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“ gierungs-Präfident Schwarzenberg verstorben.
Abg. Denicke wünschte die Erhöhung der Pensionen um
Am 9. d. M. is] zu Münster i. W. dec Königliche Re-
Hermann Schwarzenbera, geboren am 20. August 1830 zu Cassel, trat im Jahre 1854 als Re ari d in kurhessishe Dienste; 1862 wurde er Sekretär bei der fkur- hessishen Regierung in Hanau und 1865 etatsmäßiger Re- gierungs-Assessor in Cassel. Jn den preußischen Verwaltungs- dienst übernommen, wurde er 1867 der Regierung in Cassel als Hilfsarbeiter zugetheilt, 1869 zum Regierungs-Rath und ae E zum E Na f here io Im Jahre 1890
1 räNdenten der Königli i i Münster befüedert. niglihen Regierung in
Bon erhöchster Stelle wurde der Verstorbene dur Verleihung des Rothen Adler-Ordens ie Klasse E a A : le preußische Verwaltung verliert in dem Hingeschiedenen einen besonders befähigten und pflihttreuen egel Sein hervorragendes Gerechtigkeitsgefühl und seine trefflihen Charaktereigenschaften haben ihm dienstlih und außerdienstlich, insbesondere im Kreise seiner Kollegen, allgemeine Werth- häßung und Anerkennung erworben. Sein Andenken wird in Ehren bleiben.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem- bergische Kriegs-Minister, General der Mp Freiherr Schott von Schottenstein ist hier angekommen.
Der Regierungs-Assessor Dammann zu Pillkallen ift d Königlichen Negierüng zu Gumbinnen zar wei : der lichen Verwendung überwiesen worden. QOE MIIETEN DIENIS
Laut telegraphisher Meldung an das Ober - Kommando der Marine ist S. M. S. „Condor“, Kommandant Korvetten- Kapitän Meyer (Hans), gestern in Sansibar angekommen.
Hannover, 11. Februar. Der Provinzial-Landta nahm heute den Antrag des Provinzial-Auscchuses, betreffend die Uebernahme der Jdiotenanstalt in Langenhagen in das Eigenthumunddie Verwaltung der Provinz, an und berieth sodann Petitionen. Schließlich ate der Abg. Schwiening im Namen der Kommission Bericht über die Verhält- nisse der Hannovershen Provinzial-Wittwen- und Waisenkasse. Der Berichterstatter beantragte, die Pensionen von 1!/; auf 1/4 des Gehalts der Mitglieder zu erhöhen. Der
10 Prozent. Nach kurzer Debatte wurde di i auf morgen vertagt. : urde die Weiterberathung
s Vadeu.
m Dienstag wurde, wie die „Karlsr. 2tq.“ meld Verband bei Zhrer N Hoheit der a E Die Heilung erfolgt in befriedigender Weise. Auch ie Nacht zum Mittwoch brachte erquickenden Schlaf.
Anhalt.
Der Landtag i s ; berufen worden, g ist auf den 1. März nach Dessau ein-
Oesterreich-Ungarn.
Das ungarische Unterhaus seßte gestern die Be- rathung über das Budget des Handels-Ministeriums fort. Auf eine Anfrage des Abg. Kossuth wegen der in Aus- ficht genommenen JInvestitionen der Staatsbahnen erinnerte der Handels-Minister Daniel daran, daß er schon in seinem vor- jährigen Exposé das Erforderniß auf ungefähr 150 Millionen Gulden beziffert Zabe; für dieses Jahr würden 40 Millionen nöthig sein, für deren vierprozentige Verzinsung die Mittel ins Budget eingestellt seien. Was den Personentarif der Süd- bahn anbelange, so liege es zunächst im Junteresse dieser Bahn selbst, die Tarife herabzuseßen bezw. sie den Säßen des Zonen- tarifs gleihzustellen. Die Regierung habe es an dahin zielenden Bemühungen nicht fehlen lassen und hoffe auf ein günstiges Ergebniß der in dieser Angelegenheit schwebenden Verhandlungen.
Großbritannien und Frland.
Jn der gestrigen Sißzung des Oberhauses - erklärte der Lord - Präsident des Geheimen Rathes (Gotrad von Devonshire: Die von ihm vor kurzer Zeit gehaltene Rede über koloniale Vertheidigung sei mißverstanden worden : er habe keine neue Politik angekündigt. Er glaube nit, daß irgend cine Regierung je der Ansicht gewesen sei, die Ver- theidigung der britishen Besißungen im Auslande gegen einen Flotten - Angriff in großem Maßstabe könne von etwas Anderem abhängen, ais von der Ueberlegenheit der britishen Scemacht. Kein Staatsmann sei wohl je der Ansicht gewesen, daß eincm ernsten Angriffe auf eine der Kolonien von seiten einer großen Scemacht durh die Er- bauung von Festungen oder durh Rekrutierung von Streit- kräften erfolgreih Widerstand geleistet werden könne. Die Regierung erachte Englands Ueberlegenheit zur See als erste Ver- theidigungsmaßregel und Hauptsicherheit; aber keine Regierung könne sih gegenüber der Nothwendigkeit hinreihender Vor- kehrungen dur Anlegung von Fortifikationen und Fürsorge für genügende Besazungen indifferent verhalten.
Im Unterhause erklärte der Parlaments-Sekretär des Aeußeren Curzon: Der von dem Sultan genehmigte Reform- plan vom August vorigen Jahres habe dem Vali von Kreta im Falle von Nuhestörungen die türkishen Truppen zur Ver- fügung gestellt. Diese Befugniß sei seitdem nicht in Zweifel gezogen worden. Der britische Konsul in Kanea habe vor einigen Tagen berichtet, daß sih 700 ART Ee Christen auf den Höhen oberhalb Haleppas und eine unbekannte Zahl be- waffneter Christen im Westen befänden. Die Einschiftane der Christen in Haleppa scheine ohne Behbelligung von seiten der Mohamedaner von statten gegangen zu sein. Jm allgemeinen deute der Ton der Berichte an, daß in der Umgebung von Haleppa die Christen eher Angreifer als Angegriffene gewesen seien. Es sei keine Nachricht darüber eingegangen, daß die türkishen Behörden die Mohamedaner bewaffnet oder zu ungeseßlichen Handlungen ermuthigt hätten. Der mohamedanms{che Pöbel habe das Arsenal in Kandia an- gegriffen und 2000 Gewehre weggenommen; hierbei seien zwei rkishe Soldaten getödtet und fünf verwundet worden.
Balfour theilte hierauf mit. Dic Kommisfion für die finan- iellen Beziehungen Jrlands solle untersuchen, Ln L von gesammten Staatsausgaben als zu den gemeinsamen Aus-
gee Englands, Schottlands und Jrlands gehörig zu betrachten jelen, welhen Antheil an diesen gemeinsamen Ausgaben jedes Land, nah Abzug des für den Lokaldienst aus- gegebenen Betrages, beitrage, und wie hoh die Ausgaben für den irischen Lokaldienst, die der Staat ganz oder theil- weise beschaffe, sih im uis zu den entsprehenden Aus- gaben Englands und Schottlands stellten. Ferner solle die Kommission untersuhen, ob diese Ausgaben Jrlands neu organistiert oder herabgescßt werden könnten, und ob unter Berücksichtigung der Art der zur Zeit bestehenden Steuern und der beste enden Steuerbefreiung sowie der Staatsausgaben für den Lokaldienst die Bestimmungen der Unions-Akte, betreffend die Steuererlasse, eine Abänderung des Finanzsystems des ver- einigten Königreichs erforderten. Das Haus nahm sodann mit 255 gegen 117 Stimmen den Antrag des Ersten Lords des Schaßamts Balfour an, daß die Unterrichts-Bill wenn sie auf der Tagesordnung stehe, den Vorrang vor an- deren Vorlagen haben solle. Hierauf begann die Debatte über die zweite Lesung der Unterrichts - Bill. M’ Kenna brachte L E A Die eder Salt: eine Vorlage, welhe ht im gleihen Maße für die ulrathss{chulen wie für di freiwilligen Schulen sorge, befriedige nit. 1G s
Frankrei.
__ Die Bureaux des Senats wählten gestern ei - mission von 18 Mitgliedern, welche p der e Gne Fes seßentwurfs, betreffend die Zukersteuer, beauftragt wurde. Die Mehrheit der Kommission ist für den Gescßentwurf.
Am Schlusse der gestrigen Sißzung der Deputirten- kammer richteten ‘die Deputirten Cohin und Delafosse eine Interpellation über die Lage im Orient an die s gar Fu der g ges M A Hanotaurx
l nd war, wird der Tag der Bespr Inter- pellation später festgeseßt werden. s A E
Jtalien.
Der König und die Königin empfingen, wie „W. T. B.“ ani dto és lrbheran i D Botschafter. in Wien, teral-Adjutanten und General d i
Seinrid VIL Neu er Kavallerie Prinzen ie Einnahmen des Schatzes für die erste Dekade des Februar versprechen ebenso günstig zu sein, wie. für die bbrhere gehenden Dekaden. Die Einnahmen aus den Salz-, Zoll- Lotterie- und Tabadgefällen weisen men auf, die für die Salzsteuer 346 009, für die Tabackstener 529 000 und für die Zôlle 200 000 Lire gegenüber der gleichen Dekade des Vor-
ahres betragen. Die Voranschläge des Bud déveutend überschritten Rein s E É Luxemburg.
er Kaiserlihe Statthalter in Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohenlohe - Langenburg traf heute Mittag A Besuch der Großherzoglihen Familie in Luxemburg ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem Flügel- Adjutanten des Großherzogs van Dück empfangen. Der Fürst begab sich alébald nah dem Großherzoglichen Palais, woselbst eine Familien-Frühstüstafel stattfand. Abends findet ein Gala-Diner statt, zu welchem die Spigzen der Behörden geladen sind. Der Erbgroßherzog ist zur Begrüßung des Fürsten zu Hohenlohe von Schloß Berg in Luxemburg ein- getroffen. Heute Abend gedenkt sich der Fürst wieder nah Straßburg zurückzubegeben. Die Deputirtenkammer verwarf mit 28 gegen 11 Stimmen eine gegen den Staats-Minister Eyschen ge- richtete TageEordnung, worin die ugang einer Kommission verlangt wurde, welche eine Untersuhung über die Ackerbau- verwaltung anstellen sollte.
Türkei.
In der Note der Pforte an ihre Botschafter im Aus- lande (f. d. gestrige Nr. d. Bl.) wird, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, unter anderem erklärt, daß die Vertreter der Mächte und deren Reformprojekte die gegenwärtige Lage auf Kreta hervorgerufen hätten.
Jn Konstantinopel eingetroffene Meldungen aus Kanea besagen, wie „W. T. B.“ berichtet, daß daselbst nur Mohamedaner zurückgeblieben seien. Alle Christen befänden sich auf den Kriegsschiffen, von denen aus sie nah Milos cxpediert würden. Die christlichen Aufständischen in der Nähe uon Kanea erwarteten Zuzüge aus dem Jnnern des Landes, besonders Sphakioten, sowie Munitionssendungen, worauf sie gegen die Stadt vorrücken wollten. Die Stimmung im Lager sei seit der Proklamierung der Union einer Verständigung wenig günstig. Jn Kandia und Rethymon werde von den Mohamedanern geplündert. Fremde Kriegsschiffe, darunter auch griechische, seien dahin abgegangen. An mehreren Orten plünderten die Mohamedaner militärishe Waffendepots.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Kanea vom 10. d. M. hat der General-Gouverneur von Kreta Bero- witsch Pascha die Pforte und das Konsular-Korps davon in Kenntniß eo daß er seinen Posten niederlegen wolle. Die Pforte wünsche indessen, ihn auf seinem Posten zu erhalten, und habe die Mächte ersucht, ihren Einfluß ZUr Wiederherstellung der Ordnung geltend zu machen.
_Der „Agence Band zufolge ist die Lage in Kanea un- verändert: Die aufständishe Bewegung in den benachbarten Distrikten scheine abzunehmen. Auf der Rhede von Kanea befänden sich gegenwärtig die französishen Kriegsschiffe „Suchet“, „Wattignies“ und „Forbin“, die russischen Kriegs- \ciffe „Nicolaus“ und „Grosjastschi“, die britishen Kriegs- [chiffe „Barfleur“, „Revenge“ und „Scout“ sowie das öfter- reichishe Kriegs\chiff „Maria Theresia“.
Der „Times“ wird weiter aus Kanea gemeldet : Am 11. Februar sei die gesammte mohamedanische Bevölke- rung von Malevizi, Temenos, Pyrgiotissa und Monofazzi in Kandia eingedrungen, habe die Chriften in den Straßen angegriffen und verwundet und Läden und Häuser ge- plündert. Es sollten sich_ auch Soldaten an der Plün- derung betheiligt haben. Der Präfekt von Sitia melde, es seien in dem benachbarten Distrikt 300 Mohamedaner getödtet worden; er gebe der Befürhtung Ausdruck, die in der Stadt ansässigen Mohamedaner würden aus Rache die Christen niedermegzeln.
In Athen eingetroffenen Nachrichten aus Herakleion zufolge habe der dortige Mutessarif infolge der Vorstellungen er Konsuln versprochen, der Abreise der Chriften kein Hinderniß
Seitdem sei die Stadt ruhig. Der Erste Lord des Schatzamts
strategisch wichtigen Punkte in der Umgegend von
der Besaßung des griechishen Panzerschiffes 4
pn Schuye des griechischen Konsulats e Ha E bleibe ie provisorishe Regierung werde wahrscheinli ;
Haleppa ihren Siß nehmen. — M Syra hätten eta
1000 Flüchtlinge eine Adresse an die Mächte beschlossen, in der
sie die Souveränetät des Sultans für beendet L
die Vereinigung Kretas mit Griechenland proklamierten A
Griechenland.
__ Der túürkishe Gesandte in Athen Assim Be i die „Agence Havas“ meldet, die griechis A A n eine Erklärung über die Entsendung der Torpedg- aus fs Fle o e gu. i Eine Note der griecishen Re- e Möchte ge i Ü i ahmen. gebe Erklärungen über diese Maß- j ine weitere Flottille von vier Torpedob liegt, dem „W. T. B.“ zufolge, im Piräus lun Adgaree bereit. Die Abreise des Prinzen Georg nach den kretischen Gewässern hat auch in der Provinz begeisterte Kundgebungen veranlaßt. Ueberall wurden Versammlungen ab ehalten und Adressen beschlossen. — Das “gestern Abend von Toulon na dem Piräus abgegangene griechische Panzerschiff „Spetsai“ wird nah Beendigung der Krisis auf Kreta nach Toulon zurückfehren, um dort repariert zu werden. Das griechische Kriegsschiff _„ Ps ara“ hat ebenfalls Befehl erhalten, von Toulon in See zu gehen. — Die Verstärkung der Grenz- N e Lal 00a) Ed betrieben. — Dic Deputirten- a rahmen für di j Flüchtli
bewilligt chmen für die kretischen Flüchtlinge _Die „Times“ berichtet aus Athen von vorgestern, die Entsendung der Torpedoboots-Flottille sei erfolgt O Nad riht, daß ein türfisches Torpedoboot die Dardanellen zur Fahrt nah Kreta verlassen habe und Truppen in Salonichi ein: geshifft sein sollten. — Das kretishe Zentral-Comit« abe große Vorbereitungen zur Unterstüßung der tretischen Sache getroffen. Eine erste Abtheilung von bewaffneten Kretern sei am Abend nach Kreta abgegangen.
Amerika.
Wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt i republikanishen Mitglieder a nie Be l e grie S Erze, Kupfer N und Gold- und Si Mut Kinley-Tarif wiederherzustellen. R
Afrika.
__Das „Reuter sche Bureau“ erfährt aus Tanger: irg M e ves DURRA iw enommen when die rmordung des Deutschen Hä i men: ange fänden g \ Häßner im Zusammen- Aus Aden meldet die „Agenzia Stefani“, der Kom- mandant des Krie shiffs „Provana“ véw die Nachricht erhalten, daß Abtheilungen Gefangener von Schoa unterwegs seien. _ Aus Agordat vom 10. d. M. Abends wird be- rihtet: die Schnelligkeit, mit weler die Derwische ihren Rückzug begonnen hätten, have anfangs die Ver- folgung seitens der FJtaliener und die Bemühungen der Barias, die Verpflegungskolonne der Derwische abzufangen, wenig erfolgreich gemaht. Als aber die Derwishe am Chor-el-Gasch angekommen, seien die Barias in die geschlossene rehte Flanke des Feindes gefallen und hätten fih einer großen Menge von Vieh, Gewehren und Lanzen bemächtigt, wobei die Eskorte theils ausgeplündert, theils zu Gefangenen gemacht S sei. : ie Regierung der Südafrikanischen Republik hat, na einer dem „Reuter schen Bureau“ zugegangenen Nachricht E Prätoria, gestern 862 Uitlanders im Randgebiete, welche L: Oen 2 me L Semen s auf die Seite der egierung gestellt hatien, das vollständige Bürger- u Wahlrechcht ertheilt. ; G ies Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Bida vom 27. Januar gemeldet: „Heute bei Tagesanbruch wurde der Kampf fortgesezt. Die britische Streitmacht bildete Carré und rüdte, obglei sie bald vollständig von 20 000 Mann zu Fuß und b Pferde umringt war, beständig vor. Das Carré erreichic schließlich die andere Seite der Abhänge, welche Bida beherrschen. Um 101/24 Uhr Vormittags begann das Bombardement von Bida, während aus 6 Maximgeschüßen auf die feindlichen Massen gefeuert wurde. Um 2 Uhr zog die Kompagnie in die Stadt ein, die Hausfa - Truppen folgten bald nah. Die Verluste des Feindes sind schr groß; der Bruder des Emirs und viele Prinzen wurden verwundet. Auf britischer Seite wurden 16 Mann der eingeborenen Truppen, von den weißen Soldaten dagegen keiner verwundet. Die Prinzen find in nördlicher Richtung auf Jokoto zu geflohen.“
Parlameutarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden fih in der Ersten Beilage. 5 G
— In der heutigen (174.) Sißung des Reichstages, welcher der: Staatssekretär des Jnnern, Str ais ME e De von Boetticher und der Kriegs-Minister, General-Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1897/98 beim Etat des Reichs heeres fortgeseßt.
Beim „Gehalt des Kriegs-Ministers“ berichtet der Abg. von Podbielski (d. kons.) über die Verhandlungen der Budgetkommission, in denen man sich mit den Meldereiter: Detahements, die fih bewährt hätten, und mit der Gebaltsfrage der E deren bessere Gestaltung der Kiiegë-Minifier zugesagt, beichäftigt
habe. Darauf nimmt der Abg. von Vollmar (Soz.) das Wort. Seine Rede dauerte bei Schluß des Blattes wp fort.
— Das Haus der Abgeordneten sezte in der heutigen (31.) Sißung, in welcher der Minister des Jnnern Freiherr von der Redcke gen war, die zweite Berathung des Stn Eo tats für 1897/388 bei den Ausgaben für das Ministerium des Jnnern fort.
bg. Rickert (fr. Vga.): Es war bemerkenswerth, daß der
in den Weg zu legen. Die Chriften hielten Haleppa und alle
Unter-Staalsfefkretär in Ausficht gestellt bat, daß wir oder. unsere
beseßt und drohten, die Stadt anzugreifen. Eine Abth nea J
¿tomtien einmal eine Reform der Verwaltung bekommen werden. Der Minister ist ein so ager Verwaltungsbeamter, daß er der
e Mann wäre, an d ese große Aufgabe zu geben. Wir wollten seiner Zeit, daß dec aus einer Wahl hervor- gangene Gemeinde - Vorsteher die Funktionen des Amts- geo tehers übernehmen follte und daß die Bezirksregierungen abgeshaffflt würden. Dafür waren auch konservative Männer und der jegige Finanz-Minister. Es muß ein anderer Zug in die Verwaltung ommen, wir wünschen mehr Kommunal- und weniger politische Beamte. Ich meinerseits habe in meiner kommunalen Verwaltung niemals den Politiker herausgekehrt; und daß auch andere liberale Männer fo handeln, zeigt die Ober-Bürgermeisterwahl in Danzig. Auf konservativer Seite vertritt man diesen Grundsaß nicht, wie die Wi angen in Pommern zeigen. Solange nicht die Tüchtigkeit eines Kommunalbeamten mafgebend ift, hilft uns keine Reform. Es muß zunächst ein guter Unterbau geschaffen werden, und ich möchte von dem ‘Minifter wissen, wie die Landgemeindeordnung gewi kt hat, und wie es mit der Inkommunalisierung der Gutsbezirke steht. Außerdem möchte ih er- fahren, wie der Minister sich zu der Handhabung des Bereinsgeseße3 in Hannover verhält. In Hannover ist eine gesellige Veranstaltung eines Gesangvereins untersagt worden, weil politische Lieder gesungen worden sein sollen. Politik könnte man auch in der preußischen Nationalhymne finden, wo es beißt : „Nicht Roß, nicht Reisige sichern die steile Hôh', wo Fürsten fteh?n." Man sollte doch auf flein- liche Mittel gegen Sozialdemokraten. fo gut wie gegen andere Staats- bürger verzihten. Herr Stôöcker hat die Gelegenheit ‘vom Zaune ge- brochen, um mit mir wieder einmal anzubinden. Das kommt wobl daber, daß ich den Prozeß Stöcker-Witte bier erwähnt habe. Die Prefse des Herrn Stöcker ftellt es so dar, als ob die Juden sich Mitte's annehmen. Ster hat niht Recht daran gethan, den Pastor Witte in solcher Weise anzugreifen. Der „Judenshußtruppe“ hat es nidt gelohnt, Aufpafser geaen Stöcker anzustellen, und gar mit großen Mitteln. Der Prozeß Witte-Stöcker ist kein Nuhmesblatt für Herrn Stöcker; er kat nicht sehr recht an dem armen E Witte gehandelt.
Abg. Hanss en (Däne) wendet sich gegen die gestrige Bemerkung des Abg. Bachmann über die Verbältniffe in Nordschleëwig und beschwert fic nochmals über die angebliche Polizeiwillkür in der dortigen Gegend. Den Dänen könne man den Aufenthalt in Nord- shleêwig niht verwehren, sie wohnten dort schon seit einem Jahr- tausend.
la. Bachmann (nl.) bemerkt, daß die Nordschle8wiger keine dânisden Wanderlehrer brauhten. Wenn Dänen aus8gewiesen würden, so mache die Regierung von threm guten Recht Gebraa. j
Abg. Jaeckel (fr. Volksp.) : I% habe an dem Fall Carnap zeigen wollen, daß die chauvinistishen Regungen zu einer Disfkreditierung der rovinz führen müssen. Diesen Eindruck hat er auh in anderen Landestheilen gemaht. Herr von Tiedemann hat sch zu der Behaup- tung verftiegen, daß Herr Carnap sih fo schneidig benommen habe, daß der Ober - Präsident es nicht hätte besser mahen können. „Schneidig®* wird heutzutage vielfah mit „brutal“ verwechfelt, früher war es identisch mit energish und taktvoll. Carnap is mit dem Wagen in die Menge bineingefahr:n. Soll das keine Provokation sein? Herr Schmidt hot fich wohl hier als Rationalhelden] aufspielen wollen. Die Gef@häftsordnung gicbt dem Präsidenten leider nicht die Latitüde, Aeuße- rungen von Abgeordneten je nah ihrer Erregung u. st. w. schieden zu beurtheilen. Ih habe garniht gesagt, zum H. K. T.- Verein gehören nur Junker und Streber. I habe gesagt, die Chauvinisten unter den Deutshen wären Junker und Streber. Von diesem Vercin is mir wohl bekannt, daß er sehr hohahtbare Leute unter sich hat. Jh hoffe von ibnen, daß sie einsehen, daß ihre Politik niht zum Heile der Provinz führt, sondecn nur Schwierigkeiten maht. Herr Schmidt wird wohl so ehrlih sein, seine Aeußerung richtig zu stellen. Die „Post“, die sich sehr mit persönlichen Verhältnissen befaßt, hat mich als einen nationalen Menegaten - bezeichnet. F muß diese Beschimpfung zurücweisen. Ich habe vom Stand- punkt eines unparteiishen Deutschen gesprohen. Der Beifall der Polen hat niht dem NRenegaten, fondern dem unpar- teiishen Beurtheiler gegolten. Ih hätte den Landfrie- den vertheidigt, hat mir ein angesehener Pole telegrapßiert. Ich boffe, daß das auch die &hauvinisten dies einsehen werden.
Abg. von Tiedemann-Bomst (fr. kons.): Ib muß dagegen proteftieren, daß unfer Auftreten die Provinz diskreditiert hat. Das Auftreten des Abg. JIaeckel diskreditiert die Provinz und war antinational im höôbften Grade. Ih habe nur gesagt, daß, wenn der Ober - Präsident zu derselben Zeit nach Opalenica gekommen wäre, er dasselbe Schicksal gehabt haben würde wie Herr von Carnap. S9 hake ich nah dem stenographischen Bericht gesagt, und ih fordere Herrn Abg. JIaeckel auf, mir das Gegentheil zu Eeweisen. Herr Saeckel nenne mir einen einzigen Fall, wo der H. K. T.-Vecein irgend etw3s gethan hat, was der Provinz zum Schaden gereiht. Herr Jaeckel ift au gegen die Bestrebungen ves Vereins, der auf eine Hebung des Deutschthums ab- zielt. Herr Schmidt hat erklärt, daß er und feine Freunde ta der Provinz eine bessere d-utshe Denkweise haben als Hezr Jaeckel. Herr Scbmidt hat ¿zwar nicht im Auftrage der Fraktion gesprochen, ih kE-nstatiere aber, daß wir in dieser Frage durchaus hinter ihm ftehen. Um die Zustimmung von Deutschen in Posen * beneide ih Herrn JIaecktel nicht. i :
Abg. von Eynern (nl.): Man hat von einer großen liberalen Partei gesprochen und die nationalliberale Partei bineingezogen. Man könnte au sagen, daß wir die Stellung ber Freisinnigen in der Polenfrage unterschreiben und mit unserem Siegel versehen. Es cheint, als wenn E Faeckel sein unbedachtes Auftreten entschuldigen wolle. Zu diesem Zweck hat er sich ein Dele Dor Zeugniß berbeitelcgraphieren lassen. Die Deutshen in Posen denke wohl ungefähr so, wie die Deutschen hier im Hause. Der Landfrieden, von dem in dem Telegramm die Mede ist, bezieht si also nur auf die Polen. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß unsere Landsleute polnischer Zunge mit einem gewissen Gefühl des Unbehagens die Aut- führungen dieses polnish und germanisch angehavhten Herrn Jaekel aufgenommen haben. Möglich ift ja, daß die Polen Herrn Jaekel zu ihrem Ghrenmitgliede ernennen. Herr von Carnap soll von den deutschen Ghauvinisten zum nationalen Helden gestempelt worden fein. Warum denn? Sein Auftreten hat keine Vertheidigung bei uns Deutschen gefunden, wohl aber ¿nas Gutlassung. Damit ift diefer Fall erledigt. MißgriFe kommen überall vor und in erster Linie da, wo große nationale Erregung vorhanden ift.
Abg. von Heydebreck L bemerkt, daß in Pommern nur solche Kandidaten zurückzewiefen worden seien, welhe mcht qualifiziert gewesen. Ueberhaupt sei dort eine unerhörte politishe Heye von den fogenannten liberalen Bauernvereinen getrieben worden.
Abg. Wambho ff (ul.): Hannover besigt eine Menge der ver-
sGiedenften Polizeiverordnungen. Wir auf dem Lande leiden sehr
unter einer Bevormundung durch die Behörden. So [kann es nicht weitergehen. Die landwirthschaftliche Unfallversicherungs-
Berufsgenofsenshaft hat bas Reicdhs-Versicherungsamt gebeten, |
lästige Schußvorschriften wieder aufzuheben, die gar keinen Zweck baben. Es is aber feine Remedur eingetreten. Ich bitte* den Minister, uns zu helfen.
__ Abg. Dr. von Fazdzewski versichert auch, daß der H. K. T.- Verein den Frieden in der Provinz stôre, denn ec beschränke sih nit auf diz Förderung des Deutshthums, soadern gehe über zu einer Zurü@drängung der Polen auch auf gewerblihem Gebiete. Er zeitigt ein Denunzianten- und Sykophantenthum \{limmster Art, und dagegen wenden wir uns. Der Verein hat es sih zur Aufgabe ge- madjt, Polen anzuklagen und zu verdächtigen, in erster Linie polnische Beamte. Es ift dur ihn eine Nebenregierung entstanden, welche die deutschen Beamten fkontrolieri. Hoffentlich macht die Regierung da- gegen energisch Front.
_ Damit schließt die Diskusfion, Tas Gehalt des Ministers wird bewilligt.
(Schluß des Blattes.)
— Bei der St ichwah"l | eur Neichstage im 2. badi- schen Wahlkreise (Donaueschingen) crhielten, der „Badischen Landeszeitung“ zufolge, Dr. Merz (nl.) 10262 Stimmen, i E) 10 256 Stimmen. Dr. Merz isst somit gewählt.
— Die Kommission des Reichstages zur Vorberathung des Entwurfs eines Handelsgeseßbuchs und des Entwurfs eines Einführungs8gesetßzes zum Handelsgesezbuch hat si kon- stituiert und den Abg. Dr. Spahn zum Vorfißenden, den Abg. Frei- herrn von Gültlingen zum Stellvertreter des Vorsißenden und die Abgg. Schippel, Trimborn, Dr. Vielhaben und von Werde ck - Schorbus zu Schriftführern gewählt.
Arbeiterbewegung.
Aus Hamburg wird dem „Wolff shen Bureau" über die Ent- widelung der Arbeiterverhältnisse nah der Beendigung des Hafenarbeiter-Aut standes weiter berichtet: In einer Versammlung von 2000 Súauerleuten wurde eine Resolution angenommen, dur welhe dieselben fich verpflichten, den von den Stauern verlangten Revers nicht zu unterzeihnen; das Versprechen, mit den fremden Arbeitern zu arbeiten und fie nit aufzuklären, könnten fie doch nicht halten (val. Nr. 35 d. Bl.). Lieber würden sie auf die angebotene Arbeit verzichten. — Geftern Nach- mittag hatten die fsozialdemokratischen Reichstags - Abgeordneten von Elm und Frohme eine Besprehung mit dem Senator D’Swald. Senator O’Swald theilte ihnen mit, daß wenig Ausficht auf eine Wiedereinftellung der am Ausstande betheiligt gewesenen Staatsquai- Arbeiter vorhanden sei, da man den Erfableuten ter seiner Zeit aus- geschiedenen Arbeiter gegenüber gewisse Verpflichtungen übernommen habe und an eine Entlassung der fremden Arbeiter nicht denken könne. In Leipzig-Plagwiß haben, einer Mittheilung des „Vor- wärts“ zufolge, in der Möbel- und Musikautomaten-Fabrik von Paul Hößsh 29 Tischler, Maschinenarbeiter, Polierer und zwei Poliererinnen die Arkeit niedergelegt, weil Lohn- ab;üge gemacht wurden und 10 Arbeiter in den leßten Tagen entlassen worden waren. Die Ausständigen fordern die Ein- haltung der bisherigen Accordsäße oder Zahlung eines Minimallohns von 36 4 für die Stunde; Auszahlung des Lohns am Freitag und Wiedereinstellung der entla}senen Arbeiter.
Aus Zürich wird dem Berner „Bund* gemeldet, daß der Aus- stand der Kaminfeger fortdauert (veral. Nr. 32 d. Bl.). Die Aus- ständigen fordern: Arbeitszeit von 5 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends, Lohn 5 Fr. für den Tag oder 15 Fr. mit freier Kost und Wohnung die Woche, Ueberstunden 75 Cts., Freigabe des 1. Mai.
Kunst und Wissenschaft.
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Otto von Oesterreih beehrte gestern Nachmittag in Begleitung des General-Lieutenants Freiherrn von M die Ausstellung des Gemäldes „Ecce hom o“ von unkacsy in der Akademie der Künste mit Höchstseinem Besuch.
In der Sizung der physikalish-mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschasten am 4. Februar (vorsitender Sekretar : Herr Waldeyer) las zunächst Herr Plank „über irreversible Strahlungsvorgänge“ (erste Mittheilung). Er betonte die Noth- wendigkeit der Zurükführung irreversibler Vorgänge auf konservative Wirkungen und schilderte die Schwingung cines eleftrischen Resonators sowie die Rückwirkung desselben auf die erregende Welle. — Herr van't Hoff las alsdann über die von ihm und Hetrn Dr. Meyerhoffer angestellten Untersuhungen über die Bildungsverhältnisse der ozeani)chen Salzablagerungen, inébesondere des Staßfurter Salzlagers. Dieselben beziehen ch auf die Gxistenzbedingungen und Gleichgewichts- verhältnisse der Chlormagnesium-Hydrate. Zur Untersuchung kamen sämmtliche zum theil bis dahin unbekannte Hydrate, welche zwischen der fryohydratishen Temperatur (— 33.66) und derjenigen, wobei das Chlormagnesium durch Wasser zerseßt wird (2000), existenzfähig find. Durch Löslichkeits- und Gefrierpunkts- bestimmungen wurde von der Zusammenseßung der mit obigen
C. Klein legte cine Mittheilung des Herrn Professors E. Cohen in Greifswald über ein neues Meteoreisen von ‘Locust Grove, Henry Co., Nord-Carolina, Vereinigte Staaten, vor. Die Arbeit wies nad, daß besagtes Eisen zu den törnigen Ataxiten gehört, d. h. zu denen, bei welden man weder oftaëdrisce Lamellen noch eingeschaltete Zwillingslamellen erkennt. Es besteht aus 98,70'%/6 Nickeleisen, 1,162/9 Photphornickeleisen, 0,12 9% Treilit (FeS) und 0,02 % Lawrencit (FeC12). — Der Borsigende legte eine Arbeit des Herrn Dr. Friedrich Kopsch, Assistenten am I. anatomischen Inftitute, über das Rüken- marf von Elephas indicus vor. Diese Arbeit wird, vorbehaltlih der Genehmigung der Gefammt- Akademie, in den „Abhandlungen“ ersheinen. Das 175 cm lange Nückenmark der genannten Thier- gattung verkürzt sich nah der Herausnahme sofort um 25 cm. Längs der Arteria spinalis anterior verläuft ein \tarkes elaftishes Band, welches von Strecke zu Strecke sich mit der Dura verbindet ; ebenso zeigt sich am Ligamentum denticulatum eine Verstärfung8- \hicht. Das Verhältniß der grauen und weißen Sub- stanz wird in der Arbeit durch Beschreibung und Abbildung erläutert. .— Herr von Bezold überreihte tas von Herrn Dr. Karl Dove, Privatdozenten an der Berliner Universität, herausgegebene Buch “Deutsch-Südwest-Afrika, Ergebnisse einer wifsenchaftlihen Reise im südlichen Damaraland“. Diese Neise i mit Unterstüßung - der Akademie (aus den Mitteln der Humboldt - Stiftung) ausgeführt worden. — Herr Plane überreichte das Werk: Traité élémentaire de mécanique chimique fondée sur la thermodynamique. Tome I. Par P. Duhem, Professeur de physique théorique à la Faculté des Sciences de Bordeaux.
In der an demselben Tage abgehaltenen Sihung der philosophis{- historishen Klasse (vorsizender Sekretar : Le Vahlen) las Herr Stumpf an Stelle des erkrankten Herrn Dilthey eine Abhandlung desselben „über die Prmencuts von Baumgarten und Semler“. Diese Hermeneutik begleitet mit ihren Formeln die Veränderungen in der Auslegung der biblishen Schriften, welhe die orthodoxe Interpretation aufgelöst und die sogenannte historishe Inter- pretation berbeigefübrt haben. Die Abhandlung unternimmt aun, den Zusammenhang darzustellen, in welchem Baum- arten, Michaelis und Semler zusammenwirken, um diese bistorische Interpretation herbeizusühren, — Der von Herrn Brunner vorgelegte Bericht über die aus den Mitteln der Heckmann - Wenyel- Stiftung unternommene Herstellung eines Wörterbuchs der älteren Jauer Nechtssprache wurde zum Abdruk in den Sißungsberichten estimmt.
Der Verein für deutsches Run ewerde hatle am
Mittwoch Abend im großen Saale des Architektenhaufes eine Aus- stellung moderner Glasfen ster veranstaltet, deren Farbengluth durch gesidt angebrachtes elektrishes Licht glänzend zur Geltung kam. Die reihe Wirkung war ohne Anwendung von Glasmalerei durch zusammengefügte und verbleite Gläfer erzielt, wte sie neuerdings in Amerika beliebt sind und seit Jahren auch in e Gan fabriziert werden. Das e Material wird durch die verschiedensten Zusätze und Methoden hell und dunkel gefärbt, dur geshmolzene Glasflüsse schattiert, in seiner Oberfläche gerippt, gewellt oder sonftwie gemuftert und bietet so dem Glasschueider das Mittel, die {wierigsten künstlerischen Gntwürfe nachzubilden. Daß die deutsche Gladkunst in diesem Sinne
hon Treffliches leistet, zeigten die Gladfenster von Karl Engelbrecht in Hambuxg nah den farbenprächtigen Zeichnungen des dortigen
Salzen gesüttigten Lösungen ein Ueberblick gegeben. — Herr
Malers Christiansen, die Arbeiten pon C. Ule in München und mehreren Berliner Firmen, besonders J. Schmidt und Georg Engel. Herr Glaësmaler Ule erläuterte in einem Vortrag die neueren künft- - lerishen und technishen Bestrebungen und versprah sih besonders aus dem einbeitlihen Zusammenwirken bester Klinftler und eter Technik noh weitere Fortschritte.
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
Hamburg, 11. Februar. (W. T. B.) Im Laufe diefes Monats soll bei Curhaven, in der Nähe der Rhede, eine Des- infektionsanstalt erbaut und von 12 Unter- und einem Ober- beamten der Hamburger Desinfeklionékolorne beseßt werden. Von dort aus sollen dann vom nächsten Monat ab nit nur die Mann- \chaftsräume sämmtliher von Vorderindien kommenden Schiffe desinfiziert werden, sondern au die Besazzungen diefer Schiffe sollen dort einer Desinfektion unterzogen werden. Durch diese Vorsichtsmafßregeln glaubt die Hamburger Behörde einer Gin- ¡PUppang der Pest und Cholera mit Sicherheit vorbeugen zu önnen. :
London, 11. Februar. (W. T. B.) Nah einer Meldung des „Reuter’shen Bureaus“ aus Kalkutta hat sich, troß gegentheiliger Gerüchte, daselbst kein Fall von Erfrankung an der Pest ereignet. Das Gerücht vom Auftreten der Pest in Kandahar wird gleichfalls als vollkommen unbegründet bezeihnet. Bis jeßt sei in ganz Afgba- niftan kein Fall von Pest vorgekommen. Dice Grenzen Indiens würden auf das ftrengste überwacht.
Verkehrs-Anftalten.
Allenfiein, 12. Februar. (W. T. B.) Die Sitredcke Marienburg—M iswalde ift wieder fahrbar.
Flensburg, 11. Februar. (W. T. B.) Der Wagenladungs- verkehr über den Großen Belt ift in vollem Umfange wieder auf- genomnien worden.
Bremen, 11. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Llovd. SD. „Werra*® 9. Febr. Nahm. in Alexandrien angek. SD. „Aller* 9. Febr. Mittags v. New-York n. d. Weser abgeg. SD. „Kaiser Wilhelm 11.“, n. New-York best, 9. Febr. Nachm. Punta Delgada passiert. SD. „Trave“, v. New-York kommend, und RPD. „Bayern“, von Ost-Asien kommend, 10. Febr. Nachm. Hurst Castle passit. RPD. „Darmstadt“, v. Australien kommend, 9. Febr. Abts. Genua angek. PD. „Willehad“ 10. Febr. Vorm. Baltimore angek. PD. „Wittekind“ 10. Febr. Nachm. Reise v. Antwerpen n. Southampton fortges. RPD. , Sachsen“, n. Ostindien best., 10. Febr. Nahm. Neapel angek.
Hamburg, 11. Februar. (W.T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. PD. „Palatia * ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New-York eingetroffen. i E
London, 11. Februar. (W. T. B.) Union-Linie. D. „Norman“ auf der Heimreise gestern von Kapstadt abgegangen.
Reval, 12. Februar. (W. T. B.) Der Sturm hat die Bucht cisfrei gemat; die Rhede von Reval ist noch theilweise mit Eis bedeckt. In Baltishport hat der Sturm das Eis von der Rhede nah Packerort abgetrieben, bei leßterem Orte sind zwei Dampfer im Eise stecken geblieben; sie sollen durch Eisbreher nah Reval geschafft werden.
Rotterdam, 11. Februar. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linie. D. „Schiedam“, von New - York nah Amsterdam, ift gestern Vormittag von Newo-York abgegangen.
Theater und Musik,
Friedri ch-Wilhelmstädtisbes Theater. „Menschenfresser*“, ein Schauspiel in vier Akten, dessen Verfafser sich Max Wieland nennt, fand bei seiner gestrigen Erft- aufführung eine getheilte Aufnahme, bet wel{her indessen die günstige Beurtheilung des bisher unbekannten Autors überwog. Das Werk, dessen Inhalt troy all feiner peinlihen Einzelheiten von tiefem sittlihen Ernste zeugt, hat neben Scenen von packender realistisher Wirkung auh solhe von gänzlih undramatifcher ad voller Tiraden, in denen sich ein feihter Feuilleton til breit macht, wie er nie und nirgends im Leben gesprochen wird, und der im Munde eines pathetish redenden Darstellers den Zuschauern zuweilen ein Lächeln, mitunter aber auch laute Heiterkeit entlodte. Dennoch hieße es: das Kind mit dem Vade ausschütten, wollte man die Begabung des Verfassers deswegen verneinen und den Fleiß ver- fennen, mit dem er an die Bewältigung des etwas spröden Stoffes gegangen is. Es ist hier nicht der Ort, den anzen fomplizierten Gang der in dem Stük sih ab- pielenden Ereignisse zu verfolgen; es genüge die Andeutung, daß der Titel in übertragenem Sinne auf jene Berführer angewandt ist, welche, leichtfertig und heudhlerisch zu Werke gehend, die weibliche Ghre zu Fall bringen und Unheil und Verderben um sich her verbreiten. Ein solcher „Minotaurus*, wie ihn der Autor mit dem obenerwähnten, etwas komischen Pathos nennen läßt, ift der in dem Stüdcke ge- schilderte Arzt Karl Strecker, der seinem besten Freunde die Braut unter falschen Voripiegelungen abspenstig gemacht hai, um sie ihrer Meitgift wegen selbst zu heirathen, und cin anderes Mädchen, welcheut der besagte A später seine Neigung zuwandte, gewissenlo3 ver- A hat. Mit der Tödtung des Verführers im Zweikampf und dem ode des verführten Mädchens an der Schwindsucht löst der Autor den Konflikt und beschließt das Stük mit dem Ausblick auf eine spätere Vereinigung der Wittwe Strecker's mit ihrem früheren Ber- lobten. Dieser Stoff ist niht ungeshickt auf die vier Akte vertheilt ; Steigerung und Sparnung halten bis zum Schluß an. Unbeholfen ist dagegen zumeist das Auftreten und Abgehen der einzelnen Personen motiviert; man sieht gleihsam immer den Draht, an dem die Puppen tanzen, sehr zum Nachtheil der Jllusion. Von guter Beobachtung zeugen andererseits einige Berliner Volks- typen, deren Nollen indessen, in Anbetracht ihrer nur episodenbaften Bedeutung in der Handlung, einiger Striche bedürften. — Unter den Darstellern zeihneten sh namentlich Herr Eißfeldt, der den Strecker vortrefflich charakterisierte, und Fräulein Holgers, welche das sch{chwindsüchtige Mädchen mit packender Natur- wahrheit wiedcrgab, aus. Herr Bauer machte dagegen durch einen allzugroßen Aufwand von Pathos den obnehin etwas phrasenhaft redenden, betrogenen Freund Strecker's zu einem Zerrbild und erzielte, wie bereits oben erwähnt, zuweilen unbeabsichtigte lomische ge während eine natürlidere Sprehweise ihm üder manche Klippe binweggeholfen hätte. Die übrigen Mitwirkenden, die Damen Vogl, Doppel, Caßmann und Brandes verdienen durchaus Anerkennung. Ueber die Aufnahme des Werkes wurde eingangs be- reits berichtet.
Im Königlichen Opernhause geht mergen zum Gedächtniß des Todestages Richard Wagner’s „Tannhäuser“ in der Pariser Einrichtung unter Kapellmeister Weingartner's Leitung in Scene. Die Beseßung is nachstehende: Tannhäuser: Herr Sylva; Wolfram:
err Bulß; Elisabeth: Fräulein Hiedler; Venus: Frau Su(ber; Landgraf: Herr Stammer.
Im Königlichen Schauspielhause werden O&ar Blumcen- thal's Lustspiele „Abu Seid", mit den Herren Klein , Vollmer, Purschian und Frau von Hcchenburger in den Hauptrollen, und „Das zweite Gesicht“, in welchem die Herren Klein und Blencke, die Damen Lindner und Hausner austreten, gegeben. Am kommenden Montag und Dienstag gelangen die beiden Theile voa Shakeipeare’s „König Heinrih 1V." zur Aufführung. Bald darauf folgt Heinrih V., sodaß noch in der laufenden Spielzeit der Cyclus der F beendet werden dürfte. Sämmtliche Deko-
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rationen und Kostüme sind neu angefertigt. Den Falstaff spielt Herr Molenar, den Prinzen und den König Heinrich Herr Matkowsky.