzert gewählte Pro- ramm der begabten Schülerin Dans seßte ihre eistungen in weit günstigeres Licht, als dies bei ihrem früheren Auftreten der Fall war. Namentlich in der als erste Nummer ge spielten, weiter oben hon erwähnten Es-dur - Sonate (op. 27) von Beethoven machte ihr Spiel einen gediegenen und musikalish ver- ständigen Eindruck. Leider aber is auch dieser Künstlerin nicht ge- geben, den von ihr vorgetragenen Werken ein individuelles Gepräge zu geben. Wie sie spielt, wird zwar immer gefallen, niemals aber be« geistern können. ats Im Königlihen Schauspielhause wird morgen Otto von der Pfordten's Schauspiel „1812* in folgender Beseßung ge- eben: Napoleon 1.: Herr Kahle; General York: Herr Molenar; Johanna: Fräulein Abich; Luise: Fräulein Lindner; Reichsfreiherr