1897 / 33 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

4 “Erste Beilage | : zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Me 33, Berlin, Montag, den §. Februar [w97. E

Aut Herr Werner verdient, in der ‘Episodenrolle eines reisenden Mimen lobend erwähnt zu werden. E M Zentral-Theater.

Um die leßten Wochen dieser Spielzeit vor Antritt ihrer Gaft-

dieser Arie ihre sehr klangvolle und umfangreihe Stimme und ihre seelenvolle Vortragéweise trefflih zur Geltung : Vorzüge, die au in einigen französishen und deutshen Gesängen vortheilhaft wirkten, ebenso wie die Fähigkeit, langtaktige LOTgrupoen gebunden aus- Zieladet in verschiedene deutshe Städte wirksam auszufüllen, hat die } zuführen, ohne den Athemansaß spüren zu lassen. Eine hübsche rektion des Zentral-Theaters unter dem Titel „Ein fideler Abend“ | Koloraturgewandtheit zeigte die musterhafte Shulung der Stimme, geftern eine burleske dramatishe Revue in einem Vorspiel und drei | wie dies in einer Arie von Gounod so aünstig bervortrat, ildern zur Erftaufführung gebraht, welche faft durhgehends laute | daß dieselbe auf Wunsch wiederholt wurde. Im „Veilchen“ von iterkeit erweckte. Als Ler sind die Hausdichter des Theaters, die | Mozart und in Beethoven's „Wonne der Wehmuth® war ihr piano erren Julius Freund und Wilhelm Mannfstaedt, bezeichnet, | von bestrikendem Wohllaut. Lebhafter Beifall folgte nah jedem Liede. während die den einzelnen darin vorkommenden Fragmenten von | An demselben Tage gab Frau Corally Böttcher im Konzert-

Im Königlichen O Pia Fee B Pru, P s : , Dot: Frau i:

uard: Derr Philipp, Eadleton Here Felop, Sine x Sei

Im Königlihen Schauspielhause gehen mor ¿

Graf von Casftañar* mit Herrn Matkowsky ia s Titelrolle t

„Die Schule der Frauen“ mit den Damen von Mayburg und Hausner

und den Herren Vollmer und Matkowsky in den Hauptrollen in Scene. Direktor Dr. Oscar Blumenthal theilt mit, da

am Sonnabend, den 6. d. M,, einen Vertrag andecelnet À

Possen, Operetten, Schwänken und Scauspielen mit großem Geschick zusammengestellt ift.

das Morgenblatt ¡zu \chreibenden Kritik entschlummert, bekannte Scenen und Bühnengestalten in bunter Folge an seinem geistigen E vorüberziehen sieht. Das erste Bild führt eine Neihe von Bruchstücken älterer und neuerer Possen und Operetten vor, so aus: „Dr. Peschke*, „Endlich allein*, „Eine wilde Sache“, „Die kleinen Lämmer“, „Eine tolle Nacht“, „Fatiniza*, „Bei Waffer und Brot“ 2x. Namentlich erregte Herr Thomas als Dr. Peschke allgemeine Heiterkeit. Das zweite Bild, welhes fich im wesentlihen mit der Muse Hauptmann?s und Sudermann's beschäftigt und sich „In Schreiberhau“ betitelt, ift wohl das gelungenste, indem es D Thomas als „Negistrator auf Neisen“ mit den phantastishen

estalten aus „Hannele* und der „Versunkenen Glocke“ in belustigender Weise zusammenführt. Das dritte und letzte Bild endli bringt eine Aufführung von Wildenbruh's „Heinrich und Heinrih's Ge- shleht“, wie es sich etwa in der Darstellung einer reisenden Komödiantentruppe ausnehmen würde. Namentlich die komischen Zwischenrufe, mit welhen Emil Thomas als in einer Loge fißender Theaterbesuher diese Aufführung kommentierte, reizten hierbei die Lachlufst. Die Mitwirkenden, welche das gesammte Darstellerpersonal des Theaters umfaßten, trugen sämmtlich das ihrige zu dem Erfolge bei. Auch der vorzüglichen Inscenierung des Direktors Schult, welcher mit den Verfassern mehrmals hervorgerufen wurde, darf die Anerkennung nicht versagt werden.

Konzerte.

Seit ihrer erften Aufführung im Jahre 1801 in Wien haben Haydn's „Jahreszeiten“ auf ihrem Wege durch die Welt stets dur den ihnen eigenen Zauber die Zuhörer bestrickt. Der Chor der Sing-Akademie brachte, vereint mit dem Philharmonischen Orchester, unter Profesor Blumner's Leitung die Schönheit dieses oratorishen Werkes vergangenen Preilag voll zur Geltung und ent- rollte jedes einzelne Chorbild farbenprächtig und mit frischem Klange. Der Géewitter-, Winzer- und Jagdhor konnt:n garniht befser aus- gr werden. Frau Herzog als Hanne erfreute wieder besonders n einzelnen Gesängen, z. B. im „Märchen“, dur die edle Bildung ihres glockenbellen Soprans. Die Baßpartie des Pächters Simon sang Herr Karl Mayer ausdrucksvoll, mit sympathisher, wenn- gleih nicht recht gefestigter Stimme, während der kräftige Tenor des Siiea Dierich als Bauer Lukas seine vornchme Gesangeékunft entfaltete. Im Saal Bechstein fand gleichzeitig der zweite Konzert-Abend des Damen-Streih-Quartetts der bereits vor- theilhaft bekannten Künstlerinnen Marie Soldat -NRoeger, Elly e, Natalie Lehner-Bauer und Lucy Herber t-

ampbell ftatt. Zur Ausführung kamen: Mozart’s G-dur-Quartett, Schubert’s Quartett in A-mo1l und das Sextett (B-dur) von Brahms N. 18), bei welhem die Herren R. Hausmann (zweites Cello) und . Finger (zweite Viola) mitwirkten. Sämmtliche Werke wurden mit der bei diesen Künstlerinnen und Künstlern stets anerkannten Sicherheit im Technischen und Tiefe des Verständnisses ins glänzendste Licht geseßt, sodaß am Schluß einer jeden Nummer rauschender Beifall er}choll. s Auh von anderen musikalis®en Veranstaltungen der ver- lgfgenen Wode müssen noch einige nachgetragen werden. Die merikanerin Miß ary Forrest (Mezzosopran), die sich vor einem Jahre bereits hier höôren ließ, gab am Mittwoch im Saal Bech stein einen Lieder-Abend, den sie mit einer alten italienischen Arte von Antonio Cesti (1620) eröffuete. Die Künstlerin brachte in

zugehörige oder angepaßte Musik von dem Kapellmeister Julius Einödshofer i Ein kurzes, näcbtlicher Weile in einem Redaktionébureau vor sich gehendes Vorspiel läßt die Revue als Traum eines Rezensenten erscheinen, der, über einer für

saal (Potédamerstraße 9) ihren zweiten und leßten Liederabend, zu welhem fih eine ansehnlihe Anzahl von Zuhörern eingefunden hatte, und errang mit ihrer wohlklingenden Stimme und ihrem von Ver- ftändniß zeugenden Vortrag wieder lebhaften Beifall. Das Programm enthielt Lieder von Brahms, Bungert, Woldemar Sacks, F. von Gernerth,

ns Hermann, Reinhold L. Herman, Rubinstein u. A. Herr

oldemar Sacks, dessen hübsches Lied „Warum ?* besonders gefiel, führte die Klavierbegleitang mit gewohnter Feinfühligkeit aus. Ebenfalls am Mittwoch trat im Saal der Sing-Akademie Herr Joseph Labor, der ehemalige Kammer. Pianift weiland Seiner Majestät des Königs von Hannover, als Orgelvirtuose, Klavierspieler und Komponist vor das Publikum, welhes seiner Kunst lebhafte Theilnahme entgegenbrachte. Glei seinem hohen Gönner des Augen- lihts beraubt, find Gehör und Tastsinn bei ihm hervorragend ausgebildet ; mit nie fehlender Sicherheit beherrscht Herr Labor seine Instrumente und leistete besonders im Vortrag der Bah’shen Orgel-Phantasie in G-moll und der Orgel-Sonate von Mendelsfohn Außerordentliches. Im Zusammenspiel mit der jungen Wiener Pianistin Fräulein Mar - garethe Demelius trug er mehrere ziemlich unbekannte Kompo- fitionen für zwei Klaviere vor; sowohl das „Impromptu“ von Thieriot als das „Divertimento" von Braun und ein «Scherzo“ eigener Erfindung sind reizvolle Stücke, die durch das lebendige, frise Spiel des Künstlers und seiner temperamentvollen Partnerin noch gewannen. Viel eigenartige und {öne Melodien bot die Violinsonate von Reinhold, die besonders hübsche, charakteristisde Variationen enthält. Herrn Labor's Sonate für Violoncello ist eine gediegene lebensfähige Arbeit, deren Schönheit durch Herrn Professor Hausmann?s edles Spiel wesentlich gehoben wurde, währènd der vorhergenannten Violin-Sonate Herrn Professor Wirt h?s vorzügliche Ausführung zum Vortheil gereichte.

In der Sing-Akademie gab am Donnerstag nah längerer Abwesenheit von Berlin der Pianift Herr Friß Masbach ein Konzert mit dem Philharmonishen Orchester unter Professor Mannftaedt’'s Leitung. Das Programm umfaßte das G-dur-Konzert (op. 58) von Beethoven, das E-mol1l-Konzert (op. 11) von Chopin und dazwishen das Scherzo „Jrrlichter und Kobolde“ von Heinrich Hofmann. Herr Friy Masbach bewährte sich durchweg sowohl als tüchtiger Pianist wie als feinfühliger Musiker; sein Anschlag bringt indessen die zarten Stellen seines Vortrags besser zum Ausdruck als die kräftigen. Seinen Leistungen wurde wohlverdienter Beifall zu theil. An demselben Abend fand im Saal Bechstein das Konzert des „Deutschen Terzetts“ der Damen Johanna Meyerwisch (Sopran), Else Vogel (Mezzosopran) un: Clementine Engelmann (Alt) statt, welhes wohl infolge der Erinnerung an die vorjährigen vortreff- lichen Leistungen dieser SangesgenofenfWalt sebr gut besucht war. Das Programm bot dur die wohl abgewogeneZusammenstellung von Terzetten, a capPella-Gefängen und Einzelvorträgen, in denen jede der drei Sängerinnen ihr eigenartiges künstlerisches Vermögen zeigen konnte, für den Hörer angenehme Abwechselung dar. Die zarte und exakte Verschmelzung der drei {chönen Frauenstimmen, die |chon im vorigen Jahre gerühmt wurde, trat gleih im Beginn in Mozart!s „Mi lagnerò tacendo“ und Schumann’'s Triolett „Senkt die Nacht den sanften Fittih nieder“ eindruck8voll hervor. Die besondere Gunst der Zuhörer fanden eine von Fräulein Engelmann vorgetragene „Barcarola* von Eugenio Pirani und ein französisches Liedchen „Aime-moi“ bon Ghopin-Viardot, das Fräulein Meyerwisch auch in der Koloratur leiht und anmuthig zur Gehör brachte; endlich verdient aber auch Fräulein Vogel für den empfindungêëwarmen und fein abgetönten Vortrag einer Arie aus Saint-Saëns? „Samson und Dalila“ Anerkennung und Lob.

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nach welchem das Lessing-Theater vom 1. September 1898 S8 auf die Dauer von zehn Jahren an eine Sozietät verpachtet wird, die sih aus dramatishen Schriftstellern und hervorragenden Finanz- männern zusammenseßt. Der Geschäftsleiter dieser Sozietät i Herr Dr. Otto Neumann-Hofer, welcher ps verpflichtet hat, das literarishe und künstlerishe Programm des Lessing-Theaters in seinen wesentlichsten Grundzügen aufreht zu erhalten, während Dr. Blumen- thal seinerseits sich verbindlih gemacht hat, während der Dauer der Pachtzeit in kein anderes Berliner Theater als Leiter oder Societär einzutreten. Der Wochen-Spielplan des Lessing. Theaters if dabin ab- geändert, daß morgen „Der Fall Clémenceau*, am Mittwoch „Hei- math“ mit Louife Dumont als Magda, am Donnerstag „Die Wieder- kehr“ in Verbindung mit „Niobe“ und am Freitag „Das Glúück im Winkel“ zur Darstellurg gelangen, während am Sonnabend die erste Aufführung von Ludwig Ganghofer's vieraktigem Schauspiel ,Meer- leuhten“ stattfindet, welhes dann am Sonntag wiederholt wird.

Die Königliche Kapelle wird auch in diesem Jahre auf Einladung des „Liszt-Vereins* in Leipzig zwei Konzerte unter Kapellmeister Felix Weingartner's Leitung geben. Das erste Konzert (am 16. Februar) is ein „Beethoven-Abend*, im zweiten Konzert (am 17. Februar) gelangen nur moderne Werke zur Aufführung.

Bei dem Orgelvortrag, der am nächsten Mittwoch, Mittags 12 Ubr, in der Marienkirhe stattfindet, wird Herr Organist Bern- hard Irrgang Variationen in As-dur von Thiele sowie die große Choral-Fuge von Albert Becker und ein Adagio von Dienel spielen. Fräulein Tilly Wachholz, Fräulein a Horwit und Herr Konzert- meister Hartmann werden ihn unterstüßen. Der Eintritt ift frei.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

London, 8. Februar. (W. T. B.) Wie die „Times“ aus Konstantinopel vom 6. d. M. meldet, haben dort die Verhaftungen von Armeniern wieder begonnen, unter dem Vorwande, Unruhen zu verhindern, welche, wie behauptet wird, für den Ramazan vorbereitet werden.

Konstantinopel, 8. Februar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-Bureaus.) Jn Kanea herrs Anarchie; die Mohamedaner plündern die von ihren chri lichen Bewohnern, die sihch insgesammt auf die fremden Kriegs- schiffe geflühtet haben, verlassenen Häuser. Es wird be- hauptet, der General-Gouverneur habe unter dem Vorwande, daß die Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht genügten, an die Mohamedaner Waffen und Munition vertheilt. Auch die aus dem Jnnern der Jnsel einlaufenden Berichte [auten sehr ernst. Die kretishen Mohamedaner richteten an den Sultan ein telegraphisches Bittgesuh um Schug, unter Hin- weis auf die Plünderung ihrer Güter und ihre persönliche Gefährdung. Der Minister des Aeußern Tewfik Pascha suhte in den leßten Tagen wiederholt bei den Botschaften Rath einzuholen. Gestern fand ein außerordentlicher Ministerrath statt.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

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Regen wolkig bedeckt bededt bedeckt heiter!) wolkenlos Dunst halb bed. bededckt Nebel hededt2)

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1) Gestern zeitweise Schnee. 2) Geftern Schnee und Regen. ?) Nachts starker Schnee. 4) Geftern anhaltender nee.

Uebersicht der Witterung.

Eine Zone höchsten Luftdruckes erstreckt \sih von der Bisecayasee nordwärts über das südlihe Nord- und Oftseegebiet hinaus nah Rußland hin, Depressions- gebiete über Nordwest- und Süd-Europa \ceidend. Dementsprechend sind über Mittel. Europa nördliche bis öftlihe Winde vorwiegend. In Deutschland, wo fast überall Niederschlag gefallen ist, ift das Wetter trübe und kälter; nur an der deutshen Ostseeküste herrscht heitere Witterung. Ganz Deutsc{land, der Süd- weften ausgenommen, hat am Morgen Frostwetter.

Deutsche Seewarte.

I Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 36, Vorstellung, Das Heimcheu am Herd.

Opernhaus.

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7 Uhr.

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Anfang Uhr.

Clémeuceau.

Donnerstag : (Louise Dumont.)

Anfang 7 Uhr.

Oper in 3 Abtheilungen (frei nah Didckens? glei- namiger Erzählung) von A. M. Wi

von Carl Goldmark. Jn Scene geseßt vom Ober- Regifseur Teplaff. Dekorative Einrihtung vom Ober- Inspektor Brandt. Anfang 7F Uhr. Schauspielhaus.

Francisco de Rojas, für die deutshe Bühne be- arbeitet von Adalbert Matkowsky. vom Oie Marx Grube. Die Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Ludwig F îta, Ju'S \ i udwig Fulda. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Marx Grube. Anfang 73 Ube N Mittwoch: Opernhaus. Große Oper in 4 Akten von Giacomo ) Text nah dem Französischen des Eugöne Scribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rellftab. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Trauerspiel in 5 Aufzügen von D utide Musik von Ludwig van Beethoven. r

Donnerstag : 7. Symphonie der Königlichen Kapelle. An- fang 7# S: A: Tannhäuser. Anfang

onntag :

Schauspielhaus. Donnerstag: L812. Freitag: Die Jonrnaliften. Das zweite Geficht. Sonntaz : Der Bibliothekar.

Neues Königliches Opern: Theater (Krokl). Sonn- tag: Der Königslieuteuaut.

Deutsches Theater. Dienstag: John Gabriel ' Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Die versunkene Glocke. Donnerstag: Die versuukene Glocte.

Berliner Theater. Dienstag: Mutterrechte.

Mittwoch: Renaissance. Donnerstag: Kaiser Heinrich.

Lessing - Theater. i Anfang 7} Uhr. Mittwoch: Heimath. (Louise Dumont.) Die Wiederkehr.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten-

burg. Dienstag: Affociés8. Lustspiel in 3 Akten von Leon Gandillot. Deutsch von Max Schönau.

Mittwoch und folgende Tage: Affociés.

Neues Theater.

[lner. Musik | Direktion: Sigmund

ul Lindau. In Scene gesetzt

utenburg. Anfang 74 Uhr.

40. Vorstellung. Der Graf Schauspiel in 3 Aufzügen von

Schiller-Theater.

n Scene gesetzt Ein Volksfeind.

Schule

In deutschen Versen von | Die Komödie der Jrrungeu.

37. Vorftellung. Der

hof Zoologisher Garten.) Frauen. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Treue. 41. Da, hg o

gang von Anfang

Freitag: | Helena, Komische Operette

Meilhac und Halévy, Musik von Jacques Offenbach. H

Undine.

Undine.

Sonnabend: Abu Seid.

Pierrot als Rekrut.

Dienstag: 3 Akten von

Roger. Anfang 7} Ute, Mittwoch und folgende e

Bentral - Theater. Alte Direktion: Richard Schult. fideler Abend.

Dienstag: Der Fall

Abend.

Schiffbauerdamm 4a. /5.

Lautenburg. Marcelle. Komöôdie in 4 Akten von Victorien

Dirigent : Musikdirektor Stein- Paul f Für dié deuts&@e Bühne bearbeitet von

Mittwoch und folgende Tage: Marcelle. Dienstag, Abends 8 Uhr: Mittwoh, Abends 8 Uhr: Der Schierliug.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- Dienstag:

Mittwoch: Der Raub der“ Sabineriunen.

Theater Unter den Linden. Beùrenftr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Dienstag: Die schöne in 3 Akten von deutsch von J. Fen ierauf: Pierrot als Rekrut. Pantomimische Balletscene von Greco P Musik von M. Dahms. Anfang 74 Uhr.

ittwoh: Die Fledermans. Hierauf:

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst-Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Frau Lieuteuant. Vaudeville in| 1_Kor. 15: 55, 67.

. Ferrier und A. Mars. von H. Hirshel. Musik von G. Serpette und V.

l : Frau Lientenaut. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Jakobstraße 30.

Dierstag: Burleske dramatische 1 Vorspiel und 3 Bildern von I. F W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Einödshofer. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch und die folgenden Tage:

Saal Bechstein. Dienstag, Anfang 74 Uhr :

Konzert von Karel Textor (Klavier). Mit-

Dienstag: wirkung: Fräulein Marie Bluhm (Gesang).

von Sigmund

Zirkus Renz. Karlstraße. (Jnbiläums-

Saison 1896/97.) Dienstag, Aberds 73 Uhr: Extra - Vorstellung. Aufführung der Novität: Durchschlagender Erfolg! Aus der Mappe eiues Riesengebirgs - Phautasten. Eine romantish- phantastishe Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzoglid hbessishen Hof - Balletmeister August Siems. Außerdem die hbervorragendften Nummern des Repertoirs. 6 Trakehner Fuchs- bengfte, ey und vorgef. von Herrn Hugo Herzog. Die vier Jahreszeiten. Hohe Schule, geritten von 4 Damen. Einf. u. dopp. Baguettesprüuge über Hindernisse, ausgef. von 12 Ungarn. Auftreten der hervorragenden Akrobaten en Michella und Saudro.

Mittwoch, Abends 74 Uhr: Aus der Mappe eines Rieseugebirgs-Phautasten.

Unsere

Poupe Familien-Nachrichten. [69141] Daß der Doktor der Theologie L. X. O.

I. H. W. Steinnordh

sanft entshlief in Linköping den 30. Januar 1897 im Alter von 87 Jahren 9 Monaten und 23 Tagen, haben wir die aae Pflicht hiermit mitzutheilen.

Sv. Pf. 110: 8. Gattin uud Kinder.

Verlobt: Frl. Elsbeth Burchardt mit Hru. Repetitor und Sec.-Lieut. d. R. Wilhelm Pfeiffer Südende—Berlin). Frl. Elise Trepplin mit

rn. Gerihts-Assefsor Dr. Erwin Stmony

R ce d Lir S D by eboren: Ein Sohn: Hrn. Pfarrer Hüneras (Kesselsdorf i. Schles).

Gestorben: Hrn. Professor Dr. med. F. Krause Sohn Welfgang Ludwig (Altona). Hr. Beiirks- E z. D. Dr. E Frhr. von Reiyen- ein (Freiburg i. Br.). W Julius Frhr. von Born (Brighton). Hrn. Ober-Stabsarzt a. D. Dr. Liebert Tochter Helene (Sagan).

Deutsch

Ein evue in reund und

Ein fideler

Niobe. Konzerte.

Konzerthaus. „Semiramis“ von Rosssni.

für Violine von Laub „Haft Du mich lieb" ohm (Herr Werner).

Karl MWMegyder - Kouzert.

Dienstag: Ouverturen „Die Sirene*“ von Auber, „Das goldene Kreuz“ von Brüll. Walzer „Neu-Berlin“ (neu) von Blon. Phantasie aus „Traviata“ von Verdi.

Herr Schmidt-Reine für Gornet-à-Pifton von

Verantwortlicher Redakieur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- e Polonaise” Anstalt Berlin I, Wilhelmstraße Nr.- 32.

e). Sieben Beilagen (einsch!ießlich Börsen-Beilage).

(2324)

Berichte vou deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

mittel gut

gering

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(100 kg)

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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Außerdem wurden am Sie palte nas über- {Ll L Schätzung Dovppel- verkauft : Doppel- zentner zentner fter (Preis Mh 160 kg unbekannt)

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11,40 11/980 | 12,10 12,40 |

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16,00

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Frankfurt a. O. . Stargard . Breslau

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| 14,00

| 16,00 | 16,40 | 15,33 | 15,00 | 15,30 | 16.00 " 1500 |

Straubing . Regensburg Meißen. . . Plauen i. V. . Um. . Braunschweig .

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13,80 | 30. 1.

13,64 13,20 | 30. 1.

13,16

Yußerdem zu Saatzwecken gereinigter Hafer 16,00-—18,60 4 Verkauft wurden davon 750 D.-Z. mit

Bemerkungen.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der shnitisrrcis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

RVerkaufêwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch-

Deutscher Reichstag. 169. Sißung vom 6. Februar 1897, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts- Etats für 1897/98 wird fortgeseßt beim Etat des Reichskanzlers und der Neichskanzlei, und zwar beim „Gehalt des Reichskanzlers“. i

Abg. Rickert (fr. Vgg.): Ich bedaure, daß der preußische Minisier des Innern nicht anwesend ist; nur in seiner Gegenwart kann die Frage der politischen Polizei erörtert werden. Es ist ein Verdienst des Herrn von Marschall, daß in voller Oeffentlichkeit die schweren Uebelftänte auf diesem Gebiet aufgeklärt sind. _Es ist aber auch eine ernste Pflicht, dabei niht stehen zu bleiben, foudern Einrichtungen zu treffen, welck@e die Wiederbolung solcher Vorgänge verhindern und wieder das Vertrauen im Volke erwedcken. Dem monarchischen Interesse wird man nur dann dienen, wenn man vorsichtig ist bei der Auvêwahl der Personen und bei der Aus8gestal- tung der politischen Polizei.

Abg. Liebermann von Sonnenberg (Neformp.): Ich bin einverftanden damit, daß die politische Polizei nothwendig ift, aber aud) mit der Behauptung, daß einzelne Betheiligte sich sehr ver- fehlt haben. Der Prozeß war nothwendig, aber man bhâtte dafür forgen sollen, daß er nicht nothwendig wurde. Ich habe Herrn von Marschall Dank zu sagen für die antisemitishe Ausbeute : Leckert : jüdishe Mutter, Lüßow : jüdishe Frau, Gingold - Staerk: jüdisches Vollblut. Die Aufflärungen über Normann brachten mir nichts Neues; ih habe seit Jahren den Kampf gegen diesen Agenten eführt; es war mir niht möglih, den Mann vor Gericht zu ringen. Ich hätte au keinen so führenden Einfluß auf den Prozeß gewonnen wie Herr von Marschall kraft feiner Vor- bildung. Ih nebme es der Regierung nicht übel, daß sie die anti-

femitifhe Bewegung überwacht; sie soll die Volkebewegungen und

Stimmungen kennen lernen. Aber dazu sollte man sih anderer Perfön- lichkeiten “Pébienin, Wir wünschen die Fortseßung des Prozefses, den zroeiten Akt der Tragikomödie Tausch. Ih könnte Stunden lang über Normann-Schumann sprechen, und es würde vielleicht nicht einmal langweilig sein, denn es sind sehr interefsante Dinge vorgekommen. Normann - Schumann war E vielseitig; er drängte ih an bo&fonservative Leute, verkehrte mit Rabbinern, hatte die aus- gedehntesten Preßbeziehungen. In den ihm nabestehenden Blättern erschienen die Artifel gegen die böchstgestelten Personen. Wie mit vornehmen Namen renommiert wird, das zeigt ein Fall, der fi

auf der Journalistentribüne ereignet hat. Ein Mann schrieb nad Friedrihsruh als Redakteur der „Leipziger Neuesten Nachrichten“. Man erkundigte sid, daß er das niht war, und erbielt einen Ab- sagebrief. Er zeigte den Poststempel und die Unterschrift „Chrysander

und meinte: „Nun sehen Sie doch, daß ih Beziehungen zu Friedrihsruh babe!“ Normann - Schumann duängte sich in Leipzig, wo er den Namen Werner führte, an Paasch heran und erzählte ihm die geheimnißvollsten Geschichten, die Paasch leider troß alles Abrathens veröffentlichte. Mich vermied er. Er wurde nah Xanten geshickt und \{hrieb Artikel, welche zwei Redakteure vor Gericht brachten. Später siedelte er nah Berlin über, wo im Westend-Hotel ih ein Konventikel bildete, von dem aller Unfug auéging. Es {lossen si allerdings unzurehnungsfähige Männer wie Ahlwardt ihm an. Die Vorgänge in diesen Kreisen wurden dem Polizei-Präsidenten als Neuestes aus antisemitischen Kreisen gemeldet. Man erzeugte in den Kreisen der Regierung die Meinung, daß die antisemitishe Bewegung revolutionär sei. Das hat gesessen, das zeigen verschiedene Aeußerungen. Die antisemitifsthe Bewegung ist monarchish gewesen von Anfang an und ist es geblieben bis auf diesen Augen- blid. Ich hake die Gelegenheit wahrnehmen müssen, meine Partei zu verwahren gegen diese dur Mißbrauh der politi- {chen Polizei erhobenen Vorwürfe. Mir \cheint, daß der Prozeß zu

wegen Meineids konnte man ihn meiner Meinung nah nicht ver-

baîten. offentlih brinat der weitere Prozeß Aufklärung. Gs ift ver-

evt 4 daß man si der Person des Normann-Shamann nibt

bemäÿtigt bat, daß man ihn immer noch weiter arbeiten Ließ. 1893

war das Auswärtige Amt unterrichtet von dem Treiben des Herrn

Normann ; er verschwand immer rehtzeitig. Man hat doch Hammer-

stein aus Griechenland geholt; aber hier, wo es nôthig war, konnte die

Polizei Normann nicht finden. Er war fogar bis zu dem Tage des Pro-

zesses hier. Nachdem ih ihn enilarvt, erklärte. er, daß er fch um die

antisemitishe Bewegung nit - mehr kümmern würde. Iett kam er

wieder und ersuhte mih um eine Unterredung. Warum hat man

ihn nicht als Zeugen oder Angeklagten vor Gericht gebraht? Der

Antrag is} ja überflüssig; er sollte nur eine Debatte hervorrufen.

Von Hintermännern if} ja wobl keine Rede. E Ó

Abg. Dr. Friedberg (nl.): Der Antrag ift für die Regierung

nicht brauchbar, indem er dem Reichskanzler ein Mandat anträgt, mit

dem er nichts anzufangen weiß. Im preußischen Abgeordnetenhause

habe ih bereits Gelegenheit gehabt, mich damit einverstanden zu er-

klären, daß, ‘wenn folche Dinge hervortreten, wenn Beamte des Aus-

wärtigen Amts angegriffen werden, der Strafrichter angerufen werden

muß ohne Nüsicht auf die eventuellen Folgen, die sih daraus für ein-

zelne Ressorts und ihre Beamten ergeben. Die eigentlihe Wendung des

Prozesses hat im großen Publikum den Anschein erwedckt, als ob von

dem Auswärtigen Amt dieser Prozeß besvalb habe angestrengt werden

müssen, weil der Staatésekretär gegenüber den Angriffen eines an-

deren Ressorts nicht den genügenden Schuß gefunden habe, und als ob innerhalb der Königlichen Staatsregierung keine politische Einheit der Auffassung vorhanden sei. Bestände diese Meinung nicht, dann bätte der Reichéekanzler im preußischen Abgeordnetenbause niht die feterliße Erklärung abgegeben, daß die Mitglieder des preußischen Staats-Ministeriums in ihrer politischen Auffassung auf demselben Boden stunden. Auch ich habe damals, ofen gestanden, ein ähn- lies Gefühl gehabt. Die gestrigen Ausführungen des Staats- sekretärs und die früheren Erklärungen des Reichékanzlers baben mich aber überzeugt, daß dieses Gefühl ein unberechtigtes gewesen ist. Der Staatssekretär hat \chlagend nahgewiesen, daß die Wahrheit ohne diesen Prozeß mit feinen juristishen Beweismitteln sich nicht habe ermitteln lassen, und aus seinen und des Reichskanzlers Er- klärungen geht mit Evidenz hervor, daß bei den von der König- lihen Staatsregierung unternommenen Schritten ein fortwährender Konnex unter den Mitgliedern des preußishen Staats- Ministeriums stattgefunden hat, auch zwishen dem Gesammt- Minifterium und dem Minister des Innern. Besonders gern habe ih die gestrige Erklärung des Reichskanzlers entgegengenommen, daß die Aussicht besteht, daß der i Minister des Innern eine wesentlihe Reform der politishen Polizei anbahnen werde. Der preußishe Minister des Innern hat im Abgeordnetenhause eine ähns lihe Erklärung abgegeben, aber in einer sehr unbestimmten Weise. Aber es ist wohl niht Aufgabe dieses Hauses, nah der Richtung hin weiter zu drängen. Ich verspreche Herrn Rickert meinen Beistand, wenn er im preußischen Abgeordnetenhause die Sache beim Etat des Ministe- riums des Innern noch einmal zur Sprache bringen und volle Klarheit verlangen follte. Der Abg. Bebel hat in seiner gewohnten Weise den bier hervorgetretenen Mißstand auf den früheren Reichskanzler, den Fürsten Bismarck zurückgeführt und von einem „System Bismardck

gesprochen. Daß die sozialdemokratishe Partei einen ich will cinmal sagen Haß gegen den Fürsten Biömarck hegt, is mir als Beweis erschienen, daß dieser große Staat8mann es verstanden hat, die Sozial- deinokraten richtig anzufassen. Jn weiten Kreisen des Volks wird dieses Gefühl getheilt. Was Herr Bebel geftern über das „System Bismark“ ge- faat hat, hat Herr Richter neulich im preußishen Abgeordnetenhause viel besser gesagt. Nun glaube ih niht nöthig zu haben, den Fürsten Bismarck gegen solhe Insinuationen in Schuß zu nehmen. Der Rubm dieses Mannes wird noch strahlen, wenn die Irrthümer des Sozialismus, des cvolutionistischen wie des revolutionären, fchon lange zu dem Hausen jener abgestandenen Dinge geworfen sind, dur welche die Men]schheit hindurWgehen muß, um zur Wahrheit und zum Licht zu gelangen. Herr Bebel sagte dann, wir hätten jeßt, Gott sei Dank eine Regierung, die auf politishe Chrlichkeit sähe. Auf die politische Ehrlichkeit ist allerdings ein fehr großer Werth zu legen. Jch hcffe aber , daß auh Herr Bebel sich dieses Prinzips in Zukunft bewußt bleiben werde. Es giebt ein System indirekter Un- wahrheit , und das besteht darin, daß man Dinge, in denen ein Körnchen Wahrheit ist, in maßloser Weise übertreibt und sie hinstellt als Symptome der Versumpftheit und Verrottung der gegenwärtigen Gesellshaftsordnung. Das is auch eine Methode des unehrlichen, politishen Kampfes, und ih hoffe, daß Herr Bebel sih fortan na Kräften bemühen wird, dieser unehrlihen Methode den Garaus zu machea N S A d Partei, damit man nicht von einem „System Bebel“ sprechen kann. :

Abg. von Kardorf\ (Rp.): Ich bin Herrn von Marschall dankbar für seine entschiedene Erklärung über die Hiniermänner, denn dieses Thema wurde von der freisinnigen und sozialdemokralishen Presse ausgebeutet mit der geheimen Hoffnung, daß einige Fäden nad) Friedrihs8ruh führen. Wenn ih früher der Meinung gewesen bin, daß durch die Disziplinaruntersuhung in besserer Weise Herrn von Tausch hätte zu Leibe gegangen werden können, fo bin ih dur die Ausführungen des Herrn von Marschall doch zweifelhaft geworden, ob eine Disziplinaruntersuhung noch möglich war. Zugegeben muß werden, daß die Sache vielleißt von sozialdemotrati]cher Seite zur Sprache gebraht worden wäre. Aber ganz kann ih nicht abgehen von meiner im Abgeordnetenhause ausge\prohenen Meinung, daß der Prozeß Aufsehen erregt und den Verdacht erweckt habz, als ob nicht die Ginigfeit im preußishen Ministerium geherrsht habe, die noth- wendig wäre. Es war nicht angenehm, daß wir mit Hohn über- shüttet wurden von der ausländischen Presse. Dabei muß ih im Großen und Ganzen stehen bleiben. Jch bedaure, daß der Prozeß hat geführt werden müssen. Jch glaube, unter dem Fürsten Biömarck wäre dec Prozeß nicht geführt worden. Er hätte Leute, wie Herrn von Tausch, nah dem Worte des Herrn Abg. Friedberg im Ab- geordnetenhause, mit cisernem Besen weggekehrt. Nicht einverstanden bin ich mit der Behandlung der Presse. Wir beanspruchen kein Monopol für unsere Presse. Dic „Kölnische Zeitung“ wurde mit Nachrichten versehen bis auf kurze Zeit, wo sie etwas kalt geftellt wurde. Die Regierung kann die Presse niht entbehren. Aber das hat zwei Seiten. Oifizióse Nachrichten bergen eine große Gefahr in ih. Zum Beispiel der Staatssekretär von Marschall fühlt sih veranlaßt, der „Kölnischen Zeitung“ eine Nachricht zu geben, zur Kenntniß für die Deutschen im Auslande; wenn unmittelbar darunter steht, der Minister von Hammerstein hat sih als Gegner der Handelsverträge erklärt, Graf Posadowsky hat den autonomen Tarif als wünschenswerth be- zeichnet, und wenn dann dazu bemerkt wird: es handelt sich aber datei nur um „Entgleisungen“ in den Reden der betreffenden Minister, so kann das Publikum nicht unterscheiden zwischen offiziösen und niht- offiziósen Nachrichten. Herr Richter meinte, die Konservativen würden um fo höflicher, je shärfer sie angegriffen würden. Die Opposition der Konservativen ist eben eine andere als die, welhe man als Ge- {äft betreibi. Die Konservativen wissen, daß sie auf die Unter- itüßung der ern, angewiesen sind, wie die Regierung auf ihre Unterstüßung. ie größte Freude über den ros at die Sozialdemokratie; sie triumphiert. Auch den Freisinnigen erscheint es vielleicht als ein idealer Zustand, daß die preußische Regierung fich

uh geendet hat. Ich hatte den Eindruck, daß man Herrn von Tausch Mbcite konnte wegen Fälshung und Mißbrauchs des Amts, aber

mit Leuten wie Leckert, Lüßow und Tausch vor Gericht herumstreiten