1897 / 34 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

In dem kleinen V se des Zoologischen Gartens, gegenüber dem Gieblren Säge liegt und in zahlreiche län Tauben-, inev- und Sumpfvögelarten, darunter ' Selténhéiten erften Ranges, gebilten werden, - bor einigen Tagen ax Land p welher hier zum ersten Male ko erte, | ein sehr merkwürdiger südamerikanischer Vogel, der Tschunja, dem der Kaiser, in einen Bojarenpelz gehüllt, mit ¿eine Eskorte ein- | ift ein Shüiler des bereits vortheilh befgunten Lon- | Dicholophus Burmeisteri, CYETLN E. Diese nah dem bekanaten Sieht, bliden die erstarrten Gliedmaßen der Kriegerleichen bervor. | künftlers M. Mayer-Mahr. Seine Technik if weit vorgeschritten, | Zoologen Professor Burmeister in Buenos Aires benannte Art ift so Bete pr auptce np Fe E TooE D G E E EN S ULES “r E A S eti a Man S ie cgentbümlich, daß wn R s E rer Se konnte, A 3 4 Berl ° n Di t den 9 Feb r 1897

egégeriht über gefangene ruffishe Bauern und eine große Anza ns{chränkung ebrauchs mitunter zu w -n. Er hatte | ob man fie den Raubvögeln o en rchen ‘oder d : ens E rTua von Studien vervollständigen die Bilderreihe des Feldzugs von 1812. | bekannte Stüdcke ron Schumann, Scharwenka und Mayer-Mahr zum | Kranichen zuzugesellen hat. Der kurze raubvogelartige Schnabel v M : 2 i, ag, G der E Dn u bir en E in ran s. g n E Ed der S Tae dem zählreih e org e E n E dee Een e E varauf oman „Krieg un rieden“ eresthagin’'s Werk zwar keinen | erschienenen Publikum mit reidem Beifa ausgezeichnet. n, da er T|chunja vorwtegend an abru i : Vergleich aus, immerhin aber verdient der Eifer Bewunderung, mit dem i hält. Die langen Füße und die kurzen Flügel verrathen, daß M Verichte von deutschen Fruchtmärkten. der Maler, den Berichten von Augenzeugen bis ins kleinste Detail Im Königlichen Opernbause :Zlavgt morgen Meyerbeer's | Vogel wenig und s{lecht fliegt, aber sehr gs läuft, daß er alfo atte i

folgend, die s{hrecklich-große Zeit zu fkünstlerishem Leben wieder zu | Oper „Der Prophet“ unter Kapellmeister Sucher?s Leitung zur | das Leben auf ebenen Flächen vorzügli ausgestattet ‘ist. d Z Tschunja hat einen nahen Verwandten in dem seit längerer Zeit hier Qualität : S

bekannten Seriema oder Cariama, der vielen Besuchern des Gartens i i desbalb bekannt sein dürfte, weil er, auf einem niedrigen Aste seines gering _| «mittel |} gut kaufte Käfigs sißend, namentli vor dem Beginn eines Regenwetters unter y

den possierlichsten F Einen unablässig feinen gellenden, Marktort weithin shallenden Ruf ertönen läßt. Der Tshunja bewohnt die S (100 kg) argentinishen Pampas, während der Seriema in Süd-Brasilien und 7 ] Doppel- Paraguay gefunden wird. 2 nie- bö- j nie- bôöh- } nie- bôd- ¡entner

idi i : fl f

Wittenberg, 9. Februar. Die Betriebs - Inspektion Witten, A Es L ONONE | E | cpatid Mus berg macht bekannt: Vom Münchener Schnellzuge Nr. 41 ent- M. MÁA | M M | M t gte geftern Abend in Gräfenhainihen infolge Radreifen- für | bruhs der Packwagen und der Tender der Maschine. Menschen find Weizen. nicht verleßt, Geleise und Wagen nicht erheblich beschädigt. Das - [Breslau . . . ] 1470 | 15,20 | 15,70 | 16,00 | 16,40 | 16,70 : ä Geleise Halle—Berlin war 8 Stunden gesperrt. Der Betrieb wurde [Neuß . . . . } 15,50 | 15,50 | 16,00 | 16,50 | 1650 | 1709 390 16,33 während der Sperrung eingeleisig durhgeführt. . | Breslau . . . ] 14,70 | 1520 | 15,70 | 16,00 | 16,40 | 16,70 i: j

————— Neuß . .… . . | 15,50 | 15,50 | 16,00 | 16/50 | 16/50 | 17,00 16,17 Köln, 8. Februar. Der Rheinwasser stand is 7,60 m. :

Das Wasser steigt langsam, der vorjährige höchste Stand ‘ift um j Roggen. P A 7 cm überschritten. Die Werften sind Abers@tbeurink ebenso die e R —|= 4 11,80 [11,90 : 11,85 | 11,80| 5.2. niedrigeren Straßen, in denen Boote verkehren und Nothstege ge- Breslau . ., 11,80 | 11,90 | 12,10 | 12,30 ; {lagen sind. Die Sciffbrücke is wegen des Hochwassers ah- N 10,80 | 11,30 } 11,30 | 11,80 gefahren. Der Schiffsverkehr mit Mülheim a. R. wird noch theil: ._l-Breolau—. 11,80 | 11,99 | 12,10 | 12,30 weise aufrechterhalten. In Koblenz steigt der Rhein gleihfalls no, E 10,80 | 11,30 ! 11,30 | 11,80 L i Die Mosel fällt langsam. : Gerste. Hierauf folgte als Novität ein Orchesterwerk „Königs-Idyllen“ von : E SGEE s | 1265 | 19751 38 1970 1 1270| 59 Cornélie van Oosfterzee. Die Komponistin, die, aus der Schule | 4. Februar dem Verein durch den Tod entrissenen hohverdienten Be- Wien, 9. Februar. Gestern fand, wie alljährlich, der Ball . [Lifa. . | 12,65 330 j 1 L 50 1540 Uo ' ta des Professors Urban hervorgegangen, nit nur eine gründliche Kenntniß zirks-Präsidenten Freiherrn von Reigenstein in Freiburg i. B. ift der | der Stadt Wien statt, welcher glänzend verlaufen is. Wie Breslau . C0 | 13,00 | 1 ‘30 j q r ° . ° ° . der Technik sämmtlicher OrW&esterinstrumente, sondern auch die Kunst | Gemeinderath Stähle in Stuttgart zum stellvertretenden Vorsitzenden | „W. T. B.* meldet, nahmen an demselben Seine Majestät der Breslau . ,00 } 13,00 | 13,30 } 14,50 | 15, . . . A musikalifch wirksamer Verwendung derselben erkennen läßt, hat die | und der Landeëhauptmann der Provinz Sachsen, Graf von Winßtigerode | Kaiser, mehrere Erzherzoge, die Botschafter, die Minifter und die i Hafer. einzelnen Theile nah dem Tennyson’shen Epos: „Elaine's Traum | in Merseburg, zum Vorstandsmitglied ernannt worden. Spipen der Gesellshaft theil. Der Kaiser führte die Gemahlin des Lissa | 12,10 | 12.10 | 12,30 | 1230 3 S 1220 1 1195| 5.92 und Tod, Leichenfahrt“ und „Fürst Geraint's Brautfahrt“ betitelt. deutschen Botschafters Grafen zu Eulenburg. Seine Majestät beehrte R R | 1250 | 1290 | 1310 | 1320 ? ! x mehrere Gemeinderäthe mit Ansprahen und trank ein von dem Neuß S D E L | 12,60 %0 242 12,10 | 12,10] 6.2. | 12,50 | 12,90 ! 13,10 | 13,20

Der Inhalt beider Theile is charakteristisch und tonmalerisch illuftriert, ¿(7 die Inftrumentierung effektvoll, ohne lärmend zu werten. Der Kom- Bürgermeifter dargebotenes Glas Bier auf das Wohl der Stadt Wien, Breslau . . . | 1210 / ; : i j i 11,60 | 12,60 20 242 | 12,10 | 12,10| 8.2.

kürzeren Etappen vollzieht fi nun die Wendung zurn Ünglück, bis wir | und von Kedern bón Schubert, Brahms, Schumann und Anderen be- ließli den Groberer an der Spiße seiner Truppen auf der vershneiten | wies. Auf vollkomiménere Ausgleichung der Stimme in allen

ndftraße den _Rücfzug antreten \ehen L, 7 des Cyclus). Jn | Registern wird die Künstlerin indessen: bei der Forttetun threr diesem Bilde kommt erestdagin’s Vorliebe für das Grauenvolle | Studien noch etwas mehr zu- achten haben. Der Pianist Herr wieder deutlih zum Vorschein. Aus den Schneemafsen am Wege, auf ier e

Er s e Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

muß ih erklären, daß der Herr Staatssekretär des Neichs-Schazamts, bevor er an die Ausarbeitung dieses Entwurfs ging, nit nur felbst- redend sich der Zustimmung des Herrn Reichskanzlers versicherte, Markttage sondern auch meiner Zustimmung. Ja, ich kann mittheilen, daß ih

Markttage (Spalte 1) hon vorher aus eigener Jnitiative meinem Herrn Kollegen vom pi Ee Reihs-Schaßamt wiederholt den dringenden Wunsch ausgesprochen

s tons habe, daß möglichst bald an die Aufstellung eines der-

dem verkauft artigen Entwurfs gegangen werde (hört, bört! rets), und Doppel- zwar aus dem Grunde, weil ih den Besiy eines mehr spezialisierten

. zentner Entwurfs für unumgänglih nothwendig gerade für den Fall erate, 100 kg M E wenn die bisherige Handelspolitik fortgeseßt werden sollte, was ih hoffe. Die Erfahrungen bei den leßten Verhandlungen mit anderen

Staaten haben gezeigt, daß die heutige Anlage unseres Zolltarifs die Verhandlungen ershwert (hört, bört! rets), daß sehr Eâäufig aus einer Sammelposition, um Spezialkonzessionen zu machen, ein Gegenstand herausgerissen werdea muß, dann aber eine \chwierige Definition zu geben ift, die sehr häufig sch in der Praxis nit bewährt. Ich bin auch der Ansicht, daß die Grenze zwischen unserem Zolltarif und dem : : y i; amtlichen Waarenverzeihniß zum theil niht richtig gezogen ist; da- 11,30 5 11,55! 6.2. durch ergiebt sich häufig die Nothwendigkeit von Verschiebun;en . . ° . im amtlihen Waarenverzeichniß. Daraus entstehen Reklamationen 11,30 } 11,30 | 8.2. von auswärtigen Staaten, selbst Konflikte; wir segen uns sogar dem Verdachte aus,- daß wir niht vollkommen loyal verfahren. Bei dem fraglichen Entwurf handelt es fi ja zunächst nur um die äußere Anlage, um das Gerippe. Es wird niemand in diesem Augenblick daran denken, sich über die Zollsäße {chlüssig zu werden, die wir im Jahre 1904 erheben werden. Und auch der Vorwurf ift ganz ungerecht, der gegen meinen Ferrn Kollegen vom Reichs- Scazamt erhoben worden ist, er habe diefe Sache bier nicht öffent- lich sagen sollen. Die Ausarbeitung eines derartigen Entwurfs kann niht sekret geschehen, es bedarf der Mitwirkung einer großen Netibe vcn

Außerdem Am vorigen wurden am

DurÿŸ-

\chnitts- preis

für 1 Doppel- zentner

erwecken versucht hat. Aufführung. Den Johann vcn Leyden singt Herr Sylva, die Fides

Fridtjof Nansen bielt geftern in London in einer | Frau Goeße, die Bertha Fräulein Reinl. (Anfang 7 Uhr.) i überaus zahlrei besuchten Versammlung der Royal Geographical Im „Königlichen S@aufpielhause wird morgen Goethe's Society in der Albert-Hal, an welcher, dem „W. T. B.* | „Egmont“ mit Herrn Matkowéky in der Titelrolle gegeben. Jm zufolge, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz von Wales und ade Ben ed e uner S pr ree Diteerios von York fowie viele andere hervorragende Persönlich Broackenburg: Herr Purschian. Die Musik von L. van Beethoven wird

keiten theilnahmen, einen längeren Vortrag. Hierauf ergriff der Prin / I uZa Wales an Wort id tibmte die n E lgrari per P die unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle unter Leitung des Musik- direktors Wegner zu Gehör gebracht.

Nanfen vori seiner Nordpolreise gegeben habe, und zwar in einer Sprache, die niht einmal feine Muttersprache sei. Der s D über- reihte Nansen sodann îm Namen der Gesellschaft eine edaille, Mannigfaltiges. Der Zentralaus\chuß des Deutshen Vereins Armenpflege und Wohlthätigkeit hat am 6. Februar in einer

welche eigens zur Erinnerung an diese Feier geprägt war. Nansen erwiderte mit lebhaften Worten des Dankes.

sehr zahlreich besuchten Versammlung beschlossen, die nächste (17.)

Theater und Mufik, Jahresversammlung in der leßten Septemberwoche ta Kiel ab-

Konzerte. zuhalten und über folgende Gegenstände zu berathen: 1) Die Fürsorge

Das achte Philharmonishe Konzert, welches gestern | für \hulentlafsene Kinder; 2) Wöchnerinnenpflege; 3) Die öffentliche

unter Artbur Nikisch's Leitung stattfand, wurde mit der Armenpflege in ihren Beziehungen zu den Leistungen auf Grund der Ver-

hantasie für Orchester „Romeo und Julia“ von Tschaikowsky er- Pberuvgsgeseggebung; 4) Die Betheiligung größerer Verbände an der

net. Nach diesem, bereits öfter gehörten Werke fpielte die | Armenlast in erbindung mit dem ländlidhen Armenwesen, unter besonderer

Solistin des Abends, Fräulein Gabriele Wietrowe 8 die be- | Berücksichtigung der Gesundheitépflege auf dem Lande; 5) Das Verhältniß

on der Geld- zur Mieth- und Naturalunterftüßung. Die Frage der Er-

kannte Violinspielerin aus der Joachim'shen Schule, das zert in j D-mo11 (op. 55) von Spohr. Ihre technishe Sicherheit und ihr rihtung einer Auékunfts\telle für Armenpflege und Wohlthätigkeit und Anbahnung einer Fühlung mit verwandten Vereinen ist dem

durchdachter Vortrag trugen ihr lebhaften Beifall und Hervorruf ein. n Vorstand zur Erwägung überwiesen worden. An Stelle des am

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner | Menge

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L DurhiGatts-

15,50 6 2. 16,33 | 8. 2.

Im Verlage von Carl Stange zu Frankenberg i. S. ersien zu dem bevorstehenden Jubiläum ein „Melanchthon-Katalog“,

position wurde eine außerordentlih günstige Aufnahme zu theil. Den Scluß des Abends bildete Beethoven’s herrlihe A-dur-Sym honie, die gleih sämmtlihen anderen Werken unter der anerkannten eitung Nikish's von dem Orchester vortrefflich ausgeführt wurde. Das Publikum war ebenso zahlreih wie beifallsfreudig.

Noch einiger Konzerte, die am Sonnabend voriger Woche statt- fanden, sei nachträglih Erwähnung gethan. In der Sing- Akademie gab Professor Waldemar Meyer sein IV. und legtes diesjähriges Konzert, welckes er mit dem D-moal1 - Konzert. für zwei Violinen von J. S. Bach unter Mitwirkung seiner begabten Schülerin Miß Sherman und des Neuen Berliner Sym- phonie - Orchesters (Dirigent: C. Zimmer) wirkungévoll eröffnete. Es folgten das Violin - Konzert von . Beethoven und einige von Joahim und Rudorff arrangierte kleinere Stücke von Schumann, in welchen die Vorzüge seines Spiels bestens zur Geltung kamen. Im Saal Bech ftein ließ f zu gleicher Beit die Mezzosopranistin Auguste Honig hören. Ihre kÉlangvolle und umfangreiche Stimme ift recht auëdrucksfähig, wie der Vortrag der selten gehörten Arie von Haydn aus „Orpkbeus und Eurydice“

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Trauerspiel in Goethe. Musik

Temperatur

Stationen.

Bar. auf 0Gr.

u. d. Meeres red. inMillim.

in 9 Celsius

59'C.=4%R.

Anfang 7 Uhr.

2 bedeckt | 1halb bed. | 5/bedeckt 3'/bedeckt 1\wolkig 1/bedeckt

Belmullet . . | 758 Aberdeen .. | 751 Ghristiansund | 750 Kopenhagen . | 770 St. Petersbg. | 777 Moskau .…. | 778 Gork,Queens- Ot % » «+081 3 wolkig Cherbourg . | 765 4 Nebel D el 763 SW ‘6 Negen L 7Schnee mburg . . | 768 5|bededt winemünde | 774 2\wolkig 1) Neufahrwasser| 777 1\wolkenl.2) et T 3 Dunst

MeEN ete U 189 3 Regen ünster... | 768 2\bedeckt Karlsruhe . . | 772 2\bedeckt Wiesbaden . | 771

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Anfang 73 Uhr.

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2\bedeckt München . . | 773 2|bededt Chemniß .. | 774 3 halb bed. Set ©. . | 74 ) 3 bedeckt t A 4halb bed. Breslau . .. |_776 _1\|bedeckt S dAx 1 7721S 3|Dunst N L 768 |NNO Z2hheiter

Donnerstag:

Bilder, Büsten 2c.

thon's, von Armin

zum Besten der

O (nur \chriftlich) zum

Lesfing - Theater. (Louise Dumont.) Anfang 74 Uhr.

Vorstellung, Egmout. 5 Aufzügen von Wolfgang von von Ludwig van Beethoven. In

Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube, Musikalishe Direktion :

Musikdirektor Wegener.

Donnerstag: Opernhaus. 38. Vorftellung. Undiue. Romantische Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorßing. Text nah Fouqus's Erzählung frei be- arbeitet. Tanz von Emil Graeb. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 42. Vorstellung. 1812. Schau- spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten.

Deutsches Theater. Mittwoh: Die ver-

sunkene Glocke. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Die versunkeue Glocke. Freitag: Morituri.

Berliner Theater. Mittwoch: Renaifsance.

Donnerstag: Kaiser Heiurich. Freitag (22. Abonnements-Vorstellung): Neu ein- ftudiert: Uriel Acosfta.

Mittwoch: Heimath. Die Wiederkehr. Hierauf:

Niobe. (Louise Dumont.)

Tel i 767 1ODNOD 2 beiter j Freitag: Das Glüäck im Winkel. (Louise

1) Rauhfroft. 2) Nebel. Dumont.)

Uebersicht der Witterung.

daselbst erheblih geftiegen ift. Das barometrishe Maximum liegt über dem westlihen Ausland. In Deutschland ifff das Wetter trübe, im Nordwesten Preisen: Der

wärmer, im Osten und auch im Süden kälter; 4 Akten von Georges Ohnet.

in den westlihen Gebietstheilen if Niederschlag efallen; nur an der oftdeutshen Küste herrscht eitere Witterung. Da die Depression im Nordwesten ihren Eirfluß ostwärts auszubreiten scheint, fo / dürfte Thauwetter für das nordwestliche, naher | Direktion: für ganz Deutschland zu erwarten sein. Deutsche Seewarte.

S E: Theater. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern-

haus. 37. Vorstellung. Oper in 4 Akten von Giacomo Meyerbeer. Text

Doe Lindau.

Uenes Theater. Sigmund Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutshe Bühne bearbeitet von

. i ti . o Ein ticfes Minimum is nördli von Schottland Nele Sgoalor: Dio A E d

erschienen und verursaht im Nordseegebiet lebhafte , südlihe Winde, unter deren Einfluß die Temperatur E Tot, Deuts von Max Schönau.

Donnerêtag und folgende Tage: Affociés, Sonntag, Nachmittags 3 Uhr:

u ermäßigten

Hütteubefizger. Schauspiel in

Schiffbauerdamm 4 a. / 5. Lautenburg. Mittwoch:

In Scene geseßt von Sigmund

uterburg. Anfang 74 Uhr. Donnerstag und folgende Tage: Marcelle.

Schiller-Theater. Mittwoh, Abends 8 Uhr:

Der Prophet. Große | Der Schierling. Die Komödie der Frrungen. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male:

——

as dem Französischen des Eugòne Scribe, deutsh | Eine Palastrevolution.|

beitet von Ludwig Rellstab. Ballet von Emil

Ein C G gelGriebenes LebensbildPhilippMelanch- tein verfaßt, publizierte der Verlag der Buch- bandlung der Berliner Stadtmission (Berlin SW., Johannistisch 6). Der Preis der mit dem Porträt des Reformators und anderen Ab- bildungen geschmückten Schrift beträgt 50 , geb. 1 4 20 y.

Am 27. Februar findet im Kaiserhofe auch in diesem Jahre „Genossenschaft angehörigen“ jenes eigenartige Kost ümfest ftatt, welches unter dem Namen „Gesindeball* bekannt geworden ift. reise von 10,46 (für Bühnenmitglieder

M4) sind an die „Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen“, Berlin SW., Charlottenstr. 85, zu richten.

E E

In Scene geseßt vom Ober-Regisseur D Dirigent : Kapellmeifter Sucher. Anfang r.

Schauspielhaus. 41.

deutsher Bühnen- Bestellungen auf

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn- hof Zoologischer Garten.) Mittwoh: Der Raub der Sabineriuuen. Anfang 7} Uhr.

Donnerstag: Treue.

Freitag: Wilhelm Tell.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Frißshe. Mittwoch: Die Fledermaus. Operette in 3 Akten von Meilhac und Halévy, bearbeitet von G. Haffner und Ric: Genée. Musik von Johann Strauß. Hierauf: Pierrot als RNekrut. Pantomimische Balletscene von Greco Poggiolesi. usik von M. Dahms. Anfang 7{ Uhr.

Donnerstag: Die Fledermaus.

Mittwoch, den 17. Februar: Stranß-Cyclus. 1. Abend: Jndigo und die vierzig Räuber. Große Ausstattungsoperette.

Thalia-Theater (vorm. Aklph Erust-Theater)- Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Mittwoch: - Frau Lieutenaut. Vaudeville in 3 Akten von P. Ferner und A. Mars. Deutsch von H. Hirschel. e von G. Serpette und V. Roger. Anfang 7+ Uhr.

Supecilag und folgende Tage: Frau Lieutenaut.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Bentral -Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schul. Mittwoch: Ein fideler Abend. Burleske dramatishe Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Jultus Einödzshofer. Anfang 74 Uhr. É S tras und die folgenden Tage: Ein fideler

eund.

Konzerte.

Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 8 Uhr: R T von Flora Scherres-:Friedeu- a .

Konzerthaus. Karl Meyder - Kouzert.

Mittwoch: Jubel- Ouverture von Bah. Ouverture «Der Kobold“ von Adam. Phantasie aus „Carmen“ von Bizet. Walzer „Estudiantina“ von Waldteufel. Phantasie „Nordishe Weisen“ (neu) von Mohr. O cara memoria“ für Cello von Servais (Herr Smit). „Lieb Mütterlein ade“ für Cornet-à-Piston von Rühle (Herr Werner). i

Saal Bechstein. Mittwo, Anfang- 74 Uhr : Kouzert von Martha Gardeicke. Mitwirkung: tren 9 Hasse (Violine) und Hugo Nüdel

avier).

Athen, 9. Februar. ist nah Haleppa zurückgekehrt. Die Lage in ist beunruhigend. Munitionsniederlage dortselbst zu bemächtigen. Jn Rethy- mon beseßten Mohamedaner und Amarioten mit Unterstüßung der Behörden die christlichen Quartiere. plündern die Kaufläden der Christen. Der Kreuzer „«Miaulis“ wird heute Mittag -in Begleitung eines anderen Dampfers nah Rethymon abgehen.

welher auf Wunsch überallhin kostenfrei versandt wird. Neben lite- L Neuß E s rarishen und musikalishen Erscheinungen verzeichnet derselbe für die B i \ / eier passende Festlieder zum Singen, Deklamationen bez. Festgedichte, ]

edenkshriften, Medaillen für Schulen und Sammler, Reliefs, Nah Shluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B.) Der griechische Konsul erakleion Die Türken vermochten nit, \sich der

Die Mohamedaner

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

Beilage.)

BPirkus Renz. Kärlstraße. (Jubiläums- Saison 1896/97.) Mittwoh, Aber ds 74 Uhr: Gala - Vorstellung. Aufführung der Novität: Durchschlagender Erfolg! Aus der Mappe cines Riesengebirgs - Phantafteu. Eine romantish- phantastishe Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzeglih hessishen Hof - Balletmeister August iems. Außerdem die hervorragendften Nummern des Repertoirs. 6 Trakehner Rapp- bengste, dre. und vorgef. von Herrn Robert Renz. Chicago, Rappheugft, in der hoheu Schule

eritten vou Mr. Gaberel. Die doppelte hohe

hule, geritten von den Damen Frl. Wally Renz und Frau Robert Renz. 16 Spring-Afrobateu.

Donnerstag, Abends 74 Uhr: Anus der Mappe eines Niesengebirgs-Phantasten.

Familieu-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Else Gerlah mit Hrn. Sec.-Lieut, d. R. Frit von Lossow (Suhl). Frl. Charlotte Schweißer mit Hrn. Rittergutsbesißer Hugo Vellay (Wiesbaden—Pilgramsdorf i. Schles.). Fr Käthe Foerster mit Hrn. Prem.-Lieut. Wilhelm

Verebeli ht: He: Ritt tsbesiger Richard Sulz ereße : Hr. ergutsbe}tßer ar u mit Frl. Anna Holst (Fabel). 9

Geboren: Ein S : . Sec-eLieut. vou Lucanus (Berlin). Hrn. Grafen Max Arco- Valley (St. Martin). Hrn. Hauptmann Haus- halter (Sierakowo | b. Rawitfch). ine Tochter: Hrn. Oberst a. D. Behrenz (Char- lottenburg). Hrn. Kammerherrn Joseph Frhrn. von Maltzahn (Mirow). Hrn. Pastor Ernft Klein (Lichtenrade). Hrn. Pastor Graetz (Reich- tan, Hrn. Forstmeister Schmidt (Bischofs- wa

Gestorben: Stiftsdame Frl. aws von Schaper (Lemgo). Fr. Konsistorial. Nath Sophie Kloster- mann, geb. Heuser (Kiel). Fr. Thusnelde von Petersdorffff-Campen, geb. von Campen (Kirchberg b. Seesen a. Harz). Hr. Geheimer Kanzlei- Rath a. D. Adolf Abesser (Berlin). Verw. Fr. Rechnungs-Rath arie Rauer, geb. Neu- gebauer (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck ‘der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage), sowie die-Juhaltsargabe zu Nr. 6 des öfsent- lichen Auzeigers (Kommanditgesellschasten auf

Aktieu und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 1. vis 6, Februar 1897,

und das Verzeichnis: der gekündigten Schlesische2 Pfandbriefe. i

Bemerkung.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Dur(-

{{chnittépreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 170. Sigßung vom 8. Februar 1897, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts- Etats für 1897/98 wird fortgeseßt beim Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei, und zwar bei dem „Gehalt des

Reichskanzlers“. O liegt folgender Antrag der Abgg. Dr. Barth

(fc. Vgg.) und Genossen vor:

„Den Herrn Reichskanzler zu ersuhen, dem Reichstage bald- thunlichst eine Denkschrift über die erfennbaren volkswirthschaft- lihen Wirkungen der feit 1892 bezw. 1894 zwischen dem Deutschen Reiche einerseits und Oesterreih-Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz, Serbien, Rumänien und Rußland andererseits bestehenden Handelsverträge vorzulegen.“

Zu demselben beantragen die Abgg. Friten - Düsseldorf (Zentr.) und Genossen, hinter dem U M Did (a einzuschieben: „mit besonderer Rücksiht auf die Landwirthschaft“.

Abg. Dr. Barth (fc. Vagg.): Es giebt eine Reihe privater Publikationen über die Wirkungen der Handelsverträge, aber diefe Veröffentlihungen tragen immer den Stempel einer gewissen Parteilich- keit; es bandelt si dabei auch immer nur um Theilaufnahmen der ganzen Sachlage. Die Denftschrift, welche wir verlangen, soll eine umfafsende sein. Die Erwartung darf man allerdings nit allzu bo spannen. Wic haben daher auh darauf verzichtet, die Denkschrift auf die politischen Wirkungen auszudehnen, die do auch vorhanden sind; wir baben uns auf die wirtb\chaftlichen Fragen beschränkt. Die Regterung i mehr in der Lage, sich alle Gutachten und Berichte der Vandels- und Industriekorporationen, der Landwirthshaftskammern u. \. w. zu vershaffen, als ein Privatmann. Die Wirkungen der Handelsverträge auf die Industrie brauchen nicht in erster Linie klargestellt zu werden; aber gerade in den Kreisen der Landwirthschaft herrs{cht die größte Unklarheit über die Handelsverträge. Wenn man die Wirkungen der Getreidezölle vor und nah den Handelsverträgen ver- gleicht, so wird man zu sehr überrashenden Ergebnissen kommen. ‘Man hat berechnet, daß auf jede Million Mark Export 1000 Arbeiter kommen. Je mehr der Export von Industrieartikeln stcigt, desto mehr Arbeiter werden beschäftigt, und zwar gerade die bestgelohnten, welche die zahlungsfähigsten Käufer von landwirthscaftlihen Produkten sind. Wir haben vor einigen Tagen eine Debatte im Abgeordnetenhause erlebt, îin welder der Landwirthschaftê-Minister sih ohne jede Provofation als Gegner der Handeléverträge bekannt hat; er hat allerdings geiagt, daß er ein Gegner gewesen sei; aber er meinte au, daß die Handelsverträge nicht allein Schuld an der s{leckchten Lage der Landwirthschaft seien; zum theil schiebt er ihnen also die Schuld daran zu. Deshalb wird eine Denkschrift, wie wir sie fordern, auch für ihn aufflärend sein. Die Denkschrift wird den Nachweis er- bringen, daß der Abs&luß der Verträge ein großes Verdienst des Reichskanzlers Grafen Caprivi war. j ; l

Abg. Fritzen (Zentr.) empfiehlt die Heranziehung der öffentlich- rechtlichen Korporationen zur Berichterstattung über die angeregte Frage, der Landwirthschaftskammern ; aber au die landwirtbhschaf\t- lichen Vereine müßten tabei mitwirken. Bedenklich sei nur, daß der Antrag vielleiht etwas verfrüht sei, da nur erst furze Zeit seit der Geltung der Verträge verflossen sei. Die Wirkung der Handelsverträge werde fih {wer feststellen lassen. In Rußland habe z. B. die An- legung der fibirishen Eisenbahn die Uufnahmefähigkeit für Industrie- produkte gestärkt. Das sei nit auf die Wirkung der Verträge zurück- ¡uführen. Redner weist darauf hin, daß Deutschland allein im stande sei, das nöthige Fleisch zu produzieren ; deshalb müsse der deutsche Viehstand geshüßt werden gegen die Einschleppung von Seuchen. Wenn die Handeléverträge einen Schuß gegen die Seuchen- eins{lcppung verböten, dann müßte das Verhältniß zu den anderen Staaten beim Ablauf der Handeléverträze in dieser Beziehung jeden- falls anderweitig gestaltet werden.

_ Abg. Dr. Hammacher 4s Meine politishen Freunde erkennen mit dem Vorredner an, daß die Landwirthschaft si in einer sehr üblen Lage befindet, und daß daraus nicht nur für sie, sondern au für das gesammte Staatswesen nah der wirthschaftlichen und morali- {hen Seite hin Nachtheile erwachsen. Eine Besserung dieses Zu- standes mit den geseßlich zulässigen Mitteln herbeizuführen, ist eine pflihtmäßige Aufgabe des Staates. Was den Antrag Barth betrifft, to balten ihn meine Freunde für durchaus nühlich, und wir können die Meinung des Vorredners nit theilen, daß er zu-früh ein- Eebracht fei. Für die Vorbereitung der zukünftigen handelspolitischen

tellung Deutschlands anderen Staaten gegenüber hat es eine sebr große Bedeutung, wenn rehtzeitig die Erhebungen und

Untersuhungen angestellt werden, auf deren Grundlage Deutsh- land in Verhandlungen mit anderen Staaten eintreten fann. Obwohl ih in voller Uebereinstimmung mit der Handelsvertrags- politik bin, welhe die Reichsregierung in den leßten Jahren getrieben hat, so muß ih doch bekennen, daß unsere Negierung in die leßte Verhandlung niht genügend vorbereitet eingetreten ist; nicht nur nach meinem Urtheil, sondern auch weiter gewerbetreibender Kreise des Landes, hâtten wir unter günstigeren Bedingungen unseren wirthschaftlihen Verkehr mit den Vertragsstaaten fortsegen können. Graf Posadowéky hat uns bereits in einer der leßten Sitzungen mit- getheilt, daß die Reichs-Finanzverwaltung oder die verbündeten Ne- gierungen ich weiß nicht, welhes Organ es ist sich mit Vor- studien für die Aufstellung eines Generaltarifs beschäftige. Die französishe Handelspolitik ift insofern beffer daran, als die unferige, als Frankreich neben dem Generaltarif einen Spezialtarif hat ; dieser wird angewandt bei allen denjenigen Staaten, mit denen Frankreih Handelêverträge abs{ließt. Der Antrag scheint mir nicht nur nicht verfrüht, sondern fehr zeitgemäß zu fein, insofern er für die Negie- rung eine wesentliheUnterstüßung bei der Aufstellung des Generaltarits ift. Herr Fritzen meint, bei der Beurtheilung der Wirkung der Handels- verträge fei man vielfah nah dem Sage verfahren : post hoc, ergo propter hoc. Gewiß ift Vieles eingetreten, was nit eine Wirkung der Handelsverträge is. Ih bin der leßte, der niht._die Landwirthschaft hüten möchte; aber ohne eine richtige Handelspolitik ind auch die Einzelitaaten nit in der Lage, die Landwirthschaft zu chüßen. Das Solidaritätsgefühl zwishen Jndustrie und Landwirth- schaft muß erhalten werden. Das ganze Wirthschaftsleben ist in einer ungewöhnlihen Entwicklung begriffen. Darum i} das Bedürfniß nach Expoit besonders lebhaft geworden. Man kann nicht behaupten, daß die Handelsverträge für Deutschland nit günstig gewesen sind. Wenn der Export gestiegen is, so mögen dazu allerdings die neuen Unternehmungen, die in Nußland aufgetauht sind, mit dazu beigetragen haben; aber es ist niht zu leugnen, daß, wenn die russishen Zölle noch erhöht wären und der Handelévertrag nicht ab- ges{chlofsen wäre, wir unferen Export nicht so hätten verbessern können, wie es geschehen ist. Man muß anerkennen, daß der Landwirtbschaft die Bewegungsfähigkeit und Anpassungéfähigkeit feblt, welhe der Industrie mehr oder weniger cigen is, und darauf muß Nüksicht genommen werden. Wenn Herr Friyen meint, daß die Landwirth- schaft bei den Handelsvertragéabslüssen in eine gewisse gebundene Lage gekommen sei, so ist auch die Industrie an gewisse Zölle gebunden, und der Schuß für sie kann auch nicht mehr erhöht werden. Erst wenn wir die vom Antrage Barth gewünschte Denk- schrift erhalten, werden wir im stande sein, völlig objektiv uns über die handelspolitishen Fragen und die Handelépolitik Deutschlands zu unterhalten. Heute fehlt uns noch das Material dazu, und deshalb bitte ich Sie, den Antrag Barth ein- stimmig anzunehmen. Es ist fkürzlih vom Regierungstisch unter Zustimmung vieler Mitglieder des Hauses darauf bingewiesen worden, daß die Handeléverhältnisse des nälhsten Jaßrhunderts auf dem ganzen orbis terrarum s\ich anders gestalten werden. Die Vereinigten Staaten gestalten den nordamerikanischen Kontinent allmählich zu einem einheitlichen Wirthschafisgebiet. In England werden die Be- ftrebungen tes Greater Britain ebenfalls Eifolg haben. Wenn wir das flar voraussehen, so müfsen in nit zu ferner Zeit die europäischen Staaten dazu übergehen, enger aneinander Anschluß zu finden, als es zur Zeit der Fall ist. Diese Entwickelung würden wir stôren, wenn wir das System der Handelsverträge veclafsen würden. Unsere Handelsverträge haben auch politis vortheilhaft gewirkt und die Stellung unferer Regierung gestärkt.

Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats-Ministcr Freiherr Marschall von Bieberstein:

Meine Herren! Im Namen der verbündeten Regierungen kann ih erklären, daß, wenn der hohe Reichstag nach dem Antrag der Herren Barth und Frigen beschließt, sie selbstverständlich gern bereit sein werden, dem Wunsche nahzukommen. Der Herr Vorredner hat an eine Aeußerung meines Herrn Kollegen vom Reihs-Schaßzamt erinnert, die er vor wenigen Tagen hier in diesem Hause gethan hat, indem er die Mittheilung machte, man sei im Reihs-Schaßamt mit der Aufstellung eines Entwurfs eines spezialisierten autonomen Tarifs beshäftigt. Man hat aus dieser Aeußerung draußen im Lande Kapital zu schlagen versucht, als ob ein flaffender Riß zwischen den handels- politishen Anschauungen des Herrn Grafen von Posadowsky und mir bestände. Das ift in keiner Weise der Fall. Auf die Gefahr hin, daß ih vielleiht etwas Wasser in den Wein der Begeisterung Einzelner {ütte,

Sachverständigen aus allen möglihen Erwerbskreisen. Es ist ganz unmögli, in dieser Beziehung das Geheimniß zu wahren. Wie wenig in dieser Richtung ein Widerspru zwischen den Mittheilungen des Herrn Staatssekretärs des Reihs-Schatßzamts und mir besteht, mögen Sie daraus entnehmen, daß ih {on vor fünf Fahren in diesem hohen Hause darauf aufmerksam gemacht habe, daß vor Ablauf unferer Handelsverträge die Revision unseres Zolltarifs eine unbedingte Noth- wendigkeit sei. Es war bei der ersten Lesung des deutsch-s{chweizerishen Handelêvertrage8s, da wurde uns von dessen Gegnern vorgeworfen, wir bâtten es überhaupt ablehnen sollen, mit der Shweiz zu verhandeln, denn die Schweiz habe unmittelbar vor den Verbandlungen einen neuen autonomen Zolltarif aufgestelt. (Sehr richtig! rets.) Ein folher Zolltarif bätte von uns nicht als Basis der Ver- handlungen angenommen werden follen. JH habe damals darauf aufmerksam gemacht, daß die Schweiz nicht anders handeln konnte, da ihre Autonomie bis zum 1. Februar 1892 durch den um- fassenden Tarifvertrag, den sie mit Frankrei hatte, beschränkt war, daß sie daher erst kurz vor diesem Termin in der Lage war, einen neuen autonomen Zolltarif aufzustellen; ih habe die Herren Gegner dringend gebeten, doch keine Grundsätze aufzustellen, die man gegebenenfalls auch uns gegenüber zur Anwendung bringen könnte. Was ich damals fagte, ist Folgendes : Wir werden, meine Herren, uns demnäwßst ganz in derselben Lage befinden wie die Schweiz, wir werden uns nah zwölf Jahren der Pflicht nicht entziehen fönnen, unseren autonomen Zolltarif zu revidieren. Wir haben daher gar keinen Anlaß, jeßt das Prinzip aufzustellen, daß Zolltarife, die unmittelbar vor dem Eintritt von Vertragsverhandlungen errihtet werden, Popanze oder Papiererxistenzen werden.

Ich habe alfo damals das Necht der verbündeten Regierungen gewahrt, vor Ablauf der Handelsverträge einen autonomen Zolltarif aufzustellen.

Bei diesem Anlaß möÿte ih einem Vorwurf entgegentreten, der in den leßten Tagen häufig hervorgetreten ist: als die verbündeten Regierungen sich damals ein wesentlihes Versäumniß hätten zu \chulden kommen lassen, indem sie niht ibrerse'ts unmittelbar vor dem Eintritt in die Handelsvectrags-Verhandlungen mit den anderen Staaten einen hohen autonomen Zolltarif aufgestellt hatten. Dabei wird der Vorwurf in einer Weise begründet, als ob wir damals mit einem alten vergilbten freihändlerischen Tarif ins Feld gezogen wären, während die anderen Staaten sammt und sonders neue hohe shußzöllnerische Tarife uns gegenübergestellt hätten; das ift do eine Legende. (Zuruf rechts.) Das wird in allea möglichen Variationen draußen in der Presse behandelt; man spriht von derm unbegreiflihen Fehler des Herrn Grafen von Caprivi, daß er damals nicht vor Eintritt in die Verhandlungen mit Oesterrzih einen hohen. autonom:n Zolltarif aufzeitellt habe. Da erinnere ich doch daran, daß wir in den leßten Jahr- zehnten vor Eintritt in die Vertragsverhandlungen dreimal unseren Zolltarif revidiert haben und zwar in {uwtzöllneris{er Nichtung. Einmal die Jutegralrevision des Jahres 1879, In dieser Beziehung kann ih die Anschauung des Herrn Vorredners nit theilen, wir hätten im Jahre 1879 nicht daran gedacht, daß diese Zollrevision das Hilfsmittel bieten follte für svätere Vertrag8verhandlungen. Wenn mich mein Gedächtniß nicht täuscht, ist sogar in dem Dezemberbrief des Fürsten Bismarck von 1878 ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß au zum Zwecke der Verhandlungen mit anderen Staaten, um Kompensationsobjekte dabei zu gewinnen, die Er- höhung unferes Zolltarifs nothwendig sei. Wir haben im Jahre 1885 abermals für eine Reihe von Gegenständen unsere Zölle er- höht, desgleihen im Jahre 1887. Mit diesem so gestalteten Zoll- tarif haben wir die Verhandlungen begonnen mit Belgien, welchen seinerseits ein Zolltarif von 1881 zu Grunde lag, mit Oesterreich- Ungarn, dessen Zolltarif vom Jahre 1887, und mit Ftalien, defsen Zolltarif auch vom Jahre 1887 datierte; mit der Shweiz lag es aus den Gründen, die ih vorhin angegeben habe, anders.

Abgefehen von der Frage, ob es zeitlich überhaupt mögli ge-