1897 / 32 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

D R E N A E M L e E E Es É

vorfand, lagen die Katakomben wobl von - Anfang an unter einem überdahten Raum. Mehrfach wurden auch Gräber festgestellt, die lediglih von dem erwähnten Gstrich überdeckt waren. Die Entscheidung der Frage, welche Lage der die Katakomben enthaltende Jnnenraum zum - alten Dom bezw. zu der hiermit Nea Moritkirhe gehabt hat, muß weiteren Studien vorbehalten

Eine Aus ftellung von Werken des Landschaftsmalers, Professors Albert Hertel wird. am Montag, den 8. Februar, im Festsaal des „Kleinen Journals“ im Egquitable-Gebäude eröffnet werden. Die Ausstellung umfaßt eine Auswahl von Gemälden, Aquarellen, Kompositionen, Studien, Kartons und Zeihnungen, aus denen der Entwickelungêgang des Künstlers von der Mitte der sehziger Jahre bis in die Gegenwart in den Hauptzügen zur Anschauung ge- braht wird. Der Ertrag aus dem Eintrittsgeld ist von dem Künstler für den Fonds des geplanten Beethoveu-Haydn-Mojart- Denkmals bestimmt worden.

Theater und Musik.

Frau Adelbeid Ee E E spiel P

rau elhei eber, welhe mit ihrem Schauspiel , Pan Cezar“ ihren dramatishen Ruf begründete, errang gestern mit einem dreiaktigen Schauspiel „Mutterrehte*" abermals einen freundlichen Erfolg. Frau Weber wirft in ihrem neuen Stück die Frage auf, ob die Stimme des Bluts stärker sei, als die dur jabrelange Erziehung begründete Pfliht der Dankbarkeit. Die Vorgeschichte des Schauspiels ist etwas peinliher Art. Dorothee Eigen- feld, die Besigerin der Mühle „Einsiedelei*, hat die natürli®e Tochter ihres verstorbenen Gatten und ihrer jüngeren Schwester Eve groß- geiogen. Tiefes Schweigen wird im Hause über die Herkunft des Kindes beobachtet, - dessen wahre Mutter, nabdem sie den Rest ihrer Erziehung im Kloster genossen, fern von dem Heimathsorte mit einem Gutsbesißer verheirathet ift, dem ihre Jugendsünde verborgen geblieben ist. Nach jahrelangem Fernsein kommt Eve mit ihrem Gatten nah „Ein- siedelei“ zurück, wo in ihrem Herzen die L ebe zu Elsbetb, ihrem Kinde, das sie nicht ihr eigen nennen darf, mächtig erwoht. Scheinbar fliegt Elsbeth's Herz der neuen „Tante“ zu, weil dieselbe fie in ihrer Liebe

zu einem juzagen Maler, welhem die strengere Dorothee die Thür

ewiesen hatte, bestärkt. Es kommt zu heftigen Scenen zwischen Dorothee und Cve, in welchen beide ihre Rechte an dem Kinde geltend machen; Eve beschließt, ihrem Gatten alles einzugestehen und koste es, was es wolle, ihr Kind zu reklamieren. Aber ihr Gatte wendet sich voll Abscheu von ihr ab, und ihr Kind, welches kurz zuvor einsehen mußte, daß der obenerwähnte junge Maler es vnehrlich mit ihr meinte, wirft sih reumüthig an die Brust der Pflegemutter, deren _gütige Fürsorge sie jeßt erkennen lernt. Die Verfasserin bekundet in der bühnenwirksamen Ausgestaltung dieser Vorgänge wiederum ein starkes Talent, welhes namentlich im zweiten Akt, der in einer bewegten Scene zwischen den beiden Schwestern gipfelt, von ihrem dramatishen Beruf beredtes Zeugniß ablegt. Daneben aber macht sich freilich Manches breit, was an rübrseclige Romane älterer Zeit gemahnt. Namentlich if der übernaive Charakter Elsbeth?s kein Produkt wahrer Lebensbeobawtung, ebensowenig ift die Charakter- losigkeit des jungen Malers begründet und näher ausgeführt. Die Darstellung war zum größten Theil vorzüglich; namentlich zeichneten sih die Trägerinnen der beiden Hauptrollen : Fräulein Poétpischil (Dorothee) uud Frau Pras Grevenberg (Eve) durch lebens- volles Spiel aus. Eine scharfumrifsene Gestalt war der derbe, gutmüthige ostpreußishe Gutsbesitzer des Herrn Kraußneck. Fräulein Schroth spielte die Elsbeth gar zu sehr im Sinne der Verfasserin, ohne aus eigenem n ihr etwas mehr Natürlichkeit zu verleihen. In den übrigen ollen bewährten sih die Herren Hecht, Bassermann, Schindler und Formes und Fräulein Kann6e. Die Inscenierung des Intendanten Prasch muß als ganz besonders gelungen bezeichnet werden. Die Ver- fasserin wurde nach dem zweiten und dritten Akt mit den Haupt- darstellern mehrmals hervorgerufen.

i Konzerte. : : Am Dienstag Abend gaben Fräulein Gertrude Lucky und fers Reinhold Hoffmann ihr drittes Abonnements-Konzert mit istorishem Programm im Saal Bechstein. Das Programm war recht interessant zusammengestellt und gewährte eine Uebersicht über die Entwidelung der Oper, von Keiser (1674—1739) anfangend bis auf unsere Zeit, und brachte außerdem Lieder und Zwiegesänge von Schubert, Rubinstein, Brabms und Cornelius, deren Ausführung sowohl bezüglih der -Einzelvorträge wie des

ufammenwirkens durhaus zu loben war. nit ehr zahlreih anwesende Publikum nahm alles Dargebotene beistltia auf. Die Schubert -Feier, welhe das Philharmonische Orchester ebenfalls am Dienstag unter Mannstaedt's Leitung veranstaltet hatte, bot in mancher Beziehung ein anderes Bild dar, als die bisher gehörten, und wurde mit der Ouvertüre dec fast ganz unbekannten Oper „Fierabras“ eröffnet, einer der 15 Bühnenwerke Sqhubert's, die selten aufgeführt werden, deren Ouvertüren jedoch mitunter in Konzerten erscheinen. Die gefällige Ouvertüre zur „Rosamunde* und die Balletmusik derselben Oper fanden rauschenden Beifall. Außerdem wurde die in großartigstem Stil kom- ponierte Symphonie des Meisters in C-dur aufgeführt; Chorgesänge der Berliner Liedertafel und Solovorträge der bekannten Sängerin Frau Adeline Sandow-Herms, deren Stimme in dem großen Raum indessen niht kräftig genug wirkte, reibten sich an. Sämmtliche Instrumental- und Vokalyorträge wurden mit fo lebhaftem Beifall aufgenommen, daß Wiederholungen und Zugaben erfolgten. ;

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Lorting?s romantishe Zauber-Oper „Undine“ unter Kapellmeister Suberg Leitung und in nachstehender Beseßung zur Aufführung: Undine: Fräulein Hiedler ; Bertalda: Era rzog; Ritter Hugo von Ringstetten : Herr Sommer; Kühleborn: Herr Betz; Tobias: Herr Krasa; Marthe : Frau Göôyze; Veit: Herr Lieban; Pater Heilmanz: Herr Mödlinger : Hans: Herr Krolop. Am Montag geht Otto Nicolai's Oper „Die lustigen Weiber von Windsor* in Scene.

Im Neuen Königlichen Opern - Theater gelangt morgen zu ermäßigten Preisen das Lustspiel „Wohlthätige Frauen“ von Adolf L’Arronge zur Aufführung.

Im Königlichen Pas pa le wird morgen Goethe?s „Faust“ mit errn Matkorosky in der Titelrolle gegeben. Den Mephistopheles spielt err Klein, die Margarethe Frau von Hochenburger, die arthe Frau Schramm, den Valentin Herr Arndt, den Wagner Herr Heine, den Schüler Herr Herßer. Am Montag gebt Raimund’'s Zaubermärhen „Der Verschwender“ in Scene. Die Beseßung lautet: Cheristane : Frau von Hochenburger; Azur: Herr Krolop; Julius von

lottwell : Herr Arndt; Wolf: Herr Klein ; Valentin: Herr Vollmer ;

osa: Frau Conrad; Chevalier Dumont: Herr Grube; ein altes Weib: Frau Schramm.

__ Der Spielplan des Deutschen Theaters für die nächste Wocbe bringt morgen Abend und am Montag „Die versunkene Glocke“, am Dienstag „John Gabriel Borkman“, Mittwoch und Donrerstag „Die versunkene Glocke", Freitag „Morituri“, Sonnabend sowie am nächstfolgenden Sonntag und Montag Abend „Die versunkene Glocke“, als Nachmittags-Vorstellunaen morgen „Die Jüdin von Toledo“, am nächstfolgenden Sonntag „Die Weber“.

Im Berliner Theater wird die Novität „Mutterrehte“ morgen, am Dienstag und näthsten Sonntag Abend zur Aufführung gelangen. „Renaissance“ geht am Montag, Mittwoch und Sonn- abend, „Kaiser Heinrich“ dagegen am Donnerstag in Scene. Am Freitag wcird als 22. Abonnementêvorstellung neu einstudiert „Uriel Acosta“ mit Otto Sommercstorff in der Titelrolle gegeben. Als Nach- mittags-Vorstellung geht morgen „König Heinrich“, am nächsten Sonntag „Die Jungfrau von Orlears* in Scene.

Im Lessing-Theater wird George Feydeau's dreiaktiger Schwank „Das Ordensband*“ morgen, am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und am nrähsten Sonntag wiederholt. Am Mon-

tag fidet eine Aufführung des Schauspiels

im Winkel“ statt, während am Bie und Freitag Marcel Prévost's Schauspiel „Halb-Tugend* („Les Demi- ierges“) in den Spielplan wieder aufgenommen wird. s Nachmitiags Vor, stellung gelangt morgen „Der Fall Clémenceau*, am nächsten Sonn, tag , T TRPIe zur Aufführung. : L

Der Spielplan des Neuen Theaters wird au in der nächsien Woche von Sardou's „Marcelle“ völlig beherrsht. Morgen Nag, pan ges ¿U Zonen eres E in S ape A a am

ntag, den 14. d. M., eine Matinée eVramatifs@(hen Ï (van Sthiller-Th b l

Im S er-Theater geht morgen Nachmittag Shak * „Wintermärchen* in Scene, Abends wird das Wichert'sche guenre „Ein Schritt vom Wege“ gegeben. Am Montag, QDienêtag und Sonnabend finden Wiederholungen des Schauspiels „Ein Volksfeind“ am Mittwoch von dem Lustspiel „Der Scierling“ und der „Komödie der Irrungen“ statt. Am Donnerétag wird zum ersten Male „Eine Palaístrevolution“, Lustspiel in 4 Akten von Skowronnek, aufgeführt und am Freitag zum ersten Male wiederholt. Im Bürgersaale des Rathhauses findet morgen ein „Liliencron-Abend* statt.

Im Theater des Westens seßt sih der Spielplan für die nächste Woche folgendermaßen zusammen: Morgen Nachmittags : -. Die wilde Jagd“ ; Abends, sowie am Montag und Mittw ; der Sabineriunen; Dienstag: „Unsere Frauen“ ; Donnerêtag: „Treue“: Grétas, nächsten Sonntag und Montag, den 15.: „Wilhelm Tell“:

onnabend: „Der Militärstaat*; Sonntag, den 14. Nachmittags: „Unsere Frauen“. i

, Das Theater Unter den Linden wird morgen und am Montaz „Die schöne elena* mit dem einaktigen Ballet „Pierrot als Rekrut*, Dienstag, Mittwoch, Donnerétag „Der Mikado“ nebst Ballet zur Aufführung bringen. Am Mittwoch, den 17. d. M., beginnt der „Strauß-Cyclus*. Die Operetten des Meisters sollen in der Ordnung einander folgen, wie sie geshaffen wurden. Den Anfang macht, wie schon früher mitgetbeilt, die Ausstattungs-Operette „Indigo und die vierzig Räuber“, welche glänzend infceniert wird. Das Balletkorps und au der Sängerchor sind hierzu bedeutend verstärkt worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depes chen.

_ Hamburg, 6. Februar. (W. T. B.) Der Ausstand ist beendet. Eine Abstimmun 65 Proz. für, 35 Proz. gegen Wiederaufnahme der. Arbeit.

London, 6. Februar. (W. T. B.) Nah einer Mel- dung der „Times“ aus Kairo verlautet daselbst, die egyp- tische Regierurg werde auf den Einspruch des französischen und des russishen Vertreters gegen den Vorshuß Englands an Egypten ein in höflihem Tone gehaltenes Antwortschreiben einschicken, in " welhem erklärt werde, daß Egypten das Anerbieten Englands bereits angenommen habe und daß diese Annahme durchaus geseßlich sei.

Kanea, 6. Februar. (W. T. B.) Unter den Ausländern, welche sih auf die hier vor Anker liegenden österreichischen Kriegsschiffe geflüchtet haben, befinden sih auch die wenigen deutshen Unterthanen, die zur Zeit in Kanea Aufenthalt hatten. Dieselben haben sich auf das Kriegsschiff „Maria Theresia“ in Sicherheit gebracht.

(Forisezung des Nichtamtlichen in der Ersien und Zweiten Beilage.)

Wetterbericht vom 6. Februar, 8 Uhr Morgens.

Emil Graeb. In Scene geseßzi vom Ober-Negisseur Teplaff. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspeftor L Lindau. Brandt. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

autenburz. Anfang 7% Uhr.

Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von | unter freundliher Mitwirkung der Pianistin Fräulein In Scene gefeßt von Sigmund | Lichterfeid. N

Symphonie Nr. 3 „Eroica“ von Beethoven. Klavier-FKonzert G-dur von Beethoven

„Das Glüg

: „Der Naub -

zum Deutschen Reihs-An

M 32.

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 6. Februar __

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

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(100 kg)

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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Wind. Wetter.

Stationen.

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Kopenhagen . | 759 Stockholm . | 763 Haparanda . | 760 St. Petersbg. | 756 Moéfau .… . | 758 Cork, Queens- town .-.. 748 Cherbourg . | 752 E l 748 P08 amburg . . | 753 winemünde | 757 Neufahrwasser| 763 Memel ... | 763

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1) Gestern Schnee, Nachts Regen.

Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum, welches gestern Morgen vorm Kanal lag, ist ostwärts nah der süd- lihen Nordfee fortgeschritten und verursacht in Zentral-Europa wieder trübe Witterung mit Schnee- fall, wobei die Temperatur gestiegen ist. Am böchsten ift der Luftdruck über Südost-Europa. Bei im Norden mäßigen östlichen, im Süden leichten südwestlichen und westlichen Winden, ist das Wetter in Deutschland trübe und außer im Süden, wo das Thauwetter anhält, kalt. In Nordostdeutshland herrscht sehr strenge Kälte, Königsbera meldet 15, Neufahrwasser 20 Grad unter, dagegen Mühlhausen 6 Grad über Null.

; Deutsche Seewarte.

E C Theater.

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- Faus. 34. Vorstellung. Undine. Romantische Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorßing. Text rah Fouqué’'s Erzählung frei bearbeitet. Tanz von

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2) Nachts

7x Uhr.

Schauspielhaus. 38. Vorstellung. Faust von Wolf- gang von Gocthe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gehörende Musik von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintncr. In Scene geseßt vom N Oa Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspekior Brandt. Anfang 7 Uhr.

Neues Königliches Opern- Theater (Kroll). Wohi- thätige Frauen. Lufispiel in 4 Aufzügen von Adolph L’Arronge. Jn Scene geseßt vom Vber-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Montag: Opernhaus. 35. Vorstellung. Die lustigen Weiber vou Windsor. Komisch- phantastishe Oper in 3 Akten von Otto Nicolai. Tert von Mosenthal, nah William Sbhakespeare's gleihnamigem Lustspiel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gefeßt vom Ober-Regifseur Teblaff. Dirigent : Kapellmeister Sucher. Aasana 7x Uhr.

Schauspielhaus. 39. Vorstellung. Sonder- Abonnement A. 6. Vorstellung, Der Ver- shwender. Original-Zazubermärchen in 3 Aufzügen von Ferdinand Raimund, Musik von Konradin Kreuger. In Scene gefeßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Dekorative Einribtung vom Ober-Inspektor Brandt. Musikalishe Direktion: Musikdirekter Wegener. Anfang 74 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 27 Uhr: Die Jüdin von Toledo. Abends 74 Uhr: Die versunkeue Glocke.

Montag : Die versunkene Glocke.

Dienstag: John Gabriel Borkman.

Berliner Theater. Sonntag, Natmittags 23 Uhr: König Heiurich. Abends 7# Ubr: Mutterrechte.

Montag: Renaissance.

Dienstag: Mutterrechte.

Lessing-Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise): Der Fall Clémenceau. Abends Uhr: Das Ordensbaud. (Les

Ruban.) :

Mortag: Das Glück im Winkel. (Louise Dumont.)

Dienstag: Das Ordeusband. (Lo Ruban.)

Residenz-Theaiter. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Affociés. Lustspiel in 3 Akten von Leon Gandillot. Deutsch von Max Schönau.

Anfang 7F Uhr. Montag und folgende Tage: Affsociés.

Neues Theater. Siffbauerdamm 4a. /5.

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Zu halb isen : Die Grille. y : E Montag und folgende Tage: Marcelle.

Sthiller-Theater. Sonntag, Nahmittags3Uhr: Ein Wintermärchen. Abends 8 Uhr: Ein Schritt vom Wege.

Montag, Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologisder Garten.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Die wilde Jagd. Abends 7} Ubr: Der Naub der Sabinerinuen.

Montag: Der Raub der Sabinerinnen.

Dienstag: Unsere Frauen.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direction: Julius Frißshe. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Bei bis zur Hälfte ermäß'gten Preisen: Der Bettelftudent. Opereite in 3 Akten von F. Zell und R. Genée. Musik von Carl Millécker. Abends 7t Uhr: Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Akten von Meilhac und Halsvy, deutsch von J. Hoppe. Musik von Jacques Offen- bah. Hierauf: Pierrot als Rekrut. Panto- mimische Balletscene von Greco Poggiolesi. Musik von M. Dahms.

Montag: Die schöne Helena. Hierauf: Vierrot als Rekrut.

Thalia-Theater (vorm. Adotph Ernft-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei ermäßigten Preisen: Trilby. Drama in 5 Akten nah dem Roman des George du Maurier von G. Okonkowsky. Abends 7F Uhr: Frau Lieutenant, Vaudeville in 3 Aften von P. Ferrier und A. Mars. Deutsch s H. Hirschel. Musik von G. Serpette und V.

oger.

Montag und folgende Tage: Frau Lieutenant.

Bentral - Theater. Alte Jakobstraße 30, Direktion: Richard S@ulg. Sonntag: Novität: Zum esten Male: Ein fideler Abeud. Burleske dramatisde Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Ein- ödshofer. Anfang 74 Uhr.

Montag und die folgenden Tage: Ein fideler

Konzerte. Konzerthaus. Karl Meyder - Konzert.

(Fräulein Lichterfeld).

Philharmonie. Montag, Anfang 7# Uhr: VIIL. Philharmonishes Konzert. Dirigent: it S Solistin: Gabriele Wietrowet

ioline).

Pirkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums- Saison 1898/97.) Sonntag: Zwei große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): Lustige Blätter! Großes elektrishes Ballet, Aber ds 74 Uhr: Aufführung der Novität: Durchschlagender Crfolg! Aus der Mappe eines Rieseugebirgs- Phantasten. Eine romantisch-phantastische Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßberzegli hessischen Hof-Balleimeister August Siems. Außerdem die hervorragendsten Nummern des Repertoirs:

Montag, Abends Uhr: Aus dexr Mappc eines Riesengebirgs-Phanutasten.

N Z H C S T D E E E I Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frein Anna von Coburg mit Hrn- Major a. D. Alexander von Steun eti gE Berlin). Frl. O1tony von Mürchhaufen mit Hrn. Rittmeister Friß von Unger (Braunschweig). Frl. Erna von Bothmer mit Hru Prem.- Lieut. Fans Hartwig von Ludowig (Bothmer

a. d. L.— Cassel).

Verehelicht: Hr. Kataster - Kontroleur Georg Hoffmann mit Frl. Hedwig Habler (Koften i. P.).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Arthur von Wittken (Berlin).

Gestorben: Frl. Thekla von der Becke (Dresden). Hr, Fideikommißbesitzer As von Nasch- kfauw (Vorberg). Hr. Rittmeister a. D. Albre&t von Sydow (Kolberg). Hr. General- Lieut. z. D. Julius von Trenk (Gör)ig). Hr. Rittergutspächter und Prem.-Lieut. d. L. Adalbert Thamm (R.1schen b. Trebniß). Hr. Dr. phil. Theodor Wiedemann en r. Wirklicher Geheimer Rath und Landes-Direktor a. D. Wil- helm von Ahlefeld (Kiel).

Verantwortlichéèr Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (S olz) in Berlín,

Drudck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anftalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 82,

Sieben Beilagen

Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien

Sonntag, Anfang 6 Uhr: Gesellschasts-Abend. Montag, Anfang 7 Uhr: Symphouie- Konzert,

(einslicßliq Börsen-Beilage).

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00—18,60 M ungen.

1250| 2.2. 13,00 | 29. 1. 13,44 | 29. 1.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

schuittispreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 168. Sißung vom 5. Februar 1897, 1 Uhr.

Das Haus seßt Ms ote Berathung des Reichshaus- halts-Etats für 1897/98 fort, und zwar beim Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei.

Zum „Gehalt des Reichskanzlers“ liegen folgende zwei Anträge vor :

1) von den Abgg. Ander u. Gen. (fr. Volksp.):

„Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, das preußische Staats- Ministerium zu veranlassen, Vorkehrungen zu treffen, welhe öffent- liche Verdächtigungen der obersten Reichsbehörden dur Organe der Königlich Grenblidien politischen Polizei, wie sie im Prozeß Lekert- Lüßow zu Tage getreten sind, für die Zukunft ausschließen.“

2) von den Abgg. Dr. Barth u. Gen. (fr. Vgg.):

„Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichôtage bald- thunlichst eine Denkschrift über die erkennbaren volkswirthschaftlichen Wirkungen der seit 1892 bezw. 1894 zwischen dem Deutschen Reich einerseits und Oesterreich Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz, Serbien, Rumänien und Rußland andererseits bestehenden Handels- verträge vorzulegen."

_ Abg: Dr. von Komierowski (Pole): Wir Polen erachten es für unsere Pflicht, bei dem Gehalt des Reichskanzlers auf die ernste Lage der polnishen Bevölkerung hinzuweisen. Wir haben in loyalster Weise alle Bedenken und bitteren Erfahrungen unterdrückt und haben, folgend dem fkaiserlihen Willen, uns gegen den Umsturz gewandt und die Regierung unterstüßt. Aber die Behörden haben die polnishe Bevölkerung als ein Objekt ihrer Verfolgungen und Unterdrückungen benußt. Gegen die polnischen Vereine haben sich die Deutschen gewendet und haben die Behörden zu ihrer Unterdrückung veranlaßt. Gegenüber diefer Unterdrückung der polnishen Bevölke- rung glauben wir in der Oeffentlichkeit Beschwerde erheben zu sollen bei den verbündeten Regierungen, die hier im Reichstage vertreten find. Ein solcher Zustand der Erbitterung, wie er in der moralisch verheßten und boykottierten Bevölkerung in unseren Heimathprovinzen herrscht, widerspriht dem Staatsinteresse. Was ih hier gesagt habe, ift einstimmiger Beschluß der polnischen Fraktion. / Reichskanzler Fürst zu Hohenl ohe - Schillingsfürst: Meine Herren! Die Fraktion der Polen hat die Berathung des Etats des Reichskanzlers für die geeignete Gelegenheit erachtet, um dur den Mund des Herrn Abg. von Komierowski die schon oft gehörten und, wie ih glaube, oft widerlegten Klagen über eine un- gèrechte und harte Behandlung der polnish \prehenden Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen. Eine polnisch sprehende Bevölkerung hat in Deutschland nur das Königreih Preußen. Die Politik, welche unsere Nahbarn Rußland und Oesterreih-Ungarn gegenüber ihrer polnischen Bevölkerung verfolgen, betrahten wir als eine völlig interne Angelegenheit dieser Staaten. Aus diesen beiden Prämissen ergiebt fih, daß für uns die sogenannte polnishe Frage eine \pezifish preußische is, deren Erörterung eigentlich niht in den Reichstag achört. (Sehr richtig! rechts.) Die Vertreter der polnish sprehenden Bevölkerung haben Gelegenheit, Beschwerden über die preußische Ver- waltung im preußischen Landtage vorzubringen. Sie haben von dieser Gelegenheit {hon häufig und noh neuerdings Gebrau gemacht, und die preußische Regierung is thnen die Antwort nicht schuldig geblieben.

Troy dieser formalen Bedenken, welche der Erörterung der Frage in

diesem hohen Hause entgegenstehen, nehme ih nicht Anstand, nahdem der Gegenstand einmal zur Sprache gebracht ift, meine Stellung zu demselben darzulegen.

Die Provinzen, in denen ih eine polnische Bevölkerung befindet, sind ein unablösbarer Bestandtheil des preußishen Staats. (Sehr ridtig! rechts.) Die verfassungsmäßigen Rechte, die jedem preußischen Staatsangehörigen gewährleistet sind, sollen au den polnish sprechen- den Preußen nicht gekürzt werden (sehr gut!) und sind ihnen nie ge- fürzt worden. Nichts wäre ungerehter, als der Vorwurf, daß der preußishe Staat seinen Pflichten gegenüber der polnischen Bevölkerung niht nahgekommen wäre. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Die außerordentliche Hebung des Kulturzustandes der in Frage kommenden Landestheile während eines Jahrhunderts preußisher Ver- waltung enthebt mi jedes Beweises nah dieser Richtung. (Sehr rihtig! bei den Nationalliberalen.)

Nicht nur die materielle Wohlfahrt hat sih unter der preu- ßishen Regierung gehoben, sondern auch für das Bildungsbedürfniß der polnishen Bevölkerung ist in ausgiebigster Weise Sorge getragen worden. Meine Herren, ich will niht sagen, daß Preußen in leßterer Hinsicht des Guten zu viel gethan hat (Heiterkeit); aber das darf ih behaupten, daß die polnische Aggressivkraft vielleiht nicht fo stark wäre, wie fie heute wirkli is, wenn nicht Preußen durch Grün- dung höherer Schulen in den kleinen Städten der Provinz Posen die Gelegenheit zur Erziehung eines gebildeten polnischen Mittelstandes geboten hätte (sehr rihtig! rechts), welchen es im ersten Drittel dieses Jahrhunderts noh nicht gab.

Gegenüber den Rechten, welche die Polen als preußische Staats- bürger, gegenüber den Wohlthaten, welche sie als Mitglieder eines geordneten Staatswesens genossen haben und genießen, stehen aber auch Pflichten. Wir können von der Forderung niht abgehen, daß die polnishen Unterthanen lernen müssen, sich ganz und gar als preußische Staatsangehörige zu fühlen. (Bravo!) Die Erscheinungen, welhe wir in früherer und neuerer Zeit zu beobahten Gelegenheit gehabt haben, müssen uns zu meinem Bedauern die Ueberzeugung aufdrängen, daß dieses Ziel noch nicht erreicht ist. Im Gegentheil läßt sich nicht verkennen, daß vielfach noch eine Art von Polenthum, eine Art von nationaler Propaganda gepflegt wird, welhe in einem bewußten Gegensaß zu dem preußishen Staat stehen. Dem mit allen verfügbaren Mitteln energisch entgegenzutreten, is ein Gebot der Staatsweisheit (sehr rihtig! rechts), die in Wahrheit auch das Interesse der polnisch sprehenden Bevölkerung verfolgt, indem sie das Umsichgreifen von Jlusionen hindert, die s{ließlich der Gewalt der Thatsachen gegenüber nur mit ciner bitteren Enttäushung enden könnten. (Bravo !)

Abg. Munckel (fr. Volksp.): Der Reichskanzler hat im preußishen Abgeordnetenhause auf Grund der Ausführungen des Grafen Limburg-Stirum eine Erklärung abgegeben, die niht aus- reichend war. Vie Frage gehört unseres Grachtens hier in den Reichstag, der kompetent ist, an den Reichskanzler dasjenige Ersuchen zu richten, welches unser Antrag ausdrückt. Es sind ja die Einrichtungen in

Puh und im Reiche so getroffen, daß einer Verwirklihung des Antrages große Hindernisse kaum entgegenstehen würden, da eine

zeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1897.

Verständigung zwtshen dem Reichskanzler und dem preußischen

Miritter, räsidenten auf dem allerkürzesten Wege möglich ist. Die

Ereignisse sind bekannt. Es haben sih einige Menschen gefunden, die

in Beziehung stehen zur preußischen politischen Polizei und die das

Vorhandensein der offiziósen Presse benußt haben, um einen hohen

Beamten des Reichs zu beleidigen, bloß zu dem Zweck, um

sagen zu können, daß diese Beleidigung von dem Staatssekretär

des Auswärtigen Amts ausgegangen sei. Der eine ist der

Herr von Low, den der Reichskanzler gekennzeichnet hat,

daß er zwar als hoffähig, aber niht als geeignet erschien,

mit den preußischen Behörden zu verkehren, der andere if der Untertertianer a. D. Leckert. Hintermänner, die ih seiner bedient haben, hat Herr Leckert wohl niemals gehabt. Ich hatte gehofft, daß Herr vou Tausch dazu nicht gehört habe. Die Artikel gegen die preu- ßishen und R ichsbeamten sind von den Personen geschrieben worden,

welche Herr von Taush später mit der Ermittelung der Berfasser betraut hat, das beste Mittel, um die Thäter nicht zu ermitteln. Einer so unterrichteten Polizei i} \{ließlich gar feine Polizei vor- zuziehen. Es ist gut, daß die Dinge aufgedeckt sind. Zu meiner Freude theilen die verbündeten Regierungen den Gedanken nicht, daß diese Aufdeckung eine Gefahr ist; eine Gefahr liegt nur darin, daß solhe Zustände bestanden baben, nicht, daß sie aufgedeckt sind. Wir können diese s{hmußige Wäsche in der Oeffentlichkeit waschen, weil, abgesehen von diesem faulen Punkte, noch alles gesund ift. Aber daß diese Thatsahen sh Jahre hindur ereignet haben, daß dieses Institut der politishen Polizei bestanden hat unter wechseln- den Persönlichkeiten, daß nur eine gerihtlihe Prozedur davon befreien konnte, ift bedenklid. Die politishe Polizei untersteht dem preußishen Ministerium des Innern, der Staatsfekretär des Auswärtigen Amts is sein Kollege, Herr von Tausch spielt diesen beiden Herren gegenüber eine etwas untergeordnete Rolle, der au in dem Prozesse der genügende Ausdruck gegeben ist. Der groteß hat einiges Licht darüber verbreitet, wie man gegen den früheren riegs-Minister und den früheren Minister des Innern vorgegangen iff. Hat Herr von Tausch ins eigenen Interesse odec im jultrage eines Hintermanns gearbeitet? Jedenfalls hat er gearbeitet, wie es tn Deutschland und Preußen nicht S sein follte, sodaß dem Herrn Staatssekretär nichts übrig blieb, als die Flucht in die Oeffentlichkeit. Die Artikel der offiiösen Presse ersheinen nicht als ein offener Ausdruck der Regierungsansichten, sondern als eine private Bestätigung der Regierungsmeinung. Man sagt, daß man in auswärtigen Dingen nit der fleinen Unwahrheiten entbehren könne; das wird ein kleines, aber nothwendiges Üebel sein. T6 habe mit Genugthuung die Erklärung des Staatssckretärs vor Gericht gén; daß FE shon seit langer Zeit sich bemüht habe, den Verkehr wu offiziósen Artikeln auf das allergeringste Maß zu beschränken. Daraus habe ih den Schluß gezogen, daß man früher in größerem Umfange sih damit befaßte. Jch bezweisle, daß ein segensreiher Erfolg mit dergleihen Artikeln erzielt wird. Ich glaube, daß die wirklih unabhängige Presse den offiziösen Artikeln ihren Ursprung {hon von weitem anmerkt. Dagegen kann es oft vorkommen, daß ein gar nicht offiziöser Artikel als solcher angesehen wird und dann viel mehr Unheil anrichtet. Ist die politishe Polizei ein Theil der Kriminalpolizei oder geht sie daneben her? Hat sie einen befonderen Zweck? Arbeiten muß sie, das ist allerseits anerkannt, mit Menschen, mit denen anständige Leute nicht gern zu thun haben. Die politische Polizei ift eine preußische, sie ist keine deutshe, das möchte ih be- sonders betonen. Aber wenn sie erhalten bleiben muß, dann feßze man sie unter Zucht und Ordnung. Ich meine also, es hat auch das Deutsche Reich und der Reichstag ein Interesse daran, daß hier an geräumt wird, und sollte der Reichskanzler nicht die Möglichkeit haben, auf preußische Verhältnisse einzuwirken, dann bitte ih auf Grund des Artikels 10 der Bundesverfassung seine Beamten zu \chüten gegen solhe Angriffe. Wir werden ihn dabei unterstützen.

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillings fürst:

Meine Herren! Ih möchte zunächst auf einen Jrrthum auf- merksam machen, von dem die Herren Antragsteller ausgehen. Sie wollen, daß der Reichstag beschließe, den Reichskanzler zu ersuchen, Maßregeln zu ergreifen, um gewisse Mißstände zu beseitigen, welche sih bei der Handhabung der politishen Polizei in Preußen ergeben haben. Zu einer folhen Einwirkung giebt nun die Reichsverfassung dem Reichskanzler keine Handhabung, troß der intimen Beziehungen, die, wie der Herr Vorredner sagte, zwishen dem Reichskanzler und dem preußishen Minister-Präsidenten bestehen. Der Neichskanzler kann sih niht einmischen in die Verwaltung eines Einzelstaats. Ebenfo gut könnten Sie mir zumuthen, Mißstände zu beseitigen, die etwa in der bayerishen oder württembergishen Verwaltung zu Tage treten könnten.

Uebrigens werde ih mi bei. der formalen Seite der Frage nicht aufhalten und mit einigen Worten auf die Sache selbst eingehen. Der Antrag ist géstellt zu dem Zweck, daß die Angelegenheit, welche in weiten Kreisen Aufsehen erregt hat, hier zur Sprache gebracht werden möge. Ich bedaure das niht und bin der Meinung, daß das, was die Gemüther des deutshen Volks bewegt, auh hier zur Sprache ge- braht werden muß. (Sehr richtig! links.) Nur weiß ih eigentlich niht, warum noch viel darüber zu sagen wäre. Für mich entsteht daraus nur die Verpflichtung, für die politishe Polizei im allgemeinen einzutreten.

Meiner Ansicht nah ift die politische Polizei unentbehrlich. Der friedlihe Bürger würde es der Staatsregierung nicht verzeihen, wenn sie ihn shußlos ließe, und wenn sie nicht alle Maßregeln ergriffe um ihn gegen verbreherische Unternehmungen zu {hüßen, welche die Sicherheit des einzelnen Bürgers bedrohen. Um diesen Schuß aus- zuüben, bedarf die Regierung berufener Organe, und diese Organe der Polizei müssen auch wieder Agenten haben. Nun will ih zugeben, daß man bei der Auswahl dieser Agenten niht immer glüdlih gewesen ift. (Heiterkeit links.) Aber daraus und aus dem Unfug, den einige Polizeiagenten getrieben haben, ein Motiv zur Verurtheilung der ganzen politischen Polizei abzuleiten, ist entschieden Uebertreibung. (Sehr richtig! rets.)

Im übrigen hätte es der Anregung der Herren Antragsteller nicht bedurft, da der preußishe Herr Minister des Innern unmittelbar nah den Enthüllungen des bekannten Prozesses alle Maßregeln er- griffen hat, um die Wiederholung - ähnlicher Vorkommnisse, wie wir sie gesehen haben, für immer unmöglih zu machen. (Bravo!)

Staatssekcetär des Auswärtigen Amts Freihercr Marschall von Bieberstein:

Es bedarf wohl niht der ausdrücklihen Versicherung, daß ih für mih fein persönlihes Bedürfniß empfinde, auf den jüngsten Strafprozeß zurückzukommen. Mit dem Urtheil des Gerichtéhofs ift

für mich diese Angelegenheit definitiv erledigt. Auch das wird niemand