1897 / 28 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

mit der Firma: „Königlih preußi und Gro l hessishe Eisenbahn-Direktion“ idi t pberzoglie Ausführungsbehörde im Sinne des § 2 des Auedehnungs- geseßes vom 28. Mai 1885 bestimmt worden ist.

Auf Grund des § 46 Absat 3 des Unfallverfiherungs- eseßes (S 1 des Ausdehnungsgescßes) bestimmt das Reichs- ersiherungsamt im Einvernehmen mit den betheiligten

Landes-Zentralbehörden als Sig des E S LaEerians für den Bezirk dieser Eisenbahn-Dircktion die Stadt ainz.

Berlin, den 1. Februar 1897.

Das Reichs-Versicherungsamt. Dr. Böditker.

Landespolizeilihe Anordnung.

Auf Grund der S8 6 und 7 des Reichsgescßes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Zuni 1880/1. Mai 1894 in Verbindung mit § 3 des preußischen Ausführungsgescßes vom 12. März 1881/18. Juni 1894 wird hierdurch mit Genehmigung des Herrn Ministers für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten Folgendes bestimmt :

8 1.

Pferde, die in Nußland ihren Standort haben und, oÿne zur Einfuhr bestimmt zu sein, die Landesgrenze in regel- mäßigem Verkehr monatlich ein oder mehrere Male über- schreiten (kleiner Grenzverkehr) oder Feldarbeiten auf dies- seitigem Gebiet verrichten, find auf ihren Gesundheitszustand dur einen preußischen bcamteten Thierarzt zu untersuchen.

S 2.

Die Untersuhung erfolgt an den hierfür bestimmten Grenzorten oder an dem Wohnsiß des beamteten Thierarztes. S3.

Die Führer der im § 1 bezeihneten Pferde - haben bei deren Vorführung zur Untersuhung dem Thierarzt ein auf den Namen des Besißers dcr Pferde lautendes Buch vor- zuzeigen, in welchem für jedes Pferd ein besonderer Abschnitt mit genauer Angabe der Kennzeichen des Pferdes angelegt ist.

S 4.

Werden die Pferde bei der Untersuchung weder an einer anstcckenden Krankheit leidend, noch einer solchen verdähtig befunden, fo hat der untersuchende Thierarzt eine Bescheinigun hierüber unter Angabe des Untersuhungstagcs in das Bu

einzutragen. i

D.

Die Bescheinigung gilt 4 Wochen. Während des Laufes diescr Frist können die Pferde erneut zur Untersuhung vor- geführt werden. Die Bescheinigung über den Befund gilt aledann wiederum 4 Wochen vom Tage der Ausstellung ab.

Für die Untersuhung und für die Bescheinigung werden Gebühren und Kosten adi entrichtet.

8 6.

Pferde der im § 1 bezeichneten Art, für welche cine gültige Bescheinigung nicht vorgelegt werden kann, dürfen die Grenze niht überschreiten. / |

Die Führer der Pferde haben die Untersuhungsbücher während ihres Aufenthalts in Preußen mit sih zu führen und den Zollbeamten, Polizeibeamten und den beamteten Thier- ärzten auf Erfordern vorzuzeigen. :

Zuwiderhandlungen werden gemäß §8 65 und 66 des NitäVch Viebseuchengeietes vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894 oder 8 328 des Reichs-Strafgeseßbuhs geahndet.

7.

Diese Anordnung triti unter Aufhebung der landes- polizeilihen Anordnung vom 4. Dezember 1893 (Amtsblatt 1893 Stück 49 Seite 404) sofort in Kraft.

Königsberg, den 27. Januar 1897.

Der Negierungs-Präsident. Jn Vertretung : Bergmann.

Landespolizeilihe Anordnung,

betreffend die Einfuhr von Heu und Stroh aus Nußland.

Jm Anschluß an die unter dem 19. August 1893 (Extra- blatt zu Stück 33 des Amtsblattes) erlassene landespolizeiliche Anordnung bestimme ich hierdurch gemäß den Bestimmungen des Neichsgeseßes vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, und der dazu erlassenen revidierten Instruktion vom 9. Juni 1873 Folgendes :

S E

Heu und Stroh, welches aus den russishen Grenzdistrikten stámmt, darf in losem Zustande für den Gebrau der Ein- wohner der diesseitigen Grenzdistrikte eingeführt werden, sofern der Herkunftsbezirk völlig seuchenfrei ist. :

L bekannt wird, daß in Ortschaften des russischen Grenzdistrikts Thierseuchen, insbesondere Maul- und Klauen- seuche, Lungenseuche, Milzbrand oder Rog herrschen, ist die Einfuhr von Heu und Stroh aus diesen Orten von dem Landrath zu untersagen.

Hen und Stroh in gepreßtem Zustande, auch wenn es nicht aus den Grenzdistrikten stammt, wird zur Durchfuhr durch Deutschland auf dem Schienenwege unter der Bedingung zu- elassen, daß der Transport unter Plombenverschluß in ge- Fblossenen oder bedeckten Wagen erfolgt.

3. Der Paragraph „drei“ ter landespolizeilichen Anordnungen vom 19. August 1893 wird aufgehoben. 8 4. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehende Anordnung werden nah § 328 des Reichs-Strafgeseßbuches bestraft.

8 6. Vorstehende Anordnung tritt sofo:t in Kraft. Königsberg, den 27. Januar 1897. Der Regierunge-Präsident.

Jn Vertretung : Bergmann.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : den Premier - Lieutenant a. D. und Kreisdeputirten Eberhard Friedrih Constanz Lucanus, Besiger des Ritter- gutes Schrien im Kreise Glogau, unter dem Namen „Lucanus von Rauschenberg“ in den Adelstand zu erheben.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Direktor der städtishen höheren Mädchenschule und Lehrerinnenbildungsanstalt zu Görliß Dr. Wilh ihn Linn E mater als Schulrath mit dem Range eines Raths vierter Klasse

dem Kloftergutspächter, Ober-Amtmann Julius Deich- o B Wöltingerode den Charakter als Königlicher Amts- rath, un

dem Kreisphysikus Dr. med. Ludwig Hubert von Meurers in Wilhelmshaven den Charakter als Sanitäts- Rath zu verleihen.

Finanz-Ministerium.

Die durch das Ableben ihres bisherigen Jnhabers er- ledigte Stelle des Königlichen Rentmeifters der Kreiskasse in Thorn ist dem Rentmeister ie in Reichenbah und dessen bisherige Stelle bei der Königlichen Kreiskasse in Reichenbach dem Rentmeister Blissenbach, früher bei der Steuerkasse in Daun, Regierungsbezirk Trier, verliehen worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Privatdozenten an der Technishen Hochschule zu Ae, Ober-Stabsarzt Dr. Martin Kirchner und dem eiter des Meister- Ateliers für Architektur am Städel’schen Kunstinstitut in Frankfurt a. M. Wilhelm Manchot ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

m Schullehrer-Seminar zu Liegnig ist der bisheri

Zweite Präparandenlehrer M eier zu Schmiedeberg i. Schle} als ordentliher Seminarlehrer angestellt worden.

Bekanntmachung.

Des Königs Majestät haben geruht, die Einberufung des Landtages der Provinz Bosen auf den 21. Februar d. J. qs befehlen und den unterzeihneten Ober-Präsidenten zu Allerhöchstihrem Kommissarius, sowie den Landrath a. D. Rittergutsbesizer Stefan von Dziembowski auf Schloß Meseriß zum Marschall und den Rittergutsbesißer, Kammerherrn vo,n Zóltowski auf Nekla s Stellvertreter des Marschalls für den erwähnten Provinzial- andtag zu ernennen.

Die Eröffnung des Landtages wird an dem bezeichneten Tage Nachmittags 12!/2 Uhr in. dem Ständehause hierselbst stattfinden, nahdem an demselben Tage um 10 Uhr Vor- mittags ein Gottesdienst, und zwar für die evangelischen Mit- glieder in der Kirche St. EMN für die katholischen Mitglieder in der Pfarrkirhe ad“ St. Mariam Magdalenam voraus- gegangen sein wird.

Posen, den 30. Januar 1897.

Der Ober-Präsident. Freiherr von Wilamowiß-Möllendorff.

und Schloßhauptmann,

Bekanntmachung.

Unter Bezugnahme auf § 4 der Allgemeinen Vorschriften für die Markscheider im preußishen Staate vom 21. Dezember 1871 bringen wir zur _öffentlihen Kenntniß, daß dem Markscheider-Aspiranten Peter Odermann zu Friedrichsthal, Kreis Saarbrüdcken, die Kon- zession zum Betriebe des Gewerbes der Markscheider von urs ertheilt worden ift.

Bonn, den 28. Januar 1897.

Königliches Ober- Bergamt. Heusler.

Nichkamtlicßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 2. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König besichtigten heute Vormittag in Kiel das Scemannshaus für Unteroffiziere und Mannschaften, empfingen um 12 Uhr den Chef des Militärkabinets, General von Hahnke zum Vortrag und be- sihtigten Nahmittags um 2 Uhr die Kaiserlihe Werft.

Heute Abend um 10 Uhr gedenken Seine Majestät in Berlin wieder einzutreffen.

Das Staats-Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Plaß 11, unter dem Vor- siß des Minister-Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sißung zusammen.

Dem Kommunal-Landtag der Kurmark lagen in seiner gesirigen Plenarsizung zwei Sachen des II1. Aus]chu}es zur Berathung und Beschlußfassung vor. Von der Rechnung Uber die Kriegsschuldensteuer für das Jahr 1895/96 nahm der Landtag Kenntniß und bestätigte die Vorschläge des Aus- schusses über die Verwendung der Ueberschüsse der Kriegs- \huldensteuerdcs 11. undII1. Verbandes. Während der I. Verband dieUcberschüsse dem Fonds für die Unterhaltung der Nitterakademie zu Branderburg a. Ÿ- überwiesen hat, sollen die Ueberschüsse der anderen beiden Verbände fkapitalisicrt und deren Erträge zur Deckung der Kommunal: Landtagskosten des II. und ITI. Standes und demnächst auf die von den betreffenden Ge- meinden zu zahlenden Provinzialsteuern verrehnet werden. gur Kontrole der Verwaltung wurde von jedem Stand ein

bgeordneter und ein Stellvertreter bestellt.

Jn der gestern Mittag abgehaltenen Shlußsißun g gab der Vorfißende, Geheime Regierungs- und Landrath von

?

-

i feldt¿Menkin eine Uebersicht über die in der igen Sisionvon sn arunai Candia erlevigten Gestufte

nte Danach 88 Sachen zur Verhandlung gekommen, von denen der I. Ausfu , der Nl. Ausschuß 63 und der Aus|huß 2 bearbeitet hat. Das Plenum hat , diese in neun Sigungen erledigt. Außerdem sind vier Vorlagen von dem Ritterschaftlichen Kon- vent sowie zwei direkt vom Plenum zur Berathung und Beschlußfassung gelangt. Der Vorsigende {loß sodann den Ss ZTOR E Bi einem Hoc auf Seine Malestät aljer und Konig, in-welches die ammlung m begcistertem dreimaligem Ruf einstimmte. L H E

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Graf von der Bork hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

__ Der Regierungs-Affessor P iersig zu Gumbinnen ist der Königlichen Regierung zu Stettin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See von Ahlefeld, am 31. Januar in Neapel an- ckommen und beabsichtigt, am 15. Februar nach Maddalena n See zu gehen.

Sachsen.

Seine Majestät der König bat sich gestern in Begleitung des Staats-Ministers des Kultus und öftentlichen Unterrichts Dr. von Seydewig zu mehrtägigem Aufenthalt von Dresden nach Leipzig begeben.

Baden.

Pue Königlichen Hobeiten der Großherzog und die Großherzogin sind gestern von Baden-Baden nah Karls- ruhe zurückgekehrt. Höchstdenselben wurde ein tender Empfan bereitetet. Alle Glocken der Stadt, welche mit Flaggen rei escchmüdckt war, wurden geläutet und Salut gefeuert. um Empfange auf dem Bahnhof waren Seine Großherzog- liche Hoheit der Prinz Carl von Baden nebsi Gemadblin sowie der preußishe Gesandte von Eis endeher anwesend. Im Schlosse waren sämmtlihe Mitglieder des Staats- Ministeriums fowie der Lossiagt und die slädtishen Behörden versammelt, welche von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß- herzog huldvoll begrüßt wurden.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Gestern ist in Weimar der außerordentlihe Landtag durch die von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ernannte Landtagskommission (Staats-Minister Dr. von Groß, Wirkliche Geheimen Räthe Rothe und von Pawel und Regierungs-Rath Vollert) eröffnet worden. Der bisherige Landtagsvorstand, bestehend aus dem Wirklichen Geheimen Rath aaen von Rotenhan als Präsidenten, dem Landgerichts- Pra identen Appelius als Erstem und dem Abg. Müller-

polda als Zweitem Vize-Präsidenten, wurde mit großer Stimmenmehrheit wiedergewählt. Angekündigt wurden Gesetze über den Ausbau der Selbsteinshäßung zur Einkommensteuer, über die Umgestaltung der Landes-Kieditkasse und die Ein- führung des Bürgerlichen Gesezbuchs.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog ist am Sonntag von Straßburg wieder in Gotha eingetroffen. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Hessen, Höchstwelche längere Zeit in Gotha verweilt hatte, ist am Sonnabend von dort nah Darinstadt zurückgekehrt.

Oefterreich-Ungarn.

Die Erzherzogin Blanca, Gemahlin des Erzherzogs Leopold Salvator, if am 30. Januar in Agram von einem Erzherzoge glücklih entbunden worden.

In der gestern abgehalienen Sißung des Triestiner Stadtraths wurden Schreiben der Statthalterei verlesen, durch welche der Magistrat angewicsen wird, die von vorn- herein abgewiesenen slavischen Wähler und einige durch Beschluß der Stadtrathssizung vom 27. Januar abgewicsene Gruppen von Gemeindemitgliedern in die Wählerlisten aufzunehmen. Der Vize-Präsident Lugzzato überreihte hierauf dem Bürgermeister die schriftliche Er- tkläârung, daß die Majorität in den Anordnungen der Statt- halterei eine Verleßung des Gemeindestatuts erblicke und in corpore thre Demission einrcihe. Der Bürgermeister Pitt eri erklärte hierauf, angesihts des Enischlusses der Majorität lege er sein Amt als Bürgermeister in die Hände des Statthalters zurück.

Der ungarische Minister-Präsident Baron Banff und der ungarishe Finanz-Minister Lukacs sind von en in Budapest wieder cingetroffen.

Großbritannien und Jrland. In der gestrigen Sitzung des Unierhauses legte der

Erste Lord des Schazamts Balfour die Unterrichtsbill -

vor und erklärte, die Bill behandle nur die freiwilligen Schulen. Wenn nicht zuviel Zeit auf diese Bill verwendet werde, werde die Regierung sich in dieser Session auch noch mit den Sqculrathsshulen befassen. Der Ent- wurf zur Unterrichtsbill {lage vor, die Staats- beihilfe auf 5 Shilling für das Schulkind festzuseßen und den durchschnittlihen Schulbesuch der Berehnung- zu Grunde zu legen; des weiteren würden nah dem Ent- wurfe die freiwilligen Schulen von Lokalabgaben befreit werden. Bei der Eröiterung über den Bericht, betreffend die Militärbauten-Bill, erklärte der Kanzler der Schaß- kammer Sir M. Hicks Beach: es sei nicht beabsichtigt, eine Reihe von Befestigungen um London zu errichten, es handle sich nur um die Vollendung der von seinem Vorgänger be- gonnenen Bauten. Die erfte Lesung der Bill wurde mit 109

gegen 29 Stimmen angenommen.

i der Ersaßwahl zum Unterhause im Wahlkreise Gieaite Saa dr bisher durch den Radikalen White vertréien war, wurde der Radikale Sinclair mit 5423 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Ramsay (Unionist) er-

hielt 4965 Stimmen. Frankreich.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Beräthung der Vorlage, betreffend die Zuckerste uer, fort. Nachdem der leßte Paragraph des Artikels 4, wonah e Zucker von der Raffinerie- und Fabrikationssteuer befreit ist, angenommen war, wurde der Artikel 4 im Ganzen mit 263 gegen 228 Stimmen genchmigt. Hierauf wurden auch Artikel 5, welher den Ein- gangszoll für Melasse und Chokolade abändert, sowie Artikel 6 bis 8, welche Bestimmungen über die Anwendung des Ge- sezes cnthalten, angenommen. Artikel 9, welher den Zu- \hlagszoll auf ausländischen por für reien Zucker auf 9 und für raffinierten Zucker auf 10 Frcs. festseßt, wurde mit 278 gegen 209 Stimmen angenommen, nachdem ein Ab- änderungs8antrag des Deputirten Jaurès, diesen Zuschlagszol! auf 8 Frs. festzuseßen, abgelehnt worden war. Artikel 9 E auh, daß aller ausländishe Zucker der Fabrikations- und Raffineriesteuer unterliegt und day Kolonial- und ausländischer Zucker den Vortheil der zeitweisen Zu- laffung genießen, von der Ausfuhrprämie aber ausgeschlossen sein soll. Sodann wurde Artikel 10 angenommen und ebenso Artikei 11; leßterer ermächtigt die Regierung, dieselben Maß- regeln zu ergreifen wie das Ausland für den Fall, daß die Herabsezung oder hebung der Ausfuhrprämien beschlossen werden sollte. Bei Bera des Artikels 12, welcher die Regierung ermächtigt, die Au rämien herabzuseßen, wenn der Ertrag der Steuern zur Zahlung der Prämien nicht ge- nügen follie, beantragte der Deputirte Jaurès die Zurülck- verweisung dieses Paragraphen, der eine Herabsezung der Prämie zur Folge haben würde, an die Kommission. Dieser Antrag wurde mit 256 gegen 237 Stimmen abgelehnt und sodann die Sißung geschlossen.

Rußland.

Dem „W. T. B.“ wird aus St. Petersburg gemeldet : Die , uristischen Blätter“ berichten, der Senat habe das Wohn}sißreht in allen Orten des Reichs für diejenigen Jsraeliten bestätigt, welhe ihre Studien an höheren Schulen mit Erlangung. eines akademischen Grades abge- {losen hätten.

Spauien.

Die Herzogin von Montpensier, Infantin von Spanien, ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute in Sevilla gestorben.

Die Herzogin war geboren zu Madrid am 30. Januar 1832 und vermählte 10 am 10. Oktober 1846 mit dem Herzog von Montpensier (geboren am 31. Juli 1824, gestorben am 4. Februar 1890), dem fünften Sohne des Königs Louis Philippe. Der Ehe sind zwei Kinder entsprossen, die Prinzessin Maria Îfsabella. die Wittwe des Grafen von Paris, und der Prinz Anton von Orléans, Oberst-Lieutenant im {panischen Husaren-Regiment Princesa.

Türkei.

Wie die „Politische Korrespondenz“ meldet, sind die Be- rathungen der Botschafter in Konstantinopel ab- geschlossen. Der ausgearbeitete Neformentwurf werde in den nächsten Tagen den Kabineten vorgelegt werden. Die Veberreihung der Reformvorschläge an die Pforte dürfte in zwei bis drei Wochen erfolgen.

Der okumenishe Patriarch befahl gestern zwei oppositionellen Mitgliedern der Synode, den Bischöfen von Herakleia und Anchialos, sofort in ihre Diözesen zurück- zukehren, Die Bischöfe weigerten sih und versuchten, in den Saal der Synode in der Kathedralkirche einzudringen, um mit ihren Gesinnungsgenossen die Demisfion des Patriarchen zu erzwingen. Es sind Maßregeln zur Verhütung von Straßen- demonftrationen ergriffen.

Die „Agence Havas“ berichtet aus Athen: Aus Kreta würden neue Unruhen gemeldet. Von Christen, welche die Ermordung cines am Sonnabend getödteten Kindes hätten rächen wollen, seien vier Türken in der Nähe von Kanea ums Leben gebracht worden. Das Dorf Galata sei von den Türken in Brand geseßt worden, wobei zwei Christen getödtet und zwei ver- wundet worden seien. Die Christen hätten gestern veriedene strategishe Punkte besezt. Man habe lebhaftes Gewehrfeuer von Kanea her gehört. Der Richter Markoulakis sei gestern in Kanea getödtet worden. Es herrshe großer Schrecken. Die Läden seien geschlossen. Man fürchte, daß es zwischen den Chriften und den Truppen zu einem Zusammenstoß kommen werde. Der Gouverneur und die Konsuln seien be- müht, die Gemüther zu beruhigen.

Griechenland. Der österreichish-ungarishe Gesandte in Athen Freiherr von Kosjek ist gestern früh plößlich gestor ben.

Schweden und Norwegen.

Das norwegische Storthing ist, wie „W. T. B.“ aus Christiania berichtet, gestern wieder zusammengetreten. Steen (Linke) wurde mit 58 Stimmen zum Präsidenten gewählt gegen Schweigaard (Rechte), welcher 50 Stimmen er- hielt. Die feierlihe Eröffnung findet wahrscheinli heute statt.

Amerika.

Der Senat vertagte gestern, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, die Berathung des Schiedsgerichts- vertrages mit Großbritannien , bis erselbe mit den von dem Senatsausshuß für auëwärtige Angelegenheiten befür- worteten Abänderungsanträgen gedruckt vorliegen werde. Von der New-Yorker emer und der geseßgebenden Ver- sammlung von Connecticut sind dem Senat Eingaben zuge- gangen, worin um schleunige Annahme des Schiedsgerichts- vertrages ersucht wird.

Einer Depeshe des „New-York Herald“ “aus Havanna ufolge brachten die Aufständischen in der Provinz Pinar del Kio am vorigen Freitag eine nÉisenbahnzug mittels Dynamits zum Entgleisen, wobei der Maschinist, die Heizer und 13 Soldaten ums Leben kamen. Nach derselben Depesche sollen Mayai Rodriguez, welcher die Aufständishen in der Provinz Pinar del Rio befehligt, und Nivera, der den Ober- pesedl in der Provinz Havanna führt, die Trocha überschritten

Aus Montevideo berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß drei Generale ver haftet worden seien, weil sie einer regierungsfeindlihen Versammlung beigewohnt hätten.

Afrika.

Aus Agordat von gestern meldet die „Agenzia Stefani“,

daß die Derwische, die sich in Todlud gesammelt hätten,

estérn von dort nah Ambarab fepgen seien ; diese Bewegung bedeute eine Fortseßung des Rückzuges. Kundschafter, welche nah Kedaref geshickt worden, um auszukundschaften, ob Verstärkungen vorbereitet würden, seien gestern zurück- gekommen und hätten berichtet, es werde ein Versuh gemacht, die leßten Hilfskräfte, nämlich mit Lanzen bewaffnete Sklaven, deren Zahl E 1000 betrage und die in keiner Weise zu fürchten seien, zu sammeln.

Die außerordentliche Session des Ersten Volks- raads der Südafrikanischen Republik, in welcher das Budget und ctwaige dringlihe Angelegenheiten berathen werden sollen, ist, wie dem „Reuter'shen Burcau“ aus

rätoria berihtet wird, gestern von dem Präsidenten rüger mit einer kurzen An)prache eröffnet worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des A antes der Abgeordneten befindet sih in der Zweiten eilage.

Amtliches Resultat der am 28. v. M. im zweiten badishen Wahlkreise vorgenommenen Reichstagswahl: Abgegeben wurden insgesammt 17 849 Stimmen. Davon ent- fielen auf Dr. Merz (nl.) 8662, auf Bür ermeister Schüler (Zentr.) 8063 und auf Krohn (Soz.) 1109 tinimen. Es hat mithin eine Stichwahl zwishen Merz und Schüler stattzufinden.

Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg berichtet das „Wolf'\{he Bureau“ zum Ausstande der Hafenarbeiter: Von den Personen, die sch gestern zur Arbeit meldeten, konnten 280 keine Beschäftigung erhalten. In den gestrizen Versammlungen, zu welchen Berichterstatter nicht zugelassen wurden, wurde mitgetheilt, daß nur eine geringe Anzahl aué ständiger Schauerleute zur Arbeit gegangen fei. Es war gestern noch unbekaunt, wieviel Unter- ftüßungs8gelder für den beutigen Zahltiag vorhanden seien; man nahm an, es werde die gleihe Summe wie in voriger Woche gezahlt werden, also 7 resp. 8 G und 1 Æ für Kinder.

Aus Bochum meldet „W. T. B.*: Der Delegirtentag der christlihen Bergarbeiter-Vereine, welcher (eaen Nachmittag eröffnet wurde, nahm nah längerer Debatte, an welcher si au der Berghauptmann Taeglichsbeck betheiligte, eixenBeshlußantrag an, welcher folgende C rberungen aufstellt : böbere Löhne, praktische und theeretishe Ausbildung der Bergleute bezüglih der Behandlung der E wetter, Einführung von Sanitätskursen auf allen Zehen zum Zwecke der Auébildung einer Anzabl Leute alz Rettungsmannschaften und Mitwirkung der Bergbehörde bei der Anstellung und Ablegung der Betriebsbeamten. Ferner \prach \ich der Delegirtentag gegen die Frauenarbeit im Bergwerksbetriebe, sowie - gegen die Sonntagsarbeit und für Einseßung von Arbeiteraus\hüssen aus. Die Generalversammlung des Gewerkvereins christ- liher Bergarbeiter für den Bezirk des Ober-Bergamts Dortmund faßte gestern nah längerer Debatte einstimmig folgenden Beschluß: Der Gewerkverein beauftragt den Zentral-Vorstand, noH innerbalb dieses Monats kei den Grubenverwaltungen um eine bessere Cs sowie Erhöhung der Löhre um 10 bis 15% vorstellig zu werden.

Aus Weißenfels wird dem ,„W. T. B.“ zum Ausstande der Arbeiter in den Shuhfabriken gemeldet: Bet der gestern erfolgten Wiedereröffnung der Fabriken der Schuhindustrie waren etwa 500 Arbeiter erschienen, unter denselben war jedo kein Mitglied des Fachvereins. Die Polizei ist durch Gendarmerie verstärkt worden.

Literatur.

Die Steuern. Zwei Bände (Allgemeiner und Besonderer Theil) von Dr. Albert S{äffle, K. K. Minifter a. D. Leipzig, Verlag von C. L. Hirschfeld. 1897. ;

Mit diesen beiden als Theile des Kuno Frankenstein’schen Hand- und Lehrbuches der Staatswissenschaften herausgegebenen Werken hat die Finanz-Literatur durch den berühmten Verfasser wiederum eine werth- volle Bereicherung erfahren. Der erste Band (Allgemeiner Theil) behandelt die allgemeine Steuerlehre nah dem neuesten Stande der Wissen- schaft. Der zweite Band (Besonderer Theil) geht auf die cinzelnen Steuerarten näher ein und giebt zugleih ein übersichtlihes und er- \{chöpfendes Bild über die Steuerverhältnisse der größeren europäishen Staaten. Der Verfasser beschränkt jfih dabei nicht auf die Kritik der bestehenden Steuersysteme, sondern ents widckelt zugleih an der Hand der wissenshaftlih gewonnenen Resultate eigene fteuerpolitische Prinzipien und- Lehren. Wie bereits in seinen 1880 erschienenen „Grundsätzen der Steuerpolitik“ betont Schäffle auch in dem vorliegenden We1ke die Nothwendigkeit einer gleihmäßigen Ausbildung sowohl der direkten wie der indirekten Be- steuerung, da erstere nur die mittlere, durhschnittliche Leistungsfähigkeit der Sen treffen könne, während leßtere die wirklihe Leistungsfähigkeit berücksichtige, wie sie erst in den Thatsachen und Folgen der rena des sogenannten „freien“, d. h. niht zum Lebensunterhalt unbedingt nothwendigen Theils des Einkommens zum ee O eau und Lurxrusverbrauch, zur Kapitalsansammlung u. \. w. zu Tage trete. Als direkteSteuern, welche im ersten Buch des zweiten Theils abgehandelt werden, läßt Schäffle nur die allgemeine Einkommens- und eventuell aud noch eine Vermögenssteuer zu deren Ergänzung gelten, wobei er als Vorbild auf die Miquel’sche Steuerreform für Preußen in den Jahren 1891/93 hinweist. Was die im Buch 11 des zweiten Bandes behandelten in- direkten Steuern, zu denen Schäffle auh die Gebühren rechnet, anbetrifft, so ersheint dem Verfasser das System der indirekten Be- steuerung in Deutschland im Vergleih mit den meisten anderen europäishen Staaten roch lüdenhaft und der weiteren Ausbildung bedürftig. Die Zudcker- und Getränkebesteuerung erachtet er für besserungsfähig, das Scheitern des geplanten Neichs-Weinsteue1 projekts bedauert er auf das lebhafteste. Die geringe Besteuerung des Tabacks in Deutschland nennt er ein „finanzpolitishes Unding“. Auch eine Neichs-Crbschaftösteuer, sowie eine TIg FStouaBeiauremng wird von ihm empfohlen und näher begründet, wobei aber binsi ilch der leßteren die finanzpolitischen und praktischen Schwierigkeiten doch wobl etwas untershäßt werden. Der NMeichs - Steuerreform und der klaren Scheidung der Reichs- von den Landesfinanzen wird in dem 111. Zus des zweiten Bandes „über die Steuerentwickelung* cin besonderes Kap tel gewidmet, in welchem der Verfasser u. a. sagt: „Die Under zwicken das Reich durch die Ueberweisungen, das Reich hingegen die Länder durch die Matrikularbeiträge. Die beiderle?

Ppentbereliie ¡erren fich, genieren und f\tôren einander auf unleidliche se, beide nden gegeneinander in der Lage der fiamesishen Zwillingsverwahsung.“ CTreffender kann das Miß R der finanziellen Lage zwischen Reih und Bundesstaaten nicht fliert werden. Das Schäffle?]che Werk empfiehlt sich nicht nur dem Theoretiker, sondern auch dem praktishen Politiker zum Studium und bietet vielfahe Anregung und Belebrung, wenn au den steuerpolitishen Grundsäßen und Lehren Schäffle’'s im einzelnen nit immer zugeftimmt werden kann.

Theater und Musik.

Schiller-Theater.

Henrik Jbsen’s Schauspiel „Ein Volksfeind® hat h nun als vierte Bühne Berlins auch das Sgiller-Theater erobert und gestern dort die Anerkennung des Publikums gefunden. Daß die Grundidee des Stücks wirksam zur Geltung kommt, hängt wesentlich von dem Darsteller des Dr. Stockmann ab, dessen matvolle Per- fönlihkeit dominierend im Vordergrunde ftechen muß. tese (E Aufgabe fiel Herrn Patry zu. trr Patry ging, ohne f an die Vorbilder anderer Bühnen zu kehren, seine eigenen Wege. Sein Dr. Stockmann war leichter, beweglicher, sanguinisher ver- anlagt, als die mehr wuchhtigen Gestalten, die seine Vorgänger geshafen hatten; das wirkte anfangs etwas verbl ffend, aber das Zielbewußtsein, mit welhem der Charakter dur{chgeführt wurde, überzeugte shließlih do, daß auch diese Auffassung ibre volle Berechti zung habe. Die große Rede in der Volksverjammlungs-Scene \sprach Herr Patry mit so natürlihem Ausdruck, daz die Jllusion, er rede aus dem Stegreif, in überrashender Weise geweckt wurde. Auch die übrigen interessanten Figuren des Werkes batten geeignete Ver- treter gefunden; namentli tüfsen die Leiftungen der Herren Froböse (Haustadt), Dahlen (Aelaksen) und Pauly (Peter Stockmann) rühmend erwähnt werden. Die Damenrollen waren in den Händen des Fräuleins Detshy (Frau Stcckmann) und der Frau Grete Meyer S Stockmann) bestens aufgehoben. Die Regie des Herrn

ategg war im Ganzen vortrefflih, nur in der Volksversammlun war der Lärm mitunter etwas übertrieben laut: ein Fehler, der be den Wiederholungen des Stücks indessen leiht beseitigt werden kann.

Konzerte.

Am vergangenen Freitag gab der Pianist Conrad Ans orge im Saale der Sing - Akademie den ersten von seinen ¿wei ange- kündigten Klavier-Abenden. Der hier bereits wohlbekannte Künstler hatte ein chronologisch geordnetes Programm aufzestellt, und zwar begann er mit Mozari's Sonate tn G-dur, auf welche Beethoven's große Sonate op. 111 (C-moll) und zwei Sonaten von Chopin und Liszt folgten. Der Künstler besißt eine sorgfältig ge- shulte Technik, die ihm über alle Schwierigkeit leicht hinweghilft, nur war seine große Unruhe und die Willkür der Tempobewegungen, besonders in der Beethoven’shen Sonate, störend. Besser gelangen ihm Mozart's lieblihes Werk und die beiden Sonaten von Chopin und Liszt, auf welche lebhafter Beifall folgte.

Der fünfte Schüler - Vortragsabend des Konfervatoriums Klindworth-Scharwenka, welher am Sonnabend im Saale der Sing-Akademie stattfand, war in die Form einer Schubert - Feier gefleidet und brahte nur Werke dieses Meisters zu Gehör. Die Leistungen der meist noch sehr jungen Elevinnen im Klaviec- spiel aus den Klassen der Professoren Klindworth und Jed- lïczka, der Schülerinnen aus den Gesangklassen der Frau Joachim und des Herrn Dr. Gol d\chmidt waren durchaus zu loben. Mit besonderem Beifall und Hervorruf wurde die Elevin des Herrn Jedliczka ausgezeichnet; auch die Zöglinge der Violin- klasse des Herrn Zajic, der Ensembleklasse des Herrn Meyer-Mahr und der Orcesterklasse des Konzertmeisters zeugten von der ernsten und erfolg- reichen Führung dieses Instituts. Den musikalishen Vor- trägen ging ein Prolog, gesprohen von einer Elevin der Deklamationsklasse desFräulein Hir|\chber gvoraus, der gleich den anderen Leistungen mit aufmunterndem Beifall aufgenommen wurde. Die mit grünen Muhgawin en geschmüdte Büste Shubert’s war auf der Orchester- Tribüne aufgesteVt. Gleichzeitig fand der letzte Liederabend des Herrn Dr. Ludwig Wüllner im Saal Bechstein ftatt. Der- selbe brachte dem shnell beliebt gewordenen Sänger reiche Ehrungen, an welchen auch Herr Hof-Kapellmeister Weingartner als Klavier- begleiter und Komponist mehrerer hübscher Lieder, wie „Die Poft im Walde“ von Gruppe und „Reue“ von Geibel, theilnahm.

Zum Schluß muß zweier größeren Schubert - Feiern Er- wähnung gethan werden, welhe am Sonntag und am Montag ftatt- fanden. Die Berliner Liedertafel ehrte das Andenken des unvergeßlihen Meisters in der Sing - Akademie am erftgenannten Tage in würdigster Weise, und zwar waren es seltener gehörte Chorwerke, welche in dieser Ausführung unter Chormeister A. Zander s Leitung einen fo nahhaltigen und großartigen Eindruck hervorriefen. Mit zwei Chorliedern „Litanei* und „Gott meine Zuverficht*, zwischen denen ein bon H. Cornelius sinnreih gedihteter Prolog von Fräulein Else Nentner treflich vorgetragen wurde, begann die Feier. Die Wirkung des wohl mehr als 200 Mitglieder ftarken Männerors war eine fast überwältigende; aber nidt bloß die Kraft und der s{öne Stimmenklang des Chors, sondern die große Präzision in den freien Einsätzen, die Deutlichkeit der Aussprahe und die übereinstimmente Schattierung8weise aller Sänger erzeugten diese Wirkung. Diese Vorzüge traten au in den Chorliedern „Grab und Mond*, „Sehnsucht“, „Der Gondelfahrer*, „Walzer“, „Die Naht*, „Der Enkfernten“ und „Nachhtgesang im Walde“ hervor und erweckten bei dem ungemein ¡oblteid erschienenen Publikum den lebhaftesten Beifall. Zwischen den Chorgesängen wurden noch einige Sololieder vor- getragen. Fräulein Mary Münchhof fang mit vieler Wärme der Empfindung, wenn auch mit einer in der Höbe etwas angestrengt Elingenden Stimme sech8 bekannte Lieder des Meisters. Diese, wie die Solovortrâge des bekannten Baritonisten Herrn E. Severin fanden die günstigfte Aufnahme. Die zweite, künstlerish noch) bedeutendere Feier des bundertjährigen Ge- burtstags Franz Schubert?'s veranstaltete gestern derPbilbarmonische Chor, der unter der bewährten Leitung des Herrn Siegfried Os steht, in Verbindung mit dem Sängerbund des Berliner Lebrer- vereins unter der gleih tüchtigen Leituna des Professors Felix Schmidt in der Philharmonie. Den Reigen der Schubert*schen Tonstücke eröffnete hier die Ouvertüre zum Drama „Rofamunde*, die bom Philharmonischen Orcester mit bekannter Präzision und Feinheit wiedergegeben wurde. Alsdann folgte der 23. Psalm für Frauendor mit Orgelbegleitung; der Frauenchor zeichnete fich dur Klangschön- heit, zarte Congebu:g und Klarheit der Sprache vortheilbaît aus, während die Orgelbegleitung von Herrn Dr. Reimann mit gewodnter Künstlerschaft ausgeführt wurde. În dem musikalis{ 1eiden „Tantum orgo“ für Golo-Quarteit, gemischten Chor und Orchester wurden die Solopartien mit s{hönstem Gelingen von Frau Herzog, Fräulein Lula Gmeiner, Herrn Hoffmann und einer vierten Sangetkraft, die für den dur Krankheit verbinderten Herrn Raimund von Zur Mühlen eintrat, vorgetragen; aber nit weniger Lob verdienen der gemischte Chor und das Orchester für ihre klangs{hdnen Leistungen. Fräu- lein Gmeiner sang dann ferner die „Liedeodotshaft“ und „Wandrers Nachtlied* sowie mit dem Frauencdor zufsautunen das „Ständchen*, dessen lezte Stropde den eotzücktten Hörern auf Wunsch wiederbolt wurde. An Stelle des Herrn voa Jur Mühlen trug Herr Henri von Dulong vier Lieder aus dew Zrus „Die {due Müllerin* vor, in welden er syuupatdiide Sd mittel gefällig zur Geltung drodte. Ulddaun dradte dec Sängerbund des Berliner Ledrervereins wit Begleitung des Orchesters den , Gesang der Geister üder den Wassern“ zum Vor« trag: ein Tonstüek, îa dem der Gefüblöreicddthum Scdudert sder Musik besonders dedeutenden Auddruck gewinnt: diernad folgten wei a cappolla «Chdre für Minnerstizunenu vort

Grünberg