Deutsches Reich.
Bekanntmachung,
betreffend das Außerkrafttreten des Handels-, Schiffahrts- und Konsularvertrags zwischen dem Reich und der Dominikanischen Republik.
Vom 27. Januar 1897.
Der zwischen dem Reich und der Dominikanischen Republik am 36. Januar 1885 abgeschlossene Handels-, Schiffahrts- und Konsularvertrag (Reichs: Geseßbl. 1886 S. 3 ff.) ist infolge seiner Kündigung dur die Dominikanische Regierung mit dem Ablauf des gestrigen Tages außer Kraft getreten.
Berlin, den 27. Januar 1897.
Der Reichskanzler. Jn Vertretung : Freiherr von Marschall.
Landespolizeilihe Anordnung.
Auf Grund der 88S 6 und 7 des Reichs - Viehseuchen- gesezes vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894 und des § 3 des preußishen Ausführungsgesezes dazu vom 12. März 1881/ 18. Juni 1894 wird hierdurch Folgendes bestimmt :
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Pferde, die in Rußland ihren Standort haben und, ohne zur Einfuhr bestimmt zu sein, die Landesgrenze in regelmäyzigem Verkehr monatli ein oder mehrere Male überschreiten (kleiner Grenzverkehr) oder Feldarbeiten auf diesseitigem Gebiete ver- rihten, find auf ihren Gesundheitszustand dur einen preu- gischen beamteten Thierarzt zu untersuchen.
Die Untersuchung erfolgt an den hierfür bestimmten Grenzorten oder an dem Wohnsitze des beamteten Thierarztes. d: E
I 8. Die Führer der im § 1 bezeichneten Pferde haben bei deren Bortkibeung zur Untersuchung dem Ee ein auf den Namen des Besißers der Pferde lautendes Buch vorzu- legen, in welchem für jedes Pferd ein besonderer Abschnitt mit genauer Angabe der Kennzeichen des Pferdes angelegt ist.
S 4.
Werden die Pferde bei der Untersuhung weder an einer ansteckenden Krankheit leidend noch ciner solchen verdächtig be- funden, so hat der untersuchende Thierarzt eine Tr due Bud hierüber unter Angabe des Untersuchungstages in das Bu einzutragen. E S O.
Die Bescheinigung gilt vier Wochen. Während des Laufes dieser Frist können die Pferde erneut zur Untersuchung vor- geführt werden. Die Bescheinigung über den Befund gilt alsdann wiederum vier Wochen vom Tage der Ausstellung ab. Für die Untersuhung und für die A geiniguna werden Gebühren und Kosten nicht entrichtet.
8 6.
Pferde der im § 1 bezeichneten Art, für welche eine gültige Bescheinigung nicht vorgelegt werden kann, 8A die Grenze nicht überschreiten. i
Die Führer der Pferde haben die Untersuhungsbücher während ihres Aufenthalis in Preußen mit sich zu führen und den Zollbeamten, Polizeibeamten und den beamteten Thier- ärzten auf Erfordern vorzuzeigen. i:
Zuwiderhandlungen werden gemäß ZZ 65 und 66 des Reichs - Viehseuchengesezcs vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894 oder 8 228 des Neichs-Strafgeseßbuchs geahndet.
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Diese Aniordnung tritt unter Aufhebung der landespolizei- lihen Anordnungen vom 18. August 1893 — Amtsblatt S. 283 — und vom 29. Zuli 1895 — Amtsblatt S. 253 — sofort in Kraft.
Marienwerder, den 26. Januar 1897.
Der Negierungé-Präsident. von Horn.
Landespolizeilihe Anordnung.
Auf Grund des Z 4 der Revidierten Jnstruktion zum Rinderpestgesch vom 9. Juni 1873 (Reichs-Gesehblatt S. 147) wird Folgendes angeordnet :
In Abänderung der landespolizeilichen Anordnung vom 17. August 1893 — veröffentliht durch Extrablatt zu Nr. 33 des Amtsblattes von demselben Tage — wird gestattet :
1) die Einfuhr von Heu und Stroh in losem Zu- stande, welhes aus den russischen Grenzdistrikten stammt und zum Gebrauch der Einwohner der deut)hen Grenz- diftrikte bestimmt ist;
2) die Durchfuhr von Heu und Stroh in gepreßtem Zuftande, auch wenn es nicht aus den Grenzdistrikten stammt, unter der Bedingung, daß dieselbe durch Deutschland in ge- s{losseren oder bedeckten Wagen unter Plombenverschluß auf dem Schienenwege erfolgt.
Diese Anordnung tritt sofort in Kraft.
Zuwiderhandlungen werden nach den Strafbestimmungen des S 328 des Reichs - Strafgeseßbuhs (RN.-G.-Bl. 1876 S. 4d) und des S 134 des Vereinszollgesezes vom 1. Juni 1869 (B.-G.-Bl. S. 355) geahndet.
Marienwerder, den 26. Januar 1897.
Der Regierungs-Präfident. von Horn.
Die Ausgabe des „Handbuchs für das Deutsche Reich“ auf das Jahr 1897 ist erschienen.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 3 des „Reihs-Gesegblatis“ enthält unter ¡
Nr. 2357 die Bekanntmachung, betrcffend das Außer- frafttreten des Handels-, Schiffahrts- und Konsu!larvertrags zwischen dem Reich und der Dominikanishen Republik, vom 27. Januar 1897.
Berlin, den 27. Januar 1897.
Kaiserliches Poft - Zeitungsamt. Weberstedt.
Nichtamtliches. Deutsches Rei ch.
Preußen. Berlin, 27. Januar.
Am Königlihen Hofe wurde heute der Allerhöchste Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Königs festlich begangen. Um N/z Uhr fand im Pfeiler- saal des Königlihen Schlosses die Gratulation der Mitglieder des Königlichen Hauses und hierauf des engeren Hofes statt. Um 93/4 Uhr meldete sich Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm aus Anlaß der Ernennung zum Second- Lieutenant im 1. Garde-Regiment z. S Alsdann begaben Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach dem Elisabeth-Saal und von dort nach dem Rittersaal, wo die feierlihe Nagelung der dem 2. Bataillon des Jnfanterie-Re- giments Herwarth von Bittenfeld (1. A Nr. 13 und dem 1. Bataillon des 3. Thüringishen Jnfanierie- Regiments Nr. 71 verliehenen neuen Fahnen stattfand. Nach dem feierlihen Akt begaben Sih die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, sowie die Höchsten Gäste Jhrer Mazestäten nah der Schloßkapelle zam Gottesdienst. Bei dem Zuge vom Rittersaal nah der Schloßkapelle zum Gottesdienst führten: Seine Majestät der Kaiser und König Jhre Majestät die Kaiserin; Seine Königlihe Hoheit der Großherzog von Oldenburg Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Preußen; Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen Jhre Königlihe Hoheit Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen; Seine Königlihe Hoheit Prinz Friedrich Leopold von Preußen Jhre Köngliche Hoheit
rinzessin Albrecht von Preußen}; Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Heinrih von Preuß-n Jhre Hoheit Her- oan Friedrich Ferdinand zu Scleswig-Holstein-Sonder- urg-Glücksburg; Seine Königliche Hoheit Prinz Joachim Albrecht von Preußen Jhre Königliche Hoheit Erb- prinzessin von Sachsen-Meiningen; Seine Königliche Leheit der Erbgroßherzog von Sachsen Jhre Königlihe Hoheit
Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe; Seine Hoheit der
Landgraf von Hessen-Philippsthal-Barhfeld Jhre Hoheit die Gerjeg Johann Albrecht zu Mecklenburg; Seine Hoheit
erzog Ernst Günther zu Par Res Jhre Hoheit zerzogin Wilhelm zu Mecklenburg; Seine Hoheit Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig - Holstein - Sonderburg- Glücksburg Jhre Durchlaucht Prinzessin Aribert von Anhalt; Seine Durchlaucht Prinz Adolf Regent von Lippe Ihre Königliche Hoheit Erbprinzessin von P IeO: Seine Königliche Hoheit Erbprinz von Sachsen-Coburg und Gotha Jhre Königliche Hoheit Prinzessin Carl von Hohenzollern ; Seine Großherzogliche Hoheit Prinz Maximilian von Baden Jhre Durchlaucht Prinze]sin Feodore von Sachsen-Meiningen : Seine Hoheit Prinz Ern|t von Sachsen-Weimar Sire Durchlaucht Prinzessin Feodore zu- Schleswig - L Nach dem Gottesdienst fand im Weißen Saale die Gratula- tionscour statt. Mittags wohnten Seine Majestät der Kaiser der großen Parole-Ausgabe im Zeughause bei. Abends 6 Uhr findet bei Jhren Majestäten Familientafel zu 38 Gedecken und in der Bilder - Galerie Marschalltafel statt. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften werden mit den hier weilenden Erlauchten Gästen Abends die Fesivorstelung im Königlichen Opernhause besuchen.
Die Nagelung der dem 2. Bataillon des Jnfanterie- Regiments Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13 und dem 1. Bataillon des 3. Thüringishen Jnfanterie- Regiments Nr. 71 verliehenen neuen Fahnen fand heuie vor Beginn des in der Schloßkapelle abgehaltenen Gottes- dienstes im Rittersaale des Königlichen Schlosses statt.
Die Fahnen lagen daselbst auf je cinem Tische bereit. An der Spigtze derselben stand der betreffende Negiments-Kom- mandeur, zwei Flügel-Adjutanten hielten -die Fahnen. Die direkten Vorgeseßten der beiden Regimenter, und zwar des Infanterie - Regiments Nr. 13: der kommandierende Gencral des VIT. Armee-Korps, General der Jafanterie von Göge, der General - Lieutenant Freiherr von Hammerstein - Loxten, Kommandeur der 13. Division, der General-Major von Derschau, Kommandeur der 25. Jn- fanterie-Brigade, — des Jnfanterie-Regiments Nr. 71: der kommandierende General des IV. Armee-Korps, General der Kavallerie von Hänisch, der General-Lieutenant von Mikusch- Buchbera, Kommandeur der 8. Dioision, und der General- Major von Liebermann, Kommandeur der 15. Jnfanterie-Brigade, hatten rechts neben der betreffenden Fahne, die Abordnungen der Truppentheile, bestehend beim Jafanterie-Regiment Nr. 13 aus dem Kommandcur Oberst von Fransecky, Major von Montowt, Hauptmann Trüßschler von Falkenstein, Premier- Lieutenant von Hirschfeld, Second: Lieutenant Höpker, bei dem Jnfanterie- Negiment Nr. 71 aus dem Kommandeur Ober#t Witistcin, Major von Bodelschwingh, Hauptmann Königk und dem Premier-Lieutenant Loefen, außerdem von jedem Regiment 1 Feldwebel, 1 Unteroffizier, 1 Gefreiten, 1 Gemeinen und dem Fahnenträger des betreffenden Bataillons, hatten hinter dem Tische, auf dem ihre Fahne lag, Aufitellung genommen.
Nachdem der Kommandant des Allerhöchsten Haupi- quartiers, General-Lieutenant von Plessen Seiner Majestät dem Kaiser gemeldet hatte, daß alles zur Nagelung bereit sei, traten Allerhöchstdieselben in den Saal.
In der Begleitung Seiner Majestät waren erschienen Jhre Majestät die Kaiserin nebst den vier ältesten Prinzen Söhnen, Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich sowie die anderen hicr anwesenden Mitglieder dcs Königlichen Hauscs und die hierzu cingeladenen Fürfstlich- keiten, außerdem die im Garde-Korps dienenden und zur Zeit bei ihren Truppentheilen 2c. anwescnden Prinzen aus regieren- den deutshen Häusern, das Allerhöchste Hauptquartier, die hier anwesenden E Generale à la suite und Flügel-Adjutanten Seiner Majestät des Kaisers, der General- Feldmarschall Graf von Blumenthal, der Kriegs-Minister und der Chef des Genera!stabcs der Armee.
Seine Majestät der Kaiser und König schlugen bei jeder Fahne den ersten Nagel ein, den zweiten Jhre Majestät die Kaiserin und Königin, den dritten Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrih, danach Seine Kaiserlihe und König- lihe Hoheit der Kronprinz, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Eitel-Friedrich, Adalbert und August Wilhelm, die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses sowie die hier
anwesenden Fürstlichkeiten, sodann die Prinzen aus regierenden | ten ul! der Ministerial-Direktor,
Häusern. Es folgten der General - Feldmarschall Graf
von Blumenthal, der Kriegs-Minister, der Chef des General- stabes der Acmee, ferner die direkten Vorgeseßt:n, die Kom- mandeure, sowie die Feldwebel und Fahnenträger.
Nach beendeter Nagelung begaben sich sämmtlihe Be- theiligte in geordnetem Zuge durch die Bilder-Galerie und den Weißen Saal in die Schloßkapelle. Die beiden Fahnen nebeneinander — vor denselben der betreffende Regiments- Kommandeur, hinter ihnen je ein Lieutenant — bildeten hierbei den Schluß des Zuges. Jn die Kapelle traten die Fahaen nicht gleih mit ein, sondern warteten außerhalb derselben das Ende des eigentlichen Gottesdienstes ab. Jm Anschluß an den leßteren fand die feierliche Weihe der Fahnen durch den evangelishen Feldpropst der Armee D. Richter in Gegenwart des fatholishen Feldpropstes der Armee Dr. Aßmann ftatt. Die beiden Regiments - Kommandeure mit der Fahne in der Hand, gefolgt von den beiden Lieutenants und den Fahnen- trägern, traten nah gegebenem Zeichen mit aufgesetztem Helm in die Kapelle und vor den Altar; es folgte ein kurzes Gebet und- die Weihe der Fahnen. Während der Einsegnung senkten die Kommandeure die Fahnen.
Der Feier zu Ehren des Allerhöchsten Geburts- tages, welhe die Universität heute in der in ekeftrischem Licht exstrahlenden, mit der Büste Seiner Majestät und reich mit Blumen geshmücckten Aula abhielt, wohnten der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse, der Unter-Staats}ekretär D. Dr. von Weyrauch, der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. von Bartsch und die Geheimen Ober - Regierungs - Räthe Dr. Althoff, Dr. Naumann und Dr. A sowie iblrei@e andere höhere Beamte und Lehrer bei. Ein Orgelvorspiel, sowie fünf: und vierstimmige Ehorgesänge leiteten die Feier ein, worauf der Geheime Justiz-Rath, Professor D. Pr. Kahl das Wort zur Festrede über das Thema „Bekenntnißgebunden- heit und Lehrfreiheit“ nahm. (Die Rede wird in der Erften Beilage zur heutigen Nr. d. Bl. im Wortlaut veröffent- liht.) Mit einem begeistert ausgebrahten Hoh auf Seine Majesiät und nochmaligem ernsten Gesange wurde dann der feierliche Akt beendet.
Die Festfeier, welche die Akademie der Künste heute in dem mit der von Begas modellierten Büste Seiner Majestät des Kaisers geshmückten Saale der Sing-Akademie abhielt, nahm einen erhebenden Verlauf. Unter den ershienenen Ehrengästen befanden sich die Geheimen Ober- Regierungs:-Räthe Müller und Dr. Köpke, sowie der Geheime Regierungs-Rath von Moltke aus dem Ministerium der geistlihen 2c. Angelegenheiten, der Geheime Ober- Baurath, Professor Adler aus dem Ministerium der öffentlihen Arbeiten, der Dirigent der Ministerial- Bau- Kommission, Geheime Ober-Regierungs-Rath Kayser, der A und Baurath Küster, der Ober-Verwaltungs- gerihts-Rath Arnold u. A. Die Mitglieder des akademischen Senats erschienen in ihrer karmoisinrothen, sammetnen Amts- tracht. Eine Ouvertüre von Cherubin, unter Professor Dr. Joachim's Leitung von den Studierenden der Hochschule für Musik meisterlich vorgetragen, eröffnete den Aft. Dann nahm der Senator der Akademie, Professor Dr. Dobbert das Wort zur Festrede (vgl. Ersie Beilage). Nah dem be- geistert aufgenommenen Hoch auf Seine Majestät {loß der Vortrag einer Kantate von dem Mitsliede der Akademie, Komponisten Philipp Rüfer, die Feier wirkungsvoll ab. |
Die Technische Hochschule beging den Allerhöchsten Geburtstag gestern Abend durch einen Festakt in ihrer Aula. Vor der Ostwand stand die Kolossalbüste Seiner Majestät des Kaisers, ihr zu Seiten, sowie an den Langwänden hatten die Chargiertien des Ausschusses und der studentishen Ver- eine mit ihren Bannern Aufstellung genommen. Jn Vertretung des Ministers der geisilihen 2. Angelegen- heiten war der Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Wehren- pfennig, aus dem Handels:Ministerium der Geheime Ober- Regierungs-Rath Dr. Post, ferner der General von Strub- berg und viele andere Offiziere, sowie der Odver-Bürgermeifter von Charlottenburg Fritsche erschiencn. Nach dem ein- leitenden Gesange hielt der Rektor der Hochschule, Ge- heime Regierungs-Rath, Professor Dr. Hauck den Festvortrag über „Jnnere Anschauung -und bildlihes Denken“ (siehe den Wortlaut in der Ersten Beilage zur heutigen Nr. d. Bl.). Nachdem das von dem Festredner ausgebrahte Hoch auf Seine Majestät den Kaiser verklungen war, {loß der Gesang des Liedes „O deutshes Land, mein Vaterland“ die erhebende Feier.
Die A Al abeuiie feierte gleichfalls bereits gestern den Geburtstag des Kaisers dur einen Festakt in der mit den Büsten der Kaiserlichen Majestäten geshmückten Aula. Der Ausschuß der Studierenden und die Vertreter der beiden akademischen berg- und hüitenmännishen Vereine erschienen in bergmännishem Wichs mit - ihren Fahnen. Nachdem das Musikkorps des 2. Garde-Regiments z. F. den Akt mit fest- lihen Klängen eingeleitet hatte, stimmte die ganze Festver- sammlung, in der fich auch Vertreter r anderen Berliner Hochshulen befanden, das Lied an: „Tief unter jedem lebenden Gcschleht beginnt des Berg- manns steile Bahn“, das mit den patriotishen Worten {loß: „Dem Könige erschallt zum Thron hinauf von Berg und Hütt' ein dreifahes Glückauf!“ Die Festrede hielt Professor Dr. Kötter, der Vertreter des mathematischen Lehrfaches. Jn klaren Zügen schilderte cr die Bedeutung der Mathematik für die Naturwissenshaften und die Technik sowie namentlih auch für den Bergbau und zeigte, wie jede Förderung der Mathe- matik zugleih eine indirekte Förderung des Bergwesens dar- stelle. Unter diesem Gesichtspunkt führte er dana weiter aus, wie viel der Bergbau auch den Fürsten aus dem Hohenzollern- hause, als treuen Pflegern- der mathematischen Wisscnschaft, u danfen habe, indem er besonders auf Leibniz und Euler
inwies, die beide von preußischen Königen nach Berlin be- rufen wurden. Mit dem Hinweis auf die Bedeutung des Tages, dem die Feier gelte, (chloß der Redner. Jn dem berg- männisch-patriotishen Schlußlied wurde dem Vaterlande einc begeisterte Huldigung dargebraht. Das Lied {loß mit den Worten : „Tief in der Grube Nacht halten noch Männer Wacht, Männer der Kraft und Treu. Glück auf, Glück auf!“
In der Landwirthschaftlihen Hochshule wurde die Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs bereits gestern, Mittags 12 Uhr, im großen Hörsaal des Hohschulgebäudcs abgehalten. Der
. Feierlichkeit wohnten bei: der Minister für Landwirthschaft,
omänen und Forsten Freiherr von Hammerstein - Loxten, irklihe Geheime Ober-Regierung?-
Nath Sterneberg, der Gezeime Ober-Regierunces-Rath Dr. Thiel, vielegeladeneGäste aus den Kreisen des landwirthschaftlichen Vereinswesens, - Vertreter anderer Hohshulen und andere herverragende Persönlichkeiten. Der Ausschuß der Studierenden und der der Chargierten der fünf bei der Hochschule bestehenden studentishen Korporationen hatten sh in ihrem farben- prächtigen Wichs zum Empfang der Festtheilnehmer im großen Lichthof des Museums als Ehrenwache postieri und geleiteten von hier aus den feierlihen Einzug der zahlreihen Festversammlung in den eigentlihen Fest- raum, das im Schmuck zahlreiher Fahnen und natürlicher Blumen- und Pflanzengruppen prangende Auditorium I. Unter eincm {wer herniederwallenden Velarium erhob sich hier, der Bedeutung des Tagcs gemäß, inmitten einer pracht- vollen Blumengruppe die Büste Seiner Majestät. Die eigentliche Feier begann mit dem Vortrage des Liedes: „Dir möcht’ ih diese Lieder weihen“ von C. Kreußer durch den Sängerchor der Studierenden. Alsdann überreichte der Kurator der Landwirthschaftlihen Hochshule, Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Thiel das soeben von Seiner Majestät bestätigte definitive Statut der Hochschule. ierauf gab der Rektor, Professor Dr. Frank, in kurzen Zügen ein Bild der Eniwickelung der Hochschule im Laufe des leßten Jahres: Unter dem Allerhöchsten Schuße habe si die Anstalt wiederum sowohl äußerlich durch räumlihe Vergrößerung, als auch in ihrer Organisation Ae weiter entwickelt. Mit besonderen Dankeswortcn gedachte der Rektor der soeben er- folgten Verleihung des definitiven Statuts. Zur eigentlichen 7 au leitete alsdann der Gesang des Liedes: „Was ult beut jedes Preußcn Brust“ von J. Wiegers über, die von Professor Dr. Delbrück über das Thema: „Die Gährungsgewerbe und die Stärkefabrikation in ihrer Ent- wi&elung und in ihren Beziehungen zur Landwirthschaft“ ge- halten wurde. (Die Festrede is in der Zweiten Beilage zur heutigen Nr. d. Bl. abgedruckt.) Jn das von dem Festredner ausgebrahte Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König stimmten alle Anwesenden begeistert ein. Mit dem Schluß- gesana „Segne den “c a von C. Hennig, fano die Feier ihren würdigen Abschluß.
Jn der Thierärztlichen Aue vereinigten fich heute Mittag der Lehrkörper, die Vertreter der Studentenschaft und zahlreiche Ehrengäste in der mit den Bildern der drei Kaiser und Laubgewächsen festlih ges{hmückten Aula zu einer erhebenden Feier. Jn Vertretung des Ministers für Land- wirthschaft 2c. wohnten derselben der Ministerial-Direktor Sterneberg, der Geheime Regierungs-Nath Landsberg und der Regierungs-Rath Küster aus dem vorgenannten Ministerium ei. Das Militär-Veteurinärwesen vertrat der Juspekteur, Major Graf Schmetitow; auch die Vorstände und Beamten der Militär-Lehrshmiede und der Militär-Roßarztshule, sowie zohlreihe Militär-Noßärzte und beamtete Thierärzte waren erschienen. Die Feier wurde von Königlichen Chorsängern mit dem Gesange des 37. Psalms cingelcitct. Dann nahm Professor Dr. Ostertag das Wort zur Festrede über die „Entwickelung und die Aufgaben der Veterinär-Hygiene““ (\. die Zweite Beilage zur heutigen Nr. d. Bl.). Mit dem Gesange „Ertöón’, o Lied, in süßer Harmonie“’, hloß die Feier.
Dic Kaiser Wilhelm-Akademie für das militär- ärztlihe Bildungswesen feierte den Allerhöchsten Geburts- tag dur cin Festmahl der Stabsärzte im Kasino der Anstalt. Den Toaft auf Seine Majestät den Kaiser brachte dabei der Dircktor, General-Arzt Grasnick aus.
Die Turnlehrer-Bildungsan stalt beging den heutigen Festtag in ihrer im patriotishen Schmuck prangenden großen Halle. Als Vertreter des Ministeriums der geistlichen 2c. Ange- legenheiten wohnte der Feier der Geheime Ober-Regierungs-Rath Kopkc bei. Chorgesang verschönte den Akt. Jn der Festrede erinnerte Schulrath Euler an die B:suche Jhrer Majestäten der Hochseligen Kaiser Wilhelm T. und Friedrich [Il sowie Seiner Majestät des regierenden Kaisers Wilhelm Ik. in der Anstalt.
Fn allen Schulen der Stadt wurde heute der Geburtstag des Kaisers festlih begangen. Wieder war es Seine Majestät der Kaiser selbst, Allerhöchstwelcher zur Erhöhung der Festes- freude beitrug, indem einzelnen Anstalten das von Seiner Majestät entworfene Bild „Niemand zu Liebe, Niemand zu Leide“ mit eigenhändiger Widmung zum Geschenk übersandt wurde. Dieser erneute Gnadenbeweis gab überall Anlaß zu begeisterten Ovationen, die sih an die feierliche Ucbergabe des Kaiserlichen Geschenkes knüpften.
Ueber die feierlichen Akte in den einzelnen Anstalten ist Folgendes anzuführen:
Besonders berzlih gestaltete si die Feier im Französishen Gym- nastum im Anschluß an die Uebergabe des von Seiner Majestät ge- stiftcten Biltes, nah welcher Dr. Grünwald über die Herrschertugerden Kaiser Wilhelms 11. sprach. Im Königlichen Luisen - Eymnasium wurde das Bild den Schülern in zwei Feierlichkeiten vorgeführt ; vor den älteren Schülern svprach Professor Dr. Köbler, vor den jüngeren Oberlehrer Dr. Harnah. Mit einem großen Turnfest in der Halle in der Prinzenstraße beging das Luisenstädtisbe Realgymnasium den Tes In der festlich geshmückten Halle hatte au der zweimal im Wettrudern erstrittene Kaiserpreis Aufstellung gefunden. Der Einmarsch crfolgte unter dem Gesang des Liedes „Und bört du das mächtige Klingen“, - worauf Freiübungen der unteren und Stabk- und Marschübungen der oberen Aktheilung, dann Gerätbhe- und Kürturnen folgten. Die Feier {loß mit einer Ansprache des Direktors Professor Rose und einem Ho auf den Kaiser. Während der Uebungen spielte etne Militärkapeile, wodur das muntere Treiben der Jugend noch mebr belebt wurde. Früh um 8 Uhr {hon versammelten \ich die Shfler des Falk-Realgymnasiums unter ihrem neuen Direktor, Pro- feffor Dr. elibah, zur Feier des Tages in der festlih ges{chmüdcktcn Aula der Anstalt. Im Friedrihs - Gymnasium, in welchem am Schluß der Feier Drcyers „Gruß an den Kaiser“ gesungen wurde, sprach Profeffor Dr. Fischer über den Großen Kurfürften. Im Dorotheenftädtishen Realgymnasium war Professor Wulfinghoff #Festredner. Die Rede des Dr. Lachmann im Sophien- Realgymnasium behandelte die Geschichte Elsaß - Letbringens. Im Sopbien-Gymnasium legte der Historiker der Anstalt Dr. Siegfried Fitte die Bedeutung des Tages dar; in der Friedrih - Werderschen Ober- Realschule sprach Obérlehrer Dr. Cohn üter die Frage: „Wie sorgten die Hohenzollern für die Leibesübung der Jugend?“ Jm Leibniz- Ermnaäum hielt Dr. Gericke, im Askanishen Gymnasium Profeffor Dahms, in der Luifenstädtishen Ober - Realschule Oberlehrer Dr. Hosch, im Königstättisen Realcymnasium Oberlehrer Dr. Gerhardt die Festrede über verschiedene patriotishe Themata. Im Köllnischen Gymnafium sprach Oberlehrer Grau über die Lieder der Freiheits- friege und der Jahre 1870/71, im Königlichen Friedrich Wilhelms8- Gymnafium Professor Seckt über Nationalgefühl und Patriotismus, im Kêénigstädtishen Gymnasium Oberlehrer Dr. Bolte über deutsche Kolonisation in früheren Jahrhunderten, im Hum- boltt - Gymnasium Oberlehrer Dr. Thies über Deutsch - Oft- cfrifa, im Friedrihs- Realgymnasium Dr. Pomtow über die Helden der Befretiungsfkriege, besonders über Blücher, im Andreas-Real-
Gymnasium Professor Dr. Raehse üker die Verdienste der Hobenzollern um die ges{ichtlihe Entwickelung des Deutschen Reichs ; im Königlichen Realgymnasium war Oberlehrer Dr. Schneider, im Prinz Heinrich- Gymnasium Oberlehrer Hermann, im Lessing-Gymnasium Oberlehrer Lübke Festredner. Im Joachimsthal’ schen Eymnasium eröffaeten Gesang und ein Gebet des Anstaltsgeiftlihen die Feier; die Festrede des Dr. Wetzel . behandelte die Hobenzollern in ihrer Fürsorge für die innere Woblfahrt des Landes. Mittags fand festliße Speifung der Alumnen statt. e
Jn Dresden tragen heute zur Feier des Geburtstages Seiner Mazestät des Kaijers alle öffentlichen und viele Privat- gebäude Flaggenshmuck. Jn den Lehranstalten fanden fest- liche Akte siatt. Mittags war in Verbindung mit der Wacht- parade Paroleausgabe durch den General-Lieutenant von Minckwit, wobei 101 Kanonenshüsse gelöst wurden. Der Stadtkommandant und der Bürgermeister brahten Mittags dem preußishen Gesandten Grasen von Dönhoff die Glück- wünsche der Garnison und der Bürgerschaft dar. An der heutigen Galatafel im Residenzshlofe nehmen das diplo- matishe Korps, die Staats-Minister und hohe preußische Offiziere theil. Abends werden die öffentlihen Pläße festlich beleuchtet werden.
Auch aus zahlreihen anderen Städten des Deutschen Reichs sind Telegramme über die feierlihe Begehung des Ge- burtstages Seiner Majestät des Kaisers eingelaufen. Ueberall fanden Kesigottesdienste, Schulfeiern und andere festliche Ver- anstaltungen statt, an denen die staälihen und städtischen Behörden sowie zahlreihe Vertreter der verschiedenen Bevöl- ferungsfkreise theilnahmen.
__ Jn Wien hatte die reihsdeuishe Kolonie fich bereits gestern Abend versammelt, um den Geburtstag Seiner Majestät des Deutschen Kaisers festlich zu begehen. An der Feier nahmen der deutshe Botschafter Graf zu Eulen- burg, das Personal der Botschaft, sowie der bayerische Ge- sandte Freiherr von Podewils und der sähsishe Ge- sandte Graf von Wallwiß theil. Graf zu Eulenburg brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser Franz Josef aus und feierte denselben als treuen Bundesgenossen, dem jeder gute Deutsche sih persönlih verbunden und verpflichtet fühle. Jn das Hoch auf den Kaiser Franz Josef stimmte die Versammlung lebhaft ein; die Musik spielte die österreihishe Hymne. Hier- auf brahte der Präsident des Vereins „Nieder- wald“, Oertel, das Hoh auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser aus, Allerhöhstwelher das fkost- bare Erbe Seiner ruhmreihen Vorfahren wahre und sorgfältig pflege. Das Hoch wurde mit großer Begeisterung auf- genommen. Die Musik intonierte „Heil Dir im Siegerkranz“. Hierauf wurde ein Huldigungstelegramm an Seine Majestät dén Deutschen Kaiser Ba G REL
Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers gab gestern dic deutsche Kolonie in Tri est den Offizieren des deutschen Schulschiffes „Stosh“ ein Festmahl, an welchem 50 P:rsonen theilnahmen. Der deutshe Kaufmann Lüders brachte ein Hoch auf den Kaiser Franz Josef, als den treuen Freund und Bundesgenossen Deutschlands, und General-Konsul Dr. Stannius das Hoh auf Seine Majestät den Kaiser Wilhelm aus. Beide Toaste fanden in der Festversammlung begeisterten Widerhall. Kaufmann Engelmann feierte die deutshe Marine und die als Gäste anwesenden Angehörigen derselben, worauf der Kommandant des „Stosch“, Kapitän z. S. Thiele, in E Worten dankte und mit cinem Hoch auf die deutsche Kolonie von Triest {loß.
In Paris fand anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers gestern Abend bei dem Geitdien Botschafter Grafen Münster ein großer Empfang statt, zu welchem die Mitglieder der deutschen Kolonie äußerst zahlreich erschienen waren. Das Fest verlief in glänzender und angeregtefter Weise. Um Mitternacht versammelten die Gäste fich im Buffetsaale, wo der Botschafter ein dreifahes Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und das Kaiserlihe Haus ausbrachte, in das die An- wesenden unter den Klängen der deutshen Nationalhymne be- geistert einstimmten.
Ebenfalls gestern Abend, als am Vorabend des Geburts- festes Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, hatte der deutsche Botschafter in St. Petersburg Fürst Radolin ungefähr 300 Mitglieder der deutschen Kolonie zu einer Festlichkeit bei sich versammelt. Um Mitternacht brachte der Botschafter das
och auf Seine Majestät den Kaiser aus, in das die [nwesenden begeistert ecinstimmten. Nachdem das Hoch verkiungen war, stimmte die Musik die deutshe National- hyme an. — Heute Vormittag wurde in der deutshen Petri- kirche cin Gottesdienst abgehalten; Nachmittags 2 Uhr findet bei dem Kaiser und der Kaiserin in Zarskoje Sselo zu Ehren des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers ein Galafrühstück statt, zu welhem auch der Botschafter Fürst Nadolin geladen ist. / i
In Nom beging gestern der deutshe Künstlerverein die Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers durch ein Bankett, an welhem der deutshe Botschafter von Bülow mit dem Personal der Botschaft, der preußishe Ge- sandte beim Vatikan von Bülow und der bayerische Gesandte Freiherr von Tucher theilnahmen. Der Präsident des Künstlervercins Professor Hilgers brachte den Toast auf Seine Majestät aus.
Der Kommunal- Landtag der Kurmark beschloß in seiner gestrigen Plenarsizung über 6 Gutachten des 1. und 8 Gutachten des Il. Ausschusses. Die ersteren unterbreiteten dem Landtage einen die anderweite Organisation der Land-Feuer- sozietät der Kurmark und der Niederlausiß vorbereitenden Beschluß. Eine Kommission soll nah Zustimmung des Land- tages der Niederlausiß wegen Uebernahme der Land-Feuer- sozietät auf die Provinz mit dieser verhandeln. Ein Rekursgesuch wurde gegen das Gutachten der General- Direktion genehmigt, eine städtishefreiwillige Feuerwehr unter- stügt, die Rehnung der Land-Feuersozietät für das Jahr 1895 gepruft und entlastet, die Wahl eines Kreis-Feuersozietäts-
irektors beslätigt und ein die Publikationen der Sozietät und die Zusammenseßung ihrer at betreffender Antrag ae A, Den Gutachten des Il. Ausschusses gemäß be- willigte der Landtag in sieben Fällen zum theil namhafte Unterstüßungen milder Stiftungen und Vereine und ge- nehmigte die Penfionierung des Rendanten der Kurmärkischen ala Seine nächste Sizung wird der Landtag morgen alten.
__ Der Regierungs-Assefsor Neich aus Oppeln ist der König- lihen SePeruna zu Königsberg und der Regierungs-Assefsor von Selchow aus M der Königlichen Negierung zu En zur weiteren dienjtlihen Verwendung überwiesen worden.
Trachenberg, 26. Januar. Die verwittwete Fürftin Marie von Haßfeldt, geborene vou Nimptsch, ift gestern in Venedig gestorben.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs- tages befindet sich in der Zweiten und Dritten Beilage.
Arbeiterbewegung.
Aus Halle a. S. wird dem „Vorwärts“ gemeldet, daß der Ausstand in der Krebs’ hen Maschinenfabrik von einer Metallarbeiter-Versammlung für beendet erklärt worden ift, weil die ee Arbeiter fämmtlichß andcrswo Unterkommen gefunden aben.
Aus Weißenfels wird demselben Blatie zum Ausstande der Schuhfabrikarbeiter telegraphiert, der Fabrikanten - Verein habe gestern Verhandlungen mit der Zentral-Ausftandskommission an-. gebahnt. Nah zweistündiger Verhandlung fei es zur Anerkennung von Minimal-Accordsägen gekommen. Weitere Verhandlungen und Prüfung der Arbeiterforderungen sollten am Donnerstag stattfinden. (Val. Nr. 19 d. Bl.)
Aus Tannhaufen wird der „Tgl. Rösch. f. Schl. u. Pos.“ geschrieben: Am Montag Morgen hat ein Theil der Weber die Arbeit wieder aufgenommen, und es steht zu erwarten, daß die übrigen diesem Beispiel folgen werden. (Vgl. Nr. 18 d. Bl.)
Aus Berlin berichtet die Berliner „Volks-Ztg.“ : Die Drga- nisation der Steinarbeiter, die einzige auf dem Boden des Ver- trauensmännersystems aufgebaute Organisation, hat es entschieden ab- gelehnt, sich der Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands in Hamburg anzuschließen und einen Zentralverband zu bilden.
Land- und Forstwirthschaft.
Die Ernte Rußlands an Wintercgetreide im Jahre 1896.
Nach der von dem Statistishen Zentralcomité veröffentlichten Uebersicht über die Ernte des Jahres 1896 betrug die Ausfaatfläche für Wintergetreide in den 60 Gouvernements des europäischen Ruß- lands (einshließlich des Weichselgebiets) im Jahre
1896: 23 532 180 Defssjatinen gegen: 27 749 603 ¿ im Jahre 1895 und 28041 728 è z ¿ 41898; hat also wieder zugenommen. Davon standen unter Winterroggen % 307 986 und unter Winterwei:en 3 224 194 Defssjatinen. Geerntet wurde (in Taufend Pud) :
Jahre 1891/95 1174091 1187 070,3 1 075 839,5 163 359,2 196 881,6
an Winterroggen 183 880 13374502 1383 951,9
an Winterweizen . . 33 83 1 239 719,5
Die 1896 er Ernte bleibt hiernah binter der Ernte des Vor- jahres zurück, erreiht in Winterweizen beinahe den Durchschnitt des S Jahrfünfts, übersteigt diesen aber in Winterroggen um 8,4 9/%.
Weizenernte Indiens im Jahre 1896/97.
Dem von dem Statistishen Bureau in Kalkutta unter dem 24. v. M. reröffentlichten ersten allgemeinen Bericht über die Aus- fichten der dietjährigen Weizenernte in Indien entnehmen wir folgende Angaben :
Das Ausbleiben der Herbstregen verhinderte die Beftellung der Felder und störte die Aussaat. Infolge dessen hat sih die mit Weizen bestellte Fläche verringert, besonders ift dies der Fall im zentralen und westlichen Indien sowie auch im nördlichen Indien. Die Ausfichten waren bis zur dritten Woche des Novembers sehr {let und befserten h dann infolge geringen Regens, welher auch noch weitere Aus- aaten ermöglichte. u Ende vorigen Monats war der Stand der Saaten im allgemeinen gut, am besten im nördlihen Indien, aber es wird alles von dem Eintritt oder Ausbleiben der üblihen Winter- regen abhängen.
Im einzelnen ist noch Folgendes zu bemerken :
Im Punjab wird die bis Ende November v. I. mit Weizen bestellte Flähe auf 5 346 700 Aer geschäßt, d. i. über cineinhalb Millionen Aker oder um 2209/9 weniger, als die Shlußshäßung der Anbaufläche des vorhergehenden Jahres ergab, welche bereits etwas unter dem Durchschnitt blieb, Mit der Ausfaat wird jedoch noch weiter fortgefahren. : l :
In den Nordwest-Provinzen und Oudh wird die Anbaufläche mit 34 Millionen Acker angegeben, d. i. ungefähr 30°/9 unter dem Durch- \hnitt. Die zur Abernte gekommene Fläche des vergangenen, gleih- falls \{lechten Jahres betrug 33 Millionen Aer.
In den Zentral-Provinzen wird die Anbauflähe auf nur 14 Millionen Acker geschäßt gegen 24 Millionen Aker im vorigen, L id Fahre und 4 Millionen Aker im Durchschnitt der leßten Jahre.
Hier wie im nördlihen Indien baben die Novemberregen einen sehr guten Einfluß auf den Stand der Saaten gehabt, doch sind die Winterregen dringend vöôthig. ; Ï
In der Präsidentschaft Bombay wird die Anbaufläche voraus- sihtlich kaum 14 Millionen Acker übersteigen und fomit nur die Hälfte der Durchschnittsanbauflähe ergeben. Die Novemberregen waren ungleihmäßig, und das Ergebniß wird wahrscheinli sehr gering ausfallen, wenn nicht sehr bald reihliher Regen eintritt.
Saatenstand in Syrien.
Die während fast des ganzen Monats Dezember anhaltende Trockenheit hat die Bestellung der Felder, und soweit die Einsaat {hon beendigt war, au den Stand der jungen Saat beeinträchtigt. Der zu Ende vorigen Monats reihlich niedergegangene Regen scheint den Schaden o wieder gut gemacht zu haben, und seitdem sind die E ältuifse dem Wachsthum der jungen Saat günstig gewesen.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Frankrei ch. i
Durch Dekret des Präsidenten der Republik vom 19. d. M. wird unter Aufhebung des Dekrets vom 15. d. M. die Ein- und nunmehr auh die Durchfuhr von Lumpen, getragenen Kleidungsstücken, Leibwäsche und Bettzeug (mit Ausnahme der als Reisegepäck mitgeführten Gegenstände) sowie von ungegerbten U frischen Häuten, von frischen thieri]|hen Be- tandtheilen und Klauen aus Bombay oder anderen verpefteten Orten Indiens nach beziehungsweise durch Frankreich und Algier bis auf weiteres verboten. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 16 vom 19. d. M.)
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